Der Tempel des Ewigen Feuers

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Jakob von Nagall
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Die ewige Flamme im Tempel zu Wyzima.


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Philemeaon, Bewahrer des Ewigen Feuers in Wyzima
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Jakob von Nagall
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von/nach: Tempel der Melitele --> Tempel des Ewigen Feuers
Datum: Juli 1278
betrifft: niemanden
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Jakob betrat den Tempel seines erwählten Glaubens mit gemischten Gefühlen und wie immer, wenn er eines der hohen, düsteren Gebäude betrat, die an die Kathedralen seiner Heimat erinnerten, überkam ihn der Drang, sich zu bekreuzigen. Und wie immer bezwang er ihn und beugte stattdessen Knie und Nacken vor dem am Ende des Schiffs lodernden Feuer. Hoch brannte es hier, in einer riesigen, metallenen Schale und dennoch war die Architektur so gestaltet, dass das Licht nur in jenes Rund um die Schale fiel und der Rest des Tempels in zuckenden Schatten lag.
Langsam schritt er durch den leeren Raum. Keine Bänke, wie im Tempel in Nowigrad. Nur nackter Stein und darauf vom Portal bis zum Altar ein derber, roter Teppich, dessen Oberfläche von tausenden Schritten abgenutzt war. Sein Unbehagen wuchs mit jedem Meter, den er näher kam, doch er sah es vom Tag seiner Weihe an als Prüfung, das Ewige Feuer nicht zu fürchten. Es war schwer und schon nach kurzer Zeit rollte ihm der kalte Schweiß über die Haut und zitterten ihm die Hände. Aber er ging, stieg die Stufen hinauf, bis in den Bereich, wo er die Hitze spüren konnte und fiel wieder auf die Knie, begann ein Gebet, in dessen Verlauf er immer wieder mit der Stirn den warmen Stein unter sich berührte. Schließlich legte er sich bäuchlings hin, breitete die Arme aus und presste die Stirn gegen den Boden. Reglos ließ er sich ins Gebet fallen.
Ruhe kehrte in seine Seele ein. Selbst das Knacken des Feuers ließ ihn irgendwann nicht mehr zusammenzucken.
Als er sich nach einer ganzen Weile wieder aufrichtete, fühlte er, dass jemand ihn beobachtete und wandte noch immer kniend den Kopf. Am Rand des Podests stand ein Priester, die Hände in den weiten Ärmeln verborgen, auf dem Kopf eine Kapuze. An den Zeichen auf seiner Robe, die halb vin einem dichten Vollbart verdeckt waren, konnte Jakob den Bewahrer erahnen und neigte ehrerbietig den Kopf, wie man es ihn gelehrt hatte. Der Mann erwiderte den Gruß und schritt dann näher.
"Das Ewige Feuer spende dir Licht und weise dir den Weg, mein Sohn. Ich kenne dein Gesicht nicht aus meiner Gemeinde.", sprach der Bewahrer ihn an.
"Danke Ehrwürdiger. Nein, ich bin Reisender aus Nowigrad.", erwiderte Jakob vorsichtig, doch ohne zu lügen. Vielleicht war er gerade uneins mit Jarel, aber in Schwierigkeiten wollte er ihn auch nicht bringen.
"Hast du im Gebet gefunden, was du gesucht hast?", wollte der Priester freundlich wissen.
Jakob wandte den Blick kurz von ihm zurück auf das Feuer, das nun nicht mehr ganz so bedrohlich wirkte, und dann wieder zurück. Er überlegte noch einen Moment, dann sagte er: "Ruhe für mich, aber keine Antwort auf meine Fragen."
Der Bewahrer wippte mit dem Kopf zu einer Seite. "Das Ewige Feuer spricht nicht immer klar zu uns. Viel mehr sendet es die Antwort an unser Herz. Was bedrückt dich denn?"
"Ich bin uneins mit meinem Mentor über einige Fragen des Glaubens."
Der Priester schmunzelte und seine Stimme trug sein Amüsement mit sich. "Es ist zugleich klug und dumm sich einen klugen Schüler zu suchen, denn es liegt in der Natur der Sache, dass ein kluger Schüler und sein Lehrer sich in vielen Dingen uneins sein werden." Nun lachte er gutmütig. "Aber wie traurig und unbefriedigend wäre es, wenn Schüler immer alles demütig hinnähmen, nicht?"
Jakob stutzte. Er kannte ein paar Beispiele in der Komturei, die es eher als anstrengend empfanden, wenn man ihnen eine Diskussion aufzwang. Der Knappe musste zugeben, dass er es an Jarel schätzte, dass dieser genau diesen Diskurs suchte. Auch wenn das zuweilen wiederum ihm selbst zu anstrengend wurde. Er seufzte tonlos und zuckte mit den Schultern.
"In manchen persönlichen Ansichten finden wir einfach nicht zueinander. Da weiß er selbst manchmal nicht weiter, fürchte ich.", sagte der junge Mann schließlich und blickte wieder ins Feuer. Wie seltsam, das auszusprechen und die Unsicherheit zuzulassen, die damit einher ging. Der Bewahrer schien zu verstehen - natürlich, Männer wie er waren bewandert im Lehren und sicher auch in den Schwierigkeiten, die damit einher gingen.
"Die Schriften der Weisen sagen: Ein Lehrer soll sich zum Instrument machen. Er soll das Göttliche durch sich wirken lassen. Falsch wäre, wenn er sich dabei als überlegen darstellt - viel mehr soll er die Lehren durch sich hindurch fließen lassen, auf dass das Göttliche durch ihn zu seinem Schüler spricht. Der Schüler wiederum soll dem Lehrer gegenüber Ehrerbietung zeigen, doch du solltest dir auch bewusst sein, dass dein Lehrer auch seine Schwierigkeiten hat, seine Begrenzungen. Er ist Mensch wie du. Löse dich von der Person des Lehrers, denn nicht die Person des Lehrers ist wichtig, sondern es ist wichtig, in wie weit spricht die Ewige Flamme - das Göttliche - durch diesen Lehrer. Kannst du das durch ihn hindurch spüren?"
Jakob betrachtete seine Hände, die offen auf seinen Knien lagen, und dachte über die Worte und die Frage des Priesters nach. Als er jedoch den Blick wieder hob, um ihm zu antworten, war der Mann fort und Jakob allein. Das Feuer knackte und mit einem Mal ging ihm auf, dass es während des gesamten Gesprächs totenstill gewesen war.
Nachdenklich kehrte er nach draußen zurück, wo Iola noch immer auf ihn wartete. Etwas hatte sich verändert, das spürte die Melitele-Priesterin sofort. Jakob war nicht mehr so durcheinander wie zuvor, wirkte ausgeglichen, wenn auch in sich gekehrt.
"Gehen wir.", bat er sie mit einem selten offenen Lächeln.
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ERZÄHLER
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Iola stand am Brunnen und hing ihren Gedanken nach.
Ihr Tempel strahlte einladende Wärme aus, Licht und Geborgenheit. Der Tempel der Ewigen Flamme jedoch erschien ihr immer eher einschüchternd als freundlich.
Und dass, obwohl ihr engster Kontakt der Ritter war, der sie einst aus einem brennenden Gebäude gezogen hatte.
Trotzdem hatte sie angenehmes Herzklopfen und ein wunderbar warmes Gefühl im Magen.
Hoffentlich blieben Jakob und Jarel noch ein paar Tage, selbst wenn der Knappe nicht mehr bei ihr liegen würde. Wenn er seiner Ankündigung nachkam.
Die Schwester seufzte und setzte sich auf die Kante des Brunnens und hing ihren Gedanken nach.
Hoffentlich war der Abschied von den beiden noch lange hin
Sie folgte ihm vom Gelände des Tempels wieder hinein in die Stadt, wirkte erleichtert, als die hoch aufragenden Mauern sie frei gaben. Die tief stehende Sonne färbte Häuser rot und legte lange Schatten in die Straßen, Händler und Handwerker schlossen ihre Läden, es wurde ruhiger in der alten Stadt.
Jakob ging eine Weile schweigend neben Iola her, die Worte des Bewahrers noch im Ohr und sich zugleich schmerzhaft der Anwesenheit der jungen Priesterin bewusst. Er konnte nicht leugnen, dass sie auf ihn wirkte - anders zwar, als Aria, deren Zauber wie ein Druck im Nacken war, aber doch auf ihre Art zauberhaft - und ertappte sich immer wieder dabei, sie aus den Augenwinkeln zu beobachten.

