-------------------------------------------------------------
von/nach: von der Straße in die Zellen
Datum: 19. September 1277, Vormittags
betrifft: Jake
-------------------------------------------------------------
Den eben Inhaftierten brachte man umgehend in eine massiv gebaute Zelle. Ein fest gemauerter Raum ging von einem langen Gang ab und in langer Reihe unterhalb der Stadtmauer lagen Zelle um Zelle aneinander, verschlossen durch eine massive Eisenverstärkte Türe mit massiven riegeln, kein Gitter, keine Möglichkeit einen anderen Inhaftierten zu sehen oder sich mit ihm abzustimmen. Auch um Hilfe rufen war hier vergebens.
Die Zellen waren allerdings trocken und halbwegs sauber, es stand kein Wasser am Boden, keine Fäkalien.
Eine Holzpritsche mit etwas Stroh und einem alten geflickten Laken das auch nicht übermäßig stank waren der einzige Luxus. An den Wänden waren Haken, ebenso an der Decke. Besonders aufmüpfige und gefährliche Gefangene konnte man aufhängen, so dass sie keinesfalls zur Flucht imstande waren. Aber Jake saß ja sozusagen in Untersuchungshaft, daher die Vorzugsbehandlung. Man stieß ihn nur in die Zelle, knallte die Türe hinter ihm zu und verschloss sie. Das wars.
Oxenfurt - Stadtwache - die Zellen
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 664
- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
aus den Straßen
Keine unsanfte Bekanntschaft mit einer Motorhaube, einer Mauer oder dem Rinnstein. Keine Hände an Stellen, wo man sie definitiv von einem Polizisten nicht haben wollte. Nicht mal ein Polizeigriff, mit dem Seth und er schon herum experimentiert hatten, aber aus dem man wirklich nur raus kam, wenn er noch nicht fest saß. Die beiden Wächter nahmen ihn einfach in die Mitte und führten ihn ab. Ihn und Gerrik nicht. Der hatte zuvor geredet wie ein Wasserfall, in jener Sprache, die Jakob erst noch lernen musste, und scheinbar hatte er den richtigen Ton getroffen. Oder die richtige Wahrheit erfunden. Immer wieder hörte er dieses Wort aus dem Lamenti - Hexer. Der Knappe konnte sich nicht verteidigen und zudem saß noch immer jenes 'Alles was Sie ab jetzt sagen...' in seinem Kopf fest und hieß ihn schweigen. Das man solche Querelen hier tatsächlich auf der Straße ausdiskutieren könnte, würde er ebenfalls noch lernen müssen. Wenn er noch einmal die Gelegenheit dazu bekam. Wer wusste schon, wie die hier solche Vergehen ahndeten? Dies hier war wie das tiefste Mittelalter seiner Welt - was hieß das? Stehlen - Hand ab? Lügen - Zunge raus? Leichtes Unbehagen machte sich in ihm breit.
Die Wächter brachten ihn zu einem Gebäude an der Stadtmauer. Man nahm ihm das Schwert ab, was er dann doch einige Momente lang verteidigte. Das Gerangel war nur kurz, dann stießen sie ihn vor sich her eine Treppe hinunter. Es war dunkel, es war muffig und eng. Ein langer Gang, eisenbeschlagene Türen. Durch eine dieser Türen wurde er gestoßen und schwer fiel sie hinter ihm ins Schloss. Dunkelheit hüllte ihn einen Moment lang ein, bis seine Augen sich an das schummrige Licht gewöhnten, das in fahlen Fetzen durch ein Gitter unterhalb der Decke drang.
Das war definitiv was anderes als eine U-Haftzelle in Phoenix. In was für eine Scheiße hatte er sich da nur wieder hinein geritten? Statt Auge um Auge sollte er es das nächste Mal vielleicht doch lieber mit der linke Wange, rechte Wange Taktik versuchen. Zumindest bis er wusste, wie man die hiesige Stadtwache belaberte. Wo er so eine Labertasche war... zu Hause hatte immer Seth sie raus geschwatzt und das, obwohl er ein Schwarzer war. Der Junge hatte es einfach drauf gehabt, Worte zu verwenden und Argumentationsketten aufzubauen, denen sich selbst der fetteste, weiße Bulle nicht verschließen konnte. Trotzdem waren sie immer in einer Zelle gelandet und irgendwer vom Kloster holte die reuigen Sünder ab. Meistens Mallory - Seths Ritter - manchmal Alexej. Letzteres war immer besonders mies gewesen. Mallory war zwar auch nie begeistert gewesen, aber was Strafen und die richtige Wortwahl anging, war Alexej einfach kreativer. Dann folgten Wochen von Putz- und Küchendienst, zusätzliche Trainingseinheiten und verdammt wenig Schlaf. Und wenn wieder alles normal war, fanden sie den nächsten Ärger.
Jakob sah sich in seiner neuen Unterkunft um. Eine Pritsche, halbwegs trockener Boden, ein Eimer. Haken an der Decke und an den Wänden, deren Anblick allein ihm kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. So viel zum Thema er kam hier schon allein klar, wenn er musste. Sicher. Immerhin hatte er jetzt ein paar hübscher vier Wände und ein Dach über dem Kopf - ob es Vollpension gab, würde sich noch weisen und aus was die dann bestand auch. Vielleicht ließen sie ihn auch einfach hier verrotten. Aus den anderen Zellen war kein Laut zu hören gewesen, was in einer Stadt dieser Größe schon seltsam genug war.
Er setzte sich auf die Pritsche, stützte die Hände zu den Seiten auf das alte Holz. Immerhin eine Pritsche - als er mit Jade in Samuels Keller gesessen hatte, war da nichts gewesen. Nackter Beton und Ratten. Ratten kamen immer und überall hin, und wenn sie den Eindruck hatten, man machte es nicht mehr lang, wurden sie verdammt penetrant. Bis Jade eine tot geschlagen und säuberlich vor dem Ritz platziert hatte, durch den sie immer kamen - da war es ihr noch halbwegs gut gegangen. Wieso musste er nur in letzter Zeit dauernd an sie denken? Dieses Kette rauchende Schandmaul mit dem Hang zu großen Kalibern. Zumindest bei Knarren. Sie hatte ihm so viel von sich erzählt, weil er sie gezwungen hatte, damit ihr Kopf bei ihm blieb. Und als sie völlig unterzuckert nur noch gezappelt hatte, hatte er ihr alles von sich erzählt, weil er nicht mehr weiter wusste. Man hatte ihm gesagt, er hatte sie selbst im Rettungswagen - viel später - nicht los lassen wollen. Er erinnerte sich nicht mehr. Er trug Narben von ihren Zähnen an den Fingerknöcheln und dem sowieso nekrotischen Arm - auch daran erinnerte er sich nicht mehr. Er hatte irgendwann abgeschaltet. Gewartet. Einfach nur gewartet und gebetet.
