Tempelinsel | Der Orden der Flammenrose | die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Jakob von Nagall
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Wenn er bemerkte, dass er seine Ritter irritierte oder gar vor den Kopf gestoßen hatte, so zeigte er es nicht. Er würde nicht mehr ausweichen - nie mehr. Auch wenn das so in der gefühlten Anonymität der Dunkelheit leicht gesagt war.
Jakob wackelte vorsichtig mit den Fingern. "Bewegen kann ich noch alles.", erwiderte er zögerlich und ließ die weitere Behandlung über sich ergehen. Dann atmete er durch, schüttelte wieder den Kopf, griff sich an die Stirn, besann sich dann aber eines besseren und ließ die Hand sinken.
"Nein, keine Extrawurst. Wenn du sagst, es ist Zeit, dann." Tief atmete er durch, fühlte sich unbeholfen in all dem. "Ich weiß, das klingt alles, als wüsste ich nicht, was ich will. Aber eigentlich weiß ich nur nicht, wie ich es ausdrücken soll." Und das lag nicht an der Gemeinsprache. Gedanklich sprang er einen Punkt weiter. "Ich weiß nicht. Die Zeit ist hier mit einem zusammen eingesperrt. Wann warst du das letzte Mal hier?" Vielleicht lag es auch daran, dass er wirres Zeug redete.
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Jarel Moore
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„Gestern.“ Jarel seufzte. Sein Knappe wich aus. „Ich kann mir vorstellen, dass die Zeit hier sehr belastend für deinen Verstand ist. Trinken musst du trotzdem.“
Der Ritter nahm den Becher vom Tablett.
„Ich nehme an du möchtest nicht, dass die Feuerschale wieder entzündet wird?“ Vorsichtig versuchte der Schattenläufer den jungen Mann den Becher in die Hand zu geben.
Der Ritter hatte immer noch an der Nuss zu knacken, die ihm Jakob offeriert hatte.
„Du kommst in zwei Tagen hier raus.“, erklärte er leise. „Wenn du nichts trinkst werde ich dich erst aufpäppeln müssen, bevor wir mit der Vorbereitung zu deiner Prüfung beginnen können.“
Ein schwacher Versuch des Aufmunterns. Ein sehr schwacher.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

"Gestern.", echote Jakob nachdenklich und schloss die Finger der weniger malträtierten Rechten um den Becher. Das Wasser war kühl und sauber, rann seine trockene Kehle hinunter und er bemerkte erst jetzt, wie durstig er eigentlich war. Trotzdem bemühte er sich darum, langsam zu trinken.
Sein Verstand... zweifelte Jarel gerade an seinem Verstand? Nun, vielleicht sollte er das auch tun, trotzdem zog sich dort, wo sein innerer Vulkan brodelte, etwas schmerzhaft zusammen. Fühlte sich beleidigt. Wollte sofot wieder wütend werden. Er war nicht verrückt! Es war nicht die Einsamkeit und nicht die Dunkelheit, die ihn zu dem getrieben hatte, dessen Resultate Jarel nun mit der Salbe zu versorgen versuchte. Er hätte ihm all das auch im schönsten Sonnenschein im Garten oder einer Schenke eröffnen können, das Ergebnis wäre das Gleiche gewesen. Nicht sein Verstand war das Problem!
Jakobs Kiefer malten, die Muskeln in dem asketischen Gesicht zeichneten sich deutlich ab.
Er schloss die Augen. Ruhe. Durchatmen. Vergebung. So verrückt es für Jarel klingen mochte, für Jakob war es der Anker, der gerade verhinderte, dass er erneut durchdrehte und auch noch auf Jarel losging - gebrochene Knochen hin oder her. Manchmal war die Wut übermächtig und gerade tat sich sein Rittervater nicht darin hervor, ihm den Weg hinaus zu erleichtern. Ganz im Gegenteil.
Feuerschale.
Zwei Tage.
Jakob klammerte sich an den einzigen Funken, den Jarel ihm gerade offerierte: Sie würden mit den Vorbereitungen auf seine Prüfung beginnen.
Unter anderen Umständen hätte er sich für seine Verhältnisse wohl überschwänglich gefreut, aber gerade fühlte es sich eher an, als hätte er Jarel zu diesem Punkt hin erpresst. Aber er nickte, nahm einen weiteren Schluck Wasser.
"Bruder Kebal wird sie wieder entzünden.", erwiderte er mit belegter Stimme. Das Feuer war Teil von all dem und er würde sich immer wieder stellen müssen, komme was da wolle. "Danke, dass du da warst. Die zwei Tage steh' ich auch noch durch. Und sag von Herrenloh danke, dass er Henselt raus gelassen hat." Ohne den anderen Knappen, hätte er sich hier wohl ein Grab geschaffen.

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Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Samstag 7. Januar 2023, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarel Moore
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Jarel betrachtete das Gesicht seine Knappen, die Emotionen darin.
Er hob die Hand, um sie auf Jakobs Schulter zu legen. Und erstarrte.
Nein. Das war nicht richtig. Nichts war richtig.
Die Kiefer des Ritters mahlten. Er nahm die Hand zurück und erhob sich.
„Ich sage es ihm.“, erklärte er der Schattenläufer leise und ging zur Tür.
Mit gesenktem Haupt zog er die Tür auf und verschwand.
Das war nicht gut gelaufen.
Für Jerel geht es hier weiter.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

