Von einem Moment auf den anderen war es, als wasche jemand den Rest Farbe aus Jarels Gesicht, der dort bis eben noch gewesen war. Angesichts der Umstände deutete Wenzel es ganz simpel: sitzen sollte der sture Mann einfach noch nicht, das machte sein Kreislauf nicht mit. Folglich war er schnell bei ihm, nahm ihm den Becher aus dem Schoß und bugsierte den sich fahrig wehrenden Ritter kommentarlos und unbeugsam wieder in die waagerechte. Er knüllte ihm sogar die Decke unter der Knie und während Jarel murrte, Sokolov fehle es an Glauben, prüfte der Komtur die Temperatur des Anderen - im Nacken, nicht auf der Stirn. Fast hätte er geschmunzelt bei der Erinnerung, wer ihm das beigebracht hatte. Als Knappe und Ritter waren sie ein seltsames Duo gewesen, denn der eine hatte fast ebenso viel gelernt wie der andere und Wenzel hatte Jarel in Rekordzeit in den Ritterstand erhoben.
Der Großkomtur saß nun wieder auf der Bettkante und hatte eine steile Sorgenfalte auf der Stirn, während Jarel redete und redete - ungewöhnlich genug. Um Kopf und Kragen? Worum ging es hier? Doch die ungesunde Gesichtsfarbe des anderen Mannes bewirkte, dass Wenzel sich etwas zurück nahm und als der Blick Jarels seinen endlich wieder suchte, legte er ihm - wie er hoffte - beruhigend die Hand auf die Schulter. Der Knappe mal wieder. Wenzel würde allerdings einen Teufel tun, Jarel jetzt auch noch damit zu belasten, dass der es aktuell scheinbar vorzog, ganz ohne Gesellschaft zu sein. Und ohne Wasser.
"Ich verbiete dir nicht, deinen Knappen zu sehen. Wie kommst du darauf? Und bevor du auf irgendwas losschlägst, kommst du auf die Beine. Bevor Betrand nicht seine Zustimmung gibt, lasse ich dich sowieso nicht aus der Komturei." Jedenfalls nicht durchs Tor, aber von anderen Möglichkeiten ging Wenzel aktuell noch nicht aus. Er setzte sich etwas zurück und vertrieb das Gefühl von Sorge, dass ihn kurz übermannt hatte mit einem Strecken der Schultern. Er musste nachdenken. Sicher war dieser Sokolov gut in was auch immer, sonst hätte Dijkstra ihn nicht da, wo er ihn hatte. Fragte sich nur, ob es das Risiko wirklich wert war. Denn wenn sie zusammen arbeiten würden, hieße das, jeder Schritt wäre Dijkstra bekannt wie er ihm bekannt wäre. Und wenn der Hierarch Lunte roch...
Er hatte keine Wahl. Das Bott saß bereits in der Strömung.
"Was den Freiherrn angeht - ja, überbringe ihm meine Einladung zu öffentlichen Andacht. Danach können wir reden und vielleicht entdeckt er ja doch ein Fünkchen Glaube. Denn wenn ihr diese Hexe jagt, bedarf es göttlichen Beistands." Die öffentlichen Andachten wurden von vielen Menschen der Stadt besucht, vor allem von jenen, die auf sich hielten. Ein Sehen und Gesehen werden, wie es wohl bei allen Veranstaltungen dieser Art immer auch war. Auch dass anschließend wichtige oder sich für wichtig haltende Leute das Gespräch mit Zhelin, Wenzel oder Robert de Ardh suchten, war normal. Ein besseren Rahmen konnte der Komtur Jarel und sich selbst gerade nicht bieten.
"Nur nicht, wenn der Hierarch zugegen ist. Aber das wissen wir erst am Mittag des Tages - seine Gicht." Er verfiel automatisch in einen Plauderton, damit Jarel sich wieder etwas entspannte. Gedanklich hing er aber immer noch der Frage nach, wieso sein Klingenmeister sich darauf einließ und ob es das wirklich wert war. Nun, er würde es erfahren. Auf die eine oder andere Weise.
Tempelinsel | Der Orden der Flammenrose | die Häuser der Ritterschaft
- Jarel Moore
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Slava. Zur öffentlichen Andacht.
Jarel ging das gesagte in Gedanken noch einmal durch. Und noch einmal.
Wenzel schlug einen vertraulichen Ton an. Tröstlich. Da war er wieder, der scharfe Biss seines Gewissens. Trotzdem blieb sein Gesicht reglos.
„Ich würde Jakob gern in der Klausur aufsuchen. Er war vor der Strafe schon nicht stabil. Nennen wir es…ein Bauchgefühl.“
Natürlich. ER hatte ihn destabilisiert. ER hat ihm von einem Trauma ins nächste gestoßen. Es war kein Bauchgefühl, es war das Wissen das etwas nicht stimmte. Nur würde er das Wenzel verschweigen. Die nächste Lüge. Das würde er nie wieder gut machen können.
„Ich werde Sokolov die Einladung persönlich überbringen.“, versicherte er rang sich ein schwaches Lächeln ab.
„Eine hervorragende Idee mit der Andacht. Morgen… Mittag also?“ Bis dahin war er auf den Beinen. Hatte er soeben beschlossen. Nur Bertrand würde nicht ganz so einfach zu überzeugen sein.
Und heute…würde er Slava noch eine Nachricht zukommen lassen. Ganz offiziell sogar.
Welch seltsame Wendung.
Jarel ging das gesagte in Gedanken noch einmal durch. Und noch einmal.
Wenzel schlug einen vertraulichen Ton an. Tröstlich. Da war er wieder, der scharfe Biss seines Gewissens. Trotzdem blieb sein Gesicht reglos.
„Ich würde Jakob gern in der Klausur aufsuchen. Er war vor der Strafe schon nicht stabil. Nennen wir es…ein Bauchgefühl.“
Natürlich. ER hatte ihn destabilisiert. ER hat ihm von einem Trauma ins nächste gestoßen. Es war kein Bauchgefühl, es war das Wissen das etwas nicht stimmte. Nur würde er das Wenzel verschweigen. Die nächste Lüge. Das würde er nie wieder gut machen können.
„Ich werde Sokolov die Einladung persönlich überbringen.“, versicherte er rang sich ein schwaches Lächeln ab.
„Eine hervorragende Idee mit der Andacht. Morgen… Mittag also?“ Bis dahin war er auf den Beinen. Hatte er soeben beschlossen. Nur Bertrand würde nicht ganz so einfach zu überzeugen sein.
Und heute…würde er Slava noch eine Nachricht zukommen lassen. Ganz offiziell sogar.
Welch seltsame Wendung.
Jakob. Immer wieder der Junge. Dafür, dass Jarel anfänglich keine besonderen Gefallen an der Idee eines Knappen gefunden hatte, hing er inzwischen deutlich mehr an diesem, als Wenzel das von den meisten anderen Ritterbrüdern kannte. Er wusste nur von einer handvoll, die so verschworen waren und es auch später blieben. Trotz aller Bruderschaft herrschte doch oft auch ein gewisser Konkurrenzkampf und wenn es nur darum ging, wer dem Drachen zuerst den Kopf abschlug. Im übertragenen Sinne verstand sich.
Wenzel überlegte. Nicht stabil hatte er im Angesicht der Anklage eigentlich nicht gewirkt, aber nach dem, was Bruder Kebal ihm am Abend zuvor berichtet hatte, war er sich nun nicht mehr so sicher. Er beschloss, erst einmal nachzuforschen, wie der aktuelle Stand der Aufregung war, bevor er Jarel dem aussetzte. Wenn er diesem jetzt sagte, sein Schützling habe sich verbarrikadiert, würde er nur Mühe haben, ihn hier im Bett zu halten. Eine gute Ausrede musste her.
Er seufzte bewusst. "Ich kann dich ja ohnehin nicht davon abhalten.", schmunzelte er. Sicher konnte er, aber die Mittel wären von größerem Kaliber. "Eine Bedingung: du ruhst dich aus und tust zur Abwechslung mal, was Welfenberg und Holzhammer sagen. Zum Abend kannst du Jakob dann meinetwegen anstelle Bruder Kebal das Fastenmal bringen." Es gab Momente, da hatte Wenzel den Eindruck, eine Horde zu groß gewordener Kinder dirigieren zu müssen.
"Und morgen dann Sokolov. Die Einladung sollte diskret erfolgen. Unsere Unterhaltung hier wird genügend Aufmerksamkeit wecken." Und kurz wirkte er doch, als zweifle er daran, dass das eine gute Idee war. Aber nein, er wollte keine heimlichen Treffen mit Agenten des Geheimdienstes anfangen. Das konnte nur auffallen. Die beste Tarnung war immer noch das Offensichtliche - ein neuer Freiherr, der sich seine Stellung unter den Oberen der Stadt erarbeitete. Er notierte sich innerlich, Ealco loszuschicken, ein paar Fakten über den Mann sammeln. Kurz zuckten seine Lippen, als ihm der Gedanke kam, den Freiherrn mit der Gräfinwitwe Helbel bekannt zu machen, doch nein, für Kasteiung lag noch keine ausreichende Tat vor.
"Ich schicke dir einen Anwärter der Guten Brüder. Er soll dir zur Hand gehen.", sagte er plötzlich seltsam gut gelaunt, erhob sich und schenkte noch einmal Wasser in den Becher, bevor er seinen Mantel nahm.
