Gildorf | Privatwohnung | Slavas ehemalige Wohnung, jetzt Schuras und Valjans Wohnung

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von/nach: Gasthaus Eisvogel -> durch die Stadt -> nach Hause
Datum: morgens 2. August 1278 -> 3. August morgens
betrifft: (bezieht sich noch darauf) - und später Jake
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Tatsächlich hatte Slava an diesem Tag noch verschiedene Ziele, das erste und dringlichste war jedoch der Bote.
Der wartete tatsächlich am Platz des Hierarchen auf ihn und man hatte ihn dort bereits in einen Besprechungsraum bringen lassen. Der Mann wirkte, obwohl sonst souverän, nun doch etwas besorgt, er hatte ohnehin nur eine Nachricht, nämlich die, dass 'neue Frachte eingetroffen' wäre. Und er sollte den Ort nennen, Larron, eine kleine Ortschaft zwischen Maribor und Carreras. Das war alles, und sie sei auf dem Weg hier her, es würde aber noch dauern.
Slava bezahlte den Mann gut und ließ ihn gehen. Wieder hatte er sich die Nervosität selbst nicht anmerken lassen, aber verdammte, das konnte nur bedeuten, dass etwas größeres au dem Portal gekommen war, und dann seine Wachmannschaft nun auf dem weg war, es ihn zu bringen. auf ein Lebewesen wollte er nicht hoffen, aber es würde ihm schon datierbare Gegenstände helfen, die einen Rückschluss auf Welt und Entwicklungsstand zuließen. Aber bis dahin würden noch fast zwei Wochen vergehen, so lange würden die brauchen.
Statt wieder in den Eisvogel zurückzukehren waren nun jedoch noch andere Dinge angefallen, die er zu erledigen hatte, weniger interessante. Wobei es vielleicht doch noch interessant werden konnte.
Zunächst aber stattete er dem Papierhersteller einen Besuch ab, der ihm Zigarettenpapier liefern sollte, dann machte er einen Abstecher ins Passiflora, er hätte eigentlich nur ein paar Fragen stellen wollen, seine genauen Beweggründe würde er ohnehin verschweigen, aber was dort zudem geschah würde noch einige bedeutende Fragen aufwerfen und weitere Kreise ziehen. Die ist jedoch ein anderes Thema und soll anderenorts erzählt werden.

Sein Weg führt ihn daraufhin jedoch am Hafen vorbei, dort in einem Lagerhaus wurden die Toten aufbewahrt, die man aus dem Hafenbecken fischte und die nicht ohne weiteres identifiziert werden konnten. Und genau um die ging es ihm. Im Anschluss ging er noch in seinem Büro vorbei, bereitete einen Bericht vor, las wiederum selbst berichte. So kam es, dass er erst spät mit dem Tagesgeschäft fertig war und auch erst spät nach Hause kam.
Später an diesem Tag war ihm absolut nicht mehr nach Gesellschaft. Cyron würde man in de Wohnung bringen sobald er mit dem Hexer zurückkehrte. Dort würden weitere Bücher bereit liegen, was die Bibliothek eben so hergab, über Pflanzen, Geographie, die Königreiche und Wappen und weitere Sprachnotizen Slavas, eine eher wahllose Sammlung.
Erst am nächsten Tag würde er sich wieder aufmachen um mit ihm zu reden. An diesem Abend räumte er selbst noch auf um dann halb tot ins Bett zu fallen und am nächsten Tag nachdem zwei Nächte kaum erholsam gewesen waren, mit Rückenschmerzen wieder aufzuwachen.
Die Behandlung des Elfenheilers hatte über zwei Tage gehalten, immerhin. Er würde sie heute wiederholen lassen müssen, wollte er sich eigentlich gar nicht bewegen, tat er es, dann wie ein alter Mann.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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von/nach: Rücker-Anwesen -> durch Nowigrad -> zu Slava nach Hause
Datum: 3. August morgens
betrifft: Slava
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Er hatte getan, wie Jarel ihn geheißen hatte. Pflichtschuldig, aber in Gedanken versunken. Er hatte viel Zeit gehabt, über alles nachzudenken, was in Wyzima geschehen und was er erfahren hatte. Darüber wie er dazu stand und je länger er daran herum brütete, umso sicherer war er sich erstens, dass Jarel viel zu gut für ein Arschloch wie Slava war und er seiner Meinung diesbezüglich Luft machen wollte. Anfangs hatte er sich eingeredet, dass er sich nicht einmischen würde. Dass es ihn nichts anging. Sie waren beide erwachsen und würden das untereinander klären, irgendwann... und dann stand ihm wieder der Ausdruck in Jarels Zügen vor Augen, dort in Wyzima im Tempelgarten und er hörte wieder sein verzweifeltes Flüstern im Fiebertraum. Immer wenn er an diesem Punkt ankam, wurde ihm klar, dass er sich nicht raushalten konnte. Dass es ihn zerreißen würde.
Jakob zog aus den gegebenen Fakten nicht die entsprechenden Schlüsse und daher fürchtete er den Mann, zu dem der alte Soldat inzwischen geworden war, nicht einmal wirklich. Vielleicht fehlte ihm dazu die Fantasie oder er ließ solche Gedanken schlicht und ergreifend nicht zu. Aber hauptsächlich war es wohl seine sture Kompromisslosigkeit, die notfalls über seine eigene Leiche ging, die ihn letzten Endes vom Eisvogel zu eben der beschriebenen Stelle gehen ließ, wo die versprochene Bettlerin saß. Doch anstatt ihr wie befohlen Münze und Nachricht zu überbringen, konfrontierte er sie ganz stumpf mit der Tatsache, dass er wusste für wen sie hier saß und dass er wissen wollte, wo er diesen Mann finden konnte. Die Münze behielt er dabei im Säckel. Die Bettlerin erwies sich als erstaunlich flink, sprang auf und rannte vor ihm davon, als sei der Teufel persönlich hinter ihr her und nicht nur ein Knappe der Flammenrose, welcher sich redlich bemühte, ihr im Gedränge der nowigrader Straßen zu folgen. Immerhin gelang es ihm zu sehen, dass sie einem Elf in die Arme lief und diesem hektisch berichtete, immer wieder in die Richtung gestikulierend, aus der sie gekommen waren. Sie kümmerte sich erstaunlich wenig darum, nicht aufzufallen. Irgendwie hatte Jakob das bei einem Chef wie Slava fast erwartet, aber auch der musste wohl nehmen, was man hier so kriegen konnte, wie sie alle.
Wie auch immer - Jakob fackelte nicht lange und eilte ebenfalls auf den Elfen zu. Die Vettel quietschte und rannte in die nächstbeste Gasse davon. Der Elf war weniger schreckhaft und ließ sich recht einfach davon überzeugen, dass Jakob unbedingt persönlich mit seinem Auftraggeber sprechen musste und dafür, dass sie schnell beide wussten, das sie vom gleichen redete, sorgte er mit gezielt gesetzten Andeutungen. Würde es ihn mehr kümmern, hätte es Jakob wohl besorgt gestimmt, wie schnell der Elf bereit war, ihm die Adresse zu geben und den Weg zu Slavas Haus zu erklären. Oder aber Jakob würde dort sein blaues Wunder in Form von Söldnern oder anderen Helfern erleben. Doch darum würde er sich Gedanken machen, wenn er dort war. Generell machte er sich lieber gar keine Gedanken, sonst würde ihm noch aufgehen, welchen Unfug er gerade wieder im Begriff war zu tun. Während Jarel sich bei Tee und Gebäck bei einer Freundin ausweinte, zog er wie der typische große Bruder los, um dem Kerl den Arsch zu vermöbeln, der ihm das Herz gebrochen hatte. Nein, besser nicht denken, sondern handeln.
Er folgte der Beschreibung und hatte das Haus schnell gefunden. Teure Wohngegend, Glasscheiben, Fachwerk. Nicht mal allzu viel Dreck auf der Straße. Und immernoch fiel dem Knappen nicht auf, dass er sich unter Umständen mit Mächten anlegte, die ihm über waren. Erstaunlicherweise gab es nicht mal einen Hund. Nichts wies auf Wachen hin, das Haus lag still und wie verlassen. Vielleicht war der Elf doch klüger gewesen, als Jakob ihm zutraute und hatte ihn an eine falsche Adresse verwiesen? Er würde es herausfinden... Entschlossen klopfte er dreimal fest an die schwere Holztür. Manches in dieser Welt kam ihm noch heute wie aus einem Freilichtmuseum gestohlen vor, so auch Türen wie diese. Massiv, dunkel, von der Zeit gezeichnet. Echt.
Und eben diese echte, dunkle Massivholztür öffnete sich nach einer Weile und im Rahmen stand tatsächlich Slava. Müde, gekleidet in etwas, was man wohl weitläufig als Pyjama beschreiben konnte und im ersten Moment wohl tatsächlich überrascht. Ein Moment, den Jakob nutzte, um dem verdutzten Mann einen linken Haken zu verpassen, vordrängend und die Tür hinter sich einfach wieder ins Schloss zu werfen, bevor zu viele neugierige Augen Zeugen des kleinen Scharmützels wurden. Er hatte sich nicht mal selbst dazu überreden müssen - die Wut kam wie von allein, getrieben von all den kleinen Impulsen, die sich über die letzte Woche angestaut hatten. Objektiv betrachtet war eine Attacke auf genau diesen, so ungliebten Menschen, exakt das richtige Ventil für den lange angestauten Druck tief im Kern des jungen Mannes.
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Sonntag 30. Oktober 2022, 21:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Vyacheslav Sokolov
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Er war am Morgen aufgewacht, wenig erholt und wieder mit Rückenschmerzen, als hätte ihm jemand in den Rücken getreten. Genau das war auch geschehen, zwar jähre zuvor aber die Rechnung kam immer erst später. Als würde er wieder jeden Schlag mit der Keule spüren, die ihm einige Lendenwirbel zertrümmerte. Es war reines Glück, dass ihn das damals nicht in den Rollstuhl befördert hatte. Es war Lew gewesen, der ihn damals rausgeholt hatte, und daran erinnerte er sich immer wenn er sich kaum mehr aufrichten konnte.
