Taverne | Goldener Stör - (Stadtteil Silberstein) auf der anderen Buchtseite vom Hafenviertel

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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von/nach: Oxenfurt -> Nowigrad, im goldenen Stör
Datum: September 1277, vormittags, nach der Ankunft in Nowigrad
betrifft: Jarel, den Komtur
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Da waren sie nun. Nowigrad.
Jarel saß auf der Bettkante in seinem winzigem Zimmer und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
Sie hatten Aria ihrer Bestimmung zugeführt. Doch fühlte es sich furchtbar falsch an, sie zurückzulassen. Wie lange waren sie gemeinsam unterwegs gewesen?
Gefühlt eine Ewigkeit.
Jarel atmete durch. Jake hatte sich zum Orden bekannt und würde ihm zur Komturei folgen.
Und Slava? Seine Gefühle für den Soldaten schwelten in ihm. Gut unterdrückt bisher. So lange wie der Status ungeklärt war auch besser so.
Wie ging es nun weiter? Der Ritter hasste ungeklärte Angelegenheiten. Feigheit konnte man ihm auch nicht vorwerfen.
Der ehemalige Schattenläufer stand auf und richtete seine Kleidung.
Er trat auf den Flur und ging zur nächsten Raum. Einen Moment atmete durch und lehnte einen Moment die Stirn an das raue Holz.
Zeit Klarheit zu schaffen.
Er nahm Haltung an, straffte die Schultern.
Und klopfte an.

Slava öffnete selbst, statt herein zu sagen. Er ahnte schon wer es war.
KAum in Nowigrad hatten sie Zimmer im goldenen stör bezogen, der lag am Hafen, nicht weit von dem Haus, bei dem Sie Aria abgeliefert hatten. Der junge Mann, den sie ehelichen sollte ließ bei Slava alle Alarmglocken schrillen, aber es war nicht an ihm, sich einzumischen.
Aber für den Moment hatte er hier Quartier gefunden, ebenso Jarel und Jake, bis sie sich dann auf den Weg zur Tempelinsel machten.
Slava hatte aus diesem Grund die geliehene Rüstung abgelegt. Auf der Reise hatte sie ihm gute Dienste erwiesen, jetzt trug er wieder seine alte Hose und Stiefel, sonst nichts, er war gerade beim umziehen gewesen, als es geklopft hatte. Aber selbst wenn er nicht überrascht worden wäre hätte er kaum anders ausgesehen, die Russen neigten einfach dazu, Oberkörperfrei herumzurennen.
Der letzte Krampfanfall war schon mehr als einen Tag her und eigentlich betrachtete sich Slava längst als clean, auch der Schnitt, den ihm der Flatterer zugefügt hatte war fast verheult, nur ein paar blaue Flecken und die grob genähte Platzwunde an der Augenbraue erinnerte noch an die Kneipenschlägerei in Oxenfurt.

Die Tür öffnete sich und da stand er. Etwas zu lange wanderten die Augen des Ritters über den Körper des Soldaten und etwas zu lange dauerte es, bis Jarel ansetzte etwas zu sagen.
"Krgn..." Er musste sich zwei Mal räuspern, bevor er etwas herausbekam. Fast schon lustig.
"Hast du einen Moment Zeit für mich?", fragte er mit immer noch leicht belegter Stimmung.

Slava unterdrückte ein Lachen.
Natürlich registrierte er, dass er den älteren Mann verlegen machte und wieder ertappte er sich dabei, wie er spielte. Wie er immer wieder die Grenzen dessen auslotete, wie weit er gehen konnte ehe... ja, was auch immer.
"Ja, natürlich, schieß los. Übrigens... deine Rüstung, ich nehme an, du willst sie zurück."
Er bediente sich einfach der ihm bekannten Metaphorik ohne gerade daran zu denken, dass es den Ausdruck 'losschießen' so hier wohl nicht gab.

Der Ritter senkte einen Moment verlegen lächelnd den Blick. Das 'schieß los' verstand er aus dem Zusammenhang richtig.
"Das war ein Geschenk. Meine Vergangenheit. Vielleicht deine Zukunft."
'Damit du an mich denkst.', fügte er in Gedanken hinzu. Das auszusprechen verkniff er sich aber ausdrücklich.
Er nahm sich zusammen und fragte gerade heraus. Auf seine eigene, etwas ungeschickte aber immer ehrlich Weise.
Sein Herz schlug ihm bis zum Halse. Warum eigentlich? Machte er sich wirklich Hoffnung? Sein Magen krampfte sich zu eine kochend heißen Klumpen zusammen.
Es war...nun lächerlich war nicht das richtige Wort. Chancenlos vielleicht.
Aber wie hatte mal jemand gesagt: Wir bereuen später nur die Dinge, die wir nicht getan haben.
"Wir sind am Ziel. Bleibst du bei uns, oder trennen sich nun unsere Wege?" Er sah Slava mit leicht schräg gelegtem Kopf in die Augen, versuchte seine Reaktion zu deuten, der festen Überzeugung, dass das was jetzt kam, schmerzhaft werden würde.

"Danke. Brauchen kann ich ihn sicher. Und ich werde mich revanchieren."
Und Slava wäre nicht er selbst gewesen, wenn er nicht genau gewusst hätte, was der andere tatsächlich sagen wollte, er war zu gut darin den Subtext zu erkennen - aber trotzdem wollte er ihn soweit bekommen, es noch klarer zu auszusprechen. Vielleicht eine berufliche Angewohnheit - nur eine klare Aussage erlaubte es einen darauf festzunageln und anzuklagen, aber vielleicht deckte sich seine beruflich Kommunikatonsstrategie auch einfach zu gut mit seiner privaten Vorliebe für Klartext.
"Ich werde sicher noch eine Weile in Nowigrad bleiben. Ich muss mir wohl Arbeit suchen, da werden wir uns sicher noch über den Weg laufen."

Er spielte mit ihm. So war halt seine Art. Wäre er ein Raubtier, dann eine Großkatze. Eine, die erst noch stundenlang mit ihrem Opfer spielte, es mit Freuden quälte, bevor sie es fraß.
Er war der Wolf. Direkt. Drauf. Töten. Fressen. Ende.
Doch wie das in Worte fassen, was ihn so zermürbte?
War es nicht ohnehin zwecklos? Einen Moment wollte der Ritter den Rückzug antreten.
Er schluckte noch einmal schwer herunter. Direkt. Jetzt!
"Du hast bemerkt, dass du mir gefällst." Das war jetzt SEHR direkt.
"Kannst du dir vorstellen..." Bei allen Schatten, wie beschrieb man so etwas richtig?
Er öffnete mehrfach den Mund und schloss ihn wieder. Bei Sargeras schiefen Zähnen. Was war er? Ein kleines Mädchen wie die Begleitung des Hexers?!
"Kannst du dir vorstellen bei mir zu bleiben?" Der Ritter atmete scharf durch die Nase ein und aus, presste die Lippen zusammen.
Er wartete auf das Messer, dass ihm gleich in den Rücken fahren würde.

Hätte er den Vergleich mit der Großkatze geahnt, es hätte ihm wohl geschmeichelt. Viel öfter aber war er schon mit einer Schlange verglichen worden, mit einer Kobra, die ihr Opfer taxierte und zustieß sobald es sich an der richtigen Stelle befand. Und genau da hatte er ihn jetzt.
Während er zuvor noch in seinem Rucksack herumgekramt hatte wandte er ihm nun seine volle Aufmerksamkeit zu.
Einen Moment genoss er es tatsächlich, die Macht zu haben, sein Herz beinahe buchstäblich in der Hand zu halten.
"Du hast mich kennengelernt... Für Beziehungen bin ich nicht gemacht." Die Diagnose 'Beziehungsunfähig' stand auch in einem Dossier, Paopier, eine ganze Welt entfernt. "Außerdem wird uns sicher unser Weg auf dieser Welt über kurz oder lang trennen... aber du interessierst mich auch, wenn dir das wenige, was ich geben kann reicht..."
Als verhandle er einen Mobilfunktarif. Er trat etwas näher, provozierend nahe.

Der Ritter versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr die Wellen seiner Gefühle über seinem Kopf zusammenschlugen und ihn in die Tiefe ziehen wollten.
Er hatte die Deckung fallen lassen, stand Slava übertragenem Sinne völlig nackt gegenüber.
Keine Beziehung. Nicht gemacht für eine Beziehung. Das hatte man über Ilarion auch gesagt bevor er...
Slava war nicht Ilarion. Die Vergangenheit nicht die Gegenwart.
Er redete im selben Atemzug von Trennung und Interesse. Tat er das bewusst? Was bezweckte er damit?
So nah wie er stand, konnte Jarel jedes Barthaar, jede Narbe in Slavas Gesicht sehen. Seine Augen. Bei allen Schatten. Diese Augen...
Er spielte mit ihm. Und er wusste genau, was er tat. Was er ihm antat.
Wenn er sich nun näherte, würde er es zulassen? Oder ihn zurückstoßen.
Er hatte ihm den Dolch nicht in den Rücken geschlagen. Viel schlimmer. Er hielt ihn nur und wartete, das Jarel sich selber hineinwarf.
Und das tat er.
Es war beinahe, als könnte er sich selber dabei zusehen. Er sah seine Hand, die sich von selber hob und sich an Slavas Wange legte, ohne den Blick von den Augen lösen zu können. Eine zitternde Hand auf einer stoppligen Wange. Auch der Ritter näherte sich. Langsam. Vorsichtig. Jederzeit damit rechnend, zurückgestoßen zu werden.

