Tempelinsel | Der Orden der Flammenrose | Tempel und Inneres Heiligtum

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Wenzel von Herrenloh
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Er kam sich alt vor, gebrechlich und auf enervierende Weise hilfsbedürftig. Er hasste dieses Gefühl und ertrug es doch stoisch schweigend. Bei Jarel konnte er noch einigermaßen entspannt mit der Situation umgehen, obwohl sich immer wieder eine Befangenheit einstellen wollte, die mit seinen neuesten Erkenntnissen einher ging. Doch letzten Endes konnte auch Wenzel nicht einfach fünfzehn Jahre Kamerad- und Freundschaft aus seinem Kopf löschen und ins Gegenteil verkehren - dazu waren sie gemeinsam durch zu viele Höhen und Tiefen gegangen, wobei die Tiefen leider überwogen. Doch gerade das schweißte auch zusammen und wenn Wenzel ehrlich zu sich war, dann hatte genau dieser Umstand Jarel den Arsch gerettet, denn er zwang den Komtur damit, weiter zu denken als in den Grenzen der eigenen Dogmen. Trotzdem haderte er noch immer mit der Offenbarung, dass sein ehemaliger Knappe einen Mann liebte, sehr wahrscheinlich Unzucht mit diesem trieb und das so bald auch nicht sein lassen würde, Gelübde hin, Ordensregeln her. Ein Dilemma, das Wenzel die bettlägerigen Stunden lang zerdacht und keine Lösung gefunden hatte, denn hergeben würde er die Waffe Jarel Moore ebensowenig wie den Freund und designierten Nachfolger.
Schade, dass der so erpicht darauf war, den Ring wieder los zu werden. Der Eindruck, den die Szene machen musste, kam Wenzel nicht einmal wirklich sofort zu Bewusstsein - er musterte das Siegel, hob sogar die Hand...
...und schloss Jarels Finger um den Ring. Langsam schüttelte er den Kopf. "Behalte ihn noch eine Weile.", er zögerte einen Moment, dann gab er tatsächlich zu: "Ich brauche noch Ruhe, ganz richtig. Wir klären diese Sache mit Robert, dann ziehe ich mich zurück und du machst weiter, wo immer du aufgehört hast." All So sprach der einstweilen abgesetzte Komtur und nutzte den knienden Jarel ganz ungeniert als Stütze, um auf die Füße zu kommen.

