Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Erzpriesterin Varelia
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Varelia schirmte die Augen mit der schmutzigen Hand gegen die Sonne ab und sah Jarel einen Moment mit einem seltsamen Ausdruck an. Dann nickte sie. "Sicher."
Sie wandte sich ab und ging zum Brunnen, um sich in einem Eimer die Hände zu säubern. Während sie die Nägel mit einer Bürste schrubbte, sagte sie: "Ihr wisst, dass jede meiner Priesterinnen frei über ihren Körper entscheiden kann. Angesichts der Jugend Eurer Ziehtochter, hätte ich es bevorzugt, einer Schwangerschaft entgegen zu wirken." Sie schüttelte die Hände aus und trocknete sie an der Schürze ab, dann blickte sie den Mann wieder an.
"Die Göttin war allerdings anderer Meinung und es ist nicht an mir oder sonst wem, ihren Ratschluss in Frage zu stellen."
Sie wies auf die Bank, die ihnen schon öfter für Gespräche Dienst getan hatte und ging dann selbst hinüber, um sich zu setzen.
"Ihr erinnert Euch, dass Violetta das Zweite Gesicht besitzt? Es wird immer deutlicher, dass aus ihr eine Seherin wir."
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

"Ich erinnere mich." Jarel nahm in der der üblichen steifen Art Platz, vielleicht sogar noch ein wenig steifer als sonst.
Der Ritter legte die Handgelenke auf den Oberschenkeln ab und ließ die Hände baumeln. Das lockerte das steife Aussehen wenigstens eine Kleinigkeit auf.
"Darf ich erfahren, was vorgefallen ist?"
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Erzpriesterin Varelia
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Varelia lehnte sich zurück und hielt die Hände über dem Bauch verschränkt.
"Es war bei einer gewöhnlichen Messe. Normalerweise rufen wir das zweite Gesicht unter besonderer Vorbereitung, mit Anleitung und Schutz durch erfahrene Priesterinnen. Doch an diesem Morgen kam die Göttin ohne Vorwarnung über Violetta. Solche Situationen sind nicht ganz ungefährlich, daher werden normalerweise Vorkehrungen getroffen. Doch sei es wie, sie weissagte mit der Stimme der Göttin und in der Vergessenen Sprache." Varelia ließ die Worte wirken und blickte entspannt über den sonnigen Garten.

Die Gesichtsfarbe des Ritters wechselte mehrmals und egal wie locker und unbeeindruckt er sich gab, das saß.
Das Kind war also wirklich ein prophezeites. Und Iola war in Gefahr gewesen. Und auch wenn die Situation längst vorbei und die Gefahr längst vergangen war, ihm wurde heiß und kalt bei dem Gedanken.
Erst als er durchgeatmet hatte und die Gänsehaut auf seinem ganzen Körper verschwunden war sprach er weiter.
"Jakob stammt aus einer alten Ritterfamilie. Sohn des Komturs. Nur...aus keiner Komturei dieser Welt.."

Varelia schwieg noch eine Weile, dann sagte sie, ohne den Blick von ihrem Garten zu wenden: "Die Vergessene Sprache ist nicht so vergessen wie man gemeinhin sagt. Hochwürden Jarre arbeitet mit Werken dazu, manche aus unserer Bibliothek." Sie ignorierte das Unwohlsein des Ritters neben sich, auch wenn sie es durchaus nachvollziehen konnte. Doch in ihrer Rolle als Erzpriesterin war sie überaus korrekt und sachbezogen, so nah ihr ihre Töchter hier auch stehen mochten.
Zu Jarels Worten hatte sie nur genickt.
"Den genauen Wortlaut gebe ich nicht wieder, aber sie prophezeite ein Kind zweier Welten, welches eine Wende herbeiführen und eine neue Zeit bringen wird."
Dann sah sie ihn doch an. "Iola weiß allerdings nicht, was wir nun wissen und ich wünsche, dass es vorerst so bleibt. Zu hohe Erwartungen an ein Kind sind nicht gut für dessen Entwicklung, so sehr man sich auch zurück nehmen mag."
Der Ritter nickte langsam.
"Ich habe meinen Knappen noch nie so glücklich gesehen.", erklärte er leise und im erstaunlich weichem Tonfall.
"Ob dieses kleine Wunder es schafft, die Ansichten des Ordens in Sachen Zölibat zu ändern?"
Weit vorgegriffen. Hohe Erwartungen. Da waren sie schon. Nur durfte er diese nicht als Grundlage zur Beziehung zu seinem Enkelkind erwachsen lassen. Das wäre für keinen der beteiligten gut.
Zweifel hatte der Ritter allerdings auch nicht. Nicht die Spur eines Zweifels.
Jetzt galt es das Ungeborene zu schützen, damit die Prophezeiung auch als solche gelten konnte.
Plötzlich änderte sich die Haltung und die Mimik des Ritter in eine ganz andere Richtung.
"Fühlt es sich so an, Großvater zu werden?"

Varelia lächelte offen.
"Ich weiß nicht. Ich bin noch nie Großvater geworden."
Sie lachte leise und die Fältchen in ihrem Gesicht verrieten plötzlich, dass sie oft lachte.
Dann seufzte sie. "Dieser Unsinn, den der Orden seit Jahrzehnten propagiert führt meines Erachtens erst zu all den Anfeindungen und der Gewalt. Wieso sollte man die Liebe verbieten? Doch nur um den Hass zu kultivieren. Du siehst selbst, wohin das führt." Mit einem Mal hatte er Varelia aus der Reserve gelockt, ohne es zu wollen. Ein Reizthema, ganz klar.
"Gibt es eine einfachere Art für Nachwuchs zu sorgen, als ein Kind zu zeugen, dass seinen Eltern nacheifert?"

Nunja...Kinder würde er mit Slava sicher nicht zeugen...
"Ob sich diese bescheuerte Einstellung jemals ändert? Ob es an uns ist etwas zu bewegen? Oder an unseren Kindern?"

In diesem Fall wohl Enkelkindern.
Oder würde es ewig so weitergehen wie jetzt?
Ein ewiges schwanken zwischen dem Krieg außen und dem innen.
Nachdenklich starrte der Ritter auf seine Hände.
Varelia neben ihm schnaubte.
"Diese Einstellung ist in den Köpfen alter Männer entstanden, deren Furcht vor der Macht dieser einen Kraft tiefer geht als alles sonst. Weil sie es nicht kontrollieren können, WEIL es etwas bewegen kann, dem sie nicht Herr werden."
Sie begann sogar herrisch zu gestikulieren.
Sie warf ihm einen Seitenblick zu. "Bist du denn bereit aufzugeben, nur weil genau so ein alter Mann sagt: es ist falsch, was du fühlst?"
"Nein. Selbst wenn ich wollte. Das Herz will, was das Herz will."
Er seufzte.
"Egal wie schwierig es ist. Ich kann nicht anders als an ihn zu denken."

Womit das letzte Geheimnis nun auch raus wäre.
Varelia hob die Brauen, dann schüttelte sie lächelnd den Kopf. "Du liebe Güte, du lässt auch nichts aus." Eine Weile schwieg sie und hing ihren Gedanken nach. Von Herrenloh musste außer sich gewesen sein, als er das erfahren hatte... Irgendwie fast amüsant und dann wieder nicht. Der Ritter, der dem zweitmächtigsten Mann im Orden Bruder und Verbündeter bei diesem Umsturz gewesen war, verkörperte gleichzeitig etwas, was er verteufelt. Immerhin war Jarel am Leben - was sagte das über seinen Herrn?
"Stell ihn mir mal vor. Irgendwann."
Sie schmunzelte, dann wurde sie wieder ernst.
"Ich hoffe Eurem Knappen ist klar, in welch misslicher Lage er sich befindet. Er sollte Reue üben und seinen Pflichten nachgehen, statt dessen treibt er sich ständig hier herum und schleppt Geschenke an."
, mahnte sie plötzlich wieder ganz die Erzpriesterin. Der Grund war schnell klar: die Novizin war zurück.
Die junge Frau schnitt ein paar Kräuter, warf ihnen nur einen kurzen Blick zu und eilte dann zurück in Richtung Küche.
Varelia blickte zur Sonne empor.
"Das wiederum ist das Problem an der Liebe. Keinen Sinn mehr für Realität oder Gefahren. Blind und Taub." Doch sie schmunzelte. "Er wird bald hier sein. Willst du ihn sehen?"
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

"Ja. Ich würde meinen Knappen gern sehen.", antwortete Jarel leise aber fest, während er in einem kleinen Anstandsabstand folgte und - selbstverständlich - Türen aufhielt und der hohen Dame hofierte. Nicht einmal mit besonderer Absicht, eher instinktiv und ganz der Rolle verfallen, in der er sich so gut einfand: Gehorsam- und Dienstbarkeit. Zumindest so weit, wie es nicht seine Beziehung betraf.
"Ich würde ihn gern sehen. Und ich war es auch, der ihn her geschickt hat. Einerseits traten in der Komturei Gefahren auf, aus dessen Reichweite ich ihn wissen wollte und andererseits sollte er sich klar werden dürfen, wie er sein Leben weiter gestalten will. Die beiden lieben sich. Jakob ist ein guter Junge. er hat etwas Glück verdient, ebenso wie Violetta."
Während er ebenso selbstverständlich in der Küche half, sich brav bei jedem seiner Hustenanfälle wegdrehte und sich verflucht oft die Hände wusch hing er einige Momente seinen Gedanken nach.
Hätte er all das verhindern müssen? Hätte er es können? Oder war es tatsächlich der Göttin Wille und der beginn einer großen Veränderung?
Das würde nur die Zeit zeigen...

