Ferneck | Eine kleine Schneiderei

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Avarion DeSpaire
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Ferneck. Ein Viertel außerhalb der befestigten Stadt, direkt durch das Tor des Hierarchen zu erreichen. Zwischen all den einfachen Holzhäusern mit Strohdach findet sich eines, an dessen Balken ein paar einfache rote Blumen mit grün gemalt wurden. In seinem Inneren eine kleine einfache Schneiderei, die dem Elfen Elihal gehört.
Elihal, ein hervorragender Schneider, leidenschaftlicher Kartenspieler und wunderbarer Gesprächspartner, der einem ungewöhnlichen Hobby frönt. Die Kleidung und die Eigenheiten derjenigen anzunehmen, die sich in Bezug auf Rasse, Geschlecht und sozialen Status von ihm unterscheiden. Einmal sagte er: "Als Kind hatte ich immer davon geträumt ein Doppler zu werden. Mit Kleidung und Kostümen lassen sich alle Facetten der Persönlichkeit zeigen. An einem Tag bin ich eine redanische Gräfin, am nächsten ein Strauchdieb am Hafen. Das ist wahre Freiheit!"
Elihal. Ein Mann mit glatten schwarzen Haaren, Bernsteinfarbenen Augen und viel zu viel Schminke im Gesicht. Mal in der schlichten Kleidung eines Mannes, mal in den Kleidern einer Frau findet man ihn in seiner Werkstatt vor. An Arbeiten erledigt er alles, was man sich vorstellen kann. Kleidung kürzen, Hosen flicken, Knöpfe annähen oder Socken stopfen. Eine wahre Frohnatur, die von den meisten Anfeindungen gegen seine Rasse verschont geblieben ist.

*Teilweise Auszüge aus dem WitcherWiki und Witcher 3

Ion hatte ihn kurz nach seiner Ankunft on Nowigrad kennen gelernt und sich bei ihm Anstellen lassen. Ihre Übereinkunft war klar geregelt, zumindest am Anfang. Während Elihal an seinen neuen Kreationen arbeitete, übernahm Ion die Änderungen und Ausbesserungen. Auch das reine Verkaufsgeschäft überließ er dem Hausherrn. So bekam Ion die Gelegenheit seine Sprache zu sprechen, die der Menschen besser zu lernen und verdiente wichtiges Geld um seine Ersparnisse nicht all zu sehr zu belasten.
Eigentlich hatte Ion seine Stelle bei Elihal aufgegeben, als er nach Oxenfurt aufbrach. Doch erstens kam es anders, zweitens als man denkt. Er verlief sich auf dem Weg, blieb eine Weile mit Nikolavo im Rücker Anwesen und gemeinsam waren sie nach ein paar Wochen zurück gekehrt.
Nun war er wieder vorstellig geworden und konnte sein Anstellungsverhältnis wieder aufnehmen. Elihal sog die Designs, von denen Ion erzählte, auf die ein trockener Schwamm das Wasser. Ein paar wenige ließ er in seine eigene Kollektion einfließen.
Zwei drei mal die Woche fand man den fremden Elfen bei Elihal vor, wie er dort arbeitete. Dann hockte er im Schneidersitz auf einem Tisch, flickte und schneiderte, während Elihal durch seine Werkstatt eilte. Sie unterhielten sich über nie neueste Mode, Ereignisse in der Stadt und manchmal auch private Vorlieben. Bei der Arbeit vergaß Ion gerne die Welt um sich herum. Wie Unfreundlich und abweisen und ungerecht diese war. Dann war er einfach nur ein Schneider, der seine bescheidenen Dienste anbot.
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Milan Thaess enn
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von/nach: Taverne | Eisvogel --> Ferneck/Eine kleine Schneiderei
Datum: 7. September 1278
betrifft: Ion
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Milan war bekannt dafür, sich allen Wesen gegenüber offen und neutral zu verhalten bis es triftige Fakten gab, dies nicht mehr zu tun. Dann nämlich, wenn Gesetze gebrochen wurden oder offenkundig Unrecht geschah. Daher bediente er sich zum Beispiel gern eines elfischen Schneiders - sehr zum Entsetzen einiger anderer Adliger der Stadt - denn dieser hatte einfach mehr Talent, bessere Schnitte und ein Händchen für Material. Mit dem Resultat, dass man die Garderobe des Vicomte gleichzeitig bewunderte und verachtete. Milan war das herzlich egal und er hatte den Stand, sich solche Marotten leisten zu können, zumal er gute Handarbeit zu schätzen wusste.
Vor der Schneiderei stieg er aus der Kutsche und richtete seine Kleidung, entfernte eine Fluse vom Ärmel und warf einen Blick auf seine Füße. Gegen der Schmutz der Straßen Fernecks konnte er nichts machen, aber immerhin waren beide Füße beschmutzt und das Gleichgewicht gewahrt.
"Mein Herr? Was soll ich mit der jungen Dame machen?", wollte sein Kutscher wissen. Milan warf noch einen Blick in die Kutsche und erwiderte dann: "Bring sie zum Eisvogel zurück und lass ihr für zwei Tage ein Zimmer richten. Dann sehen wir weiter. Danach kommst du hierher zurück.", wies er den Kutscher an und betrat dann die Schneiderei.
Zwei Schritte in den Raum hinein, stehen bleiben. Milan sah sich nach dem Hausherrn um. "Einen schönen guten Morgen.", grüßte er.
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Saoirse Aeryn Healy
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von/nach: Zuhause/Werkstatt -> Die kleine Schneiderei
Datum: 07.09.1278
betrifft: Milan, Ion
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Der Laden war soweit das er bald offiziell eröffnet werden konnte, bei ihr selbst war im Grunde alles in Ordnung. Sie war zufrieden, sie war glücklich und sie war voller Tatendrang. Sie wusste ganz einfach das alles ganz nach Plan laufen würde. Wobei sie sich nicht ganz so sicher war wie glatt es alles von Statten gegen würde, sie konnte nur hoffen das sich dieses Glück nicht umkehrte und in ein Unglück mündete.

Im Moment klappte aber alles tadellos, naja mit Ausnahme das Frau in der Stadt schräg angesehen wurde wenn sie keinen Rock oder ein Kleid trug. In ihrem Dorf war das nie ein Problem gewesen, es wurde getragen was für die zu verrittende Arbeit die praktische Kleidung war. Das war gerade in ihrem Metier meist eine Hose und eine Gürteltasche gewesen. Dort konnte sie alle Utensilien unterbringen, Klingen, Arlen, Scheren, Garn in allen Farben. Wobei doch meist schwarz, braun und weiß die gefragtesten Farben waren. Ihr heutiger Ausflug führte sie in die Stadt, wobei es nicht direkt DIE Stadt war. Es war das Zentrum von Ferneck. Hier galt es sich erstmal zu etablieren. Die ersten Schritte und die ersten Vereinbarungen waren geschlossen worden.