Bis zur Tür hatte sich Wenzel helfen lassen, doch an selbiger gab sich der Komtur einen Ruck, spannte die Schultern und trat aufrecht in den sonnigen Tag. Immer wieder erstaunlich, woher der Mann Energiereserven zauberte, doch auf dem Weg zum Refektorium schritt er energisch wie immer aus und dass er sich am Tisch vor Kopf direkt einen Stuhl, wenn auch nicht den ihm üblicherweise zustehenden, heranzog, verwunderte auch keinen der zahlreich erschienen Ritter und Knappen. Den Sitz des Komturs in der Mitte des Tisches überließ er des Signals wegen Jarel, die grauen Augen musterten die Umstehende allerdings mit der üblichen abschätzenden Art des Ordensrichters.
Fast alle trugen noch Rüstung oder Kette, Knappen hatten Turmschilde und Kriegshämmer neben sich abgestellt. Die Sache hatte die Waffenübung zum Erliegen gebracht, denn die Ritter wollten natürlich wissen, wieso man ihren Kommandanten, was der Großmarschall defacto in Kriegsdingen war, inhaftiert hatte. Wenzel ließ einen Moment vergehen, dann streckte er sich etwas in seinem Sitz, wandte Jarel den Kopf zu und eröffnete die Bühne: "Mein von mir für den Zeitraum meiner inneren Einkehr und Fürbitte zum Stellvertreter erklärter Ritterbruder, der Klingenmeister Jarel Moore, hat mir die höchst bedrückende Nachricht gebracht, dass ein Anschlag auf mein Leben geplant und fast zur Ausführung gekommen ist. Es besteht höchster Verdacht, dass unser ehrenwerten Ritterbruder, Großmarschall Robert de Ardh, entweder Teil dieser Verschwörung oder aber ebenso Opfer ist. Bis zur Klärung wird der Großmarschall zu seinem eigenen Schutz in Hausarrest bleiben." Gemurmel wurde laut, die Gruppierungen, die Wenzel schon beim Eintreffen gespürt hatte, wurden nun auch hörbar. Er hob die Hand.
"Wer Diskussionsbedarf hat, der spreche laut aus. Der stellvertretende Komtur und ich werden antworten.", sprach er in das Gemurmel hinein und sofort rief jemand: "Ein Hexer hat Robert diese Worte in den Mund gelegt!", und ein weiterer fiel ein: "Ein Mutant in unserer Komturei!" Doch dafür, Jarel offen anzuklagen, fehlte dem Sprecher offenkundig der Mut.
Die Menge bewegte sich, öffnete ein Lücke und Plenius erschien. "Lasst Ihr mich zu meinem Mentor und Rittervater, wenn Ihr ihn schon einsperrt wie einen Verbrecher?" Ruhig wirkte er, fast schon zu ruhig und selbstsicher für einen Jungen seines Alters.
Wenzel blickte in das Gesicht, dass dem des Hierarchen so frappierend glich, sah in die unnatürlich blauen Augen des Jungen, der Ealco gezwungen haben sollte, das Gift in seinen Räumen zu verteilen. Und er schwieg mit eiserner Miene. Jarel wollte sich kümmern, verweigerte, was Wenzels Meinung nach die richtige Konsequenz war - also sollte er antworten.
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Jarel Moore
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Wenzel nahm Haltung an und auch Jarel fiel sofort zurück in seine Rolle.
Die Rolle die er – wie er seit der Übergabe des Ringes feststellen musste – doch genau so einnahm wie sie ihn.
Einen halben Schritt hinter der rechten Schulter des Großkomturs, lauernd wie ein Raubtier, bereit sich bei einem Angriff sofort zwischen Wenzel und den Gegner zu werfen oder – in diesem Falle – ihn zu stützen, wenn dem Sturkopf doch noch die Puste ausging.
Er hatte zwar den Ring wieder übergestreift, doch die Rolle als Personenschützer lag ihm mehr im Blut als..nunja…Politik. Aus genau diesem Grunde hätte er beinahe den Einsatz verpasst sich auf den richtigen Stuhl zu setzen, sondern sich hinter von Herrenloh platziert. Er bekam die Kurve gerade noch rechtzeitig und nahm Platz.
Auf den Stuhl des Komturs. Äußerlich eiskalt und regungslos ließ er den Blick der dunklen Augen nicht nur über die Anwesenden schweifen, es fixierte sogar jeden einzelnen einen kurzen Moment.
Wenzel kannte diese Art Starren, für sie anderen Anwesenden wirkte es jedoch bedrohlich und aggressiv. Gut so, denn keiner wagte es ihm direkte Vorwürfe zu machen.
Reden musste er trotzdem. Aus dieser Falle kam er so einfach nicht heraus.
„Ja. Ich habe mich der Fähigkeiten eines Mutanten bedient um nach Spuren zu suchen.“, verkündete Jarel ohne Scham oder hörbare Reue, sondern noch immer sachlich und unterkühlt.
„Und genau aus dem Grunde müssen wir mit weiteren Nachforschungen belegen, ob die gefundenen Spuren den Großmarschall entweder ent- oder belasten. Wenn die Spuren, die uns direkt und ohne Umwege zu seinem Quartier geführt haben durch Dritte platziert wurden ist unser Großmarschall ebenfalls in Gefahr. Ebenso wie alle in seinem unmittelbaren Umfeld. Darum wirst du, Knappe Plenius Lichtel Hemmelfart, ebenfalls unter Schutz gestellt. Nutze die Zeit zur Einkehr, während für deinen Schutz gesorgt wird.“
Während er in dem Gemurre und Gemurmel auf direkte Fragen wartete, zerbrach er sich den Kopf.
Wie konnte man einen Raum vor magischen ‚Ausbrüchen‘ schützen?
Obwohl…eigentlich musste nur die Person selbst an magischen Handlungen gehindert werden.
Gab es in der Stadtwache nicht entsprechende Halsbänder? Oder sogar ganze Räume?
Im Grunde musste er den kleinen Dämon nur betäuben und in einen dieser Räume verfrachten, um sich Zeit zu verschaffen.
Den Jungen ermorden…nein…noch kam diese Lösung für ihn nicht in Frage. Es musste irgendwo eine Möglichkeit geben, seine Kräfte zu blockieren oder sie ihm ganz zu rauben.
Der Hierarch hatte ihn ohnehin schon im Visier. Schlimmer konnte es kaum werden.
Tatsächlich war es der junge Hemmelfahrt, der als erstes aufbegehrte. "Wenn wir beide geschützt werden müssen, warum dann nicht gemeinsam? Spart Euch die Männer."
Doch genau das hatte Jarel vorhergesehen. Er war nicht gut im Reden, aber auch nicht auf den Kopf gefallen.
"Ich werde euch keinesfalls gemeinsam in Schutzhaft nehmen." Jarel stütze sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger, beugte sich nach vorne und rang sich sogar einen halbgaren, ansatzweise freundlichen Ausdruck ab.
"Sollte sich wieder erwarten der Großmarschall doch als schuldig erweisen wäre es unverzeihlich, wenn ein Schutzbefohlener dadurch zu schaden käme, weil ich an den Wachkräften spare."
Der Blick in die seltsam blauen Augen des Knappen sorgte dafür, dass sich beim Schattenläufer die Nackenhaare aufstellten, aber er wand den Blick nicht ab. Keine Sekunde.
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Wenzel von Herrenloh
