Ferneck | Privatwohnung | das kleine Haus der Heilerin - neben dem der Alchemistin

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Aris Moriturus
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Fasziniert starrte Aris zwischen ihrem Raben Otto und der kleinen dürren Gestalt hin und her, die sich fast schon Nähe suchend an das Pferd drückte. Doch was da passierte, verstand auch die Nekromantin nicht so richtig. Abgelenkt von dem Geschehen im Inneren des Hauses, bekam sie nichts von des Hexers Medaillon mit, welches in der Luft baumelte, nichts davon, dass dieser endlich eine Idee davon bekam, was Rolan war. Und welcher Fluch in ihrem Blut floss. Lediglich mit der Vermutung, warum sie Rolan am Leben erhielt, lag der Hexer falsch. Doch selbst wenn sie all dies gehört hätte, wäre Aris nicht versucht gewesen, seine Annahme zu korrigieren. Sie hatte zu tun. Sie war nass. Sie fror. Und sie war müde und hungrig. Mal wieder. Rolans Zustand zehrte an ihrer Lebensenergie.
Ihn fallen zu lassen, die Verbindung zu ihm zu kappen, kam trotz aller Strapazen nicht für sie in Frage. Wer wusste schon, ob sie diesen Zauber erneut wirken konnte? Zuerst brauchte sie die Bücher. Und der Weg dorthin war von Gefahren gespickt, die sie alleine unmöglich bewältigen konnte. Wobei ihr der Gedanke kam, dass Rolan ihr aktuell mehr Ärger bereitete, als er ihr Vorhaben voran brachte.
Otto krächzte und das Mädchen schien seine Sprache imitieren zu wollen. Aris zog die Augenbrauen zusammen. "Hallo?" Entkam es ihr ungläubig. "Das ist ungewöhnlich. Normalerweise mag er keine Fremden. "Doch jedes blinde Huhn fand bekanntlich mal ein Korn und die Nekromantin freute es, dass der Rabe auch mal echtes Interesse zeigen konnte und nicht immer nur angriff, was sich als lebend zeigte. Oder...wieder auferstanden.
Plötzlich bog ein Hund um die Ecke, mehr ein Wolf, als ein Schoßhündchen. Aris hielt den Atem an. Wenn ihr Tag so endete, wie er begonnen hatte, würde sie jetzt auch noch gebissen werden. Wundern würde sie sich schon lange nicht mehr. Doch das Tier schnüffelte mal hier-mal da und entschwand dann sogleich wieder, was ihre Anspannung sinken liess.
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Sarray Cestay
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„Ich…äähhh…komme klar. Die Tinkturen sind ja fertig…“, erwiderte sie auf Ljerkas Frage, starrte dabei Rolan einfach nur mit dümmlichem Gesichtsausdruck an.
Es dauerte noch eine Weile, bis plötzlich im Gesicht der Zwergin ein ganzer Leuchter voller Kerzen aufflammte.
„Du bist ein Wiedergänger und das Mädchen hat dich zurückgeholt?“
Der Gesichtsausdruck der Zwergin wechselte von Unverständnis zu reiner Verzückung und – wie sollte es anders sein – flammender Neugier. Sie schlug gerührt beide Hände flach aufeinander gelegt vor die Brust, als müsse sie ihr Herz wärmen.
„Warst du ihr Liebster und sie wollte deinen Tod nicht akzeptieren?“ Ein langer Seufzer folge, untermalt von einem schwärmerischen Gesichtsausdruck. Sarray war wahrscheinlich das einzige Wesen auf dieser Welt, die an einem Untoten etwas Verliebt-Verklärtes finden konnte.
„Wie romantisch! Und diese Möglichkeiten! Darf ich dich untersuchen? Wir müssen dich zusammenflicken. Es darf ja nicht so enden, dass solch eine Geschichte auf diese Art endet…neinein…wir hei….“ Sie überlegte einen Moment. „…reparieren dich und dann kannst du mit deiner Liebsten weiter die Welt bereisen….“ Sarray war nach dem Schreck wieder ganz die Alte.
Nun räumte sie Essen und Geschirr weg, erklärte Rolan von heilenden Salben und kosmetischen Mitteln.
„Herr Hexer, habt ihr noch etwas Geduld? Ich geb euch auch Rabatte aber DAS hier…“, sie deutete grinsend auf Rolan, „KANN ich mir nicht entgehen lassen.“
Sie säuberte den Tisch und klopfte mit der flachen Hand darauf. „Komm, Wiedergänger.“, flötete sie Freundlich. Nicht einmal das ‚Wiedergänger‘, klang wie eine Beleidigung.
„Hüpf rauf, wir machen dich schick für dein Fräulein.“ Wäre Sarray ein Hund, sie hätte vor Aufregung so heftig mit der Rute gewedelt, dass ihr Hinterteil den Kontakt zum Boden verloren hätte.


Sindra versuchte tatsächlich sich mit dem Raben zu unterhalten. Ohnehin schien das Tier sie sehr zu interessieren. Den Reiter der das Haus passierte ignorierte sie vollständig, doch dann trabte der riesige Hund vorbei. Einen Moment verdrehte das Mädchen den Kopf so weit, dass man befürchten konnte sie zerrte sich etwas, dann wand sie sich zurück an Otto und Aris, hob die Hand und winkte.
„Wiedersehen.“, sagte sie ganz leise. Ob sie nun den Raben oder das Mädchen gemeint hatte, blieb ein Rätsel.
Im nächsten Moment band sie die Stute eilig am Balken an, küsste sie auf die Nase und lief im Zockeltrab hinter dem Hund her. Immer wieder richtete sie dabei ihr zerissenes, fleckiges Kleid , damit es ihr nicht von der Schulter glitt.
****
Sindra macht einen Abstecher hier her.
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Rolan Igorov
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Rolan nahm das dargebotene Tuch mit einem dankenden Kopfnicken entgegen und fing an, sich sowohl die nass gespritzte Kleidung trocken, sowie das ausgespuckte Blut fort zu rubbeln. Sein Kopf fuhr von einer Person zur anderen, als sie untereinander diskutierten, wer oder was er wohl war, als säße er gar nicht unter ihnen in diesem Raum.
"Ich bin ein Mensch! Da bestehe ich drauf!" gab er unwirsch von sich, was durch seine krächzende Stimme aber eher kläglich, als verärgert klang.
"Nur,... anders. Irgendwie."

Fasziniert betrachtete er den Taschenspielertrick des Hexers, als er mit seinem Medaillon herum hantierte. Was sollte es auch sonst sein? Rolan hatte keine Ahnung von Magie und die Erläuterungen des Monsterjägers waren für seinen Kleingeist nur Kauderwelsch. Einen Kompass hatte er bisher nur einmal gesehen, als er seinem Hauptmann bei der Planung über die Schulter geschaut hatte. Und über Verbindungen zwischen Aris und ihm konnte er ebenfalls nur Vermutungen anstellen.
Allerdings weckte die Aussage, dass eine der Zauberinnen für diese Totenerweckung Ärger bekommen hatte, seine Aufmerksamkeit. In den Geschichten und Runden am Lagerfeuer waren die Zauberinnen stets übermenschliche Wesen mit Autorität, die nur von Königen und Göttern getoppt wurden. Die Vorstellung, dass eine solche Person wegen der Erweckung eines Toten in Ungnade gefallen sein sollte, weckte nicht gerade die Zuversicht auf eine glückliche Zukunft für Aris. Und somit auch ihn.
Eigentlich interessierte ihn dieses Thema ungemein und zu gerne hätte er weitere Fragen gestellt. Doch dies wäre mehr oder weniger auch eine Bestätigung aller Vermutungen ob seines Zustandes gewesen. Und Rolan fühlte sich nun nicht gerade qualifiziert, für Aris und ihn in dieser Hinsicht zu sprechen. Kurz ging ihm der Gedanke durch den Kopf, dass es ja wohl ein Unding war, dass sie nun auch noch indirekt seinen Mund verbot. Doch letztendlich sah er ein, dass er nicht gerade der hellste Stern am Himmel war und andere Menschen viel bessere Entscheidungen treffen konnten, als er. Sein schräges, unbedeutendes Leben und alle Entscheidungen, die es beeinflusst hatten, sprachen da Bände.

"Orte der Macht. Elfenruinen." murmelte der Untote die Worte nach, die der Hexer ihm aufzählte. Die Leute hier waren erstaunlich freundlich. Gut, die Zwergin schien schon chronisch high zu sein, aber warum half der Hexer? Rolan hatte erwartet, dass der ihm und Aris nun den Kopf abschlug und diese vor irgendeinen gutgläubigen Magistraten schleppen würde, um eine Belohnung zu kassieren. Stattdessen gab er gute Ratschläge und wirkte sogar ein wenig betroffen ob Rolans Schicksal.
Aber als Reuven ihm dann auch noch einen Dolch schenken wollte, fiel der Söldner beinahe vom Glauben ab. Es war kein guter Dolch. Ein wenig rostig und bereits schartig und ungepflegt. Aber er war aus stabilem Metall und würde mit ein wenig Zuwendung eine gute Waffe darstellen. Und die Götter wusste, dass Rolan eine Waffe brauchte, wenn er und Aris etwas erreichen wollten.
"Ähm,... danke." schnarrte er und streckte zögerlich die Hand nach dem Heft aus. Einige Momente lang betrachtete er den Dolch eingehend, wog ihn hin und her und prüfte ihn gekonnt, und mehr aus Instinkt, auf seine Balance. Dann schaute er ein wenig verlegen in das katzzenhafte Auge des Hexers. Der arme Kerl sah mit all seinen Narben und Verletzungen beinahe mehr wie eine Leiche aus, als Rolan es nach seinem Aufenthalt am Baum je getan hatte.

"Warum?" fragte er ebenso zögerlich, wie seine Geste es zuvor gewesen war. So ganz traute er dem Braten noch nicht. Wobei er aber auch keine Falle kannte, die beinhaltete, dass man seiner Beute als erstes eine Waffe gab.
"Erst der Trank. Dann die Ratschläge. Nun die Waffe? Warum?"
Er versuchte es mit einem schiefen Lächeln, was allerdings durch die noch leicht blutbefleckten Zähne eher raubtierhaft anmutete.
"Ihr Hexer seid scheinbar genauso arme Schweine, wie wir Söldner. Wir können Geld an Witwen und Waisen spenden, Katzen von Bäumen retten, ertrinkende Kinder aus dem Fluss retten. Interessiert keine Sau. Aber fickt EINER aus der Gruppe EIN Schaf, sind wir alle gleich,..."
Mit einem Laut, der halb Seufzen, halb Lachen war, schüttelte er den Kopf.
"Ich werd jedem, den es interessiert sagen, dass ihr Hexer ganz in Ordnung seid."
Er bot dem Mann seine Hand an. Nicht in Freundschaft oder solch ein wischi-waschi Geschwurbel. Aber um seinen Dank noch einmal zu symbolisieren. Und aus Respekt.

Dann wendete Rolan seine Aufmerksamkeit der Zwergin zu, die so hibbelig und verrückt wie ein Fass voller Wiesel wirkte. Auf ihre erneute Frage hin, was er denn wohl wäre, zuckte er nur mit den Schultern und murmelte.
"Weiß nich'."
Als Sarray dann aber spontan den Tisch abräumte, um für seine Leichenschau, oder wofür auch immer Platz zu schaffen, hob er abwehrend die Hände, konnte sich ein breites Grinsen aber nicht verkneifen.
"Whoa, whoa,... ganz ruhig, Kleine! Deine Neugier und Hilfsbereitschaft in allen Ehren, Sarray. Dieser Enthu,... siamsos,... Enthu-dings,... ist total gruselig, weißt Du das?"
Langsam ließ er die Hände wieder in den Schoß sinken und schaute kurz zum offenen Fenster herüber. Er konnte seine Herrin dort draußen spüren, aber nicht sehen. Er hoffte, sie würde ihn hören können.
"Alleine entscheid' ich nix. Ich bin nur der Muskel unserer Gruppe. Aris ist das Hirn. Und sie wird entscheiden, was wir preisgeben und was nicht."
Er musste ein Zähneknirschen bei diesen Worten unterdrücken. Der Gedanke, dass sie nun für ihn sprach und über sein Schicksal entschied, gefiel Rolan gar nicht. Aber war es nicht schon so gewesen, seitdem sie seinen Galgen durchtrennt hatte? Immerhin würde es nicht seine eigene dumme Entscheidung gewesen sein, wenn sie doch noch von einem wütenden Mob heimgesucht wurden. Und wenn die Nekromantin Zauber kannte und Tote erwecken konnte, musste auch einiges in ihrem Brägen vorgehen. Sicherlich mehr, als bei einem banditischen Söldnerknecht. Letztendlich konnte er ihr aber zumindest den Weg ebnen und das tun, was Söldner in der Regel am liebsten taten. Über den Lohn verhandeln.
"Aber, sollte sie zustimmen, kannst du mich untersuchen. Von mir aus dann auch aufknüpfen."
Die Aussicht war jetzt nicht gerade ermunternd, aber solange er keinen Schmerz verspürte und Aris aufpasste, dass die Zwergin nichts tat, was sie nicht wieder richten konnte, heiligte in Rolans Augen der Zweck durchaus die Mittel.
"Als Gegenleistung will ich genug Essen für Aris jetzt und Proviant für sie für zwei Tage. Und ich nehme eine ausreichende Portion des stärksten Gifts, was Ljerka und du zusammen brauen könnt."

Wieder blickte er zum Fenster und hob seine Stimme. So gerade eben schaffte er es, dass sie nicht in einem krächzenden Husten verging, sondern laut und deutlich nach draußen drang.
"Aris! Dein kluger Kopf wird hier drinnen verlangt! Und keine Sorge,... noch am Körper dran!"
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Reuven von Sorokin
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Er wollte wissen, weshalb er half.
Verständlich, auch ihn machten Geschenke misstrauisch, und so viel trennte sie wohl nicht. Ein Söldner also. Wohl im Kampf gefallen... Gerne wollte er sich vorstellen, dass er seine Liebste verteidigt hatte, aber romantische Vorstellungen wurden in diesen Zeiten oft hart von der Realität gerade gerückt. Aneer sie hatte ihn zurückgeholt, seine Verletzungen wohl magisch geheilt und ihm wieder Leben eingehaucht.
Auch wenn er davon ausging, dass der Söldner seinem Schicksal zugestimmt hatte, es war doch seine Liebste, oder? Irgendwie waren sie sich tatsächlich ähnlich.
Er war nicht gefragt worden ehe man ihn zu etwas anderem transformierte. Gut, hätte man ihn damals vor die Wahl gestellt, er hätte auf jeden Fall zugestimmt.
Er schon und viele der Kater auch. Letztlich auch Gaetan, immerhin hatte er so dafür sorgen könen, dass seine Schwester ein langes und erfülltes Leben behielt.
Aber wie oft hatte er zugehört, damals noch, vor vielen Duzend Jahren, wenn sich diese selbstgerechten Esel, die wie Wölfe waren, in Kaer Morhen über ihr Schicksal beklagten. Sogar Lambert, der eigentlich auch mit einem von ihnen, Aiden, befreundet gewesen war, und Eskel den er irgendwie schätzte... Sie alle hätten ihre Mutation am liebsten ungeschehen gemacht. Und sie alle waren in etwa eine Generation, die letzte Generation der Hexer, und er verstand sie nicht. Sie waren etwas besonderes, auch wenn es die Menschen nur selten so sahen, aber man brauchte sie, sie wurden selten, die Monster dafür wieder mehr... Und ganz abgesehen davon, was wäre aus ihnen geworden, hätten die Hexer sie nicht eingesammelt? Aus Lambert? Sicher ein Bandit oder Halunke. Aus ihm sicher auch. Vielleicht hätten sie Fisstek gekocht und vertickt, vielleicht wären sie irgendwann in eine Messerstecherei geraten oder einfach aufgeknüpft worden, vor mehr als einem halben Jahrhundert schon und heute würde sich keiner mehr auch nur an sie erinnern. Aber so lebten sie heute noch, konnten saufen und huren wie sie wollte, blieben jung und gesund.
Vielleicht gaben jene wie Lambert oder Gerald sich der Illusion hin, dass sie als Bauern glücklicher geworden wären, aber er wusste es besser. Bauern hatten es schwer heutzutage, der Krieg, marodierende Banden... Das war nur ein dummer Kindertraum.
Aber wenn er an Lambert dachte... fiel ihm Jad ein. Auch einer von ihnen, war ausgestiegen, so hörte man und sollte in Nowigrad leben. Er nahm sich vor ihn zu suchen, vielleicht hatte er eine Ahnung, wo man gestohlene Schwerter wiederfand.
Und warum musste er gerade jetzt an seinen alten Lehrmeister Dimitar Laslev denken?
Er war der Schwertmeister gewesen, der sie damals trainiert hatte. Unerbittlich, grausam, einer der typischen Kater eben, bei denen irgendetwas schief gegangen sein musste. Der Mann hatte seit der Kräuterprobe, so hieß es, kein einziges Haar am Körper wobei keiner von ihnen freilich überall nachgesehen hatte. Seine Augen waren die einer Schlage gewesen, kalt, und seine Haut sah noch ungesünder aus als der des Toten vor ihm. Und eben Dimitar hatte ihnen außerdem eingebläut, und das war durchaus wörtlich zu verstehen, dass keiner von ihnen den Dreck unter den Fingernägeln wert wäre ohne die Mutationen ohne das was man ihnen in der Zitadelle in Stygga beibrachte.

Er blickte Ljerka nach, sie sich noch eine Jacke aus Leder überwarf und mit dem Schwert gürtete, das er ihr gegeben hatte. Man tat gut daran, vor allem als Frau, nicht unbewaffnet durch die Stadt zu gehen. Nein, er haderte nicht, aber vielleicht war er doch nicht ganz frei von Schuldgefühlen, vielleicht hatte er leichte Zweifel bekommen, ob der Tod des Werwolfs wirklich unvermeidlich gewesen war. Aber wenn dann war es jetzt zu spät und er würde es nie wissen.
"Sagen wir... Ich hab etwas gut zu machen."
Er hätte auch sagen können, dass er sich jederzeit wieder eine Waffe wie diese besorgen konnte, das nächste Lager mit Dissidenten wartete nur auf ihn... Aber das hätte das Geschenk nur entwertet, das musste ja auch nicht sein, dazu war er wieder zu sehr ein Kater.
Zur Schilderung des Söldners lachte er nur bitter.
"Ja, genauso ist es. Ich erschlagen den Gabelschwanz, der das Dorf terrorisiert weil diese Wichser dem Weibchen zuvor schon die Brut erschlagen haben... um den Lohn darf ich dann noch feilschen, weil ich ja noch lebe, also war's wohl nicht so gefährlich... Und irgendein dämlicher Gelehrter findet sich dann sicher auch noch, der mich beschimpft weil ich eine gefährdete Tierart weiter dezimiere... Aber von irgendetwas muss man ja leben, wenn man nichts anderes gelernt hat..."
Aber ein Schaf ficken? Meinte er es ernst? Wobei... Er grinste, dazu würde er nichts weiter sagen. Was unterschied einen Doppler eigentlich von einem Schaf?
Er nahm die angebotene Hand, drückte sie, er war versucht auszuprobieren, was ein Untoter aushielt, ließ es dann aber.
"Danke, und ich werde über euch niemandem etwas verraten. Ich bin draußen, falls ihr mich braucht."
Der seltsame Söldner schien dem Wunsch der Zwergin entsprechen zu wollen, also würde er warten, sich vielleicht einfach ein wenig in die Sonne setzen und nachdenken.