Einen Moment stockte ihm der Atem, er konnte selbst nicht genau sagen warum. Da waren keine Kapazitäten um zu analysieren.
Ein großer Teil war Angst, Angst die er selbst nicht wahrhaben wollte. Er war erschrocken, zeigte es nur nicht.
Auch er machte sich verletzlich - er konnte ein weiteres Mal die Kontrolle verlieren, sich auf etwas einlassen, dass er im Nachhinein bereute, weil er sich von der Situation mitreißen ließ. War genau das damals geschehen? Oder hatte er sich selbst belogen?
Es war ungewohnt, die große schwere Hand Jarels.
Und er konnte den Atem des Ritters riechen... und der achtete offenbar tatsächlich darauf, dass da nichts störendes war wie bei so vielen seiner Geschlechtsgenossen, ihn selbst zuweilen eingeschlossen. Auch ein Spiel. Wie dreckig und abgeranzt konnte Mann sein und es gelang immer noch in einer Bar eine flachzulegen.
Aber heute war auch er frisch gewachsen nach der langen Reise. Kein Zwiebelodeur, kein Schweiß...
Und Jarel, hatte er sich vorbereitet? Das zu durchschauen gab ihm wieder Oberwasser.
Auch er legte ihm eine Hand in den Nacken, zog ihn kurzerhand zu sich und küsste ihn, lange, ausgiebig. Erforschte was er selbst dabei fühlte.
Er wollte es ausprobieren.
Ein bärtiges Gesicht zu küssen war... ungewohnt. die Festigkeit der Muskeln unter der Haut waren ungewohnt, nicht sie Weichheit einer Frau, die vergleichsweise zarte Bauweise. Der hier war muskulös, kräftig, ein wenig breiter als er selbst. Und es faszinierte ihn. Etwas neues.

Für den Ritter war die körperliche Nähe seid fünfzehn Jahren das erste Mal.
Bei den Göttern. Er wollte ihn. Für ihn nicht nur reine körperliche Liebe. Die Berührung und Nähe fuhren wie reiner Sauerstoff durch den Schwelbrand.
Slava fühlte sich gut an, roch gut, bewegte sich geschickt. Diese Art zu Küssen. Dieser Körper.
Mit Jarels Selbstbeherrschung war es vorbei. Er schmiegte sich an den Soldaten, zog ihn in die Arme ohne den Kuss zu lösen, schloss die Augen.
Der Ritter erforsche den Rücken des Soldaten mit den Händen, mit denen er ihn fordernd an sich presste.
In seiner Hose war es längst, viel, viel zu eng geworden.

Irritierend auch was in der Hose geschah. Beim Gegenüber eine Erektion zu fühlen war noch ein Novum.
Jarel wirkte ausgehungert. Slava hatte in der Vergangenheit schon Frauen geküsst und gemerkt, wie er offene Türen einrannte, wie sehr sie ihn wollten, dass er alles mit ihnen hätte tun können. Ein wenig so war es nun. Noch etwas, dass ihm Kontrolle gab.
Aber das war nicht der Grund, weswegen er noch zögerte.
Er spürte die Hände des Ritters auf seinem Rücken spürte tastende Hände auf seinem Hinterteil noch durch die Hose.
Erst einmal zog er ihm aber aber auch die Oberbekleidung aus, den Wappenrock, der in dieser Welt wohl das größte Tabu darstellte für das was sie gerate taten, dann den Gambesson. Noch ließ er ihm seine Hose und das hatte einen triftigen Grund. Er hatte keine Ahnung was er dann tun sollte. Er konnte ihm einen blasen, konnte ihm mit den Händen Spaß bereiten, wie das ging wußte er von sich selbst nur zu gut, aber es fehlte bei zwei Männern einfach die anatomischen Voraussetzungen für... Dafür. Und zumindest eines hatte er nicht vor, den Hinterausgang zu einem Eingang zu machen. Aber noch war es nicht so weit.
Auch er presste sich an den anderen, seine Armeehose war deutlich weiter geschnitten, bot mehr Platz, doch sie erlaubte auch, die Beule besser zu erkennen, die sich längst bildete.
Spoiler
Show
Jarel wusste sehr wohl, was er wollte. Nur zu bereitwillig ließ er sich ausziehen.
Einen Moment betrachtete er mit verhangenem Blick Slavas Gesicht, seine Augen, lächelte. Dann nahm er den Kuss wieder auf. Wilder. Drängender. Die Lippen des Ritters fuhren den Hals des Soldaten herunter, küssten seine Schulter.
Wesentlich fordernder als zuvor schob er Slava zurück. Richtung Bett, wollte ihn rückwärts auf das Möbel schieben.

Zumindest wusste der Mann, was er wollte. Auch das eine neue Erfahrung. Einen kurzen Moment sträubte Slava sich, doch dann ließ er es geschehen. Er schloss auch nicht die Augen, das hatte er auch sonst wenn er eine Frau küsste nie getan, und auch jetzt sah er sich genau an, wen er vor sich hatte. Jarel war vom eher dunklen Typ, osmanisch hätte er in seiner Welt wohl vermutet, keine allzu dunkle Haut aber fast schwarze Haare und pechschwarze Augen nur mit jenen goldenen Sprenkeln darin, die noch etwas anderes bedeuteten, wie er mittlerweile wusste. Und sein Körper war haarig. Kurz spielte seine Hand mit dem Brustpelz, ehe er den Rest erforschte. Wie reagierte er auf eine zufällige Berührung der Brustwarzen? Bei Männern war es ja nicht genauso wie bei Frauen, das zumindest wusste er, es war deutlich individueller, wie mann darauf reagierte. Männer redeten darüber, was sie geil fanden, wenn es eine Frau an ihnen tat. So auch die Kameraden in der Zone, und gerade dort und aus einem Mangel an Frauen besonders ausgiebig. Und dann waren die Lippen des Ritters an seinem Hals, wanderten nach unten. Wie weit wohl?
Er ließ sich von ihm auf's Bett werfen. Er war stürmischer als er ihn eingeschätzt hätte. Wie um den Fall abzubremsen hielt er sich am Hosenbund des anderen fest, und seine Finger streiften dabei wohl etwas. Ein Spiel. Rein Zufällig.
Und der zeigte wohl Wirkung. Ob es die gewünschte war, ob zuviel... Nun gab es kein zurück mehr.

Slava selbst gehörte zur blassen rotblonden Sorte, behaart war auch er, aber man sah es kaum. Und seine Haut zeigte eine umfangreiche Chronologie jeder Verletzung, schlechtes Bindegwebe tat den Rest. Seine Narben würden bleiben, für immer. Die Finger des anderen Mannes zeichneten sie nach. Manche Stellen taub weil zu viele Nerven durchtrennt waren. An diesen Stellen war auch die Berührung merkwürdig betäubt. Er hätte fast den Atem angehalten dabei zu beobachten was weiter geschah.
Er stützte sich statt dessen auf die Unterarme um besser sehen zu können, auch wenn es bedeutet, dass er nichts weiter tun konnte. Sein Herz schlug hart und schwer dabei, noch immer hatte die Angst ihn nicht völlig losgelassen, doch es machte die Sache auch spannender. Er sah zu, wie ihm Jarel den Gürtel löste, auf dem noch immer Hammer und Sichel prangten, ein Symbol einer vergangenen Kultur, auch das ein Symbol eines Tabu's, dass er grade weit überschritt. Und dann wie er ihm Hose herunterzog, zusammen mit den Boxershorts, die so untypisch waren für diese Welt.
Er wußte nicht was der Ritter vorhatte, und sollte er doch eine seiner Grenzen antasten, so hoffte er, er würde ihn stoppen könne, doch das geschah nicht.
Nun ließ er sich doch nah hinten fallen, ergab sich, legte den Unterarm über die Augen. Er machte ihm Platz, legte ein Bein zur Seite. Ein Mann wusste wirklich was er einem anderen gutes tun konnte. Das war ein großer Vorteil den Slava nun zu spüren bekam. So etwas hatte er vermutlich noch nie erlebt. Er konnte natürlich einer Frau erklären was gut tat, aber dann machte sie es weil er es ihr erklärt hatte... so... Er mußte an sich halten, dass es nicht zu schnell ging, aber er war einigermaßen überwältigt. Sein Atem kam stoßweise und flach.
Noch hatte er sich unter Kontrolle, aber er war tatsächlich kurz davor, diese zu verlieren.