Die Lendenwirbel waren später versteift worden, die unregelmäßigen Verknöcherungen konnte e man sogar tasten. Sie waren stabil, das ja, aber steif und der Rücken schmerzte oft. So auch an diesem Tag. Er hatte sich eben aus dem Bett geschält, nach unten geschleppt und Kaffee aufgesetzt. Es gab keine Zeugen, also gab er sich die Blöße, sich mühsam am Tisch abzustützen, je mehr er sich schonte, umso besser.
Was sich draußen auf der Straße abspielte ahnte er noch nicht, auch nicht dass ihn seine Agenten eben an den Feind verrieten.
Aber eben, man musste nehmen was man kriegen konnte, von echten Agenten waren diese Kinder noch weit entfernt. Er machte alles alleine, sie ausbilden und koordinieren und die Einstellungsvoraussetzung war es tatsächlich nur, lesen und schrieben zu können. Trotzdem würde er später noch ein Exempel statuieren müssen was Disziplin anging.
Vorerst bekam er jedoch nur die allerletzte Konsequenz mit:
Und dann hämmerte es an der Tür.
Er ging langsam um diese zu öffnen, wer auch immer hier her kam, vermutlich Elurin, durfte es nicht eilig haben. Ansonsten kam ohnehin nur Cyron in Frage, der klopfte aber anders...
Und noch während er sich überlegte, was der junge Elf wollen konnte öffnete er... und kassierte sofort einen Kinnhaken.
Er taumelte zurück und Jakob stand vor ihm. Er mußte zugeben, der Junge hatte ihn überrascht und auch gleich gut getroffen. Dass er stank als hätte er Tage und Wochenlang nicht gewaschen - vermutlich weil es genauso war - das registrierte er nur am Rande. Auch dass der sonst so stille Junge mit diesem Überraschungsangriff genaugenommen ordentlich aus seiner Komfortzone herausgekommen war und man eigentlich die Initiative respektieren sollte, das kam ihm erst später in den Sinn.
Zunächst hielt er sich den Kiefer, taumelte einige Schritte barfuß zurück in die Wohnung. Die Zähne waren noch alle drin, nur die Lippe blutete ein wenig.
Der einzige Gedanke, der ihm tatsächlich kam war, dass er verhindern musste, dass die Kanne mit dem Kaffee, der große Keramikkrug mit dem selbst entworfenen Filteraufsatz aus Keramik umgestoßen wurde. Sicher, diese dem Jungen entgegen zu schleudern hätte seine Wirkung nicht verfehlt, aber, Himmel, es ging um Kaffee, den so zu verschwenden wäre mehr als Blasphemie gewesen in seinen Augen.
Allein diese Überlegung zeigte, wie wenig er Jakob derzeit noch ernst nahm. Aber er sollte bald schon eines Besseren belehrt werden.
Er bewegte sich langsam vom Tisch weg, wie es seine Art geworden war, eigentlich wollte er Jakobs Hand greifen und ihn überwältigen, in einen Haltegriff zwingen aber das misslang gründlich. Er war einfach zu langsam.
Er erwischte ihn nicht gleich richtig, Jakob entwand sich dem Griff und setzte sofort nach und er verlor fast das Gleichgewicht dadurch.
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Jakob von Nagall
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Seine Linke landete zielsicher auf Slavas Kiefer und auch wenn es nur die Linke war, so lag doch genug Pfeffer hinter dem Hieb, dass der Soldat rückwärts zurück in den Raum stolperte. Jakob war ihm sofort auf den Fersen, wich dem schlechten Versuch, ihn zu greifen nicht aus, sondern entzog seinen Arm mit einem heftigen Abwärtsruck einfach dem Zugriff. Hätte derjenige, der ihm solche Dinge in den letzten Monaten beigebracht hatte, gewusst, was sein Knappe gerade in diesem Moment damit anstellte, er wäre wohl alles andere als stolz auf dessen Fortschritte gewesen. Jakob war besser geworden, noch etwas schneller und auch stärker. Der Verdienst seines Ritters, der ihm kaum eine ruhige Minute zwischen all den Trainingseinheiten gelassen hatte, seit er vereidigt war. Die Bewegungen des Jüngeren waren zielsicher und weit weniger kopflos wie noch zum Zeitpunkt seines Eintreffens und dem ersten Aufeinanderprallen mit Slava. Er hatte dazu gelernt, definitiv.
Jakob blieb nah an seinem Gegner, drehte den Spieß geschickt um. Statt das Slava ihn zu greifen bekam und fixierte, fand sich der Soldat selbst gepackt, herum gerissen und küsste mit dem Gesicht die Tischplatte. Der Knappe versuchte ihn dort zu halten, überschätzte wohl aber seine Kräfte oder unterschätzte den Willen und das Können seines Gegners.
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Vyacheslav Sokolov
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Selbst auf der Tischplatte fixiert zu werden löste für einen kurzen Moment wieder Erinnerungsfetzen aus, alte... Mehrere Männer, die ihn so fixierten... verhindern würde er es nicht können, doch es traf ihn nicht unvorbereitet, er kannte die Triggerpunkte mittlerweile und er war kaltblütig genug um sie zu ignorieren.
Sein Verstand ging in Windeseile alle Optionen durch. Ein Tritt von der Seite gegen das Knie des Jungen hätte ihm selbiges wohl gebrochen, aber das wollte er nicht, es würde ihn auf Monate arbeitsunfähig machen. Ein Wurf kam ebenfalls nciht infrage, Jake würde auf dem Tisch laden, beim Kaffee...
Aber wer sagte denn, dass er sich an Regel halten musste.
Er klopfte ihm schnell zweimal hintereinander auf dem Oberschenkel, in der Regel ließen Kampfsportler dann kurz los... Nur Jake fiel nicht drauf herein. Er lachte nur über den alten Trick, gut, er war nicht ausreichend auf Jiu-Jitsu dressiert. Trotzdem bekam er genug Spielraum um sich ein wenig einzudrehen und ihm einen Hieb mit dem Ellbogen gegen die Schläfe zu verpassen. Er taumelte ein wenig zurück.
Allerdings war er immer noch zu steif, er kam nicht einmal rechtzeitig hoch um sich umzudrehen und erneut auszuteilen.
"Hör auf Jakob, du hast gewonnen, bitte, hör auf." mit roher fester Stimme, bestimmt. Jeder Ton war gut trainiert, und er sprach englisch, neutrales Terrain.
Er flehte nicht, so weit ließ er sich nicht herab, aber er wußte auch wann es an der Zeit war die Waffen zu wechseln.
"Was denkst du, machst du hier?" Fuhr er fort, hob beide Hände, passiv und die Handflächen zu seinem Angreifer, aber er würde jederzeit zugreifen können, würde er erneut angreifen,
"Was hab ich dir getan? Du gehst ja wohl nicht auf mich los, weil ich dich in Velen etwas gepiesackt habe, oder? Also... was siehst du in mir... wen siehst du in mir?"
Er sah sich kurz nach dem Kaffee um, eine demonstrative Geste, für den Fall, dass der Junge den Kaffee noch nicht bemerkt hatte. Die Kanne stand noch.
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Jakob von Nagall
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Dieser uralte Trick war ja wirklich nicht Slavas Ernst. Gut, er hatte erst unter Jarel gelernt zwischen Ernst und Training eine klare Linie im Kopf zu ziehen, aber dennoch reizte ihn das Klopfen zu einem freudlosen Lachen. Netter Versuch. Doch seine Aufmerksamkeit war einen Moment genügend davon abgelenkt, dass Slava etwas Bewegungsspielraum bekam. Der Schlag Richtung Kopf war relativ gut gezielt und sorgte dafür, dass Jakob zur Seite taumelte, einen Arm schützend gegen den Kopf erhoben. Doch Slava setzte nicht nach - er war gar nicht da, wo Jakob ihn als nächstes vermutet hätte. War der Soldat nicht mal schneller gewesen? bei ihrem ersten kampf war er ihm wie eine Schlange vorgekommen, die so gnadenlos schnell zugeschlagen hatte, dass ihm kaum Zeit zum reagieren geblieben war. Doch nun... Jakob blinzelte gegen die Schatten, die sein Sichtfeld einen Moment lang eingeengt hatten, dann klärte sich das Bild und zeigte ihm einen Slava mit erhobenen Händen. fast zeitgleich kamen auch die ersten Worte bei ihm an.
Aufhören. Bitte.
Bitte? Englisch. Ernsthaft? Jakob blinzelte. Englisch, das zweite Mal seit kurzer Zeit, dass er diese Sprache seiner alten Heimat wieder hörte und sprach. Es brachte ihn tatsächlich zum Innehalten. Was machte er hier? Zumindest das konnte er für sich leicht beantworten: er tat etwas, was längst überfällig war. Wenn es auch nichts bringen mochte, außer ihm Genugtuung zu bereiten. Die hellen Augen des Knappen, die es an eisigem Starren mit denen des ehemaligen Soldaten aufnehmen konnten, richteten sich emotionslos auf diesen, doch er kam der Bitte nach und griff nicht erneut an. Sein Kopf war ganz klar, ihn trieb nicht die sonst so blinde Wut, sondern wohl kalkulierter Zorn. Selten für diesen jungen Menschen, doch auch er hatte sich verändert. Die Zeit, die festen Grenzen, die ihm Orden und Rittervater gaben. Er verlor nur noch selten wirklich die Kontrolle, wodurch Situationen wie diese umso mehr gegen ihn sprechen ließen. Affekt oder Kalkül machten aus der gleichen Tat unterschiedliche Tatbestände.
Und dann die Fragen. Wieder Psychospielchen. Slava wollte Zeit schinden, dessen war sich Jakob sicher. Aber wenn er schon fragte, sollte er auch Antworten haben.
Zorn flammte in den bisher so eisigen Augen auf, sodass es einen Moment so aussah, als würde er wieder angreifen. Doch er zog sich noch zwei Schritte zurück, brachte etwas Abstand zwischen sie, den sowohl er als auch Slava für eine neuerliche Attacke überwinden müsste. Schritte, die Zeit kauften, dem einen wie dem anderen. Frieden? Wohl kaum.
