Privatwohnung | Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Slava nickte, betrachtete den Elfen und grinste. Er trug noch immer die gleiche Kleidung wie am ersten Tag.
"wollt ihr sehn ob euch etwas von mir passt? Bis euch der Schneider etwas angefertigt hat vergehen auch ein paar Tage."
Als sich Cyron umgezogen hatte - Slava hatte zwar den Eindruck, dies war mehr aus Höflichkeit geschehen, denn zur Gänze teilten sie den Kleidergeschmack wohl nicht - aber immerhin war er wieder frisch und vorzeigbar.
so machten sie sich dann auf den Weg.

<weiter im Eisvogel>
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

******
Von hier.
Datum: früher Morgen des 4. August, nachmittags
Betrifft: Slava, Cyron, Jarel
******

Aufmerksam sah Jarel sich um.
Zur vierten Nachmittagsstunde stand er vor dem Haus, dass Slava ihm beschrieben hatte.
Er war gut vorbereitet. Er hatte Jakob die gewünschten Gegenstände zukommen lassen, hatte seine Medikamente genommen, die akuten Nebenwirkungen über sich ergehen lassen und sogar die Zeit gefunden, seine Waffen zu schärfen und seine Rüstung zu pflegen.

Die Gegend war gediegen, die Gebäude mehrstöckig, die Fenster aus Glas, die Straßen beinahe sauber und die Personen verhältnismäßig gut gekleidet. Sogar der übliche Gestank der anderen Stadtteile trat in den Hintergrund. Ja, hierließ es sich leben.
Sein Liebster hatte es weit gebracht. Und das obwohl es erst gestern gewesen war, als er in dieser Stadt aufgeschlagen war. Zumindest kam es dem Ritter so vor.
Der Russe hatte Verstand. Und Geschick. Und das in mehr als nur einer Hinsicht.
Nun stand er hier und konnte sich das Lächeln nicht verkneifen.
Sogar das ungute Gefühl Jakob verletzt im Arrest zurückzulassen und das noch schlimmere Gefühl auf seltsamste Weise daran Schuld zu sein konnte er in diesem Moment verdrängen.
Er hatte Herzklopfen wie ein halbwüchsiger Jüngling, und das in seinem Alter.
Der Ritter rückte den schweren Quersack zu Recht und klopfte an.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

-------------------------------------------------------------
von: später aus dem Eisvogel
Datum: Nachittag am 4. August 1278
betrifft: Cyron, Jarel
-------------------------------------------------------------

Später am Tag war Slava wieder Zuhause. Er hatte Cyron wieder mitgenommen und die Einkäufe waren geliefert worden.
Frischer Kaffee, Milch und dann diverses an Ingredienzien zum kochen. Cyron hatte ausgesucht und Slava hatte bezahlt, nun lag da diverses Gemüse, Fleisch, Schmalz und Gewürze. Manches kannte er, vieles nicht. Er musste zu seiner Schande gestehen, dass er wohl noch nicht wirklich selbst gekocht hatte... sah man einmal davon ab eine Tiefkühlpackung Pelmeni aufzureißen und in kochendes Wasser zu werfen.
So kultiviert er sich gerne gab, in der Hinsicht war er ein Dilettant.

Er selbst hatte sich frisch gewachsen und umgezogen. Statt der strengen Jacke trug er ein weites dunkelblaues Hemd und eine wie üblich eher eng sitzende passende dunkelblaue Lederhose. Cyron's bestellte Tunika hatte der Schneider ebenfalls fertig gestellt.
die hatte zu einem beinahe peinlichen Moment geführt als es geklopfte hatte und Slava etwas hektisch geöffnet und beinahe etwas Verfängliches gesagt hätte weil er jemand ganz anderen erwartete.
An der Stelle ging Slava auf, dass er selbst nervös und aufgeregt wie bei einem ersten Date mit den Schwiegereltern. Er hatte dann kurz Cyron angeblickt und war zu dem Schluss gekommen, dass es ja fast so etwas ähnliches war. Es war etwas vollkommen neues für ihn.
Selbst als er seine Frau kennengelernt und auch als er ihr einen Antrag gemacht hatte war alles irgendwie routiniert gewesen. Er war zu keinem Zeitpunkt nervös oder aufgeregt gewesen und im nachhinein hätte ihm das schon ein Hinweis sein müssen. Es ging um nichts, er hatte sie nur erobert, nie geliebt. Und es war ihm nur darum gegangen gegen Ruslan zu gewinnen. Dem er sie, als er wenigstens das erkannt hatte, auch überlassen hatte.

