Platz des Hierarchen | Taverne | Eisvogel

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Viktor
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Als Ochotnik gegangen war, hatte Viktor sich auf sein Zimmer zurück gezogen und das Gespräch Revue passieren lassen. Alles viel zu unglaublich. Er würde bestimmt gleich aufwachen und dann wäre da wieder die Schwester, mit der er ein Bier gezischt hatte, kaum dass er wieder bei Bewusstsein gewesen war. Das war alles nur ein Fiebertraum oder eine Halluzination, ausgelöst von irgendwelchen Drogen. Aber je länger er an diesem kleinen Fenster stand, das Treiben unten betrachtend, die Hand auf dem rauen Holz des Rahmens, desto deutlicher wurde ihm, dass er nicht aufwachen würde. Das er mitten in der Realität stand und die verrückter war, als die Zone es jemals hatte sein können. Er war durch ein Portal gegangen - zum zweiten Mal. Auch das war ihm inzwischen irgendwie klar geworden, obwohl das erste Mal nicht wikrlich ein Übergang gewesen war, sondern eher ein Kataklysmus. Etwas war in diesem Portal mit ihm verschmolzen und dieses Etwas nannte sich Maximilian und bediente sich inzwischen seines Körpers. Noch eine Sache, die Viktor lieber ins Reich der Fantasie abschieben wollte und nicht konnte, weil er Ochotnik glaubte. Wieso sollte sein Chef sich diese Geschichte mit dem 'Anderen' ausdenken? So verrückt war selbst er nicht.
Viktor saß am Fenster, sah den Leuten zu und lauschte. Es trieb ihn nicht wirklich hinaus in diese fremde Stadt und außerdem hatte er versprochen, nicht wegzulaufen. Langweilig wurde ihm bei solchen Beobachtungen selten. Er konnte stundenlang ansitzen, also machte ihm auch das hier nichts aus. Und es gab mehr zu sehen als auf einem Ansitz.
Irgendwann legte er sich auf sein Bett, müde geworden und noch erschöpft von den Ereignissen der letzten Tage. Der Schlaf holte ihn bald und damit begann die wirkliche Geisterbahn.

Viktor stand vor einem Spiegel, doch der Mann auf der anderen Seite des Glases trug ein anderes Gesicht. Er war etwas größer, hatte kurzes, schwarzes Haar und markante Züge. Seine Augen hatten die Farbe des Nachthimmels kurz nach Sonnenuntergang und er trug einen Maßanzug, die Hände lässig in den Hosentaschen. Er wirkte... vertrauenswürdig und zugleich autoritär. Und er lächelte.
Viktor sah an sich hinab, aber auf dieser Seite des Spiegels war alles beim Alten. Schäbige Klamotten, alte Armeestiefel, eben typisch Stalker. Er fuhr sich mit den Händen über Gesicht und Kopf - eine Regung, die sein Spiegelbild nicht tat, sondern nur lächelnd beobachtete - Dreitagebart, Falten, lange Haare. Augenfarbe konnte er nicht prüfen, schätzte aber auch diese würde die Seine sein. Er machte einen Schritt auf den Spiegel zu und musterte den fremden Mann eingehend. Er wirkte so real.
"Bist du Maximilian?"
"Ja, der war ich."
"Kannst du - also, bleibst du jetzt für immer?"
"Ich fürchte, es liegt nicht in meiner Macht, dass zu entscheiden. Der Herr hat unsere Wege im Moment unserer Tode gekreuzt. Du lebst, ich bin tot. Ich stelle nicht in Frage, dass er ein Ziel damit verfolgt."
"Der Herr? Du meinst Gott?"
"Ja."
"Ich hätt' meinen Körper lieber wieder für mich."
"Und ich wäre gern bei jenen lieben Seelen, die bereits vor mir geschieden sind und jenseits auf mich warten. So haben wir beide keine Wahl, sondern sollten uns arrangieren."
"Wie meinst du das?"
"Ich denke, ich kann dir nützlich sein."
"Und dafür willst du was."
"Nein. Nun ja, ein wenig."
"Sag an."
"Was ich bisher von diesem Land, dieser Zeit von deinem Freund dem Herrn Sokolov gelernt habe, macht mir einen eher mittelalterlichen Eindruck. Ich beherrsche ein Schwert, ich beherrsche ein Pferd und spreche diverse Sprachen. Du bist ein guter Fährtenleser und Jäger. Wenn du dich unser beider Fähigkeiten bedienst und mir dafür den Raum lässt, deinen Körper zu schulen, werden wir uns hier zurecht finden."
"Dafür willst du ab und zu Kontrolle?"
"Nennen wir es, ein drittes Ohr und ein wenig mehr Präsenz."
"Du willst dauernd in meinem Kopf rum spuken?! Vergiss es."
"Wir sind zwei Christenmenschen. Wir glauben nicht an Spuk, nicht wahr. Ich werde nur da sein, wenn du nach mir fragst. Denke ich. Verzeih mir die Unschärfe, ich war noch nie Gast in einem anderen Verstand."

Viktor betrachetete den anderen Mann eine Weile skeptisch. Aber so gesehen war es ihm lieber, er bekam mit, was der mit seinem Körper anstellte, als wenn er so vollends abgeschaltet war und erst später von seinem Gegenüber berichtet bekam, was er getan und gesagt hatte. Das war unheimlicher, als eine fremde Stimme im Kopf. Er wippte auf die Zehenspitzen, während der Geist des Maximilian Garcia ganz ruhig im Spiegel stand und abwartete. Ein seltsames Summen schien die Luft um den Spiegel zu erfüllen.
"Und du schaltest mich nicht ab, wenn du meinen 'Körper schulst'?"
"Ich weiß es nicht, wir werden beide lernen, nehme ich an."

