Das Haus der Melitele - Quartiere

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Ziel erreicht. Er hatte ihn ein wenig auf andere Gedanken bringen wollen und das war gelungen.
Er lächelte etwas schief. Mit einem Botengang zur Bank hatte er nicht gerechnet.
"Ja, kann ich machen. Was brauchst du?"

<über Nacht im Neu-Narakord>
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Nur einen Brief.“ Jarel versuchte das verdächtige Funkeln in seinen Augen zu verbergen.
„Ich möchte meine monatliche Zahlung anpassen jetzt, wo da bald ein weiteres Mäulchen zu stopfen ist.“
Mäulchen. Sein erstes Enkelkind. Nun, zumindest das erste, von dem er wusste. In dieser Welt.
Die Zahlung zu erhöhen bedeutete aber auch, dass er mit dem halbierten Sold von nun an seine Vermögen anrühren musste. Aber das war es wert. Und das letzte Hemd hat ohnehin keine Taschen.
„Du müsstest ihn bei meinem persönlichen Berater in der Vivaldibank abgeben und deinen Siegelring tragen, als Legitimation.“ Mit einem warmen Lächeln führ er über den Siegelring an Slavas hand, um diese danach noch einmal zu ergreiffen.
Die Sache mit dem ‚persönlichen Berater‘ klang etwas seltsam. Vielleicht sollte er da noch etwas anfügen.
„Sein Name ist Petyr Gillon. Ein Zwerg. Er verwaltet meine Finanzen bereits seit mehr als einem Jahrzehnt. Wir sind…persönlich bekannt.“
Verflixt. Das klang jetzt noch seltsamer. Aber wie kam er da wieder raus, ohne es noch seltsamer klingen zu lassen?
Ich setze den Brief gleich noch auf. Soll ich ihn dir bringen lassen…“ Was nicht seine erste Wahl wäre. „…oder holst du ihn bei mir ab?“ Das wäre ihm definitiv lieber. Sie würden sich ohnehin bald für längere Zeit nicht sehen, da würde er jeden Moment genießen, den er in diese wundervollen Raubtieraugen sehen konnte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Als Salva am nächsten Morgen in den Tempel zurückkehrte, hörte er schon auf dem Flur, dass Jarel nicht alleine war. Neben der grummeligen dunklen Stimme war da noch das Reibeisen, welches Iolas Organ auszeichnete. Die beiden schienen zu diskutieren.
Und kaum hatte der Spion das Krankenzimmer betreten, wusste er auch warum.
Jarel saß auf dem Bett, nur in Unterwäsche, sogar der Verband war entfernt und gab den Blick frei auf die dunkel- bunte Färbung der gesammelten Prellungen des Ritters, gekrönt von einer Stichverletzung an der linken Seite,
Langsam schwante dem Russen, dass die Reanimationsversuche gar nicht der Grund für die gebrochenen Rippen war. Zumindest nicht der alleinige.
Iola stand mit strengem Blick vor Jarel, ein feuchtes Tuch in der Hand, eine dampfende Schüssel neben seinen Füßen auf den Boden.
Der Ritter wurde gewaschen und murrte, weil er weder aufstehen, noch sich selber waschen durfte.
Besonders nachdrücklich war er in seinem Begehren jedoch nicht, vielleicht weil das Mädchen, dass er als seine Tochter ansah blass war wie die Wände der Zelle, von den dunklen Schatten unter den Augen abgesehen.
Auf dem Tisch lag der erwähnte Brief und kaum war Slava eingetreten, sahen ihn beide Parteien hilfesuchend an.
Beide waren wohl der Meinung, er würde ihr Streben unterstützen.

Eine Weile blieb Slava in der Tür stehen und beobachtete das Schauspiel. Violetta tat ihm fast leid, zum einen hatte sie wohl noch nicht so oft mit dermassen zerschundenen Körpern zu tun gehabt, und dann wohl erst recht nicht mit so störrischen.
"Sie weiss schon, was gut ist für dich. Hör auf sie."
Schlug er sich schließlich auf ihre Seite. Wer wusste schon, wozu das noch nützen konnte.
"Ist es das?" Er meinte den Brief.