"Das hätte er sich vor dem Eid überlegen sollen, mein Lieber. So wie du vielleicht auch.", waren Varelias letzte Worte zu dem Thema, bevor sie Jarel mit den Priesterinnen zurück ließ, die den Küchendienst versahen und ihren eigenen Pflichten nachging.
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Jakob von Nagall
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Es verging vielleicht ein halbe Stunde, dann flog die Tür auf und ein haariger Wirbel in rot-orangenem Gambeson stürmte durch die Küche, direkt auf Jarel zu. Ungeachtet, was dieser auch immer gerade tat oder in Händen hielt, Jakob drängte sich dazwischen und fiel seinem Rittervater so stürmisch um den Hals, dass dieser wohl erstmal glauben musste, in einer anderen Realität angekommen zu sein.
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Jarel Moore
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"Ha...ah...vorsicht.."
Völlig von der Überraschung überrollt hatte Jarel das Messer fallen lassen, mit dem er gerade Kartoffeln geschält hatte.
Er erwiderte die Umarmung lang und innig, wenn auch ein wenig verkrampft.
"Ich freue mich auch dich zu sehen.", erklärte er warm.
Oh ja. Er freute sich. Und es war kaum zu beschreiben wie sehr.
Jakob war wohlauf. Er selbst lebte noch. Das war mehr als er vor seiner Abreise erwartet hatte.
Weit mehr.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Und auch sein Knappe drückte den Älteren fest an sich, um sicher zu gehen, dass dieser sich nicht in Luft auflöste, brachte allerdings im ersten Moment kein Wort heraus. So viele Befürchtungen, so viele Gebete und nun stand er wirklich wieder vor ihm. In einem Stück.
Letztlich löste sich Jakob dann doch von Jarel, legte die Hände aber an dessen Oberarmen ab und hielt ihn auf Armeslänge von sich. So viele Körperlichkeiten war der Ritter von seinem Knappen absolut nicht gewöhnt. Was war da passiert?
"Die Götter haben meine Gebete erhört. Es tut gut, dein Gesicht zu sehen." Dann driftete sein Blick zu Jarels frisch verbundenem Kopf und verdüsterte sich sogleich. Wie viel von all dem Gerede war wahr? Er sah Jarel wieder in die Augen. "Wirst du mir erzählen, was passiert ist?", wollte er wissen.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Irritiert sah Jarel seinen Knappen in die hellen Augen. "Was hast du denn gehört?", fragte er nach einem langen Moment.
"Und...lass uns raus gehen. Das muss hier niemand hören."

"Ja, sicher." Er nahm Jarel tatsächlich am Ellenbogen, besann sich aber dann und ging einfach voraus. Er fühlte sich im Tempel inzwischen heimisch, ging ohne zu überlegen in den Garten, in dem vor gar nicht so langer Zeit so vieles passiert war. Jetzt schien die Sonne unschuldig und warf starke Schatten unter die Bäume.
"Die Gerüchte reichen von in Haft über hingerichtet bis desertiert. Einig sind sich nur alle darin, dass du irgendwie in Ungnade gefallen bist." Er musterte Jarel ernst. "Wir haben uns Sorgen gemacht."
Wir - Iola und er. Er dachte schon ganz selbstverständlich paarweise.

„Nicht ganz zu Unrecht.“
Das ungleiche Paar steuerte auf die Gärten zu. Die Kräutergärten, dessen Geruch Jarel so liebte.
Jakob sagte wir… der Ritter schmunzelte, bevor er das Wort ergriff.
„Ich fange am besten ganz weit vorn an.
Der Giftanschlag auf Wenzel wurde vom Hemmelfart- Spross in die Wege geleitet. Er war tatsächlich ein Inkubus. Ich ordnete an ihn wegzusprerren, weil ich ihn nicht töten wollte…konnte….“

Jarel seufzte. Die verwendete Zeitform sagte bereits mehr als die Worte selber. Woher seineScheu ein Kind zu töten rührte, würden sie heute nicht herausfinden.
„Wie auch immer. Von den Gerüchten von den Nilfgardischen Spionen hast du gehört. Die Gerüchte stimmten. Es gab drei Lager. Eines nahmen Slava und ich allein hoch.
Erst dann erfuhren wir von den anderen beiden. Für den zweiten Angriff bildeten wir zwei Teams. Wir haben mit einigen Verlusten gesiegt.“
Wie lapidar das klang. ‚einige Verluste‘ Darauf würde er später näher eingehen. Armer Valentine.
„Erst bin ich ohne einen Kratzer davongekommen. Im Unwetter löste sich ein Teil des Mastes und…“, er tippte sich an den Verband an der Schläfe.
„Ich ging über Bord. Keine Ahnung wie, aber wie es aussieht fanden die Hexer, die zu meinem Team gehörten, mich bewusstlos am Ufer. Am Leben, aber ohne Bewusstsein. Und ohne die Kette mit dem…na du weißt welche Kette.“

Er fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Stelle, an der damals sein verborgener Verlobungsring gehangen hatte, während ihn ein nächster Hustenanfall durchschüttelte.
Der Ritter nahm auf einer Bank Platz, setzte an sich nach vorn zu beugen, überlegte es sich aber anders und legte nur die Hände in den Schoß. Was jetzt kam, war für ihn das unangenehmste. Und er bezweifelte, dass Jakob gut damit klarkam. Wobei er schon Gerüchte gehört zu haben schien, die schlimmeres als dies aussagten.
„Du musst wissen, Wenzel hat es herausgefunden. Alles. Slava, die Zusammenarbeit mit dem Regenten... Er schien es zu akzeptieren. Unserer Freundschaft wegen dachte ich.“
Der Ritter begann mit seinen Fingern zu ringen und wartete einige Momente, damit sein Knappe verarbeiten konnte, was sein Ritter ihm gerade unglaubliches offenbart hatte.
„Am Tag nach dem Überfall wurde eine Leiche gefunden. Größe und Statur die von Plenius. Das Gesicht so zerstört, dass eine einfache Identifizierung nicht möglich war. Er hatte ein Schmuckstück bei sich, das dem kleinen Hemmelfart gehörte. Dabei gefunden wurde ein Projektil aus einer von Slavas Schusswaffen. Ich ließ die Leiche untersuchen. Und ich stellte Slava zur Rede.
Er hat gestanden den Inkubus erledigt zu haben. In von Herrenlohs Auftrag.“


