Tempelinsel | Der Orden der Flammenrose | die Komturei in Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Das Ordenskloster, der Hauptsitz des Ordens der Flammenrose ist in Wyzima. Es gibt viele Nebenquartiere des Ordens im gesamten Reich von Temerien.
Der Orden wurde nach dem Zweiten Krieg mit Nilfgaard von dem charismatischen Anführer Jacques de Aldersberg gegründet, der auch der Großmeister genannt wird. Die Wurzeln des Ritterordens liegen im Orden der Weißen Rose, der seiner Zeit kaum noch Gehör und Zulauf verzeichnen konnte. Das Ziel des Ordens der Flammenrose ist es, die Menschen vor Ungeheuern sowie allem Übel und Bösen zu beschützen. Angehörige des Flammenordens glauben an das Ewige Feuer. Es heißt, jeder Bürger, egal welchen Standes, kann dem Orden beitreten.

Kult des Ewigen Feuers – Anhänger des Ewigen Feuers glauben an die unsterbliche Flamme als Symbol des Überlebens und eines Wege aus der Dunkelheit. Sie sehen es als Vorboten des Fortschritts und zukünftiger bessere Tage. Kleriker des Kults des Ewigen Feuers kümmern sich um die Gläubigen und die Tempel, wo ununterbrochen ein Feuer brennt. Der militante Arm des Kultes ist der Orden der Flammenrose.

Wichtige Personen der Vergangenheit:

Jacques de Aldersberg war ein glühender Verfechter der Thesen des Kultes, missbraucht den Kult jedoch, um seine eigenen Visionen zu untermauern. Der Großmeister stirbt 1273 durch die Hand von Geralt.

Chapelle (auch unterstes Bild, linker Scheiterhaufen), bzw. der Doppler, der ihn ersetzte nachdem der echte eines natürlichen Todes gestorben war.
Chappelle war der Statthalter für Sicherheitsfragen in Novigrad und Leiter des Novigrader Geheimdienstes. Er war außerdem das Oberhaupt der Kirche des "Ewigen Feuers". Die Kirche ist die höchste Instanz in Novigrad, der Geheimdienst ist sogar der Kirche unterstellt.)

Wichitge Personen im Spiel:

Wenzel von Herrenloh - der Großkomtur

Der Adjutant des Obersten der Flammenrose: Eelco Helbel


Es gibt ein Dienstgebäude am Platz des Hierarchen in Nowigrad, die Unterbringung der Priester und einiger Ritter die in der Stadt stationiert sind sowie ihrer Knappen und der Verwaltung ist auf der Tempelinsel zu finden.

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Der Innenhof vor dem Tempel:
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Der imposante Tempel
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In der Innenstadt:

Blick von hier...
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Eine Verbrennung von Anderlingen am Platz des Hierarchen - in der Innenstadt von Nowigrad:
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Infos und Quelle: Hexer Wiki
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Jarel Moore
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von/nach: Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad
Datum: 3. September 1277, vormittags
betrifft: Jarel, den Komtur
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Es nieselte, wurde zunehmend kälter und langsam zog Nebel auf. Wer es konnte, zog sich in die Räume des Ordens zurück.
Nur ein Ritter blieb freiwillig draußen und drosch auf den Trainingsparcours auf die mechanischen Ziele ein. Unermüdlich. Immer wieder. Ohne müde zu werden.
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Der Adjutant des Obersten der Flammenrose, Eelco Helbel, stand unter einem Torbogen, sicher vor dem Regen und beobachtete den Ritter Jarel bei seinen Übungen. Er war nciht mehr der jüngste, hatte selbst nie Ambitionen gehabt zum Ritter zu werden, statt dessen war er Buchhalter geworden und zwar ein guter. Einer der Besten wie er fand, und als solcher diente er und schon fast sein ganzes Leben dem Orden.
Der Ritter dort draußen dagegen erst seit vielleicht 13 oder 14 Jahren.
Seine Trainingseinheiten gerieten immer wieder exzessiv, geradezu selbstzerstörerisch. Auch wenn es nur leichter Nieselregen war, man konnte sich dennoch erkälten, die Rüstungen und Kettenhemden setzte bei solchem Wetter Rost an, doch dieser Ritter trainierte weiter als hinge sein Leben davon ab.
"Sir, ich unterbreche nur ungern. Der Großkomtur will euch sprechen." er räusperte sich, wiederholte noch einmal etwas lauter, weil er befürchtete, nicht gehört worden zu sein. "Der Großkomtur will euch sprechen, Sir."
Zuletzt geändert von ERZÄHLER am Samstag 26. März 2022, 22:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Tatsächlich reagierte Jarel erst einmal nicht. Mit übertriebenem Schwung drosch er einer der Übungsfiguren einen Arm ab und fuhr dann herum. „Was?!“, knurrte er schnaufend und starrte den Adjutanten seltsam an. Etwas in seinem Blick war wild. Eine Spur zu wild.
Ein Blinzeln später war dieser Eindruck jedoch wieder verschwunden. Vielleicht nur Einbildung?
Jarel nahm Haltung an, wischte seine Klinge in der Armbeuge ab um ein Stück Holz loszuwerden und schob den Zweihänder zurück in die Scheide.
„Verzeihung, Adjudant Helbel.“ Er deutete einen militärischen Gruß an und atmete durch. Mit einer fahrigen Handbewegung wischte sich der Mensch über das Gesicht um zu verhindern, dass die klebrige Mischung von Schweiß und Nieselregen ihm nicht in den Augen brannte und schüttelte das Zeug mit einer knappen Bewegung fort.
„Der Oberste will mich sehen?“
Das konnte nichts Gutes bedeuten. Aufmerksam sah der Ritter seinen Vorgesetzten an.
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Eelco nickte. "Dann folgt mir bitte. Sir." dankbar, nicht weiter im Regen diskutieren zu müssen. Der Ritter mochte stur sein, ein verschrobener Einzelgänger und man mochte ihm vieles nachsagen, aber rimmerhin folgte er und diskutierte nicht erst lange. Soetwas schätzte Eelco.
Er wandte sich um, öffnete die schwere Türe hinter ihm, die knirschend in den Scharnieren aufschwang. Der Weg führte ihn eine spärlich beleuchtete Treppe hinauf, die Wände zuweilen rußig von den Öllampen, zuweilen speckig von Generationen von Händen, die sich durch's Dunkel getestet hatten.
Es ging hinauf zum Audienzzimmer des Großkomturs.
Dort klopfte er knapp an, wartete nur kurz um dann einzutreten.
"Der Ritter Jarel, ganz wie ihr befohlen habt, Großkomtur." Eelco verbeugte sich und wartet noch einen Moment, ob es weitere Anweisungen gab.
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Jarel Moore
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Der Ritter wartete, bis er hinein gerufen wurde und trat dann ein.
Stocksteif und mit reglosem Gesichtsausdruck trat er vor seinen Lehnherrn, die Füße schulterbreit auseinander gestellt, die Arme im Rücken verschränkt.
Perfekte Körperhaltung, die im vollkommenen Gegensatz zum Rest seiner Erscheinung stand. Seine schmutzige, durchnässte Kleidung tropfte den Boden voll, das lange graue Haar hing ihm überall, nur nicht in dem Pferdeschwanz in den es gehörte und er stank nach Schweiß.
„Großkomtur.“, sprach er seinen Vorgesetzen an. Man konnte ihm Sturheit vorwerfen, doch an die Rangordnung hielt er sich peinlich penibel. Da konnte man auf ihn zählen.
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Wenzel von Herrenloh war ein Mann von normalem Wuchs und nicht sonderlich auffälliger Statur, auch war sein blondes Haar inzwischen so licht, dass er seinen Schädel ganz rasierte. Seine schmalen Lippen umgab ein säuberlich gestutzter Bart, der Kinn und Oberlippe silbern färbte, die Wangen jedoch hielt er ebenso glatt rasiert wie seinen Kopf. Eigentlich war wenig an Wenzel, was ihm einen zweiten Blick beschert hätte, wären da nicht die Augen des Mannes, die ebenso hellgrau wie sein Bart aus dem von der Sonne dunkel gebrannten Gesicht hervor stachen. Augen, so flüsterten sich die Ritterbrüder zu, die einem direkt in die sündige Seele blickten und jede Lüge sofort zu enttarnen im Stande waren.
Der Großmkomtur, seines Zeichens sowohl geistliches als auch weltliches Oberhaupt der Komturei in Nowigrad, galt als gerechter, aber auch strenger Mann, der nur der Ewigen Flamme, dem Großmeister in Wyzima und sich selbst Rechenschaft schuldig war. Und Wyzima war weit und Wenzel vor zwei Jahrzehnten von seinen Ritterbrüdern gewählt, sie zu führen. Und so las er ebenso die Messen für die Brüder, wie er deren Beichten entgegen nahm, Recht sprach, den Besitz der Komturei verwaltete und die Tempelwache befehligte. Und er hatte ein Auge auf den Ausbildungsstand jedes einzelnen seiner Ritter, sowie auf die Nachfolge. Wenzel sorgte seit Jahren dafür, dass der Orden von unten mit neuem, frischen Blut versorgt wurde, um die Ewige Flamme auch weiter mit dem starken Arm des Ordens zu beschützen und die Menschen vor den Ausgeburten der Finsternis zu beschützen.
Er betrachtete es als Pflicht aller Ritterbrüder, ihr Können und ihr Wissen an die jüngere Generation weiter zu geben, die Flamme in den Herzen junger Männer zu entzünden und sie in den Kreis der Brüder zu holen. Idealerweise natürlich Söhne aus ohnehin bereits ritterlichen Familien, doch auch Gemeinen wurde der Weg nicht verwehrt - er war nur... steiniger. Und es war eben dieses Anliegen, dass ihn dazu genötigt hatte, Eelco hinab in den Regen zu senden, denn Wenzel hatte sein diesbezügliches Sorgenkind im Hof arbeiten sehen und sich daran erinnert gefühlt, wie groß die Kraft und das Talent dieses Ritters war und wie verschwendet all das wäre, würde ihn dereinst das Feuer rufen und er ohne Schüler blieb. Er war es gewohnt, dass sich die Ritterbrüder den Regeln der Komturei beugten - seinen Regeln - und das ohne dass Nachdruck vonnöten war. Nur Jarel war ein spezieller Fall. Eigentlich seit er in den Orden aufgenommen und zum Ritter geschlagen worden war.