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Jarel machte seine Sache gut, sodass Wenzel sich nicht genötigt fühlte, einzugreifen. Darüber war er froh, denn er brauchte seine ganze Konzentration und Beherrschung, um die Festigkeit und Sicherheit auszustrahlen, die man von ihm gewohnt war. Innerlich jedoch war er bereits wieder todmüde, spürte jeden Knochen und jedes verfluchte Jahr. Und er blickte diesen Jüngling dort an, der Jarel kurz die Stirn zu bieten versuchte und konnte seinen Klingenmeister sogar verstehen. So jung, aber dennoch gefährlich. Zu gefährlich, um am Leben zu sein. Ein Werkzeug in Händen des Hierarchen, das er diesem nicht lassen konnte. In der Nähe von Sukkuben oder Inkuben konnte niemand mehr ruhig schlafen - eine Lösung musste her und das schnell. Mauern konnten dieses Wesen nicht aufhalten.
"Wer wird den Großmarschall vertreten?", wollte jemand wissen.
Nun sah sich Wenzel wieder in der Pflicht: "Die Ordenshierarchie sieht vor, dass der Waffenmeister so lange die Aufgaben des Großmarschalls übernimmt. Levin weilt derzeit nicht in der Komturei, also liegt die Aufgabe kommissarisch bei einem seiner Rittersergeanten." Er forschte in seinem Gedächtnis. "Von Troy."
"Sire?" Ein aschblonder Mann in den Dreißigern, gebaut wie ein Tänzer und mit eben dieser Eleganz in seinen Bewegungen, schob Plenius mit Nachdruck aus dem Weg.
"Bis Waffenmeister Wieskieak zurück ist, obliegen Euch die Geschäfte des Großmarschalls.", legte Wenzel fest und von Troy blieb nur, strammzustehen und es hinzunehmen, wobei er in etwa so glücklich aussah wie Jarel bei seiner unfreiwilligen Beförderung.
Harald Tannenfels stand am Rand der Veranstaltung, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte dabei noch kastenförmiger als sonst. Henselt stand neben ihm auf Haralds Kriegshammer gestürzt, den der schmale Bursche niemals selbst dahin geschleppt haben konnte.
"Und wer ermittelt weiter in Sachen Attentäter?", wollte der dienstalte Ritter wissen. Eine Frage, die zu beantworten Wenzel nun wieder Jarel überließ. Er fühlte seinen Puls im Nacken klopfen und ahnte schon, dass er allmählich an Farbe verlor. Wurde Zeit, dass sie das hier beendeten.
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Jarel Moore
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Der Klingenmeister hatte mitbekommen, dass sein Schwertherr abbaute.
Also hieß es schnell die Situation aufzulösen. Er wusste, wie wichtig der Schein in ihren Kreisen war. Schwäche durfte weder er noch von Herrenloh zeigen. Also wurde es Zeit, entweder Wenzel, oder alle anderen aus dem Raum zu bringen.
„Ermitteln werden ihr und ich, Tannenfels, unterstützt vom sachkundigen Rat des Großspittlers.“, bestimmte Jarel laut und deutlich, bevor er sich erhob und Haltung annahm
„Das ist erst einmal alles.“, verkündetete er. „Alle anderen werden zeitnah unterrichtet, wenn es neuen Erkenntnisse zu den Nachforschungen zu verkünden gibt. Bis auf Tannenfels und seinen Knappen, sowie Welfenberg setzen alle die Übungen fort.“, erklärte er und fixierte Troy dabei.
Etwas in seiner Stimme machte klar, dass er da weder Einspruch noch Wiederrede dulden würde.
Und keine Verzögerung.
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Wenzel von Herrenloh
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Wenzel behielt sich das Recht vor, sitzen zu bleiben, während die Ritterschaft sich davon stahl, beobachtete allerdings, wer mit wem den Ort verließ und die Köpfe zusammen steckte. Beobachtete auch Plenius, der zunächst noch herum stand, unschlüssig und dann einfach mit den anderen ging. Richtig... Wenzel winkte einen Nachzügler zu sich, der sich damit die zweifelhafte Ehre eines ersten Wächters errang.
"Martyn, du bleibst bis auf weiteres an der Seite vom Knappen Hemmelfart. Er soll die Übung mit dir beenden.", damit sandte er diesen den anderen hinterher, nur um Bertrand als nächstes heran zu winken.
"Ich ziehe mich zurück und leihe mir noch einen Moment den Großspittler, Ehrwürden." So müde er auch war, die kleine Spitze konnte er sich nicht verkneifen und das fast schon hinterlistige Funkeln in den grauen Augen war kaum zu übersehen.
Bertrand gab sich Mühe nicht allzu besorgt auszusehen, ließ Wenzel aber keine Sekunde aus den Augen, als dieser sich erhob. Ihm war schwindelig und einen Moment musste er sich am Tisch halten.
Harald wirkte irritiert - auf mehreren Ebenen wie es schien. "Ehr... äh... Ritter von Herrenloh... Also äh... Alles in Ordnung?"
Wenzel winkte ab. "Das Fasten. Wir sind alle keine 25 mehr, nicht wahr, Harald." Er lächelte sogar und verließ dann flankiert von Bertrand das Refektorium. An der Tür hörte er Haralds Stimme, der sich noch immer irritiert an Jarel wandte: "Soll ich dich jetzt auch Ehrwürden nennen?" Wenzel verkniff sich ein Schmunzeln und kaum außer Sicht von allen, stützte er sich schwer auf den Feldscher.
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Jarel Moore
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„Untersteh dich.“, fauchte Jarel mit einer Spur Belustigung in der Stimme.
Immerhin ging es Wenzel so gut, dass er noch in der Lage war ihn zu ärgern.
Als der Schattenläufer sich davon überzeugt hatte, dass sich niemand mehr in Hörweite befand folgte ein Gespräch. Eher ein Monolog.
Erst rang er sowohl Henselt, als auch Harald das Versprechen des Stillschweigens ab, dann brauchte er alles auf den Tisch, was mit dem Fall zu tun hatte.
Vertrauen. In Slavas Augen sicher sein größter Fehler, dass er zu schnell vertraute.
Harald kannte er, seitdem er hier Stationiert war und Henselt…Jakob vertraute Henselt. Und er vertraute Jakob. Zudem er einige Hintergründe über den Jungen kannte, die seine Meinung zu seiner Vertrauenswürdigkeit untermauerten.
Für das, was nun vor ihm lag brauchte er Verbündete. Nicht nur um seine Interessen zu vertreten, wenn er außerhalb im Einsatz war, auch weil er…nun er brauchte schlicht seelische Unterstützung um bei der Sache nicht überzuschnappen. Und die zweite waren – neben Wenzel und Bertrand – die letzten, denen er hier traute.
Und so bekam Tannenfels die Aufgabe zu verhindern, dass jemand de Ardh gegen seine Anweisung befreite und Henselt die Aufgabe ein Auge darauf zu haben, ob jemand versuchte den jungen Hemmelfart zu kontaktieren oder zu unterstützen. Wobei Harald angewiesen wurde gegebenenfalls draufzuhauen und Henselt sich auf jeden Fall im Hintergrund zu halten.
Auch wenn Jarel die Fähigkeit zum motivierende Reden schwingen fehlte hatte er doch das Gefühl die beiden erreicht zu haben, als der die Zwei zurück „ins Feld“ schickte, um sich in sein Häuschen zurückzuziehen.
Es wurde höchste Zeit. Zeit sich für den Abend bereit zu machen, bei Ljerka nach Unterstützung zu fragen und…
Da war noch das Gespräch mit Slava, dass durchaus unangenehm verlaufen konnte.
Nicht viel später schlich sich ein Schatten vom Gelände. Gerüstet für alles. Außer der bevorstehenden Aussprache.

