Hafenviertel | Im Kerker von Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Valjan Novka
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von: den Docks
Datum: 12. August 1278, Donnerstag
betrifft: Nahuela
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Valjan war nicht ganz sicher, ob es wirklich sein Wunsch war näher zu bei ihr zu sein oder nicht. Aber er wollte wissen in was er hier hinein geraten war. Er wusste in welcher Zelle die Kapitänin saß und kam zu dem Schluss, dass der Raum mit all den Schreibtischen für Personal, das Papierkram zu erledigen hatte, aber kein eigenes Büro hatte, dafür am geeigneten war.

Es würde sich noch erweisen, dass einer dieser Tische bald inoffiziell Feldwebel Novak gehörten sollte, denn besonderes ungeliebter Papierkram wurde dort abgelegt. Der Junge würde es schon erledigen und sich nicht beschweren.

So ähnlich begann es bereits heute, als ihm ein leicht dicklicher Korporal, der nun unter Valjans Kommando stand einige Unterlagen in die Hand drückte, sobald er bei der Wache auftauchte. Er stellte sich als Joerile Churgal vor und stach vor allem durch seinen üppigen Bartwuchs und Kotletten hervor, die sein Gesicht nur am Kinn frei ließen. Auf Geheiß von Leutnant Speegelberg überreiche er ihm die Verschleiß- und Versorgungspläne der Truppe zur baldigen Abarbeitung. Der Kopf besagte zwar Zuständigkeit Feldwebel K. Kidwenck, aber jemand hatte es durch gestrichen und V. Novka dahinter geschrieben. Seufzend und mit einem Lächeln nahm er die Arbeit entgegen und setzte sich an seinen zukünftigen Tisch. Jetzt hatte er zumindest ein Ausrede.

Über den Papierkram gebeugt, den Kopf auf die Linke gestützt und in der rechten einen Stift würde niemand auf die Idee kommen, dass er im Geiste nach der ‚Kapitänin‘ rief.
Zuletzt geändert von Valjan Novka am Montag 24. Juli 2023, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Nahuela Mughwadi
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Sie hatte ihn verloren - der Stein war dick und das natürliche Selbst der Welt unter ihm wie erstickt. Außerdem war sie müde vom Kampf und die Geister waren launisch - Nahuela konnte sie nicht zwingen, das konnte nicht einmal eine shennen. Sie konnte nur bitten, dass sie mit der Stimme des ha'daja zum Fuchs sprachen, doch verlangen konnte sie es nicht und so wandten sie sich irgendwann gelangweilt ab und überließen Nahuela sich selbst. Die Serrikanierin beendete ihre Übungen, als sei nichts gewesen und streckte sich dann auf der Pritsche aus, die ihr als Bett dienen sollte. Die Jacke rollte sie als Kissen unter ihren Kopf, die Arme verschränkte sie zusätzlich hinter diesem. Warten war etwas, das man bei den faithel lernte. Warten. Geduld zu warten. Ein Grundbaustein der Ausbildung. Wer ungeduldig war, neigte zu Fehlern. Also wartete die Frau, mit der Geduld einer Katze vor dem Mauseloch und ihr Warten wurde in so weit belohnt, dass nach einiger Zeit wieder etwas an ihrer Aufmerksamkeit zupfte.
"ma'hchaban che fennek.", lachte sie leise vor sich hin, während sie schwungvoll in den Sitz kam, die Beine unterschlug und die Arme ausbreitete, als könne sie unsichtbare Wände mit den Händen berühren. Ihr Körper wogte dabei wie eine junge Birke im Wind, einer stummen Melodie folgend. Nahuela hielt die Augen geschlossen, lauschte auf die Geister. Äußerte ihre Bitte.... und wurde kichernd erhört. Die Geister fanden scheinbar Gefallen an dem kleinen Fuchs, der so unscheinbar zwischen sie geschlichen war und nun ha'daja trug.
Die dunklen Lippen der Frau verzogen sich und ließen weiße Zähne im Dämmerlich funkeln. "Versteckst du dich in deinem Bau, fennek?" Es klang immer ein wenig spöttisch, daran würde sich der kleine Fuchs gewöhnen müssen und die Geister kicherten nur.
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Valjan Novka
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Da war sie wieder. Valjan mochte ihre Stimme, sie passte zu dem kurzen Anblick, den er von ihr erhaschen konnte. Im Regen in der Dunkelheit führten sie die Männer des Regenten ab und doch zeigte sie so viel Stolz. Welche Frau Nowigrads konnte sich das erlauben? Und doch: ‚Ihr seid es, die um meinen Bau herumschlich. Was erwartet ihr?‘

