Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Liam von Alensbach
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"Ihr habt mein Wort." Liam verabschiedete sich mit dem Gruss der Flamme und wandte sich der Tür zu, die Bernard für ihn geöffnet hatte.

Sein Weg führte ihn direkt in die Quartiere des Flammenordens. Er musste noch eine Mütze Schlaf finden, bevor der Morgen erwachte und der Ritter bereits wieder auf den Beinen sein würde. Mit langen Schritten ging er durch Gänge und passierte Türen, bis er seine kleine Kammer erreichte und darin verschwand.
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Lothar von Tretogor
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Als Bernard zurück kam, hatte der Großmeister ins Schlafgewand gewechselt. Wie immer kümmerte sich der Leibwächter um die Kleinigkeiten, die noch herumlagen oder schob die Lebkuchenkrümmel zusammen. Er würde hier sitzen, während Lothar schlief. Ein paar Stunden nach Mitternacht würde ihn jemand ablösen. Wie häufig zögerte der Junge bevor er es wagte das Wort zu erheben, aber es schien ihm wichtig: „Kann ich noch irgendwas tun, Exzellenz?“
Die Anrede. Lothar wusste genau, dass der Junge sich Sorgen machte, dennoch schüttelte er den Kopf und klopfte dem Leibwächter auf die Schulter. „Lass sehen was wir uns morgen sagen können. Falls Jakob Vormittags anwesend ist, solltest Du mit ihm trainieren. Ich denke, ihr tut einander gut.“
Bernard nickte und wusste was das hieß. Da war er. Dieser kleiner Unterschied, wenn man schon von Kindesbeinen an sich am Schwertkampf üben konnte oder eben nicht so wie er. Er hatte Talent, sonst wäre er nicht hier, aber er hatte sehr viel später begonnen. Er soll sich das bei Jakob von Nagall abschauen. Verstanden. Er nickte und nahm Platz, während sich der Großmeister schlafen legte.

Es war nur der Disziplin aus Armeetagen zu verdanken, dass Lothar in dieser Nacht Schlaf fand.

<weiter zum Ausritt>
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Lothar von Tretogor
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vom: Melitele-Tempel
Datum: 17.12 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: niemand
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Grübelnd sah Lothar von seinen Gemächern aus dem Fenster. Langsam senkte sich der Abend über die Stadt.

Am Torhaus des Melitele-Tempels hatten die beiden Jungs ihm ehrfürchtig sein Schwert überreicht. Der Weg zwischen den beiden Tempeln der Stadt war kurz. Im Grunde ging man nur einmal ums Eck, dennoch war es seltsam, dass der Großmeister des Ordens ohne Begleitung, ohne Leibwache, ohne Ankündigung, ohne irgendwas einfach so alleine im halben Ornat durch die Straßen lief. Die meisten erkannten ihn so gar nicht und die anderen war zu irritiert, um zu handeln.

Bis auf das Mädchen oder junge Dame. Sie hatte angefressen vor den Toren des Feuertempels herumgelungert. Ihn eine Weile gemustert, nochmal nachgedacht und war dann euphorisch aufgesprungen, um ihn in den Weg zu laufen. Ihre Worte waren etwas schnell und er konnte ihnen nicht ganz folgen, wie sie so aufgeregt und leicht angesäuert aus ihr heraussprudelten. Es ging wohl, um das Unverständnis seiner Torwachen. Schließlich hatte sie ihm einen Brief hingehalten. Wahrscheinlich hätte der Großmeister sich mehr Gedanken über einen Hinterhalt machen müssen, aber der Befehlshaber einer Einheit war es zu gewohnt, dass man Zettel mit Informationen reichte, sodass er das Schreiben reflexartig angenommen und sofort gelesen hatte. Die Botin hatte es mit Stolz erfüllt, zufrieden mit den Füßen gewippt. „Morgen Vormittag, gegen halb neun, zum Waffentraining der Knappen.“, hatte Lothar ihr ausrichten lassen. Da hatte er tatsächlich keine anderen Termine und man konnte dem Treiben von seinem Balkon auszusehen.

Mal sehen das beiderseitige Interesse am Wohle derer uns Anempfohlenen alles beinhaltete. Jakob war von diesem Herr nicht sehr angetan, Jarel nannte ihn einen gerissenen Soldat. Sollte er solche nicht alle kennen? Drei Kriege, Jahre lang in der Armee… aber Sokolov sagte ihm nichts. Die Zeit und die Flamme wird Rat bringen.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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von: Tempel der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus --> über den Tempel des Ewigen Feuers in Lothars Büro
Datum: 23:30 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Lothar
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Seine Füße hatten den Weg wie von allein gefunden, Schritt für Schritt durch die nächtlich stillen Straßen. Und je länger er mit sich und seinen Gedanken allein war, desto mehr drehten diese sich um die Ereignisse der letzten Stunden. Vor allem um den Kampf mit der Schlange und das, was er danach erlebt hatte. Die Bilder und Geräusche, jene eindrückliche Erfahrung des Sterbens und Neuerstehens, kamen in stetigen Wellen immer wieder empor und füllten seinen Verstand mit Fragen. Dazu die Begleitumstände, deren Zusammenhang mit seiner Erneuerung er nicht begriff. Nur eines begriff er: das Ewige Feuer hatte ihn gerettet. Das Feuer war nicht länger sein Feind.
Und so fand er sich vor dem Altar im Tempel des Ewigen Feuers wider, der das Herzstück des Klosters bildete, und ließ die tröstende Wärme auf sich nieder brennen. In einer eigentlich inzwischen abgelegten Gewohnheit streckte er sich lang vor der Feuerschale aus, die Stirn am Boden, die Arme ausgebreitet. Ein demütiger Sünder vor seiner Gottheit, tief versunken im Gebet. Die Kälte des Steinbodens fühlte er schon nach ein paar Minuten nicht mehr und das Knistern des Feuers beschwor keine Ängste mehr herauf. Dafür glaubte er die Stimme wieder zu hören - jene Frauenstimme. Neue Gedanken formten sich. Wieso hatte er vom Ewigen Feuer bisher als einen männlichen Aspekt des Göttlichen gedacht? Anfangs hatte er im brennenden Herz Mariä das Feuer gesucht, doch irgendwann war er von diesem Denken abgekommen. Er lauschte dem Knistern, dem Flüstern, den aufrührerischen Gedanken, und die Müdigkeit verflog.