Der Spiegel-Maximilian streckte eine Hand aus und sie schien aus der Oberfläche des Spiegel heraus zu tauchen. "Sind wir im Geschäft?"
Viktor, die Hände selbst noch in den Taschen vergraben, brummte: "Geschäft. Als hätte ich je wirklich eine Wahl gehabt." Dann schnaufte er. "Aber besser als diese Blackouts ist es wohl.", gab er zu und zog die Rechte aus der Hosentasche, um zögerlich die des Großmeisters zu ergreifen.
Augenblicklich verstärkte sich das Summen bis über die Grenze des Erträglichen. Beide Männer krümmten sich, Viktor die Augen in der Ellenbogenbeuge des freien Arms vergraben, MAximilien die Hand an den Kopf pressend. Licht und Dunkel begannen sich abzuwechseln, es dröhnte in Viktors Kopf, dann wurde er nach vorn gerissen, prallte hart gegen etwas Festes...


Viktor fand sich auf dem Dielenboden liegend wieder, die Beine in die Decke verstrickt. Er musste vom Bett gefallen sein. Sein Kopf dröhnte und es war stockfinster - richtig, keine Straßenbeleuchtung, die auch nachts durch fast jedes Fenster strahlte. Er tastete nach dem Rand des Bettes und zog sich auf die Kante, kämpfte mit dem heftigen Schwindel, der ihn sogleich erfasste und ihm den Magen umdrehen wollte. Leise knurrend fluchte er vor sich hin und streckte sich wieder auf dem Bett aus. Liegend war der Kopfschmerz besser zu ertragen.
"Maximilian?" Er kam sich sofort blöd vor, als er den Namen in Gedanken aussprach.
"Nenn mich Max." Klar und deutlich, mit einem leichten Echo und sofort sah er den lächelnden Mann wieder vor sich.
Viktor rieb sich das Gesicht. Entweder wurde er jetzt endgültig schizophren oder das war tatsächlich kein Traum gewesen. Sein Gast und er hatten sich irgendwie geeinigt. Mit pochenden Schläfen rollte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Tief in seinem Geist flüsterte jemand ein Gebet auf Latein - die Worte waren seltsam beruhigend und darüber schlief er wieder ein.

Die nächsten Tage machte sich Viktor mit dem neuen Umstand vertraut und damit der Tatsache, dass er in seinem Kopf nicht allein war. Max die Führung zu lassen, endete allerdings die ersten Male in fürchterlichen Kopfschmerzen, aber es wurde mit jedem Versuch besser. Der Großmeister überredete Viktor zu Ausflügen in die Stadt, versuchte ihn dazu zu bringen, ihnen ein Schwert zu verschaffen - was allein schon aus preislichen Gründen nicht in Frage kam - und saß ganz Ohr mit ihm auf Plätzen und Tavernen, Fetzen der Sprache aufschnappend, die wie eine wüste Mischung aus allerlei Sprachen ihrer beider Welten anmutete. Wenn Ochotnik in den Eisvogel kam, war Viktor allerdings immer zur Stelle und scheinbar mehr oder minder er selbst, auch wenn es manchmal so schien, als sei er in Gedanken. Und die Kopfschmerzen machten ihm zu schaffen.
Max und er wanderten sogar bis zur Tempelinsel und Viktor ließ dem anderen Mann das erste Mal freie Verfügung und lauschte selbst, als der Großmeister sich bei einem Mönch über die Grundzüge des Glaubens an das Ewige Feuer aufklären ließ. Es war ein seltsames Gefühl, im eigenen Körper dort zu stehen und sich trotzdem irgendwie selbst zu beobachten, während man Dinge sagte, die man eigentlich niemals sagen würde. Oder nicht auf diese Weise. Es beruhigte Viktor sehr, als Max ohne Aushebens die Kontrolle zurück gab, als das Gespräch beendet war, dass er im Übrigen in einer kruden Mischung aus Latein, Deutsch und Englisch geführt hatte. Den gesamten Rückweg allerdings geisterte die Stimme des Großmeisters in Viktors Kopf herum und erörterte die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zum frühen Christentum. Bis Viktor ihn irgendwann zum Schweigen verdonnerte, weil er seine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte und doch langsam fürchtete, durchzudrehen.
Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Und so sollte er mit Ochotnik und diesem Ritter reisen? Das konnte ja heiter werden...

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Zuletzt geändert von Viktor am Sonntag 5. Februar 2023, 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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Vom Tempel --> zum Eisvogel
Datum: 9. August 1278
betrifft: Jarel
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Irgendwie waren die Dinge wieder im Lot und doch auch nicht. Jakob wankte um seine Gemütslagen herum, unfähig sich für eine Richtung zu entscheiden. Er wollte gerne, dass alles wieder war wie früher, aber er spürte auch den Schatten, der zwischen dem Jetzt und diesem Früher lag. Vor allem wenn er allein mit seinen Gedanken war.
Im Refektorium traf er auf Henselt, aber von Jarel keine Spur. Jakob aß einen Teller von der eher faden Graupensuppe und dazu ein Stück hartes Brot. Henselt plapperte die ganze Zeit, als habe er eine Woche Worte gespart, um sie nun über ihm auszuschütten und als sich dann auch noch Theobald zu ihnen setzte und beide im Duett faselten, wurde es Jakob zu viel. Er erhob sich und ließ die beiden sitzen, die dies nicht mal zu bemerken schienen.
Eisvogel.
Immer wieder dieser Eisvogel, aber gut. Er kannte den Weg und ging direkt los. Nach einer Weile hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Es war so deutlich, dass er stehen blieb und sich aufmerksam nach bekannten Gesichtern umsah. Doch da war niemand, nur die gewöhnlichen Leute eines gewöhnlichen Tages. Oder?
Er ging weiter, bog in eine Gasse, in einen Hof und schlüpfte in einen Schopf. Tatsächlich dauerte es nicht lange und eine Gestalt in der Robe der Guten Brüder schlurfte an seinem Versteck vorbei. Die Kapuze verbarg das Gesicht, aber der Kopf bewegte sich suchend, die kurzen Schritte waren eilig. Jakob sah ihm nach. Die Gestalt wanderte zurück zur Hauptstraße und hockte sich an einer Hausecke nieder.
So leise er es vermochte und sogar unter Zuhilfenahme von Yahuros Lehre schlich Jakob in die andere Richtung davon und eilte dann zum Eisvogel, der nur eine Parallelstraße weiter lag.
Jarel fand er schnell, setzte sich zu ihm, legte die Finger auf sie Lippen und fing an auf die kleine Tafel zu schreiben, die inzwischen ihr Begleiter war.
'Jemand ist mir gefolgt. War schon in der Stadt. Dir also zuerst? Sitzt an der Tempelstraße Ecke Scherenwinkel im Schatten. Robe der Brüder.' Eiliges Gekritzel, aber er würde es schon entziffern können.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel nickte Jakob zu. Schlauer Bengel. Er hatte wirklich Glück mit seinem Jungen.
Mit dem Handballen wischte er die Tafel sauber um vorsichtshalber ebenfalls zu schreiben.
Er hatte die Lautstärke seiner Stimme nicht wirklich im Griff. Und vielleicht war mehr als ein Verfolger unterwegs.
„Ich konnte ihn nicht aufspüren. Denkst du, er ist noch da?
“, fragte der Ritter.
Sie würden wirklich ein gutes Team abgeben, wenn Jake tatsächlich das Schattenlaufen noch lernen wollte.