Wenzel überlegte. Nicht stabil hatte er im Angesicht der Anklage eigentlich nicht gewirkt, aber nach dem, was Bruder Kebal ihm am Abend zuvor berichtet hatte, war er sich nun nicht mehr so sicher. Er beschloss, erst einmal nachzuforschen, wie der aktuelle Stand der Aufregung war, bevor er Jarel dem aussetzte. Wenn er diesem jetzt sagte, sein Schützling habe sich verbarrikadiert, würde er nur Mühe haben, ihn hier im Bett zu halten. Eine gute Ausrede musste her.
Er seufzte bewusst. "Ich kann dich ja ohnehin nicht davon abhalten.", schmunzelte er. Sicher konnte er, aber die Mittel wären von größerem Kaliber. "Eine Bedingung: du ruhst dich aus und tust zur Abwechslung mal, was Welfenberg und Holzhammer sagen. Zum Abend kannst du Jakob dann meinetwegen anstelle Bruder Kebal das Fastenmal bringen." Es gab Momente, da hatte Wenzel den Eindruck, eine Horde zu groß gewordener Kinder dirigieren zu müssen.
"Und morgen dann Sokolov. Die Einladung sollte diskret erfolgen. Unsere Unterhaltung hier wird genügend Aufmerksamkeit wecken." Und kurz wirkte er doch, als zweifle er daran, dass das eine gute Idee war. Aber nein, er wollte keine heimlichen Treffen mit Agenten des Geheimdienstes anfangen. Das konnte nur auffallen. Die beste Tarnung war immer noch das Offensichtliche - ein neuer Freiherr, der sich seine Stellung unter den Oberen der Stadt erarbeitete. Er notierte sich innerlich, Ealco loszuschicken, ein paar Fakten über den Mann sammeln. Kurz zuckten seine Lippen, als ihm der Gedanke kam, den Freiherrn mit der Gräfinwitwe Helbel bekannt zu machen, doch nein, für Kasteiung lag noch keine ausreichende Tat vor.
"Ich schicke dir einen Anwärter der Guten Brüder. Er soll dir zur Hand gehen.", sagte er plötzlich seltsam gut gelaunt, erhob sich und schenkte noch einmal Wasser in den Becher, bevor er seinen Mantel nahm.
- Jarel Moore
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Der Schattenläufer atmete noch einmal durch. Und lächelte.
„Danke.“ WIE dankbar er war, konnte und sollte er besser nicht in Worte fassen. Er durfte zu Jakob gehen. Ganz offiziell. Egal wie der Junge nun zu ihm stand. Egal ob er sich einen anderen Rittervater suchen wollte. Er würde nach ihm sehen.
Der Anblick von Jakobs Rücken und das ihm nur allzu gut bekannte Muster hatten sich scharf in seine Erinnerung geprägt. Und was noch viel schlimmer war: Er konnte ihn sogar verstehen.
Kurz huschte Jarels Blick zur linken Ecke des Regals, während Wenzel ihm den gefüllten Becher in Reichweite platzierte.
Auf Holzhammer Holtmann zu hören…nun…wenn das der Preis war, dann würde er brav sein. Insgeheim hoffte er jedoch, Welfenberg würde erscheinen. Der sah einen wenigstens nicht an, als wäre man Schlachtvieh oder noch schlimmer, einfach durch einen hindurch.
„Ich werde auf die Brüder hören.“, versprach er dunkel brummend, warm und durchaus nachgiebig.
Wenzel ging und Jarel sah ihm lange nach. Er hatte wirklich Glück mit seinem ehemaligen Rittervater, war so angenommen worden wie er war, mit all seinen Seltsamkeiten und Fehlern.
Und mit einer Vergangenheit, die ihn eigentlich an den Galgen gebracht hätte, und nicht in die Position des nächsten Anwärters zum Großkomtur. Er war hier richtig. An dieser Stelle. So lange er es nicht verbockte.
Gedankenverloren starrte er an die Decke, bis zu dem Zeitpunkt, bis der ihm zugewiesene Anwärter erschien um ihm zur Hand zu gehen.
Ein kräftiges Kerlchen mit kurzem, widerspenstigem schwarzem Haar, breiten Schultern und ungewöhnlich hellen wasserblauen Augen. Mislav war ein sehr ruhiger, gehorsamer und aufmerksamer Anwärter, strahlte Ruhe regelrecht aus. Wohl der Grund, warum Wenzel ausgerechnet ihn schickte.
Ob es nun an Anwärter lag oder am Klingenmeister selber, Jarel ließ sich mit ebensolcher Ruhe aufhelfen, schrieb einen Brief und schickte den jungen Mann dann mit dem verschlossenen und gesiegelten Umschlag los. Der arme Junge hatte zwar die Anweisung bei dem angeschlagenem Ritter zu bleiben, doch ein paar erstaunlich scharfe Worte des Klingenmeisters später eilte der Anwärter doch los, spurtete regelrecht. Flink wie er war schaffte es gerade noch rechtzeitig vor Holzhammer Holtmanns Eintreffen zurück zu sein.
Den Rest des Nachmittags hatte der junge Mann er nicht viel zu tun. Moore verhielt sich ruhig, hörte auf Holtmann, schlief, aß, trank.
Erst kurz vor dem Abendleuten bekam er wieder zu tun. Holtmann war bereits wieder fort und der Ritter ließ sich zum Abort geleiten, beim Waschen und ankleiden helfen.
Er bedankte sich sogar, bevor er ihn fortschickte. Ein durchaus angenehmer Tag für Mislav.
Besser als Dienst in der Küche oder Latrinenputzen auf jeden Fall.
Hier geht es weiter.
„Danke.“ WIE dankbar er war, konnte und sollte er besser nicht in Worte fassen. Er durfte zu Jakob gehen. Ganz offiziell. Egal wie der Junge nun zu ihm stand. Egal ob er sich einen anderen Rittervater suchen wollte. Er würde nach ihm sehen.
Der Anblick von Jakobs Rücken und das ihm nur allzu gut bekannte Muster hatten sich scharf in seine Erinnerung geprägt. Und was noch viel schlimmer war: Er konnte ihn sogar verstehen.
Kurz huschte Jarels Blick zur linken Ecke des Regals, während Wenzel ihm den gefüllten Becher in Reichweite platzierte.
Auf Holzhammer Holtmann zu hören…nun…wenn das der Preis war, dann würde er brav sein. Insgeheim hoffte er jedoch, Welfenberg würde erscheinen. Der sah einen wenigstens nicht an, als wäre man Schlachtvieh oder noch schlimmer, einfach durch einen hindurch.
„Ich werde auf die Brüder hören.“, versprach er dunkel brummend, warm und durchaus nachgiebig.
Wenzel ging und Jarel sah ihm lange nach. Er hatte wirklich Glück mit seinem ehemaligen Rittervater, war so angenommen worden wie er war, mit all seinen Seltsamkeiten und Fehlern.
Und mit einer Vergangenheit, die ihn eigentlich an den Galgen gebracht hätte, und nicht in die Position des nächsten Anwärters zum Großkomtur. Er war hier richtig. An dieser Stelle. So lange er es nicht verbockte.
Gedankenverloren starrte er an die Decke, bis zu dem Zeitpunkt, bis der ihm zugewiesene Anwärter erschien um ihm zur Hand zu gehen.
Ein kräftiges Kerlchen mit kurzem, widerspenstigem schwarzem Haar, breiten Schultern und ungewöhnlich hellen wasserblauen Augen. Mislav war ein sehr ruhiger, gehorsamer und aufmerksamer Anwärter, strahlte Ruhe regelrecht aus. Wohl der Grund, warum Wenzel ausgerechnet ihn schickte.
Ob es nun an Anwärter lag oder am Klingenmeister selber, Jarel ließ sich mit ebensolcher Ruhe aufhelfen, schrieb einen Brief und schickte den jungen Mann dann mit dem verschlossenen und gesiegelten Umschlag los. Der arme Junge hatte zwar die Anweisung bei dem angeschlagenem Ritter zu bleiben, doch ein paar erstaunlich scharfe Worte des Klingenmeisters später eilte der Anwärter doch los, spurtete regelrecht. Flink wie er war schaffte es gerade noch rechtzeitig vor Holzhammer Holtmanns Eintreffen zurück zu sein.
Den Rest des Nachmittags hatte der junge Mann er nicht viel zu tun. Moore verhielt sich ruhig, hörte auf Holtmann, schlief, aß, trank.
Erst kurz vor dem Abendleuten bekam er wieder zu tun. Holtmann war bereits wieder fort und der Ritter ließ sich zum Abort geleiten, beim Waschen und ankleiden helfen.
Er bedankte sich sogar, bevor er ihn fortschickte. Ein durchaus angenehmer Tag für Mislav.
Besser als Dienst in der Küche oder Latrinenputzen auf jeden Fall.
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- Jarel Moore
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- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
------------------------------------------------------------
vom Eisvogel
Vom zum Eisvogel
Datum: Früher Nachmittag des 9. August 1278
betrifft: Jacob, Jarel
-------------------------------------------------------------
Wie in Trance Trance schlich Jarel zu seinem Häuschen zurück, trat ein, schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken daran.
Wenzel...
Einen Moment hatte er überlegt ob es nicht Ealco gewesen sein könnte.
Aber nein. Das war zu abwegig.