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Viktor
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Viktor nickte knapp und führte Dune dann am langen Zügel hinter sich her. Das Pferd folgte ihm brav, auch wenn es weg von seinem eigentlichen Herrn ging. Vielleicht hoffte es auf einen Stall, aber erst einmal würde er es enttäuschen müssen, denn der nächste Weg führte über die Sankt Gregors Brücke in den Tempelbezirk. Auch hier waren Wachen am Tor, allerdings ging es hier nur zum Teil um Sicherheit - ein sehr viel größerer war Repräsentation der geteilten Macht in dieser Stadt. Und ab hier überließ Viktor Maximilian das Feld, der im Umgang mit den Rittern und Brüdern ein besseres Händchen hatte. Natürlich empfing auch ihn auf seine Bitte hin nicht der Bewahrer selbst, sondern einer der Guten Brüder, aber darauf kam es ja nicht an.
"Vergebt mir die Störung zu dieser frühen Stunde und bei diesem Wetter, Guter Bruder. Ich bin neu in der Stadt und Eurer Gemeinde und mit den Riten noch nicht bekannt.", dabei beugte er den Kopf und schlug das Zeichen des Ewigen Feuers, das sein Gegenüber sofort wiederholte und lächelnd erwiderte: "Unsere Ohren und Herzen sind jederzeit für die Gläubigen offen."
"Ja, so lange sie Menschen sind...", murrte Viktor.
"Und auch nur die 'normalen'.", fügte Max hinzu. Äußerlich lächelte er traurig. "Ich bringe eine traurige Fracht. Ein enger Freund von mir und Vetter des Freiherrn von Sokolov - Eurem Herrn Bewahrer ist er bekannt - starb in der Nacht und ich möchte ihm Ehre erweisen."
Der Gute Bruder schlug erneut das Zeichen und sein Blick huschte zu dem Bündel auf Dunes Rücken. Er wirkte nervös. "Ihr werdet verstehen, dass nicht jeder seine Toten in den Tempel bringen kann, Herr." Er zögerte, dann hieß er ihn warten. Maximilian und Dune standen im leichten Nieselregen, aber das machte nun auch schon nichts mehr aus. Nach einer Weile kehrte der Gute Bruder zurück und wies ihm den Weg zu einem Gebäude, wo er das Pferd lassen sollte. Den Toten luden sie auf eine Bahre mit Rädern und diese brachten sie in eine Seitenkapelle des Tempels. Hier erwartete sie ein anderer Mann, der Maximilian mit einem Ausdruck des Erkennens begrüßte.
"Ihr seid das. Bruder Aklon, darf ich Dir Maximilian Garcia vorstellen. Du erinnerst dich? Ich habe dir von ihm erzählt.", sprach Bewahrer Zhelin und reichte Maximilian die Hand, die dieser kräftig ergriff. Besagter Bruder Aklon wirkte gleich entspannter. "Die Entität der Ewigen Flamme nicht als Feuer, sondern als Substanz des Göttlichen selbst." Seine Augen begannen geradezu zu glühen. Zhelin dämpfte den Eifer seines Schülers mit einer Geste. "Maximilian ist aus anderem Grund hier.", erinnerte er und blickte zu der Bahre hin.
"Ja, lieber würde ich weiter mit Euch diskutieren, als Euch diese Last zu bringen. Ein guter Freund, außerdem ein Vetter des Freiherrn, starb heute Nacht für uns gegen das Kaiserreich. Ich bitte um Geleit."
Zhelin machte eine kurze Geste und Aklon befreite Valentine von der Decke. Die Leiche war nass, Blut überströmt und trotz Feuerschein bleich. Der Bewahrer trat an den Toten heran und musterte ihn einen Augenblick. "Ihr werdet ihn selbst waschen müssen, doch aufbahren können wir ihn hier für eine Totenwache, wenn Ihr und der Freiherr wünscht. Wo soll er denn begraben werden? Oder wollt Ihr ihn dem Feuer übergeben?"
In diesem Moment näherten sich gemessene Schritte, Stiefel auf Stein. Die drei Männer wandten sich zum Eingang um und sahen sich dem Großkomtur gegenüber, der in einfachem Gewand unterwegs zu seinem morgendlichen Gebet war. Wenzel hatte den größten Teil des Gesprächs mit angehört und blickte erst auf den Toten, dann in Zhelins Augen. "Die Sokolovs haben doch eine Krypta, wenn ich mich nicht irre, Ehrenwerter Bewahrer." Dieser wirkte nur eine Sekunde lang irritiert, dann streckte er seine Gestalt etwas. "Ja. Ja ja, sicher. Schon immer. Wie konnte ich das nur vergessen.", ganz sicher klang er aber nicht.
Von Herrenloh lächelte dünn. "Sie liegt im südlichen Teil des Friedhofs, bei dieser großen Magnolia. Schon etwas verfallen." Damit war nun Maximilian im Fokus der grauen Augen. "Eine Gelegenheit, den Freiherrn daran zu erinnern, dass man auch solche Güter pflegen sollte." Dann senkte Wenzel den Blick wieder auf den Toten. Ein Leben für ein Leben. Sokolov hatte eines genommen, dafür hatte das Schicksal ihm einen der Seinen entrissen. Wenzel kannte seine Schuld daran und er beglich sie mit einem Platz für diesen für ihn Unbekannten und einem weiteren Stein für den Freiherrn in den Festen dieser Stadt.
"Ihr seid ein Getreuer des Freiherrn?", wandte er sich wieder an Maximilian.
"Ja, Herr."
"Dann entbittet ihm meine Anteilnahme. Ich hoffe, es ist sonst niemand zu Schaden gekommen?" Wenzel ahnte schon, woher dieser Tote kam und wer da unter Umständen noch seine Klingen hatte tanzen lassen. Äußerlich wirkte er allerdings sher beherrtscht - Maximilian wurde trotzdem sofort vorsichtig. "Es ist Krieg, Herr."
Wenzel nickte langsam. "Ja, so ist es leider. Ich bete im Haupttempel.", damit ging er wieder.
Maximilian begann mit Hilfe des Bruders Aklon Valentine zu "richten", dann zu entkleiden und zu waschen. Dabei summte er ein schwermütiges Lied, das die Frauen seiner Familie immer zur Totenwäsche gesungen hatten. Es dauerte, aber dann war das Blut verschwunden, die Halswunde mit einem Leinen gebunden und Valentine in ein Totenhemd gekleidet. Maximilian hatte es sogar geschafft, ihm die Hände zu falten und unsichtbar zu fixieren, dass sie auch an Ort und Stelle blieben. Gemeinsam mit dem Guten Bruder sprach er Gebete, entzündete weitere Kerzen. Dann machte er sich auf den Rückweg mit der Abmachung, für eine anständige Andacht am Abend zurück zu sein.
Auf dem Rückweg ritt er auf Dune bis zum Mietstall, versorgte das treue Tier und erstritt sogar eine Decke von dem knausrigen Menschen. Dann machte er sich auf den Weg zurück zu Slavas Wohnung.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Datum: Nachmittag, 12. August 1278
betrifft: Harald, Wenzel, Jarel
von Nowigrad | Gildorf | das Krankenhaus (früher das Var'Attre Anwesen)
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Mit mechanischen Bewegungen brachte Jarel den Weg zur Komturei hinter sich.
Den Beutel in der rechten unter dem Umhang verborgen, den er bei Slava gefunden hatte, ebenso wie der Rest seiner Gestalt. Er hatte sich nicht zugetraut im Schatten zurückzukehren und über die Mauer zu klettern, in der Lederrüstung sollte ihn jedoch auch besser niemand sehen, so war der Umhang zusammen mit einem Tuch um den Kopf als beste Option ergeben.
Erst am Tor schlug er wenigstens die Kapuze zurück und gab sich zu erkennen, damit die Wachen ihm den Weg nicht vertraten.
Sein erster Weg führte ihn zu seiner Unterkunft, umziehen. In der in der Komturei wesentlich weniger auffälligen Montur nahm er noch einmal auf seinem Bett Platz und kippte sich noch einmal den Inhalt des Beutels auf die Handfläche. Durchatmen und nachdenken. Sein Schädel dröhnte noch immer und machte es ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
Mit fest zusammengepresstem Kiefer betrachtete er, was sich im Beutel befunden hatte. Kein Irrtum. Das Schmuckstück gehörte dem Hemmelfart Spross und die Hülse…
Selbst, wenn es nicht Slava selber gewesen war, so hatte er seine Finger im Spiel.
Jarel drehte sich der Magen um. Einen Moment kam ihm der Gedanke, sein noch Verlobter könnte dies als Rache an ihm geplant haben. Rache für seinen Gesichtsverlust vor seinen Untergebenen, als er sich geweigert hatte ihn mit zur Komturei zu nehmen.
Nein…nein so war Slava nicht.
Bevor die Gefühle zu sehr hoch kochten, verstaute Jarel die Beweismittel wieder im Beutel und erhob sich. Sehnsüchtig schielte er in Richtung der Phiolen im Regal.
Später vielleicht.
Jetzt galt es herauszufinden, ab das alles nicht ein Irrtum war. Oder ein Konstrukt seines angeschlagenen Oberstübchens.
Oder…etwas ganz anderes.