Wieder das hastige Kritzeln. Jakobs Hand wurde von Geschwindigkeit nicht hübscher.
'Hat sich gesetzt. Nur eine Querstraße von hier. Denke, er wartet, dass wieder einer auftaucht.'

Jarel nickte, sah Jakob verschwörerisch an.
"Ich gehe und spüre ihn auf.", schrieb er einiges langsamer als sein Knappe. "In einer Viertelstunde gehst du zurück zur Komturei. Sorg dafür, dass er dir folgen kann. Ich folge dann ihm. In Ordnung?" Er schob die Tafel vor den Knappen und sah ihn fragend an.

Jakob nickte und wischte den Text aus.

Jarel wartete noch einen Moment, dann legte er einige Münzen für den verzehrten Tee auf den Tisch, erhob sich und verschwand in aller Seelenruhe aus der Taverne.
Er tat so, als müsse er austreten. Verschwand in einer Gasse.
Und kam nicht wieder heraus.
Niemand sah den Schatten, der sich konzentriert der beschriebenen Stelle näherte. Er musste noch mehr Acht geben als sonst. Das mangelnde Hörvermögen nervte. Das Störgeräusch jedoch brachte ihn fast um den Verstand.
Trotzdem...das Ziel würde kaum zu übersehen sein, wenn man wusste wo man suchen musste. Dumm nur, dass er immer noch nicht die Möglichkeit hatte Jakob alles zu berichten.

Das Wesen hockte mehr als das es saß, den Kopf tief in der Kapuze verborgen, die farblosen Augen glitten über die Menge.
Dann, als habe es etwas gehört, wandte es sich um und starrte angestrengt ins Dunkel der Gasse. Direkt zu Jarel.
Ein fast kindliches Gesicht, riesige blassgraue Augen, helles Haar und ein zum Hals weg fliehendes Kinn, dass dem Kopf einen grotesken Zug gab.
Der Ritter kannte diesen Bruder nur zu gut und er wusste, in wessen Diensten er stand.

Jarel rührte sich nicht. Nur nicht zu erkennen geben. Im Grunde hatte ihn der Anblick sogar beruhigt. Zumindest war es nicht Wenzel....
Er wartete geduldig ab. Ob das Wesen den Köder schluckte und Jakob folgte?
Irgendwie tat es ihm leid. Ob es wusste, dass es instrumentalisiert wurde? Ob es das freiwillig tat? Was sie ihm wohl eingetrichtert hatten?
Ob er es schaffen konnte es zu retten?
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Freitag 13. Januar 2023, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
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ERZÄHLER
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Jakob verließ den Eisvogel wie besprochen, sah sich auffällig unauffällig um und ging dann die Straße hinunter zurück zur Tempelinsel. Als er an der Stelle vorbei kam, an der er den Guten Bruder abgehängt hatte, wurde er etwas langsamer, betrachtete die Auslagen eines Geschäfts. Zunächst hatte es nur dem Zweck dienen sollen, doch dann blieb sein Blick an einem winzigen paar Schühchen hängen und etwas wollte ihn plötzlich am Atmen hindern.
Weiter. Nicht ablenken lassen.
Er riss sich los, schüttelte kaum merklich den Kopf und ging seiner Wege.

Das Wesen hatte geduldig dort gesessen, nachdem es nichts Bemerkenswertes entdeckt hatte und war vorn über gesunken. Seine Schultern zuckten immer wieder und es hob in immer gleichen Abständen den Kopf, blickte zum Eisvogel. Irgendetwas tat es.
Dann erschien Jakob, blieb vor einem Schustergeschäft stehen.
Der Gute Bruder setzte sich ebenfalls in Bewegung. Er nutzte geschickt die Gegebenheiten und folgte beharrlich in immer gleichem Abstand. Eine offensichtlich geübter Verfolger und äußerst aufmerksam bei der Sache. Schwer so jemanden zu bemerken, zumal er etwas an sich hatte, das den Blick über ihn hinweg gehen lassen wollte.
So kamen sie zurück zur Tempelinsel.
Jakob ging zu den Häusern der Ritter, klopfte bei Jarel, der offenkundig nicht da war und wandte sich dann mit einem Schulterzucken zur Unterkunft der Knappen.
Der Gute Bruder hatte sich bereits am Tor in eine andere Richtung aufgemacht. Entlang der Mauer eilte er mit seinen trippelnden Schritten auf die Komturei zu und verschwand scheinbar in der Wand zwischen zwei vorspringenden Mauerträgern.
Jarel kannte den gut kaschierten Eingang, der dort in eine verborgene Treppe führte, die die Räume seines Schwertherrn mit dessen Amtsräumen verband. Ein versteckter Fluchtweg für den Herrn der Komturei und wie jetzt ein unauffälliger Zugang zu eben diesem. Wenn man den Schlüssel hatte und den erhielt man nur aus einer Hand.
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Jarel Moore
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Valjan Novka
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vom: Kerker
Datum: früher Abend, 9. August
betrifft: Arvijd, Eisvogel Service Team
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War mir auch eine Freude meinen Job, mein Leben, für Dein mehrfach unerwünschtes Techtelmechtel zu riskieren. Herr Klingenmeister. Mit den Gedanken hatte Valjan die Wache verlassen, aber er hatte sie verlassen. Einfach so. Hat seinen Jungs gesagt wo er ist, wegen Bereitschaft und ist einfach so raus gelaufen. Ohne sich weiter zu erklären was da alles passiert ist oder was mit den Leuten ist. Der Neue würde sich darum kümmern.