Wenzel seufzte und blickte weiter wartend in den Regen, obwohl die beiden Männer unlängst im Schatten der Mauern verschwunden waren. Es klopfte und er rief sein 'Herein', ohne den Blick vom Fenster zu wenden. Eelco trat wie erwartet ein und meldete Jarel, der nach ihm den Raum betrat. Wenzel hörte es nur, denn er wandte sich erst um, als er die Stimme des Ritters vernahm.
"Danke Eelco, das wäre alles für den Moment.", sagte er mit seiner eher leisen Stimme, die jedoch bei Bedarf eine Tempelhalle zu füllen und Befehle zu brüllen vermochte. Eelco verneigte sich leicht und verließ den Raum.
Wenzel musterte Jarel einen Augenblick, dessen Erscheinung eher der eines begossenen Pudels als eines Ritterbruders gleich kam. Doch er sah darüber hinweg, hatte der Mann doch eben noch untem im Regen seine Übungen vollzogen.
"Ritter Jarel, danke, dass Ihr Euch Zeit nehmt." Floskeln. Jeder nahm sich Zeit, wenn der Großkomtur nach ihm rief, doch er wollte es dennoch nicht an der gebotenen Höflichkeit mangeln lassen. Im Angesicht der Göttlichkeit waren sie alle gleich, nur auf der weltlichen Ebene trennte sie Rang und Name.
"Ihr verbringt jede freie Minute auf dem Übungsplatz, Jarel. Unter den Ritterbrüdern seit ihr einer der besten Schwertkämpfer und unseren Glauben verteidigt Ihr mit Mut und Entschlossenheit...", begann er, während er langsam auf Jarel zu ging, die Hände im Rücken verschränkt. Als er schließlich vor ihm stand - immer ein wenig zu nah, doch dies genau dosiert - musste er leicht aufblicken, denn Jarel war etwa eine halbe Handbreit größer als der Großmkomtur, was diesen jedoch keineswegs störte.
"Umso bedauerlicher, dass Ihr Euch den Gepflogenheiten des Ordens der Flammenrose noch immer nicht zur Gänze beugen wollt." Er sah Jarel noch einen Moment in die starr blickenden Augen, dann wandte er sich mit einem: "Setzt Euch.", ab, um selbst hinter seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Er wollte ihm keine Standpauke halten - nicht, wenn er es vermeiden konnte. Noch hoffte er auf argumentativem Wege weiter zu kommen und für ein solches Gespräch saß man sich doch besser gegenüber.
Wenzel legte die Hände ineinander und die Unterarme auf den Tisch, wartend, dass Jarel sich einen der beiden Stühle vor diesem nahm.
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Jarel Moore
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Der Mensch atmete tief durch und löste erst einmal sein Schwert mitsamt Scheide, um es abzustellen. Sonst wäre das hinsetzen schwierig geraten. Den Dolch an der anderen Seite ließ er wo er war, schob sich den linken der beiden Stühle laut knarzend zu Recht und nahm Platz.
Setzen…irgendetwas war im Gange. Wenn seine Vorgesetzten ihn baten sich zu setzen, hieß das nichts Gutes. Wahrscheinlich würde er versetzt. Oder schlimmeres.
„Ihr Seid nicht zufrieden mit mir, Großkomtur?“ Seine raue, basstiefe Stimme klang unbeeindruckt und auch Jarels Gesicht zeigte seine Regung nicht, doch sein Gegenüber konnte er nicht täuschen. Dafür kannte Wenzel ihn zu lange. Sein Untergebener war angespannt, unruhig und sogar eine Spur traurig. Mit was rechnete er wohl?
Jarel saß stocksteif im Stuhl, verschränkte die Hände im Schoß und fixierte seinen Lehnsherrn mit seinen dunklen Augen. Für jemand anderen hätte sein Verhalten aggressiv gewirkt, regelrecht abwehrend oder gar angriffslustig. Man musste den grauhaarigen Menschen schon näher kennen um hinter die Fassade zu blicken.
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Der Großkomtur betrachtete den Ritter vor sich einen Moment lang und rief sich vor Augen, wie und unter welchem Umständen er diesen Mann kennen gelernt hatte. Die Wege der Götter waren manchmal schon seltsam verworren, doch ihr weiser Ratschluss hatte ihm einen fähigen Ritter in die Hände gespielt, wenn dieser auch als Mensch nicht unbedingt leicht war. Auch jetzt wirkte er wieder, als könne nichts den Fels seiner Abweisung durchdringen, aber Wenzel wusste es inzwischen besser. Die wachen Augen verrieten Jarel ebenso wie der Inhalt der Frage - sein offenes Starren konnte einem Unbehagen bereiten, aber der Großkomtur hatte gelernt, mehr in die wenigen Zeichen hinein zu deuten, die der Mann bereit war, zu geben.
Leicht schüttelte Wenzel den Kopf. "Keineswegs, Jarel. Ich bin durchaus zufrieden mit Eurer Arbeit und Eurem Betragen. Ich habe nur eine Frage an Euch." Im Gegenzug wüsste der Ritter nun, dass der Großkomtur eine Rüge zu verteilen hatte, denn er begann meistens mit Lob, bevor er mit Kritik fortfuhr. Nur wer sich wirklich schlimmer Vergehen schuldig machte in seinen Augen, den traf der ganze Zorn von Herrenlohs, aber dazu brauchte es schon einiges.
"Wir kennen uns nun schon lange, Jarel, und ich durfte Euren Weg bis zu diesem Tag beobachten. Ihr seid ein treuer Diener des Ordens und verfügt über großes Können. Verratet mir also, wieso nehmt Ihr keinen Schüler an Eure Seite, wie es alle Ritterbrüder im Laufe ihres Lebens tun?" Er formulierte den stummen Vorwurf des Verstoßes gegen eine jener Regeln, die nirgends nieder geschrieben waren und dennoch von allen geachtet wurden, als Frage. Einerseits wollte er verstehen, was wohl die Beweggründe des Ritters Jarel waren, sich keinen Knappen zu nehmen, andererseits wollte er ihn nicht direkt konfrontieren, denn er wusste aus Erfahrung, dass das nur eine Abwehrreaktion zu Folge haben würde. Jarel war ein loyaler Ritter, aber er war auch ein verdammt sturer Hund.
Wenzel blieb in seiner vor geneigten Haltung, hielt dem Blick aus den dunklen Augen mühelos stand und wartete ab, welche Ausflüchte er gleich zu hören bekommen würde und die wohl allesamt den einfach Umstand, das Jarel einfach ein Einzelgänger war, übertünchen sollten. Diesmal würde Wenzel nicht nachgeben und wenn Jarel sich nicht einsichtig zeigte, dann wohl doch Kraft seines Amtes verfügen, dass er sich einen Schüler zu suchen hatte oder er würde ihm einen aufbürden.
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Einmal hüpfte der Adamsapfel des Ritters und sein Blick flackerte.
„Ich bin dafür nicht geeignet.“, brummte er. „Meinen letzten…Begleiter…“ wieder ein hüpfender Adamsapfel. „…habe ich verloren…“
Jarel atmete gepresst durch die Nase ein und aus. Das war schon alles an Gefühlsausbruch, denn schon war er wieder reglos und ruhig. Einzig seine Schultern waren eine Spur angespannter als vorher.
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Der Großkomtur beobachtete den Ritter vor sich weiter aufmerksam, wusste er doch, dass er nicht viele Zeichen für dessen Gedanken und Gefühle bekommen würde und sie alle aufklauben musste wie feine Brotkrumen. Zwar war er gut darin, die Menschen zu deuten - er wäre ein schlechter Seelsorger, wenn dem nicht so wäre - aber Jarel war selbst für ihn immer eine Aufgabe. Der Mann kam ihm vor wie aus Granit gemeißelt, wahrscheinlich selbst dann noch reglos, wenn er ihn auf ein Bett aus glühenden Kohle setzte. Wieder wollte er seufzen und schluckte die Regung hinab, fokussierte gerade rechtzeitig seine Aufmerksamkeit, um die winzigen Zeichen des Unwohlseins zu sehen, die aus dem Granitklotz einen Herzschlag lang einen Menschen machten.
Wenzel hob etwas das Kinn, winkte dann herrisch ab. "Unsinn.", wiegelte er sogleich ab. "Ihr seid in der Lage zu sprechen und ihr seid in der Lage ein Schwert zu führen. Ich denke, es ist genug Zeit verstrichen, dass Ihr über etwaige alte Geschichten hinweg seid." Wenzel nahm den Ritter streng ins Visier, ahnte schon die nächsten Ausweichbewegungen kommen und schüttelte leicht den Kopf. "Jarel, missversteht es nicht als Bitte meinerseits."
Der Großkomtur flocht die Finger locker ineinander. "Eine unserer Aufgaben als Ritterbrüder ist es, das Licht der Ewigen Flamme in jungen Herzen zu entzünden und ihnen den Weg in den Orden zu weisen, damit die Menschen stets geschützt sind gegen die Ausgeburten der Finsternis. Ihr habt den gleichen Schwur geleistet wie alle Eure Brüder und Euch damit zu diesen Aufgaben bekannt." Nun ließ er das Seufzen doch hinaus fließen, erhob sich und trat neben den Stuhl, auf dem Jarel saß, um mit seiner Hand fest die Schulter des anderen Ritters zu umschließen. "Jarel, jedweder Schmerz der Vergangenheit findet Heilung in der Ewigen Flamme. Betet und werdet geheilt, dann könnt Ihr Euren Pflichten nachkommen."
Wenzel ließ sogleich wieder ab von Jarel, erschränkte die Hände wieder im Rücken und trat erneut an das vom Regen nasse Fenster. Langsam senkte sich Dunkelheit über den Hof, obwohl es gerade Nachmittag war. Die dichten Wolken und der fortschreitende Herbst nahmen den Tagen rapide die lichten Stunden.
"Ich gebe Euch Zeit bis zur Wintersonnenwende. Findet bis zur Neuentzündung der Flamme im Tempel einen Knappen, sonst werde ich Euch einen geben." Neujahr, genügend Zeit, wie Wenzel fand.
Zuletzt geändert von ERZÄHLER am Mittwoch 30. März 2022, 20:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Der ehemalige Schattenläufer hatte sich nicht gerührt, als Wenzel besprochen hatte.
Keine Sekunde war sein Blick gewichen, bis der Mann aufstand und neben ihm trat.