Und nun wieder ein Keller, doch diesmal allein. Und er würde wieder warten. Nur beten würde er nicht. Diese Welt kannte seinen GOTT nicht und ohnehin konnte er sich nicht daran erinnern, dass der HERR jemals ein Gebet erhört hätte. Noah allein war es zu verdanken gewesen, dass man sie rechtzeitig befreit hatte. Noah, ein Vampir in Templerdiensten. Ironie des Schicksals.
Keine unsanfte Bekanntschaft mit einer Motorhaube, einer Mauer oder dem Rinnstein. Keine Hände an Stellen, wo man sie definitiv von einem Polizisten nicht haben wollte. Nicht mal ein Polizeigriff, mit dem Seth und er schon herum experimentiert hatten, aber aus dem man wirklich nur raus kam, wenn er noch nicht fest saß. Die beiden Wächter nahmen ihn einfach in die Mitte und führten ihn ab. Ihn und Gerrik nicht. Der hatte zuvor geredet wie ein Wasserfall, in jener Sprache, die Jakob erst noch lernen musste, und scheinbar hatte er den richtigen Ton getroffen. Oder die richtige Wahrheit erfunden. Immer wieder hörte er dieses Wort aus dem Lamenti - Hexer. Der Knappe konnte sich nicht verteidigen und zudem saß noch immer jenes 'Alles was Sie ab jetzt sagen...' in seinem Kopf fest und hieß ihn schweigen. Das man solche Querelen hier tatsächlich auf der Straße ausdiskutieren könnte, würde er ebenfalls noch lernen müssen. Wenn er noch einmal die Gelegenheit dazu bekam. Wer wusste schon, wie die hier solche Vergehen ahndeten? Dies hier war wie das tiefste Mittelalter seiner Welt - was hieß das? Stehlen - Hand ab? Lügen - Zunge raus? Leichtes Unbehagen machte sich in ihm breit.
Die Wächter brachten ihn zu einem Gebäude an der Stadtmauer. Man nahm ihm das Schwert ab, was er dann doch einige Momente lang verteidigte. Das Gerangel war nur kurz, dann stießen sie ihn vor sich her eine Treppe hinunter. Es war dunkel, es war muffig und eng. Ein langer Gang, eisenbeschlagene Türen. Durch eine dieser Türen wurde er gestoßen und schwer fiel sie hinter ihm ins Schloss. Dunkelheit hüllte ihn einen Moment lang ein, bis seine Augen sich an das schummrige Licht gewöhnten, das in fahlen Fetzen durch ein Gitter unterhalb der Decke drang.
Das war definitiv was anderes als eine U-Haftzelle in Phoenix. In was für eine Scheiße hatte er sich da nur wieder hinein geritten? Statt Auge um Auge sollte er es das nächste Mal vielleicht doch lieber mit der linke Wange, rechte Wange Taktik versuchen. Zumindest bis er wusste, wie man die hiesige Stadtwache belaberte. Wo er so eine Labertasche war... zu Hause hatte immer Seth sie raus geschwatzt und das, obwohl er ein Schwarzer war. Der Junge hatte es einfach drauf gehabt, Worte zu verwenden und Argumentationsketten aufzubauen, denen sich selbst der fetteste, weiße Bulle nicht verschließen konnte. Trotzdem waren sie immer in einer Zelle gelandet und irgendwer vom Kloster holte die reuigen Sünder ab. Meistens Mallory - Seths Ritter - manchmal Alexej. Letzteres war immer besonders mies gewesen. Mallory war zwar auch nie begeistert gewesen, aber was Strafen und die richtige Wortwahl anging, war Alexej einfach kreativer. Dann folgten Wochen von Putz- und Küchendienst, zusätzliche Trainingseinheiten und verdammt wenig Schlaf. Und wenn wieder alles normal war, fanden sie den nächsten Ärger.
Jakob sah sich in seiner neuen Unterkunft um. Eine Pritsche, halbwegs trockener Boden, ein Eimer. Haken an der Decke und an den Wänden, deren Anblick allein ihm kalte Schauer über den Rücken laufen ließ. So viel zum Thema er kam hier schon allein klar, wenn er musste. Sicher. Immerhin hatte er jetzt ein paar hübscher vier Wände und ein Dach über dem Kopf - ob es Vollpension gab, würde sich noch weisen und aus was die dann bestand auch. Vielleicht ließen sie ihn auch einfach hier verrotten. Aus den anderen Zellen war kein Laut zu hören gewesen, was in einer Stadt dieser Größe schon seltsam genug war.
Er setzte sich auf die Pritsche, stützte die Hände zu den Seiten auf das alte Holz. Immerhin eine Pritsche - als er mit Jade in Samuels Keller gesessen hatte, war da nichts gewesen. Nackter Beton und Ratten. Ratten kamen immer und überall hin, und wenn sie den Eindruck hatten, man machte es nicht mehr lang, wurden sie verdammt penetrant. Bis Jade eine tot geschlagen und säuberlich vor dem Ritz platziert hatte, durch den sie immer kamen - da war es ihr noch halbwegs gut gegangen. Wieso musste er nur in letzter Zeit dauernd an sie denken? Dieses Kette rauchende Schandmaul mit dem Hang zu großen Kalibern. Zumindest bei Knarren. Sie hatte ihm so viel von sich erzählt, weil er sie gezwungen hatte, damit ihr Kopf bei ihm blieb. Und als sie völlig unterzuckert nur noch gezappelt hatte, hatte er ihr alles von sich erzählt, weil er nicht mehr weiter wusste. Man hatte ihm gesagt, er hatte sie selbst im Rettungswagen - viel später - nicht los lassen wollen. Er erinnerte sich nicht mehr. Er trug Narben von ihren Zähnen an den Fingerknöcheln und dem sowieso nekrotischen Arm - auch daran erinnerte er sich nicht mehr. Er hatte irgendwann abgeschaltet. Gewartet. Einfach nur gewartet und gebetet.
Und nun wieder ein Keller, doch diesmal allein. Und er würde wieder warten. Nur beten würde er nicht. Diese Welt kannte seinen GOTT nicht und ohnehin konnte er sich nicht daran erinnern, dass der HERR jemals ein Gebet erhört hätte. Noah allein war es zu verdanken gewesen, dass man sie rechtzeitig befreit hatte. Noah, ein Vampir in Templerdiensten. Ironie des Schicksals.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
zuletzt hier.
Es war der nächste Tag seit Vajdán, Hauptmann Jaromér aus Oxenfurt zurückgekommen war und schon überstürzten sich auch schon die Ereignisse.