"Ja.", brummte Jarel, während er resigniert die Arme hob und sich waschen zu lassen.
Natürlich schlug sich Slava auf Iolas Seite. Mit gespielt böser Miene funkelte der Ritter seinen Verlobten an, während sie ihm ein verschwörerisches Lächeln zuwarf, bevor sie ans Werk ging.
Trotzdem sie blaß war wie ein Geist, war die junge Frau gut gelaunt.
"Habt ihr schon gefrühstückt?", flötete sie in Slavas Richtung. "Der Brummelkopp hier will nichts essen. wäre doch schade, es wegzuwerfen. , erklärte sie und deutete mit einem Kopfnicken auf den kleinen Tisch, auf dem ein Tablett mit geschmierten Broten, eine Schüssel mit Suppe und ein Krug mit gesüßten Tee stand.
Jarel murrte etwas und lies sie gewähren. Das Wasser war sogar warm. Im Grunde war die ganze Sache sogar angenehm.

Slava wusste sehr gut, dass er bei Jarel jederzeit um Verzeihung blasen konnte, aber Violetta war die Mutter von Jakobs Kind, die auf seine Seite zu ziehen war unbezahlbar.
Frühstück... eigentlich ja. Im Narakord hatte er bereits gegessen, aber die Brote sahen gut aus.
"Iss wenigstens die Suppe." Während er ein Brot mit Marmelade vernichtete.
"Ich geb ihn ab. Heute Abend sehen wir uns wieder. Bleib brav." Er zwinkerte ihm zu. Dass sie ihn den Sumpf gehen würden, das hatte er nicht erzählt. Jarel würde sich nur unnötig Sorgen machen.

"Heute Abend." Er würde Salava also noch einmal sehen, bevor er abreiste. Gespielt brummelig verabschiedete sich Jarel von seinem Verlobten, obwohl er gerade beschlossen hatte es über sich ergehen zu lassen und vielleicht sogar zu genießen. Es war immerhin eine Gelegenheit, sich eine Weile mit Iola zu unterhalten.
Essen....wenn er aß, bedeutete das Bettpfanne. Irgendwann. Und das kam nicht in Frage. Also ging er auf die Frage schlicht nicht ein
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Melanie Johnston
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Lebenslauf:

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Haus der Melitele - Kräutergärten Haus der Melitele - Quartiere
Datum: 30. August 1278 Morgens
betrifft: Melanie und ihre Träume
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Melanie blieb tatsächlich noch gut eine Stunde im Kräutergarten sitzen eh sie aufstand sich Überflussigerweise die Hose abklopfte und Richtung Quartiere ging. Zum Glück hatte Jakob ihr die richtige Richtung angezeigt, wer weiß wo sie ansonsten gelandet wäre. Sie war zu müde um die kunstvolle Architektur gebührend aufzunehmen. Sie tapste einfach nur den Gang entlang und Tür um Tür zog an ihr vorbei, endlich schien sie die Richtige gefunden zu haben. Sie lauschte an der Tür, falls das doch die falsche wäre so konnte sie hoffentlich hören wenn jemand darin war. Da sie keine Stimmen oder ein schnarchen vernehmen konnte öffnete sie die Tür. Das war offensichtlich das richtige Zimmer, noch immer
Stand das Tablett dort auf dem sie das Frühstück bekommen hatte. Irgendwie machte die Tatsache das sie gefrühstückt hatte die Geschehnisse des Tages und der Nacht davor noch realer. Melanie setzte sich erstmal auf die Pritsche, sie zog die Beine an und umklammerte ihre Knie. "Jetzt bloß nicht weinen, jetzt bloß nicht weinen." Murmelte vor sich hin als könnte sie sich so selbst davon überzeugen. Ohne die tiefen und langsamen Atemzüge wäre dieses Unterfangen sicher auch weniger von Erfolg gekrönt gewesen als es letztendlich doch war. Sie braucht Trotz allem noch einige Minuten bis sie sich gefasst genug fühlte sich aus dem Pulli und der Lederhose samt Stiefeln zu schälen. Erschöpft legte sie sich auf die Pritsche und schlief innerhalb von Sekunden ein. Immerhin war das ein Vorteil gewesen. Alles andere ließ sie zwangsläufig auf sich zu kommen. Sich den Kopf zu zerbrechen über etwas das man nicht beeinflussen konnte brachte eh selten mehr als Kopfschmerzen.