Auch er war nur ein Mensch, ein Mann und ihre Weiblichkeit war geradezu magnetisch. Nun, da er ihren Duft kannte, schien er überall zu sein, wollte ihn zwingen seine Nase in ihrem Haar zu vergraben, nur um möglichst viel davon zu atmen. Slava hatte es schon bei Aria kaltblütig Pheromone genannt - sollte er. Vermutlich hatte er Recht, aber eben diese nüchternen Pheromone spielten mit seinen Hormonen Hockey.
Mensch sein dürfen und trotzdem das Göttliche durch sich fließen lassen... Der Gedanke ließ ihn nicht los und mischte sich mit dem, was Jarel gesagt hatte. Konnte Liebe göttlich sein und damit rein? Aber Verlangen war nicht Liebe... All das war irritierend, aber bevor sein Verstand zu einem Schluss kam, entschied sein Körper.
Ehe er wusste, was er im Begriff war zu tun, schlüpften seine Finger zwischen ihre, gerade als der Schatten einer schmalen Gasse sie umfing.

Iola nahm das als Zeichen und schmiegte sich an ihn, verschränkte ihre Finger in seinen und strahlte ihn von der Seite her an.
Üblicherweise hadert sie nicht mit ihrem Schweigegelübte. Ich jetzt, in diesem Moment, hätte sie ihn zu gern gesagt, dass er sich nicht den Kopf zerbrechen sollte, daß sie durchaus wusste, auf was sie sich einließ.
Vermutlich würde er nie wieder bei ihr liegen, aber wer weiß... vielleicht konnte sie ihn wenigsten einen Kuss abluchsen.

Ihre Wärme drang durch den Stoff seines Hemdes, ihre Anschmiegsamkeit weichte ihn vollends auf. Impulsiv zog er ihre Hand mit seiner in seinen Rücken, drehte sie damit zu sich herum und strich mit dem Daumen der anderen über ihre Wange. Und wenn er in ewige Verdammnis stürzen würde, solange ihnen Melitele gewogen war, hatte er wenigstens eine Fürsprecherin unter den Göttern.

Sie lächelte und wurde eine Spur rot.
Auch ihre zweite Hand wandte, jedoch nicht in seinen Rücken sondern in seinen Nacken.
Bei der Göttin großer Güte, er war so hübsch.
Sie kam mit klopfendem Herzen ganz nahe, hob den Kopf, bot ihre Lippen und schloss erwartungsvoll die Augen.
Dieses Gefühl war so aufregend neu und wunderschön.
Jetzt wusste sie endlich, wovon die anderen sprachen.

Die Lawine rollte, kein Gedanke mehr an Götter, Tugend oder das Ende der Welt. Ihre Finger in seinem Nacken, ihr Körper gegen den Seinen gelehnt, tausend Funkenschläge in seinen Nerven. Ganz sacht, fast zögernd strich er mit den Lippen über Iolas. Was wusste er schon von Küssen? Kindliche Experimente und ein verhängnisvoller Morgen im Wald, eine Ewigkeit her. Er folgte nur seiner Intuition, kostete die zarte Berührung, so warm, so weich und innig.
Zitterndes Warten auf den rächenden Blitzschlag von oben... der ausblieb. Statt dessen einer mitten in seinen Magen, als der Kuss sich wie von allein intensivierte, ihre Zungenspitze vorwitzig die seine lockte.
Sein Kopf drohte jetzt schon auf Notstrom umzuschalten.
Kein Mann ist so stark wie du., hatte Aria gesagt. Doch er hatte sich verändert, vielleicht hatte Jarel ihn mit seinem Blick auf die Dinge verändert. Er konnte stark sein, doch er war auch verwundbarer geworden. Seine Nussschale hatte Milliarden Risse, fehlende Teile und das angreifbare Innere lag an vielen Stellen bloß. Iolas Zuwendung fiel auf fruchtbaren Boden, sickerte in seine Seele wie ein Regen nach jahrelanger Dürre.

Zum federleichtem Schmetterlingsflattern in der Magengegend und dem warmen Ziehen in der Leiste kam kam für Iola ein drittes neues Gefühl.
Das Gefühl von einer Hand voll Macht.
Hatte er sich ihr nicht vor kurzem versagt? Nun schicke sein Körper ganz andere Signale und Iolas schicke sie verstärkt unterstrichen und erhitzt zurück.
Sie spielte mit ihm, so wie er mit ihr spielte. Hier ein Kuss im Schatten, dort ein Streicheln in einer Gasse...
Auf den Wegen und wenn sie jemand sah mit disziplinierter Distanz, kaum allein das genaue Gegenteil.