Er versuchte seine Gedanken zu ordnen.
Sein Verlobter rutsche in die Drogensucht ab.
Sein Knappe wollte die Ausbildung schnellstmöglich beenden um Abstand zu ihm zu gewinnen.
Und der, den er für seinen Freund gehalten hatte...
Wie hatte er nur so blind sein können.
Jarel sah sich um.
Sein Zuhause. Scheiße. Zumindest hier hatte er sich sicher gefühlt.
Was nun?
Als würde er neben sich stehen sah er sich selber zu, wie er zur Truhe an seinen Bett ging, den alten Seesack heraus zog und zu packen begann.
Seine Gedanken drehten sich um Jakob.
Er hatte es ihm versprochen...
vom Eisvogel
Vom zum Eisvogel
Datum: Früher Nachmittag des 9. August 1278
betrifft: Jacob, Jarel
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Wie in Trance Trance schlich Jarel zu seinem Häuschen zurück, trat ein, schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken daran.
Wenzel...
Einen Moment hatte er überlegt ob es nicht Ealco gewesen sein könnte.
Aber nein. Das war zu abwegig.
Er versuchte seine Gedanken zu ordnen.
Sein Verlobter rutsche in die Drogensucht ab.
Sein Knappe wollte die Ausbildung schnellstmöglich beenden um Abstand zu ihm zu gewinnen.
Und der, den er für seinen Freund gehalten hatte...
Wie hatte er nur so blind sein können.
Jarel sah sich um.
Sein Zuhause. Scheiße. Zumindest hier hatte er sich sicher gefühlt.
Was nun?
Als würde er neben sich stehen sah er sich selber zu, wie er zur Truhe an seinen Bett ging, den alten Seesack heraus zog und zu packen begann.
Seine Gedanken drehten sich um Jakob.
Er hatte es ihm versprochen...
- Jakob von Nagall
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- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Jakob war ins Dormitorium zurück gekehrt, hatte die schmutzige Garnitur Kleider genommen und war damit zum Brunnen gewandert. Die Augen hielt er offen, aber weder von Jarel noch von dem etwas krummen Guten Bruder war nichts zu sehen. Er wusch Hemd und Hose durch, rubbelte den Stoff intensiver als er es gewöhnlich tat - wurde sowieso bei erster Gelegenheit wieder durchgeschwitzt - spülte nochmal alles und wrang es aus, bevor er alles auf eine der Leinen hängte, die hier dauerhaft an drei Pfosten gespannt waren. Dann kehrte er ins Haus der Knappen zurück, strich herum und als Jarel eine gefühlte Ewigkeit später immernoch nicht aufgetaucht war, machte sich sein Knappe auf den Weg zu dessen Haus. Da untätige Knappen immer ein bevorzugtes Ziel für andere Ritter waren, um ihnen irgendwelche lästigen Aufgaben aufzuhalsen, füllte Jakob einen Eimer mit Brunnenwasser und schleppte ihn über den Hof. Es war heiß, Wasser konnte man daher immer brauchen, egal ob zum Trinken oder Waschen.
Vor Jarels Tür lauschte er kurz, hörte aber nichts. Er klopfte beherzt, lauschte wieder und versuchte die Tür zu öffnen. Es war nicht abgeschlossen, aber ein Herein hatte auch niemand erbeten. Vermutlich hatte Jarel es aufgrund seines aktuelle Handicaps einfach nicht gehört. Jakob steckte vorsichtig den Kopf durch den Spalt und schob sich dann samt Eimer ganz in den Raum. Seine Augen brauchten einen Moment, um sich nach dem sonnenhellen Hof an das Dämmerlicht zu gewöhnen, doch dann konnte er seinen Mentor ausmachen, der auf dem Bett saß, den Kopf in den Händen vergraben.
Jakob stellte den Eimer ab und war einen Moment unschlüssig, was er tun sollte. Sein Blick glitt kurz durch den Raum, der ihm verändert vorkam, aber er konnte den Finger nicht darauf legen. Die hellen Augen des Jüngeren kehrten zum Ritter zurück. Hatte der ihn überhaupt bemerkt? Und was war geschehen? Eben war er doch noch fast ausgelassen gewesen, trotz des chaotischen Ritts durch alle Höhen und Tiefen der letzten Tage.
Vorsichtig ging Jakob näher. Er vertraute Jarel, aber er wusste auch um dessen Gefährlichkeit. Leicht berührte er ihn an der Schulter... und erschrak selbst halb zu Tode, als Jarel völlig entsetzt zusammen fuhr und sogar vor ihm auf das Bett zurück wich. Jakob hob instinktiv beschwichtigend die Hände und sagte nutzlos: "Ganz ruhig, ich bin's nur." Die Panik in den Augen seines Rittervaters war verstörend, doch zugleich meldete sich Jakobs Zuneigung. Er setzte sich behutsam auf die Bettkante und tat etwas, was er so gesehen noch nie getan hatte: er griff zögerlich nach Jarels Hand.
Was zum Henker war passiert?
Vor Jarels Tür lauschte er kurz, hörte aber nichts. Er klopfte beherzt, lauschte wieder und versuchte die Tür zu öffnen. Es war nicht abgeschlossen, aber ein Herein hatte auch niemand erbeten. Vermutlich hatte Jarel es aufgrund seines aktuelle Handicaps einfach nicht gehört. Jakob steckte vorsichtig den Kopf durch den Spalt und schob sich dann samt Eimer ganz in den Raum. Seine Augen brauchten einen Moment, um sich nach dem sonnenhellen Hof an das Dämmerlicht zu gewöhnen, doch dann konnte er seinen Mentor ausmachen, der auf dem Bett saß, den Kopf in den Händen vergraben.
Jakob stellte den Eimer ab und war einen Moment unschlüssig, was er tun sollte. Sein Blick glitt kurz durch den Raum, der ihm verändert vorkam, aber er konnte den Finger nicht darauf legen. Die hellen Augen des Jüngeren kehrten zum Ritter zurück. Hatte der ihn überhaupt bemerkt? Und was war geschehen? Eben war er doch noch fast ausgelassen gewesen, trotz des chaotischen Ritts durch alle Höhen und Tiefen der letzten Tage.
Vorsichtig ging Jakob näher. Er vertraute Jarel, aber er wusste auch um dessen Gefährlichkeit. Leicht berührte er ihn an der Schulter... und erschrak selbst halb zu Tode, als Jarel völlig entsetzt zusammen fuhr und sogar vor ihm auf das Bett zurück wich. Jakob hob instinktiv beschwichtigend die Hände und sagte nutzlos: "Ganz ruhig, ich bin's nur." Die Panik in den Augen seines Rittervaters war verstörend, doch zugleich meldete sich Jakobs Zuneigung. Er setzte sich behutsam auf die Bettkante und tat etwas, was er so gesehen noch nie getan hatte: er griff zögerlich nach Jarels Hand.
Was zum Henker war passiert?
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Plötzlich war er da. Sein Knappe riss ihn aus seiner Lethargie. Er hatte er ihn nicht bemerkt. Nicht einmal im Ansatz.
Und nun hielt er seine Hand. Viel verwirrender konnte es nicht werden.
„Ist dir jemand gefolgt?“ fragte er vernuschelt.
Jakob zog die Stirn kraus, antwortete aber nicht weiter.
Natürlich. Für ihn war die Welt auch noch in Ordnung. Wie sollte er ihm nun erklären was geschehen war?
Am besten von Anfang an. Das würde wirklich unangenehm. Für beide.
„Machs dir bequem. Wir müssen reden.“
Jarel atmete durch und begann einen Monolog, der alles verändern würde.
„Nach unserem Gespräch in der Zelle. Das, in dem sich uns offenbart hat, was es mit deinem Traum auf sich hatte...“ Und nachdem er sich verbrannt und zwei Dinge gerochen hatte. Seine Hand und mit seinem Rittervater.
„…gab es eine Panne mit der Dosierung meines Medikamentes.“ Er zögerte. Was genau geschehen war, erschloss sich ihm noch immer nicht ganz.
Jakob ließ seine Hand los. Das Gefühl bleib wie ein Echo bestehen. Vielleicht das letzte Mal.
Während der Schattenläufer seine Gedanken zu ordnen versuchte, nahm der Knappe zwei Becher vom Tisch. Oh. Er hatte sogar frisches Wasser mitgebracht.
Jarel setze sich nach ganz hinten auf das Bett, nahm einen Becher Wasser entgegen und leerte ihn sogleich in einem einzigem Zug.
„Ich war am Abend mit Slava verabredet. Ich verschlief die Verabredung.“ Und wäre fast abgekratzt. Scheiß drauf. Jakob nahm auf dem Fußboden Platz und schlug seine Beine unter. Als würde er einer Märchenstunde lauschen. Nur hatte dieses Märchen kein schönes Ende.
Hoffentlich kam er damit klar.
„Slava hat sich gesorgt. Er kam her. Hierher. Das blieb natürlich nicht unbemerkt. Wir haben es damit erklärt, dass wir gemeinsam die Vernichtung der Hexe vorbereiten.“
Im nach hinein klang das beinahe schon simpel. Jake ahnte sicher, dass es ganz so einfach nicht war wie dieser etwas flapsig formulierte Satz.