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Gottestag im Tempel (Sonntag) von hier
Datum: Dritte Stunde des 8. August 1278
betrifft: Wenzel, Ealco, Jarel,
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Der Ritter erschien.
Pünktlich wie immer, ertönte sein Köpfen exakt nach den dritten Glockenschlag.
Er hatte vor dem Büro des Buchhalters sogar so lange gewartet, bis es zu Leuten begann, auch wenn es nur einige Minuten waren, um genau zum passenden Zeitpunkt vor der Tür zu stehen.
Und um durchzuatmen, denn er war nicht in seinen Häuschen geblieben.
Er hatte einen Teil der Gardeuniform abgelegt, war im Schatten durch die Scherben gehetzt und anschließend in ein gewisses Haus eingestiegen, um dort ein Nachricht zu hinterlassen.
Eine Frage genauer. Eine, dessen Antwort sein ganzes Leben verändern würde. Zum Guten oder zum Schlechten.
Trotzdem war er seltsam ruhig, regelrecht kalt sogar.
Seine Beziehung zu Jakob war zerbrochen, die zu Slava hing über einen Abgrund in der Schwebe und bei der mit Wenzel spürte er das raue Kratzen des Stricks um seinen Hals.
Seltsamerweise...
Regte sich nichts in ihm.
Keine Angst.
Keine Aufregung.
Keine Furcht.
Kein Entsetzen.
Keine Trauer.
Die Würfel waren bereits gefallen.
Alle.
Er wurde nun einzig erfahren, auf welche Seite.
Mit neutraler Miene trat er ein und nahm Haltung an.
Heute würde ihn Wenzel nicht als Freund empfangen. Nicht als Mentor. Nicht als sein vertrautes Vorbild.
Heute würde er sein Richter sein.
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Wenzel hatte sich zunächst in seine Privatgemächer zurückgezogen und die reiche Robe gegen zweckmäßigere Kleidung getauscht. Vor dem hohen Spiegel stand er eine Weile und sah sich selbst in die Augen, reflektierte, was er eben gesagt und entschieden hatte. Wenn der Hierarch erfuhr, dass er diese Kooperation billigte, stand seine Position in Zukunft auf tönernen Füßen. Dann blieb ihm nur, schneller am Stuhl Hemmelfarts zu sägen, als dieser die Füße seines eigenen zertrümmern konnte. Und der Mann, der ihm die Säge schärfen sollte, war im Begriff auch Hemmelfart einen Hammer zu reichen.
Der Wenzel im Spiegel wirkte müde und etwas ratlos. Er atmete durch und straffte sich, dann verließ er seine Gemächer durch eine verborgene Tür und stieg die schmale Treppe innerhalb der Wand bis zu seinen Amtsräumen hinauf.
Entschlossen setzte er sich an seinen Schreibtisch und zog einen Bogen Papier heran.
Als Jarel eintrat, war der Bogen noch immer leer, Wenzel blickte mit leeren Augen zum Fenster hinaus über die Dächer der Stadt und schwieg noch eine ganze Weile. Er stand auch nicht auf.
Der Komtur war nicht einmal wirklich wütend - enttäuscht vielleicht ein Stück weit - aber wütend tatsächlich nicht. Vielleicht gewöhnte man sich daran, hintergangen zu werden, wenn man eine gewisse Position bekleidete.
"Jarel, vertraust du mir?", fragte er erstaunlich ruhig und blickte erst danach seinen Klingenmeister an.
"Ja.", antwortete der Gefragte knapp, aber aufrichtig und im Brustton der Überzeugung.
Wenzel hielt seinen Blick. "Dann erklär mir bitte, was das da eben war. Woher weiß dieser Mann Dinge, die nur du und ich wissen sollten?" Plötzlich war die Müdigkeit auch in seiner Stimme.
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Jarel Moore
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Jarel hielt den Blick ohne sichtliche Regung stand. Das war auch nicht besonders schwer. Sein Innerstes befand sich in der Schwebe zwischen den Extremen. Oder besser: Es rauschte seit dem Anblick Slavas geweiteter Pupillen zwischen ihnen in die Tiefe.
Um seinem Schwertherrn nun genauer zu erklären was geschehen war, griff er weiter zurück.
„Zu der Gruppe, auf die ich bei der Suche nach einem Knappen stieß gehörten unter anderem Sokolov, der Hexer Reuven von Sorokin und nicht zuletzt Jakob. Wir haben auf dem Weg einiges erlebt und auch wenn wir uns nicht mochten, hat es doch zusammengeschweißt.
Ich traf vor einigen Tagen den Hexer wieder. Er berichtete von seinem Auftrag und von dem neuen Mann im Spiel, der diesen Auftrag erteilt hat. Ich bekam schnell raus, wer dieser Mann war und spürte ihn auf. Sokolov.
Und ja. Der Vorschlag für die Zusammenarbeit kam von mir. Und auch die Information, dass ich das gleiche Ziel verfolge. Ich wollte dich raushalten. Den Orden raushalten.“