Die funktionierten in zwei Richtungen so das es für sie und den Partner jeweils einen Vorteil gab. Dieses Vorhaben und auch die Beschaffung von irgendetwas Rockähnlichem das sie schnell über die Hose ziehen konnte war nun ihr Ziel.
Sie hatte einige Empfehlungen zu einem Schneider bekommen, das ganze war meist mit einem seltsamen Gesichtsausdruck einhergegangen. Sie würde sich das Ganze mal in Person ansehen. Jetzt trug sie das was ihr am Besten gefiel. Die Lederhose, eine einfach Bluse und der knielangen Ledermantel. Gerade was sachen anging war das ganze von sehe höher Qualität und man sah dem ganzen das auch an. Wenn sie es hätte kaufen müssen wäre sie arm geworden, aber das sie es für sich selbst angefertigt hatte war es ganz einfach die beste Werbung die sie sich wünschen konnte. Sie hatte so sdhon den ein pd r Land Ren Auftrag bekommen können. Naturlich nicht mit so einem Aufwand verbunden. Irgendwo musste man aber bekanntlich anfangen. Und heute war ihr Ziel die kleine Schneiderei. Als sie gerade um die Ecke bog sah sie noch wie eine Kutsche Abfuhr. So etwas hatte sie in Ferneck selten zu Gesicht bekommen, sie wertete es als ein gutes Zeichen für die Wahl der Schneiderei. So trat auch die große rothaarige Frau ein und wartete noch halb in der Tür stehend. Ein kleines räuspern kündete davon das sie eingetreten war.
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Avarion DeSpaire
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In der Schneiderei war es gerade nicht wirklich ruhig. Elihals Stimme war durch das Gebäude zu hören, dabei aber nicht zu sehen. Der Schneider war mit einer Kundin im Nebenraum und nahm Maß. Dabei schmeichelte er ihr mit Worten, machte Komplimente und leichte Witze, was immer wieder ein erheitertes Kichern zur Antwort hatte. Ion hatte gerade eine Arbeit beendet und war dabei diese in ein Tuch einzuschlagen, damit es abgeholt werden konnte. Er stand hinter dem Tisch, mit Blickrichtung zur Tür, um jeden Kunden direkt in Empfang nehmen zu können. Tatsächlich öffnete sich die Tür recht bald und ein älterer Mann trat ein. Sofort richtete sich Ion auf und schenkte dem Kunden einen freundlichen Gesichtsausdruck. "Guten Morgen der Herr." begrüßte er ihn und ließ schnell sein Auge gekonnt über ihn gleiten, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Maßgeschneiderte Kleidung. sehr ordentlich und sauber. Im Ganzen ein gepflegtes Äußeres und Auftreten.
Für Ion ein Faszinierender Anblick. Der Kleidungsstil gefiel ihm selber gut und hatte durchaus Ähnlichkeiten. Er selber trug heute seine schwarze Hose und die Stiefel, ebenfalls in schwarz, und dazu ein Blütenweißes Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellenbögen aufgefaltet war. Einfach Hochkrempeln kann ja jeder. Die weißen haare hatte er zu einem lockeren Zopf gebunden und wie immer trug er die Brille auf der Nase. Um den Hals hing ein gut zwei Schritt langes Stoffband auf dem mehrere Knoten in exakt gleichbleibenden Abstand gestickt waren. Hinter ihm hing auf einer Schneiderpuppe seine eigene schwarze Robe, die den Ausflug nach Wyzima nicht ganz Schadlos überstanden hatte. Nun war diese wieder gerichtet und gereinigt und bereit wieder mitgenommen zu werden.
"Bitte treten sie näher. Ohne den Blick von dem Kunden zu lassen, schlug er die Verpackung ein letztes Mal um und band sie zusammen. Erst dann trat er selber um den Tisch herum, um direkt den Neuankömmling bedienen zu können. Den Spruch von Elihal benutzte er nicht. Wenn sich jemand hierher verirrte, dann wusste dieser genau was er wollte und bedurfte keiner Inspiration.
Noch nicht ganz um den Tisch herum gekommen öffnete sich die Tür erneut und für einen langen Augenblick schien sein herz stehen zu bleiben. Die Frau in der Tür mit den Roten Haaren, dem Schnitt der Haare und dem ganzen Auftreten erinnerte ihn so stark an seine Frau, dass er schon fast glaubte, sie sei ihm in diese Welt gefolgt. Wäre da nicht die Größe. Seine Wildkatze war gut einen ganzen Kopf kleiner als die Kundin in der Tür. Also konnte er weiter atmen und schaffte es auch, seine kurz entglittenen Gesichtszüge wieder zu fangen und zu lächeln. "Guten Morgen Miss." begrüßte er auch sie. "Bitte setzt euch doch solange ihr wartet." Dabei deutete er auf einen Hocker neben den Tisch. Einen wirklichen Wartebereich gab es nicht, denn selten waren so viele Leute zeitgleich in der kleinen Schneiderei.
"Was können wir für sie tun?" fragte Ion wieder an Milan gewandt.
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Milan Thaess enn
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Der Elf, der ihn begrüßte, war nicht Elihal. Dessen Stimme war zwar auch zu hören, doch schien er sich noch um eine Kundin zu kümmern und das in der ihm eigenen Art. Milan schenkte dem Neuling ein Lächeln, kam aber nicht zu einer Antwort, denn hinter ihm wurde direkt wieder die Tür geöffnet und er wandte sich um. Kurz dachte er, die Sera Hiita wäre erwacht und ihm doch gefolgt, dann bemerkte er aber schnell seinen Irrtum. Diese Dame war etwas größer, trug die Haare kürzer und war vermutlich auch etwas älter. Interessant war die Reaktion des Elfen, die dem guten Beobachter natürlich nicht entging. Und das Interessante war nicht in erster Linie, dass er den Eindruck machte, die Frau zu kennen, ja ihr Erscheinen ihn kurzerhand aus der Fassung brachte. Das Interessante war, dass Milan diese Reaktion sehen konnte, weil sie nach außen kam. Faszinierend. Damit hatte der fremde Elf seine volle Aufmerksamkeit und nachdem die Dame auf einen Warteplatz verwiesen war, kehrte auch jene des Schneiders zu Milan zurück. Dieser hatte die Gelegenheit genutzt, dessen Züge einen Moment länger zu studieren und vor allem das Gestell auf seiner Nase.
Nun aber wippte der Vicomte in eine etwas geradere Haltung und lächelte, was bei Milan immer bis zu den Augen reichte, denn wenn etwas nicht zu seinen Eigenheiten gehörte, dann war es Falschheit. "Wir hatten noch nicht das Vergnügen - Vicomte Milan Thaess'enn, habe die Ehre. Euch sehe ich hier zum ersten Mal - unterstützt Ihr den Meister bei seiner Kunst?" Aus Milans Stimmlage und Haltung sprach Interesse. Er ließ seinem Gegenüber genügend Zeit für eine Antwort, bevor er weiter ausführte und dessen eingängliche Frage beantwortete: "Ser Elihal hatte an einer Bestellung für mich gearbeitet. Eine Garderobe für Ratssitzungen und etwas einfacheres, leicht zu säuberndes für die Arbeit in den Archiven. Und dann hätte ich die Bitte, ein paar einfache Kleider für eine Bürgerliche in den Eisvogel zu senden." Womit er verriet, dass er keinen Schimmer hatte, wie Frau ihre Garderobe wählte und das Passform eventuell eine Rolle spielen könnte. Da war er tatsächlich nicht in der Lage, von sich auf die Frauenwelt zu schließen. Diese war ihm ohnehin auch zu Zeiten seiner Ehe eher ein Geheimnis geblieben, denn sie war auch dem schärfsten Verstand nicht zugänglich, da zumeist weder rational noch in irgendeiner Weise logisch.
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Saoirse Aeryn Healy
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Das ganze Geplänkel vom Anfang bekam sie ja noch gar nicht mit. Erst als der Elf schon vorgetreten war sah sie ihn. Auch sie stockte kurz, was weniger an seiner Reaktion lag sondern daran das er der erste Elf war den sie sah. Nein so ganz stimmte das nicht, auf dem Markt hatte sie schonmal einen gesehen. Aus so einer geringen Entfernung hatte sie aber bisher nicht das Vergnügen. Für sie war es das nämlich, sie war neugierig auf Andere. Schon immer gewesen und das würde sie wohl auch immer bleiben. Wenn sie es mehe gewohnt gewesen wäre hätte sie ihre Freude um die Begegnung vielleicht auch verbergen können. So sah man ihr das deutlich an und war auch nicht missverstehen als ablehnung. Das hier nämlich ein Elf seine Arbeit verrichtete hatte sie nicht im Vorfeld gewusst, nur das es hervorragende Arbeit war. Fad war etwas das sie zu schätzen wusste. Als der Elf sich wieder fing hatte sie es auch getan. Sie nickte also dem Mann der vor ihr herein gekommen war freundlich zu. Bekannt kam er ihr im Moment nicht vor. Auch dem Elf nickte sie Verstehens zu und ging an dem anderen Kunden vorbei. Zeit sich ein wenig umzusehen. Um zu sitzen war später noch Zeit.