Versteckt er sich? Vielleicht, aber das ist sein Zuhause. Hat er Angst? Scheiße ja. Weder will er von Nilfgaard überrollt noch er von einem Schmuckstück erwürgt werden. Bei Letzterem kann ihm diese Frau helfen, wenn sie das will, wenn sie einen Grunde fände, warum sie das tun sollte.

‚Was ist Fennek? Und dieses ha'daja? Was macht das? Außer Schmerzen? Erklärt es mir!‘
Würde er sprechen, würde seine Stimme lauter werden, aber er dachte nicht wissend was dort ankam, wie es ankam. Doch ihr leichter Hohn begann ihn zu nerven. Sie ist die Aggressorin hier nicht er. Den Impuls seine Gefühle nach außen zu zeigen, konnte er noch unterdrücken, sodass niemand Verdacht schöpfen würde, wie er da am Schreibtisch saß und ‚arbeitete‘. Er beruhigte sich und schob ein vielleicht leicht verzweifeltes ‚Bitte‘ nach. Valjan hätte sie lieber aus anderen Gründen kennengelernt.
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Nahuela Mughwadi
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Die Verbindung zwischen ha'daja und Nahuela war nun besser, da die Geister den frechen Fuchs neugierig umschwirrten und dieser sich etwas heran gewagt hatte. Und kaum das Nahuela die Hand nach ihm ausstreckte, schnappte er auch schon nach dieser. Sie lachte kurz und schnalzte mit der Zunge. War er wütend auf sie oder doch vielleicht eher auf sich selbst und seine Unvorsicht? Niemand hatte ihn gezwungen die ha'daja anzulegen.
Fragen perlten zu ihr, aufgereiht an einem Faden aus Unmut. Sicher, fremde Worte, fremde Weisheit, nichts was den Nordländern geläufig war. Serrikanien war weit, seit langem auch für sie selbst fast unerreichbar fern. Nahuela wurde etwas ernster, ihre Stimme wollte das gesträubte Fell glatt streichen.
'Ein fennek ist ein kleiner Wüstenbewohner, ähnlich einem Fuchs.', erklärte sie mit noch immer vom Lächeln gefärbter Stimme, dann wurde sie ernst. 'ha'daja sind die Gaben der Geister. Meines Blutzeichens und seiner Brüder.' Die große Katze, der Falke und .... Fennek. 'Für mich schafft es ein Band in die Welt der Geister. Für dich kann es vieles sein, doch in erster Linie ist es fremd, denn es gehört dir nicht.' Das ha'daja auch durch fennek ein Band geknüpft hatte, stand außer Frage, sonst könnten sie sich nicht unterhalten. Das Problem war nur, dass nicht fennek ha'daja befahl sondern andersrum. In ihrer Zelle runzelte Nahuela die Stirn schloss halb die Augen und bewegte eine Hand, als striche sie sanft über jemandes Wange. Dann holte sie aus und verpasste dem imaginären Gegenüber eine Ohrfeige.
Was spürst du, Fennek?
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Valjan Novka
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‚Mich hat etwas geschlagen, Kapitän…‘ Es schwang Irritation mit, die Resignation Platz machte.

