Nicht allein.
Zu zweit.
Nicht allein.
Wie seltsam das klang, wenn es ausgesprochen war. Allein war er selten, einsam sehr oft. Aber selbst dieses Gefühl war in den letzten Wochen und Monaten abgeflaut. Seine Mundwinkel zuckten bei Jarels Worten. Zu zweit Scheiße bauen... Er senkte kurz den Blick, doch die Andeutung eine Lächelns darin entging dem aufmerksamen Mann neben ihm natürlich nicht.
Doch die Hand lag noch so schwer auf seiner Schulter... Er wartete, ahnte schon, was noch kam, nur überraschte ihn der Unterton ein wenig. Fast vibrierend, erwartungsvoll? Jakob war irritiert, suchte erneut den Blick der braunen Augen Jarels - Wissen lag darin. Wissen und banges Erwarten.
Gerne hätte er einfach verneint, die Sorgen fort gewischt und etwas auf den Scherz erwidert. Aber sie waren zu weit gegangen, hier auf dieser Bank und miteinander. Die Tür, die Jakob immer so bissig gehütet hatte, stand für den Ritter gerade sperrangelweit offen. Keine Ausflüchte, nicht zu diesem Thema seiner Innenwelt.
"Nicht mehr so oft. Nach dem Hym... Wenn dieses Fieber nicht gewesen wäre. Und du, mit dieser neuen Perspektive..." Und Aria. Aria, die er nicht erwähnte, weil er krampfhaft versuchte nicht mehr an sie zu denken. Zu vergessen, was jede Erinnerung an sie in ihm auslöste. Er schüttelte sich, zuckte mit den Schultern. Was sollte er Jarel groß erzählen? Er konnte es in dessen Stimme hören und in seinen Augen lesen, dass er genau wusste, dass man auch das nie wirklich los wurde.
"Zu zweit lässt es sich wohl auch besser weiter leben.", bot er statt dessen an. Er meinte natürlich ihre Schwurgemeinschaft, aber etwas daran weckte den dumpfen Druck des vorhin entstandenen Keils. Der kleine Schmerz in Jakobs Fleisch - zu zweit, das sahen die Ritter seiner Welt durchaus entspannt. Entspannter als er. Eine Sache - DIE Sache - die den finalen Streit mit Alexej vom Zaun gebrochen und dessen Hohn auf Jakob herab beschworen hatte. Der Zwist in dessen Folge er erst auf sein Motorrad gestiegen war, voller Zorn auf Gott, Alexej und vielleicht auch sich selbst. Halsbrecherisch und dieses Mal wild entschlossen die Kurve auf dem Ellenbogen zu nehmen, obwohl noch kein Tag vergangen war, an dem dort kein Sand gelegen hätte.
Vorbei.
Alexej und seine Unzucht weit weg.
Sein Hohn über jene, die wahrlich dem Weg verschrieben waren, fern.
Alles in Ordnung, nicht?
Nein. Es pulsierte.
Der Dorn wollte sich nicht ganz zum Schweigen bringen lassen, zwang Jakob dazu, Jarel noch einmal auf jene eindrückliche Art ins Visier zu nehmen, die er nur für diesen ab und an ablegte. Es war eine neue Wunde, ein Fremdkörper und er würde sich entzünden, weil der junge Mann nicht in der Lage war, dieses Thema auch noch aufs Tablett zu bringen. Jedenfalls nicht direkt.
"Ich habe mich immer an meine Gelübde gehalten.", wiederholte er seine Worte aus der letzten Nacht. "Meinem Vater war es irgendwie immer wichtig, dass auf das Wort eines Mannes Verlass ist. Noch mehr auf seinen Schwur. Das macht Männer zu Rittern, nicht wahr?", er erhob sich, ließ Jarel allerdings nicht aus den Augen und forschte nach jeder Reaktion, die dieser zeigen mochte, auch wenn der Knappe wusste, das sein Mentor üblicherweise nichts durchblicken ließ, was nich gesehen werden sollte.
"Darum suche ich jetzt Schwester Iola und werde mich entschuldigen. Und dann in den Tempel der Ewigen Flamme, Abbitte leisten.", beschied er nach einer Pause, die länger war als eigentlich nötig. Für ihn war das Gespräch damit beendet, aber er hatte inzwischen auf verschiedene Wege gelernt, dass Jarel entschied, wann eine Unterhaltung zu Ende war. Zumindest wenn er nicht gerade an ein Bett gefesselt war.
Das Haus der Melitele - inneres Heiligtum
- Jakob von Nagall
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Eine neue Perspektive. Jarel senkte gerührt den Blick und das Leuchten in deinen Augen passte sich seinem Lächeln an. Er hatte ihn schon damals erreicht. Mehr als er geahnt hatte.
‚Zu zweit besser Leben…‘ Ja. Heute fühlte sich das perfekt an, aber Jarel wusste, es würde wieder diese Zeiten geben. Die, wo der Ritt auf der Klinge verlockender war als Hilfe bei jemanden zu suchen, sich zu öffnen, zu Reden.
Er drängte den Jungen gerade dazu, sich in dieser Phase an ihn zu wenden.
Aber war er auch zu genau dem in der Lage? War er in der Lage, den Drang zu überwinden und sich ans Leben zu binden? Der Sonnenaufgang am Berg…
Jarel räusperte sich und schob den Gedanken weg, um zurück ins Jetzt zu kehren.
Das hätte Jakob wiedererkannt, hätte er es gewusst.
„Das Gelübte?“
Der Ritter nahm den Arm zurück und Haltung an. Auch im Sitzen beeindruckend. Er wuchs dann immer in die Höhe und sogar in die Breite.
„Ich schwöre bei der ewigen Flamme, dem Orden und seinen Idealen treu zu dienen, Unrecht und Böses zu vernichten, die Unschuld und Tugend zu schützen, meinem Ritter zu jeder Zeit zu gehorchen, den Pfad der Tugend zu beschreiten, niemals zu weichen oder zu schwanken.
Ich schwöre, das Licht der ewigen Flamme hoch zu halten und immer im Herzen zu tragen, von jetzt an bis zum Tage meines Ablebens.“, wiederholte er leise, aber mit Hingabe.
„Der Sinn des Schwurs ist es dich auf den Rechten Weg zu bringen. Da bist du längst. Und was bedeutet Tugend? In meinen Augen ist Tugend das vorbildliche Handeln. Gutes tun, Ehrlich sein und Aufrichtig. Ich verstehe nicht wie die Liebe zu einer anderen Person etwas Schlechtes sein kann? Was ist göttlicher als Liebe? Und wenn das zu körperlicher Nähe führt…“, er lächelte in einer Mischung aus Verlegenheit und Verträumtheit.
Er atmete durch. „Ich habe mich nicht immer Keusch verhalten. Aber wenn ich bei jemandem lag, dann aus Liebe. Und ich bilde mit ein, dass es nicht DIESE Tatsache ist, die mich zu einer schlechten Person macht.“
Er presste kurz die Lippen zusammen. Er würde nie wieder bei Slava liegen…
Nein. Nicht daran denken. Er war schließlich hergekommen um wieder zu sich zu finden.
„Und um aller Schatten Willen Jakob, wage es nicht dich bei Violetta zu entschuldigen.“, setzte er nach einer Weile eine Spur schärfer wieder an.
„Sie ist über beide Ohren verknallt in dich. Wenn du dich jetzt bei ihr entschuldigst könnte sie es so auffassen, dass sie das Geschenk ihrer Jungfernschaft jemanden gemacht hat, der sie nicht wollte. Schlimmer kannst du sie nicht kränken.
Ob du dafür Abbitte leisten willst, musst du mit deinem Gewissen ausmachen, aber brich meiner Kleinen nicht das Herz.“
Jetzt war es an Jarel zu schweigen. Das Geständnis seinerseits würde ihn vielleicht irritieren. Die gerade geöffnete Tür eventuell wieder schließen, aber Jarel war es wichtiger ehrlich zu sein als für Tugendhaft gehalten zu werden.
Ohnehin war seine Befürchtung, Jakob hatte ein furchtbar falsches Bild von ihm.
Was war nun besser? Den schein zu wahren oder sich zu offenbaren?
‚Zu zweit besser Leben…‘ Ja. Heute fühlte sich das perfekt an, aber Jarel wusste, es würde wieder diese Zeiten geben. Die, wo der Ritt auf der Klinge verlockender war als Hilfe bei jemanden zu suchen, sich zu öffnen, zu Reden.
Er drängte den Jungen gerade dazu, sich in dieser Phase an ihn zu wenden.
Aber war er auch zu genau dem in der Lage? War er in der Lage, den Drang zu überwinden und sich ans Leben zu binden? Der Sonnenaufgang am Berg…
Jarel räusperte sich und schob den Gedanken weg, um zurück ins Jetzt zu kehren.
Das hätte Jakob wiedererkannt, hätte er es gewusst.
„Das Gelübte?“
Der Ritter nahm den Arm zurück und Haltung an. Auch im Sitzen beeindruckend. Er wuchs dann immer in die Höhe und sogar in die Breite.
„Ich schwöre bei der ewigen Flamme, dem Orden und seinen Idealen treu zu dienen, Unrecht und Böses zu vernichten, die Unschuld und Tugend zu schützen, meinem Ritter zu jeder Zeit zu gehorchen, den Pfad der Tugend zu beschreiten, niemals zu weichen oder zu schwanken.
Ich schwöre, das Licht der ewigen Flamme hoch zu halten und immer im Herzen zu tragen, von jetzt an bis zum Tage meines Ablebens.“, wiederholte er leise, aber mit Hingabe.
„Der Sinn des Schwurs ist es dich auf den Rechten Weg zu bringen. Da bist du längst. Und was bedeutet Tugend? In meinen Augen ist Tugend das vorbildliche Handeln. Gutes tun, Ehrlich sein und Aufrichtig. Ich verstehe nicht wie die Liebe zu einer anderen Person etwas Schlechtes sein kann? Was ist göttlicher als Liebe? Und wenn das zu körperlicher Nähe führt…“, er lächelte in einer Mischung aus Verlegenheit und Verträumtheit.
Er atmete durch. „Ich habe mich nicht immer Keusch verhalten. Aber wenn ich bei jemandem lag, dann aus Liebe. Und ich bilde mit ein, dass es nicht DIESE Tatsache ist, die mich zu einer schlechten Person macht.“
Er presste kurz die Lippen zusammen. Er würde nie wieder bei Slava liegen…
Nein. Nicht daran denken. Er war schließlich hergekommen um wieder zu sich zu finden.
„Und um aller Schatten Willen Jakob, wage es nicht dich bei Violetta zu entschuldigen.“, setzte er nach einer Weile eine Spur schärfer wieder an.
„Sie ist über beide Ohren verknallt in dich. Wenn du dich jetzt bei ihr entschuldigst könnte sie es so auffassen, dass sie das Geschenk ihrer Jungfernschaft jemanden gemacht hat, der sie nicht wollte. Schlimmer kannst du sie nicht kränken.
Ob du dafür Abbitte leisten willst, musst du mit deinem Gewissen ausmachen, aber brich meiner Kleinen nicht das Herz.“
Jetzt war es an Jarel zu schweigen. Das Geständnis seinerseits würde ihn vielleicht irritieren. Die gerade geöffnete Tür eventuell wieder schließen, aber Jarel war es wichtiger ehrlich zu sein als für Tugendhaft gehalten zu werden.
Ohnehin war seine Befürchtung, Jakob hatte ein furchtbar falsches Bild von ihm.
Was war nun besser? Den schein zu wahren oder sich zu offenbaren?
- Jakob von Nagall
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Lautlos hatten sich seine Lippen mitbewegt, den Schwur verfolgt, den er bereits in- und auswendig kannte und dereinst leisten würde, wenn man ihn zum Ritter schlug. Er spürte, wie er sich anspannte, alle Muskeln zum Bersten stramm seine Knochen zerwürgen wollten. Diesen Zwiespalt konnte und wollte er nich begreifen - entweder er beugte sich oder eben nicht. Es gab für ihn kein dazwischen, das sich mit Argumenten und theologischen Diskussionen abtun ließ.
Als Jarel den Eid beendet hatte, erwiderte er daher sreif: "Ich stehe hier vor der Ewigen Flamme und lege meinen Leib und meine Seele hinein. Vor ihr und den Zeugen gelobe ich Gehorsam dem Orden und seinen Weisen gegenüber und entsage den weltlichen Lasten. Arm will ich sein und rein, so wie mich die Flamme entlassen hat."
Zumindest für ihn glasklar.
Jakob fuhr sich mit der Hand durch das kurze Haar und lachte unvermittelt bitter auf. Liebe. So ein scheiß Konzept. Hatte ihm bisher nichts als Ärger eingebracht und allein die Richtung des Gesprächs ließ ihn innerlich beben. Er fühlte sich in eine Ecke manövriert, in die er auf keinen Fall auch noch blicken wollte. Nicht heute und auch nicht irgendwann.
Mit geballten Fäusten und bebend stand er vor seinem Ritter, brodelnd und plötzlich voll des unbändigen Wunsches, zu verletzen und alles wieder so hin zu rücken, wie es vorher gewesen war. Er in seiner Nussschale und Jarel draußen, seinetwegen in einer eigenen Schale - ihm egal. Er hörte den geflüsterten Namen aus Jarels Fiebertraum, hatte längst seine Schlüsse gezogen, obwohl er das diesmal nicht hatte tun wollen. Nicht urteilen, bevor er die jeweilige Wahrheit kannte. Doch er fiel wieder hinein in die alte Falle, nicht ahnend, wie richtig er lag.
Slava. Ein Typ, der doch noch nicht mal wusste, wie man das Wort 'Liebe' buchstabierte. Seltsamerweise störte ihn nicht mal der Fakt, dass es ein Mann war. Ihn störte es grundsätzlich und ihn störte, dass es DER Mann war. Ausgerechnet.
Zum Glück schnitt Jarel Iola an, nur um seinen Knappen endgültig zum Platzen zu bringen. Weil es ihn schockierte und zugleich verletzte - ihre Jungfernschaft?! Wie viel schlimmer konnte es werden? Und was war mit seiner? Wieso interessierte das nie jemanden, nur weil es bei den Frauen mit Blut und Zerstörung einher ging? Er hatte seinen Körper erst seinem Gott und nun der Flamme angeeignet, und nun hatte er versagt, hatte weg gegeben, was er so lange bewahrt und gehütet hatte. Und nicht einmal völlig daran erinnern konnte er sich - wie konnte Jarel sich erdreisten...?!
Eisig fuhr die Wut durch seine Eingeweide, als er Jarel mit zornfunkelnden Augen ansah.
"Was? Ich soll mich nicht entschuldigen dafür, dass sie wer weiß wo herum gekrochen ist, um mich zu suchen? Nicht dafür, dass ich keine Ahnung habe, was ich mit ihr angestellt habe und ob sie das überhaupt wollte? Du redest von Liebe und was soll das sein? Ein Drogentraum, der sie zu etwas gemacht hat, dass sie nicht verdient hat und du wirst mir nicht verbieten, sie um Verzeihung zu bitten!" Mit jedem Wort war er lauter geworden, ohne es lenken zu können. Schneidend. Da steckte definitiv mehr hinter diesem neuerlichen Ausbruch.
Als Jarel den Eid beendet hatte, erwiderte er daher sreif: "Ich stehe hier vor der Ewigen Flamme und lege meinen Leib und meine Seele hinein. Vor ihr und den Zeugen gelobe ich Gehorsam dem Orden und seinen Weisen gegenüber und entsage den weltlichen Lasten. Arm will ich sein und rein, so wie mich die Flamme entlassen hat."
Zumindest für ihn glasklar.
Jakob fuhr sich mit der Hand durch das kurze Haar und lachte unvermittelt bitter auf. Liebe. So ein scheiß Konzept. Hatte ihm bisher nichts als Ärger eingebracht und allein die Richtung des Gesprächs ließ ihn innerlich beben. Er fühlte sich in eine Ecke manövriert, in die er auf keinen Fall auch noch blicken wollte. Nicht heute und auch nicht irgendwann.
Mit geballten Fäusten und bebend stand er vor seinem Ritter, brodelnd und plötzlich voll des unbändigen Wunsches, zu verletzen und alles wieder so hin zu rücken, wie es vorher gewesen war. Er in seiner Nussschale und Jarel draußen, seinetwegen in einer eigenen Schale - ihm egal. Er hörte den geflüsterten Namen aus Jarels Fiebertraum, hatte längst seine Schlüsse gezogen, obwohl er das diesmal nicht hatte tun wollen. Nicht urteilen, bevor er die jeweilige Wahrheit kannte. Doch er fiel wieder hinein in die alte Falle, nicht ahnend, wie richtig er lag.
Slava. Ein Typ, der doch noch nicht mal wusste, wie man das Wort 'Liebe' buchstabierte. Seltsamerweise störte ihn nicht mal der Fakt, dass es ein Mann war. Ihn störte es grundsätzlich und ihn störte, dass es DER Mann war. Ausgerechnet.
Zum Glück schnitt Jarel Iola an, nur um seinen Knappen endgültig zum Platzen zu bringen. Weil es ihn schockierte und zugleich verletzte - ihre Jungfernschaft?! Wie viel schlimmer konnte es werden? Und was war mit seiner? Wieso interessierte das nie jemanden, nur weil es bei den Frauen mit Blut und Zerstörung einher ging? Er hatte seinen Körper erst seinem Gott und nun der Flamme angeeignet, und nun hatte er versagt, hatte weg gegeben, was er so lange bewahrt und gehütet hatte. Und nicht einmal völlig daran erinnern konnte er sich - wie konnte Jarel sich erdreisten...?!
Eisig fuhr die Wut durch seine Eingeweide, als er Jarel mit zornfunkelnden Augen ansah.
"Was? Ich soll mich nicht entschuldigen dafür, dass sie wer weiß wo herum gekrochen ist, um mich zu suchen? Nicht dafür, dass ich keine Ahnung habe, was ich mit ihr angestellt habe und ob sie das überhaupt wollte? Du redest von Liebe und was soll das sein? Ein Drogentraum, der sie zu etwas gemacht hat, dass sie nicht verdient hat und du wirst mir nicht verbieten, sie um Verzeihung zu bitten!" Mit jedem Wort war er lauter geworden, ohne es lenken zu können. Schneidend. Da steckte definitiv mehr hinter diesem neuerlichen Ausbruch.
- Jarel Moore
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Jarel beobachtete Jakob, wie er sich nach seinen Worten mehr und mehr spannte, wie ein Raubtier vor dem Sprung.
Der Text des Schwurs war ihm über die Lippen gekommen, als käme es direkt aus seiner Seele.
Aber nun? Er ballte die Fäuste, funkelte ihn an.
Seine Auffassung von Tugend konnte kaum unterschiedlicher sein von der seines Knappen.
Zumindest in dieser einen Richtung. War denn alles andere wertlos, wenn man sich in einem Punkt unterschied?
Jarel erwiderte den Blick, noch immer aufrecht sitzend und mit gestrafften Schultern. Auch wenn ihm nach etwas anderem war. Ihm war nach Aufgeben. Der stetige Kampf um Jakob war so unglaublich ermüdend in diesem Moment. Vielleicht schaffte er es noch dieses eine Mal.
Vielleicht.
„Ja, ich rede von Liebe. Und behaupte nicht, du wüsstest nicht wovon ich rede. Du trägst davon mehr im Herzen als manch anderer.“ Unglücklicherweise nicht für eine lebende Person, wie Jarel tief in seinem Unterbewusstsein unlängst begriffen hatte.
Wie gern wäre er aufgestanden und gegangen. Weg von all dem. Weg von dieser Welt und den vergeblichen Anstrengungen. Weg von unerwiderter Liebe und all der Wut, die ihm entgegengeschleudert wurde, weil er war was er war. Ob es nun der Wolf, der Ritter, oder der Mann, der Männer liebte. Es war immer falsch.
Einen langen Moment schloss Jarel die Augen und versuchte die Dunkelheit zu vertreiben, die ihn zu erdrücken drohte.
„Geh zu ihr und entschuldige dich. Tu was immer du willst. Aber gib ihr nicht das Gefühl, dass sie einen Fehler damit begangen hat, sich um dich zu kümmern. Du bist es wert, dass sich jemand kümmert. Bedanke dich lieber dafür, statt dich zu entschuldigen.“
Er bemühte sich ruhig zu klingen und beherrscht, sich nicht anmerken zu lassen, wie es in ihm aussah.
In diesem Moment war es ihm mehr als Recht, dass Jakob wieder eindeutige Anzeichen der Flucht aufwies.
Lange konnte er die Fassade des überlegenen, ruhigen und unnahbaren Vorgesetzen nicht mehr aufrechterhalten.
Allein. Er wollte allein sein.
„Tu ihr nicht weh.“, bat er tonlos.
Der Text des Schwurs war ihm über die Lippen gekommen, als käme es direkt aus seiner Seele.
Aber nun? Er ballte die Fäuste, funkelte ihn an.
Seine Auffassung von Tugend konnte kaum unterschiedlicher sein von der seines Knappen.
Zumindest in dieser einen Richtung. War denn alles andere wertlos, wenn man sich in einem Punkt unterschied?
Jarel erwiderte den Blick, noch immer aufrecht sitzend und mit gestrafften Schultern. Auch wenn ihm nach etwas anderem war. Ihm war nach Aufgeben. Der stetige Kampf um Jakob war so unglaublich ermüdend in diesem Moment. Vielleicht schaffte er es noch dieses eine Mal.
Vielleicht.