Jarel atmete tief durch. „Wenzel reagierte wohlwollend. Er wollte ihn kennenlernen. Er lud ihn zur Messe ein.“
Wie umwerfend er damals ausgesehen hatte. So viel Selbstsicherheit. Den Drogen geschuldet.
Den Drogen, denen er im Begriff war wieder anheim zu fallen.
Konzentration. Darum ging es hier nicht.
„Offiziell stellte er sich vor mich. Segnete die Zusammenarbeit mit Slava inoffiziell sogar ab.
Und er gab mir eine weitere Aufgabe. Der Junge von Hemmelfart. Er spioniert. Und ich vermute, er benutzt dabei übersinnliche Mittel. Weißt du, was ein Inkubus ist?“ Er wartete nicht auf die Antwort, ließ die Frage offen im Raum stehen. Jakob würde ohnehin etwas zu schreiben holen müssen, wenn er ihn verstehen sollte. Die zeitliche Reihenfolge war nicht korrekt… „Das mit dem Hemmelfart war Tage davor…verzeih. In meinem Schädel herrscht gerade Chaos.“ Und nicht nur da. Auch seine Gefühle waren im freien Fall.
Jarel schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Mauer. Er war müde. Unglaublich müde. Und das in mehr als einer Hinsicht.
„Der Spion, den du heute für mich in die Falle gelockt hast…“
Der Noch- Ritter schluckte schwer, öffnete die Augen nicht, räusperte sich nur, um dem Versagen seiner Stimme vorzubeugen.
„Er gehört zu Wenzel. Ich habe gepackt und überlege zu fliehen.“
Damit war es raus.
Jarel blieb ruhig, vollkommen ruhig. Er öffnete nicht einmal die Augen. Was sich hinter seinen Liedern verbarg, sollte Jakob nicht sehen.
Und nun hielt er seine Hand. Viel verwirrender konnte es nicht werden.
„Ist dir jemand gefolgt?“ fragte er vernuschelt.
Jakob zog die Stirn kraus, antwortete aber nicht weiter.
Natürlich. Für ihn war die Welt auch noch in Ordnung. Wie sollte er ihm nun erklären was geschehen war?
Am besten von Anfang an. Das würde wirklich unangenehm. Für beide.
„Machs dir bequem. Wir müssen reden.“
Jarel atmete durch und begann einen Monolog, der alles verändern würde.
„Nach unserem Gespräch in der Zelle. Das, in dem sich uns offenbart hat, was es mit deinem Traum auf sich hatte...“ Und nachdem er sich verbrannt und zwei Dinge gerochen hatte. Seine Hand und mit seinem Rittervater.
„…gab es eine Panne mit der Dosierung meines Medikamentes.“ Er zögerte. Was genau geschehen war, erschloss sich ihm noch immer nicht ganz.
Jakob ließ seine Hand los. Das Gefühl bleib wie ein Echo bestehen. Vielleicht das letzte Mal.
Während der Schattenläufer seine Gedanken zu ordnen versuchte, nahm der Knappe zwei Becher vom Tisch. Oh. Er hatte sogar frisches Wasser mitgebracht.
Jarel setze sich nach ganz hinten auf das Bett, nahm einen Becher Wasser entgegen und leerte ihn sogleich in einem einzigem Zug.
„Ich war am Abend mit Slava verabredet. Ich verschlief die Verabredung.“ Und wäre fast abgekratzt. Scheiß drauf. Jakob nahm auf dem Fußboden Platz und schlug seine Beine unter. Als würde er einer Märchenstunde lauschen. Nur hatte dieses Märchen kein schönes Ende.
Hoffentlich kam er damit klar.
„Slava hat sich gesorgt. Er kam her. Hierher. Das blieb natürlich nicht unbemerkt. Wir haben es damit erklärt, dass wir gemeinsam die Vernichtung der Hexe vorbereiten.“
Im nach hinein klang das beinahe schon simpel. Jake ahnte sicher, dass es ganz so einfach nicht war wie dieser etwas flapsig formulierte Satz.
Jarel atmete tief durch. „Wenzel reagierte wohlwollend. Er wollte ihn kennenlernen. Er lud ihn zur Messe ein.“
Wie umwerfend er damals ausgesehen hatte. So viel Selbstsicherheit. Den Drogen geschuldet.
Den Drogen, denen er im Begriff war wieder anheim zu fallen.
Konzentration. Darum ging es hier nicht.
„Offiziell stellte er sich vor mich. Segnete die Zusammenarbeit mit Slava inoffiziell sogar ab.
Und er gab mir eine weitere Aufgabe. Der Junge von Hemmelfart. Er spioniert. Und ich vermute, er benutzt dabei übersinnliche Mittel. Weißt du, was ein Inkubus ist?“ Er wartete nicht auf die Antwort, ließ die Frage offen im Raum stehen. Jakob würde ohnehin etwas zu schreiben holen müssen, wenn er ihn verstehen sollte. Die zeitliche Reihenfolge war nicht korrekt… „Das mit dem Hemmelfart war Tage davor…verzeih. In meinem Schädel herrscht gerade Chaos.“ Und nicht nur da. Auch seine Gefühle waren im freien Fall.
Jarel schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Mauer. Er war müde. Unglaublich müde. Und das in mehr als einer Hinsicht.
„Der Spion, den du heute für mich in die Falle gelockt hast…“
Der Noch- Ritter schluckte schwer, öffnete die Augen nicht, räusperte sich nur, um dem Versagen seiner Stimme vorzubeugen.
„Er gehört zu Wenzel. Ich habe gepackt und überlege zu fliehen.“
Damit war es raus.
Jarel blieb ruhig, vollkommen ruhig. Er öffnete nicht einmal die Augen. Was sich hinter seinen Liedern verbarg, sollte Jakob nicht sehen.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Jarel leerte seinen Becher und sein Knappe füllte ihn wieder, ansonsten hörte er zu. Auf dem Boden sitzend, die Beine untergeschlagen, die Handgelenke locker auf den Knien. Die Linke war nicht mehr bandagiert, aber so fühlte er sich wohler und ohnehin war das Gesagte so eindrücklich, dass er darüber jeden Schmerz vergaß. Er unterbrach Jarel nicht, deutete ihm nur manchmal an, die Stimme zu senken, wenn diese ihm zu laut erschien. Nach und nach wurde die Komturei zu einem fragwürdigen Ort. Slava war hier gewesen - nochmal. Aus Sorge, aber trotzdem. Für so verrückt hatte er ihn nicht gehalten.
Dann Plenius. Mit dem Begriff Inkubus konnte er wenig anfangen, aber trotzdem fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Sein Traum! Seth, diese Augen! Das waren die Augen von Hemmelfart gewesen und gegen Ende auch die Züge. Er starrte Jarel eine Sekunde lang völlig entgeistert an und flüsterte: "Der Traum."
Jarel hörte natürlich nichts und sprach einfach weiter, hob die Grube tiefer aus. Der Spitzel kam von Wenzel. Das setzte auch Jakob endgültig auf den Hosenboden. Er hatte immer geglaubt, Jarel hätte beim Komtur so viele Steine im Brett, wie man sie in einem Leben niemals ausbrechen konnte. Er konnte nicht mal erahnen, wie diese Erkenntnis Jarel getroffen haben musste. Jakob sah zu Boden, blickte sich dann um. Er brauchte etwas zum schreiben.
Das Schreibpult war aufgeräumt und gut bestückt wie immer. Er trat davor, holte sich mit einem Blick Jarels Erlaubnis und begann zu schreiben. Langsam, in kleinen aber ordentlichen Lettern. Papier war teuer und das Schreiben mit Feder noch immer ungewohnt. Er blies leicht auf die Tinte und reichte das Papier dann seinem Rittervater. Darauf stand:
'Wenn du fliehst, gestehst du damit nicht deine Schuld?'
'Es gibt sicher eine plausible Erklärung.'
'Plenius, er war in meinem Traum. Was ist ein Inkubus?'
Mit geschlossenen Augen saß Jarel an die raue Rückwand seines Häuschens gelehnt da.
Wenzel von Herrenloh. Er hatte ihn immer bewundert. Für seine Intelligenz, seine Führungsqualitäten, sein Wissen, seine unerschütterliche Loyalität.
Und nun? Er hatte einen Spitzel auf ihn angesetzt. Einen, der obendrein mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über magische Fähigkeiten verfügte.
Sein großes Vorbild hatte das Vertrauen in ihn verloren. Mit Recht, dem war wohl so. Er hatte ihn betrogen und Hintergangen. Mit bester Absicht oder nicht. Er war es, der ein falsches Spiel spielte.
Der Schattenläufer atmete tief ein und öffnete in Zeitlupe die Augen.
Jakob stand am Schreibpult und schaute fragend. Jarel nickte, betrachtete seinen Jungen nachdenklich. Natürlich durfte er sich nehmen, was er brauchte.
Mit dem Rücken zu ihm und kritzelte Jakob etwas auf eines der stets bereitliegenden Pergamente.
Hatte er ihm nicht genau dasselbe angetan? Seinen Schützling hintergangen und enttäuscht?
Nein, was er getan hatte war noch schlimmer.
Die Erinnerung an die Geräusche, nachdem er ihn in der Zelle allein gelassen hatte zogen an ihm vorbei. Plötzlich erschien ihm das einschlagen auf die steinernen Wände gar nicht so abwegig.
