Einen langen Moment sah der Ritter die Erzpriesterin nur nachdenklich an.
Sie wirkte erschöpft, müde, beinahe schon ausgezehrt. Und er wusste, ihr Dickkopf konnte sich mit dem seinen nicht nur messen.
Sollte dies auf einen wie auch immer gearteten Kampf hinauslaufen, er würde verlieren. Haushoch.
Ohne Murren oder Wiederworte, nur mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck setzte er sich mühsam aus dem Liegen auf, nahm die Schüssel auf den Schoß und aß den ersten Löffel, kaute langsam und lange, schluckte und spülte mit einem Schluck Tee nach.
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, die Erzpriesterin auf die eigene Gesundheit anzusprechen, aber das wäre eine Anmaßung gewesen, die er gerade nicht wagte.
Vielleicht konnte er sie wenigstens zu einem Plausch verleiten, auch wenn er sich gerade fühlte wie ein Kaninchen vor einer überarbeiteten, zur Weißglut gereizten, hungrigen Schlange.
„Der Freiherr hat mir euren sehr interessanten Vorschlag unterbreitet.“, begann er und nahm eilig einen weiteren Bissen, nur um die Erzpriesterin gütlich zu stimmen.
„Denkt ihr, dass ist wirklich möglich?“
Während er brav weiter aß – in Zeitlupe ohne den Blick auch nur eine Sekunde abzuwenden – wartete er kreuzbrav auf eine Antwort.
Lieber die Bettpfanne als Mutter Varelias Wut.
Das Haus der Melitele - Quartiere
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Varelia nahm ihren eigenen noch halb gefüllten Becher vom Tablett und legte die Hände im Schoß darum, ohne zu trinken. Immerhin versuchte Jarel es gar nicht erst, sich irgendwelche Ausflüchte auszudenken oder gar in eine Diskussion einzusteigen. Schweigend nahm sie zur Kenntnis, wie er den ersten Löffel nahm. Und ihr brauchte er nichts vormachen: sein Körper lechzte nach genau den Dingen, die in dieser Schale waren. Fett, Salze, Zucker. Ein Hauch von Säure. Gegen sie konnte der Mann sich vielleicht wehren, aber gegen den eigenen Körper war jeder Mensch irgendwann machtlos. Zumindest wenn er nicht völlig im Geiste zerstört oder an der Seele krank. Mochte sein, dass es in Jarels Fall ein winziger Funkte Hoffnung war, den sie gesäht hatte und der bereits aufging. Die Frage machte dies deutlich.
Varelia hob die Brauen und lächelte leicht. "Jedenfalls erscheint es mir weit weniger unmöglich, als dir beizurbringen, im Privaten die Förmlichkeiten sein zu lassen." Als er vor einigen Tagen das erste Mal angekommen war, krank und verwundet, war es ihm leichter gefallen. Die Erzpriesterin schmunzelte und nahm einen Schluck Tee. "Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, aber bisher fehlte mir zum einen ein triftiger Grund und zum anderen das richtige Werkzeug. Beides hat mir Meliteles Fügung nun gereicht... Die Frage ist: Könntest du es dir denn vorstellen?" Natürlich war es in allererste Linie Jarel, von dem vieles abhing. Niemand brauchte sich um diese Änderung seiner Berufung bemühen, wenn er selbst es nicht mittragen konnte. Und der Freiherr hatte es sehr präzise ausgedrückt: Jarels Loyalität galt dem Orden, bis über den Tod hinaus, wenn es sein musste. Er hatte so vieles in dieser Ritterbruderschaft mitbewegt, so vieles erstritten und erduldet. Entsprechend musste so ein Handel mit Fingerspitzengefühl geschlossen werden, nicht nur Jarels wegen, sondern auch der hohen Herren in Wyzima und Nowigrad geschuldet.
Varelia hob die Brauen und lächelte leicht. "Jedenfalls erscheint es mir weit weniger unmöglich, als dir beizurbringen, im Privaten die Förmlichkeiten sein zu lassen." Als er vor einigen Tagen das erste Mal angekommen war, krank und verwundet, war es ihm leichter gefallen. Die Erzpriesterin schmunzelte und nahm einen Schluck Tee. "Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, aber bisher fehlte mir zum einen ein triftiger Grund und zum anderen das richtige Werkzeug. Beides hat mir Meliteles Fügung nun gereicht... Die Frage ist: Könntest du es dir denn vorstellen?" Natürlich war es in allererste Linie Jarel, von dem vieles abhing. Niemand brauchte sich um diese Änderung seiner Berufung bemühen, wenn er selbst es nicht mittragen konnte. Und der Freiherr hatte es sehr präzise ausgedrückt: Jarels Loyalität galt dem Orden, bis über den Tod hinaus, wenn es sein musste. Er hatte so vieles in dieser Ritterbruderschaft mitbewegt, so vieles erstritten und erduldet. Entsprechend musste so ein Handel mit Fingerspitzengefühl geschlossen werden, nicht nur Jarels wegen, sondern auch der hohen Herren in Wyzima und Nowigrad geschuldet.
- Jarel Moore
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Mit einer Sache hatte die Erzpriesterin durchaus recht. Er hatte in seiner Ausbildung zwar gelernt, tagelang ohne Nahrung auszukommen, doch als der erste Löffel den Weg durch die Speiseröhre in seinen Magen geschafft hatte gab es kein Halten mehr.
Das Verdauungsorgan steigerte sein leises Grummeln zu einem Gebrüll bei dem man vermuten könnte, der Schattenläufer hätte ein kleines Monster geschluckt.
Es war süß. Es war reichhaltig. Es war…köstlich.
Der nächste Löffel landete mit wesentlich weniger Zögern in der Futterluke und ein seichtes Lächeln zeigte seine Freude am Geschmack. Der Gedanke an das, was später kommen würde schob er weit von sich.
„Verzeih.“, murmelte er mit vollem Mund auf die Bemerkung hinsichtlich der Förmlichkeiten und warf damit nicht nur die Förmlichkeit, sondern auch einen Teil guten Benehmens über Bord.
Konnte er sich das vorstellen? Er futterte noch einen Löffel, kaute bemüht langsam und dachte dabei nach. Die Euphorie als ihm Slava den Vorschlag unterbreitet hatte war verflogen. Nun war er eher nachdenklich als euphorisch.
Nach einem weiteren Löffel nickte er.
„Ich kann mir tatsächlich vorstellen, diese Aufgabe zu erfüllen.“, erklärte er vorsichtig, nachdem er die halb geleerte Schüssel mit dem Löffel darin auf seinem Schoß abgestellt hatte.
Seine Hingabe für den Orden hatte nach den letzten Ereignissen einen ebenso großen Dämpfer bekommen wie seine Zuversicht in die Zukunft.
Woran er aber noch mehr zweifelte war an von Herrenlohs Einverständnis in dieses Vorgehen.
Tempelwache. Botschafter des Glaubens…den letzten Botschafter des Glaubens den er kannte war nach einem Streit mit seinem Verlobten in Richtung der Eichhörnchen verschwunden.
So etwas würde er nie tun. Verrat begehen. Aber wer wusste schon, was genau da vorgefallen war. Der Freiherr war dahingehend nicht für seine Redseligkeit bekannt.
„Ja.“, antwortete Jarel nach einer kleinen Pause fest. „Es wäre mir eine Ehre. Eine große Ehre. Ich bezweifle nur, dass der Orden das zulässt. Das von Herrenloh das zulässt.“
Die Kiefer des Ritters arbeiteten. Der Vorschlag hatte sich in seinen Gedanken festgesetzt wie eine Zecke in einem Schafsfell. Er durfte sich darin nur nicht verrennen, denn in seinen Augen standen die Chancen dafür schlecht.
Und wie eine Zecke nagte auch die Ungewissheit an ihm, wohin seine vor Wochen noch ach so in Stein gemeißelte Zukunft nun gehen mochte.
Das Verdauungsorgan steigerte sein leises Grummeln zu einem Gebrüll bei dem man vermuten könnte, der Schattenläufer hätte ein kleines Monster geschluckt.
Es war süß. Es war reichhaltig. Es war…köstlich.
Der nächste Löffel landete mit wesentlich weniger Zögern in der Futterluke und ein seichtes Lächeln zeigte seine Freude am Geschmack. Der Gedanke an das, was später kommen würde schob er weit von sich.
„Verzeih.“, murmelte er mit vollem Mund auf die Bemerkung hinsichtlich der Förmlichkeiten und warf damit nicht nur die Förmlichkeit, sondern auch einen Teil guten Benehmens über Bord.
Konnte er sich das vorstellen? Er futterte noch einen Löffel, kaute bemüht langsam und dachte dabei nach. Die Euphorie als ihm Slava den Vorschlag unterbreitet hatte war verflogen. Nun war er eher nachdenklich als euphorisch.
Nach einem weiteren Löffel nickte er.
„Ich kann mir tatsächlich vorstellen, diese Aufgabe zu erfüllen.“, erklärte er vorsichtig, nachdem er die halb geleerte Schüssel mit dem Löffel darin auf seinem Schoß abgestellt hatte.
Seine Hingabe für den Orden hatte nach den letzten Ereignissen einen ebenso großen Dämpfer bekommen wie seine Zuversicht in die Zukunft.
Woran er aber noch mehr zweifelte war an von Herrenlohs Einverständnis in dieses Vorgehen.
Tempelwache. Botschafter des Glaubens…den letzten Botschafter des Glaubens den er kannte war nach einem Streit mit seinem Verlobten in Richtung der Eichhörnchen verschwunden.
So etwas würde er nie tun. Verrat begehen. Aber wer wusste schon, was genau da vorgefallen war. Der Freiherr war dahingehend nicht für seine Redseligkeit bekannt.
„Ja.“, antwortete Jarel nach einer kleinen Pause fest. „Es wäre mir eine Ehre. Eine große Ehre. Ich bezweifle nur, dass der Orden das zulässt. Das von Herrenloh das zulässt.“
Die Kiefer des Ritters arbeiteten. Der Vorschlag hatte sich in seinen Gedanken festgesetzt wie eine Zecke in einem Schafsfell. Er durfte sich darin nur nicht verrennen, denn in seinen Augen standen die Chancen dafür schlecht.
Und wie eine Zecke nagte auch die Ungewissheit an ihm, wohin seine vor Wochen noch ach so in Stein gemeißelte Zukunft nun gehen mochte.
- Erzpriesterin Varelia
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Varelia beobachtete mit einer gewissen Genugtuung das zunehmende Tempo, in welchem die Grütze löffelweise in Jarel verschwand. Er war zwar nur ein paar Jahre jünger als sie, dennoch kam sie sich manchmal vor wie eine Mutter, die ihren Punkt erst einmal in den Sturkopf des Sohnes einnageln musste, um Gehör und vielleicht ein Quäntchen Verstand zu finden. Nun ja, immerhin erreichte sie ihr Ziel und auch der Patient würde feststellen, dass es mit der Energie aus einer gewissen Diät, die man ihm hier angedeihen ließ, rasch bergauf gehen würde. Schneller als mit dem Aufbau von Kraft entkam er der Bettpfanne nicht, im Gegenteil - Fasten würde das Dilemma nur verlängern. Die Erzpriesterin nahm einen weiteren Schluck Tee und ihre grauen Augen lächelten über den Rand des Bechers hinweg.
Vielleicht...
"Sicher wird es nicht so aufregende sein, wie dein Leben als Klingenmeister der flammenden Rose. Eine kleine Truppe, sicher nicht so elitär, dazu da einen Haufen Frauen zu bewachen, die zu eigensinnig sind, sich bewachen zu lassen.", schmunzelte Varelia in die Pause hinein. Das es darum bei weitem nicht allein ging, wusste der Mann im Bett gut genug. Auch wenn Nowigrad nicht Wyzima war, frei statt besetzt, so gab es doch überall jene, die eine Tempel schon mal mit einem Bordell verwechselten, nur weil die Dienerinnen der Göttin keinen Keuschheitsgürtel trugen. Oder mit einem Selbstbedienungsladen. Oder mit beidem. Die Erzpriesterin legte den Kopf etwas schief und sah Jarel beim Nachdenken zu. Man konnte es förmlich rattern hören und sie fiel in Schweigen, überließ ihn seinen Gedanken, die schließlich in ein unerwartet entschlossenen 'Ja' mündeten. Gefolgt von den unvermeidlichen Zweifeln, die natürlich auch Varelia hegte. Wenzel war ein nachtragender Bastard, überraschend war nur, dass Jarel das jetzt erst erkannte. Und da sage noch einer, Frauen seien das zänkische Geschlecht.