„Ja, ich rede von Liebe. Und behaupte nicht, du wüsstest nicht wovon ich rede. Du trägst davon mehr im Herzen als manch anderer.“ Unglücklicherweise nicht für eine lebende Person, wie Jarel tief in seinem Unterbewusstsein unlängst begriffen hatte.
Wie gern wäre er aufgestanden und gegangen. Weg von all dem. Weg von dieser Welt und den vergeblichen Anstrengungen. Weg von unerwiderter Liebe und all der Wut, die ihm entgegengeschleudert wurde, weil er war was er war. Ob es nun der Wolf, der Ritter, oder der Mann, der Männer liebte. Es war immer falsch.
Einen langen Moment schloss Jarel die Augen und versuchte die Dunkelheit zu vertreiben, die ihn zu erdrücken drohte.
„Geh zu ihr und entschuldige dich. Tu was immer du willst. Aber gib ihr nicht das Gefühl, dass sie einen Fehler damit begangen hat, sich um dich zu kümmern. Du bist es wert, dass sich jemand kümmert. Bedanke dich lieber dafür, statt dich zu entschuldigen.“
Er bemühte sich ruhig zu klingen und beherrscht, sich nicht anmerken zu lassen, wie es in ihm aussah.
In diesem Moment war es ihm mehr als Recht, dass Jakob wieder eindeutige Anzeichen der Flucht aufwies.
Lange konnte er die Fassade des überlegenen, ruhigen und unnahbaren Vorgesetzen nicht mehr aufrechterhalten.
Allein. Er wollte allein sein.
„Tu ihr nicht weh.“, bat er tonlos.
- Jakob von Nagall
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- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Oh wie er das hasste, dieses Gefühl gerade wieder alles zu vermasseln und trotzdem nichts dagegen tun zu können, weil die Wut so übermächtig war. Ihn steuerte und zwingen wollte, noch und noch einen drauf zu setzen. Nochmal nach zu treten, weil er genau spürte, dass nicht viel fehlte und der andere läge am Boden, geschlagen. Es war so hart dagegen anzukämpfen, dass es jeden Muskel brauchte, bis hin zu den Kiefern, die er aufeinander presste, um nichts mehr zu sagen.
Schweig, verfluchter Idiot.
Doch er war machtlos gegen sich selbst, gegen den Elefanten, der sich gegen seine Schulterblätter presste.
"Was immer ich will? Ist das die Lektion?" Er wurde unfair, verdrehte Wort und Sinn, und er würde weiter gehen, wenn er jetzt nicht das Feld verließ. Aber in dieser Stimmung zu Iola? Auch keine gute Idee...
Da traf ihn Jarels letzte Bitte - eher ein Flehen - in die Magengrube. Ihr nicht weh tun. Er presste die Augen zusammen. Genau das war der große Scheiß mit der Liebe - am Ende stand immer Schmerz. Dem jungen Mann fehlten die gegenteiligen Beispiele und er wehrte sich auch innerlich gegen die Behauptung, er würde Liebe im Herzen tragen. Er trug nur noch Leid und Wut mit sich herum, die allerdings an diesen letzten Worten verrauchte oder sich eher neu ausrichtete.
Zu spät. Er konnte nicht mehr schweigen.
"Hat er das?" Seine Stimme war plötzlich rauer als gewöhnlich, aber vielleicht war es auch nur das Nachwirken der letzten Nacht. "Getan was er will und dich verletzt?" Auf Jarels halb fragenden, halb verwunderten Blick, erwiderte er: "Du hast nach Slava gerufen. Im Fieber." Er hatte nicht viel verstanden, außer dem Namen, aber er war auch nicht völlig auf den Kopf gefallen.
In einem Punkt mochte Jarel Recht haben, auch wenn Jakob es selbst nie aussprechen würde: er liebte und wenn er einmal liebte, dann ohne Kompromisse. Was auch hieß, dass seine Wut sich gegen alles und jeden richtete, die diese geliebten Menschen in irgendeiner Form angriffen. Slava hatte er ohnehin nie gemocht und nun addierte er einfach einen weiteren dicken Punkt auf seiner Liste voller Gründe, weshalb er ihm irgendwann den Arsch aufreißen würde.
Jakob war nun hin und her gerissen zwischen gehen und bleiben, da platzte die Rettung aus unerwarteter Richtung in den Garten. Mittagessen und anschließende Lesestunde waren vorbei, die Kleinsten schliefen, die Älteren strömten als lärmender Haufen wieder auf die Wiese. Von einer Sekunde auf die andere war Schluss mit Stille.
Ludo kam mit seinem Bogen und dem letzten Pfeil auf Jakob zu gerannt, winkte schon mit seiner kleinen Waffe.
"Jakob! Jetzt? Zeigst du's mir nochmal?!"
Und dieser wandte sich ihm zu, zwang sich sogar zu einem halbherzigen Lächeln, zauste die schmutzig braunen Haare. "Klar."
Ein Blick noch in Jarels von Müdigkeit gezeichnete Züge. Ende der Unterhaltung. Vorerst. Er senkte die Wimpern, folgte dann Ludo.
Den Nachmittag über fand er keine freie Sekunde mehr und mit dem Übermut der Kinder kühlte auch sein Zorn, bis er auf ein schwelendes Glutnest zusammen geschrumpft war.
Jarel erstarrte wie vom Blitz getroffen.
Er wusste es. Er hatte es dir ganze Zeit gewusst.
Er wollte sich erklären, bekam aber keinen Ton heraus.
Und dann... ging Jakob.
Als der Ritter der Meinung war, sein Knappe sehe ihn nicht erhob er sich und verschwand in Richtung Tor.
Schweig, verfluchter Idiot.
Doch er war machtlos gegen sich selbst, gegen den Elefanten, der sich gegen seine Schulterblätter presste.
"Was immer ich will? Ist das die Lektion?" Er wurde unfair, verdrehte Wort und Sinn, und er würde weiter gehen, wenn er jetzt nicht das Feld verließ. Aber in dieser Stimmung zu Iola? Auch keine gute Idee...
Da traf ihn Jarels letzte Bitte - eher ein Flehen - in die Magengrube. Ihr nicht weh tun. Er presste die Augen zusammen. Genau das war der große Scheiß mit der Liebe - am Ende stand immer Schmerz. Dem jungen Mann fehlten die gegenteiligen Beispiele und er wehrte sich auch innerlich gegen die Behauptung, er würde Liebe im Herzen tragen. Er trug nur noch Leid und Wut mit sich herum, die allerdings an diesen letzten Worten verrauchte oder sich eher neu ausrichtete.
Zu spät. Er konnte nicht mehr schweigen.
"Hat er das?" Seine Stimme war plötzlich rauer als gewöhnlich, aber vielleicht war es auch nur das Nachwirken der letzten Nacht. "Getan was er will und dich verletzt?" Auf Jarels halb fragenden, halb verwunderten Blick, erwiderte er: "Du hast nach Slava gerufen. Im Fieber." Er hatte nicht viel verstanden, außer dem Namen, aber er war auch nicht völlig auf den Kopf gefallen.
In einem Punkt mochte Jarel Recht haben, auch wenn Jakob es selbst nie aussprechen würde: er liebte und wenn er einmal liebte, dann ohne Kompromisse. Was auch hieß, dass seine Wut sich gegen alles und jeden richtete, die diese geliebten Menschen in irgendeiner Form angriffen. Slava hatte er ohnehin nie gemocht und nun addierte er einfach einen weiteren dicken Punkt auf seiner Liste voller Gründe, weshalb er ihm irgendwann den Arsch aufreißen würde.
Jakob war nun hin und her gerissen zwischen gehen und bleiben, da platzte die Rettung aus unerwarteter Richtung in den Garten. Mittagessen und anschließende Lesestunde waren vorbei, die Kleinsten schliefen, die Älteren strömten als lärmender Haufen wieder auf die Wiese. Von einer Sekunde auf die andere war Schluss mit Stille.
Ludo kam mit seinem Bogen und dem letzten Pfeil auf Jakob zu gerannt, winkte schon mit seiner kleinen Waffe.
"Jakob! Jetzt? Zeigst du's mir nochmal?!"
Und dieser wandte sich ihm zu, zwang sich sogar zu einem halbherzigen Lächeln, zauste die schmutzig braunen Haare. "Klar."
Ein Blick noch in Jarels von Müdigkeit gezeichnete Züge. Ende der Unterhaltung. Vorerst. Er senkte die Wimpern, folgte dann Ludo.
Den Nachmittag über fand er keine freie Sekunde mehr und mit dem Übermut der Kinder kühlte auch sein Zorn, bis er auf ein schwelendes Glutnest zusammen geschrumpft war.
Jarel erstarrte wie vom Blitz getroffen.
Er wusste es. Er hatte es dir ganze Zeit gewusst.
Er wollte sich erklären, bekam aber keinen Ton heraus.
Und dann... ging Jakob.
Als der Ritter der Meinung war, sein Knappe sehe ihn nicht erhob er sich und verschwand in Richtung Tor.
- Jarel Moore
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- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Jarel verschwand.
Hätte ihn jemand gesehen, er hätte nicht geahnt, dass der Ritter noch vor Tagen um sein Leben gerungen hatte.
Er ging kraftvoll, aufrecht und ohne Schwäche im Blick zum Tor, verließ das Grundstück. Er durchquerte die Stadt zielsicher und ohne seinen Schritt zu verlangsamen, verließ sie über eine der unzähligen Brücken. Er ging im immer gleichen Tackt, egal ob der Weg bergan oder bergab führte, über Pflaster oder über Baumwurzeln, den Blick nach vorn gerichtet.
Er ging schnell, wollte die Schwärze hinter sich lassen, die ihn verfolgte.
Er ging.
Und ging.
Die Zeit verging, die Kinder nahmen ‚ihren‘ jungen Ritter in Beschlag und der Tag rückte voran.
Noch bevor es Zeit für die Abendmesse war wurde Jakob die Entscheidung abgenommen, ob er nach Iola suchen sollte., denn die Junge Frau betrat die Wiese, auf denen Jakob seine Herde bändigte.
Sie hatte einen Korb dabei mit mehreren Bechern und drei großen Krügen.
Die Kinder kannten das schon, ließen alles stehen und liegen und rannten johlend zu Violetta.
Diese schenkte Becher um Becher ein, bis alle Kinder etwas getrunken hatten.
Während die Kinder zu Jakob zurückkehrten, schenkte die Schwester Zwei größere Becher ein und kam leicht verlegen lächelnd auf Jakob zu.
Hätte ihn jemand gesehen, er hätte nicht geahnt, dass der Ritter noch vor Tagen um sein Leben gerungen hatte.
Er ging kraftvoll, aufrecht und ohne Schwäche im Blick zum Tor, verließ das Grundstück. Er durchquerte die Stadt zielsicher und ohne seinen Schritt zu verlangsamen, verließ sie über eine der unzähligen Brücken. Er ging im immer gleichen Tackt, egal ob der Weg bergan oder bergab führte, über Pflaster oder über Baumwurzeln, den Blick nach vorn gerichtet.
Er ging schnell, wollte die Schwärze hinter sich lassen, die ihn verfolgte.
Er ging.
Und ging.
Die Zeit verging, die Kinder nahmen ‚ihren‘ jungen Ritter in Beschlag und der Tag rückte voran.
Noch bevor es Zeit für die Abendmesse war wurde Jakob die Entscheidung abgenommen, ob er nach Iola suchen sollte., denn die Junge Frau betrat die Wiese, auf denen Jakob seine Herde bändigte.
Sie hatte einen Korb dabei mit mehreren Bechern und drei großen Krügen.
Die Kinder kannten das schon, ließen alles stehen und liegen und rannten johlend zu Violetta.
Diese schenkte Becher um Becher ein, bis alle Kinder etwas getrunken hatten.
Während die Kinder zu Jakob zurückkehrten, schenkte die Schwester Zwei größere Becher ein und kam leicht verlegen lächelnd auf Jakob zu.
- Jakob von Nagall
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- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Wann Jarel gegangen war, hatte Jakob nicht bemerkt. In einem Moment saß er noch auf der Bank, reglos und in sich gekehrt, als der junge Mann das nächste Mal hin blickte, war die Bank leer und der Ritter fort. Seinem Knappen fehlte sowohl Zeit als auch Willen, nach ihm zu suchen - er brauchte den Abstand so sehr wie der Ältere wohl auch. Also stürzte er sich in sein Tun, zeigte Ludo und den anderen älteren Jungen den Umgang mit dem Bogen, baute später neue Pfeile mit ihnen.
Bis ihm die Meute davon lief und er erst nicht recht begriff, wieso. Sein Blick folgte den Kindern und entdeckte den Grund in Iola, die aus einem Korb Getränke ausschenkte. Jakob blieb stehen und beobachtete sie dabei, forschte in sich nach dem, was ihr Anblick in ihm auslöste. Die Tage von Jarels Krankheit und seiner wiederentdeckten inneren Ruhe schienen eine Ewigkeit zurück zu liegen. Er erinnerte sich daran, dass sie auch ihm oft Wasser in den Garten gebracht hatte, manchmal einen Apfel oder etwas anderes. Das sie ihn mit Nachdruck zum Essen geholt und manchmal einfach still bei ihm gesessen war, wenn er meditierte. Er hatte ihre Gesellschaft genossen, aber nie daran gedacht, sie zu verführen. Was war nur in ihn gefahren?
Dann kam sie auch zu ihm und reichte ihm einen Becher. Seine Finger berührten ihre, als er diesen entgegen nahm und lösten Bilder aus, Eindrücke. Er kannte das Gefühl ihrer Haut, den Geschmack ihrer Lippen.
"Hi. Danke..." Unbewusst befolgte er doch Jarels Rat, denn in jenem kleinen Wort lag mehr, als nur der Dank für einen Becher Wasser. Iola wirkte verlegen, doch Jakob konnte nicht anders, als in ihren Zügen zu forschen. Sie war schön, auf ihre Art. Ihr Haar war braun, das wusste er noch, auch wenn es jetzt unter einer Haube steckte, und es war weich. Ihre blauen Augen flackerten immer wieder zu ihm und er spürte den Drang, ihr Gesicht zu berühren, wie am Abend zuvor. Doch er bekämpfte ihn - nicht unter den wachsamen Augen der anderen Schwester und nicht vor den Kindern. Gar nicht, genau genommen.
"Gestern Abend... Ich, also... danke, dass du mich gesucht und zurück gebracht hast." Salami-Taktik. Eins nach dem anderen. Ein tiefes Durchatmen. In der kurzen Zeit seines Hierseins hatte er sich bereits daran gewöhnt, dass Iola nicht antwortete und dass er Fragen so formulieren musste, dass ein Ja oder Nein als Erwiderung genügte. Das machte es trotzdem nicht leichter, die richtigen Worte zu finden. Mit ihr zu schweigen hatte er immer als angenehm empfunden, aber gerade war es bedrückend.
"Also... wegen... Ich...", stotterte er los und unterbrach sich sogleich wieder, weil er klang wie ein Idiot. Noch ein tiefes Durchatmen, ein Blick in ihre leuchtenden Augen, dann einer in Richtung der rothaarigen Schwester. Eilig leerte er seinen Becher.
"Ich wollte zum Tempel des Ewigen Feuers. Möchtest du mich ein Stück begleiten?", wechselte er die Taktik und sah Iola hoffnungsvoll an.
Bis ihm die Meute davon lief und er erst nicht recht begriff, wieso. Sein Blick folgte den Kindern und entdeckte den Grund in Iola, die aus einem Korb Getränke ausschenkte. Jakob blieb stehen und beobachtete sie dabei, forschte in sich nach dem, was ihr Anblick in ihm auslöste. Die Tage von Jarels Krankheit und seiner wiederentdeckten inneren Ruhe schienen eine Ewigkeit zurück zu liegen. Er erinnerte sich daran, dass sie auch ihm oft Wasser in den Garten gebracht hatte, manchmal einen Apfel oder etwas anderes. Das sie ihn mit Nachdruck zum Essen geholt und manchmal einfach still bei ihm gesessen war, wenn er meditierte. Er hatte ihre Gesellschaft genossen, aber nie daran gedacht, sie zu verführen. Was war nur in ihn gefahren?
Dann kam sie auch zu ihm und reichte ihm einen Becher. Seine Finger berührten ihre, als er diesen entgegen nahm und lösten Bilder aus, Eindrücke. Er kannte das Gefühl ihrer Haut, den Geschmack ihrer Lippen.
"Hi. Danke..." Unbewusst befolgte er doch Jarels Rat, denn in jenem kleinen Wort lag mehr, als nur der Dank für einen Becher Wasser. Iola wirkte verlegen, doch Jakob konnte nicht anders, als in ihren Zügen zu forschen. Sie war schön, auf ihre Art. Ihr Haar war braun, das wusste er noch, auch wenn es jetzt unter einer Haube steckte, und es war weich. Ihre blauen Augen flackerten immer wieder zu ihm und er spürte den Drang, ihr Gesicht zu berühren, wie am Abend zuvor. Doch er bekämpfte ihn - nicht unter den wachsamen Augen der anderen Schwester und nicht vor den Kindern. Gar nicht, genau genommen.
"Gestern Abend... Ich, also... danke, dass du mich gesucht und zurück gebracht hast." Salami-Taktik. Eins nach dem anderen. Ein tiefes Durchatmen. In der kurzen Zeit seines Hierseins hatte er sich bereits daran gewöhnt, dass Iola nicht antwortete und dass er Fragen so formulieren musste, dass ein Ja oder Nein als Erwiderung genügte. Das machte es trotzdem nicht leichter, die richtigen Worte zu finden. Mit ihr zu schweigen hatte er immer als angenehm empfunden, aber gerade war es bedrückend.
"Also... wegen... Ich...", stotterte er los und unterbrach sich sogleich wieder, weil er klang wie ein Idiot. Noch ein tiefes Durchatmen, ein Blick in ihre leuchtenden Augen, dann einer in Richtung der rothaarigen Schwester. Eilig leerte er seinen Becher.
"Ich wollte zum Tempel des Ewigen Feuers. Möchtest du mich ein Stück begleiten?", wechselte er die Taktik und sah Iola hoffnungsvoll an.
- Jarel Moore
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Iolas Verlegenheit verebbte eine Spur. Ihn in den Tempel begleiten. Das Mädchen strahlte gleich wieder und nickte heftig. Sie deutete auf den Korb und aufs das Gebäude, ging mit federleichten Schritten in Richtung der Schwester, gestikulierte einige Sekunden lang und verschwand im Gebäude, um den Korb zurückzubringen.
Sie kam zurück mit einem Umhang über dem Arm und ging zu Jakob. Kurz streifen ihre Finger Jakobs Hand, bevor sie Richtung Tor ging.
Die Schwester pfiff die Kinder zusammen und scheuchte sie ins Gebäude.
Dem Ausflug stand nichts mehr im Wege.
Iola war aufgeregt. In ihrer Brust flatterte es heftig. Ob sie ihn nochmal rum bekam? Er war so suß…
Jarel war noch immer unterwegs, doch sein Schritt wurde unsicherer. Nicht mehr lange und er war „angekommen“.
Sie kam zurück mit einem Umhang über dem Arm und ging zu Jakob. Kurz streifen ihre Finger Jakobs Hand, bevor sie Richtung Tor ging.
Die Schwester pfiff die Kinder zusammen und scheuchte sie ins Gebäude.
Dem Ausflug stand nichts mehr im Wege.
Iola war aufgeregt. In ihrer Brust flatterte es heftig. Ob sie ihn nochmal rum bekam? Er war so suß…
Jarel war noch immer unterwegs, doch sein Schritt wurde unsicherer. Nicht mehr lange und er war „angekommen“.
- Jakob von Nagall
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Iola schien sofort aufzuleuchten und Jakob zog innerlich den Kopf ein. Jarel hatte viel besser erkannt, was er die ganze Zeit nicht wahrgenommen hatte: sie war verknallt. Über beide Ohren. In ihn. Und er? Sicherlich fand er sie anziehend, wenn er sich auf den Gedanken einließ und vor allem wenn er die lückenhaften Bilder der letzten Nacht beschwor, aber über das körperliche hinaus fand er nichts in sich. Sein Herz gehörte einer anderen, die er allerdings weder erreichen konnte noch durfte - Iola als Ersatz zu benutzen war fürchterlich falsch.
Tu ihr nicht weh.
Er begann zu begreifen und verzweifelte zugleich daran. Wie sollte er das lösen? Doch bevor er weiter daran herum grübeln konnte, war Iola wieder bei ihm. Ihre Hand streifte wie beiläufig die seine, als sie sich dem Tor zuwandte und Jakob schickte ein stummes Stoßgebet aus.
Gib mir Kraft.
Er folgte ihr hinaus auf die Straße und schlug irgendeine Richtung ein, die allerdings nicht direkt zum Tempel wies. Und ohnehin ging er nicht weit, blieb im Schatten der Klostermauer schon wieder stehen, um sie anzusehen. Aus einem Impuls heraus nahm er vorsichtig ihre Hand, die so klein in der Seinen war, senkte kurz den Blick darauf und dann wieder in ihr Gesicht.
"Hab ich... also dir. War ich grob zu dir? Oder hab dich irgendwie bedrängt?" Er kam sich so unbeholfen vor, aber er hatte auch keine Ahnung, wie er sich anders ausdrücken sollte. Wie konnte er sich nicht entschuldigen für das, was ihm vor Augen stand, wenn er an die letzte Nacht dachte? Wer weiß gaukelte ihm seine Erinnerung nur vor, dass sie sich ihm willig ergeben hatte, so wie er es sich für derlei Übergriffe ausmalte. Andererseits: wäre sie ihm dann so bereitwillig hinaus auf die Straße gefolgt, fort von den Argusaugen ihrer Schwestern?