Immerhin nur wie eine Ohrfeige, nicht diese feurigen Schmerzen am Hals oder gar würgen. Dennoch klang Valjan resigniert. Kurz hatte der Wüstenfuchs Vertrauen gewonnen, vielleicht auch gesucht und zu gerne angenommen. Als ihre Stimme weicher wurde, traute sich das scheue Tier weiter hervor, war neugierig was sie ihm noch erzählen könnte und kurz hatte er gedacht, jemand würde ihn kraulen…

Das unerwartete Brennen auf linken Wange hingegen hatte ihn aus seiner Lümmelposition am Schreibtisch gebracht und er war mit dem Kopf hart auf dem Tisch aufgeschlagen. Von den wenigen anderen Wächtern im Raum kam leises Gelächter, beim Papierkram einschlafen war nicht ungewöhnlich. Valjan setzte sich wieder auf und starrte vor sich. Da waren Zahlen, Preise, Verbrauchsgegenstände, Verluste vom sechsten, dieser Kidwenck hätte das schon letzte Woche bearbeiten müssen…

„Bleibst wohl über Mittag da, hä?“ Einer der Leutnants, zumindest nicht Speegelberg. Der filigrane Feldwebel nickte mit dem üblichen „Ja, Ser“ und widmete sich nicht ganz so gewissenhaft wie es aus sah seiner Arbeit. Dann merkt auch keiner wie ich Reh nasche statt Schöpfessen alla Donnerstag.

Ob sie alles mitbekam, was er dachte? Nein, bestimmt nicht. Valjan schloss die Augen, er musste das Beste aus der Situation machen, zur Not gab es immer noch Dwimeritzellen. Vielleicht würde er mehr erfahren können.
‚Was für Geister? Was ist ein Blutzeichen? Ich verstehe so wenig… aber ich… ich geb‘s gerne zurück… oder so?‘
Nur, könne er nicht in ihre Zelle spazieren. Zu viele Wachen, zu viele Anordnungen, zu viele Augen genau dafür, dass niemand solchen Unfug trieb wie er gerade darüber nachdachte. Slava würde ihm den Kopf abreisen, wenn er jetzt noch mehr Fehler machte. Nein, nein, ruhig bleiben und nachdenken. Fennek. Ein Fuchs aus der Wüste. ‚Warum nennt Ihr mich Fennek?‘ Er starrte auf die Zahlen vor sich.

‚Und wie soll man siebzehn mal vier rechnen?‘ Niemand hatte einem kleinen Mädchen Mathematik näher gebracht.
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Nahuela Mughwadi
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Nahuela hatte ihre Unterlippe mit den Zähnen gefangen, entließ sie wieder, um die Lippen erst ein wenig zu spitzen und dann breit zu Lachen. Der Ton hallte dunkel mit fein klingenden Spitzen von den Wänden ihres Kerkers wider. Welch Eigensinn der Geister! Sie - Nahuela - war keine shennen, daher nutzte sie ha'daja nicht für Flüche und dergleichen. Es war eher ein Talisman, doch nun... Sie runzelte die Stirn und der Fuchs würde eine Weile Geduld haben müssen, bis er ihre Stimme wieder hörte.
'Die war für den Diebstahl.', war das erste, was nach dem langen Schweigen zu ihm drang. Es war kurios, dass es funktionierte und sie wusste noch nicht wirklich, wie sie ihn wieder befreite. Das allerdings würde sie besser vorerst für sich behalten.
'Der Fennek ist, was ha'daja in dir sieht und darum sehe ich dich so.', erklärte sie stattdessen. 'In Serrikanien haben alle Menschen ein Blutzeichen, doch nicht allen offenbart es sich. Vielleicht erkläre ich es dir irgendwann, kleiner Fuchs.', sagte sie wieder in jenem Ton, der erheitert klang, auch wenn sie nicht davon ausging, lange genug zu leben, um ihren Worten Taten folgen zu lassen. Ein Gedanke, der sie auf eine andere Frage brachte: Was passierte mit dem Fennek, wenn sie starb, jetzt da ha'daja sie quasi ohne ihr Zutun miteinander verbunden hatte? Es gab hunderte Möglichkeiten und die wenigsten waren erbaulich.
Nahuela verschränkte die Finger im Nacken und kreiste sitzend den Oberkörper ein einem kleinen Radius um die Taille. Das könnte ein Problem sein oder besser: eines werden.
'Nimm vier Zehner und vier siebener oder auch zwei und zwei siebener - so hast du vierzig und vierzehn und vierzehn. Zusammen Achtundsechzig...', erwiderte sie etwas abwesend. Ihre Gedanken kreisten um das Problem, was sie beide nun hatten. Und nun? Wie brachte sie ith'fiah dazu, fennek zu ihr zu lassen, ohne das man sie gleich als Hexe auf den Scheiterhaufen stellte? So jedenfalls schätzte sie die nördlichen Königreiche derzeit ein. In Nilfgaard wurde wenig Gutes über den Umgang mit Andersartigkeit berichtet - sicher, es war Krieg, aber ein Fünkchen Wahrheit war oft auch in der Propaganda zu finden.
'Wir müssen reden, kleiner Fuchs, von Angesicht zu Angesicht, sonst weiß ich nicht, wie ich dir helfen soll.', war unvermittelt die Stimme Nahuelas wieder da. Warm, fast samtig. 'Und befreien muss ich dich.' Wenn sie auch noch keine Ahnung hatte, wie.
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Valjan Novka
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,Beschlagnahmt‘, stellte Valjan nicht ohne Selbstironie klar. ,Ich stehle nicht. Ich beschlagnahme, konfisziere und sammel Beweise oder Indizien.‘
Vielleicht wie kleiner Fuchs. Aber warum immer klein? Selbst eine Halskette nennt ihn klein. Ein Seufzer.