Es dauerte diesmal etwas bis sie einschlief, es war zu ruhig um ihre Gedanken davon abzuhalten sich selbständig zu machen. Melanie versuchte sie zumindest zu lenken. Wenn sie sie schon nicht beruhigen konnte, dann sollten es zumindest schöne Gedanken sein die hoffentlich zu schönen Träumen führen würden. Anfangs war das auch durchaus erfolgreich. Sie schlief ruhig und träumte gut. Anfangs...

Melanie wurde aus ihren Träumen gerissen, dieser letzte Traum war alles aber kein guter Traum. Er hatte so schön begonnen, aber war so schrecklich geendet. Schwer atmen wischte sie sich die nassen Haare aus der verschwitzt en Stirn. Eigentlich war ihr ganzer Körper so nass das man meinen konnte es hätte in dem Raum geregnet. Aber alles andere war trocken geblieben. Verwirrt schaute sie sich um. Die letzten 30 Stunden waren anscheinend kein Traum gewesen. Das wäre eventuell ein Grund für ihren unruhigen und verschwitzten Schlaf gewesen. Aber wie immer war der Grund dafür ein anderer gewesen. Wie immer war Amber der Grund dafür gewesen. Wie immer war es das gleiche Ende gewesen. Wie immer war es das Ende gewesen.

Sie hoffte das hier und heute ein Anfang wäre.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

<über Nacht im Neu-Narakort - nun zurück im Tempel>

Den Brief nahm Slava an sich und verabschiedete sich. Nicht ganz so intim wie er oder auch Jarel es gerne gehabt hätten - immerhin war Violetta anwesend. Aber er würde später zurückkehren.
Ihm ging irgendwann auf, sie hatten nicht vereinbart wann sie sich genau wo trafen...
Abgesehen davon, dass er es nicht als seine Aufgabe gesehen hatte, das zu planen, er war früher daran gewöhnt gewesen, einen Befehl jederzeit per PDA an alle schicken zu können. Aber das hier war Melanies Anliegen, vielleicht Jakobs. Er kam nur aus Interesse mit.
Und vorher würde er noch einen Abstecher in die Bank machen. Eigentlich interessant, dass ein Gesellschaft wie diese ein Bankwesen kannte. auch wenn er in der Theorie noch im Hinterkopf hatte, dass auch vor allem in den arabischen Kulturen durchaus schon vor der Jahrtausenwende etwas wie Geld und Wechsel benutzt worden waren, Aber Bankfilialen mit der Option, Geld von einer Stadt in die andere zu transferieren, das war doch sehr modern. Und alles was er bisher davon gesehen hatte war auch modern.
So machte er sich mit dem Brief bewaffnet auf.
Was ihn genau erwartete wußte er nicht.

<kommt dann wieder im Hof an - nach einem Umweg über die Bank>
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Erzpriesterin Varelia
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Registriert: Samstag 24. Juni 2023, 08:57
Lebenslauf:

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von hier: Varelias Gemächer
nach hier: Quartiere
Datum: 30. August 1278 vormittags
betrifft: Jarel
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Nach dem Gespräch mit dem Freiherrn hatte sie eigentlich zu Bett gehen wollen, doch dann war da der Brief von Nenneke gewesen und schließlich begann sie doch noch eine Antwort. Zuvor schürte sie das Feuer im Kamin und saß eine Weile nachdenklich davor. Diesem Mann also gehörte Jarels Herz und Wenzels Hass. Sie seufzte. Selbst in der Liebe fanden die Männer seit Jahrtausenden einen Grund zum Krieg.
Bis in die frühen Morgenstunden saß sie letztlich vor ihrer Korrespondenz, schlief dann eine Stunde und richtete sich beim ersten Hahnenschrei für die morgendliche Andacht. Die Gesänge der Schwestern vertrieben die Müdigkeit aus ihren Gliedern und ihrem Kopf, sodass sie wie jeden Tag Worte fand, die den Menschen in diesen schwierigen Zeiten Trost spendeten. Nach der Andacht segnete sie Kinder und schwangere Bäuche, riet der einen zu Frauenmantel und lud andere zu einem Gespräch unter vier Augen.
Danach ging sie mit den Schwestern in die Stube, um ein kleines Frühstück zu sich zu nehmen und den munteren Gesprächen der Jüngeren zu lauschen. Manchmal eingreifend, wenn sie sich gar zu sehr wie ein Haufen Hühner anhörten. Bis sie schließlich die Frauen an die Arbeit schickte und nur mit drei Schwestern zurück blieb, die spannen oder andere Handarbeiten verrichteten, während Varelia aus einem Buch vorlas.
In dieser Runde fand sie Iola. Das Mädchen war geisterhaft blass, wirkte aber trotzdem voller Kraft. Und ungehalten.
"Iola, komm, setz dich. Du siehst blass aus. Konntest du schon etwas essen?", begrüßte die Erzpriesterin die jüngere Frau. Diese aber wirkte verstimmt - der Vater wolle nichts essen. Varelia hob die Brauen. Nicht diese Empfindlichkeiten schon wieder. Irgendwie hatte sie gehofft, dass selbst Jarel irgendwann erwachsen werden würde, aber diese Hoffnung war wohl vergebens.
Sie seufzte. "Versuch etwas zu essen. Nimm Fencheltee dazu, das beruhigt den Magen. Ich sehe nach ihm.", sprach sie schließlich und legte das Buch weg. Als würde derartiger Unsinn nicht alles nur schlimmer machen.
Varelia ging in die Küche und lud eine Portion der Buchweizengrütze in eine Schale, versenkte einen ordentlichen Löffel Honig darin, dazu Nüsse und gewürfelte Birnen. Sie füllte ebenfalls einen Becher mit Tee und stellte ihren eigenen mit auf das Tablett, dann machte sie sich auf den Weg zu dem starrköpfigen Patienten.
Sie klopfte nicht, mangels freien Händen, sondern öffnete die Tür einfach mittels Ellenbogen - immerhin war dies ein Tempel und Heilanstalt, keine Herberge. Varelia trat also ein und ließ das Bild einen Moment auf sich wirken. Es roch nicht mehr so sauer wie noch am Abend zuvor - immerhin hatte Iola also Erfolg dabei gehabt, ihrem Vater eine Wäsche angedeihen zu lassen. Die Suppe stand wie schon angekündigt unberührt neben dem Bett und setzte eine Haut an. Auf einem Stuhl lag das Buch mit Kochrezepten, dass Philippa an Festtagen heraus zog und im Bett döste Jarel. Bei ihm auf der Decke lag ein weiteres Buch, kurz vor dem Absturz.
Varelia stellte ihre Fracht ab, sammelte beide Bücher ein und wollte sie auf den Tisch legen, dabei fiel ein Kohlestift klirrend zu Boden, der wohl in einem der Bücher als Lesezeichen gedient hatte. Varelia hob ihn auf und legte ihn oben auf den Stapel. Dann ging sie zu dem schmalen Fenster und öffnete es. Draußen war herrlicher Spätsommer, der durfte ruhig auch ins Zimmer kommen, fand sie. Passend tschilpte ein Vogel im Ginsterbusch und das Lachen der Kinder, die Margerita gerade ins Freie trieb, schallte herüber.
Die Erzpriesterin setzte sich auf den nun freien Schemel und betrachtete Jarel einen Moment, bevor sie ihn ansprach. "Guten Morgen, Meister Moore." Auch wenn es eher auf Mittag zuging.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Erschrocken fuhr der Ritter zusammen und riss das nicht zugeschwollene Auge ruckartig auf.
Sein Blick wanderte einen Moment unstet durch den Raum, bevor er Varelias fand.
Sofort entspannte er sich und ein Lächeln erhellte das gerade noch so verstörte Gesicht.
Er war eingeschlafen. Schonwieder. Und nicht aufgewacht, als jemand den Raum betrat. Ebenfalls schonwieder. Was war nur los mit ihm?
Seine Instinkte waren darauf geschult, jedes Wesen in der Nähe sofort wahrzunehmen um mögliche Gefahren zu erkennen und sogleich auszuschalten. Und hier?
Vielleicht lag es daran, dass er den Traum in dem er sich befunden hatte nicht loslassen wollte.
Mit seltsamer Klarheit schwangen die Bilder wie eine durchdringende, mitreißende Melodie durch sein Bewusstsein.