Also war sie wohl schon freiwillig in sein Bett gekommen... jetzt musste er es irgendwie schaffen, ihr keine falschen Hoffnungen zu machen und sie gleichzeitig nicht zu kränken. Tolle Wurst. Ihre Hand in der Seinen war schon mal der völlig falsche Anfang.
Aber da waren ihre Finger in seinen, ihre Haut... ein Teil von ihm wusste genau wie sie sich anfühlte, dort wo sie nicht rau von Arbeit und Sonne war. Wo es empfindsam wurde... Ihre Augen hingen an seinen - er musste loslassen! Jetzt! Ihre Hand und ihren Blick, doch beides misslang hoffnungslos (2/100). Ganz wie von selbst hob er ihre Finger an sein Gesicht, atmete den Duft, den er inzwischen kannte: Iolas Haut und die Kräuterseife daran, süß und herb. Tief inhalierte er ihn, ließ Iola nicht aus den Augen.
"Ich kann dir nichts bieten, Iola. Ich darf keine Frauen haben." Als ob sie das nicht wüsste. Als ob es ihn gestern Nacht noch gekümmert hätte. Dennoch kroch ihm das schlechte Gewissen schleimig den Nacken hinunter - hatte er nicht eben noch mit Jarel darum gestritten, was tugendhaft war? Was rein? Iolas Liebe mochte rein sein, aber sein Verlangen war es nicht, dessen war er sich völlig sicher und trotzdem konnte er sich der Wirkung nicht entziehen.
Sie warf einen hektischen Blick nach links, nach rechts,in seine Augen.
Ihr Zeigefinger huschte auf seine Lippen, während sie ihn ein Stück in die Ecke der Mauer schob, wo sie wirklich niemand sah.
Iola durfte Männer haben, das war nicht das Problem. Jakob wurde Schwierigkeiten bekommen, wenn man ihn in flagranti erwischte.
Ob er grob gewesen war.
Ihr Lächeln wurde noch beine Spur weicher.
Sie deutete auf ihn, schüttelte die Faust, deutete auf sich, schüttelte verneinend den Kopf.
'Du grob zu mir? Nein.'
Dann deutete sie auf sich, schüttelte die Faust und deutete auf ihn.
Dann hob sie die rechte und hielt Daumen und Zeigefinger etwas auseinander.
'Ich grob zu dir? Ein Bisschen.'
Sie legte die Finger vor den Mund, wie um ein Kichern zu unterdrücken und zwinkerte ihn zu.
Sie Strich zart mit den Fingern über seine Wange.
Wie sollte sie ihn sagen, dass sie ihn nicht heiraten wollen, sondern nur Spaß haben, so lange es währte?
Vielleicht mit einer Tat.
Flink stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mundwinkel.
Jarels Schritt wurde unsicher.
Er war angekommen.
Nicht WO er hin wollte, aber an den Punkt, den er angestrebt hatte.
Die Erschöpfung holte ihn ein.
Gut. Keine Energie mehr zu denken, keine mehr zu bedauern, keine Energie zu sehnen.
Nur nach Müdigkeit.
So war es richtig und recht.
Der Ritter taumelte und hielt sich an einem Baum fest, warf einen Blick nach oben. Nein, dass wurde er nicht schaffen. Ruckartig sank er auf die Knie.
Eines noch.
Niemand war in der Nähe ihn zu hören.
Und so hörte sich niemand, wie er seine Stimme hob und sang.
Sie zog Jakob beiseite, in eine Nische, die fast schon zu verfänglich war. Er trug einfacher Kleider, kein Hinweis auf seine Stellung oder den Orden, aber sicherlich hatte sie Recht. Jarel und er würden irgendwann auch ihr Ordenshaus besuchen - besser niemand sah ihn hier. So.
Dann lenkten ihre Bewegungen ihn ab und erst wusste er es nicht recht zu deuten, dann aber hellte sich seine Miene auf. Sie war also grob zu ihm gewesen, nicht andersrum? Der Gedanke hätte ihn fast schmunzeln lassen, da stellte Iola sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf ... den Mundwinkel. Ganz verdattert stand er, ihre Hand in seiner. Er brauchte nur den Kopf etwas drehen... Eine Winzigkeit.
Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, es nicht zu tun (55/100). Nicht einfach nachzugeben und der Intuition zu folgen, dem herrlich perlenden Bauchgefühl, das sich in seinem Unterleib sammelte. Statt dessen drückte er seine Lippen auf ihre Finger.
"Ach Iola..." Tonlos. Bedauern trübte seinen Blick, dann zog er sie wieder auf den Weg, ließ sogleich ihre Hand los.
"Mein Gott ist eifersüchtiger als deine Göttin.", murmelte er, wobei er nicht mal wirklich das Ewige Feuer meinte.
Sie sah ihn fragend an, legte die Hände aneinander sah hoch, blinzelte hielt sich die Augen zu sah ihn wieder fragend an.
Jakob ließ sich auf ihre Art der Kommunikation ein, verfiel selbst in Gesten statt Worte. Legte die Hände auf sein Herz, tippte sich dann an die Stirn und hob in hilfloser Geste die Hände.
Iola schmunzelte, nickte und ließ Zeige-und Mittelfinger in der Luft "laufen", deutete den Weg hinunter, schaute fragend.
Jakob nickte, schlug nun doch den Weg zum Heiligtum seines Ordens ein.
Wo das Heiligtum der Melitele mit Garten und Licht aufwartete, wirkte der Tempel des Ewigen Feuers trutzig und steinern. Nur der Vorhof bot einige Wandelgänge um einen Brunnen und ein paar Rosenbüsche. Jakob bat Iola hier auf ihn zu warten.
Diese schaute ihm etwas unwohl nach, ließ ihn aber laufen und drücke sich dann am Brunnen herum.
Abstecher
Tu ihr nicht weh.
Er begann zu begreifen und verzweifelte zugleich daran. Wie sollte er das lösen? Doch bevor er weiter daran herum grübeln konnte, war Iola wieder bei ihm. Ihre Hand streifte wie beiläufig die seine, als sie sich dem Tor zuwandte und Jakob schickte ein stummes Stoßgebet aus.
Gib mir Kraft.
Er folgte ihr hinaus auf die Straße und schlug irgendeine Richtung ein, die allerdings nicht direkt zum Tempel wies. Und ohnehin ging er nicht weit, blieb im Schatten der Klostermauer schon wieder stehen, um sie anzusehen. Aus einem Impuls heraus nahm er vorsichtig ihre Hand, die so klein in der Seinen war, senkte kurz den Blick darauf und dann wieder in ihr Gesicht.
"Hab ich... also dir. War ich grob zu dir? Oder hab dich irgendwie bedrängt?" Er kam sich so unbeholfen vor, aber er hatte auch keine Ahnung, wie er sich anders ausdrücken sollte. Wie konnte er sich nicht entschuldigen für das, was ihm vor Augen stand, wenn er an die letzte Nacht dachte? Wer weiß gaukelte ihm seine Erinnerung nur vor, dass sie sich ihm willig ergeben hatte, so wie er es sich für derlei Übergriffe ausmalte. Andererseits: wäre sie ihm dann so bereitwillig hinaus auf die Straße gefolgt, fort von den Argusaugen ihrer Schwestern?
Also war sie wohl schon freiwillig in sein Bett gekommen... jetzt musste er es irgendwie schaffen, ihr keine falschen Hoffnungen zu machen und sie gleichzeitig nicht zu kränken. Tolle Wurst. Ihre Hand in der Seinen war schon mal der völlig falsche Anfang.
Aber da waren ihre Finger in seinen, ihre Haut... ein Teil von ihm wusste genau wie sie sich anfühlte, dort wo sie nicht rau von Arbeit und Sonne war. Wo es empfindsam wurde... Ihre Augen hingen an seinen - er musste loslassen! Jetzt! Ihre Hand und ihren Blick, doch beides misslang hoffnungslos (2/100). Ganz wie von selbst hob er ihre Finger an sein Gesicht, atmete den Duft, den er inzwischen kannte: Iolas Haut und die Kräuterseife daran, süß und herb. Tief inhalierte er ihn, ließ Iola nicht aus den Augen.
"Ich kann dir nichts bieten, Iola. Ich darf keine Frauen haben." Als ob sie das nicht wüsste. Als ob es ihn gestern Nacht noch gekümmert hätte. Dennoch kroch ihm das schlechte Gewissen schleimig den Nacken hinunter - hatte er nicht eben noch mit Jarel darum gestritten, was tugendhaft war? Was rein? Iolas Liebe mochte rein sein, aber sein Verlangen war es nicht, dessen war er sich völlig sicher und trotzdem konnte er sich der Wirkung nicht entziehen.
Sie warf einen hektischen Blick nach links, nach rechts,in seine Augen.
Ihr Zeigefinger huschte auf seine Lippen, während sie ihn ein Stück in die Ecke der Mauer schob, wo sie wirklich niemand sah.
Iola durfte Männer haben, das war nicht das Problem. Jakob wurde Schwierigkeiten bekommen, wenn man ihn in flagranti erwischte.
Ob er grob gewesen war.
Ihr Lächeln wurde noch beine Spur weicher.
Sie deutete auf ihn, schüttelte die Faust, deutete auf sich, schüttelte verneinend den Kopf.
'Du grob zu mir? Nein.'
Dann deutete sie auf sich, schüttelte die Faust und deutete auf ihn.
Dann hob sie die rechte und hielt Daumen und Zeigefinger etwas auseinander.
'Ich grob zu dir? Ein Bisschen.'
Sie legte die Finger vor den Mund, wie um ein Kichern zu unterdrücken und zwinkerte ihn zu.
Sie Strich zart mit den Fingern über seine Wange.
Wie sollte sie ihn sagen, dass sie ihn nicht heiraten wollen, sondern nur Spaß haben, so lange es währte?
Vielleicht mit einer Tat.
Flink stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mundwinkel.
Jarels Schritt wurde unsicher.
Er war angekommen.
Nicht WO er hin wollte, aber an den Punkt, den er angestrebt hatte.
Die Erschöpfung holte ihn ein.
Gut. Keine Energie mehr zu denken, keine mehr zu bedauern, keine Energie zu sehnen.
Nur nach Müdigkeit.
So war es richtig und recht.
Der Ritter taumelte und hielt sich an einem Baum fest, warf einen Blick nach oben. Nein, dass wurde er nicht schaffen. Ruckartig sank er auf die Knie.
Eines noch.
Niemand war in der Nähe ihn zu hören.
Und so hörte sich niemand, wie er seine Stimme hob und sang.
Sie zog Jakob beiseite, in eine Nische, die fast schon zu verfänglich war. Er trug einfacher Kleider, kein Hinweis auf seine Stellung oder den Orden, aber sicherlich hatte sie Recht. Jarel und er würden irgendwann auch ihr Ordenshaus besuchen - besser niemand sah ihn hier. So.
Dann lenkten ihre Bewegungen ihn ab und erst wusste er es nicht recht zu deuten, dann aber hellte sich seine Miene auf. Sie war also grob zu ihm gewesen, nicht andersrum? Der Gedanke hätte ihn fast schmunzeln lassen, da stellte Iola sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf ... den Mundwinkel. Ganz verdattert stand er, ihre Hand in seiner. Er brauchte nur den Kopf etwas drehen... Eine Winzigkeit.
Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, es nicht zu tun (55/100). Nicht einfach nachzugeben und der Intuition zu folgen, dem herrlich perlenden Bauchgefühl, das sich in seinem Unterleib sammelte. Statt dessen drückte er seine Lippen auf ihre Finger.
"Ach Iola..." Tonlos. Bedauern trübte seinen Blick, dann zog er sie wieder auf den Weg, ließ sogleich ihre Hand los.
"Mein Gott ist eifersüchtiger als deine Göttin.", murmelte er, wobei er nicht mal wirklich das Ewige Feuer meinte.
Sie sah ihn fragend an, legte die Hände aneinander sah hoch, blinzelte hielt sich die Augen zu sah ihn wieder fragend an.
Jakob ließ sich auf ihre Art der Kommunikation ein, verfiel selbst in Gesten statt Worte. Legte die Hände auf sein Herz, tippte sich dann an die Stirn und hob in hilfloser Geste die Hände.
Iola schmunzelte, nickte und ließ Zeige-und Mittelfinger in der Luft "laufen", deutete den Weg hinunter, schaute fragend.
Jakob nickte, schlug nun doch den Weg zum Heiligtum seines Ordens ein.
Wo das Heiligtum der Melitele mit Garten und Licht aufwartete, wirkte der Tempel des Ewigen Feuers trutzig und steinern. Nur der Vorhof bot einige Wandelgänge um einen Brunnen und ein paar Rosenbüsche. Jakob bat Iola hier auf ihn zu warten.
Diese schaute ihm etwas unwohl nach, ließ ihn aber laufen und drücke sich dann am Brunnen herum.
Abstecher
Von hier
Wie sie genau unbemerkt zurückgekehrt waren verschwand in einem pheromongeschwängerten Nebel und der Dunkelheit der Nacht.
Es war spät und doch war es im Tempel nicht gänzlich still, doch Iola verstand es ohne aufzufallen an ihr Ziel zu kommen: Sein Zimmer.
Kaum war sie Tür verschlossen schmiegte sie sich wieder an ihn, ganz im Kuss versunken, auch wenn sie seit der letzten Nacht wusste, dass es da viel mehr gab als nur das.
Sie war zwar neugierig und voller Begierde, doch heute wollte sie ihn das Tempo bestimmen lassen und nach seinen Worten auch die Möglichkeit Nein zu sagen.
Auch ab ihr zart an ihn geschmiegter Körper ihn das verdammt schwer machen würde.
Es war ein Spiel mit dem Feuer, ein Tanz umeinander, während sie auf schmalen Pfaden zurück zum Melitele-Tempel gingen. Auf Küsse folgten Berührungen, auf Berührungen Küsse. Manchmal unschuldig, ab und an wagte er mehr, lockte ihn die unter dem weiten Kittel nur zu erahnenden Hügel, die er wie beiläufig streifte. Sie hatte ihn längst an der Leine.
Dass sie ihm in sein Zimmer folgte, ließ ihn zögern. Eine Dummheit im Rausch war die eine Sache, die gleiche Dummheit im Besitz - fast - aller geistigen Kräfte eine andere. Wie so oft wollte sich ihm sein Kopf in die Quere stellen. Er hatte Keuschheit geschworen, andererseits hatte er die eine Verfehlung nicht einmal erlebt. Nicht bewusst jedenfalls.
Sie ließ sich Zeit, ließ ihn aber auch nicht laufen. Sacht löste sie den Kuss, strich mit den Fingerspitzen über seine Schläfe vor seinem Ohr vorbei, den Kiefer hinunter und fuhr verspielt die Kontur seiner Lippen nach.
Er zögerte. Vielleicht wollte er sie doch nicht. Hatte er sich doch dagegen entschieden. Einen Moment spielte sie mit der Idee, die gerade entdeckte winzige Macht gegen ihn auszuspielen.
Aber nein. Wenn er sich damit nicht wohl fühlte...
Sie nahm seine Hände in ihre, rückte ein Stück von ihm weg und sah ihn fragend und mit einer Spur Sorge im Blick an.
Er deutete den kleinen Abstand, auf den sie mit einem Mal ging, ala Spiegel seiner eigenen Unsicherheit und zugleich ließ es ihm Raum, die Reste seines Verstandes zusammen zu kratzen. Iola hielt seine Hände in ihren, sah ihm Halbdunkel zu ihm auf. Wie gerne hätte er jetzt ihre Haube gelöst, das weiche Haar zwischen seinen Fingern hindurch gleiten lassen. Stattdessen geriet als sein Tun mal wieder uns Stocken, weil er sich selbst in Frage stellte.
"Iola..." Ein sehnsuchtsvolles Flüstern, ein Unterton aus dem sie die Begierde wohl heraus hören konnte. Er sollte ihr nicht weh tun... Jarel hatte gut reden. Jakob hauchte einen Kuss auf ihre Finger.
"Du schweigst, um der Stimme deiner Göttin Gefäß und Ohr zu sein. Und ich habe den weltlichen Dingen entsagt, um mich ganz dem Göttlichen zuzuwenden. Würdest du, nur um der Versuchung einer Nacht Willen, dein Gelübde brechen?" Unendlich sanft und leise war seine Stimme, seine Worte kühner als er sich fühlte. Ihre Hände loszulassen allerdings, war zu viel verlangt. Ein großer Teil von ihm wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass sie einfach Mann und Frau sein könnten und wenn es nur für eine Nacht wäre. Er sie berühren und sie ihm Worte der Zuneigung zuflüstern dürfte, die seine Zweifel zerstreuen konnten.
Er wollte sie nicht. Wollte sein Gelübde nicht brechen.
Hatte sie ihm am Tag zuvor etwas angetan, was er nicht gewollt hatte? Sie wurde rot – dunkelrot – und senkte ruckartig den Blick.
Hektisch schüttelte sie den Kopf. Obwohl sie nicht sicher war. Zumindest nicht vollständig.
Würde sie ihrem Gelübde entsagen? Sie horchte in sich.
Für ein Beziehung…vielleicht. Doch diese Geschichte würde nicht in einer Beziehung enden. Sie war vielleicht eine Spur naiv, aber nicht völlig verblödet.
Iola atmete durch. Und nein, auch wenn er ihr das Blaue vom Himmel versprach, sie würde ihr Gelübde nicht brechen. Wie konnte sie dann erwarten, dass er es tat?
Ohne den Blick zu heben, stürzte sie sich in eine Umarmung, klammerte sich an ihn, ihr wild pochendes Herz an seiner Brust, ihre Wange an seiner Schulter. Ihr Beben übertrug sich auf ihn.
Was war das? Erregung? Oder weinte sie etwa?
Eine gefühlte Ewigkeit später machte sie sich los, drückte sich etwas weg, legte die Handflächen vor der Brust zusammen und verbeugte sich, das Gesicht noch nass, aber keine weiteren Tränen auf der Wange.
Sie blieb lange in der Verbeugung, den Kopf gesenkt. Deutlicher entschuldigen konnte sie sich nicht.
Dann streckte sie ich wieder, rang sich ein Lächeln ab, wollte einen letzten flüchtigen Kuss von Jakobs Lippen haschen und dann weglaufen.
Er hatte es glorreich vermasselt - natürlich. Iolas Miene sprach Bände und dann flog sie auch schon in seine Arme, klammerte sich bebend an ihn. Er umfing sie, hielt sie einfach fest, wenn er sich auch hilflos fühlte. Mit einer weinenden Frau konnte er noch weniger umgehen als mit der Begierde zuvor. Sofort fühlte er sich schuldig. Wieso hatte er es auch so weit kommen lassen? Hatte dem Instinkt nachgegeben, vor dem ihn Demitrios schon immer gewarnt hatte - die zarte Berührung des schönen Geshlechts und was sie mit dem schwachen Fleisch des Mannes tat.
Sie war so klein und zierlich in seinen Armen... Und so warm. So weich. Er wollte zerbrechen, zerfließen, in sie sickern und sich auflösen. Es wäre ohnehin egal - Jarel würde ihn für diese Tränen einen Kopf kurzer machen.
Dann löste sie sich, trat zurück und neigte den Kopf so tief, dass er dieses Mal kaum missverstehen konnte. Eilig griff er wieder nach ihr, hielt ihr Gesicht ganz federleicht in seinen Händen, wischte die Nässe mit den Daumen fort.
"Nicht Violetta, nicht entschuldigen. Wenn einer um Verzeihung bitten muss, dann ich. Ich bin zu weit gegangen.", aus einem Impuls heraus verwendete er ihren ganzen Namen, wie Jarel ihn verwendet hatte.
"Ich bin dankbar, dass die Götter unsere Wege gekreuzt haben. Du tust mir gut. Ich genieße deine Gesellschaft und... das hier.", versuchte er sich irgendwie zu erklären und erkannte den Kern hinter dem, was er eigentlich sagte erst selbst, während er es sagte.
"Ich bin gern mit dir zusammen, nur das Eine kann ich dir nicht noch einmal geben. Ich hab es dir geschenkt, wie du mir deines und ich werde es ehren." Wieder nahm er ihre Hände in seine und sah sie unsicher an. "Kannst du das verstehen?" Er hoffte es inbrünstig und dass sie sich nun nicht von ihm abwenden, ihn meiden würde.
Sie atmete tief durch. Sehr höflich von ihm, die Schuld auf sie zu nehmen.
Vielleicht meinte er es sogar so.
Aber wer weiß, vielleicht konnten sie sich ja trotzdem sehen. Vielleicht konnte sie ihm noch einen Kuss stehlen. Vielleicht. Sie seufzte.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie eine Pflicht vernachlässigt hatte. Die Pflicht, auf die Jarel sie besonders hingewiesen hatte.
Sie lächelte, entzog ihm sanft die Hände, schaute fragend, hob die rechte Hand und machte eine schaufelnde Bewegung in Richtung ihres leicht geöffneten Mundes, rieb sich dann den Bauch und schaute fragend.
Wie sie genau unbemerkt zurückgekehrt waren verschwand in einem pheromongeschwängerten Nebel und der Dunkelheit der Nacht.
Es war spät und doch war es im Tempel nicht gänzlich still, doch Iola verstand es ohne aufzufallen an ihr Ziel zu kommen: Sein Zimmer.