Mit festen Schritten ging er in Richtung Zellen. Später würde sich das übel rächen, so über seine Konstitution zu handeln. Aber jetzt spielte er seine Rolle. Das Einzige, was dieses Bild störte war der seltsame Streifen Stoff um den Schädel und die kleinen Ausfallschritte, die ihm unterliefen, immer wenn er sich unbeobachtet wähnte.
„Wie geht es dem Gefangenen, Harald? Ist irgendwas vorgefallen?“, fragte er betont nebensächlich.
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ERZÄHLER
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Harald stand vor der kleinen Zelle, im Arm eine Lanze, die alle Wächter dieser Welt nur besaßen, um sich darauf zu lümmeln, während sie versuchten, nicht im Stehen zu schlafen. Und müde war er, hatte er doch fast ohne Unterlass hier gewacht, wie Jarel es ihm aufgetragen hatte. Vieles konnte man dem alten Ritter nachsagen, aber mangelndes Pflichtbewusstsein war nicht dabei. Er hatte zuerst bei Robert gewacht, dann eine Stunde geruht und danach hatte er Armin hier unten abgelöst.
Hinter ihm in der Zelle war es still, vermutlich schlief der Bursche noch. Und auch so war es sehr einsam hier unten, wenn man von der ein oder anderen Ratte einmal absah. Licht spendete eine einzelne Laterne, die ebenfalls müde wirkte, so schwach wie sie glomm. Doch Haralds Augen waren auch nicht mehr die Besten. Er kämpfte mit etwas, das man in späteren Zeiten 'Grünen Star' nennen würde, aber das für ihn eben eine Alterserscheinung war. Eine Schwäche, die er niemals zugeben und die ihn wihl eines Tages das Leben kosten würde. Harald rollte die Zehen in den Lederschuhen zusammen und öffnete sie wieder. Noch ein paar Stündchen, dann wäre sicher Jarel ...
Er fuhr zusammen, als dessen Stimme neben ihm erklang. "Grundgütiges Feuer, Moore, willst du mich umbringen?" Tatsächlich schlug ihm das Herz bis in die Kehle und er brauchte einen Moment, bis er sich wieder im Griff hatte. "Hab ihm vorhin Tee und Grütze gebracht, aber der schläft wie ein Stein. Hab mir gedacht: 'Lass ihn schlafen, dann mault er nicht.' Ist still seiher.", antwortete er schließlich und musterte Jarel. "Ist was nicht in Ordnung?" Dann erst fiel ihm der Kopfverband auf. "Beim Licht, hat man dich angegriffen?"
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Jarel Moore
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Jarel atmete tief durch, um dem seltsamen Gefühl in seinem Magen entgegenzuwirken.
„Angegriffen?“, antwortete er mit dem Zerrbild eines Lächelns auf den Lippen.
Die Natur wie es scheint. Ich erinnere mich nicht mehr, aber mir wurde berichtet, das Unwetter hat mit einem Stück Holz nach mir geworfen. Keine Ahnung wer, aber irgendeine Gottheit hegt wohl einen Groll gegen mich.“ Nicht die vollständige Wahrheit, aber nah genug dran.
Er deutete mit einer Bewegung des Kopfes in Richtung der Tür. „Es ist eher so ein Gefühl...", erklärte er zögerlich. Wie sollte er zugeben, welche Gedankengänge ihn seit der Übergabe der Indiziel verwirrten. "Wann hast du ihn das letzte Mal gesprochen oder gesehen? Hast du seitdem deinen Posten irgendwann einmal verlassen? Und schließ bitte auf. Ich will nach ihm sehen.“, bat er und versuchte das Zittern in seiner Stimme nicht nach außen drängen zu lassen.
Niemand durfte erfahren, wie persönlich er den Verdacht nahm, der in ihm brodelte.
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Harald ließ sich sofort beruhigen. "Hat schrecklich gehaust. Da hattest du aber noch Glück." Er blinzelte und trat ein Stück von der Tür weg, um nach dem Schlüssel an seinem Gürtel zu fischen.
"Wann, lass mal nachdenken. Gestern morgen hat er noch gemault, dass die Grütze zu fad sei, dann hat Armin übernommen und ich war bei Robert. Dann hab ich ein Stündchen geschlafen und dann war ich wieder hier, hab ihm das Frühstück gebracht, aber da wollt er nicht aufstehen."
Harald fummelte am Schloss herum, fühlte mehr als er schaute. Erst ein Schlüssel, dann der nächste. Schließlich passte einer und er öffnete mit einem zufriedenen Laut.
"Aufstehen, Knappe Hemmelfart, der Herr Klingen... äh Großkomtur verlangt dich zu sprechen!", bellte der alte Ritter befehlsgewohnt ins Innere, doch nichts regte sich. Die Lampe in der Linken, die Lanze in der Rechten trat Harald in die Zelle.
"Wird's bald!?" Er gab der Gestalt unter der Decke einen Knuff mit dem Lanzenstiel, doch der Widerstand fühlte sich seltsam an. Harald warf Jarel einen Seitenblick zu, dann hob er mit dem Lanzenstiel die Decke etwas an und erstarrte.
Das war nicht möglich!
Das war Hexerei.
Hemmelfart war verschwunden.
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Jarel Moore
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Aus dem Hintergrund beobachtete Jarel seinen älteren Mitstreiter und Freund.
Er hielt sich seitlich, dicht an der Mauer, bereit die Klingen zu ziehen oder im Schatten zu verwinden. In seinen Geist konnte der Inkubus nur wenn er schlief, also würde er sich auf einen körperlichen Angriff beschränken müssen. Wenn er überhaupt da war.
Dann drehte Harald den Schlüssel und zog am Griff. Kaum hatte sich das schwere Holz der Zellentür mit einem in der Stille schrecklich lauten Knarren weit genug geöffnet, stach es dem Schattenläufer nicht ins Auge, aber in alle anderen Sinne. Etwas fehlte. Es fehlte der Geruch nach Schweiß, nach Schlaf, nach Atem, jedes Geräusch, von den Mäusen in den Wänden abgesehen.
Die Zelle war leer. Der Stein in seinem Magen wurde, größer, schwerer und ein gutes Stück kälter.
„Nachdem zu zurückgekehrt bist, hast du ihm weder in die Augen gesehen noch mit ihm gesprochen, richtig?“
Jarel drückte sich am älteren vorbei und tat etwas, dass auf den ersten Blick irre wirkte. Er richtete die Decke und ließ alles erscheinen wie zuvor.
Dann schob er seinen Ritterbruder aus dem Raum und schloss wieder ab.
„Wir tun jetzt so, als wäre nichts geschehen. Ich rede mit Wenzel. Wer auch immer ihn befreit hat muss nicht sofort wissen, dass wir es wissen.“
Jarel legte Harald eine Hand auf die Schulter. „Wir finden den Verräter.“, versuchte er dem Älteren zu vermitteln, dass er ihn nicht verdächtigte. Und das tat er tatsächlich nicht. Nicht Harald und Wenzel auch nicht. Wie falsch er lag, würde er vielleicht irgendwann herausbekommen.
Oder auch nicht.