Achtundsechzig. Da hatte sie recht. Der Feldwebel notierte die Ausgaben. Durch das Schweigen und dieser Starthilfe kam er weiter voran. Bald hatte er eine sehr genaue Vorstellung, was die Truppe unter Seegelberg an dem Tag alles verloren hatte. Nicht so viel wie die anderen, man war ja nur Bereitschaft und kam später. Dieser Erkenntnisgewinn gefiel ihm, einem Korporal hätte das niemand erzählt. Wenn man weiterhin Papierkram auf ihn abschieben würde, bekäme er noch mehr Einblicke. Schon spannend. Schließlich stellte er einen Antrag für Ersatzmaterial, als sich die Kapitänin wieder meldete.

,Man wird heute niemanden zu Euch vorlassen.‘
Auch wenn es in ihn nagte diese Person sehen zu wollen. Aber nur mit Sondergenehmigung. Eine solche könnte er sich ausstellen, er müsste sie nur unterzeichnen: mit Slavas Unterschrift. Er gäbe hier genügend Vorlagen auf Todesurteilen oder Haftbefehlen und mehr Papier auf seinem Schreibtisch würde die Leute nur belustigen. Mittags wäre eh niemand hier. Er hätte alle Zeit, Möglichkeiten, Wissen und Unterlagen dazu. Fennek musste schelmisch grinsen. Der frischgebackene Freiherr mag solche Gedankengänge an ihm schätzen, aber an seine Grenzen kommen, wenn man sie gegen ihn einsetzte. Ähnliches kannte er von seinen Eltern, aber über die gab es nicht solche Gerüchte aus den Verhörkammern. Nein. Wenn er sie 'heimlich' besuchen würde, dann mit seinem Segen. Er tanzte hier eh schon am Abgrund.