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Jakob von Nagall
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von/nach: Außerhalb Wyzimas --> Tempel des Ewigen Feuers
Datum: 28. August 1278
betrifft: Lothar
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Wyzima kam ihm nun verdammt weit weg vor und das Warten am Tor zum Tempelviertel dauerte ewig. Endlich eingelassen, eilte er erst in das Ordenskloster, um dort die Geschichte von einem Fischer zu streuen, dem er einen Gefallen schulde und der nun seine Hilfe brauchte. Das musste vorerst ausreichen, um seine Anwesenheit zu erklären... dachte er. Nur hatte er die Rechnung ohne Lothar gemacht, dem sein Fehlen wohl aufgefallen war. Jakob blieb nichts anderes übrig, als sich dem Großmeister zu stellen.
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Montag 7. August 2023, 13:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Lothar von Tretogor
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Lebenslauf: Lothar

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von: Büro Räume
Datum: 28. August 1278
betrifft: Jakob
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Cvjetko von Thwyth hatte den Knappen bereits erwartet und sich die Geschichte mit dem Fischer angehört. Es war nicht ganz klar, ob er dieser glaubte oder nicht. Aber irgendwie klang es doch ein bisschen… fishy. Doch der Herr gab keinen Kommentar dazu ab, sondern sah Jakob nur streng an: „Man erwartet Dich auf dem Trainingsplatz.“ Der Ton sagte aus, dass der Fischer solange bestimmt warten könne.

Das Training begann wie immer oder hatte schon begonnen. Übungen, Aufwärmen, andere Übungen und dann die Zweikämpfe. Oft ausgelost oder ganz bewusst gewählt. Jakob konnte erkennen, dass bei ihm heute letzteres anstand. Vielleicht hatte er bemerkt, es erleichternd zur Kenntnis genommen, dass Lothar diesmal nicht zum Zusehen auf seinem Balkon stand, aber dafür stand er ihm nun mit einen strengen Gesichtsausdruck und einer gewissen Erwartungshaltung gegenüber. Außer „Jakob von Nagall“ sagte der Großmeister nichts, sondern ließ die Trainingskleidung reichen und natürlich konnte man es nicht ganz verhindern, dass sich immer mehr Blicke auf diese Paarung richteten.

Der Ältere überließ dem Jüngeren den ersten Schlag. Aber es war nicht zu verbergen, dass Lothar eine gewisse Überlegenheit hatte. Nicht nur als Veteran und Offizier vieler Schlachten und Scharmützel oder Erfahrung durch Alter, vor allem kannte er Jarels Kampfstil und ebenso den von Urthed Thyssen, dem er beinahe selbst das Kämpfen beigebracht hatte und Lothar hatte die letzte Male Jakob zu gesehen, wie dieser kämpfte. Kurz er wusste viele der dreckigen Tricks auswendig und Finten waren so ein bisschen überflüssig. Dennoch wogte der Kampf hin und her und erst als der Puls schon höher schlug, fand der Großmeister ein paar Worte, die er dem Knappen zu raunte, wenn ihre Körper sich beim Schlagabtausch näher kamen. „Wo… warst… Du?“ Die Tonlage machte klar, dass er weder Ausreden noch Halbwahrheiten oder gar Lügen hören wollte - aber es schwang auch ein gewisses Vertrauen mit.
Zuletzt geändert von Lothar von Tretogor am Mittwoch 9. August 2023, 13:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Jakob von Nagall
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Training also. Verflucht. Er wollte so schnell wie möglich zu Jarel zurück, aber sein Mut schwand, als er zu den anderen in die Reihe trat und Lothar entdeckte, der dem Training wohl beiwohnen würde. Schlimmer noch, er forderte ihn höchstselbst. Nochmal verflucht. So konnte er sich nichtmal mit überzogener Heftigkeit oder Halbherzigkeiten frühzeitig raus bringen. Hart biss er die Zähne aufeinander, als er das wattierte Wams anlegte und sich ein Übungsschwert reichen ließ. Gegen Lothar war eine andere Nummer - nicht der Kampf an sich war der Punkt, sondern das Signal, dass der Großmeister damit setzte. Zum dritten Mal verflucht. Was sollte er nur tun? Jarel war da draußen allein und in weiß der Himmel welchem Zustand, während er hier politische Spielchen zu spielen gezwungen war. Um seinerselbst Willen. War es das wert? Der vierte stumme Fluch. Er hatte keine Wahl.
Jakob wog das Schwert in der Hand. Die Linke. Entsprechend war die Grundhaltung genau ein Spiegelbild zu Lothars. Jede Bewegung des Knappen sprach davon, dass er nicht erst seit einem Jahr ein Schwert zu führen lernte. Die Linke allerdings war zwangsläufig seine Haupthand geworden, obwohl er einst Rechtshänder gewesen war. Heraus kam ein etwas gewöhnungsbedürftiger Stilmix, der beide Hände einschloss, wobei die Kraft aber stets von Links kam. Auf diese Art baute er auch seine Finten auf und die ersten Male kam er damit durch, bis Lothar sich darauf eingestellt hatte. Ebenfalls erkannte der Großmeister verblüffend schnell, dass Jakob lieber mit der Schwäche als mit der Stärke arbeitete, fast wie ein Fechter. Seine ganze Beinarbeit war die eines schnellen Fechters, weniger eines echten Ritters, der mit Kette und viel Metall eher schwerfällig war. Dennoch brachte ihn Lothar immer öfter ins Nach und zwang ihn dazu, seine Strategien immer wieder zu ändern. Bald hatte er keine Zeit mehr, auch nur einen Gedanken an Jarel zu verschwenden und kam unter dem Wams mächtig ins Schwitzen.
Bis Lothar ihn in eine Bindung zwang und zu wissen verlangte, wo er sich rumgetrieben hatte.
Darum also das alles hier? Hätte er ihn nicht einfach zu sich zitieren können? Jakob erwiderte den Blick seines Herrn und Meisters und für einen Moment war da wieder der aufmüpfige junge Mann, in dem Jarel dennoch genug Potenzial gesehen hatte, um ihn als Knappen anzunehmen. Der sture Junge, der keine Angst und noch weniger Respekt vor irgendwem kannte und einfach aus Prinzip erst einmal jedem die Stirn bot. All das lag im Ausdruck der hellen Augen, die keine Sekunde lang auswichen oder sich unter einem Lidschlag versteckten.
Eine Drehung der Klinge, angedeutetes Einwinden, dann doch ein Schritt in die andere Richtung. Metall kreischte, als die Schwerter voneinander abglitten, dann war Jakob seitlich an Lothar vorbei und hob das Schwert in den Ochs. Was nun? Lügen kam nicht in Frage, aber wie ausweichen? "Im Tempel der Melitele, wie jeden Abend." Bis zur zweiten Nachtglocke zumindest. Auch zu lange, aber nun gut. Sie waren ja nicht zum Quatschen hier, als ging er von der Hut direkt mit einem Oberhau ins Vor.
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Lothar von Tretogor
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„Das weiß ich schon.“

