Der Tempel des Ewigen Feuers

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Lothar von Tretogor
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„Verstanden.“ Doch das Gesicht des Großmeisters sagte etwas anderes: mehr ein ,er wird versuchen zu verstehen’. Natürlich kannte er die Geschichte er ersten Menschen und die Theorien von Globulen oder anderen Sphären war ihm während seiner Ausbildung schon einmal untergekommen. Doch es war nichts was man im Alltag einer Armee brauchte. Aber er würde darüber nachdenken soviel war sicher.
„Ich kann Deine Angst verstehen, dass es Dich treffen mag, wenn der Orden alles was nicht von dieser Welt ist jagt. Aber…“ Er stieß sich vom Tisch ab, um Jakob, der ähnlich groß war wie er selbst, besser ins Gesicht sehen zu können. „...mit dem Eintritt in den Orden lassen wir die Vergangenheit hinter uns und öffnen uns alleine der Flamme. Deine Herkunft sei Dir vergeben.“ Lothar schlug den Kelch des ewigen Feuers und legte ein paar Herzschläge der Andacht zwei Fingerkuppen seiner Rechten auf des Knappen Stirn . Mit einem „Niemand hat eine Ahnung vom politischen Bankett.“ wandte er sich wieder ab, ging ein paar Schritte zu dem umgefallen Hocker, stellte ihn auf seine drei Beine und setzte sich darauf.

„Was kannst Du mir über den Freiherrn von Sokolov noch erzählen? Wenzels Aussagen diesen bezüglich waren nicht immer salonfähig. Und was glaubst Du was er von mir genau möchte? Ich nehme an wir treffen uns in den nächsten Tag auf dem Weg zur Andacht der gütigen Mutter oder erwartet er einen offiziellen Empfang?“
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Jakob von Nagall
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Jakob schloss die Augen, beugte den Nacken und nahm den Segen mit einer Demut entgegen, die man so von dem jungen Mann überhaupt nicht gewohnt war. Er war absolut kein Heuchler - so vieles es im Orden auch gab, was ihm missfiel, so sehr hing er doch inzwischen dem Glauben an, hatte sein Herz und seine Seele der Ewigen Flamme verschrieben. Entsprechend erlösend waren Lothars Worte und dessen Finger auf seiner Stirn nach dieser seiner kleinen Offenbarung für ihn. Jakob barg die rechte Faust in der linken Hand und hielt beide vor der Brust, leicht darüber gebeugt in einer Geste des Dankes. "Die Flamme erleuchte meinen Geist.", erwiderte er formal.
Als er die Augen wieder öffnete, hatte Lothar ihn direkt in die nächste Zwickmühle gebracht, indem er sich setzte und Jakob jetzt schlicht nicht wusste, ob er stehen bleiben und damit auf seinen Großmeister herab sehen sollte oder besser durfte. Aber sie waren nur zu zweit, so gesehen privat und informell hier - also entschied er sich, einfach wieder an den Tisch gelehnt stehen zu bleiben. Würde schon schief gehen. Jarel bekam auch noch sein Fett weg - von wegen 'Benimm dich' und damit war genug gesagt.
Und Lothar ließ nicht locker. Was also jetzt? Wie viel von dem Streit mit Slava sollte oder durfte er ausplaudern? Eigentlich war es am Ende Slavas Problem, denn immerhin hatte der ihn geschickt, wissend, dass Jakob vielleicht nicht der Beste aller Botschafter in seinem Sinne war. Der Knappe sah seinem Großmeister wieder in die Augen.
"Nicht viel mehr, als Ihr vermutlich selbst wisst. Die neue rechte Hand von Sigismund Dijkstra. Wie gesagt, er und ich sind keine Freunde. Unsere Wege trennten sich quasi am Stadttor und vorher hatten wir die ein oder andere handfeste Auseinandersetzung. Ich bin der Letzte, dem er seine wahren Pläne auftischt. Ich kann nur vermuten, dass es etwas damit zu tun hat, wie Orden und Krone zueinander stehen.", begann er.
Wenzel. Der Name sorgte dafür, dass sich in ihm etwas unangenehm aufstellte. Wenn der nicht gewesen wäre... Jakob kramte in seinem doch recht guten Gedächtnis. "Mit Großkomtur von Herrenloh habe ich ihn das ein oder andere Mal nach der Messe sprechen sehen. Worüber weiß ich nicht." Das Jarel bei solchen Zusammenkünften selbstredend zugegen gewesen war, brauchte er nicht erwähnen und damit war der Bogen schweigend geschlagen. Jakob verstummte und wartete wieder ab.
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Lothar von Tretogor
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Der Großmeister schien sich keine Gedanken darüber zu machen, wer gerade zu wem aufsah. Lothar selbst war zu wenig dazu erzogen worden tatsächlich über dem Volk zu stehen. Er war als Offizier in der Armee genug mit Untergebenen in den Dreck gefallen, um dies als Autoritätsuntergrabung zu betrachten. Ganz abgesehen davon sollte es an seinem Stand im Orden nicht rütteln, weil er nun auf dem Hocker der Delinquenten CvTs saß. Vielleicht wollte er testen wie Jakob darauf reagierte, vielleicht war er auch nur müde.
Den Segen hatte er gerne gegeben, merkte, dass es nicht nur eine Geste war sondern aufrichtig ankam. Er musterte einen Moment den Knappen. Der Glaube war ihm wichtig, ob nun dieser Gottvater oder die ewige Flamme und er war loyal – seinem Rittervater mehr als allem anderen.