Doch mit sonnen wurde es nichts.
Als sich die Tür hinter ihm schloss sah er als erstes, dass Sindra weg war.
Er blickte sich um, rund um das Pferd, an der anderen blassen Frau vorbei. Er wusste, sie konnte fast jede Form annehmen die in etwa ihrer Körpermasse entsprach, aber da war auch kein zweiter zu großer Rabe und auch die andere Frau gab es nur einmal... aber war sie es wirklich? Oder konnten Doppler Satteldecken nachahmen? Nein, das wohl nicht. Er hatte doch die anatomische Studie im Kopf aus dem Buch... wobei er sich immer gefragt hatte, ob wirklich jemand für jede Zeichnung eines der Wesen fein säuberlich seziert hatte, und ob es vor der Sektion auch freiwillig aus dem Leben geschieden war.
Einen Moment musterte er sie. Auch dünn und blass, aber ihre Haare waren etwas länger und die Augen unterschiedlich gefärbt. Sie hätte ihm durchaus auch gefallen...
Ihr Kleid war nicht zerrissen wie das von Sindra, und das Kleid war wohl echt gewesen... kein Teil des Dopplers, er erinnerte sich noch hervorragend daran, wie sie es ausgezogen hatte. Also müsste es irgendwo herumliegen, wenn sie sich verwandelt hatte.
"Ihr habt von mir nichts zu befürchten..." Schickt er voraus, denn sie wirkte immer noch angespannt. Und sein Medaillon spiele fast verrückt in ihrer Näher, nein, das war ganz sicher nicht Sindra.
"Habt ihr gesehen wo sie hin ist?"
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Aris Moriturus
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Das ungleiche Augenpaar, so oft mit negativen Vorurteilen, basierend auf uralten Legenden, blickten dem Hund hinterher und auch dem Mädchen, welches ihm folgte. Warum tat sie das? Die hellen Augenbrauen zogen sich über der Nasenwurzel zusammen. Aris atmete durch. Was für ein Tag. Verrückt. Durcheinander. Und voller Gefahren. "Tja mein Junge..." Sie begann, den Schnabel des Raben entlang zu streichen, der sich unter ihrem nassen Haar an ihre Halsbeuge schmiegte, als sei sie jahre lang fort gewesen und nicht nur wenige Minuten, die er hatte ausharren müssen. Der kleine Dramavogel. "Was tun wir nun, hm?" Otto klapperte leise mit dem Schnabel. Komversationen mit diesem Tier waren für die Nekromantin selten informativ. Aber dieses Mädchen...es schien sich geradezu mit dem Raben unterhalten zu haben.
Die Tür zum Häuschen öffnete sich erneut und die Weissblonde vermutete zunächst, dass sich Rolans Gestalt hindurch schieben würde, doch dem war nicht so. Es war der Hexer höchst persönlich. Aris unterdrückte den Drang, einen Schritt zurück zu weichen. Ihre magische Kraft war begrenzt. Sie war so wehrlos, wie ein Mensch, ganz ohne den Besitz von solchen Mächten. Ein leichtes Fressen, ein nicht ernst zu nehmender Gegner. Doch hatte er nicht behauptet, er würde ihnen nichts
tun? Vertraute Aris auf seine Worte? Vertrauen- eine vertrackte Sache. Momentan konnte die blasse Frau einige Geschehnisse nicht nachvollziehen. Aber sie versuchte, entspannt zu bleiben, denn mit der Zeit, so hatte sie gelernt, ergaben die einzelnen sinnlosen Puzzleteile zusammengesetzt ein vollständiges Bild.
Aris tat sich keinen Zwang an, den einäugigen Hexer ebenso zu mustern, wie er es bei ihr tat.
Gross, Narben..diese typischen Augen. Immer noch. Die Nekromantin nahm an, dass er einer Zwiebel ähnlich war, bei der man unter jeder Schicht etwas Neues zu entdecken vermochte. Doch so nah würde sie ihm wohl niemals kommen, um ihn, oder gar sein Wesen zu erkunden. Und waren Hexer und Nekromanten für innige Freundschaften berühmt? Eher nicht...
.....Nichts zu befürchten.....Reuven sprach die Worte aus, die ihre Ohren wahrnahmen, von denen ihr Verstand jedoch nicht wusste, ob sie ihnen glauben konnte. und ihr Herz? Das flüsterte, dass da etwas fehlte. Ihr Mund öffnete sich einen Spalt breit, als ob sie Worte sprechen wollte, obwohl sie noch darüber nachdachte, was sie erwidern konnte, ohne etwas Falsches zu sagen.
"Ihr auch nicht von mir. Ich wollte noch nie jemandem etwas zu Leide tun." Das entsprach der Wahrheit. Aris wollte mehr. Mehr Magie. Mehr von dem Wissen, was in ihr schlummerte und was sich wie ein schlafender Riese anfühlte. Wie nur würde es sein, wenn dieser Riese aus seinem Schlummer erwachte und sich in all seiner enormen Grösse und Herrlichkeit präsentierte? Die junge Frau war von Verlust und Schmerz angetrieben. Sie wollte keinen Schaden zufügen, aber auch keinen nehmen. Die Magie war wie die Liebe, hatte ihre Mutter immer gesagt. Man sollte sich an ihr verlieren, dabei aber niemals verloren gehen.
Ihr Kopf drehte sich automatisch in die Richtung, in der das Mädchen verschwunden war. "Sie sprach mit..Otto und dann war da dieser grosse Hund. Sie ist ihm gefolgt. Dort entlang." ihr Zeigefinger der linken Hand wies dem Hexer die Richtung. "Könnt ihr sie denn nicht spüren?" Sie dachte an sein Medaillon und umfasste ihres unterbewusst unter ihrem Kleid mit einer Hand. Nur kurz umschloss sie es, ehe sie es frei gab und zum Hexer zurück sah. Wieder öffnete sich ihr Mund, doch Rolans Stimme unterbrach das Vorhaben, dem Hexer mehr Fragen zu stellen und ihre Neugierde auf ihn zu stillen. Aris lächelte schmal. "Tja..ich werde gebraucht..." Vorsichtig schob sie sich an dem Hexer vorbei, darauf bedacht, ihn nicht zu berühren und dabei hielt sie ihrem Vogelfreund vorsorglich den Schnabel zu, damit er nicht nach dem Hexer hackte.
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Sarray Cestay
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Als sie eintrat, saß Rolan mit einem Tuch in der Hand an einem leeren Tisch. Ihm gegenüber stand Sarray auf einem Schemel.
„Willkommen zurück.“, flötete Sarray, nur eine winzige Spur ruhiger als zuvor. Eine wirklich winzige.
„Ich hab eurem…Kumpan angeboten ihn zu untersuchen und etwas herzurichten, wenn mir da irgendwas möglich ist. Er feilscht um eine Bezahlung dafür. Was wir an Nahrung da haben kann er bekommen. Bei dem Gift bin ich aber raus. Das müsst ihr mit Ljerka aushandeln. Und Schafe haben wir auch keine.“
Sarray zuckte mit den Schultern. „Er will euch die Entscheidung überlassen. Also…ich biete ein…sagen wir Pflegeprogramm und was die Schränke an Futter hergeben gegen eine Untersuchung. Was sagt ihr….äh….wie nennt sich eure Professur eigentlich? Seid ihr eine Zauberin?“
Die Zwergin sah ihrem Gast immer noch freundlich und offen ins Gesicht. Auch jetzt, wo sie allein mit den beiden war dachte sie augenscheinlich nicht darüber nach, dass die beiden sie nun überfallen und ihr den Gar aus machen könnten. Oder ihr Selbstbewusstsein war groß genug zu denken, sie käme gegen beide an.
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Rolan Igorov
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Rolan nickte dem Hexer hinterher und wog den Dolch in seinen Händen. Der Kerl hatte also wieder etwas gut zu machen. Überraschung des Jahrhunderts! Hatten das nicht alle? Wenn es danach ging, so müsste Rolan wohl von Haus zu Haus gehen und einem jeden Menschen auf dem Kontinent Geschenke machen, bis seine Schuld vollständig gesühnt war.

Das Gewicht des Dolches wirkte beruhigend auf den ehemaligen Söldner, der es schon seit Jahren gewohnt war, stets eine, oder mehrere Waffen mit sich herum zu tragen. Es war nur ein Dolch und die Möglichkeiten, damit zu kämpfen waren begrenzt. Wenn man lebte und etwas zu verlieren hatte. Vorausgesetzt, Aris konnte, genug Ruhe und Essen ebenfalls vorausgesetzt, ihn nach einem Kampf wieder zusammenflicken, dann würde Rolan sich nicht um die Verteidigung kümmern müssen. Er könnte den Gegner einfach überrennen und sich nur darauf konzentrieren, den Dolch in dessen Brust zu schieben, scheißegal, wie der Typ mit seinem Schwert herumfuchteln mochte.
Aber war dem denn wirklich so? Mit gerunzelter Stirn hob er eine Hand zu seinem angeknabberten Ohr und befühlte die viel zu große Lücke darin, wo Otto sich mehrfach gütlich getan hatte. Ein Teil davon hatte schon vor seiner Erweckung gefehlt und die Nekromantin hatte es nicht wiederherstellen können. Würde sie in der Lage sein, ihm einen abgetrennten Arm wieder anzuhexen? Er musste ganz dringend mit ihr über ihre Fähigkeiten sprechen. Nur so konnte er auch einen Kampfstil für sich wählen, der zu seiner neuen Form passte. Und vielleicht hatte er der Zwergin zuviel versprochen, was seine 'Sezierung' anging.

Der Untote wurde aus seinen Gedanken gerissen, als eben diese Zwergin auf einen Schemel kletterte und ihn, der noch saß, plötzlich überragte. Beinahe hätte er erwartet, dass sie ihn, Messer und Gabel in geballten Fäusten bereit, wie eine leckere Speise auf dem Tisch kredenzen würde. Zumindest gab sie sich, wie ein Kind, welchem man gerade seine Lieblingsspeise vorgesetzt hatte. Noch konnte er keine Utensilien auf dem Tisch oder in ihren Händen entdecken, was ihn einerseits beruhigte, aber andererseits auch auf einen Schrecken vorbereitete.
Er wollte Sarray gerade einen zynischen Kommentar entgegen schmettern, da betrat Aris den Raum und wurde sogleich von der Zwergin verbal bombardiert. Er wartete den Redeschwall geduldig ab und schaute die Nekromantin dabei leicht grinsend an. Irgendwie war die Situation so skurril, dass sie ihn ungemein belustigte. Das Leben schrieb nunmal die besten Komödien. Leider gingen die Scherze nur immer auf Kosten der Menschen. Ob er als Untoter in diesem Fall noch als Mensch zählte, würde sich wohl gleich herausstellen.

Als die Zwergin geendet hatte, hob Rolan in einer unentschlossenen und fragenden Geste die Schultern.
"Ähm,... was sie sagt. Nur, ignorier' das mit dem Schaf. Ironie ist wohl eine fremde Währung für sie. Aber solange sie es mit dem Seziermesser nicht übertreibt, klingt das eigentlich nach 'nem guten Deal, oder?"
Sein Blick wirkte nun etwas besorgt, als er Aris schmalen Körper näher betrachtete und ihre ausgezehrten Gesichtszüge bemerkte. Otto wirkte auf ihrer Schulter so riesig, dass der Söldner jeden Moment erwartete, dass die Nekromantin zu seiner Seite hin wegkippen würde. Der Rabe betrachtete hauptsächlich Sarray kritisch, aber ruhig mit seinen schwarzen Knopfaugen, während er sich halb unter den nassen Haarsträhnen seines Frauchens versteckte.
Was auch immer der Hexer da zwischen ihnen gespürt hatte, es entzog Aris die Kraft. Scheinbar ständig. Wie Lampenöl, welches verbraucht wurde, solange die Laterne leuchtete. Zuvor hatte Rolan gedacht, die Nekromantin würde nur bei seiner Wiederherstellung ihre Kraft verbrauchen. Ruhe und Proviant klangen da echt nicht schlecht.
"Der Hexer meinte, wir sollten elfische Ruinen oder so,... 'Orte der Macht' nannte er sie, aufsuchen. Würde uns beiden helfen mit dieser,..."
Er machte kreisende Bewegungen mit einer Hand, um ihre Verbundenheit nochmal zu verdeutlichen.
"... Zaubergeschichte. Aber das übersteigt alles mein Wissen. Du entscheidest, was die Zwergin darf und was nicht. Was du wieder beheben kannst und was nicht. Oder ob wir uns lieber in Schweigen hüllen, direkt wieder abhauen und unser Glück woanders suchen."
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Reuven von Sorokin
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Er band das Pferd los, Sindra hatte es gewissenhaft festgemacht, sie war also nicht blindlings losgestürmt. "Danke... Nein, spüren kann ich sie nicht, sie ist nicht magisch... Menschen sind das normal auch nicht."
Er zwinkerte. Vielleicht meinte er sie selbst, vielleicht Rolan. Riechen könnte er sie vielleicht, er trug ihren Geruch an sich und sie den seinen, wenn sie sich nicht verwandelte hatte er eine Chance mehr.
Einem großen Hund war sie also gefolgt. Er ahnte wohl was sie vor hatte.

Warum suchte er eigentlich nach ihr?
Warum war es ihm nicht egal, wohin sie rannte. Sie hatte ihn schließlich gebeten, dass sie sich ihm anschließen durfte, rannte sie nun weg... Sie hatte wohl einfach ihre Meinung geändert. Das war ihr Recht. Aber er kannte die Stadt, er sah von hier aus den frischen Scheiterhaufen, der wohl erst vor wenigen Tagen zwischen den beiden Toren errichtet worden war und auf dem noch die Überreste eines Unglücklichen schwelten. der Statur nach ein Mann, auch kein Zwerg oder Halbling, dieses Mal nicht. Unter Garantie ein Magier oder ein Elf, oder ein Elfenmagier, Menschen zündeten sie dort nicht an, auch nur selten Hexer, aber immer wieder gerne Anderlinge. Die wurden deutlich öfter beschuldigt, verflucht zu sein oder jemanden verflucht zu haben. Oft reichte das allein als Grund. saubere Ermittlungen gab es selten, ein Standrechtlicher Prozess und ab auf den Scheiterhaufen. Zu groß war die Angst. Immer noch.
War einer scharf auf dein Haus, und bist du ein Elf, so konnte es passieren dass aus heiterem Himmel die Wache vor der Tür steht und dich eines Morgens einsackt. Angeblich weil du jemanden mit dem bösen blick verhext hast und seit dem kann die Freu keine Kinder mehr bekommen, hat Warzen am Arsch oder kackt gelb. Mit etwas Glück erfährst du was man dir vorwirft, dabei muss es nicht einmal plausibel sein. Manchmal auch nicht und wahrscheinlich erfährst du auch nie wer dich beschuldigt hat. Klar, du könntest den Fluch ja verstärken, einen neuen wirken, was auch immer. Und schon bist du der nächste unglückliche dort vor dem Tor, die nächste warnende Fackel.
Der Grund weshalb die Anderlinge lieber vor den Toren siedelten und in der Innenstadt immer weniger wurden.
Oft genug hatte man versucht ihn selbst für eine solche Bluttat zu missbrauchen und nicht selten war er entweder darauf reingefallen oder hatte weggesehen weil er einfach das Geld gebraucht hatte.
Und ein Doppler in dieser Stadt... normalerweise waren sie gut darin, sich zu verstecken, normalerweise. Im Wald. Wenn sie hier nur ein wenig unvorsichtig war... Er hatte eine Menge gut zu machen, also machte er sich auf den Weg.

wird hier fortgesetzt.
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Aris Moriturus
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Als sie, nun mit Otto im Gepäck, das Häuschen betrat, begann die Zwergin sofort, auf sie einzuplappern. Und nicht alles, was Sarray sagte, ergab auf Anhieb Sinn. Ebenso wollte Aris vielleicht gar nicht so genau wissen, was genau die kurz geratene Dame mit manchen Kommentaren so meinte. Schafe? Gift? Zauberin? Und warum stand Sarray bereits auf einem Schemel, den Mann vor ihr überragend und mit diesem Glitzern in den Augen?
Aris suchte Rolans Blick. Wie viel hatte er hier Preis gegeben? Etwa ihre Identität und das, was sie mit ihm gemacht hatte? Oder..war der Hexer selbst dahinter gekommen? Seine Andeutung vor dem Haus liess diese Vermutung plausibel erscheinen.
Woher hatte der Söldner eigentlich den Dolch? Aris griff sich an die Nasenwurzel. Zu denken erschien ihr gerade sogar wie eine Mammutaufgabe, die sie kaum bewältigen konnte, so müde war sie inzwischen.
"Eine gute Idee? Rolan, ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Wenn dich jetzt jemand aufschneidet, oder etwas von dir abtrennt, was definitiv AN deinen Körper gehört, werde ich wahrscheinlich ohnmächtig. Und du dann auch. Oder sowas ähnliches." Aris, die inzwischen begonnen hatte, ihr Gesicht zu reiben, sah der Situation ergeben durch ihre Finger hindurch zur Zwergin rüber. "ich bin eine Nekromantin." Das würde ihr höchstwahrscheinlich was sagen. "Du weisst schon...holt die Fackeln und Forken und treibt sie aus der Stadt!" Doch sie stoppte hier, da Rolan ihr ja bereits mitgeteilt hatte, dass Ironie nicht gerade Sarrays Steckenpferd war.
"Warte...was hast du gesagt? Elfische Runen? Was genau hat der Hexer damit gemeint? Inwiefern soll uns das helfen?" Aris trat auf Rolan zu, der begann, zusammenhangslose Sätze zu stammeln und packte ihn am Kragen. "Spucks aus Igor! Oder Sarray darf dir was abschneiden, was dich dann im Freudenhaus untätig rumsitzen lässt." Die Zwergin schien das in ihrem Eifer zu freuen, so wie sie grinste. Aris seufzte. Es war zum Verrücktwerden. Sie hatte Schutz gesucht und nun war SIE es, die Rolan schützte. Mit ihrer eigenen Energie. Und es gab keinen Ausweg, ehe sie nicht diese vermaledaiten Bücher hatte, aus denen sie hoffentlich klüger herausging, was sie selbst betraf. Mit einem Seufzen liess sie ihre Eigenkreation wieder los und setzte sich auf einen freien Stuhl, ehe sie zur Zwergin sah. "Kein Aufschneiden, kein Abschneiden. Untersuchen ja. Kein Einflößen von Giften, oder anderen Flüssigkeiten, die man als lebender Mensch nicht zu sich nehmen sollte."
In der Zwischenzeit würde sie sich damit beschäftigen zu Essen. Vielleicht konnte sie sich damit ein wenig länger auf den Beinen halten, ehe der Abend kommen würde und ihr den wohlverdienten Schlaf bescherte.
Otto war eingeschlafen. Ihn störte der nasse Vorhang aus Haaren nicht. Hauptsache, er war bei ihr. Zuneigung flutete sie, weshalb sie kurz ihre Wange gegen seine Federn schmiegte.
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Sarray Cestay
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„Dann setzt dich mal auf die Kante.“, flötete Sarray Rolan zu und klopfte auf den Tisch.
Sie begann den wandelnden Toten zu untersuchen. Reflexe testen, mit einem Hämmerchen aufs Knie sachte aufs Knie hauen, Schuhe ausziehen und unter den Füßen Kitzeln. Kein Schneiden, kein Ausnehmen, kein Aufschlitzen. Sie war sogar vorsichtig, ihrem „Patienten“ nicht weh zu tun.
Während dessen hatte Aris leider das Pech, dass alle Lebensmittel weggeräumt waren und sie warten musste.
Dann sollte sich Rolan auf den Tisch legen. Sarray leuchtete ihm mit einem Spiegelchen in die Augen, lauschte mit einem Hörrohr hier, klopfte und tastete dort, streckte und beugte Gliedmaßen. Währenddessen wirkte sie erstaunlich ruhig und konzentriert und sagte bis auf einige kurze Aufforderungen kein Wort. Wie ausgetauscht.
Etwas mehr als eine halbe Stunde später meldete die Zwergin „Fertig!“, und hüpfte vom Stuhl.
„Diagnose: Du bist so was ähnliches wie tot.“
Als Rolan aufgestanden war, reinigte Sie abermals sich und den Tisch. „Ich glaube, ich kann trotzdem eine Kleinigkeit für dich tun. Einen Rat….mehr trinken. Und dann hab ich noch eine Salbe, die die Haut geschmeidig hält. Ändert nichts an deinem Zustand, hilft aber, dass du optisch nicht so schnell auseinanderfällst.“
Sie begann – wie versprochen – alle Lebensmittel die die beiden Frauen hatten auf den Tisch zu stellen.
Ein Rest Brot, etwas Butter, Marmelade, ein Rest Käse, das Glas mit dem undefinierbaren Inhalt…alles was vom vorherigen Essen übrig war und dazu vier Eier und einen Beutel in Zucker gerösteter Nüsse.
„Soll ich euch die kochen?“, fragte Sarray, die langsam wieder zu ihrer hibbeligen Art zurückfand und deutete auf die Eier.
Zum Schluss wuselte sie nach hinten und holte einen recht großen Holztiegel. „Ist eigentlich gegen Hämorriden. Aber ich denke das funktioniert auch mit deinem Gesicht.“
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Rolan Igorov
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Rolan betrachtete seine Lebensspenderin eingehend. Ihre Bedenken, wie beschissen seine Idee eigentlich war, erschienen ihm mehr und mehr gerechtfertigt, je genauer er sich ihr müdes, ausgezehrtes Gesicht anschaute. Wenn sie konstant Kraft benötigte, um ihn am Unleben zu halten und davon immer mehr, je weiter er sich Schaden zufügte oder zufügen ließ, dann war der Deal mit Sarray keine Option. Zumindest, wenn er Seziermesser und Gifte beinhalten würde.
Er zuckte entschuldigend mit den Schultern und schnarrte, noch immer mit wunder Kehle und angegriffenen Stimmbändern.
"Okay, nun hab' ich's verstanden. Auch wenn das für dich ebenso neu ist,.... bedenke, dass ich gar keine Ahnung von diesem Hokuspokus habe, den du ja scheinbar grundsätzlich irgendwie verstehst."