Sie leerte ihren Becher und stellte ihn beiseite.
"Und ich bin überzeugt, dass du unserer Großen Mutter alle Ehre machen würdest, mein Lieber. Aber ja, ich teile auch deine Zweifel. Uns bleibt nur es zu versuchen und zu vertrauen. Zuerst einmal vertraute ich deinem Urteil und habe den Freiherrn eingeweiht - sein Ruf eilt ihm aus Nowigrad voraus und zumindest bei Lothar sehe ich gute Chancen, dass er vielleicht das Positive in diesem Vorschlag erkennt. Hauptsache er kommt nicht von mir direkt." Sie lächelte schmal. "Von Herrenloh wird am Ende aller Dinge erkennen müssen, dass er nur Lothars Komtur ist, nicht wahr?" Es war eine ehrliche Frage, denn so genau durchschaute sie die Machtverhältnisse im Orden nicht. Varelia war die Erzpriesterin eines Glaubens, von dem die Guten Brüder zwar gern geschwisterlich sprachen, der aber dem was der Orden der Flammenrose darstellte, entgegen stand. Entsprechend vielfältig war die Möglichkeit an Diskussionen, die sie mit den Ordensoberen führte und bereits geführt hatte. Mit Lothar, von Herrenloh, vor all jenen mit de Aldersberg und selbst mit dem Hierarchen korrespondierte sie gelegentlich. Heuchlerische Briefe voller gegenseitiger Respektsbekundungen, die so leer waren wie Varelias Teebecher.
Vielleicht...
"Sicher wird es nicht so aufregende sein, wie dein Leben als Klingenmeister der flammenden Rose. Eine kleine Truppe, sicher nicht so elitär, dazu da einen Haufen Frauen zu bewachen, die zu eigensinnig sind, sich bewachen zu lassen.", schmunzelte Varelia in die Pause hinein. Das es darum bei weitem nicht allein ging, wusste der Mann im Bett gut genug. Auch wenn Nowigrad nicht Wyzima war, frei statt besetzt, so gab es doch überall jene, die eine Tempel schon mal mit einem Bordell verwechselten, nur weil die Dienerinnen der Göttin keinen Keuschheitsgürtel trugen. Oder mit einem Selbstbedienungsladen. Oder mit beidem. Die Erzpriesterin legte den Kopf etwas schief und sah Jarel beim Nachdenken zu. Man konnte es förmlich rattern hören und sie fiel in Schweigen, überließ ihn seinen Gedanken, die schließlich in ein unerwartet entschlossenen 'Ja' mündeten. Gefolgt von den unvermeidlichen Zweifeln, die natürlich auch Varelia hegte. Wenzel war ein nachtragender Bastard, überraschend war nur, dass Jarel das jetzt erst erkannte. Und da sage noch einer, Frauen seien das zänkische Geschlecht.
Sie leerte ihren Becher und stellte ihn beiseite.
"Und ich bin überzeugt, dass du unserer Großen Mutter alle Ehre machen würdest, mein Lieber. Aber ja, ich teile auch deine Zweifel. Uns bleibt nur es zu versuchen und zu vertrauen. Zuerst einmal vertraute ich deinem Urteil und habe den Freiherrn eingeweiht - sein Ruf eilt ihm aus Nowigrad voraus und zumindest bei Lothar sehe ich gute Chancen, dass er vielleicht das Positive in diesem Vorschlag erkennt. Hauptsache er kommt nicht von mir direkt." Sie lächelte schmal. "Von Herrenloh wird am Ende aller Dinge erkennen müssen, dass er nur Lothars Komtur ist, nicht wahr?" Es war eine ehrliche Frage, denn so genau durchschaute sie die Machtverhältnisse im Orden nicht. Varelia war die Erzpriesterin eines Glaubens, von dem die Guten Brüder zwar gern geschwisterlich sprachen, der aber dem was der Orden der Flammenrose darstellte, entgegen stand. Entsprechend vielfältig war die Möglichkeit an Diskussionen, die sie mit den Ordensoberen führte und bereits geführt hatte. Mit Lothar, von Herrenloh, vor all jenen mit de Aldersberg und selbst mit dem Hierarchen korrespondierte sie gelegentlich. Heuchlerische Briefe voller gegenseitiger Respektsbekundungen, die so leer waren wie Varelias Teebecher.
- Jarel Moore
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Ganz offen sah Jarel Varelia in die Augen.
„Du hast Recht. Von Herrenloh ist Lothar unterstellt.“ Schon bezeichnend, dass der angeschlagene Patient die Person, zu der er über ein Jahrzehnt aufgesehen und bewundert hatte mit Familiennamen bezeichnete und das Oberhaupt des Ordens mit Vornamen.
Ihm selber wurde das erst bewusst, als er es ausgesprochen hatte und verpasste ihm gleich einen Stich. Auch wenn er nur wenig jünger war als Wenzel von Herrenloh, war dieser einer Vaterfigur immer am nächsten gekommen. Und dieser Vater hatte ihn verstoßen, abgestraft und beinahe gebrochen. Beinahe?
Darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er war auf dem Wege der Besserung, nicht zuletzt Dank Varelia. Das Lächeln im bunten Gesicht des Ritters wurde noch eine Spur wärmer.
„Die Möglichkeit, dass von Tretogor der Sache zustimmt hängt davon ab, wie er nun zu mir steht. Früher standen wir uns freundschaftlich Gegenüber. Er war nie der, der nach Macht gestrebt hat und hat nie Entscheidungen aufgrund dem Bestreben Macht zu erlangen.“
Jarel atmete durch und nahm einen Schluck Tee, dann war auch seine Tasse leer.
„Er ist ein intelligenter Mann mit eigenem Kopf. Auch wenn von Herrenloh ihm Geschichten aufgetischt hat, er wird sie hinterfragen. Wenn er mir noch immer vertraut, stehen die Chancen gut, dass er dieser Sache zustimmt.“
Das von Tretogor ihm etwas schuldete konnte er leider nicht sagen.
Er hatte zwar damit angefangen dem Ritter mit dem süßen Zahn das Leben zu retten, doch die Jahre danach waren ein Wechsel gewesen, bei dem immer wieder der eine dem anderen den Arsch gerettet hatte. Und ohnehin…Lothar war der Komtur. Und er nur noch der ein einfacher Ritter, kaum mehr als ein Knappe. Er war…nichts.
Um sich von diesem Gedanken abzulenken, schob sich Jarel den letzten Löffel Getreide in den Mund und kaute nachdenklich und sorgsam durch.
„Und wenn Slava mit ihm spricht…ich weiß nicht, ob du schon einmal einem seiner Diskussionen miterleben durftest. Er könnte einem Wüstenbewohner ein Boot verkaufen…“
Der Ritter verlor sich einen Moment an die Erinnerung der Traumbilder. Salva, der Altar.
Er schluckte trocken und schielte zur leeren Teetasse.
„Die nächsten Tage entscheiden über meine Zukunft. Umbruch. Änderung. Nach so langer Zeit immer gleichbleibender Richtung nun Ungewissheit.“ Auf Jarels Stirn bildeten sich einige steile Falten.
„Was würdest du tun, wenn du noch einmal neu anfangen müsstest?“
„Du hast Recht. Von Herrenloh ist Lothar unterstellt.“ Schon bezeichnend, dass der angeschlagene Patient die Person, zu der er über ein Jahrzehnt aufgesehen und bewundert hatte mit Familiennamen bezeichnete und das Oberhaupt des Ordens mit Vornamen.
Ihm selber wurde das erst bewusst, als er es ausgesprochen hatte und verpasste ihm gleich einen Stich. Auch wenn er nur wenig jünger war als Wenzel von Herrenloh, war dieser einer Vaterfigur immer am nächsten gekommen. Und dieser Vater hatte ihn verstoßen, abgestraft und beinahe gebrochen. Beinahe?
Darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er war auf dem Wege der Besserung, nicht zuletzt Dank Varelia. Das Lächeln im bunten Gesicht des Ritters wurde noch eine Spur wärmer.
„Die Möglichkeit, dass von Tretogor der Sache zustimmt hängt davon ab, wie er nun zu mir steht. Früher standen wir uns freundschaftlich Gegenüber. Er war nie der, der nach Macht gestrebt hat und hat nie Entscheidungen aufgrund dem Bestreben Macht zu erlangen.“
Jarel atmete durch und nahm einen Schluck Tee, dann war auch seine Tasse leer.
„Er ist ein intelligenter Mann mit eigenem Kopf. Auch wenn von Herrenloh ihm Geschichten aufgetischt hat, er wird sie hinterfragen. Wenn er mir noch immer vertraut, stehen die Chancen gut, dass er dieser Sache zustimmt.“
Das von Tretogor ihm etwas schuldete konnte er leider nicht sagen.
Er hatte zwar damit angefangen dem Ritter mit dem süßen Zahn das Leben zu retten, doch die Jahre danach waren ein Wechsel gewesen, bei dem immer wieder der eine dem anderen den Arsch gerettet hatte. Und ohnehin…Lothar war der Komtur. Und er nur noch der ein einfacher Ritter, kaum mehr als ein Knappe. Er war…nichts.
Um sich von diesem Gedanken abzulenken, schob sich Jarel den letzten Löffel Getreide in den Mund und kaute nachdenklich und sorgsam durch.
„Und wenn Slava mit ihm spricht…ich weiß nicht, ob du schon einmal einem seiner Diskussionen miterleben durftest. Er könnte einem Wüstenbewohner ein Boot verkaufen…“
Der Ritter verlor sich einen Moment an die Erinnerung der Traumbilder. Salva, der Altar.
Er schluckte trocken und schielte zur leeren Teetasse.
„Die nächsten Tage entscheiden über meine Zukunft. Umbruch. Änderung. Nach so langer Zeit immer gleichbleibender Richtung nun Ungewissheit.“ Auf Jarels Stirn bildeten sich einige steile Falten.
„Was würdest du tun, wenn du noch einmal neu anfangen müsstest?“
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Also war es wie sie es sich gedacht hatte: Wenzel würde am Ende abnicken müssen, was Lothar beschloss. Also galt es, diesen auf die Seite ihrer Sache zu ziehen. Leider war sie tatsächlich nicht sonderlich gut darin, den Großmeister zu bauchpinseln, da sie generell eher direkt war und mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg hielt. Also würde sie das wohl tatsächlich dem immer wieder gerühmten Rednertalent in Form des Freiherrn überlassen und das beste hoffen. Und beten. Vielleicht Lebkuchen schicken oder taktisch bei den Musikstunden platzieren lassen.
"Es ist nicht dein erster Neuanfang und gemessen an jenem, mit dem dein Leben als Ritter begann, ist es keine gravierende Änderung. Eher eine Verschiebung des Aufgabenfelds." Sie zwinkerte. Was würde sie tun? In ihrem Alter wurden große Änderungen zunehmend eine Belastung, das konnte sie nachvollziehen, dennoch hatten all die Haken, die Varelias eigenes Leben bisher geschlagen hatte, immer irgendwann etwas Gutes hervorgebracht, auch wenn man das Glück manchmal zwingen musste, sich zu zeigen.
"Ich habe bisher bei jedem Umbruch fest an die Führung der Göttin geglaubt." Sie zögerte einen Moment, sah Jarel in die Augen. "Es gab viel davon, in meinem Leben. Ich verlor Familie, Freunde, Haus und Hof. Einen Mann und einen Sohn in den ersten Kriegsjahren, andere Kinder früher an das Schicksal. Doch ich gewann auch. Neue Wegbegleiter, Schwestern, Brüder, Freunde. Mehr als ein Heim, hier und in Ellander. Wissen. Glauben. Leben heißt Veränderung und keine davon musst du allein meistern. Da sind deine Kinder, da ist dieser Mann, dessen Erwähnung deine Augen zum Leuchten bringt. Da werde ich sein, so lange Melitele mir leuchtet." Sie lächelte selten offen und es zauberte Myriaden von Lachfalten in ihr Gesicht. Dann hob sie die Brauen. "Ich dachte immer, ihr Ritter seid allesamt furchtlose Krieger, die sich allem Unbekannten tapfer stellen.", stichelte sie ein wenig. Sicher, ein kleines Frauenkonvent konnte schonmal einer Hydra gleichen, bei dem sich alle Köpfe schnell mal miteinander verschworen, aber nichts, was einen Ordensritter ängstigte.