Zu ein paar der Worten Jakobs nickte er. Ein paar Sachen wusste er, aber so penibel hatte er die Politik in Nowigrad nicht verfolgt, es gab hier genug zu tun. Nur spannend dass dieser Gesandte genau jetzt in der Stadt war, man musste beinahe gemeinsam gereist sein. Er sollte mal seine Kontakte zu den Torwachen spielen lassen.
„Noch, lieber Jakob. Sehe ich keinen Grund ihn nicht den offiziellen Weg gehen zu lassen. Deine Einblicke sind ähnlich denen, die mir Großkomtur von Herrenloh…“ schloss er sich diesmal der offiziellen Anrede an. „…zu kommen hat lassen. Wenn es um Belange zwischen Orden und Krone geht, sollten wir ihm dann nicht zeigen welche Macht der Orden hier hat? - Auf jeden Fall werde ich erst mit Deinem Rittervater reden, um endlich zu erfahren was sich in Nowigrad genau zu getragen hat.“

Schließlich gab es da einen Vertrauensbruch mit Wenzel, Verrat, Anschläge und sonstiges. Eine kleine Flamme der Erleuchtung würde ihm hier viel bringen und er hoffte, dass Jarel in dabei nicht im Stich lässt und ihm genug Vertrauen schenkt.
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Jakob von Nagall
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Welche Macht hatte der Orden? Der Orden, dem auch er angehörte und dem er diente... Der Gedanke kribbelte fast angenehm. Slava abblitzen lassen wie einen ganz gewöhnlichen Bittsteller, einfach, weil Lothar es konnte und er selbst nur das Minimum an Energie in dessen Überzeugung steckte. Trotz des neuartigen Gefühls, das dieser Gedanke auslöste, schaffte es Jakob halbwegs neutral: "Wie Ihr wünscht, Exzellenz.", zu erwidern. Hatte er damit im Grund nicht, was er wollte? Das Slava eben nicht mit Lothar redete und alles nur noch verworrener, vielleicht schlimmer wurde? Und der Großmeister wollte zuerst mit Jarel reden... Jakob nickte dazu und hörte sich trotz aller inneren Vorsätze sagen: "Keine Garantie, dass sich Freiherr von Sokolov zu dem Zeitpunkt nicht auch im Tempel aufhält.", und dem Großmeister zufällig über den Weg lief. Dieses doppelte Spielchen machte ihm langsam wirklich zu schaffen, aber sei es drum... Wenn sein Rittervater ihrem Großmeister alles beichtete, war der Knappe ohnehin gleich mit geliefert. Niemand würde ihm glauben, dass er von all dem keine Ahnung gehabt hatte - zu allerletzt Lothar. Also musst er da jetzt wohl oder übel durch.
Komisch, aber er war körperlich tatsächlich ganz entspannt. "Es bleibt bei der vierten Glocke? Oder wollt ihr unser früher beehren?" Jarel würde so bald nicht weg laufen.
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Lothar von Tretogor
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„Zur vierten Glocke, ja. Das Harfenspiel damit sie mich reinlässt.“ Die Erzpriesterin hatte ihn selten ausreden lassen oder wollte ihm eh nicht zuhören. Aber in ihrem Haus ließ er ihr alle Freiheiten. Natürlich konnte der Freiherr zufällig ebenfalls im Tempel sein:
„Nicht vor dem Abendbrot. Besser übermorgen“ Mit seiner Rechten fuhr sich der Großmeister müde über die Stirn: „Sag ihm: Sollte ich mich nach unserer Lehrstunde zu einem längeren Harfenspiel im Tempel der Melitele hin reisen lassen. Ist es ihm gestattet dazu zu kommen. Wenn nicht möge er sich an Tishchenk wenden.“ Den verdächtige er eh mit Sigi mehr Kontakt zu haben. Aber je nachdem wie das Gespräch mit Jarel verlief, brauchte er eine Pause oder nicht.

„Nun aber...“ Lothar erhob sich. „Nimm Platz. CvT war noch nicht fertig.“
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Jakob von Nagall
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Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln - so pflegte seine Großmutter zu schimpfen, wenn er sich nicht entscheiden konnte. Jacke oder Pulli, Stiefel oder Turnschuhe, Audienz oder doch nicht. Jakob beobachtete Lothar und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob all diese Anführertypen eigentlich immer genau wussten, was sie gleich sagen oder tun würden, oder ob das meiste davon Improvisation und der berühmte Schuss ins Blaue gepaart mit einem Talent für Rhetorik war. Gerade jedenfalls wirkte Lothar nach der anfänglichen Sicherheit eher wieder unschlüssig und... müde. Wie schwer mochte die Last auf diesen Schultern sein? Wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung, was ein Großmeister in dieser Welt den lieben langen Tag so trieb. Nein, auch bei Garcia hätte er das nicht wirklich sagen können, obwohl der näher am "Volk" gewesen war. Viel Organisation und Korrespondenz vermutlich.
"Ich werde es ihm ausrichten."
Jakob richtete sich auf, als Lothar aufstand und den Hocker des Delinquenten wieder für selbigen freigab. Ein: "Großartig. Kann's kaum erwarten.", entfuhr ihm ehe er es verhindern konnte und um die Frechheit etwas zu entschärfen, formte er zum Gruß das Zeichen der Flamme und neigte den Kopf. "Danke, Exzellenz.", fiel ihm noch ein.
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Lothar von Tretogor
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Müde traf es wohl recht gut und hätte Jakob Lothar seine Gedankengänge mitgeteilt, hätte dieser wohl gelacht. Aber so lächelte er dünn, über den frechen aber wenig überraschenden Kommentar und klopfte dem Knappen beim Gehen auf die Schulter. „Mein Vater war immer stolz darauf, wenn der Andere schlimmer aussah.“ So wie sich der Mundwinkel verschob, hatte er Maxims Gesicht ebenfalls bemerkt. Lothar erwiderte formal den Gruß der Flamme und zog sich zurück.