Schwer atmend spürte der Ritter, wie der Soldaten sich fallen ließ. Er hatte ihn. Und er würde keine Gefangenen machen. Kurzen Prozess. Der Ritter zielte nicht auf ein langes Spiel ab. Kein Hinauszögern. Vollgas.

Und es blieb tatsächlich bei einem kurzen aber nicht weniger harten Gefecht. Was er in der Politik nie eingeräumt hätte, aber hier in dieser fremden Welt und im Bett kapitulierte der Russe.

Er brauchte sich nicht um Jarel zu kümmern, denn der kümmrte sich um sich selbst.
"Nächstes Mal geh ich dir dabei zur Hand." Slava grinste zufrieden, atemlos. Und er sagte viel damit. Nächstes Mal. Ja, es hatte ihm gefallen. Zwar war sein Wesen kein anderes, aber wiederholen wollte er es durchaus. Lange hatte er auch nicht mehr so lebendig gefühlt. Oder nahm hier nur eine neue Sucht den Platz ein, den eine andere eben freigegeben hatte?

'Nächstes Mal...' Jarels hob den Blick, aber er sagte nichts. Eine ganze Weile sah er Slava einfach nur an, wobei sein Blick sich von Sekunde zu Sekunde weiter erhellte.
'Nächstes Mal!'

Jarel atmete durch und setzte sich neben Slava ins Bett. "Möchtest du dich etwas ausruhen?" Fragte er und strich mit der Hand über den Rücken.
Keine Ahnung, ob er der Typ dafür war, oder ob er gleich aufsprang.

Zunächst schweig er, aber zu deutlich konnte Slava seine Gedanken sehen, die Spuren, die seine eigenen Worte hinterlassen hatten. "Nein, ausruhen kann ich mich später auch noch." Die Hand auf seinem Rücken löste Schauer aus. "Das ist es, was ich dir geben kann... wann immer es sich ergibt. Aber ich weiß noch nicht wo mein Platz in dieser Welt ist und ich verspreche nichts was ich nicht auch halten kann." Er würde weder Treue versprechen noch dass sie zusammenleben konnten. Aber sie konnten sich treffen, etwas erleben wie das hier, das war realistisch. Was diese Welt anging... er hatte Pläne, aber jeder wußte, dass sich die besten Pläne unterm Waschzuber verkriechen konnten. Und selbst wenn er seine Pläne umsetzen konnte sprach noch viel mehr dagegen dass sie zusammen sein konnten, denn soviel hatte er begriffen, auch hier waren zwei Männer ein Tabu, auch wenn es vielleicht keinen stören würde, wenn e zwei Knechte irgendwo hinterm Hof miteinander trieben, in ihrer beider Berufe war das etwas anderes. Andererseits war es auch erregend, etwas verbotenes zu tun.
Jarel streckte sich hinter Slava aus, beugte sich vor, küsste ihn zwischen die Schulterblätter.
Keine Versprechen. Slava war ehrlich. Das war mehr, als er erwartet hatte.
"Danke." Ein weiterer Kuss.
Nicht dass, was er sich gewünscht hätte. Trotzdem war er zufrieden.
Er war JETZT glücklich dem Soldaten nahe zu sein.
Morgen war morgen.
Er schwieg, betrachtete Slavas Rücken, seinen Nacken. Ja. er gefiel ihm.
Heute war Heute.
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von/nach: Im goldenen Stör
Datum: November 1277, abends, einige Wochen nach der Ankunft
betrifft: Jarel
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Der goldene Stör war so etwas wie ihr heimlicher Treffpunkt geworden. In unregelmäßigen Abständen hatten hatte einer von beiden ein Zimmer gebucht, nicht immer auf den gleichen Namen, dazu hatte Slava geraten, doch die Protagonisten waren stets die selben. Sie konnten sich nicht in Jarels Zimmer auf der Tempelinsel treffen und der Ritter musste sich wohl sogar wegschleichen, weg von Jake, den er dort untergebracht hatte und weg unter den Augen des Großkomturs, und Slava wurde den Eindruck nicht los, dass der Ältere seinen Spaß dabei hatte, sich heimlich davonzustehlen. Ihm selbst war es bis jetzt leichter gefallen, er hatte keine feste Anstellung, er konnte sich als Tagelöhner ein paar Kronen verdienen. Als Rausschmeißer und Problemlöser und um am Hafen die Fracht zu löschen. Nicht die besten Jobs, aber gut genug um über die Runden zu kommen und um seinen Ruf brauchte er sich eigentlich nicht zu scheren.
Dennoch hatet er immer darauf geachtet, dass es nicht zu viele Zeugen gab, und wenn nur die richtigen.
Er hatte Pläne.

Sie trafen sich meist im gleichen Zimmer, genossen ihre Zeit. Es war schon nach dem ersten Mal nichts merkwürdiges für Slava dabei, es mit einem Mann zu tun, es war anders, zunächst besser, denn Jarel schien genau zu wissen, wie er die richtigen Knöpfe zu drücken hatte. Und was ihm auch erst später bewusst wurde, er war nun der jüngere. Auch wenn er durchaus auch Frauen unter und auf sich gehabt hatte, die ein paar Jahre mehr getragen hatten, so war doch die Rolle immer eine andere gewesen. Eine Weile genoss Slava diese Veränderung, doch es war seine Art, die Grenzen auszuloten.
Doch an diesem Tag gab es etwas anderes zu klären. Dieses Mal war Slava zuerst da, er trug eine unauffällige Jacke mit Kapuze und stand am Fenster und blickte auf den Hafen unter ihm. Was er mit Jarel besprechen musste hatte mit einem Gespräch zu tun, dass er vor erst einem Tag gehabt hatte, nicht ganz freiwillig, aber dennoch... provoziert.

Der Ritter hatte sich auf den Abend unglaublich gefreut. Er war zufrieden mit seiner Arbeit mit Jake, seinem Leben im Orden.
Doch diese Abende war das, wonach es seiner Seele hungerte. Slava nah zu sein.
Es war nicht die Beziehung, die er sich gewünscht hatte. Aber es war eine Beziehung. Das Davonstehlen vom Orden machte ihm tatsächlich Freude. Als Schattenläufer war er seinen Brüdern mehr als einmal direkt vor der Nase entkommen.
Entsprechend erschein er im Stör nicht in der Rüstung des Ordnens, sondern in einer ähnlichen Kleidung, die er Slava geschenkt hatte. Schwarzes Leder, perfekt geschneidert.
Wie immer erschien der ehemalige Schurke vollständig lautlos. Der Soldat kannte ihn gut genug und war aufmerksam genug ihn trotzdem zu bemerken.
"Nin Faron...", hauchte er Slava in den Nacken und schlang seine Arme von hinten um ihn. "Wie geht es dir?"

Mittlerweile sprach Slava die Gemeinsprache fast fließend. Ein Talent für Sprachen hatte er tatsächlich, und ein paar Brocken der Sprache Jarels hatte er sich auch zusammengereimt. Er nannte ihn 'seinen Jäger'. Allerdings waren Kosenamen nicht Slavas Art. Er hatte seinem Leuten in der Zone spöttische Titel verpasst um sie zu ärgern und zu provozieren, aber hier schien es ihm unpassend und er war kein Romantiker.
Dass Jarel wie aus dem Nichts auftauchte, daran hatte er sich fast gewöhnt. Fast. An diesem Tag blieb er sehr ruhig. Es ging ihm gut, das war ihm sicher anzusehen, als er sich löste und umdrehte. Diese Frage musste er nicht beantworten. Er hatte sogar ein wenig Farbe bekommen von der Arbeit am Hafen und er war wieder kräftiger geworden, auch das sah man seinen Schultern an.
"Ich hatte heute ein Gespräch..." so wie er es Aussprach war klar, dass es nun nicht um Alltägliches ging.

Der Ritter hielt inne. Seine Hand - auf halber Strecke zu Slavas Wange - hielt inne.
Sofort beschleunigte sich sein Puls. Das klang wie...Veränderung.
Würde er es beenden? Heute?
Langsam sank die Hand des Schattenläufers herab.
Er nickte. "Ich höre."

Er hatte ihm einen Schrecken eingejagt, das wollte er nicht, aber ihn selbst beschäftigte der Umstand noch immer, deswegen vergaß er ein wenig das Taktgefühl. Eine andere Einleitung war ihm nicht eingefallen.
"Sie haben mich auf der Straße gebeten mitzukommen. Freundliche und unauffällige Männer."
Er nahm Jarels Hand, hielt sie fest, wie um ihn zu beruhigen.

Jarel verdrehte stöhnend die Augen. "Dijkstras Leute? Haben sie dir weh getan?"
Sofort war der Ritter besorgt, angespannt. Er musterte Slava nochmal. Noch alles dran. Stand aufrecht. Sprechen konnte er auch noch. Trotzdem hielt er die Luft an.