Er stockte und atmete durch. Die Worte bleiben ihm im Halse stecken und tatsächlich schlug er nun doch den Blick der dunklen Augen unter schweren Liedern nieder.
„Und ich suche noch immer einen Weg mehr über Hemmelfart herauszufinden. Nur weiß ich noch nicht, wie ich Sokolov dazu benutzen kann. Der Kerl ist schlau und vor allem gerissen wie eine Viper.“
Er schluckte, seine Schultern sanken eine Winzigkeit nach vorn. Bei allen Schatten ja. Und obendrein liebte er ihn.
„Ich brauche mehr Zeit. Wenn ich jetzt etwas falsch mache wären die Folgen…“
Tja. Wie sagte man so etwas? Wie gab man zu, dass die Gefahr bestand, nicht nur sich, sondern auch seinen besten Freund und Mentor an Messer zu liefern, seinen Schützling als Krönung noch obendrein? Das man gerade das Gefühl hatte, alles, aber auch alles falsch zu machen und bereits die Brücken brennen sah?
Wie behielt man da die Ruhe?
Der Dunkelhaarige hob den Blick wieder und seine Stimme klang nur noch auf den ersten Blick fest.
„Das Eis ist gerade verdammt dünn.“
Eine weitere Pause. Jarels Kiefermuskulatur zuckte kurz.
„Es tut mir leid, dass ich nicht mit dir darüber gesprochen habe.“
Trotz allem atmete er tief ein, straffte die Schultern, hob das Kinn eine Spur und sah Wenzel weiter an.
Er hatte Mist gebaut. Und er würde dafür grade stehen.
Hauptsache, er riss Wenzel nicht mit.
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Wenzel hörte mit steinerner Miene schweigend zu und unterbrach den Klingenmeister kein einziges Mal. Bis zur nachgestellten Entschuldigung bewegte er nur leicht die Finger der Rechten, die den Federkiel drehten. Als Jarel geendet hatte, legte er den Kiel weg und die flache Hand vor sich auf den Tisch.
Er glaubte dem Mann vor seinem Schreibtisch.
Und nickte, die Entschuldigung annehmend.
Dann lehnte er sich etwas zurück.
"Erinnerst du dich daran, als Lothar uns damals in sein Haus bat und mitteilte, er sei mit Jaques Führung nicht mehr einverstanden? Uns seine Pläne für die Zukunft des Ordens eröffnete? Wir hätten ihn ans Messer liefern können, aber ich habe gesehen, dass er Recht hat. Das der Orden die Richtung verloren hat." Wobei die Argumente gut gewesen waren, denn von Tretogor hatte sie ins Spittal geführt und ihnen einen Jungen vorgestellt, dem von Geburt an Augen und je zwei Finger an jeder Hand fehlten. Außerdem hatte er völlig verwachsene Füße, dafür aber einen wachen Verstand. Eines der Resultate des Zuchtprogramms de Aldersbergs, das bis heute im Tempel lebte und dessen Anblick Wenzel bis heute daran erinnerte, wieso er dieses Risiko auf sich genommen hatte.
"Auch damals war das Eis dünn. Es hätte den Orden spalten und uns alle den Kopf kosten können, doch wir hatten den Mut auf das Eis zu gehen, waren erfolgreich und haben den Orden auf den rechten Weg zurück geführt. Das hoffe ich jedenfalls jeden Tag." Wenzel erhob sich, trat an das Fenster und blickte in den inneren Hof, wo einige Knappen unter Anleitung des Großmarschalls mit Schild und Schwert übten. Unter ihnen Plenius, der das Schwert schwang wie eine Keule und für das Turmschild zu kurze Beine hatte.
Man sollte ihm einen Kriegshammer anempfehlen... Wenzel verschränkte die Arme vor der Brust und blinzelte, zwang seine Gedanken zurück zum Punkt, denn er merkte, dass er sich abzulenken versuchte.
"Ich habe dir in der Sache mit der Hexe vollen Handlungsspielraum eingeräumt, allerdings hoffte ich, du wählst deine Mitstreiter in der Sache innerhalb des Ordens. Und was den Hierarchen angeht, bin ich nicht einverstanden, außerhalb unserer Bruderschaft zu agieren - es ist schon innerhalb heikel genug." Er wandte sich endlich Jarel wieder zu und sah ihn an. Es drängte ihn, jene Fragen zu stellen, die nichts brachten, außer die eigenen Ventile zu öffnen.
Was hast du dir dabei gedacht?
Bist du vom Licht verlassen?
Doch er riss sich zusammen. Man konnte förmlich sehen, wie er an sich selbst zerrte, sich einen Ruck zu geben versuchte und schließlich andere Fragen stellte.
"Ist das der neue Weg in die Zukunft? An der Seite des Regenten anstatt als Gegengewicht?" Wenzel holte tief Luft und presste einen Moment lang die Lippen aufeinander, dann nickte er.
"Ich werde gleich ein Memorandum aufsetzen, darin wird zu lesen sein, dass der Regent unsere Mithilfe bei der Aufklärung dieses Übergriffs von Eichhörnchen auf die Stadt angefordert hat und ich, von Gnaden unseres Großmeisters eingesetzter Großkomtur, entschieden habe, dem Herrn über die Stadt, auf deren Grund unsere Komturei steht, unsere Unterstützung zu gewähren. Der Zusammenhang mit der Hexe ist uns bekannt und rechtfertigt den Einsatz zweifach, da wir die Sache nicht den Soldaten Dijkstras überlassen können. Desweiteren werde ich Lothar davon in Kenntnis setzen und dem Hierarchen eine angepasste Version liefern." Er sagte das alles, als müsse er sich selbst von der Richtigkeit seiner Worte überzeugen und ging dabei mit im Rücken verschränkten Händen vor seinem Schreibtisch auf und ab. Ein seltener Anblick.
Letzten Endes blieb er stehen und fasste Jarel wieder ins Auge. "Du weißt, ich stehe vor jedem einzelnen von euch, vor allem trage ich jede der Entscheidungen meiner Räte mit. Wenn die Umstände eine Zusammenarbeit mit diesem Freiherrn von Sokolov rechtfertigen, werde ich auch das mittragen. Nur bin ich mir nicht sicher, wer am Ende wen benutzt. Du solltest auf deutlich mehr darüber nachdenken, welche Informationen du ihm an die Hand gibst und was nicht. Und ich schwöre dir beim Feuer - agiert dieser Mensch gegen die Interessen unseres Orden, finde ich den Elf in seiner Ahnreihe, den die Frau Gräfinwitwe bereits hat sehen wollen."
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Jarel Moore
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An den Moment, in dem Lothar von Tretogor den Grundstein für den Wiederstand innerhalb des Ordens gelegt hatte war im in Erinnerung, als wäre es gestern erst geschehen. Zumindest bei ihm hatte sein Ritterbruder und jetziger Großmeister offene Türen eingerannt. Weit offene Türen.

Wenzel hoffte, sie hatten den Orden auf den richtigen Weg geführt. Er hoffte? Zweifelte er etwa? Der Großkomtur war unsicher? Jarel zeigte sein Erstaunen nicht.
In den Augen des Schattenläufers war dieser Weg noch immer nicht der perfekte, aber bereits jetzt ein Vielfaches besser als der Irrsinn, den de Aldersberg und die Salamandra verzapft hatten.
Ein Vielfaches!
Wenzel zweifelte. An sich. An seinen Entscheidungen. Er reflektierte noch immer darüber.
Ungewollt wich die Kälte in Jarels Blick und wich – kaum wahrnehmbar – nun doch wieder der Bewunderung für seinen Schwertherrn.