Eine weitere Pause, in dem sich etwas in Jarels Mimik verschob. Er setze einen kalten, unbetroffenen Gesichtsausdruck auf, doch das Timbre seiner Stimme offenbarte dem Knappen etwas ganz anderes.
„Wenzel hat die Leicht und die Indizien platziert, um Slava und mich auseinander zu bringen. Er hat nicht damit gerechnet, dass wir darüber reden. Und dass ich es akzeptiert habe.“ Wie knapp das ungleiche Paar an einer Trennung vorbeigeschrammt war unterschlug der Ritter.
Ein weiteres kurzes, trockenes Husten unterbrach Jarel ein weiteres Mal. Er fühlte sich alt. Furchtbar alt. Seine Entscheidung Wenzel zu konfrontieren war ein Fehler gewesen. Er hätte lügen sollen. Heucheln. Täuschen. Doch nein, das hätte er nicht gekonnt.
„Ich kehrte zurück zur Komturei und konfrontierte von Herrenloh, gab ihm den Ring zurück und erklärte ihm, ich würde hierher reisen. Ich sagte ihm auch, dass ich dem Orden noch dienen wolle, aber nicht mehr ihm.“
Einen langen Moment sah Jarel Jakob von der Seite her an.
Es war falsch gewesen die Sache so anzugehen, seinen Gefühlen nachzugeben und ehrlich sein zu wollen. Rückgängig machen konnte er es nicht.
Ob der Junge ihm deswegen grollte? Nun, dann konnte er es nicht ändern.
„Der Großkomtur steckt mich ins Loch. Ich rechnete fest mit Strick oder Flamme. Es wurden nur neunzehn Hiebe mit dem Stock, eine Degradierung zum Ritterbruder.“
Wieder in kurzes Husten, wieder sah der Ritter den Knappen an.
„Es tut mir leid, wenn ich deiner Karriere damit Steine in den Weg gelegt habe.“
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Jakob von Nagall
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Jakob hörte mit wachsendem Unbehagen zu. Er spürte die Seitenblicke seines Rittervaters, erwiderte diese aber nicht, sondern schaute auf eine Stelle jenseits des kleinen Brunnens. Die Spannung in seinen Kiefern allerdings sprach Bände. Jarel war manchmal so ein Idiot! Und er konnte nicht anders, als einen selbstsüchtigen Moment lang dem aufwallenden Zorn nachzugeben, sagte allerdings nichts, sondern stieß nur geräuschvoll Luft durch die Nase. Er hatte gewusst, dass das irgendwann in einem Desaster enden musste und er war auch noch so blöd gewesen, sich von dieser Idee beeinflussen zu lassen. Sofort verließ ihn die Zuversicht, dass vielleicht doch irgendwann beides möglich sein konnte: Liebe zu Gott und die Liebe zu einem anderen Menschen.
"Scheiße.", war zunächst die einzige verbale Reaktion, wobei er sich mit der Hand durch das inzwischen deutlich längere Haar fuhr. Im ersten Moment war da ein kalter Schock, der seinen Magen zu einem Eisklumpen gefrieren ließ. Dem folgte Entsetzen und schließlich flutete doch eine hitzige Wut seine Adern, wie er sie lange nicht mehr in sich hatte aufkochen lassen. Vielleicht auch viel zu lange unterdrückt, umschifft, anderswo Entladung gesucht. Etwas brach sich Bahn, wallte in seinem Innersten auf und sorgte dafür, dass er nicht mehr auf der Bank sitzen bleiben konnte. "Verdammt Jarel, das kann nicht dein Ernst sein! Du bist seit fünfzehn Jahren in unserem Orden! Wie konntest du nur denken -" Pause. Der Rest ging in einem gutturalen Laut bloßer Wutentladung unter, während Jakob die Arme in einer hilflosen Geste in die Luft warf. Am Liebsten hätte er Jarel eine gefeuert... Nein! Am liebsten hätte er Slava eine gefeuert! Mit diesem Mann hatten die Probleme doch erst angefangen und jetzt fiel sein Name wieder im Zusammenhang mit diesem grandiosen Haufen Scheiße. Also konnte er mangels Opfer nur vor der Bank und dem dort wie geschlagen sitzenden Ritter auf und ab tigern. "Ihr zwei Strategen könnt ja gerne eure Zukunft in den Wind schießen - euch packt ja keiner an. Slava ist der fucking Berater von Dijkstra und du... Euch kann es scheißegal sein, wer im Kielwasser ersäuft. Nein, es IST euch scheißegal, hauptsache ihr habt euch, gegen alles was WIR - Jarel, WIR - nicht nur ich, sondern auch DU! - geschworen haben!" Jakob schnaufte, rieb sich mit einer Hand über das Gesicht. "Du schaffst mich. Jetzt hattest du mich so weit, dass ich wirklich weiter kommen wollte und dann, dann kloppst du mir so einen Knüppel ins Kreuz." Er fühlte wie ihm das Adrenalin durch die Eingeweide kroch, nicht nur der Wut, sondern auch der Angst wegen. Vom Knappe des Klingenmeisters und angehendem Großkomturs zu... nichts. Wie stolz er darauf gewesen war, genau da zu sein, wo er war, merkte er erst jetzt, als dieses hohe Ross unter ihm durchging und ihn in den Dreck warf. Scheiße. Und von Tretogor wusste sicher längst Bescheid. Doppelscheiße.
Er blieb endlich stehen und starrte Jarel mit diesen in kaltem Zorn lodernden, hellen Augen an. "Was soll ich da jetzt draus machen? Wo soll ich mich positionieren? Du weißt selbst am besten, wie das hier läuft!" Er warf sich letzten Endes wieder neben Jarel auf die Bank. Er würde seinen Rittervater niemals verleugnen und auch nicht gegen einen anderen auswechseln, so viel war klar. Zumindest für Jakob. Aber mit so einem Fleck in der Akte wurde es nicht leicht auch nur ansatzweise wieder einen Fuß in die Tür zur Ebene der Meister zu bekommen. Und ohne den Schritt auf der Karriereleiter blieb er ein unmündiger Ritterbruder, ohne Chancen irgendetwas zu bewegen... Jakob trudelte lückenlos in einen altvertrauten Fatalismus. Wie hatte er nur je daran glauben können? Das Zwitschern der Vögel untermalte die Szene auf unwirklich friedliche Weise, und passte so gar nicht zu Jakobs aufgewühltem Inneren.
"Wie geht es jetzt weiter?" Tausend Worte in seinem Kopf, doch keines davon wirklich zweckdienlich außer vielleicht, um seinem Ärger weiter Ausdruck zu verleihen. Aber er kämpfte nun wieder um seine Beherrschung. Der Tonfall allerdings verriet ihn sofort an Jarel, der seinen Knappen natürlich inzwischen sehr genau kannte. Nein, das Feuer war noch nicht gelöscht.
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Jarel Moore
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"Um das herauszufinden bin ich hier.", erklärte der Ritter leise.
Abstand. Übersicht gewinnen, Herausfinden was er wollte und was möglich war.
Er starrte nur auf seine Hände, die locker zwischen seinen Knien hing. Eine Weile saß er nur schweigend da, von gelegentlichen trockenen Husten unterbrochen, ohne irgendeinen Ausdruck in den dunklen Augen.
Er wollte nicht zeigen, wie sehr es ihn traf. Er wollte nicht zeigen, dass er wusste, das Jakob Recht hatte.
Mit allem. Er wollte nicht zeigen, was die Worte seines Knappen mit ihm machten.
Er wusste was er angerichtet hatte, doch es jetzt aus Jakobs Mund zu hören, den Ton in seiner Stimme, die Enttäuschung, die Wut…
…die Folgen für Iola, die zerstörte Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.

Nach außen hin unsichtbar starb etwas in Jarel, eine Flamme verlosch, etwas verstummte.
Zurück blieben Kälte und Stille, die in diesem Moment alles einnahmen und jedes logische und rationale Denken unter einer dicken Eisschicht verdeckten.
Der degradierte Ritter schwieg mit eiserner Miene.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Schweigen fiel zwischen sie und in Jakobs Verstand reihten sich wilde Gedanken aneinander, drückten gegen seine Stirn. In letzter Zeit hatte er viel Gelegenheit zum Nachdenken gehabt und er hatte viele Entscheidungen getroffen. Viele Fäden geknüpft und andere gekappt. Vielleicht konnte man auch sagen, er war erwachsener geworden, hatte endlich seine eigenen beiden Füße gefunden, die danke Jarel deutlich fester verwurzelt worden waren, als jemals zuvor. Nun spannte er immer öfter die Flügel, übte sich und würde bald den Mut haben, zu fliegen. Wissend, das es eben diese Wurzeln gab, auch wenn er hier nicht geboren war und Jarel "nur" sein Rittervater. Für Jakob war es längst nicht mehr nur das und es hatte Iola, den kleinen Unfall und eben Zeit gebraucht, um ihm das klar zu machen.
Doch wie alle Kinder, war auch Jakob nicht immer zufrieden mit den Eltern, genaugenommen meistens nicht. Was nichts daran änderte, dass er dankbar war und dass er viel gelernt hatte. Zum Beispiel gewissen Impulsen nicht bis zum Ende nachzugeben. Oder nicht in seine Muschel zu kriechen, wenn es anstrengend zu werden drohte. Lektionen, die Jarel ihn gelehrt hatte und mit deren Resultat er nun leben musste. Dummerweise prallte diese erlernte Extrovertiertheit nun auf sein aufgewühltes Gemüt, holte sich da Energie und nahm sich den eigentlich geliebten Rittervater gnadenlos als Ziel vor. Denn der sagte einfach... nichts.
"Ist das alles? Mal wieder. Finster schauen und nichts sagen." Er schüttelte resignierend den Kopf. "Und ich Idiot hab mich noch beschwatzen lassen. Auf das Herz hören... bullshit Jarel. Wir nicht - so einfach." Er wusste, dass er sich gerade selbst belog, denn er konnte von diesem Weg nicht mehr abweichen, ohne Iola und sich gleichermaßen eben dieses Herz aus der Brust zu reißen. Trotzdem trampelte er auf Jarels herum, einfach aus Verzweiflung und Hilflosigkeit.
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Jarel Moore
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Einen langen Moment schloss Jarel die Augen.
Hatte Jakob auch hier Recht?
Hätte er nicht auf sein Herz gehört…
Wäre er nicht seiner Zuneigung zu Slava nachgegangen…
Hätte er sich nicht darauf eingelassen…
Hätte er sich nicht so hoffnungslos in diesen Mann verliebt…
Doch auch hier verstummte mit einem Mal die Stimme im Kopf.
Für diese Art Überlegung war es zu spät.
"Ich wäre jetzt gern allein.", erklärte der Ritter mit ruhiger, nach außen hin kalter Stimme und er hob sich steifgliedrig.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob hatte ein deja-vu. In dieser Stimmung war Jarel das letzte Mal gewesen, als... ja, was war eigentlich genau der Auslöser gewesen? Sie waren auch hier in Wyzima gewesen. Diese Stadt hielt keine guten Sterne für sie bereit und trotzdem kamen sie immer wieder her, trotz all der Widrigkeiten, die es bedeutete. Doch er hatte weder die Kraft, noch den Willen, einzulenken. War doch auch sinnlos. Er kannte Jarels Dickschädel doch genauso gut, wie dieser den seinen kannte. Sie konnten die Hörner jetzt aufeinander krachen lassen oder einander Abstand gewähren, den Jarel bereits suchte. Jakob blieb also sitzen und knurrte nur. "Klar." Er auch. Er musste nachdenken. Runter tempern. Irgendwie damit fertig werden. Das dabei wenig bis keine Empathie für den Ritter übrig bliebe, mochte fatal sein, aber war nicht zu ändern. Der Knappe hatte seine eigenen Probleme und musste diese erst einmal für sich bearbeiten, bevor er sich um die anderer kümmern konnte. Egoismus vielleicht, aber auch anteilig einfach Selbstschutz.