,Ist nicht so, dass ich nicht will, mich die Neugier plagt. Auch wenn ich nicht weiß, was Ihr dann mit mir macht. Oder was auf eine Ohrfeige noch folgt. Aber ich hab' so viele Fragen neben wie ich aus diesem Schlamassel wieder raus komme. Wie nach Eurem Namen oder dem des Schoners, den ihr gekapert habt. Warum ihr für Nilfgaard arbeitet. Natürlich welche Befehle ihr hattet. Wer Euch beauftragt hat. Oder wer der Gefangene Skelliger ist. Und... was ist Euer Blutzeichen?‘
Valjan rief sich ihre Stimme in Erinnerung, nach was klang sie? Das ha'daja sieht sie so. Er fühlte da nach, dort wo das Kettchen auf seiner Haut lag. Der Leder, die Münze, der Knochen, die glatten Edelsteine. ,Komm, zeig dem Fennek ihr Blutzeichen‘, bat er.
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Nahuela Mughwadi
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Die Serrikanierin schmunzelte vor sich hin. Fennek war gerissen, mutig und neugierig. Frech obendrein. Sie ließ ihn eine Weile allein mit den Fragen und hüllte sich in Schweigen, als müsse sie beweisen, dass nicht fennek ha'daja befahl. War sie selbst jemand, den fennek fürchten müsste? Vielleicht, doch nicht grundlos. Die Strafe für den Diebstahl - oder wie auch immer er es nennen wollte - hatte ha'daja selbst verhängt und sie war hart genug, denn Nahuela selbst wusste noch nicht, wie sie diese wieder aufheben sollte. Außerhalb davon saß fennek am längeren Hebel, denn er war draußen und sie hier drin - was sollte also passieren?
Nach einer geraumen Weile war Nahuelas Stimme wieder da. 'Wieso solllte ich dir mehr antun, als du dir selbst schon angetan hast, fennek? Und Fragen darfst du stellen, nur erwarte nicht auf alle eine Antwort.' In ihrer Zelle setzte sich der Kapitän etwas zurecht. 'Mein Volk sagt: Kehib li-dae'm sarrathon 'haque dae'm-ila zaman nicha'ja. Was so viel heißt wie: Falschheit währt für eine Stunde, die Wahrheit bis zum Ende der Zeit. Was ich antworte, ist also wahr gesprochen. Was ich nicht antworte, wäre Lüge, wenn ich sprechen würde.' Es war nicht so einfach, dies in der Gemeinsprache der nördlichen Königreiche auszudrücken und Nahuela runzelte nachdenklich die Stirn. 'Meinen Namen kannst du haben. Ich bin Nahuela Mughwadi, Kapitänleutnant im Dienste des Kaiserreichs und mein Blutzeichen ist asad'hi, die große Katze.', damit fiel sie wieder in Schweigen. Mehr würde fennek nicht von ihr erfahren, wenn er sich nicht aus seinem Bau traute und zu ihr kam.
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Valjan Novka
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‚Hmmm. Warum arbeitet Ihr für ein Reich, dass seit Jahren weiter den Aggressor gibt, erobert und verbrannte Erde zurück lässt?‘ Möglicherweise auch Propaganda, aber die ankommenden Flüchtlinge in Nowigrad sprachen doch sehr ähnlich: ‚‘Vater’land liebe wird es nicht sein. Welche Schlüsse lässt das auf Euch zu? Und wer weiß, zu was eine gefangene Katze alles fähig ist? Große Katze, kleiner Fuchs, hört sich nicht gut für mich an. Ihr sitzt zwar in meinem Kerker, aber ich wohl auch in Eurem.‘

Im Büro stand Valjan auf, verteile seine Papiere, die er schon bearbeitet hatte dort, wo man sie abholen und finden würde. Immerhin hatte er vielleicht eine Stunde gebraucht für das was Kidwenck in einer Woche nicht zusammen gebracht hatte. Aber er sollte neben Serrikanisch noch nach Mathematik bei Jamal sehen und vielleicht gab es irgendwo ein Bild von einem Fennek? Flora und Fauna Serrikans? Es gibt sicher mehr als Tiger.
Das Ding, welches ihn heute morgen geweckt hatte, konnte auch rechnen hatte Cat ihm erklärt, vielleicht kann es einem auch rechnen erklären oder Schura wusste vielleicht wie man rechnet. Der schien auch schlauer zu sein, als seine fehlenden Grammatikkenntnise vermuten ließen. Aber der hatte heute bestimmt andere Sorgen. Auch wenn er nach ihm gefragt hatte, er wollte ihn sehen und ja Valjan ihn auch. Für einen Moment schloss der Feldwebel die Augen, bevor er sich wieder an den Schreibtisch setzte.