Eine Hand auf der Schulter. Eine ungewöhnlich herzliche Geste. Oder eher eine Drohung?
Nein. Jarel wusste, dass sein Großkomtur es gut mit ihm meinte.
Und er wusste, was er ihm verdankte.

So fuhr er nicht zusammen, als er die Hand auf der Schulter spürte, sondern entspannte sich zu seiner eigenen Überraschung etwas.
Einen Knappen also. Wahrscheinlich einen jungen Bengel von Adel der versuchten würde, ihm auf der Nase herumzutanzen.
Zum Glück wusste der Großkomtur nicht, dass er keine Angst davor hatte mit dem Jungen nicht klar zu kommen. Er hatte eher Angst davor ihn ins Herz zu schließen und dann doch zu verlieren.

Einige Sekunden verlor sich der Weltenwechsler in Gedanken.
Beten…er sollte Beten.
Als er hergekommen war, war ihm der Glaube an so etwas fremd gewesen und er hatte seine Demut nur gespielt.
Doch nun… Etwas hatte sich verändert. Es war nicht das Gefühl gewesen, als er die Flamme im Tempel sah sonders der Moment, als seine Brüder sich wie von einer einzigen Hand gesteuert hinknieten und das Haupt senkten. Das Gefühl des Zusammenhalts. Dazu zu gehören.
Akzeptiert zu werden. Eine Gemeinschaft, die zu ihm halten würde.
Zum ersten Mal hatte er das Knie gebeugt und an etwas geglaubt. An den Orden an sich.
An die Gemeinschaft. Die Flamme war ein Sinnbild dafür. Und dazu konnte er nun beten, ohne etwas vortäuschen zu müssen.
Ohne ein Wort stand Jarel auf und schob schräpend seinen Stuhl zurück. Er griff – immer noch mit dem Rücken zu Wenzel – nach seinem Schwert.
Um ihn herum hatte sich eine schlammige Pfütze auf dem schönen Holz gebildet.
„Ich werde bald aufbrechen.“, sagte er ohne sich umzudrehen und legte den Gurt an.
"Einen Rat, wo ich die Suche beginnen kann?"
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Auch der Großkomtur dachte an die Anfangszeit zurück, während der Jarel und er mehr als genug solche Unterredungen geführt hatten. Nicht wegen Knappen, doch wegen anderer Regeln, die er in einer langwierigen Prozedur an den Starrsinn des neuen Ritters genagelt hatte. Wenzel hatte anfangs auch nicht den Eindruck gehabt, Jarel folge dem Orden aus Glaubensgründen, aber damit konnte er sogar leben. Jarel war sicher nicht der einzige. Genügend fünfte und sechste Söhne aus niedrigeren Adelshäusern wurden dem Tempel verpflichtet, ohne das Licht der ewigen Flamme je wirklich im Herzen zu tragen. So lange sie nach den Geboten lebten und ihre Pflichten erfüllten, gab Wenzel auch ihre Seelen nicht auf. Jeder fand auf seine Art zur Flamme und auch bei Jarel hatte er inzwischen den Eindruck, dass er allmählich begriff, was die Bruderschaft im Glauben für einen jeden von ihnen bedeutete. Es brauchte keine Fanatiker wie Aldersleben, um den Orden groß zu machen - von Herrenloh bevorzugte gute Männer, ehrenhafte Ritter vor Hexen verbrennenden Fanatikern. Selbstverständlich eine Haltung, die er nicht in jedem Kreis offen vor sich her trug.
Wenzel beobachtete Jarel im Spiegel des sich zusehends verdunkelnden Fensters. Die Bewegungen des Ritters waren ruhig und sicher, kein Handgriff zu viel, kein nervöses Nesteln an der Gürtelschnalle. Das Schwert fand ohne Umschweife seinen Platz, während der Ritter Wenzel den Rücken zugekehrt hielt, wie auch der Großkomtur ihm den Rücken kehrte. Vertrauen? Nur so weit das Spiegelbild reichte, gestand Wenzel sich ein. Man gelangte nicht in eine Position wie die seine, wenn man allzu leichtfertig war.
Jarels Stimme brachte ihn letztlich dazu, sich halb zu diesem umzudrehen. Ein Rat. Wenzel streckte sich etwas.
"Nun, normalerweise würde sich ein Knappe wohl in einer kinderreichen Familie des niederen Adels finden. In Eurem Fall allerdings...", eine kurze Pause entstand und ein kleines Schmunzeln ließ durchblicken, dass unter der Maske des strengen Großkomturs ein freundlicher, ja auch zu Scherzen aufgelegter Mann versteckt war. "Vielleicht folgt Ihr einfach Eurem Instinkt." So wie Wenzel dereinst Jarel unter das Banner der Flammenrose gezogen hatte, obwohl einfach alles dagegen gesprochen hatte.
"Wir sehen uns zur Abendandacht.", verabschiedete er Jarel und erinnerte ihn zugleich.
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Jarel drehte sich vollständig zum Großkomtur, nahm Haltung an und neigte kurz das Haupt als Zeichen seines Respektes. Eine Höflichkeit, die er sicherlich nicht jedem entgegenbrachte.
Als er den Kopf wieder hob wirkte er wie zuvor auch, doch etwas wie Unternehmungslust funkelte in seinen Augen.
Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür, öffnete diese und verließ rückwärts den Raum.
Manchmal würde man sich wirklich wünschen, der Ritter wäre wortreicher, doch er war wie er war.
Gedankenverloren ging er in Richtung der Quartiere. Es galt sich und seine Waffen zu reinigen und dann zu überlegen, wo er diese „Suche“ beginnen sollte.
Doch erst einmal schlug er den Weg Richtung Küche ein. Mal sehen, was er noch essbares jagen konnte.
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Die Sonne hatte mit ihren tastenden Fingern noch nicht über das ganze Land gestreichelt und das Land erwachte langsam. Die Vögel waren schon munter und lärmten um die Wette.
Vor Jarels Lippen kondensierte sein Atem, als er seine Stute aus der Box führte um sie auf dem Hof zu putzen. In der Box war für das massige Tier einfach UND ihn einfach zu wenig Platz.
Er ließ sich Zeit und unterhielt sich mit seiner Freundin, wechselte mit ihr mehr Worte als mit manchem Menschen. Die Stute mit dem wuchtigen Kreuz, den riesigen Hufen, dem geschwungen Hals, dem tiefenentspannten Gemüt und den im Alter grauen Nüstern und grauem Widerrist antwortete mit so manchem Schnauben und Kopfnicken. Von außen wirke es tatsächlich wie eine Unterhaltung.
„Wir gehen auf Reisen.“, erklärte er, während er den riesigen Sattel auf das Schaffell wuchtete, dass den Rücken seiner alten Dame schütze.
Er plauderte weiter und brachte seine Ausrüstung am Sattel an. Bogen, Peitsche, Kochgeschirr…
Fast konnte man den Eindruck gewinnen er würde nicht daran denken zurückzukommen.
Seit einigen Minuten hatte ihn der Großkomtur vom Haupteingang aus zugesehen und trat nun an ihn heran.
Sofort nahm der ehemalige Schattenläufer Haltung an. In seinen Augen leuchtete sogar eine Spur Emotion, eine Mischung aus Reiselust und Abschiedsschmerz.
"Eine gute Reise, Jarel. Möge die Ewige Flamme dein Herz führen und dich sicher wieder zu uns zurück bringen."
Der Ritter salutierte. „Ich werde den Orden würdig vertreten.“
Wenig später ritt er im gemütlichen Schritt die Straße hinunter, einem Abenteuer entgegen.