"Es ist nicht dein erster Neuanfang und gemessen an jenem, mit dem dein Leben als Ritter begann, ist es keine gravierende Änderung. Eher eine Verschiebung des Aufgabenfelds." Sie zwinkerte. Was würde sie tun? In ihrem Alter wurden große Änderungen zunehmend eine Belastung, das konnte sie nachvollziehen, dennoch hatten all die Haken, die Varelias eigenes Leben bisher geschlagen hatte, immer irgendwann etwas Gutes hervorgebracht, auch wenn man das Glück manchmal zwingen musste, sich zu zeigen.
"Ich habe bisher bei jedem Umbruch fest an die Führung der Göttin geglaubt." Sie zögerte einen Moment, sah Jarel in die Augen. "Es gab viel davon, in meinem Leben. Ich verlor Familie, Freunde, Haus und Hof. Einen Mann und einen Sohn in den ersten Kriegsjahren, andere Kinder früher an das Schicksal. Doch ich gewann auch. Neue Wegbegleiter, Schwestern, Brüder, Freunde. Mehr als ein Heim, hier und in Ellander. Wissen. Glauben. Leben heißt Veränderung und keine davon musst du allein meistern. Da sind deine Kinder, da ist dieser Mann, dessen Erwähnung deine Augen zum Leuchten bringt. Da werde ich sein, so lange Melitele mir leuchtet." Sie lächelte selten offen und es zauberte Myriaden von Lachfalten in ihr Gesicht. Dann hob sie die Brauen. "Ich dachte immer, ihr Ritter seid allesamt furchtlose Krieger, die sich allem Unbekannten tapfer stellen.", stichelte sie ein wenig. Sicher, ein kleines Frauenkonvent konnte schonmal einer Hydra gleichen, bei dem sich alle Köpfe schnell mal miteinander verschworen, aber nichts, was einen Ordensritter ängstigte.
- Jarel Moore
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Verschiebung des Aufgabenfeldes. Auch eine Art es zu sehen – sollte es denn überhaupt dazu kommen. Ihr Zwinkern wirkte keck, jung. Und überzeugend. Jarel erwiderte ein vergnügtes, breites Lächeln auf ihr Zwinkern.
Das erste Mal begann der Ritter darüber nachzudenken, wie die Erzpriesterin wohl als junges Mädchen gewesen war und musste mit erschrecken feststellen, dass er so gut wie nichts über sie wusste.
Die war eine Institution gewesen, die einfach immer da war. Wie eine Mutter für ein Kind.
Und dieses spezielle – bärtige und betagte - Kind hatte das nie hinterfragt.
Einen Moment huschte die Schamesröte über die Wangen und das lächeln geriet eine winzige Spur schief.
Eines Tages würde er einmal ein langes Gespräch mit ihr führen, vielleicht berichtete sie von ihrer Vergangenheit, vielleicht würde er von seiner berichten, doch nicht heute, denn bereits jetzt, nach einigen Minuten Unterhaltung und einem kleinen Essen, wurde er bereits wieder müde.
Müde. Schwach. Beschämt.
Jarel atmete so tief durch wie er konnte. Das hatte er sich selber eingebrockt, da musste er jetzt selber durch. Und dieses eine Mal nicht mit dem Kopf voran auf das rote Tuch zustürmen, sondern Schritt für Schritt und mit jeder Hilfe, die sich ihm bot.
Gerne hätte er sich vor gebeugt um ihre Hand in seine zu nehmen, aber das gehörte sich nicht.
Oder eher…er traute sich schlicht nicht.
„Manchmal bin ich der furchtlose Ritter. Und manchmal bin ich das orientierungslose Kind in der Dunkelheit, das den Weg verloren hat.“
Kurz sah er zu Boden, um dann mit einer seltsamen Neugier in den Augen wieder aufzusehen.
„Danke...“
Und da war er wieder, der Blick aus den warmen braunen Augen, wie ein getretener Dackel der nicht begriff, wie ihm geschah.
In diesem Moment wirkte der alte Mann tatsächlich wie ein kleiner Junge, der vom Weg abgekommen war.
Das erste Mal begann der Ritter darüber nachzudenken, wie die Erzpriesterin wohl als junges Mädchen gewesen war und musste mit erschrecken feststellen, dass er so gut wie nichts über sie wusste.
Die war eine Institution gewesen, die einfach immer da war. Wie eine Mutter für ein Kind.
Und dieses spezielle – bärtige und betagte - Kind hatte das nie hinterfragt.
Einen Moment huschte die Schamesröte über die Wangen und das lächeln geriet eine winzige Spur schief.
Eines Tages würde er einmal ein langes Gespräch mit ihr führen, vielleicht berichtete sie von ihrer Vergangenheit, vielleicht würde er von seiner berichten, doch nicht heute, denn bereits jetzt, nach einigen Minuten Unterhaltung und einem kleinen Essen, wurde er bereits wieder müde.
Müde. Schwach. Beschämt.
Jarel atmete so tief durch wie er konnte. Das hatte er sich selber eingebrockt, da musste er jetzt selber durch. Und dieses eine Mal nicht mit dem Kopf voran auf das rote Tuch zustürmen, sondern Schritt für Schritt und mit jeder Hilfe, die sich ihm bot.
Gerne hätte er sich vor gebeugt um ihre Hand in seine zu nehmen, aber das gehörte sich nicht.
Oder eher…er traute sich schlicht nicht.
„Manchmal bin ich der furchtlose Ritter. Und manchmal bin ich das orientierungslose Kind in der Dunkelheit, das den Weg verloren hat.“
Kurz sah er zu Boden, um dann mit einer seltsamen Neugier in den Augen wieder aufzusehen.
„Danke...“
Und da war er wieder, der Blick aus den warmen braunen Augen, wie ein getretener Dackel der nicht begriff, wie ihm geschah.
In diesem Moment wirkte der alte Mann tatsächlich wie ein kleiner Junge, der vom Weg abgekommen war.
- Erzpriesterin Varelia
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Varelia nahm Jarel die Schale ab und stellte sie zu den leeren Bechern. Einen Moment lang hatte er gewirkt wie ein verlegener Schuljunge, der erkennen musste, dass die Lehrerin nicht Teil des Inventars war, sondern ein Leben hatte. Und als läse sie seine Gedanken, ergriff sie bei seinem Dank die große Hand des Ritters. Ihre schlanken Finger, drückten die seinen in dem Versuch ein wenig Zuversicht zu vermitteln.
"Ich bete für dich, dass du Meliteles Licht in der Dunkelheit wiederfindest oder auch das Leuchten der Ewigen Flamme. Denn im Grunde sind unsere beiden Lehren geeignet, den Menschen einen Weg aus der Finsternis zu weisen." Die Erzpriesterin lächelte und richtete sich wieder auf, ließ seine Hand dabei los. Wenn nur der Hierarch und seine Gelehrten nicht so sehr darauf pochen würden, die alleinig seelig machende Weisheit zu haben.
"Und jetzt ruh' dich aus." Zumindest ihren Willen hatte er erfüllt. Sie erhob sich und nahm das Tablett an sich.
"Zu Mittag gibt es geschmorte Rüben in Rahm und Graupen. Ich will keine Klagen hören.", aber sie schmunzelte dabei.
"Ich bete für dich, dass du Meliteles Licht in der Dunkelheit wiederfindest oder auch das Leuchten der Ewigen Flamme. Denn im Grunde sind unsere beiden Lehren geeignet, den Menschen einen Weg aus der Finsternis zu weisen." Die Erzpriesterin lächelte und richtete sich wieder auf, ließ seine Hand dabei los. Wenn nur der Hierarch und seine Gelehrten nicht so sehr darauf pochen würden, die alleinig seelig machende Weisheit zu haben.
"Und jetzt ruh' dich aus." Zumindest ihren Willen hatte er erfüllt. Sie erhob sich und nahm das Tablett an sich.
"Zu Mittag gibt es geschmorte Rüben in Rahm und Graupen. Ich will keine Klagen hören.", aber sie schmunzelte dabei.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
„Ja M’am.“, antwortete er halb frech, halb demütig.
„Aye, M’am.“
Er schenkte ihr ein dankbares, aber auch leicht herausforderndes Lächeln. Aber mehr als das auch nicht, denn kaum ausgesprochen kuschelte er sich zurück in die Kissen und zog die Decke hoch.
Und im Handumdrehen war er eingeschlafen.
„Aye, M’am.“
Er schenkte ihr ein dankbares, aber auch leicht herausforderndes Lächeln. Aber mehr als das auch nicht, denn kaum ausgesprochen kuschelte er sich zurück in die Kissen und zog die Decke hoch.
Und im Handumdrehen war er eingeschlafen.
- Lothar von Tretogor
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- Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
- Lebenslauf: Lothar
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vom: Hof
Datum: 15.22 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Jarel
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Schwer war der Weg nicht gewesen und Lothar ohne große Umwege das beschrieben Quartier gefunden. Nur zwei Schwestern kamen ihm kichernd entgegen huschten aber schnell weiter. Er hatte das Gefühl morgen würde die ganze Stadt wissen, dass er hier war. Um noch mehr auf sich aufmerksam zu machen, klopfte er zwei Mal und trat erst ein, nachdem es im Inneren still blieb.
~o Der Raum war ungewöhnlich ruhig, von den kurzen, flachen Atemzügen eines Schlafenden abgesehen. Das Zimmer war klein, karg mit einem Bett, einem Schemel und einem winzigen Tisch möbliert, die Wände weiß gekalkt. Der einzige Schmuck war ein geschnitztes Bildnis der Göttin an einer Wand. Dafür besaß es eine Art winziges Fenster und war sauber. Es roch nach Kräutern, Seife und irgendetwas süßem. Auf dem Schemel neben dem Bett lagen zwei Bücher. Ein hiesiges, nicht sehr dickes und grob in Leder eingeschlagenes Buch und darauf ein handgroßes, fein in schwarzes Leder gebundenes. Das Schwarze trug auf dem Einband einen mit Gold hinterlegten Löwenkopf. Die ganze Machart schien fremd. Nicht von hier. Aus dem obersten Buch ragte ein Graphitstift, der wohl erst für den Inhalt der Seiten gesorgt hatte und nun eine bestimmte Stelle im Buch markierte. o~
Lothar schloss die Tür hinter sich, leise, denn sein ehemaliger Leibwächter schlief und nahm gemächlich Platz auf dem Hocker, legte sie Hände in den Schoss und lehnte sich an die Wand.
~o Der schlafende Mann dort im Bett hatte wenig mit dem ehemaligen Klingenmeister gemein.
Sie hatten gemeinsam Seite an Seite gekämpft, sich gegenseitig aus der Scheiße gezogen, sich mehr als einmal verletzt und geschlagen zurück zur Komturei geschleppt, aber DAS war nicht Jarel.
Der Mann, der an einen stramm gestopften Heusack angelehnt halb saß, halb lag, schlief. Die Person, der über Jahre sein Leibwächter gewesen war, hätte niemals verschlafen, dass jemand den Raum betrat.
Und so zerschlagen wie der Mann, der da in dem hellen Leinenhemd lag, hatte der Großkomtur seinen Ritterbruder nie gesehen. Die sonst immer sonnengebräunte Haut blass, fast grau, das linke Auge zugeschwollen und dunkel verfärbt, den linken Arm in der Schlinge, die Körperstellen die sichtbar waren voller blauer Flecken und obendrein lugte ein Stützverband aus dem Ausschnitt des Hemdes hervor.