So schaute sie sich die eine oder andere Arbeit an. Als der andere Kunde sich vorstellte und seinen wohlklingenden Namen nannte horchte sie dann doch auf. Der war ihr durchaus bekannt vor. Natürlich kam er ihr bekannt vor, sie hatte auf ihrem Plan noch einen Besuch bei ihm vorgemerkt. Immerhin musste der Pachtvertrag noch geändert werden.
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Avarion DeSpaire
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Aus dem Nebenraum war das heller Kichern einer Frau zu hören, welches Gesellschaft von noch einer Frauenstimme bekam. Dann hörte man die schmeichelnde Worte eines Mann der ebenfalls kurz lachte. Als Nächstes war ein helles "ohhh" zu hören, gefolgt von einem "ahhhhh". Wieder kicherte die Frau. Sie klang glücklich und jung, unbedarft als stünde noch ein langes Leben vor ihr.
Plötzlich brach das Lachen ab, wich einer fast schon bedrückenden Stille, als ob alle nebenan die Luft anhielten. „So sagt doch etwas.“ hörte man die Männerstimme. Wieder folgte Stille. Dann schluchzte jemand. „Das ist so wunderschön.“ erklang die junge Frauenstimme.
Eine Tür ging auf und schloss sich irgendwo und die Stimmen wurden wieder leiser.
Natürlich hatte man die Geräusche auch im Eingangsbereich hören können. Und die Pause zwischen dem Gesprochenen gaben genügend Freiraum, das wirklich alle jedes einzelne Wort hören konnten. "Avarion DeSpaire." stellte sich Ion selber vor und ließ dabei bewusst sämtliche Zusätze und Titel weg, die er erworben hatte. Hier und jetzt reichte es im vollkommen aus nur ein Schneider zu sein. "Meister Elihal hat gerade eine junge Dame zugegen, um ein Kleid für eine Hochzeit zu kreieren. Er wird die nächsten ein zwei Stunden leider nicht verfügbar sein. Aus diesem Grunde bin ich heute länger hier. Meistens arbeite ich zu Hause und nur Zeitweise hier und natürlich, wenn es die Auftragslage erfordert." plauderte Ion los. Leichte Konservation gehörte zum Geschäft und auch wenn er selber diese nicht so gut beherrschte, so kam er der Gepflogenheit nach. Die wichtigen Informationen hatte er dennoch wahr genommen und ging diesen nach. "Eines nach dem anderen. Eine Bestellung sagtet ihr? Ich sehe nach, ob sie fertig gestellt ist. Bitte wartet einen kurzen Augenblick."
Schnell warf er ein leichtes Tuch über die Schneiderpuppe, die seine Robe trug. Ihre Machart schrie so laut nach Zauberer und dank der Farbe nach Nilfgard, das Ion es für besser erachtete, sie zu verbergen. Dann trat er an die Tür zum Nebenraum, klopfte einmal an, obwohl er sich sicher war, das der Raum leer war und trat ein. Zum Glück wusste er genau, wo die Bestellungen aufbewahrt wurden und ging die sauber eingeschlagenen Päckchen durch. Er fand eines das den Namen des Vicomte trug und legte es sich flach den Arm, das es möglichst wenig knitterte. Was genau darin ruhte, wusste er nicht.
Mit der Beute in der Hand kam er zurück und legte es sachte auf den Schneidertisch. Nicht da sich darin etwas zerbrechliches Befand, aber es fühlte sich richtig an, die Ware eines Kunden mit Respekt zu behandeln. "Hier haben wir ein Päckchen. Ich hoffe sehr, das es zu eurer Zufriedenheit ist." Als Ion das Päckchen öffnete, damit Milan sich die Kleidung ansehen konnte, erkannte er seine Arbeit sofort wieder. Es gab nicht vieles, was er selbstständig fertigte. Dieses hier waren aber schlichte Kleidungsstücke und viel Spielraum für eigene Ideen gab es nicht. Die Vorgaben waren eindeutig und leicht ein zu halten. Ein kurzes schmunzeln huschte über Ions Mundwinkel. "Wenn ihr es wünscht, könnt ihr die Kleidung hier vor Ort anprobieren. Eventuelle Änderungen kann ich dann direkt beheben." Jedes einzelne Teil legte er nebeneinander auf den Tisch und lud Milan ein sie zu begutachten.
Dann kam er auf das zweite Anliegen zurück. "Ihr spracht von Kleidung für eine Dame. Habt ihr Maße von der Guten oder ein gut sitzendes Kleid, welches wir als Vorlage benutzen können?" Elihal hatte immer auch fertige Stücke in seiner Schneiderei, die jeder erwerben konnte, der herein kam. So trat Ion an einen Schrank, zog den Vorhang zurück und deutete auf die Auswahl. "Alternativ könnt ihr natürlich auch aus dem Fundus des Meisters etwas erwerben, wenn ihr euch der Größe gewiss seid."
Ion wand sich Milan wieder zu und wartete auf dessen Antwort oder Wünsche.
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Milan Thaess enn
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Milan lauschte dem Gezwitscher aus dem Nebenraum und musste an seine eigene Hochzeit denken, als der neue Geselle erwähnte, dass es sich um ein Kleid für diesen Anlass handelte. Margarethe hatte den Schneider damals allerdings ins Familienanwesen zitiert und für den Tag drei verschiedene Garderoben gehabt, eine aufwändiger als die davor. Er atmete durch und lächelte dem Schneider DeSpaire zu, als dieser sich auf die Suche nach seiner Bestellung machte. Das ein Tuch dezent über die Schneiderpuppe mit der interessanten Robe fiel, beobachtete Milan ebenso, wie den gezierten Umgang mit den Kleidern in dem Paket. Er schätzte Sorgfalt und er schätzte Perfektion. Beides fand er bei Meister Elihal und in diesem Avarion DeSpaire schien er einen guten Mitarbeiter gefunden zu haben. Milan trat an den Tisch und prüfte die dort ausgebreiteten Garnituren. Mit beiden Händen untersuchte er die Symmetrie von Kragen und Aufschlägen, befühlte den Stoff und die Nähte, zupfte ein Fädchen ab und ließ sich Zeit. "Unbedingt." Zum Anprobieren. Er mochte es nicht, wenn er Kleidung zu Hause aus dem Schrank zog und erst dann feststellte, dass etwas nicht zu seiner vollsten Zufriedenheit war.
Doch alles zu seiner Zeit. Milan legte die Seite des Zeigefingers an sein Kinn und überlegte einen Moment, während dem sein Blick auf die junge Dame fiel, die sich im Raum umsah. "Nun, es ist so, ich habe die junge Dame gewissermaßen rechtlich vertreten und dafür gesorgt, dass sie aus dem Gewahrsam entlassen wird. Sie kam als Schiffbrüchige vor ein paar Tagen mit diesem nilfgaarder Schiff an, vielleicht habt Ihr davon gehört?" Er musterte kurz den Elfen, ohne einen weiteren Blick auf die nun verhüllte Schneiderpuppe zu werfen. "Sie ist von etwa der Statur der Sera, nur etwas kleiner. Etwas breitere Schultern." Er überlegte, ließ sich dann ein paar Stücke aus den Beständen zeigen und wählte letztlich einen Rock, eine Bluse und ein Tuch, welches der Schneider in die Taverne schicken sollte.
"Gut, dann werde ich mich umkleiden und Ihr könnt Euch so lange der jungen Dame widmen." Milan lächelte der anderen Kundin zu und ließ sich zeigen, wo er sich zurück ziehen konnte. Er begann mit der einfachen Kleidung, die er sich für die staubigen Katakomben des Archivs hatte machen lassen. Angenehm zu tragen, das Hemd saß wunderbar, die Weste umschloss seinen schmalen Brustkorb ideal, es gab keine üppigen Faltenwürfe, die nur Schmutz gesammelt hätten. Ausgezeichnet. Mit dem zweit Set war er da schon kritischer. Bei den Ratsversammelungen ging es nicht nur um fachliches Auftreten, so lästig ihm das auch manchmal war. Da musste jedes Detail passen. Erneut umgekleidet, spähte er in den Verkaufsraum nach dem Schneider.
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Saoirse Aeryn Healy
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Sie verbrachte die kurze Wartezeit recht produktiv wie sie befand. Interessant war das in jedem Fall, sie selbst hatte nie ganz verstanden warum man sich mit etwas so weichem wie Stoff kleiden sollte. Die Bluse die sie heute trug war schon ein gewaltiges Zugeständnis. Normalerweise war fast ihre ganze Kleidung aus Leder. Mit Leder konnte sie umgehen, Leder verstand sie. Da gab es keine Falten die irgendwie unvorteilhaft fielen. Leder lag an, es fiel nicht irgendwie. Es paste einfach so wie sie es beabsichtigt hatte. Leder schützte sie, Leder war nicht so leicht zu zerreißen, sicher es gab Ausnahmen, aber sie hatte gesehen wie Farrah das Kleid zerrissen war bei den umbauarbeiten. Sie war irgendwo hängen geblieben. Das schlimmste was ihr passiert war war ein Kratzer. Sie zuckte gedanklich die Achseln, sie war einfach Niemand für etwas weiches. Zugegeben so war es nicht notwendig besonders darauf zu achten bei der Nahrungsaufnahme. Ein weites Hemd passte auch noch wenn man etwas zu sehr genossen hatte, aber nein sie war dafür zu diszipliniert.