Nun klopfte es erneut und er schluckt seine Nervosität runter. Er straffte sich kurz, dann öffnete er, dieses Mal aber etwas beherrschter, immerhin konnte es Zeugen geben auf der Straße.
"Komm rein." er lächelte als er Jarel sah.
Aber erst als der Ritter eingetreten war und die Türe hinter ihm geschlossen zog er ihn an sich und küsste ihn.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Ein Moment lang war der Ritter verunsichert. Verunsichert, ob Slava wirklich an die in der Nacht entfachten Gefühle anknüpfen würde. Oder ob sich alles in ihm gelegt hatte wie ein Tsunami, dessen Fluten sich zurückzogen und nichts Lebendes zurückließen.
Doch dieser Moment verging. Verging schnell. Verging in der Sekunde, als sein Gegenüber ihn heranzog und küsste. Nein. Die Nacht war echt gewesen. Für beide.
Der Schattenläufer ließ den Quersack von der Schulter rutschen und zu Boden gleiten, um die Hände frei zu haben und sich vollkommen in den Kuss hinein zu flüchten. Und seine Hände wandern zu lassen. Die linke landete kräftig und warm zwischen den Schulterblättern seines Gegenübers.
Die rechte…auf seinem Hintern.
Völlig in Gedanken und dem Augenblick versunken bekam Jarel nicht mit, dass Jemand die Treppe herunter schritt.

Cyron stand die neue Tunika ausgezeichnet. Das Kleidungsstück aus gebleichtem Leinen saß wie angegossen und reichte bis fast zum Knie. Der Schneider hatte gleich gewusst, was der Elf suchte. Stehkragen, seitlich versetze Knopfleiste, unten eng anliegende, oben gerafft Ärmel. Das ganze Outfit posaunte die Berufung des Elfen laut heraus. Hier kommt ein Heiler!
Nur die beiden Männer im Parterre bemerkten das nicht. Zumindest nicht im ersten Moment. Die beiden waren so sehr im Kuss versunken, dass der Heiler genug Zeit hatte, sich die körperlichen Liebesbekundungen auf halber Höhe der Treppe stehend schmunzelnd anzusehen.
Erst als das lange Elend sich räusperte, fuhr Jarel zurück, starrte Cyron irritiert an.
„Bal´a dash, Jarel.“, begrüßte das weiß gekleidete Spitzohr ihn freundlich.
Mit hoch gezogener Augenbraue sah der Ritter abwechseln von Slava zu dem Zuschauer und zurück.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Cyron kam langsam die Treppe runter, aber irgendwie war es Slava egal, wer ihn beobachtete. Ein wenig schuf das Wissen darum, dass sie beobachtet werden konnten zusätzlichen Reiz.
Und einiges davon sammelte sich in seiner Körpermitte. Nur einem Moment bedauerte es, dass er einen Gast hatte.
Allerdings hielt er den Ritter dann doch davon ab weiter zu gehen als er die Schritte auf der Treppe hörte.
Rechtzeitig fiel ihm ein, das Jarel Cyron in dieser Gestalt nicht kannte.
"Ihm ist etwas ähnliches zugestoßen wie Viktor und Mr. Garcia. Nur seine Persönlichkeit hat diese Welt erreicht und ein neues Behältnis gefunden. Hier nennt er sich Cyron, aber du kennst ihn sicher unter einem anderen Namen."
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