Harald wirkte verwirrt, blass und betroffen. Tatsächlich bestätigte er, den Dämonenspross nach den Neuantritt seiner Wache nicht gesehen und gesprochen sowie seinen Platz nicht verlassen zu haben.
Und Jarel glaubte ihm vollumfänglich.
„Atme durch.“, erklärte Jarel äußerlich ruhig. „Mach dir keinen Kopf. Wir finden raus was geschehen ist.“
Er verabschiedete sich und trat den Weg zu Wenzel an.
Die Spannung in seinem Inneren konnte er körperlich spüren. Was sollte er seinem besten Freund in dieser Welt erzählen? Was verschweigen?
Er würde es wissen, wenn er ihn sah.
Denn im Moment bekam er seine Gedankengänge nicht unter Kontrolle.
Minuten später klopfte er an der Tür des eigentlichen Großkomturs an.
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"Herein!", klang es deutlich kräftiger als bei Jarels letztem Besuch.

Jarel war eher danach wegzulaufen, sich zu besaufen oder zu verschwinden. Aber er würde das richtige tun.
Zeit zu reden. Zeit herauszufinden, was an seinem Verdacht dran war.
Durchatmen, Kleidung richten, Haltung.
Dann trat er ein und nahm erst einmal den eigentlichen Großkomtur in Augenschein.