Der Tag verging, ohne dass der Ritter wieder auftauchte. Auch zum Abendleuten keine Spur. Und auch danach...nichts...
Allerdings hatte Jakob genug Ablenkung. Kaum waren sie allein, suchte Iola nachdrücklich seine Nähe. Und diese Nähe tat ihm gut, aber er war auch nicht so richtig bei der Sache. Das Gespräch am Nachmittag wollte ihn nicht los lassen, denn seither nagte ein unschönes Gefühl an seinem Unterbewusstsein. Als kratze eine Katze am Türspalt und verlange nachdrücklich um Einlass, nur wenn er hinsah, war da nichts Auffälliges. Die innere Unruhe ging sogar so weit, dass er Iolas Zärtlichkeiten zwar teilte, ihr aber gleichzeitig zu Verstehen gab, dass er den Kopf zu voll hatte. Jeder andere hätte ihn wohl für bescheuert erklärt, aber Iola schien es irgendwie zu verstehen und sie verlegten sich darauf, eng aneinander geschmiegt in der Dunkelheit zu flüstern. Über alles, das Gestern, das Heute, das Morgen. Nur was ihn wirklich belastete, sparte er aus, weil er sie nicht unnötig beunruhigen wollte.
Sie ließ ihn, signalisierte zwar Gesprächsbereitschaft und den Willen zuzuhören, drängelte aber nicht. Das Mädchen war hochgradig emphatisch und tat genau das, was Jakob brauchte. Sie war da, bedrängte aber nicht.
Irgendwann schlief er dann entgegen aller guter Vorsätze neben dem warmen, weichen Körper Iolas ein, obwohl er eigentlich in der Komturei zu schlafen beabsichtigte. Er war einfach müde - die voll gestopften Tage und die lange Reise zuvor hingen ihm noch immer in den Knochen. Und Iolas Nähe hatte diese Wirkung auf ihn, dass er sich einfach fallen lassen konnte. Hinein in einen Schlaf, der ihn nicht mehr mit Flammen und Tod heimsuchte.
Dafür aber...
Es verhallte gerade die Glocke zur dritten Tagesstunde, als Jakob schweißgebadet hochschreckte.
Seine Lunge und sein Rücken brannte wie mit Lava geflutet, sein Gesicht schmerzte, die lädierte Schläfe pochte dumpf, das rechte Auge war zugeschwollen und sein linker Oberschenkel stach, als würde eine Klinge darin stecken. Und all dies war Öl ins Feuer seine Wut. Wut auf das Schicksal und vor allem auf sich selbst. Wut, die er nur zu gut kannte, denn sie war so tief in ihm verwurzelt wie die Sehnsucht nach seiner verlorenen Familie, besonders an seine Schwester.
Doch nein…
Noch während er versuchte herauszufinden wo er sich befand verschwanden all diese Schmerzen.
Als letztes verschwand die Wut auf sich selbst. Oder eher gesagt: Sie landete in der Kiste, in die sie gehörte wurde brav weit unten im Unterbewusstsein verscharrt. Wut, die ihm so vertraut war und die er normalerweise nicht verscharrte, sondern ganz offen auslebte. Gegen sich, gegen die Welt. Verscharren? Er blinzelte verwirrt in die Dunkelheit.
Langsam beruhigte sich auch sein Puls, der Schweiß auf seinem Körper trocknete unangenehm klebrig und endlich…endlich erkannte er, dass es sich um einen Traum gehandelt hatte. Um einen wilden, tetosterondurchdrungenen Traum, der so gar nicht zu ihm passte. Und nun bemerkte er auch, dass Iola neben ihm saß, die Hand auf seiner Brust. Er spürte ihren Blick, auch wenn es stockfinster war und legte seine Hand auf ihre, unter der sein Herz allmählich wieder im normalen Takt schlug.
Was war hier geschehen?
Er begann diese Art Träume von den anderen unterscheiden zu lernen und er nahm ihn als das wahr, was er sehr wahrscheinlich war: etwas, das von Jarel kam. Und wenn dem so war, dann musste er etwas tun. Beim ersten Mal hatte er mit ihm gemordet und war durch ihn ermordet worden. Beim zweiten Mal war er mit ihm ertrunken. Und jetzt...
Jakob schob die Beine aus dem Bett, tastete nach seinen Sachen.
"Ich muss zurück, Iola. Mach dir bitte keine Sorgen.", flüsterte er, kaum dass er seine Hosen gefunden hatte und hinein schlüpfte. Er küsste sie zum Abschied, suchte dann das Hemd und die Fußlappen zusammen.
"Soll ich dich begleiten?", fragte Iolas angenehm raue Stimme leise und unsicher. "Brauchst du etwas? Hast du etwas geschehen im Traum?"
Schließlich war das ihre Profession...die Wahrheit zwischen den Bildern zu finden und zu deuten.
Schon seltsam, dass sie sich in einen jungen Mann verliebt hatte, der dieselbe Begabung zu haben schien.
Zum Glück war es dunkel... hätte er in ihre Augen blicken müssen, er hätte nicht: "Nein, alles in Ordnung.", sagen können. Vielleicht spürte sie auch genau, dass das nicht der Fall war. Jakob wankte kurz an der Schwelle der Wahrheit herum, entschied sich dann aber dafür, einfach nichts weiter zu sagen und ihre Lippen noch einmal für einen Kuss zu suchen. "Schlaf weiter. Ein Traum, sonst nichts. Aber die anderen werden sich sicher wundern, wo ich stecke." Und tatsächlich war es nicht mehr weit bis zur Dämmerungsmesse. Im Tempel hier schlug ein anderer Takt, der weit mönchischer war als in Nowigrad, wo eher der militärische Zweig vorherrschte.
Bevor sie noch Einwände erheben konnte, schlüpfte er aus dem Zimmer und in den dunklen Tempelgarten. Dann durch das Tor und seinem Gefühl hinterher.

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Svettele Fini Banik
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Datum: 9:03 Uhr, 29. August 1278, Sonntag
betrifft: Liam, Tempelbewohnerinnen
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Svetlana Banik hatte schon gemerkt, dass der Flammenrosenritter es gewohnt war schneller voran zu kommen, obwohl sie sich ein Pferd der Kirche hatte leihen können, war sie den Sattel nicht gewohnt. Außerdem gab es ständig einen Grund anzuhalten: die Priesterin hatte unterwegs die Axtwunde eines Holzfällers versorgt, Heilkräuter gesammelt, bei einer Geburt geholfen, eine Menge Felder gesegnet, eine vermisste Katze gefunden, einer Kuh geholfen, ein Ohr für Liebeskummer gehabt, hin und wieder Fiebersaft verteilt, einem Paar ihren Segen gegeben, ein Lämmchen gerettet, bei noch einer Geburt geholfen und so weiter und so fort. Ein Vorteil war, dass sie in all den Bauerndörfern und Gehöften selten für irgendetwas bezahlen mussten, aber die Reise dauerte länger als die gedachten zehn bis elf Tage. Besonders hatte man die Feier nach so einer Hochzeit nicht einfach verlassen können. So erreichte man irgendwann an einem Vormittag die Stadt Wyzima und natürlich brachte der Flammenrosenritter seinen Schützling zum Tempel der Melitele.

Svetlana stieg ab und sah noch einmal zu ihrem Begleitschutz auf. Gut, dass er zu ihnen gefunden hatte.
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»09. August 1278, Montag«

Vor einer knappen Woche hatte Liam von Alensbach eine Bauernfamilie gegen ein paar Rüpel beigestanden und einer davon biss Liam in den Unterarm. Aus Dankbarkeit liessen sie ihn unter ihrem Dach nächtigen, doch noch in der Nacht setzte das Fieber ein. Ihre Versuche das Fieber zu senken, schlugen alle fehl. So sehr sie sich auch bemühten und am Ende sahen sie keinen Ausweg mehr als den Mann in den nahen Tempel der Melitele bei Ellander zu bringen.

Das Fieber hatte ihn über Tage dahin gerafft und in seinem Körper gewütet wie das Feuer einen trockenen Wald zerfrisst. Eine Bisswunde war Quell allen Übels, hatte sie sich doch fürchterlich entzündet. Zwischen Halluzinationen, Schmerzen, Übelkeit und krampfhaften Anfällen fand er nur selten ein paar ruhige Momente. Als das schlimmste überstanden war, fand er immer öfters in einen ruhigen, fast totenähnlichen Schlaf. Der Leib brauchte Zeit um zu regenerieren, aber auch sein Geist schien den Umstand noch zu Ruhen als sehr angenehm zu empfinden.