„De´Spaire.“, flötete der Elf. „Garithes De´Spaire.“, stellte er sich mit einem Namen vor, der eine ganze Welt weit weg war und verbeugte sich mit seltsam steifer Eleganz.
„Hochwürden?“, Jarel starrte mit halb offenem Mund uns sah in diesem Moment aus, als hätte man ihm die Intelligenz mit einem Lattenend rausgeprügelt.
Der Ritter löste sich von seinem Geliebten und ging nach kurzem Zögern auf die Person zu, die die letzten Stufen der Treppe soeben hinter sich brachte.
Was nun folgte war ein Ritual, dass Cyron und Jarel schon tausendmal vollzogen hatten, für Slava aber war es neu, aber doch irgendwie bekannt.
Er wusste, der Schattenläufer schöpfte aus dem Glauben kraft. Auch wenn sein Glauben recht ‚biegsam‘ war, was Regeln und Vorschriften betraf. Trotzdem wirke es befremdlich als der Ritter vor den Elfen trat, sich verbeugte und in einer fremden Sprache eine Bitte vorbrachte, die mit einer Handbewegung und einem Spruch vom Elfen beantwortet wurden, die nur ein Segen sein konnten.
Danach starrten sich die zwei einige Sekunden an. Lange Sekunden. Bis der Elf plötzlich zu lachen begann. „Du siehst drein wie ein Welpling bei Gewitter.“
Das Lachen löste die Anspannung in beiden. Eine kurze Umarmung später wurde klar, dass die beiden sich besser kannten als gedacht.
Es folgte ein Fragen Antwort Marathon von beiden Seiten. Jarel begann natürlich mit der für ihn wichtigsten Frage. Nach seinen Kindern.
„Alystin ist mit Ilarion weggezogen, nachdem du verschwunden bist. Clay hat eine Ausbildung zum – du wirst es nicht glauben – Paladin abgeschlossen und gehört jetzt zu den Königswachen in Sturmwind. Und er hat eine Frau und zwei zuckersüße Zwillingstöchter.“, schwärmte der Elf.
„Ilarion…ist wieder aufgetaucht?“, fragte Jarel, eine Spur heiser.
„Etwas mehr als ein Jahr nach deinem Verschwinden…“ Cyron verstummt, als Jarel plötzlich mit einem Ruck den Blick zu Boden richtete. Das Thema war definitiv nichts für diesen Moment.
„Ich habe meinem Gastgeber von deinen Kochkünsten vorgeschwärmt. Würdest du für uns Kochen?“, lenkte der Elf das ins Stocken geratene Gespräch in andere Bahnen.
Jarel nickte, rang sich ein Lächeln ab, bekam aber keinen Ton mehr heraus.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Anfangs sah Slava fasziniert zu wie Jarel erkannte wen er vor sich hatte. Auch er hörte nun den Namen des Elfen zum ersten mal. Er hatte also recht gesehen, er erinnerte sich nun wohl fast vollständig. Bemerkenswert.
Er sah dem Ritual zu das fast wie eine orthodoxe Segnung war. Er lächelte zufrieden...
Aber dann wendete sich das Blatt... Jarel wollte wissen was mit seinen Kindern war. Er wusste von einem Jungen, jenem vom Amulett, Clay, richtig. Clay Moore. Er hätte über den Namen geschmunzelt, aber der Elf erwähnte Ilarion. Soweit wußte er auch wer das gewesen war. Das Amulett. Und Jarels heisere Stimme dazu sagte ihm dass der Mann doch nicht vollkommen damit abgeschlossen hatte. Es war lange her, es war Gras darüber gewachsen, aber eine Grasnarbe konnte man auch zu leicht wieder abreißen wenn der Boden kaum Halt bot, und eben das war gerade geschehen. Auch Slava wurde heiß und kalt gleichzeitig, aber er blieb ruhig. Er schluckte alles runter. Pokerface.
"Ich hoffe Cyron hat nicht übertrieben." Sein Lächeln geriet etwas schief, mehr brachet aber auch er gerade nicht zusammen. Seine Masken waren gut, aber Gefühllos war auch er nicht, drohte er doch was er eben gefunden hatte sofort wieder zu verlieren. Irgendwie bereitete er sich bereits darauf vor, dass Jarel sich zurückzog weil er nun festgestellt hatte, dass er doch noch an seinem Ex hing und Zeit brauchte. Zu verdenken wär's ihm nach allem wohl nicht.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