Und doch war da das unverkennbare lackschwarze Haar, die breiten Schultern und die auffällig großen Hände, deren Knöchel so aussahen, als hätte er über Stunden gegen Wände geschlagen. o~
Der Großmeister seufzte hörbar. Er hatte gebrochene Männer und auch Frauen gesehen. Drei Kriege hatten ihm genug gezeigt, wie tief Menschen sinken konnten. Äußere Blessuren hatte er schon genug gesehen, die würden heilen. Aber was auch immer passiert war, hatte Moore mehr mitgenommen als ein paar Schrammen. Kurz war Lothar versucht in das schwarze Buch zu blicken in der Hoffnung ein paar Antworten zu finden. Doch er ließ es bleiben und räusperte sich stattdessen laut genug: „Moore! Nicht faulenzen!“ Eine Stimme, die man von einem Befehlshaber gewohnt war, nicht sehr laut, aber einschneidend.
vom: Hof
Datum: 15.22 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Jarel
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Schwer war der Weg nicht gewesen und Lothar ohne große Umwege das beschrieben Quartier gefunden. Nur zwei Schwestern kamen ihm kichernd entgegen huschten aber schnell weiter. Er hatte das Gefühl morgen würde die ganze Stadt wissen, dass er hier war. Um noch mehr auf sich aufmerksam zu machen, klopfte er zwei Mal und trat erst ein, nachdem es im Inneren still blieb.
~o Der Raum war ungewöhnlich ruhig, von den kurzen, flachen Atemzügen eines Schlafenden abgesehen. Das Zimmer war klein, karg mit einem Bett, einem Schemel und einem winzigen Tisch möbliert, die Wände weiß gekalkt. Der einzige Schmuck war ein geschnitztes Bildnis der Göttin an einer Wand. Dafür besaß es eine Art winziges Fenster und war sauber. Es roch nach Kräutern, Seife und irgendetwas süßem. Auf dem Schemel neben dem Bett lagen zwei Bücher. Ein hiesiges, nicht sehr dickes und grob in Leder eingeschlagenes Buch und darauf ein handgroßes, fein in schwarzes Leder gebundenes. Das Schwarze trug auf dem Einband einen mit Gold hinterlegten Löwenkopf. Die ganze Machart schien fremd. Nicht von hier. Aus dem obersten Buch ragte ein Graphitstift, der wohl erst für den Inhalt der Seiten gesorgt hatte und nun eine bestimmte Stelle im Buch markierte. o~
Lothar schloss die Tür hinter sich, leise, denn sein ehemaliger Leibwächter schlief und nahm gemächlich Platz auf dem Hocker, legte sie Hände in den Schoss und lehnte sich an die Wand.
~o Der schlafende Mann dort im Bett hatte wenig mit dem ehemaligen Klingenmeister gemein.
Sie hatten gemeinsam Seite an Seite gekämpft, sich gegenseitig aus der Scheiße gezogen, sich mehr als einmal verletzt und geschlagen zurück zur Komturei geschleppt, aber DAS war nicht Jarel.
Der Mann, der an einen stramm gestopften Heusack angelehnt halb saß, halb lag, schlief. Die Person, der über Jahre sein Leibwächter gewesen war, hätte niemals verschlafen, dass jemand den Raum betrat.
Und so zerschlagen wie der Mann, der da in dem hellen Leinenhemd lag, hatte der Großkomtur seinen Ritterbruder nie gesehen. Die sonst immer sonnengebräunte Haut blass, fast grau, das linke Auge zugeschwollen und dunkel verfärbt, den linken Arm in der Schlinge, die Körperstellen die sichtbar waren voller blauer Flecken und obendrein lugte ein Stützverband aus dem Ausschnitt des Hemdes hervor.
Und doch war da das unverkennbare lackschwarze Haar, die breiten Schultern und die auffällig großen Hände, deren Knöchel so aussahen, als hätte er über Stunden gegen Wände geschlagen. o~
Der Großmeister seufzte hörbar. Er hatte gebrochene Männer und auch Frauen gesehen. Drei Kriege hatten ihm genug gezeigt, wie tief Menschen sinken konnten. Äußere Blessuren hatte er schon genug gesehen, die würden heilen. Aber was auch immer passiert war, hatte Moore mehr mitgenommen als ein paar Schrammen. Kurz war Lothar versucht in das schwarze Buch zu blicken in der Hoffnung ein paar Antworten zu finden. Doch er ließ es bleiben und räusperte sich stattdessen laut genug: „Moore! Nicht faulenzen!“ Eine Stimme, die man von einem Befehlshaber gewohnt war, nicht sehr laut, aber einschneidend.
- Jarel Moore
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DAS saß.
Man konnte Jarel vieles vorwerfen, jedoch nicht, dass er hätte keinen Anstand.
Noch ehe sein Verstand vollständig angesprungen war, reagierte sein Körper reflexartig auf den Klang der ihm ach so bekannten Stimme.
Mit einem scharfen Schnaufen zog er die Luft ein, riss die Augen auf, fuhr hoch und schwang die Beine über den Bettrand.
Mit einer erstaunlichen Anmut und Schnelligkeit schob er sich aus dem Bett und landete sogleich auf einem Knie, den Blick zu Boden gesenkt, die Hände auf dem oberen Knie gefaltet.
„Exzellenz.“ Es klang er wie das Zischen einer Schlange als wie eine Begrüßung, denn jetzt, wo er vollständig wach war schalt ihn sein Körper ob dieser heftigen Bewegung einen Idioten und der Schmerz – besonders der der angeschlagenen Rippen – nahm ihm die Luft.
Innerlich fluchend biss er die Zähne aufeinander. Nur keine Schwäche zeigen, sich keine Blöße geben.
Wer wusste schon, welche Nachrichten von Herrenloh gesandt hatte und wie der Großmeister nun zu ihm stand.
Die Hoffnung, die beiden könnten immer noch Freunde sein wankte stark und war beinahe verloschen. Wenn Wenzel ihn so fallenlassen konnte, dann vielleicht auch Lothar?
Er sah nicht auf, rührte sich nicht, schwankte nicht einmal.
Nur…wie sollte er wieder hochkommen? Und wie lange hielt er das so aus?
Kacke….
Man konnte Jarel vieles vorwerfen, jedoch nicht, dass er hätte keinen Anstand.
Noch ehe sein Verstand vollständig angesprungen war, reagierte sein Körper reflexartig auf den Klang der ihm ach so bekannten Stimme.
Mit einem scharfen Schnaufen zog er die Luft ein, riss die Augen auf, fuhr hoch und schwang die Beine über den Bettrand.
Mit einer erstaunlichen Anmut und Schnelligkeit schob er sich aus dem Bett und landete sogleich auf einem Knie, den Blick zu Boden gesenkt, die Hände auf dem oberen Knie gefaltet.
„Exzellenz.“ Es klang er wie das Zischen einer Schlange als wie eine Begrüßung, denn jetzt, wo er vollständig wach war schalt ihn sein Körper ob dieser heftigen Bewegung einen Idioten und der Schmerz – besonders der der angeschlagenen Rippen – nahm ihm die Luft.
Innerlich fluchend biss er die Zähne aufeinander. Nur keine Schwäche zeigen, sich keine Blöße geben.
Wer wusste schon, welche Nachrichten von Herrenloh gesandt hatte und wie der Großmeister nun zu ihm stand.
Die Hoffnung, die beiden könnten immer noch Freunde sein wankte stark und war beinahe verloschen. Wenn Wenzel ihn so fallenlassen konnte, dann vielleicht auch Lothar?
Er sah nicht auf, rührte sich nicht, schwankte nicht einmal.
Nur…wie sollte er wieder hochkommen? Und wie lange hielt er das so aus?
Kacke….
- Lothar von Tretogor
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Beeindruckend. Aber ‚gelernt ist gelernt‘ heißt es. Unerwartet flink, kam sein Leibwächter auf die Beine und Lothar ließ ihn alleine aus Überraschung länger in dieser Position sitzen als er vor hatte. Eigentlich hatte er kaum mehr als ein Stöhnen erwartet. Aber… beeindruckend. Offenbar war er doch noch der Alte.
„Lass den Unsinn. Du solltest Dich schonen, so viel verstehe ich von Medizin…“ Der Großmeister erhob sich, danke innerlich der Flamme, dass das Schlangenmonster ihm heute Vormittag nur den Bart versenkt hatte, und packte Jarel an den Schultern, um ihn wieder zurück ins Bett zu wuchten. Dabei kam er neben ihm auf der Bettkante zum Sitzen. „Am Ende bekomme ich mit der ehrwürdigen Erzpriesterin noch Ärger…“ Warum sind es eigentlich ständig Frauen, die ihm sagen was er zu tun und zu lassen hat? Varelia, Madame Rovinsky, Ida, Elli, seine Schwester, die nilfgaarder Offizierin… Wahrscheinlich weil Männer so blöd sind, dass die meinen selbst in dem Zustand irgendwas beweisen müssen?
Aber unabhängig davon, schob der Großmeister den Ritter zurück ins Bett: „Hab Schwester Viola kennengelernt. Ist sie das?“
Die Frage, wie es ihm ginge, sparte er sich.
„Lass den Unsinn. Du solltest Dich schonen, so viel verstehe ich von Medizin…“ Der Großmeister erhob sich, danke innerlich der Flamme, dass das Schlangenmonster ihm heute Vormittag nur den Bart versenkt hatte, und packte Jarel an den Schultern, um ihn wieder zurück ins Bett zu wuchten. Dabei kam er neben ihm auf der Bettkante zum Sitzen. „Am Ende bekomme ich mit der ehrwürdigen Erzpriesterin noch Ärger…“ Warum sind es eigentlich ständig Frauen, die ihm sagen was er zu tun und zu lassen hat? Varelia, Madame Rovinsky, Ida, Elli, seine Schwester, die nilfgaarder Offizierin… Wahrscheinlich weil Männer so blöd sind, dass die meinen selbst in dem Zustand irgendwas beweisen müssen?
Aber unabhängig davon, schob der Großmeister den Ritter zurück ins Bett: „Hab Schwester Viola kennengelernt. Ist sie das?“
Die Frage, wie es ihm ginge, sparte er sich.
- Jarel Moore
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Das erwartete Stöhnen kam. Oder zumindest etwas ähnliches. Ein kurzes, mühsam unterdrücktes Brummen, als er mit der Hilfe des Großmeisters wieder im Bett landete.
Es dauerte etwas, bis Jarel antwortete. Er hatte einige Mühe seine Knochen zu sortieren und sich zu entscheiden, ob er sich weiter förmlich uns stocksteif verhielt oder einfach damit rechnete, sein Verhältnis zu Lothar war immer noch wie vor…der Sache…
Er rügte ihn - wie früher.
Er packte mit an und half – wie früher.
Der Ton war freundlich und aufmerksam – wie früher.
Er kam gleich zur Sache. Er saß an seinem Bett.
Über Jarels verkrampfte Züge huschte ein leichtes Lächeln.
„Ich freue mich dich zu sehen, Lothar. Auch wenn die Umstände nicht ganz optimal sind.“
Der angeschlagene Ritter grinste kurz und zog die Decke etwas hoch.
Es sah doch glatt so aus, als hätte sich zumindest Lothar nicht gegen ihn gewandt. Oder noch nicht.
„Schwester Iola, ja. Violetta, das kleine Mädchen, dass ich damals gerettet und hierhergebracht habe. Ist ein hübsches Ding geworden, schlau, lieb. Was sollte man sich mehr wünschen.“
Er redete nicht weiter, fragte sich nach, sondern atmete nur weiter durch und wartete ab, was nun kommen würde.
Es dauerte etwas, bis Jarel antwortete. Er hatte einige Mühe seine Knochen zu sortieren und sich zu entscheiden, ob er sich weiter förmlich uns stocksteif verhielt oder einfach damit rechnete, sein Verhältnis zu Lothar war immer noch wie vor…der Sache…
Er rügte ihn - wie früher.
Er packte mit an und half – wie früher.
Der Ton war freundlich und aufmerksam – wie früher.
Er kam gleich zur Sache. Er saß an seinem Bett.
Über Jarels verkrampfte Züge huschte ein leichtes Lächeln.
„Ich freue mich dich zu sehen, Lothar. Auch wenn die Umstände nicht ganz optimal sind.“
Der angeschlagene Ritter grinste kurz und zog die Decke etwas hoch.
Es sah doch glatt so aus, als hätte sich zumindest Lothar nicht gegen ihn gewandt. Oder noch nicht.
„Schwester Iola, ja. Violetta, das kleine Mädchen, dass ich damals gerettet und hierhergebracht habe. Ist ein hübsches Ding geworden, schlau, lieb. Was sollte man sich mehr wünschen.“
Er redete nicht weiter, fragte sich nach, sondern atmete nur weiter durch und wartete ab, was nun kommen würde.