Und dann beschreib Wenzel seinen Wiederwillen gegen Jarels Handlungen, die geknüpften Bande außerhalb des Ordens. Und stellte sich in derselben Sekunde mit breiter Brust vor ihn.
Er machte die Zusammenarbeit mit Dijkstra offiziell. Nicht Hemmelfart gegenüber, aber Lothar würde es erfahren.
Die Augen des Schattenläufers wurden für den Bruchteil einer Sekunde groß.
Wenzel legte gerade seinen eigenen Kopf geradewegs in die Schlinge, die der Schattenläufer geknüpft hatte.
Jarels Lippen wollten Worte formen, aber seine Kehle ließ es nicht zu. Nach zwei tonlosen versuchen räusperte er sich.
„Es wird dem Orden nicht schaden.“, versicherte er fest und fügte im Geiste hinzu ‚Und auch dir nicht, alter Freund.‘
Trotzdem fühlte er sich gerade unsicher wie selten.
Und das nicht nur wegen der nun offiziellen Zusammenarbeit mit dem Mann, den er liebte.
Auch wegen der Situation, in dem sein Gefühlsleben nun steckte.
Er erinnerte sich genau daran, worin sein letzter Antrag geendet hatte.
Und wenn das auch hier geschah, was bedeutete das dann für die Zusammenarbeit zwischen Slava und ihm? Würden sie dann trotzdem noch die Hexe gemeinsam jagen?
Oder brach das ganze Kartenhaus dann in einer Sekunde zusammen.
„Ich danke dir.“, murmelte der Ritter und hielt Wenzels Blick stand.
„Ich bringe dir die Hexe.“, versprach er in einem Ton, der einem Schwur um nichts nachstand.
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Einige Herzschläge lang standen sich die beiden Männer gegenüber, der kleine, glatzköpfige und der große, dunkle. Wenzel fragte sich, ob er soeben die richtigen Entscheidungen getroffen hatte oder ob er geradewegs in ein Messer rannte, dass der Regent für ihn aufgepflanzt hatte.
Jarel würde ihm die Hexe bringen.
Er würde mit seinen Methoden dem Orden nicht schaden.
Beides wollte Wenzel gerne glauben und würde es doch erst, wenn es passiert war. Er kam nicht umhin kaum merklich den Kopf zu schütteln, dann zuckten plötzlich seine Mundwinkel.
"Bis vor ein paar Tagen habe ich geglaubt, in 15 Jahren kann man einen Menschen kennenlernen. Ich habe geirrt. Seit ich dich schickte, dir einen Knappen suchen, überraschst du mich fast täglich aufs Neue." Manchmal fragte er sich, ob es eine gute Idee gewesen war und vor allem, was er übersah. Oder was er bisher übersehen hatte.
Er wurde wieder ernst. "Also, nochmal für's Protokoll: die Sache mit Hemmelfart ist und bleibt eine Ordensinterna, hab ich mich klar ausgedrückt? Und was die Hexe angeht, kennst du jetzt die offizielle Verlautbarung und ich verlasse mich darauf, dass Sokolov diese fraglos zur Kenntnis nimmt." Er sparte sich lediglich das 'oder sonst'. Der Freiherr hatte den Großkomtur ganz offensichtlich verärgert und ein weiteres Mal würde er ihm das nicht gestatten.
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Jarel Moore
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„Aye.“, antwortete Jarel fest und lächelte tatsächlich eine Spur. Zu gerne hätte er sich weiter geöffnet und seinem alten Freund davon erzählt, was er vor ihm verbarg.
Zu gern. Aber ein bisexueller Werwolf, der seinem Liebsten gerade einen Heiratsantrag auf eine wirklich schräge Art gemacht hat? Nein. Das war nun doch zu viel des Guten.
„Verlass dich auf mich.“
Der Großkomtur entließ ihn und der dunkelhaarige verabschiedete sich mit einer ungewohnt tiefen Verbeugung. Trotz all seiner Sorge war der Schattenläufer erleichtert und immer noch verwundert über Wenzels Reaktion.