Lothar sah es wohl anders und war zum Quatschen hier. Er hatte es sich ebenfalls nicht so vorgestellt, aber der Jung versteckte sich, die Priesterin vertrieb ihn, nur seine alte Lehrmeisterin war gewillt ein paar Antworten zu geben, wollte sich aber nicht einmischen und dann war er in ihrer Gegenwart doch wieder der Fünfjährige, der sich davon schlich. Aber Feuer und Flamme, was denken die denn was er mit Jarel macht, wenn er ihm unter die Augen tritt? Vielleicht hätte er doch die Gerüchteküche etwas eindämmen sollen, aber verdammt Moore kannte ihn doch schon ein bisschen länger. Glaubte er der Stuhl der Macht hätte ihn so sehr verändert?

Scheiße, war der Junge schnell. Dieses leichtfüßige Herumgehüpfe erinnerte ihn an die Elfen. Gerade noch schaffte der Großmeister einen Ausweichschritt, der ihn allerdings dazu zwang sich neu zu positionieren. Dieser Schlagabtausch ging eindeutig an den Knappen. Vielleicht sollte er weniger Lebkuchen essen, aber nach dem Training hätte er sich einen verdient oder zwei. Aber Grübeleien runter, Instinkte rauf. Lothar setzte zum Konter an oder doch eine Finte? Nein, zumindest kam er näher und bewies, dass er ebenfalls die Schwerthand wechseln konnte. Vielleicht nicht so geschickt wie der Knappe, doch noch konnten die zwei Jahrzehnte mehr Erfahrung das Alter ausgleichen. Zum ersten Mal fragte er sich allerdings wie lange noch. „Wer ist dort? Dein Mädchen? Dein Vater?“

Sich in die Lokalpolitik und Herrschaftsstrukturen einzumischen hatte sein Gutes oder einmischen zu lassen? Als er Großmeister geworden ist, war der Posten unter den Einheimischen noch nicht so gefragt gewesen. Der letzte Krieg, der König, die Umstände hatten das verändert. Zumindest hörte er nun viel mehr davon, was in der Stadt vorging und irgendjemand schien ein paar Grubenkämpfe auszutragen – im wahrsten Sinne des Wortes. Als er davon gehört hatte, kam ihm nur einer in den Sinn. Arsch. Aber das sollte ihm nun der Junge sagen. „Beide?“

Die Mädchensache war ihm eigentlich egal, das passierte immer wieder. Er sollte Erzpriesterin Varelia vielleicht mal die Liste der Ausreden zu kommen lassen, warum man sich als Knappe genau jetzt im Tempel der Melitele herumtreiben musste.
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Jakob von Nagall
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Die Jugend war nicht nur schneller, sie hatte auch Ausdauer und viel zu viel Energie. Zumindest in Jakobs Fall und Jarel war daran nicht ganz unschuldig. Das Training des ehemaligen Klingenmeisters war kein Zuckerschlecken gewesen, auch wenn Kochunterricht Teil davon gewesen war. Dazu kam Jakobs ureigener Ehrgeiz und eine gewisse Gnadenlosigkeit mit sich selbst. Leider such eine gewisse Ungeduld, die der erfahrenere Kämpfer seinerseits zu nutzen wusste, um Jakob hier und da ins Leere oder den Schwertknauf laufen zu lassen.
Lothar bestand auf ein Gespräch unter diesen seltsamen Umständen, Jakob bestand indes auf ein ordentliches Training, wenn er denn schon die Gelegenheit bekam. Er übte ordentlich Druck aus, schaffte es immer öfter ins Vor, nur um dann gleich wieder einen Dämpfer zu kassieren. Nichts, was ihn aufgeben ließ - es forderte ihn eher heraus. Ebenso das Gespräch nebenher.
"Mein Vater ist tot." Die reine Wahrheit. Klirrend prallte Jakobs Stärke gegen Lothars Waffe, schnell wand er sich aus, um nicht wieder in eine Bindung zu geraten.
"Im Tempel... helfe ich... mit... den Kindern." Lothar kannte Jakobs von Jarel auferlegte Strafe.
Vier schnelle Wechsel Oberhau, Zwerchhau, Finte, Oberhau... Geriet der Großmeister etwa ins Schwitzen?
"Weiß nicht... die Blagen... haben's mit mir." Wieder keine Lüge. Die Kinder liebten ihn und er begriff bis heute nicht, wieso. Seine Begeisterung hatte sich anfangs in Grenzen gehalten, aber später war es besser geworden und seit Iola ... Holla, das hätte ihn fast einen Teil des Bartes gekostet. Nur den lange geschulten Reflexen war es zu verdanken, dass er den Kopf mit einem rückwärts Beugen des Oberkörpers aus der Reichweite von Lothars Waffe brachte. Sein Mädchen. Das klang so abwertend, dass Jakob heftiger konterte als beabsichtigt.
"Meine mir zugewiesenen Aufgaben, Sire." Unter anderem eben die, treu zu seinem ihm angeschworenen Rittervater zu stehen, der dummerweise in Ungnade gefallen und gerade alles andere als aug der Höhe war. Jakob wusste nicht, wie Lothar zu Jarel stand, also deckte er seinen Mentor so gut er konnte.
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Lothar von Tretogor
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„Du… weichst… aus.“ Im Kampf besser als mit Worten. Was glaubte der Junge eigentlich? Aber während ihm die Worte eher verärgerten, gefiel ihm dieser Kampf immer besser. Lothar war träge geworden und nahm viel zu selten bei solchen Gelegenheit selbst die Waffe in die Hand. Predigte allen sich stets fit zu halten, immer Herausforderungen zu suchen und hielt sich nicht daran. Typisch Großmeister.

Genau. Diesen Schlag hatte Jakob nicht kommen sehen. Doch statt nachzusetzen trat Lothar zurück und wiederholte den Angriff. Gab dem Knappen eine zweite Chance und eine Dritte. Auch eine Vierte und eine Fünfte. Bis Jakobs Reaktion richtig saß und der Kontor Lothar ordentlich um die Ohren flog, sodass die Waffen aneinander rieben. Er konnte nicht nur das Harfenspiel lehren, wie es aussah.