Und er hatte ihm einen Job angeboten. In des Freiherrn Stab. Sein Stab, was auch immer das genau ist. Nicht der Stab… Er wird es ihm das sicher noch genauer erklären. Die Worte, die er ihm gesagt hatte, würde er so schnell nicht vergessen. Eigentlich war es auch kein Angebot. Es war mehr eine Feststellung wie ihre zukünftige Beziehung für beide am Besten aussehen würde. Er würde ihn befördern lassen. Valjan lächelte müde, das war der Grund gewesen, warum er sich an Sokolov gewendet hatte und jetzt ist nicht mal eine Woche vergangen und er kümmert sich darum. Hätte er nein sagen können? Wollen? So grundlegend war es ihm auch egal, was die Flammenrosenritter in ihrer Freizeit taten. Vielleicht hatte er alleine deshalb schon eine Seite gewählt. Die der Liebe. Er musste darüber den Kopf schütteln, aber die Liebe hatte den Freiherrn gerettet.

Wie konnte er aber so schnell alles wissen? War es… Melitele? Er hatte sie um Hilfe gebeten und darauf ist er wieder aufgewacht. Hatte sie ihm ein paar Geheimnisse verraten, damit sich jetzt gegenseitig in der Hand hatten? Einen unblutigen Ausweg gezeigt? Er sollte später ihren Tempel aussuchen, aber heute Abend würde er bei seinen Eltern schlafen.

Er stieß die Tür zum Eisvogel auf und spannte alle Muskeln an für den Moment, wenn sie merkten, dass die Stadtwache einen Gastsaal betreten hatte. Das war schon ein seltsames Gefühl, aber er lächelte freundlich in die Runde und ging zum Wirt am Tresen, dem man deutlich ansehen konnte, darüber nachzudenken, was er sich zu Schulden hätte kommen lassen können. Aber nachdem sich der Korporal schlicht gesetzt hatte, fing das Stimmengewirr wieder an.

„Guten Abend, Herr Wirt, ich suche Doktor Kostjunari und möchte dann einmal die Empfehlung des Hauses“ Er hatte keine Ahnung, was das genau ist, aber man wird ihm schon etwas leckeres bringen und der Freiherr zahlt.
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Der Wirt war wie immer dabei die Gläser zu polieren und vermutlich setzte er die Tätigkeit fort, selbst wenn alles sauber war und er würde sogar noch die Tonbecher polieren nur damit er hinter dem Tresen stehen und beschäftigt aussehen konnte.
In der letzten Zeit fragten fast etwas zu viele Leute nach seinen seltsamen Gästen. Und die taten seltsame Dinge... Und nun, die Stadtwache? Aber der Typ, der die Rechnungen bezahlte arbeitet ja für die Krone, insofern...
"Sitzt dort drüben am Tisch. Und ist ein Lammrücken mit Sommergemüse genehm?"
Er deutet zum einen auf dem Tisch an dem der Arzt gerade saß und in einem Buch las. Was der sehr häufig tat und nur Tee trank dazu, aber viel Platz verbrauchte, denn neben ihm lagen noch weitere Bücher und an so einen Tisch setzt sich meist keiner freiwillig dazu der nur trinken und essen wollte und nicht palavern. also ein ganzer Tisch blockiert nur für etwas Tee.
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Arvijd Kostjunari
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Den Tisch hatte Arvijd tatsächlich fast zur Gänze besetzt. Es war aber ein kleiner Tisch am Rand, an dem er ungestört lesen konnte. Er genoss es sogar fast, denn viel gab es derzeit nicht zu tun in Nowigrad. Von Zeit zu Zeit hatte zwar dieser Sokolov vorbeigesehen und vor allem mit Viktor geredet aber zu tun gab es für ihn noch wenig. Also bemächtigte er sich jedes Buches über die Medizin aber auch Bände über Mechanik und die verschiedensten Erfindungen fanden ihren Weg in seine Sammlung weil er herausfinden wollte was mit den technischen Mitteln dieser Welt alles möglich war.
Er hatte dabei weder das Versprechen, sich nach geeigneten Lokalitäten für ein Krankenhaus umzuhören, noch die Arroganz des Mannes vergessen. Aber sei's drum, er musste ja nicht mit dem zusammenleben, solange er eine Beschäftigung für ihn fand.
Wie nun der Korporal von der Stadtwache eintrat bemerkte er nicht, auch nicht wie der Wirt diesen zu seinem Tisch schickte, dazu war er zu sehr in seine Lektüre vertieft. Derzeit ging es um seltene magische Artefakte, wovon er wenig verstand, aber die Möglichkeiten die das bot... Das zog ihn in den Bann und er las und bemerkt nicht was um ihn vorging, Nicht einmal eine Schlägerei hätte ihn aus den Gedanken gerissen.
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Valjan Novka
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Valjan warf einen kaum merklichen Blick an den Tisch mit besagtem Herrn, das hätte er sich denken können. „Danke“, er nickte dem Wirt zu. „Lammrücken klingt gut - geht auf Sokolov. Ihr wisst sicher auch, welches Getränk dazu passt.“ Der Korporal war sich nicht sicher, ob er jemals Lamm gegessen hatte. Seine Eltern waren nie wohlhabend, eher froh einen trockenen Ort zum Leben zu haben, sodass ein Teil von Valjans Einnahmen immer noch bei ihnen landete. Fleisch, gab es entsprechend selten.