Sie lauschte als, eher unfreiwillig, dem Gespräch des Mannes und des Elfen während sie hie und da ein Kleidungsstück musterte. Allerdings fand sie jetzt auf Anhieb nichts was sie als adäquat für sich befunden hätte. Wahrscheinlich musste, um ihren Wunsch zu erfüllen erst etwas angefertigt werden. Nun wenn hier niemand dazu im stande war wäre sie hier eh fehl am Platze gewesen. So wandte sie sich sobald sie erstmal an der Reihe war dem Elfen zu. "Nun ich habe nur gutes gehört über die Schneiderei seit ich vor 3 Wochen in die Stadt gekommen bin." Fing sie erstmal ein wenig zwanglos an. Der sogenannte Smalltalk war nicht wirklich ihre Sache. Das es so bezeichnet wurde wusste sie aber ohne hin nicht. Für sie war es einfach bloß immer lästig.
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Avarion DeSpaire
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Ion lauschte den Worten Milans, als dieser von der Schiffbrüchigen sprach und legte den Kopf etwas schief. Dann sah er zu der rothaarigen, um genauer zu sein, genau auf ihre Haare, als stünden dort alle Antworten, die er gerade suchte. Er war an dem Tag selber im Hafen gewesen, als sie Nahuela auslieferten. 'Nahuela.' Wieso verspürte er kurz so etwas wie Sehnsucht nach der sehr dunkelhäutigen Kaptänleutnant. Sie mochte ihn nicht einmal. Und doch war da etwas tief in ihm drin, was sich kurz regte. War es sein Untermieter der die eigentliche Sehnsucht empfand? Immerhin hatten die beiden sich in der Traumwelt mehr als einmal getroffen. In der Realen Welt weniger oft. Der Gedanke reichte aus, um ihn die Frage nach der Schiffbrüchigen und dem Schiff vergessen zu lassen.
Wie Automatisch nickte er und markierte er die gewiesenen Kleidungsstücke mit einem Bändchen und zeigte Milan anschließend, wo er sich umziehen konnte.
Kaum war der Vicomte verschwunden, wand sich Ion der Rothaarigen zu und schenkte ihr ein professionelles freundliches Lächeln. "Dann heiße ich euch hier willkommen und hoffe, dass ihr euch bereits etwas einleben konnten." reagierte er auf ihre doch merkwürdige Ansprache. "Wie kann ich euch weiter helfen? Sucht ihr etwas alltägliches, oder Feierliches? Gibt es etwas zu reparieren oder zu ändern. Sucht ihr etwas dekoratives oder praktisches?" fragte er sie und musterte sie erneut. Auch schmunzelte er, weil er Elihals Begrüßungsfloskel benutzt hatte. Zumindest teilweise. Stoff suchte er recht vergeblich an ihrer Haut und kurz fragte er sich was genau sie suchte. Aber das würde sie ihm bestimmt sofort sagen.
Als Milan wieder in den Raum blickte stand Ion vor der Kundin und unterhielt sich mit ihr.
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Saoirse Aeryn Healy
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Nun dass war eine schwierigere Frage als man meinen könnte so ganz wusste sie noch nicht so recht, denn selbst hatte sie sich noch nicht damit zurecht gefunden ein Kleid oder einen Rock zu tragen. So ein Teil war doch viel zu unpraktisch, dauernd blieb man irgendwo hängen, man musste aufpassen wie man sich hinsetzte. Solche 'Probleme' kannte sie nicht. Und wenn sie ehrlich war wollte sie die auch gar nicht kennen. Es war doch alles so viel leichter mit einer Hose. Seufzend schaute sie zu Ion. "Schwer zusagen wenn ich ehrlich bin. In der Stadt ist vieles einfacher aber auch furchtbar viel komplizierter. In dem Dorf aus dem ich komme war es egal was ich getragen habe. Hier werde ich misstrauisch beäugt wenn ich kein Kleid trage. Als wäre ich eine Wegelagererin. Sehe ich wirklich so.... Zwielichtig aus? " Fragte ich auch etwas resigniert und eigentlich war die Frage durchaus einfach zu beantworten. Nein sah sie nicht. Dafür war die Kleidung zu passgenau, zu fein gearbeitet von zu guter Qualität. Allein die Leder Qualität war besser als so mancher adlige für einen kompletten Ausgeh Anzug bezahlen konnte. Und wenn Saoirse die Kleidung nicht selbst angefertigt hätte, niemals im Leben hätte sie sich auch nur die Hose leisten können. Man sah einfach, wenn man sich die Mühe machte genau hin zu sehen und vielleicht einen kleinen Wink von Ahnung hatte, das soetwas niemals ein Bandit tragen könnte. Würde wahrscheinlich schon, weil es unheimlich praktisch war, die ganzen kleinen Taschen.