"Mir? Mir hast du nichts getan. Mir kannst du gar nichts tun.", blaffte er in der Gemeinsprache. Selbstbewusst, wo er früher einfach verbissen geschwiegen hätte, nun fast schon verächtlich. Das es der rechten Hand Dijkstras nur ein Fingerschnippen kostete, ihn das Gegenteil zu lehren, davon hatte der naive junge Mann keine Ahnung. Diesen Teil der Geschichte hatte er schlichtweg hinter den Mauern der Komturei verschlafen und auch Jarel hatte ihn diesbezüglich nicht schlauer gemacht. Vielleicht ein Fehler.
Für Jakob war es umso besser, denn so gab es fast nichts, was ihn hemmte, seine Anklage los zu werden.
"Es ist scheißegal, was ich in dir sehe! Es ist auch scheißegal, ob du Vollidiot meinst, du könntest mit jedem Menschen deine Spielchen spielen. Piesacken - nenn es wie du willst. Aber es ist mir nicht egal, wenn du den einen Menschen piesackst, der scheiße nochmal was Besseres verdient hat als dich Arschloch und trotzdem aus irgendeinem Grund an dir hängt.", erwiderte er also in für ihn unerwartet festem Ton. Ein Atemzug, der sein Herz tatsächlich beruhigte, so als wäre er vollkommen im Recht und aus seiner Sicht war er das auch. "Dieser Mann ist mir mehr wert als mein beschissenes Leben - Ich lass nicht zu, dass du seine Gefühle in den Dreck trittst, Slava." Plötzlich raste sein Puls wieder. Hatte er das gerade wirklich gesagt?
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Vyacheslav Sokolov
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Es war Slava vollkommen egal, in welcher Sprache es weiterging, dann eben die Gemeinsprache. Ein wenig leichter ging ihm die durchaus von der Zunge, weil sie viel mit seiner Muttersprache gemein hatte.
Jake wich zurück ging selbst auf Abstand, er schien dem Frieden nicht sehr zu trauen. Unter anderen Umständen wäre das Misstrauen ja auch angebracht gewesen. In der aktuellen Lage wäre er wohl kaum in der Lage, das Gesprächsangebot als Ablenkung zu nutzen um ihn zu überwältigen. Die Vorstellung war für ihn nun geradezu lachhaft. Er hatte verloren... gegen Jakob.
(In vielerlei Hinsicht. Sogar Jarel hätte sich jederzeit gegen ihn und für den Jungen entschieden. zum Glück ahnte er davon und von dem Traum nichts.)
Andererseits spielte gerade das nun keine Rolle mehr. Er hatte tatsächlich längst andere Möglichkeiten. Diese kindischen Rivalitäten waren gerade im Moment tatsächlich unter sein Würde.
Er ließ sich versucht lässig auf einen Stuhl fallen und bereute die plötzliche Bewegung sofort.
Als der Schmerz etwas nachgelassen hatte zog er die Kanne mit Kaffee heran und einen Becher, goss sich ein.
Wenn Jake etwas wollte würde er schon fragen müssen, er war schließlich hier eingedrungen und hatte ihm die Lippe blutig geschlagen, er würde ihm nicht auch noch Kaffee anbieten.
"Ich hab mir meine Gesundheit nach bestem Wissen und Gewissen ruiniert... ohne die Medizin unserer Welt oder starker Schmerzmittel bin ich ein Wrack." erklärte er. Vielleicht um Zeit zu gewinnen. Vielleicht auch um Jake die Freude an dem Sieg zu nehmen.
Er trank den Kaffee.
Im Moment stimmte es auch, dass er durchaus bereits eine dritte Möglichkeit gefunden hatte würde er gerade Jakob verraten. Besser einen Trumpf im Ärmel behalten, sollte der Junge doch noch zur Gefahr werden... Aber irgendwie sah auch er nicht viel mehr in ihm als einen Jugendlichen, der seine Grenzen suchte.
Dann musterte er Jakob. Ja, er hätte drohen können, hätte ihn darauf hinweisen können, dass er ihn jederzeit verhaften lassen konnte. Aber dazu müsste er einen echten Feind oder Gegner in ihm sehen. Außerdem konnte er das immer noch und musst ihn nicht extra warnen.
"Du hast einfach keine Ahnung, wovon du da redest, Jakob."
Erklärte er schließlich mit einem Kopfschütteln.
"...dabei hatte ich gedacht, gerade du würdest mehr verstehen."
Ganz ohne Spitzen kam er eben auch nicht aus.
"Ich hatte eine Frau und einen Sohn... war in der Armee." den Teil mit dem GRU ließ er weg, das war gerade nicht unbedingt erheblich.
"Was denkst du, wir gut kommt es da an, schwul zu sein? Hm? Ich hab mein Leben lang alle belogen, mich selbst eingeschlossen... Und auch nicht jeder hat das Glück, wie du einfach dem nächsten Ritter vor die Füße zu fallen und im Grund da weitermachen zu können wo er aufgehört hat."
Wobei... sah man in Dijkstra Slavas Ritter... Nein, der Vergleich hinkte erheblich, vor allem weil jeder der beiden den anderen umkreiste wie ein Tigermännchen das andere und auszuloten versuchte ob der andere ein Rivale oder ein Verbündeter war.
"...und Jarel... ich spiele nicht."
Und jetzt, da es ihm fast auf der Zunge lag, etwas krampfte sich ihn ihm zusammen.
"Aber das geht dich nun wirklich nichts an, nur ihn und mich."
Was wollte er eigentlich? ...dass Jake sich entschuldigte und in ihm den Guten sah? Nein, eigentlich war es ihm egal, was Jake in ihm sah, aber er wusste auch, dass es Jarel nicht egal war... Und deswegen...
Etwas sträubte sich noch gehörig, das zu akzeptieren. Zeit.
Es war noch nicht ausgestanden.
"Du musst nicht den großen Bruder spielen. Das ist lächerlich."
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob beobachtete den anderen Mann, der sich an den Tisch setzte und bei jeder Bewegung so steif wirkte, wie sich das kleine Gerangel eben angefühlt hatte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte nur gnadenlos: "Tja, hier bist du fast ein Greis." Was nicht ganz stimmte, aus Sicht eines so jungen Menschen aber dann doch wieder der Wahrheit recht nah kam. Er hatte einen alten Mann geprügelt. Egal, auch ein alter Wolf hatte noch Zähne und so recht wollte sich das schlechte Gewissen, dass sich eigentlich einstellen sollte, nicht zu Wort melden. Jakob blieb misstrauisch. Er hatte gesehen, was die beiden "alten" Männer abgezogen hatten, damals auf der Reise von Velen nach Nowigrad. Er war nicht blöd genug, Slava zu unterschätzen, auch wenn er gerade aussah wie ein geprügelter Hund und sich an seinem Kaffee festhielt. Einem Getränk, von dem sich Jakob inzwischen tatsächlich ziemlich weit entfernt hatte, wenn man das Höllengesöff außen vor ließ, zu dem Jarel ihn manchmal einlud. Sowieso war er unter der Knute des Ritters weniger müde, konnte oft traumfrei schlafen und lebte in Gänze gesünder. So gesehen hatte Slava nur halb recht - ja, er war dem nächsten Ritter vor die Füße gefallen, aber er machte eben genau nicht einfach weiter. Er machte es besser.
Er schnaubte. "Ach stimmt ja - weil ich Deutscher bin, verspüre ich den Drang Homosexuelle in ein KZ zu sperren... ach nein, warte, du meinst weil ich Katholik bin und der Zölibat nur für Frauen gilt, aber nicht für Messdiener.", ätzte er. So eine gequirlte Kacke - was sollte er bitte verstehen? Seine Welt, die Gesellschaft in der er aufgewachsen war, hatte zwar auch ihre Probleme mit Homosexuellen, aber man wurde - meistens - nicht gleich zum Teufel gejagt deswegen. Die Zeiten waren dann doch langsam vorbei und selbst ein katholischer Klosterschüler wie er hatte dahingehend Liberalität gelernt.
Immerhin unterbrach er den Älteren nicht noch einmal, ließ ihn reden, wirkte aber nicht, als würde er zuhören. Irrtum. Er hörte sehr genau zu und versuchte zu erkennen, ob Slava wieder nur Spielchen spielte. Er hatte so viele Fasetten von diesem Kerl kennen gelernt, dass er immernoch keine Ahnung hatte, welche die echte Seite war. Wenn er überhaupt eine hatte und nicht nur noch aus Masken und Trugbildern bestand, die er ja sogar für sich selbst zu schaffen schien. Und Jarel? War er auch nur auf eines dieser Schattenbilder herein gefallen oder hatte er tatsächlich einen Blick hinter die Maske erhascht? Konnte jemand wie Slava selbst dann noch spielen, wenn es dermaßen ans Eingemachte ging, dass es sein Weltbild zu kippen drohte? Sein Selbstbild? Fragen, die dem Knappen im Kopf kreisten, während er die Worte aufnahm und den Kaffeetrinkenden musterte, ohne ein einziges Mal die Lider oder den Blick zu senken. Das war etwas, was er noch immer nicht abgelegt hatte.
"Wieso gibst du ihnen selbst hier noch die Macht dazu? Deiner Armee, deinen Landsleuten...", hörte er sich Jarels Worte echoen und zuckte gleich beiläufig mit den Schultern. "Du kannst das gerne alles lächerlich finden, dich über mich lustig machen, dich weiter belügen. Mir egal. Aber er hat Aufrichtigkeit verdient." Seltsam, wie wenig ihn die wie immer eher herablassende Art des Russen gerade anhob. Er hatte sich hinter seinen Armen verbarrikadiert und auch wenn es vielleicht eine total bescheuerte Idee gewesen war, sich vor seinen Meister zu stellen - ein bisschen wie ein großer Bruder, mochte ja sein - so fühlte es sich trotzdem richtig an. Nicht weil er hier für Glück und Harmonie sorgen wollte, denn die durfte es bei der Flamme genaugenommen nicht geben. Ihm war etwas ganz anderes wichtig, aber bis dahin war er bisher tatsächlich noch nicht gekommen. Jakob atmete tief durch, löste die starre Verschränkung seiner Arme und fuhr mit den Fingern einmal durch das Haar, welches er noch immer kurz trug. Dann drehte er sich einen Stuhl herum und setzte sich rittlings darauf.