- Lothar von Tretogor
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„Vielleicht Gehorsam? Dass sie Dir nicht auf der Nase herumtanzt?“ Der Großmeister erhob sich wieder, um dem Patienten sein Bett und Decke zu überlassen. Jarel sollte sich bequem hinsetzen, wie sich ein verbeulter Körper anfühlt wusste er selbst genug. „Aber was weiß ich schon? Von Töchtern…“ Schwer hörte man ihn seufzen, als er wieder auf dem Schemel Platz nahm. Er wirkte definitiv älter als beim letzten Treffen. Das Amt schien schwer auf seinen Schultern zu lasten. Und er selbst wollte sich nun wirklich keine Gedanken über Töchter machen.
„Du hättest mich eher besuchen können, Frederic. Ich hatte gehofft Dich hier zu finden, bevor Du irgendwelche Unfug machst – wie… Dich prügeln.“ Jarels Knöchel waren ihm aufgefallen und dass der Leibwächter auch gerne boxte wusste man. „Aber Mutter Varelia hat Dich bewacht, wie eine Löwin ihre Jungen und Dein begabter Knappe ist meinen Fragen ausgewichen wie ein Aal dem Fischer. Was erwartest Du jetzt?“
Wie der Großmeister auf seinem Hocker lümmelte, wirkte er nicht besonders streng oder erhaben. Die Roben waren jedenfalls nicht seine Besten, obwohl sauber. Natürlich fehlte das sonstige Schwertgehänge, denn das hatte man hier am Tor abzugeben. Die Brandwunde im Gesicht samt fehlenden Barthaaren war keinen halben Tag alt und gab ihm etwas von einem Herumtreiber. War der Großmeister ‚draußen spielen‘ gewesen? Und was war ihm so nahe gekommen? Aber darüber schien sich Lothar gerade keine Gedanken zu machen und erwartete noch keine Antwort auf seine Frage, denn der ehemalige Klingenmeister war vorsichtig und bestätigte darin, dass was auch immer passiert war ihm sehr nahe ging.
„Du hast mir Jahre lang loyal als Kopf meiner Leibwache gedient und ich hatte keinen Grund Dir zu misstrauen. Das weißt Du. Im Gegenteil.“ Er hatte sich in irgendwelchen Dreck geworfen, nur weil Jarel ‚Ducken!‘ gerufen hatte.
„Aber nun? Nun überschlagen sich die Gerüchte aus Nowigrad. Mich erreichen Zeilen Wenzels aus den Enttäuschung und Wut spricht. Daneben ein Knappe, der sich jedes Mal im Kopf und Kragen redet, wenn ich bemühe erfahren, was eigentlich los ist. Doch gibt mir jemand ehrliche Antwort? Nein.“ Man konnte die Enttäuschung in seinem Gesicht sehen, obwohl er Jarel nicht direkt ansah. „Gibst Du sie mir? Kannst Du mir erklären, wie das alles zu Stande gekommen ist? Deine Degradierung? Ein Verrat des Ordens an die Krone? Ein Vertrauensbruch mit Wenzel? Was musste alles passieren, dass es soweit kommt? Und verdammter Mist, Du hast Dich besoffen!“
Der Großmeister verbarg nicht die Sorge in seiner Stimme. „Ich möchte dass Du mir vertraust Jarel. Wie ich Dir vertraut habe. Versprechen kann ich Dir, dass nichts diesen heiligen Raum verlassen wird. Aber sag mir nicht bei der Flamme sondern bei unserer Freundschaft, was Dich verdammt nochmal in diese Situation gebracht hat. Und lass nichts aus…“ Dass Jakob darin sehr gut war wusste er bereits und auch wo der Knappe stand.
„Du hättest mich eher besuchen können, Frederic. Ich hatte gehofft Dich hier zu finden, bevor Du irgendwelche Unfug machst – wie… Dich prügeln.“ Jarels Knöchel waren ihm aufgefallen und dass der Leibwächter auch gerne boxte wusste man. „Aber Mutter Varelia hat Dich bewacht, wie eine Löwin ihre Jungen und Dein begabter Knappe ist meinen Fragen ausgewichen wie ein Aal dem Fischer. Was erwartest Du jetzt?“
Wie der Großmeister auf seinem Hocker lümmelte, wirkte er nicht besonders streng oder erhaben. Die Roben waren jedenfalls nicht seine Besten, obwohl sauber. Natürlich fehlte das sonstige Schwertgehänge, denn das hatte man hier am Tor abzugeben. Die Brandwunde im Gesicht samt fehlenden Barthaaren war keinen halben Tag alt und gab ihm etwas von einem Herumtreiber. War der Großmeister ‚draußen spielen‘ gewesen? Und was war ihm so nahe gekommen? Aber darüber schien sich Lothar gerade keine Gedanken zu machen und erwartete noch keine Antwort auf seine Frage, denn der ehemalige Klingenmeister war vorsichtig und bestätigte darin, dass was auch immer passiert war ihm sehr nahe ging.
„Du hast mir Jahre lang loyal als Kopf meiner Leibwache gedient und ich hatte keinen Grund Dir zu misstrauen. Das weißt Du. Im Gegenteil.“ Er hatte sich in irgendwelchen Dreck geworfen, nur weil Jarel ‚Ducken!‘ gerufen hatte.
„Aber nun? Nun überschlagen sich die Gerüchte aus Nowigrad. Mich erreichen Zeilen Wenzels aus den Enttäuschung und Wut spricht. Daneben ein Knappe, der sich jedes Mal im Kopf und Kragen redet, wenn ich bemühe erfahren, was eigentlich los ist. Doch gibt mir jemand ehrliche Antwort? Nein.“ Man konnte die Enttäuschung in seinem Gesicht sehen, obwohl er Jarel nicht direkt ansah. „Gibst Du sie mir? Kannst Du mir erklären, wie das alles zu Stande gekommen ist? Deine Degradierung? Ein Verrat des Ordens an die Krone? Ein Vertrauensbruch mit Wenzel? Was musste alles passieren, dass es soweit kommt? Und verdammter Mist, Du hast Dich besoffen!“
Der Großmeister verbarg nicht die Sorge in seiner Stimme. „Ich möchte dass Du mir vertraust Jarel. Wie ich Dir vertraut habe. Versprechen kann ich Dir, dass nichts diesen heiligen Raum verlassen wird. Aber sag mir nicht bei der Flamme sondern bei unserer Freundschaft, was Dich verdammt nochmal in diese Situation gebracht hat. Und lass nichts aus…“ Dass Jakob darin sehr gut war wusste er bereits und auch wo der Knappe stand.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Jarel atmete durch, versuchte sich halbwegs aufrecht hinzusetzen, zupfte die Decke zu Recht, was eher ein Akt des Zeitschindens war als einer der Ordentlichkeit, schluckte und sah Lothar nachdenklich an. Jetzt, wo er zur Ruhe kam und zum Nachdenken, hallten die Bilder des Traumes nach, aus dem Lothar ihn geweckt hatte. Er erinnerte sich kaum, doch das ausgelöste Gefühl schwappte nun langsam nach oben. Verlust. Endgültigkeit. Schwärze.
Was suchte dieses irrationale Gefühl in dieser Situation? Und warum ließ es sich nicht abschütteln. Es war doch nur ein Traum gewesen…oder?
Was zurück blieb war das Gefühl, nicht weiter abstürzen zu können, zusammen mit einer gewissen Gleichgültigkeit.
„Nicht nur besoffen.“, gab Jarel mit einer seltsamen Nüchternheit zu.
„Und ja. Ich habe den Orden verraten.“
In aller Seelenruhe griff Jarel nach der Tasse auf dem Tischchen und nahm einen Schluck kalten gesüßten Tee. Er deutete Lothar, sich die zweite Tasse zu nehmen und einzuschenken, bevor er zu berichten begann.
„Als ich vor einem Jahr auf der Suche nach einem Knappen Jacob fand, stieß ich unter anderem auf einen Mann. Vyacheslav Sokolov. Gerissener Soldat, hervorragend ausgebildet. Wir reisten nach Nowigrad. Jakob wurde mein Knappe. Der Mann trat in den Dienst des Regenten.“
Weit ausgeholt und verflucht viel ausgelassen. Sicher wusste Lothar das alles bereits. Als Großmeister hatte er schließlich auch auf jedem Baum ein Vögelchen.
„Vor Kurzem erreichte uns die Information, das Nilfgard einen Angriff auf die Stadt plante. Infiltration, Terrorismus, die Stadt von innen heraus zermürben und dann vernichten. Wir schlossen uns zusammen, rekrutierten Hexer, Söldner, Soldaten, tauschten Informationen aus. Auch Ordensinterna. Sowohl der Regent als auch der Großkomtur wussten von der Zusammenarbeit.“
Nun…der eine früher, der andere später.
„Wir schleiften die Lager, eroberten ein verlorenes Schiff zurück, retteten die Stadt für diesen Moment.“
Nun senkte der Schattenläufer doch den Blick, atmete noch einmal durch.
„Alles war längst vorbei, als von Herrenloh mich des Verrats bezichtigte. Er verurteilte mich nicht zum Tode, obwohl dies dem Protokoll entsprochen hätte. Zwölf Stockhiebe, vor dem ganzen Orden, selbst durchgeführt. Degradierung.“
Jarel verschränkte die Finger auf dem Schoß. Das klang selbst in dieser stark verkürzten Fassung haarsträubend, warum fehlte jetzt das eigentlich dazu gehörende Entsetzen? Das Gefühl der Demütigung? Die Trauer? Die Enttäuschung? Die Wut?
Warum auch immer. Es war gerade recht praktisch. Warum also damit hadern?
„Ich musste aus der Situation raus. Einen klaren Kopf bekommen. Sobald ich dazu in der Lage war, brach ich hierher auf.“ Oder auch früher als das, zumindest wenn man den Fieberschüben während des Ritts nicht außer Acht ließ.
„Hier angekommen war ich destabilisiert und ein Fünkchen reichte um..“
Er nahm noch einen Schluck Tee. Seine Kehle war staubtrocken.
„Ich stürzte ab. Besoff mich, schluckte Drogen, nahm an Käfigkämpfen teil. Mir war mein Leben ...egal...Alles innerhalb einer Nacht. Jakob fand mich in diesem Zustand und brachte mich in eine Fischerhütte, damit niemand mit ansehen musste, wie sich ein Flammenrosenritter durch den Entzug schleppt. Es ging schief. Erst stolpernden wir über eine weitere Reisende, verletzt, dann ging es mir schlechter.
Ob es der Entzug war oder das Oberstübchen zu viele Schläge einstecken musste weiß ich nicht.
Jakob holte Hilfe und brachte uns in den Tempel.“
Etwas unsicher stellte Jarel die Tasse zurück. Wie ging es dem Mädchen mit den leuchtenden Augen eigentlich? Er würde nach ihr fragen, sobald Varelia wieder nach ihm sah. Oder Iola.
Warum hatte er gerade das Gefühl, keinen von beiden wiederzusehen?
„Hier wurde es noch einmal…kritisch…“ Genauer gesagt war er gestorben und von Slava, Jacob, Avarion und Varelia zurückgeholt worden, aber dies zuzugeben würde zu viele Fragen aufwerfen. Fragen, die ihn – wenn richtig gestellt – ordentlich in die Bredouille bringen würde.
„Das Ergebnis siehst du hier.“ Der Ritter öffnete erklärend die Arme.
„Verzeih Jacob seine Verschwiegenheit. Er wollte mich bei all dem nicht reinreiten.“
Jacob…irgendwas war…mit Jacob….
„Hast du ihn in den letzten Stunden gesehen?“
Was suchte dieses irrationale Gefühl in dieser Situation? Und warum ließ es sich nicht abschütteln. Es war doch nur ein Traum gewesen…oder?
Was zurück blieb war das Gefühl, nicht weiter abstürzen zu können, zusammen mit einer gewissen Gleichgültigkeit.
„Nicht nur besoffen.“, gab Jarel mit einer seltsamen Nüchternheit zu.
„Und ja. Ich habe den Orden verraten.“
In aller Seelenruhe griff Jarel nach der Tasse auf dem Tischchen und nahm einen Schluck kalten gesüßten Tee. Er deutete Lothar, sich die zweite Tasse zu nehmen und einzuschenken, bevor er zu berichten begann.