‚Ich bin Valj…‘ Falschheit währt für eine Stunde, die Wahrheit bis zum Ende der Zeit: ‚Valleska Novka, Feldwebel im Dienste der Stadtwache Nowigrads.‘ Warum tat er das? Irgendwie… kam es ihm… richtig? vor. Valjan hielt inne. Er sollte das auch Schura sagen, bald. Warum sagte er es ihr, der Feindin, die einen Überfall vorbereiten sollte? Seine Heimat zu überfallen, zu plündern und zu übernehmen, um sich seinen Teil des Reichtum wegzunehmen. War das eine Folge des ha'daja? ‚ und Fennek.‘

Sein Blick fiel auf die Papiere zu diesem Fall, die Gefangen, die Leichen in seinem Keller. ‚Zehn sind verstorben. Was macht Ihr mit Euren Toten?‘
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Nahuela Mughwadi
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Die dunklen Augen der Serrikanierin hielten einen Punkt jenseits der Wand im Blick, ihre Brauen hatten sich leicht gehoben, um die Lippen spielte weiterhin das spöttische Lächeln, das auch ihre mentale Stimme färbte. Wenn sie eines in ihrem Leben bisher gelernt hatte, dann das jede Medaille zwei Seiten hatte und der Mensch nicht existieren konnte, ohne diese beiden Seiten für verschieden zu erklären. So war sie nicht anders als fennek, doch sie maßte sich an, immerhin verstanden zu haben, dass genau das es war, was sie alle niemals zur Ruhe kommen ließ. Das ewige Teilen in Gruppen, Gemeinschaften, Sippen, Königreiche. Sie sprach sich davon nicht frei, aber sie hatte gewählt und sie stand hinter ihrer Wahl. Was nicht hieß, dass man diese situationsgebunden überdenken konnte. Die Wüste lehrte Pragmatismus, auch was Allianzen anging.
'Und du, fennek? Wieso stellst du deinen klugen Kopf in den Dienst eines Reiches, das Andersartigkeit verteufelt, die Elfen bekämpft und in dem Frauen weniger wert sind als Männer, wenn sie nicht gerade zufällig Zauberinnen sind? Jeder wählt irgendwann seine Seite, so denke ich. Nicht zu wählen, hieße erdulden.' Aber das alles wusste der kleine Fuchs natürlich viel zu genau. Nahuelas Lächeln wurde breiter. Schleicher. Verborgen zwischen all den größeren und vielleicht auch gefährlicheren Tieren.
Nahuela glitt grazil von ihrer Pritsche und wanderte zu ihrem Wasserkrug, in dem noch ein kleiner Rest verblieben war. Diesen schenkte sie in einen Becher und nippte daran. Valleska also. Ein hübscher Name, nur schade, dass fennek ihn übertünchte, um genau den Makel zu verbergen, der keiner war. Der Klang ihrer Präsenz durch ha'daja hatte Nahuela längst zugeflüstert, dass sie eine Frau vor sich hatte, was sie im Kaierreich nicht sonderlich überrascht hätte. Hier allerdings... keine einfache Wahl, so wenig wie es für sie dereinst einfach gewesen war zu wählen. Inzwischen war sie damit arrangiert - war der kleine Fuchs es auch?
'Freut mich sehr, Eure Bekanntschaft zu machen, Feldwebel Valleska - sayiir fennek.', wechselte sie in die förmliche Anrede und der Spott war plötzlich verflogen. Nahuela legte sich zwei Finger auf die Brust, direkt über dem Herzen und streckte die Hand dann aus, um das imaginäre Gegenüber ebenso zu berühren und einen leichten Druck auszuüben, bevor sie die Geste mit einer wischenden Handbewegung zwischen ihnen beendete, auch wenn nur sie selbst diese sehen konnte. Dann setzte sie sich mit ihrem Becher wieder.
Der Toten hatte sie gedachte und ihnen Ehre erwiesen. Allen, nicht nur ihren eigenen zehn. Die Geister hatten sie längst fort geführt. Doch sie fuhr auch schon lange genug zur See, um zu wissen, dass andere Länder ihre Toten anders ehrten. 'In Serrikanien lassen wir die Toten in den Kreis der Welt zurückgehen. Die Geister nehmen das, was unsterblich ist auf. Das, was stirbt, geht zurück ins daura - den Kreislauf von Werden und Vergehen.' Eine freundliche Umschreibung für liegen lassen, bis die Aasfresser ihre Arbeit taten, nachdem man für die Geister getanzt und geopfert hatte. 'Im Kaiserreich übergibt man die Toten dem Feuer.' Die Sonne nahm sie, verbrannte sie zu Asche. Nicht Nahuelas Glaube, aber er kollidierte auch nicht allzu schmerzhaft mit ihren Vorstellungen.
'Ich habe mit den Geistern getanzt, damit alle Toten ihren Weg finden. Auch eure.' Nahuela leerte ihre Becher.
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Valjan Novka
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‚Valentine‘ Valjan spürte wie er innerlich verkrampfte, diesen Stich in der Brust, wenn man Unangenehmes ertragen musste. Herr Evans hatte sich nicht entschieden. Er war nur zufällig vor Ort. Er hatte alles gegeben für etwas das er nicht kannte. Vielleicht hatte es ihm Slava genügt zu folgen und hatte Zuhause genauso wenig wie Schura zurückgelassen, aber es war trotzdem… unfair. Er wusste von keinem anderen Verlust auf ihrer Seite und Valentine war nicht auf dem Schiff gewesen. Aber nicht jetzt. Sie hatte für sie getanzt. ‚Danke…, Kapitänleutnant.‘