Er konnte endlich aufbrechen und nachsehen, ob seine so bildlich gestellte Frage etwas begonnen, oder etwas beendet hatte.
Er begab sich auf den Weg zu Slavas Wohnung. Dieses Mal besonders viele Haken schlagend.
Nicht nur um Verfolger abzuhängen, sondern um selber den Kopf frei zu bekommen.
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Jarel Moore
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Von: Slavas Wohnung
Datum: Früher Morgen des 9. August 1278
betrifft: Wenzel, Jacob, Jarel und wer auch immer sich in der Komturei befindet.
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Die Morgenmesse war gut besucht, wie sich das für den Orden gehörte.
Nach dem Tohuwabohu der öffentlichen Sonntagsmesse war wieder Ruhe eingekehrt, davon abgesehen, dass es im für manch einen der Brüder beschaulichem Leben endlich wieder neuen Klatsch und Trat gab. Zumindest bei denen, die dafür empfänglich waren.
Einer der Ritter auf der „Altherrenbank“ war genau das gerade nicht: Empfänglich.
Weder für Klatsch und Tratsch, noch für die Liturgie, nicht einmal zum Singen konnte er sich durchringen. Er hätte wahrscheinlich ohnehin keinen Ton getroffen, und das wäre nicht einmal der Müdigkeit geschuldet gewesen.
Jarel hatte alle Mühe die Augen offen zu halten. Zwei Mal nickte er sogar kurz ein. Diese Tatsache zusammen mit ein paar hübschen neuen Prellungen und Kratzern sorgte für weiteres Getuschel. Und auch das bekam der Betroffene nicht mit. Seine Gedanken befanden sich irgendwo zwischen Leerlauf und der Endlosschleife an die Erinnerungen daran, was am Vortag passiert war.
Nach der Messe stahl sich der schwarzhaarige mit dem breiten Kreuz sofort davon. Keine Unterhaltungen mit den Brüdern, nicht einmal die üblichen Grüße und Floskeln. Selbst als Tannenfels ihn ansprach, ließ er ihn stumpf ohne ein Wort stehen. Unhöflich. So war Moore doch sonst nicht.
Stur wie ein Esel ging Jarel schnurstracks in Richtung Küche und…‘borgte‘ sich ohne zu fragen etwas aus.
Wenig später stand er wie aus dem Boden gestanzt vor Ealco Helbels Schreibtisch.
„Kann ich den Großkomtur sprechen?“
War der betrunken? Er nuschelte! Nein…man roch nichts. Ganz im Gegenteil. Er roch frisch gewaschen. Aber vielleicht war genau das in diesem Moment verdächtiger als alles andere.
Der Ritter schwankte nicht, oder nur ganz leicht, blinzelte aber gelegentlich schwerfällig und konnte von Zeit zu Zeit den Fokus nicht halten, dann flitze sein Blick mehrfach kurz waagerecht durch den Raum und fing sich direkt danach wieder in Ealcos Augen.
Könnte eine Folge der Prügelei sein, in die der dunkelhaarige Ritter verwickelt gewesen war. Oder er war recht bös eine Treppe hinter gefallen, den Prellungen und Kratzern nach. Bei genauerer Betrachtung war Prügel doch die wahrscheinlichere Annahme.
Und warum zum Teufel hatte er eine der kleinen gerahmten Schiefertafeln unter dem Arm, auf die in Brüder in der Küche üblicherweise die Nahrungsmittelbestände auflisteten?!
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Ealco musterte den Klingenmeister einen Moment irritiert. Er hatte sich erhoben, wie immer wenn einer der ranghöheren Ritter eintrat, aber durch die undeutliche Sprechweise und das Unstete im Blick Moores, zögerte er länger als üblich. Er hatte Wenzel soeben eine Kanne Tee gebracht - näher an ein Frühstück hatte er seinen Komtur noch nie gebracht - und er wirkte kurz, als wolle er dessen wohlverdiente Pause verteidigen. Dann erinnerte er sich allerdings, wie von Herrenloh zu Moore stand und umrundete seinen Schreibtisch, um die Tür zu dem Amtsräumen nach einem kurzen Klopfen zu öffnen und den Kopf hindurch zu stecken.
"Sir, Klingenmeister Moore wünscht Euch zu sprechen."
"Soll reinkommen.", erklang es von drinnen und Ealco gab die Tür frei.
Jarel würde den Komtur in der kleinen Sitzecke finden, die Hände um einen Becher Tee geschlossen. Wenzel sorgte normalerweise dafür, dass ein viertel Docht am Tag - eben jener nach der Morgenmesse - ganz ihm gehörte. Zeit für eigene Gedanken und eine Tasse Tee, bevor der Alltag in großen Schritten weiter ging und ihm aktuell kaum Zeit zum Luftholen ließ. Dennoch gab es bestimmte Menschen, die auch in diese wenigen Minuten noch einbrechen durften und Jarel war einer davon. Wenzel winkte ihn heran.
"Guten Morgen...", dann kam das Bild bei ihm an und er krauste die Stirn. "Wieder ein privater Spaß?", fragte er etwas skeptisch.
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Jarel Moore
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Jarel trat ein, schloss die Tür, legte einen Moment nachdenklich die flache Hand an das Holz, atmete durch. Ohne zu antworten wand er sich um, ging gemessenen Schrittes zu Wenzel und hielt ihm die kleine Schiefertafel und den Griffel hin.
„Tuht mir leid Wenzel. Ich wollte mit dir rehdn, bevor ich Jahco abhole.“
Der Mann lallte, sprach verwaschen und stand nicht wirklich gerade.
Es gahp einen Schwischenfall bei der Vernehmung eines Gefangehnen. Sokolov hat ihn erschossen. Mit einah Waffe seiner Heimat. Schusswaffel. Laut.“
Er tippte mit dem rechten Zeigefinger auf sein Ohr. „Temporöhr taub.“
Und dann deutete er mit demselben Zeigefinger auf den freien Sessel. „Daf ich? War ne Scheifnacht.“
Der Ritter rang sich ein schiefes Lächeln ab.
Das war jetzt etwas viel, aber er hatte nun einmal beschlossen, Wenzel so wenig zu belügen wie möglich.
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Wenzel nickte nur, wies auf den Sessel, auch wenn all die Gesten etwas mechanisch wirkten. Eine Waffe, die so laut war, dass man das Gehör verlor? Sokolov hatte einen Gefangenen erschossen? Die Kette an Fragen, die durch den Kopf des Großkomturs ratterte, war wohl auf seinem Gesicht abzulesen, dennoch war er geistesgegenwärtig genug, keine davon zu stellen, sondern die Hand nach der Schiefertafel auszustrecken. Mit seiner kleinen, äußerst präzisen Handschrift notierte er: "Wird das wieder?"
Die Tafel legte er auf den Tisch, dann schenkte er Jarel ebenfalls einen Tee ein.
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Jarel Moore
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Der Ritter nahm die Tafel entgegen, lächelte. „Ja.“, sagte er, klang aber nicht so sicher, wie er hätte klingen sollen. Er war fast vollständig davon überzeugt, dass es wieder würde. Fast.
„Zur Kröhnuhng gabs noch Prügel auf dem Rückweg.“ Er deutete schief grinsend auf die Prellung auf seiner Wange und zuckte mit den Schultern. Weiter wollte er darauf nicht eingehen. Es war schon unangenehm genug, gegen fünf Säufer so verschissen zu haben.