Er grinste, als er ihren Versuch verfolgte, doch noch bei der Zwergin mit Ironie zu landen. Und Respekt! Die Frau hatte Eier. Es war eine Sache, sich von einem Hexer oder anderen schlauen Leuten auf die Schliche kommen zu lassen. Aber eine ganz andere, einfach so heraus zu posaunen, dass man eine Nekromantin war.
Sein Lächeln gefror augenblicklich, als Aris sich wieder ihm zuwendete und ihn völlig aufgebracht am Kragen packte. Es kostete Rolan einiges an Mühe dabei ruhig zu bleiben und für einen Moment war er nahezu sprachlos. Immer wieder fing er an, einen Satz zu formen, der eine möglichst diplomatische Lösung beinhalten sollte, doch wollten die Worte nicht so recht über seine Lippen kommen. Stattdessen wurde sein Blick hart und ärgerlich. Scheiß auf Diplomatie!
Mit einer flapsigen Geste schlug er nach der Hand der Nekromantin, die ihn am Kragen gepackt hielt, als wenn es sich dabei um ein lästiges Insekt handeln würde. Scheinbar hatte die Frau sich aber wieder halbwegs unter Kontrolle, denn sie ließ ihn genau in dem Moment von selbst wieder los.
"So nicht!" platzte es aus ihm heraus und zum ersten Mal seit seinem Erwachen konnte Aris ernsthafte Wut in seinen Augen erkennen. Wut, die bei seinem Temperament schnell in Gewalt umschlagen konnte. Otto öffnete für einen Moment die Augen und funkelte Rolan warnend an. Doch scheinbar wusste der Rabe instinktiv, dass Rolan nicht die Hand gegen sein Frauchen erheben wollte, denn sogleich döste er wieder vor sich hin.
"Ich mag für dich vielleicht nur ein Werkzeug sein." fuhr der Untote fort. "Aber ich sage es noch einmal. Ich bin weder dein Sklave, noch dein Diener! Mach mit meinem Körper, was du willst, aber meinen Stolz und meinen freien Willen wirst du auf die Weise nicht bekommen!"

Er schnaubte verächtlich, was sich durch seine wunde Kehle eher wie das Schnurren einer Katze anhörte. Auch wenn sein einfaches, verdrecktes Leinenhemd diese Geste lächerlich wirken ließ, richtete er gemächlich dessen Kragen, der so weit war, dass man zu zuvor keinen Unterschied sehen konnte. Dann hatte auch er seine Wut wieder unter Kontrolle und antwortete ruhig und sachlich.
"Der Hexer hat nicht viel dazu gesagt. Und das meiste versteh' ich eh nicht. Er sagte, dass diese alten Ruinen die Magie, die du nutzt, nochmals verstärken würden. Ich vermute, er meint, dass du dann weniger Kraft verbrauchst und ich weniger,... abzapfe?"
Ein seltsames Wort und eine seltsame Vorstellung in diesem Zusammenhang. Als wäre er ein Säugling an der Brust seiner Mutter. Er schauderte bei dem Gedanken, wobei es sich merkwürdig anfühlte. Denn weder bildete sich eine Gänsehaut, noch wechselte sein Empfinden dabei schnell von warm zu kalt und wieder zurück.

Die Bedingungen, die Aris der Zwergin aufzählte, klangen in Rolans Ohren durchaus einleuchtend und machbar. Und sie beruhigten ihn auch ein wenig. Wer wollte schon sehen, wie jemand in seinen Innereien herumwühlte. Egal, ob tot, untot oder lebendig. Das war ekelig und verstörend.
Demnach fügte er sich bereitwillig und fragte sich, was Sarray wirklich von Beruf war. Friseuse? Würde sie ihm das Haar richten oder mit Schminke herausputzen? Rolan Igorov,... Mannequin-Püppchen. Er seufzte beim Wechsel von Schemel zu Tischplatte und ließ die seltsamen Experimente über sich ergehen. Er machte große Augen, als die Zwergin am Ende ihre Diagnose stellte und überlegte, ob er hier wertvollen Hirnschmalz opfern sollte, um es mit Sarkasmus zu versuchen. Letztendlich war ihm das aber zu viel Arbeit und er begnügte sich nur mit einem flapsigen "Was du nicht sagst!?"
Salbe,... jetzt kam also doch noch das Make-Up? Innerlich stöhnte Rolan auf, doch letztendlich war es ja gar keine so dumme Idee, nicht gleich für aller Augen verwesend oder zumindest sonnenverbrannt herum zu laufen. Aber verdammte Hämorrhoidensalbe? Für sein Gesicht?!
"Ey! Man hat mir schon auf so manche Weise geflüstert, dass ich ein Arschloch sei. Aber das toppt echt alles!"

Zufrieden stellte er fest, wie sich Aris erneut an den Speisen gütlich tat. Er hoffte nur, dass sie die Situation ausnutzen und sich ordentlich vollstopfen würde. Es schien so, als wenn selbst danach noch genug Lebensmittel da wären, um einen kleinen Proviantbeutel zu füllen. Die offene Gutmütigkeit und Naivität der Zwergin sollte eigentlich keine Probleme darstellen, einen solchen noch im Anschluss heraus zu kitzeln.
Abwehrend hob er die Hände und verneinte dankend das Angebot der Salbe. Ebenso das Angebot gekochter Eier oder sonstiger Nahrung für sich selbst. Er hoffte, dass Aris, genug zurückerlangter Kraft vorausgesetzt, in der Lage sein würde, sein Äußeres ein wenig aufzupeppeln, so dass er wieder mehr wie ein lebender Mensch aussehen würde. Und seine raue, prickelnde Kehle war auch recht unangenehm und konnte gar nicht schnell genug wieder geheilt werden.
"Eine Information würde uns helfen, Sarray. Kennst du Elfenruinen in der Nähe? Oder andere dieser Orte der Macht, die der Hexer angesprochen hat? Am besten irgendwo nördlich oder nordöstlich von hier am Rand der Bucht gelegen?"
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Aris Moriturus
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Für Sarray schien es keine grossartige Neuigkeit zu sein, welche Magie in Aris schlummerte. Die Zwergin liess das Thema fallen, ganz gefangen genommen von Rolan, den sie nun zu untersuchen begann. Die Weissblonde hob irritiert eine Augenbraue. Die Zwergin schien in einer Sekunde völlig konfus und ohne Sinn und Verstand zu handeln, nur um dann im nächsten Augenblick fachmännisch eine medizinische Untersuchung durchzuführen. Und da noch keine Speisen bereit standen, setzte sich die Nekromantin hin und hing träge ihren Gedanken nach.
Rolan nahm also an, er sei ein Werkzeug. Jedenfalls hatte da die Wut aus ihm gesprochen. Doch es lag sicher ein Funken seiner Empfindungen darin. Wieder gelangte sie an den Punkt, an dem sie sich fragte, ob es ihre Schuld war. ER hatte nicht darum gebeten, wieder erweckt und mit einer Aufgabe, als auch einer Bindung an eine Person versehen zu werden. Anders herum hatte er auch nicht um seinen Tod gebeten, oder? Igor war ein Grolltroll. Sie hatte weder seinen Stolz, noch seinen freien Willen für sich beanspruchen wollen, Es gab wirklich nichts auf der Welt, nach dem sie weniger trachten konnte, als nach solchen Dingen. Aris war kein Unmensch. Sie hatte nur eine Mission. Runen....alte Runen. Wenn es stimmte, was ihr untoter Begleiter sich von dem, was der Hexer ihm mitgeteilt hatte, gemerkt hatte, dann war dies durchaus eine Option. Denn so, wie es bislang lief, konnte es nicht weitergehen. So langsam dämmerte es der jungen Frau, dass sie zu viel zu schnell gewollt hatte. Und durch Zufall auch gekonnt. Dieser Zufall machte ihrem eigenen Lebenslicht so zu schaffen, dass sie langsam nicht mehr an ein erfolgreiches Ende ihrer Reise glaubte. Aber wenn diese Runen ihr helfen könnten. Und auch Rolan! Vielleicht wäre er dann in der Lage, sich auf grössere Distanz zu ihr zu bewegen und musste nicht mehr darauf achten, wo sie sich, im räumlichen Verhältnis zu ihm befand.
Die ungleichen Augen glitten im Raum umher, blieben an manchen Flaschen hängen, die einen seltsamen Inhalt zu haben schienen, nahmen Kräuter ins Visier, die ihr nicht geläufig waren und musterten dann wieder Zwergin und Leichnam, die sich einig schienen und nun über eine Creme debattierten. Aris hörte nur mit einem Ohr zu, denn ihr Bewusstsein war eingeschränkt. So müde...so unglaublich erschöpft...
Bis Sarray fertig war mit einem Ergebnis, welches die Nekromantin beinahe mit den Augen rollen liess. Wenn sie geahnt hatte, was Aris war, dann war diese Diagnose nicht gerade bahnbrechend.

Sie schwieg weiterhin und begann dann, als Sarray fertig war und das restliche Proviant auf dem Tisch verteilte, zu essen, bis es ihr ein wenig besser zu gehen schien. Sie gab ihre wieder erlangte Energie an Rolan weiter und musste dies nicht mehr vor den wissenden Augen der ZWergin verstecken. Als dies vollendet war und der Kehlkopf des Leichnams einigermaßen wieder hergestellt war, konnte sie weiter speisen und sich damit um ihre eigene Kondition kümmern. Währenddessen sprach Rolan auch schon das Problem mit den Runen an. "Vielleicht sollten wir den Hexer aufsuchen. Er ist diesem Mädchen hinterher, welches wiederum einem Hund gefolgt ist." Und jeder von ihnen würde den Bewohnern der nah gelegenen Stadt und den umliegenden Dörfern, durch die optischen Merkmake, die sie trugen, auffallen. "Wenn es stimmt, was er sagt und er mir nicht feindlich gesinnt ist, dann könnte er uns den Weg weisen." Einer mehr, der auf das fragile Gerüst aufpassen konnte, welches sie und Igor darstellten. "Wenn wir mal ehrlich zu uns sind, ist Otto der Einzige, dem es bislang auf der Reise gut ergangen ist." Sie zuckte die Achseln. "Danke für deine ...eure Gastfreundschaft Sarray, grüss Ljerka von uns, aber wir müssen nun weiter." Die Zeit drängte. Runen oder Bücher. Aber sie brauchte eine Lösung für das selbsterschaffene Problem.
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Sarray Cestay
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„Warte einen Moment.“
Sarray schob den Schemel an eine andere Stelle, kletterte darauf und zog eine Rolle vom Schrank.
Der Schemel wurde zurückgeschoben zum Tisch und die Zwergin kletterte wieder darauf. Wenn sie für jedes hinaus- und hinunter klettern eine Münze bekommen würde, wäre sie reich.
Mit dem ausgestreckten Arm schob sie zur Seite, was Aris übriggelassen hatte.
Die Rolle war eine Karte, welche sie ausrollte und mit Bechern und anderem Kram beschwerte, damit sie nicht wieder in den Ursprungszustand zurück flutschte. Nicht sehr detailreich, vielleicht nicht einmal sehr genau, aber an verschiedenen Stellen mit Symbolen und Zeichen verunziert. Ganz offensichtlich hatte die Zwergin zu kartographieren versucht, welche Kräuter und Zutaten wo zu finden waren.
Sie tippte auf eine Stelle, fast einen Tagesmarsch östlich von ihrem jetzigen Standort. „Falls ihr den Hexer nicht findet, versucht es hier. In der Nähe von einem wirklich imposanten Anwesen. Aber wenn ihr dort angekommen seid, seid ihr zu weit.“
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Rolan Igorov
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Für einen langen Moment hatte Rolan einfach nur schweigend dagesessen und seine Begleiterin beim Essen beobachtet. Er konnte förmlich spüren, wie jeder Bissen, den sie zu sich nahm, auch ihm mehr Kraft gab. Das war natürlich völliger Quatsch, denn selbst ein ungebildeter Kerl wie Rolan wusste, dass Verdauung und daraus folgende Energiegewinnung nicht sofort geschah. Aber aller Logik zum Trotz, spürte er, wie das Prickeln in seiner Kehle schwand. Ebenso wurde seine Stimme wieder kräftiger, die er gelegentlich auch nutzen musste, wenn Sarray die Stille mit weiteren Fragen durchbrach. Dabei hatte er doch absolut keine Ahnung vom Thema. Aber es war wohl besser, wenn die Zwergin sich auf ihn fixierte, anstatt die Nekromantin vom Essen abzuhalten.

Als Aris dann scheinbar satt war und sich zum Aufbruch vorbereitete, stand auch Rolan vom seinem Schemel auf und packte hastig einige der übriggebliebenen Speisen in ein Tuch, welches im Brotkorb ausgelegt gewesen war. Besser schnell handeln, solange die Zwergin noch von all den wissenschaftlichen Fragen abgelenkt war und nicht noch spontan den Deal ändern würde. Ein wenig kostenfreier Proviant, um die Nekromantin bei Kräften zu halten, war mindestens genauso wichtig, wie der Dolch, den sich Rolan in den Hosenbund geschoben hatte. Er musste ganz dringend eine andere Möglichkeit finden, die Waffe zu transportieren. So schabte sie ständig an seinem Oberschenkel entlang und da der Untote ja keinen Schmerz fühlen konnte, würde schon bald Blut das Bein hinab laufen, sollte er nicht vorsichtiger sein.

Rolan schmunzelte, als Aris den Raben ansprach.
"Ja, ich würde nur zu gerne mit dem Mistvieh tauschen. Ist frei, zu tun, was er mag. Kann unbeschwert einige Ohren abpicken, wenn er Hunger hat und bekommt sogar noch Streicheleinheiten. Was ein glücklicher Bastard!"
Als wenn der Vogel instinktiv wusste, dass über ihn gesprochen wurde, lugte er unter den weißblonden Haaren seines Frauchens hervor und funkelte Rolan bedrohlich an. Verdammt nochmal, konnte das Tier jetzt sogar wirklich verstehen, wenn Rolan ihm, in normalem Tonfall, Beleidigungen an den kleinen gefiederten Kopf warf? Das war nicht fair! Er konnte auch kein Krächzisch oder was auch immer so ein Vogel sprach!
"Schon gut, schon gut." murmelte Rolan beruhigend und kam sich dabei äußerst dämlich vor. Wenn die Zwergin jetzt auch noch mitbekam, dass er mit einem Tier sprach, würde sie wohl gar nicht mehr aufhören, ihn mit Fragen zu löchern.
"Bist ein braver Vogel." versuchte er es diplomatisch, als würde er mit einem Hund reden.

Den verpackten Proviant zu einer Art kleinen Beutel gedreht, band er an den provisorischen Gürtel um seine Hüfte und wendete sich der Zwergin zu, die zu diesem Zeitpunkt die Karte auf dem Tisch ausgebreitet hatte und Richtungen wies.
"Östlich,... Anwesen. Klar soweit."
Er nickte noch einmal zur Bestätigung und öffnete dann die Haustür.
"Vielen Dank für deine Hilfe, Sarray. Bist 'ne echte Lebensretterin!"
Wobei dieser Kommentar von einem Untoten wohl etwas fragwürdig war.
"Mach's gut und richte deiner Freundin auch nochmal unseren besten Dank aus."
Schließlich tat es ja nicht weh, höflich zu sein und die ältere Frau hatte ihm zumindest nicht die getrunkene Säure oder das Natron in Rechnung gestellt. Solche Chemikalien waren nicht grad billig. Also schuldete Rolan ihr zumindest seinen Dank. Zudem hatte er das Gefühl, als wäre die Frau eine Veteranin oder so etwas gewesen. Vom gleichen Schlag wie er also.