Auf der Liste der Personen, wegen derer man ihn stören durfte standen auch tatsächlich Hexer, auch wenn er tatsächlich bisher wenig bis gar nichts mit ihnen zu tun hatte und was er bisher gehörte hatte war wenig schmeichelhaftes - gerade erwartete er ja einen. Dieser behauptete, die Schwerter wären die seinen und gestohlen worden.
Dass man nun einen Hexer verhaftet hätte, der eine Prügelei angezettelt haben sollte war vor diesem Hintergrund ein interessanter Zufall.
Was Vajdán derzeit missfiel war in erster Linie, dass die zwei Hauptattraktionen der Auktion offenbar Diebesgut und Hehlerware sein sollten, und er glaubte nicht an Zufälle, was also nur bedeuten konnte, dass das so hochgelobte und vielgerühmte und obendrein hoch seriöse Auktionshaus weit weniger sorgfältig seine Waren beschaffte und prüfte als immer angepriesen. Würde das also herauskommen und es hing jemand an die große Glocke, der Ruf des Hauses wäre ruiniert.
Nicht dass ihm persönlich viel an den Borsodys lag, aber durchaus an Recht und Ordnung und wenn dann wäre es zwangsläufig er, der den Ruf auf dem gewissen haben würde und der sich den Hass der Händergilde zuziehen würde, die ihm im Folgenden sicher das Leben schwer machen konnte.
Auch wenn die Wache der Stadt und lenzlich der Krone unterstellt war, die Krone, die es nicht gab wurde wiederum vom Handelsrat gestützt, sie saßen also eindeutig am längeren Hebel. Und genau das missfiel ihm.
Wenn sich nun also herausstellen würde, dass der Hexer gelogen hatte oder insgesamt ein Störenfried war was es rechtfertigen würde, die Schwerter doch zur Versteigerung zuzulassen, dann käme ihm das durchaus entgegen.
Seine Hoffnung schwand allerdings bereits, als man ihm das Schwert zeigte, welches man bei dem jungen Mann sichergestellt hatte. Es gab eine Schrift über bekannte Hexerklingen und aus den wunderbar detailliert gefertigten Zeichnungen ließ sich ein Muster ableiten.
Dieses Schwert passte nicht hinein.
Auch wenn es eine meisterliche Arbeit war.
Dann ließ er sich den Bericht über den Unruhestifter geben. Wobei der Begriff 'Bericht' dem unleserlichen Gekrakel und den ungelenken Skizzen nicht gerecht wurde. Wie sehr hatte er sich Zuhause daran gewöhnt gehabt, dass fast jeder schreiben konnte.
Aber einer wie Vajdán resignierte nicht.
Er seufzte, nahm es zur Kenntnis und in seinem Kopf entstanden bereits Strategien. In diesem Fall würde es aber ein langwieriges Projekt werden.
Nachdem er sich also so gute es ging ein Bild gemacht hatte suchte er den jungen Mann in der Zelle auf. Man hatte ihm auch mitgeteilt, er spräche nur Nilfgardisch. Dies ähnelte der Älteren Rede, die er sich ebenfalls angeeignet hatte, auch wenn sein Akzenz noch stärker war als der in der Gemeinsprache.
War er also kein Hexer, vielmehr ein Nilfgarder? Ein Deserteur womöglich? Für einen Spion verhielt er sich wohl zu ungeschickt, es sei denn es wäre ausgerechnet seine Absicht gewesen in die Wache gebracht zu werden. Aber diese Seite der Zellentüre kam ihm dann doch reichlich ungünstig für ein solches Unterfangen vor.
Es half alles nachdenken nichts, er würde mit ihm sprechen müssen um sich Klarheit zu verschaffen.
Man hatte den Verhafteten also tatsächlich warten lassen bis Hauptmann Jaromér sich die Zellentüre öffnen ließ. Solange drang kaum ein Laut von draußen in die Zelle. Nun standen zwei Wachen mit Piken bereit, auch er selbst war allerdings nicht unbewaffnet. Er trug allerdings keine Rüstung, nur einen sauberen Gambeson in den Farben der Stadt. Ein weiterer Wachmann stand bereit und trug eine Laterne, die das spärliche Licht in der Zelle etwas aufbesserte, so dass der Hauptmann den Delinquenten besser beurteilen konnte, denn Nachtsicht gehörte nicht zu seinen Talenten.
Was dem jungen Mann vermutlich auffallen würde waren der dezente Duft nach Gewürzen und Sandelholz, auffällig und fein in einer derart dreckigen Welt, der sauber gestutzte Bart und die eigentlich symmetrischen schönen Züge, nur verunstaltet durch eine aus einer Laune der Vererbung heraus etwas zu großen Nase. Die Narben der einstigen großflächigen Verbrennung, die an einen Säureunfall erinnern mussten waren fast verblasst und bei diesen Lichtverhältnissen nur mit Mühe zu erkennen.
Er blieb nahe des Einganges stehen, die Hände auf dem Rücken und musterte den jungen Mann mit dem kühlen Blick aus hellblauen Augen.
Wie ein Hexer sah er wirklich nicht aus. Der eine, den er gesehen hatte hatte jene auffälligen Augen gehabt, wenn auch die Kleidung durchaus ungewöhnlich war.
Er blieb an Ort und Stelle stehen, während sein Blick damit fortfuhr, den Mann zu sezieren, etwas, dass dem wohl merkwürdig vertraut sein musste - allerdings wohl aus dem Spiegel.
"Wollt ihr mir in eigenen Worten schildern, was geschehen ist?" wandte er sich an den Mann in der Älteren Rede, vorerst würde er Ergebnissoffen an die Befragung herangehen.
Es war der nächste Tag seit Vajdán, Hauptmann Jaromér aus Oxenfurt zurückgekommen war und schon überstürzten sich auch schon die Ereignisse.
Auf der Liste der Personen, wegen derer man ihn stören durfte standen auch tatsächlich Hexer, auch wenn er tatsächlich bisher wenig bis gar nichts mit ihnen zu tun hatte und was er bisher gehörte hatte war wenig schmeichelhaftes - gerade erwartete er ja einen. Dieser behauptete, die Schwerter wären die seinen und gestohlen worden.
Dass man nun einen Hexer verhaftet hätte, der eine Prügelei angezettelt haben sollte war vor diesem Hintergrund ein interessanter Zufall.
Was Vajdán derzeit missfiel war in erster Linie, dass die zwei Hauptattraktionen der Auktion offenbar Diebesgut und Hehlerware sein sollten, und er glaubte nicht an Zufälle, was also nur bedeuten konnte, dass das so hochgelobte und vielgerühmte und obendrein hoch seriöse Auktionshaus weit weniger sorgfältig seine Waren beschaffte und prüfte als immer angepriesen. Würde das also herauskommen und es hing jemand an die große Glocke, der Ruf des Hauses wäre ruiniert.