Die Nachforschungen gehen voran uhnd ich werde bald aufbrechen. Daruhm bin ich hier. Ich wollte dich bitten Jakob für eine Weile in meinem Heim unterzubrihngen. Nur ein paar Tage.“
Der dunkelhaarige Ritter lächelte verlegen.
Jakob war nicht stabil. Wenn er in dem Zustand auf seine Mitknappen losgelassen würde, konnte das für alle Beteiligen böse enden. Zumindest befürchtete Jarel das.
Wieder schossen in seinem Gedächtnis die Geräusche vorbei, die er an diesem grausigem Jakobs Kammer gehört hatte. Interessant, das diese sogar das furchtbare Rauschen und Fiepen zu übertönen vermochten.
Jarel atmete durch und nahm sich eine Tasse Tee, betrachtete kurz die geschundenen Fingerknöchel.
Die Wärme des Tees und der bequeme Sessel sorgen im selben Moment dafür, das die Müdigkeit über ihm zusammenschlug wie eine Flutwelle. Er räusperte sich eilig und riss sich zusammen.
„Wäre das in Ordnung?“
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Wenzel nippte an seinem Tee, hörte zu und zeigte sonst keinerlei Regung, bis der Ritter seine Bitte vorbrachte. Da umwölkte sich die Stirn des Großkomturs sichtlich und er setzte den Becher etwas heftiger als nötig auf dem Tisch ab.
"Nein Jarel, ausgeschlossen. Du hast von mir bereits so viele Privilegien eingeräumt bekommen, ich werde sie nicht auf deinen Knappen ausweiten!", erwiderte er überraschend heftig, hatte sich aber schon auf der Hälfte des Satzes die Schiefertafel gegriffen, um darauf zu notieren: 'Ausgeschlossen. Er wird seine Pflichten wieder aufnehmen. Er ist kein Kind.' Das 'kein' unterstrich er mit einer entschiedenen Bewegung.
Für den Komtur war es ganz klar, dass es Grenzen geben musste und dies war eine. Die Knappen waren Ritterschüler und sollten sich irgendwann selbst im Leben behaupten. Ihren Glauben verteidigen, gegen die Kreaturen des Chaos kämpfen und gute Vorbilder im Sinne des Ordens sein. Sie zu verhätscheln hatte in Wenzels Augen nichts mit dieser soliden Ausbildung zu tun. Sie waren kein Klosterinternat für zarte, adlige Sprösslinge. Die Komturei erzog Jungen zu Männern und Männer zu Rittern. Zu Kriegern.
Der Komtur blickte Jarel düster an, als er die Tafel eher auf den Tisch warf als sie zu legen.
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Jarel Moore
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Der Ritter nahm die Tafel, las sie und legte sie dann auf seinen Knien ab.
Im Grunde hatte er nicht damit gerechnet, daß Jakob das erlaubt wurde. Vermutlich hätte es ihm auch den Spot der anderen aufgehaltst.
Aber immer noch Spot als das, was er nun befürchtete.
Mir ruhigem Lächeln sah er zu Wenzel auf.
"Je nachdem wie s sich ergibt...." und wie es den beiden ginge ".. werden wir heute abend für weitere Nachforschungen aufbrechen. Nicht zum Angriff. So weit sind wir noch nicht. Ich halte dich auf dem Laufenden.", erklärte er, immer noch schleppend und verwaschen, dafür aber ruhig und warm.
Er leerte die Tasse und erhob sich,nicht ganz so geschmeidig wie gewünscht.
" Ich danke für deine Zeit. ", erklärte er, deutete eine Verbeugung an, klemmte das Täfelchen unter den Arm und wollte gehen.
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ERZÄHLER
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Wenzel sah ihn einen kurzen Moment misstrauisch an. Keine Diskussion? Kein Aber, wenn und falls? Jarel akzeptierte die Abfuhr, als hätte er damit gerechnet und erhob sich sogleich wieder. Wenzel hielt ihn nicht auf - er hatte zu viel im Kopf, um sich weiter Gedanken darum zu machen und sein Klingenmeister war ein selbstständig agierender Offizier mit mehr Freiheiten als vielleicht manchmal gut war. Er nahm daher dessen Worte mit einem stumen Nicken zur Kenntnis und entließ den anderen Ritter mit einer Handbewegung.
Nein, Wenzel von Herrenloh war heute nicht gerade bester Laune und das lag nicht an dem überzogenen Tee.
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Wenzel von Herrenloh
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Registriert: Freitag 13. Januar 2023, 20:42
Lebenslauf:

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von/nach: Slavas Wohung --> Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad
Datum: 10. August 1278, abends
betrifft: Jarel
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Unschlüssig stand Jarel vor der Tür aus dem dunklen, schweren Holz und zögerte.
Alle Termine abgesagt. Und er war der einzige, den sein Sekretär zu ihm schicken sollte.
Der Verletzung wegen? Ob Wenze sich überhaupt versorgen lassen hatte?
Wie auch immer. Sie mussten reden. Worte.
Worte waren nicht Jarels bevorzugte Waffe. Er war noch nie gut im Reden gewesen.
Er war ein Mann der Tat. Und er hätte sich lieber einer Übermacht an Gegnern gestellt als diesem Gespräch.
Mit einem Seufzen klopfte er an.
Von drinnen schien kein Laut zu kommen. Allein für sehr feine Ohren war vielleicht das Knacken des Kamins - im Sommer? - und das leise Ächzen eines bestimmten Möbelstücks zu hören, dessen viel benutzte Ecke einen kleinen Schaden hatte.
Jarels Unsicherheit stieg. Schlief er? Oder hatte ihn die Verletzung ausgehebelt? Ging es ihm gut?
Er klopfte noch einmal an, dieses Mal mit etwas mehr Nachdruck.
"Wenzel?"
Ein rhythmisches Ticken kam dazu, dann erwiderte eben jener mit veränderter Stimme: "Sieh an - der verlorene Sohn. Was stehst du da draußen rum?"

'Der verlorene Sohn.'
'Sohn.'
War das nur ein Spruch und...war sein Großkomtur betrunken?!
Jarel trat ein, schloss die Tür wieder und wandte sich Wenzel zu. "Du wurdest verletzt...", versuchte er ein Gespräch zu starten.

Wenzel hatte sich auf einer Chaiselongue ausgestreckt, ein Kissen unter dem Rücken und eines unter dem verwundeten Arm, sodass kaum Druck auf der frischen Wunde lastete. Nachdem das Adrenalin abgeklungen war, blieb nagender Schmerz, doch nicht nur körperlich. Auf dem Beistelltisch stand eine halb geleerte Flasche Rotwein aus Toussaint, eine zweite lag leer auf dem Boden. In der unversehrten Hand hielt Wenzel einen getriebenen Kelch und schwenkte dessen Inhalt, beobachtete das Kreisen der Flüssigkeit.
"In vielerlei Hinsicht.", brummte er dumpf. Ja, er hatte getrunken und zwar für seine Verhältnisse eindeutig viel zu viel.
Jarel atmete tief durch, trat neben seinen liegenden Schwertherrn und….
…ging auf ein Knie, senkte das Haupt. Wenzel wusste, wie schwer es seinem Klingenmeister das fiel. Der Schattenläufer war stolz. Und unglaublich stur.
Doch es war genau das, was Jarel empfand. Schuld und Scham. Vor allem weil es nötig gewesen war ihn vor die Wand laufen zu lassen um genau das zuzugeben.
„Es tut mir leid. Ich habe dich hintergangen. Belogen. Betrogen. Und ob nun aus Liebe oder einem anderen Grunde spielt keine Rolle. Es war Betrug.“
Worte. Verdammt. Wenn er doch nur so gut damit wäre wie Slava.
War er nicht. Denn in genau diesem Moment kam ihm alles, was er hatte sagen wollen falsch vor. Die Liebe als Grund anzuführen, seinen Herrn schützen zu wollen…
Es war falsch, egal wie er es drehte.

