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von/nach: aus dem Kräutergarten
Datum: Ende Juli 1278
betrifft: eigentlich keinen
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Und wieder einmal saß er in Haft.
Die Wachen hatten ihn in Handschellen gelegt und abgeführt, er hatte es widerspruchslos geschehen lassen denn... Arvijd sah zu.
Es war unfair, er hatte nichts getan außer zu versuchen, ein Leben zu retten. Er hatte genutzt was er hatte um den Mann zu retten und dafür nun verurteilte man ihn. Weil dieser Verrückte ihn angegriffen hatte? Er selbst begriff nicht einmal wie es dazu gekommen war. Erst hatte er noch versucht zu helfen und zu vertuschen, wusste wohl von der Existenz von Portalen und... und dann war es plötzlich gekippt. Mit dem jungen Mann der das Schwert gezogen hatte.
Warum belangte man nicht den? Er hatte einem Wächter die Klinge gestohlen!
Wieder und wieder versuchte er sich die Situation zurück ins Gedächtnis zu rufen während ihn die Männer in Ketten durch die Stadt führten und zur Wache brachten, in der Nähe eines der Stadttore, dort in den Keller.
Wieder und wieder versuchte er zu verstehen was geschehen war. Carolyn, das Portal, diese Stadt auf dem Kontinent... Versuchte zu begreifen was das alles bedeutete. Vergeblich.
Emyja... ihr Kind... sein Kind... Aber warum dort in dieser anderen Welt in dieser grausamen verstörenden Zone?
Während sie ihn entkleideten und die seltsamen Sachen durchsuchten und ihm dann ein einfaches Leinenhemd und eine Hose zuwarfen versuchte er zu verstehen und es gelang ihm nicht.
Wieder nahm man ihm seine Amulette ab, aber die waren ohnehin so gut wie wertlos... bis auf eine. Wieder ließ man ihm die Ringe, weil sie einfach nicht mehr abgingen und man es nicht wagte näher zu kommen und vor allem, weil man ihre Bedeutung nicht kannte. Aber es wäre auch so zwecklos gewesen.
Er wagte jedoch nicht zu protestieren.
Mühelos hätte er sie töten können, er hätte ein Blutbad angerichtet. Das Blut, dass er getrunken hatte war ungewöhnlich gewesen, stark und da war etwas darin, etwas ganz und gar unmenschliches. Kein Tierwandler und kein Schattenwandler und doch von beidem etwas. Und es war stark und wollte ihn überrollen ihn dazu anstacheln, den Männern die Kehle zu zerfetzen, ihr Blut zu trinken und die Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Er wusste, weit würde er nicht kommen, gegen Rüstungen und Piken konnte auch er nichts ausrichten, waren sie zu viele, aber man könne es ja mal versuche raunte zumindest das Blut. Er pochte in seinen Schläfen obwohl jede Kraft bereits aufgebraucht war und verzehrt in dem vergeblichen Versuch, Amit zu retten.
Er sah den Körper noch vor sich, die Zerstörung und das Desaster dass der Sturz auf die Mauer angerichtet hatte, zertrümmerte Knochen, zerfetzte Blutgefäße. Hätte man es ihm nur erlaubt, den Kreislauf zu stabilisieren... Hätte man.
Aber jemandem wie ihm erlaubte man es nicht das Werk eines Heilers zu tun. Das hatte er gewusst, er hatte es damals schon gelernt, als man ihn das erste mal verhaftet und verurteilt hatte.
Blutmagie... So nannten sie es.
Er sah dagegen die schlichte Mechanik dahinter.
Man bewegte Magie oder Kraft von einer Stelle an die andere. Die Welt war voll mit Kraft, und am meisten sammelte sich im Blut jedes Lebewesens.
Es war egal ob Ratte oder Mensch. Magier konnten noch eine menge mehr ansammeln, waren in der Lage mehr zu leiten. Und lenkte man nun Kraft von einer stelle an die andere kam es auf die Methode an. Manche Prozeduren erforderten größeren Aufwand und es ging Kraft verloren um den Prozess zu speisen. ein Ritual zum Beispiel.
Betrieb ein Mensch Blutmagie brauchte er dazu in der Regel viel zu viel, denn durch all die Mechanismen, die nötig waren um die Kraft nutzbar zu machen und zu lenken ging viel von der Kraft verloren. Ein Mensch der das betrieb blutete einen Anderen damit in der Regel vollkommen aus, bis er genug Kraft angesammelt hatte, er tötete. Und das war verwerflich. Man durfte nicht das eine Leben über das andre stellen, und Leben durfte nicht Mittel zum Zweck werden.
Aber er arbeitete effizienter. Er musste nur ein wenig davon trinken und konnte die ganze Wirkung umsetzen, in reine kraft. Er musste dazu nicht einmal töten, ein paar Tropfen, vor allem von so starkem Blut... und er konnte... ja, er konnte. So vieles bewirken.
Aber seine Augen glühten dabei, und wenn er seine Dämonengestalt freilegt waren da Hörner und krallen. War es nur deswegen? Nur aufgrund von Äußerlichkeiten, so einfach?
Würde man ihm zugestehen was er konnte und es ihm nachsehen, wäre er klein und niedlich, vielleicht eine Frau?
Er schnaubte und saß in seiner Zelle, auf kaltem feuchtem Stein.
Sie hatten ihm die Fesseln nicht abgenommen, und diese dämpfen jedes magische Empfinden, er war also mit seinen Gedanken alleine,
Carolyn... Emyja...
Und diese Gedanken wanderten weit zurück in die Vergangenheit.
Emyja...
Warum war er nicht umgekehrt?
Jener Moment vor so vielen Jahren.
An dem hatte sich alles entschieden. Oder?
Oder noch früher, vor der Reise... damals auch in der Zelle.
Als ihm dieser vermaledeite Feenleutnant den Handel angeboten hatte.
Er hätte darauf nicht eingehen sollen. Es hätte so viele Punkt in der Geschichte gegeben an deren Gabelung sie sich in eine andere Richtung hätte wenden lassen, doch es war gekommen wie es gekommen war.
Hätte er damals nicht Hunger gehabt und die Brieftaube gegessen mit der Nachricht... Auch dann.
Er schloss die Augen.
Es war immer wieder das gleiche.
Als sie ihn entkleidet hatten hatte er gefragt was nun geschehen würde.
Die Wachleute waren immerhin respektvoll gewesen. Es hatte auch sie etwas mitgenommen, zu sehen wie dieser Mensch gestorben war, aber zu viele hatten auch gesehen wie er den Ritter gebissen hatte, das er Blut getrunken hatte. Das würde sich nicht mehr vertuschen lassen und deshalb... Deshalb saß er nun in einer Einzelzelle, weg von den anderen Gefangenen, denn er war das Monster. Was geschehen würde hatte man ihm aber beantwortet.
Enthaupten war ein Privileg der Adligen und höher gestellten. Monstern drohte das Feuer, wenn er Glück hatte bekam der den Strang. Wenn man ihm den Versuch, den Menschen zu retten in die Waagschale legte.
So oder so. Hier würde seine Geschichte nun enden.
Er hätte sich wehren können, auch ohne Magie, nur durch seine pure Kraft, aber da war Arvijd.
Er wollte nicht schon wieder seinen enttäuschten Blick sehen. Lieber ließ er es nun zuende gehen. Und vielleicht, so hoffte er, vielleicht sah er sie dann wieder. Emyja und Carolyn. Vielleicht warteten sie ja dort auf ihn...