"Vielleicht habt ihr eine Idee?" Fragte sie hoffnungsvoll und schaute sich noch einmal im Laden um. Sie hatte nämlich mehr als einen Wink von Ahnung und wusste die Arbeit sehr zu schätzen die hier geleistet worden war. "Oh mein Name ist übrigens Saoirse Aeryn Healy." Betonte sie es etwas, genauer, denn wie sie wusste war gerade der erste Vorname nicht die einfachste Übung, zumindest nicht wenn man es nur in geschriebener Form sah.
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Avarion DeSpaire
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Ion hörte sich ihr Anliegen an, nickte und verstand sofort, wo das Problem lag, nicht das ihre und dann doch das ihre. Es war das Gesellschaftliche Problem in dieser Welt, in dieser Zeit. Männer waren an der Macht und Frauen nichts wert, es sei denn sie hatten sich durch harte Arbeit oder Talent zur Magie einen Namen gemacht. Und doch blieben sie letzten Endes Frauen und wurden immer geringer eingestuft. Nachdenklich nahm er eine Hand ans Kinn und musterte sie erneut. "Hmm." Machte er nachdenklich und ging einmal um sie herum. "Ich kann euch beruhigen Miss Healy. Ihr seht nicht aus wie eine Wegelagerin. Und auch nicht Zwielichtig. Zumindest nicht für mich. Eure Kleidung ist hervorragend verarbeitet, sauber und sitzt wie angegossen. So wie ihr sie tragt, fühlt ihr euch darin auch am wohlsten und es ist eher der Gesellschaftliche Zwang, der euch zu diesem Besuch genötigt hat."
Wieder vor ihr angekommen ließ er die Hand sinken und sah sie an. "Die Frage ist, was ihr wollt. Ich kann euch etwas herstellen, das genauso bequem sitzt und in den Bewegungen nicht stört. Bis auf die Tatsache, das ihr einen Rock oder ein Kleid darüber tragt. Wenn ihr euch viel in der Stadt bewegt, wäre tatsächlich eine komplette ausgehtaugliche Ausstattung von Vorteil. Die Leute werden euch direkt weniger als das gesagte betrachte, sondern einfach nur als Frau."
Ion ging zu einem Ballen Stoff und holte ihn hervor um ihn auf den Tisch zu legen. Langsam wickelte er eineinhalb Meter ab und ließ den Stoff leicht auffliegen, so das er sich langsam auf den Tisch zurück senkte. "Alternativ können wir auch nur, sagen wir eine Art Verkleidung nähen. Dafür würde sich dieser Stoff hervorragend eigenen. Er ist Blickdicht und leicht, aber nicht so Leicht, dass er mit jedem Lüftchen sofort aufweht."
Dann drehte er sich noch einmal um und suchte aus dem Schrank ein schlichtes Kleid. "Ich dachte da an eine Art Überrock oder Überkleid, welches ihr über eure gewohnte Kleidung tragen könnt. Dann fühlt ihr euch noch als ihr selber." Er hielt das Kleid hoch, nahm die Hand seitlich an den Rock und bewegte ihn leicht einmal von rechts nach links. "Mit den Falten schaffen wir die nötige Bewegungsfreiheit und mit einer knopfreihe vorne könnte es komplett geschlossen sein. Alternativ ginge auch ein Wickelverschluß, der das ganze mit nur einem Band und einem Knoten zusammen hält. Schnell aus zu ziehen, wenn es die Situation erfordert."
Ion hängt das Kleid zurück und deutete auf einen Umhang, der an auf einem anderen Gestell ruhte. "Oder einen Umhang, mit Fenstern für die Arme, der euch ebenfalls schnell von Rebellischer Frau zu braver Bürgerin macht." Den Kopf leicht auf die Seite geneigt lächelte er sie an. "Was also möchtet ihr. Oder habt ihr selber vielleicht schon eine grobe Vorstellung und braucht jemanden, der diese umsetzten kann, dann würde ich mir Stift und Pergament holen und wir machen eine Zeichnung, die eure Vorstellung visualisiert."
Alles mögliche hätte er ihr jetzt zeigen oder andrehen können, aber so war er einfach nicht. Ihm war es wichtig, das die Leute sich wohl fühlten und sich sicher waren in dem was sie wollten, auch wenn das am Ende vielleicht bedeutete, das jemand ohne etwas zu kaufen oder zu bestellen wieder ging.
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Milan Thaess enn
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Milan hatte sich vor dem Spiegel sicher ein dutzend Mal gedreht und gewendet, Säume verglichen, Aufschläge zurecht gezupft und Falten sortiert. Als er aus dem Separee trat, hätte jeder behauptet, dass er aussah, wie frisch aus dem Ei gepellt. Makellos. Jeder, nur der Vicomte selbst nicht. Aber zumindest Elihal war es gewohnt, dass Milan immer noch etwas fand und wenn es ein loses Fädchen am Innenfutter war. Gleichzeitig zur Selbstmusterung hatte er natürlich mitgehört, was draußen gesprochen wurde und es war ihm wirklich, als sei die Sera Hiita einfach in einen anderen Körper gesprungen und mit dem gleichen Problem hinter ihm her marschiert. Das Leben schlug manchmal seltsame Haken. Ohne übermäßige Neugier an ihren weiblichen Formen, aber aufmerksam blickte er die Dame an, die sich als Sera Saoirse Aeryn Healy vorstellte, was er geistig notierte. Nicht weil es akut von Belang war, sondern weil er das immer tat. Es gehörte zu den vielen kleinen Berufskrankheiten des Vicomte.
"In der Tat ist die Freie Stadt Nowigrad so frei nicht, da gebe ich Euch Recht, Verehrteste. Eure Aufmachung könnte zudem als Aufforderung missverstanden werden - aber hier seid ihr in den besten Händen.", womit er sich dem Schneider DeSpaire zuwandte und typisch hoher Adliger direkt davon ausging, dass jener alles stehen und liegen ließ, um seine noch so minimalen Änderungen und Wünsche zu protokollieren. Da konnte selbst Milan nicht aus seiner Haut. Zunächst hielt er die Handgelenkte aneinander und streckte diese vor sich aus, als erwarte er Handschellen. "Der linke Aufschlag ist etwas länger als der rechte. Das braucht Korrektur. Außerdem schließt die Musterung des Stoffes an den Ärmeln nicht mit den Aufschlag an und diese Naht hier, mit Verlaub,", er zupfte am Kragen, "Sitzt ja wohl wesentlich weiter innen als die auf der anderen Seite. Das stört die Symmetrie, findet Ihr nicht auch?" Wie um sich noch einmal zu vergewissern, wandte er sich dem Spiegel im Separee wieder zu. Für das unbewaffnete Auge war die "Unsymmetrie" nicht zu erkennen.
Milans Perfektionismus war unter so manchem Handwerksvolk berüchtigt und Elihal hätte seinen neuen Mitarbeiter vielleicht vorgewarnt, hätte der Vicomte sich angekündigt. Nun musste dieser eben spontan damit zurecht kommen. Milan betrachteten sein Spiegelbild und maß mit den Fingern die Abstände zwischen den Knöpfen und Schließen. Immerhin da schien er zufrieden. Er drehte sich zur Seite und gab einer Quaste einen Schubs, die da vom Hosenbund baumelte. "Und was soll das? Ich hatte Meister Elihal ausdrücklich mitgeteilt, dass ich von derlei modischen Spielereien nichts halte." Er wedelte etwas mit der Quaste herum und drehte sich dann wieder dem Schneider zu. "Habt ihr das? Dann seid so gut und legt mir mal den Umhang an." Ein zugleich praktisches wie unhandliches Kleidungsstück, denn es bedurfte immer eines Dieners, der es an den Schultern befestigte. Damit zeigte man Rang und Stand, aber unpraktisch blieb es allemal.
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Saoirse Aeryn Healy
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Sie musste sehr schmunzeln als der Elf so enthusiastisch auftrat u d er seine Ideen vorbrachte. Sie war ganz genau so, die meisten Kunden wollten ihre eigenen Wünsche umgesetzt haben, aber wenn sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen durfte kamen dabei immer außergewöhnliche Kleidungsstücke heraus. Teuer ja, aber einzigartig. Bei den Ideen des Schneiders klang vieles schon ähnlich wie die Dinge die sie sich selber auch überlegt hatte. Am besten gefiel ihr tatsächlich die Idee das sie sich erstmal verkleiden konnte und einen Rock bei Bedarf, nämlich wenn sie raus ging, über der Hose tragen konnte. In ihrem eigenen Laden sollten die Leute sich damit abfinden wie sie war. Als der andere Kunde wieder zurück kam und aussah als wäre er mit seinem neuen Kleidungsstück ganz genau so auf die Welt gekommen musste sie doch etwas schmunzeln. Sie kannte noch Jemanden die ganz genau so darauf achtete das alles genau passte. Jede Falte musste genau dort sein wo sie zu sein hatte. Ohne eine erneute Überprüfung der Kleidung ging nichts. Und das egal wie oft es vorher schon gemacht wurde. Saoirse fragte sich wo sie wohl gerade war als der Vicomte sie ansprach. "Eine Aufforderung? Einen Tritt in eine empfindliche Region zu bekommen?" Fragte sie durchaus sehr höflich und garnierte das ganze mit einem reizenden Lächeln. Als persönlichen Angriff war das sicher nicht zu werten, eher als logisches Ende sollte Jemand ihre Kleidung als Aufforderung sehen.
Saoirse hatte tatsächlich, seit sie hier in Nowigrad war den ein oder anderen Adeligen gesehen. Wenn sie durch die Stadt ging. Nach Ferneck hatte sich noch nie Jemand verirrt, denn das so Jemand hier her kam musste fast durch Verwirrung kommen. Andererseits stand ein Gegenbeispiel gerade vor ihr. Also vielleicht gab es noch Hoffnung. Bei ihr selbst im Laden waren allerhöchstens Angestellte gewesen, allerdings war sie noch nicht lange mit ihrem Geschäft hier und sie wertete auch diese Vertretungsbesuche als positives Zeichen. Ihre Arbeit hatte sich schon herum gesprochen.