‚Nimm dich zusammen alter Mann. Das Leben ist kein Schattenmondjahrmarkt.‘
Der Schwarzhaarige blinzelte in Zeitlupe, als würden seine Lieder am Auge kleben, legte den Kopf schräg und betrachtete mit leerem Blick das Bild, dass sich vor sein inneres Auge schob.
Cyrus Engelkind Hemmelfart, dessen Körperfülle gefühlt den halben Raum mit den bis zur Decke reichenden und heillos überladenen Regalen einnahm und Wenzel von Herrenloh über Papieren brütend an einem riesigen Schreibtisch aus edlen dunklen Hölzern. Auf dem mit Unterlagen bedecktem Holz fiel in staubdurchzogenen Strahlen das Licht eines prachtvollen Buntglasfenster mit dem Motiv einer flammenden Rose in unzählige Rottönen. Natürlich.
In der gegenüberliegenden Ecke des Raumes saßen zwei ebenso ‚dekorative‘ Personen über einem Teller Süßgebäck und würfelten. Die eine sah aus wie eine jüngere Ausgabe von Hemmelfahrt, die auffällig verbaute Gestalt des anderen war in einem weiten dunklen Umhang gehüllt und man sah nur gelegentlich die seltsam verkrüppelten Finger umständlich nach den Würfeln greifen.
‚Danke, darauf bin ich selber schon gekommen. Verpiss dich.‘
Einige Male huschten Jarels Pupillen ziellos waagerecht durch den Raum, bevor er mit einem zweiten zähen Blinzeln wieder in im Hier und jetzt zurückkehrte.
Jakob hielt ihm ein Papier hin.
'Wenn du fliehst, gestehst du damit nicht deine Schuld?'
Er nickte nachdenklich. „Das ist korrekt. Und wenn er bereits alles weiß und nur auf den passenden Moment wartet, meine Schuld unter Beweis zu stellen und mich hinrichten zu lassen?“
Und wenn…war das eigentlich das schlimmste, was ihm passieren konnte?
Tod sein war wie dumm sein. Es war nur für die anderen schlimm.
'Es gibt sicher eine plausible Erklärung.'
„Plausible Erklärung.“ Jarel grinste schief.
Pferde. Wenn du Hufgetrappel hörst, denk an Pferde, nicht an Zhevras.
„Mir fällt keine ein.“ Trotzdem war er schon wesentlich ruhiger als vor Jakobs Eintreffen.
Schief gelaufen war ohnehin schon alles. Was sollte jetzt noch Schlimmes passieren? Das Wenzel Jakob verdächtigte. Und wenn er sich ab jetzt von ihm fernhielt? Das würde noch mehr auffallen.
Mist. Kein Ausweg.
'Plenius, er war in meinem Traum. Was ist ein Inkubus?'
Jarel räusperte sich und sprach leiser, nachdem Jakob ihm einmal mehr ein Handzeichen dahin gehend gegeben hatte.
„Ein Inkubus ist ein Dämon. Er kann die Sinne seiner Opfer beeinflussen. Am intensivsten in Träumen.
Oft sexueller oder sonstiger emotional intensiver Natur. Sie schmieden Träume, beeinflussen Sinneswahrnehmungen, verführen und verdammen. Und sie tauchen IN die Träume ein. Wenn du dich in einem von einem Inkubus geschmiedetem Traum befindest, ist der Geist des Dämons auch in dir. Er kann sehen, was du siehst, Hören, was du hörst. Und dich sehen und hören lassen, was er will.“
Ein weiteres mal atmete Jarel durch. Die Übelkeit und das Störgeräusch raubten ihm das wenige an Nerven, was noch übriggeblieben war.
„In meiner Welt werden Sukkubi und Inkubi von Hexenmeistern als Haustier und Waffe gehalten.“
Jarels dunkle Augen ruhten auf Jakobs hellen.
„Was hat der Hemmelfart Spross in Erfahrung bringen können in deinem Traum?“
Das musste den Jungen alles furchtbar erschrecken.
Dafür hielt er sich allerdings erstaunlich ruhig. Tapfer. Da konnte er sich eine Scheibe von abschneiden.
Dann Plenius. Mit dem Begriff Inkubus konnte er wenig anfangen, aber trotzdem fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Sein Traum! Seth, diese Augen! Das waren die Augen von Hemmelfart gewesen und gegen Ende auch die Züge. Er starrte Jarel eine Sekunde lang völlig entgeistert an und flüsterte: "Der Traum."
Jarel hörte natürlich nichts und sprach einfach weiter, hob die Grube tiefer aus. Der Spitzel kam von Wenzel. Das setzte auch Jakob endgültig auf den Hosenboden. Er hatte immer geglaubt, Jarel hätte beim Komtur so viele Steine im Brett, wie man sie in einem Leben niemals ausbrechen konnte. Er konnte nicht mal erahnen, wie diese Erkenntnis Jarel getroffen haben musste. Jakob sah zu Boden, blickte sich dann um. Er brauchte etwas zum schreiben.
Das Schreibpult war aufgeräumt und gut bestückt wie immer. Er trat davor, holte sich mit einem Blick Jarels Erlaubnis und begann zu schreiben. Langsam, in kleinen aber ordentlichen Lettern. Papier war teuer und das Schreiben mit Feder noch immer ungewohnt. Er blies leicht auf die Tinte und reichte das Papier dann seinem Rittervater. Darauf stand:
'Wenn du fliehst, gestehst du damit nicht deine Schuld?'
'Es gibt sicher eine plausible Erklärung.'
'Plenius, er war in meinem Traum. Was ist ein Inkubus?'
Mit geschlossenen Augen saß Jarel an die raue Rückwand seines Häuschens gelehnt da.
Wenzel von Herrenloh. Er hatte ihn immer bewundert. Für seine Intelligenz, seine Führungsqualitäten, sein Wissen, seine unerschütterliche Loyalität.
Und nun? Er hatte einen Spitzel auf ihn angesetzt. Einen, der obendrein mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über magische Fähigkeiten verfügte.
Sein großes Vorbild hatte das Vertrauen in ihn verloren. Mit Recht, dem war wohl so. Er hatte ihn betrogen und Hintergangen. Mit bester Absicht oder nicht. Er war es, der ein falsches Spiel spielte.
Der Schattenläufer atmete tief ein und öffnete in Zeitlupe die Augen.
Jakob stand am Schreibpult und schaute fragend. Jarel nickte, betrachtete seinen Jungen nachdenklich. Natürlich durfte er sich nehmen, was er brauchte.
Mit dem Rücken zu ihm und kritzelte Jakob etwas auf eines der stets bereitliegenden Pergamente.
Hatte er ihm nicht genau dasselbe angetan? Seinen Schützling hintergangen und enttäuscht?
Nein, was er getan hatte war noch schlimmer.
Die Erinnerung an die Geräusche, nachdem er ihn in der Zelle allein gelassen hatte zogen an ihm vorbei. Plötzlich erschien ihm das einschlagen auf die steinernen Wände gar nicht so abwegig.
‚Nimm dich zusammen alter Mann. Das Leben ist kein Schattenmondjahrmarkt.‘
Der Schwarzhaarige blinzelte in Zeitlupe, als würden seine Lieder am Auge kleben, legte den Kopf schräg und betrachtete mit leerem Blick das Bild, dass sich vor sein inneres Auge schob.
Cyrus Engelkind Hemmelfart, dessen Körperfülle gefühlt den halben Raum mit den bis zur Decke reichenden und heillos überladenen Regalen einnahm und Wenzel von Herrenloh über Papieren brütend an einem riesigen Schreibtisch aus edlen dunklen Hölzern. Auf dem mit Unterlagen bedecktem Holz fiel in staubdurchzogenen Strahlen das Licht eines prachtvollen Buntglasfenster mit dem Motiv einer flammenden Rose in unzählige Rottönen. Natürlich.
In der gegenüberliegenden Ecke des Raumes saßen zwei ebenso ‚dekorative‘ Personen über einem Teller Süßgebäck und würfelten. Die eine sah aus wie eine jüngere Ausgabe von Hemmelfahrt, die auffällig verbaute Gestalt des anderen war in einem weiten dunklen Umhang gehüllt und man sah nur gelegentlich die seltsam verkrüppelten Finger umständlich nach den Würfeln greifen.
‚Danke, darauf bin ich selber schon gekommen. Verpiss dich.‘
Einige Male huschten Jarels Pupillen ziellos waagerecht durch den Raum, bevor er mit einem zweiten zähen Blinzeln wieder in im Hier und jetzt zurückkehrte.
Jakob hielt ihm ein Papier hin.
'Wenn du fliehst, gestehst du damit nicht deine Schuld?'
Er nickte nachdenklich. „Das ist korrekt. Und wenn er bereits alles weiß und nur auf den passenden Moment wartet, meine Schuld unter Beweis zu stellen und mich hinrichten zu lassen?“
Und wenn…war das eigentlich das schlimmste, was ihm passieren konnte?
Tod sein war wie dumm sein. Es war nur für die anderen schlimm.
'Es gibt sicher eine plausible Erklärung.'
„Plausible Erklärung.“ Jarel grinste schief.
Pferde. Wenn du Hufgetrappel hörst, denk an Pferde, nicht an Zhevras.
„Mir fällt keine ein.“ Trotzdem war er schon wesentlich ruhiger als vor Jakobs Eintreffen.