Nicht dass ihm persönlich viel an den Borsodys lag, aber durchaus an Recht und Ordnung und wenn dann wäre es zwangsläufig er, der den Ruf auf dem gewissen haben würde und der sich den Hass der Händergilde zuziehen würde, die ihm im Folgenden sicher das Leben schwer machen konnte.
Auch wenn die Wache der Stadt und lenzlich der Krone unterstellt war, die Krone, die es nicht gab wurde wiederum vom Handelsrat gestützt, sie saßen also eindeutig am längeren Hebel. Und genau das missfiel ihm.
Wenn sich nun also herausstellen würde, dass der Hexer gelogen hatte oder insgesamt ein Störenfried war was es rechtfertigen würde, die Schwerter doch zur Versteigerung zuzulassen, dann käme ihm das durchaus entgegen.
Seine Hoffnung schwand allerdings bereits, als man ihm das Schwert zeigte, welches man bei dem jungen Mann sichergestellt hatte. Es gab eine Schrift über bekannte Hexerklingen und aus den wunderbar detailliert gefertigten Zeichnungen ließ sich ein Muster ableiten.
Dieses Schwert passte nicht hinein.
Auch wenn es eine meisterliche Arbeit war.
Dann ließ er sich den Bericht über den Unruhestifter geben. Wobei der Begriff 'Bericht' dem unleserlichen Gekrakel und den ungelenken Skizzen nicht gerecht wurde. Wie sehr hatte er sich Zuhause daran gewöhnt gehabt, dass fast jeder schreiben konnte.
Aber einer wie Vajdán resignierte nicht.
Er seufzte, nahm es zur Kenntnis und in seinem Kopf entstanden bereits Strategien. In diesem Fall würde es aber ein langwieriges Projekt werden.
Nachdem er sich also so gute es ging ein Bild gemacht hatte suchte er den jungen Mann in der Zelle auf. Man hatte ihm auch mitgeteilt, er spräche nur Nilfgardisch. Dies ähnelte der Älteren Rede, die er sich ebenfalls angeeignet hatte, auch wenn sein Akzenz noch stärker war als der in der Gemeinsprache.
War er also kein Hexer, vielmehr ein Nilfgarder? Ein Deserteur womöglich? Für einen Spion verhielt er sich wohl zu ungeschickt, es sei denn es wäre ausgerechnet seine Absicht gewesen in die Wache gebracht zu werden. Aber diese Seite der Zellentüre kam ihm dann doch reichlich ungünstig für ein solches Unterfangen vor.
Es half alles nachdenken nichts, er würde mit ihm sprechen müssen um sich Klarheit zu verschaffen.
Man hatte den Verhafteten also tatsächlich warten lassen bis Hauptmann Jaromér sich die Zellentüre öffnen ließ. Solange drang kaum ein Laut von draußen in die Zelle. Nun standen zwei Wachen mit Piken bereit, auch er selbst war allerdings nicht unbewaffnet. Er trug allerdings keine Rüstung, nur einen sauberen Gambeson in den Farben der Stadt. Ein weiterer Wachmann stand bereit und trug eine Laterne, die das spärliche Licht in der Zelle etwas aufbesserte, so dass der Hauptmann den Delinquenten besser beurteilen konnte, denn Nachtsicht gehörte nicht zu seinen Talenten.
Was dem jungen Mann vermutlich auffallen würde waren der dezente Duft nach Gewürzen und Sandelholz, auffällig und fein in einer derart dreckigen Welt, der sauber gestutzte Bart und die eigentlich symmetrischen schönen Züge, nur verunstaltet durch eine aus einer Laune der Vererbung heraus etwas zu großen Nase. Die Narben der einstigen großflächigen Verbrennung, die an einen Säureunfall erinnern mussten waren fast verblasst und bei diesen Lichtverhältnissen nur mit Mühe zu erkennen.
Er blieb nahe des Einganges stehen, die Hände auf dem Rücken und musterte den jungen Mann mit dem kühlen Blick aus hellblauen Augen.
Wie ein Hexer sah er wirklich nicht aus. Der eine, den er gesehen hatte hatte jene auffälligen Augen gehabt, wenn auch die Kleidung durchaus ungewöhnlich war.
Er blieb an Ort und Stelle stehen, während sein Blick damit fortfuhr, den Mann zu sezieren, etwas, dass dem wohl merkwürdig vertraut sein musste - allerdings wohl aus dem Spiegel.
"Wollt ihr mir in eigenen Worten schildern, was geschehen ist?" wandte er sich an den Mann in der Älteren Rede, vorerst würde er Ergebnissoffen an die Befragung herangehen.
Zuletzt geändert von Vajdan Jaromer am Mittwoch 27. Juli 2022, 20:32, insgesamt 1-mal geändert.
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 664
- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Wie viel Zeit war vergangen? Er wusste es nicht. Irgendwann zwischen seiner Ankunft und jetzt hatte er sich auf der Pritsche ausgestreckt - voll bekleidet - einen Arm unter dem Kopf und hatte die Decke angestarrt. Wie so oft, wenn er in Ruhe kam, rekapitulierte er die jüngsten Ereignisse, Beobachtungen und Gespräche - so man das, was sie zum kurzen Frühstück geführt hatten, Gespräch nennen konnte. Die Schlägerei hatte er schnell unter 'passiert halt' abgehakt, denn er hatte die Erfahrung gemacht, dass er so etwas schon mal auslöste. Ein falscher Blick und schon hieß es: Ey, was gibt's zu glotzen? Das es dann wiederum eskalierte, lag teils an den Leuten, die so hoch intelligente Fragen stellten und teils an ihm, der einfach niemals aufhörte zu 'glotzen' und noch weniger Lust hatte zu erklären, wieso er das tat. Die Nacht mit Aria wollte ihm nicht im Kopf bleiben, obwohl er sich daran klammerte - an etwas Positives klammerte, weil danach alles nur noch Scheiße gelaufen war. Doch dieses kurze Intermezzo mit Jarel und Slava drängte sich immer wieder in den Vordergrund. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, aber er konnte auch nicht verhindern, dass ihm alles immer und immer wieder vor Augen ablief, wie ein Film. Er die Worte hörte, sich dabei zusehen und zuhören musste, wie er sich zum Idioten machte. Warum hatte er überhaupt irgendwas gesagt? Es war nur mal wieder der Beweis, dass man am besten die Fresse hielt und sich seinen Teil dachte. Ein Schritt weg von dieser ehernen Regel, die er für sich selbst als die beste Lösung empfand, und schon gab es um die Ohren.
Menschen. Dieses ganze Miteinander machte ihn krank.
Schritte. Ein Schlüssel wurde gedreht. Die Tür schwang auf.