Es war früher Morgen, die Sonne fiel durch ein schmales, hohes Fenster herein und auf sein Gesicht. Die Wärme kitzelte ihn, rief ihn, zwang Liam dazu die Augen zu öffnen. Nur träge erwachten seine Sinne, nur langsam begann sein Körper sich daran zu erinnern, dass er auch etwas anderes tun konnte als nur zu Ruhen. Der dumpfe Schmerz an seinem Unterarm war noch da, aber nicht mehr als ein lästiges Pochen am Rande. Es begann gar zu jucken und das war meist ein gutes Zeichen. Nicht mehr lange und er würde beides kaum mehr spüren. Als Liam von Alensbach endlich die Augen aufbrachte, starrte er orientierungslos an eine ihm unbekannte Decke. Wo war er? Seine Erinnerungen mochten trüb sein, aber er wusste noch, dass er in einer ganz anderen Kammer in den Schlaf gesunken war. Aber nicht hier. Für den Anflug eines Augenblicks keimte Panik in ihm auf. Wenn es etwas gab, dass er hasste, war es Kontrollverlust und Orientierungslosigkeit. Der Atemzug, mit dem er seine Lungen füllte, klang rasselnd und er hustete trocken. Einzig die Tatsache, dass er lebte und man sich um ihn gekümmert hatte, beruhigte den aufkeimenden Schrecken in ihm. Fahrig berührten seine Hände eine weiche Decke, die man ihm bis zur Brust hochgezogen hatte und endlich stieg der Geruch nach Kräutern und Alkohol in seine Nase.

Wie ein verdammter Krüppel hatte er sich vor Jahren gefühlt, als jemand ihm mit einer Axt fast den Oberschenkel durchtrennt hatte und er noch ganz genau Lothars Gesicht über seinem gesehen hatte, der mit aller Kraft versuchte, die Blutung zu stillen. Diesmal war es nicht ganz unähnlich, aber wenigstens hatte man ihm keine Gliedmassen abtrennen wollen. Welch beruhigender Gedanke, huschten eine Stimme voll beissendem Spott durch seine Gedanken. Welch beruhigender Gedanke...

~
Fini, Schwester Svettele, summte ein Lied. Immer wenn sie aus der Morgenmesse kam, gingen ihr die Gesänge nicht so schnell wieder aus dem Kopf. Ihre Schritte waren deshalb noch leicht federnd, als sie nach dem Patienten sah. Der Ritter der Flammenrose war hier mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden, denn einige davon wurden im Eifer doch blind. Nicht jede Kräuterfrau war eine Hexe, nicht jeder Elf ein Terrorist, nicht jeder Gnom ein Dieb, nicht einmal jeder Hexer ein hirnloser Mutant. Fini musste dünn Lächeln, als ihr ein bestimmter Gedanke durch den Kopf glitt. Doch ihre Aufmerksamkeit war sofort wieder im hier und jetzt als sie den Ritter husten hörte. Sein Fieber war hoch gewesen und sonst waren es eher Katzen- statt Banditenbisse, die derart krank machten, aber man lernt nie aus und der tapfere Ritter hatte überlebt – eigentlich eine Routinebehandlung, wenn man die passende Medizin vorrätig hatte.

„Schschsch“, machte sie und trat eilig an den großen Mann heran. Wie immer stand eine klare Schüssel Wasser und ein sauberes Tuch am Bett. Mit geschickten Fingern benetzte Fini die Stirn des Patienten. „Na? Aufgewacht?“ Ihre Stimme war etwas rauer als erwartet, aber diese ockergrauen Augen blickten ihn liebevoll an. Auf ihren Schultern lag die übliche Kapuze wie sie die Priesterinnen der Melitele tragen. „Ihr habt nur ein paar Tage geschlafen. Jetzt wird alles wieder gut.“ Während ihre Worte warm ihn in eindrangen, huschten ihre Finger und Hände über seinen Körper, überprüften ob alles so an ihm dran ist, wie es sein sollte.

~
Er hörte eine Stimme und erschrak über seine eigene Unachtsamkeit. Leise atmete er aus, sein Blick der noch immer dem kräftezehrenden Kampf gegen das Fieber wegen müde wirkte, huschte zum Quell der Worte. Es war ihm stets unangenehm gewesen, im Lazarett zu liegen oder zu wissen, dass jemand sich um ihn kümmern musste. So auch jetzt. Die Frau mochte eine Priesterin der Melitele sein und sich der Heilkunst verschrieben haben, angenehmer machte es das nicht. "Wo bin ich?" fragte er sie, auch wenn er die Antwort kannte. Aber er wollte sich sicher sein.

Ihrem geschulten Auge entging nichts. Er hatte zwar keine Gliedmassen verloren, aber gegen eine Handvoll Wegelagerer, die um ihr nacktes Überleben gekämpft hatten, hatte auch er zu beissen gehabt. Eine schartige Klinge hatte ihm eine ausgefranste Linie über der linken Wange hinterlassen, eine Keule einen ordentlichen Bluterguss an der rechten Schulter. Und ebenjene Bisswunde am Unterarm, an der er ohne die Hilfe Meliteles Priesterinnen elendig verreckt wäre. "Danke." brachte er hervor, als die Kühle seine Stirn benetzte und die schwirrenden Gedanken zur Ruhe fanden.

~
„Ihr seid… über den Berg, der Rest sind nur Kratzer“, man konnte das Zwinkern in ihrer Stimme hören: „Und wie Ihr Euch denken könnt im Haus der gütigen Mutter bei Ellander. Keine Sorge ihr seid in guter Gesellschaft hier sind schon andere Recken wieder zu sich gekommen.“

Fini war zufrieden: das Fieber war am Abklingen, seine Augen reagieren wie sollten, die Verletzungen gut verheilt und er schien gesund genug, dass es ihm bereits wieder peinlich war hier zu sein. „Die Bäuerin der Familie, die ihr vor ein paar Halunken geschützt habt, hat Euch hier hergebracht, nachdem sich die Bisswunde entzündet und Euch hohes Fieber beschwert hat. Wir konnten es auf eine Höhe bekommen, sodass es Euch nicht umbringt. Der Kampf sollte…“ Ihre rechte Hand fuhr über seine linke Wange, ein Finger schob sich unter sein Kinn, sodass sie seinen Kopf etwas drehen und die Wunde im Gesicht betrachten konnte. „… vier Tage her sein.“ Ja, war schon fast nichts mehr zu sehen. „Und nichts zu danken, dafür sind wir hier.“ auch für Flammenrosenritter Den Gedanken fügte sie nicht an, aber er lag ein wenig in ihrem Gesicht, so wie sie eine Augenbraue nach oben zog.

~
Er hegte Melitele gegenüber gemischte Gefühle. Einst, als er noch dem Orden der weissen Rose angehört hatte, da hasste er alles was mit der Muttergöttin in Verbindung gebracht werden konnte. Er verabscheute sie zutiefst, das änderte sich, als es die Priesterinnen waren, die ihm vor Jahren das Leben gerettet hatten. Nicht, dass er ihren Glauben verstand, aber er akzeptierte ihr Dasein und nun waren es abermals die gütigen Frauen der Melitele, die ihn vor den Tod bewahrten. Zwischen Dankbarkeit und dem unangenehmen Gefühl von Reue grollte er leise vor sich hin. Die wortlose Spitze vernahm er sofort, aber er war vernünftig genug da nicht darauf einzugehen. Ein Umstand, den er bisher nie verstanden hatte war, warum die Priesterinnen zu solch einer Güte fähig waren um gar noch ihren grössten Feinden das Leben zu retten.

Liam liess ihre Worte sacken. Vier Tage. Vier Tage, in denen er im Delirium verbracht hatte und über die Bilder er lieber nicht sprechen wollte. Was die Schwestern aus seinen gemurmelten Worten, die er im Wahn von sich gab, noch so erfahren hatten... wollte Liam nicht wissen. Ein wenig unwillig liess er es zu, dass sie die Wunde auf seiner Wange berührte und betrachtete. Es war ihm schlichtweg unangenehm Schwäche vor der Schwester zuzugeben. "Ich werde morgen aufbrechen." sagte er heiser. Und Euch nicht mehr zur Last fallen konnte man es wortlos im Ausdruck seines Gesichts vernehmen.

~
Ihr Lachen war heller als ihre Stimme und so ganz ohne Spott, nur voller Heiterkeit. „Ihr werdet morgen bestimmt nicht aufbrechen, Herr Ritter. Ihr habt mindestens drei Tage gelegen und nur das Nötigste zu Euch genommen. Eure Muskeln werden es Euch danken, nicht sofort aufs Pferd zu steigen. Außerdem habt ihr immer noch eine erhöhte Temperatur.“ Während sie sprach hörte sie nicht auf ihn weiter zu untersuchen, als ob er gerade sämtliches Anrecht auf seine Privatsphäre verloren hätte. Dabei waren ihre Berührungen in keiner weise aufdringlich oder unangenehm, wie sie seinen Unterarm nahm, um den Puls zu fühlen.