Schief gelaufen war ohnehin schon alles. Was sollte jetzt noch Schlimmes passieren? Das Wenzel Jakob verdächtigte. Und wenn er sich ab jetzt von ihm fernhielt? Das würde noch mehr auffallen.
Mist. Kein Ausweg.
'Plenius, er war in meinem Traum. Was ist ein Inkubus?'
Jarel räusperte sich und sprach leiser, nachdem Jakob ihm einmal mehr ein Handzeichen dahin gehend gegeben hatte.
„Ein Inkubus ist ein Dämon. Er kann die Sinne seiner Opfer beeinflussen. Am intensivsten in Träumen.
Oft sexueller oder sonstiger emotional intensiver Natur. Sie schmieden Träume, beeinflussen Sinneswahrnehmungen, verführen und verdammen. Und sie tauchen IN die Träume ein. Wenn du dich in einem von einem Inkubus geschmiedetem Traum befindest, ist der Geist des Dämons auch in dir. Er kann sehen, was du siehst, Hören, was du hörst. Und dich sehen und hören lassen, was er will.“
Ein weiteres mal atmete Jarel durch. Die Übelkeit und das Störgeräusch raubten ihm das wenige an Nerven, was noch übriggeblieben war.
„In meiner Welt werden Sukkubi und Inkubi von Hexenmeistern als Haustier und Waffe gehalten.“
Jarels dunkle Augen ruhten auf Jakobs hellen.
„Was hat der Hemmelfart Spross in Erfahrung bringen können in deinem Traum?“
Das musste den Jungen alles furchtbar erschrecken.
Dafür hielt er sich allerdings erstaunlich ruhig. Tapfer. Da konnte er sich eine Scheibe von abschneiden.
- Jakob von Nagall
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- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Jakob verharrte. Blickte Jarel mit ausdrucksloser Miene an, denn in ihm stritten zwei Seelen - die eine, die sagte, dass auch - oder gerade - der Klingenmeister dieses Ordens nicht vor einem gerechten Urteil davon laufen durfte und die andere, die genau wusste, dass das Urteil niemals gerecht wäre. Dazu kannte er diese Bruderschaft und das, für was sie stand, bereits gut genug. Etwas, womit er oft genug haderte, was er als Knappe aber niemals würde kritisieren können.
Eine plausible Erklärung fiel Jarel nicht ein. Dann ihm selbst erst recht nicht. Als würden Bleigewichte an seinen Lidern hängen, fiel sein Blick auf seine Füße und die Feder hing nutzlos in seiner Hand. Er hatte keine Antwort. Jarel war doch immer der mit den Antworten und Erklärungen.
Immerhin erklärte er den Teil mit dem Inkubus. Also bedeutete es wirklich das, was er im ersten Moment angenommen, aber für Unsinn verworfen hatte. Zwar leerte man die angehenden Ritter hier allerlei Monster und Getier, aber bei denen waren sie dann wohl noch nicht angekommen. Der Knappe nahm das Papier zurück und überlegte kurz, wie er den Traum beschreiben konnte, ohne einen halben Roman zu verfassen. Zumal 'schreiben' der fremden Buchstaben in seinem Fall eher an malen grenzte, zumindest, wenn es jemand lesen können sollte. Entsprechend dauerte es eine ganze Weile, bis er Jarel das Papier reichte, auf dem stand:
'Es war mein Traum. Eine Erinnerung an Flagstaff. Eine Strafe mit einem Fr...', hier hatte er zu lange mit der Feder verharrt, sodass ein Klecks entstanden war, '...anderen Knappe, der plötzlich komische Fragen stellte. Über dich. Dazu hatte ich ein Gefühl, als drückt etwas mein Gehirn zusammen, als ich nicht antworten wollte. Ich bin aufgewacht, weil ich mich auf den Rücken gedreht haben muss. Soweit ich weiß, habe ich nicht mehr antworten können.'
'Wenn er alles weiß und dich hinrichten lassen will - wärst du dann nicht schon in Arrest?'
'Du bist ein guter Ritter. Und ein guter Schattenläufer. Die setzen dich nicht einfach fest, wenn du nicht willst.'
'Oder?'
Eine plausible Erklärung fiel Jarel nicht ein. Dann ihm selbst erst recht nicht. Als würden Bleigewichte an seinen Lidern hängen, fiel sein Blick auf seine Füße und die Feder hing nutzlos in seiner Hand. Er hatte keine Antwort. Jarel war doch immer der mit den Antworten und Erklärungen.
Immerhin erklärte er den Teil mit dem Inkubus. Also bedeutete es wirklich das, was er im ersten Moment angenommen, aber für Unsinn verworfen hatte. Zwar leerte man die angehenden Ritter hier allerlei Monster und Getier, aber bei denen waren sie dann wohl noch nicht angekommen. Der Knappe nahm das Papier zurück und überlegte kurz, wie er den Traum beschreiben konnte, ohne einen halben Roman zu verfassen. Zumal 'schreiben' der fremden Buchstaben in seinem Fall eher an malen grenzte, zumindest, wenn es jemand lesen können sollte. Entsprechend dauerte es eine ganze Weile, bis er Jarel das Papier reichte, auf dem stand:
'Es war mein Traum. Eine Erinnerung an Flagstaff. Eine Strafe mit einem Fr...', hier hatte er zu lange mit der Feder verharrt, sodass ein Klecks entstanden war, '...anderen Knappe, der plötzlich komische Fragen stellte. Über dich. Dazu hatte ich ein Gefühl, als drückt etwas mein Gehirn zusammen, als ich nicht antworten wollte. Ich bin aufgewacht, weil ich mich auf den Rücken gedreht haben muss. Soweit ich weiß, habe ich nicht mehr antworten können.'
'Wenn er alles weiß und dich hinrichten lassen will - wärst du dann nicht schon in Arrest?'
'Du bist ein guter Ritter. Und ein guter Schattenläufer. Die setzen dich nicht einfach fest, wenn du nicht willst.'
'Oder?'
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Der Eindringling im Traum hatte nach ihm gefragt. Nicht nach Jakob. Nicht nach Slava. Immerhin das, auch wenn es schlussendlich nicht viel aussagte.
Jarel lächelte matt.
„Das ist das Problem. Stände Wenzel vor mir und würde das Urteil sprechen, Jakob…ich würde es annehmen.“, gab er ehrlich zu. Das wäre der Moment, in dem eine Flucht unmöglich würde.
Jarels Blick suchte den Jakobs. Ein guter Ritter. Hatte er das so gemeint, wie es bei ihm angekommen war? Die Komplimente berührten ihn tief. Sehr tief.
„Du hältst mich…für einen guten Ritter?“ Es war sicherlich anders gemeint.
Er winkte schmunzelnd ab. „Schon gut. Wenn ich ehrlich bin…ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich könnte nicht von Slava verlangen, mit mir zu fliehen. Und ohne ihn will ich nirgendwo hin. Und ohne dich auch nicht.“
Der Ritter atmete tief durch. „Ich brauche Abstand um das ganze Bild zu sehen. Und du hast recht. Wenn ich dann immer noch fliehen will…“
Er nickte. „Zeit. Abstand. Ich bin zu dicht dran. Vielleicht ist die Reise zum Rücker Anwesen genau das richtige. Es bleibt dabei? Du begleitest uns?“
Beruhigt war er nicht. Nicht im Ansatz. Aber enschlossen sich alles noch einmal anzusehen und neu zu werten.
Jarel lächelte matt.
„Das ist das Problem. Stände Wenzel vor mir und würde das Urteil sprechen, Jakob…ich würde es annehmen.“, gab er ehrlich zu. Das wäre der Moment, in dem eine Flucht unmöglich würde.
Jarels Blick suchte den Jakobs. Ein guter Ritter. Hatte er das so gemeint, wie es bei ihm angekommen war? Die Komplimente berührten ihn tief. Sehr tief.
„Du hältst mich…für einen guten Ritter?“ Es war sicherlich anders gemeint.
Er winkte schmunzelnd ab. „Schon gut. Wenn ich ehrlich bin…ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich könnte nicht von Slava verlangen, mit mir zu fliehen. Und ohne ihn will ich nirgendwo hin. Und ohne dich auch nicht.“
Der Ritter atmete tief durch. „Ich brauche Abstand um das ganze Bild zu sehen. Und du hast recht. Wenn ich dann immer noch fliehen will…“
Er nickte. „Zeit. Abstand. Ich bin zu dicht dran. Vielleicht ist die Reise zum Rücker Anwesen genau das richtige. Es bleibt dabei? Du begleitest uns?“
Beruhigt war er nicht. Nicht im Ansatz. Aber enschlossen sich alles noch einmal anzusehen und neu zu werten.
- Jakob von Nagall
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- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Jarel fasste Jakobs Gedanken in Worte und absurderweise machte es den Knappen ein wenig stolz. Was sollte auch aus diesem Orden werden, wenn seine Räte außerhalb der Ordnung stünden und dem Komtur die Stirn böten, sobald ihnen Verfehlungen nachgewiesen wurden? Das hatte es bereits einmal gegeben und daraus war das hier geworden. Jarel würde sich fügen, sollte es an dem sein - das wäre auch Jakobs Wille und Entscheidung, dennoch krampfte sich sein Magen bei der Vorstellung schmerzhaft zusammen und er verlor einige Herzschläge lang alle Farbe.
Er schluckte, erwiderte aber Jarels Blick.