Jakob ließ sogleich die Beine von der Pritsche schwingen und nutzte ihr Gewicht, um sich elastisch in eine sitzende Position zu begeben. Dem Blick des Mannes, der eintrat, begegnete er ebenso forschend und mit kühler Ruhe, wie der ihn sogleich betrachtete. Sehr helle Augen, ähnlich Jakobs, doch eher blau als grün. Und auch der Ausdruck darin kam ihm bekannt vor. Und noch etwas war seltsam - wenn er eines begriffen hatte, dann das diese Welt auch olfaktorisch genau dem entsprach, wie man sich in seiner Zeit das Mittelalter vorstellte, doch mit diesem Menschen wehte ein würziger Duft heran, fast als trüge er ein teures Rasierwasser. Sehr dezent, aber definitiv da. Vermutlich wäre es Jakob an einem anderen Ort nicht aufgefallen, aber im Kontrast zu den ihn aktuell umgebenden Gerüchen, denen auch seine Kombi noch das ihr eigene Odeur zuaddierte, wirkte dieser Duft deplatziert und drängte sich einfach auf. Er war groß und sicher der Typ Mann, dem die Frauen in Scharen nachliefen, schon allein der Uniform wegen. Uniform stach irgendwie immer alles. Motorradkombi kam erst danach.
Jakob musterte also den Mann, wie dieser ihn musterte und versuchte aus der Uniform schlau zu werden. Vermutlich ein hohes Tier, entschied er und fragte sich, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Die Art wie der Wachmann mit der Laterne dabei stand, erhärtete den Verdacht, dass dieser Typ der Ranghöhere von beiden war. Mit dem intensiven Blick kam er klar, nur die militärisch anmutende Haltung ließ ihn unruhig werden - so stocksteif, als verlese der Typ gleich sein Todesurteil. Dann sprach er wirklich, aber er sprach kein Urteil. Noch nicht.
Der Akzent war schwer zu verstehen und Jakob krauste unwillkürlich die Stirn, als er angestrengt Worte und Satzfragmente auseinander dröselte, um den Sinn in der Frage zu finden. Sicherlich half, dass die meisten Bullen immer das gleiche fragten. Offene Fragestellung... Er wollte schon seufzend erwidern, dass er seine Rechte kenne, seinen Anruf wollte und sonst nicht sagen würde, da fiel ihm wieder ein, wo er war und das er hier allerhöchstens eine Brieftaube bekäme, wenn er denn überhaupt irgendwelche Rechte hatte. Er kaute auf seinen Wangen. Das System hier würde sicherlich ganz anders sein und der große Haken war, dass er es nicht einmal im Ansatz kannte. Seine Geschichtskenntnisse dahingehend waren mit rudimentär noch nicht ausreichend beschrieben.
Er beschloss sich erst einmal auf die Sprachbarriere zurück zu ziehen. "Langsam sprechen - nicht meine Sprache, eure." Er überlegte einen Moment aktiv, als suche er nach Worten, aber eigentlich suchte er eher nach dem Inhalt. "War vielleicht... Missverständnis?" Dumm stellen half bei der Polizei von Phoenix meistens nie, aber darum musste man ja nicht gleich aufhören, es zu versuchen, wenn man einen neuen Konstabler, oder was auch immer der da vor ihm war, vor sich hatte. Er hob dazu fragend die Hände und gab sich alle Mühe, unschuldig auszusehen. "Nehme falschen Weg - neu in Stadt - wollte zu Alchemie, aber gehen in diese Straße und plötzlich viele Menschen und Mann mit Holz. Rufen etwas, ich nicht verstehen und dann gehen mit Holz. Kommen?" Er verschliff absichtlich die Grammatik noch etwas stärker und wählte falsche Vokabeln. Unwissenheit schützte bekanntlich nicht vor Strafe, aber vielleicht gab es ja mildernde Umstände auch schon in dieser Zeit. Oder es ging total nach hinten los.
Menschen. Dieses ganze Miteinander machte ihn krank.
Schritte. Ein Schlüssel wurde gedreht. Die Tür schwang auf.
Jakob ließ sogleich die Beine von der Pritsche schwingen und nutzte ihr Gewicht, um sich elastisch in eine sitzende Position zu begeben. Dem Blick des Mannes, der eintrat, begegnete er ebenso forschend und mit kühler Ruhe, wie der ihn sogleich betrachtete. Sehr helle Augen, ähnlich Jakobs, doch eher blau als grün. Und auch der Ausdruck darin kam ihm bekannt vor. Und noch etwas war seltsam - wenn er eines begriffen hatte, dann das diese Welt auch olfaktorisch genau dem entsprach, wie man sich in seiner Zeit das Mittelalter vorstellte, doch mit diesem Menschen wehte ein würziger Duft heran, fast als trüge er ein teures Rasierwasser. Sehr dezent, aber definitiv da. Vermutlich wäre es Jakob an einem anderen Ort nicht aufgefallen, aber im Kontrast zu den ihn aktuell umgebenden Gerüchen, denen auch seine Kombi noch das ihr eigene Odeur zuaddierte, wirkte dieser Duft deplatziert und drängte sich einfach auf. Er war groß und sicher der Typ Mann, dem die Frauen in Scharen nachliefen, schon allein der Uniform wegen. Uniform stach irgendwie immer alles. Motorradkombi kam erst danach.
Jakob musterte also den Mann, wie dieser ihn musterte und versuchte aus der Uniform schlau zu werden. Vermutlich ein hohes Tier, entschied er und fragte sich, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Die Art wie der Wachmann mit der Laterne dabei stand, erhärtete den Verdacht, dass dieser Typ der Ranghöhere von beiden war. Mit dem intensiven Blick kam er klar, nur die militärisch anmutende Haltung ließ ihn unruhig werden - so stocksteif, als verlese der Typ gleich sein Todesurteil. Dann sprach er wirklich, aber er sprach kein Urteil. Noch nicht.
Der Akzent war schwer zu verstehen und Jakob krauste unwillkürlich die Stirn, als er angestrengt Worte und Satzfragmente auseinander dröselte, um den Sinn in der Frage zu finden. Sicherlich half, dass die meisten Bullen immer das gleiche fragten. Offene Fragestellung... Er wollte schon seufzend erwidern, dass er seine Rechte kenne, seinen Anruf wollte und sonst nicht sagen würde, da fiel ihm wieder ein, wo er war und das er hier allerhöchstens eine Brieftaube bekäme, wenn er denn überhaupt irgendwelche Rechte hatte. Er kaute auf seinen Wangen. Das System hier würde sicherlich ganz anders sein und der große Haken war, dass er es nicht einmal im Ansatz kannte. Seine Geschichtskenntnisse dahingehend waren mit rudimentär noch nicht ausreichend beschrieben.