Kaum war sie Tür verschlossen schmiegte sie sich wieder an ihn, ganz im Kuss versunken, auch wenn sie seit der letzten Nacht wusste, dass es da viel mehr gab als nur das.
Sie war zwar neugierig und voller Begierde, doch heute wollte sie ihn das Tempo bestimmen lassen und nach seinen Worten auch die Möglichkeit Nein zu sagen.
Auch ab ihr zart an ihn geschmiegter Körper ihn das verdammt schwer machen würde.
Es war ein Spiel mit dem Feuer, ein Tanz umeinander, während sie auf schmalen Pfaden zurück zum Melitele-Tempel gingen. Auf Küsse folgten Berührungen, auf Berührungen Küsse. Manchmal unschuldig, ab und an wagte er mehr, lockte ihn die unter dem weiten Kittel nur zu erahnenden Hügel, die er wie beiläufig streifte. Sie hatte ihn längst an der Leine.
Dass sie ihm in sein Zimmer folgte, ließ ihn zögern. Eine Dummheit im Rausch war die eine Sache, die gleiche Dummheit im Besitz - fast - aller geistigen Kräfte eine andere. Wie so oft wollte sich ihm sein Kopf in die Quere stellen. Er hatte Keuschheit geschworen, andererseits hatte er die eine Verfehlung nicht einmal erlebt. Nicht bewusst jedenfalls.
Sie ließ sich Zeit, ließ ihn aber auch nicht laufen. Sacht löste sie den Kuss, strich mit den Fingerspitzen über seine Schläfe vor seinem Ohr vorbei, den Kiefer hinunter und fuhr verspielt die Kontur seiner Lippen nach.
Er zögerte. Vielleicht wollte er sie doch nicht. Hatte er sich doch dagegen entschieden. Einen Moment spielte sie mit der Idee, die gerade entdeckte winzige Macht gegen ihn auszuspielen.
Aber nein. Wenn er sich damit nicht wohl fühlte...
Sie nahm seine Hände in ihre, rückte ein Stück von ihm weg und sah ihn fragend und mit einer Spur Sorge im Blick an.
Er deutete den kleinen Abstand, auf den sie mit einem Mal ging, ala Spiegel seiner eigenen Unsicherheit und zugleich ließ es ihm Raum, die Reste seines Verstandes zusammen zu kratzen. Iola hielt seine Hände in ihren, sah ihm Halbdunkel zu ihm auf. Wie gerne hätte er jetzt ihre Haube gelöst, das weiche Haar zwischen seinen Fingern hindurch gleiten lassen. Stattdessen geriet als sein Tun mal wieder uns Stocken, weil er sich selbst in Frage stellte.
"Iola..." Ein sehnsuchtsvolles Flüstern, ein Unterton aus dem sie die Begierde wohl heraus hören konnte. Er sollte ihr nicht weh tun... Jarel hatte gut reden. Jakob hauchte einen Kuss auf ihre Finger.
"Du schweigst, um der Stimme deiner Göttin Gefäß und Ohr zu sein. Und ich habe den weltlichen Dingen entsagt, um mich ganz dem Göttlichen zuzuwenden. Würdest du, nur um der Versuchung einer Nacht Willen, dein Gelübde brechen?" Unendlich sanft und leise war seine Stimme, seine Worte kühner als er sich fühlte. Ihre Hände loszulassen allerdings, war zu viel verlangt. Ein großer Teil von ihm wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass sie einfach Mann und Frau sein könnten und wenn es nur für eine Nacht wäre. Er sie berühren und sie ihm Worte der Zuneigung zuflüstern dürfte, die seine Zweifel zerstreuen konnten.
Er wollte sie nicht. Wollte sein Gelübde nicht brechen.
Hatte sie ihm am Tag zuvor etwas angetan, was er nicht gewollt hatte? Sie wurde rot – dunkelrot – und senkte ruckartig den Blick.
Hektisch schüttelte sie den Kopf. Obwohl sie nicht sicher war. Zumindest nicht vollständig.
Würde sie ihrem Gelübde entsagen? Sie horchte in sich.
Für ein Beziehung…vielleicht. Doch diese Geschichte würde nicht in einer Beziehung enden. Sie war vielleicht eine Spur naiv, aber nicht völlig verblödet.
Iola atmete durch. Und nein, auch wenn er ihr das Blaue vom Himmel versprach, sie würde ihr Gelübde nicht brechen. Wie konnte sie dann erwarten, dass er es tat?
Ohne den Blick zu heben, stürzte sie sich in eine Umarmung, klammerte sich an ihn, ihr wild pochendes Herz an seiner Brust, ihre Wange an seiner Schulter. Ihr Beben übertrug sich auf ihn.
Was war das? Erregung? Oder weinte sie etwa?
Eine gefühlte Ewigkeit später machte sie sich los, drückte sich etwas weg, legte die Handflächen vor der Brust zusammen und verbeugte sich, das Gesicht noch nass, aber keine weiteren Tränen auf der Wange.
Sie blieb lange in der Verbeugung, den Kopf gesenkt. Deutlicher entschuldigen konnte sie sich nicht.
Dann streckte sie ich wieder, rang sich ein Lächeln ab, wollte einen letzten flüchtigen Kuss von Jakobs Lippen haschen und dann weglaufen.
Er hatte es glorreich vermasselt - natürlich. Iolas Miene sprach Bände und dann flog sie auch schon in seine Arme, klammerte sich bebend an ihn. Er umfing sie, hielt sie einfach fest, wenn er sich auch hilflos fühlte. Mit einer weinenden Frau konnte er noch weniger umgehen als mit der Begierde zuvor. Sofort fühlte er sich schuldig. Wieso hatte er es auch so weit kommen lassen? Hatte dem Instinkt nachgegeben, vor dem ihn Demitrios schon immer gewarnt hatte - die zarte Berührung des schönen Geshlechts und was sie mit dem schwachen Fleisch des Mannes tat.
Sie war so klein und zierlich in seinen Armen... Und so warm. So weich. Er wollte zerbrechen, zerfließen, in sie sickern und sich auflösen. Es wäre ohnehin egal - Jarel würde ihn für diese Tränen einen Kopf kurzer machen.
Dann löste sie sich, trat zurück und neigte den Kopf so tief, dass er dieses Mal kaum missverstehen konnte. Eilig griff er wieder nach ihr, hielt ihr Gesicht ganz federleicht in seinen Händen, wischte die Nässe mit den Daumen fort.
"Nicht Violetta, nicht entschuldigen. Wenn einer um Verzeihung bitten muss, dann ich. Ich bin zu weit gegangen.", aus einem Impuls heraus verwendete er ihren ganzen Namen, wie Jarel ihn verwendet hatte.
"Ich bin dankbar, dass die Götter unsere Wege gekreuzt haben. Du tust mir gut. Ich genieße deine Gesellschaft und... das hier.", versuchte er sich irgendwie zu erklären und erkannte den Kern hinter dem, was er eigentlich sagte erst selbst, während er es sagte.
"Ich bin gern mit dir zusammen, nur das Eine kann ich dir nicht noch einmal geben. Ich hab es dir geschenkt, wie du mir deines und ich werde es ehren." Wieder nahm er ihre Hände in seine und sah sie unsicher an. "Kannst du das verstehen?" Er hoffte es inbrünstig und dass sie sich nun nicht von ihm abwenden, ihn meiden würde.
Sie atmete tief durch. Sehr höflich von ihm, die Schuld auf sie zu nehmen.
Vielleicht meinte er es sogar so.
Aber wer weiß, vielleicht konnten sie sich ja trotzdem sehen. Vielleicht konnte sie ihm noch einen Kuss stehlen. Vielleicht. Sie seufzte.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie eine Pflicht vernachlässigt hatte. Die Pflicht, auf die Jarel sie besonders hingewiesen hatte.
Sie lächelte, entzog ihm sanft die Hände, schaute fragend, hob die rechte Hand und machte eine schaufelnde Bewegung in Richtung ihres leicht geöffneten Mundes, rieb sich dann den Bauch und schaute fragend.
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 667
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- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Er ging Iola zuliebe mit in die Küche, obwohl ihm eigentlich nicht nach essen zumute war. Brea gab ihnen von dem Eintopf, den sie zum Abendessen gekocht hatte und sie aßen schweigend am großen Tisch nahe des Herds. Der Knappe konnte sich nicht gegen das Gefühl wehren, ein Kanne Kaffee mit viel zu viel Zucker auf ex getrunken und dann den Adrenalinspiegel auf effektive Art zusätzlich in die Höhe getrieben zu haben. Er war kribbelig, aufgedreht bis an den Rand des erträglichen und wenn eines sicher war, dann dass er diese Nacht kein Auge mehr zutun würde.
Den Teller Eintopf aß er nur deshalb leer, weil er in der kurzen Zeit seines Hierseins gelernt hatte, wie ungehalten Brea darauf reagierte, wenn sie etwas wegwerfen musste. In der Küche der Schwester fand alles eine Verwendung - sehr zum Verdruss der örtlichen Schweine. Also löffelte er Graupen und Karotten, Erbsen und Speckwürfel in einen Magen, der alles durcheinander wirbelte und ihn mit einem flauen Gefühl strafte.
Später zog Iola sich zurück und hinterließ einen Jakob, der sich schlecht damit fühlte, sie von der Bettkante geschubst zu haben. Er hatte sie vor den Kopf gestoßen, sicher gekränkt und noch sicherer verletzt. Wieso hatte er auch nicht früher die Handbremse gezogen, sondern sich verführen lassen? Sein schwaches Fleisch hatte den Geist unterworfen, obwohl es andersherum sein sollte. Sein musste! In früheren Zeiten hätte er nun zu Geißel oder zum Bußgürtel gegriffen, wie Demitrios es ihm eingeimpft hatte, aber nichts davon war zur Verfügung. Außerdem waren Jarels Lehren andere, auch wenn sie noch nie offen über derlei Selbstkasteiung gesprochen hatten - die Narben auf Jakobs Körper erzählten ihre eigene Geschichte.
Der Knappe strich also rast- und ruhelos durch die dunklen Korridore und Säulengänge, hing seinen Gedanken nach und endete schließlich vor der Statue der dreifaltigen Göttin. Da an Schlaf nicht zu denken war und es auch sonst wenig gab, was er hätte tun können, kniete er sich vor den Aspekt der Mutter, setzte sich auf die Fersen und versenkte sich für die nächsten Stunden in Gebet und Meditation, den Durchblutungsstau in seinen Beinen dabei einfach hinnehmend als Ersatz für andere Mittel.
Den Teller Eintopf aß er nur deshalb leer, weil er in der kurzen Zeit seines Hierseins gelernt hatte, wie ungehalten Brea darauf reagierte, wenn sie etwas wegwerfen musste. In der Küche der Schwester fand alles eine Verwendung - sehr zum Verdruss der örtlichen Schweine. Also löffelte er Graupen und Karotten, Erbsen und Speckwürfel in einen Magen, der alles durcheinander wirbelte und ihn mit einem flauen Gefühl strafte.
Später zog Iola sich zurück und hinterließ einen Jakob, der sich schlecht damit fühlte, sie von der Bettkante geschubst zu haben. Er hatte sie vor den Kopf gestoßen, sicher gekränkt und noch sicherer verletzt. Wieso hatte er auch nicht früher die Handbremse gezogen, sondern sich verführen lassen? Sein schwaches Fleisch hatte den Geist unterworfen, obwohl es andersherum sein sollte. Sein musste! In früheren Zeiten hätte er nun zu Geißel oder zum Bußgürtel gegriffen, wie Demitrios es ihm eingeimpft hatte, aber nichts davon war zur Verfügung. Außerdem waren Jarels Lehren andere, auch wenn sie noch nie offen über derlei Selbstkasteiung gesprochen hatten - die Narben auf Jakobs Körper erzählten ihre eigene Geschichte.
Der Knappe strich also rast- und ruhelos durch die dunklen Korridore und Säulengänge, hing seinen Gedanken nach und endete schließlich vor der Statue der dreifaltigen Göttin. Da an Schlaf nicht zu denken war und es auch sonst wenig gab, was er hätte tun können, kniete er sich vor den Aspekt der Mutter, setzte sich auf die Fersen und versenkte sich für die nächsten Stunden in Gebet und Meditation, den Durchblutungsstau in seinen Beinen dabei einfach hinnehmend als Ersatz für andere Mittel.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
TOCK!
Etwas streifte Jarels Schulter, kullerte über das Schulterdach, fiel in sein Gesicht, rollte über seinen Bart und purzelte ins trockene Laub unter ihm.
„Hrmpf?“ Der Ritter wollte nicht erwachen. Der Tag war längst angebrochen, die Sonne aufgegangen und im Wald herrschte nervtötender Krach. Vogel brüllten sich ihre Meinung zu, Nager pfiffen, die Blätter lärmten in den Wipfeln. Etwas schimpfte ihm schrill meckernd ins Ohr.
Verdammt!
TOCK!
Etwas traf seine Schläfe und verfing sich in seinem Haar.
Der Ritter zog die Arme enger an die Schultern. Er hatte die Nacht auf der Seite liegend verbracht, mit angezogen Knien und um den Oberkörper geschlungenen Armen. Der Tag war warm gewesen, doch die Nacht empfindlich kalt. Beim Einschlafen war es ihm egal gewesen, doch jetzt wäre ihm ein wärmendes Feuer gerade recht. Oder ein Bad. Ja, ein Bad!
TOCK!
Etwas streifte seine Seite.
„Was zum…?!“ Stöhnend und gähnend richtete er sich auf. Fast wäre er beim Gedanken an das Bad wieder eingeschlafen.
TOCK!
Etwas landete direkt auf seinem Scheitel.
Steif und wie in Zeitlupe legte der Ritter den Kopf in den Nacken und schielte hoch in den Baum, dessen Wurzeln ihm in dieser Nacht das Bett ersetzen.
Und blickte direkt in zwei schwarze Knopfaugen über einem winzigen, rot befelltem Schnäuzchen darunter und Puschel besetzen spitzen Ohren darüber.
„Na, immerhin kein Elfhörnchen…“, murrte er und kassierte die nächste Nuss, während er sich über die eigene heisere Stimme wunderte. Hatte er in der Nacht zuvor geschrien? Oder gehustet?.
„Ist ja schon gut, ich geh ja schon.“
Während er sich erhob und am Baum hochzog, verschwand das Eichhörnchen meckernd und keifend weiter nach oben. Die nächste Nuss traf nicht.
„Ha! Daneben!“
Es dauerte einige Minuten, bis Jarel seine Knochen soweit ordnen konnte, dass er den Stamm losließ.
„Ich bitte gnädigst die Störung zu verzeihen, wertes Fräulein Eichhörnchen.“, flachste er, lüftete den imaginären Hut, sparte sich aber die Verbeugung. Dafür reichte die Beweglichkeit noch nicht.
Endlich richtig wach horchte er in sich hinein.
Ja. Es herrschte Ruhe. Erstaunlich Tiefe Ruhe. Jarel zog die Stirn kraus. Da war…nichts mehr.
Die Sehnsucht, die Trauer, die Angst…verschwunden.
Damit war nicht zu rechnen gewesen. Sich bis zum Umfallen zu verausgaben reichte immer dafür sein Mütchen zu kühlen, aber was auch immer heute Nacht geschehen war, jegliches Feuer in ihm war erloschen. Wie praktisch.
Weiter darüber nachdenken war müßig. Es wurde Zeit für die Rückkehr, hatte er noch eine Verabredung mit einigen Stunden Übelkeit und Halbschlaf, im Bett sitzend. Es wurde Zeit für sein Medikament. Wie so oft in dieser Situation spielte er mit dem Gedanken, den Wolf nach vorne zu lassen und sich durch seine Selbstheilungskraft die Tortur zu ersparen.
Üblicherweise war es seine Vernunft, die diese Idee in die Schranken verwies.
Heute war es anders. Heute war von der Bestie schlicht nichts zu spüren. Ob er fort war?
Erst steif und unsicher, später mit festerem Schritt brachte Jarel den Rückweg hinter sich.
Kurz vor dem Mittagsleuten tauchte er am Haupttor des Tempels auf.
An dem Tor, an dem Jakob ihn vor einer Ewigkeit auf einer Trage her geschleift hatte.
Vollkommen schmutzig und zerzaust klopfte der Ritter an die schweren Türen.
Kaum ein gelassen lief – nein wehte – etwas auf ihn zu. Iola, und sie schien über alle Massen aufgebracht und stürzte sich ihm in die Arme.
In einer anderen Situation hätte er sich augenblicklich gesorgt, doch heute spulte er stattdessen angewöhnte Verhaltensweisen ab. Er nahm sie in die Arme, drückte sie vorsichtig an sich und streichelte ihr über den Rücken, wartete, bis sie die Umarmung löste um sie anzusehen.
„Was ist passiert?“, fragte er heiser.
Iola begann mit Händen und Füßen zu erzählen, stockte irgendwann, änderte ihre Körpersprache, deutete in der nächsten Zeichenfolge immer wieder auf Jarel.
„Mir geht’s gut. Bin nur beim Spazieren gehen eingeschlafen.“ Sie legte den Kopf schräg, glaubte ihm offensichtlich nicht.
„Ich brauch nur ein Bad und meine Medikamente. Dann bin ich wieder der alte.“ Sie glaubte ihm immer noch nicht und das Lächeln des Ritters, dass seine Augen nicht erreichte, beunruhigte sie noch mehr.
Das Mädchen starrte ihn noch etwas mit halb offenem Mund an, dann wand sie sich um und lief Richtung Gebäude.
Wenig später klopfte es heftig an Arvijds Behandlungszimmer.
Die Art, wie sich Ritter und Tempelschwester verständigten war im Laufe der Jahre wirklich effektiv geworden.
Iola machte sich Sorgen um Jakob. Sie war verängstigt, er könne Dummheiten machen und sich selber Leid zufügen. Genauer darauf eingehen wollte sie nicht. Musste sie auch nicht.
Der Ritter kannte die selbstzerstörerische Art des Jungen. Hätte sie durchaus nachfühlen können.
An einem anderen Tag.
Trotzdem trieb es ihn an, nach Jakob zu suchen. Er war ein pflichtbewusster Junge. Sicherlich war er wie ihm gewiesen wurde bei den Kindern.
An einem anderen Tag hätte Jarel sich erst umgezogen und gewaschen. Doch heute war es ihm egal, dass man ihn so sah. In der Kleidung vom Vortag, schmutzig, abgerissen und mit einer Eichel in den Haaren, die einem Krähennest erstaunlich ähnelten.
Gemessenen Schrittes durchsuchte er sie Gärten, bis er Jakob in mitten der Kinder fand, die ihn so vergötterten. Unter der dichten Blätterkrone eines Baumes blieb er im Schatten stehen, lehnte sich an den kräftigen Stamm und versuchte herauszufinden, ob der Junge tatsächlich gefährdet war.
Jakob wirkte furchtbar müde. Steif. Als hätte er Schmerzen. Wenn er sich etwas angetan hatte, dann war es längst geschehen. Die Kinder bemerkten dies nicht oder ignorierten es gekonnt, denn sie bestürmten ihn auf die Kindern ganz eignen, selbstvergessene Art, die die Bedürfnisse der anderen komplett übersah.
Eine Weile hing der Ritter seiner erstaunlich nüchternen Gedanken nach, für andere schlecht sichtbar im Schatten an den Baum gelehnt, und beobachtete seinen Schützing.
Etwas streifte Jarels Schulter, kullerte über das Schulterdach, fiel in sein Gesicht, rollte über seinen Bart und purzelte ins trockene Laub unter ihm.
„Hrmpf?“ Der Ritter wollte nicht erwachen. Der Tag war längst angebrochen, die Sonne aufgegangen und im Wald herrschte nervtötender Krach. Vogel brüllten sich ihre Meinung zu, Nager pfiffen, die Blätter lärmten in den Wipfeln. Etwas schimpfte ihm schrill meckernd ins Ohr.
Verdammt!
TOCK!
Etwas traf seine Schläfe und verfing sich in seinem Haar.
Der Ritter zog die Arme enger an die Schultern. Er hatte die Nacht auf der Seite liegend verbracht, mit angezogen Knien und um den Oberkörper geschlungenen Armen. Der Tag war warm gewesen, doch die Nacht empfindlich kalt. Beim Einschlafen war es ihm egal gewesen, doch jetzt wäre ihm ein wärmendes Feuer gerade recht. Oder ein Bad. Ja, ein Bad!
TOCK!
Etwas streifte seine Seite.
„Was zum…?!“ Stöhnend und gähnend richtete er sich auf. Fast wäre er beim Gedanken an das Bad wieder eingeschlafen.
TOCK!
Etwas landete direkt auf seinem Scheitel.
Steif und wie in Zeitlupe legte der Ritter den Kopf in den Nacken und schielte hoch in den Baum, dessen Wurzeln ihm in dieser Nacht das Bett ersetzen.
Und blickte direkt in zwei schwarze Knopfaugen über einem winzigen, rot befelltem Schnäuzchen darunter und Puschel besetzen spitzen Ohren darüber.
„Na, immerhin kein Elfhörnchen…“, murrte er und kassierte die nächste Nuss, während er sich über die eigene heisere Stimme wunderte. Hatte er in der Nacht zuvor geschrien? Oder gehustet?.
„Ist ja schon gut, ich geh ja schon.“
Während er sich erhob und am Baum hochzog, verschwand das Eichhörnchen meckernd und keifend weiter nach oben. Die nächste Nuss traf nicht.