Wenzel hatte noch immer Ringe unter den Augen, doch diese sahen eher nach einer unruhigen Nacht aus. Er trug leichte Kleidung, Pantoffeln und hatte eine Decke auf den Knien wie ein alter Mann. Auf der Decke lag ein Buch, dass er jetzt sinken ließ. Als er Jarel erkannte, lächelte er müde.

Einen langen Moment fehlten ihm die Worte, bevor er sich räusperte und ungefragt Platz nahm.
"Wie geht es dir?", versuchte Jarel ein Gespräch zu starten, von dem er nicht wusste, wo es enden würde.

"Besser, danke. Was ist mit deinem Kopf passiert?" Wenzel legte das Buch weg und musterte Jarel aufmerksam. Etwas lag ihm doch auf dem Herzen.

"Der Sturm hat mir was an den Kopf geworfen.", brummte er und versuchte sich vergeblich die feuchten Handflächen an der Hose zu trockenen.
"Darum bin ich nicht hier.", erklärte er und zog mit unsicheren Bewegungen den Beutelauf um das Ketchen herauszufischen.
"Es wurde eine Leichte gefunden.", erklärte er und hielt Wenzel das Schmuckstück hin.
Die Falle war zugeschnappt. Und er saß mitten drin, blauäugig und gutgläubig wie ein kleines Kind, dem die Mutter eine Geschichte erzählte.