„Hat er bestimmt.“ Jarel sah Slava in die Augen, schluckte mehrfach hörbar klickend herunter. „Kochen werde ich trotzdem.“ Er versuchte frech und humorvoll zu klingen. Aber Slava täuschte er nicht.
Die dunklen Augen des Ritters schimmerten verdächtig. Er war über alle Massen aufgebracht, kämpfte heftig mit einem Gefühlsausbruch. Und gewann.
„Dann wollen wir doch mal sehen, was es heute gibt.“, brummte er – immer noch leicht heiser – und verschwand in der Küche, um sich die Zutaten anzusehen.
Cyron und Slava bleiben zurück, während der Ritter in der Küche zu hantieren begann.
Während er sich die Zutaten ansah und sofort mit der Zubereitung begann, versuchte er seine Gefühle zu begreifen und zu sortieren.
Kochen war da genau das Richtige. In einer irrwitzigen Geschwindigkeit. Hörte man ein Messer auf einem Brettchen „einschlagen“.
Clay hatte eine Frau. Und Kinder. Was mit Alystin war, würde er nie erfahren.
Das Leben seiner Kinder ging weiter. Und er würde nie wieder für die beiden da sein können. Nie seine Enkel sehen. Das war nichts neues. Warum also traf ihn das so heftig?
Im anderen Zimmer sah Cyron Slava seufzend an.
„Ich könnte etwas frische Luft gebrauchen.“, schlug der Elf diplomatisch vor.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Slava nickte. auch er konnte frische Luft gebrauchen, am liebsten aber durch den Filter einer Zigarette.
Er hätte jetzt geflucht, dass er sich nicht Viktors Sachen nicht hatte aushändigen lassen und die der anderen. Aber vermutlich hätte keiner Zigaretten gehabt, weder Viktor noch Amir rauchten - obwohl doch jeder Russe rauchte, oder nicht? Er würde auf das Papier warten müssen.
Er hatte vor allem den Ton in Jarels Stimme im Kopf, und zig Fragen, die er nicht einmal stellen musste weil er die Antwort bereits kannte.
"Was wenn dieser Ilarion jetzt hier stünde?" Jarel hatte ihm die Antwort bereits gegeben.
Er hatte 15 Jahre gebraucht um das Amulett abzulegen.
Kinder waren das eine, er verstand und konnte nachvollziehen dass es Jarel etwas mitnahm zu hören, dass sein Junge erwachen geworden war.
Ganz so unbeteiligt an Artjoms Leben war er auch nicht gewesen, er hatte ihn von Zeit zu Zeit besucht gab nur nach Außen vor, dass der ihn nicht interessierte. Aber manchmal half es einfach sich auch selbst zu belügen. Er hatte sich immer eingeredet, dass er nie eine Bindung zu ihm aufgebaut hatte, aber das war gar nicht nötig, er war der leibliche Vater, die bestand einfach. Was wenn nun jemand zu ihm käme aus einer 15 Jahre entfernten Zukunft um ihm erzählen würde, Artjom wäre mittlerweile selbst Vater. Die Situation war vergleichbar. Er wäre dann fast 30. Das Leben dort, sein eigentliches Leben zog an ihm vorbei, ging ohne ihn weiter. Den Stich, den Jarel die versetzte konnte er sich lebhaft vorstellen. Er empfand ihn ja auch und genau deshalb ließ ihm auch nach wie vor die Suche nach den Portalen keine Ruhe.