"Ja. Und sie haben mich zu ihm persönlich gebracht. Er wünschte eine Unterredung." und Slava grinste. "Und dann hat er alle Agenten Klischees abgezogen, über die man in meiner Welt lacht. Ich habe mich unbeeindruckt gezeigt und den Spieß umgedreht. Und ich glaube genau da wollte er mich..."
Er machte noch eine Pause.
"Er hat dann sogar angefangen anzugeben, was er bereits über mich weiß. Unangenehmerweise wusste er ein paar der Namen, die wir hier verwenden... allerdings hat er nicht durchblicken lassen ob ihn etwas daran stört. Aber... nun... ich mach es kurz, er hat mir einen Job angeboten."
Dass es ein wenig anders gewesen war wäre zu kompliziert gewesen zu erklären, aber es lief auf das gleiche Resultat hinaus.

"Es stört ihn nicht, Dinge zu wissen. Bis er sie braucht. Bis er sie benutzt." Der Ritter fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er war vielleicht gefühlsduselig, aber nicht dumm. Er begriff sofort, was das bedeutete.
Der redanische Geheimdienst wusste mit hoher Wahrscheinlichkeit von ihnen.
"Denkst du, sie konnten es zum Orden zurückverfolgen?"
Elende verderbte Brut einer untoten Monstrosität. Wie er es auch drehte, der Soldat hatte keine Wahl.
Nun. Vielleicht doch.
"Du nimmst an.", schlussfolgerte er.

"Ich denke schon. Das ist die Art Spiele, die ich beherrsche. Sie zahlen gut... ich könnte mir eine Wohnung leisten, eine richtige. Und ich bin sicher, ich kann auch etwas gegen ihn ausgraben, sollte er auf die Idee kommen, es gegen mich einzusetzen."
Und er hatte noch nicht alles gesagt. Seine Hand wanderte um Jarels Kragen und seine zweite Hand schob sich von unten unter sein Hemd. Damit stellte er klar, dass er zumindest den Spaß nicht aufgeben wollte.
"Er will, dass ich den Geheimdienst neu strukturiere. Er beobachtet mich sei Oxenfurt. Im Grund ist das die Leitung über seine Agenten."
Irgendwie gefiel es ihm wohl. "Ich schätze, man kann dich zum Orden zurückverfolgen, zumindest würde ich vom schlimmsten ausgehen... Aber wenn ich annehme kann ich auch deine Spuren verwischen. Du musst dich dann nur daran gewöhnen mit einem gefährlichen Mann zu ficken."

Jarel lachte leise. "Ungefährlich war noch nie ein Wort, dass ich mit dir in Verbindung gebracht habe. "Der Ritter zögerte. "In anderen Zeiten wären wir jetzt Kollegen."
Er näherte sich Slavas Lippen und stahl ihm einen Kuss.
"Wie lange dürfen wir uns nicht sehen?"

Kurz überlegte Slava. Er erinnerte sich gelesen zu haben dass bis vor einigen Jahren noch die Kirche den Geheimdienst gestellt hatte.
Er zuckte nur mit den Schultern. "Im Moment sehe ich keinen Grund, warum wir uns nicht sehen sollten, nur denke ich werden wir noch etwas vorsichtiger sein müssen. Allerdings... Ich werde in ein paar Wochen auf eine Reise gehen. Dijkstra wird auch mein Projekt finanzieren. Nur denke ich, wäre es nicht gut, wenn du uns begleitest. Das wiederum wäre zu gefährlich." Und er meinte keineswegs Monster und vergleichbare Gefahren.

Jarel nickte. "Du suchst einen Weg nach Hause?" Die Stimme des älteren klang ruhig, dunkel und warm wie immer. Er hatte lange genug Zeit gehabt, sich darauf vorzubereiten.
Die warmen Hände des Ritters begannen am Soldaten entlang zu wandern. Seinen Nacken. Seinen Rücken. Er zog ihn an sich. Verspielt und sanft. Sonst hätte er längst eine Erektion gehabt, doch jetzt gerade fehlte dieses Detail.

"Ich weiß es nicht genau. Es hat sich vieles geändert, auch für mich." das entsprach der Wahrheit. Noch vor einigen Wochen wäre seine Antwort ganz eindeutig und ganz anders ausgefallen, nun... Was Jake sofort begrifft hatte, dazu hatte er deutlich länger gebraucht, auch ihn hatte es befreit, auch er hatte Fesseln abgestreift und sich bis zu einem gewissen Grad auch an diese Welt gewöhnt. Ob es sein Zuhause werden würde musste sich nun zeigen. Trotzdem. "...trotzdem muss ich diesem Rätsel weiter nachgehen. Wenn ich das nicht tut wird es mich verfolgen... Aber ich verspreche dir, ich werde nicht einfach verschwinden. Sollte ich einen Weg finden, einen sichereren, dann sprechen wir uns vorher noch."

Sachte schüttelte der Ritter den Kopf. "Wenn du einen Weg findest, geh. Tu das, was dich glücklich macht." Er nahm Slava an den Schultern und drehte ihn zum Fenster um. "Wer weiß, ob die Portale stabil sind." Er begann Slavas Nacken zu küssen, schob seine Hände unter seinen Achseln durch, streichelte ihm die Brust.
"Ich könnte mir nie vergeben, wenn du die Chance auf das verpasst, wonach du dich so sehr sehnst."
De Ritter ließ sich Zeit. Er drängte nicht, trieb Slava nicht an wie sonst immer.
Dies war vielleicht das letzte Mal. Der Soldat war schlau. Er konnte den Weg zurück finden. Wenn nicht er, dann keiner.
Jarel seufzte. Es war so weit.

E wollte jetzt nicht über Portale philosophieren, aber er wusste gut genug, wenn es nicht stabil war brauchte er es gar nicht erst versuchen. Es würde sich nie nachvollziehen lassen, wo er landete. Nur wenn er von der anderen Seite eine Bestätigung erhielt, nur dann würde er gehen. Es würde lange dauern, es zu erforschen, er würde nicht durch das erstbeste Loch kriechen, wie er es schon einmal getan hatte. Heute war er klüger. Er hatte die Sucht besiegt ohne sie direkt durch eine andere Substanzabhängigkeit zu ersetzen. Sexsucht war etwas anderes, das war etwas deutlich konstruktiveres.
"Ich werde kein Risiko eingehen... Und... eines habe ich dir noch nicht erzählt."
Er setzte sich auf's Bett.
"Die Zone hatte mich verändert.
Noch einmal überlegte er.

"Als ich hier ankam war ich tatsächlich am Rande des Wahnsinns und einem Nervenzusammenbruch nahe. Ich habe meinen eigenen Tod gesehen, nicht nur einmal... hunderte Male, Tausende... Jedes einzelne Mal wenn mich irgendetwas erwischt hat wußte ich es weil ich mich habe sterben sehen. Am Ende konnte ich zwar einen Weg gehen, der mich überleben ließ, aber die Bilder lassen einen nie los. Manchmal griffen die Visionen nur einige Stunden vor oder Tage, manches aber auch um Jahre... immer dann wenn eine meiner Entscheidungen das bedingte. Nur in letzter Zeit hat es sich ausgedünnt... die Erinnerungen wurden weniger. Ich nahm immer an, dass das nur bedeuten konnte, dass es nun unausweichlich zuende geht. Dann wurde ich niedergeschossen aber ich bekam noch einen Aufschub... und dann landete ich hier. Seit dem lassen mich diese Visionen in Ruhe. Erst dachte ich, ich kann meine Arbeit ohne sie gar nicht mehr machen... Sie haben mir geholfen die unmöglichsten Schurkenstücke in meiner Welt zu vollbringen. Aber Dijkstra hat ich heute gezeigt, dass ich es noch kann... Er mag ein eiskalter machtgieriger Hund sein, aber irgendwie... ich respektiere ihn. Vielleicht ist er für mich was dieser... wie hieß er, von Herrenloh? Wie euer Großkomtur für dich war."

Jarel nahm neben Slava auf dem Bett Platz, legte seine Hand auf die die des Russen, schloss die Finger sanft um seine. Er lauschte aufmerksam, suchte seinen Blick.
Seinen Tod sehen. Immer wieder an der Schwelle stehen. Immer wieder. Ja, er war instabil gewesen, als sie sich das erste Mal begegneten. Wenn man bedachte, was der Oberst mitgemacht hatte kein Wunder. Es war eher ein Wunder dass er überhaupt noch bei Verstand war.
War er jetzt vollständig stabil?
Ja. War er. Zumindest so weit der Ritter es mitbekam. Die Visionen hatten aufgehört.
Er hatte seine Bestimmung hier gefunden.
Was geschah, wenn er zurück ging in "die Zone"? Würde er dann nicht wieder abrutschen?
Jarel war nicht sicher. Das einzige was er sicher wusste war, dass seine seltsame Beziehung zu Slava ihm - dem ehemaligen Assassinen halt gab - gegeben hatte.