„Noch ist Dein Vater nicht tot, Jakob.“ Natürlich redete niemand vom Leiblichen, aber das wusste beide. In welche Schwierigkeiten sich Jarel genau gebracht hat, konnte Lothar nicht wissen, da musste er sich auf Gerüchte verlassen. „Aber ich hoffe, ihn nicht erst hier zu treffen, sonst muss ich ihm öffentlich die Ohren langziehen.“ Und darauf hatte er keine Lust, wie sein Gesichtsausdruck sagte.

Die Aufmerksamkeit der Tempelbelegschaft war den beiden zwar sicher, aber sie machten beim Üben genug Lärm, um ihre Worte zu übertönen. Und ja, der Großmeister kam ins Schwitzen, was auch an den dicken Übungskleidung lag, aber wohl auch an der Lebkuchenschicht.
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Jakob von Nagall
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Natürlich wich er aus. Was sonst? Aber Lothar drängte ihn ebenso mit seinen Fragen an die Wand, wie er es mit dem Schwert auf dem Übungsplatz tat. Einige Schlagabtausche folgten, während der Jakob einfach verbissen schwieg und sich auf seine Waffen- und Beinarbeit konzentrierte. Oberhau, Mühle, Ausdrehen, ins Vor. Lothars Atemfrequenz verriet den Großmeister - der Welpe scheuchte den alten Wolf ordentlich herum.
Sein Vater war noch nicht tot.
Sein Vater.
Vater.
Dad.
Es war ihm zunächst nur raus gerutscht, aber später zu einer sich festigenden Wahrheit geworden. Seinen eigenen Vater hatte er selbstverständlich nie 'Dad' genannt. In ihrer Familie war tatsächlich eher das steif anmutende 'Vater' üblich gewesen, offiziell sogar 'Herr Komtur' nachdem er dem Orden als Knappe beigetreten war. Wärme lag in keiner der beiden Anreden und viel Wärme war in der Beziehung nie gewesen.
Zurück zum Jetzt.
Jakob drehte sich ein, fegte mit dem Schwert knapp über Lothars Scheitel her und wollte den Schwung nutzen, um Jarels Entwaffnungszug zu verwenden. Aber seine Gedanken waren überall, nur nicht hier. Je mehr er über Jarel nachdachte, desto mehr wuchsen seine Sorgen und ließen seine Konzentration im absolut ungeeignetsten Moment in sich zusammen brechen. Er vertrat sich in der Pirouette und wäre Lothar glatt ins Schwert gestolpert, hätte dieser nicht blitzschnell reagiert und seine Waffe aus dem Weg gerissen, um den Jüngeren mit dem anderen Arm abzufangen.

Sein Schwert hattte der Großmeister nicht nur weggerissen, sondern schlicht fallen gelassen. Wodurch Jakobs Entwaffnungsmanöver sogar erfolgreich war, nur hatte ihn Lothar bei der Gelegenheit gepackt. In seinen Augen verfolg der rasche Moment, in dem er sich durchaus Sorgen darum gemacht hatte den Knappen zu verletzten, um diesen nun leise anzufunkeln: "Ich verdanke es ihm, dass das hier nicht tiefer ging." Leicht drehte Lothar sein Kinn, um sicher zu gehen, dass Jakob eine Narbe am Hals sehen konnte. Sie war sicher schon einige Jahre alt, hätte aber ganz anders für Lothar enden können. "Morgen nach der Mittagsmesse erwarte ich Deinen Bericht." Erst dann ließ er ihn los.

Jakob hielt körperliche Nähe noch immer sehr schlecht aus. Jarel und Iola bildeten da Ausnahmen, aber in Lothars Griff vibrierte er regelrecht vor Anspannung. Er sah die Narbe, er verstand fast augenblicklich, dass dieser Anschlag tödlich hätte laufen können. Jarel, der ewige Beschützer - doch selbst der, dessen Schutz und Schild er immer gewesen war, kehrte ihm nun den Rücken. War es beim Großmeister anders? Wusste er um den wahren Grund?
Mit einem Ruck machte er sich von Lothar los, kaum dass er spürte, wie dieser den Griff lockerte. Ach verdammt, mit so viel Mist im Kopf konnte das nichts werden. Tief atmete er durch, wandte sich dann um und fixierte Lothar mit seinen stechenden Augen. Wenn Jarel ihm doch mehr über den Großmeister erzählt hätte! Dann stünde er jetzt nicht vor diesem Dilemma. Trauen? Vertrauen?
Aber Lothar wollte ihn inoffiziell treffen. Privat. War das ein gutes Zeichen? Normalerweise schon...
Jakob nahm die Grundhaltung ein. "Er ist nicht in der Stadt.", eröffnete er sowohl das Gespräch erneut, als auch die nächste Runde.
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Lothar von Tretogor
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Lothar stand noch, wo Jakob ihn zurück gelassen hatte und beschäftigte sich mit atmen. Ein kleiner Teil war nicht undankbar über diese Pause. Aber scheiße hat das gut getan: der Kampf sowie die persönliche Feststellung, dass er es noch drauf hatte ehrgeizige Knappen in Schach halten. Vielleicht mehr mit Worten als mit dem Schwert, aber der Krieg war nie fair.

Den stechenden Blick zog der Großmeister gelassen ein und hob sein Schwert wieder auf, ohne die Augen von Jakob abzuwenden. Nicht in der Stadt, dann woanders. Vor der Stadt. Am See. Irgendwas von einem Fischer hatte Cvjetko gesagt. Ach, Jarel. Er hatte mal diese Fischsuppe gemacht mit Zwiebelchen und was waren das für Beeren? So kleine Runde. Alleine wegen der Kocherei sollte man ihn nicht aus dem Orden werfen. Aber… Würde behalten. Es sehen alle zu.

Lothar ging nicht in die Grundstellung, sondern schulterte die Klinge, während er Jakob mit den Augen fixierte: „Geh Deinen Dir zugewiesenen Aufgaben nach, Knappe.“ Das ‚Wir reden morgen‘ sagte er nicht, lag aber merklich in seinem Nicken. Damit drehte sich der Großmeister mit wehenden Roben ruckartig um und warf seine Aufmerksamkeit in die Menge der Zuschauer, die sich gebildet hatte. „Und mir soll noch einer sagen, ich würde kein Talent erkennen.“ Zumindest die Gerüchte, dass er nun seine Günstlinge nur nach dem Harfenspiel aussuche, würden nun verstummen. „Weitermachen!“ Eine Hand wedelte aufscheuchend in der Luft herum, während seine Schritte ihn davon trugen. Oder in die Arme von Cvjetko von Thwyth, der wohl Erklärungsbedarf hatte und einem jüngeren Ordensbruder, der Lothar die Übungskluft abnahm und wohl der Leibgarde des Großmeisters angehörte.