„Wir können heute mal das Aufstehen und Gehen üben, nachdem Ihr paar Schüsseln Hühnerbrühe intus habt, Ser.“ Die Priesterin ließ ihn wieder los, trat leicht vom Bett zurück, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete zufrieden ihr Werk, bevor ihr Gesichtsausdruck sehr herzlich wurde. „Schwester Svettele Banik“, stellte sie sich mit einem Nicken, einem Lächeln und einer Hand auf dem Herzen vor. Sie holte Luft um noch mehr zu sagen, als man von weiter hinten im Tempel ein Stimmchen hörte: „Fiiiiniii?? Ist der dicke Ritter schon waaaach?“

~
Er mochte ihr Lachen. Obwohl nein, korrigierte er sich, es war die Heiterkeit die sich darin verfangen hatte. Etwas, dass man nur noch selten zu hören bekam in der letzten Zeit. Noch weniger überraschten ihn ihre Worte. Noch bevor er behauptet hatte, morgen aufbrechen zu wollen, wusste Liam, dass das Unsinn war. Noch immer fühlte sein Körper sich viel zu heiss an, die Glieder schmerzten noch und sein Kopf hatte zuviel zähe Masse darin um wieder klares Denken zuzulassen. Ihre Untersuchung musste er also über sich ergehen lassen, weil es eben vernünftig war.

Ihre Finger fanden seinen Puls, der noch immer zu schnell schlug und ihrem Befehl der Bettruhe zusätzlich Gewicht verlieh. "Ja. Gut." brummte er geschlagen, bis er auf die Nennung ihres Namens hin zur Priesterin aufschaute und sah, dass sie gerade ansetzte um mehr sagen zu wollen. Dann vergingen mehrere Herzschläge, in denen der Ritter erstmal verdauen musste, was er da gehört hatte. Die Eitelkeit preschte vor und doch schnappte er sie sich, bevor irgendwas blödes seinen Mund verlassen wollte. Dicker Ritter... Er war im ersten Moment ehrlich besorgt, dass ihm in den vier Tagen ein dicker Ranzen gewachsen war. Eher das Gegenteil war der Fall, Liam hatte ein wenig an Gewicht verloren. Man sah es ihm nicht an, denn der Mann war gut in Form gewesen, so dass er genug Reserven für einen Rückschlag hatte. Die Empörung in seinem Blick aber, die war für Fini kurz sichtbar. "Liam von Alensbach. Freut mich." kam es so hölzern wie eine alte Eiche sich im Sturm neigte.

~
Die Luft, die eigentlich zum Sprechen eingeatmet wurde, verließ die Priesterin mit einem Schnauben, als der Zwischenruf kam, bevor sie zurück plärrte: „Ach Saskia, der ‚Herr‘ Ritter ist nicht dick. Wenn Du Deine Anatomiekenntnisse zur Hilfe nähmst, würdest Du feststellen, dass er überdurchschnittlich gut gebaut ist.“ Ihr Blick fiel wieder auf Liam. „Kräftig, großgewachsen, trainiert, zäh – und vernünftig ist er auch.“ Liam bekam ein anerkennendes Nicken dazu, dass er nicht weiter darauf bestand jetzt aufstehen zu müssen. Irgendwelche Hitzköpfe musste man oft genug ein paar Schritte vor dem Tempel wieder einsammeln, weil sie der Meinung waren das ginge schon.

„Aber wenn Du schon hier bist, Sassi, mach Dich nützlich und bring die Hühnersuppe.“ Im Raum hörte man nur Gekicher und wie sich ein paar Schritte entfernt.

„Entschuldigt, Herr von Alensbach.“ Sie meinte es so halb. Natürlich sollte man nicht in Anwesenheit über eine Person reden, aber den lockeren Umgang würde es weiter geben. „Ihr hab ein wenig Trubel hier im Tempel hinterlassen. Die kleine Fenija konnte gar nicht aufhören von Eurer Heldentat gegen die finsteren Schergen, die ihren Hof vor dem Verderben gerettet hat, zu erzählen. Mit jeder Erzählung wurden es mehr Feinde und eure Manöver gewagter.“ Die Priesterin selbst würde sich aufgrund der Spuren, die diese Schergen auf Liams Körper hinterlassen haben, wahrscheinlich ihr eigenes Bild machen.

„Wollen wir Euch aufrichten? Dann klappt es mit der Brühe besser.“ Fragend trat sie wieder an ihn heran, um ihm gegebenenfalls dabei zu helfen, sich gegen die Wand hinter dem Kopfende des Bettes zu legen.

~
Er rümpfte die Nase, obschon die Worte über ihn der Wahrheit entsprachen und er sich durchaus hätte geschmeichelt fühlen sollen. Aber so richtig empfänglich war Liam für Komplimente sowieso noch nie gewesen und damit umgehen konnte er bis heute nicht. Ihre Entschuldigung tat er mit einem Achselzucken ab und schien es damit bereits wieder aus der Welt zu haben. Die folgenden Worte aber entlockten ihm ein Stirnrunzeln. "Ich habe nur meine Pflicht getan." entgegnete der Ritter nüchtern, denn Lobgesänge auf seine Person waren ihm unangenehm.

Fini durfte ob der Verletzungen, Blessuren und des Körperbaus davon ausgehen, dass Liam bestimmt keine gewagten akrobatischen Manöver hingelegt hatte. Auch Geschwindigkeit war bestimmt nicht seine beste Disziplin, dafür war da Kraft, Ausdauer und eine beachtliche Zähigkeit. Er hielt einfach aus, bis einer der Unterlegene war. Bestimmt waren es mindestens eine Handvoll Räuber gewesen, aber sicherlich weniger als ein Dutzend. Liam mochte ein geübter Kämpfer sein, aber auch seine Fähigkeiten hatten irgendwo ihre Grenzen.

Er versuchte aus eigener Kraft den Oberkörper aufzustemmen, aber erst mit ihrer Hilfe gelang es ihm und als sein Atem ging wie nach einem Hürdenlauf, da schloss er schon fast beschämt die Augen. Der Kreislauf gewöhnte sich nur langsam an die aufgerichtete Position, aber er war gnädig genug das Flackern in den Augwinkeln bald sein zu lassen.

~
„Eine Quasselstrippe seid Ihr nicht gerade, oder?“ Sie half ihm auf, ließ ihn aber auch machen. Er sollte nur probieren was schon ging, aber sich nicht wieder verletzten oder grundlos abmühen. Sie fand mit ihren Handgriffen genau diesen Mittelweg, dass Liam selbst merkte wie weit die Selbstständigkeit schon ging.

„Für eine Fünfjährige seid Ihr nun der vergötterungswürdige Held, egal ob Pflicht oder nicht. Ihr habt ihr Heim gerettet, statt Euch abzuwenden. Die Kriege haben alle alle aus gezerrt, ein bisschen Heldenmut und Hoffnungsschimmer tut gut. Ihr habt mit eurem Mitteln einem jungen Mädchen gezeigt, dass nicht immer alles schlecht ist.“ Liam bekam ein sanftes Schulterklopfen, bevor Schwester Saskia mit einer dampfenden Schüssel zurück kam. Die zweite Priesterin war jünger als Fini, aber es schien eine gewisse Freundschaft zwischen den beiden, die über den 'beruflichen' Teil hinaus ging.

Auch Saskia musterte rasch den Ritter, stimmte in Gedanken ihrer Schwester zu und reichte an beide die Hühnersuppe weiter. Zog sich dann aber wieder zurück. Fini half Liam mit der Suppe, ähnlich wie vorher und der Flammenrosenritter konnte merken wie gut ihm die warme Brühe tat. Das hätte genau das gefehlt, um seine Lebensgeister wieder zu wecken.

~
"Nein." sagte er, der sich die Antwort auch hätte sparen können. Einzig und allein denjenigen gegenüber, denen er sein Vertrauen schenkte, war der Ritter redseeliger eingestellt. Aber Vertrauen war ein rares gut und es fiel ihm ausserordentlich schwer. Fini war angemehm zurückhaltend in ihrer Hilfe, das schätzte Liam.

Ein dunkler, nachdenklicher Laut entstieg seiner Kehle, das Mädchen würde ihn in guter Erinnerung behalten und leben. Letzteres war alles, das zählte. Sachte suchte er sich eine bequeme Haltung, bis er dann auch den Quell der dicken Ritter frage kennenlernen durfte. Nicht, dass Liam Saskia mit einem finsteren Blick nun bedachte, er hielt an seinen guten Manieren fest und grüsste sie nüchtern. Sie schienen sehr vertraut, stellte er fest.

Mit einem höflichen Kopfneigen nahm Liam die Schüssel mit Brühe entgegen. Bereits der Geruch liess seinen Magen aufbegehren, der vollkommen ausgehungert war. Er war kräftig genug, um Schüssel und Löffel halten zu können. Wenn auch noch etwas zittrig, aber das überging er. Die Brühe schien seinem Leib den nötigen Impuls zu geben, endlich wieder am Leben teilnehmen zu wollen. Er ass schweigend, bis nichts mehr da war. Gesättigt sank Liams Hinterkopf gegen die Wand, die Augenlider verbargen das kühle Grau dahinter. Nach drei Atemzügen sah er Fini wieder an. "Ich besitze nicht viel um Euch zu entlohnen, Schwester Svettele."