geht in Velen weiter.
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ERZÄHLER
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von/nach: Der Orden der Flammenrose - die Komturei in Nowigrad
Datum: Hochsommer 1278 (ca. ein dreiviertel Jahr nach der Handlung in Velen/Oxenfurt bzw Jakobs Ankunft in der Welt)
betrifft: Jarel, Jakob, Wenzel der Komtur
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Der Innenhof der Komturei war erfüllt vom klirrenden Gesang der Schwerter zweier junger Männer, die sich mit raschen Schlagabfolgen wechselweise vorwärts trieben. Beide trugen die leicht gesteppte Trainingskleidung der Ritter, einer war blond wie Korn im Spätsommer, der andere schwarz wie ein Rabe. Ihre Bewegungen waren agil, ihre Schwertkunst zeugte von guter Schule. Seiner Schule oder besser der seiner Schwertmeister. Sie kämpften verbissen, nur hin und wieder fiel ein Wort oder ein Laut, sonst waren es nur die Klingen, die sprachen.
Wenzel lehnte auf dem Geländer des den Innenhof umspannenden Säulengangs und sah den beiden Knappen dort unten zu. Schon eine ganze Weile. Der eine war Henselt von Lebenstein-Zergs, noch keine 18 Sommer jung. Der andere war Jakob von Nagall, einige Sommer älter, trotzdem schenkten sich die beiden wenig.
Nachdenklich betrachtete er Jakob. Wie hatte er auch auf den irrigen Gedanken kommen können, Moore würde einen vernünftigen Burschen als Knappen annehmen? Statt dessen... fast hätte Wenzel geseufzt. Er wusste es ja eigentlich besser und inzwischen lief es ja sogar recht gut - was er sich allerdings immer wieder fragte war: konnte er diesem Hitzkopf den Ritterschlag geben und ihn auf die Menschheit loslassen?
Andererseits hatte er Moore auch irgendwann von der Kette gelassen, sich beim Großmeister für den eigensinnigen Mann sogar verbürgt und es bisher nicht bereut. Vielleicht sah der Ritter etwas in diesem Jungen, was Wenzel bisher entgangen war.
Unterhalb von Wenzel hatte Jakob Henselt in eine Bindung gezwungen, drehte plötzlich sein Schwert und dazu sich selbst und hatte am Ende der Bewegung auch Henselts Schwert in der Hand. Flink drehte er sich weiter und hätte dem Gegner in einem wahren Kampf wohl zwei üble Treffer mit der eigenen und der gestohlenen Waffe versetzt.
Henselt breitete geschlagen die Arme aus, doch er grinste und nahm sein Schwert wieder an sich. Er reichte Jakob die Rechte und der schlug ohne Zögern ein, umfasste den Unterarm Henselts fest so wie dieser den Seinen, und lächelte sogar ein wenig, doch erstaunlich echt. Wenzel konnte sich gar nicht erinnern, das schon einmal gesehen zu haben.
Die Stimmen der beiden jungen Männer drangen zum Großkomtur hinauf, deutlich hörte er den Akzent des Älteren der beiden heraus. Eine weitere Merkwürdigkeit, die man ihm und vor allem dem Rest des Ordens so verkauft hatte, dass der junge Mann von jenseits der Blauen Berge kam. Offiziell. Auch das wollte er nich verstehen, bevor er den jungen Mann auch nur einen Schritt weiter gehen ließ.

Jemand trat neben Wenzel. Es war der Ritter, der den jungen Hitzkopf angeschleppt hatte. Das grau der Haare war zu einem großem Teil einem bläulich schimmerndem pechschwarz gewichen. Eine der Dinge, über die die beiden noch nicht hatten sprechen können. Wurde irgendwann Zeit.
Jarel stellte sich neben den Großkomtur, aufrechte Haltung, Hände hinter dem Rücken verschränkt, Schultern nach Hinten, Rücken gerade, Lederkleidung, als Bewaffnung nur die Dolche an den Oberschenkel geschnallt.
Außer zum Baden und auf dem Krankenlager hatte Wenzel Jarel nicht ein einziges Mal ohne die Dinger gesehen. Als würde sein Leben - nein - als würde sein Seelenheil davon abhängen.
Der Ritter beobachtete seinen Knappen und als er sah, wie dieser seinen Gegner auf diese Art entwaffnete geschah etwas, das Wenzel auf diese Art bei seinem dienstältesten Ritter noch nie gesehen hatte. Er begann nicht nur zu lächeln und wuchs weitere drei Zentimeter, er begann regelrecht zu strahlen. Seine ganze Art drückte glänzenden, hell leuchtenden väterlichen Stolz aus.