Sie schaute zu dem Elf. "Erlaubt ihr?" Sie nickte in Richtung des Stifts und Papiers, nachdem sie die Erlaubnis gekommen hatte fing sie an etwas zu zeichnen. Und gab dem Schneider die Möglichkeit sich um seinen anderen Kunden zu kümmern. Mit geübten Strichen zeichnete sie auf was sie sich vorgestellt hatte. Dabei hörte sie zwangsläufig Teile des Gesprächs mit und ihr Grinsen war schwer zu unterdrücken gewesen. Zum Glück konnte man es nicht sehen. Nach einigen Korrekturen an der Zeichnung legte sie Stift und Papier zur Seite, sie schaute sich dann die Stoffe noch an um zu warten bis sie wieder an der Reihe sein würde.

Die Zeichnung auf dem Tisch zeugte davon das sie definitiv vom Fach war, auch wenn der Faltenwurf noch verbesserungswürdig war.
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Avarion DeSpaire
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Wie angekündigt hatte ion Pergament und Stift geholt und beides auf den Tisch gelegt, auf das er sofort starten konnte.
Das sie ihre Idee selber zu Papier bringen wollte war ihm recht. Wenn die Kunden ein wenig Geschick mit dem Stift aufwiesen, waren Vorstellung und Zeichnung aus ihrer Hand das beste Verständigungsmittel. Mit einem nicken lud er die ein, sich zu bedienen. Natürlich nutze er die Zeit, in der Miss Healy zeichnete, um sich wieder dem viscomte zuzuwenden und sorgfältig zu mustern.
Erschrecken konnte Milan ion mit seiner Pedanterie nicht. Denn der Elf war mit wenigstens einer Hälfte seiner Seele genauso pingelig. Eine Marotte, die er von seinem Meister geerbt hatte, welcher viele hunderte Jahre alt war und wie er sagte, genügend Zeit hatte um genau zu sein. Meister Horatio war ein Freund von Perfektion bis ins letzte Detail, sehr zum Leid der Schüler, von denen er nicht weniger erwartete. Aussprache Bewegung das ganze Auftreten hatte Erhabenheit und Perfektion auszustrahlen. Es gab immer einen Ruf zu verlieren und seinen Stand zu wahren.
Die Abweichung im Muster fiel ihm selber sofort auf. Sie war minimal, aber vorhanden. Die Aufschläge zu kontrollieren notierte er sich gedanklich. Was den Kragen anging, trat er an Milan heran. „Ihr erlaubt?“ kündigte er sein handeln an und legte Hand an den Kragen. Tatsächlich. Die Naht kippte leicht nach innen. Er nahm sein Band, welches bis jetzt um den Hals gehangen hatte, und maß beide Seiten nach. Sie waren passend genäht. Sowohl innen als auch außen. Stirnrunzelnd trat er einen Schritt zurück und ging noch einmal um den Vicomte herum. Auf dessen Rückseite trat er noch einmal zurück. Legte das Maßband im Nacken an und betrachtete die Achse. „Hattet ihr mal ein gesundheitliches Leiden in der oberen schulterpartie? Mit Verlaub. Es sieht aus, als ob eure eine Schulter ein wenig tiefer steht als die andere.“ selbst wenn es kein Unfall oder Erkrankung war, so gab es in jedem Wesen eine gewisse Asymmetrie und diese war mehr oder weniger auffällig.
Während er seine Vermutung äußerte, griff er bereits nach dem Umhang, der um wirklich einen Nutzen zu haben einfach nicht lang genug war. Ein reines Dekorationsstück.
Das zweite dekorationsstück ließ Ion schmunzeln. Solche Quasten hatte er schon mal gesehen, allerdings an Gardinen in Häusern Adliger Leute. Generell wirkte diese Kleidungensemble ein wenig aufgesetzt und der gute Mann vor ihm etwas fehl darin. Nicht dass dieser es nicht verstand diese Kleidung mit Würde zu tragen. „Ich habe soweit alles.“ sagte Ion ohne sich Notizen gemacht zu haben.
Mit gekonnten Griffen befestigte er den kurzen Vorhang an den Schultern und trat wieder zurück um das Gesamtbild wirken zu lassen. „Darf ich fragen, für welchen Anlass diese Garderobe geschneidert wurde?“
Während er auf die Antwort wartete, griff er sich sein Notizbuch und Stift und fing an zu schreiben. Die Augen gingen dabei immer wieder zu Milan. Es war wichtig zu sehen, wie die Kleidung sich bewegte, wenn er sich bewegte.
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Milan Thaess enn
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Milan lächelte zur Erwiderung der Dame, aber es geriet nicht ganz so aufgeweckt wie das ihre, denn leider sah er in seinem beruflichen Leben viel zu viele Gegenbeispiele. Es mochte eine Berufskrankheit sein, dass er immer nur an das Schlechte in den Menschen dachte. Daher freute es ihn ehrlich, dass sie sich für so wehrhaft verkaufte und wünschte ihr innerlich nur das Beste. Milan musterte sie noch einen Augenblick, doch eine Bemerkung dazu machte er keine mehr - der Schneider wandte sich ihm wieder zu und nahm seine Bemerkungen ohne Widerspruch auf, was nicht ganz so einfach war, weil Milan ständig an den Aufschlägen zupfte und weiter suchte.
Die Bemerkung zu den ungleichen Schultern veranlasste ihn dazu, sich dem Spiegel wieder zuzuwenden, was DeSpaire zwang die Drehung mitzumachen, wenn er hinter ihm bleiben und seine Maße nehmen wollte. Milan betrachtete sich und rollte die Schultern zurück. Ungleichgewichte. Überall, selbst in ihm, der immer nach dem Gleichgewicht strebte.
Doch er lächelte den Elf im Spiegel an. "Ihr habt eine gute Beobachtungsgabe. Ich würde jetzt gerne auftrumpfen mit heroischen Verletzungen aus welchem Krieg auch immer. Oder etwas standesgemäßerem, wie einem Jagdunfall. Aber ich denke, es geschah, als ich als Junge einen Hang hinab fiel, ganz versunken in ein Buch." Er wies auf das Schlüsselbein. "Der Arm war eine Weile in der Schlinge, was ich damals begrüßte, denn so konnte ich mehr lesen und durfte den Fechtunterricht auslassen.", erzählte er weiter freimütig, während DeSpaire den Umhang anbrachte. Er war ein ehrlicher Mensch und die Anekdote war nun wirklich nichts, was einem den Ruf zerstörte.
Mit kritischem Blick drehte und wendete er sich schließlich vor dem Spiegel, änderte seine Haltung so frappierend, dass man ihm den Vicomte vom Scheitel bis zur Sohle ansehen konnte, selbst wenn es ein Kartoffelsack gewesen wäre, der an seinen Schultern baumelte. Ein kleiner Schritt seitlich und er konnte den Schneider im Spiegel sehen, der am Tisch ein paar Notizen machte.
Welcher Anlass. Hatte er das Eingangs nicht schon erwähnt? Soviel zum Thema Beobachtungsgabe. Wobei Beobachtung und Auffassung zweierlei Gut waren. Ein kleines Einatmen, in dem man die Resignation ob der Unaufmerksamkeit mancher Leute nur erahnen konnte, wenn man ihn wirklich gut kannte. Milan war keine sehr expressive Person.
"Man hat mich in den Stadtrat berufen. Der Regent scheint es für eine gute Sache zu halten, jemanden im Rat zu haben, der sich mit Recht und Gesetz auskennt. Daher auch die andere Garnitur, da ich häufig in den Archiven sein werde und Ihr werdet zustimmen, dass das hier,", er warf den Umhang gekünstelt über die Schulter zurück, was fast feminin wirkte, "eher ungeeignet für staubige Katakomben ist." Er sortierte die Falten des Umhangs wieder anders und zupfte an der ersten Falte, die einfach nicht so fallen wollte, wie er sich das vorstellte. Zwischen seinen Brauen erschien eine feine Falte.
"Ich werde noch ein zwei Garderoben ähnlicher Art brauchen.", sinnierte er, blickte dann auf seine Füße. "Und passendes Schuhwerk." Was ihm daran missfiel, wusste wohl nur er selbst, denn wie alles an ihm, waren auch die Schuhe von Meisterhand.
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Saoirse Aeryn Healy
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Saoirse konnte durchaus auf sich aufpassen, das war immer so gewesen. In ihrem Dorf zumindest, wie es in der Stadt war musste sie vielleicht erst noch lernen. Wehrlos war sie aber keineswegs, überall an ihrer Kleidung waren versteckte kleine Klingen. Kleine Laschen und Einschübe verdeckten diese und für unwissende und nicht ganz so aufmerksame Leute mussten die kleinen Griffe meist eher wie Zierrat wirken. Wenn also wirklich mal jemand handgreiflich werden würde wüsste sie sich zu verteidigen. Natürlich hoffte sie das das niemals notwendig werden würde, aber man wusste ja nie.