Und trotzdem war das nicht was ihm weh tat.
Er hatte sich damals Scheiden lassen als er begriffen hatte was die Zone aus ihm gemacht hatte und als er gesehen hatte was zwischen Ljuba und Ruslan lief. Er hatte sie freigegeben und sich ganz der Arbeit gewidmet, war Junggeselle geblieben.
Jarel wurde durch das Portal aus einer Beziehung gerissen und auch wenn es wohl in einer Phase gewesen sein musste in der sie sich gestritten und getrennt hatten, er wußte auch genug über diese On/Off Beziehungen um zu ahnen, dass die beiden über kurz oder lang wieder zusammen gekommen wären. Für Jarel war nichts abgeschlossen.
Er hatte lange gebracht um sich dazu durchzuringen, vor sich selbst zuzugeben, dass er womöglich schwul war - und auch jetzt ging es noch nicht ganz ohne irgendeinen relativierenden Zusatz. Plötzlich hatte er Angst, dass er sich zu weit vorgewagt hatte und nun der verletzliche war. Das hatte er nie sein wollen. Doch er wäre nicht er, wenn nicht auch irgendwo eine Ebene aufgegangen wäre in der er fasziniert die eigenen Gefühle betrachtet - ein langer und harter Weg für ihn, diese Fähigkeit zu entwickeln. Doch was er sah war ebenso verstörend: Verlustangst. Das war durch und durch neu für ihn und irgendwie auch erschreckend.
Das waren die Gedanken, die er wälzte während er mit Cyron vor seinem Haus stand und die Leute beobachtete.
Er wußte natürlich, dass er in einer besseren Gegend lebte, die Straßen waren sauber und die Menschen gut gekleidet. Er kannte es aber auch anders. Ganz am Anfang konnte er sich kein Dach über'm Kopf leisten, schuftete am Hafen bis er den Weg fand, wie er gleiche mehrere Stufen auf der Karriereleiter nach oben zu klettern. Jetzt standen sie hier und auch wenn man an ihnen vorbei lief fielen Blicke auf sie, taxierende Blicke.
Sie versuchten einzuschätzen wer hier wohnte. War er einer von Ihnen?
Er musste gestehen, dass er seine Nachbarn noch nie gesehen hatte, meist schlief er in den frühen Morgenstunden und arbeitete Tagsüber und oft auch Nachts, und ehrlich gesagt war er auch nicht bereit gewesen jemanden zu treffen solange ihm nicht klar war, welches Bild er vermitteln sollte. Nun reifte dieses aber in ihm, ebenso wie die Erkenntnis, dass er auch irgendwie überleben würde, wenn sich Jarel nun zurückzog. Er war eben keine verweichlichte Schwuchtel, egal ob Homo- oder Heterosexuell, sein Beruf hatte ihn hart und effizient gemacht auch im Umgang mit Gefühlen. Er würde auch damit fertig werden.
Er musterte nun Cyron. Wie lange er seinen Überlegungen nachgehangen war ohne etwas zu sagen wußte er gar nicht mehr.
Es dämmerte aber noch nicht einmal, zumindest waren es keine Stunden gewesen.
"Was denkt ihr?" fragte er einfach ins Blaue hinein, denn irgendwer musste ja etwas sagen.
Benutzeravatar
Jarel Moore
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 935
Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