Vor der Tür blickte er in die nachmittägliche Sonne hinauf und blinzelte sehr empfindlich. Am besten wäre es wohl, wenn sie im Schatten reisen würden, bis die Sonne ein wenig tiefer stand. Ansonsten würde er wohl am Ende des Tages aussehen, wie ein Spanferkel auf dem Grill und ob Otto sich dann noch würde zurückhalten können?
Als Aris zu ihm aufgeschlossen hatte, drehte er den Kopf und schaute zu ihr hinab.
"Tut mir leid, was da drinnen passiert ist. Das mit der Säure und dass wir gezwungen waren, unser Geheimnis auszuplaudern."
Er tätschelte den Beutel an seiner Seite mit der Hand.
"Aber immerhin sind wir noch im Plus herausgekommen. Also,...?"
Mit unschlüssigem Blick schaute er erst nach Westen, zum in der Ferne sichtbaren Stadttor herüber. Danach nach Osten, wo Felder und Wälder bis zum Horizont reichten.
"Wohin nun? Dem Hexer folgen oder diesen Ort aufsuchen, von dem die Zwergin gesprochen hat?"
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Aris Moriturus
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Draussen vor dem Haus hatte Aris das Gefühl, endlich wieder durchatmen zu können. Denn obwohl ihr niemand bösartig, oder feindselig gesinnt war, so war die Nekromantin allzu viel Gesellschaft nicht gewohnt. Es beanspruchte sie sehr, geduldig zu bleiben, zuzuhören und sich dabei möglichst viel zu verstellen, damit man ihr nicht von der Stirn ablas, wer und was sie war. Aber dieses wohlgehütete Geheimnis war ja nun passé. Dank Rolan. Ihre Mutter drehte sich bestimmt gerade im Grabe herum und verfluchte den Leichtsinn ihrer Tochter.
Wenigstens fühlte Aris sich jetzt stärker, auch wenn diese Phase nur kurz anhalten würde, hoffentlich wenigstens für ein paar Stunden, damit sie Strecke gut machen und ihrem Ziel näher kommen konnten. apropos Ziel. "Ja ich denke, wir suchen erst selbst nach dem Ort. Du hast die Karte ja auch gesehen..es müsste nicht so weit weg sein. Ein Tagesmarsch vielleicht, je nachdem, ob ich bei Kräften zu bleiben vermag." Die Weissblonde schwieg eine Weile, während sie nebeneinander her gingen und sie über Rolan und sich nachdachte. Über die Optionen, die sie hatte. Die er hatte. Die sie gemeinsam, oder getrennt voneinander besaßen. Es führte kein Weg an den Büchern vorbei, die ihr den Weg ebnen und ihre Kraft entfesseln würden. Danach musste sie nur noch vor sich selbst beschützt werden.

"Hör mal", begann sie zögerlich. " Ich muss mit dir über meine Grossmutter sprechen. Denn das wird unser nächster Stopp sein, sofern wir die Runen finden, von denen dieser Hexer und Sarray gesprochen haben." Die kleine Frau atmete tief durch und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, die nun zu trocknen begannen. Otto meckerte kurz, da sie ihn beim Dösen störte, doch Aris tippte ihm nur versöhnlich unter den Schnabel. "Ist dir der Buckelsumpf in Velen ein Begriff?" An seinem Gesicht konnte sie sehen, dass dem durchaus so war. Immerhin war Rolan ein bewanderter Söldner gewesen, der seinen Lebtag nicht an einem Ort allein zugebracht hatte. "Einst gab es dort drei hässliche und grausame Hexen, ehe sie getötet wurden. Die Muhmen.Du weisst schon, die von der Sorte, die Kinder gerne auf ihren Teller landen liessen. "
Umgehend setzte sie einen Fuss vor den Anderen, in östliche Richtung, um ihre Reise endlich fort zu setzen. Schon viel zu lang hatten die unterschiedlichsten Umstände die zwei Reisenden aufgehalten. "Naja und meine Grossmutter ist, egal wie blutrünstig sie auch sein mag, ein Schlitzohr. Sie hat sich die alten Sagen und die Furcht der im Umland lebenden Menschen zu nutze gemacht und sich dort niedergelassen, als seien die Muhren noch immer vorhanden." Sie reckte das schmale, blasse Gesicht der brennenden Sonne entgegen und auch ihr kam der Gedanke, dass Rolan ein Problem mit der Hitze und vor allem der Sonneneinwirkung bekommen könnte.Glücklicherweise war die erste Hälfte des Tages bereits vorbei und die heisseste Zeit, nämlich die am Mittag, bereits vorüber. Nun erwartete sie nur noch der laue Abend. Ein gutes Omen. "Die Abergläubischen bringen ihr Nahrung, natürlich auch Dinge, die sie nicht gebrauchen kann, wie abgetrennte Ohren, Finger und all so einen Blödsinn. Doch sie ist sicher. Allein. Und harrt dort aus, bis sie stirbt...falls sie dazu in der Lage ist." Aris zog die Nase kraus. Es gab allerhand Geschichten, die sich um die mächtige Nekromantin Madame Frith rankten, die nun als selbst ernannte Hexe in einem Sumpf lebte. Otto flatterte kurz mit den Flügeln und riss Aris somit aus ihren Gedanken. Doch diese glitten sofort zu einem anderen Umstand, der ihr selbst kurz eine Gänsehaut bescherte.
"Über die Letzte der Muhren sagt man sich übrigens, dass sie überlebt hätte, während ihre zwei Schwestern starben. Sie verwandelte sich in einen Schwarm Krähen und flog einfach davon." Die junge Nekromantin kraulte ihrem Vogel das Gefieder und fragte sich, was es mit diesem Tier auf sich hatte und ob sie gerade zu viel in ihre eigene Vergangenheit hinein interpretierte. Ob es Zufall war, dass Otto ein Rabe war...und dass er jedes Wort zu verstehen schien, welches der Menschenmund zu formen im Stande war.
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Sarray Cestay
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Sarray war den beiden nach draußen gefolgt.
Mit einem: "Ich wünsche euch dreien viel Glück.", hatte sie sie verabschiedet und ihnen nachgesehen, bevor sie wieder hineinging und alles für Reuvens Behandlung vorbereitete.
Danach würde sie einkaufen müssen. Bis auf die Eier war ihnen nichts geblieben.
Was für ein seltsamer, schräger Tag. Und das war nicht einmal der erste. DIese Stadt hatte wirklich einiges an Chaos zu bieten.
Einige Zeit später saß Sarray in der offenen Tür und wartete auf ihren Patienten.
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Rolan Igorov
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Mit einem Blick zurück entdeckte Rolan noch einmal die Zwergin, die im Türrahmen stand und ihnen hinterher schaute. Er winkte noch einmal freundlich zu ihr herüber, wobei dies eigentlich überhaupt nicht seine Art war, so fröhlich seine Abschiede zu zelebrieren. Aber irgendwie hatte das Wesen der kleinen, stämmigen Frau etwas an sich, was einen ganz automatisch schmunzeln und winken ließ.

Dann, als Sarray wieder in das Haus verschwunden, und dieses auch bald schon außer Sichtweite geraten war, konzentrierte der Untote sich einfach nur noch auf seine Begleiterin, den bevorstehenden Weg und darauf, möglichst jeden sich bietenden Schatten dabei mitzunehmen.

Weiter geht's im Grasland außerhalb Nowigrads.
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ERZÄHLER
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von/nach: Beim Haus der Alchemistin
Datum: Frühjahr 1278, früh morgens - Nach Slavas Aufbruch
betrifft: niemanden
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Die Sonne erhellte die Stadt erst seit einer knappen Stunde vollständig, und wäre die Lieferung nicht so heikel gewesen, Ljerka hätte sich den Ausflug bei diesem Wetter gespart. Es war bereits ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit und vor einigen Minuten hatte fieser Graupelregen angefangen. Nichts wie zurück nach Hause.
Als sie auf die Tür zu hastete, erwartete sie eine Überraschung. Ein helles, gackerndes Lachen und Prusten ertönte lautstark von innen. Es war Sarray, die sich köstlich amüsierte. Und dann noch eine Stimme. Eine dunkle Stimme, warm, angenehm, die etwas vortrug. Einen Witz vielleicht, denn Sarray quietschte vor lachen.
Ljerka kannte die Stimme. Jarel.
Die Alchemistin hatte den Ritter zwar erwartet - ihm mussten langsam die Medikamente ausgehen - jedoch nicht so früh am Morgen.
Vor der Tür stand kein riesiges schwarzes Pferd und auch Sarray das Murmeltier lag um diese Uhrzeit eigentlich noch in den Federn.

Ljerka zögerte kurz, dann öffnete sie die Türe und trat ein und tatsächlich war Sarray bereits wach, wenn sie auch aussah als hätte der Ritter sie aus dem Bett gejagt. Er selbst saß in zivil mit ihr am Tisch und hatte gerade irgendetwas erzählt, das sie zum Lachen gebracht hatte. Nun schwiegen beide kurz als sie eintrat. Sie lächelte. "Was verschafft mir die frühe Ehre?"

"Ich war in der Nähe. Entschuldige die Störung."
Er war - natürlich - aufgestanden, als Ljerka hereingekommen war.
Auf dem Tisch standen dampfende Teetassen und Kekse - in einen der Mörser gekippt - und eine Flasche Wein, noch verschlossen.
Er lächelte. Doch es war ein seltsames Lächeln.
Er freute sich sichtbar sie zu sehen, aber etwas fehlte.

Die letzten Male als er sie besucht hatte war die Laune des Ritters ausnehmend gut gewesen. Er hatte ihr von dem neuen Knappen erzählt, Jack oder so... sie war nciht gut mit Namen, aber es musste ein guter Junge sein, viel Potential, clever, genau was er gesucht hatte und auch genug Schlitzohr um ihn selbst zu fordern. Er schien richtig aufzublühen seit er ihn ausbildete, aber nun war irgendetwas anders. Trotzdem freute sie sich ihn zu sehen. Sie umarmte ihn kurz, mittlerweile waren sie so etwas wie Freunde geworden. Er besuchte sie regelmäßig, nciht nur um seine Medikamente zu holen sondern gelegentlich auch einfach so. Nur selten so früh am Morgen.
"Ihr habt es ja schon gemütlich." Sie lächelte und setzte sich dazu, griff ach einem Keks, griff sich auch einen becher und goss sich Tee ein.
"Ist mit deinem Knappen... Jack hieß er, oder? Ist mit ihm alles in Ordnung? Du siehst aus als hättest du Kummer."

Jarel warf einen kurzen Blick zu Sarray, die gleich aufsprang. Ihre Haare sahen wieder aus wie vom Blitzautomaten gespeist.
"Ich geh mich waschen. Draußen." Der Zwergin zwinkerte Ljerka übertrieben zu. Sie vermutete immer noch eine Affaire zwischen den beiden. Ihr war das Wetter grundsätzlich egal. Zumindest so lange es kalt war. Warm mochte sie nicht aber waschen mit Eiswasser war kein Problem.
Jarel hatte sich nach Ljerka gesetzt und nahm die Tasse in beide Hände.
Er lächelte noch immer, aber seine Augen waren seltsam leer.
"Jakob geht es gut. Der Bengel bringt alle um den Verstand. Aber er macht sich hervorragend." Er deutete auf den Wein, hinter dem ein in Leinen eingeschlagenes Päckchen stand. "Ich bin auf der Durchreise und wollte dir vorher eine Kleinigkeit vorbei bringen.", erklärte er und nahm einen Schluck Tee.

"Stimmt, Jakob war sein Name..." sie lächelte und blickte Sarray nach. Die Zwergin war nciht davon zu überzeugen gewesen, dass der Ritter und sie nur Freunde geworden waren. Sie hätte nichts dagegen gehabt, andererseits, eine Freundschaft war doch dauerhafter als es jede Affäre sein konnte. Dennoch gab sie es auf, Sarray erklären zu wollen, dass da nicht mehr war. solange sie es nicht herumerzählte und der Ritter deshalb Probleme bekam, und das tat sie eben nicht, also spielte es keine Rolle.
"Für mich?" Ljerka's Mine hellte sich noch weiter auf. Sie hatte nciht wirklich schlechte Laune, aber es war kalt draußen, das zeigte ihr dann dass auch sie nicht jünger wurde, ihr Rücken war steif und das Wetter konnte einem auf's Gemüt schlagen. Es war also eine willkommene Abwechslung.

"Für dich. Freunde sind derzeit selten. Schade, dass es so kalt ist. Ein Spaziergang mit Picknick wäre schön gewesen."
Er sah zu dem Päckchen, zögerte. "Ich hab...", er räusperte sich. "Nichts besonderes. Ähm..."
"Möchtest du den Wein aufmachen?" Er zögerte das Geschenk abzugeben. In diesem Augenblick erschien es ihm irgendwie....lächerlich.
Wie schön wäre es, jetzt draußen zu sein. In Bewegung fiel es ihm leichter sich zu unterhalten. Jetzt war er gerade abgelenkt und verstockt.

Ljerka lächelte. Sie kannte ihn nun schon ein wenig besser und wußte, dass sich unter dem Wappenrock ein sensibler und sehr aufmerksamer Mann oft einfach versteckte. Er konnte auf den ersten Blick grobschlächtig wirken, aber er war alles andere als das. Er hatte ihr Wein mitgebracht, obwohl sie genau wusste, dass er selbst nciht einen Tropfen anrühren durfte. Und dann noch ein Geschenk.
Mit einem breiten Grinsen wickelte sie das Papier ab, und was für eine Überraschung, es war eine ihrer Lieblingstrauben. Nicht leicht zu bekommen, vor allem nciht im Winter. Ein weisser Bouclair Südhang. auch nicht billig.
"Jarel, du bist manchmal unglaublich. Ich freue mich so..." Ihre Augen strahlten.
"Willst du ein wenig Spazieren gehen? Wenn du reden willst..?"
Jeder hatte manchmal einen Freund nötig, es kam ohnehin sehr selten vor, dass Jarel etwas auf dem Herzen hatte.

Er schlug den Blick nieder und und nickte. "Ist es dir nicht zu kalt?"

"Ich ziehe mit noch einen Pelz über und wir bewegen uns ja. Beim Gehen kann man besser reden."

Er lächelte wieder. Manchmal kam es ihm vor, sie könnte seine Gedanken lesen.
Er stand auf und zog ihren Stuhl zurück, als sie aufstehen wollte.
Alte Schule, wie immer.
Er nahm das Päckchen zur Hand und stellte sich neben die Tür.
Ob er es ihr unterwegs geben wollte?

"Vielen Dank, der Herr." ein wenig musste sie ihn aufziehen. Sie schätzte es, wenn Männer Erziehung genossen hatten, aber trotzdem kam sie nie ganz ohne gutmütigen Spott aus.
Irgendetwas hatte er vor, allerdings konnte sie nicht einordnen was es war.
Er wirkte eindeutig irgendwie traurig, aber trotzdem Wein und das Geschenk... Eine seltsame Stimmung.

Er beantwortete ihre Flachserei mit einem Zusammenknallen der Hacken und einer übertrieben zackigen Verbeugung. Gemeinsam gingen Sie in Richtung Stadtrand. Jarel steuerte etwas an. Und Ljerka wusste, welcher Ort das war.
Der Ort, an dem sie das erste Mal "der Bestie" kennengelernt hatte.
"Ich...möchte mich bei dir bedanken.", versuchte er noch einmal zögernd, eine Unterhaltung zu starten.

Der Ort, an dem die Nekker aufgetaucht waren. Sie hatte die Biester schon fast wieder vergessen, nicht aber, was sie danach erfahren hatte. Noch stand das Fläschchen mit dem Werwolftrank bei ihr, sie hatte es noch nicht gewagt, es ihm zu geben. War nun die Zeit, es anzusprechen?
"Da ist nichts zu denken, das weisst du."

In Sichtweite der Bäume blieb er stehen. Es war trocken und die Sonne kam heraus, trotzdem kondensierten vor ihren Lippen kleine Wölkchen.
Jarel trug einen Umhang über seiner Zivilkleidung, schien aber nicht zu frieren.
"Du w..." Er räusperte sich. "Du bist mir wirklich ans Herz gewachsen. Nachdem wir uns hier...nachdem du...als ich..." Er stockte.
"Hrm...nach dem Vorfall hier habe ich angefangen, etwas für dich..." Er schüttelte den Kopf. Nein. Worte waren heute nicht sein Ding. Stattdessen drückte er ihr einfach das Päckchen in die Hand."

Ljerka machte einen Moment lang große Augen. Er hatte es schon gesagt, aber trotzdem. Dann macht sie sich an's auswickeln. In braunes Papier eingeschlagen fand sich eine aus Holz geschnitzte runde Dose, mit Lavendel ausgelegt und als sie diese öffnete eine Haarspange aus Horn. Geschnitzt. Darauf ein Wolf und ein Drache. Nund hatte sie sonst so harte und spröde Frau doch eine Träne in den Augenwinkeln. Sie lächelte, grinset. Gerührt. Das schafften nicht viele.
"Das ist wunderschön!"
Und sie bastelte sich kurz aus dem Fell, dass sie übergeworfen hatte. Wie es Jarel schafft nicht zu frieren war ihr schleierhaft, aber für den Moment war es egal, sie löste das Holzstäbchen, mit dem sie die Haare gerade hochgesteckt hatte und steckte ihren Zopf statt dessen mit der Spange hoch. Und grinste breit.

"Steht dir gut.",murmelte er halblaut.

"Was ist denn los mir dir?" Sir stand vor ihm. "Irgendetwas ist doch los. Du machst mir so ein wunderbares Geschenk, und doch merk ich dir an, wie traurig du bist. Erzähl. Was ist es?"

Er presste die Lippen fest zusammen, sah zu Boden, atmete durch,
"Die Gruppe um die Prinzessin, die ich hierher begleitet habe. Davon habe ich erzählt, nicht wahr?"

"Ja, dort hast du Jakob gefunden."

"Und einen Soldaten. Wie ich aus einer anderen Welt. Vyacheslav." Wieder eine Pause. "Ich...habe mich verliebt. Anfangs konnte er damit nichts anfangen." Der Ritter verlor sich kurz in Gedanken. "Hier angekommen, ließ er sich auf mich ein. Und ich mich auf eine Affäre. Obwohl ich wusste...seine Gefühle sind nicht...nicht..." Wieder dieses Stottern. "Für ihn war es körperlicher Spaß. Abwechslung. Abenteuer. Keine Beziehung in dem Sinne." Ein weiteres Räuspern.
Das nächste zu sagen fiel unglaublich schwer. Er wusste es, aber es auszusprechen machte es irgendwie wahr.
"Vor ein paar Wochen habe ich mich ihm etwas zu weit geöffnet. Er ging."
Mehr brachte er nicht heraus. Seine Stimme versagte ihm und Sein Blick klebte an der Wurzel irgendeines Baumes, leer und ausdruckslos.

Sie hörte zu. Er hatte es je gesagt gehabt. Männer, ein Gefährte in seiner Welt. Nun wieder ein Fremder... das kam anscheinend häufiger vor. Aber darum ging es nicht. Ein Soldat. Ihre Gedanken rasten, wo ansetzen? "Was meinst du? Dass er sonst nicht Männer bevorzugte? Oder... einfach einen anderen Typ hat? Bist du denn sicher? Hat er etwas gesagt dazu?" Irgendwie wollte sie, wenn Jarel schon einmal erzählt, dass er jemanden kennengelernt hatte - und es musste etwas besonderes gewesen sein, wenn er sich darauf einließ, da wollte sie jetzt nciht hören, dass es schon wieder vorbei war.