Die förmliche Anrede fiel ihm auf – auch weil er sich daran gewöhnt hatte, dass so viele ihn duzten. Hatte er sich nun in ihrer Achtung erwiesen? Oder stimmten diese Geschichten, dass soweit im Süden in Serrikanien die Männer weniger wert seien. Das kleine Mädchen konnte das nicht glauben, genauso wie Valjan sich diese Berührung an der Brust eingebildet haben musste, oder?

Feldwebel Novka packte seine Papier zum Fall des Schmugglerschiffes zusammen, räumte sie auf. Überlegte ob er sie in die Kiste eines Zimmer steckten sollte, entschied sich aber dagegen, viel stand nicht darauf, er hatte nichts dazu notiert und es würde nur auffallen, wenn es etwas nicht nach Vorschrift vorging.

Dennoch nagte noch eine Sache an ihm, er verließ das Büro und zupfte seine Uniform zurecht. ‚Hier ist mein Zuhause, mein Bau… Ich hab weder um diesen Konflikt gebeten, noch will ich ihn haben. Schon gar nicht habe ich mich in Dienst eines anderen Reiches gestellt wie mich dem Jarl der Skelligeinseln zu unterwerfen, um mit seinen Schiffen die Küsten zu plündern. Ich bin in diesen Straßen geboren und auf diesen Straßen tue ich meinen Dienst für die, die auf diesen Straßen leben. Die, die keine Stimme haben im Stadtrat, bei Hofe, bei Einsatz- und Kriegsbesprechungen. Das ist Nowigrad, mein Nowigrad. Nicht Redaniens, nicht Temeriens, nicht Kaedwens, nicht Aedirns und schon gar nicht Nilfgaards.‘

Feldwebel Novka salutierte vor dem Mann des Regenten, der Wache vor Nahuelas Zelle schob. „Feldwebel Valjan Novka, Ser“, stellte er sich wahrscheinlich nochmal vor, aber sie sollten gerade ja besonders wachsam sein: „Um eine Aussage bezüglich des Schoners, mit dessen Herkunftsgeschichte mich der Freiherr beauftragt hat, zu überprüfen, muss ich einen Blick auf die Gefangene werfen, Ser.“

Zumindest den Schlitz in der schweren Holztür könnte er aufschieben…
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