Es gab Dinge, an die gewöhnte sich Wenzel wohl nie und dazu gehörte das plötzliche Auftauchen Jarels wie aus dem Nichts, welches er geradezu zelebrierte. Der Großkomtur sah es allerdings als Herausforderung an, den Schrecken, den der andere Ritter ihm dabei einzujagen pflegte, nicht nach Außen dringen zu lassen. Somit blieb Wenzel in eben jener Haltung, auf die Brüstung gelehnt, auch wenn die Reflexe des Kriegers ihn auffahren und nach dem Schwert greifen lassen wollten. Er wusste ja, dass es Moore war. Es war immer Moore. Wieder unterdrückte er ein Seufzen. Vielleicht wurde er zu alt. Aber die Flamme war auch nicht gnädig - oder nicht rachsüchtig - genug, ihn endlich zu holen, also würde er ihr weiter dienen.
Erst nach einer Weile richtete der Komtur sich auf, die Hände weiter auf der Brüstung. Unten im Hof waren die beiden Knappen dazu über gegangen, sich ohne Waffen zu beharken. Die sommerliche Wärme hing noch zwischen den Mauern, daher hatten beide die gesteppten Jacken ausgezogen, die sie beim Training mit dem Schwert schützen sollten. Sie frotzelten, Wenzel konnte ihre Worte teilweise bis hier nach oben hören und verzog ein wenig das Gesicht. Er mochte es nicht, wenn einer Aufgabe - sei es Gebet, Kriegskunst oder auch Handwerk - nicht mit dem nötigen Ernst begegnet wurde. Darin war er wohl eher konservativ, wie viele der alten Garde. Manche wollten nicht einmal Gespräche in Refektorium oder Dormitorium erlauben.
Ohne sich umzuwenden sprach er Jarel an. "Was mache ich mit ihm, wenn die Zeit heran ist? Heute ist er ein Mensch und morgen ein Dämon." Leicht schüttelte er den Kopf. Nein, er hatte nicht erwartet, dass Jarel jemand einfachen anschleppte.
"Gestern noch hat er Alifred beschossen. Er schwört, er hat gewusst, wohin er zielt, aber wirklich - glaubst du das?" Man sagte, der Junge war ein guter Schütze, aber niemand war mit einem Bogen SO gut.

"Ich glaube ihn." Jarel sah zu Wenzel und seine Augen funkelten immer noch.
"Der Satansbraten hat einige Begabungen, die unbedingt gefördert werden sollten."
Er sah wieder auf die Jungs hinunter. "Und wenn er erst einmal seinen Rückhalt hier angenommen hat, wird er sein Mütchen schon kühlen.", frotzelte der ehemalige Schattenläufer gut gelaunt.
"Er erinnert mich an jemanden..."

Wenzel ließ ein Schnauben zu, drehte die Augen kurz in die Winkel. "Das ist es ja gerade.", murrte er. Er selbst war mit seinem "Fund" auch mehr als einmal an eine Grenze geraten, an der er geglaubt hatte, die Flamme sende ihm diesen Bastard als Prüfung. Vielleicht war es auch genau so gewesen - er hatte weiter geglaubt und nun hatte er einen ausgezeichneten Ritter in seiner Komturei, dessen Erfolgsquote für sich sprach. Unkonventionell, vielleicht, aber meistens im Rahmen der Regeln, die er ihm aufgezwungen hatte.
"Alifred fordert eine Bestrafung, sonst wird er ihn nicht mehr an seinem Unterricht teilnehmen lassen.", erwiderte er kühl.

Jarel nickte.
"Zwei Wochen Küchendienst?", schlug der Ritter schmunzeld vor.
Das hätte er wohl gern.
Jarel selber verbrachte einen Großteil seiner Freizeit in der Küche. Freiwillig und zur Freude der Brüder. Nur nicht immer zur Freude derer, die ihre Kleidung auslassen mussten, denn er kochte einfach zu gut.
"Nein, im Ernst. Was schwebt die vor? Vielleicht lassen wir ihn ein Buch kopieren. Das würde ihn Wahnsinnig machen.".
"Oder die Stiefel aller Brüder putzen..."

" Er wird unseren Schwestern vom Glauben der Melitele bei der Sorge um die Verlassenen helfen.", entschied Wenzel. Er war nicht dumm genug, Jarels Vorschläge anzunehmen. Der stand über seinem Welpen wie ein alter Graubart - ahnungslos wie nah er der Wahrheit manchmal kam, formte Wenzel dieses Bild vor seinem inneren Auge.

"Ich war schon ewig nicht mehr im Waisenhaus." Jarel nickte.
"Ich sollte ihn begleiten. Es wäre sehr unpassend, wenn er sich da nicht benimmt."

Wenzel betrachtete Jarel einen Moment von der Seite und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder den beiden jungen Männern, von denen einer den anderen am Boden festzunageln versuchte, aber irgendwie war schwer auszumachen, wem welcher Arm und welches Bein gehörte. Während er dem dem Ringen um die Oberhand zusah, versuchte er sich zu erinnern, welche Strafen der Ritter neben ihm so alles erduldet hatte. Man musste wirklich sagen erduldet - Wenzel konnte sich nicht erinnern, dass er sich je widersetzt hätte. Jarels Revolten waren von anderer Qualität gewesen und das hatte sie so aufreibend gemaht. Irgendwie war er froh, dass es vorbei war.

Henselt schrie plötzlich auf, begann zu zappeln und wollte sich von Jakob los machen, der durch den unkontrollierten Fluchtversuch seines Gegners Oberwasser bekam und ihn flach unter sich an den Boden nagelte, ein Griff um einen Ellebogen, den anderen im kornblonden Haar.
"Das war nicht fair!", mockierte sich Henselt.
"Seit wann ist Fairness Teil von dem Spiel?", presste Jakob angestrengt durch die Zähne, weil der andere Knappe immer noch versuchte, sich zu befreien. "Gibt endlich auf."
"Nein!"
Wenzel lehnte sich nach vorn, um besser zu sehen. Situationen wie diese eskalierten sehr gern, wenn Moores Knappe involviert war, nur war er selbst bisher nie zugegen gewesen. Er kannte nur die aufgebrachten Beschreibungen noch aufgebrachterer Lehrmeister.
"Du bist tot Henselt, gib auf verdammt."
"Noch nicht.", aber es klang schon weit weniger überzeugt. Jakob schien den Druck auf den anderen Mann zu erhöhen, sodass dem die Luft knapp wurde und änderte den Griff etwas, was die hübsche Tenorstimme des 'Opfers' erklingen ließ. Endlich schlug er mit der Hand auf den Boden, doch es dauerte quälende drei Herzschläge, bis Jakob ihn los ließ.
Wenzel lehnte äußerlich entspannt auf dem Geländer und sah hinab. Unten ging Jakob an den Rand und wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von Nacken und Gesicht, dann richteten sich seine unangenehm hellen Schlangenaugen auf den Komtur hoch über ihm. Die leichte Verbeugung, die er andeutete, kam Wenzel spöttisch vor. Er wandte den Blick ab, betrachtete Jarel noch einen Moment und wirkte, als wollte er mit einem Seufzen den Kopf schütteln. Das wollte er wirklich, tat es aber nicht. "Rückhalt. Die Bruderschaft, Jarel, ist was uns zusammen hält. Unter der Flamme. Auch eine Rose hat Dornen, ich weiß. Aber sie bohrt sie nicht ins eigene Fleisch." Kurz schlug er dem anderen Ritter auf die Schulter, dann schickte er sich an, den Säulengang zu verlassen.

"Ihm fehlt noch Weitsicht.", stimmte Jarel zu, bevor Wenzel ging.
"Ich gehe zu ihm.", erklärte er.
"Und teilte ihm mit, was ihn als Strafe erwartet, wenn das Recht ist."
Gemessenen Schrittes ging er in Richtung Treppe und dann an Henselt heran, musterte ihn.
"Verletzt?", fragt er ruhig aber wortkarg.

"Er...", kurz klang Henselt, als wolle er bei Papa petzen, erinnerte sich dann aber noch rechtzeitig, wo er war und wer vor ihm stand. "Nein.", sagte er statt dessen, grüßte dann den Ritter wie es sich gehörte und rief: "Jakob! Besuch..." Irgendwie hielten die Knappen ja dann doch immer wieder zusammen.
Jakob hatte sich ein paar lange Züge aus einem Wasserschlauch gegönnt. Jarel hatte er längst wahrgenommen, auch wenn der sich wie immer levitierend zu bewegen schien. Er machte es nicht mehr an Geräuschen aus, eher am Gefühl. Er legte den Schlauch weg, drehte sich um und grüßte ebenfalls, wie es sich gehörte.