Wenzel krauste leicht die Stirn und streckte die Hand nach dem Schmuckstück aus. Er musterte es, blieb an der Gravur hängen und sah Jarel fragend an. Ein Bild eines Menschen, der nicht verstand oder nicht verstehen wollte.

“Es wurde eine kopflose Leiche gefunden. Und Plenius ist aus seiner Zelle entkommen.“, erklärte der Ritter und versuchte sich seine Beunruhigung nicht anmerken zu lassen.
“Die Kette hatte der Tote bei sich. ", fügte r nach über kurzen Pause an.

Wenzels Züge verfinsterten sich unheilvoll.
"Du hattest ihn Tag und Nacht bewachen lassen wollen. Wie konnte er entkommen?" Keine Anklage. Noch nicht.
"Du denkst, der Tote ist Plenius?"

"Er IST Tag und Nacht bewacht worden. Eine der Wachen muss involviert sein. Harald steht noch immer vor der Zelle. Ich will nicht durchsickern lassen, dass wir es bemerkt haben. Vielleicht bekommen wir den Verräter so eher zu packen."
Er seufzte. "Der Verdacht es ist der junge Hemmelfart liegt nahe. Ich werde mir die Sache aber erst näher ansehen, bevor ich mir eine Meinung bilde."
Er streckte die Hand wieder aus um das Kettchen zurückzunehmen.

Wenzel ließ das Schmuckstück zurück gehen und strich sich nachdenklich den Bart glatt.
"Was wenn er wieder jemanden manipuliert hat? Ich habe dir gesagt, er ist gefährlich."

“Aus einer magisch gesicherten Zelle heraus? Halte ich für unwahrscheinlich. Aber nicht unmöglich. Ich werde mir die Leiche mit eigenen Augen ansehen.“, erklärte er fest.
Und mit eigener Nase.
Aber diese Tatsache behielt er für sich.
“ Ich breche zeitnah auf.",erklärte er gespielt unbetroffen."So bald ich etwas in Erfahrung gebracht habe, melde ich mich.“
Sorgsam verstaute er das Kettchen wieder in Beutel.
“Wir sollten alle, die Zugang zur Zelle hatten überprüfen. Ich werde das veranlassen, wenn ich wieder da bin.“
Da war noch ein zweites Thema, dass er ansprechen wollte.
“ Du hast sicher mitbekommen, dass ein Leichnam zur Besetzung hergebracht wurde?“, wechselte er das Thema.

Wenzels graue Augen lagen abschätzend auf Jarel. Eigentlich war er zu dem Schluss gekommen, seinen Ring zurück zu fordern, aber sein ehemaliger Knappe fügte sich derzeit sehr gut in die Rolle. Ein wenig würde er sie ihm noch lassen.
Er nickte letztlich.
Auch zu dem Themenwechsel. "Ja, einer der Leute des Regenten." Bewusst sagte er nicht 'Sokolovs'.

“Danke, dass er hier beigesetzt werden kann." Jarel neigte das Haupt und sah danach auf den Ring an seinen linken kleinen Finger.
"Bist du so weit genesen, ihn wieder zu tragen?", fragte der Ritter, als hätte er die Gedanken seines Gegenübers gelesen und nestelte bereits daran herum, bevor Wenzel geantwortet hatte.
Er wollte seh Ring los sein.
Es fühlte sich furchtbar falsch an ihn länger zu tragen.

Wenzel nickte wieder. Ein Handel, nicht mehr, doch er schwieg sich dazu aus.
"Gib mir den Rest von heute. Und er wird dir bei deinen Nachforschungen mehr Gewicht verleihen.", wehrte Wenzel ab.

"Hrmpf." Richtig fühlte sich das nicht an. Aber gut...nur noch heute. Er steckte den Ring wieder an und erhob sich.
"Ich erstatte Bericht, wenn ich mehr weiß.", erklärte er und setzte an zu gehen.

"Letzten Endes ist es vielleicht besser so. Die Wege des Feuers mögen manchmal verheerend sein, aber aus dem verbrannten Land entsteht Neues.", sinnierte Wenzel und griff wieder zu seinem Buch.

Jarel nickte mit gesenktem Kopf, drehte sich aber nicht um, sondern ging.
Leise schloss er die Tür und kehrte erst einmal in seine eigenen vier Wände zurück, setzte sich auf das Bett und nahm ein weiteres Mal die Indizien auf die Handfläche.
Es war mehr als ein Verdacht. Es war...ja was war es eigentlich.
Was immer es war...es tat weh.
Einen langen, sehnsüchtigen Moment sah er in Richtung der Truhe, in der er etwas wusste, das wenigstens eines der Löcher schließen konnte, die sich in ihm auftaten.
Doch statt sich dieser Sehnsucht hinzugeben verstaute er alles erneut, stand auf, strich seine Kleidung glatt und machte sich auf die Suche nach Viktor und Schura.
Und Valentine. Natürlich.
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Jarel Moore
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