„Ha! Daneben!“
Es dauerte einige Minuten, bis Jarel seine Knochen soweit ordnen konnte, dass er den Stamm losließ.
„Ich bitte gnädigst die Störung zu verzeihen, wertes Fräulein Eichhörnchen.“, flachste er, lüftete den imaginären Hut, sparte sich aber die Verbeugung. Dafür reichte die Beweglichkeit noch nicht.
Endlich richtig wach horchte er in sich hinein.
Ja. Es herrschte Ruhe. Erstaunlich Tiefe Ruhe. Jarel zog die Stirn kraus. Da war…nichts mehr.
Die Sehnsucht, die Trauer, die Angst…verschwunden.
Damit war nicht zu rechnen gewesen. Sich bis zum Umfallen zu verausgaben reichte immer dafür sein Mütchen zu kühlen, aber was auch immer heute Nacht geschehen war, jegliches Feuer in ihm war erloschen. Wie praktisch.
Weiter darüber nachdenken war müßig. Es wurde Zeit für die Rückkehr, hatte er noch eine Verabredung mit einigen Stunden Übelkeit und Halbschlaf, im Bett sitzend. Es wurde Zeit für sein Medikament. Wie so oft in dieser Situation spielte er mit dem Gedanken, den Wolf nach vorne zu lassen und sich durch seine Selbstheilungskraft die Tortur zu ersparen.
Üblicherweise war es seine Vernunft, die diese Idee in die Schranken verwies.
Heute war es anders. Heute war von der Bestie schlicht nichts zu spüren. Ob er fort war?
Erst steif und unsicher, später mit festerem Schritt brachte Jarel den Rückweg hinter sich.
Kurz vor dem Mittagsleuten tauchte er am Haupttor des Tempels auf.
An dem Tor, an dem Jakob ihn vor einer Ewigkeit auf einer Trage her geschleift hatte.
Vollkommen schmutzig und zerzaust klopfte der Ritter an die schweren Türen.
Kaum ein gelassen lief – nein wehte – etwas auf ihn zu. Iola, und sie schien über alle Massen aufgebracht und stürzte sich ihm in die Arme.
In einer anderen Situation hätte er sich augenblicklich gesorgt, doch heute spulte er stattdessen angewöhnte Verhaltensweisen ab. Er nahm sie in die Arme, drückte sie vorsichtig an sich und streichelte ihr über den Rücken, wartete, bis sie die Umarmung löste um sie anzusehen.
„Was ist passiert?“, fragte er heiser.
Iola begann mit Händen und Füßen zu erzählen, stockte irgendwann, änderte ihre Körpersprache, deutete in der nächsten Zeichenfolge immer wieder auf Jarel.
„Mir geht’s gut. Bin nur beim Spazieren gehen eingeschlafen.“ Sie legte den Kopf schräg, glaubte ihm offensichtlich nicht.
„Ich brauch nur ein Bad und meine Medikamente. Dann bin ich wieder der alte.“ Sie glaubte ihm immer noch nicht und das Lächeln des Ritters, dass seine Augen nicht erreichte, beunruhigte sie noch mehr.
Das Mädchen starrte ihn noch etwas mit halb offenem Mund an, dann wand sie sich um und lief Richtung Gebäude.
Wenig später klopfte es heftig an Arvijds Behandlungszimmer.
Die Art, wie sich Ritter und Tempelschwester verständigten war im Laufe der Jahre wirklich effektiv geworden.
Iola machte sich Sorgen um Jakob. Sie war verängstigt, er könne Dummheiten machen und sich selber Leid zufügen. Genauer darauf eingehen wollte sie nicht. Musste sie auch nicht.
Der Ritter kannte die selbstzerstörerische Art des Jungen. Hätte sie durchaus nachfühlen können.
An einem anderen Tag.
Trotzdem trieb es ihn an, nach Jakob zu suchen. Er war ein pflichtbewusster Junge. Sicherlich war er wie ihm gewiesen wurde bei den Kindern.
An einem anderen Tag hätte Jarel sich erst umgezogen und gewaschen. Doch heute war es ihm egal, dass man ihn so sah. In der Kleidung vom Vortag, schmutzig, abgerissen und mit einer Eichel in den Haaren, die einem Krähennest erstaunlich ähnelten.
Gemessenen Schrittes durchsuchte er sie Gärten, bis er Jakob in mitten der Kinder fand, die ihn so vergötterten. Unter der dichten Blätterkrone eines Baumes blieb er im Schatten stehen, lehnte sich an den kräftigen Stamm und versuchte herauszufinden, ob der Junge tatsächlich gefährdet war.
Jakob wirkte furchtbar müde. Steif. Als hätte er Schmerzen. Wenn er sich etwas angetan hatte, dann war es längst geschehen. Die Kinder bemerkten dies nicht oder ignorierten es gekonnt, denn sie bestürmten ihn auf die Kindern ganz eignen, selbstvergessene Art, die die Bedürfnisse der anderen komplett übersah.
Eine Weile hing der Ritter seiner erstaunlich nüchternen Gedanken nach, für andere schlecht sichtbar im Schatten an den Baum gelehnt, und beobachtete seinen Schützing.
- Arvijd Kostjunari
- Spieler Level 2
- Beiträge: 141
- Registriert: Mittwoch 27. Juli 2022, 12:38
- Lebenslauf: Dr. Kostjunari
Es war kurz vor dem Mittagsleuten, als es heftig und mit Nachdruck an der Tür des Zimmer klopfte, hinter der sich Arvijds Behandlungszimmer - und aktuell Jarels Schlafraum - befand.
Arvijd kannte die Art des Klopfens bereits. Es konnte nur Iola sein, sie sprach nicht, dafür überkompensierte sie oft in ihren Gesten, so auch dem hektischen Klopfen.
"Herein!" rief er.
Ja, die Kleine war aufgeregt als sie herein stürmte, wollte dem Heiler hektisch etwas mitteilen.
Die ersten Zeichenfolgen waren zu unkoordiniert und hektisch, doch dann holte sie zwei Mal Luft und konzentrierte sich.
Zwei Mal kurzes Klopfen‘ mit der Faust auf die linke Brust beschrieb Sorgen.
Dann machte sie sich so groß wie sie konnte, Schultern nach hinten, Brust raus, Haltung als hätte sei einen Stock im Hintern, die Augenbrauen zu einem übertrieben düsterem Gesicht zusammen gezogen, die rechte Hand an einem imaginären Schwertgriff gelegt.
Ungeduldig wartete sie, ob er erkannte, wer gemeint war.
Arvijd war weder geistesgegenwärtig, noch ein besonders gute Beobachter, es erforderte tatsächlich noch ein paar weiterer Gesten, bis er verstand. Hinzu kam auch noch, dass er Jakob nicht gut kannte, weder seinen üblichen Gesichtsausdruck, noch seine Haltung. Aber irgendwann fiel der Groschen dann doch, zumindest glaubte er das.. "Also... irgendetwas mit Jakob... es geht ihm nciht gut? Krankt? Kopfschm... nein, Bauchschmerzen... Herzinfarkt? Das wäre seltsam, dazu ist er zu jung. Ach... bring mich einfach zu ihm."
Iola schüttelte den Kopf. Sie hob beide Hände über den Kopf, markierte eine größere Person, dann mit parallel nach unten geführten Händen eine breitere.
Im Anschluss legte sie den Kopf schräg, schielte mit beiden Augen in Richtung Nase, streckte die Zungenspitze zum Mundwinkel heraus, hob den rechten Zeigefinger an die Schläfe und drehte mit der Fingerspitze kleine Kreise.
"Er ...spinnt?" Arvijd hatte absolut keine Ahnung, was sie meinte.
Iola nickte heftig.
"Ah... ja, das mag sein, er ist noch jung, sehr jung." Er zuckte mit den Schultern. Wenn er daran dachte, was er in dem Alter getrieben hatte... gut er hatte sich freiwillig zu einem Krieg gemeldet, der ihn im Prinzip nichts anging...
Iola schüttelte wieder den Kopf und wiederholte die Gesten für "größer" und "breiter". Dann fuhr sie sich noch mit den Fingern seitlich an den Augen entlang, zeichnete mit Daumen und Zeigefinger einen Bart an ihren Kinn.
Die Brauen des Arztes zogen sich zusammen. Der Knappe hatte sich einen Bart wachsen lassen? Einen soo langen? Nein, irgendetwas anderes.... "Ach, Jarel? Er spinnt?"
Sie machte einen kleinen Hüpfer und nickte so heftig, dass ihre Haare flogen.
Sie wollte den Heiler an die Hand nehmen und mit sich zerren.
"Ah... sag das doch gleich. Gut, dann bring mich besser zu ihm, ehe er noch etwas dummes tut."
Sie nahm ihn an die Hand und führte ihn nach draußen. Jakob kümmerte sich um die Kinder, Jarel stand an einem Baum in der Nähe gelehnt im Schatten.
Iola blieb etwas zurück und Rang unschlüssig mit den Händen.
Der Ritter trug die Kleidung vom Vortag, mit der er aufgebrochen war um mit Iola gemeinsam Jakob zu suchen. Er wirkte abgerissen und schmutzig, aber weder krank noch übergeschnappt. Was also hatte die Kleine?
Er war zwar in dieser Nacht nicht aufgetaucht, aber schließlich war er erwachsen und wusste durchaus auf sich aufzupassen.
Von übergroßen giftigen Insekten abgesehen.
Eher ungeniert trat der alte Arzt auf den Ritter zu. "Was ist los mit dir? Irgendetwas musst du getan haben, dass Iola sich Sorgen macht..." kam er gleich zum Punkt
Jarel riss seinen Blick von Jakob los und sah zu Arvijd. "Ich weiß nicht, was du meinst.", setzte er mit heiserer Stimme an. Der Ritter wirkte vollkommen ruhig. Vielleicht zu ruhig. Oder auch nicht. "Ich habe die Nacht im Wald verbracht. Brauchte etwas Abstand. Je intelligenter die sind, desto schwieriger sind sie.", erklärte er ohne besonderen Betonung und deutete mit dem Kopf in Richtung seines Knappen.
Arvijd nickte verständig, blickte dann zu Iola. "Siehst du, es hat doch mit dem Jungen zu tun. Mach dir keine sorgen, Kindchen, es wird sich schon alles einrenken. Mit der Zeit wird schon alles gut."
Jarel verspürte den Impuls Arvijd nach der Gesundheit des Jungen zu frage, ihn zu bitten unter irgendeinem Vorwand eine ausgiebige Untersuchung anzuleiern. Aber so schnell wie der Impuls erschienen war, so schnell versandete er wieder.
Er sah Iola einen Moment an. "Es gibt keinen Grund sich zu sorgen.", versuchte ihr zu erklären, doch sie verschränkte nur die Arme und zog einen Flunsch.
Der Ritter beachtete das nicht, sondern wandt sich an den Arzt.
"Ist es in Ordnung, wenn ich ein Bad nehme?"
Arvijds Blick wurde durchdringender. "Sicher kannst du baden... ist wirklich alles in Ordnung?"
"In Allerbester.", sagte Jarel trocken, drehte ab und ging in Richtung Hauptgebäude. Wasser holen, Zuber anheizen. Baden, Medikamente nehmen.
Ausruhen. Etwas essen.
Gute Reihenfolge.
So recht glaubte Arvijd nicht daran. Andererseits, wer war er, Jarel hier das Urteilsvermögen abzusprechen.
"Wenn du reden willst, weißt du ja, wo du mich findest."
Arvijd kannte die Art des Klopfens bereits. Es konnte nur Iola sein, sie sprach nicht, dafür überkompensierte sie oft in ihren Gesten, so auch dem hektischen Klopfen.
"Herein!" rief er.
Ja, die Kleine war aufgeregt als sie herein stürmte, wollte dem Heiler hektisch etwas mitteilen.
Die ersten Zeichenfolgen waren zu unkoordiniert und hektisch, doch dann holte sie zwei Mal Luft und konzentrierte sich.
Zwei Mal kurzes Klopfen‘ mit der Faust auf die linke Brust beschrieb Sorgen.
Dann machte sie sich so groß wie sie konnte, Schultern nach hinten, Brust raus, Haltung als hätte sei einen Stock im Hintern, die Augenbrauen zu einem übertrieben düsterem Gesicht zusammen gezogen, die rechte Hand an einem imaginären Schwertgriff gelegt.
Ungeduldig wartete sie, ob er erkannte, wer gemeint war.
Arvijd war weder geistesgegenwärtig, noch ein besonders gute Beobachter, es erforderte tatsächlich noch ein paar weiterer Gesten, bis er verstand. Hinzu kam auch noch, dass er Jakob nicht gut kannte, weder seinen üblichen Gesichtsausdruck, noch seine Haltung. Aber irgendwann fiel der Groschen dann doch, zumindest glaubte er das.. "Also... irgendetwas mit Jakob... es geht ihm nciht gut? Krankt? Kopfschm... nein, Bauchschmerzen... Herzinfarkt? Das wäre seltsam, dazu ist er zu jung. Ach... bring mich einfach zu ihm."
Iola schüttelte den Kopf. Sie hob beide Hände über den Kopf, markierte eine größere Person, dann mit parallel nach unten geführten Händen eine breitere.
Im Anschluss legte sie den Kopf schräg, schielte mit beiden Augen in Richtung Nase, streckte die Zungenspitze zum Mundwinkel heraus, hob den rechten Zeigefinger an die Schläfe und drehte mit der Fingerspitze kleine Kreise.
"Er ...spinnt?" Arvijd hatte absolut keine Ahnung, was sie meinte.
Iola nickte heftig.
"Ah... ja, das mag sein, er ist noch jung, sehr jung." Er zuckte mit den Schultern. Wenn er daran dachte, was er in dem Alter getrieben hatte... gut er hatte sich freiwillig zu einem Krieg gemeldet, der ihn im Prinzip nichts anging...
Iola schüttelte wieder den Kopf und wiederholte die Gesten für "größer" und "breiter". Dann fuhr sie sich noch mit den Fingern seitlich an den Augen entlang, zeichnete mit Daumen und Zeigefinger einen Bart an ihren Kinn.
Die Brauen des Arztes zogen sich zusammen. Der Knappe hatte sich einen Bart wachsen lassen? Einen soo langen? Nein, irgendetwas anderes.... "Ach, Jarel? Er spinnt?"
Sie machte einen kleinen Hüpfer und nickte so heftig, dass ihre Haare flogen.
Sie wollte den Heiler an die Hand nehmen und mit sich zerren.
"Ah... sag das doch gleich. Gut, dann bring mich besser zu ihm, ehe er noch etwas dummes tut."
Sie nahm ihn an die Hand und führte ihn nach draußen. Jakob kümmerte sich um die Kinder, Jarel stand an einem Baum in der Nähe gelehnt im Schatten.
Iola blieb etwas zurück und Rang unschlüssig mit den Händen.
Der Ritter trug die Kleidung vom Vortag, mit der er aufgebrochen war um mit Iola gemeinsam Jakob zu suchen. Er wirkte abgerissen und schmutzig, aber weder krank noch übergeschnappt. Was also hatte die Kleine?
Er war zwar in dieser Nacht nicht aufgetaucht, aber schließlich war er erwachsen und wusste durchaus auf sich aufzupassen.
Von übergroßen giftigen Insekten abgesehen.
Eher ungeniert trat der alte Arzt auf den Ritter zu. "Was ist los mit dir? Irgendetwas musst du getan haben, dass Iola sich Sorgen macht..." kam er gleich zum Punkt
Jarel riss seinen Blick von Jakob los und sah zu Arvijd. "Ich weiß nicht, was du meinst.", setzte er mit heiserer Stimme an. Der Ritter wirkte vollkommen ruhig. Vielleicht zu ruhig. Oder auch nicht. "Ich habe die Nacht im Wald verbracht. Brauchte etwas Abstand. Je intelligenter die sind, desto schwieriger sind sie.", erklärte er ohne besonderen Betonung und deutete mit dem Kopf in Richtung seines Knappen.
Arvijd nickte verständig, blickte dann zu Iola. "Siehst du, es hat doch mit dem Jungen zu tun. Mach dir keine sorgen, Kindchen, es wird sich schon alles einrenken. Mit der Zeit wird schon alles gut."
Jarel verspürte den Impuls Arvijd nach der Gesundheit des Jungen zu frage, ihn zu bitten unter irgendeinem Vorwand eine ausgiebige Untersuchung anzuleiern. Aber so schnell wie der Impuls erschienen war, so schnell versandete er wieder.
Er sah Iola einen Moment an. "Es gibt keinen Grund sich zu sorgen.", versuchte ihr zu erklären, doch sie verschränkte nur die Arme und zog einen Flunsch.
Der Ritter beachtete das nicht, sondern wandt sich an den Arzt.
"Ist es in Ordnung, wenn ich ein Bad nehme?"
Arvijds Blick wurde durchdringender. "Sicher kannst du baden... ist wirklich alles in Ordnung?"
"In Allerbester.", sagte Jarel trocken, drehte ab und ging in Richtung Hauptgebäude. Wasser holen, Zuber anheizen. Baden, Medikamente nehmen.
Ausruhen. Etwas essen.
Gute Reihenfolge.
So recht glaubte Arvijd nicht daran. Andererseits, wer war er, Jarel hier das Urteilsvermögen abzusprechen.
"Wenn du reden willst, weißt du ja, wo du mich findest."
- Jarel Moore
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- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Er nickte nur kurz. Mehr Reaktion kam nicht. Er sah auch Iola nur nach, die weinend weglief.
Darum würde sich sicher Jakob kümmern. Oder einer der Schwestern.
Und dann verschwand der Ritter im Gebäude, ging gemessenen Schrittes in Richtung der Bäder und begann selber das Wasser vom Brunnen im Haus zum Zuber zu schleppen.
Es war immer noch seltsam ruhig in ihm. Keine Aufregung, keine Gefühle, die ihn einschränkten.
Er dachte darüber nach, doch nur so lange, bis er sich endlich entkleiden und sich mittels einem neben dem Zuber stehendem Eimer und eines Tuches grob reinigte und endlich…ENDLICH in den Zuber stieg.
Mit einem lauten Seufzten versank er im warmen Wasser und leerte seine Gedanken, nahm stattdessen die Wäre in sich auf, die die überanstrengten Muskeln lockerten und ihn entspannten.
Seinen Kopf zu leeren viel ihm nicht schwer. Heute nicht.
Nichts fiel ihm schwer.
Darum würde sich sicher Jakob kümmern. Oder einer der Schwestern.
Und dann verschwand der Ritter im Gebäude, ging gemessenen Schrittes in Richtung der Bäder und begann selber das Wasser vom Brunnen im Haus zum Zuber zu schleppen.
Es war immer noch seltsam ruhig in ihm. Keine Aufregung, keine Gefühle, die ihn einschränkten.
Er dachte darüber nach, doch nur so lange, bis er sich endlich entkleiden und sich mittels einem neben dem Zuber stehendem Eimer und eines Tuches grob reinigte und endlich…ENDLICH in den Zuber stieg.
Mit einem lauten Seufzten versank er im warmen Wasser und leerte seine Gedanken, nahm stattdessen die Wäre in sich auf, die die überanstrengten Muskeln lockerten und ihn entspannten.
Seinen Kopf zu leeren viel ihm nicht schwer. Heute nicht.
Nichts fiel ihm schwer.
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Montag 12. September 2022, 20:04, insgesamt 1-mal geändert.
- Jakob von Nagall
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- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Jakob erwachte aus seinem Zustand zwischen Gebet und Meditation, als die Sonne durch die Fenster der Apsis – oder eben der Entsprechung dieser im Tempel – fiel. Etwas, was die Tempel dieser Welt mit den Kirchen der Seinen gemein hatte: die Apsiden und damit Altäre waren meistens nach Osten gerichtet, sodass das Licht der aufgehenden Sonne auf jene geheiligten Bereiche fiel. In diesem Fall verlieh das goldene Morgenleuchten der Göttin Melitele eine Corona aus mildem Leuchten. Er blinzelte.
Um ihn herum hatten sich die Schwestern zum Morgengebet versammelt. Sie achteten nicht auf ihn, war er doch inzwischen ein stetig wiederkehrender Geist in ihrer Mitte, unaufdringlich und offensichtlich so andächtig wie sie. Die Frauen intonierten melodische Gebete, Jakob ließ sich noch etwas darin treiben, zumal er nicht stören wollte.
Die innere Einkehr hatte Frieden in seine Seele gebracht. Sie lag still und spiegelglatt da, wie ein See, in den ein riesiger Fels gefallen war und der nach langem Wellenschlag endlich wieder zur Ruhe gekommen war. Er fühlte der seltenen Empfindung eine Weile nach, bis sich seine taub gewordenen Beine in den Vordergrund drängten und er sich stumm leidend seitlich auf den Hosenboden fallen ließ, um sie mühsam unter sich hervor zu ziehen. Niemand achtete weiter auf ihn, als er sich auf dem Hintern rutschend in den Schatten einer seitlichen Wand zurück zog.
Wie lange hatte er vor der Statue gesessen? Wohl eine Weile. Ihm war, als seien seine Beine vom Knie abwärts nicht existent und er begann seine Schenkel zu massieren, mulmig auf das unangenehme Gefühl wartend, wenn die Durchblutung wieder einsetzten würde.
Es war schmerzhaft.