Der Ritter neigte kurz das Haupt zum Gruße, die Arme noch immer hinter dem Rücken verschränkt.
Das reichte für Jake ihn zu lesen wie ein Buch. Die letzen Monate hatte er viel, viel Zeit mit dem Ritter verbracht. Jarel selber hatte ihn die Grundlagen der Sprache dieses Landes gelehrt. Die Feinheiten würde er bei einem anderen der Brüder lernen, so lange er sich mit den Grundlagen plagte, war er jedoch beim Ritter gut aufgehoben. Bei ihm musste er seine Herkunft und die daraus resultierende Unkenntniss nicht verbergen.
Auch die Grundlagen des Schwertkampfes lernte er beim ehemaligen Schattenläufer, wobei sich ehrausstellte, dass Jarel sein Handwerk durchaus beherrschte, aber nicht unbedingt zu den besten des Faches gehörte.
Seine Stärken lagen woanders, und das zeigte er dem Knappen bei den Unterrichtsstunden, die er ihm in der wenigen Freizeit angedeihen ließ. Die Zeit, in denen er von seinem Lehrmeister von Gelände der Komturei herunter führte und ungesehen - so dachte er zumindest - eine andere Art zu kämpfen beibrachte: Den Umgang mit den Dolchen. Und hier lag nun wirklich seine Stärke. Mit den kurzen, schwarz angelassenen Klingenwaffen vollbrachte er Dinge, die für Auge und Verstand unmöglich erschienen.
Und selbst hier machte der Unterricht des alten Mannes nicht halt. Wenn es irgendwie noch unterzubringen war, schleifte er den jungen mann, der locker sein Enkel sein könnte mit in die Küche. Selbst davor blieb er nicht verschont.
Heute jedoch schien er etwas anderes im Sinn zu haben.
"Auf ein Wort.", verkündete er und ging auf den Eingang des Geländes zu in der festen Überzeugeung, Jake würde ihm folgen.

Jarel ließ Henselt stehen, der noch kurz einen Blick mit Jakob wechselte und dann das Weite suchte. Jakob mochte den anderen Knappen tatsächlich. Sie tickten ähnlich, sehr zum Leidwesen einiger ihrer Lehrer, denn sie befeuerten sich auch gegenseitig. Zum Guten wie zum Schlechten. Henselt war irgendein siebter oder achter Sohn eines unbekannten Adligen, der es niemals zu Erbe oder Land bringen würde und der daher dem Orden anempfohlen worden war. Wohl auch, weil er sich nicht zum Verheiraten eignete, denn ihn plagte eine Krankheit, die man in Jakobs Zeit und Welt wohl hätte zumindest dämpfen können, die hier aber als Fluch gesehen wurde und Gebet als einzige Rettung. Henselt hatte hin und wieder epileptische Anfälle, die sie vor den anderen Rittern bestmöglich zu verstecken versuchten, damit er um die Exorzismen herum kam. Daher verbrachte Jakob auch viel Zeit mit ihm, wenn er nicht gerade von Jarel von einem Training zum nächsten geschleppt wurde, so wie vermutlich jetzt auch wieder.
Jakob sammelte immer diese Typen mit den seltsamen Krankheiten auf. Seth war auch so einer gewesen...
Wobei die Haltung des Ritters nichts Gutes verhieß. Irgendwas störte ihn oder er führte was im Schilde. Wie letztens, als er plötzlich mit Mari und einem zweiten Gaul ankam und verkündete, ein Ritter müsse reiten können. Es war ein Desaster gewesen. Das Biest hatte keine Bremse, keine Kupplung und auf dem Sattel tat dem Knappen nach wenigen Minuten schon der Allerwerteste weh. Und an den Tag danach wollte er lieber nicht mehr denken.
Was wäre es also heute? Er würde es erfahren... Wortlos tappte er Jarel hinterher, nachdem er seine Jacke und seinen Wasserschlauch zusammen geklaubt und das Schwert wieder eingehängt hatte. Seit sie in der Komturei waren, führte er das Schwert, welches Jarel ihm gegeben hatte. Das Templerschwert verwahrte dieser bis zu dem Tag, da Jakob den Ritterschlag erhalten würde.

„Du hast mal wieder Ärger am Halse, Jakob.“, begann er. Sie gingen dorthin, wohin Jarel immer ging. Er war ein Mann mit festen Angewohnheiten, die er geradezu penibel einhielt.
Sein Ton war ruhig und neutral, wie immer. Es sei denn er hatte richtig Mist gebaut. Und selbst da war es kaum mehr als ein kleiner Unterschied im Timbre. Der Ritter wurde nie laut, selten ausfallend. Nur die Schärfe seiner Stimme nahm im Fall eines richtig bösen Patzers zu. Doch das bedrohlich dunkle Knurren, das Jakob ein einziges Mal zu Ohren gekommen war – eben in der Zelle in Oxenfurt, als Jarel bereit gewesen war ihn weg zu schicken – hatte er seitdem nie wieder gehört.
Auch die verdunkelten Augen waren ihm nie wieder begegnet.
Nach wenigen Minuten kamen sie in den kleinen Park. Das Zeil des Ritters.
„Du hast mit dem Bogen auf einen Menschen gezielt.“, begann er, machte eine Pause, atmete durch.
„Das kann nicht ungestraft bleiben. Pack ein paar Sachen. Du wirst einige Tage woanders verbringen. Ich begleite dich.“, orakelte der Ritter. Die warmen braunen Augen blitzen regelrecht schelmisch auf. Wenn es eine Strafe war, warum freute sich der Ritter dann also?

"Ich hab auf die Wurst gezielt, die der Fettsack immer frisst, während er seine Monologe hält.", maulte Jakob leise vor sich hin.

„Regeln sind Regeln, Jakob.“, begann der Ritter die Zurechtweisung.
„Ziele niemals mit einer Fernwaffe auf einen Menschen. Es sei denn, du willst ihn töten.“
Er sah ernst zu Jake. „Verstanden, Knappe?“

Immer wenn Jarel so anfing, musste Jakob zwangsläufig an ihre erste und bisher einzige wirklich harte Auseinandersetzung denken und dabei war er damals noch nicht einmal Jarels Knappe gewesen. Seither hatte dieser sich stets geduldig gezeigt, zumal Jakobs Ausbrüche sich meistens auf harmlose Dumme-Jungen-Streiche begrenzten. Abgesehen von einer Schlägerei, bei der man ihn und seinen Gegner hatte mit mehreren Leuten auseinander bringen müssen. Doch selbst da hatte er es nicht geschafft, Jarel den gleichen scharfen Ton zu entlocken. Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte vielleicht sogar gemutmaßt, dass der Ritter insgeheim den Ausgang dieser 'Schlacht' gern selbst mitbestimmt hätte. Denn zur Abwechslung war es mal nicht Jakob gewesen, der den ersten Schlag geführt hatte. Es gab noch ganz andere Hitzköpfe unter den Knappen.
Er nickte stumm, erwiderte Jarels Blick ernst. "Verstanden." Aber der Schuss war trotzdem verflucht gut gewesen. Funkelte es etwa in den Augen des Jüngeren verräterisch? Er atemte durch, kickte ein Steinchen weg und sah zum blauen Himmel. "Und? Was wird es? Wenn du dich drauf freust, stehen mir schon wieder die Haare zu Berge." In solchen Momenten erinnerte wenig an den wortkargen jungen Mann, der vor einem dreiviertel Jahr mit Jarel in die Komturei gekommen war.

Tatsächlich grinste der Ritter sogar etwas. „Wir suchen den Tempel der Melitele auf, wo du den Schwestern bei der Betreuung der Waisen hilfst.“
Jake und Kinder. Er hatte mit sich selber schon keine Geduld, da würde ihm eine Gruppe Rotznasen um den Verstand bringen.
„Der Tempel ist ein Heiligtum. Ich erwarte von dir Respekt den Schwestern und der Göttin gegenüber.“ Wieder sah er zu Jakob und ihm direkt in die Augen, um die Wichtigkeit seiner Worte zu unterschreiten.
Das war seltsam. Der Ritter stand zwar hinter der Sache mit der ewigen Flamme, überließ es aber Jake daraus zu machen, was für ihn passte.
Für den Glauben der Melitele schlug er aber einen völlig anderen Ton an. Inbrünstig. Ehrfürchtig.
Der Glauben an die Muttergöttin. Und sein Ritter machte den Eindruck, dass er dafür eher brannte als für das Zeichen, welches ehr ständig vor der Brust trug.