"Scheiße Mann, das kann euch beide auf den Scheiterhaufen bringen." Und ihn gleich mit oder zumindest in das Verließ unter der Komturei. Nun ja, das und der Umstand, dass Jarel ein halber Wolf war und den Dämon hatte laufen lassen. Plötzlich fühlte Jakob einen Klumpen in seinem Magen wachsen und sein Blick flackerte kurz durch den Raum, als würde er jetzt erst wahrnehmen, dass er sich in einer fremden Küche befand. Die Scheiße war eigentlich viel größer als nur eine Liebelei eines eigentlich der Keuschheit verpflichteten Ritters und er wusste absolut nicht, was Jarel gerade anstellte - so wie er in letzter Zeit drauf war, war fast alles möglich. "Wenn er irgendeinen Bockmist anstellt, mach ich dich dafür verantwortlich.", kleidete er mal wieder nur das Resultat seiner Überlegungen in Worte.
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Vyacheslav Sokolov
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Slava seufzte. "Nein, ich hatte gehofft du versteht all das etwas besser, weil deine Welt meiner ähnelt. Deshalb nahm ich an, du hättest die Nachrichten gehört und wüsstest wie mein Land mit Homosexuellen umgeht... Sag bloß, in deiner Version der Erde war das nicht so? Ich bin auch nicht blöd, Jakob, ich war oft genug im Ausland, ich kenne die Berichterstattung über Russland. Und die Sympathie für eine lesbische Punk Band, die nicht einmal gute Musik machte sondern nur schockieren wollte..."
Himmel, warum fühlte sich der Junge auch dann schon angegriffen, wenn er sich selbstkritisch äußerte. Wie eingefahren mußte bei ihm der Hang zur Selbstkasteiung sein?
Und er meinte auch nicht die Katholiken... Irgendwie existierten die ohnehin nicht für ihn.
Aber es war müßig. Er hatte auch gar keine Lust, das weiter zu erläutern. Er würde alles als Angriff werten, das zumindest hatte sich nicht geändert, auch wenn er außerordentlich gesprächig geworden war. Das hatte Jarel gut hinbekommen.
Und die Denkweise war so typisch für den Ritter aber auch für den Jungen: Sozialängste, alten Mustern die Macht geben...
"Ich gebe niemandem die Macht zu irgendetwas, wenn es nur so einfach wäre."
Aber Jemand wie Slava dachte hier vollständig anders.
"Gut, ein Greis wie ich legt nun mal alte Denkmuster nicht ganz so schnell ab und korrigiert ein Selbstbild um 180°, aber möglich ist mir das, gewiss.
Aber nichts desto trotz ist die Gesellschaft hier nicht viel toleranter als die aus der ich komme. Deshalb... ein wenig Zeit brauche selbst ich dazu."

Slaven. War es das, lag es denen im Blut eine derartige Angst zu haben davor nciht mehr männlich gesehen zu werden berührten sie einen Mann? Dabei galt es noch bei den Griechen eher unschicklich eine Frau zu lieben weil die als zu dumm galten. Gesellschaften.
Ihm daher egal was gedacht wurde, er musste es nur begreifen und schnellstens lernen es zu instrumentalisieren. Das waren wiederum die Dämonen gegen die er nun vorging. Er hatte damals nicht nur zu den Mitläufern gehört, er war Täter. Er hatte die Sexualität anderer verwendet um sie gegen sie einzusetzen.
Er hatte damals den Landwirtschaftsminister auf diese Weise abgesägt. Man hatte Aufnahmen von ihm mit einem jungen Mann gefunden. Es wurde noch sehr hässlich und am Ende hatte er sich selbst das Leben genommen. Seine Behörde wurde nicht im Ansatz verdächtigt, zunächst zumindest nicht. Später vielleicht, sehr viel später, als der Westen begann alte Nachrichten zu hinterfragen. Da hatte er selbst aber bereits das Einsatzgebiet gewechselt. Das war lange nach London.
"Genau deswegen sagte ich... du hast keine Ahnung vom ganzen Bild. Und wer sagt denn, dass ich nicht aufrichtig bin? Hin uns wieder bin ich das."
Ein prüfender Blick zu Jakob. Wieviel ahnte er von seinem Beruf, dem früheren und dem neuen?
Vielleicht zog er die richtigen Schlüsse, nämlich, dass er gerade im Moment wenig ahnte, sonst wäre er nicht so hereingestürmt. Andererseits durfte er nicht den Fehler machen seine Intelligenz zu unterschätzen. Er kannte ihn lange genug um zu wissen, dass die Erkenntnis manchmal spät kam, wenn genügend Puzzleteile gefallen waren kam dann manchmal Wochen später die richtige Schlussfolgerung dazu. Nicht vielleicht weil er langsam dachte, sondern weil er viele Dinge aus einer ganz anderen Richtung anging als man erwartete.
Er goss sich Kaffee nach. Jakob wollte offenbar keinen, auch gut.
Ja, all das waren Psychospielchen, und vermutlich steckte es ihm einfach zu sehr im Blut, war zu tief verankert in seinem Training.
Etwas war aber für Slava nun tatsächlich zu einem Spiel geworden, Jakob Happen zuwerfen um zu sehen was er damit machte.
"Ich habe ein paar Semester Psychologie studiert... Ich nehm an, das hattest du nicht erwartet?" Oder doch?
Ob es einen 'echten Slava' ein Gesicht hinter der Maske gab war tatsächlich fraglich, selbst für selbigen. Er war es zu sehr gewohnt zu täuschen, dass er sogar aus der Wahrheit eine Täuschung machte, wenn man ihm zu nahe kam. Irgendwie hatte Jakob ja recht, einer wie er war nicht gut für den Ritter.
"Ihr wart es, die nach Wyzima aufgebrochen seid, ehe ich Zeit hatte noch einmal mit ihm zu reden." hielt er fest.
Wie gerne hätte er nun geraucht, sich an noch etwas anderem festhalten als der Kaffeetasse.
Hier saßen sie nun und redeten offen.
So offen wie es nur möglich war.
Und dann sprach Jakob genau das aus, was auch ihn mehr als beunruhigte - es konnte sie auf den Scheiterhaufen bringen...
"Meinst du, das weiß ich nicht? Ich habe mich auch mit der hiesigen Politik beschäftigt und dem Orden. Was denkst du warum ich Zeit brauchte? Sich kopflos in eine Affäre stürzen ist das eine... sich etwas aufzubauen das andere."
Er musterte den Jungen wieder. Hatet sich etwas geänndert?
Er redete mehr, wirkte ruhiger... war besorgt um Jarel. Wäre er nicht so mit der Türe in sein Haus geplatzt mit der Faust voran, man hätte fast glauben können, er wäre irgendwie zur Vernunft gekommen.
Wenn es etwas wie eine gemeinsame Zukunft gab, dann wäre dieser Junge zweifellos ein Teil davon, denn er war Jarel wichtiger als das eigene Leben.
Er selbst wollte so gar nicht in dieses Gefüge passen. Und doch war dass, was er tat vielleicht die einzige Chance, dass es nicht vollkommen auf tönernen Füssen stand. Denn wenn Jarel eines fehlte, dann der Weitblick. Er folgte seinem Herzen, war grundehrlich und aufrecht und rechtschaffen. Er sah nicht das Geflecht aus Macht, Machtgier, Wünschen und Ansprüchen, und menschlichen Abgründen, die die Gesellschaft zusammenhielten. Auch wenn er sich für einen Killer hielt, einen Assassinen, im Herzen, das wusste Slava, war der Ritter das nicht.
Er selbst schon. Er war bereit zu erpressen, unter Druck zu setzen und alle Hebel zu verwenden, die man ihm gab um zu erreichen was er wollte. Der Zweck heiligte die Mittel.
Vermutlich musste er Jakob nicht einmal sagen, wer er war, was er tat, auch ohne dass der genaue Fakten hatte ahnte er sehr gut mit welcher Art Mensch er es zu tun hatte.
Er grinste trotzdem. Wenn er etwas verinnerlicht hatte, dann dass er die Lage selten ernst nahm, egal wie ernst sie war.
"Und nun? Wie soll's weitergehen? Muss ich jetzt immer damit rechnen, dass du mich hinterrücks überfällst wenn ich nicht aufpasse? Oder vereinbaren wir einen Frieden? Nenn mir mal deine Bedingungen, dann kann ich drüber nachdenken, ob es akzeptabel ist." und er zwinkerte.
Wo genau er hin wollte wußte er selbst nicht, aber auch er folgte einem Instinkt, der ihm sagte, dass sie im Grunde das gleiche wollten. Natürlich konnte Jakob fordern, dass er sich von Jarel fern hielt... Das wäre das Worst-Case-Szenario, aber auch dafür gab es einen Weg.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Er schaltete zunächst auf Durchzug, blickte durch den Mann am anderen Ende des Tisches hindurch. Die alte Welt war Vergangenheit. Er legte sogar einen Moment lang die Stirn auf die Unterarme, die er vor sich auf der Stuhllehne verschränkt hatte. Politik, Gesellschaft... ihre Welten konnten einander ähneln oder eben nicht, wenn er ehrlich war, würde er dazu nicht besonders viel beitragen können. Seine welt hatte sich bis vor kurzem sehr einfach kategorisieren lassen: in Templer, wissende und nicht wissende Menschen. So gesehen hatte er in einer Subkultur gelebt, die eigenen Gesetzen und Normen folgte. Was draußen geschah, musste man immer aus dem Kontext der Wissenden heraus betrachten und so wurden Nachrichten stets neu interpretiert. Vieles bekam damit einen neuen Anstrich, doch Slava das näher zu bringen, würde erstens bedeuten, den Willen dazu aufzubringen und zweitens sehr viel mehr Zeit zu investieren, als er eigentlich vorgehabt hatte.
Aber dann...
Ihr wart es, die nach Wyzima aufgebrochen seid...
Ihr.