Er beschloss sich erst einmal auf die Sprachbarriere zurück zu ziehen. "Langsam sprechen - nicht meine Sprache, eure." Er überlegte einen Moment aktiv, als suche er nach Worten, aber eigentlich suchte er eher nach dem Inhalt. "War vielleicht... Missverständnis?" Dumm stellen half bei der Polizei von Phoenix meistens nie, aber darum musste man ja nicht gleich aufhören, es zu versuchen, wenn man einen neuen Konstabler, oder was auch immer der da vor ihm war, vor sich hatte. Er hob dazu fragend die Hände und gab sich alle Mühe, unschuldig auszusehen. "Nehme falschen Weg - neu in Stadt - wollte zu Alchemie, aber gehen in diese Straße und plötzlich viele Menschen und Mann mit Holz. Rufen etwas, ich nicht verstehen und dann gehen mit Holz. Kommen?" Er verschliff absichtlich die Grammatik noch etwas stärker und wählte falsche Vokabeln. Unwissenheit schützte bekanntlich nicht vor Strafe, aber vielleicht gab es ja mildernde Umstände auch schon in dieser Zeit. Oder es ging total nach hinten los.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
So hölzern wie der junge Mann versuchte zu erklären, nicht seine Sprache, Missverständnis, falscher Weg. Er blieb ungewöhnlich ruhig für die meisten Menschen, die er kannte, geradezu gleichgültig. Jeder andere den er an der gleichen Stelle angetroffen hatte, hatte gefleht, geheult, argumentiert. Dieser hier nicht.
Vielleicht war es sein Glück, vielleicht sein Pech, das er ausgerechnet an Vajdán geraten war. Einer wie er ging an jede Ermittlung vollkommen ergebnisoffen heran, egal wie unwahrscheinlich die zur Auswahl stehenden Thesen auch waren.
Und es stand für ihn schnell fest, dass dieser junge Mann nicht vom Kontinent stammen konnte. Sowohl ein Skelliger also auch ein Nilfgarder hätten entweder die Ältere Rede oder die Gemeinsprache beherrscht, egal mit welchem furchtbaren Akzent und welch kurioser Betonung.
Nur blieb die Frage zu klären, wie weit er gereist war.
Jenseits der Berge lagen Ophir und Serrikanien doch niemand wusste bisher was östlicher lag und was kam südlich von Nilfgard und nördlich von Kovir und Poviss? Was lag jenseits des Ozeans? Wenn es die Gnomen und Elfen und die Zwerge wussten, dann behielten sie es für sich.
Er konnte von jenseits der Blauen Berge stammen, keine Frage, nur: Wäre er auf herkömmlichem Wege gereist, er hätte sehr lange gebraucht, Wochen, wenn nicht Monate und unterwegs hätte er sicher etwas mehr von der Sprache gelernt. Seine Reisezeit musste also erschreckend kurz gewesen sein. Ganz als wäre er einfach aus dem Himmel gefallen.
Also entweder ihm stand eine extrem schnelle Kutsche zur Verfügung oder ein Portal.
Es war also für ihn, der gesehen hatte, dass es mehr als eine Welt gab nicht einmal besonders abwegig zu vermuten, dass er jemanden vor sich hatte, der einen ähnlichen Weg gegangen war.
Ganz abgesehen davon passte dieser junge Mann so gar nciht in diese Welt.
Vajdán trat etwas näher um ihn besser sehen zu können und winkte den Laternenträger auch näher heran. Er hatte wenig Angst vor ihm.
"Hauptmann, ihr kö..." Vajdán unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste und brachte ihn zum Schweigen. Doch, er konnte.
Er trat bis auf etwas mehr als einen Schritt heran, musterte ihn aufmerksam.
Er war groß und schlank, passte anhand der Statur eher zu einem Gelehrten als zu einem Kämpfer, vielleicht zu einem Adeligen. Außerdem war seine Haut zu gut und zu glatt und zu wenig vernarbt für diese Welt. Die meisten Menschen zeigten Zeichen von schlechter Ernährung, Schädlingsbefall und Verletzungen. Er sah eindeutig zu gesund aus.
Und noch etwas fiel Vajdán auf.
Nur schwer zu erkennen, aber das waren offenbar tote Insekten, die dort an der Jacke klebten, vor allen am Oberkörper und den Schultern. Sie sahen zerquetscht aus, als wären sie viel zu schnell dort eingeschlagen, oft regelrecht zerfetzt. Nur wer bewarf einen Mann mit Fliegen? Das war dann doch die unwahrscheinlichere Version. Hatte also doch er selbst sich so schnell bewegt? War das aufgrund seiner Reise geschehen?
Nun galt es mit möglichst wenigen Fragen zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Er atmete tief durch, eine Geste, zufällig ausgewählt, sie schien ihm passend.
Wieder verzichtete er drauf, sich vorzustellen, in der Hinsicht hatte er nichts dazugelernt.
"Woher kommst du... und wie und womit bist du gereist?"
Seine Stimme war sachlich, streng vielleicht, denn er wünschte eine Auskunft, allerdings nicht feindselig.
Vielleicht war es sein Glück, vielleicht sein Pech, das er ausgerechnet an Vajdán geraten war. Einer wie er ging an jede Ermittlung vollkommen ergebnisoffen heran, egal wie unwahrscheinlich die zur Auswahl stehenden Thesen auch waren.
Und es stand für ihn schnell fest, dass dieser junge Mann nicht vom Kontinent stammen konnte. Sowohl ein Skelliger also auch ein Nilfgarder hätten entweder die Ältere Rede oder die Gemeinsprache beherrscht, egal mit welchem furchtbaren Akzent und welch kurioser Betonung.
Nur blieb die Frage zu klären, wie weit er gereist war.
Jenseits der Berge lagen Ophir und Serrikanien doch niemand wusste bisher was östlicher lag und was kam südlich von Nilfgard und nördlich von Kovir und Poviss? Was lag jenseits des Ozeans? Wenn es die Gnomen und Elfen und die Zwerge wussten, dann behielten sie es für sich.
Er konnte von jenseits der Blauen Berge stammen, keine Frage, nur: Wäre er auf herkömmlichem Wege gereist, er hätte sehr lange gebraucht, Wochen, wenn nicht Monate und unterwegs hätte er sicher etwas mehr von der Sprache gelernt. Seine Reisezeit musste also erschreckend kurz gewesen sein. Ganz als wäre er einfach aus dem Himmel gefallen.
Also entweder ihm stand eine extrem schnelle Kutsche zur Verfügung oder ein Portal.
Es war also für ihn, der gesehen hatte, dass es mehr als eine Welt gab nicht einmal besonders abwegig zu vermuten, dass er jemanden vor sich hatte, der einen ähnlichen Weg gegangen war.
Ganz abgesehen davon passte dieser junge Mann so gar nciht in diese Welt.
Vajdán trat etwas näher um ihn besser sehen zu können und winkte den Laternenträger auch näher heran. Er hatte wenig Angst vor ihm.