In seinem Büro würden ihn andere Sorgen treffen zu denen Cvjetko von Thwyth nur nicken konnte. Jakob allerdings warf dieser einen besonderen Blick zu, als er sich ihm wieder gegenüber setzte, um lange nichts zu sagen. Keine Miene verzog von Thwyth, während er den Knappen musterte und ließ ihn zappeln, einfach nur um des Zappelns Willen. Der Junge sollte sich Gedanken machen und natürlich wollte er wissen, wie er dabei wirkte. Nach einem gefühlt endlosen Schweigen, brach er endlich in die Stille.

„Du bist Musiker, nicht wahr?“ Nochmal eine Musterung: „Dass Du kämpfen kannst, haben alle gesehen und wie es scheint nicht nur mit dem Schwert. Jetzt musst Du nur noch lernen Deine Finger bei Dir zu halten.“ Der Ton war hart und streng. Eine Stimme, die es gewohnt war über den Platz zu hallen. „Dafür braucht es Disziplin. Eiserne Disziplin. Hast Du die?“ Nein, er wartete keine Antwort ab. „Bei Musik soll sie auch wichtig sein, zumindest schiebt mir das unser Harfenmeister stets vor. Deshalb erhältst Du jetzt eine besondere Aufgabe Bürschchen.“ Er erhob sich zackig. „Du sorgst dafür, dass Du und Deine Zimmergenossen bei einer der nächsten Messen ein hübsches a cappella Stück vortragen! Und dass mir jeder Ton sitzt.“ Dass der kleine Luka gerade im Stimmbruch war keine Ausrede. „Verstanden? Deine Truppe, Deine Verantwortung.“
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Jakob von Nagall
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Die Hand auf seiner Schulter hatte etwas vage Vertrautes - auch Jarel pflegte seine Pranke dort fallen zu lassen, wenn er Trost spenden oder sonst wie seine Zuneigung ausdrücken wollte. Eine Geste, die Jakob anfangs seltsam vorkam. Seine Familie war was körperliche Nähe anging eher wie eine Gruppe Felsen gewesen. Selbst seine Mutter hatte es meist maximal zu einem Kuss auf die Stirn gebracht. Sein Blick folgte Lothar entsprechend noch einen Moment unsicher, aber der Großmeister ging wirklich und zurück kam der Unvermeidliche.
Kam und schwieg. Jakobs Paradedisziplin: schauen und schweigen. Er musterte CvT wie dieser ihn und wartete einfach ab. Nichts, was ihn aus der Ruhe zu bringen vermochte. Daran waren schon ganz andere Kaliber gescheitert. Und schließlich spach der Rittersergeant, nur der Inhalt ließ Jakob eine Sekunde lang vom Glauben abfallen. Musik? Singen? Seine drei Zimmergenossen auf Zeit und er? War der Typ vollkommen übergeschnappt? Luka war im Stimmbruch und quietschte bei jedem dritten Wort wie eine Ratte, Maxim verwechselte schön mit laut und Janusz... naja gut, der ging noch einigermaßen. Blieb er. Und daraus sollte er in absehbarer Zeit ein Quartet machen? Die Entgeisterung stand ihm wohl einen Augenblick lang ins Gesicht geschrieben und ihm lag tatsächlich die Frage nach dem 'oder sonst' auf der Zunge. Aber er biss sich auf die Zunge. Seine Verantwortung...
"Ich werde tun, was in meinen schwachen Kräften steht." Wobei ihm dummerweise eine Szene aus dem Film einer sehr bekannten englischen Komikertruppe einfiel, wo Mönche sich zu gregorianischem Gesang Bretter vor den Schädel knallten. Zum Glück neigte er nicht zu unwillkürlichen Heiterheitsausbrüchen.
Aber als CvT ihn wieder entlassen hatte, summte er eine Melodie seiner Welt... Pie Jesu domine...
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Jakob von Nagall
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Eigentlich hatte Jakob noch einmal zum Tempel gehen wollen, um zum Einen Iola zu sehen und zum Anderen Jarel. Allerdings trieb er sich nun unruhig im Kloster herum und versuchte sich klar zu machen, was sich der Rittersergeant bei dieser Strafe gedacht hatte. Er selbst hatte tatsächlich kein Problem damit, vor versammelter Mannschaft zu singen, aber aus diesen dreien einen a capella Chor machen? Wieder hörte er seine Oma: aus'm Schietpott wird kein Bratpott. Zumindest wurden aus lustlosen Burschen keine Sängerknaben - nicht in so kurzer Zeit. Und überreden musste er sie auch erstmal. Allen voran Maxim. Jakob seufzte und trat in die große Halle des Feuers. Irgendwie kam er immer hier an, wenn ihn unruhige Gedanken trieben und wie meistens außerhalb der Messen war er allein mit dem riesigen Feuer.
Der Knappe kniete sich in die große leere Halle, gerade an die Grenze von Licht und Dunkel, schloss die Augen und formte die Hände zum Kelch vor sich ausgestreckt. So verharrte er fast eine Stunde.
Als er die Halle verließ, wirkte er ruhiger. Zuversichtlicher. Es war inzwischen dunkel und die kleine Glocke am Dormitorium rief die Bewohner in die Kammern.
Bis auf ein Talglicht war es in dem kleinen Zimmer duster, aber Jakob wusste trotzdem instinktiv, dass alle da waren. Er zog nur seinen Überwurf und die Fußlappen aus und schlüpfte mit Hemd und Hose ins Bett. Müde war er eigentlich noch nicht, aber für Zeitvertreib wie lesen brauchte es sowohl Licht als auch Bücher, beides eher rare Güter.
Doch es dauerte gar nicht lange, da ergriff Janusz das Wort: "Warst lange weg. Was wollte CvT?"