Als er sich auf den Weg zum Turm des Großmeisters machte, war es eine halbe Kerze vor Mitternacht. Doch man sagte ihm, von Tretogor sei noch wach und als Jakob angab, er bringe eine Nachricht vom Ritter von Alensbach, verschwand der Leibwächter kurz, um Jakob dann in das ihm bekannte Büro zu führen. Nur fehlten diesem in seinem überreizten Hirn allmählich die Kapazitäten für ritualisierte Respektsbekundungen. Entsprechend stand er herum wie bestellt und nicht abgeholt, bis ihm immerhin einfiel: "Guten Abend, Exzellenz."
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Lothar von Tretogor
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Lebenslauf: Lothar

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vom: Büro
Datum: 23.32 Uhr, 30. August 1278, Montag
betrifft: Jakob
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Der junge Leibwächter, den Jakob schon ein paar mal gesehen hatte, hatte den Knappen ins Büro eingelassen. Bernard aep Corvlani nannte er sich, war mit Ende Zwanzig nicht so viel älter als Jakob und sah für Erdenbewohner aus wie ein junger Terence Hill: kurz geschnittener, blonder Wuschelkopf mit stahlblauen Augen. Nur eben im Ornat der Leibwache des Großmeisters des Ordens der Flammenrose statt Cowboyhut. Bernard begrüßte den Besucher freundlich mit den üblichen Floskeln, war selbst wohl trotz der späten Stunde nicht müde und teilte gänzlich ohne Vorwurf mit: „Seine Exzellenz wartet schon.“
Diesmal blieb er allerdings mit ihm Raum, positionierte sich aber Abseits neben der Tür.

Der Großmeisters saß seitlich mit einem Ellenbogen auf der Tischkante an seinem Schreibtisch und starrte an die Decke. Sein markantes Profil war trotz der späten Stunde und der spärlichen Beleuchtung noch gut zu sehen. Auch eine frische Narbe zeigte sich auf der Wange dort wo der Bartwuchs vom Blitz des Schlangenmonsters versenkt worden war, ganz ähnlich wie bei Slava, noch ähnlicher versorgt wie bei Slava. In der Schwerthand hielt er ein bauchiges Glas, das kaum mehr mit einer güldenen Flüssigkeit gefüllt war. Auf dem Tisch stand ein zweites leeres Glas und eine ebenso bauchige Flasche, sie war noch gut gefüllt.

„Sieh an, Jakob von Nagall“ Ein bisschen klang es als sprach er den Namen eines Heiligen aus. Doch seine Stimme wirkte müde und erschöpft. „Geht es Dir gut? Dein Rittvater war sichtlich besorgt. - Und wo hast Du von Alensbach gelassen?“ Fragend wandte Lothar sich erst jetzt dem Besuch zu und schien zu bemerken, dass sich etwas an Jakob verändert hatte. Zumindest blieben seine Augen ein wenig länger an bestimmten Merkmalen hängen. „Kaedwenischer Cognac?“ Ein Deut auf Flasche und Glas.
Für ritualisiertes Großmeistergehabe war es ihm wohl ebenfalls zu spät.
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Jakob von Nagall
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Tatsächlich hatte sich an Jakob seit der letzten Begegnung so einiges verändert. Das Offensichtlichste war wohl die Haltung, die durch einseitige Belastung und die Nekrosen immer etwas nach rechts gehangen hatte. Zwar legte man alte Gewohnheiten nicht so schnell ab, aber gerade konzentrierte er sich aufs Strammstehen und das Resultat wirkte aufrechter als Früher. Subtiler war die Veränderung im Blick der hellen Augen. Ruhe lag darin und der stechende, immer auf Angriff oder Verteidigung lauernde Ausdruck war gewichen. Oder lag es nur an der Müdigkeit? Denn auch das sah man seinem Gesicht durchaus an: dieser junge Menschen hatte für einen Tag genug erlebt.
Und trotzdem entging ihm der seltsame Tonfall nicht, mit dem der Großmeister seinen Namen aussprach. Er musste an von Alensbachs Worte denken, aber noch fiel es ihm schwer, dem Älteren sein bedingungsloses Vertrauen zu schenken, nur weil er den Posten des Ordensobersten hatte. Jakob vertraute generell nicht so leicht, oft nicht mal sich selbst.
Die Frage nach seinem Befinden überging er wie so oft reflexhaft. Das Körperliche war offensichtlich, dass seelische wollte er jetzt nicht besprechen. Zum Cognac schüttelte er mit einem: "Ich trinke nicht.", den Kopf und vergaß sich zu bedanken. Dann rückte er die Füße in eine etwas bequemere Haltung.
"Ser von Alensbach weilt noch im Tempel der Melitele." Und dann begann er so kurz wie möglich und so lang wie nötig zu berichten: von den Wencks und der Suche nach dem Kind, von den Ertrunkenen und der Rettung aus dem Wasser. Letzteres fasste er mit: "Ser von Alensbach hielt die Ertrunkenen in Schach und ich holte das Mädchen aus dem Wasser.", zusammen und endete schließlich: "Wir brachten sie zu den Schwestern. Erst da fiel auf, dass Ser von Alensbach schwerer verwundet wurde und die Schwestern nahmen sich seiner ebenfalls an. Er bat mich, Euch zu sagen: vor der Morgenmesse, in Eurem Büro."
Alles was er sagte, klang aufrichtig.
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Lothar von Tretogor
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Ein Schmunzeln huschte über Lothars Gesicht. Noch einer, der nicht trinkt. Die Linke machte eine Handbewegung in Richtung Bernard. Dieser verstand wohl, denn er begab sich zu der kleinen Kommode und zog eine tönerne Flasche hervor. Der Leibwächter ging zum Schreibtisch, während Jakob berichtete, befüllte den leeren Cognacschwenker und drücke ihn dem Knappen in Hand, bevor er wieder seinen Posten einnahm. Die Flüssigkeit war dunkelrot wie Wein roch aber nach Traubensaft oder vielleicht Kirsch-Johannisbeere.