„Als ich vor einem Jahr auf der Suche nach einem Knappen Jacob fand, stieß ich unter anderem auf einen Mann. Vyacheslav Sokolov. Gerissener Soldat, hervorragend ausgebildet. Wir reisten nach Nowigrad. Jakob wurde mein Knappe. Der Mann trat in den Dienst des Regenten.“
Weit ausgeholt und verflucht viel ausgelassen. Sicher wusste Lothar das alles bereits. Als Großmeister hatte er schließlich auch auf jedem Baum ein Vögelchen.
„Vor Kurzem erreichte uns die Information, das Nilfgard einen Angriff auf die Stadt plante. Infiltration, Terrorismus, die Stadt von innen heraus zermürben und dann vernichten. Wir schlossen uns zusammen, rekrutierten Hexer, Söldner, Soldaten, tauschten Informationen aus. Auch Ordensinterna. Sowohl der Regent als auch der Großkomtur wussten von der Zusammenarbeit.“
Nun…der eine früher, der andere später.
„Wir schleiften die Lager, eroberten ein verlorenes Schiff zurück, retteten die Stadt für diesen Moment.“
Nun senkte der Schattenläufer doch den Blick, atmete noch einmal durch.
„Alles war längst vorbei, als von Herrenloh mich des Verrats bezichtigte. Er verurteilte mich nicht zum Tode, obwohl dies dem Protokoll entsprochen hätte. Zwölf Stockhiebe, vor dem ganzen Orden, selbst durchgeführt. Degradierung.“
Jarel verschränkte die Finger auf dem Schoß. Das klang selbst in dieser stark verkürzten Fassung haarsträubend, warum fehlte jetzt das eigentlich dazu gehörende Entsetzen? Das Gefühl der Demütigung? Die Trauer? Die Enttäuschung? Die Wut?
Warum auch immer. Es war gerade recht praktisch. Warum also damit hadern?
„Ich musste aus der Situation raus. Einen klaren Kopf bekommen. Sobald ich dazu in der Lage war, brach ich hierher auf.“ Oder auch früher als das, zumindest wenn man den Fieberschüben während des Ritts nicht außer Acht ließ.
„Hier angekommen war ich destabilisiert und ein Fünkchen reichte um..“
Er nahm noch einen Schluck Tee. Seine Kehle war staubtrocken.
„Ich stürzte ab. Besoff mich, schluckte Drogen, nahm an Käfigkämpfen teil. Mir war mein Leben ...egal...Alles innerhalb einer Nacht. Jakob fand mich in diesem Zustand und brachte mich in eine Fischerhütte, damit niemand mit ansehen musste, wie sich ein Flammenrosenritter durch den Entzug schleppt. Es ging schief. Erst stolpernden wir über eine weitere Reisende, verletzt, dann ging es mir schlechter.
Ob es der Entzug war oder das Oberstübchen zu viele Schläge einstecken musste weiß ich nicht.
Jakob holte Hilfe und brachte uns in den Tempel.“
Etwas unsicher stellte Jarel die Tasse zurück. Wie ging es dem Mädchen mit den leuchtenden Augen eigentlich? Er würde nach ihr fragen, sobald Varelia wieder nach ihm sah. Oder Iola.
Warum hatte er gerade das Gefühl, keinen von beiden wiederzusehen?
„Hier wurde es noch einmal…kritisch…“ Genauer gesagt war er gestorben und von Slava, Jacob, Avarion und Varelia zurückgeholt worden, aber dies zuzugeben würde zu viele Fragen aufwerfen. Fragen, die ihn – wenn richtig gestellt – ordentlich in die Bredouille bringen würde.
„Das Ergebnis siehst du hier.“ Der Ritter öffnete erklärend die Arme.
„Verzeih Jacob seine Verschwiegenheit. Er wollte mich bei all dem nicht reinreiten.“
Jacob…irgendwas war…mit Jacob….
„Hast du ihn in den letzten Stunden gesehen?“
- Lothar von Tretogor
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- Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
- Lebenslauf: Lothar
Lothar war während Jarels Worten aufgestanden und zum kleinen Fenster getreten. Die Hände verschränkt über den Steiß sah er nach draußen. Jarel kannte das, der Großmeister konnte nicht lange still sitzen, musste beim Denken, Reden und Zuhören sich bewegen. Die Flammendienste waren in dem Sinne durchaus eine Übung in Selbstdisziplin und erst gestern hatte er dabei versagt, um spontan eine Predigt zu halten (aber das waren eh immer die Besten). Und nun? Lothar merkte wie er sich Wenzel Gemütszustand näherte: Wut und Enttäuschung.
Sein Freund erzählte ihm irgendwas oder Unbedeutendes, sich ein paar Nilfgaarder mit eher unkonventionellen Mittel entledigen. Wenzel war pragmatisch genug, wenn es darum ging die Stadt zu halten. Schließlich stand dort ebenfalls der Tempel und seine Macht. Es gab keinen Grund das zu verlieren. Dafür Klingenmeister Moore zu opfern. Der Großmeister atmete schwer ein, eine Chance gab er ihm noch:
„Ich habe in drei Kriegen Truppen geführt.“ Er sprach leise, aber deutlich und blickte weiter aus dem Fenster. „Erfolgreich. Mal Kleine. Mal Große. Veteranen. Rekruten. Milzen. Männer. Auch Frauen. Mitten auf dem Schlachtfeld. Hinter der Front. Im Ansicht magischer Auswüchse. Gegen eine Übermacht. Für den König, für die Freiheit, für Alles und… zuletzt… in eine Niederlage.“ Bitter, aber wahr. „Es war mir wichtig, so viele wie möglich durchzubekommen, sie lebend wieder Nachhause zu schicken. Entscheidungen zu treffen, Befehle zu geben, die Erfolg versprachen. Aber das konnte ich nur, wenn ich wusste wie die Situation war. Mir nutzten keine Berichte, die nur das enthielten was ich gerne hörte. Ich brauche die Wahrheit, Jarel. Jedes Detail, so scheiße es auch sein mag, um eine Entscheidung zu treffen zu können. Gerade von Dir, gerade über Dich.“
Seine Worten waren lauter geworden und er hatte sich umdreht, deutete auf den Mann im Bett. Er hatte beim Reden selbst gemerkt, wie schwer es ihm fiel ruhig zu bleiben. Wie sehr es ihn ankotzen würde, wenn auch dieser Mann ihn im Stich lässt.
„Erzähl mir nicht, dass ein bisschen gemeinsames Gemetzel zu so einem Verhalten Wenzels führt. Dass Du ihn nicht beim Vornamen nennst. Du warst wie ein Sohn für ihn! Der degradiert Dich nicht, der schlägt Dich nicht, der lässt Dich nicht fallen, weil Du mit ein paar Hexern und andren dreckigen Mietschwertern ein paar feindliche Soldat*innen abmurkst!“ Ja, er hat gegendert: eine nilfgaarder Offizierin musste ihm da einen Floh ins Ohr gesetzt haben. Die ungewöhnliche Mehrzahl bei Hexer hingegen wird ihm erst später auf fallen.
„Was bei der Flamme erzählst Du mir nicht?“ Nun konnte man dem Großmeister die Wut und Enttäuschung auch ansehen und er musste sich bemühen nicht noch lauter zu brüllen: „Entweder beichtest Du jetzt oder Du gehst! Heuchler hab ich genug um mich herum. Und Nein, Deinen Knappen kannst Du mitnehmen. Schade, hätte viel aus ihm werden können. Der Glaube in ihm scheint ehrlich, aber seine Loyalität gehört Dir, allein Dir.“
Sein Freund erzählte ihm irgendwas oder Unbedeutendes, sich ein paar Nilfgaarder mit eher unkonventionellen Mittel entledigen. Wenzel war pragmatisch genug, wenn es darum ging die Stadt zu halten. Schließlich stand dort ebenfalls der Tempel und seine Macht. Es gab keinen Grund das zu verlieren. Dafür Klingenmeister Moore zu opfern. Der Großmeister atmete schwer ein, eine Chance gab er ihm noch:
„Ich habe in drei Kriegen Truppen geführt.“ Er sprach leise, aber deutlich und blickte weiter aus dem Fenster. „Erfolgreich. Mal Kleine. Mal Große. Veteranen. Rekruten. Milzen. Männer. Auch Frauen. Mitten auf dem Schlachtfeld. Hinter der Front. Im Ansicht magischer Auswüchse. Gegen eine Übermacht. Für den König, für die Freiheit, für Alles und… zuletzt… in eine Niederlage.“ Bitter, aber wahr. „Es war mir wichtig, so viele wie möglich durchzubekommen, sie lebend wieder Nachhause zu schicken. Entscheidungen zu treffen, Befehle zu geben, die Erfolg versprachen. Aber das konnte ich nur, wenn ich wusste wie die Situation war. Mir nutzten keine Berichte, die nur das enthielten was ich gerne hörte. Ich brauche die Wahrheit, Jarel. Jedes Detail, so scheiße es auch sein mag, um eine Entscheidung zu treffen zu können. Gerade von Dir, gerade über Dich.“
Seine Worten waren lauter geworden und er hatte sich umdreht, deutete auf den Mann im Bett. Er hatte beim Reden selbst gemerkt, wie schwer es ihm fiel ruhig zu bleiben. Wie sehr es ihn ankotzen würde, wenn auch dieser Mann ihn im Stich lässt.
„Erzähl mir nicht, dass ein bisschen gemeinsames Gemetzel zu so einem Verhalten Wenzels führt. Dass Du ihn nicht beim Vornamen nennst. Du warst wie ein Sohn für ihn! Der degradiert Dich nicht, der schlägt Dich nicht, der lässt Dich nicht fallen, weil Du mit ein paar Hexern und andren dreckigen Mietschwertern ein paar feindliche Soldat*innen abmurkst!“ Ja, er hat gegendert: eine nilfgaarder Offizierin musste ihm da einen Floh ins Ohr gesetzt haben. Die ungewöhnliche Mehrzahl bei Hexer hingegen wird ihm erst später auf fallen.
„Was bei der Flamme erzählst Du mir nicht?“ Nun konnte man dem Großmeister die Wut und Enttäuschung auch ansehen und er musste sich bemühen nicht noch lauter zu brüllen: „Entweder beichtest Du jetzt oder Du gehst! Heuchler hab ich genug um mich herum. Und Nein, Deinen Knappen kannst Du mitnehmen. Schade, hätte viel aus ihm werden können. Der Glaube in ihm scheint ehrlich, aber seine Loyalität gehört Dir, allein Dir.“
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
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- Lebenslauf: Jarel
Gehen.
Lothar misstraute ihm so weit, dass er ihn „gehen“ lassen wollte. Was auch immer dieses Wort in dem Zusammenhang bedeutete. Er setze ihn unter Druck. Das hatte mit Freundschaft nichts mehr zu tun. Nichts mit Vertrauen. Zu gern wäre er jetzt tatsächlich „gegangen“. Allzu gern.
Doch da war Jacob.
Was sollte er also erzählen? Das es einen Anschlag auf das Lebens des Großkomturs gegeben hatte, den er nur mit Mühe hatte abwenden können? Das von Herrenloh ihm ein halbmagisches Spielzeug zur Beobachtung auf den Hals gehetzt hatte, weil er ihm misstraute?
Nein, er war vielleicht gefallen und verstoßen worden, aber verraten würde er den Mann, den er so lange verehrt hatte nicht.
Und Slava? Sollte er ihn verraten? Sich selber verraten? So oft hatte sein Verlobter ihn gerügt, dass er nicht die Klappe halten konnte. Und Recht hatte er gehabt dabei. Damit war jetzt Schluss. Er würde kein Vertrauen mehr schenken. Niemanden.
Lothar trieb ihn gerade wie Vieh in eine Ecke und nutze Jacob als Druckmittel. Was für ein erbärmlicher Trick.
„Jacobs Loyalität gehört dem Orden. Er kommt ohne mich bestens klar. Ich würde sogar sagen, er ist bereit für den Ritterschlag.“, antwortete Jarel nach einigen Momenten und schwang die Beine über die Bettkannte. Diesen Disput würde er nicht im Liegen führen. Etwas in ihm bebte unter der gefühlskargen Oberfläche auf unangenehm intensive Art und drohte entweder zer- oder durchzubrechen. Er schaffte es aufzustehen, die geballten Fäuste links und rechts neben sich, das Kinn erhoben, die Schultern zurückgenommen, wie ein Hahn, der gleich mit Krallen und Schnabel auf einen Eindringling losgehen wollte.