Um die Anweisungen geschickt zu verpacken, war Jakob nicht rhetorisch bewandert genug, daher erwiderte er rundheraus: "Er will, dass wir vier bei einer Messe singen. Fehlerfrei und zur Freude der Flamme und aller Brüder."
"Singen?!"
, entfuhr es alles dreien unisono.
"Singen. Synchronisation klappt ja schon mal."
"Was soll das für ne Strafe sein? Wir sind doch keine Eunuchen."
"Der Gesang ist Teil der Liturgie, Maxim."
, belehrte Janusz diesen. Stroh raschelte.
"Willst du andeuten, ich weiß nicht, wie die Lito... Letu... Also wie die Messe geht?"
"Ich finde was Kurzes und verpasse dir eine Unterstimme."
, versicherte Jakob.
"Dir verpass ich gleich was."
"Maxiiim."
Janusz.
Jakob atmete durch. "Sieh es so: Großmeister von Tretogor ist nicht nur ein hervorragender Schwertkämpfer und Führer dieses Ordens, er ist äußerst musikalisch. Diese Strafe rückt uns in der Messe ins Zentrum, nur uns vier. Anders als auf dem Trainingsplatz. Und bald bin ich wieder weg, dann seid ihr nur noch drei."
Es entstand ein gespanntes Schweigen, welches unvermittelt von Luka gebrochen wurde, der bis jetzt geschwiegen hatte: "Der ehrenhafte Ritter ist nicht nur standhaft im Kampfe, treu und mutig, er frönt auch den schönen Künsten und der Minne."
Stille. Dann brachen Maxim und Janusz in brüllendes Gelächter aus. Selbst Jakob schmunzelte in die Dunkelheit.
"Minne! Mann Luka, unsere Familien haben uns ins Kloster verkauft und du faselst von Minne."
, japste Janusz.
"Ich bin froh, wenn ich mal Münzen haben werde, die ich ins Hurenhaus tragen kann. Die nehmen Minne nich als Währung.", setzte Maxim hinzu.
Jakob musste kurz durchatmen, damit die Belustigung aus seiner Stimme wich, dann sagte er: "Lasst ihn. Er hat nicht unrecht. Keinem Ritter sollte das Schwert allein genügen..." Weiter kam er nicht, schon grölte es wieder aus den anderen Betten. Bei der Heiligen Mutter, so war er nie gewesen, aber er fühlte sich wieder schmunzeln. Geduldig wartete er, bis die Heiterkeit abebbte. "...sondern man sorgt hier für unsere Bildung. Dazu gehört neben Lesen und schreiben eben Musik. Seht's als Herausforderung. Eure Schwerter bedienen könnt ihr, das hör ich nachts oft genug."
"Geht halt nicht jeder unter offizieller Flagge im Meliteletempel aus und ein."
, stichelte Maxim und begann unter Begleitung von obszönen Geräuschen mit hoher Stimme: "Jakob. Oh Jakob.", hervor zu stöhnen.
Wieso auch immer, erwiderte benannter: "Die einen könnens halt, die anderen nicht. Vielleicht laden euch die Schwestern nach unserem Solo ja auch mal zum Singen in ihre Messe ein."
"Er leugnet's nicht mal!"
, platzte Maxim heraus.
Luka zischte. "Nicht so laut! Wenn CvT euch hört, gibt's gleich das nächste Donnerwetter."
"Es hätte gar keins gegeben, wenn du die Klappe halten könntest."
"Stopp Maxim, dein Kinn leuchtet geradezu. Da hat's Luka eigentlich nicht gebraucht."
"Also was jetzt? Singen für Ruhm und Ehre?"
"Du hast echt nen Vogel, von Nagall. Hoffe der kann singen."
"Ich bin dabei. Also ich versuch's."
, stimmte Luka als erster zu.
"Ich auf jeden Fall.", sagte Janusz.
"Maxim?"
"Ihr Eunuchen... Wehe ich steh als Klostertrottel da."
Er schnaufte. "Singen wir also."
Jakob schmunzelte ins Dunkel. Es lebe der Gruppenzwang. Und er hatte da auch schon was im Kopf.
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Liam von Alensbach
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von hier: Im Wyzimasee, nahe dem Fluss Ismena
nach hier: Bibliothek, Tempel des Ewigen Feuers
Datum: Montag, 30. August 1278, 14:00 Uhr
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Er hatte sein Schwert zurück gelassen, aber ein Stiefelmesser war immer dabei und die Kleidung hatte er gegen eine leichte, mit Leder verstärkte Rüstung getauscht. Darin war er beweglich. Dass er ein Ritter der Flammenrose war, erkannte man bisher kaum mehr, obschon einige Teile die Farbe des Ordens trugen. Sie waren zu ausgebleicht, um dem kräftigen Farbton noch alle Ehre zu machen. Bis jetzt. Doch als Liam sein Quartier betreten hatte, lag da ein Wappenrock in der kräftigen Farbe des Ordens. Jemand hatte ihn ausgetauscht und das nicht unbedingt zur Freude des Ritters, aber er wusste, dass genau das von ihm verlangt wurde. Kein Versteckspiel mehr, du hast dich zu zeigen. Mit einem Laut, der seinen Unwillen Preis gab, zog er sich das unbeliebte Teil über. Im mannshohen Spiegel, der in seiner Kammer stand, betrachtete sich der Ritter einen ungewöhnlich langen Moment. Nicht, dass er sich für etwas zu schämen hatte. Noch immer fand man in ihm einen attraktiven Mann, der keinerlei körperlichen Schwächen verriet und aufrecht stand wie eine Fichte. Alles an ihm verriet die Kampferfahrung, die Selbstsicherheit und nun, wo das Rot des Wappenrocks so kraftvoll war, auch seinen Glauben zur Flamme. Sein Blick ging zum Schwert. Er trug es bereits über viele Jahre an seiner Seite und obwohl er es nicht hatte mitnehmen wollen, griff er nun danach. Geübt schlang er den Gurt um die Hüfte, schloss die Schnalle und sah wieder viel mehr wie der Flammenrosenritter aus.