<29. August Vormittag>
Zuletzt geändert von Lothar von Tretogor am Mittwoch 9. August 2023, 13:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Lothar von: seinem Büro
Datum: Mittag, 29. August 1278, Sonntag
betrifft: Messebesucher*innen
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Die sonntägliche Mittagsmesse des Ordens der Flammenrose war einer der wöchentlichen Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens in Wyzima. Es ging ums sehen und gesehen werden. Ein Ort, an dem man sich traf, um Allianzen zu schmieden, die Gegenseite zu beobachten oder sich alle Möglichkeiten offen hielt. Die Zeiten waren ungewiss genug, sodass zumindest die Messe und der Glaube eine Konstante im Alltag bildete. Dementsprechend bunt war das Publikum.

Der Großmeister selbst stand üblicherweise scharf beobachtet von seiner Leibwache am Eingang und begrüßte die ersten Glaubigen, das heißt: die höher gestellten Personen, die einen besonderen Bereich im Tempelraum beziehen konnten, um nicht gemeinsam mit dem Volk zu sitzen. So fuhren Kutschen vor, Sänften wurden angetragen, Sonnenschirme gehalten oder einfach nur begleitet. Der Adel, das Bürgertum, die Kaufleute und Zunftmeister, erfolgreiche Kriegsveteranen, sonstige Gutbetuchte, kurz alle die glaubten die Geschicke der Stadt mitbestimmen zu können, machten ihre Aufwartung. Begleitet von ihren Gefolge, Dienern, Zofen, Leibwächtern und anderen Untergebenen oder schlicht der Familie. Alle wollten zeigen wer man ist. Nur die nilfgaardische Stadthalterin schickte diese Woche eine Vertretung. Schließlich huldigte sie der Sonne und nicht dem Feuer.

Erst dann durfte das Volk dazu kommen. Der Großmeister war zur ewigen Flamme getreten, verharrte dort gut für alle sichtbar in Wärme und Licht bis schließlich alle Gläubigen ihren Platz gefunden hatten. Zumindest am Sonntag war es seine Aufgabe, die heilige Messe zu eröffnen, nachdem die Glocken verstummt waren. Diesmal schien ein Moment länger zu vergehen bevor der Großmeister nach der langen Eisenpfanne griff, um Glut aus dem Feuer zu nehmen und sie zwei Feuerschalen, die Tempeldiener ihm hielten, zu entzünden. Diese würden damit die Schalen im Hauptgang entfachen, während der Chor das „Leuchte hoch“ anstimmte. Das Brennmaterial war so bemessen, dass sie nach der Messe langsam von selbst erlöschen würden. Bis es soweit war hatten die Gläubigen beim Herausgehen die Chance die ewige Flamme in Laternen mit nach Hause zu nehmen. Aber eben begann die Messe erst und nachdem das Lied verklungen war, begann ein älterer Priester auf der Empore mit der Begrüßungs- und Dankbarkeitsrede für eine weitere Woche.
Zuletzt geändert von ERZÄHLER am Mittwoch 9. August 2023, 13:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Liam von Alensbach
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Er hatte die wenigen Stunden vor der Mittagsmesse dazu genutzt sich zurecht zu machen. Die Haare geschnitten, der Bart gestutzt und ein Bad später sah von Alensbach wieder ein wenig mehr wie ein Ritter der Flammenrose aus als noch davor. Für die Kleidung gab es aber keine andere Möglichkeit als sie kurz auszuklopfen, die Stiefel mit einer Bürste zu reinigen und den gröbsten Dreck von Hand zu entfernen. So sah Liam unter seinesgleichen auch ungemein schäbig aus, wenn auch seine Haltung das wieder wett machte. Und vielleicht war es gerade auch diese Unauffälligkeit die den Ritter unter dem einfachen Volk so beliebt machte. Mit seinem rostbraunen, schweren Wollumhang, dem Gambeson über den ein Kettenhemd gezogen war, den festen Lederhosen und mit Platte verstärkten Stiefel hatte der Mann durchaus das Aussehen eines Söldners. Wäre da nicht das Wappen des Ordens auf seinem Wappenrock, den er nun übergzogen hatte. Dieser war noch vollkommen unversehrt und so stach das rot auch kräftig hervor.

Er hatte Lothar gegrüsst beim eintreten und war nun in dem Bereich angekommen, der den Ordesnbrüder gehörte. Dort suchte er sich im Hintergrund einen guten Platz um der Messer folgen zu können.
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Svettele Fini Banik
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Mit großen Augen betrat Schwester Svettele mit dem einfachen Volk den Tempel. Alleine das Gemäuer war beeindruckend, sie hätte sich viel mehr umgesehen, wenn sie nicht immer wieder auch um einen kleinen Segen gebeten wurde: so drückte sie kurz Hände, verschenkte Lächeln und Zuspruch und legte Hände auf Babybäuche. Mit der Menge erreichte sie das Innere des Tempels und ihre Schritte wurden langsamer, vielleicht sogar etwas schüchtern. Die hohen Mauern, die vielen Leute, all das ritualisierte Feuer zeigten ihr deutlich, dass sie nur aus einem kleinen Dorf kam und bis jetzt noch gar nicht so viel gesehen hatte. Gelesen ja. Ihr fielen ein paar Details zur Erbauung ein, aber mitten drin stehen war wieder etwas ganz anderes. Ihr schweifender Blick begann oben im Dach, folgte all den Wandsäulen zu der Empore, dem ewigen Feuer in der gigantischen Schale und der Belegschaft? Gesichter konnte sie nicht wirklich erkennen, vielleicht der da? Aber sie war sich nicht sicher. Die Wuschelhaare würden schon passen. Sie suchte sich einen Platz am Rand, an dem sie viel sehen konnte und war überwältigt als der Chor zu singen begann. Die Akustik war atemberaubend.
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Liam von Alensbach
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Unter seinesgleichen stach Liam durchaus hervor. Der rostbraune Umhang war am Saum bereits ausgeleiert, sein Kettenhemd über dem Gambeson voll dunkler Stellen. Die Schultern wurden von leichter Platte geschützt, das Metall war matt und bedurfte einer Polierung. Die feste, dunkelbraune Lederhose hatte geflickte Stellen, seine Stiefel waren abgetragen, hatten vermutlich tausende Meilen gesehen und die Schnürung war auch nicht mehr durchgehend. Einzig und allein der Wappenrock des Ordens, der war von kräftigem Rot und schien nur selten getragen worden zu sein. Wenigstens damit konnte er sich als Ritter des Ordens offiziell legitimieren.