Jakob mahlte mit den Zähnen und massierte stoisch weiter, während die Messe voran schritt. Taub waren ihm seine Beine lieber gewesen als gefüllt mit tausend Ameisen. Außerdem schmerzten seine Knie vom Beugen und dem harten Boden. Trotzdem fühlte er sich ungewöhnlich ausgeglichen, sodass er die rothaarigen Schwester mit offenem Blick und einem freundlichen Nicken begegnete, als diese nach dem Ende der Andacht zu ihm kam, um ihn zu seinem Dienst im Waisenhaus zu holen.
Richtig. Die Gören. Innerlich seufzend rappelte er sich auf und folgte der Frau noch etwas unsicher hinaus. Zum Glück sollte er heute nur aus der Schrift vorlesen, während die Kinder um ihn herum saßen und dauernd dazwischen quakten, sie wollten die Geschichte von irgendeinem Wolfshexer hören oder von einem Drachen oder von Gnomen.
Jakob las, die freundliche Schwester mahnte die Kinder immer wieder zuzuhören, was keinerlei Effekt über eine Minute hinaus hatte. Der Knappe hörte sich selbst nicht zu, mit den Gedanken woanders und immer wieder gestört von Krämpfen in seinen Waden, bis er sich entschuldigen musste, um ein paar Schritte zu tun und sich in dem Zuge erst einmal etwa zu trinken zu organisieren.
Als er zurück kam, standen drei ihm vertraute Gestalten unter einem Baum und wechselten ein paar Worte. Die Entscheidung, ob er dazu treten oder wieder zu den Kindern gehen sollte, nahmen letztere ihm ab, weil sie ihn zurück in den Kreis zerrten und lauthals verkündeten, Schwester Margerita (ah ja, richtig!) habe ihnen eine Märchengeschichten zwischen den Psalmen erlaubt und er solle sie lesen. Eher unelegant plumpste er also wieder ins Gras und begann halb bei der Sache zu lesen, was sie ihm in die Hand drückten.
Nicht lange, dann eilte plötzlich Iola durch sein peripheres Sichtfeld und brachte den Lesefluss zum Stocken. Wieder entschuldigen, Buch weg legen...
Etwas linkisch kam er auf die Beine, blickte kurz zwischen Jarel und Iola hin und her, um sich dann für das Mädchen zu entscheiden. So viel zum Thema nicht weh tun. Jakob eilte ihr nach. "Iola! Warte."
Sie regierte zwar nicht, doch sie lief nicht weit. Hinter einer kleinen Baumgruppe verschwand sie, versteckte sich auf der Rückseite. Aber er konnte sie hören. Sie weinte leise.
Vorsichtig umrundete Jakob die Baumgruppe. Weinende Frauen. Langsam wurde das so etwas wie sein persönlicher Endgegner. Vor allem diese, die er nicht mal fragen konnte, was eigentlich los war. Er berührte sie ganz leicht an der Schulter. Wenn sie seine Gesellschaft nicht wollte, würde sie ihm das schon begreiflich machen.
Sie wollte seine Gesellschaft. Kaum spürte sie seine Hand auf der Schulter wirbelte sie auf dem Absatz herum und fiel ihm im selben Atemzug um den Hals. Sie hatte es sich gewünscht. Hatte darauf gehofft das er ihr folgte, dass er genug Sympathie für sie hegte. Und sie brauchte ihn jetzt. Jetzt, wo sie das Gefühl nicht loswurde, dass in dieser Nacht noch mehr geschehen war, als nur zu erfahren, dass Jakob sie nicht lieben durfte. Weinend hielt sie sich an ihm fest und langsam wurde Jakob klar, dass es hier nicht um ihn ging. Aber worum dann?
Iola flog in seine Arme und diese schlossen sich ganz von allein um die schmale Gestalt. Sein Hemd tränkte sich augenblicklich mit der Nässe ihrer Tränen. Noch einen halben Tag zuvor hätte ihr warmer, weicher Körper tausend feine Nadeln in seine Haut gebohrt, ihr Duft ihm sämtliche Sinne geraubt, doch die Nacht unter den Augen der Mutter hatte den Knappen zurück zum Gleichgewicht geholfen und so konnte er sie halten, konnte sein Gesicht an ihren Kopf schmiegen, ohne sich schuldig zu fühlen oder niedere Gedanken zu hegen. Sein Herz schlug ruhig, sein Körper blieb entspannt und sein Kopf ganz bei ihr und der Frage, was sie so aufgebracht hatte. Immerhin war er verständig genug, zu erkennen, dass diesmal nicht er der Grund für die Tränen war. Aber wer oder was dann?
"Ich würde dich zu gern fragen, was passiert ist.", sprach er leise gegen den Stoff ihrer Haube. "Hat dich jemand gescholten?"
Seine Ruhe übertrug sich auf sie. Vielleicht sah sie einfach nur alles viel zu schwarz Aber...es stimmte etwas nicht. Aber wie sollte sie sich Jakob mitteilen? Und sollte sie sich mitteilen? Sie sah Jakob lange in die Augen, während ihre Tränen endlich versiegten. Ja. Er musste es wissen. Vielleicht konnte er helfen. Vielleicht kannte er dieses Seltsamkeit sogar. So begann sie zu gestikulieren. Erst viel zu schnell und zu wild. Bis sie sich besann, dass Jakob nicht Arvijd war, der ihre Zeichensprache 'kannte'. So atmete sie tief durch und begann von vorne. Nahm Haltung an, plusterte sich regelrecht auf, stand gerade als hätte sie einen Stock im Hintern, schaute verkniffen und zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen Bart an ihrem Kinn.
Sie beruhigte sich nach einigen Momenten und sah ihn schließlich aus völlig verheulten Augen an.... und fing an zu fuchteln. Doch bevor er sie einbremsen konnte, hielt sie selbst inne, sammelte sich. Scharade. Himmel, wo er so ein riesiger Gesellschaftsspieler war... Gut, das erste war einfach, so wie Iola auf ihn geprägt war. "Jarel? Es geht um ihn?"
Sie nickte, atmete auf, küsste ihm einen Impuls folgend auf den Mundwinkel und setzte wieder an zu gestikulieren. Sie legte sich beide Hände flach auf die linke Brust, ballte dann beide Hände zu Fäusten, schlang plötzlich die Arme um den Oberkörper, rieb sich heftig die Oberarme und klapperte gespielt mit den Zähnen.
Schon bei diesen nächsten Gesten geriet Jakob ins schwimmen. "Brust, Herz... Herzattacke... Nein, grad stand er noch... Frieren, hm, Erkältung?" Immerhin war er die ganze Nacht fort gewesen...
Sie lies einen Moment die Arme hängen und dachte nach. Immerhin wusste Jakob schon, wer gemeint war. Ob sie ihn zu Meister Arvijd schleifen sollte? Der schien etwas bemerkt zu haben. Nein...noch ein Versuch. Sie amete durch und dann nochmal. Sie machte ein trauriges Gesicht, schüttelte den Kopf und sah ihn mit leerem Blick an. Dann machte sie ein erfreutes Gesicht, schüttelte wieder den Kopf und sah ihn abermals mit leerem Blick an. Zuletzt hob sie den Zeigefinger zur Schläfe und drehte dort mit der Fingerspitze drei kleine Kreise. Verflixt...in diesem Moment war ihr ihr Gelübde wirklich im Weg.
Jakob krauste die Stirn. Leere Augen... Leerer Blick, Trauer, Freude, die Hände zuvor auf dem Herzen geballt. Dann die Geste am Kopf. In seinem Magen entstand ein unangenehmes Gefühl. Was Iola andeutete ließ ihn innerlich sofort auf Abstand gehen - dafür hatte er weder Talent noch Gefühl. "Eeer... War abweisend zu dir? Oder irgendwie... verwirrt?"
Sie nickte langsam. Nicht ganz das, was sie hatte sagen wollen, aber nah genug dran. Langsamer als vorher, jedoch genauso gefühlvoll flüchtete sie abermals in seine Arme.
Immerhin weinte sie nicht mehr.
Er hielt sie und grübelte. Was auch immer Jarel gesagt oder getan hatte, es schien Violetta Angst zu machen. Was genau mit seinem Mentor ihrer Meinung nach nicht stimmte, würde er aber wohl nur heraus finden, wenn er ihm selbst gegenüber trat. Diese Konfrontation scheute er allerdings noch etwas.
Es war die Glocke zum Mittagsgebet und Essen, die ihn aus der Runde rettete. Iola mache sich los, wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht trocken und atmete durch. Sie deutete in Richtung des Tempels und sah ihn fragend an. Die Kinder wurden bereits von zwei Schwestern zusammengetrieben. Sie durften als erstes Essen, während die "großen", in der Messe beteten.
Jakob nickte. Messe. Mittagessen. Schlaf oder Unterricht. Der ewige Takt des Tempels, Tag für Tag. Ein Eigenes Uhrwerk. Der Knappe folgte Iola mit den anderen Schwestern in den Tempel, saß im hintersten Eck und kritzelte auf einer kleinen Tafel, die er sich aus dem Schulzimmer der Kinder geliehen hatte. Immer wieder kniff er die Augen zusammen, dachte nach, schrieb wieder. Die Messe störte er dabei nicht.
Jarel tauchte nicht auf.
Nach der Andacht versammelten sich die Schwestern um den großen Küchentisch. Das Heiligtum war nicht so groß, dass es ein eigenes Refektorium besessen hätte. Brea reichte ihnen frisches Brot und gestampfte Hirse mit Schmalz und Zwiebeln. Dazu ein Beerenmus.
Jarel blieb auch dem Essen fern.
Schließlich beschloss Jakob nach ihm zu sehen. Er bat Brea um etwas Brot, Käse, Zwiebelschmalz ohne die Hirse und einer Schale mit dem Mus. Alles stellte er zusammen mit einem Becher von Jarels schrecklichem Tee auf ein Brett und machte sich auf den Weg zu jenem Behandlungszimmer, dass der Ritter seines Wissens nach noch immer „bewohnte“.
Im Flur stellte er seine Fracht zunächst auf den Boden, um dann die Tür leise zu öffnen und hinein zu spähen. Jarel lag halb sitzend auf seinem Bett, oben eingewickelt in seinen Mantel, unten lugte die Decke aus dem Mantelsaum. Den Zustand kanne Jakob und er hieß zweierlei: ritterliche Levitation und hoffen oder sich bemerkbar machen und… naja, auch hoffen. Jakob, noch immer tiefenentspannt und ein wenig auch neugierig, ob Meister Yahuros Methoden auch bei einem Menschen wie Jarel funktionierten, entschied sich für Variante eins.
Er ließ sein Ich von sich abfallen.
Zog es in sich hinein.
Dann erst nahm er das Brett wieder auf und schob sich durch den Türspalt, setzte es allerdings auf einem Tisch direkt neben der Tür sofort wieder ab. Seine nur mit Lederstreifen umwickelten Füße verursachten kaum ein Geräusch, als er zu jenem Stuhl ging, auf dem er während Jarels Genesung nächte- und tagelang ausgeharrt hatte. Lautlos setzte er sich, betrachtete den Ritter, von dessen Gesicht im Schatten der Kapuze kaum etwas zu erkennen war.
Jakob wusste, dass dieser Zustand eine ganze Weile andauern konnte, je nachdem wann Jarel seine Medikamente genommen hatte. Er würde also warten.
So hatte er zumindest vor.
Es dauerte nicht lange und dem übermüdeten Mann sank das Kinn auf die Brust.
Um ihn herum hatten sich die Schwestern zum Morgengebet versammelt. Sie achteten nicht auf ihn, war er doch inzwischen ein stetig wiederkehrender Geist in ihrer Mitte, unaufdringlich und offensichtlich so andächtig wie sie. Die Frauen intonierten melodische Gebete, Jakob ließ sich noch etwas darin treiben, zumal er nicht stören wollte.
Die innere Einkehr hatte Frieden in seine Seele gebracht. Sie lag still und spiegelglatt da, wie ein See, in den ein riesiger Fels gefallen war und der nach langem Wellenschlag endlich wieder zur Ruhe gekommen war. Er fühlte der seltenen Empfindung eine Weile nach, bis sich seine taub gewordenen Beine in den Vordergrund drängten und er sich stumm leidend seitlich auf den Hosenboden fallen ließ, um sie mühsam unter sich hervor zu ziehen. Niemand achtete weiter auf ihn, als er sich auf dem Hintern rutschend in den Schatten einer seitlichen Wand zurück zog.
Wie lange hatte er vor der Statue gesessen? Wohl eine Weile. Ihm war, als seien seine Beine vom Knie abwärts nicht existent und er begann seine Schenkel zu massieren, mulmig auf das unangenehme Gefühl wartend, wenn die Durchblutung wieder einsetzten würde.
Es war schmerzhaft.
Jakob mahlte mit den Zähnen und massierte stoisch weiter, während die Messe voran schritt. Taub waren ihm seine Beine lieber gewesen als gefüllt mit tausend Ameisen. Außerdem schmerzten seine Knie vom Beugen und dem harten Boden. Trotzdem fühlte er sich ungewöhnlich ausgeglichen, sodass er die rothaarigen Schwester mit offenem Blick und einem freundlichen Nicken begegnete, als diese nach dem Ende der Andacht zu ihm kam, um ihn zu seinem Dienst im Waisenhaus zu holen.
Richtig. Die Gören. Innerlich seufzend rappelte er sich auf und folgte der Frau noch etwas unsicher hinaus. Zum Glück sollte er heute nur aus der Schrift vorlesen, während die Kinder um ihn herum saßen und dauernd dazwischen quakten, sie wollten die Geschichte von irgendeinem Wolfshexer hören oder von einem Drachen oder von Gnomen.
Jakob las, die freundliche Schwester mahnte die Kinder immer wieder zuzuhören, was keinerlei Effekt über eine Minute hinaus hatte. Der Knappe hörte sich selbst nicht zu, mit den Gedanken woanders und immer wieder gestört von Krämpfen in seinen Waden, bis er sich entschuldigen musste, um ein paar Schritte zu tun und sich in dem Zuge erst einmal etwa zu trinken zu organisieren.
Als er zurück kam, standen drei ihm vertraute Gestalten unter einem Baum und wechselten ein paar Worte. Die Entscheidung, ob er dazu treten oder wieder zu den Kindern gehen sollte, nahmen letztere ihm ab, weil sie ihn zurück in den Kreis zerrten und lauthals verkündeten, Schwester Margerita (ah ja, richtig!) habe ihnen eine Märchengeschichten zwischen den Psalmen erlaubt und er solle sie lesen. Eher unelegant plumpste er also wieder ins Gras und begann halb bei der Sache zu lesen, was sie ihm in die Hand drückten.
Nicht lange, dann eilte plötzlich Iola durch sein peripheres Sichtfeld und brachte den Lesefluss zum Stocken. Wieder entschuldigen, Buch weg legen...
Etwas linkisch kam er auf die Beine, blickte kurz zwischen Jarel und Iola hin und her, um sich dann für das Mädchen zu entscheiden. So viel zum Thema nicht weh tun. Jakob eilte ihr nach. "Iola! Warte."
Sie regierte zwar nicht, doch sie lief nicht weit. Hinter einer kleinen Baumgruppe verschwand sie, versteckte sich auf der Rückseite. Aber er konnte sie hören. Sie weinte leise.
Vorsichtig umrundete Jakob die Baumgruppe. Weinende Frauen. Langsam wurde das so etwas wie sein persönlicher Endgegner. Vor allem diese, die er nicht mal fragen konnte, was eigentlich los war. Er berührte sie ganz leicht an der Schulter. Wenn sie seine Gesellschaft nicht wollte, würde sie ihm das schon begreiflich machen.
Sie wollte seine Gesellschaft. Kaum spürte sie seine Hand auf der Schulter wirbelte sie auf dem Absatz herum und fiel ihm im selben Atemzug um den Hals. Sie hatte es sich gewünscht. Hatte darauf gehofft das er ihr folgte, dass er genug Sympathie für sie hegte. Und sie brauchte ihn jetzt. Jetzt, wo sie das Gefühl nicht loswurde, dass in dieser Nacht noch mehr geschehen war, als nur zu erfahren, dass Jakob sie nicht lieben durfte. Weinend hielt sie sich an ihm fest und langsam wurde Jakob klar, dass es hier nicht um ihn ging. Aber worum dann?
Iola flog in seine Arme und diese schlossen sich ganz von allein um die schmale Gestalt. Sein Hemd tränkte sich augenblicklich mit der Nässe ihrer Tränen. Noch einen halben Tag zuvor hätte ihr warmer, weicher Körper tausend feine Nadeln in seine Haut gebohrt, ihr Duft ihm sämtliche Sinne geraubt, doch die Nacht unter den Augen der Mutter hatte den Knappen zurück zum Gleichgewicht geholfen und so konnte er sie halten, konnte sein Gesicht an ihren Kopf schmiegen, ohne sich schuldig zu fühlen oder niedere Gedanken zu hegen. Sein Herz schlug ruhig, sein Körper blieb entspannt und sein Kopf ganz bei ihr und der Frage, was sie so aufgebracht hatte. Immerhin war er verständig genug, zu erkennen, dass diesmal nicht er der Grund für die Tränen war. Aber wer oder was dann?
"Ich würde dich zu gern fragen, was passiert ist.", sprach er leise gegen den Stoff ihrer Haube. "Hat dich jemand gescholten?"
Seine Ruhe übertrug sich auf sie. Vielleicht sah sie einfach nur alles viel zu schwarz Aber...es stimmte etwas nicht. Aber wie sollte sie sich Jakob mitteilen? Und sollte sie sich mitteilen? Sie sah Jakob lange in die Augen, während ihre Tränen endlich versiegten. Ja. Er musste es wissen. Vielleicht konnte er helfen. Vielleicht kannte er dieses Seltsamkeit sogar. So begann sie zu gestikulieren. Erst viel zu schnell und zu wild. Bis sie sich besann, dass Jakob nicht Arvijd war, der ihre Zeichensprache 'kannte'. So atmete sie tief durch und begann von vorne. Nahm Haltung an, plusterte sich regelrecht auf, stand gerade als hätte sie einen Stock im Hintern, schaute verkniffen und zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen Bart an ihrem Kinn.
Sie beruhigte sich nach einigen Momenten und sah ihn schließlich aus völlig verheulten Augen an.... und fing an zu fuchteln. Doch bevor er sie einbremsen konnte, hielt sie selbst inne, sammelte sich. Scharade. Himmel, wo er so ein riesiger Gesellschaftsspieler war... Gut, das erste war einfach, so wie Iola auf ihn geprägt war. "Jarel? Es geht um ihn?"
Sie nickte, atmete auf, küsste ihm einen Impuls folgend auf den Mundwinkel und setzte wieder an zu gestikulieren. Sie legte sich beide Hände flach auf die linke Brust, ballte dann beide Hände zu Fäusten, schlang plötzlich die Arme um den Oberkörper, rieb sich heftig die Oberarme und klapperte gespielt mit den Zähnen.
Schon bei diesen nächsten Gesten geriet Jakob ins schwimmen. "Brust, Herz... Herzattacke... Nein, grad stand er noch... Frieren, hm, Erkältung?" Immerhin war er die ganze Nacht fort gewesen...
Sie lies einen Moment die Arme hängen und dachte nach. Immerhin wusste Jakob schon, wer gemeint war. Ob sie ihn zu Meister Arvijd schleifen sollte? Der schien etwas bemerkt zu haben. Nein...noch ein Versuch. Sie amete durch und dann nochmal. Sie machte ein trauriges Gesicht, schüttelte den Kopf und sah ihn mit leerem Blick an. Dann machte sie ein erfreutes Gesicht, schüttelte wieder den Kopf und sah ihn abermals mit leerem Blick an. Zuletzt hob sie den Zeigefinger zur Schläfe und drehte dort mit der Fingerspitze drei kleine Kreise. Verflixt...in diesem Moment war ihr ihr Gelübde wirklich im Weg.
Jakob krauste die Stirn. Leere Augen... Leerer Blick, Trauer, Freude, die Hände zuvor auf dem Herzen geballt. Dann die Geste am Kopf. In seinem Magen entstand ein unangenehmes Gefühl. Was Iola andeutete ließ ihn innerlich sofort auf Abstand gehen - dafür hatte er weder Talent noch Gefühl. "Eeer... War abweisend zu dir? Oder irgendwie... verwirrt?"
Sie nickte langsam. Nicht ganz das, was sie hatte sagen wollen, aber nah genug dran. Langsamer als vorher, jedoch genauso gefühlvoll flüchtete sie abermals in seine Arme.
Immerhin weinte sie nicht mehr.
Er hielt sie und grübelte. Was auch immer Jarel gesagt oder getan hatte, es schien Violetta Angst zu machen. Was genau mit seinem Mentor ihrer Meinung nach nicht stimmte, würde er aber wohl nur heraus finden, wenn er ihm selbst gegenüber trat. Diese Konfrontation scheute er allerdings noch etwas.
Es war die Glocke zum Mittagsgebet und Essen, die ihn aus der Runde rettete. Iola mache sich los, wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht trocken und atmete durch. Sie deutete in Richtung des Tempels und sah ihn fragend an. Die Kinder wurden bereits von zwei Schwestern zusammengetrieben. Sie durften als erstes Essen, während die "großen", in der Messe beteten.
Jakob nickte. Messe. Mittagessen. Schlaf oder Unterricht. Der ewige Takt des Tempels, Tag für Tag. Ein Eigenes Uhrwerk. Der Knappe folgte Iola mit den anderen Schwestern in den Tempel, saß im hintersten Eck und kritzelte auf einer kleinen Tafel, die er sich aus dem Schulzimmer der Kinder geliehen hatte. Immer wieder kniff er die Augen zusammen, dachte nach, schrieb wieder. Die Messe störte er dabei nicht.