Kurz darauf stand er am genannten Tisch und salutierte lässig zur Begrüßung: „Melitele vom Gruße, Gelehrter. Ich darf mich setzen.“ Es war keine wirkliche Frage, aber Valjan wartete die Antwort eh nicht ab, sondern setzte sich auf einen freien Stuhl neben dem zur Abwechslung mal nicht ganz so großen Mann. Er hoffte, dass seine Rüstung und Stiefel dabei genügend Geräusche machten, um ihn von seiner Lektüre zumindest aufsehen zu lassen.

„Korporal Valjan Novak“, stellte er sich mechanisch vor: „Entschuldigt die Störung, aber Freiherr von Sokolov braucht sofort Euren medizinischen Rat und bittet Euch in die Wohnung am unteren Ende der St. Gregors Brücke.“ Auch wenn die Stimme eher gedämpft war, um nicht zu viele Zuhörer zu haben, sagte Valjans Gesicht doch, dass es sehr wichtig sei.

Seine Finger betrachtete dabei neugierig, die Bücher, welche dort lagen, schob den Stapel leicht auseinander, um einen Blick auf den Umschlag zu werfen. „Ein Liber… Me‘lan‘dryum liegt hier nicht zufällig?“
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Arvijd Kostjunari
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Wenn es nicht die Geräusche der Rüstung waren, dann spätestens die Ansprache, die den Arzt aufsehen ließen.
"Oh... äh... ja... klar... verzeiht, setzt euch, gern... ähm, Korporal... Ach ja, schon geschehen. Entschuldigt, ich war so vertieft."
Vollkommen unnötig zu erwähnen, denn das war ja deutlich erkennbar gewesen. aber wer wäre er, wenn nicht noch einmal das offensichtlich zum Thema gemacht werden würde.
"Wer? Ach ja... Sokolov? Was will er denn? Will er wieder über Blutgruppen streiten?"
Auch wenn Novka wohl nicht die geringste Ahnung haben konnte worum es ging, für den Arzt machte es Sinn.
Nur sein Tonfall beinhaltete etwas, dass ihn doch auf den Plan rief.
"Wie, jetzt gleich? Und äh... nein, so eines gibt es in Nowigrad wohl nicht... Sagt zumindest der Buchhändler. In Wyzima im Tempel glaube ich hatten wir eines. Und ja, Melitele zum Gruße." Schickte er noch erfreut hinterher. Endlich einmal einer der nicht an das verdammte Feuer glaubte.
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Valjan Novka
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Blutgruppen? Valjans Nase erinnerte ihn kurz daran, dass sie gestern geblutet hat und ganz arg weh getan und er dies nicht vergessen darf, nur weil er gerade abgelenkt ist. Vielleicht ist es für Vampire und so Zeug wichtig, was für Blut sie trinken und er hatte mal gehört, das Blut von Hexern sei giftig. Oder Blut sei generell nicht als Nahrung geeignet?

Er hatte dankbar gelächelt zur Auskunft über das Buch. Diesen Ort hatte Jamal nicht erwähnt, aber wirklich weit gereist war der Junge auch nicht und der Heiler war offenbar selbst dort.

„Ja, jetzt gleich. Ein Notfall.“ Er nickte eindringlich, um deutlich zu machen, dass der einzige Grund, warum er nicht Arme wedelnd reingekommen war, der Tatsache geschuldet ist, weniger Aufmerksamkeit zu erregen zu wollen. „Darf ich Euch beim Packen helfen?“
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Arvijd Kostjunari
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Arvijd schüttelte den Kopf. Darüber, dass es ein Notfall war aber auch über das packen.
"Nicht nötig, ich habe alles für einen Notfall in einer Tasche."
Es fehlte noch, dass ihm da einer von der Wache drein pfuschte.
Ein Notfall... Er richtete sich auf, packte seine Bücher auf einen Stapel. So viele waren es dann doch nicht, wenn man sie nicht ausbreitet und alle offen liegen ließ.
Gerade rechtzeitig wie es schien, denn eine Bedienung kam mit dem Essen und Bier.
"Dann guten Appetit, ich find es schon."
Was auch immer das für ein Notfall war.
Er ging schnellen Schrittes nach oben, lieferte dort zuerst die Bücher ab und nahm dann die große Ledertasche mit die alles wichtige enthielt, was er hier gekauft und auch was er mitgebracht hatte.

<geht dann für Arvijd hier weiter>
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Valjan Novka
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Valjan hatte selten so gut gegessen. Lamm. Schade, dass er das nicht öfter bekommen würde. Wenig später verließ er den Eisvogel wieder. Die vergessene Tasche mit einer Flasche Est Est, gezuckerten Nüssen, einen edlen Käse, ein paar samtene Haarbänder und eine Flasche edlen Rum hatte er nach einem kurzen Gespräch mit dem Wirt mitgenommen. Mal sehen, ob er morgen bei der abendlichen Messe seinen Lieblingsflammenrosenritter oder dessen Knappen (?) antreffen würde. Aber jetzt nach Hause und irgendwann wieder arbeiten.
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ERZÄHLER
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von/nach: vom Badehaus
Datum: morgens 11. August 1278
betrifft: Viktor
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Am frühen morgen kam ein unscheinbarer Mann zum Eisvogel, weder Bettler, noch Betrunkener. Alles an ihm war im Grunde mittelmäßig, begonnen bei Größe und Status bis hin zum Haar und Bartwuchs. Einer, den man schnell wieder vergaß weil er nichtssagend war.
Er erkundigte sich beim Wirt nach einem gewissen Viktor und der wiederum wies ihm den Weg zu dessen Zimmer, wo dieser wiederum klopfte und verkündete.
"Ich habe den Auftrag, euch zu Sokolov's Wohnung zu bringen. Ihr könnt alles mitnehmen, ihr erhaltet eine neue Unterbringung."
Er hatte wohl auch die Anweisung langsam laut und deutlich zu sprechen, ansonsten war aber auch sein diplomatisches Geschick und seine Umgangsformen, eben, mittelmäßig.
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Crehwill von Seren
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Lebenslauf: Crehwill

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von/nach: von den Scherben (mit kleinem Umweg)
Datum: Nachmittags 12. August 1278
betrifft: Eisvogelgäste
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Die Tür führte wie erwartet direkt in einen Gastsaal, der alle Parameter eines solchen erfüllte: ein paar Tische, ein paar Gäste, eine Treppe nach oben, eine Tür nach hinten und ein Wirt hinter dem Tresen, der immer einen Becher zum Sauberwischen finden würde.