"Mein Großkomtur hat mich aufgefangen, als ich beinahe buchstäblich vor die Füße gefallen bin."
"Sei nur vorsichtig mit Dijkstra. Ich will nicht irgendwann hören, dass du in irgendeinem Kerker verrottet bist."

Ähnliche Gedanken gingen auch Slava durch den Kopf in Bezug auf die Zone. Was wenn er zurückkehrte? Würde sie ihn wieder gefangen nehmen? Was würde aus den Visionen werden? Er wollte nicht daran denken. Anfangs hatte er sich jeden Tag den er hier geblieben war wie Fahnenflüchtig gefühlt, doch langsam hatte er sich nun daran gewöhnt. Aufgeben würde er nicht, aber realistisch bewertet war die Chance nicht sehr hoch, dass es einen direkten Weg zurück gab.
Dass er bei Dijkstra vorsichtig sein musste war ihm durchaus klar. Aber der große schwer gebaute Mann erinnerte ihn ein wenig an Markin, seinen Chef in seiner Welt, er glaubte zu wissen, wie der zu nehmen war. Und wenn er ihm ähnelte, dann konnte es eine sehr produktive Zusammenarbeit werden, beschränkt auf die Basics seines Berufes. Keine Computer, keine Internettrolle... durchaus interessant.
Und es gab noch eine interessante Parallele. "In meiner Welt hat sich übrigens auch ein ehemaliger Geheimdienstchef zum Präsidenten aufgeschwungen. Das ist mir also nicht fremd."
Und auch sein Präsident war nicht ungefährlich, leicht konnte man zwischen die Räder kommen, bisher war es ihm aber gelungen oben zu schwimmen. Hier machte er sich noch weniger Sorgen.
"Für heute ist dir der Appetit vergangen, oder? Willst du statt dessen etwas Essen gehen?"

"Wir können später essen gehen. Wenn dies unsere letzte Nacht ist, will ich sie auskosten.
Er beugte sich zu ihm und versuchte ihn zurück zu drängen.

"Es wird nicht unsere letzte Nacht sein... Die Reise muss vorbereitet werden... in frühestens zwei Wochen geht es los eher in drei." Trotzdem ließ er sich gerne zurückdrängen.
Irgendwie hatte er Gefallen daran gefunden, wenn der andere so fordernd war, wie er es sonst den Frauen gegenüber gewesen war.

"Warte.", murmelte Jarel. "Ich lösche nur kurz die Kerze."
Ungewöhnlich für den Ritter, sonst sah er Slava dabei gern an, fraß ihn regelrecht mit den Augen auf.
Er erhob sich und wollte tatsächlich die Kerze löschen.

"Lass sie an. Ich werde jetzt nicht anfangen, mich zu verstecken. Sie wissen ohnehin, dass wir hier sind... Ich finde einen weg, es zu meinem Vorteil zu nutzen, mach dir keine Sorgen." Er grinste verschlagen und küsste ihn. Zumindest er selbst glaubte daran, dass ihm dieses Kunststück gelingen konnte.

Der Ritter seufzte und streckte sich neben dem Soldaten aus.
Mühsam löste er eine Hand aus den Laken und fuhr dem Soldaten durch den kurzen aber vorhandenen Haarschopf.
Fast wäre ihm ein 'Ich liebe dich.' entwischt, doch er beherrschte sich. Das wusste der Agent in spe längst. Das musste er ihn nicht sagen.
Der Atem des Menschen ging schwer und abgehackt. Er sah an sich herunter und seinem Partner zu.

Es war gut, dass er es nicht sagte. Was geschehen wäre, wäre es ihm herausgerutscht... Denn es war genau das, wovor Slava am meisten Angst hatte. Er würde nichts erwidern können. Dass es in diesem Moment fast so weit gewesen wäre ahnte er zwar nicht, aber er wusste grundsätzlich dass das passieren konnte. Jarel war kein Mann für eine Affäre und eine unverbindliche Liaison. Es tat ihm weh, keine Sicherheit zu haben. Er war ein Mann, der morgens neben dem Geliebten aufwachen wollte, sich einen Kaffee machen und vielleicht einen ans Bett bringen und die Sonne durch's Fenster einlassen. Das war das Bild, dass ihm seine Vorstellung zeigte, wann immer er ihn so betrachtete. Vielleicht auch einfach gemeinsam am Küchentisch sitzen und über einem großen Pott Kaffee brüten bis alle wach waren. Das war realistischer... egal, es lief darauf hinaus, dass er sich familiäres Zusammenleben wünschte, das musste er auch gar nicht aussprechen, das sah Slava auch so. Aber er arrangierte sich mit dem was er geben konnte, auch wenn es ihm zu wenig war. Würde er es ewig aushalten? Wahrscheinlich, solange er seine Meinung nicht änderte, oder sich selbst. Und dazu wäre sicher mehr nötig als ein Trauma aufzuarbeiten und die Zone aus dem Verstand zu vertrieben. Es würde sicher Jahrelange Therapie brauchen, endlose Sitzungen... und zuerst einmal die Bereitschaft etwas zu ändern. Aber irgendwie hatte Slava einfach Angst, dass dass eben der Preis dafür war, in seinem Beruf gut zu sein. Man mußte ein wenig Soziopath sein dafür, und das vertrug sich einfach nicht mit einem Familienleben. Wie lange mochte es also noch gut gehen? Solange es dauerte würde er es aber genießen.
Heute war Heute und morgen war Morgen.
Spoiler
Show
Der Ritter wand sich unter dem Soldaten, Muskeln spielten, Hände streichelte.
Vielleicht das letzte Mal....
Savas Worte, dass sie noch Woche hatten, spielten in Jarels Überlegungen keine Rollte. In seinem Kopf hatte sich im Rausch der Endorphine etwas anderes ungesund festgesetzt.
Er nahm den ganzen Mut zusammen, der ihm in dieser Situation zur Verfügung stand und hauchte Slava eine Frage ins Ohr, die das Feuer vielleicht mit einem Schlag löschen konnte. Oder eine andere Art Feuer entfachen.
Bei allen Schatten, es fühlte sich so gut an, dass Gewicht des anderen auf sich zu spüren.
Noch ein kurzes Zögern, ein unterdrücktes Keuchen. "Möchtest du..." Noch einmal Luftholen. "Etwas neues ausprobieren?"

Slava hielt inne. Schluckte. War es das nun? Aber er wollte eine klare Aussage, wieder. "Was meinst du?" So ganz waren die Erinnerungen noch nicht ausgelöscht. Der grün lackierte Tisch, und die weißen Ringe und die blauen Striche auf dem Lack, der sich verfärbt hatte wo heiße Teetassen gestanden hatten oder wo jemand mit dem Kugelschreiber über den Kartenrand hinausgemalt hatte. Der Geruch nach kalter Zigarettenasche. Sein Gesicht auf den Tisch gedrückt, bäuchlings, die Männer hinter ihm. Sie hatten wohl Gummis verwendet, um sich nicht schmutzig zu machen, vielleicht auch einfach um keine nachweisbaren Spuren zu hinterlassen. Einer nach dem anderen... und irgendeiner hatte ihm immer wieder einen runtergeholt und sie hatten sich darüber lustig gemacht, dass es ihm gefiel. Er hatte sich für die körperliche Reaktion geschämt damals. Er wollte keinen Schwanz im Arsch. Aber wie sonst konnte er diese Erinnerung endlich auslöschen als sie mit etwas guten zu überschreiben? "Erklär mir genau was du tun willst. Bitte." seine Stimme war belegter als er beabsichtigt hatte.

Er hatte ihn erschreckt. Längst hatte Jarel begriffen, wie zweischneidig Slavas Gefühle gegenüber dieser Art Sexualität war. Und jetzt spürte er genau, dass er in dem Soldaten etwas ausgelöst hatte, dass im Schlimmsten Fall zur Flucht führen konnte. Zumindest war das der schlimmste Fall, den er sich vorstellen konnte.
Fast bereute er es. Ein ähnlich forscher Vorstoß hatte ihn seinem letzten Leben beinahe eben dieses gekostet.
Federleicht suchten seine Lippen die des Russen. Er hielt ihn nicht fest, ließ ihm die Möglichkeit sich jederzeit zurückzuziehen.
"Ich werde nie etwas tun, was dir wehtut, Slava.", flüsterte er und stellte das rechte Bein auf, dann das linke, so dass der Mann auf ihm auf seinen Lenden zu liegen kam.
"Es ist ein Angebot. Ein Angebot dir etwas zu nehmen, was längst dir gehört." Schwer atmend kippte der schwarzhaarige sein Becken dem blonden entgegen.
Er zitterte. Angst und Erregung. "Willst du mich nehmen?"