Nachdem er sich den Umhang übergeworfen hatte, trat er aus seiner Kammer und durchquerte den Tempel auf dem Weg zur internen Bibliothek. Sehr zu seiner Zufriedenheit sah er nur wenige Ordensbrüder, denen er ein höfliches Nicken schenkte. Noch angenehmer war die Erkenntniss, dass er fast alleine zwischen all den alten Büchern war, denn in den Räumlichkeiten des Wissens... da hielten sich die Ritter nur selten auf. Es war lange her, seit er das letzte Mal hier zugegen war, aber verändert hatte sich kaum etwas. Noch immer säumten wuchtige Regale aus dunklem Holz die Wände und reihten sich auch dazwischen wie spalier stehende, träge Soldaten. Buch stand an Buch, manche Ledereinbände waren so abgegriffen, dass sie schon fast zu Staub zerfielen, anderen waren sicher neuerem Datums und glänzten im Fackelschein als wollten sie erst recht auf sich aufmerksam machen. Der Geruch nach Pergament, Leder und Staub hing in der Luft, dazu nahm Liam die Nuance von Holz war. Ein wenig stickig war es hier, durchaus. An den Wänden fanden sich Halterungen für die Fackeln, auf den schweren Holztischen - die für das Lesen der Bücher gedacht waren - standen Kerzen. Ein paar Schreibbänke für die Gelehrten konnte der Ritter auf der anderen Seite der Buchreihen ausmachen. Durch die schmalen, hohen Fenster fiel das Licht des Nachmittags und Liam sah den Staub, der in der Luft hing.

Hier also würde er vermutlich einige Stunden verbringen müssen. Ehe er sich jedoch wie ein Verlorener ohne Karte auf den Weg machte, sah er sich um. Irgendjemand musste doch hier den Überblick haben?
Zuletzt geändert von Liam von Alensbach am Samstag 20. Januar 2024, 22:21, insgesamt 2-mal geändert.
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Ob diese Person den Überblick hatte war nicht ganz klar. Aber sie kam Liam mit einem „Sucht ihr etwas Bestimmtes ,Ser?“ zu Hilfe. Das Gegenüber war jung, gerade so nicht mehr Kind, aber Mann konnte man auch nicht sagen, dafür wuchs der Bart noch zu spärlich, obwohl seine Stimme schon das Gröbste hinter sich hatte. Dafür waren die Augen voller Eifer und einen Überblick konnte der Junge geben:

Groß war die Bibliothek nicht, die Werke beschränkten sich auf für den Orden unbeflecktes Wissen. Es gab natürlich einige Abhandlungen über das Rittertum, den Schwertkampf, Kriegsführung, Taktik oder Strategie. Einige Geschichtsbücher über den Kontinent, inzwischen vermehrt genauso über den Aufstieg Nilfgaards. Daneben Legenden über von der Flamme beseelte Heilige und ihre Heldentaten. Dazu das ein oder andere Werk zur Monsterkunde, Mutationen, Experimente, Erkennung von schädlicher Magie und Zauberer sowie man diese bereinigen kann.

Liam bekam einen geschichtlichen Kommentar zur Besiedlung des Wyzimasees in die Hand gedrückt sowie ein Handbuch zur Bekämpfung von Wasserwesen wie Sirenen oder Sägmäuler. Außerdem ein recht wildes Werk zu spektakulären Forschungen aus dem Bereich der Chimären. Brokkoli war da nur die Spitze des Eisberges zur Abartigkeit. Es führte zu einem großen Kapitel über Hexer und ihre Unmenschlichkeit und endete in aller Hand Mischforen von Tieren, die im letzten Jahrhundert sehr in Mode waren.
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Liam von Alensbach
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Mit den ihm gereichten Büchern suchte Liam einen Platz an einem der ausladenden Holztische und hockte sich auf die Bank. Die Wälzer rochen nach altem Pergament und die Flecken auf dem Einband verriet, dass sie des öfters gelesen wurden. Nun war er drann und als er die Seiten des ersten Buches aufschlug, überflog das Augengrau die Buchstaben auf der Suche nach den Informationen die er wissen musste. Die nächste Stunde verbrachte der Ritter damit, in den beiden Wälzern hin und her zu wühlen. Aber so ganz befriedigend war seine Ausbeute hier nicht. Viel zu ungenau, zu vage war das alles.

Auch fand er nichts, was auf ein ähnliches Monster hinwies. Eine Gralle soll einmal gesichtet worden sein, sie verschwand zusammen mit dem Hexer, der auf der Jagd nach ihr war. Aber eine Gralle war das nicht. Der Mann blätterte weiter. Nahm das zweite Buch zur Hand, aber auch hier... nichts. Kein Wesen mit Blitzen. Genauso wenig fand er in einem Buch über Monster. Mit einem frustrierten Schnauben schlug er den Band zu, über den er gerade gesessen hatte. Sein Kopf schwirrte vor Monster und Erzählungen darüber, kehrte dabei in die Vergangenheit zurück. Dort, als seine Brüder ihm von Ungeheuern erzählt hatten, um ihn zu erschrecken. Von gruseligen Mischwesen, die Nachts kommen und ihn fressen würden. Vom Rissberg stammten sie, so die Erzählung.

Liam schnaubte abermals. Als Kind fürchtete er sich vor diesen Mischwesen, denn seine Fantasie war lebendig genug um sie jede Nacht auferstehen zu lassen. Heute konnte er nur müde darüber lächeln. Rissberg... der Mann erhob sich, suchte nach einem Band, der ihm mehr sagen konnte und fand ihn auch.