Hätte Jakob geahnt, dass Slava genau das, was dieser einfache Satz in seinem Kopf in Gang setzte, als das Gefährliche an ihm einstufte... denn vor dem inneren Auge des Knappen begannen Bilder und Momente Form anzunehmen, das aneinander zu reihen wie Perlen auf einem Faden. Sicher, er war ein guter Beobachter, schon immer gewesen, er gab sich nur nicht immer die Zeit, aus den Beobachtungen auch die richtigen Schlüsse zu ziehen. Oder besser, er schloss nichts, so lange er noch das Gefühl hatte, ein Puzzleteil fehle. Aber ein Schlüssel zu einer äußerst langen Reihe solcher Bilder saß nun vor ihm, fügte sich nahtlos in die Kette von Ereignissen, die er in den letzten Wochen und Monaten wahrgenommen, aber noch nicht mit Schlussfolgerungen versehen hatte. Jarel, der seine an den regulären Unterricht angeschlossenen, abendlichen Lektionen manchmal früher beendete und erstaunlich erwartungsvoll wirkte. Der gleiche Jarel, dem er - mal wieder geplagt von Alpträumen zur Unzeit im Hof herum wandernd - in die Arme lief und der ihnen viel zu gut gelaunt Kaffee (oder das, was er dazu erklärte) kochte. Der an manchen Tagen so beschwingt und ausgeglichen war, dass es sogar fast Jakob anzustecken drohte.
Und dann der Abend, an dem er zwar früher das Training beendet hatte, aber recht bald wieder in der Komturei gewesen war. Brütend, wortkarg. Jakob hatte ihm eine ganze Weile dabei zugesehen, wie er einer der Übungspuppen redlich versucht hatte, den Garaus zu machen. Der Waffenmeister hatte sich später laut beschwert, dass er es nicht dulde, wenn man aus seinem Gerät Zahnstocher schlage. Das war allerdings später gewesen, da hatte er den bis über die Grenze erschöpften Jarel schon in dessen Häuschen gebracht, ihm seine Medizin gegeben und schlafen lassen. Selbst verwirrt und ratlos. Jetzt begann er zu verstehen - er selbst ging mit Wut und Enttäuschung ja ganz ähnlich um. Wieso war er nur so ein Holzkopf gewesen? Doch selbst wenn er nachgefragt hätte... Jarel hätte ihm wohl kaum eine Antwort gegeben. Und dann war er ganz verschwunden. Von einem Tag auf den anderen. Jakob erinnerte sich gut an seine verzweifelte Suche, deren Folge es gewesen war, dass er tagelang Latrinen schrubben durfte. Und er erinnerte sich an die bohrende Sorge, bis Jarel wieder aufgetaucht war. Zerschunden und müde, aber halbwegs an einem Stück.
Der Sturz vom Berg. Er glaubte an die Version seines Ritters, dass es tatsächlich nur ein Sturz gewesen war. Bis zu diesem Tag war er Jakob noch halbwegs vernünftig erschienen, wenn auch melancholisch und in sich gekehrt. Doch nicht selbstmörderisch. Seit Wyzima - seit dem Fieber, seit ihrem Streit - war er sich allerdings nicht mehr sicher. Aber das war viel später gewesen.

Ihr wart es, die nach Wyzima aufgebrochen seid, ehe ich Zeit hatte noch einmal mit ihm zu reden.

Der Stuhl polterte sich überschlagend durch den Raum und blieb nahe der Tür liegen, wohin Jakob ihn im Aufspringen geschleudert hatte. Er hielt den Tisch zwischen ihnen, sonst hätte er Slava wohl gleich die nächste geklebt. Weiß traten die Knöchel der Linken hervor, mit der er die Tischkante umklammerte, während er die Rechte auf die Platte stützte. "Nichts da!", fuhr er sein Gegenüber sofort wieder aufgebracht an. "Das fing alles schon viel früher an, nur ich Idiot hab nicht verstanden, was ich sehe. Du - du warst die ganze Zeit das fehlende Teil.", entfuhr es ihm und er musste sich arg zusammen nehmen, nicht über den Tisch zu langen. Slava erhob nicht einmal die Stimme, hatte sogar wie so oft die Dreistigkeit, zu lächeln und die Situation ins Lächerliche zu ziehen. Für jenes Zwinkern wollte Jakobs Faust gleich noch viel intensiver in das Gesicht des Älteren. Wütend stieß er sich von Tisch ab. Was sollte er mit diesem Mann machen? Am liebsten hätte er wirklich gefordert, er möge sich einfürallemal von ihnen fern halten, aber tief in seinem Herzen wusste er, dass das genauso falsch sein konnte, wie zuzulassen, dass Jarel sich weiter mit ihm abgab.
Er fühlte den dringenden Wunsch etwas zu zerschlagen.
Geballte Fäuste, Spannung im ganzen Körper. Ein Bild, das Slava seit ihrem ersten Aufeinandertreffen häufiger zu sehen bekommen hatte und ein Zustand, aus dem sein altes Selbst in den seltensten Fällen ohne Kollateralschaden hinaus gefunden hatte. Wyzima hatte auch in der Hinsicht vieles geändert. Er schloss kurz die Augen, rief sich die Ruhe aus dem Inneren Heiligtum, die Berührung der dreifaltigen Gottheit ins Gedächtnis und kühlte daran seine Wut. Dieser aufgeblasene Schwachkopf war es nicht wert. Und trotztdem musste er sich mit ihm auseinander setzen, weil er Angst um seinen Rittervater hatte und weil er fürchtete, dass hier ein Teil des Problems saß, kackfrech grinste und blöde Fragen stellte, um ihn zu reizen. Als Jakob die Augen wieder öffente und sie erneut auf Slava heftete, war die lodernde Wut darin verschwunden und an ihre Stelle war etwas neues, nicht minder feuriges, doch durchaus kontrolliertes getreten. Er ließ sich Zeit mit einer Antwort.
"Ich habe keine Bedingungen. Ich weiß nur, dass es mit dir genauso beschissen ist wie ohne dich." Jakob atmete tief durch und anstatt weitere Anschuldigungen und Beleidigungen zu verteilen, tat er etwas wohl Unerwartetes: er bat um Hilfe. "Ich glaube es geht ihm nicht gut, aber ich kann darüber nicht mit ihm reden. Unsere Ansichten, was unsere Ordensgelübde angeht klaffen zu weit auseinander und die letzte Auseinandersetzung in der Richtung war ein Desaster." Mit jedem Wort wirkte er aufgeräumter. "Seit Wyzima wird es immer schlimmer und ich hab nur durch einen seiner Fieberträume überhaupt gelernt, dass du der Schlüssel bist." Und wenn er Jarel aufgrund irgendwelcher Ängste kommentarlos fallen ließe... Jakob wollte das nicht zuende denken. "Hör auf ihm auszuweichen und redet. Und komm mir nicht noch mal damit, dass wir je weg gegangen sind. Ich weiß, dass das nicht stimmt."
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Vyacheslav Sokolov
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Er konnte fast sehen, wie etwas von dem was er gesagt hatte in Jakobs Verstand sickerte und dort Mühlräder in Bewegung setzte. Und ja, er grinste dazu. Es war so bildlich zu erkennen und das wiederum faszinierte und amüsierte ihn. Wie sehr das wiederum Jakob provozierte ahnte er wohl, aber es wäre ohnehin zwecklos gewesen, den Ausdruck anzupassen, er hätte auch das bemerkt.
So griff er nach der Kanne um sie zu schützen als Jake explodierte.
Ein Stuhl flog zur Tür und Jake, der eben noch ruhig gewesen war stand erbost im Raum.
Zunächst war er sich nicht ganz sicher welche seiner Worte es waren, die das ausgelöst hatten. Er blickte dem Stuhl nach, dann zurück zu Jake, noch einmal zum Stuhl. Ja, doch er begriff, welcher letzte Stein an die richtige Stelle gefallen war. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass Jake bereits wusste, dass sie sich getroffen hatten seit sie die Stadt erreicht hatten, anscheinend aber nicht.
Das hatte Jake gefehlt.
Und was fehlte ihm nun?
Er blieb ruhig sitzen, es hätte ohnehin nichts gebracht aufzuspringen. Er glaubte jetzt sogar den richtigen Satz gefunden zu haben, allein der Satzteil wunderte ihn. Warum hatte Jake nicht den Teil hören wollen der besser war? Dass er doch beim falschen war spiele schon keine Rolle mehr. Er ging davon aus, dass es der Teil mit 'Affäre' war und 'aufbauen' und er ging davon aus, dass Jake ihm einfach nicht glaubte.
Nur was wusste Jake, was ihm entgangen war?
Er hatte ihn begleitet, war die ganze Zeit bei dem Ritter gewesen...
Nur daraus konnte er seine Schlüsse ziehen.

Und aus dem was Jake noch hinterherschickte nachdem er sich beruhigt hatte.
Das wiederum erstaunte ihn tatsächlich.
Er musste ihn nur anblicken und wurde wieder ernst.
Jakob hatte enorm an sich gearbeitet, er erwies sich als sehr konstruktiv,
So kannte er ihn tatsächlich nicht.
Und die Gedanken es Agenten rasten.
Vielleicht glaubte er sich ja selbst auch nicht.
Wie viele ernsthafte Beziehungen hatte er in den letzten Jahrzehnten gehabt?
Und wie viele Hatte er zerstört?
Das ging auf ein grobes 0 zu 2 hinaus.
Er hatte sich selbst nie für Beziehungsfähig gehalten... Es war Jarel, der so große Hoffnung darin gesetzt hatte, dass er es schaffen könnte, dass er es zumindest versuchen wollte.
Der Ritter war es, der in ihm die Hoffnung weckte es könne doch noch etwas anderes in seinem Leben geben außer dem Job.
Aber auch das würde er Jakob nicht auf die Nase binden, es gab einfach Dinge, die waren zu privat... nein, nicht einmal, sie waren vor allem zu fragil.
Zu leicht war noch zu zerstören was wuchs ohne dass er es selbst so recht begriff.
Jakob behielt sich unter Kontrolle. Er machte auch nciht den Fehler ihn zu unterschätzen.
Und es reichte ihm, zu wissen, dass Jakob genau so funktionierte wie er ihn eingeschätzt hatte.
"Ich bin zuerst weggegangen, das ist richtig. Nicht aber um ihm aus dem Weg zu gehen, sondern weil ich eine Chance bekommen habe, die sich so schnell nicht wiederholt hätte. Und weil ich mir die Portale ansehen musste, die in diese Welt führen."
Er war wirklich ernst geworden.