Wieder einmal stritten die unterschiedlichsten Stellen in dem ehemaligen und zukünftigen Agenten. Jene gigantische Angst war das eine, jene, die sich festgefressen hatte in Muskeln und Knochen und die fast nicht mehr herauszureißen war. Dagegen stritt sein übermächtiger Wille alles in ihm selbst selbst in der Hand zu haben und sich keine Entscheidungen aufzwingen zu lassen auch nicht von der eigenen Angst. Und dann meldete sich noch etwas zu Wort, seien Unkenntnis über die Praktiken. Es war ihm schon in der eigenen Welt fremd genug, erst recht in dieser.
Das Herz schlug ihm im Hals, ein flaues Gefühl breitete sich aus und seine Hände kribbelten. Eine Stressreaktion, sein Nervensystem zentralisierte. Nichts was er tolerieren würde. Sein Herzschlag, sein Atme, beides mühsam beherrscht.
Das galt auch für seine Stimme.
Ihm war heiß und kalt gleichzeitig, auch das zeugte von Panik, aber er hatte sich unter Kontrolle. Man musste durch eine harte Schule gehen um derartige körperliche Prozesse unter seine Gewalt zu bekommen.
"Wir... em... wir brauchen soetwas wie Gleitgel, oder? Weil da fehlt... du weißt schon."
Er würde sich darauf einlassen, aber noch zitterten seine Hände. Das bekam er nicht in den Griff, deshalb war er auch durch die Aufnahmeprüfung der Scharfschützen gefallen.

Jarel wurde leicht rot und grinste verlegen.
Er drehte den Oberkörper herum, ohne die Hüften großartig zu bewegen, lies sich von Bett hängen und zog mit den Fingerspitzen seine Hose heran.
Ein interessantes Spiel der Muskeln.
Er hatte doch nicht etwa...
... doch er hatte.
Wie so oft schon zog er das weiße Leinentuch aus der Hosentasche und legte es an der Bettkante ab. Darunter war noch noch etwas. Etwas, was er noch nie herauszuholen gewagt hatte.
Schon während der letzten Treffen verbarg er es dort. Dass es sich dieses Mal traue es heraus zu holen lag einzig an dem Gespräch, dass sie an Fenster geführt hatten. Einzig daran dass er dachte, es wäre seine letzte Chance.
Fast schon verlegen hielt der Ritter dem Soldaten eine kleine kugelrunde gläserne Phiole mit einer durchscheinenden, leicht grünlich schimmernden Flüssigkeit hin, die ölig an den Innenwänden der kleinen Flasche hinunter lief.
"Aloe und Olive.." sind Stimme klang erstaunlich zittrig. Unsicher.
Ob Slava ahnte, was ihm das bedeutete?
Diese Art sich hinzugeben würde dem Soldaten das intimste offenbaren, was er zu offenbaren hatte.
Es würde ihm eine Macht und einen Schlüssel zu etwas geben, die falsch benutzt eine zerstörerische Wirkung auf den Kern seines Wesens auszuüben in der Lage waren.
Einen Kern, den er nur einen Wesen vor Slava offenbart hatte.
Nicht nur für Slava hatte das, was nun folgen würde eine besondere Bedeutung.
Auch Jarel ließ damit die letzte Mauer, die letzte Maske fallen.

In diesem Moment war es Slava vielleicht noch nicht bewusst, erst aber würde ihm vielleicht klar werden, was es für Jarel bedeuten musste. Jetzt hatte er noch mit der Panik zu kämpfen und mit dem, was diese mit seiner Erektion angestellt hatte.
"Danke."
Es dauerte frustrierend lange, so gab es einen ganz guten Gradanzeiger seiner Psyche ab.
"Sag wenn es wehtut."

Auch Jarel war über alle Maßen angespannt.
Sein Verstand war längst weit, weit fort. In diesem Moment gehörte er ganz Slava.

Noch war Slava hin und her gerissen. Wurde er nun vom Opfer zu Täter? Aber Jarel hatte es so gewollt. Zunächst blieb Slava vorsichtig, vielleicht zu vorsichtig. An genau der Stelle hatte er vor fast 25 Jahren gestanden, und nun... Er wollte dem anderen nicht Gewalt antun und doch war das zwiespältige Gefühl, dass er genau das tat.
Noch zitterten seine Hände leicht, in ihm eine merkwürdige entspannende Leere.
Einen Moment schloss er die Augen, erschöpft. Aber er schlief nicht, nur durchatmen.

Erst nach langen Sekunden sank Jarels Kopf zurück in die Laken.
Der Ritter versuchte etwas zu sagen, doch es kam nur ein heiseres Krächzen heraus.

Noch eine Weile hielt die Leere an. Es hatte sich nicht so viel verändert wie er vielleicht gedacht hatte und doch war nun alles anders. Er hatte es getan... Markin hätte ihn dafür erschlagen, nein schlimmer, verachtet. Egal.
Die ganze Tragweite würde er erst noch begreifen müssen.
Jetzt war irgendetwas ausgebrannt. Jahrelange Angst, Verachtung und Selbsthass, das war weg, aber vorerst war an die Stelle Leere getreten. Und es hatte eine große Fläche in seiner inneren Landschaft eingenommen gehabt. Jetzt war dort Verbrannter Boden auf dem erst noch neues wachsen musste... nun vielleicht aber auch konnte.
Und Jarel... irgendetwas war geschehen, es sah es ihm an und doch begriff er einfach nicht. Er hatte einen Mann in den Arsch gefickt, das sagt sich so derbe und lapidar... Doch was es bedeutete und noch bedeuten würde... Wie würde sich sein Selbstbild nun ändern, das doch eine starke kulturelle Prägung trug, mehr noch als vielleicht bei manch anderem, der weniger politisch indoktriniert war.
"Was war das eben? Was habe ich getan? Habe ich etwas falsch gemacht?"
Er war erschöpft, und obwohl nun wieder alles klebte und er das Gefühl hatte, er müsse sich nun erst recht beschmutzt fühlen, so wie er eben Sex gehabt hatte, da war nichts. Nur Erschöpfung.
Zwei Sekunden hielt der Ritter die Augen geschlossen, bevor er sie halb hob und den Soldaten ansah.
"Du hast alles richtig gemacht." Seine Stimme war leise und erstaunlich rau. "Es war perfekt."
Ja. Etwas hatte sich verändert. Er konnte es beinahe körperlich spüren. Nuancen von Veränderung.

Noch immer war Slava skeptisch. Perfekt. Die Leere war gefährlich, für ihn. Gerade wußte er nicht was er wollte. etwas drängt ihn zur Flucht, dazu etwas gemeines zu sagen wie 'jetzt verliebe dich nur nicht in mich' dabei war es dazu längst zu spät und das war ihm nur zu klar. Er konnte jetzt ein anderer werden, mußte niemanden mehr zurückstoßen, aber es war auch falsch anzunehmen dass nun einfach ein Wunder geschehen war und er war geheilt. Jede Veränderung begann mit dem ersten Schritt, aber mehr war es auch nicht, der erste von vielen. Es würden noch viele weitere nötig sein. Er wollte bei weitem nicht, dass Jarel dabei verletzt wurde... Und längst bemerkte er, wie er sich zurückzuziehen begann. War er doch einen Schritt zu weit über die eigenen Grenzen gegangen? Das heimtückische dabei wenn er sie nicht sah sondern sie aus der Erinnerung kennen mußte. Er glitt von Jarel weg, setzte sich an den Bettrand. Noch schweig er, da war zu viel los und er fand einfach keine Worte.
Was geschehen war hatte ihm gefallen, keine Frage. Er wollte sich auch nicht abwenden, drehte sich Jarel zu.
Was ihm Angst machte war was es mit dem anderen angestellt hatte, als hätte er ihm etwas weggenommen, die Stärke, die Sicherheit, als wäre sie nun auf ihn übergegangen. War das die Konsequenz? War da noch viel mehr Wolf in dem Mann als Mensch?
Nachdenken... Er musste nachdenken.
Und in einem würde der Ritter tatsächlich recht behalten, nur wußte er das und selbst noch gar nicht. Vor der Reise würden sie sich kein weiteres mal begegnen, auch wenn noch Vorbereitungen anstanden, er würde eine Wohnung erhalten und pausenlos beschäftigt sein... Dennoch. Gerade ging er noch davon aus, dass sie sich sicher in wenigen Tagen wiedersehen würden.
"Ich werde ein wenig brauchen um alles zu verarbeiten..." brachte er dann doch endlich heraus. "Er war..." und wieder fehlten ihm die Worte. Keines beschrieb alles. 'geil' 'schön' 'anders' jedes bildete nur einen Teil des ganzen ab, und jedes war auch irgendwie falsch. "Ich will nicht dass es das letzte mal war, aber jetzt... jetzt muss ich nachdenken."