"Er bevorzugt eigentlich Frauen. Der Typ für eine Beziehung war er wohl nie. Damit hat er nie hinter dem Berg gehalten. Hat immer mit offenen Karten gespielt. Der einzige, der mich belogen hat, bin ich selber."
Pause...der Blick des Ritters wanderte hoch in den Himmel, blieb aber leer.
"Ich...habe...übertrieben bei unserem letzten Stelldichein. Wollte zu viel. Er hat...es war..." Bei allen Schatten. Es war doch vorher alles so klar gewesen. Warum war er jetzt so aufgebracht?
Ein weiteres Räuspern, Jarel blinzelte, sah Ljerka an, lächelte eigenartig. "Er sagte, er bräuchte Zeit es zu verarbeiten. Versicherte mir wir würden uns wiedersehen. Wir verabredeten uns für weitere Treffen. Er erschien nicht mehr. Heute war die letzte Verabredung."

"Deswegen bist du hier." stellte sie fest. "Und wenn ihm etwas dazwischen gekommen ist? Wenn er... hm... er ist nciht von hier, wie du. Wenn er wirklich nur Zeit braucht? Wenn ich mir vorstelle, alles was ich kenne ist weg... ich weiß nicht wie schnell ich mich da in eine Beziehung stürzen würde. Ich schätze... ich würde wohl Jahre brauchen." Sie wollte ihn unbedingt beruhigen. In der Hinsicht war Jarel nun fast etwas wie eine Freundin geworden. sie lächelte bei dem Gedanken. So harte seine Schale war... "Wo ist er jetzt? Weiß du es? Ich kann mit ihm sprechen wenn du willst."

"Er hat eine Arbeit...angeboten bekommen. Etwas, dass perfekt zu ihm passt."
Der Ritter sah der Heilerin in die Augen. Er konnte ihr vertrauen, aber wollte sie so etwas wissen?
"Er hat sich hier schnell zu Recht gefunden. Wesentlich schneller als ich damals."
Mit jedem Wort wurde seine Stimme ruhiger. Gelassener. "Er ist ein gerissener Hund, der überall klar kommt. Glaub mir. Verloren ist er hier nicht. Er wird seinen Weg finden."

Ein wenig hatte Ljerka ihre Zweifel, aber sie kannte den Mann ja nicht, Jarel kannte ihn sicher besser. "Wenn du willst sehe ich nach ihm... unauffällig... ich kann ihn ausfragen. Ich werde ihm nciht verraten, dass ich dich kenne. Ich will nicht, dass die wer weh tut. Vielleicht ist es nur ein Missverständnis."

Erstaunt sah Jarel Ljerka an. "Auf keinen Fall." Er rang mit sich. "Er ist jetzt einer von Dijkstras Leuten. Halte dich bitte fern. Das ist viel zu gefährlich."

Jetzt blickte Ljerka erschrocken drein. "DER Dijkstra? Unser Regent? Der ehemalige... oh. Verdammt. SO ein Soldat... Du suchst dir auch nur die gefährlichsten Männer aus." Sie machte eine kurze Pause. "Dann wird er sicher unter Druck gesetzt... Wenn er erst... dürfte schwierig sein, das zu vereinbaren... Und wenn ich doch... ganz unauffällig. Jeder braucht einmal die Dienste von Alchemisten... ich kann mit ihm ins Gespräch kommen, ganz unauffällig?"

Jarel schüttelte den Kopf. Heftig. "Ljerka, um aller Schatten Willen. Halte dich fern. Er ist schlau. Und er ist auch nicht irgendein einfacher Agent, der durch die Straßen streift. Er strukturiert den Geheimdienst um. Er wird es schneller durchschauen als Sarray eine Tüte Nüsse leer futtert." Er nahm seine Freundin an den Oberarmen und sah ihr tief in die Augen. "Versprich es mir. Bitte."

"Ich verspreche es dir. Ich wollte dir ja nur helfen." Nun war sie ein wenig traurig. "Du machst keine halben Sachen... gleich so einer..." Sie biss sich auf die Lippe.
Den Geheimdienst neu strukturieren. Sie konnte sich nciht genau vorstellen was das bedeutete.
Aber es klang nach viel Arbeit.
"Kann ich irgendetwas tun? Wie... wie kommuniziert ihr? Per Boten?"

"Gar nicht. Du kannst nichts tun. Wir haben über unsere Treffen kommuniziert." Er schüttelte den Kopf. "Ich hab ein Radar für die schweren Fälle." Er lachte kurz.
"Du tust schon viel für mich. Es tat gut, darüber zu reden."
Er legte ihr eine erstaunlich warme, schwere Hand auf ihre Schulter, sah ihr in die Augen, zog sie plötzlich und überraschend in die Arme, drückte sie sachte an sich.

Und Ljerka drückte ihn an sich. "Gib nicht gleich auf. Wenn er so ein gerissener Hund ist und in so kurzer Zeit so schnell aufsteigen kann, dann hat er es sich sicher auch überlegt, worauf er sich einlassen will. Vielleicht ist es einfach wie er gesagt hatte? Er braucht Zeit? Vielleicht hat er auch einfach dich nicht erreicht und vielleicht will er dich nciht gefährden? Ich glaub sein Boss und dein Boss sind sich nciht so ganz grün." Und sie zwinkerte. Es war kein Geheimnis wie Dijkstra und der Hierarch zueinander standen.

Jarel löste sich und nickte. "Wir werden es sehen. Heute ist heute. Morgen ist morgen.", sagte er ohne besondere Betonung.
Er sah in den Wald, atmete durch und streckte sich. "Komm, ich bringe dich zurück, bevor du hier festfrierst."

Ein wenig zitterte Ljerka schon, das musste sie zugeben.
"Ich hoffe so sehr für dich, dass es doch noch etwas wird. Auch wenn ich dir dann vermutlich von ihm abraten würde."
Sie grinste. "Aber ich will dich nicht unglücklich sehen... Du warst in der letzten Zeit so... so verändert, so... einfach glücklich."
Sie erinnerte sich nun, wie sie ihn immer wieder getroffen hatte. Er hatte ganz anders gewirkt als sonst, nicht so melancholisch, einfach... Verliebt.

Der Ritter grinste. "Ich war glücklich. Es war wundervoll ihn zu sehen." Er legte einen Arm um Ljerka und legte einen Umhang um beide. Etwas, was er bisher nie getan hatte. Körperliche Nähe hatte er immer knapp gehalten.
Langsamen Schrittes bracht er sie zurück zur Hütte.

"Ich will einfach hoffen, dass du dich in dem Fall irrst." Sie lehnte sich sogar an ihn. Sie waren Freunde. Natürlich würde Sarray was anderes denken. Aber egal. Und selbst wenn, lieber sollten die Leute das annehmen, als dass er sich auf einen so gefährlichen Mann eingelassen hatte.
Und doch konnte sie sich nciht ganz zurückhalten. Es würde sie noch eine ganze Weile nicht loslassen. Auch wenn sie bereits hatte lernen müssen, dass es nciht immer gut war, sich einzumischen.

Zurück in der Hütte wuselte Sarray frisch gewaschen und gekämmt umher und stellte irgendwas her. Als Jarel Ljerka die Tür öffnete grinste sie die beiden frech an.
Und der Ritter grinste frech zurück und ließ seinen Arm um Ljerkas Schulter mit voller Absicht etwas zu lange liegen, bevor er sie als erstes eintreten ließ.
Er ging zum Tisch, unter dem sein Quersack lag. In dem transportierte der Ritter üblicherweise seine Phiolen.
Er streifte den Quersack über und zwinkerte Sarray zu. An der Tür nahm er nochmal Ljerkas Hände in seine, sah ihr lächelnd in die Augen.
"Danke."

Ljerka grinste. "Nicht dafür. Ich sage Danke. Und ich hoffe... es wird alles gut werden."

Er nickte, wand sich mit dem leicht klimpernden Quersack herum, trat heraus, drehte sich noch einmal herum, winkte lächelnd. Und ging.
Der Ritter ging. Doch er ging nicht zurück zur Komturei. Er richtete seinen Umhang und schlug einen anderen Weg ein. Statt zurück ins Warme, ging er weiter aus dem Ort hinaus. In die Berge. In einer stoischen, immer gleichen Geschwindigkeit, den Blick zu Boden gerichtet. Sogar den Berg hinauf immer im selben Tackt.
Den Weg schien er zu kennen. Eigentlich müsste er frieren. die Kleidung und der Umhang waren viel zu dünn. Vor allem hier oben. Es wurde dunkler...und dunkler...
Trotzdem ging der Ritter unbeirrt und ungebremst weiter. Noch immer im selben Tackt.

Jemand war ihm gefolgt. Er war einer der Unauffälligen gewesen, wie Slava sie zunächst abfällig genannt hatte, denn seiner Ansicht nach waren sie alles andere als unauffällig. Der hier hatte sich als etwas talentierter erwiesen, er hatte besser Augen und war geschickt darin, den 'Kunden' auch durch einen Spiegel, ein Glas, oder aus einer unauffälligen Deckung heraus zu beobachten. Nur außerhalb der Stadt erwiess waren seine Fähigkeiten nicht mehr ausreichend. Aber immerhin würde er dem neuen Chef berichten können, dass der 'Kunde' sich bei einer Alchemistin aufgehalten hatte, einer Freundin von Anderlingen im übrigen. Danach verlor er ihn aus den Augen.
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Der Ritter hatte eine ganz eigene Art, mit persönlichem Elend umzugehen. Eine sehr eigene. Nachdem er sich bei seiner besten Freundin den Schmerz von der Seele geredet hatte, schulterte er seinen Quersack und machte sich daran, den Ort aufzusuchen, an dem er schon so oft die Vollmondnächte verbracht hatte. In dieser Nacht war kein Vollmond. Es war kalt, dunkel und verhangen. Immerhin hatte der Eisregen aufgehört.
Wie in Trance stieg er auf den Berg. Immer ein Schritt nach dem anderen. Ohne das Tempo zu drosseln, ohne Pause. Seine gute Sicht in der Dunkelheit ließ ihn sicher ankommen. Den Verfolger – von dem er nicht einmal im Ansatz etwas bemerkt hatte (04/100), hängte er bereits am Fuße des Berges ab.
Zu düster für einen Menschen, der den Weg nicht kannte. Die Höhle die er ansteuerte war dem ehemaligen Schattenläufer wohl bekannt. Dort angekommen sah er den Berg hinab und atmete durch. Bald würde die Sonne aufgehen. Genau der Moment, den er angestrebt hatte. Die Höhle war tief, verwinkelt und für das menschliche Auge stockdunkel. Einst hatte hier irgendein Monster gelebt. Der an den Steinen haftende, nur von guten Spürnasen wahrzunehmende, Geruch hielt Wildtiere davon fern sich hier einzunisten. Den ehemaligen Schattenläufer jedoch nicht. Er betrat die Höhle und bog um eine Ecke. Dort stand etwas auf einem flachen natürlich entstandenen Absatz, das in diesem Hintergrund bizarr wirkte. Eine sorgsam gerade aufgestellte Reihe leerer Alkoholflaschen in verschiedensten Ausführungen. Bauchige, Längliche, ovale, die Formen waren bunt gemischt. Auf den zweiten Blick alles sehr hochprozentiger Rum. Und alle leer bis auf den Letzen Tropfen.
Vor diesem „Schrein“ setzte er den Quersack ab und entledigte sich mit eingeübten Griffen der Gurte, die die Scheiden seines Langdolches und der Wurfdolche hielt. Mit ausdruckslosem Blick atmete er durch und kramte in dem Quersack. Er holte – wie sollte es anders sein – eine weitere Rumflasche hervor. Mit dieser in der Hand verließ er mit hängenden Schultern die Höhle wieder und kletterte das letzte Stück bis zur Spitze des Berges nach oben. Dieser Teil war am gefährlichsten. Steil, unwegsam, viele lose Steine.
Eigentlich hätte er frieren müssen, doch er spürte nichts. Nur Leere. Auf einer Klippe, unter ihm ein Steilhang von duzenden senkrecht abfallenden Metern, nahm er Platz und stellte die volle Flasche neben sich. Ein paar kleine Steinchen rollten über die Kante und in die Tiefe. Der Blick entlohnte die Mühen. Er kam genau rechtzeitig. Vor ihm verdämmerten die Sterne, der Himmel färbte sich rot, ließ den Morgennebel der Täler orange leuchten und illuminierte die Streifen von Wolken, die über die Spitzen der Baumwipfel zogen. Immer noch saß er da, starrte, atmete durch, sammelte sich. Gestern ist gestern. Vorbei ist vorbei. Sie Sonne kletterte höher und das Orange färbte sich in warmes Gold. Auch die Sonnenstrahlen begannen zu wärmen. Ein neuer Tag. Er hatte einen ganz wundervollen Jungen unter seinen Fittichen. Seine Gefühle für den Knappen standen denen für seinen Sohn um nichts nach.
Heute ist heute.
Und er hatte Freunde. Nicht viele. Dafür gute. Sehr gute.
Das Morgen kennt niemand. Er erhob sich mit schmerzenden Knochen. Es war doch verdammt kalt und langsam spürte er das auch. Nun…eher schneller. Er streckte sich, dehnte den Nacken, bewegte die Schultern. Steif bückte sich und nahm die Fasche zur Hand. Wegen der kalten Hände etwas linkisch öffnete er das Gefäß. Der Geruch des Alkohols breitete sich scharf in der kalten Morgenluft aus.
Verführerischer Duft.
Vergessen.
Vergehen.
Er räusperte sich und begann etwas ins Nichts zu sprechen. melodische, fremde Worte, die hier niemand verstehen würde, obwohl sehr laut und sehr weit zu hören. Während er sprach streckte er die Flasche am langen Arm von sich. Es war ein Gebet. Er dankte für einen neuen Morgen und bat die Schatten um Beistand und Schutz für die seinen. Er verbeugte sich der Morgensonne Entgegen, drehte die Flasche um und ließ das scharf riechende nass den Abhang hinabstürzen. Sein Triumpf über die Sucht, gleichzeitig ein Opfer für die Götter. Oder eher gesagt für die Schatten. Denn der Ritter glaubte vor allem an seine Fähigkeiten und erst dann an das Verwoben sein von allem und jedem. Er nahm die Flasche vor seinem Bauch, starrte in die Ferne. Diese Flasche würde den Weg zu seinem „Schrein“ jedoch niemals finden. etwas baute sich in ihm auf, was zumindest für eine kleine Weile das Selbstmitleid verdrängen wurde. Wut. Unbändige Wut auf sich, das Schicksal. Und Slava. Er hatte ihn verlassen. Weil er war, was er war.
Ein Grollen stieg in ihm auf, welches sich langsam in seinem Gesicht abbildete. Verzogene Lippen, gefletschte Zähne, böse funkelnde pechschwarze Augen. Mit einem grollenden Brüllen holte er aus und warf die leere Flasche weit, weit in den Abgrund hinaus.
Während die Flasche noch fiel, hielt der wütende, verzweifelte Schrei an. Bis dem Ritter die Luft ausging und er einen Moment auf die Knie sank. Weitere Minuten blieb er dort, dann Stand er auf, streckte sich, richtete seine Kleidung, nahm Haltung an. Wurde Zeit zurückzukehren.
Der Großkomtur würde ihm die Ohren langziehen für sein unangemeldetes Fehlen und viel schlimmer: Jakob machte sich vielleicht sorgen. Der Abstieg würde bis zum Abend dauern. Eilig legte er seine Waffen wieder an und schulterte den Quersack. Was hatte er sich gedacht, nur den dünnen Umhang mitzunehmen, in dem er sonst seinen Medikamentenrausch verbarg? Nichts hatte er gedacht. Den ersten klaren Gedanken fand er jetzt gerade wieder.

Er beeilte sich mit dem Abstieg, fand trittsicher den Weg, den er schon so oft gegangen war. Zumindest so lange, bis sich am Nachmittag etwas zusammenbraute.
Etwas Böses. Dichte Wolken. Und scharfer Wind. Etwas, dass sich eigentlich gegenseitig ausschloss, aber am Berg war alles möglich. Der Ritter sah missmutig nach oben. Schwarze Wolken, die begannen sich aufzutürmen, als wollten. sie ihm drohen.
Schnaufend sah er sich um. Hier war keine Möglichkeit sich zu schützen. Kein Unterschlupf. Er musste sich beeilen. Aber egal wie sehr er sich beeilte, das Wetter holte ihn ein. Binnen Minuten fand er sich in fast senkrecht ihm ins Gesicht schlagenden, messerscharfen Hagel wieder. „Kacke…“ In Sachen Fluchen war der Ritter nur halb so einfallsreich wie die Zwergin. Und er wäre das, was Jarel geschah, vielleicht auch nicht passiert.

Ein Grollen in der Luft. Ein grelles aufleuchten Hinter ihm, ein ohrenbetäubender Schlag, der den Boden erbeben ließ. Der ehemalige Schattenläufer fuhr herum. Kiefer hinter ihm brannte lichterloh, wurde nur mühsam von Hagel gelöscht.
Ein bizarres Bild. Den Ritter war schwindlig und seine Ohren klingelten nervenzerreißend. Er wusste nicht warum, nur dass die Haare auf seinen Armen zu Berge standen und er weg musste. Etwas weit hinten in seinem Verstand hob den schwarz befellten Schädel und witterte nach langer Zeit wieder eine Chance, stand auf, spannte sich.
Er versuchte den Schwindel wegzublinzeln und machte den ersten Schritt des letzten Wegstückes. Und dann… …kippte die Welt um. (1/100) Begann sich um ihn zu drehen, im zunehmend irrwitzigen Tempo an ihm vorbei zu rauschen. Oben, unten, links rechts...Wo war was? Nur mühsam begriff er, dass er gestürzt war. Er musste bremsen. Irgendwie. Desorientierung. Schmerz. Er durfte nicht… Ein Schlag in die Seite. Jarel sah Sterne. Und der Schwarze sprang.
Ohnehin schon gebrochene Knochen streckte sich, Fell spross, Zähne verwandelten sich in Reißzähne. Fast hätte er es geschafft, doch dann ein weiterer, harter Schlag in die Seite. Und das Licht ging aus. Und unten, fast am Fuß des Berges lag reglos das, was ein Hexer zwangsläufig für einen Werwolf halten musste. Zweibeinig, Wolfsschnauze, Klauen, fellbedeckt, teilweise in zerrissenes Leder gekleidet.

Und ein eben solcher Hexer war in eben dem Wald unterwegs. Er hatte den Auftrag übernommen, sich um einen Tschort oder einen Bies zu kümmern, so genau war das nicht herauszuhören gewesen, denn die Größenangaben wichen erheblich ab. Klar war, dass es sich um ein großes Tier handeln musste, mit einem Geweih wie ein Hirsch aber Zähnen wie ein Bär... oder doch ein Werwolf. Es hatte eine Händlerkarawane angegriffen, die Hälfte getötet und die Waren beschädigt und die andere Hälfte verjagt. Diese nun hatten sich zusammengetan um ihn u bezahlen damit er das Vieh erledigt damit die bergen konnten was von ihrer und deren Fracht der anderen noch brauchbar war. Egal ob der etwas größerer Bies oder in kleinerer und dafür wendigerer Tschort, diese Biester waren extrem schnell und nicht ungefährlich, sie konnte mit unglaublicher Kraft angreifen und einen einfach in die nächste Höhlenwand einarbeiten. zudem waren sie in der Lage schwache Bannmagien zu wirken und einen die Sicht zu vernebeln. Also ein würdiger und vor allem Lukrativer Gegner. Reuven hatte keinen Augenblick gezögert. Die 1600 Kronen konnte er mehr als gut brauchen.
• Und so kam es, dass ein Hexer zu eben jener Höhle unterwegs war, die er kannte und von der er wusste, dass sie sich für das was er jagte durchaus als Versteck eignete. Er war in Begleitung eines eleganten hellbraun gemusterten Pferdes und eines großen Wolfshundes. Das Pferd führte er, der Hund lief voraus, schnupperte.