Der Großmeister lauschte den aufrichtigen Worten des Knappen und musste innerlich grinsen. Liam wieder. Und der Knappe rettet die junge Dame. Die Tatsache, dass Ertrunkene so nahe der Stadt waren wurmte ihn allerdings. War man zu sehr von Politik abgelenkt, sodass sich im Vorgarten Ungeziefer ansammelte. „Gut gemacht.“ Für wahr eine ritterliche Tat wie im Märchen. „Dein Rittvater sollte nicht noch länger warten.“
Lothar erhob sich und kam um seinen Schreibtisch herum, um mit dem Knappen auf die Heldentat anzustoßen. Dabei konnte er ihn auch von näher mustern. Es war ganz offensichtlich etwas passiert. Etwas Ungewöhnliches. Der Junge war nicht mehr derselbe, der ihm hier vor ein Tagen seine Aufwartung gemacht hatte.

„Wie geht’s Dir?“ wiederholte der Großmeister nachdem er einen Schluck getrunken hatte. Da war ehrliche Fürsorge in seiner Stimme, die sicher über das berufliche Verhältnis hinaus ging. Schließlich hatte Jarel heute Nachmittag sehr besorgt gewirkt und ihm ein Versprechen abgerungen. Das Übergehen der Frage schob Lothar auf die Höflichkeit gegenüber dem Vorgesetzten, aber er war ehrlich interessiert.
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Jakob von Nagall
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Etwas überrascht blickte Jakob auf den Kelch in seiner Hand und roch sogar kurz am Inhalt... Fruchtig. Süß. Sofort meldete sich sein Magen mit einem leicht flauen Gefühl. Seit dem Frühstück hatte dieser nichts mehr zu tun bekommen, aber er war Kummer gewohnt und reagierte in der Regel nicht mit wildem Knurren, sondern eher mit diesem Gefühl von Unwohlsein.
Jakob hob den Blick wieder und folgte Lothar mit den Augen, als dieser um de. Tisch kam, um mit ihm anzustoßen. Nicht länger warten... Womit? Sicherlich keimte sofort die Hoffnung, dass Lothar meinte, was Jakob gerne hätte, aber innerlich dämpfte er diesen Gedanken gleich. Er hatte in letzter Zeit mehr Scheiße gebaut als ritterliche Aktionen geritten, daher sah er persönlich das Zünglein dieser Waage noch weit auf Seiten des Knappen stehen. Und wenn er aich eines in seinem kurzen Leben angewöhnt hatte dann dieses: lieber keine Hoffnungen machen, dann wurden diese auch nicht enttäuscht.
Die Kelche klangen aneinander. Glas. Jakob konnte sich nicht erinnern, so etwas im dieser Welt schon einmal in der Hand gehabt zu haben. In diese gesellschaftlichen Höhen war er noch nicht vorgedrungen... bis eben. Er nippte am Saft und sah Lothar dabei in die Augen. Ja, auch das Wechselspiel von Aufmüpfigkeit und Unsicherheit war verschwunden. Ruhig erwiderte er den Blick des Großmeisters, während er kurz erwog wie bei Ion zuvor einfach abzuwiegeln. Doch er entschied anders, denn wenn nicht er mit seinen Worten formulierte, was gewesen war, dann würde es von Alensbach mit den Seinigen tun und das konnte nur von Nachteil für ihn - Jakob - sein.
"Ich war tot, Ser. Zerschmettert vom Leib einer zweiköpfigen Schlange, die unter meinem Schwert fiel. Ich ging durch das Feuer und kehrte durch seine Gnade zurück ins Leben. Unversehrt.", erwiderte er mit der gleichen Aufrichtigkeit wie zuvor. Und wie um seine Worte zu untermalen, nahm er den Kelch in die linke Hand und hielt die Rechte zwischen sie. Jene einst verkümmerte Kralle, wegen der Lothar mühsam an der Harfe umdenken musste. Selbst im schummrigen Licht war die Veränderung an den Fingern sichtbar.
Die Hand hing ganz ruhig zwischen ihnen in der Luft, zitterte nicht uns Jakobs Blick lag auf Lothars Zügen.
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Lothar von Tretogor
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„Natürlich musst Du CvT noch etwas vorsingen.“ Dazu was noch in der Knappenwaagschale lag, aber für Lothar war dieser Ritterschlag nur noch eine Formalie. Vielleicht war er zu Armeezeiten im Krieg während der Schlacht auch zu sehr daran gewöhnt, wie schnell man plötzlich Karriere machen konnte, wenn sie oben wegstarben, sodass ein Titel dann doch weniger aussagte, als er sollte. Oder der Knappe hatte ihm im Duell gut genug zu gesetzt. Doch alles Details.