~
Während Liam aß und ganz gut alleine zurecht kam, ging Schwester Svettele zum Fenster, um etwas frische Luft und Licht hinein zu lassen. Ein Weilchen blickte sie ebenso nach draußen und nahm den Duft des nahen Kräutergartens mit.

„Ihr habt das einfache Volk, die Kinder der gütigen Mutter beschützt, das soll uns Lohn genug sein.“ Die Worte waren zwar warm, aber auch ein bisschen monoton. Liam kannte es selbst wie die üblichen Segenssprüche, wenn man so häufig wiederholte, zu Lautmalereien wurden.

„Sie blickte in Eurer Herz und schenkte Euch alle Kraft Eure Wunden zu überwinden.“ Sie dreht sich wieder zu ihm, nahm ihm die leere Schüssel ab und wollte sich schon abwenden, als ihr etwas einfiel.

„Aber vielleicht...“, begann sie. „Könnt Ihr etwas für mich tun.“ Es war zwar ihr Anliegen und nur bedingt eines der Kirche, aber Nenneke würde es schon durchgehen lassen. Und ein Flammenrosenritter würde ihr sicher nicht dumm nachstellen. Sie holte Luft und fixierte ihren Patienten: „Ich möchte demnächst nach Nowigrad aufbrechen, um den verwaisten Schrein der Göttin dort zu betreuen. Ein Schwert an der Seite, das mir die Mutter in ihren Tempel gespült hat, wäre dabei sicher nützlich. Falls wir bissigen Wegelagerern begegnen.“

~
Erfrischend war die Luft, die durch das geöffnete Fenster herein zog. Sie schickte den Geruch nach Krankheit und Desinfektionsmittel in weite Ferne. Liam hatte von beidem genug, auch wenn er noch ein klein wenig hier ausharren musste.

Gerade wollte er den nächsten vollen Löffel zum Mund führen, als ihre Stimme ihn dazu brachten inne zu halten. Die Monotonie der Worte liessen ihn die Schwester einen langen Moment nachdenklich betrachten. Aber Liam schwieg, leerte die Schüssel und reichte sie schliesslich Fini weiter.

Aufmerkend hob er den Kopf und sah sie an. "Für Euch?" Ein Stirnrunzeln, denn der privaten Bitte einer Schwester der Melitele hat er noch nie entsprochen. Was sie von ihm erbat war nichts aussergewöhnliches. Eine Wegbegleitung. Nicht mehr. Aber Liam zögerte. Die Kiefermuskulatur spannte sich an, er selbst bemerkte das nicht. Das Grau der Augen heftete sich bohrend in ihren Blick, dass es gar unangenehm stechend werden könnte. Innerlich rang er mit dem was einst geschehen war. Würde man ihm abermals einen Strick drehen? Dinge vorwerfen die seinen Ausschluss aus dem Orden bewirken könnten? Aber er rang auch damit, dass er sich nicht würde verzeihen können, sollte ihr etwas zustossen.

"In Ordnung." sagte der Ritter am Ende. "Ich werde Euch nach Novigrad begleiten, Schwester Svettele." Einer Schwester der Melitele würde niemand solcherlei Frevel zu unterstellen wagen. Der Gedanke beruhigte Liam von Alensbach und er entspannte sich wieder. "Sofern es Euch nichts ausmacht Wyzima einen kurzen Besuch abzustatten."

~
Unangenehm bohrenden Blicken begegnete die Priesterin stets mit einem warmen Lächeln, welches all das Stechende aufzog wie ein Schwamm: „Für mich. Für die Kirche. Wie man es sieht. Ihr werdet aus eigener Erfahrung wissen, wie selten man das zu trennen vermag. Aber es ist mein Wunsch, den Glauben Meliteles wieder in die freie Stadt Nowigrad zu tragen.“ Sie nickte dankbar auf seine Zusage. „Fein, wir brechen morgen auf.“ Zwinkerte sie und musste kichern. Was für ein Grummelflämmchen. Aber irgendwie war er ihr sympathisch. Auf jeden Fall schien er nicht ganz so fanatisch blind wie die anderen.
„Natürlich, nicht. Wir bringen Euch erst auf die Beine. Wyzima liegt ja auf den Weg und dass ich dort in meinem Tempel meine Aufwartung mache, ist sicher ebenso nicht verkehrt.“ Sie selbst war noch nie dort gewesen, die letzten Jahren waren ebenso nicht gerade Reise freundlich. Immer noch nicht. Ein Flammenrosenritterbegleiter würde da helfen. Vielleicht auch in Wyzima oder gar Nowigrad. Schließlich wusste sie noch nicht, wie erfreut die andere Kirche der Stadt sein würde, wenn sie innerhalb der Mauern auftaucht und vor hat zu bleiben.

~
Ihr Lächeln war eines, das sie bestimmt oft einsetzen musste. Eines, das sie vor Blicken aller Art behüten würde und das unabdingbar war. "Mh... ja." stimmte Liam ihr zu, der allzugut wusste wovon sie sprach. "Ein nobles Ansinnen, Schwester." sagte er höflich, obschon es bedeuten würde, die Konkurrenz mit offenen Armen zu empfangen. Liam war beileibe nicht mehr der fanatische Ritter der er einst war. Ernüchterung hatte auch ihn zum Nachdenken bewogen und die Priesterinnen der Melitele waren nunmal in ihrem Metier eine wichtige Stütze der Gesellschaft. Auch wenn er nicht alles verstand, was sie taten und er musste es auch nicht.

Sein überraschter Blick wich verletztem Stolz, als er bemerkte, dass sie ihn veräppelte. Gerade wollte er zu einer Erwiderung ansetzen, als die Vernunft ihn zum Schweigen rief. "Wisst ihr, ob mein Pferd - ein Fuchs mit heller Mähne und Schweif - bei Euch eingestallt wurde?" Wechselte er das Thema und hoffte schwer, dass dem so war. Andernfalls musste er sich nach einem neuen Tier umsehen.

~
Fini nickte auch. Sie waren sich einig, man würde gemeinsam reisen. Wyzima besuchen, in Nowigrad ankommen und dort schon sehen, wie sich der ‚Konkurrenzkampf’ entwickelt. Nur war sie eine Priesterin gegen eine Abteilung waffenfähiger Ordensbrüder samt Hierachen der Ewigen Flamme. Was soll schon schief gehen? Sie währte sich als zu unwichtig, um beachtet zu werden. Zumindest gegenüber den hohen Herrn in den roten Roben. Das Volk würde sie bemerken, dafür würde sie sorgen.

„Aber ja, Euer Pferd bekommt eine ganz ähnliche Versorgung wie Ihr und ist bei bester Gesundheit.“ Wenn sie Wyzima anreisen, könnte sie sich zumindest bis dahin ein Pferd von der Kirche leihen und dort wieder abgeben. Bis nach Nowigrad müsste sie dann sehen, aber dort würde sie ein Pferd nicht brauchen können.

~
Liam nickte zufrieden. "Danke, Schwester. Wie gedenkt ihr zu reisen? Zu Fuss oder steht Euch ein Pferd zur Verfügung?" Sein Blick glitt einmal an ihrer Gestalt entlang. Nicht lüstern, nur einschätzend. Ja, sein Pferd würde sie beide tragen können, wenn es notwendig werden würde.

"Ihr möchtet den Tempel ganz allein betreuen?" Sie sah durchaus aus, als wäre sie Fähig und doch war die Aufgabe einen Tempel zu pflegen, dazu noch in Novigrad, nicht unbedingt eine kleine Sache.

~
„So viel über die Reise nachgedacht habe ich noch gar nicht.“ Fini zuckte ehrlich unwissend mit den Schultern. „Die Kirche kann mir zumindest bis Wyzima bestimmt ein Pferd oder Maultier leihen, denke ich. Von dort könnte man auch mit dem Boot reisen? Oder ist der Pontar gerade ungünstig zu befahren?“ So wie sie sich erinnerte gab es einen Fluss, der von Wyzima in den Pontar fließt. Aber auf der Suche nach Sorokin hatte sie viele Karten der nördlichen Königreiche studiert und festgestellt, dass man sich selbst bei Landmassen nicht immer ganz sicher war, wo genau sie lagen, wie: die Landzungen von Poviss waren je nach Karte unterschiedlich viele.

Doch jetzt nicht träumen: „Ich werde zumindest alleine anfangen. Nach meinen Informationen gibt es einen Schrein, der nicht wieder besetzt wurde nachdem die letzte Priesterin dort verstorben ist. Zuerst werde ich wohl sehen müssen, wie es dort überhaupt aussieht und was zur Verfügung steht. Die Hoffnung wäre schon, dass später ein paar Schwestern nachziehen, aber das werde ich schon merken.“ Sie strahlte dazu eine unbeugsame Zuversicht aus.