Jarel tauchte nicht auf.
Nach der Andacht versammelten sich die Schwestern um den großen Küchentisch. Das Heiligtum war nicht so groß, dass es ein eigenes Refektorium besessen hätte. Brea reichte ihnen frisches Brot und gestampfte Hirse mit Schmalz und Zwiebeln. Dazu ein Beerenmus.
Jarel blieb auch dem Essen fern.
Schließlich beschloss Jakob nach ihm zu sehen. Er bat Brea um etwas Brot, Käse, Zwiebelschmalz ohne die Hirse und einer Schale mit dem Mus. Alles stellte er zusammen mit einem Becher von Jarels schrecklichem Tee auf ein Brett und machte sich auf den Weg zu jenem Behandlungszimmer, dass der Ritter seines Wissens nach noch immer „bewohnte“.
Im Flur stellte er seine Fracht zunächst auf den Boden, um dann die Tür leise zu öffnen und hinein zu spähen. Jarel lag halb sitzend auf seinem Bett, oben eingewickelt in seinen Mantel, unten lugte die Decke aus dem Mantelsaum. Den Zustand kanne Jakob und er hieß zweierlei: ritterliche Levitation und hoffen oder sich bemerkbar machen und… naja, auch hoffen. Jakob, noch immer tiefenentspannt und ein wenig auch neugierig, ob Meister Yahuros Methoden auch bei einem Menschen wie Jarel funktionierten, entschied sich für Variante eins.
Er ließ sein Ich von sich abfallen.
Zog es in sich hinein.
Dann erst nahm er das Brett wieder auf und schob sich durch den Türspalt, setzte es allerdings auf einem Tisch direkt neben der Tür sofort wieder ab. Seine nur mit Lederstreifen umwickelten Füße verursachten kaum ein Geräusch, als er zu jenem Stuhl ging, auf dem er während Jarels Genesung nächte- und tagelang ausgeharrt hatte. Lautlos setzte er sich, betrachtete den Ritter, von dessen Gesicht im Schatten der Kapuze kaum etwas zu erkennen war.
Jakob wusste, dass dieser Zustand eine ganze Weile andauern konnte, je nachdem wann Jarel seine Medikamente genommen hatte. Er würde also warten.
So hatte er zumindest vor.
Es dauerte nicht lange und dem übermüdeten Mann sank das Kinn auf die Brust.
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
- Beiträge: 1051
- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Er hatte geschlafen. Tief und traumlos wie selten. Nicht einmal die Übelkeit und das Herzrasen hatten ihn geweckt.
Ja, er war verschwitzt und seine Muskeln waren verkrampft, aber das schlimmste hatte er schlicht verpennt.
Eine Überraschung. Und eine weitere wartete, als er die Augen öffnete.
Jakob. Er saß schlafend auf einem Stuhl.
Und er hatte ihm etwas zu Essen mitgebracht.
Ebenso lautlos wie vorher sein Knappe holte dich Jarel das Tablett und setzte es auf das Bett. Als Jakob erwachte, saß Jarel im Schneidersitz auf dem Krankenbett und schmauste die von Jakob gebrachten Speisen.
Er erwachte vom Klappern des Geschirrs, schreckte hoch, weil er eigentlich nicht hatte einschlafen wollen. Müde rieb er sich den schmerzenden Nacken.
"Mahlzeit. Gut geschlafen?"
"Hervoragend.", antwortete Jarel mit vollem Mund ohne Aufzusehen.
"Und du?" Er wischte mit dem letzten Rest Brot seinen Teller leer.
"Danke für das Essen."
Endlich sah Jarel auf. Ja, sein Gesicht spiegelte nicht viel Emotion. Eigentlich gar keine. Aber...was hatte Iola so beunruhigt?
Jakob sah Jarel beim Essen zu und ihn dann einige Herzschläge lang stumm an. Irgendwie fühlte sich das schlagartig nach verkehrter Welt an. Er war der mit dem 'Klar - in Klammern fuck you' - Ton, während Jarel auf ihm herum kaute, um dieses Klar zu zernagen, bis es zu etwas von Substanz wurde. Nach dem Krach gestern hätte er entsprechend irgendwie was anderes erwartet.
"Kein Ding.", hörte er sich erwidern. Es kam nicht oft vor, dass er sich unwohl damit fühlte, nicht mehr zu sagen zu haben.
Der Ritter stellte das Essen ein und spülte alles mit dem Tee hinunter, den er in einem Zug leerte.
"Du kommst gut mit den Kinder klar." Eine Feststellung. Keine Frage.
Würden sie sich erst seit ein paar Tagen kennen, Jakob wäre in sein übliches Muster gefallen und hätte keinen weiteren Gedanken an das Gespräch verschwendet. Das Muster drohte bereits, aber wohl fühlte er sich damit in diesem Fall nicht.
"Ja. Wie lange bleiben wir noch?"
"Noch ein paar Tage." Der Ritter nickte und kletterte aus dem Bett.
Etwas steif bewegte er seine Arme und Beine "Ich werde heute mit leichtem Training beginnen."
"Ist der Dok damit einverstanden?"
"Hab nicht gefragt.", antwortete Jarel knapp. "Ich denke ich beginne mit dem Stab."
Jakob erhob sich ebenfalls. Er kannte diesen Ritter, aber er sah sich ihm selten selbst gegenüber. Unbewusst begann er zu spüren, was Iola wohl mit einem Blick gleich aufgegangen war. Etwas fehlte? Jakobs Lippen wurden zu zwei blassen Strichen. Hatte er sich so weit aus dem Fenster gelehnt? Jarel so tief beleidigt? Und wenn dem so war, wie sollte er das jemals wieder ausbügeln?
"Wird ihm nicht gefallen. Gefällt den Ärzten nie, wenn man ihnen auf der Nase rumtanzt." Ein schwacher Versuch.
Jarel lächelte. Nein. Er zog die Mundwinkel hoch. Die Augen erreiche das nicht.
"Arvijd wird nichts dagegen haben. Ich geh ihn suchen. Er hat den Schlüssel für den Raum, in dem die Waffen untergebracht sind."
Ohne zu warten wand der Ritter sich um und ging.
Sein Knappe blieb mit gemischten Gefühlen zurück.
Ja, er war verschwitzt und seine Muskeln waren verkrampft, aber das schlimmste hatte er schlicht verpennt.
Eine Überraschung. Und eine weitere wartete, als er die Augen öffnete.
Jakob. Er saß schlafend auf einem Stuhl.
Und er hatte ihm etwas zu Essen mitgebracht.
Ebenso lautlos wie vorher sein Knappe holte dich Jarel das Tablett und setzte es auf das Bett. Als Jakob erwachte, saß Jarel im Schneidersitz auf dem Krankenbett und schmauste die von Jakob gebrachten Speisen.
Er erwachte vom Klappern des Geschirrs, schreckte hoch, weil er eigentlich nicht hatte einschlafen wollen. Müde rieb er sich den schmerzenden Nacken.
"Mahlzeit. Gut geschlafen?"
"Hervoragend.", antwortete Jarel mit vollem Mund ohne Aufzusehen.
"Und du?" Er wischte mit dem letzten Rest Brot seinen Teller leer.
"Danke für das Essen."
Endlich sah Jarel auf. Ja, sein Gesicht spiegelte nicht viel Emotion. Eigentlich gar keine. Aber...was hatte Iola so beunruhigt?
Jakob sah Jarel beim Essen zu und ihn dann einige Herzschläge lang stumm an. Irgendwie fühlte sich das schlagartig nach verkehrter Welt an. Er war der mit dem 'Klar - in Klammern fuck you' - Ton, während Jarel auf ihm herum kaute, um dieses Klar zu zernagen, bis es zu etwas von Substanz wurde. Nach dem Krach gestern hätte er entsprechend irgendwie was anderes erwartet.
"Kein Ding.", hörte er sich erwidern. Es kam nicht oft vor, dass er sich unwohl damit fühlte, nicht mehr zu sagen zu haben.
Der Ritter stellte das Essen ein und spülte alles mit dem Tee hinunter, den er in einem Zug leerte.
"Du kommst gut mit den Kinder klar." Eine Feststellung. Keine Frage.
Würden sie sich erst seit ein paar Tagen kennen, Jakob wäre in sein übliches Muster gefallen und hätte keinen weiteren Gedanken an das Gespräch verschwendet. Das Muster drohte bereits, aber wohl fühlte er sich damit in diesem Fall nicht.
"Ja. Wie lange bleiben wir noch?"
"Noch ein paar Tage." Der Ritter nickte und kletterte aus dem Bett.
Etwas steif bewegte er seine Arme und Beine "Ich werde heute mit leichtem Training beginnen."
"Ist der Dok damit einverstanden?"
"Hab nicht gefragt.", antwortete Jarel knapp. "Ich denke ich beginne mit dem Stab."
Jakob erhob sich ebenfalls. Er kannte diesen Ritter, aber er sah sich ihm selten selbst gegenüber. Unbewusst begann er zu spüren, was Iola wohl mit einem Blick gleich aufgegangen war. Etwas fehlte? Jakobs Lippen wurden zu zwei blassen Strichen. Hatte er sich so weit aus dem Fenster gelehnt? Jarel so tief beleidigt? Und wenn dem so war, wie sollte er das jemals wieder ausbügeln?
"Wird ihm nicht gefallen. Gefällt den Ärzten nie, wenn man ihnen auf der Nase rumtanzt." Ein schwacher Versuch.
Jarel lächelte. Nein. Er zog die Mundwinkel hoch. Die Augen erreiche das nicht.
"Arvijd wird nichts dagegen haben. Ich geh ihn suchen. Er hat den Schlüssel für den Raum, in dem die Waffen untergebracht sind."
Ohne zu warten wand der Ritter sich um und ging.
Sein Knappe blieb mit gemischten Gefühlen zurück.
- Arvijd Kostjunari
- Spieler Level 2
- Beiträge: 141
- Registriert: Mittwoch 27. Juli 2022, 12:38
- Lebenslauf: Dr. Kostjunari
Der 'Dok' kam zurück in sein Behandlungszimmer. Er hatte den ganzen Tag zu tun gehabt, hier einen Rat, dort einen Kratzer behandeln, Hausbesuche und unterwegs hielt man ihn auf, dazwischen Besorgungen erledigen. Das waren die vielen kleinen Dinge, die einen am Ende des Tages ermüdeten aber nicht das befriedigende Gefühl zurückließen, tatsächlich etwas erreicht und etwas geleistet zu haben.
Anders als eine komplizierte aber gelungene Operation, die zwar ungleich anstrengender war, aber gleichzeitig auch ein deutlich besseres Gefühl hinterließ.
doch dies war nun zu großen Teilen sein neues Leben. Operationen gab es kaum, meist starben die Leute ehe man sie zu ihm brachte.
Zurück in seinem Räumlichkeiten nahm er sich vor, seinen Gast bald auszuquartieren, denn anders als Zuhause in seinem Anwesen hatte er hier nicht massenweise Platz und wenn ein anderer Patient kam hätte er keine Möglichkeiten mehr, den unterzubringen... so sagte er sich. Nur kam tatsächlich selten jemand. Tatsächlich ging es um etwas ganz anderes.
Er selbst bewohnte nämlich einen Nebenraum zur dem Zimmer, über Großen Luxus verfügte er hier nicht. Und so sehr er nun die Gesellschaft des eigenwilligen Ritters auch schätzte, es gab Zeiten, da wollte auch er einfach nur alleine sein.
Und im übrigen war der Ritter bei weitem nicht mehr so instabil, dass er weiter unter Beobachtung bleiben musste. Er konnte durchaus eines der anderen Zimmer im Tempel beziehen in dem üblicherweise Gäste einquartiert waren.
An Tagen wie diesen machte ihn jedoch di Tatsache besonders unglücklich, auf all das verzichten zu müssen, was er sich aufgebaut gehabt hatte.
Die Räume, die er nun bewohnte und in denen er arbeitete waren von den dicken Mauern des Tempels umgeben, ein etwas größerer Raum und eine kleine Zelle, die anschloss. Es gab nicht einmal Platz für das was er unter einem ordentlichen Bücherregal verstand. Und wie sehr vermisste er seine Bibliothek. Allein gedruckte Bücher, keine Abschriften von Hand, die zwar kunstvoll waren, aber oft auch schwer leserlich, alles in Prosa, keine Nachschlagewerke. Und dann der geringe Umfang an verfügbarem Wissen über Krankheiten, all das machte ihm schwer zu schaffen. Er hatte immer auch bei der Diagnose gerne die Nachschlagewerke konsultiert, Differentialdiagnosen fielen leichter und er konnte ähnliche Symptomatik viel präziser unterscheiden. Aber viele Erkrankungen, die man in seiner Heimat bereits waren hier noch nicht identifiziert. Was nicht bedeutete, dass es sie nicht gab. Aber die Menschen unterschieden praktisch nur zwischen einem gebrochenen Knochen und Fieber. Dazwischen gab es für sie nicht viel.
Allein die verschiedenen Formen, die Herzerkrankungen annehmen konnten... die verschiedenen Lungenleiden und all die anderen... fast hätte er in Gedanken von 'wunderbaren' internistischen Befunden gesprochen, all diese waren hier unbekannt. Und die meisten Menschen starben lieber als zu einem Arzt zu gehen. Oder sie ließen sich von einer falschen Hexe einen Talisman für teures Geld verkaufen, der keinerlei Wirkung hatte. Den hängten sie über's Bett und wunderten sich dann wenn sie am nächsten Tag nicht mehr aufwachten, weil sie doch dem Leiden erlegen waren.
Es war zum Haare raufen, hätte er noch welche gehabt.
Es war nicht anders in Worte zu fassen. Er vermisste sein Zuhause, sein Archiv seiner eigenen Tode, als Erinnerungsstütze, die auch für ihn ein immenser Wissensschatz geworden waren. All das war verloren.
Das und... er vermisste Emyja. Seine wissbegierige Schülerin, Kollegin, Stellvertreterin... Freundin.
An einem Tag wie diesem wäre er mit ihr zusammen gesessen und hätte Rotwein getrunken. aber auch das war schon dort nicht mehr gewesen, was er in Gedanken noch abgespeichert hatte, schon längst nicht mehr.
Mit Jarel konnte man nicht einmal in Ruhe Wein trinken...
Aber er fand den Ritter gar nicht vor, statt dessen saß dort der Knappe.
Er hatte sich bisher kaum mit ihm unterhalten, Jarel hatte ihm auch nicht verraten, dass auch er ein Reisender war, insofern wusste er auch gar nicht, was er mit ihm anfangen sollte. Er war still... Soviel hatte er bereits beobachtet. Anscheinend ging er den Schwestern und Priesterinnen zur Hand, war eigentlich ganz fleißig, kam gute mit den Kindern klar, und Iola hatte ein Auge auf ihn geworfen. Das wiederum ging ihn nichts an. Darum, welcher Schwur ihn eventuell band, darüber dachte der alte Arzt nicht nach. Er wußte zwar in der Theorie, dass es so war, aber weiter hatte er sich keine Gedanken gemacht. Jarel selbst passte so gar nicht in das Schema, dass er als selbst Fremder mit ihm die Ausnahme beinahe schon als Regel erkannt hatte. Alles Dinge, die ihn nichts angingen.
Was er mit dem Jungen Mann nun in seinem Zimmer anfangen sollte wußte Arvijd daher selbst nicht genau.
Etwas ratlos lehnte er sich an einen Schrank, die Arme verschränkt, und musterte den jungen Mann. Dass er bereits etwas alt war für einen Knappen, war ein Gedanke, den er fasste. Er zog keine Schlüsse, er nahm die Dinge wie sie waren. Vor einem wie ihm konnte man auch verheimlichen, dass man schwanger war, und das bis kurz vor der Geburt.
"Wie gefällt es dir im Kloster?"
War also das beste was ihm an Konversation einfiel.
Anders als eine komplizierte aber gelungene Operation, die zwar ungleich anstrengender war, aber gleichzeitig auch ein deutlich besseres Gefühl hinterließ.
doch dies war nun zu großen Teilen sein neues Leben. Operationen gab es kaum, meist starben die Leute ehe man sie zu ihm brachte.
Zurück in seinem Räumlichkeiten nahm er sich vor, seinen Gast bald auszuquartieren, denn anders als Zuhause in seinem Anwesen hatte er hier nicht massenweise Platz und wenn ein anderer Patient kam hätte er keine Möglichkeiten mehr, den unterzubringen... so sagte er sich. Nur kam tatsächlich selten jemand. Tatsächlich ging es um etwas ganz anderes.
Er selbst bewohnte nämlich einen Nebenraum zur dem Zimmer, über Großen Luxus verfügte er hier nicht. Und so sehr er nun die Gesellschaft des eigenwilligen Ritters auch schätzte, es gab Zeiten, da wollte auch er einfach nur alleine sein.
Und im übrigen war der Ritter bei weitem nicht mehr so instabil, dass er weiter unter Beobachtung bleiben musste. Er konnte durchaus eines der anderen Zimmer im Tempel beziehen in dem üblicherweise Gäste einquartiert waren.
An Tagen wie diesen machte ihn jedoch di Tatsache besonders unglücklich, auf all das verzichten zu müssen, was er sich aufgebaut gehabt hatte.
Die Räume, die er nun bewohnte und in denen er arbeitete waren von den dicken Mauern des Tempels umgeben, ein etwas größerer Raum und eine kleine Zelle, die anschloss. Es gab nicht einmal Platz für das was er unter einem ordentlichen Bücherregal verstand. Und wie sehr vermisste er seine Bibliothek. Allein gedruckte Bücher, keine Abschriften von Hand, die zwar kunstvoll waren, aber oft auch schwer leserlich, alles in Prosa, keine Nachschlagewerke. Und dann der geringe Umfang an verfügbarem Wissen über Krankheiten, all das machte ihm schwer zu schaffen. Er hatte immer auch bei der Diagnose gerne die Nachschlagewerke konsultiert, Differentialdiagnosen fielen leichter und er konnte ähnliche Symptomatik viel präziser unterscheiden. Aber viele Erkrankungen, die man in seiner Heimat bereits waren hier noch nicht identifiziert. Was nicht bedeutete, dass es sie nicht gab. Aber die Menschen unterschieden praktisch nur zwischen einem gebrochenen Knochen und Fieber. Dazwischen gab es für sie nicht viel.
Allein die verschiedenen Formen, die Herzerkrankungen annehmen konnten... die verschiedenen Lungenleiden und all die anderen... fast hätte er in Gedanken von 'wunderbaren' internistischen Befunden gesprochen, all diese waren hier unbekannt. Und die meisten Menschen starben lieber als zu einem Arzt zu gehen. Oder sie ließen sich von einer falschen Hexe einen Talisman für teures Geld verkaufen, der keinerlei Wirkung hatte. Den hängten sie über's Bett und wunderten sich dann wenn sie am nächsten Tag nicht mehr aufwachten, weil sie doch dem Leiden erlegen waren.
Es war zum Haare raufen, hätte er noch welche gehabt.
Es war nicht anders in Worte zu fassen. Er vermisste sein Zuhause, sein Archiv seiner eigenen Tode, als Erinnerungsstütze, die auch für ihn ein immenser Wissensschatz geworden waren. All das war verloren.
Das und... er vermisste Emyja. Seine wissbegierige Schülerin, Kollegin, Stellvertreterin... Freundin.
An einem Tag wie diesem wäre er mit ihr zusammen gesessen und hätte Rotwein getrunken. aber auch das war schon dort nicht mehr gewesen, was er in Gedanken noch abgespeichert hatte, schon längst nicht mehr.
Mit Jarel konnte man nicht einmal in Ruhe Wein trinken...
Aber er fand den Ritter gar nicht vor, statt dessen saß dort der Knappe.
Er hatte sich bisher kaum mit ihm unterhalten, Jarel hatte ihm auch nicht verraten, dass auch er ein Reisender war, insofern wusste er auch gar nicht, was er mit ihm anfangen sollte. Er war still... Soviel hatte er bereits beobachtet. Anscheinend ging er den Schwestern und Priesterinnen zur Hand, war eigentlich ganz fleißig, kam gute mit den Kindern klar, und Iola hatte ein Auge auf ihn geworfen. Das wiederum ging ihn nichts an. Darum, welcher Schwur ihn eventuell band, darüber dachte der alte Arzt nicht nach. Er wußte zwar in der Theorie, dass es so war, aber weiter hatte er sich keine Gedanken gemacht. Jarel selbst passte so gar nicht in das Schema, dass er als selbst Fremder mit ihm die Ausnahme beinahe schon als Regel erkannt hatte. Alles Dinge, die ihn nichts angingen.
Was er mit dem Jungen Mann nun in seinem Zimmer anfangen sollte wußte Arvijd daher selbst nicht genau.
Etwas ratlos lehnte er sich an einen Schrank, die Arme verschränkt, und musterte den jungen Mann. Dass er bereits etwas alt war für einen Knappen, war ein Gedanke, den er fasste. Er zog keine Schlüsse, er nahm die Dinge wie sie waren. Vor einem wie ihm konnte man auch verheimlichen, dass man schwanger war, und das bis kurz vor der Geburt.
"Wie gefällt es dir im Kloster?"
War also das beste was ihm an Konversation einfiel.