Wann er das letzte Mal eine Messe oder die Kirche besucht hatte, wusste Liam nicht mehr. Manchmal war er eingekehrt, wenn es der Zufall gerade wollte und sich eine Kirche in der Nähe befand. Aber so oft wie er ausserhalb der Städe unterwegs war, traf er vorallem die Schreine der Melitele an. Sie begleitete ihn in all den Jahren ziemlich zuverlässig. Paradox irgendwie. Das Gefühl von Unwohlsein bemächtigte sich seiner, die Einsamkeit hatte er schätzen gelernt und nun waren all die Awesenden ein klein wenig zuviel für ihn. Um sich die Gefühlsregung nicht anmerken zu lassen, nahm er Haltung an. Das hatte schon immer funktioniert. Nur sein Blick ging wandern. Er flog über die Köpfe der Menge hinweg, über die Gesichter die ihm alle so fremd waren. Bis auf Lothar und... Abrupt fixierte er eine Gestalt, die ihm bekannt vor kam und er erkannte sofort die Schwester Svettele. Es schien, als wäre sie vollkommen überwältigt von dem voller inbrunst singenden Chor. Und er verstand das. So war es ihm auch einst ergangen. Heute... war er bescheidener geworden. Heute fand er in der Stille seinen Glauben. Dafür brauchte es keine Kirche.

Aber sie tat den Menschen gut. Sie war ein Ort, an dem sie gehen konnten. Den sie sahen. Das war wichtig, noch wichtiger als alles andere. Hier hatten sie jemanden, mit dem sie sprechen konnten. Ein Gegenüber aus Fleisch und Blut. Mit dem Anflug leiser Resignation hob von Alensbach die rechte Hand und zupfte den Kragen zurecht.
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Lothar von Tretogor
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Lothar von Tretogor hatte zur Begrüßung Hände geschüttelt, Worte ausgetauscht und viel Gelächelt. Keine unbewusste Geste, kein unbedachter Scherz, nichts anmerken lassen, die Flamme musste jeden wärmen, besonders nachdem mehr und mehr Personen in ihm eine Führungsperson nicht nur für den Orden sahen und auf dem politischen Bankett konnte ein Fehler wie auf dem Schlachtfeld tödlich enden. Dennoch war der Großmeister nicht ganz bei der Sache. Seinen Einsatz zur Eröffnung hätte er beinahe verpasst, als er ins Feuer starrte und seine Gedanken kreisen ließ. Das Feuer zuckte, die Funken flogen und die Flamme flackerte unbestimmt. Die hellen Lichtpunkte hüpften beim Blinzeln noch immer vor seinen Augen, nachdem er sich abgewandt hatte.

Seinen Platz nahm er ein und wirkte nach außen so wie immer, aber der ersten Predigt hörte er kaum zu. Zu sehr schweiften seine Gedanken über seinen einstigen Leibwächter und dessen Knappen, der sich wahrhaft rar machte. Offenbar war dieser mit der Gunst des Großmeisters unterwegs. Offiziell gab es keinen Grund für sein Fernbleiben. Inoffiziell gab es Andeutungen der Knappe sollte durch seine Unbekanntheit und sein Harfenspiel, das Wohlwollen der Melitele-Kirche erhöhen. Die Kirchen näher bringen. Das Herz der alten Erzpriesterin erweichen. Vielleicht funktionierte es. Zumindest hatte man ihm zugeraunt, dass eine Priesterin der Messe beiwohne. Ein erster Schritt, der wahrscheinlich Zufall war, aber diese Theorie unterstrich. Über das, was wirklich passierte kannte Lothar nur Gerüchte, auch wenn ein paar sich zusammenfügten und er wurde den Eindruck nicht los, dass Jarel mitten drin steckte.

Die erste Hälfte gefüllt mit Predigt und Liedern war vorbei. Seine Lippen hatten sich eher unbewusst zum Text bewegt, aber Gesangsunterricht hatte er nie, wobei seine Stimme recht voll sein konnte. Sonst hörte ihn auf dem Schlachtfeld ja niemand. Aber Brüllen über Ruhm und Ehre zu wilden Gitarrenklängen war in der Musikszene noch nicht als Kunst angekommen. Lothar hätte da vielleicht eine gute Figur gemacht, wusste aber nichts davon, sondern suchte Jakob unter den Anwesenden. Genau dort wo er hätte sein sollen, war er zumindest schon mal nicht. Gut, er hatte nach der Messe befohlen, nicht zwingend, dass er an der Messe teilzunehmen hatte. Trotzdem hielt von Tretogor es nicht mehr aus, er musste sich einen besseren Überblick verschaffen und stand auf - wenige Sätze nach der Hauptpredigt, die sofort ins Stocken kam und sich einige Augen auf ihn richteten. Entschlossen ging Lothar zur Empore, löste den predigten Priester ab und hatte nun genügend Übersicht über die Gläubigen, die ihn nun alle gespannt ansahen. So konnte er den Knappen erspähen, auch die Priesterin und den Dreckspatz unter seinen Rittern – perfekt. Aber jetzt musste er auch etwas sagen und begann spontan eine Predigt. Erst gemächlich dann mit immer mehr Feuer, erzählte er vom Hirten und dessen Liebe sowie Sorgen zu den Ziegen, Schäfchen und Lämmchen, die immer wieder verloren gingen. Von den Ausreißern, den schwarzen Schafen, den Gerüchten und Verleumdungen innerhalb der Herde und dem Streben die Wahrheit zu finden und Ordnung zu bringen. Die Verloren zu suchen und zurück in Wärme und Licht zu führen. Liam konnte bemerkten, dass der Großmeister sich wie auf dem Schlachtfeld in seine flammende Rede selbst hineinsteigern konnte und die Zuhörer begeistern.

Als er wieder von der Empore stieg, hatte der Großmeister zumindest einige Herzen erwärmt und fühlte sich selbst auch besser. Der Knappe hatte sich getraut herzukommen und konnte ihn hoffentlich endlich aufklären, so langsam machte er sich Sorgen um den alten Muffelkopp.
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ERZÄHLER
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Die Messdiener waren danach etwas durcheinander, wie es nun weiterging, weshalb erst einmal der Chor sang, die Menge einstimmte und man sich währenddessen Gedanken über einen würdigen Fortlauf machte. Aber Lothar hatte überzogen und die Abschlusspredigt passte nun gut, sodass man bald die Gläubigen entließ.