Wenzel betrachtete Jarel über den Rand seines Kelchs hinweg. Lange. Er wusste wie schwer es dem stolzen Mann fallen musste und trotzdem quälte er ihn mit diesem Schweigen. Diesem bohrenden Blick, der den dunklen Scheitel teilen wollte. Unter Alkohol war er noch nie sonderlich rational gewesen.
"Ja, ja und ja.", erwiderte er schließlich und nahm einen weiteren Schluck, ohne Jarel aus der erniedrigenden Haltung zu entlassen. Vielleicht musste er ein wenig für die mangelnde Demut des Freiherrn leiden. Wenzel war normalerweise kein rachsüchtiger Mensch, aber Alkohol ließ ihn zuweilen unfair werden. Das hatte auch Jarel schon erfahren dürfen, wenn auch nur ein- höchstens zweimal auf ihrem gemeinsamen Weg.
"Ich dachte am Anfang, du in..tri..gierst mit den Leuten des Regenten. Arbeitest für sie. Dieser Sokolov taucht hier plötzlich auf, mit einem Selbst...verständ...nis und dieser gottlosen Arroganz. Deine Pri...vatvergnü...gungen... Ich weiß noch nicht mal, was ich schlimmer und besser fände." Man hörte kaum eine schwere Zunge, nur war die Stimme des Komturs dunkler und er überlegte innerhalb mancher Worte. Würde er allerdings aufstehen...
"Wahnsinn und Dummheit.", murmelte er zusammenhanglos vor sich hin.

Jarel schwieg, blieb Knien, hob nicht einmal den Blick.
Nach einigen äußerst unangenehmen Minuten des Schweigens versuchte er dann doch auszudrücken, was ihm so schwer auf der Seele gelegen hatte.
"Ich wollte dich niemals hintergehen. Die Liebe hat mich getroffen wie eine Balliste und mich an einer Situation festgenagelt..."
Er seufzte zerknirscht.
"Ich bereue meinen Betrug an dir. Meine Liebe bereue ich nicht. Ich weiß, du musst handeln. Deiner Pflicht folgen. Wie... lautet dein Urteil?"
Jarel klang ruhig, regelrecht abgeklärt. Entweder er rechnete mit einem milden Urteil... oder... oder was...?

"Wenn ich das wüsste...", knurrte Wenzel unwillig und gestikulierte dann mit dem Weinkelch in Jarels Richtung, dass einige rot funkelnde Tropfen über den Rand sprangen. "Steh schon auf und setz dich." Entlassen war er jedenfalls noch lange nicht. Wenzel ließ den Kopf in den Nacken fallen und starrte an die mit dunklem Holz vertäfelte Decke. Er war das erste Mal seit langer Zeit wirklich ratlos.
"Hemmelfart zweifelt meine Int..e...gri...tät an. Lothar kann sich nicht mehr hinter mich stellen, ohne sich selbst zu gefährden. Und mein Klingen...meister kon...spi...riert mit den Leuten des Regenten.", sinnierte er schwermütig.

Erst einmal sah Jarel auf.
"Wurde die Wunde versorgt?", fragte er kleinlaut, erhob sich, nahm wie angewiesen Platz in der verkrampfen Haltung eines Schuljungen.
Die halbe Flasche Wein sah wirklich verführerisch aus.
Wenzel brummte irgendetwas Unverständliches, aber es klang nach 'Ja' und 'Leibarzt'.
Dem Klingenmeister hatte so viele Fragen, doch es war nicht an ihm nun zu reden.
Oder abzulenken. Er schwieg und wartete ab.

Das Schweigen füllte unangenehm und dick den Raum zwischen ihnen, während der eine wartete und der andere die Decke betrachtete, als stünden dort die Antworten auf all seine Probleme geschrieben.
"Dein Freiherr wird Levin und Arnulf seine ...Kugel...arm...brust erklären, sie ihnen auseinander nehmen. Athanas wird alles zeichnen. Wir werden lernen, damit um...zu...gehen." Sein Kopf kippte wieder nach vorn und er nahm einen weiteren Schluck, drehte endlich den Blick und betrachtete Jarel mit geröteten Augen. "Ich hab dich verkauft und er hat zugestimmt - wie gefällt dir das? Verraten und Verkauft, heißt es nicht so?"
"So heißt es.", bestätigte Jarel. Nicht frech, nein immer noch reumütig aber es klang auch nicht so, als wäre er überrascht oder enttäuscht. Wenn das der Preis war...dann es er gering.
Athanas. Interessanter Name für ein interessantes Wesen.
"Sicher, das es Levin sein soll?", fragte Jarel in einem seltsamen Ton, zog besorgt die Brauen zusammen.
"Du weißt, in welchem Zusammenhang sein Siegel aufgetaucht ist."
Plötzlich und ohne Vorwarnung schleuderte Wenzel den Kelch mit dem Rest Wein erstaunlich zielsicher in den Kamin, wo der Alkohol zischend aufflammte und verging. Schwungvoll setzte er sich auf, die nackten Füße auf den Teppich abstellend - den Schmerz in der Schulter betäubte der Rausch zur Genüge, dennoch wies der Zeigefinger der Linken auf Jarel, während die rechte wie leblos in Wenzels Schoß lag.
"Wem soll ich denn trauen, hm?! Dir? Levin? Robert? Wem frage ich dich, bei den eisigen Höllen! Vielleicht dem gottverdammten Gärtner!" Laut wurde er ebenfalls schnell, wenn er betrunken war. Laut und fatalistisch. Er wankte bereits im Sitzen - aufstehen wäre keine gute Idee.
Jarel bleib beinahe reglos sitzen. Beinahe. Etwas zog er doch den Kopf ein und noch etwas mehr spannte er sich, sollte sein Schwertherr aufstehen...
Er atmete gepresst durch.
Wem vertrauen...?
Kluge Sprüche wie 'Folge deinem Herzen.' oder 'Deinem Verstand.' war sicher nicht dass, was Wenzel nun hören wollte.
Er war so in Rage...so aufgebracht hatte er ihn das letzte Mal bei Brenna gesehen.
Jarel schluckte, presste kurz die Augen zusammen. So schlimm also. Der Schattenläufer verstand das Gefühl, verstand Wenzels Wut.
Unbewusst huschte sein Blick noch einmal über die Weinflasche, doch bekam er keinen Ton mehr heraus.