Crehwills Profession wurde wohl resigniert, aber er bekam auch eine Portion Gleichgültigkeit ab, sodass er Delia einen Platz aussuchen ließ. Frei war noch genug. Die meisten hatten wohl schon zu Mittag gegessen. Die Halbelfe glaubte der Hexer bestellte beim Setzen einen Tee, nachdem er einen fragenden Blick aufgefangen hatte.

Er setzte sich ihr Gegenüber oder auch näher, ganz wie sie wollte und zog sein Medaillon heraus, das er um den Hals trug und das Delia sicher schon gesehen hatte, besonders als er allen Anschein nach nur das Schmuckstück getragen hatte. „Ja, ein Greifenkopf…“ er beugte sich leicht zu ihr damit sie es sehen konnte. „…zugegeben könnte auch ein Adler sein, schließlich haben Greife den Kopf eines Adlers und mehr sieht man nicht. Aber es soll ein Greif sein. Ja, die Schulen haben die Namen von Tieren, doch das hat keinen besonderen Grund so weit ich weiß, sondern hat sich mehr oder weniger ergeben. Der Gründer der Greifenschule Erland hatte selbst einen Schwertlehrmeister, der einst ein Ritter war und im Wappen einen Greif hatte, der deshalb seinen Umhang zierte. Deshalb nannte man ihn bald nur noch den Greif. Seine Lehren über Ritterlichkeit und aus welchen Gründen man sein Schwert ziehen sollte waren Erland sehr wichtig, sodass er sie weitergeben wollte und weshalb seine die Greifenschule wurde.“ Seine Stimme war dabei gedämpft, offenbar musste nicht jede Person im Raum mithören. „Es hat also weniger mit den Tieren selbst zu tun, auch wenn es in meiner Heimat einige davon gibt.“

Neben dem Lederband, auf dem das Medaillon aufgehängt war, hingen noch ein paar ehemals bunter Holzperlen, ein Stück weiße Muschel und ein schlichter Silberring wie Delia erkennen konnte.
Delia
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Die Halbelfe ließ sich gerne von Crehwill durch die Stadt führen. Dadurch bekam sie mehr und mehr von der Stadt zu sehen. Der Hexer hatte natürlich recht, in ihrer Welt war es nicht wirklich anders als in dieser hier. Es gab arm und reich. Schön und nicht schön… Nie hätte sie dies abgestritten, daher hatte sie nur zustimmend genickt, ehe sie mit einem schelmischen Lächeln im Gesicht mit einem “Aye, Aye”, bestätigt hatte, dass sie Stillschweigen bewahren und fragende Personen an Crehwill verweisen würde, wobei sie sich fragte, wer sie danach fragen sollte. Doch man wusste es ja nie! Doch dann hatte es ihr ein wenig die Sprache verschlagen ob des Anblicks der brennenden Bücher.

Milly… Delia nickte auch hier. Sie wusste sehr wohl, dass nicht alle Söldner Herzen aus Gold und Ehre besaßen. “Also steht Milly einfach für all jene, die zu beschützen sind… Millicent, der Name der Unternehmung.” Ja, warum nicht ein junges, fröhliches, nettes Mädchen zur Verbildlichung verwenden?

Die junge Halelfe lächelte verlegen. “Ja, das meiste Abenteuer war aber auf der Reise und das reicht wohl dennoch für mehr als ein Leben.” Sie schmunzelte leicht. “Es liegt mir im Blut”, gab Delia eine kurze Erklärung zu dem Zaubern ab, beließ es aber dabei, da Crehwill auf die Gefahren hingewiesen hatte, die so umgaben, ohne dass man es wirklich merken wollte.
Sie hatte Fragen dazu und zu den Büchern, hätte dem Hexer auch mehr von ihrer Magie erzählt, wenn es ihre Umgebung zulassen würde. So hatte sie dann nur ein “Ein andermal dann”, hervorgebracht, um ihm auch zu sagen, dass sie ihm mehr erzählen würde, wenn er dies denn wollte. Nur eben, wenn sie sich sicher sein konnten, dass nicht einer von ihnen auf den brennenden Büchern landen würden.

Sie war sich bis dahin sehr sicher vorgekommen, hatte schon fast wieder vergessen, dass Magier hier nicht sonderlich hoch angesehen waren oder eher sogar verachtet, nun ja verbrannt wurden… Ja, vielleicht waren sie Fluch und Segen zugleich, wie so vieles?


Eine Taverne! Es war eine ganze Weile her, dass Delia in eine Taverne eingekehrt war und sie freute sich tatsächlich darüber. Schnell war der Schrecken über die brennenden Bücher abgelegt, auch wenn es nicht vergessen war.
Sie bemerkte die skeptischen Blicke, störte sich aber nicht daran, sollten die Leute denken, was sie wollten, tat sie auch nicht anders. Und so lächelte sie freundlich und hatte in der hiesigen Gemeinsprache hier und da gegrüßt, beim Vorbeigehen.
Sie suchte für sich und den Hexer einen Tisch, an dem sie niemanden störten, aber auch nicht so leicht gestört werden würden, außer man wollte direkt zu ihnen.
Crehwill und Delia saßen nah, aber nicht zu dicht beieinander, eben so wie es der Schicklichkeit noch entsprechen wollte… einfach so nah, dass man sich gemütlich unterhalten konnte, ohne den gesamten Gastsaal mit zu unterhalten.
Tee war eine blendende Idee gewesen, doch hatte Crehwill die Bestellung vornehmen müssen, da es ihr an der Sprache zu solcherlei mangelte.