Der Großmeister besah sich die Hand, fragend griff seine Linke nach ihr. Seine Finger legten sich um Jakobs Handrücken und drehten sie langsam um, damit er sich ebenso die Handfläche besehen konnte. Sein Daumen strich darüber. Sein Blick war neugierig, erstaunt, aber auch mit Sorge. Er schien nicht an der Aufrichtigkeit der Worte des Knappen zu zweifeln, aber er war nicht restlos überzeugt.
„Ich habe in Sodden ähnliches gesehen. Vieles was einem unmöglich erscheint. Lass Dich nicht von der Magie der falschen Seelen täuschen, Jakob.“ Ein Teil wollte ihm glauben, das merkte man. Lothar wusste um die Frömmigkeit des jungen Mannes. Jakob glaubte was er sagte. Aber der größere Teil des Großmeisters sah die vielen anderen Möglichkeiten als ein direktes Eingreifen der ewigen Flamme. „Du warst heute mit einer illustren Truppe unterwegs, die nicht gerade Vertrauen in mir auslöst: Elfen, Magier, Hexen...“ Nicht die beste Gesellschaft für ein Ordensmitglied. „Aber es ist spät, wir… reden morgen darüber.“ Er ließ seine Hand wieder los. „Wenn Du möchtest.“ Nein, dazu drängen würde er ihn nicht. Er leerte sein Glas und trat wieder einen Schritt zurück.
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Jakob von Nagall
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Er überließ Lothar seine Hand, die buchstäblich nur die Spitze des Eisbergs war, denn auch unter dem Hemd waren die Narben und Nekrosen verschwunden, hatten fleckiger Haut Platz gemacht. Die Worte des Großmeisters konnten ihn in seinem Glauben indes nicht erschüttern. Er wusste, was er erlebt, gesehen und gefühlt hatte. Nichts würde ihn davon abbringen und mit einer eisigen Gewissheit wurde ihm klar, dass er keine ungefährlichen Dinge sagte und ebenso klar wurde ihm, dass er sie niemals würde widerrufen können. Nein wollen.
"Der Magus des Freiherrn ist kein Heiler, Exzellenz. Ich habe ihn Zauber wirken sehen, aber nicht einmal heilen, obwohl es Gelegenheit genug gegeben hätte." Ein guter Beobachter war und blieb Jakob, und auch wenn er Ser DeSpaire nur zu einer handvoll Gelegenheiten begegnet war, mindestens bei Jarels Kollaps hätte Jakob von einem Heiler ein Eingreifen erwartet. Es waren viele kleine Eindrücke, die sein Bild von diesem Elfen formten. Ein Zauberer, durchaus. Ein mächtiger vielleicht auch, aber kein Heiler.
Und Melanie eine Hexe? Auf Jakobs Züge trat ein feines Lächeln, dass einem Guten Bruder würdig gewesen wäre. "Ja, reden wir gerne morgen darüber, Exzellenz." Er stellte das Glas ab, aus dem er kaum etwas getrunken hatte, und setzte an, die vorgeschriebenen Schritte rückwärts zu gehen. Nach einem hielt er jedoch inne, schlug den Kelch der Flamme und sagte: "Gute Nacht, möge das Ewige Feuer über Euren Schlaf wachen." Er drehte sich um, sah sich plötzlich Bernard gegenüber und nickte diesem zu. "Und Eure Augen wach halten. Gute Nacht."
Dann war er weg.

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Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Sonntag 3. März 2024, 15:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Lothar von Tretogor
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„Was erlaubt der sich?“ Bernard sorgte vielleicht etwas zu schwungvoll dafür, dass die Tür hinter dem Knappen zu war. „Wie frech...“
„Schweig.“
Eine Geste eher resigniert als herrisch. „Wer sich über die Jugend aufregt bekommt nur graue Haare.“ Wie man bei ihm sehen konnte.
„Wasch lieber die Gläser ab und hilf einen alten Mann ins Bett.“ Lothar leerte auch das Saftglass und reichte es dem Leibwächter. Die Flaschen räumte er selbst auf.

Bald waren die beiden Männer ein Stockwerk weiter oben in Lothars Privatgemächern und der junge Mann half seinem Großmeister beim Entkleiden.
„Bernard? - Sollte Moore hier unerwartet auftauchen, möchte ich, dass Du ihn durchlässt.“
„Was? Glaubt Ihr er versucht...?“
„Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass Du gegen ihn keine Chance hast und dass er diese Räumlichkeiten besser kennt als wir beide gemeinsam. Wenn er es will, dann macht er es einfach. Steh ihm dabei nicht im Weg.
“ Lothar hatte diese Fähigkeiten seines ehemaligen Leibwächters zu oft für sich selbst genutzt, sodass er sich da keine Hoffnungen machte.
„Aber Ser... ich kann nicht zulassen, dass...“
„Doch kannst Du! Versprech's mir!“

Bernard rang mit sich, als seine Loyalität sich gegenseitig ausspielte. Schließlich nickte er. „Ja, Exzellenz.“
Lothar wirkte zufrieden, klopfte dem jungen Mann aufmunternd auf die Schulter. Es sollten nicht noch mehr Leute für ihn sterben. Drei Kriege waren genug. Und da hatten sie doch stets darüber gesprochen, dass man im Bett sterben wollte...

Bernard haderte mit sich selbst als der Großmeister schließlich eingeschlafen war. Ja, er war jung und hatte noch viel vor sich, dennoch verdankte er diesem Mann, dessen Leben er geschworen zu schützen, so viel. Um nicht zu sagen Alles.
Er nahm sich vor noch mehr auf ihn zu achten, die letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen und die Narbe war das Harmloseste dabei.