Er hatte vor einem Altar gestanden. Nicht vor irgendeinem…vor dem Altar in der Kathedrale zu Sturmwind, auf dessen schneeweißen, mit goldenen Ornamenten verziertem Marmor ein riesiger Teller mit Lebkuchen stand. Während er nach hinten sah, schritt Slava auf ihn zu, stattlich in einem schwarzen Brokatwams, bordeauxrotem Seidenhemd und einer verflucht eng geschnittenen Hose, die passende herrische Haltung und der erhabene Blick in den Raubtieraugen dazu...zum Niederknien schön. Ihm selber war die Luft weggeblieben und ihm blieb nichts übrig, als mit zitternden Fingern an seinem eigenen Hemd die Kragen zu lockern. Im Krieg hatte er unerkannt unter Blutelfen und Untoten gekämpft, aber jetzt, in diesem Moment, wurden ihm die Knie weich und seine Beine hatten sich angefühlt wie Pudding.
Die Gäste in den Bänken waren allesamt die Menschen, die er liebte und schätze.
Jakob und Iola mit der kleinen Myriam auf dem Schoss. Ljerka mit….Reuven? Etwas seltsam fürwahr, aber sogar dieser Hexer war gewaschen und festlich gekleidet. Ein stattlicher Anblick.
In der gleichen Reihe saßen Crehwill - der Hexer mit der Goldmähne und die blonde Zwergin neben ihm.
Alle waren sie da. Der kleine Feldwebel, der Hund der keiner war, Schura, Cyron, Kolja, Arvijd ebenso wie die Erzpriesterin höchst selbst und – und das verwirrte ihn einen Moment – sogar Wenzel.
Der Moment, als das Paar sich zum Priester umdrehte war der gewesen, in dem er aus dem Schlaf hochschreckte. Das letzte Bild war Lothar gewesen, in prunkvoller Paraderüstung, der vor dem Altar stand und gerade ansetze, die Zeremonie zu beginnen.