Einmal mehr folgte Delia aufmerksam den Worten des Hexers und besah sich mit gleichem Interesse das Medaillon. Die Geschichte passte zu Crehwill. Denn sie glaubte, dass er es ebenso handhabte wie der Hexerschulengründer Erland. In ihren Augen war er ein ritterlicher Hexer. “Es gibt Greifen hier? Du musst mich unbedingt mit dir nehmen, wenn du deine Heimat besuchst, ich würde diese schönen Wesen gerne einmal sehen!” Natürlich musste er sie nicht mit sich nehmen, aber es wäre tatsächlich schön, solch erhabene Wesen einmal zu sehen oder gar kennenzulernen.
“Hast du den Gründer der Schule je kennengelernt?” Könnte es sein, wenn die Hexer lange lebten, oder nicht? “Und wie bist du überhaupt zu dieser Ausbildung gekommen? Ich denke nicht, dass du den Weg ganz freiwillig beschritten hast, wenn dein Berufsstand nicht so gut angesehen ist?” Sie sah dem Hexer in seine ungewöhnlichen und doch schönen Augen. Doch sie störte sich nicht daran.
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Crehwill von Seren
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Der Tee ließ nicht lange auf sich warten und es landete eine Kanne samt zwei Tassen auf dem Tisch. Es wurde eingeschenkt, wobei der Blick des Personals Delias kurz traf, um ihr zu vermitteln, dass man auf ihrer Seite wäre, falls ihr Begleiter Ärger machte – auch wenn es gerade nicht danach aussah. Ob der Blick nur kam, weil ihr Begleiter ein Hexer war oder einfach nur ein Mann erschloss sich nicht.

Dabei erschien dieser gerade sehr erfreut überrascht: „Du möchtest Greifen sehen?“ Einen gewissen Unglauben konnte er nicht verbergen. „Sie sind ein wundervoller Anblick, aber sie sehen Menschen oder auch andere Zweibeiner wie Halbelfen als ihre Beutetiere an. Deshalb findet man sie eher selten in der Nähe von Siedlungen, außerdem leben sie hoch in den Bergen. Sie bauen ihre Nester auf den höchsten Gipfeln, um ihre Jungen über Jahre großzuziehen. Sie suchen sich dafür ein schönes Tal oder zwei und bleiben ein Leben lang zusammen. Aber ja, man muss gesehen haben wie liebevoll sie sich um ihre Küken kümmern. Oder wie sie ihre ersten Flugversuche unternehmen.“ Man konnte eine gewisse Schwärmerei in seinen Augen sehen. „Man darf sich beim Beobachten nur nicht erwischen lassen, sonst fressen sie einen. Aber Du darfst gerne mitkommen. Die Drachenberge sind wunderschön.“ Es wird nur gefährlich, man könnte sterben, aber kein Grund es nicht zu tun. Zumindest redete er es ihr nicht aus.

„Erland z Larvik war einer der ersten Hexer, die es gegeben hat. Es gibt unzählige Geschichten und Legenden über ihn, in denen er Ungeheuer erschlagen hat, einfachen Leuten geholfen, Dörfer gerettet oder Könige beraten. Es gibt keine Geschichte über seinen Tod und er war noch am Leben als ich meine Ausbildung angefangen habe, zumindest hieß es das. Aber nach wenigen Jahren kam das Lawinenunglück und es waren nur noch wenige, die zum Kaer zurückkamen, die aus irgendwelchen Gründen an diesem Winter nicht dort waren. Einmal…“ Bedacht nahm er einen Schluck Tee. „…mitten in der Nacht hörte ich Stimmen und sah, dass der alte Keldar, mein Lehrmeister, Besuch hatte. Ich schlich mich näher, wollte lauschen, schnappe ein paar Worte auf, aber natürlich haben sie, die zwei alten Hexer, mich, keine 15 Jahre, gehört und ich musste meine Frühstücksrunde drehen. Als ich wieder kam, war der Besuch weg, aber je mehr ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass es Erland gewesen sein musste. Sein Profil, die wenigen Worte, Keldars Ablehnung darüber zu reden. Es hieß nur er ging in die Berge und wurde nie wieder gesehen.“ Und selbst dieses Erlebnis ist schon wieder Jahrzehnte her. Crehwill konnte sich nicht vorstellen, dass Erland immer noch irgendwo war. Ein Zeit lang besah er sich seinen Tee.

„Als ich meine Ausbildung angefangen habe, war der Berufsstand noch etwas besser angesehen. Aber ja, man hat mir später erzählt, dass ich versucht hätte davon zu laufen. Ganz freiwillig war es wohl nicht. Es ist…“ Er rieb sich mit zwei Fingern über die Stirn. „…Es war aber nur bei mir so. Die anderen Jungs waren aus freien Stück dort, aber ja oft weil sie nichts besseres hatten. Es gibt auch ohne Krieg genügend Kinder, die niemand haben will. Den kleinen Kuno hatte Bennomar mitgebracht, sagte er hätte den Säugling unter seiner toten Mutter gefunden. Also er blieb er bei uns. Die Ausbildung ist hart, aber ein Zuhause. - Warum ich dort war, weiß ich nicht. Man verliert mit den Mutationen einen großen Teil seiner Erinnerungen. Man… wird schlicht jemand anders.“

Es kam wieder jemand an den Tisch und fragte nach den Wünschen, wahrscheinlich.
„Was magst Du essen?“ fragte Crehwill seine Begleitung.
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Der Blick, den das Personal ihr schenkte, als der Tee gebracht wurde - wunderbar duftender Tee, nebenbei bemerkt - lies Delia etwas verwundert blinzeln. Dafür, dass man Fremden hier gegenüber so vorsichtig war, war ihr so, als ob ihrem Begleiter nach wie vor weitaus mehr Skepsis entgegengebracht wurde. Sie lächelte die Schankmaid an und dankte höflich für den gebrachten Tee.