Ein wenig fühlte er sich sogleich ertappt. Er hatte Jarel mit seinen Worten hauptsächlich aufmuntern wollen und murmelte jetzt mit einem Schulterzucken: "Du kannst ein Schwert und ein Schild führen, dich auf dem Pferd halten und siehst im Ornat passabel aus.", auch wenn Jarel es nicht hören konnte. Und für dumme Witze war das Pergament zu wertvoll und genaugenommen auch die Situation nicht gemacht. Zum Glück winkte Jarel ab und entließ Jakob damit aus der Pflicht, diesen Widerspruch, den jener Satz gegen seine eigenen Worte noch ein paar Tage zuvor bildete, aufzuklären. Kurz war er versucht zu schreiben: Ich halte dich für einen guten Menschen., tat es aber dann doch nicht. Denn wo begann die Wahrheit und wo die aus Angst geborene Heuchelei? Natürlich machte ihm all das Angst - er wollte Jarel nicht verlieren, weder an das Feuer noch an die Flucht. Er wollte aber auch diesen Orden nicht verlieren, der ihm endlich den Rahmen bot, in dem er von der bloßen Existenz ins Leben gewechselt war, der aber ohne Jarel nicht mehr der Gleiche wäre.
Er entschied sich für Ehrlichkeit und begann zu schreiben, noch während Jarel weiter sprach.
'Ich habe einfach Angst. Um dich und vor den Konsequenzen. Um Iola und...' Wieder schwebte die Feder lange über dem Pergament und Jakob kniff einen Moment die Augen zusammen, weil die Buchstaben verschwimmen wollten. Und einen Moment lang blickte er in Miriams Puppengesicht. Als er die Augen rasch wieder öffnete, stand da etwas krumm: 'unsere Tochter.' Er starrte die Buchstaben entgeistert an und bekam nur am Rande Jarels Fragen noch mit, die er mit einem abwesenden Nicken beantwortete. Er vergaß auch, Jarel das Pergament zu reichen, so paralysiert war er von dem, was da stand und von dem kurzen, aber eindrücklichen Moment.
Das ging alles nicht mit rechten Dingen zu.
Er schluckte, erwiderte aber Jarels Blick.
Ein wenig fühlte er sich sogleich ertappt. Er hatte Jarel mit seinen Worten hauptsächlich aufmuntern wollen und murmelte jetzt mit einem Schulterzucken: "Du kannst ein Schwert und ein Schild führen, dich auf dem Pferd halten und siehst im Ornat passabel aus.", auch wenn Jarel es nicht hören konnte. Und für dumme Witze war das Pergament zu wertvoll und genaugenommen auch die Situation nicht gemacht. Zum Glück winkte Jarel ab und entließ Jakob damit aus der Pflicht, diesen Widerspruch, den jener Satz gegen seine eigenen Worte noch ein paar Tage zuvor bildete, aufzuklären. Kurz war er versucht zu schreiben: Ich halte dich für einen guten Menschen., tat es aber dann doch nicht. Denn wo begann die Wahrheit und wo die aus Angst geborene Heuchelei? Natürlich machte ihm all das Angst - er wollte Jarel nicht verlieren, weder an das Feuer noch an die Flucht. Er wollte aber auch diesen Orden nicht verlieren, der ihm endlich den Rahmen bot, in dem er von der bloßen Existenz ins Leben gewechselt war, der aber ohne Jarel nicht mehr der Gleiche wäre.
Er entschied sich für Ehrlichkeit und begann zu schreiben, noch während Jarel weiter sprach.
'Ich habe einfach Angst. Um dich und vor den Konsequenzen. Um Iola und...' Wieder schwebte die Feder lange über dem Pergament und Jakob kniff einen Moment die Augen zusammen, weil die Buchstaben verschwimmen wollten. Und einen Moment lang blickte er in Miriams Puppengesicht. Als er die Augen rasch wieder öffnete, stand da etwas krumm: 'unsere Tochter.' Er starrte die Buchstaben entgeistert an und bekam nur am Rande Jarels Fragen noch mit, die er mit einem abwesenden Nicken beantwortete. Er vergaß auch, Jarel das Pergament zu reichen, so paralysiert war er von dem, was da stand und von dem kurzen, aber eindrücklichen Moment.
Das ging alles nicht mit rechten Dingen zu.
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
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- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Eine schwere Hand legte sich auf seine Schulter, nachdem Jakob vor dem Pergament erstarrt war wie ein Kaninchen vor der Schlange.
„Alles in Ordnung?“ Jakob fuhr zusammen und reichte ihm das Pergament, als erinnere er sich gerade erst wieder, dass er nicht allein im Raum war.
„Eine Tochter…“ Auf Jarels Gesicht flammte ein Lächeln auf, dass selbst Jakob sehr selten zu sehen bekam. Ein Mädchen…er bekam eine Enkeltochter.
„Hast du eine Vision? Eine Vorahnung?“, fragte er mit vor Begeisterung geradezu triefender Stimme und ohne jegliche Skepsis. Für ihn, der in einer Welt voller Magie und übersinnlicher Dinge aufgewachsen war, waren Visionen, außerweltliche Wahrnehmungen und Erfahrungen außerhalb allem, was durch die Naturgesetze erklärbar war normal.
Und er wusste ja schon, wozu Jakob in der Lage war. Da war ein Blick in die Zukunft nicht das Unwahrscheinlichste.
„Ich fürchte mich auch. Aber es war meine Entscheidung. Was auch immer geschieht, ich kann es nicht ändern. Und sollte es schieflaufen, habe ich eine Bitte an dich. Nein…einen Befehl. Egal wie sehr es dir widerspricht: Wende dich ab. Verleugne mich und alles was mit meinen Taten zu tun hat. Du hast eine Zukunft. Und ein Kind.“ Er lächelte dabei sogar, obwohl er sich nicht sicher war, ob es Jake nicht doch einfach fiel. Wer wusste das schon, von seinem Knappen selbst einmal abgesehen.
Würde es schiefgehen war dieses Kind nun seine Versicherung, dass der Junge keinen Mist bauen und ihm folgen würde – oder versuchen ihn zu befreien.
Vielleicht brachte es Jakob sogar in eine ganz andere Bahn. Weg von der selbstzerstörerischen Art, die der seinen so sehr glich. Vielleicht war dieses Baby in mehr als einer Hinsicht ein Segen.
„Versprichst du mir das?“
„Alles in Ordnung?“ Jakob fuhr zusammen und reichte ihm das Pergament, als erinnere er sich gerade erst wieder, dass er nicht allein im Raum war.
„Eine Tochter…“ Auf Jarels Gesicht flammte ein Lächeln auf, dass selbst Jakob sehr selten zu sehen bekam. Ein Mädchen…er bekam eine Enkeltochter.
„Hast du eine Vision? Eine Vorahnung?“, fragte er mit vor Begeisterung geradezu triefender Stimme und ohne jegliche Skepsis. Für ihn, der in einer Welt voller Magie und übersinnlicher Dinge aufgewachsen war, waren Visionen, außerweltliche Wahrnehmungen und Erfahrungen außerhalb allem, was durch die Naturgesetze erklärbar war normal.
Und er wusste ja schon, wozu Jakob in der Lage war. Da war ein Blick in die Zukunft nicht das Unwahrscheinlichste.
„Ich fürchte mich auch. Aber es war meine Entscheidung. Was auch immer geschieht, ich kann es nicht ändern. Und sollte es schieflaufen, habe ich eine Bitte an dich. Nein…einen Befehl. Egal wie sehr es dir widerspricht: Wende dich ab. Verleugne mich und alles was mit meinen Taten zu tun hat. Du hast eine Zukunft. Und ein Kind.“ Er lächelte dabei sogar, obwohl er sich nicht sicher war, ob es Jake nicht doch einfach fiel. Wer wusste das schon, von seinem Knappen selbst einmal abgesehen.
Würde es schiefgehen war dieses Kind nun seine Versicherung, dass der Junge keinen Mist bauen und ihm folgen würde – oder versuchen ihn zu befreien.
Vielleicht brachte es Jakob sogar in eine ganz andere Bahn. Weg von der selbstzerstörerischen Art, die der seinen so sehr glich. Vielleicht war dieses Baby in mehr als einer Hinsicht ein Segen.
„Versprichst du mir das?“
- Jakob von Nagall
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- Lebenslauf: Jakob von Nagall
'Eine Ahnung.' Seine Hand zeichnete zittrige Buchstaben. Mehr als das. Es fühlte sich real an, sicher. Sicherer als alles andere.
Und dann - er sollte sich abwenden. Komme, was wollte. Für sich und für sein Kind. Jakob presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, dann nahm er die Feder wieder auf und schrieb: 'Nur wenn du alles dafür tust, dass es nicht so weit kommt. Bis später.' Er legte die Feder ab und setzte dem heutigen Tag die Krone auf, indem er Jarel erst fest umarmte und ihm dann das Pergament vor die Brust schlug, bevor er Haltung annahm und wortlos darum bat, entlassen zu werden.
weiter
Und dann - er sollte sich abwenden. Komme, was wollte. Für sich und für sein Kind. Jakob presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, dann nahm er die Feder wieder auf und schrieb: 'Nur wenn du alles dafür tust, dass es nicht so weit kommt. Bis später.' Er legte die Feder ab und setzte dem heutigen Tag die Krone auf, indem er Jarel erst fest umarmte und ihm dann das Pergament vor die Brust schlug, bevor er Haltung annahm und wortlos darum bat, entlassen zu werden.
weiter
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Dienstag 24. Januar 2023, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
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- Lebenslauf: Jarel
Einen Moment erstarrte der Ritter, bevor er seinerseits seine Arme um den Knappen schloss.