"Hauptmann, ihr kö..." Vajdán unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Geste und brachte ihn zum Schweigen. Doch, er konnte.
Er trat bis auf etwas mehr als einen Schritt heran, musterte ihn aufmerksam.
Er war groß und schlank, passte anhand der Statur eher zu einem Gelehrten als zu einem Kämpfer, vielleicht zu einem Adeligen. Außerdem war seine Haut zu gut und zu glatt und zu wenig vernarbt für diese Welt. Die meisten Menschen zeigten Zeichen von schlechter Ernährung, Schädlingsbefall und Verletzungen. Er sah eindeutig zu gesund aus.
Und noch etwas fiel Vajdán auf.
Nur schwer zu erkennen, aber das waren offenbar tote Insekten, die dort an der Jacke klebten, vor allen am Oberkörper und den Schultern. Sie sahen zerquetscht aus, als wären sie viel zu schnell dort eingeschlagen, oft regelrecht zerfetzt. Nur wer bewarf einen Mann mit Fliegen? Das war dann doch die unwahrscheinlichere Version. Hatte also doch er selbst sich so schnell bewegt? War das aufgrund seiner Reise geschehen?
Nun galt es mit möglichst wenigen Fragen zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Er atmete tief durch, eine Geste, zufällig ausgewählt, sie schien ihm passend.
Wieder verzichtete er drauf, sich vorzustellen, in der Hinsicht hatte er nichts dazugelernt.
"Woher kommst du... und wie und womit bist du gereist?"
Seine Stimme war sachlich, streng vielleicht, denn er wünschte eine Auskunft, allerdings nicht feindselig.
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 664
- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Für den jungen Menschen war die Situation zwar unangenehm, aber im Grunde genommen fühlte er sich nicht bedroht. Wenn man aus einer Zeit kam, in der Folter zwar eine Praxis war, die nicht ausgestorben, aber durchaus keine übliche Methode örtlicher Gesetzeshüter war, machte man sich um derlei keinen Kopf. Das das hier anders sein und der Soldat vor ihm unter Umständen durchaus körperliche Methode einsetzen könnte, um an seine Antworten zu kommen, kam Jakob im ersten Moment nicht in den Sinn. Dazu war er dann doch zu naiv und zu sehr im zivilen Leben groß geworden. Daher fiel es ihm auch leicht, ruhig zu bleiben. Hätte er gewusst, was die hier lebenden Menschen wussten und was sie sich noch dazu spannen, dann wäre er wohl auch durchaus nervöser gewesen und hätte ähnlich Gerrik versucht sich sofort irgendwie raus zu reden. Zumal die Willkür der Exekutive auf diesem Kontinent ein Ausmaß hatte, das Jakob noch nicht einmal ansatzweise verstanden hatte. Dazu hätte er die Chancen, die sich ihm für Fragen und Antworten in der Reisegruppe geboten hatten, auch nutzen sollen. Bisher hatte er allerdings einfach noch nicht kapiert, dass hier wirklich alles anders lief und das würde ihm auf Dauer weiter Probleme machen.
Der Mann vor ihm zeigte keine Regung, aber Jakob zweifelte nicht daran, dass es hinter der Stirn des Soldaten auf Hochtouren arbeitete. Der Wächter mit der Laterne dagegen wirkte nervös, vor allem als sein - was auch immer - noch einige Schritte näher trat. Jakob blieb sitzen und folgte dem Mann nur mit den Augen. Als dieser einen Schritt vor ihm stehen blieb und sowohl Jakobs Kleidung, als auch diesen selbst mit unverhohlenem Interesse musterte, richtete er sich lediglich ein wenig auf. Einen Florin, oder wie das noch hieß, für die Vermutungen, die der Wächter gerade über ihn anstellte. Jakob hatte den Eindruck, dass die Kreativität und Fantasie der Menschen dieser Welt geradezu furchterregend ausufernd war. Zumal bei einem wie ihm, der offensichtlich fremd war. Zumindest so viel hatte er schon begriffen - sie reimten sich gern was zusammen und zumindest der Pöbel erklärte einem die eigene Version dann gern gleich mit dem Knüppel. Du siehst komisch aus, du bist bestimmt... und bang. Nur fehlte ihm aktuell einfach die Möglichkeit, sich anders einzukleiden und er wollte niemanden für ein paar Münzen anpumpen. Seine Klamotten waren intakt und bequem, nur passten sie eben nicht so ganz ins Schema. Hoffentlich machte ihm das nicht hier auch noch Probleme.
Der Wächter atmete durch. Dabei hatten sie das Gespräch doch noch nicht mal begonnen und Jakob hatte sich wirklich Mühe gegeben, nicht gleich am Anfang wieder zu störrisch zu sein. Und auf einen Namen oder wenigstens Rang wartete er ebenfalls weiter vergeblich. Das war eigentlich das hauptsächlich Kuriose an dem Typ. Normalerweise hielten einem die Bullen doch immer gleich die Marke unter die Nase, teilten einem mit, wem man vor sich hatte und wunderten sich, wenn man nicht vor Ehrfurcht in den Staub sank, weil das Gegenüber weiß der Geier was für eine tolle Rangbezeichnung hatte, die Jakob sowieso nicht auseinanderhalten und schon gar nicht sortieren konnte. Dieser hier nicht.
Dafür stellte er nach einem weiteren schweigenden Moment eine überraschende treffsichere Frage. Obwohl man diese auch ganz unverfänglich verstehen und so beantworten konnte, hatte Jakob das untrügliche Gefühl, dass der Mann ganz genau wusste, was es mit ihm auf sich hatte. Oder es zumindest ahnte. Großartig. Er musste ja auch direkt an den Sherlock dieser frühen Version einer Polizeiwache geraten!
Er erwiderte den Blick noch einige Herzschläge lang, während der zwar unaufdringliche, aber trotzdem immer präsente Geruch ihn einzuhüllen begann. Nur der Umstand, dass Jakob so ziemlich niemandem vertraute, schon gar nicht irgendwelchen fremden Wachmännern, die ihn einsperrten, ließen ihn weiter auf seiner Schiene laufen. Obwohl ihn irgendetwas zwingen wollte, sich dem Kerl anzuvertrauen - aber nein, NEIN. Ali nix Schuld, Ali nix verstehen. Er zuckte also mit den Schultern, das Leder knarrte leise bei der Geste.
"Mit Kutsche von... Süden? Sumpf... mmh, Velen nennt.", antwortete er also wahrheitsgemäß. Die anderen Mitglieder der Reisegesellschaft ließ er dabei ebenso geflissentlich außen vor, wie den zweiten Karren und das Schlachtross. Erstmal schauen, wie weit er kam, ohne gleich auch noch die anderen mit in die Scheiße zu reiten.