Das Tier machte sogar nach außen den Eindruck recht jung zu sein. Trotz seiner hochbeinigen Gestalt und dem zotteligen mausgrauem Fell sprang es einmal hier hin, einmal dort hin, hielt recht mühelos mit dem Pferd schritt. Erst als Reuven abgestiegen war wurde auch das Tier "ernst". Es lief geradlinig vor dem Hexer her, führte ihn weiter in die Nähe des Berges, die Nase immer an den Boden geheftet. Und dann, kaum zwei dutzend Schritt weit gekommen, hielt es inne, erstarrte, gab einen winselnden Laut von sich. Ehe Reuven etwas sagen konnte, preschte die Hündin voran und verschwand im Unterholz. So war das eigentlich nicht gedacht. Schließlich gab es hier ein Ungeheuer und Sindra sollte diesem bitte schön nicht allein gegenüberstehen. Bereits Sekunden später sprang sie mit einem gewaltigen Satz aus den Büschen, verhedderte sich aber in etwas und schlug lang hin, direkt vor Reuven. Das Tier richtete sich auf, schnaubte und nieste mit wippendem Kopf. Vor den Füßen des Hexers lag etwas aus Leder. Riemen, Scheiden. Schnallen. Alt. Gut eingetragen und noch besser gepflegt. In den Scheiden steckten: Ein aufwendiger silberner Dolch der seltsam schimmerte, darunter schräg angeordnet drei Wurfdolche. Zwei aus ungewöhnlichem, geschwärzten Stahl und einer in hellem polierten Silber, was im krassen Gegensatz zu den anderen Wurfdolchen stand, Reuvens Medaillon zappelte ganz leicht. Irgendetwas magisches. Hatte sich schon jemand auf den Weg gemacht das Untier zu erlegen und war dabei umgekommen?
Das genau waren die Gedanken des Hexers. Ein Kollege... die Ausrüstung war zu gut und zu spezialisiert um einem einfachen Kämpfer zu gehören. "Wo hast du das gefunden? Kannst du mich hinbringen?" Er hatte kaum ausgesprochen, da setzte sich der Wolfshund in Bewegung. Reuven band noch Vanja fest, dann folgte er ihr. Mittlerweile war auch er wieder ausgerüstet wie ein richtiger Hexer, leichte Lederrüstung, an Armen und Beinen wie Schultern mit Stahl und Kette verstärkt, Handschuhe mit Silber beschlagen.
Sindra machte lange Sätze, sah sich aber immer um, ob Reu mitkam. Unter einem Felsvorsprung, umgeben von Büschen, meldete sie sich dann mit einem Laut, einer Mischung aus Winseln und Jaulen. Dort lag etwas. Eine gut zwei Meter große, dunkle Gestalt, gehüllt in einen dünnen Umhang und die Reste von Lederkleidung. Und die Gestalt...trug Fell. als wäre der Anblick des Wesens nicht alarmierend genug gewesen war Sindras Reaktion noch seltsamer. Statt ihn hin zu frühen, wollte sie ihn nun, nachdem sie an ihm geschnuppert hatte, von ihm weg drängen. Die Hündin lamentierte und machte einen völlig verstörten Eindruck.
Die Ausrüstung hatte Reuven bei Vanja liegen gelassen, wo Sindra sie abgelegt gehabt hatte, doch nun wunderte er sich. Er hatte das Silberschwert gezogen, man konnte ja nie wissen... zuerst schnupperte sein Wolfshund, dann machte sie den Eindruck, als wolle sie ihn nun weglocken. Was war das denn nun? Er schob sie beiseite, natürlich wollte er sich ansehen, was da für eine Gestalt lag.
Eingehüllt in einen leichten Mantel, aber das war fast alles was menschlich war an ihm. Fell, ein Medaillon um den Hals, silber. Und das war nun wirklich merkwürdig. Silber hätte einen Werwolf schaden müssen. Irgendwie reichte es dem Hexer allmählich von all den seltsamen Vorkommnissen der letzten Jahre. Er wollte einfach nur Monster töten, keine seltsamen Rätsel lösen. Einfach einem Tschort den Kopf abschlagen und die Kohle kassieren. Statt dessen war schon wieder ein Werwolf der Täter.
Er drehte ihn herum, nahm das Medaillon in die Hand, öffnete es. Die meisten Wölfe waren im Grunde Menschen, hatten Familie... Freunde... vielleicht Kinder. Der hier trug das Bild eines Elfen um den Hals. eigentlich egal, aber irgendetwas war trotzdem merkwürdig daran. Vor allem weil sich das silber nicht sin seine Haut brannte und sein Medaillon dafür stärker vibrierte als für einen normalen Werwolf üblich.
War das also der Täter, oder war das ein weiteres Opfer des Tschorts?
Er richtete sich auf und blickte sich suchend um. Von dem anderen Monster keine Spur... vorsichtig drückte er ihm nun die silberklinge auf die Haut... auch da keine Reaktion. DAS war nun kein gewöhnlicher Wolf.
Reuven seufzte, steckte das Schwert weg, fühlte Puls und Atmen, natürlich lebte der Mistkerl noch... sollte er nun einen Wolfsmenschen hier liegen und sterben lassen? Sindra hatte er gerettet, die Ausrüstung gehörte ganz ohne Zweifel ihm, die restlichen Fetzen im Fell zeugten davon.
"Scheisse... ich kann den hier nicht so liegen lassen... Dir hab ich auch geholfen..."
Und er packte den großen Kerl und schulterte ihn. Was einem Menschen wohl nicht gelungen wäre, denn er war ein gutes Stück größer als ein gewöhnlicher Mann und auch ein gutes Stück schwerer.
So schleppte er ihn zurück zu Vanja, legte ihn ihr auf den Rücken. Sie sträubte sich etwas, aber Axii half. Er wollte sich jetzt nicht mit einem scheuen Pferd herumärgern.

Sindra hatte mit eingezogenem Schwanz und abgeknickten Ohren neben dem rechten Vorderlauf des Pferdes gestanden, während Reuven den Halbwolf untersuchte. Die Stute störte das nicht. Ganz im Gegenteil. Sie senkte den Kopf und rieb die Nüstern an der Seite der Hündin. Sindra musste einen Ausfallschritt machen, um nicht umzufallen und beantwortete die Zuneigungsbekundung des Pferdes mit drei eiligen Zügen ihrer Zunge über die Schnauze des treuen Tieres. Als Reuven in dem Moment zu ihnen sah, hörten beide auf und sahen ihren Herrn mit entgeistertem Blick an, als wären sie bei etwas erwischt worden. Reuven kam mit dem geschulterten Tier auf sie zu und der Hund ging drei Schritte rückwärts, senkte den Kopf und jaulte.
Er lud den Bewusstlosen auf und führte Vanja weiter. Er war nicht sehr weit von Nowigrad entfernt, es waren nur wenige Stunden zu Fuß, dann würde er Ferneck erreicht haben. "Kannst du mir erklären, was dich an dem Wolf so stört, hm? Du bist selbst einer..." redete Reuven einfach weiter. Er wußte, Sindra antwortete nicht wenn sie als Wolfshund neben ihm her rannte, aber er musste schließlich mit irgendwem reden, und bei Vanja fühlte er sich noch merkwürdiger.
Sindra antwortete tatsächlich. "Jauhuurmwuff." Jetzt war er auch nicht weiter. Das Tier war zumindest hochgradig eingeschüchtert. Der Körper auf dem Pferd dampfte in der Kälte. Gutes Zeichen. Tote taten das nicht. Als sie in Nowigrad ankamen, wurde es bereits wieder dunkel. Trotzdem glotzen die Leute, lästerten, spien aus. Aber immerhin, der Hexer hatte einen Werwolf erlegt. Wahrscheinlich war er gerade auf dem Weg das Kopfgeld einzustreichen. So stellte sich Reuven wenigstens niemand in den Weg. Am Haus der beiden Damen angekommen versteckte sich Sindra hinter einer Hausecke, legte sich flach hin und versuchte im Erdboden zu verschwinden. Was nicht klappte.
Reuven klopfte an, es war schon spät, wenn er Pech hatte, dann waren die beiden Frauen unterwegs etwas trinken oder sogar noch bei Patienten. Dennoch, er musste es versuchen, wenn jemand helfen konnte dann sie. Die beiden nahmen auch sie seltsamsten Patienten auf. Nur Sindras Verhalten wunderte ihn sehr. Sonst hatte sie doch keine solchen Vorbehalte gegen andere Wesen gehabt. Gut, sie hatten nicht mehr mit Werwölfen zu tun gehabt, Seren hatte er alleine erschlagen... Ach ja, richtig. Seren. Er erinnerte sich noch gut daran, wie Dahlia ihm das Messer in die Schulter gerammt hatte... Die Alchemistin war dabei gewesen, sie hatte ihm vorgeworfen, ihn vorsätzlich umgebracht zu haben, obwohl es Heilung gegeben hätte. Er dachte jetzt erst wieder daran. Fast wollte er schon wieder umdrehen, andererseits... so konnte er beweisen, dass er durchaus den Unterschied zwischen gefährlichen und ungefährlichen Wölfen kannte.
Die Tür öffnete sich und da stand...niemand! Doch halt, als er herunter sah stand da die Zwergin. In einem wollendem Nachthemd, das jemand anderem wohl als normales Hemd gedient hatte sah sie aus, als würden ihr die Beine fehlen. Die Haare wie üblich struppig wie ein explodiertes Eichhörnchen, die Augen nur halb geöffnet. Und schlecht gelaunt. Zumindest DAS war mal was neues. "Sach, mal, haben sie dir ins Hirn geschissen? Du kannst deine Beute hier nicht zerlegen. Ich hab vorhin erst geputzt. Den Flohzirkus nehm draußen auseinander. Du spinnst wohl. Willst du dir aus dem einen Pelz machen?! Wie kommst du auf die Idee..." Sie wollte die Tür schon zuschieben, als der Wolf sich regte. Er stöhnte laut. Sarra klappte der Unterkiefer runter. "Heeeeee...pass auf! Der lebt noch!", quietschte die Heilerin warnend und war plötzlich hellwach.
"Deshalb bin ich ja hier. Ich hab ihn nur gefunden, nicht erlegt. Und das ist kein normaler Werwolf... deshalb bringe ich ihn her. Kannst du ihn dir ansehen?" Er wartete gar nicht auf eine Antwort, ehe die Zwergin, die aussah als hätte er sie aus dem Schlaf gerissen - wer schlief denn um diese Zeit schon? Es war doch erst kurz vor Mitternacht, die beste Zeit zum Jagen! - ehe sie widersprechen konnte, hatte er den verletzten Wolf vom Pferd gehoben und nach drinnen getragen. Er wollte so wenig Aufsehen wie möglich, sollten die Leute ruhig glauben, er bringe der Alchemistin frischen Werwolf für einen Trank. nicht einmal abwegig... sollte er doch verrecken... aber vorerst lebte er ja noch.
"Ljerkaaaaaa!", brüllte Sarray, streifte die Ärmel hoch und fing aber tatsächlich murmelnd und fluchend an, ihre Hände zu reinigen. Sie legte sogar ein Mundtuch vor und begann den Wolf zu untersuchen. "Wenn der in meine Richtung nur zuckt..." Sie sah Reuven aufgebracht an. Und dann veränderte sich die Zwergin. Das kannte der Hexer auch bereits. Sie atmete tief durch und tastete den Körper des Wolfes ab, klopfte horchte. Ruhig. Konzentriert. Professionell. "Platzwunde am Hinterkopf, vermutlich Gehirnerschütterung, luxierte linke Schulter, Bruch von Elle und Speiche links. zwei gebrochene..." Sie hielt inne und sah zu Reuven. "Was hat den den niedergerannt? Da ist ja nichts mehr am Stück. Und warum beim runzligen Arsch von Voleth Meir lebt der noch?"
Reuven hielt nur den Wolf fest, einfach zur Sicherheit. "Ich hab einen Tschort gejagt... vielleicht hat er ihn vorher erwischt. aber wenn dann hat wohl der Tschort gewonnen." mutmaßte er.
In der Zwischenzeit war Ljerka herangekommen. "Was ist lo... oh..."
Sie war nicht halb so überrascht, wie sie hätte sein sollen, statt dessen wandelte sich ihre Gesichtsfarbe hin zu gekalkte Wand. Auch sie trug nur ein weites Hemd und krempelte dieses nun hoch. Und auch sie griff gezielt nach dem Amulett... sie hatte es fast befürchtet, aber der Anhänger gab ihr Gewissheit.
Verdammt... das ist Jarel... Scheisse... Jarel, kannst du mich hören?"
Sarray erstarrte. "WILLST DU MICH VERARSCHEN?!"
Vielleicht auch ein wenig unbedacht, denn Reuven musterte sie aufmerksam. "Jarel? Dieser Ritter von der Flammenrose?" Und er setzte sich zurück und ließ den Wolf los. "Jetzt fress ich aber nen ganzen Alghoul rückwärts..."
Ljerka nickte nur. "Ja, ich verarsche niemanden." Reuven bedachte sie nur mit einem missmutigen Blick. Er war also nun auch ein Mitwisser. Aber immerhin hatte er ihn nciht gleich erschlagen sondern hergebracht.
Und der Hexer lachte nur noch. "Bei Meliteles Titten... dass glaubt mir echt keiner. Ein Ritter der Flammenrose ist ein Werwolf. Verfickte Drachenscheisse..."
Und er kassierte noch einen vernichtenden Blick, der Schmähungen Meliteles wegen aber auch für die meisten anderen Worte. "Kein Wort zu irgendwem! Sonst... sonst..." Aber ihr fiel gerade nichts ein. Sie sorgte sich viel mehr um Jarel.
Reuven lachte aber immer noch. DAS war tatsächlich der Höhepunkt eines Tages.
"...nicht der Göttin....", hauchte jemand. Eine erstaunlich menschliche Stimme. Jarels Stimme. Kaum hörbar. "Wir müssen seinen Kreislauf stabilisieren. ",war das einzige, was Sarray heraus bekam. "Hat er gerade...gesprochen?"
"Hey..." Sarray kroch wieselflink zum Kopf des Verletzen und sah Jarel in die Augen, schnippste vor seiner Nase mit den Fingern. "Jemand zuhause?" "Aye. Mylady..." Und - wie sollte es anders sein - er versuchte aufzustehen.
Reuven war schnell wieder bei der Sache und drückte den Wolf zurück auf den Boden.
"Du gehst nirgends hin!" und er blickte Ljerka und Sarray an. "Könnt ihr das verarzten? Schienen? Oder so...? Ich kann ihm auch Schwalbe geben, als Wolf verträgt er es wahrscheinlich." Doch Ljerka schüttelte sehr schnell den Kopf. "Nein, auf keinen Fall. Er ist kein normaler Werwolf." Vor allem aber wußte sie, dass die meisten Hexertränke, so auch die Schwalbe auf Alkoholbasis hergestellt wurden.
"DAS hab ich auch bemerkt... ist unempfindlich gegen silber." Reuven zwinkerte.

Sarray fuhr mit dem Finger vor den Augen des Wolfes hin und her, aber Jarel folgte nicht. Er dämmert bereits wieder weg. "Hey! Hierbleiben!", rief Sarray und gab ihm eine sanfte Ohrfeige. "DAS ist also dein Freund, ja?" die Zwergin war verwirrt. "Und das sagst du mir nicht?" Sie schnippste nochmal vor Jarels Augen, rieb mit den Fingerknöcheln hart über seine Brust. "Uuuund weg ist er. Ist vielleicht besser." Sie stand auf und nahm die linke Hand des Bewusstlosen. "Festhalten bitte."
"Ich kann ihn jederzeit wieder zurückholen..." bot Reuven an. Es war ihm nicht entgangen, dass auch den Wolf die Lästerung der Melitele gestört hatte. "Ich kann ihn auch betäuben... Je nach dem." aber er hielt ihn fest. In alles andere mischte er sich nicht ein. Die Alchemistin kannte ihn also... hatte sie dafür den Trank haben wollen? Er vermutete aber, dass er auch hier nicht wirken würde, immerhin war das eine besondere Art Wolf.
Lejrka zuckte mit den Schultern. "Er ist mein Kumpel. Nicht mehr. Und ja, er ist ein Wolf, aber kein Werwolf, er ist... anders. Und ich habe nichts gesagt, weil... weil..." sie blickte zu dem Hexer, Verzweiflung stand in ihren Augen.
"...weil ich Werwölfe erschlage... wie Seren." beendete er bitter den Satz.
Er konnte sie nicht einmal beruhigen, hätte er ihn nicht verletzt gefunden, er hätte ihn vermutlich wirklich einfach mit silber durchlöchert, und auch wenn er vielleicht gegen Silber immun war, gegen durchlöchern sicher nicht.

Sarray achtete nicht auf das Geplänkel der beiden. Sie warf sich nach hinten und zog. Mit einem widerlichen Geräusch sprang die Schultern zurück ins Gelenk. Und auch die gebrochenen Knochen landeten da, wo sie hin gehörten. "Hilfst du mir?", fragte sie in Ljerkas Richtung. "Schaffst du das? Er verreckt uns noch."