Das Gefühl der Aufregung steckte ihm noch immer tief in den Gliedern, als er – nun wieder fast im Hier und Jetzt – die Erzpriesterin begrüßte.
„Euch auch einen guten Morgen, Mutter.“ Mühsam musste er seine eigene Verwunderung unterdrücken. War das seine Stimme? Hätte es der Schmalz aus seiner Begrüßung auf den Boden geschafft, jeder Gast in diesem Raum wäre ausgerutscht und lang hingeschlagen.
So bleiben ihm nur ein verlegenes Lächeln und die Spur von Röte unter all dem bunten Blau, Schwarz und Gelb im zerschlagenen Gesicht.
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Erzpriesterin Varelia
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Varelia beobachtete das Erwachen ihres Patienten mit ruhigen Blicken und ohne jede Bewegung. Erst wirkte er erschrocken, zugleich aber auch wie verhaftet in einer schönen Erinnerungen. Vielleicht ein Traum. Sie ließ Jarel Zeit, um zu sich zu kommen, während sie mit im Schoß gefalteten Händen einfach abwartete. Einen Menschen aus dem dringend benötigten Schlaf zu reißen, gehörte normalerweise nicht zu ihren alltäglichen Aufgaben, doch manchmal gab es wichtigere Dinge als Schlaf. Essen zum Beispiel.
Die Erzpriesterin neigte den Kopf leicht zu einer Seite. "Ich sehe die Göttin sendet dir leichte Träume.", stellte sie aufs Geratewohl fest. Nur um hinzuzufügen: "Nur leider sendet sie auch mich, dich an ganz reelle Bedürfnisse zu erinnern." Sie richtete sich etwas auf und warf einen gewichtigen Blick auf das Tablett. "Zwing mich nicht, dich zu behandeln wie ein widerborstiges Kind." Sie klang etwas ermüdet, denn eigentlich hatte sie gehofft, dass Jarel über derart kindische Trotzreaktionen hinaus gewachsen war. Ihre grauen Augen richteten sich abschätzend auf den Ritter.
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Jarel Moore
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Einen langen Moment sah der Ritter die Erzpriesterin nur nachdenklich an.
Sie wirkte erschöpft, müde, beinahe schon ausgezehrt. Und er wusste, ihr Dickkopf konnte sich mit dem seinen nicht nur messen.
Sollte dies auf einen wie auch immer gearteten Kampf hinauslaufen, er würde verlieren. Haushoch.