Jarel nickte. Wieder war da die Faust, die sich um sein Herz schloss und ihm das Atmen erschwerte.
Auch er hatte sich gesäubert, saß nun auf der anderen Hälfte des Bettes auf der Bettkante, ließ Slava Platz. Vielleicht war es zu viel gewesen sich ihm auf diese Art zu schenken. Vielleicht hatte er etwas zerbrochen.
Trotzdem....den letzten Akt würde er nun auch noch vollziehen.
"Ich...bevor du gehst." Er versuchte seiner Stimme Leichtigkeit zu verleihen.
Slava sollte nicht erfahren, was er jetzt fühlte, woran er jetzt dachte.
"Ich möchte dir etwas geben. Etwas aus meiner Vergangenheit. Ein Stück meiner Vergangenheit. Etwas... persönliches."
Er kramte in seiner Hosentasche , in der auch Tuch und Öl gesteckt hatten und hielt den gefundenen Gegenstand in der Faust verborgen. "Ich möchte nicht, dass du es falsch verstehst. Es hat nichts und Bindung und Verpflichtung zu tun. Es ist nur...ich habe gerade überwunden, was mich an Azeroth band."
Ja, das hatte er. Er hatte die letzte Grenze fallen lassen. Und er hatte Slava geradezu über diese letzte Grenze gezerrt.
Es fand nicht die richtigen Worte, so hielt er Slava zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten einen Siegelring hin. Ein Schmuckstück aus schwarzen Stein, in einem Stück gefertigt, mit einer tiefen Gravur darauf.

Ohne nachzudenken nahm Slava den Ring. Keine Bindung, und doch... Es blieb das Gefühl, dass er ihm etwas genommen hatte. Das hatte er vielleicht wirklich. Alles was ihn an seine Heimat band. Gern hätte er ihm gesagt, dass alles gut werden konnte, dass nichts zerbrochen war. Nur war er bei weitem noch nicht so souverän in dieser Beziehung... wenn es eine werden sollte. Aber irgendetwas wollte auch er ihm geben. Er suchte und fand einen Stein, einen von denen wie er sie geworfen hatte, und Graphit, und er malte seine Initialen drauf. В.А.С. (V.A.S) in kyrillischen Buchstaben. Seine Initialen.
"Danke... das ist nicht halb so wertvoll... aber ich habe nichts anderes bei mir." Auch wenn er sich sehr sicher war, dass Jarel ihn auch so nicht vergaß.
Der Ritter lächelte. Ein Andenken. "Was bedeuten die Buchstaben?", fragte er, schloss die Faust darum und führte diese an seine Brust.

"Mein voller Name... Vyacheslav Anatoljewitsch Sokolov. Bei uns trägt jeder auch noch einen Vatersnamen, Anatoli war... ist mein Vater, Sokolov mein Familienname, und Slava ist kurz für Vyacheslav... Jake und Thorben konnten ihn nicht aussprechen, da habe ich es schnell aufgegeben... und ich will wiederkommen... das will ich wirklich. Es soll kein Abschied sein für immer. Wir haben noch drei Wochen in etwa... dann erst startet die erste Expedition. Und ich rechne nicht damit, dass ich gleich etwas finde. Dan komme ich zurück und dann geht es noch einmal nach Aedirn und eventuell Rivien."
Er meinte es ernst, er rechnete mit mehreren Projekten, und ihm war auch ganz klar welchem Zweck die Reisen nich dienten.
Den Ring indessen versuchte er anzustecken, aber Jarel hatte grosse Hände, nur am Daumen, so vermutete er, verlor er ihn nicht, doch zuerst streifte er ihnüber den Zeigefinger und der Ring passte. Verwundert runzelte er die Stirn.
"Was ist das für ein Sigel?"

"Vyacheslav..." Jarel sprach den Namen fehlerfrei aus.
Schmunzelnd erklärte er "Jarel Frederic Moore. Auch nach meinem Vater."
Seinen zweiten Vornamen hatte er seit Jahrzehnten niemandem genannt.
Danach gefragt sah er nach dem Ring.
"Ich lebte in der Nähe eines Klosters, wie ich schon erwähnte. Nachdem sie mir dort das Leben gerettet hatten, habe ich eine Weile für sie gearbeitet."
Er legte den Kopf schief und verlor sich einen Moment.
"Jeder Glaubensbruder hatte einen. Mittels Magie konnte man damit miteinander kommunizieren. Von überall. Und überall hin. Hier funktionieren sie nicht."
"Das Siegel ist das Siegel der Bruderschaft. Eine Hand, die eine Flamme trägt. Manus ignifer."

Noch eine Weile betrachtete Slava den Ring. Ein Ordenssymbol. Passte auch zur Flammenrose. Man würde ihm auch noch einen anderen Ring geben, gesagt hatte niemand etwas, aber an den Händen, die den unauffälligen Männern gehörten hatten sie gesteckt und ebenso an Dijkstras fetten Pranken.
Und es gelang ihm doch noch ein ehrliches Lächeln als Jarel den komplizierten russischen Vornamen fehlerfrei aussprach und seinen vollen Namen nannte. Er hätte auch von der Erde stammen können, zumindest dem Namen nach.
Aber nun wäre jedes weitere Wort Zuviel gewesen. Er hatte sich angezogen, Rührseligkeit lagen ihm nicht.
Er zwinkerte Jarel nur noch einmal zu, als er die Türe hinter sich schloss.
Wie sehr wünschte er sich gerade eine Zigarette, aber es waren alle aufgebraucht und unauffällig war es auch nicht. Vielleicht musste er wirklich lernen Pfeife zu rauchen.

Die Pranke um sein Herz presste unerbittlich zu und die Welt rückte weg von ihm.
Er ging zum Fenster und sah Slava nach. Erst als er nicht mehr zu sehen war zog er sich an. Bezahlte wortlos das Zimmer und ging und schlich zurück zur Komturei.
Seine Ahnung trügte ihn nicht. Sie Nächte stand er vergeblich an Fenster und starrte hinaus.
Zu viel. Zu forsch. Zu tief.
Er hatte ihn vertrieben. Ihn verloren.
Am letzten verabredeten Morgen kehrte er nicht zur Komturei zurück. Er wartete, bis die Uhrzeit ihm passend erschien und schlug einen anderen Weg ein. Er wollte mit jemandem reden. Jemanden, der seine Geheimnisse kannte und ihn doch bitte verraten hatte.
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zwei Tage vorher

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von/nach: Im goldenen Stör
Datum: November 1277, mittags, einige Wochen nach der Ankunft
betrifft: niemanden
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Er hatte einen Plan und er war nicht untätig gewesen seit ihrer Ankunft. Die Aufmerksamkeit des Redanischen Geheimdienstes zu wecken war ihm ja bereits gelungen, doch nun musste er ihre Blick noch in die richtige Richtung lenken. wie ihm das gelingen konnte, dazu hatte er schon eine Vorstellung.
Also hinterließ er Visitenkarten.
Natürlich nicht im wörtlichen Sinne.

Er damit begonnen sich umzuhören, sich über die Politik des Landes informiert, Fragen gestellt und wiederum Namen in Erfahrung gebracht. Ab dann wurde es komplizierter, denn die meisten waren schon verstorben. Darunter waren solche wie Ori Reuven, Jan Lennep oder Waldemar Belk, Boreas Mun und auch ein gewisser Rittersporn. Kein weiterer Nachname. Trotzdem fiel es ihm nicht schwer, mehr herauszufinden. In manchen Fällen gab es Tempelregister, für manches musste er auch direkt fragen. Für eine Weile beobachtete er auch das 'Chamäleon' und immer wieder fand sich jemand, der noch ein Puzzleteil mehr dazu beitragen konnte.

Und irgendwann war es dann offenbar genug der Nachforschungen.
Zwei der unauffälligen Männer traten eines frühen Abends auf dem Heimweg von hinten an ihn heran. Sie hatten Glück, dass er damit gerechnet hatte, sonst hätte er sie vielleicht im Reflex wenigstens einen überwältigt.
"Macht bitte keinen Aufstand und kommt einfach mit, dann wird das für alle glimpflich ausgehen."
Ohne ihm noch die Wahl zu lassen nahmen sie ihn mit dezent festem Griff links und rechts und führten ihn mit sich. Sie reichten ihm nur etwa bis zur Schulter aber er zweifelte nicht daran, dass sie auch ihm unangenehm werden konnten.