»31. AUGUSTSEHR FRÜH«

Die Glocken des Melitele-Tempels. Natürlich erkannte der Großmeister sie. Es gab dort ein gewaltiges Problem, das sehr wahrscheinlich jemand mit Waffengewalt lösen musste und dieser jemand war er. Oder sein Orden. Dennoch sollte er selbst auch raus, schließlich hatte er der Ehrwürdigen Mutter versprochen, ihren Tempel und ihren Töchtern jeder Zeit Schild und Schwert zu sein. Auch - oder gerade - nachts um halb vier.
Dennoch drehte er sich auf den Bauch und versteckte seinen Kopf unter einem Kissen, um die Ohren zu bedeckten. Die letzten Tage waren einfach zu viel, zu viele zerplatze Hoffnungen, zu viele Erinnerungen an vergangene Tage, die so nicht wieder kommen würden. Bernard war eh schon pflichtbewusst aufgesprungen und würde sich um das Nötigste kümmern. Die gute Seele. Er war gerade sehr dankbar ihn zu haben. Ein Vater und Sohn Verhältnis wurde ihnen zu genüge nachgesagt und Lothar müsste lügen, nicht mit Bernards Mutter geschlafen zu haben. Aber gezeugt hatte er dabei niemand. Im Zweifel würde die Wahrheit niemand interessieren, aber im Moment war er zu viel damit beschäftigt, darauf aufzupassen, dass Wyzima nicht überkochte. Wie jetzt. Alarm im Melitele-Tempel. Verbrannte Scheiße.

Als der junge Leibwächter wieder kam und „Hauptmann Ralt ist mit der Bereitschaft aufgebrochen“ meldete, saß Lothar zumindest schon auf der Bettkante und hatte sich seines Schlafgewands entledigt.
„Such mir was leichtes raus und mach Falka bereit.“ Vielleicht war es auch ein Hinterhalt, aber Kornelius Vorhut würde schon alles richtig machen. Der Tempel, der Personal, das Hospital gehörte zur wichtigen Infrastruktur und… von Alensbach war gerade dort. So wird der Alarm wird keine Lappalie sein. Wahrscheinlich war seine Anwesenheit nicht nötig, aber er würde gesehen werden und dass alleine halft schon eine Menge.
Mit einem Seufzen erhob Lothar sich und ließ sich von Bernard ins Ornat helfen.

<zum Melitele-Tempel>
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Liam von Alensbach
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von hier: Neu-Narakort, Slavas Zimmer
Datum: Dienstag 31.August 1278, kurz vor 6:10 Uhr
betrifft: Lothar
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Klarheit. Ja, das brauchte Liam gerade. Möge das Feuer ihm wirklich jene Klarheit schenken, die er für den Bericht brauchte und danach konnte sie über den Jordan gehen. Liam hatte seinen Hengst in den Stallungen abgegeben, war auf direktem Weg durch die Gänge des Tempels zu Lohtars Gemächer marschiert und war da auf Bernard getroffen. Dass dieser ihm zwar erklärte, Lothar schlafe und bräuchte Ruhe, winkte von Alensbach einfach beiseite. "Jetzt, Bernard." und war dann einfach am Jüngeren vorbei marschiert.

Die Treppe hoch ohne leise zu sein und als er endlich im Schlafgemach des Grossmeisters stand, sah er diesen in einem seiner Sessel. "Lothar, wir müssen sprechen." Von Tretogor hatte wohl das bisschen Schlaf bis anhin in seinem Sessel genossen, aber Liam konnte jetzt nicht darauf warten, bis dieser ausgeschlafen war. Er musste jetzt mit ihm sprechen.
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Lothar von Tretogor
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von: der Straße
Datum: 6:06 Uhr, 31. August 1278
betrifft: Liam
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Schwer saß der Großmeister in seinem bequemen Sessel im Obergeschoss seines Büros, als das Licht der Erkenntnis in Form von Liam von Alensbach ihm weckte. Bernard hatte den Ritter nicht wirklich aufgehalten, sondern vertraute ihm und dem Wort Lothars, dass man sich erwartete. Lothar war ohne Verzögerung nach der Rückkehr eingeschlafen, dabei wollte er sich nur kurz setzen. Sicher das Alter.

Ein „Ja, Exzellenz“, hatte der Knappe Jakob noch heraus gemurmelt und dann bis zum Kloster geschwiegen. Es war der übliche Tonfall von Jugendlichen gewesen, die wissen, dass die Eltern Recht haben und genau das gleichzeitig scheiße finden. Also zumindest ein wenig Einsehen.
Nur war Lothar nicht Jakobs Elternteil. Was aus ihnen beiden werde, würden die nächsten Tage zeigen. Es konnte alles sein oder nichts und... war nicht Lothars Entscheidung.

Der Großmeister blinzelte seinen Besuch an. Er griff nach einen Becher auf dem Tisch. Wasser. Sehr gut. Er nahm einen Schluck.
„Ich befürchte es.“ Eine Hand zeigte auf den Ottomanen gegenüber. Liam sollte sich setzen. „Sag mir... dass dieser Elf... nicht recht hat.“ Aber er glaubte es selbst nicht. Es sprach zu viel dafür, aber die Hoffnung - die Hoffnung, dass er nicht seinen alten Kameraden jagen lassen müsste - stirbt bekanntlich zuletzt und gleichzeitig wusste er, dass er selbst die Fackel an den Scheiterhaufen legen werde sollte es soweit kommen.
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Liam von Alensbach
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Der Ritter schnallte seinen Waffengurt ab, warf ihn gar achtlos neben den Sesse auf den Lothar gedeutet hatte, auf den Boden und plumpste sehr unelegant in die Sitzgelegenheit hinein. "Er hat Recht, Lothar." machte Liam die Hoffnungen des Grossmeisters innert weniger Worte zunichte. "Er hat verdammt nochmal Recht. Jarel ist ein... Wolf, Warg, Werwolf, was auch immer." Tief holte der Mann Luft und ballte die rechte Hand zur Faust, fast so als verlangte er gerade den Schmerz der ihn der Brandwunde wegen durchzuckte. "Ich erzähle dir nun ein paar Dinge. Hör mir einfach nur zu. Für ein zweites Mal bin ich heute nicht mehr dazu imstande."