"Kinder." Er hätte auch sagen können 'Ratten' oder 'Sackläuse', der Tonfall wäre ähnlich begeistert ausgefallen. Dazu zog er eine Braue hoch. Kinder und er... War Jarel völlig verrückt geworden? Entweder sperrte er sie über kurz oder lang irgendwo ein oder aber er brachte ihnen Dinge bei, die die Schwestern niemals mehr aus den winzigen Gehirnen würden austreiben können. Was die Schwestern und die Göttin selbst anging, machte er sich die wenigsten Sorgen. DIe Dienerinnen der Melitele waren nicht mal wie die Ritter zu Keuschheit verpflichtet, was an sich schon verrückt genug war.

„Arme, eltern- und mittelose Kinder, die auf der Strasse aufgewachsen sind und keinerlei Erziehung genossen haben. Rotznasen, die sich an keinerlei Regeln halten.“, sinnierte der alte Mann und schlenderte langsam im Schatten der Außenmauer entlang.
Er meinte es ernst. Vollkommen Ernst.
„Der Großkomtur hat dich im Auge. Und dein Verhalten fällt auf mich zurück.“
Der Ritter sah in den Himmel. „Du weißt schon, dass dein Verhalten hier Unbill verursacht hat, Jakob?“

"Eben.", kommentierte er das Sinnieren des Ritters, machte sich aber keine Illusionen, dieser Strafe irgendwie zu entgehen, also argumentierte er auch nicht weiter.
Immerhin war Jakob Jarel gegenüber inzwischen deutlich offener, sodass ihn dessen Worte nicht wie bei nahezu jedem Anderen zurück in die Nussschale trieben, getreu dem Motto: auf Durchzug schalten und abwarten, wann es eskalierte. Statt dessen nagte er an seiner Unterlippe und suchte nach Worten. Ein Prozedere, das dem Ritter inzwischen bekannt war. Bei Jakob musste man Geduldsfäden wie doppelt armierte Stahlseile haben, denn ihn zu drängen bewirkte genau das Gegenteil.
Er war der Sohn eines Komturs, auch das wusste Jarel inzwischen, und damit war es Jakob durchaus bewusst, in was für Schwierigkeiten man geraten konnte, hatte man erst die Aufmerksamkeit von dieser Ebene, auch wenn Wenzel als durchaus nachsichtig galt. Zumal hier, wo nicht das Wissen an sich einen schützte und in den Reihen des Ordens hielt wie in einer Sekte. Hier konnte man tatsächlich einfach raus fliegen oder schlimmer noch als Verräter oder Häretiker auf dem Scheiterhaufen landen.
"Ich weiß und es tut mir Leid. Ich will dir keinen Ärger machen und dem Orden dienen." Nicht der Flamme, eine Nuance, die vielleicht auffiel, vielleicht auch zwischen ihnen normal war. "Aber dann fällt ein Wort oder da ist ein Ton." Er zuckte mit den Schultern, schnaufte. "Und der Dicke langweilt mich mit seinen Lektionen einfach. Ich schieße längst besser als er." Genau genommen besser als die meisten hier, aber so anmaßend wollte er dann doch nicht auftreten.

Der Ritter hörte aufmerksam zu.
Unterbrach ihn nicht.
Kommentierte ihn nicht.
"Lege nie wieder auf einen Menschen oder Anderling an, wenn du ihn nicht töten willst."
Eine klare Anweisung. Ein Befehl.
Und damit war das Thema für Jarel abgehakt..
Er schlenderte noch etwas weiter, streckte sich und klaubte einen Apfel aus einem Baum, den er Jakob anbot, um gleich darauf einen für sich zu stibitzen.
"Wir werden morgen früh abreisen. Zuerst in die Stadt. Ich muss noch etwas erledigen . Danach zum Tempel. Wir werden ungefähr eine Woche dort sein." Der Ritter biss herzhaft in den Apfel und schlenderte weiter.
Als er ausgiebig gekaut und herunter geschluckt hatte fuhr er fort.
"Bisher habe ich dir keine Wahl gelassen bei den Dingen, die du lernen sollst" Er zögerte.
"Doch jetzt mache ich dir ein Angebot, welches du abnehmen oder ablehnen kannst. Wenn wir von Tempel zurückkehren wünsche ich deine Entscheidung zu hören."
Wieder eine Pause.
"Möchtest du versuchen das Schattenlaufen zu lernen?"

"Das heißt, dass nächste Mal ziele ich wirklich auf ihn und bekomme weniger Ärger?" Selten genug, dass er stichelte und er lenkte sofort mit einer beschwichtigenden Geste ein, als Jarels Blick in an die Klostermauer pinnen wollte. "Schon gut, kommt nicht mehr vor." Er schnappte den Apfel.
Dann war die Sache vom Tisch. Dafür kam eine andere aufs Tablett. Schattenlaufen. Schlagartig wurde Jakob wieder ernst. Dieses eine Ding, was er an seinem Ritter noch nicht vollständig akzeptiert hatte, hauptsächlich weil er es nicht begriff. Zum anderen weil er Jarel als seinen Ritter sehen wollte - als seinen Bezugspunkt Nummer eins - und da eine Begabung, die ihn viel zu sehr an die Monster seiner Welt erinnerte, nicht hinein passte.
"Ich denke darüber nach. Aber ich werde Fragen haben. Viele." Und auch das kannte Jarel schon - einmal aus der Kiste, hörte Jakob erst auf zu fragen, wenn er ein Thema zu 100 Prozent ergründet hatte.

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von/nach: Oxenfurt - Taverne die Alchemie --> Nowigrad, Tempel der Flammenrose
Datum: 29. September 1277, Nachts
betrifft: Jarel
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Er war angekommen. Oder?
Ein Bett in einem Schlafsaal voller fremder Männer und Jungen, fast allesamt jünger als er. Eine Truhe mit Kleidung, die hier jeder hatte - fast alles im allgegenwärtigen rostrot. Jedes Stück mit seiner Aufgabe: eines für die Arbeit, eines für die Messe, eines für das Training. Ein paar Sandalen, ein paar Fußlappen und Lederriemen. Seine Stiefel hatte er behalten dürfen, nicht aber das Schwert. Das hatte Jarel.
Den Herrn über diese Komturei hatte er nur kurz zu Gesicht bekommen, als Jarel ihn vorgestellt hatte. Man stellte ihm drei Fragen und alle drei beantwortete er mit 'Ja', damit war er vorerst hier aufgenommen, bis die wirkliche Initiation kam, die ihn zum Knappen Jarels und Mitglied des Ordens machte. Dann die Ausbildung und irgendwann der Ritterschlag, so Gott - oder besser die ewige Flamme - wollte. Die Flamme... Das allgegenwärtige Feuer. In dieser Komturei brannte immer irgendwo etwas und im Tempel loderte die ewige Flamme sengend heiß. Es nagte an ihm. Er wollte von Jarel lernen, sich zugehörig fühlen, aber das Symbol dieses Glaubens rührte an Ängste, die tief in seiner Seele wurzelten. Der Ewigen Flamme hatte er sich bisher nicht genähert - aus Respekt, weil er die Weihe noch nicht empfangen hatte, so machte er Jarel glauben und dieser gab sich damit zufrieden. Noch ahnte er wohl nicht, welche Überwindung es seinen Schüler kostete, den Tempel für die Messe auch nur zu betreten...