Sie brachten ihn zu einem unauffälligen Eingang am Platz des Hierarchen, durch Korridore in ein dunkles Zimmer. Den Rücken zur Tür, natürlich, ein Fenster war so angebracht, dass das Restlicht des Abends so durch ein Fenster ins Zimmer fiel, dass es in der Dunkelheit blendete. Irgendwo tropfte Wasser.
All das sollte ihn wohl nervös machen, aber er saß sehr entspannt in dem Stuhl, auf den ihn die beiden Unauffälligen gedrückt hatten, lehnte sich zurück und gähnte sogar demonstrativ. Er kämpfte normalerweise mit härteren Bandagen. Er wußte, die beiden standen noch hinter ihm, er fasste das als Zeichen von Respekt auf. Sie gingen davon aus, er könnte noch gefährlich werden.
Dann trat von hinten jemand ein.
Slava konnte nicht wissen wer es war, nciht wie groß und schwer der Mann war, er konnte nur hoffen, dass es der war, den er hatte erreichen wollen. Es konnte aber auch sein, dass er zuerst nur an einen Handlanger geriet.
Der Mann kam um ihn herum, blieb aber so stehen, dass Slava sein Gesicht nicht sehen konnte, die Statur war allerdings zu erahnen. Ein Hüne von fast zwei Metern mit massigen Schultern, eine Stiernacken und Glatze. Innerlich jubelte Slava, äußerlich blieb er ruhig.

"Ihr seid also der Mann, der sich Gwain Faron nennt und der interessanten Leuten interessante Fragen stellt."
Eine Feststellung, keine Frage. Slava blickte ruhig direkt an die Stelle, an der er die Augen vermutete.
"Entschuldigt, ich würde ja aufstehen, aber ich denke, eure beiden Freunde hier würden mich daran hindern." Er lächelte, blieb entspannt.
Der Große schnaubte nur. Er hatte sich den Beginn der Unterhaltung offenbar anders vorgestellt.
Er schlug daher einen anderen Weg ein, sprang direkt zu Schritt Drei.
"Kennt ihr einen Elten Jon?"
Slava wartete jene paar Augenblicke man normalerweise brauchte um zu dem Schluss zu kommen, dass man etwas nicht wiedererkennte. Zu schnell zu verneinen machte erst verdächtig.
"Nein." und er schüttelte den Kopf. "Nie gehört." log er und als dachte er noch einmal nah und käme zu dem gleichen Schluss.
"Und was ist mit Frederik Merkerey?" gleiches Spiel, und er blieb auch komplett ernst, als wäre die Befragung nicht ein einziger Witz. Er spielte die Aufrichtigkeit in Person und an ihn war ein Schauspieler verloren gegangen.
Sein Gegenüber schien das allerdings längst begriffen zu haben und war darüber hinaus nicht willens, die Scharade fortzusetzen.
"Ihr wisst wer ich bin?"
"Ich kann es mir denken."
"Gut, das erspart uns einiges. Und ihr wisst dann auch, dass ihr beobachtet wurdet."
"Das dachte ich mir schon. Seit Oxenfurt?"
Wenn er erstaunt war, dann zeigte er es zumindest nicht.
"Seit Oxenfurt. Richtig."
"Gut."
Nun zeigte er es doch.
"Warum ist das gut, frage ich euch?"
"Nur so. Dann habt ihr vielleicht auch eine Vorstellung davon wer ich bin."
Damit hatte der große schwere Mann nicht gerechnet. Er war nciht nur beleibt, sowohl die Breite seiner Schultern auch sein Gang, und wenn er nun hinkte, zeugten davon, dass er die Kilos mit Leichtigkeit trug und viel davon auf Muskulatur entfiel und nicht nur dem Essen geschuldet war. Dies konnte Slava nun erkennen, denn er packte einfach den Stuhl und drehte ihn so herum, dass er ihn sehen konnte. Ja, der Mann war kräftig, eine Naturgewalt.
"Schön, eure Bekanntschaft zu machen, Herr Dijkstra."
Wieder schnaubte der Mann und erinnerte damit entfernt an einen wütenden Stier.
"Habt ihr denn noch einen anderen Namen? Man nennt euch wohl auch 'Slava'?"
"Stimmt. Vyacheslav Sokolov." Seine Augen lächelten, der Rest blieb ein Pokerface.
"Ich wollt euch ja eigentlich fragen, für wen ihr arbeitet. Sollte ich diese Frage noch stellen?"
"Das ist nicht nötig. Derzeit arbeite ich für niemanden."
"Soll das so bleiben?"
"Das kommt auf das Angebot an, das ihr mir gleich macht."
"Was macht euch so sicher?"
"Dieser ganze Zirkus hier." Slava breitete die Arme aus. "Das Licht, das tropfende Wasser, die Tür in meinem Rücken."
Dijkstra nickte nur.
"Ihr wisst wer ich bin und besitzt die Dreistigkeit..."
Slava grinste weil er ahnte wie er den Satz hatte beenden wollen, nur klappte das nicht.
"Ihr wart einst Chef des redanischen Geheimdienstes unter König Wisimir, nach dessen Ermordung hattet ihr bereits die Übergangsregierung geführt und nun nach dem Tod seines Sohnes König Radovid habt ihr endgültig den Regierungsrat übernommen und diesen nach Nowigrad verlegt um auch den Handelsrat direkt unter Kontrolle zu haben. Zuvor war Nowigrd eine Freie Handelsstadt, aber in Union macht es Redanien stärker, und das ist nötig um Nilfgard jenseits des Ponatr zu halten. Was nicht so viele wissen, ihr wart eine Weile auf der Flucht, weil ihr den falschen Leuten vertraut hattet, aber ihr habt das aus der öffentlichen Meinung getilgt. Meine Hochachtung."
Eine kurze Zusammenfassung dessen was er die letzten Tage und Wochen gelernt hatte.
"Ihr seid gut informiert, für einen Mann, der nicht existiert."
"Ich existiere, hier bin ich doch."
"Ihr wisst was ich meine. Kein Name zu dem etwas zu finden gewesen wäre, keine Familie, nur sehr wenige Freunde."
Slavas Antwort war nur ein kaltes Lächeln.
"Kürzen wir das ab. Ich bin mir sicher, ihr seid genauso ein Profi wie ich, die Frage ist, wie kann ich euch davon überzeugen, für mich zu arbeiten?"
"Das kommt ganz darauf an. Ich bin sicher auch Emhyr var Emreis wüsste meine Talente ebenfalls zu schätzen, aber der Zufall hat mich zuerst zu euch gebracht, daher räume ich euch ein gewisses Vorrecht ein. Aber ihr versteht sicher, dass ich mich nicht unter Wert verkaufen werde. Es ist richtig, ich habe einst für einen Geheimdienst gearbeitet, gegen den der eure wie ein Klosterschüler stehen würde. Ich maße mir nciht an zu behaupten, ich hätte ihn geleitet, aber ich habe es zu einem hohen Offiziersrang gebracht und ich habe mein Handwerk von der Pike auf gelernt." Zumindest diese Metapher passte nur zu gut in diese Zeit. "Ich bin also kein Laufbursche und einfacher Spion, auch wenn ich das gut beherrsche, mein Talent liegt darin, zu koordinieren, zu organisieren und zu strukturieren. Ich mache euren Verein effizienter und unauffälliger. Eure Leute in Oxenfurt habe ich von der ersten Minute an bemerkt, das waren Dilettanten."
Von Wort zu Wort hatte sich Dijkstras Mine verfinstert, seine Kiefer mahlten, man sah ihm nur zu gut an, dass er ungehalten war.
"Was ich will ist die Finanzierung eines größeren Forschungsprojektes. Ein persönliches Anliegen, aus dem ihr eventuell auch Kapital schlagen könntet und dann... Ich berate den Leiter eures Geheimdienste mit einem ordentlichen Gehalt und einer Dienstwohnung."
"Das ist alles?"
"Das ist alles."
"Ich soll nicht vergessen, wer Elten Jon oder Frederik Merkerey sind?"
"Ich weiß, dass ihr nicht vergesset, selbst wenn ich es verlangen würde. Es ist mir schlichtweg egal. Wie wollt ihr mir damit schaden? Ihr sagt es doch selbst, ich existiere nicht."
"Ihr seid euch sehr sicher, dass es nicht irgendwo dort draußen eine Familie gibt, die euch dafür verurteilt? Ihr sehr mir aus wie ein Mann von Stand."
Slavas lächeln blieb von Bestand. Er war sich sicher.
"Und was ist mit diesem Ritter?"
"Die Frage ist, wem ihr mehr schaden werdet, ihm oder dem Orden."
Dijkstra atmete einmal tief ein und aus, was bei seiner Statur durchaus imposant war.
"Ihr seid ganz nach meinem Geschmack. Gut. Die Expeditionen sage ich euch schon einmal zu, auch wenn ich gerne mehr wüsste über diese merkwürdigen Steine und wie ihr davon erfahren habt. Und was die Beratung angeht... Ich habe keinen Leiter des Geheimdienstes mehr. Ich habe tatsächlich nach einem wie euch gesucht, ihr werdet den Job komplett übernehmen."
Das war mehr als sich Slava erhofft hatte, viel mehr.
"Beachtlich. Ihr macht einen Wildfremden zum vielleicht drittmächtigsten Mann der Stadt?"
"Ja, und zwar genau deshalb."
Sie nickten beide.
"Trinkt ihr einen guten Redanisschen Vodka mit mir?"
"Natürlich. Wer würde denn ein solches Angebot ablehnen."

Findet hier die Fortsetzung.
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