Natürlich, der junge Mann war in seine Wohnung gestürmt und wollte ihm die Fresse polieren, aber nun hatte er das ganze Bild gesehen und musste zugeben, dass er ihn sogar verstehen konnte.
Er glaubte begriffen zu haben, aber ihm fehlte immer noch ein großes essentielles Stück des Gesamtbildes: das mit dem Portrait des Regenten.
Nun, er würde es ohnehin irgendwann erfahren. Irgendwann würde die ganze Stadt wissen, wer Sokolov war.
"Du solltest es von mir erfahren. An der Sache ich noch ein weiterer Haken, aber genau das ist auch die einzige Chance und der Grund weswegen... Abstand notwendig war. Ich bin mittlerweile Dijkstras Berater. Zieh deine Schlüsse daraus oder lass es."
vielleicht das erst mal, dass er ihm tatsächlich auf Augenhöhe begegnete.
Aber wieder hatte er die Fragen nicht beantwortet, war nicht auf die Forderung eingegangen. Aber er wußte, er wollte mit Jarel reden, so bald es irgendwie ging.
Aber heute am frühen Abend stand erst einmal noch eine Unterredung mit eben genanntem Regenten an. Und er wusste schon jetzt, dass das für ihn wenig erfreulich sein würde.
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Jakob von Nagall
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Etwas verschob sich zwischen ihnen. Hätte er es benennen sollen, ihm wäre kein wort dafür eingefallen, doch nichtsdestotrotz war es fast mit Händen greifbar. Und die neue Konstellation zueinander sorgte dafür, dass Jakob Fuß fasste in der hart erkämpften Beherrschung. Fast als plauderten sie über Belanglosigkeiten lehnte er sich sogar an die Küchenzeile in seinem Rücken, die Hände rechts und links neben sich abgestützt. Eine Stütze, die er bei der folgenden Eröffnung auch dringend brauchte. Dijkstras Berater. Aus den paar Fetzen, die er von Slava kannte, brauchte er gar nicht fragen, worin dieser den Regenten beriet und es war grundsätzlich egal, denn sie standen damit auf zwei verschiedenen Seiten des Spielfeldes. Ganz offiziell. Ganz Nowigrad wusste, dass Dijkstra und der Hierarch sich bis aufs Blut hassten. Jarel hatte sich also nicht nur zielsicher den ersten unter allen Hurensöhnen ausgesucht, sondern auch noch einen Hurensohn der Gegenseite. Großartig. Einfach großartig. Kurz beugte er den Nacken, schloss die Augen und sah Slava nach einem Moment mit einem 'echt-jetzt'-Ausdruck an, bevor er den Blick auf das kleine Fenster wandte, vor dem es zunehmend heller wurde. Die Sonne schien sich allmählich durch den Dunst zu kämpfen.
Was diese Eröffnung für ihn bedeuten könnte, schob er geflissentlich nach hinten. Wenn Slava nicht übertrieb, dann reichte dem Mann in dieser Stadt ein Fingerschnippen und der freche Knappe vom Orden säße im tiefsten Loch unter der Burg. Am besten hänge man ihn noch dem Hierarchen vor den Balkon, um zu demonstrieren, wer die Macht in der Stadt hatte. Die ständige Zwietracht forderte auch ständig Kanonenfutter, Opfer für Exempel und Gegenexempel. Die Gewaltsamkeit dieses Ortes war auch in Jakobs Verstand längst angekommen, doch jetzt gerade weigerte er sich einfach, diese Gedanken zuzulassen.
Statt dessen fragte er sich, wann die neue Staffel in dieser verrückten Serie begonnen hatte. Wie konnte das sein? Sie waren vor nicht einmal ganz einem Jahr hier angekommen. Egal - es war. Und er zwang sich dazu, diese neue Information irgendwie in den Kontext zu setzen. War das gut oder schlecht? Gut höchstens, wenn Jarel den Ornat ablegte, was genaugenommen unmöglich war. Er kannte die Eifersucht des Flammenrosenordens - ein Schwert und die Ritterehren für ein Leben. Lebenslange Treue, Entsagung und allein die ritterliche Verpflichtung, die Menschen mit dem eigenen Leben gegen alles Böse zu schützen. Nein, aus dem Ornat kam man nur in Schande heraus oder auf der Totenbahre. Wobei ersteres auch fast immer letzteres zur Folge hatte.
Die im Streiflicht fast farblosen Augen kehrten endlich zu Slava zurück. "Das stimmt mich nicht gerade optimistisch.", war das Erste, was ihm dazu einfiel und offen blieb, ob er damit diese Affäre, oder wie man es nennen wollte, meinte oder seine eigene Zukunft. Eben aus den einfachen Fakten heraus. Fakten - da war noch etwas, was er in all dem emotionalen Durcheinander fast vergessen hatte. Er kramte nach der Münze, die Jarel ihm gegeben hatte und schnippte sie geschickt in einen Bogen, sodass sie noch einen Moment mitten auf der Tischplatte tanzte und dann dort zu liegen kam. "Die sollte ich eigentlich der Bettlerin geben, aber sie und ein Elf waren so freundlich, mich zu dir zu führen." Nun war er es, der sich die Spitze nicht ganz verkneifen konnte. "In Wyzima sind uns drei Reisende vor die Füße gefallen. Scheinbar aus deiner Welt - einer kannte deinen Namen und ein anderer war ein Dämon aus dem siebten Höllenkreis, bei Gott. Der Schwarze hätte beinahe ein fürchterliches Gemetzel angerichtet. Der Vorfall hat ziemlich Wellen geschlagen und Jarel versucht die bei unserem Großkomtur gerade zu glätten. Allerdings mache ich mir Sorgen, dass er was Blödes anstellt - er ist seit Tagen nicht er selbst.", schlug er den Bogen zurück zum eigentlichen Inhalt ihres Gesprächs. Er hielt sich sehr vage, wollte erst sehen, wie Slava auf die Neuigkeit reagierte. Zumal einer der beiden Soldaten den Übertritt mit dem Leben bezahlt hatte. Zugleich erfasste ihn Unruhe - was wenn Jarel auf die verrückte Idee kam, sich von Herrenloh zu stellen?
Er schluckte krampfhaft. Nein, so war die Abmachung nicht gewesen. Dennoch waren die Hände, die sich an die Küchenplatte klammerte, schon wieder blutleer, so fest umkrampfte er die Kante. "Rede mit ihm - bitte. Unter diesen Vorzeichen erst recht."
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Vyacheslav Sokolov
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Jarels Knappe hatte sich wieder beruhigt, lehnte entspannt an der Anrichte. Nur sein Blick sprach Bände.
Slavas auch.
Es war nun einmal das einzige was er gelernt hatte.
Nicht dass sein Blick sprechen konnte, sondern das was er jetzt tat. Und das war es was sein Blick sagte. Ich kann nichts anderes.
Und dachte man sich die Computer weg und was sie ermöglichten aber auch erschwerten, so war vieles an Geheimdienstarbeit genauso hier möglich.
"Willst du doch noch Kaffee? Ist brauchbarer als das was Jarel so braut. Nur die Milch ist aus."
Er hatte nicht vor, seine Position auszunutzen für private Rache und nun, auch nicht da Jake nun wusste wer er war und ihn nicht mehr nur für den ungehobelten Soldaten hielt. Vielleicht hatte Ehrlichkeit etwas geändert, trotzdem blieb der Junge wer er war, und er war dazu in der Lage zu dir nach Hause zu kommen und die die Zähne einzuschlagen für einen der ihm wichtig war. Eine ganz eigene Form von Temperament. Nicht die Südländische, es passte eher zur Slavischen.
"Sollte es aber... Also dich optimistisch stimmen. Denn so kann ich für ein Gleichgewicht sorgen, und egal was passiert, ich kann ihn schützen."
Ein 'dich auch' ersparte er sich. Es traf natürlich zu, aber er vermutete, das wollte Jake nicht von ihm hören.
Und dann gab er ihm eine Münze, einen Moment spielte Slava gedankenverloren damit, ließ sie zwischen den Fingern kreisen, wie er es oft auch mit Bleistiften getan hatte um die Hände wieder geschmeidig zu bekommen nachdem auch die Handmittelknochen bereits einmal zertrümmert gewesen waren.
Die Bettlerin also und Elurin.
Er hate sich zwar kurz gefragt, wie Jakob ihn gefunden hatte, aber eigentlich war es klar... Die Leute hier waren nicht die besten.
Und die Münze... eine typische Geste von Jarel. Fast hätte er etwas versonnen gelächelt. Weder in dieser Welt als auch in dessen gab es etwas Wie WhatsApp oder SMS. War die Münze etwas derartiges? Sollte das die unverbindliche Nachricht sein 'Bin zurück in der Stadt, nur falls es dich interessiert'?
Dann folgte de nächste Wendung in dieser Geschichte, ehe er den einen Gedanken ganz zu Ende denken konnte.
Drei Reisende... vor die Füße gefallen...
Bei Slava begann es schnell zu arbeiten.
Wyzima. Es gab einen einzigen seiner Steine dort. Er blieb allerdings ruhig, auch wenn es in ihm brodelte. Einzig sein Blick war noch etwas klarer geworden, fokussierter. Er wechselte in den Einsatzmodus, auch wenn man ihm das sonst kaum anmerkte.
Die wichtigsten Schritte waren dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit waren. Dann die Auswertung ihres Aufschlagortes und am besten der Zeit.
"Hast du die gemerkt wo sie hergekommen waren, und wann das gewesen war? Wo genau kamen sie raus?"
Natürlich die Identität der Drei...
"Und hast du ihre Namen?"
Ein Dämon... er hoffte es war kein Mutant mitgekommen. Wer konnten die anderen sein? Seine Leute? Irgendwelche Stalker aus der Peripherie würden sich kaum auf ihn beziehen.
"Wo sind sie jetzt? Ich kann für ihre Unterbringung sorgen."
Auch dass Jarel sie fast als Wolf niedergestreckt hätte war gespeichert.
"Ich werde mit Jarel reden, so bald wie möglich." versprach er. Und um zu verdeutlichen, dass das nicht nur eine Floskel war, sondern dass er wirklich mit ihm reden wollte... so bald er auf den Beinen war... "Wo ist er jetzt? In der Komturei?"