Rissberg. Rissberg ist eine Burg, in der Zauberer mit magischen Mutationen und Hybridisierungen experimentiert hatten. Irgendwann starb der Grossmeister dieser kleinen Vereinigung, er nannte sich der ehrwürdige Ortolan, an Liebeskummer. Oder an einem Schock. Man weiss es nicht so genau.

Als die Sonne bereits den Horizont erreicht hatte, wusste Liam, dass er hier nicht weiter kommen würde. Er musste sich ins Umland aufmachen und die Bauern fragen. Vielleicht konnten sie ihm weiterhelfen. Also verliess der Ritter die Bibliothek und suchte Virado im Stall auf. Er hatte ihn rasch gesattelt und verliess zu Fuss und mit dem Pferd am Zügel, den Tempel. Auf der Strasse schwang er sich in den Sattel und machte sich auf... die Stadt zu verlassen.
Zuletzt geändert von Liam von Alensbach am Samstag 20. Januar 2024, 22:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Datum: Montag, 30. August 1278, 16:30 Uhr
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... war kaum erwähnenswert und bis zum Abend hin dauerte es noch eine Weile, so dass Liam beschloss, noch ein bisschen mit dem Schwert zu trainieren, die Klinge zu pflegen und zu beten.

Virado fand im Stall seine verdiente Ruhe und ordentlich Heu. Während der Ritter seinen Hengst von Zaumzeug und Sattel befreite, fand er noch Zeit das Leder zu pflegen und die Satteldecke auszubürsten. Nur das beruhigende Schnauben der Pferde, die am Heu und Stroh mümmelten verdrängte die Stille, die ihn dabei begleitete. Gerade war niemand zugegen, die Stallburschen hatten anderweitig zu tun - er hatte sie beim reparieren einer Holztür gesehen. Dieser Moment, dieser Augenblick, der musste genossen werden.
Zuletzt geändert von Liam von Alensbach am Sonntag 28. Januar 2024, 22:32, insgesamt 1-mal geändert.
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„Aha ja… Leute beim Abendessen zu fragen funktioniert auch, was?“ Hatte ihm Oma Nadscha noch hinterher geworfen, aber dennoch mit einer gewissen Ehrfurcht den Segen der Flamme entgegen genommen. Erleichtert, dass der Ritter ohne Ärger wieder gegangen war, war sie trotzdem.

Sehr lange konnte Liam die Einsamkeit nicht genießen. „Von Alensbach?“ drang es durch den Stall. Es klang ein wenig gehetzt und nach Bernard. Er hatte den Rittbruder schon bald zwischen den Pferdeboxen gefunden. Der Gruß der Flamme kam etwas fahrig. „Seine Exzellenz wünscht, dass Ihr zügig nach dem Knappen Jakob von Nagall sucht.“ Es folgte eine sehr knappe Beschreibung. „Es gibt keine Anhaltspunkte für seinen Verbleib. Vielleicht hat man ihn an den Toren gesehen.“ Bernard war genervt. Zum Einen, weil er Lothar alleine gelassen hatte – in einem Tempel voller Heilerinnen – und zum Andern, weil dieser Knappe eine solche Wichtigkeit hatte nur weil er sofort zum Harfenunterricht erschienen war. Aber der Großmeister wird schon wissen was er tut und der Leibwächter wollte schon wieder gehen, als ihm noch etwas einfiel: „Sein Rittvater… Moore macht sich Sorgen. Besonders viel gerade…“ Das war wohl der schwammige Punkt, den Bernard noch weniger nachvollziehen konnte.
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Liam von Alensbach
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Das wars mit der Ruhe. Liam hatte an der Reaktion der Pferde bemerkt, dass er nicht mehr alleine war. Dennoch war Bernards Stimme eine Überraschung, die zeitgleich mit der Sorge einher ging, Lothar könnte etwas zugestossen sein. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Ritter bereits im Begriff war sich zu erheben, noch ehe Bernard bei ihm war. Geschwind begrüsste er den Jüngeren mit dem Zeichen der Flamme, runzelte im selben Atemzug aber die Stirn. Ohne den anderen zu unterbrechen, liess er sich das wenige erzklären und erzählen. Viel war das ja nicht und der Wald war ziemlich gross, aber der Ritter war ausdauernd und würde nicht aufhören, bis er den Knappen von Nagall gefunden hatte. Jarels Knappe. Lang war es her... Liam verbannte die Erinnerungen an Vergangenes in den hintersten Winkel seiner Gedanken. "Dann seh ich mal nach, ob Moore sich berechtigt um den jungen Knappen sorgt." meinte der Ältere in gutmütigem und gelassenem Tonfall, während Sattel und Zaum wieder in seine Arme fanden. An Bernard vorbei steuerte Liam sein Pferd an, um es zum dritten mal an diesem Tag zu satteln. Armer Kerl.

"Richtet seiner Exzellenz aus, dass ich mich bei ihm zeigen werde, sobald ich mehr weiss über den Verbleib des jungen Mannes." sprach Liam zu Bernard, zäumte Virado auf und führte ihn hinaus auf den Hof, wo er sich in den Sattel schwang.

Es klang nicht danach, als sollte er trödeln, ansonsten hätten sie wohl kaum den armen Bernard so gehetzt. Mit dem Zeichen der Flamme als Abschied, lenkte Liam seinen Hengst herum, um die Stadt ein weiteres mal zu verlassen.