Liam holte tief Luft und begann zu erzählen. Wie er Jakob im Wald vor Wyzima antraf und wer mit ihm geritten war. So gut es ging beschrieb der Ritter die junge Frau mit dem weissen Haar, den Elfen mit den verschiedenfarbenen Augen von dem er nun wusste, dass dies der Magus DeSpaire war und der Berater des Freiherren. Und jener Mann, der auf dem selben Pferd wie der Elf sass, bei dem handelte es sich um niemand anderen als den Freiherren selbst. Er erzählte, wie sie zum Meliteletempel ritten, um dort die Frau abzuladen. Sie hatten gerade erst einen Kampf gegen die selbe Bestie geschlagen, der Lothar seine Wunde und Liam den Biss zu verdanken hatten. Jakob hatte sie schliesslich erschlagen und er erzählte, dass er Jakob anstatt zu Jarel zu bringen, erst mit sich bat.

"Die Schlange hat den Jungen unter sich begraben und ihm schwere Verletzungen zugefügt. Ich weiss nicht warum, aber er wurde scheinbar vollständig geheilt. Sogar die Brandnarben, die ihn schon lange begleiten, sind verschwunden. Von Nagall glaubt, die Flamme hätte ihn neu geschmiedet und geformt, Lothar. Davon ist er felsenfest überzeugt und scheinbar hat es nicht nur seine alten Verletzungen geheilt, sondern ihm auch neue Klarheit verschafft. Er liess sich von dem Glauben nicht abbringen. Seine Vorstellungen des Ordens sind ungewöhnlich. Offen. Er glaubt noch immer an die ewige Flamme, doch er glaubt nicht mehr an die Richtigkeit der Auslegung des Ordens und der Kirche. Ich habe ihm geraten, dir gegenüber offen zu sprechen und bin sicher, dass er ganz genau weiss, dass meine Worte dich erreichen werden. Dieser junge Mann hat eine Vision und er wird alles auf sich nehmen um sie Wirklichkeit werden zu lassen, davon bin ich überzeugt." Liam schwieg für einen Augenblick, um die Worte sacken zu lassen. "Er gestand mir auch, in Fleisch und Geiste gesündigt, am ewigen Feuer gezweifelt zu haben und er hatte sich der dreifaltigen Göttin zugewandt. Ich rechne ihm hoch an, dass er mir - einem Fremden - das alles erzählt hat." Der Flammenrosenritter trank einen Schluck aus dem bauchigen Glas, das Lothar ihm gereicht hatte. "Ich gab ihn schliesslich frei, denn ich wusste, dass Jakob von Nagal seinen Weg gefunden hatte und es liegt nicht an mir über seine Worte zu urteilen. Doch als er mich fragte, ob ich ihn zurück in die Stadt begleite, willigte ich ein. Dieser junge Mann möchte den Glauben erneuern, das Schwert in den Dienst aller stellen. Ich kann ihn teilweise verstehen, Lothar." gab Liam zu.

"Kurz vor Wyzima trafen wir dann auf eine Mutter und einen Vater, die ihre Tochter suchten. Wir fanden sie am Ufer der Ismena, doch die Kleine wurde von Ertrunkenen ins Wasser gezogen. Von Nagall sprang ihr ohne zu zögern hinterher und konnte sie fassen. Nachdem wir wieder zusammengefunden hatten, brachten wir das Mädchen in den Tempel der Melitele. Auf dem Hof war da eine junge Schwester, ich weiss ihren Namen nicht, doch sie stürzte auf von Nagall zu und ihre Sorge galt eindeutig erst ihm. Dann erst dem Kind. Sie hielten auffällig langen Blickkontakt. Diese Schwester scheint von Nagall viel zu bedeuten." Müde rieb er sich über sein Gesicht, dann gab er Lothar einen kurzen Abriss über das Kind und die Eltern. Ich habe selbst nicht bemerkt, dass die Ertrunkenen mich übel erwischt hatten, wurde jedoch von den Schwestern gut versorgt. Leider hatte ich keine Möglichkeit mehr dich zu informieren." Unbemerkt fand Liams Hand an seinen Bauch, dort wo er noch immer die Fäden durch das Hemd spürte und eine rote Linie an den Angriff erinnerte.


"Während man mich behandelt hat, konnte ich einigen Gesprächen folgen." begann der Ritter mit nachdenklichem Klang in der Stimme. "Im Behandlungsraum kamen mehrere Personen zusammen. DeSpaire, der Freiherr, Moore, Schwestern der Melitele und Schwester Svettele, von Nagall. Irgendwie kamen sie alle und manche gingen wieder. Der Magus, DeSpaire, wollte mir irgendetwas geben. Der Freiherr nannte es ein Seelengefäss. Anstatt es mir zu geben, sollte es Moore bekommen, der es nötiger hatte als ich und ebenfalls an meinem Bett zugegen war. Gerade eben habe ich noch erfahren, dass der Freiherr selbst ein Reisender war und Moore ihn gefunden hat, nachdem er in unsere Welt kam. Sie kennen sich alle. Der Freiherr kennt sogar Jakob, auch wenn die beiden nicht unbedingt ein gutes Verhältnis zu haben scheinen, wie er erzählt hat." Liam benetzte seine trockenen Lippen. "Als der Freiherr schliesslich das Behandlungszimmer verliess, folgte ihm Moore. Ich weiss nicht, wie sie alle zusammenhängen. Und obwohl der Freiherr so tut als sei Moore nur eine Randnotiz, nehme ich es ihm nicht wirklich ab." Ein kopfschütteln und ein frustrierter Laut der seine Lippen verliess. "Irgendwann waren alle fort und ich bin eingeschlafen."