Er ging nicht auf von Tretogor zu, sondern bleib am Bett stehen. Allein schon der Tatsache geschuldet, dass er sich heimlich an das Bettgestell lehnte, um überhaupt diese Haltung einnehmen zu können.
Er sah dem Großmeister mit einer Kälte ins Gesicht, die der Ordensführer noch nie bei seiner ehemaligen Leibwache gesehen hatte. Selbst auf dem Schlachtfeld nicht, während sein Untergebener ein Leben nach dem anderen nahm, bis zu den Knöcheln in noch warmen Blut und den nächsten feind bereits im Visier.
„Du ziehst meinen Jungen mit rein, benutzt ihn als Druckmittel, eine Seele, die der Flamme nicht treuer ergeben sein könnte. Das sind keine Führungsqualitäten. Das ist eine Schande.“
Jarels Stimme war leise, dunkel, rau, doch ohne ein Zittern, sondern stattdessen schneidend kalt.
„Du hast Recht. Ich habe persönliche Verfehlungen begangen. Dafür wurde ich bestraft. Dafür bin ich bereit zu gehen.“ So viel zu Varelias Idee, zu Slavas Plänen. So viel zu seiner Zukunft. Kacke.
„Um deiner eigenen Ehre wegen. Halt Jakob da raus. Du strafst einen Unschuldigen. Das ist nicht der Ritter, dessen Schatten ich so lange war, für den ich und der für mich sein Leben riskiert hat. Gerechtigkeit war dir immer wichtig, Ehre, Zusammenhalt. Und wenn sich das nicht geändert hat, lasse den Jungen aus dieser Angelegenheit raus. Er hat Talent. Und er ist ein guter Junge. Er hat sich die Zukunft verdient, die er sich wünscht. Als Ritter. Im Orden.“
Der angeschlagene Ritter atmete tief durch. Nur nicht zittern, nicht stöhnen, nicht zeigen, wie nah er daran war auf mehr als eine Art zusammenzuklappen.
„Er hat den Orden nicht verraten. Das war allein ich.“
Er hielt Lothars Blick stand, so voll Adrenalin das er nicht erkannte, dass er gerade wie ein Stier auf ein rotes Tuch zustürmte. Eines, hinter dem ein gehässiger Torero einen Abgrund verbarg.
Lothar misstraute ihm so weit, dass er ihn „gehen“ lassen wollte. Was auch immer dieses Wort in dem Zusammenhang bedeutete. Er setze ihn unter Druck. Das hatte mit Freundschaft nichts mehr zu tun. Nichts mit Vertrauen. Zu gern wäre er jetzt tatsächlich „gegangen“. Allzu gern.
Doch da war Jacob.
Was sollte er also erzählen? Das es einen Anschlag auf das Lebens des Großkomturs gegeben hatte, den er nur mit Mühe hatte abwenden können? Das von Herrenloh ihm ein halbmagisches Spielzeug zur Beobachtung auf den Hals gehetzt hatte, weil er ihm misstraute?
Nein, er war vielleicht gefallen und verstoßen worden, aber verraten würde er den Mann, den er so lange verehrt hatte nicht.
Und Slava? Sollte er ihn verraten? Sich selber verraten? So oft hatte sein Verlobter ihn gerügt, dass er nicht die Klappe halten konnte. Und Recht hatte er gehabt dabei. Damit war jetzt Schluss. Er würde kein Vertrauen mehr schenken. Niemanden.
Lothar trieb ihn gerade wie Vieh in eine Ecke und nutze Jacob als Druckmittel. Was für ein erbärmlicher Trick.
„Jacobs Loyalität gehört dem Orden. Er kommt ohne mich bestens klar. Ich würde sogar sagen, er ist bereit für den Ritterschlag.“, antwortete Jarel nach einigen Momenten und schwang die Beine über die Bettkannte. Diesen Disput würde er nicht im Liegen führen. Etwas in ihm bebte unter der gefühlskargen Oberfläche auf unangenehm intensive Art und drohte entweder zer- oder durchzubrechen. Er schaffte es aufzustehen, die geballten Fäuste links und rechts neben sich, das Kinn erhoben, die Schultern zurückgenommen, wie ein Hahn, der gleich mit Krallen und Schnabel auf einen Eindringling losgehen wollte.
Er ging nicht auf von Tretogor zu, sondern bleib am Bett stehen. Allein schon der Tatsache geschuldet, dass er sich heimlich an das Bettgestell lehnte, um überhaupt diese Haltung einnehmen zu können.
Er sah dem Großmeister mit einer Kälte ins Gesicht, die der Ordensführer noch nie bei seiner ehemaligen Leibwache gesehen hatte. Selbst auf dem Schlachtfeld nicht, während sein Untergebener ein Leben nach dem anderen nahm, bis zu den Knöcheln in noch warmen Blut und den nächsten feind bereits im Visier.
„Du ziehst meinen Jungen mit rein, benutzt ihn als Druckmittel, eine Seele, die der Flamme nicht treuer ergeben sein könnte. Das sind keine Führungsqualitäten. Das ist eine Schande.“
Jarels Stimme war leise, dunkel, rau, doch ohne ein Zittern, sondern stattdessen schneidend kalt.
„Du hast Recht. Ich habe persönliche Verfehlungen begangen. Dafür wurde ich bestraft. Dafür bin ich bereit zu gehen.“ So viel zu Varelias Idee, zu Slavas Plänen. So viel zu seiner Zukunft. Kacke.
„Um deiner eigenen Ehre wegen. Halt Jakob da raus. Du strafst einen Unschuldigen. Das ist nicht der Ritter, dessen Schatten ich so lange war, für den ich und der für mich sein Leben riskiert hat. Gerechtigkeit war dir immer wichtig, Ehre, Zusammenhalt. Und wenn sich das nicht geändert hat, lasse den Jungen aus dieser Angelegenheit raus. Er hat Talent. Und er ist ein guter Junge. Er hat sich die Zukunft verdient, die er sich wünscht. Als Ritter. Im Orden.“
Der angeschlagene Ritter atmete tief durch. Nur nicht zittern, nicht stöhnen, nicht zeigen, wie nah er daran war auf mehr als eine Art zusammenzuklappen.
„Er hat den Orden nicht verraten. Das war allein ich.“
Er hielt Lothars Blick stand, so voll Adrenalin das er nicht erkannte, dass er gerade wie ein Stier auf ein rotes Tuch zustürmte. Eines, hinter dem ein gehässiger Torero einen Abgrund verbarg.
- Lothar von Tretogor
- Spieler Level 2
- Beiträge: 234
- Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
- Lebenslauf: Lothar
Dafür ging Lothar den Schritt auf Jarel zu. Mit gemischten Gefühlen betrachtete er seinen Leibwächter, diesen trotzigen Dickkopf, der ihn gerade zur Weißglut trieb.
„Ja! Er hat den Ritterschlag wahrlich verdient. Ich geb’ ihn ihm persönlich, wenn Du mich darum bittest. Er ist verdammt gut mit dem Schwert, hat mich zum Schwitzen gebracht, mir gezeigt was für ein alter Mann ich bin. Er hat seinen Kopf, sein Herz und auch seine Eier am richtigen Ort. Scheiß auf seine Herkunft von sonst wo. Aber ich kann niemanden brauchen, der mich an der Nase herum führt! Der jedes Wort so dreht, dass es ihm passt. Der eine gereichte Hand ausschlägt und mir stattdessen eine Finte ins Gesicht haut. Den man um Hilfe bittet, aber sie einem verwehrt wird.
Ich brauche Vertraute, Jarel und die gehen mir zunehmend aus. Warum versteckst Du Dich? Ich hatte gehofft Dich Wyzima zu finden, bevor Du abstürzt. Ich bin gekommen sobald ich zu Dir durfte. Statt im Tempel darauf zu warten, dass Du zur Flamme kriechst!“
Leise konnte er nicht mehr reden. Dennoch schielte ein Auge, eine Hand darauf, Jarel zu stützen sollte er kippen. Die Anspannung war kaum merklich. Diese Würde wollte er ihm gerne lassen, aber doch verhindern, dass er sich mehr tut als nötig.
„Denn ja, wo ist die Ehre, die Gerechtigkeit, der Zusammenhalt, das Vertrauen zwischen uns? Wie soll ich Dir vertrauen, wenn Du es nicht tust? Ich kann nicht mehr als Dir anzubieten, es zwischen uns beiden zu klären. Nicht zwischen Großmeister und... Ritter. Halten wir Jakob raus. Gerne.“ Nein, kein Abgrund. Der Torero nahm das rote Tuch runter, legte es zusammen, warf es weg. Atmete selbst schwer durch.
„Was sind Deine Verfehlungen? Wenzel hat sie mir nicht genannt, nur dass ich über Dein Schicksal entscheiden soll. Aber niemand sagt mir, was Du verdammt nochmal angestellt hast. Was zwischen Dir und Wenzel schief gelaufen ist und wichtiger warum? Was hat euer Vertrauen so erschüttert? Was hast Du getan? Dass es soweit gekommen ist.“
Eigentlich konnte er sich kaum etwas vorstellen. Jarel war ein Killer, aber das wusste auch Wenzel. „Aber nein, ich weiß nicht, wo Jakob ist. Mir sagt doch keiner was. Ich dachte er geht nach dem Training hier ins Waisenhaus und ist er nicht hier?“ Da war der Anflug von Sorge in der Stimme, sie hielt sich noch zurück, denn der Knappe war häufiger unentschuldigt unterwegs und konnte doch ganz gut auf sich aufpassen.
Die Erleichterung wurde größer je länger er diesen Worten Jarels lauschte: „Gibst du mir dein Ehrenwort, dass kein Schatten auf Jakob fällt, wenn ich gestehe? Dass er sein Leben weiterleben, seine Karriere weiter verfolgen kann, egal was mit mir geschieht? Dein Ehrenwort, Lothar. Nicht als Großmeister. Als der der du warst, als wir uns das erste Mal begegnet sind? Als...Freund?“
Lothars Hände legten sich auf Jarels Schultern, kräftig und sanft zugleich: „Ja, Frederic, Du bekommst mein Wort. Ich kümmere mich um Deinen Jungen, als Großmeister und als Dein Freund. Bitte vertrau Dich mir an, es wird zwischen uns bleiben.“ Dunkelblauen Augen suchten diese unendlich Schwarzen.
„Aber setzen wir uns… ich werd alt.“ Zumindest er nahm wieder Platz. Sollte Jarel sich wieder auf sein Bett setzen, würde er die Schultern vielleicht einen Tick zu lange halten, aber das musste verdammt nochmal weh tun.
„Ja! Er hat den Ritterschlag wahrlich verdient. Ich geb’ ihn ihm persönlich, wenn Du mich darum bittest. Er ist verdammt gut mit dem Schwert, hat mich zum Schwitzen gebracht, mir gezeigt was für ein alter Mann ich bin. Er hat seinen Kopf, sein Herz und auch seine Eier am richtigen Ort. Scheiß auf seine Herkunft von sonst wo. Aber ich kann niemanden brauchen, der mich an der Nase herum führt! Der jedes Wort so dreht, dass es ihm passt. Der eine gereichte Hand ausschlägt und mir stattdessen eine Finte ins Gesicht haut. Den man um Hilfe bittet, aber sie einem verwehrt wird.
Ich brauche Vertraute, Jarel und die gehen mir zunehmend aus. Warum versteckst Du Dich? Ich hatte gehofft Dich Wyzima zu finden, bevor Du abstürzt. Ich bin gekommen sobald ich zu Dir durfte. Statt im Tempel darauf zu warten, dass Du zur Flamme kriechst!“
Leise konnte er nicht mehr reden. Dennoch schielte ein Auge, eine Hand darauf, Jarel zu stützen sollte er kippen. Die Anspannung war kaum merklich. Diese Würde wollte er ihm gerne lassen, aber doch verhindern, dass er sich mehr tut als nötig.
„Denn ja, wo ist die Ehre, die Gerechtigkeit, der Zusammenhalt, das Vertrauen zwischen uns? Wie soll ich Dir vertrauen, wenn Du es nicht tust? Ich kann nicht mehr als Dir anzubieten, es zwischen uns beiden zu klären. Nicht zwischen Großmeister und... Ritter. Halten wir Jakob raus. Gerne.“ Nein, kein Abgrund. Der Torero nahm das rote Tuch runter, legte es zusammen, warf es weg. Atmete selbst schwer durch.