Sie führte also noch einige kleinere Korrekturen an ihrer Zeichnung aus und schien ganz zufrieden mit ihrer Arbeit. Damit sollte der Schneider wohl zurecht kommen. Und während ihre Gedanken so umherschweiften kam ihr der Gedanke das ein Rock aus Leder vielleicht auch seine Berechtigung haben mochte. Dafür waren allerdings weichere Leder von Nöten, oder altes noch gut erhaltenes. Sie würde die Augen mal offenhalten.

Schumzelnd hörte sie, zum Teil unfreiwillig, zum Teil mit voller Absicht der Anekdote des Vicomte zu. Ob das nun der Wahrheit entsprach oder nicht, es war amüsant und half sicher bei widerspenstigen Kunden respektive Handwerkern. Sie beschloß sich das zu merken und die ein oder andere eventuelle Geschichte parat zu haben für die Zukunft. Und wie ihre Gedanken so von einem auf das andere Thema wanderten fiel ihr wieder ein das sie selbst noch in die Kanzlei des Vicomte wollte. Um diesen Termin aber auszumachen war sich später noch Zeit.
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Avarion DeSpaire
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Während Miss Haely am zeichnen war konnte sich Ion ganz ungestört um Milan kümmern.
Nicht immer ging es bei einer Nachfrage darum Unaufmerksamkeit auszugleichen. Vielmehr fragte man nach um Interesse zu bekunden oder aber an ein Gesprächsthema anzuknüpfen.
„Ich kenne niemanden der perfekt symmetrisch gebaut ist. Jeder hat keine Unstimmigkeiten an sich und manchmal sind es genau diese die interessant machen. Manche sind von Geburt an schief, andere durch Arbeit und wieder andere durch Wachstum oder Unfall.“ Seit seinem eigenen Unfall fühlte sich auch Ions Schulter schief an. Da hatte er Toralar aber seinen hauseigenen Chirurgen der wirklich alles richtete und heilte was in seiner Macht stand.
Gekonnt und leicht flüssig folgte Ion jeder Bewegung und jeder Drehung Milans. Als dieser sich endlich von seinem Spiegelbild lösen konnte und umdrehte, legte ion Hand an den Kragen. „Wenn ich den Kragen innen zwei Faden breit auslasse, wird er nicht mehr nach innen kippen.“ wie selbstverständlich legte er danach Hand an die Ärmel und hob Milans Arme ein Stück weit an. Aufmerksam musterte er den Stoff und die gesamte Länge auf dem Arm liegend. Er raffte den einen Arm minimal und betrachtete die Länge erneut. Wenn genügend Nahtzugabe vorhanden war sollte sich auch das Problem schnell lösen lassen. Er ließ den Vicomte los und machte eine grobe Skizze um dort die Änderungen zu markieren.
Als Milan von seinem bevorstehenden Amt sprach hielt Ion einen Moment inne und sah den Menschen vor sich an. „Der Regent selber hat euch angefragt? Welch Ehre. Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Und ich muss sagen eine wirklich gute Idee jemanden vom Fach und mit der nötigen Weitsicht ins Amt zu holen. Wenn die anderen Ratsmitglieder jetzt noch auf die fachkundige Meinung hören, kann sich vielleicht wirklich etwas ändern.“ ein klein wenig schwang sein eigener Frust mit, dass er zwar Berater genannt wurde, aber sein Freiherr viel zu wenig auf ihn hörte und viel zu viele Geheimnisse hatte.
Wie unpraktisch er den ganzen Firlefanz an der Kleidung fand brauchte er nicht zu erwähnen. Er hatte schon begriffen das in dieser Welt die Uhren anders tickten. Amt und Würde wurde meistens an Geld und Macht geknüpft und nicht an Erfahrung und Bildung. Manche kamen einfach nur aus einem guten Hause und verstanden es zu reden.
Die Falte. Ja. Was war damit nicht in Ordnung. Bevor sein Kunde noch weiter vergeblich daran herumzupfte erledigte Ion das lieber selber. Immerhin hatte er bereits erkannt worauf es Milan ankam. So legte er die Falte in perfekter Anlehnung zu den anderen und steckte sie fest. „Ist es so besser?“ fragte er nach und lauschte weiter den Worten.
Schließlich erwähnte Milan seine Schuhe und natürlich folgte ion dem Reflex sich diese zu betrachten und natürlich sah er nicht wo genau das Problem lag denn bis auf den Staub von der Straße sah man ihnen keinen Fehler an. Aus Erfahrung wusste er aber selber, das zu einem Schuh mehr gehörte als nur ein perfektes Aussehen. Er verglich seine eigenen, von seiner Frau, maßgefertigten Stiefel mit der Verarbeitung und zuckte innerlich mit den Schultern. „Bei Schuhwerk kann ich ihnen leider nicht weiter helfen. Aber ich frage gerne bei Meister Elihal nach, ob er jemanden empfehlen kann, vorausgesetzt ihr habt nicht schon einen Meister zur Hand.“
Prüfend griff Ion noch einmal an das Kleidungsstück. Setzt er neu auf, zupfte die Schultern an beiden Seiten gerade, strich mit einer Bürste über den Stoff um eventuelle Unreinheiten zu beseitigen, und sei es nur um die winzigen fasern des Stoffs wieder in eine Linie zu legen. „Alle Änderungswünsche habe ich notiert. Die Überarbeitung wird ein paar Stunden in Anspruch nehmen. Gibt es sonst noch etwas was ich für Meister Elihal notieren darf?“
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Milan Thaess enn
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Lebenslauf: Milan