Ljerka nickte nur. Viele Möglichkeiten gab es nicht, aber sie begann bereits nach Salbe zu suchen, Stimulanzien anzurühren und etwas gegen Fieber und was sie sonst noch für Nützlich befand. Sie verband die Wunde mit einer antiseptischen Salbe, und auf die Reponierten und geschienten Brücke gab sie ebenfalls Salben, die Entzündungen eindämmten und die Heilung beschleunigten. Irgendwann war er fertig verbunden und verarztet.
• Ljerka wandte sich nun an den Hexer. "Danke, dass du ihn nicht erschlagen hast."
• Reuven schnaubte nur. "Du hältst mich immer noch für den gewissenlosen Killer. Ich bringe nciht alles um was anders ist. Nur wenn ich einen Auftrag habe."
"Ich hab hier noch was....", murmelte Sarras. "Gib mir mal die Zange."
Ljerka gehorchte und Reuven blickte wieder nur zwischen beiden hin und her.
Die Zwergin werkelte an Jarels Hüfte herum und zog die Spitze eines Astes aus dem geschundenen Fleisch. "Desinfektionsmittel.", kommandierte sie, reinige und verband die letzte Wunde. Mit einem Seufzer plumpste sie auf den Hintern. Der Raum der Hütte glich einem Schlachtfeld. Lange betrachtete sie Reuven. Dann Ljerka. "Er ist ein guter.", versuchte sie ihrer Freundin zu erklären. "Versucht er zumindest zu sein."
Ljerka reichte der Zwergin den Alkohol.
"Und Seren hat auch verrsucht gut zu sein... Und Jarel ist auch einer von den Guten." blieb sie trotzig.
"Ich werde das nicht nochmal aufwärmen. Und ich werde mich nicht rechtfertigen. Denk was du willst." Er würde nicht mit Sindra argumentieren, aber er hatte diesen Wolf hergebracht, das musste reichen.
"Wie wäre es, wenn wir nen Waffenstillstand schließen? Ihr zwei müsst nicht heiraten, aber der hier braucht jetzt Ruhe." Sie sah schief lächelnd von einem zum anderen und zog die Knie unters Kinn. "Was machen wir mit ihm? Bewegen wäre Scheiße..."
"Ich kann ihn hochheben, ohne das sich zu viel bewegt, haltet ihr Schulter und Kopf fest, ich trag ihn in'#s Bett." Reuven nickte Sarry nur zu, er war ihr durchaus dankbar, dass sei für ihn Partei ergriff, aber manchen Menschen war nicht beizukommen.
Die Zwergin nickte und legte die kleinen Hände an Jarels Kopf. "Auf drei?" Der Hexer war erstaunlich. Präzise Bewegungen, eine unglaubliche Kraft. Sarray seufzte neidisch. Das würde sie auch gern können. Als Jarel - oder der Werwolf - im Bett lag wurde es draußen schon wieder hell. "Wollt ihr ne Runde pennen? Ich räum auf und nehm die erste Wache." Dann vielen ihr zwei Dinge ein. Bleibst du denn überhaupt? Und wo ist das seltsame Mädchen?"
Reuven überlegte. Er wollte Sindra auch nicht alleine draußen lassen, auch nicht als Hund und er wollte auch das Ende dieser Geschichte nicht verpassen. Er grinste.
Dann öffnete er die Türe, "Sindra, komm mal rein... und du kannst dich hier verwandeln." Er holte sie rein. Sie beherbergten einen Halbtoten und eine Nekromantin und einen Ritter der Flammenrose, der in Wirklichkeit ein Werwolf war... sie konnte auch einem Doppler nichts tun wollen. "Ausserdem wird dir der Ritter garantiert nichts tun. Im Gegenteil."

Ein großer, zotteliger, mausgrauer Wolfhund steckte den Kopf durch die Tür und guckte fragend von einem zum anderen. "Was hast du gesagt? Doppler? Es gibt keine Doppler..." Weiter kam sie nicht. Der Hund trottete herein und drehte ihnen den Rücken zu, während Reuven die Tür schloss, setze sich und.... ...verlor das Fell. Nein. Er absorbierte das Fell, veränderte seine Proportionen. Aus einer Schnauze wurde ein Gesicht, aus Tatzen Hände. Aus befellten Läufen Arme und Beine. Einen Moment war die nackte Rückseite eines bezaubernden jungen Mädchens zu sehen, dann wuchs Ihr Kleidung. Hautenge Lederhose, überkniehohe Stiefel, bordeauxfarbenes Hemd, unter der Brust geknotet. Sindra öffnete den Knoten und zupfte ihr Oberteil über den nackten Bauch. Verschüchtert drückte sie sich an Reuvens Seite und raunte leise. "Ich hab Hunger." Sarray starrte mit offenem Mund. DAS war jetzt zu viel. Was waren sie? Ein Kuriositätenzirkus?!
Die Kleine sah zum Wolf. "Isser tot?"

"Nein, er lebt. Aber ein Werwolf hat bei der Flammenrose genauso wenig zu suchen... du weißt schon. Sollte er dir wirklich mit dem Scheiterhaufen drohen, dann steht er neben dir. Verstehst du. Das bedeutet, dass er dich beschützen wird, wie ich... Und die beiden auch. Wenn also etwas ist, mit mir, dann kannst du jederzeit hierher kommen." Er hielt das gerade für eine sehr gute Idee.
Ljerka blickte ihn nur groß an, dann das Mädchen. "Doppler gibt es doch nicht mehr... Ist sie wirklich?"
"Ja, ist sie. Vielleicht der letzte ihrer Art. Vor zwei Jahren haben sie einen verbrannt, und damals dachte ich schon es wäre der letzte gewesen... und DESHALB jage ich die Monster, die den Menschen wirklich schaden, damit die friedlichen in Frieden leben können. Wie Sindra."
Sindra betrachtete Jarel lange. Sie löste sich sogar von Reuven um näher zu gehen. "Darf ich ihn anfassen? Er ist so groß. Darf ich ihn kopieren?" "Ein Doppler. Wir haben den gottverdammten letzten Doppler der Welt im Haus..." Sarray sah hektisch zu Reuven. "Ich möchte sie untersuchen..." Viel möchten und wollen. Und der Hexer war der, der gefragt wurde.
Reuven musterte Sindra, folgte ihr. "Ich glaub, am besten wäre es, wenn du eine Person immer direkt selbst fragen würdest, ob die sie kopieren darfst. Ich wäre nicht sehr froh, wenn ich mir selbst gegenüberstünde." und er zwinkerte ihr zu. "Aber anfassen denke ich darfst du ihn, er hätte sicher nichts dagegen."
Dann wandte er sich Sarray zu. "Das gleiche gilt für euch beide. Wenn ihr sie untersuchen wollt, dann nur mit ihrem Einverständnis."
Ljerka kam ebenfalls näher, setzte sich neben Jarel, einfach um sicher zu gehen, dass er keinen Schreck bekam wenn er aufwachte.
"Er ist kein böser Mensch... er wird dich nicht auf den Scheiterhaufen bringen, egal was geschieht. Selbst wenn du sein Geheimnis nicht kennen würdest... so einer ist er nicht. Auch er versucht nur die Unschuldigen zu beschützen."
"Beschützen....", echote Sarray und streichelte vorsichtig über Jarels heilen rechten Unterarm. "Weiches Fell..." Sie sah Ljerka lange an. "Du hast ihn gern.", stellte sie fest und kehrte zu Reuven zurück. "Ist morgen untersuchen in Ordnung?", fragte sie nach einem Moment des Überlegens Sarray. "Ich hab schrecklichen Hunger." Sarray nickte heftig. Sie würde einen Doppler untersuchen können. Einen verfickten Doppler. "Was isst du denn so?", fragte die Zwergin und sah abwechselnd zu Reu und Sindra. "Hast du Kekse?"
Reuven zuckte mit den Schultern, er hatte selbst keine Ahnung, was Doppler alles vertrugen, aber seiner Theorie zufolge hatten sie den strapazierfähigsten Magen, denn getarnt mussten sie ja im Grunde alles essen können was sie kopierten.
Kekse anscheinend.
Ljerka blieb bei Jarel, sie hatte keinen Hunger, sie würde bei ihm bleiben bis er aufwachte.
"Hexer brauchen übrigens vor allem Schnaps und etwas gebratenes." witzelte er. "Aber Nüsse wären auch perfekt... was ihr da habt."
Ein leises Stöhnen unterbrach sämtliche Gespräche. Der Ritter war erwacht und versuchte sich zu orientieren, wollte sich aufrichten.
Ljerka hielt ihn dieses mal fest. "Jarel, alles ist gut, du bist in Sicherheit."
Er sah sie aus erstaunten Augen an, lächelte. Oder war auch immer dieses hochziehen der Lefzen zu sagen hatte. "Ich fühl mich ...nicht gut...was ist passiert?" Immerhin bleib er jetzt ruhig liegen, denn die Bewegung hatte seinen geschundenen Körper gefühlt in Flammen aufgehen lassen.
"Was passiert ist weiß ich nicht. Der Hexer... Reuven, er hat dich gefunden und hergebracht, wir haben deine Wunden versorgt. Er meinte, du könntest irgendeinem Monster begegnet sein, dass er gerade gejagt hatte... erinnerst du dich an etwas?" Sie hatte ihm die Hand auf den kräftigen Brustkorb gelegt, halten hätte sie ihn nicht können, aber die Geste war es vielleicht. "Und... du musst dich ganz zurückverwandeln... du bist noch zur Hälfte ein Wolf."
"Zur...Hälfte?", fragte er verwirrt und wollte die linke Hand heben, überlegte es sich und hob noch die Rechte. Er betrachtete seine Hand, spielte mit den Fingern. "Das....ist seit dreißig Jahren nicht mehr..." Er atmete durch und legte den Arm zurück. Er wollte noch etwas sagen, driftete aber schon wieder weg.
Seine Augen versuchten einen Punkt zu fixieren, irrten aber nur im Raum umher.
Hinter Ljerka erschien Reuven am Türrahnen, er hatte wohl seinen Namen gehört.
Ljerka blickte von dem Hexer zu dem Ritter. "Er weiß jetzt Bescheid, aber er wird dir nichts tun." Sie warf auch Reuven einen strengen Blick zu.
"Nein wird er nicht." wiederholte Reuven
"Ruh dich jetzt aus... kannst du schlafen? Wenn nicht, ich gebe dir etwas... etwas rein pflanzliches, nichts starkes. Baldriantee oder so?"
Er hustete trocken. "...hast du was gegen die Schmerzen...?", fragte er verlegen. Sindra ging zurück und nahm Reuvens Hand. Nach der Verwandlung dauerte es immer ein Wenig, sich zu Recht zu finden. Vor allem, wenn man vorher eine andere Spezies war.
Ljerka nickte. "Ja, ich habe einen Sud aus Birkenrinde... warte kurz." sie verschwand kurz und kam dann mit einer dunkeln Glasflasche zurück. "Hier... " und sie füllte ihm etwas auf einen Löffel ab.
Reuven nahm Sindra's Hand. Lächelte. Meist nach so einem anstrengenden Tag, wenn sie sich wieder in einen Menschen verwandelt hatte wurde wild gevögelt, aber das kam nun nicht in Frage.
Nur ganz kurz kam ihm der Gedanke, dass das auch dem Rest der anwesenden gut tun würde, so angespannt wie alle waren, aber dem verletzten Wolf gegenüber wäre es wohl unfair gewesen, also besser nicht.
Brav sperrte er den Mund...die Schnauze...den Rachen auf. Bei den Göttern. So viele Zähne. Er schluckte das Zeug und griff mit seiner Klaue Ljerkas Hand. Und schon war er eingeschlafen. "Ich halt das nicht aus.", Sarray hatte es irgendwie geschafft, sich anzuziehen. "Ich hol uns was zu Essen. Will nicht das mich ein hungriger Doppler beißt." Sie grinste und zwinkerte dem Mädchen zu, das verlegen kicherte. Das Wesen würde am liebsten drei Dinge tun. Essen...Baden...und sich Reuven nehmen. Wobei Punkt zwei und drei auch sehr gut gemeinsam funktionierten. Eins und drei auch? Verschmuste schmiegte sie sich an den Hexer. Seufze leise und sah ihn seltsam an.
Reuven's Blick wanderte zwischen den Anwesenden hin und her. "Das geht nicht. Menschen... also... Menschen tun es nicht wenn andere zusehen. also meistens."
Vielleicht ein Punkt weswegen die Lüsternheit der Hexer fast sprichwörtlich war, weil sie mitunter auch den Sex thematisierten wie das Wetter.
Und Reuven konnte nur schwer an sich halten um das Thema weiter breit zu treten. Er hätte noch einen sehr unsinnigen Vorschlag gehabt, den er aber schnell schluckte.
"Wir sollten uns alle ausruhen. War ein harter Tag" Seine Augen sagten allerdings etwas ganz anderes.
Sindra beugte sich vor und flüsterte dem Hexer etwas ins Ohr. "Kannst du auch mit mehr als einer Frau?"
Reuven ließ den Blick kurz wandern. "Könnte ich. Aber Menschen haben das eben nicht so gerne."
Sindra reizte ihn, sie kannte die Regeln nicht, nach denen die Menschen funktionierten und genau das machte ihren Reiz aus.
Sindra gähnte, schmiegte sich an ihren Hexer und dachte darüber nach, ob sie es als Männchen vielleicht geschafft hätte die Frau rumzubekommen. Vielleicht als der Vampir? Oder als der hübsche Junge. Den kannte der Ritter dann wenigstens, sollte er aufwachen.
Wenigstens einmal war der Hexer der vernünftige. "Versuch zu schlafen. Wir holen morgen alles nach."
"Ich hab Hunger.", moserte Sindra halblaut, rollte sich aber trotzdem ein und betrete ihren Kopf auf Reuvens Schoß. Es dauerte noch etwas, bis Sarray zurück kam. Die Sonne schien durch die kleinen Fenster. Es war ruhig geworden. Sogar der Worg schlief reg- und lautlos mit tiefen, regelmäßigen Atemzügen. Sie Zwergin begann ohne großes Federlesen Brote zu schmieren und stellte jeden ein Brettchen mit Broten und einen Becher Milch hin. Nur Sindra nicht. Die landete mit Sarray unter dem Tisch, wo sie eine Art Picknick veranstalteten, mit Brot, Marmelade, Käse, Keksen und Milch. Die Zwergin hatte verstanden, wie sie den Doppler locken konnte und die beiden saßen sich nun im Schneidersitz gegenüber und fragten sich gegenseitig Löcher in den Bauch. Beiden ging es hauptsächlich um Körperfunktionen, doch bei Sindra waren die Fragen etwas spezieller und brachten selbst die Zwergin gelegentlich zum erröten. Zumindest verstanden die beiden sich gut. Nach dem Frühstück krabbelte Sindra zurück zu Reuven, legte ihren Kopf auf seinen Schoß und schief sofort ein. Sie war satt und zufrieden wie ein Kätzchen, das von der Sahne genascht hatte. Auch Sarray klettete in ihr Bett, fand aber keinen Schlaf. Zu viel war da, worüber sie nachdenken musste. Und zu Mittag dann endlich war ein langgezogenes, gepresstes Stöhnen aus dem Rachen des Worges zu hören.
Reuven hatte sich nur eine ruhige Ecke gesucht, in der man nicht über ihn stolperte, sich eine Decke gefaltet und unter die Knie gelegt und meditiert. Waldboden war meist weicher als ein hölzerner Fußboden und auch einem Hexer taten sonst am morgen die Knie weh. Er bekam natürlich mit, wie Sindra sich erst ankuschelte, dann aufstand und mit der Zwergin plauderte. Manchmal drangen auch einzelne Worte bis in seinen Verstand durch, aber soweit, dass er beurteilen konnte, ob davon eine Gefahr ausging, darüber hinaus bekam er nichts mit. Erst am morgen wachte er auf und aß auch von den Broten, relativ wahllos von allem etwas.
Ljerka war früh wach und sah in regelmäßigen Abständen nach Jarel. Der blieb allerdings stabil, es schien fast als könne man den Wunden beim Heilen zusehen, trotzdem würde es wohl ein paar Tage dauern.
Es war Mittag, als sich der Worg regte. Sarray hatte aufgeräumt und döste. Sinda lag eingerollt wie eine Katze neben Reuven und verdaute die ungeheute Menge Nahrung, die sie verdrückt hatte. Jarels Augenlieder begannen zu flattern, bevor er sie erschrocken aufriss, scharf einatmete und sich aufsetzen wollte.
Ljerka war gerade dabei, verschiedene Bestellungen vorzubereiten, weitere Salben und Tinkturen, die bei ihre geordert worden waren - zum Teil von den Patienten selbst um Teil von anderen Heilern aus der Gegend. Ihrem derzeitigen Patienten näher war daher der Hexer, der genauso gut wußte, dass sich ein Verletzter nicht bewegen sollte. Er hielt ihn fest und hinderte ihn am aufstehen. "Liegenbleiben Herr Ritter."
"Herr....was?" Die braunen Augen des Wolfes starrten den Hexer an. "Reu-ven?", fragte er heiser und perplex. "Wo bin ich? Was ist passiert?" Die Stimme war menschlich, wenn auch mit einem seltsam kehlig- knurrendem Unterton. Jarel räusperte sich. Räusperte sich nochmal und hob die Hand. "Bei Sargeras schiefen Zähnen...", murmelte er und betrachtete seine Finger, wie schon in der Nacht zuvor. "Das ist mir jetzt dreißig Jahre nicht passiert..."
Reuven setzte ein schiefes Grinsen auf. Ljerka wollte schon dazukommen, aber der Hexer winkte ab. Sie sollte ihre Arbeit machen, mit dem Werwolf würde jetzt er reden. Sie akzeptierte es vorerst.
Was passiert ist weiß ich nicht. Ich habe einen Tschort gejagt... vielleicht bist du dem begegnet? Ein normaler Werwolf bist du jedenfalls nicht." Also ob Werwölfe auch nur ansatzweise normal wäre.
Seit dreißig Jahren... nur kurz ging das dem Hexer durch den Kopf. Was es auch immer wer, er schien schon eine ganze Weile mit diesem Fluch zu leben. Ober er nun meinte, dass ihn etwas überwältigt hatte oder etwas ganz anderes.
"Wo bin ich.", verlangte Jarel zu wissen. Noch hatte er nicht erkannt, wo er sich befand. Er schien unruhig und sogar ein wenig ängstlich. Auf jeden Fall aber verwirrt. Dass die beiden Frauen ihn zusamengeflickt hatten und auch die Gabe des Schmerzmittels schien aus seinen Erinnerungenverschwunden zu sein.
"Du bist im Haus von Ljerka und Sarray, erinnerst du dich an nichts? Sie haben sich zusammengeflickt."
Er sah sich nun den Wolf genauer an, inspizierte ungeniert den Schädel. Der schien aber ganz zu sein.
"Du weiß aber wer du bist, oder?" Und ja, an seinen Namen hatte er sich ja auch erinnert.
"Ljerka?!" Endlich fiel beim Ritter der Groschen. "Ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, wer ihr seid, Herr Hexer." Er zog die Stirn kraus. Sah bei einem Wolf irgendwie witzig aus. "Ich weiß auch, dass ich gestern von hier aufgebrochen bin um....um...." Pause. Nachdenken. "Ich war am Berg." Pause, Nachdenken. "Wie kam ich her?" Ein silbergrauer Haarschopf schob sich ein seine Sicht und sah ihn neugierig aus großen wasserblauen Augen an. "Euer Mädchen.", stellte Jarel fest. "Grüßt euch, Miss Sindra." Die erkannte er also auch wieder. Vorsichtig drehte der Wolf den Kopf nach links und rechts. Sein Schädel dröhnte, aber ihm war weder schwindlig, noch sah er Sterne. So weit in Ordnung. Dann fiel ihm siedend heiß etwas ein. "Habe ich jemanden verletzt?!"
Auch Reuven sah sich zur Sicherheit nochmal um. "Nicht dass ich wüsste. Zumindest keinen den ich kenne."
Gestern zum Berg aufgebrochen. Nun war auch Ljerka da. "Das stimmt... er kam hier vorbei..."
Auch Reuven nickte. "Dann hat er zumindest die Karawane nicht überfallen. Das ist schon länger her... Ist dir ein Tschort begegnet? Fast so hoch wie ein Haus, sieht aus wie ne Kreuzung auch Wer-Bär und Hirsch? Klingelt da was?"
Jarel griff nach Ljerkas Hand. "Karawane überfallen? Ein Tschort..." Wieder Pause. Abermals nachdenken. "Ich erinnere mich wage, wie ich den berg besteigen habe. Der Sonnenaufgang ist von der Klippe ein echtes Erlebnis." Das er da oben beinahe Blödsinn gebaut hätte verschwieg er. "Ich wollte absteigen. Zurück zum Orden. Es kam...ich glaube da war ein Unwetter. " Unscharf wa da das Bild eines brennenden Baumes. Und danach. Er schüttelte langsam den Schädel. "Wie kam ich hierher?"
"Vielleicht bist du auch nur ein schlechterer Kletterer, als du dachtest. Ich hab dich am Fuß des Berges gefunden. Deine Ausrüstung liegt dort drüben, was wir gefunden haben." er deutete auf eine Ecke in der Messer und Gürtel und all das lagen, was Sindra gefunden hatte.
Und weil das immer noch keine Antwort war sprang Ljerka ein. "Reuven hat dich gefunden und hergebracht."
„Ich wußte, die flicken hier alles zusammen, sogar einen Werwolf." ergänzte der noch mal. Vorerst schien der Konflikt vertagt.
"Ich bin kein Werwolf." Jarel löste die Hand von Ljerkas. Begann die Beweglichkeit seiner Extremitäten zu prüfen. Rechte Hand...rechter Arm. Wunderbar. Linke Hand. Da stimmte etwas nicht. Als er den linken Arm heben wollte, stand seine Körperhälfte plötzlich in Flammen. Auch Wölfe konnten mit den Zähnen knirschen. Das bewieß er gerade bildhaft. "Diesen Berg hab ich schon dutzende Male bestiegen. Ich kann mir nicht vorstellen, gestürzt zu sein." Wieder zerbrach er sich den Kopf. "Was...für ein Wetter...wie lange ...es war doch gestern, oder?" Verdammt. Seine Gedanken wollten sich einfach nicht ordnen lassen. Er ärgerte sich. Regte sich auf. Den letzen Blackout hatte er damals im Drogenrausch erlebt. Da hatte er ihn einfach hingenommen. Jetzt brachte es ihn fast um den Verstand.
"Das war gestern." bestätigte Ljerka. "Beweg den Arm nicht, da war einiges gebrochen! Sarray hat die Knochen so positioniert, dass sie gut zusammenwachsen können, wenn du das wieder durcheinander bringst wächst alles schief zusammen!"
"Dann bist du vielleicht doch dem Tschort begegnet... die können einem den Verstand vernebeln. Man sieht und hört nichts mehr... Dann das Unwetter, da stürzt auch der beste Wolf mal ab." brachte Reuven noch an.
Kurz überlegte Ljerka ob sie fragen sollte ob er getrunken hatte, aber sie wollte nicht noch mehr an privaten Details über den Ritter auspacken. Es reichte schon, dass Sarray nun auch wußte, dass er ein Wolf war. Dass er ein ehemaliger Trinker und zudem ein Liebhaber von Männern war sollte tunlichst ein Geheimnis bleiben. Dass auch das in wenigen Monaten hinfällig war ahnte sie jetzt noch nicht.
Der beste Wolf. Ein wahrer Scherzbold. "Ich bin nicht freiwillig im Fell unterwegs.", murrte Jarel. "Wenn ich mich jetzt zurückverwandle...der Wolf heilt schneller als der Mensch...", dachte er laut nach. Es war ihm unglaublich unangenehm so hilflos zu sein und keinerlei Kontrolle zu haben. Wenn keine Kontrolle, dann nur deswegen, weil er sie jemandem schenkte. Er schloß die Augen. Jetzt.nicht.daran.denken. Durchatmen. Pause. "Es kann gut sein, das ich etwas begenete bin." Wieder fiel ihm siedend heiß etwas ein. "Ist der Langdolch bei den Sachen, die ihr Gefunden habt, Hexer?"
Reuven nickte einfach, er hatte sich so etwas schon fast gedacht. Werwölfe heilten deutlich schneller als Menschen und auch schneller als Hexer. so zugerichtet wie dieser Mann gewesen war wäre er als Mensch erst morgen wieder ansprechbar, wenn er überhaupt überlebt hätte.
"Ein Langdolch ist da, keine der Scheiden ist leer... sieht vollständig aus, nur das Gurtzeug ist zerfetzt." erklärte Reuven nachdem er kurz nachgesehen hatte.
Der Ritter im Fell atmete auf. Nun wurde er verlegen. "Wann kann ich aufstehen? Der Orden weiß nicht, wo ich bin." Sindra hatte sich wieder verkrümelt und machte sich über die Reste des Frühstücks her, sah sich neugierig die Aufbauten an. Das Mädchen wirkte zufrieden. So viel neues. So viel zu lernen. Und fast sogar satt.
"Sollen wir jemanden schicken, der beim Orden Bescheid sagt? Aufstehen kannst du nicht, wie lange du zum heilen brauchst kann ich dir aber auch nicht sagen... es scheint schnell zu gehen, aber wie schnell..." Ljerka seufzte. Sie ahnt mittlerweile ein wenig was sich wohl zugetragen haben musste, aber auch das würde sie nicht laut aussprechen. Die Verfassung in der er gestern aufgebrochen war... unglücklich ob dieser seltsamen Beziehung...
"Ein paar Tage wird es sicher dauern. Vor allem musst du wieder ganz menschlich werden, damit du überhaupt aus dem Haus gehen kannst."
Der Ritter schnaufte und verschraubte die Augen. So ein Mist. Während er sich noch den Kopf zerbrach, meldete sich Sarray. "Ich kann gehen. Mir fällt die Decke ohnehin auf den Kopf.", erklärte sie fest. Eigentlich wollte sie nur aus der Situation raus. Sie war immer noch sauer, weil Ljerka ihr SO ETWAS verschwiegen hatte. Andererseits...sie hätte es auch so gemacht. "Auf dem Rückweg besorge ich nen guten Schnapps. Auf das Chaos hier müssen wir anstoßen. Was soll ich wem ausrichten?" Jarel überlegte. "Bestellt dem Großkomtur bitte ich sei unpässlich, unter medizinischer Versorgung und käme bald zurück und würde alles erklären." Zum Teufel, war das alles anstrengend. "Und dem Knappen Jakon von Nagall richtet bitte aus, es geht mir gut und er solle sich um Mariposa kümmern, bis ich zurück bin." "Mari-posa? Ich dachte, ihr dürft keine Frauen haben?" Sarray hatte eindeutig etwas nicht mitbekommen.
"Das ist sein Pferd." erklärte Ljerka, die kurz den Kopf schüttelte bei der Vorstellung, Sarray könnte allen ernstes angenommen haben, sein Knappe solle sich um eine Frau 'kümmern'.
Auch Reuven stellte sich wohl etwas vor, allerdings etwas gänzlich anderes. Und er hob eine Augenbraue.
Sarray kicherte. "Achsoooo..." Sie begann sich dem Wetter entsprechend anzuziehen, guter Laune, vor die Tür und aus diesem Zirkus raus zu kommen. Wer weiß, vielleicht war der händler mit den Nüssen ja da. Außerdem roch es hier nach nassem Hund.
Sindra sah ihr zu, sah wieder zum Hexer, zu Ljerka, zum Wolf. Sie eilte neben Reuven und flüsterte ihm was ins Ohr. "Schlafen Menschenfrauen mit Werwolfmännchen?", fragte sie, recht nüchtern, aber neugierig. "Heben Werwölfe beim pissen das Bein?"
Ihr fehlten definitiv jegliche Grundlagen von Anstand und Moral. Zumindest die Grundlagen, die von einem Menschen erwartet wurden.
Was Reuven relativ egal war. Auch wenn er die Regeln kannte, er sah in Kultur und Moral ohnehin nur eine dünne Lackschicht, die sich schnell abkratzen ließ, also mehr Schein als Sein. So hielt er sich manchmal daran, manchmal aber auch einfach nicht.
"Gelegentlich, sicher. Werwölfe sind ja eigentlich Menschen, die nur durch Magie oder einen fluch verändert wurden... was letztlich auf das gleiche hinausläuft. Aber sie sind selten, vor allem solche, die es unter Kontrolle haben."
Ein Blick zu Ljerka, die sich daraufhin wieder ihrer Arbeit zuwandte.
"Die meisten drehen irgendwann durch und beginnen zu töten, dann muss ich sie erschlagen und dann hat sich das mit dem Sex auch erledigt. Aber bis dahin tun sie es wohl. Es gibt übrigens auch Werwolf-frauen. Aber seltener. Und es vererbt sich meist nicht in direkter Linie. Also theoretisch könnten Werwölfe und Menschen Nachkommen zeugen, die normale Menschen sind. Manchmal bleibt aber auch etwas von der Magie hängen, vor allem wenn beide Elternteile sie tragen, dann sind meist auch die Nachkommen Werwölfe, und die haben es meist gut unter Kontrolle, sie wachsen ja damit auf." Es hieß tatsächlich, dass es in manchen Gegenden Generationen von Werwolfsfamilien gab, die friedlich und unerkannt lebten.
"Wölfe heben beim Pissen wohl auch das Bein, also als Wölfe... als Menschen... nun ich denke eher nicht."
Reuven erklärte sehr geduldig, stand neben Jarel und mustere, wohl etwas unpassend, die Stelle an der die fraglichen anatomischen Komponenten lagen, allerdings war der Blick vollkommen sachlich und neutral. Nichts desto trotz starrte er ihm auf's Gemächt während er erklärte.
Sindra war mit ihren Fragen noch lange nicht fertig. "Also kann diese Frau mit diesem Wolf Kinder haben?" Unverschämt wie sie war zeigte sie sogar mit dem Finger. Im Falle vom Wolf sogar an die passende Stelle. Sarray kicherte halb irre und verschwand schleunigst aus der Tür. DAS war jetzt endgültig zu viel. Jarel räusperte sich. "Das ist nicht seine... meine eigentliche Wolfsgestalt.", erklärte er. Zum Glück erkannte niemand, dass er rot wurde. Da die Kleine immer noch neugierig schaute, fuhr er fort. "Und die zweite Gestalt ist mittels eine Fluches im Blut gebunden. Nicht in den Genen." Er blinzelte müde. So gerne wäre er jetzt mit Ljerka allein. Er musste ihr einiges erklären. der ehemalige Schattenläufer sah ihren Blick und ahnte, was in ihr vorging. "Ich kann es also nicht vererben. Und eine großvolumige Blutransfusion..." Ihm fiel ein, dass es so etwas hier nicht gab. "Ich kann es nicht vererben.", schloss er die Erklärung, atmete durch. "Ljerka, verzeih, darf ich etwas trinken?"
Irgendwie ahnte sie, dass Reuvens Erklärungen nervten... "Ihr beide, besprecht das bitte draußen!"
Reuven grinste nur und nickte, unterwegs schnappte er sich auch noch einmal Wurst und Käse, auch er zog Eiweißhaltige Nahrung den Kohlehydraten vor. Während er ging und zwischen Abbeißen und Schlucken erklärte er weiter: "Könnte er. Wenn er will, und wenn sie will... Ich denke sogar, dass er auch mit einer Zwergin Nachkommen haben kann. Menschen und Elfen sind kompatibel und mit den Zwergen auch, kommt nur seltener vor." Sie gingen nach draußen und setzten sich dort in die Sonne. Ein Wolfshund ging hinein und ein Mädchen kam heraus - wer auch immer die Hütte über die ganze Nacht beobachtet haben mochte, dem wäre dies aufgefallen, einem unauffälligen Mann zum Beispiel, der weit genug entfernt und in Lumpen gehüllt am Boden kniete und bettelte.
Als Beide draußen waren goß Ljerka einen Becher Wasser ein aus einer Karaffe die immer bereit stand.
"Hier, trink etwas... Alkohol hast du nicht zu dir genommen, oder? Oder war es das Medikament?" Wollte sie wissen, wer ahnte schon, wann sie wieder gestört wurden.
Sindra sah verunsichert zu Reuven, hatte sie was falsch gemacht? Verunsichert folge sie Reu nach draußen. In viel zu dünner Kleidung.
Jarel nahm den Becher in seine Rechte und versuchte das Wasser irgendwie in die Schnauze zu bekommen. Gar nicht so einfach.... Er zögerte. "Ljerka...es tut mir leid...ich...ich..." Ihm fehlten die Worte.
"Ich denke, es stört ihn, wenn wir über seine Fortpflanzungsfähigkeit reden... Das machen Menschen normalerweise nicht in Gesellschaft. Aber du kannst mich weiter fragen." Dem Hexer war selten zu kalt, und gerade kam er auch nicht darauf Sindra zu fragen. Als wolfshund trug sie Fell und es war auch kein Thema.
Drinnen half Ljerka Jarel beim trinke, was nicht leicht war, bei einer Wolfsschnauze. "Es muss dir nichts leid tun... oder... Was ist denn wirklich passiert?"
Der Wolf schluckte, hustete, verzog die Schnauze. Alles sehr eigentartig,aber erkennbar. Er zögerte, sah sie verlegen an. "Es ist eine Art...Ritual." Er schluckte. Er wollte ehrlich sein. Es tat so unglaublich gut sich ihr anzuvertrauen. Sie war sein Anker in der aufgewühlten See seiner Gefühlswelt. "Es ist ein Ritual.", verbesserte er sich. "Wenn es mir nicht gut geht, und ich eine Entscheidung treffen will, nehme ich mir eine Flasche scharfen Alkohols und gehe zu einer bestimmten Stelle. Ein Steilhang auf der Rückseite einer Höhle. Dort warte ich auf den Sonnenaufgang und versuche den Kopf klar zu bekommen, die Flasche an meiner Seite." Pause. War es gut, sie damit zu belasten? Nun, jetzt war es zu spät. Hoffentlich verstieß sie ihn nicht deswegen oder ging auf Abstand. Das wäre...furchtbar. "Die Flasche liegt am Grund der Schlucht. Getrunken habe ich nichts." Er verstummte. Warum tat er das eigentlich? Das musste sie doch verschrecken. Er schloss die Augen.
Sie nickte, sie verstand. Ein Ritual um sich selbst zu beweisen, dass man sein Leben unter Kontrolle hatte.
"Und? Ist es dir klar geworden?"
"Das ich dich und Jakob zu sehr vermissen würde." Er öffnete die Augen und grinste verlegen. "Das ich Grund habe zu bleiben. Guten Grund."
Seine Hand ruckte kurz aber er wagte nicht, nach der ihren zu greifen.
Sie lächelte, traurig. Kein Wort über diesen Mann. Was bedeutete das? Hatte er sich von ihm gelöst? Wollte er es nur ignorieren? Nur verstand sie nicht, warum er nicht einfach zu ihm ging und sprach.
"Es ist alles gut." Wiederholte sie nur. "Du musst dich jetzt ausruhen. Wir reden, wenn du wieder gesund bist."