- Jakob von Nagall
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Jakob stand einen Moment unschlüssig herum, drehte sich dann um und ging zum Fenster. Ein unangenehm dunkles Gefühl ließ seinen Magen schwer werden und drückte auf seine Stimmung. Woher die Empfindung kam, vermochte er noch nicht ganz einzugrenzen, nur das es - natürlich - mit Jarel zu tun hatte. Aufmerksam wie der Knappe war, irritierte ihn natürlich die abweisende Haltung des Ritters. Das kühle "Servicelächeln", die knappen Worte. Gut, Redeschwälle waren bei Jarel immer selten, aber kleine Frotzeleien ließen immerhin jenen Funken in die braunen Augen treten, nach dem Jakob insgeheim schon fast süchtig war. Dieses Gefühl von Verschworenheit, was damit einher ging, war neu für ihn, aber er genoss es, saugte es auf. Sicher hatten sie oft genug ihre Meinungsverschiedenheiten, aber das Jarel ihn dermaßen in den kalten Wind stellte war selten bis niemals vorgekommen.
Der junge Mann fühlte sich damit unwohl und überfordert. Nachdenklich blickte er in den Garten hinaus, denn das warme Wetter machte es nicht nötig, dass man die Fenster mit Membranen verschloss. Lange blieb er mit seinen Gedanken allerdings nicht allein. Das Geräusch der Tür und eine Bewegung in seinem Rücken ließ ihn sich umwenden - der Doktor war zurück und wirkte so überrascht ihn zu sehen, wie Jakob seinerseits.
Ob es ihm gefalle. Im Kloster.
Kloster. Irgendwie betrachtete er die Komturei nicht wirklich als Kloster, obwohl es genau genommen zum Teil eines war. Zum anderen Teil war es eine Kaserne, fast ein eigenes, kleines Dorf inklusive Befestigung. Der Gedanke kam und ging, doch statt zu antworten kam er wie so oft direkt mit einer Gegenfrage.
"Mein Mentor kommt öfter her, oder? Kennt Ihr ihn schon länger?" Smalltalk war noch nie seine Stärke gewesen, daher schlidderte er an der Frage des Doktors zunächst einfach vorbei und kam gleich zu dem Punkt, der ihn beschäftigte. "Kommt er Euch... verändert vor?" Vielleicht lag es ja auch an ihm und seiner zeitweilig schon mal störenden Überempfindlichkeit. Am Ende deutete er einfach zu viel in seine Wahrnehmung und schuf sich mal wieder Annahmen aus aus der Luft gegriffenen Scheinwahrheiten. Immerhin hatte er über die letzten Monate und gefühlt tausenden von Gesprächen angefangen zu begreifen, dass er oft genug genau das tat. Was nicht hieß, dass er es so einfach abschalten konnte. Er nahm einfach zu vieles ungefiltert wahr und konstruierte sich dann daraus eine Wirklichkeit, die zu seiner Befindlichkeit oder einem Vorurteil, einer Erwartung, passte. Er erwartete, dass Jarel mit ihm gebrochen hatte oder andersrum, dass dieser meinte, er habe sich von ihm los gesagt, weil sie in diesem einen Punkt ihrer Glaubenswelt nicht einer Meinung waren. Anfangs mochte es so gewesen sein, aber inzwischen hatte Jakob sich beruhigt, die Worte des Bewahrers verinnerlicht und die Umstände vorerst akzeptiert. Ausdruck verleihen konnte er dem allerdings nicht und entsprechend fiel es ihm schwer, wieder auf Jarel zuzugehen, was dieser ihm durch seine ungewohnt unterkühlte Art auch nicht gerade leichter machte.
Etwas verspätet nickte er dann doch noch. "Ja, schon. Der Orden nennt es Komturei."
Der junge Mann fühlte sich damit unwohl und überfordert. Nachdenklich blickte er in den Garten hinaus, denn das warme Wetter machte es nicht nötig, dass man die Fenster mit Membranen verschloss. Lange blieb er mit seinen Gedanken allerdings nicht allein. Das Geräusch der Tür und eine Bewegung in seinem Rücken ließ ihn sich umwenden - der Doktor war zurück und wirkte so überrascht ihn zu sehen, wie Jakob seinerseits.
Ob es ihm gefalle. Im Kloster.
Kloster. Irgendwie betrachtete er die Komturei nicht wirklich als Kloster, obwohl es genau genommen zum Teil eines war. Zum anderen Teil war es eine Kaserne, fast ein eigenes, kleines Dorf inklusive Befestigung. Der Gedanke kam und ging, doch statt zu antworten kam er wie so oft direkt mit einer Gegenfrage.
"Mein Mentor kommt öfter her, oder? Kennt Ihr ihn schon länger?" Smalltalk war noch nie seine Stärke gewesen, daher schlidderte er an der Frage des Doktors zunächst einfach vorbei und kam gleich zu dem Punkt, der ihn beschäftigte. "Kommt er Euch... verändert vor?" Vielleicht lag es ja auch an ihm und seiner zeitweilig schon mal störenden Überempfindlichkeit. Am Ende deutete er einfach zu viel in seine Wahrnehmung und schuf sich mal wieder Annahmen aus aus der Luft gegriffenen Scheinwahrheiten. Immerhin hatte er über die letzten Monate und gefühlt tausenden von Gesprächen angefangen zu begreifen, dass er oft genug genau das tat. Was nicht hieß, dass er es so einfach abschalten konnte. Er nahm einfach zu vieles ungefiltert wahr und konstruierte sich dann daraus eine Wirklichkeit, die zu seiner Befindlichkeit oder einem Vorurteil, einer Erwartung, passte. Er erwartete, dass Jarel mit ihm gebrochen hatte oder andersrum, dass dieser meinte, er habe sich von ihm los gesagt, weil sie in diesem einen Punkt ihrer Glaubenswelt nicht einer Meinung waren. Anfangs mochte es so gewesen sein, aber inzwischen hatte Jakob sich beruhigt, die Worte des Bewahrers verinnerlicht und die Umstände vorerst akzeptiert. Ausdruck verleihen konnte er dem allerdings nicht und entsprechend fiel es ihm schwer, wieder auf Jarel zuzugehen, was dieser ihm durch seine ungewohnt unterkühlte Art auch nicht gerade leichter machte.
Etwas verspätet nickte er dann doch noch. "Ja, schon. Der Orden nennt es Komturei."
- Arvijd Kostjunari
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- Registriert: Mittwoch 27. Juli 2022, 12:38
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Statt seine Frage zu beantworten stellte der Junge eine. Irgendwie erinnerte ihn das an wen, aber der Gedanke war schon wieder weg, ehe er ihn vertiefen konnte. Wie gut kannte er Jarel.
Bisher hatte er gedacht, einigermaßen gut, aber dennoch war ihm zu vieles verborgen geblieben - essentielle Dinge wie dass der Ritter aus einer anderen Welt stammte... und dass er ein Lebertransplantat trug. Kannte er ihn also?
"Er kommt alle paar Monate für ein paar Tage her... um abzuschalten und zu entspannen... Und um Iola zu sehen. Bisher dachte ich, ich würde ihn kennen, aber ich habe mich wohl ein wenig in der Einschätzung getäuscht."
Wie die meisten Reisenden trug auch Arvijd noch immer einen starken Akzent, nachdem er aber immer behauptete, er käme aus einer entfernten Gegen wie Kovir, viele akzeptierten das, wenn sie nicht gerade selbst au der Gegend kamen, hier hatte er sich angewöhnt, etwas vorsichtiger zu sein, nach einem peinlichen Vorfall mit einem Scherenschleifer.
Und der Ritter? Verändert?
Eine gute Frage. Arvijd nahm sich die Zeit darüber nachzudenken. Verändert... Wie kannt er ihn? Nun, wach, interessiert, fürsorglich und immer hilfsbereit... Sicher, manchmal auch angespannt, aber das legte sich meist nach einigen Tagen. Aber nun... angekommen war er bewusstlos, insofern, ja, er kannte ihn anders. Bei Bewusstsein nämlich. Sonst...
"Er hat eine schwere Verletzung erlitten, natürlich verändert einen das. Aber er hat alles überstanden und wohl auch ohne Folgeschäden... Er wird sicher wieder ganz der Alte, gebt ihm etwas Zeit."
Und kurz dachet er an einen jungen Mann, dessen Leben er zwar hatte retten können, der aber für immer an den Rollstuhl gefesselt bleiben würde. Wie oft hatte er sich schon gefragt, was aus ihm geworden war?
Und trotzdem. Zuversicht war vielleicht das wichtigste Gut das der Arzt bei sich trug, ihn selbst hatte es ja auch entwurzelt, aus seiner Welt gerissen zu sein, bar all dessen was er sich aufgebaut hatte, nur mit dem was angewachsen gewesen war, nicht einmal war er an Kleidung am Leib getragen hatte hatte dieser Übertritt ihm gelassen - was nur bedeuten konnte, dass er gestorben war. Sich selbst konnte er durchaus als Traumatisiert bezeichnen, seinen Zustand damals. Und Jarel hatte das auch erlebt, allerdings viel früher. Aber möglicherweise nagte es noch immer und hatte er nicht gesagt, er habe erst vor kurzem einen anderen Reisenden getroffen? War es das, hatte das altes wieder hoch gewühlt?
Er fühlte sich ja immer für alle verantwortlich...
"Er hat sicher einiges zu verarbeiten... aber so wie ich ihn einschätze wird er einen Weg finden, damit klar zu kommen."
Er wusste selbst nicht genau ob er sich irrte, aber als unverbesserlicher Optimist wollte er aber daran glauben und oft genug schuf allein der dies später die dazu passende Tatsache.
Oft... nur nicht immer.
Und erst dann ging dem Arzt auf, dass ihn der Junge wohl missverstanden haben musste... er dachte an den Orden, ja, richtig Komturei nennen sie es. Er hatte vom Haus der Melitele gesprochen, es war aufgebaut und Strukturiert wie ein Kloster, daher dachte er auch so davon.
Allerdings wollte er ihn jetzt nicht verunsichern und ließ das Missverständnis unaufgelöst.
"Gibt es denn konkret etwas, dass euch Sorgen macht?"
Bisher hatte er gedacht, einigermaßen gut, aber dennoch war ihm zu vieles verborgen geblieben - essentielle Dinge wie dass der Ritter aus einer anderen Welt stammte... und dass er ein Lebertransplantat trug. Kannte er ihn also?
"Er kommt alle paar Monate für ein paar Tage her... um abzuschalten und zu entspannen... Und um Iola zu sehen. Bisher dachte ich, ich würde ihn kennen, aber ich habe mich wohl ein wenig in der Einschätzung getäuscht."
Wie die meisten Reisenden trug auch Arvijd noch immer einen starken Akzent, nachdem er aber immer behauptete, er käme aus einer entfernten Gegen wie Kovir, viele akzeptierten das, wenn sie nicht gerade selbst au der Gegend kamen, hier hatte er sich angewöhnt, etwas vorsichtiger zu sein, nach einem peinlichen Vorfall mit einem Scherenschleifer.
Und der Ritter? Verändert?
Eine gute Frage. Arvijd nahm sich die Zeit darüber nachzudenken. Verändert... Wie kannt er ihn? Nun, wach, interessiert, fürsorglich und immer hilfsbereit... Sicher, manchmal auch angespannt, aber das legte sich meist nach einigen Tagen. Aber nun... angekommen war er bewusstlos, insofern, ja, er kannte ihn anders. Bei Bewusstsein nämlich. Sonst...
"Er hat eine schwere Verletzung erlitten, natürlich verändert einen das. Aber er hat alles überstanden und wohl auch ohne Folgeschäden... Er wird sicher wieder ganz der Alte, gebt ihm etwas Zeit."
Und kurz dachet er an einen jungen Mann, dessen Leben er zwar hatte retten können, der aber für immer an den Rollstuhl gefesselt bleiben würde. Wie oft hatte er sich schon gefragt, was aus ihm geworden war?
Und trotzdem. Zuversicht war vielleicht das wichtigste Gut das der Arzt bei sich trug, ihn selbst hatte es ja auch entwurzelt, aus seiner Welt gerissen zu sein, bar all dessen was er sich aufgebaut hatte, nur mit dem was angewachsen gewesen war, nicht einmal war er an Kleidung am Leib getragen hatte hatte dieser Übertritt ihm gelassen - was nur bedeuten konnte, dass er gestorben war. Sich selbst konnte er durchaus als Traumatisiert bezeichnen, seinen Zustand damals. Und Jarel hatte das auch erlebt, allerdings viel früher. Aber möglicherweise nagte es noch immer und hatte er nicht gesagt, er habe erst vor kurzem einen anderen Reisenden getroffen? War es das, hatte das altes wieder hoch gewühlt?
Er fühlte sich ja immer für alle verantwortlich...
"Er hat sicher einiges zu verarbeiten... aber so wie ich ihn einschätze wird er einen Weg finden, damit klar zu kommen."
Er wusste selbst nicht genau ob er sich irrte, aber als unverbesserlicher Optimist wollte er aber daran glauben und oft genug schuf allein der dies später die dazu passende Tatsache.
Oft... nur nicht immer.
Und erst dann ging dem Arzt auf, dass ihn der Junge wohl missverstanden haben musste... er dachte an den Orden, ja, richtig Komturei nennen sie es. Er hatte vom Haus der Melitele gesprochen, es war aufgebaut und Strukturiert wie ein Kloster, daher dachte er auch so davon.
Allerdings wollte er ihn jetzt nicht verunsichern und ließ das Missverständnis unaufgelöst.
"Gibt es denn konkret etwas, dass euch Sorgen macht?"
- Jakob von Nagall
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- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Jakob hörte zu und kämpfte gleichzeitig gegen den Reflex, den er Ärzten gegenüber irgendwann entwickelt hatte: abschalten, rieseln lassen, was sie an weltklugen Ansichten über anderer Leute Zustand so zu vermelden hatten. Darüber, wie man sich machte, fühlte, wie man war oder eben nicht. Optimimus heuchelnd, wo keiner war - Zuversicht nannten sie das. Jakob wankte auf dem Rand eines gut eingefahrenen Gleises entlang und gab sich Mühe, nicht hinein zu gleiten, denn immerhin hatte er gefragt. Entsprechend sollte er sich die Antwort auch anhören und irgendwie verwerten. Somit ließ er die Worte unterbewusst in einen untergeordneten Speicher laufen, während er anfing sich mit der Person dieses Doktors zu beschäftigen. Jarel hatte gesagt, er sei auch ein Reisender und dass er sich gern mit anderen Reisenden austauschen wollte. Daher kam dann wohl auch der Akzent und die überdurchschnittlich gute Ausstattung diess Behandlungsraums. Vielleicht kam er nicht aus Jakobs und Slavas Zeit, aber doch von einem Ort, der dieser Welt hier technologisch voraus war.
Wollte er sich deswegen mit ihm unterhalten? Darüber? Fraglich.
Wie so oft wünschte sich Jakob ein paar Hosentaschen, um die Hände hinein zu vergraben. Statt dessen stützte er sich mit einer Hand auf den breiten Fenstersims und blickte kurz hinaus. Dort war die Bank, einsam und friedlich. Gab es konkret etwas, was ihm Sorgen machte? Wenn er nur den Finger darauf legen könnte, dann müsste er nicht mit einem wild Fremden darüber reden, sondern könnte versuchen, die Lösung selbst zu finden. Aber ein vages Gefühl ließ sich schlecht in einen Faktenrahmen zwängen, anhand dessen sich Lösungen erarbeiten ließen. Es blieb ein Gefühl.
Jakob blickte auf seine Hand, die sich dunkel gegen den Stein des Fenstersimses abhob, dann wandte er dem Arzt wieder das Gesicht zu. Bei ihm musste man einfach Geduld haben. Irgendwann kam was - oder eben nicht.
"Bis gestern war alles bestens. Dann hatten wir..." Er überlegte. Wo hörte eine Diskussion auf und fing ein Streit an? In seinem Fall lagen die Grenzen wohl anders als in Jarels, was die Abgrenzung an sich doppelt erschwerte. "...eine Auseinandersetzung.", entschied er sich. Ein ratloses Schulterzucken folgte und hinter seiner Stirn zogen zum hundertsten Mal die Worte durch, die er gesagt hatte. Die er nicht mehr zurück nehmen konnte, aber auch nicht sicher war, ob er das wollte. War nicht Jarel es immer gewesen, der Offenheit wollte? Keine Geheimnisse, als Basis für gegenseitigen Respekt? Aber wenn es so endete, wenn er offen war, wie sollte es dann nur weiter gehen? Er war in der Gosse gelandet und Jarel benahm sich ihm gegenüber wie ein Fremder. War das der Preis von Offenheit? Dann blieb er lieber weiter verschlossen.
"Er greift solche Sachen normalerweise wieder auf, wie eine verfluchte Katze, die die Maus einfach tot spielen muss. Aber vorhin hat er gegessen und ist dann abgezogen, weil er sich von Erzpriesterin Varelia ein Trainingsgerät holen wollte. Kein Wort." Er stutzte einen Herzschlag lang, aber war ja auch schon egal, ob er Jarel hiermit an den Arzt verpfiff. Er war erwachsen. Wenn er meinte, sich belasten zu können, dann tat er das und würde sich sowieso nicht reinreden lassen. Da tickten sie viel zu ähnlich, als das Jakob sich dahingehend Illusionen machen würde. Doch der Gedanke erinnerte ihn an einen weiteren Punkt, der ihm quer lag. "Sein Lächeln war... unecht. Aufgesetzt, irgendwie. So kenne ich ihn einfach nicht. Entweder ist er sauer oder er lacht über einen dummen Witz, aber er spielt einem nichts vor. Mir jedenfalls nicht. Wisst Ihr, was ich meine?"
Arvijd kannte Jakob wohl noch nicht gut genug, um zu erkennen, dass dieser gerade erstaunlich viele Worte aufwendete, um sein Problem zu schildern. Und das auch noch einem Arzt gegenüber. Er musste wirklich ratlos, aber Willens sein, die Sache zu ergründen. Jarel war ihm inzwischen eindeutig zu viel Wert, um die Sache mit einem Schulterzucken abzutun, wie er dies vielleicht noch zu Beginn seines Aufenthalts in dieser fremden Welt getan hätte.
Wollte er sich deswegen mit ihm unterhalten? Darüber? Fraglich.
Wie so oft wünschte sich Jakob ein paar Hosentaschen, um die Hände hinein zu vergraben. Statt dessen stützte er sich mit einer Hand auf den breiten Fenstersims und blickte kurz hinaus. Dort war die Bank, einsam und friedlich. Gab es konkret etwas, was ihm Sorgen machte? Wenn er nur den Finger darauf legen könnte, dann müsste er nicht mit einem wild Fremden darüber reden, sondern könnte versuchen, die Lösung selbst zu finden. Aber ein vages Gefühl ließ sich schlecht in einen Faktenrahmen zwängen, anhand dessen sich Lösungen erarbeiten ließen. Es blieb ein Gefühl.
Jakob blickte auf seine Hand, die sich dunkel gegen den Stein des Fenstersimses abhob, dann wandte er dem Arzt wieder das Gesicht zu. Bei ihm musste man einfach Geduld haben. Irgendwann kam was - oder eben nicht.
"Bis gestern war alles bestens. Dann hatten wir..." Er überlegte. Wo hörte eine Diskussion auf und fing ein Streit an? In seinem Fall lagen die Grenzen wohl anders als in Jarels, was die Abgrenzung an sich doppelt erschwerte. "...eine Auseinandersetzung.", entschied er sich. Ein ratloses Schulterzucken folgte und hinter seiner Stirn zogen zum hundertsten Mal die Worte durch, die er gesagt hatte. Die er nicht mehr zurück nehmen konnte, aber auch nicht sicher war, ob er das wollte. War nicht Jarel es immer gewesen, der Offenheit wollte? Keine Geheimnisse, als Basis für gegenseitigen Respekt? Aber wenn es so endete, wenn er offen war, wie sollte es dann nur weiter gehen? Er war in der Gosse gelandet und Jarel benahm sich ihm gegenüber wie ein Fremder. War das der Preis von Offenheit? Dann blieb er lieber weiter verschlossen.
"Er greift solche Sachen normalerweise wieder auf, wie eine verfluchte Katze, die die Maus einfach tot spielen muss. Aber vorhin hat er gegessen und ist dann abgezogen, weil er sich von Erzpriesterin Varelia ein Trainingsgerät holen wollte. Kein Wort." Er stutzte einen Herzschlag lang, aber war ja auch schon egal, ob er Jarel hiermit an den Arzt verpfiff. Er war erwachsen. Wenn er meinte, sich belasten zu können, dann tat er das und würde sich sowieso nicht reinreden lassen. Da tickten sie viel zu ähnlich, als das Jakob sich dahingehend Illusionen machen würde. Doch der Gedanke erinnerte ihn an einen weiteren Punkt, der ihm quer lag. "Sein Lächeln war... unecht. Aufgesetzt, irgendwie. So kenne ich ihn einfach nicht. Entweder ist er sauer oder er lacht über einen dummen Witz, aber er spielt einem nichts vor. Mir jedenfalls nicht. Wisst Ihr, was ich meine?"
Arvijd kannte Jakob wohl noch nicht gut genug, um zu erkennen, dass dieser gerade erstaunlich viele Worte aufwendete, um sein Problem zu schildern. Und das auch noch einem Arzt gegenüber. Er musste wirklich ratlos, aber Willens sein, die Sache zu ergründen. Jarel war ihm inzwischen eindeutig zu viel Wert, um die Sache mit einem Schulterzucken abzutun, wie er dies vielleicht noch zu Beginn seines Aufenthalts in dieser fremden Welt getan hätte.