"Ich schlief einige Stunden, denke ich, bis ein Schrei mich aus dem Schlaf riss. Danach klang es, als würde irgendjemand oder etwas randalieren - so dass ich mir auf die Schnelle was überzog um nach dem Ursprung des Lärms zu sehen. Als ich auf den Gang hinaus trat, füllte ein schwarzer Wolf diesen aus. Ich sah ihn nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann riss er mich zu Boden. Ich glaubte wirklich, dass mein Ende nun gekommen war - aber er starrte mich nur an, knurrte und lief dann über mich hinweg ohne mir ein Haar zu krümen. Seine Augen verwirrten mich, denn ich glaubte sie zu kennen und dass er mich verschont hatte, das verstand ich noch weniger. DeSpaire half mir auf die Beine, ich stürzte zu Moores Zimmer und fand ihn nicht. Er war nicht da. Da war kein Blut, Lothar. Keine Überreste. Nichts. Nur ein zerstörtes Zimmer und Tür, Türrahmen und Mauerwerk, das auf dem Gang lag. Etwas hatte es vom Zimmer heraus mitgerissen. Da ahnte ich übles. Aber ich wollte es nicht glauben, stürzte hinaus. Da waren auch Schwestern, die natürlich aus dem Schlaf gerissen worden sind. Der Magus sagte zu mir, ich solle Schwester Iola holen und sie zu ihm bringen und schliesslich nannte er den Wolf Jarel. Diesen Namen wollte ich nicht hören, aber ich musste Gewissheit haben und bin dem Untier nach. Draussen auf dem Hof..." Liam schwieg und sortierte sich. "Auf dem Hof kam von Nagall hinzu, der den Worgen sofort als Jarel erkannte. Er schwang sich auf dessen Rücken und sie flohen durch den Hof in den Garten. Dort sprengte DeSpaire die Mauer, um den beiden die Flucht zu ermöglichen. Ab da... kennst du es ja."

Sein Mund war so trocken wie die Wüste Serrikaniens und seine Lippen spröde geworden. Jetzt wo er gesprochen hatte und die Ereignisse der letzten Stunden in der Luft zwischen ihnen hingen, da lag die Erschöpfung so unendlich schwer über ihm. Liam wollte schlafen. Jetzt. Sofort. Würde er die Augen schliessen, wär es um ihn geschehen und so blinzelte er krampfhaft. Doch Lothar war nur noch ein verschwommener Fleck und blieb es, egal wie sehr er sich die Augen rieb oder zu blinzeln versuchte.
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Lothar von Tretogor
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Von Tretogor lauschte. Schwere lag auf seiner Brust. Die Hoffnung war gestorben wie die Kerze im Wind. Es was düster um ihn. Doch im Dunkeln konnte man besser hören und so zog er die vielen Worte seines treuen Ritters auf. Viele Namen, viele Personen, viele Geschehnisse, viele Zusammenhänge. Ein paar hatte er schon gewusst, anderes war neu, vieles ergab nun mehr Sinn. Der Großmeister ordnete seine Gedanken, nickte dazu ein paar Mal und wartete schweigend bis Liam geendet hatte. Dessen Gesichtsausdruck kannte er, gleich wäre er eingeschlafen und der letzte Funke des Pflichtgefühls verbraucht. Lothar würde ihn nicht aufscheuchen.

„Der Freiherr ist Moores Kontaktperson zur Krone und Dijkstra in Nowigrad. Sie haben gemeinsam einen Angriffs Nilfgaards auf die Stadt vereitelt. Ihm hat er Ordensinterna anvertraut - wobei ich immer noch nicht genau weiß welche und warum. Großkomtur von Herrenloh degradierte Moore deshalb zum Ritter, er sollte hier mein Urteil erwarten.“ An diesen gab es jetzt zumindest kaum noch einen Zweifel. „Wenzel ließ kaum eine Gelegenheit aus, um über den Freiherrn zu schimpfen und hätte ihn gerne los, weshalb er ihn überwachen lässt.“ Ein Reisender, der auch noch. So viele davon. Diese werden noch zu einer Plage. Zumindest Jakob hatte die Eier es ihm selbst ins Gesicht zu sagen. Jarels Knappe, der sehr vieles über seinen Rittervater weiß. Wohin mag noch führen?

„Von Nagall wird sich entscheiden müssen. Noch lasse ich ihn nicht fallen.“ Da war Feuer, das er in den jungen Augen gesehen hatte und sein Wort, das der Jarel gegeben hatte. Es würde ihn kaum jemand übel nehmen, wenn der Großmeister darauf pfeifen würde, nachdem wie Moore ihn Jahre lang belogen hatte. Aber so war Lothar nicht. Jakob würde seine Chance erhalten, sich selbst in die Scheiße zu reiten oder eben nicht.

„Bleib einfach sitzen, Liam.“ Der Großmeister erhob sich, reichte dem Ritter einen Becher Wasser und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. Er selbst musste ein paar Dinge planen. Eines davon war die Morgenmesse zu verschlafen. Dijkstras Spitzel wollte er ausgeruhter empfangen und danach sollte sich Nagall bereithalten.
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Liam von Alensbach
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Der Ordensritter mochte schon fast nicht mehr den Becher halten, den Lothar ihm nun reichte. Frisch gefüllt mit kühlem, klarem Wasser. Der Drang zu trinken aber war so gross, dass er den Inhalt einfach hinab stürzte und es gerade noch schaffte das Gefäss auf das Tischlein zu stellen. Lothar war kaum ein paar Schritte gegangen, da sank Liams Kinn bereits auf seine Brust und war eingeschlafen.
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Orden der Flammenrose
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Schließlich war der Großmeister wieder eingeschlafen. Bernard fand diese Eigenschaft bewundernswert. Schlafen, weil man es musste – genau jetzt. Denn Gedanken verloren wach bleiben machte keinen Sinn.