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Jakob von Nagall
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Er schüttelte nur ganz leicht den Kopf. Er hatte sich den Kaffee tatsächlich fast abgewöhnt, seit er es wagte, wirklich zu schlafen und sich nicht nur in diesem Halbdämmer zu bewegen, den er früher Schlaf genannt hatte. Die ewige Flamme und seit kurzem der Glaube der Melitele gaben ihm den Rückhalt, die Gespräche mit Jarel die Zuversicht. Zuversicht, die Slava mit seinen Worten absolut nicht schaffen konnte. Jakob unterdrückte ein Schnauben, wich dem Blick des Soldaten aber erneut aus, obwohl er eigentlich neutral hatte bleiben wollen. Gleichgewicht - Jarel schützen! Bei der Flamme, entweder hatte Slava noch an Größenwahn zugelegt oder er hatte keine Ahnung wer Jarel Moore im Orden war. Meister der Klinge, Lothar von Tretogors Rechte Hand und lange der Erste in dessen Leibgarde. Inzwischen betraut mit Aufgaben, die strengster Geheimhaltung unterlagen und von denen wohl selbst Jakob niemals erfahren hätte, hätte er Jarel nicht durch einen dummen Zufall beim Studium bestimmter Papiere aufgestöbert. Manchmal nach dieser Sache hatte sich Jakob gewünscht, Jarel würde ihm nicht so bedingungslos vertrauen - er kam sich zu schwach vor. Zu leicht zu durchschauen und das, was Jarel im Orden tat, war alles andere als Ungefährlich.
Wenn Slava also meinte, er wäre auf diesem Spielfeld die Dame, dann war Jarel ein Springer. Vielleicht nicht die schwerste Figur, aber eine, die sich scheinbar ohne Regeln auf diesem Spielfeld bewegen durfte, über die Köpfe aller hinweg und Haken schlagend durch die eigenen wie die fremden Reihen. Für Jakob war es völlig unvorstellbar, das selbst Dijkstras Berater ihn schützen könnte. Niemand konnte das. Im Fall der Fälle nicht mal von Tretogor, der ihn zwar beauftragt hatte, aber offiziell keine Stellung beziehen würde.
Einen Moment lang wollte Jakob fast lachen, doch das wie eine Blase in seiner Brust aufsteigende Gefühl zerplatzte an Slavas neuen Fragen. In Gedanken versunken, wie er gewesen war, fiel ihm nicht auf, dass Haltung und Blick seines Gegenübers sich minimal verändert hatten. Vermutlich hätte er es ohnehin einfach dem Interesse an Reisenden aus der eigenen Welt zugeschrieben. Sein Blick kehrte zu Slava zurück, die Brauen leicht gekraust. Er überlegte tatsächlich, was davon er zufriedenstellend beantworten konnte.
Erstmal das Einfachste: "Der Dämon nennt sich Kolja, wohl eine Abkürzung von Nikolavo. Er ist an dem Anwesen zurück geblieben, an dem uns der Hym überfallen hat." Dass er Jarel gebissen und dessen Virus aufgenommen hatte, sparte er erst einmal auf. Es war so schon genug Durcheinander. "Der andere sagte, man nennt ihn Viktor, aber eigentlich heißt er Evgenij. Evgenij Walodin. Aber er besteht auf Viktor. Und der Dritte...", nun zögerte Jakob kurz, lockerte bewusst seine Hände, die die Kante der Küche auszuwringen versuchten, bevor er weiter sprach. "Den Dritten nennt Viktor immer nur Amir. Er hat die Ankunft nicht überlebt." Er ließ die Worte einen Moment setzen und fügte dann hinzu: "Tut mir Leid, falls du ihn kanntest." Aber er war sich eigentlich fast sicher. Die gleiche Ausrüstung, wenn auch sehr durchwürfelte Kleidung, die gleiche Waffe, die gleichen antiquierten PDAs. In Jakobs Kopf war die Menge der Leute in dieser ominösen Zone sehr überschaubar. Dass er eine der Waffen hatte mitgehen lassen und diese noch immer in den Tiefen seines Gepäcks steckte, würde er Slava allerdings nicht auf die Nase binden. Viktor hatte sie nicht vermisst, also war sie nicht da.
Im jenem ruhigen, fast schon zu leisen Ton, den man eigentlich von ihm gewohnt war, setzte er schließlich hinzu: "Das Portal hat sich über der Umfassungsmauer des Meliteletempels in Wyzima geöffnet. Sie sind also einige Meter in die Tiefe gestürzt und dieser Amir landete auf der Mauer. Woher genau sie gestartet sind, kann ich dir nicht sagen. Viktor ist nicht sonderlich gesprächig gewesen." ...wenn ein Hase den anderen Langohr schimpft... Zumal Jakob nach den ersten beiden Zwischenfällen mit dem seltsamen Mann auch nicht gerade den Kontakt zu diesem gesucht hatte. Über dessen scheinbaren Untermieter wollte er sich gerade auch nicht weiter auslassen, dass durfte Slava gern selbst raus finden. Außerdem hatte er andere Sorgen gehabt - die Vordringlichste die, dass Jarel dem Dämon das Leben schenken wollte und dafür nicht nur die Brüder in Wyzima, sondern auch den Großkomtur belügen musste. Seinen Rittervater und Freund. Dann noch der Elefant im Raum, der jetzt Kaffee trinkend vor ihm saß... Nein, Jakob hatte sich tatsächlich den Kopf über andere Dinge zerbrochen, als die Frage, wo und wann genau die Fremden auf ihre Reise gestartet waren.
Entsprechend reagierte er mit einem leichten Schulterzucken. "Und wann... bei uns war es gerade nach der Abendandacht." Dann stieß er sich von der Küche ab und ging die wenigen Schritte zur Tür, um den Stuhl wieder an seinen Platz zu stellen, jedoch ohne sich noch einmal zu setzen. "Viktor ist im Eisvogel untergebracht. Ein Arzt, der mit uns aus Wyzima reiste, hat dafür gesorgt." Auch über die Rolle dieses Arztes wollte er lieber Stillschweigen bewahren. unschlüssig stand er zwischen Tisch und Tür, als habe er vergessen, wieso er eigentlich hier gewesen war. Slava war so nett, ihn daran zu erinnern - richtig, er hatte Slava für jeden einzelnen gequälten Blick, für jeden schmerzvollen Laut und für alles dazwischen bestrafen wollen.
Hatte er? Ein wenig.
Fühlte er sich besser? Nicht wirklich.
Genaugenommen fühlte er sich verloren in diesem Spiel, von dem er tatsächlich nichts verstand. Da hatte Slava ganz recht und da war es völlig irrelevant, ob es um Mann und Frau oder Mann und Mann ging. Jakob wusste nicht, wovon er redete, er wusste nur, dass etwas in Schieflage geraten war, was er mit seinen Kräften nicht wieder gerade rücken konnte. Wie er dort stand, wünschte er sich mal wieder Hosentaschen - aus deren Mangel heraus verschränkte er die Hände im Rücken, wie sie es meistens tun sollten, wenn einer der Ritter mal wieder viel zu lange Vorträge vor einer gelangweilten Gruppe Knappen hielt. Er nickte etwas verzögert. "Ja, er wollte in die Komturei als wir uns trennten.", genauer wusste er es freilich auch nicht, was er mit einem leichten Kopfschütteln und einem: "Aber er flippert gerade völlig chaotisch zwischen allen Zuständen von eiskalt zu explosiv. Also - keine Ahnung.", umschrieb.
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Vyacheslav Sokolov
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Vielleicht wusste Slava nicht wer Jarel genau im Orden war, auch wenn er ein wenig hatte durchblicken lassen, dass er nciht nur ein 0815 Ritter war, sondern durchaus das Vertrauen des Komturs genoss. Mehr jedoch auch nicht.
Dennoch war es nciht nur Größenwahn, der Slava beflügelte. Nicht nur.
Er wußte wozu Geheimdienste fähig waren, erst recht in einer Welt wie dieser. Wenn er sagte, er könne ihn beschützen. Dann meinte er das auch. Sein Leben, vielleicht nicht seine Position, aber immerhin das Leben.
Jakobs Mine dazu ließ er unkommentiert, lächelte jedoch.
Doch wenn dann Slava beim folgenden aus dem Staunen nciht mehr herauskam, dann ließ er sich das zumindest sehr gekonnt nicht anmerken. Dass jakob einfach erzählte und berichtete, ohne etwas auszulassen, sachlich ohne Häme... Das kannte er so nicht.
Dass doch das eine oder andere fehlte wußte er ja nicht, auf jeden Fall war es nicht so relevant, dass es ihm aufgefallen wäre.
"Scheisse..."
Slava versuchte gar nicht erst dabei die Contenance zu wahren, nicht jetzt.
"Amir kannte ich seit er ein grüner Rekrut war, ich hab ihn selbst ausgebildet. Und er ist der einzige in meiner Einheit, der noch lebte... lebte... Fuck. K Tschortu s... ach Fuck einfach. Aber dem alten Viktor geht es gut? Ja, ich kenn sie beide, haben beide für mich gearbeitet. Nikolavo sagt mir nichts, aber ich kannte auch keine Dämonen in der Zone. Nur Mutanten wie Blutsauger und Controller, aber mit beiden hättest ihr nicht ein Wort reden können. Also im Eisvogel. Gut, Danke."
Im Eisvogel war er erst gestern gewesen. Gut, ein Arzt war also auch dabei. Warum auch immer. Vorerst wollte er das nicht hinterfragen, sein Glück bei Jakob nicht weiter auf die Probe stellen.
Und der Dämon war im Rücker Anwesen. Er erinnerte sich noch gut. Der Hym, der aufgeblasene Hexer, der nun auch für ihn arbeitete. Er nahm sich vor, dem bald einen Besuch abzustatten. Vielleicht nahm er sogar den Hexer mit, konnte nciht schaden, bei einem Dämon. Vielleich auch Cyron... Seine Gedanken gingen bereits einige weitere Optionen durch.
"Ich rede mit ihm. Das hätte ich ohnehin tun wollen."
Über einen gewissen Elfen, der ihn wohl kannte und noch über einiges mehr.
Ein interessanter Zufall.