„Ich denke…“, begann der Elf und zögerte.
Sicherlich zielte die Frage seines Gastgebers auf etwas völlig anderes, aber eben dieses ging ihn einen feuchten Kehricht an. Und er würde sicherlich weder die Gefühle seines Patienten zu deuten versuchen, noch die seines Gastgebers.
…wir werden heute Abend hervorragend essen.“, flötete er und fügte nach einem weiteren Zögern nun doch einen Kommentar an, der ihm eigentlich nicht zu stand:
„Vielleicht solltet ihr sehen, ob er Hilfe braucht.“ Wenn der alte Heiler etwas gelernt hatte war die Kommunikation miteinander der essentiellste Teil einer Beziehung. Das, und seinem Partner die Freiheiten zu lassen, die er brauchte und den Halt, den er benötigte. Und darin, die richtige Mischung aus allem zu finden bestand die große Kunst. Wobei seine Frau immer diejenige war, die alles zusammenhielt und die Kommunikation anstieß. Oder auch auf ihre direkte Art danach verlangte wenn er selber einmal mehr zu stoffelig oder zu stur dazu war.

Die Gedanken des Schattenläufers drehten sich noch immer, wie ein im Sturm geborstenes Schiff, dass mit Mann und Maus von einem gewaltigen Strudel schäumenden Wassers in die Tiefe gerissen wurde. Hier eine Planke, da ein Stück Segel, dort ein geborstenes Fass, sich ewig drehend und wirbelnd.
Aber im Gegensatz zu diesem fiktiven Unglück auf See beruhigte sich das innere des Ritters langsam wieder. Zumindest im Kopf des Kochs klärte es sich langsam und schleppend auf.
Er schloss die Augen, während seine Hände die Arbeit von ganz allein vollführten. In einer Geschwindigkeit, die Slava für einen Special Effekt Trick des Filmbusiness halten könnte, hätte er sie gesehen.
Sein Kind hatte selber Kinder. Er würde sie nie sehen, nie halten, nie verwöhnen und verziehen können, um sie aufgedreht und verdorben wieder auf die Eltern loszulassen. Er würde seine Schwiegertochter nie kennenlernen und nie erfahren, ob seine Tochter vielleicht auch jemanden hatte.
Er würde nie erfahren, was Ilarion zugestoßen war. Wo er hin verschwunden und wie er es zurück geschafft hatte.
Und auch seine Schwester und deren Tochter würde er nicht wiedersehen, ebenso wenig wie seinen Schwager, mit dem er so manche Nacht im Rausch verbrachte und mit dem gemeinsam er so manch einen Kater durchstand.
Er vermisste sie. Sie alle.
Doch er hatte hier etwas gefunden, dass sein Herz band. Etwas, dass ihn wärmte. Ein Feuer, dass endlich brennen durfte und das erwidert wurde.
Der Strudel und die Trümmer verschwanden und machten einem paar grüner Raubtieraugen Platz, die ihn aus einem scharf geschnittenen Gesicht mit einem gepflegten Dreitagebart aus ansahen.
Der Schattenläufer gab einen Seufzer von sich, ungehört und auch sein Lächeln blieb ungesehen.
Er war angekommen. Er wollte hier nicht weg.
Die Sehnsucht verwandelte sich in etwas Zufriedenes, etwas Warmes, ruhiges. Seinen Kindern ging es gut. Sie kamen bestens ohne ihn klar und lebten ihr Leben.
Leise summend schnitt und schibbelte er weiter, schmeckte ab, würzte und zauberte.
Schon bald füllte sich das Erdgeschoß mit einem würzigen Duft, interessanten Nuancen von bekanntem und unbekannten.
Und endlich kam er auf die Idee, nach seinem liebsten zu sehen, unwissend, was seine Reaktion auf Cyron Worte hervorgerufen hatte.
Die Tür öffnete sich schwungvoll und sogleich drang ein Schwall intensiver Aromen nach draußen.
Der Elf hob gleich schnuppernd den Kopf und begann breit zu grinsen.
„Slava...“ Jarel sah mit einem seltsamen Lächeln zu seinem Gefährten. „…hilfst du mir den Tisch zu decken?“
Den Elfen jedoch versah er mit einem kurzen, verschwörerischem Blick, den dieser mit einem kaum merklichen Nicken quittierte.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1055
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Ein Ding, das Slava hasste wie die Pest war es, einen Konflikt unter den Tisch zu kehren und zu lächeln obwohl hinter der Fassade die Stube brannte. Eigentlich etwas, was man dem Agenten und ewigen Geheimniskrämer wohl kaum zugetraut hätte. Aber wer mit politischen Geheimnissen jonglierte und das Schicksal von Regierungen in die Hand nehmen konnte musste zumindest privat so aufgeräumt sein wie nur irgendwie möglich. Nur so arbeitete man sich zu den Top Agenten hoch. Ob er dazu gehörte wusste er nicht einmal selbst, aber er sah sich auf dem besten Wag dahin. Elite... aber dann war er irgendwo falsch abgebogen.

Aber Fakt war: Er kam Jarels Aufforderung nach. Hatten er und Cyron sich verschworen? Kommunizierten die beiden telepathisch? Cyron bat ihn ihm zu helfen und einen Moment später kam Jarel heraus und... Slavas Blick wanderte vom Elfen zum Ritter, zuckte mit den Schultern und schüttelte wortlos den Kopf. Weniger als Ablehnung, mehr aus Unverständnis.
Drinnen waren sie alleine, zu zweit alleine.
Er selbst hatte auch eine belegte Stimme während seine Hände wie automatisch Teller und Besteck hinlegten auf Stoffservietten wie es in seiner Zeit übliche gewesen war. Wie hier ein Gedeck auszusehen hatte wusste er nicht einmal. Ein Versäumnis.
"Sag es mir gleich... Ich weiß, wer Ilarion für dich war. Wenn es uns im Weg steht will ich das lieber früher als später wissen."
Dabei roch es hervorragend. Er wollte nicht das ganze Essen crashen, aber wenn er sich vorstellte, wie sie am Tisch saßen und den Elefanten im Raum nicht ansprachen, dann drehte sich ihm einfach der Magen um. Das Leben war auch ohne solche Animositäten kompliziert genug, er hatte sich nun vorgenommen offen und aufgeräumt mit seinem Gefühlsleben umzugehen. Wie lange er durchhielt war die andere Frage.
Antworten