Gegen Acht würde er ihn wieder wecken, um darauf diesen Freiherrn zu empfangen und von Tretogor zuvor bei der Morgenmesse entschuldigen. Soweit konnte Lothar sich das leisten. Aber gegen Mittag wird es eine Erklärung zur Nacht geben müssen. Die Gerüchte begannen jetzt schon zu brodeln. Der ehemalige Klingenmeister hatte sich wirklich tief in die Nesseln gesetzt. Dass dieser hier plötzlich auftauchte, um den Großmeister zu schaden, erschien ihm gestern noch unsinnig, aber jetzt? Scheiße, Moore ein Werwolf… und nichts was er sich irgendwie erst neulich eingefangen hatte, sondern schon seit Jahren. So viel Täuschung. Der Hauptmann der Leibwache. Scheiße, scheiße.

Um sich auf andere Gedanken zu bringen beobachtete der Leibwächter die beiden schlafenden Männer. Lothar hatte er beim Entkleiden geholfen und Liam? Dem schließlich auch. Zumindest ein wenig die störenden Schnallen an der Rüstung gelöst. Welche das waren wusste Bernard aus eigener Erfahrung ganz gut. Der Ritter schlief zwar unruhig, wachte davon aber nicht auf. Die Erlebnisse der Nacht sah man ihm immer noch an, dazwischen der Geruch von Schweiß, Blut und Weihrauch. Bernards Finger hatten ein wenig zu lange die Kleidung zurecht gezupft, sein Blick hatte ein wenig zu lange auf dem Gesicht des Ritters geruht, bevor er über sich selbst den Kopf schüttelnd abwandte und ein paar Schritte durch den Raum ging. Ein gute Stunde noch…
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Liam von Alensbach
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So tief war sein Schlaf gewesen, dass er nicht bemerkt hatte wie Bernard die nötigsten Schnallen gelöst hatte um es ihm bequemer zu gestalten. Er hatte auch nicht bemerkt wie der Jüngere den Kragen gerichtet hatte und dabei sein schlafendes Gesicht betrachtete, dabei war der Ritter mit einem leichten Schlaf gesegnet. Nicht jedoch heute, wo die Erschöpfung ihn schlichtweg in die Knie gezwungen hatte. Ein paar Stunden mussten nunmal sein, beschied sein Leib und die bekam er auch.

Doch kurz vor Acht Uhr erwachte er und sah, wie Bernard Lothar gerade einen Becher Wasser reichte. Zerschlagen und mitgenommen rieb sich von Alensbach die Augen, fühlte das schmerzvolle ziehen in seiner verbrannten Hand. Er musste zum Spital und zwar je eher umso besser. Und noch etwas anderes hockte in seiner Brust, dass er nicht erklären konnte. Es fühlte sich an als hätte er etwas verloren, von dem er gar nichts weiss. Ein Gefühl beständiger Unruhe und gleichzeitig der Drang zu folgen. Aber Liam wusste nicht wem oder was er folgen sollte. Dass jemand ihm die Rüstung gelockert hatte, bemerkte er erst jetzt, als er sich aufrichten wollte. Da musste er nun dringend raus und ein Bad würde ihm verdammt noch eins echt gut tun. Immerhin waren die Wunden, die ihm die Ertrunkenen geschlagen hatten, verschwunden. Scheisse, war Fini eine Zauberin? Er rieb mit einer Hand über sein Gesicht und stiess einen Laut der Frustration aus. "Brauchst du mich noch, Lothar? Ich werde ansonsten das Spital aufsuchen." informierte er den Grossmeister mit heiserer Stimme. Sie wollte noch nicht recht erwachen und Liam war zu erschlagen für weitere Förmlichkeiten.
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Lothar von Tretogor
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„Oh ja, ich brauch Dich, Liam.“ Der Großmeister wirkte ebenfalls noch etwas zerknittert, wie er im Nachtgewand auf dem Bettrand saß und in seinen Becher Wasser starrte: „Aber mach Dich frisch, lass Dich versorgen, iss einen Happen und nimm gegen Halb den Freiherrn in Empfang. Er hat hier seine Audienz. So früh… der Herr wollte ja bald abreisen“ Lothar musste schmunzeln. Mal sehen wie sehr die Ereignisse der Nacht, das Gesprächsthema verändert haben. Das beiderseitige Interesse am Wohle derer uns Anempfohlenen. Er war gespannt, ob die Anempfohlenen die Seiten gewechselt hatten und leerte seinen Becher. „Ihr zwei kennt Euch ja schon…“ Eine der vielen Informationen, die er ihm gestern noch mitgeteilt hatte. Lothar würde sich beim Frühstück noch einmal alles durch den Kopf gehen lassen müssen. „Und Nagall, den brauch ich später… sag ihm das, falls Du ihn triffst.“ Der Bolzen wird ihn hoffentlich nicht so schlimm erwischt haben.

„Bernard besorg Kaffee…“ Irgendetwas Gutes musste diese Besatzungsmacht ja haben und sein Bernard war sogar ein Nilfgaarder, der von Natur aus Kaffee kochen konnte. Das der Gedanke Unfug war, wusste Lothar auch. Der Junge hatte kaum Zeit im Kaiserreich verbracht. Aber in einer gewissen Weise amüsierte es ihn.
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Liam von Alensbach
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Der Grossmeister musste wohl genausowenig Schlaf bekommen haben wir Liam selbst und wie er da auf dem Bettrand sass war Liam froh, dass er nicht in Lothars Situation sein musste. "Ich habe verstanden." gab der Ritter zu Wort. "Wir sehen uns gleich wieder." Kein Bad, dafür hatte Liam keine Zeit mehr. Ach verdammt, dabei sehnte er sich so sehr danach. Er nickte sowohl Lothar als auch Bernard zu und winkte ab, als der Jüngere ihn begleiten wollte. "Ich finde alleine hinaus." Und das tat Liam auch.

Den Weg zum Spital musste er sich kurz erfragen, denn er hatte das Glück dort nie sein zu müssen und die Freude es von innen zu sehen hielt sich in Grenzen.

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Weiter geht's im Spital...
Am 30. August 1278 um 08:05 Uhr

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