Milan beobachtete nicht das Tun der schlanken Hände, sondern die Züge des Elfen mit dem interessanten Schmuckstück auf der Nase. Dabei fiel ihm die Heterochromia auf, aber das war nur eine Randnotiz. Vielmehr verfolgte er die Blickrichtung der Augen, die feinen Nuancen der Mimik, die Konzentration und die nötige Ernsthaftigkeit verrieten. Meister Elihal hatte sich in der Tat einen guten Gehilfen ins Haus geholt und der Vicomte überließ ihm bereitwillig seine Arme, den Kragen und letztlich auch die Falte, die mit einem Handgriff endlich so zu Liegen kam, wie er es sich vorstellte. Ein kleines Lächeln erschien. "Vortrefflich."
Milan wandte sich wieder dem Spiegel zu und stellte sich in Positur wie für ein Gemälde. Du lieber Himmel, hoffentlich hielt er diesen Zirkus lange genug durch ohne den Verstand zu verlieren. Er hasste Oberflächlichkeit und musste sich ihr doch ein gutes Stück weit unterordnen. Seine Brauen wippten unwillkürlich etwas nach oben, als wolle er sagen: 'Sei es wie.' Die Worte des Schneiders lenkten ihn ohnehin ab.
"Nicht der Regent höchstselbst, nein. Das wäre dann doch zu viel der Ehre. Sein Berater, der in letzter Zeit von sich reden macht. Nicht zuletzt, weil es heißt, er habe einen Elfenmagus in seinem engeren Vertrautenkreis. Aber ich gebe Euch Recht, es wird Zeit, das Willkür und Spekulationen von Fakten und Gesetzen abgelöst werden. Gesetze, die für alle Bürgerinnen und Bürger unserer schönen Stadt gleichermaßen Gültigkeit haben. Ich habe nicht vor, da Kompromisse zu machen. Dafür ist mir mein Name zu wertvoll." Und sein Ruf, der natürlich eng damit verwoben war.
Er wandte sich wieder um und wedelte zu seiner Schulter hin. "Und jetzt nehmt mir diese Dekoration ab, bitte." Seine Geduld war erschöpft. Er wollte wieder in seine Alltagskleider steigen.
"Schuster hatte ich einen guten: Meister Bock. Vielleicht kennt Ihr den Namen. Leider endete er nach einem groß angelegten Einsatz der Stadtwache in Ferneck am Galgen." Er wirke ehrlich betroffen. Es war eines der Ereignisse, die er als erstes anhand der Dokumente im Archiv nachvollziehen wollte. Wie kam es zu dem Beschluss? Was waren die Gründe der Razzia? Was hatte man Meister Bock zur Last gelegt? Es machte den Halbling nicht wieder lebendig, aber es zehrte an ihm, dass er nicht rechtzeitig hatte eingreifen können. Zumindest konnte er versuchen, den Namen der Familie wieder rein zu waschen oder für sich selbst die Rechtfertigung zu finden, die das Urteil statthaft machte. Ein Räuspern folgte. "Nun ja, wenn Meister Elihal eine Empfehlung hat, bin ich ganz Ohr. Ansonsten brauche ich noch eine festliche Robe in den Farben der Stadt. Doch alles zu seiner Zeit. Zunächst sollte diese hier fertig werden." Und damit zog er sich wieder zurück, um sich aus den zwar edlen, aber dann doch auf Dauer unbequem steifen Roben zu schälen. So hatte Ser DeSpaire wieder Zeit für die andere Kundin und man hörte Milan nur von Zeit zu Zeit rascheln oder einen kleinen, erleichterten Laut von sich geben. Bis er nach geraumer Zeit wieder auftauchte, zurück verwandelt in den vergleichsweise einfach gekleideten Advokaten. Die neuen Kleider hingen über seinem Arm und er wartete diesmal geduldig, bis er wieder an der Reihe war. Dann reichte er dem Schneider alles.
"Diese Garnitur nehme ich gleich mit, die andere lasse ich dann morgen abholen.", informierte er diesen.
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Saoirse Aeryn Healy
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So wirklich viel komnte sie im Moment ja nicht tun. Darum saß sie wartend auf einem der Stühle und hörte, diesmal mit voller Absicht, einfach bloß zu. Interessant war das ja durchaus, die Gespräche die man hier in der Stadt bei so mancher Gelegenheit belauschen konnte hatten schon ihren Reiz. Ganz anders als in ihren Dorf, die waren rein thematisch doch etwas seichter, aber durchaus noch von einem gewissen Grad der Belustigung. Wer bei dem letzten Kneipenbesuch wieder durch übertriebenen Alkoholkonsum aufgefallen war. Wer wem an den Hintern gefasst hatte, wer wem auf die Stiefel gekotzt hatte. Sie schmunzelte etwas und sah sich noch einmal um. Ähnliche Gespräche konnte man hier zwar auch hören, aber Gespräche über Geschehenisse im Stadtrat waren doch eher nicht im Dorf zuhören.

Sie meldete sich nicht direkt auf die eigentlich an den Gehilfen gerichtete Frage nach einem Schuhmacher. Sie hatte das zwar durchaus auch machen können, es war allerdings eher ein Hobby und sie hatte außer für sich selbst nie Schuhe angefertigt. Außerdem zweifelte sie irgendwie an das solche Lederstiefel, wie die ihren, etwas für den Vicomte waren. Nichts destotrotz, aber ohne Hintergedanken, hatte sie die Beine ausgestreckt und die Füße mit den Stiefeln aufeinander gelegt. Die Stiefel waren sehr ähnlich wie ihre sonstige Kleidung von exquisiter Machart, viel Liebe für kleine Details und Nähte. Auch wenn es nicht wirklich nötig war ihre 1,84m noch zu erhöhen waren breite Absätze an den Stiefeln. Im Grunde sahen sie aus wie neu, entweder das oder sie wurden penibel gepflegt. Wenn man bedachte was die Stiefel, angesichts der Verarbeitung, gekostet haben mussten war beides realistisch. Natürlich gab es Spuren von ihrem Weg durch Ferneck. Das bleib aber wohl nicht aus.

Geduldig wartete sie nun was sie wieder an der Reihe sein würde.
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