Die Halbelfe hing an Crehwills Lippen, als er von den Greifen erzählte, so erzählte er, als hätte er sie selbst bereits eine Weile studiert. An dem Hexer war so viel mehr dran, als nur Hexer, ob das an seinen bereits gelebten Jahren lag?
Sie hatte selbst schon mythische Geschöpfe getroffen. Greifen gehörten aber nicht dazu. “Das würde ich sehr gern, Crehwill”, sagte sie voller Vorfreude, auch wenn es noch lange dauern mochte, bis der Hexer gen Drachenberge aufbrechen würde. “So würde ich auch gleich noch mehr von … allem sehen.” Sie lächelte und war leise aufgeregt. “Gibt es noch andere Geschöpfe wie sie?”

Auch die nächste Erzählung, an der Crehwill die Halbelfe teilhaben ließ, war spannend und… “Das mit eurer Schule ist ein schreckliches Unglück.” Es tat ihr wirklich leid. “Und es ist schade, dass er sich zurückgezogen hat und dass man so gar nicht weiß was aus ihm geworden ist. Vielleicht begegnest du ihm ja eines Tages doch noch einmal.”

Erst als Crehwill von seinem Tee trank, erinnerte Delia sich auch an ihre Tasse, pustete vorsichtig und tat es ihrer Begleitung gleich.

“Also hatte man Kinder die niemand wollte und Waisenkindern Kämpfer gegen jenes gemacht, was im Schatten und in der Dunkelheit lauert…” Ja, es hätte die Kinder wahrlich schlechter treffen können und was blieb ihnen auch anderes übrig. Aber hatten sie eine Wahl?
Sie wusste, dass es in einigen Familien üblich war, dass sie das dritte, vierte oder fünfte Kind fortgaben im Namen des Glaubens oder von Überzeugungen. Als sie noch darüber nachdachte, merkte sie auf. “WAS?” Das Wort kam etwas lauter, als beabsichtigt, und sie fühlte sich sofort in den Kerker von Maruset zurückversetzt… Oto, Mira… Zacharias, Jalumi… “Wusstet ihr vorher schon was mit euch geschehen würde?”, nun war ihre Stimme fast nur ein Wispern. “Und wolltet es tun?”

Sie brauchte einige Momente, um ihre Gedanken auf die gestellte Frage zu lenken. Sah dann die Schankmaid an, die wieder an ihrem Tisch stand. Sie atmete einmal tief durch. Das vorangegangene Thema berührte sie einfach sehr.
“Ich wäre mit Eintopf ganz zufrieden und du?”
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Crehwill von Seren
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Crehwill bestellte den Lammrückeneintopf, eine Spezialität des Hauses: drei Tage schonend auf kleiner Flamme gekocht und für sich Kuchen? Zumindest glaubte Delia es so zu verstehen. „Einen Hefefladen mit Zwiebelchen und Speck. Flammkuchen nennen sie das hier“, erklärte er. „Aber eigentlich bin ich noch gar nicht hungrig. Bei Sarray gibt es immer so viel...“ und die Mutationen führten dazu, dass er weniger zu essen brauchte. Aber das behielt er mal sich.

Die freundliche Bedienung war auch fix wieder verschwunden.

„Ja, sie wussten es.“ Fragend griff er nach ihrer Hand, um sie etwas zu trösten. Zumindest in seiner Schule bei Reuven klang es ein bisschen anders. „Sie wussten alle was auf sie zu kommen würde, sofern man das als Kind mit sechs, acht Jahren versteht. Es gab schon vorher Training und... Medikation, um uns auf die Kräuterprobe vorzubereiten. Eine Probe, die... nicht alle überleben würden. Aber für manche war es der Wunsch Erlands Heldentaten nachzueifern, für andere mehr oder weniger Notwendigkeit. Es wurde... niemand gezwungen. Außer das es kaum Alternativen gab. Wohin sonst? Das Kaer war... ist die Familie...“ Ein müdes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, während er vorallem ihre Hand in seiner ansah. „Mach Dir nicht so viele Gedanken, es ist achtzig Jahre her und heute macht niemand mehr neue Hexer.“ Zumindest keine Hexerschule. „Wir wohnen im Kaer zu zweit und gehen bei schönem Wetter fischen. Keldar schikaniert mich nur noch aus Gewohnheit.“
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Mit einem leisen Lächeln nickte Delia. “Ja, Sarray könnte sogar ganze Truppen versorgen. Nun bin ich aber neugierig darauf, was du bestellt hast. Flammkuchen sagt mir wirklich nichts, aber es klingt lecker.” Gerade war ihr auch nicht sonderlich nach essen, aber vielleicht kam das noch.

Die Halbelfe ließ es geschehen, dass der Hexer ihre Hand nahm, sie sah daran auch nichts Verwerfliches. Es war eine nette Geste von Crehwill. Er hätte gut in ihre Familie gepasst und sie hatte ihn auch schon ein wenig, gut vielleicht auch ein wenig mehr, in ihr Herz geschlossen. Wieder hing sie an seinen Worten. Sie atmete ein wenig erleichtert auf, als es darum ging, dass es schon lange zurückliegt, was mit den Kindern geschehen ist und auch mit dem Mann, der bei ihr saß. Sie sah in seine andersartigen Augen, so hell und von ungewöhnlicher Farbe und der ebenso außergewöhnlichen Pupillenform. “Es ist gut zu wissen, dass sie eine Wahl hatten. Danke.” Auch wenn es keine wirkliche Wahl gewesen ist. Sie hatte eine Wahl gehabt…oder ebensowenig? Dankbar ob seiner Worte, ob seiner Geste hatte sie die große Hand des Hexers gedrückt.
“Auf meiner Reise bin ich Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen begegnet, die nicht so viel “Glück” hatten wählen zu können… das hat mich einfach sehr an sie erinnert”, erklärte sie sich und blinzelte ein paar Mal. “Was wird dann heute aus den Kindern, die zu deiner Kindheit noch Hexer hätten werden können?” Sie war sich nicht sicher, ob sie die Antwort hören wollte.
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