Reuven und Sindra's Geschichte geht hier weiter.
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von/nach: Im Haus der Alchemistin
Datum: Frühjahr 1278 - 4 Tage später
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Schon beim Entfernen der Verbände war klar: Der Wolf hatte es eilig mit der Heilung. Die Blutergüsse waren nur schwer zu erkennen, machten aber durchaus den Eindruck schon zu verblassen. Auch die Wunde an der Seite war bereits zugewachsen, die Narbe leuchtete kaum rot. Nur die Knochen und die Schulter brauchten länger.
Aufstehen, gehen. Unbequeme und schmerzhafte Übungen mit Sarray. Essen, waschen schlafen. Der Ritter war erstaunlich kleinlaut und gehorchte der Zwergin aufs Wort.
Und er war dankbar. Unendlich dankbar ohne die Möglichkeit zu haben dies auszudrücken.
Am Abend des vierten Tages saß er zum Essen sogar mit am Tisch.
Sarray hatte sich einbekommen und sich sogar etwas an den haarigen Gast gewöhnt, hielt sich aber häufig draußen auf. Nicht weil sie den Wolf nicht ertrug. Sie wollte den beiden genug Freiraum lassen. Warum auch immer.
Die ganze Zeit stand da dieser riesige [wie war das noch?] im Raum. An diesem Abend - Sarray war gerade wieder raus - nahm Jarel sich endlich ein Herz.
"Du siehst bedrückt aus...", versuchte er ein Gespräch zu beginnen.

Tat sie das? War ihr gar nicht bewusst gewesen. Fieberhaft überlegte sie, was Jarel meinen könnte. Das einzige was ihr im Kopf umging war das Gegenmittel... "Reuven hatte mir eine Dosis eines Trankes gegeben, der einen Werwolffluch aufheben kann. Er meinte es hätte nicht funktioniert, ich war der Ansicht, dass schon... Ich wollte dich schon früher fragen, ob du es versuchen willst. Das ist alles... Ich wußte nur nicht, ob ich dich fragen soll, oder besser nicht."

Der Wolf sah zu Boden und überlegte.
"Was passiert im schlimmsten Falle?"

"Ich denke, im schlimmsten Fall wirkt es einfach nicht und alles bleibt wie bisher."
Sie zuckte mit den Schulter. Bei Seren hatte es seinen Tod bedeutet, aber das lag nicht am Trank sondern an der Einschätzung des Hexers. Das aber stand ja nicht zur Debatte.

"Du hast den Trank hier?", fragte Jarel unschlüssig und kratze sich den Pelz.
Er war unsicher. Dabei galt seine größte Angst nicht der Tatsache, dass es Nebenwirkungen geben könnte.
Er hatte eher Angst vor dem was geschah, wenn das Zeug nicht wirkte und Er nach vorne kam.
Er warf einen Blick auf den Langdolch, presste die Fänge aufeinander, krauste die Stirn.

"Ja, ihn habe ihn aufbewahrt." Was sie sich vielmehr fragte war, ob der den Wolf zum heilen mittlerweile vielleicht sogar brauchte.

Der Ritter nickte und sah sie lange an. "Gib mir Zeit das zu überdenken."

"Natürlich. Wie geht es dir sonst?"

Er bewegte vorsichtig alle Extremitäten, bog sich zur Seite, ging in die Knie.
"Die Schulter ist noch etwas steif. Die Schmerzen sind aber auszuhalten. Denkst du, ich kann mich zurück verwandle? Ich würde gern nach Jakob sehen."

"Versuch es. Wenn alles geheilt ist... warum nicht. Nur belasten solltest du die Brüche noch eine Weile nicht."

Er blieb stehen, konzentrierte sich, sah auf seine Rechte Hand.
Die Rückverwandlung klappte sofort. Sah nicht einmal anstrengend aus.
Ohne Fell war gut zu sehen: Bis auf Schulter und Arm hatten die Hämatome bereits die hellgelbe Farbe erreicht. Bald waren sie verschwunden.
Sogar an den Rippen war es nicht mehr so dunkel. Allerdings war der Kern hier noch blau.
Der Ritter atmete auf und sah Ljerka an. "Es spricht nichts dagegen, zurückzukehren, oder? Ich komme zur Kontrolle gern zurück."
Blieb noch die Frage: Und was anziehen?

Er verwandelte sich zurück und stand nun in Unterhosen vor ihr. sie hätte lügen müssen, hätte sie behauptete, dass sie das vollkommen gleichgültig ließ, so konzentrierte sie sich mehr auf die Verletzungen. "Nur wenn du dich schlecht fühlst... oder wenn due Reden willst." Sie zwinkerte. "Geh zurück und kümmer dich um deinen Knappen. Der Rest wird sich auch wieder einrenken."
Sie kramte indessen, fand was Sarray mitgebracht hatte, ein Papierpäckchen.
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