Die Wächter am Tor konnten ihm vielleicht mehr sagen.
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Jakob von Nagall
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betrifft: -
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Die etwas fester geschlossene Tür hatte er wohl vernommen, aber ganz einordnen konnte er das wieso-weshalb-warum nicht. Er war einfach zu müde, um sich noch weitere Gedanken über Frechheiten oder sonstige Protokollschlampereien zu machen. Ohne weitere Umwege suchte er das Gebäude auf, in dem er das Zimmer mit den drei anderen Knappen teilte und schlüpfte möglichst lautlos hinein, nachdem er sich schon im Gang den Stiefeln und der Hose entledigt hatte. Das Hemd behielt er an als er unter die dünne Decke schlüpfte und die Augen schloss. Doch der Schlaf wollte noch eine ganze Zeit lang nicht kommen. In der Dunkelheit hinter seinen Lidern flackerten die Bilder des Tages stroposkopartig durch seinen überreizten Verstand. Die Schlange, der Kampf, die Dunkelheit und das Feuer, Miriams Stimme, der Schmerz, die Erkenntnis, die Enttäuschung in Iolas Gesicht, Jarel und Slava, Liam und diese Schwester und immer wieder der mächtige Leib der Schlange, der auf ihn nieder ging und ihn auslöschte. Das Kopfkarussell fuhr noch eine Weile im Kreis durch diesen Bilderwald, ließ ihn manchmal zittern, manchmal beten. Und betend schaffte er es schließlich heraus aus dieser Schleife von Gedanken, beruhigte sein Gehirn ausreichend, um in einen unruhigen Schlaf zu driften.

03:20

Feuer. Wärmend auf nasser Haut.
Das Gefühl, sexuell und emotional befriedigt zu sein, ein Kuss, eine zärtliche Hand... Iola? Nein... ein Mann?
Er schmeckte Sand. Nein, er schmeckte Asche. Roch die fauligen Ausdünstungen des Sumpfes. Fäulnis und Tod.
Schmerz zerriss seine Brust. Kein körperlicher Schmerz, sondern einer der tiefer saß, in seiner Seele, seinem Herzen. Ein Schmerz, den man nur empfand, wenn etwas lieb gewonnenes verloren war. Ein Schmerz den er bisher einmal gefühlt hatte - damals, als Miriam starb.
Tod und Fäulnis und Blut. Schwarzes Haar, stumpf geworden. Kindliche Züge, für die Ewigkeit in Schrecken erstarrt.

Dier Traum verblasst und etwas anderes greift nach ihm, etwas Dunkles, Böses und Wildes. Es drängt aus seinem Blut, seinem Fleisch, seinen Knochen, lehnt sich gegen die Grenzen auf, die ihm von diesem winzigen Körper gesetzt werden. Sein Wille ist übermächtig und er zerreißt Jakob von innen, treibt seine Klauen aus seinen Händen und Füßen, die gewaltigen Fänge aus seinen Kiefern. Knochen bersten unter dem Ansturm dieser wilden Bestie, fügen sich neu und lassen bei ihrem Wachstum alles in Fetzen zurück, was sich nicht fügen will. Fell durchstößt mit milliarden Nadelstichen seine Haut, Muskeln spannen sich darunter. Sein Blut kocht, seine Intinkte brodeln und das Gefühl gefangen zu sein bemächtigt sich seiner. Dieses und ein unbändiger Hunger danach, Beute zu hetzen, bis an die Grenze der Erschöpfung zu treiben und die Fänge in das lebende Fleisch zu schlagen. Jagen! Er wollte jagen! Egal was, hauptsache es rannte weg und er konnte die Angst riechen.


"Jakob! Jakob wach auf!"
Angesprochener fährt heftig in die Höhe und packt den Arm der ihn rüttelt gewaltsam, zerrt den Menschen heran und... sieht in die schreckensweiten Augen von Luka. Jakob atmete heftig, sein ganzer Körper war schweißnass und er zitterte angespannt wie nach einem heftigen Kampf. Es dauerte mehrere Atemzüge, bis er Luka los ließ, der zurück stolperte und sich seinen Arm rieb. Völlig verwirrt setzte Jakob sich auf. Was zum...?! Er hatte den armen Junge gerade um ein Haar gebissen!
Licht flammt auf und Jakob schließt einen Moment geblendet die Augen. Janusz hat das Talglicht entzündet und schaut zu ihnen herüber, Maxim hockt auf seiner Decke und wirkt, als ob er noch unentschieden wäre, ob er Jakob eins über braten oder sich einfach wieder hinlegen wollte. "Schlecht geträumt?", maulte er und ließ die Beine aus dem Bett baumeln.
Jakob musste einen Moment über die Antwort nachdenken und ließ den Blick über die drei Knappen streifen, bis er an Luka hängen blieb. Irgendwo in den Tiefen seines Stammhirns hing noch immer der Wunsch fest, dieses Jungtier zu zerfetzen und vorher zu hetzen, bis es vor Angst wimmernd vor ihm lag. Was war das nur, beim Licht?! Er schlug aus Reflexe den Kelch der Flamme vor der Brust und murmelte leise: "Entschuldige Luka. Ein Traum, ja. Glaube ich jedenfalls." Nein, glaubte er nicht. In ihm keimte bereits eine dunkle Ahnung. Träume und Eindrücke dieser Art hatten meistens eine ganz konkrete Ursache und wenn er Recht hatte, dann hieß es jetzt schnell sein. Er kletterte bereits aus dem Bett und stieg in seine Hosen. Die drei Knappen sahen ihm etwas irritiert zu und es wurde auch nicht besser, als er während seines Tuns sagte: "Wenn Alarm geschlagen wird, versucht Eure Ritterväter irgendwie aufzuhalten. Ich brauche Zeit, jeder Docht den ihr rausschlagen könnt."
"Wieso das denn? Wieso sollte Alarm sein?", wollte Janusz wissen und setzte sich wieder auf sein Bett, von wo aus er Jakob argwöhnisch beobachtet.
"Ich hoffe, ich habe Unrecht. Entweder das Ewige Feuer sandte mir eine Botschaft oder es war nur ein schlechter Traum." Er schnürte seine Stiefel und schlüpfte in sein zweites Lederwams, dann wandte er sich zur Tür. "Ich bitte euch. Ich hab keine Zeit für lange Erklärungen.", damit huschte er hinaus in den stillen Flur.