Der Ablauf innerhalb des Ordens folgte einer festen Struktur, die Jakob als ehemaliger Klosterschüler schnell verinnerlichte: Messe, dann Frühstück, Unterricht oder Arbeit oder beides, Training mit Schwert, Bogen oder schlicht körperliche Ertüchtigung, Messe, Schlafen. Jede Minute gefüllt und wenn es nicht der alltägliche Takt der Komturei war, so wusste Jarel die Lücken zu füllen: Gemeinsprache, Schriftsprache, Geschichte, Politik. Vorerst nur dies, um Jakob schnell Werkzeuge zu geben, um weniger fremd zu wirken.
Die Tage waren anstrengend, doch hier ließ man ihm wenigstens die Nächte. Das war in Flagstaff eher selten der Fall gewesen - dort war der Tag-Nacht-Rhythmus immer irgendwann aus den Fugen geraten, bis man nicht mehr wusste, welche Zeit oder welcher Tag war.
Nacht also. Doch Jakob lag wach, dachte schon das tausendste Mal über die letzten Meilen an Arias Seite nach. An die Nacht voller Musik und Tanz in den Drei Glöckchen und den Abschied hier in Nowigrad. Es brannte in seiner Brust, drückte hässlich in seinem Magen, wenn er sich den Erinnerungen auslieferte, doch eine sadistische Ader zwang ihn geradezu dazu. Er vermisste sie. Ihr Lächeln, ihre grünen Augen, das Gefühl ihres Haars zwischen seinen Fingern und die Wärme ihres Körpers an seinem. Ihre Stimme. Ihr Lachen. Einfach alles, was jetzt diesem anderen Mann gehörte, der so ein unangenehmes Lächeln hatte.
Er fühlte noch Arias Finger, die sich an seine Hand krallten und nur zögerlich los ließen... Bei Gott, wenn er nur den Mut aufgebracht hätte... Nun war er hier. Es fühlte sich zu gleichen Teilen richtig und falsch an, doch je länger er die Nächte durchgrübelte, desto klarer sah er die Vorteile. Als Ordensritter würde er ganz andere Optionen haben als als Fremder ohne Namen und Berufung. Sicher war es ihm niemals gestattet, Frau oder Familie zu haben, doch inzwischen hatte er zwischen den Zeilen erkannt, dass es mehr als eine Moral in diesem Orden gab. Wie in seinem. Wie in der Kirche. Wie eigentlich überall.
Müde drückte er die Lippen auf das Familiensiegel, welches an einer Kette um seinen Hals hing. Dieses hatten sie ihm gelassen, immerhin und er ahnte, dass er es Jarel verdankte, denn die Anwärter und Knappen hatten eigentlich keinen persönlichen Besitz.
Irgendwann dämmerte er doch weg.
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Jarel Moore
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Es klopfte an der Tür des Knappen. Früh. Sehr früh. Sogar vor dem ersten Wecken.
Weit vor der Morgenmesse.
Die letzten Wochen waren voller Entbehrungen gewesen. Er war von den anderen Anwärtern getrennt worden. Immerhin hatte er ein eigenes Schlafzimmer zugewiesen bekommen.
Kaum mehr als eine Besenkammer, Bett, winziger Tisch, Stuhl, kein Fenster. Aber seines. Privatsphäre. Das erste Mal nach dem Eintritt in den Orden. Zeit mit seinen Gedanken allein zu sein.
War auch besser so, denn die Vorbereitungen auf seine Vereidigung verlangten Jakob einiges ab. Vor allem seiner Stimmung.
Er hatte nur noch mit einer Person Umgang, mit seinem Ritter. Die anderen sah er auf dem Trainingsplatz, durfte aber mit niemanden reden.
Das Training wurde eingestellt.
Eine Woche voller Meditation und Gebete. Er musste verschiedene davon auswendig lernen, sie immer wieder aufsagen. Einige wurden sogar gesungen.
Dann eine Woche Schweigen. Das fiel sowohl Jarel als auch Jakob erstaunlich leicht.
Die dritte und vierte Woche waren hart.
Jakob bekam nur Brot und eine dünne, recht salzige Suppe, abwechselnd mit einem nach nichts schmeckenden Getreidebrei.
Das zehrte sehr an den Kräften, an den Nerven, an allem.
Jarel war die ganze Zeit an seiner Seite. Schwieg mit ihm. Betete mit ihm, fastete mit ihm.
Die Vermutung, der Ritter könnte sich den Wamst vollschlagen, kaum dass er allein war konnte er am Ende der ersten Woche revidieren, denn der älteren hatte dieselben eingefallenen Wangen wie sein Schüler. Er machte alles eins zu eins mit, ausgenommen des Singens. Das ließ er aus.
Trotzdem hatte er Ritter ausnehmend gute Laune und war ausgeglichen wie selten. Irgendwie sogar zahm.

Und heute…
Heute war das alles vorbei. Heute würde er vereidigt und seinen Wappenrock erhalten.
Heute war er vollständiges Mitglied des Ordens.
Mit allen Rechten und Pflichten. Aufgenommen in eine Gemeinschaft, die immer hinter ihm stehen würde, so lange er hinter ihnen stand.

Jakob war klar, dass es Jarel war, der vor der Tür stand. Und er wusste, ab heute durfte er wieder normal essen.
Der Ritter trat ein mit einem Tablett. Zwei Teller, ein einfaches gesalzenes Brot. Zwei Becher, einen Krug lauwarmen Tee.
„Iss vorsichtig. Dein Magen ist das nicht mehr gewohnt.“
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Jakob von Nagall
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Dann änderte sich plötzlich der triste Gleichklang. Als man ihn in die winzige Zelle führte, dachte er zunächst, er hätte etwas ausgefressen, doch Jarel klärte ihn schnell auf, dass nun die Vorbereitung für seine Aufnahme begannen. Seine Reinigung, körperlich und seelisch, bevor er beides der Ewigen Flamme und dem Orden anvertrauen würde.
Die Meditation und die Gebete taten ihm gut, halfen ihm innerlich zur Ruhe zu kommen, auch wenn er sich im Geiste immer wieder dabei ertappte, die Mutter Gottes, einen Engel oder Gottvater selbst um Rat zu bitten. Jarel gegenüber erwähnte er diese Ausrutscher nicht, denn noch kannte er den Ordensritter nicht gut genug und er wollte gerade in dieser Phase nicht in Ungnade fallen. Wer weiß galten solche Gedanken schon als Häresie.
So bemerkte der Ritter nur, dass sein Knappe zur Ruhe kam, ausgeglichener wurde... bis das Fasten begann. Wie bei allen Männern - insbesondere jenen seines Alters - war auch bei Jakob das Stimmungsbarometer direkt mit dem Füllstand seines Zuckerspiegels gekoppelt. Für den streng katholisch erzogenen Jakob war Fasten zwar nichts Neues, aber auch nichts reizvolles. Er wurde übellaunig, gab Jarel bei jeder sich bietenden Gelegenheit Kontra und ließ auch sonst nichts aus, um seinem Unmut Luft zu machen. Das an Jarel all das abzuperlen schien und seine gute Laune nicht im mindesten trübte, machte Jakob nur noch miesmuffeliger, bis er am Ende der zweiten Woche nur noch vor sich hin brütete und den Tag verwünschte, da er zugestimmt hatte. Trotzdem betete er, sang und rezitierte, auch wenn er dabei klang wie ein Grundschüler beim Aufsagen des Tischgebets. Genervt. Gelangweilt. Und hungrig.

Und dann kam doch der Tag.
Herbei gesehnt und gefürchtet zugleich. Die Initiation. Der Ritus, der ihn an Jarel und den Orden binden würde - seiner Schule und seinem Urteil ausgeliefert. Dann würde die wirkliche Ausbildung beginnen, an deren Ende ein Ritterschlag stand. Oder eben nicht.
Mit untergeschlagenen Beinen wartete er, bis Jarel das Tabeltt abgestellt und sich selbst gesetzt hatte, dann nahm er sich zunächst von dem Tee, auch wenn sein Magen nach dem Brot gierte. Er wusste, der Ältere hatte Recht. Wie so oft. Er grollte ohm dafür oft genug...
Doch jetzt war er zu aufgeregt dafür. "Was kommt jetzt?" Was würde er tun müssen? Was sagen? Versagensangst machte sich in seinem Magen breit. Was wenn er die Worte vergaß? Die Lieder? Was wenn er statt zur Flamme zu Gott sprach? Was was was...? Plötzlich war ihm schlecht.
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Jarel Moore
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„Atme durch. Du bist schon ganz grün um die Nase.“ Der Ritter nahm sich ein kleine Stück Brot und kaute lange darauf herum, bevor er weitersprach.
„Heute wirst du geläutert. Du wirst dein altes Leben abstreifen und ein neues beginnen. Als Bruder im Glauben, von allen vergangenen Sünden freigesprochen. Ein vollständiges Mitglied des Ordens.“
Seine Stimme klang so zufrieden, so stolz. Der Ritter nahm einen Schluck Tee. Scheiße ja, wie köstlich Brot und Tee sein konnten. Der Tee war sogar leicht gezuckert.
Auch sein Magen beschwerte sich und er hielt inne mit dem Essen.
„Über das Ritual selber darf ich dir nichts verraten. Es geht sehr um die Sprache der Bilder. Du wirst es verstehen, sobald du es siehst.“
Er lächelte wieder, erinnerte sich daran, wie ihm damals der Großkomtur selber zur Seite gestanden hatte.
Und nun war es an ihm, dies Weiterzugeben.
„Heute Abend gibt es dann ein großes Fest zu deinen Ehren. Und du darfst Wein trinken.“
der Ältere funkelte den Jüngeren an. „Ich hab Kaffee aufgetrieben für morgen früh.“
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