Jakob hatte Angst. Genau wie er. Und doch mussten sie sich beide der Angst stellen.
Der jüngere nahm Haltung an und wartete, während Jarel las.
„Versprochen. Das werde ich.“
Jarel sah Jakob lange nach. Es gab Gründe, sich zusammenzureissen und nicht aufzugeben.
Ja. Er würde sich Mühe geben. Alles was ihm möglich war versuchen.
Nur was….wusste er noch nicht.
Vielleicht wusste Slava rat.
____
Hier geht es für Jarel weiter.
Jakob hatte Angst. Genau wie er. Und doch mussten sie sich beide der Angst stellen.
Der jüngere nahm Haltung an und wartete, während Jarel las.
„Versprochen. Das werde ich.“
Jarel sah Jakob lange nach. Es gab Gründe, sich zusammenzureissen und nicht aufzugeben.
Ja. Er würde sich Mühe geben. Alles was ihm möglich war versuchen.
Nur was….wusste er noch nicht.
Vielleicht wusste Slava rat.
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Hier geht es für Jarel weiter.
- Jakob von Nagall
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- Lebenslauf: Jakob von Nagall
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Von/nach: Inneres Heiligtum --> Die Häuser der Ritterschaft
Datum: 10. August 1278 nachts
betrifft: niemand, Bezug nehmend auf dies
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Er war einen Docht nach der Morgenmesse in das Gebäude zitiert worden, in dem der Komtur lebte und arbeitete. Der Buchhalter - Helbel - hieß ihn im Eingangsbereich warten und das tat er denn auch. Dieses Haus hatte er bisher noch nicht allzu oft betreten müssen, denn wenn man das in seinem Stand tun musste, dann hatte es oft keinen guten Grund. Die überschaubar große Vorhalle mit der Treppe ins nächste Geschoss wurde von zwei Feuerschalen erhellt, wie sie viele Gebäude der Komturei im EIngangsbereich hatten und die, wie Jakob inzwischen gelernt hatte, eine ganz ähnliche Funktion wie die Weihwasserschälchen im Eingang von katholischen Kirchen hatten. Er allerings hielt sich davon fern, irgendwas ins Feuer zu werfen oder gar die Hand hindurch zu ziehen, wie das so mancher Glaubensbruder regelmäßig tat. Die Flammen nötigten ihm noch immer viel zu viel Respekt ab.
Es dauerte eine Weile, dann tauchte Helbel wieder auf und reichte ihm ein Pergament mit einer Nachricht von Jarel. Der Buchhalter ließ ihn damit allein und Jakob musste zweimal lesen, um wirklich zu begreifen, was da stand. Ein Giftanschlag auf den Komtur. Niemandem trauen, nicht mal seinen Träumen. Er erinnerte sich - Plenius, den Jarel für einen Sukkub oder so etwas hielt. Unwillkürlich sah Jakob sich um, faltete das Pergament und ließ es in seinem Wams verschwinden. Jetzt nur die Ruhe. Jarel vertraute ihm und der traute ihm zu, bei dieser Sache mitzumischen. Unter anderen Umständen hätte er sich gefreut wie ein Schneekönig, aber jetzt war da nur Anspannung und ein Gefühl wie Prüfungsangst. Si kämpften um das Leben des Komturs... Was, wenn sie es nicht schafften? Er kannte die Konstellation an oberster Stelle des Ordens und auch wenn Wahlen diese Posten entschieden, so hatte Schwert und Wort des alten Großmeisters oder -komturs doch Gewicht. Deutlich erinnerte er sich an seine Aufnahme in den Orden, an sein Gespräch mit Jarel.
Nein! Von Herrenlohs Zeit war noch nicht um und es war an ihnen, den Attentäter zu stellen. Endlich riss Jakob sich los und verließ das Gebäude. Zuerst ging er zu Jarels Haus. Der Buchhalter hatte ein ziemliches Chaos hinterlassen und zunächst wollte Jakob einfach nur aufräumen und dann seinem Auftrag nachkommen. Doch dann bannte ihn das, was im Licht der kleinen Lampe, die er entzündet hatte, am Boden der Truhe schimmerte, doch zu sehr. Vorsichtig nahm er einzelne Teile, Dolche, Stilette, Wurfsterne in die Hände und betrachtete sie. Erst als plötzlich ein dunkler Fleck auf einem der Lederriemen auftauchte, bemerkte er, dass ihm Tränen über den Nasenrücken perlten. Er hielt die Werkzeuge des Todes in Händen, das Instrumentarium des Schattenläufers und er war bei weitem noch nicht an dem Punkt, diese Seite von Jarel klaglos zu akzeptieren. Heftig wischte er sich über die Augen, verstaunte alles unter dem doppelten Boden und sortierte Jarels Habseligkeiten wieder darüber. Dann schloss er die Truhe und verließ das Haus in der altvertrauten Ordnung.
Im Zeughaus besorgte er sich einen der Pilgermäntel nebst Hut und verließ die Komturei auf dem Weg, den wohl alle kannten, aber nur die Knappen regelmäßig nutzten. So musste er am Tor nicht irgendwelche fadenscheinigen Ausreden erfinden.
weiter
Von/nach: Inneres Heiligtum --> Die Häuser der Ritterschaft
Datum: 10. August 1278 nachts
betrifft: niemand, Bezug nehmend auf dies
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Er war einen Docht nach der Morgenmesse in das Gebäude zitiert worden, in dem der Komtur lebte und arbeitete. Der Buchhalter - Helbel - hieß ihn im Eingangsbereich warten und das tat er denn auch. Dieses Haus hatte er bisher noch nicht allzu oft betreten müssen, denn wenn man das in seinem Stand tun musste, dann hatte es oft keinen guten Grund. Die überschaubar große Vorhalle mit der Treppe ins nächste Geschoss wurde von zwei Feuerschalen erhellt, wie sie viele Gebäude der Komturei im EIngangsbereich hatten und die, wie Jakob inzwischen gelernt hatte, eine ganz ähnliche Funktion wie die Weihwasserschälchen im Eingang von katholischen Kirchen hatten. Er allerings hielt sich davon fern, irgendwas ins Feuer zu werfen oder gar die Hand hindurch zu ziehen, wie das so mancher Glaubensbruder regelmäßig tat. Die Flammen nötigten ihm noch immer viel zu viel Respekt ab.
Es dauerte eine Weile, dann tauchte Helbel wieder auf und reichte ihm ein Pergament mit einer Nachricht von Jarel. Der Buchhalter ließ ihn damit allein und Jakob musste zweimal lesen, um wirklich zu begreifen, was da stand. Ein Giftanschlag auf den Komtur. Niemandem trauen, nicht mal seinen Träumen. Er erinnerte sich - Plenius, den Jarel für einen Sukkub oder so etwas hielt. Unwillkürlich sah Jakob sich um, faltete das Pergament und ließ es in seinem Wams verschwinden. Jetzt nur die Ruhe. Jarel vertraute ihm und der traute ihm zu, bei dieser Sache mitzumischen. Unter anderen Umständen hätte er sich gefreut wie ein Schneekönig, aber jetzt war da nur Anspannung und ein Gefühl wie Prüfungsangst. Si kämpften um das Leben des Komturs... Was, wenn sie es nicht schafften? Er kannte die Konstellation an oberster Stelle des Ordens und auch wenn Wahlen diese Posten entschieden, so hatte Schwert und Wort des alten Großmeisters oder -komturs doch Gewicht. Deutlich erinnerte er sich an seine Aufnahme in den Orden, an sein Gespräch mit Jarel.
Nein! Von Herrenlohs Zeit war noch nicht um und es war an ihnen, den Attentäter zu stellen. Endlich riss Jakob sich los und verließ das Gebäude. Zuerst ging er zu Jarels Haus. Der Buchhalter hatte ein ziemliches Chaos hinterlassen und zunächst wollte Jakob einfach nur aufräumen und dann seinem Auftrag nachkommen. Doch dann bannte ihn das, was im Licht der kleinen Lampe, die er entzündet hatte, am Boden der Truhe schimmerte, doch zu sehr. Vorsichtig nahm er einzelne Teile, Dolche, Stilette, Wurfsterne in die Hände und betrachtete sie. Erst als plötzlich ein dunkler Fleck auf einem der Lederriemen auftauchte, bemerkte er, dass ihm Tränen über den Nasenrücken perlten. Er hielt die Werkzeuge des Todes in Händen, das Instrumentarium des Schattenläufers und er war bei weitem noch nicht an dem Punkt, diese Seite von Jarel klaglos zu akzeptieren. Heftig wischte er sich über die Augen, verstaunte alles unter dem doppelten Boden und sortierte Jarels Habseligkeiten wieder darüber. Dann schloss er die Truhe und verließ das Haus in der altvertrauten Ordnung.
Im Zeughaus besorgte er sich einen der Pilgermäntel nebst Hut und verließ die Komturei auf dem Weg, den wohl alle kannten, aber nur die Knappen regelmäßig nutzten. So musste er am Tor nicht irgendwelche fadenscheinigen Ausreden erfinden.
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