Durch Lothars Auftritt waren zumindest ebenso die Blicke auf Liam von Alensberg und das anschließende Gemurmel verstummt. Offenbar schaffte der Großmeister persönlich selbst gerade Fakten zum Umgang mit den grauen Schäfchen und niemand wagte es mehr ein Wort darüber zu verlieren. Als die Menge an Rittern sich auflöste, bekam er zumindest auch mal freundliche Blicke und die Einladung sich mal im Übungskampf zu messen. Wobei Liam zu Ohren kam, dass der Großmeister selbst, sich gestern mit einem Knappen ordentlich gekloppt haben soll. Eine Paarung, die wohl die ganze Belegschaft gesehen hatte und jede eine eigene Version hatte. Entwaffnet soll der Knabe ihn haben.

Die Priesterin der Melitele beobachtete alles mit großen Augen und blieb länger zurück bis die Tempelplätze sich leerten, um dann in ihren Taschen nach einem Kerzenstummel zu fummeln den sie an den heiligen Feuer entzünden wollte, nachdem es die anderen Gläubigen vormachten.
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Liam von Alensbach
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Lothar wie er ihn kannte. Energisch, in Fahrt und von einer ungeheuer starken Flamme entzündet. Die Rede seines Kameraden und Vorgesetzten liess den Lumpenritter kurz schmunzeln, spätestens jetzt nämlich waren sicherlich alle Blicke und alle Gedanken nur auf den Mann und seine Rede dort vorne gerichtet. Er hatte sie beobachtet, die gelangweilten Gesichter derjenigen, die hierherkommen mussten weil ihre Begleitung das nunmal so wollten. Nun hatte die ewige Flamme aller Aufmerksamkeit auf sich. Zum Leidwesen der Messdiener, die eine solche Unterbrechung in ihrem Programm bestimmt nicht vorgestellt hatten. Das war durchaus amüsant anzusehen.

Im Stillen war Liam dankbar über die Rede, denn die Blicke die ihm zugeworfen wurden waren weniger geworden. Das Gemurmel, von dem er genau wusste, dass es seine Person betraf, war bis auf ein paar ganz wenige vollends verstummt. Es erlaubte dem Mann sich ein wenig zu entspannen. Die höflichen Worte nach der Messe, die man an ihn gerichtet hatte, beantwortete er mit jener Distanz die nicht unhöflich, aber auch nicht von sonderlich viel Vertrauen in seine Gegenüber zeugte. Aber er würde sich an den Übungskämpfen beteiligen, das versicherte er dem ein oder anderen. Den Kampf zwischen Lothar und seinem Knappen kommentierte Liam nur mit einem schwachen Nicken. Endlich hatten die Messebesucher ihre Kerzen entzündet und sich gen Ausgang verschoben. Er wollte noch ein wenig der Stille der Kirche lauschen und ein Gebet sprechen.

Bis er sich an einer Schale in welchem da heilige Feuer brannte wiedergefunden hatte, verging durchaus eine geschlagene Ewigkeit. Doch nun war es fast still, ein paar wenige waren noch da, die sich jedoch gerade zum Ausgang bewegten. Er hörte sie nur in seinem Rücken. Den Blick versunken in die tanzenden Flammen, senkte von Alensbach den Kopf auf die Kerze in seinen Händen. Sie war rund und flach, klein nur. Unscheinbar und genau richtig.
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Svettele Fini Banik
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Lebenslauf: Fini

Auch Fini wartete, beobachtete gespannt, was alles passierte. Nach der Predigt des Großmeisters war sie selbst aus der Aufmerksamkeit der Leute gerutscht, was sie nicht schlimm fand. Seine Rede gab ihr zu Denken - auch die Mutter sorgte sich um ihre Kinder. Aber hm... anders weniger strafend. Dieser Großmeister hatte ein gewisses Charisma, das konnte sie nicht abstreiten, sie folgte ihm mit ihren Augen, als er sich nach der Messe mit den anderen auf den Vorplatz begab. Und oh? Hatte sein Blick sie kurz gestreift? Eine paar wenige Augenblicke aber sie war sich sicher, dass er sie beim Vorbeigehen wahrgenommen hatte. Vielleicht ein seltener Anblick, dass sich die Töchter Meliteles in diesen Tempel begaben oder einfach nur weil sie größer war als viele um sie herum? Sie hatte leicht dümmlich zurück gelächet, eine andere Reaktion fiel ihr nicht ein. Aber dann war er schon weiter, um sich unter die hohe Gesellschaft zu mischen. Wo noch der ein oder andere Austausch stattfand wie es schien.

Fini war so sehr in Gedanken, dass sie den großen Ritter neben der Feuerschale gar nicht bemerkte, als sie näher kam, um es den anderen Gläubigen gleich zu tun, eine Kerzenflamme mit nach Hause zu nehmen. Ihr Kerzenstummel war kaum länger als ihr Daumen, als ihn möglichst weit hinten hielt, um den Docht zu entzünden. Das Feuer würde zwar bald niedergebrannt sein, aber das machte es nicht unbedingt leichter.

Plötzlich schoss wieder eine kleine Flamme hoch und Fini zog flott ihre Hand zurück, wobei die Kerze aus ihren Fingern fiel und in der Schale landete. „Scheiße..“, entfuhr es ihr leise, aber ehrlich.
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Liam von Alensbach
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Er war in sein Gebet vertieft, war mit den Gedanken ganz woanders, während er seine Kerze am Feuer entzündete. In diesem Zustand vermochte er alles und jeden um sich herum auszublenden, nur noch das Feuer war in seinem Fokus. Die Wärme, das orangene Leuchten, das helle Spiel der züngelnden Flammen. Eine Stimme riss ihn aber aus der angenehmen Trance in die er bis jetzt versunken war.

"Ich hatte nicht erwartet Euch bei der heutigen Messe anzutreffen." sagte er, nachdem er die erste Überraschung überwunden hatte. Es war wahrlich nicht üblich, eine Priesterin der Melitele hier anzutreffen. Noch weniger üblich war es, dass sie eine Kerze entzünden wollte. Die Kerze, die gerade vom Feuer verschlungen wurde. "Hier." Er überreichte Fini die Kerze, die er zuvor entzündet hatte. "Möge sie Euch genauso gut dienen wie jene, die ihr eben an die Flammen verloren habt."
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