Viktor war hier und auch von einem anderen Portal war Fracht unterwegs. Es häufte sich also. Was bedeutet, dass er an etwas interessantem dran war. Vielleicht einem Weg zurück. Ganz hatte er den Gedanken nicht aufgegeben, einfach weil er nie etwas aufgab. Ob er dann zurückkehren würde war die andere Frage die er jetzt vielleicht nicht mehr kategorisch genauso beantwortet hätte wie damals.
"Danke, Jakob."
Warum er plötzlich nett war... er hätte es selbst nicht sagen können.
Vielleicht würde es den Knappen sogar misstrauisch machen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Wie sehr er sich in den Augen des ehemaligen Soldaten verändert hatte, war Jakob nicht wirklich bewusst. Überhaupt hatte er nicht das Gefühl, sich furchtbar verändert zu haben. Hätte er sich die Zeit genommen für eine Selbstreflexion, so wäre ihm wohl eher aufgefallen, dass er wieder auf ein Verhalten zurück rutschte, dass allgemein als Normal bezeichnet wurde und mit dem auch er irgendwann mal gestartet war. Als Kind, als Junge - bis etwas dafür gesorgt hatte, dass ihm der Selbstschutz wichtiger war als irgendwem auch nur andeutungsweise entgegen zu kommen. Daher kam es ihm im Grunde jetzt auch nicht ungewöhnlich vor oder fiel ihm gar schwer, einfach das zu tun, was sinnvoll war: den Mann vor sich grob ins Bild zu setzen. Er konnte es schon immer, nur hatte zuvor eine Barriere existiert, die nun in Teilen zertrümmert zu seinen Füßen lag. Stolpersteine höchstens noch, aber keine wirklichen Hürden mehr.
Was ihn allerdings überraschte, war Slavas Gefühlsausbruch über den Tod des Mannes, den Jakob nicht gekannt hatte, dessen Ableben er aber auch zum Teil auf sein Konto zählte. Alles hätte anders laufen können, hätte er überlegter gehandelt. Doch da wiederum stand die Mauer um seine Seele noch fest - gerade Dinge wie Schuld lud er sich nur allzu gerne stillschweigend auf, um allein daran herum zu kauen wie ein Hund auf einem zähen Knochen. Und Slavas Worte, seine unverhohlene Bestürzung, saugte er geradezu in diesen ölig schwarzen Teich aus Schuldgefühlen, der schon so lange ein beständiger Teil von ihm war. Und er schwieg dazu, denn wo die Mauer stand, passierten sie höchstens Gedanken und die konnten die meisten nicht lesen.
Nach einem Moment nickte er. Direkte Frage, direkte Antwort. "Ja, bisschen verwirrt und er hat drei Finger verloren. Aber es wird heilen." Dann nahmen die unbewegten Reptilienaugen des Knappen Slava noch einmal ins Visier, als müsste er abschätzen, ob er es dabei belassen könnte. Reden. Er würde mit Jarel reden. Wieder das kaum merkliche Nicken, dessen Ausführung den älteren Mann wohl an jemanden erinnerte.
"Tu' das und schaff Klarheit." die Betonung schrie fast nach einem Nachsatz - oder sonst. Sonst stehe ich bald wieder hier. Sonst stecke ich dir beim nächsten Mal einfach ein Messer zwischen die Rippen.
Den Dank schien er zu überhören, doch in Wahrheit überraschte ihn auch das. Einfach ein freundliches Danke, ohne Spitze oder Seitenhieb. Ein Morgen voller Wunder.
"Auf Wiedersehen, Vyacheslav." Nicht ganz so sauber, wie Jarel es beherrschte, aber passabel. Ein weiterer Punkt aus der Erziehung des Ritters, ebenso das steife Neigen des Oberkörpers zum Abschied. Dann ging er, wesentlichen unspektakulärer, als er hier aufgetaucht war.

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Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Samstag 5. November 2022, 22:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Ein wirklich seltsamer Tag der mit diesem Morgen begonnen hatte.
Slava sah dem jungen Mann nach, der sich mit einer klaren ansage und dann aber doch recht höflich verabschiedet hatte. Und er kannte doch seinen vollen Namen, war auch bemüht, ihn richtig auszusprechen. Das rechnete er ihm hoch an, die meisten Russen waren zu faul, so einen langen Namen zu verwenden. Er hatte sich zweifellos verändert. Jarel eine einen guten Einfluss auf ihn. Er lächelte unwillkürlich, nun, da es keine Zeugen mehr gab.
Viktor hatte Finger verloren.
Es war verschmerzbar. Sicher, nicht optimal, aber es hatte sich damals ja schon abgezeichnet, dass er an Parkinson litt und ein Meisterschütze würde der alte Mann auch nicht mehr werden. Für einen Fährtenleser war es kein Todesurteil. In der Zone. Hier... Ob aus Viktor noch ein Schwertkämpfer wurde... auch fraglich. Aber vielleicht konnte er es als Jäger noch zu etwas bringen, als Fallensteller. Die Talente, die er in seinem Leben vor der Katastrophe erworben hatte waren hier mehr als nützlich, besser als alles was er gekonnt hatte. Er hatte kein ordentliches Handwerk gelernt nur Dinge studiert, die auf genau die Welt seiner Zeit zugeschnitten waren. Journalismus und Medienkunde... was brachte das hier? Psychologie... nur als Hilfswissenschaft nützlich. Strategie und Taktik, gut...
Er musst in der Politik bleiben, etwas anderes blieb ihm gar nicht.
Aber Viktor hatte gute Chancen hier noch ein gutes ruhiges Leben zu führen. Wenn er ihn nicht wieder in seine Dienste nahm.
Er atmete noch einmal tief durch, stand dann umständlich auf, trank noch den Rest des fast kalten Kaffees - tatsächlich in der Reihenfolge: aufstehen, austrinken - und ging nach oben um sich anzuziehen.

Als er dann seine Wohnung verhieß, in ein elegantes Wams gekleidet, aus fester gewebtem dunklen Köper und einem ebenso dunklen Hemd aus sehr feiner Wolle und einer Hose aus Spaltleder - dazu lediglich seine alten aber sauber aufpolierten sowjetischen Soldatenstiefel - hier war er eigen. Die Stoffe waren auch nicht pechschwarz, das wäre zu auffällig gewesen, vielmehr mit blau und grün auf einen eher dunkelgrauen Ton gebracht, der die ursprünglichen Farben noch ein wenig erkennen ließ. Er übte damit das Auftreten eines niederen Adeligen, dem sein Stand nciht allzu viel bedeutet, aber ganz vergessen wollte er ihn auch nicht indem er sich zu sehr an die Bürger anpasste.
Er musste seine Rolle entwerfen, denn er dachte durchaus langfristig.
Als nächstes nahm er sich vor, vielleicht doch Wachen einzustellen. Einen Leibwächter vielleicht? Allerdings wollte er auch seine Ruhe haben, wenn hier dauernd jemand herumlungerte hatte er das dann auch wieder nicht. Doch nur ein gutes Schloss?
Draußen wartete bereits ein weiterer Bote. Dijkstra wollte ihn sehen. Jetzt. Im Badehaus.
Na Bravo. Dann würde er also nicht gleich mit Jarel reden. Andererseits hatte es den Vorteil, dass er die Rückenschmerzen ein wenig im warmen Wasser und den Dampfbädern lindern konnte ehe er den Ritter aufsuchte. Wenn alles so verlief, wie er dies angenommen hatte, dann würde er das brauchen.
Es war ein seltsamer Tag, und er würde mit Sicherheit noch seltsamer werden, dessen war er sich gewiss.

<geht dann hier weiter.>
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Cyron
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Lebenslauf:

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von Ort der Macht
Datum: abends 2. August 1278
betrifft: Cyron, Reuven, Slava
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Den ganze Rückweg über war der Elf wie weggetreten, aber zumindest das Leuchten der Augen nahm ab. Dafür schweig er. Auch mal ganz angenehm.
Reu blieb nichts anderes übrig, als den völlig ausgeklinkten Heiler in Slavas Quartier abzugeben.
Und da blieb er. Hockte sich mitten im Raum im Schneidersitz hin und meditierte.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von: Tempelgelände -> nach Hause
Datum: sehr früh morgens am 4. August 1278
betrifft: Cyron
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Als Slava seine Wohnung betrat staunte er nicht schlecht als offen war.
Er hatte die Tür nur berührt und sie schwang fast schon auf. Nun war Vorsicht geboten. Er vermutete zuerst Einbrecher, bestenfalls nur Diebe, schlimmstenfalls bereits einer dieser Defias oder der Nilfgarder Truppe.
In der Küche schien alles fast unberührt, sah man von einem Teller ab, auf dem irgendetwas gegessen worden war - aber restlos.
Er griff sich ein Messer aus der Anrichte, zog die Stiefel aus und rollte dann, vorschriftsmäßig, das Gebäude von unten auf. Alleine zwar, aber gründlich. Er war nicht so schnell wie früher und auch nciht ansatzweise so geschmeidig in seinen Bewegungen, aber ein Gebäude zu sichern hatte er gelernt.
Und so staunte er nicht schlecht als es Cyron war, den er im Ersten Stock meditierend und darüber vermutlich eingeschlafen vorfand.
Er atmete erleichtert auf, legte das Messer beiseite, ehe er dem Mann einen zu großen Schrecken einjagte.
"Ihr seid es... Ich hatte schon das schlimmste befürchtet."
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Cyron
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„Wa?“ Cyron riss den Kopf hoch und gab ein Grunzen vorn sich.
„Uh….“, er rieb sich erschrocken den Nacken, den er zu lange überstreckt hatte, weil ihm der Kopf im Schneidersitz irgendwann stumpf auf die Brust gesunken war.
Der Elf stand auf und taumelte zwei Schritt nach links, zwei nach rechts, schüttelte den Kopf, blinzelte und sah endlich den Spion an.
„Ah…verzeiht, ich war eine Spur abgelenkt. Der Herr Hexer hat mir einen Ort der Macht gezeigt. Das Element war Luft. Und es hat funktioniert.“
Cyron betrachtete seinen Gastgeber aufmerksam.
„Und ihr habt euch nicht geschont, wenn ich richtig sehe?“, schmunzelte er und deutete sogleich auf die Liege.
Der Elf strotzte vor guter Laune und Energie. Strahlte regelrecht.
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