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Vyacheslav Sokolov
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von: aus dem Neu-Narakort zum Tempel der Ewigen Feuers, am Tor
Datum: ca. 08:15
betrifft: Liam, Lothar ww.
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Slava traf fast zeitgleich mit dem jungen Boten von der Stadtwache ein. Vielleicht einen Augenblick später, denn er hörte wie der Bursche am Tor argumentierte und nicht durchgelassen wurde. Er stellte sich aber auch unbeholfen an. Im ersten Moment hatte er ihn mit Novka verglichen, noch kaum Bart, gerade erst in den Stimmbruch gekommen... aber der Feldwebel, den man immer für einen viel zu jungen Burschen hielt stellte sich meist deutlich geschickter an. Dieser Junge war halt wirklich erst 16 oder etwas jünger. Irgendwann würd Novkas Spiel vielleicht auffliegen, wenn sie noch älter wurde. Auf Dauer war es noch schwerer so eine Lüge zu leben. Aber das war gerade nicht seine erste Sorgen.
Mit einer Geste brachte er ihn zum Schweigen und ergriff selbst das Wort. Das hätte vermutlich bei Novka auch nicht so gut geklappt, aber der Nachwuchs Wächter hier ließ sich schnell einschüchtern.
"Meldet dem Großmeister, dass Freiherr von Sokolov nun da sei zu der gewährten Audienz. Um den Burschen hier kümmere ich mich schon."
versicherte er dem Wächter am Tempel.
Dieser nickte, sichtbar froh zwei Probleme mit einem Schlag lösen zu können, salutierte noch und verschwand für einen Moment nur um gleich wiederzukommen und zu bestätigen:
"Man erwartet euch, Ser Hochwohlgeboren, bitte folgt mir." Ein anderer übernahm und Slava ging ihm nach, zeigte auch mit einer Geste an, dass der Bote mitkommen sollte. Der junge Mann wirkte noch einen Moment lang ratlos, aber nachdem man ihn zuvor alleine nicht durchgelassen hatte folgte er nun. Nur die Botschaft wollte er dem Fremden natürlich nicht geben. Das war Slava allerdings reichlich egal.
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Liam von Alensbach
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vom: Spital
Datum: ca. 08:15
betrifft: Slava, ev. den Boten
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Der Andere, der übernommen hatte, gab den Freiherren und den Boten noch an einen Dritten weiter. Von Alensbach schien zumindest Sokolov zu erwarten, den Boten aber musterte der Ritter durchaus überrascht. Gleich zwei Besucher für Lothar? Davon hatte ihm der Grossmeister nichts gesagt. Dass Liam ein wenig Schlaf bekommen hatte, sah man ihm nicht an. Die dunklen Schatten unter den Augen waren deutlich sichtbar, das Haar zerwühlt. Zumindest die Kleidung war ordentlich wie immer. "Euer Hochwohlgeboren." begrüsste Liam ihn und schlug das Zeichen der Flamme. "Der Grossmeister erwartet Euch." Seine grauen Augen richteten sich auf den Boten. "Ihr seid nicht angekündigt. Gehört dieser Mann zu Euch, Euer Hochwohlgeboren?"
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Vyacheslav Sokolov
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Slava musterte er Liam, dann den jungen Mann und dann wieder Liam.
"Guten Morgen noch einmal, Ser. Bisher gehört er nicht zu mir. Soweit ich ihn verstanden habe bringt er eine Nachricht von Hauptmann Meis."
Eine Frage wie es ihm ging sparte er sich, man sah es dem Ritter einfach an. Slava war im Gegensatz gut ausgeruht, hatte gefrühstückt und auch wenn er keinen Kaffee bekommen hatte, es ging ihm alles in allem recht gut. Das blühende Leben war auch er noch nicht, sein Lebenswandel der letzten Jahre hatte spuren hinterlassen und er konnte um jeden Tag froh sein, an dem er halbwegs unbeschwert auf die Beine kam. Heute war allerdings so ein Tag und es sollten noch weitere folgen und sie sollten mehr werden.
"Er wollte er sie mir nicht mitteilen, allerdings schätze ich, ich werde auch so erraten, was er sagen will."
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Liam von Alensbach
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Liam musterte den Freiherren unverholen und stellte einmal mehr fest, dass er ihn nicht unterschätzen würde. Weder in Worten, noch im Kampf. Zu letzterem sollte es hoffentlich nie kommen, denn dann war mehr als nur ein bisschen schief gelaufen. Er verzog die Mundwinkel, was der Bote zu sagen hatte konnte auch von Alensbach ahnen. "Euer Hochwohlgeboren, folgt mir bitte und ihr..." Er wendet sich an den Boten. "... wartet hier." Der Ritter führte Slava durch eine breite Tür die er mit einer Hand aufstiess in einen grosszügigen Raum hinein, wo der Grossmeister bereits auf sie wartete. Liam kündete den Freiherren an, informierte von Tretogor noch über den anderen Boten vor der Tür und erhielt die Anweisung, dass er auch diesen gleich hinein bitten sollte. Offenbar wollte der Grossmeister Sokolov bereits einen gewissen Vertrauensvorschuss geben, anders konnte es sich Liam nicht erklären. Vielleicht gar kein so schlechter Schachzug. Also bat von Alensbach den Boten hinein. Lange musste der Ritter nicht bleiben, denn Lothar entliess ihn aus seinem Dienst.

Kaum war die Tür hinter ihm zu, atmete er leise aus und fasste sie mit einer Hand ins dichte Haar. Ein Bad.. Er brauchte ein Bad und irgendetwas gegen diese Kopfschmerzen. Die immer schlimmer wurden und ihn langsam zur Verzweiflung brachten. Mit einem leisen Fluch auf den Lippen wandte er sich in Richtung der Quartiere.
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