„Was sind Deine Verfehlungen? Wenzel hat sie mir nicht genannt, nur dass ich über Dein Schicksal entscheiden soll. Aber niemand sagt mir, was Du verdammt nochmal angestellt hast. Was zwischen Dir und Wenzel schief gelaufen ist und wichtiger warum? Was hat euer Vertrauen so erschüttert? Was hast Du getan? Dass es soweit gekommen ist.“
Eigentlich konnte er sich kaum etwas vorstellen. Jarel war ein Killer, aber das wusste auch Wenzel. „Aber nein, ich weiß nicht, wo Jakob ist. Mir sagt doch keiner was. Ich dachte er geht nach dem Training hier ins Waisenhaus und ist er nicht hier?“ Da war der Anflug von Sorge in der Stimme, sie hielt sich noch zurück, denn der Knappe war häufiger unentschuldigt unterwegs und konnte doch ganz gut auf sich aufpassen.
Die Erleichterung wurde größer je länger er diesen Worten Jarels lauschte: „Gibst du mir dein Ehrenwort, dass kein Schatten auf Jakob fällt, wenn ich gestehe? Dass er sein Leben weiterleben, seine Karriere weiter verfolgen kann, egal was mit mir geschieht? Dein Ehrenwort, Lothar. Nicht als Großmeister. Als der der du warst, als wir uns das erste Mal begegnet sind? Als...Freund?“
Lothars Hände legten sich auf Jarels Schultern, kräftig und sanft zugleich: „Ja, Frederic, Du bekommst mein Wort. Ich kümmere mich um Deinen Jungen, als Großmeister und als Dein Freund. Bitte vertrau Dich mir an, es wird zwischen uns bleiben.“ Dunkelblauen Augen suchten diese unendlich Schwarzen.
„Aber setzen wir uns… ich werd alt.“ Zumindest er nahm wieder Platz. Sollte Jarel sich wieder auf sein Bett setzen, würde er die Schultern vielleicht einen Tick zu lange halten, aber das musste verdammt nochmal weh tun.
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
- Beiträge: 1049
- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
„So lange du nur Jakob da raus hälts.“
Jarel begann zu zittern und nahm endlich wieder auf der Bettkante Platz, neben Lothar, wesentlich weniger elegant als vor Minuten der Kniefall. Der Großmeister konnte die steigende Hitze spüren, die von seinem ehemaligen Leibwächter aus ging.
„Ich…ermittle seid einiger Zeit.“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Auf eigene Faust, niemand im Orden hat damit zu tun.“ Der Ritter atmete durch, senkte die Arme wieder und krallte sich regelrecht an der Bettkante fest.
Er riskierte damit mehr als das, was er bereits verloren hatte. Wenn er sich abermals mit seinem Vorgesetzen…mit seinem Freund… verschätzte, landete er auf dem Scheiterhaufen.
Trotzdem gab es jetzt kein Zurück mehr.
„Ich ermittelte gegen Hemmelfart. Gegen den Hierarchen. Gegen unser aller geistliches Oberhaupt. Und ich habe Dinge herausgefunden…“
Jarel verzog angewidert das Gesicht. „Und glaub mir, was ich herausgefunden habe, ist mehr als nur ein kleiner Skandal. Hemmelfart…setzte die Forschungen von de Aldersberg fort, Lothar. Und eines seiner Experimente stellte er nach meiner Zusammenarbeit mit der Krone Wenzel zur Seite um mich auszuspionieren.“
Der Ekel in Jarels Blick schlug einen Moment in Entsetzen um, dann in Trauer.
„Wenzel fand es heraus. Er fand heraus, dass ich gegen die Person ermittelte, nach dessen Schriften und Worten er den Orden führte. Die Person, die für ihm dem Göttlichen am nächsten kam.
Und er fand heraus, dass ich die gewonnen Informationen mit Dijkstra geteilt habe, dass ich vor hatten gegen Hemmelfart zu handeln. Das nennt sich Hochverrat.“
Mit einer hektischen Bewegung wischte sich der Schattenläufer den Schweiß von der Stirn.
„Und ich fand heraus, dass er mich ausspionieren ließ. Ich konfrontierte ihn damit. Es…eskalierte. Er hat mich nicht hinrichten lassen, warum auch immer, aber er demütigte mich vor dem ganzen Orden. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so schwer treffen würde. Die Blicke der anderen. Das plötzliche Misstrauen. Ich habe an diesem Tag nicht nur mein Vorbild, meinen väterlichen Freund verloren, sondern auch die Gemeinschaft in dessen Mitte ich Zuhause war. Scheiß was auf meinen Rang.“…nun…das entsprach nicht ganz der Wahrheit… „Scheiß was auf den Sold. Scheiß was auf die Privilegien. Ich verlor meine Familie innerhalb eines Tages. Mein Zuhause. Und hör auf damit, dass ich dafür dankbar sein sollte, noch am Leben sein zu dürfen.“
Jarel versagte die Stimme und es dauerte eine geraume Zeit, bis er in der Lage war weiterzusprechen.
„Ich hab das alles nicht verkraftet. Und hier angekommen bin ich mit meiner negativen Einstellung mit Jakob aneinander gerasselt.“
Seine Stimme wurde leiser und sein Blick wanderte immer tiefer.
„Mein Leben war mir nichts mehr wert. Ich hab ganz bewusst gesoffen. Ganz bewusst Drogen genommen. Jakob allein ist zu verdanken, dass ich noch auf dieser Welt weile. Er hat mich an den Ohren da rausgezogen.“
Verschämt sah der Reisende zur Seite, weg von Lothar.
„Zufrieden mit dieser Wahrheit? Reicht es jetzt?“, brummte er mit aus Notwehr erwachsenem Trotz.
Jarel begann zu zittern und nahm endlich wieder auf der Bettkante Platz, neben Lothar, wesentlich weniger elegant als vor Minuten der Kniefall. Der Großmeister konnte die steigende Hitze spüren, die von seinem ehemaligen Leibwächter aus ging.
„Ich…ermittle seid einiger Zeit.“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Auf eigene Faust, niemand im Orden hat damit zu tun.“ Der Ritter atmete durch, senkte die Arme wieder und krallte sich regelrecht an der Bettkante fest.
Er riskierte damit mehr als das, was er bereits verloren hatte. Wenn er sich abermals mit seinem Vorgesetzen…mit seinem Freund… verschätzte, landete er auf dem Scheiterhaufen.
Trotzdem gab es jetzt kein Zurück mehr.
„Ich ermittelte gegen Hemmelfart. Gegen den Hierarchen. Gegen unser aller geistliches Oberhaupt. Und ich habe Dinge herausgefunden…“
Jarel verzog angewidert das Gesicht. „Und glaub mir, was ich herausgefunden habe, ist mehr als nur ein kleiner Skandal. Hemmelfart…setzte die Forschungen von de Aldersberg fort, Lothar. Und eines seiner Experimente stellte er nach meiner Zusammenarbeit mit der Krone Wenzel zur Seite um mich auszuspionieren.“
Der Ekel in Jarels Blick schlug einen Moment in Entsetzen um, dann in Trauer.
„Wenzel fand es heraus. Er fand heraus, dass ich gegen die Person ermittelte, nach dessen Schriften und Worten er den Orden führte. Die Person, die für ihm dem Göttlichen am nächsten kam.
Und er fand heraus, dass ich die gewonnen Informationen mit Dijkstra geteilt habe, dass ich vor hatten gegen Hemmelfart zu handeln. Das nennt sich Hochverrat.“
Mit einer hektischen Bewegung wischte sich der Schattenläufer den Schweiß von der Stirn.
„Und ich fand heraus, dass er mich ausspionieren ließ. Ich konfrontierte ihn damit. Es…eskalierte. Er hat mich nicht hinrichten lassen, warum auch immer, aber er demütigte mich vor dem ganzen Orden. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so schwer treffen würde. Die Blicke der anderen. Das plötzliche Misstrauen. Ich habe an diesem Tag nicht nur mein Vorbild, meinen väterlichen Freund verloren, sondern auch die Gemeinschaft in dessen Mitte ich Zuhause war. Scheiß was auf meinen Rang.“…nun…das entsprach nicht ganz der Wahrheit… „Scheiß was auf den Sold. Scheiß was auf die Privilegien. Ich verlor meine Familie innerhalb eines Tages. Mein Zuhause. Und hör auf damit, dass ich dafür dankbar sein sollte, noch am Leben sein zu dürfen.“
Jarel versagte die Stimme und es dauerte eine geraume Zeit, bis er in der Lage war weiterzusprechen.
„Ich hab das alles nicht verkraftet. Und hier angekommen bin ich mit meiner negativen Einstellung mit Jakob aneinander gerasselt.“
Seine Stimme wurde leiser und sein Blick wanderte immer tiefer.
„Mein Leben war mir nichts mehr wert. Ich hab ganz bewusst gesoffen. Ganz bewusst Drogen genommen. Jakob allein ist zu verdanken, dass ich noch auf dieser Welt weile. Er hat mich an den Ohren da rausgezogen.“
Verschämt sah der Reisende zur Seite, weg von Lothar.
„Zufrieden mit dieser Wahrheit? Reicht es jetzt?“, brummte er mit aus Notwehr erwachsenem Trotz.
- Lothar von Tretogor
- Spieler Level 2
- Beiträge: 234
- Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
- Lebenslauf: Lothar
Diese Wahrheit… gibt es mehr Wahrheiten?
Irgendwie passte es alles nicht ganz zusammen. Wenzel war schließlich fröhlich mit dabei den Orden durcheinander zu werfen. Dass Hemmelfahrt auf der Liste der Verdächtigen steht ist gewagt. Aber die Tage der Armee und die Kriege haben ihm oft genug gezeigt, dass niemand unfehlbar ist - je mächtiger sie werden. Für einen Moment schloss der Großmeister die Augen. Eigentlich wollte er im Orden endlich Ruhe finden. Was gäbe er darum auf dem Schlachtfeld zu stehen als auf diesem Haufen Politikscheiße, die ihm zunehmend die Vertrauten entriss.
„Ich weiß nicht, ob es reicht.“ Lothar rutschte an die Wand hinter dem Bett und streckte die Beine aus. Viel von einer erhabenen Exzellenz war da nicht mehr, neben dem Lümmeln wirkte er müde.
„Du musst wissen ob es reicht. Ob Du noch etwas auf dem Herzen hast, was ich lieber durch Deine Zunge erfahre als durch eine Andere.“ Freundschaftlich klopfte eine Hand auf Jarels Oberschenkel. Seine Augen fielen auf das geschnitztes Bildnis der Göttin, die Greisin, die Mutter, die Tochter. Auf Letzterer blieben sie länger. Er musste schmunzeln. Das saßen sie die beiden Ritter der Flammenrose. „Im Angesicht Meliteles.“
Irgendwie passte es alles nicht ganz zusammen. Wenzel war schließlich fröhlich mit dabei den Orden durcheinander zu werfen. Dass Hemmelfahrt auf der Liste der Verdächtigen steht ist gewagt. Aber die Tage der Armee und die Kriege haben ihm oft genug gezeigt, dass niemand unfehlbar ist - je mächtiger sie werden. Für einen Moment schloss der Großmeister die Augen. Eigentlich wollte er im Orden endlich Ruhe finden. Was gäbe er darum auf dem Schlachtfeld zu stehen als auf diesem Haufen Politikscheiße, die ihm zunehmend die Vertrauten entriss.
„Ich weiß nicht, ob es reicht.“ Lothar rutschte an die Wand hinter dem Bett und streckte die Beine aus. Viel von einer erhabenen Exzellenz war da nicht mehr, neben dem Lümmeln wirkte er müde.
„Du musst wissen ob es reicht. Ob Du noch etwas auf dem Herzen hast, was ich lieber durch Deine Zunge erfahre als durch eine Andere.“ Freundschaftlich klopfte eine Hand auf Jarels Oberschenkel. Seine Augen fielen auf das geschnitztes Bildnis der Göttin, die Greisin, die Mutter, die Tochter. Auf Letzterer blieben sie länger. Er musste schmunzeln. Das saßen sie die beiden Ritter der Flammenrose. „Im Angesicht Meliteles.“