Schweigen antwortete ihm. Schweigen.
Wie nah der Klingenmeister dem Gedanken war, das nicht er selbst oder die anderen Räte das eigentliche Problem oder besser der Auslöser dieser Eskapade war, ahnte er wohl nicht einmal. Und Wenzel wollte es nicht wahrhaben. Nicht akzeptieren, dass Sokolovs Worte ihn aufgewühlt hatten, mehr als alles, was davor gewesen sein mochte.
Wenzel stützte sich auf die Knie und fuhr mit der Linken über den kahlen Schädel. Schüttelte den Kopf leicht und machte dann tatsächlich Anstalten sich zu Erheben, um einen neuen Kelch zu holen. Mit dem Erfolg, das der verdammte Boden schlagartig eine starke Seitenneigung bekam. Wenzel konnte ewig recht gut reden, aber seine Beine hielten keine zwei Gläser Wein aus.
"Verfluchtes altes Haus. Nix grade hier.", maulte er.
Damit hatte Jarel gerechnet. Und er war schnell genug, Wenzel aufzufangen und sachte wieder auf die Liege zu drücken. Hoffentlich verstand Wenzel die Körperlichkeit nicht falsch.
"Soll ich Bertrand holen?", fragte Jarel ehrlich besorgt.
Wenzel grunzte ungehalten. "Einen neuen Kelch holst du mir, sonst nichts.", ätzte er.
Alkohol erweiterte die Blutgefäße. Das würde die Wundheilung erschweren oder sogar ein erneutes aufreißen verursachen.
Trotzdem war es nicht an ihm, Wenzel jetzt eine Gardienenpredigt zu halten.
"Aye.", erwiderte er gehorsam. er kannte sich hier aus. Einen Moment ließ er seine Hände noch auf Wenzels Schultern um zu verhindern, dass er sogar noch im Sitzen umkippte.
Brachte Wenzel ihn mit Absicht in Versuchung? Nein...er war betrunken und....oder.
Der Schattenläufer schluckte, nahm einen neuen Kelch aus dem Schrank und schenkte tatsächlich Wein ein. Ohne den Blick zu heben, ohne Wenzel anzusehen, jedoch mit so arg zitternden Händen, dass er es so gerade fertig brachte, nichts zu verschütten.
Er reichte ihm den Kelch, sah noch immer nicht auf, sagte nichts. Nur seine Kiefermuskeln arbeiteten unter der blassen Haut deutlich.

Wenzel hatte sich wieder ausgestreckt, so klug war er dann doch. Er ließ sich den Kelch geben und bemerkte das Zittern von Jarels Hand kaum. Er hatte genug mit sich selbst zu tun - vor allem damit, dass die Welt aufhörte um ihn zu rotieren. Verfluchter Alkohol - wieso tat er das eigentlich?
Achja...
"Liebe.", murmelte er leise, müde. Noch so ein Nebeneffekt des Alkohols war bei ihm, dass er irgendwann an einen Punkt kam, an dem er anfing die Wahrheit zu sagen. Alle Wahrheiten, die ihm so in den Sinn kamen und das relativ ungefiltert und unsortiert.
"Ich wollte dich als meinen Nachfolger, Jarel - ich liebe dich wie einen Bruder, das weißt du. Ich kann dich nicht verurteilen. Dazu hab ich nicht die Kraft. Ich brauche dich für diesen ganzen Haufen Dreck, der zu unseren Füßen liegt und ich bin unfähig den allein zu beseitigen. Zu alt." Unfair konnte er auch zu sich selbst sein, dazu brauchte er nicht mal ein anderes Opfer. "Zu treulos. Ein Zweifler." Er leerte den Kelch in einem Zug.

"Ich wollte dem Orden nie vorstehen.", erkläre Jarel ebenso ehrlich. "Einzig dir zur Seite. Und das will ich immer noch."
Der Schattenläufernahm wieder Platz, stütze sich mit den Ellenbögen auf den Knien ab, ließ den Kopf hängen, atmete konzentriert ein und aus.
"Ich kenne niemanden, der der Flamme treuer dient als du."
"Ich wäre geflohen. Hätte alles hinter mir gelassen. ich war bereit dazu - und dann kam der goldene Teich." Wenzel sprach wie jemand, der kurz davor war, einzuschlafen.
"Selbst wenn du mit Katharina nicht verloren hättest, ich bin fest davon überzeugt, du hättest einen Weg gefunden dem Feuer zu dienen. Vielleicht nicht den, den du jetzt gewählt hast, aber es wäre dir gelungen."
Jarel erhob sich, ging noch einmal zum Schrank und holte einen weiteren Kelch heraus, ging zurück zum Tisch, zögerte. Wenzel hatte seine Liebe verloren. So wie Wenzel damals wäre es auch ihm ergangen, hätte er Slava verloren. Das Bild seines Liebsten, weiß wie der Tod höchst selbst und ebenso reglos brachte ihn dazu, die richtige Entscheidung zu treffen.

Es war furchtbar gewesen, Wenzel so leiden zu sehen.
Und jetzt...ebenso.
Trotzdem war das kein Grund, Slava das anzutun.
Statt sich einzuschenken, ließ er den Kelch auf dem Tisch stehen.
Wenzel drehte den Kopf. Er sah müde aus ... und alt.
"Hast du es die ganze Zeit gewusst? Oder hat dir das der feine Herr von Sokolov unter die Nase gerieben?"
Nun sah Jarel etwas verdutzt aus. "Slava weiß es?" Das war nicht gespielt. Nicht gelogen. Und es brachte Jarel eher dazu nachzudenken als die Bemerkung, sein liebster habe ihn verschachert wie ein Stück Vieh.

Wenzel verzog das Gesicht zu einer unheilverkündenden Grimasse. "Slava... So nennst du ihn? Er hat mich damit unter Druck setzen wollen, es gleichgesetzt mit diesem Unfug - dieser Schwärmerei, die du Liebe nennst und er auch. Beim Licht, er hat mich so wütend gemacht. Katharina war eine Frau!", schlug er gnadenlos zu, füllte sich den Becher erneut und löste damit das Problem Jarels, denn es war der Rest aus dieser Flasche. In jenem Zustand konnte er sehr verletzend sein und bereute es dann in der Regel am Tag danach bitter. Wie ein zorniger Dämon grollte er vor sich hin: "Das ist wider aller Vernunft, wider der natürlichen Ordnung. Wahnsinn und Dummheit." Jarel wusste, dass Wenzel nicht zu den wirklichen Fanatikern zählte, aber er folgte gewissen Prinzipien.
"Ein Urteil willst du... zur Seite stehen willst du mir... Lothar - Lothar führt den Orden, aber wohin? Das Feuer, Jarel... das Feuer...", Wenzels Kopf kippte nach hinten, die Hand mit dem halb vollen Kelch rutschte von seinem Bauch und der Chaiselongue und leerte den Wein auf den Boden.
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