Ohne Murren oder Wiederworte, nur mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck setzte er sich mühsam aus dem Liegen auf, nahm die Schüssel auf den Schoß und aß den ersten Löffel, kaute langsam und lange, schluckte und spülte mit einem Schluck Tee nach.
Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, die Erzpriesterin auf die eigene Gesundheit anzusprechen, aber das wäre eine Anmaßung gewesen, die er gerade nicht wagte.
Vielleicht konnte er sie wenigstens zu einem Plausch verleiten, auch wenn er sich gerade fühlte wie ein Kaninchen vor einer überarbeiteten, zur Weißglut gereizten, hungrigen Schlange.
„Der Freiherr hat mir euren sehr interessanten Vorschlag unterbreitet.“, begann er und nahm eilig einen weiteren Bissen, nur um die Erzpriesterin gütlich zu stimmen.
„Denkt ihr, dass ist wirklich möglich?“
Während er brav weiter aß – in Zeitlupe ohne den Blick auch nur eine Sekunde abzuwenden – wartete er kreuzbrav auf eine Antwort.
Lieber die Bettpfanne als Mutter Varelias Wut.
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Erzpriesterin Varelia
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Varelia nahm ihren eigenen noch halb gefüllten Becher vom Tablett und legte die Hände im Schoß darum, ohne zu trinken. Immerhin versuchte Jarel es gar nicht erst, sich irgendwelche Ausflüchte auszudenken oder gar in eine Diskussion einzusteigen. Schweigend nahm sie zur Kenntnis, wie er den ersten Löffel nahm. Und ihr brauchte er nichts vormachen: sein Körper lechzte nach genau den Dingen, die in dieser Schale waren. Fett, Salze, Zucker. Ein Hauch von Säure. Gegen sie konnte der Mann sich vielleicht wehren, aber gegen den eigenen Körper war jeder Mensch irgendwann machtlos. Zumindest wenn er nicht völlig im Geiste zerstört oder an der Seele krank. Mochte sein, dass es in Jarels Fall ein winziger Funkte Hoffnung war, den sie gesäht hatte und der bereits aufging. Die Frage machte dies deutlich.
Varelia hob die Brauen und lächelte leicht. "Jedenfalls erscheint es mir weit weniger unmöglich, als dir beizurbringen, im Privaten die Förmlichkeiten sein zu lassen." Als er vor einigen Tagen das erste Mal angekommen war, krank und verwundet, war es ihm leichter gefallen. Die Erzpriesterin schmunzelte und nahm einen Schluck Tee. "Ich spiele schon lange mit dem Gedanken, aber bisher fehlte mir zum einen ein triftiger Grund und zum anderen das richtige Werkzeug. Beides hat mir Meliteles Fügung nun gereicht... Die Frage ist: Könntest du es dir denn vorstellen?" Natürlich war es in allererste Linie Jarel, von dem vieles abhing. Niemand brauchte sich um diese Änderung seiner Berufung bemühen, wenn er selbst es nicht mittragen konnte. Und der Freiherr hatte es sehr präzise ausgedrückt: Jarels Loyalität galt dem Orden, bis über den Tod hinaus, wenn es sein musste. Er hatte so vieles in dieser Ritterbruderschaft mitbewegt, so vieles erstritten und erduldet. Entsprechend musste so ein Handel mit Fingerspitzengefühl geschlossen werden, nicht nur Jarels wegen, sondern auch der hohen Herren in Wyzima und Nowigrad geschuldet.
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Jarel Moore
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Mit einer Sache hatte die Erzpriesterin durchaus recht. Er hatte in seiner Ausbildung zwar gelernt, tagelang ohne Nahrung auszukommen, doch als der erste Löffel den Weg durch die Speiseröhre in seinen Magen geschafft hatte gab es kein Halten mehr.
Das Verdauungsorgan steigerte sein leises Grummeln zu einem Gebrüll bei dem man vermuten könnte, der Schattenläufer hätte ein kleines Monster geschluckt.
Es war süß. Es war reichhaltig. Es war…köstlich.
Der nächste Löffel landete mit wesentlich weniger Zögern in der Futterluke und ein seichtes Lächeln zeigte seine Freude am Geschmack. Der Gedanke an das, was später kommen würde schob er weit von sich.
„Verzeih.“, murmelte er mit vollem Mund auf die Bemerkung hinsichtlich der Förmlichkeiten und warf damit nicht nur die Förmlichkeit, sondern auch einen Teil guten Benehmens über Bord.
Konnte er sich das vorstellen? Er futterte noch einen Löffel, kaute bemüht langsam und dachte dabei nach. Die Euphorie als ihm Slava den Vorschlag unterbreitet hatte war verflogen. Nun war er eher nachdenklich als euphorisch.
Nach einem weiteren Löffel nickte er.
„Ich kann mir tatsächlich vorstellen, diese Aufgabe zu erfüllen.“, erklärte er vorsichtig, nachdem er die halb geleerte Schüssel mit dem Löffel darin auf seinem Schoß abgestellt hatte.
Seine Hingabe für den Orden hatte nach den letzten Ereignissen einen ebenso großen Dämpfer bekommen wie seine Zuversicht in die Zukunft.
Woran er aber noch mehr zweifelte war an von Herrenlohs Einverständnis in dieses Vorgehen.
Tempelwache. Botschafter des Glaubens…den letzten Botschafter des Glaubens den er kannte war nach einem Streit mit seinem Verlobten in Richtung der Eichhörnchen verschwunden.
So etwas würde er nie tun. Verrat begehen. Aber wer wusste schon, was genau da vorgefallen war. Der Freiherr war dahingehend nicht für seine Redseligkeit bekannt.
„Ja.“, antwortete Jarel nach einer kleinen Pause fest. „Es wäre mir eine Ehre. Eine große Ehre. Ich bezweifle nur, dass der Orden das zulässt. Das von Herrenloh das zulässt.“
Die Kiefer des Ritters arbeiteten. Der Vorschlag hatte sich in seinen Gedanken festgesetzt wie eine Zecke in einem Schafsfell. Er durfte sich darin nur nicht verrennen, denn in seinen Augen standen die Chancen dafür schlecht.
Und wie eine Zecke nagte auch die Ungewissheit an ihm, wohin seine vor Wochen noch ach so in Stein gemeißelte Zukunft nun gehen mochte.
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