~
"Wir sehen weiter, wenn wir Wyzima erreicht haben." sagte er, denn Liam kannte die Tücken von vorausgehenden Planungen. Sie gingen meist schief und so nahm er einfach wie es eben kommen sollte.

"Wird nicht einfach werden." merkte Liam nüchtern an, ohne ihr das Gefühl zu geben, er würde sie als unfähig befinden. "Euren Worten nach zu urteilen, habt ihr es Euch sehr gut überlegt." Auf eine Art fand er gefallen daran, in einen gewissen Konkurrenzkampf zu gelangen. Es würde beide Seiten dazu ermuntern aus ihrem Trott zu finden.
Zuletzt geändert von Svettele Fini Banik am Dienstag 30. Januar 2024, 13:31, insgesamt 1-mal geändert.
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»10:40 Uhr, 29. August 1278, Sonntag«

„Danke, soweit für die Begleitung, Ser Alensbach.“ Das verschmitzte Grinsen sagte allerdings, dass sie von diesem Förmlichkeitsgetue nicht so viel hielt. Besonders nachdem sie beide von diesem Sommerregen überrascht worden waren und Schutz in einem verfallen Gehöft gesucht hatten. Dennoch war ihr die Verabschiedung des Ritters vor den Toren ihres Tempel einen höflichen Knicks wert. „Gebt hier schlicht Bescheid, wenn ihr bereit zum Aufbruch seid und ich nehme an Ihr findet zu Eurem Tempel?“ Ist ja nicht so, dass sich die ewige Flamme gut verstecken konnte oder es tun wollte.
Zuletzt geändert von Svettele Fini Banik am Dienstag 1. August 2023, 18:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Liam von Alensbach
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"Es war das mindeste was ich für Euch tun konnte, Schwester Svettele. Ich vergesse nicht, was ihr und Eure Schwestern für mich getan habt." Der Ritter des Ordens hatte auf der Reise durchaus bemerkt, dass sich Fini nur wenig aus dem förmlichen Krams machte, auf den andere so sehr pochten. Irgendwie war das durchaus erfrischend gewesen, der strengen Etikette zu entkommen. Nicht, dass er es ausgenutzt hätte, aber der lockere Umgang den sie mit ihm pflegte hatte aus dem Ganzen eine angenehme und unkomplizierte Reise gemacht. "Das werde ich sehr gerne tun, Schwester. Der Weg zum Tempel - sofern dieser nicht beschlossen hat, sich woanders hin zu verlegen - sollten meine Schritte noch immer auffinden können." Er hatte Humor, sprach aber in solch einem Ernst, dass es manchmal schwierig war herauszufinden wann Liam von Alensbach nun scherzte oder es todernst meinte.

"Möge die ewige Flamme Euch stets den Weg weisen." sprach er förmlich, legte die Hand über die Stelle seines Herzens und neigte das Haupt voller Respekt. Dann nahm er die Zügel seines Pferdes und verschwand in dem geschäftigen Treiben der Strassen Wyzimas um den Tempel aufzusuchen.
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Svettele Fini Banik
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„Und die gütige Mutter stets Euer Herz halten“, diesmal kamen die frommen Worte aus ihren tiefsten Inneren. Finis Lächeln wurde leicht schelmisch, bevor sie sich abwandte. Jup, der Flammenrosenritter war ein angenehmer Wegbegleiter gewesen und ein Teil freute sich auf den zweiten Teil ihrer Reise. Sie war durchaus aufgeregt, was diese oder die große Stadt Nowigrad alles bringen würde.

Höflich und artig stellte sie sich am Tempel vor, klopfte, erklärte ihr Ziel, brachte ihr Reittier Tine in den Stall. Natürlich hatte sie auch Post aus Ellander zu überreichen und würde bereitstehen falls die Erzpriesterin sie zu sehen wünschte. Vorerst jedoch nahm sie gerne das Angebot an, sich den Staub von der Straße zu waschen und badete sowohl im warmen Wasser als auch der Aufmerksamkeit der Schwestern, die sich natürlich gerne alles mögliche über die Reise, den Tempel bei Ellander, ihre Begleitung und sonstiges erzählen lassen wollten. Schwester Svettele genoss beides bis zu einem gewissen Grad.

Die Erzpriesterin Varelia war gerade äußerst beschäftigt, sodass man die Briefe aus Ellander später an sie weiter reichen würde. Damit stand es Fini freier was sie tun wollte und ein Blick zur Sonne, sowie die Neugier ließen sie zum Tempel des Flammenordens gehen. Die sonntägliche Mittagsmesse schien das Ereignis der Woche in Wyzima zu sein und ach, so konnte sie sich schon mal einen Eindruck von den Jungs machen, die sie in Nowigrad um sich haben würde. Außerdem würde sie bestimmt ihren kicher Flammenrosenritter dort zumindest begutachten können.

<Zur Mittagsmesse>
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Vyacheslav Sokolov
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von: aus den Zellen
Datum: Mittag, 29. August 1278, Sonntag
betrifft: ww
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Erst als Iola sich umgewandt hatte und ihre Schritte verklungen waren und er am Ende vor dem noch relativ frischen Grab stand gestattet er sich, tief Luft zu holen und einen Moment lang die Augen zu schließen.
Sitzgelegenheiten gab es keine, also ging er einfach langsam in die Knie und hockte sich so hin und stützte die Ellbogen auf den Knien ab.
Hoffentlich kam er nachher wieder hoch.

Mit unbewegtem Gesicht starrte er auf den einfachen Stein mit der gemeißelten Inschrift. Der Name für immer festgehalten in der Gemeinsprache, nicht in kyrillischen Lettern. Irgendwie hatte er eher erwartet ihn unter einem einfachen orthodoxen Holzkreuz zu begraben als in einer fremden Welt.
Noch rief das keine einzige Emotion wach.
Eigentlich hatte er gedacht, er habe die Türen geöffnet, aber keines der Gefühle wagte sich hervor. Kein Wunder, so wie er sie zuweilen behandelte.
Nicht einmal die Wut wollte herauskriechen, dabei wusste er sogar, dass er wütend war. Stinkwütend. Auf Jakob, der Jarel so weit getrieben hatte in seiner bockigen Art und dabei so dermaßen falsch spielte dass er ihm am liebsten jeden Zahn einzeln ausgeschlagen hätte.
Sogar auf Jarel war er wütend, der sich in seiner Selbstverachtung so tief hatte fallen lassen. Wie sollte er jemanden lieben, der sich selbst hasste?
Auf sich selbst nicht. Er hatte vor langer Zeit gelernt, mit sich selbst eins und im Reinen zu sein, anders hätte er nicht so gut funktionieren können. Er war das Zentrum seiner selbst, so musste das sein.
Angst war da auch, Angst darum, Jarel zu verlieren - doch, ein wenig schalt er sich dafür, so unvorsichtig gewesen zu sein, sich zu verlieben.
Und dann war da der Druck. Der dass er glaubte zu sehen, wohin all das führte, die Politik folgte so fremden Regeln, dass es ihm schwer fiel die richtigen Fäden zu finden. Er ahnte, dass Unheil bevorstand und er vergeudete hier seine Zeit mit persönlichen Angelegenheiten.
Andererseits... er war hinter den feindlichen Linien... und hier war jemand vom Orden.
Er musste unbedingt, ehe er zurückkehrte, die Chancen nutzen, die dieser Ort ihm bot.
"Ich wünschte, es wäre anders gekommen, Amir. Es tut mir leid."
Murmelte er vor sich hin.
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Erzpriesterin Varelia
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Eine Weile schien der große Mann im Hain ganz für sich zu sein und auch als die schmale Gestalt der Erzpriesterin wie eine weitere Birke zwischen den Stämmen erschien, blieb es friedlich und ruhig zwischen den teils recht alten Bäumen.
Varelia hatte sich umgezogen, trug nun ein auf den ersten Blick einfaches Leinenkleid und darüber ein Tuch aus feiner Wolle, dunkel gefärbt. Erst auf den zweiten Blick könnte man sehen, dass das Kleid mit feinen Stickereien in Stofffarbe verziert war und das Tuch nicht einfach nur gewebt, sondern eher geknüpft war, durchzogen von Mustern, die im Licht wechselnd heller und dunkler wirkten. Das wertvollste an ihr war der Gürtel aus getriebenen Silberplättchen. Ein Zeichen ihres Standes, ohne sich wirklich aufzudrängen. Das Klingen dieses Gürtels war das einzige Geräusch, welches ihre Schritte begleitete.
In der Hand hielt Varelia eine kleine, hölzerne Schale mit einem Talglicht. Das Flämmchen züngelte munter, als sie es bei Amirs Stein auf die frische Erde stellte und dann wieder zurück trat.
Sie tat dies alles unauffällig, doch es war klar, dass sie auch nicht verschwinden würde. Auf Abstand gehen, gern, doch dies hier war ein ihrem Schutz anempfohlener Ort und auch wenn sie den Fremden aus Nowigrad und seinen Magus für geraume Zeit hatte sich selbst überlassen müssen, sofern sie konnte, würde sie ein Auge auf die Männer haben, von denen sie einen in der Stube wusste. Immerhin herrschte noch immer der Krieg über diese Stadt.
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