Der Mann vor ihm zeigte keine Regung, aber Jakob zweifelte nicht daran, dass es hinter der Stirn des Soldaten auf Hochtouren arbeitete. Der Wächter mit der Laterne dagegen wirkte nervös, vor allem als sein - was auch immer - noch einige Schritte näher trat. Jakob blieb sitzen und folgte dem Mann nur mit den Augen. Als dieser einen Schritt vor ihm stehen blieb und sowohl Jakobs Kleidung, als auch diesen selbst mit unverhohlenem Interesse musterte, richtete er sich lediglich ein wenig auf. Einen Florin, oder wie das noch hieß, für die Vermutungen, die der Wächter gerade über ihn anstellte. Jakob hatte den Eindruck, dass die Kreativität und Fantasie der Menschen dieser Welt geradezu furchterregend ausufernd war. Zumal bei einem wie ihm, der offensichtlich fremd war. Zumindest so viel hatte er schon begriffen - sie reimten sich gern was zusammen und zumindest der Pöbel erklärte einem die eigene Version dann gern gleich mit dem Knüppel. Du siehst komisch aus, du bist bestimmt... und bang. Nur fehlte ihm aktuell einfach die Möglichkeit, sich anders einzukleiden und er wollte niemanden für ein paar Münzen anpumpen. Seine Klamotten waren intakt und bequem, nur passten sie eben nicht so ganz ins Schema. Hoffentlich machte ihm das nicht hier auch noch Probleme.
Der Wächter atmete durch. Dabei hatten sie das Gespräch doch noch nicht mal begonnen und Jakob hatte sich wirklich Mühe gegeben, nicht gleich am Anfang wieder zu störrisch zu sein. Und auf einen Namen oder wenigstens Rang wartete er ebenfalls weiter vergeblich. Das war eigentlich das hauptsächlich Kuriose an dem Typ. Normalerweise hielten einem die Bullen doch immer gleich die Marke unter die Nase, teilten einem mit, wem man vor sich hatte und wunderten sich, wenn man nicht vor Ehrfurcht in den Staub sank, weil das Gegenüber weiß der Geier was für eine tolle Rangbezeichnung hatte, die Jakob sowieso nicht auseinanderhalten und schon gar nicht sortieren konnte. Dieser hier nicht.
Dafür stellte er nach einem weiteren schweigenden Moment eine überraschende treffsichere Frage. Obwohl man diese auch ganz unverfänglich verstehen und so beantworten konnte, hatte Jakob das untrügliche Gefühl, dass der Mann ganz genau wusste, was es mit ihm auf sich hatte. Oder es zumindest ahnte. Großartig. Er musste ja auch direkt an den Sherlock dieser frühen Version einer Polizeiwache geraten!
Er erwiderte den Blick noch einige Herzschläge lang, während der zwar unaufdringliche, aber trotzdem immer präsente Geruch ihn einzuhüllen begann. Nur der Umstand, dass Jakob so ziemlich niemandem vertraute, schon gar nicht irgendwelchen fremden Wachmännern, die ihn einsperrten, ließen ihn weiter auf seiner Schiene laufen. Obwohl ihn irgendetwas zwingen wollte, sich dem Kerl anzuvertrauen - aber nein, NEIN. Ali nix Schuld, Ali nix verstehen. Er zuckte also mit den Schultern, das Leder knarrte leise bei der Geste.
"Mit Kutsche von... Süden? Sumpf... mmh, Velen nennt.", antwortete er also wahrheitsgemäß. Die anderen Mitglieder der Reisegesellschaft ließ er dabei ebenso geflissentlich außen vor, wie den zweiten Karren und das Schlachtross. Erstmal schauen, wie weit er kam, ohne gleich auch noch die anderen mit in die Scheiße zu reiten.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
So kamen sie hier nicht weiter.
Zwar war Vajdán nicht so grausam wie die meisten seiner Vorgänger und wie es wohl auch das Amt erlaubte, allerdings weniger aus Mitgefühl, sondern weil er es für ineffizient hielt. Folter brachte Geständnisse aber keine echten Informationen. Er hatte nicht vor Folter einzusetzen, aber er war durchaus bereit, damit zu drohen, kam er hier nicht weiter.
Aus Velen also.
Er war dem Laternenträger einen Blick zu, der - ganz im Sinne der Effizienz - nicht nur ein Armleuchter war sondern auch die Berichte seiner Informanten einsammelte. Auch der Geheimdienst der Krone hatte seine Spione in der Stadt, das wusste fast jeder Wächter, aber von denen war Zusammenarbeit zu erwarten, sie berichteten ausschließlich dem Ratsvorsitzenden. Aber Vajdán hatte schon immer seine eigenen Methoden, er lies seine Leute einfach den Spionen folgen, wo sie etwas interessantes fanden, da gab es auch etwas für ihn zu entdecken. Sicher geschah das schon bald auch umgekehrt und oftmals führten sie sich dann gegenseitig in die Irre, aber er wusste in der Regel was sie erfuhren und wenigstens was es neues in der Stadt gab, vor allem in Bezug auf ungewöhnliche Gäste. Und er war es immerhin auch, der die Torre kontrollieren ließ.
"Wer kam gestern aus Richtung Velen? ...das Westtor." fügte er hinzu, als der Mann zu lange nachdacht. Möglicherweise doch auch nicht die hellste Kerze.
"Gestern Abend eine Kutsche aus Skellige angekommen, vermutlich Adelige allerdings in Begleitung eines Fuhrwerkes, von einem Zwerg gelenkt. Ah..." Dann schien ihm ein Licht aufzugehen. "Der Diensthabende Leutnant gab an, es wären auch drei merkwürdige Menschen dabei gewesen, merkwürdig, weil sie in Begleitung eines Ritters der Flammenrose reisten, die anderen beiden..." Er musterte den gefangenen, doch er selbst hatte keinen Wachdienst gehabt, er würde ihn, selbst wenn er sich erinnern würde nicht gesehen haben können. Dennoch machte er einen Eindruck schweren Nachdenkens.
Vajdán war bereits etwas ungehalten, es könnte alles um so viel besser und schneller funktionieren, wäre alle Menschen nur eine Spur schneller im Denken, aber jene die es waren meldeten sich meist nicht für die Wache. Er musste einen weg finden, das zu ändern. Dass vielleicht er selbst an der falschen Stelle war kam ihm lange nicht in den Sinn.
"Das muss eine sehr schnelle Kutsche gewesen sein." Bemerkte er nur lapidar, es war allerdings keine Frage. "Warst du in Begleitung?"
Er blieb bei den einfachen Sätzen. Doch das ganze versprach mühsam zu werden.
Zwar war Vajdán nicht so grausam wie die meisten seiner Vorgänger und wie es wohl auch das Amt erlaubte, allerdings weniger aus Mitgefühl, sondern weil er es für ineffizient hielt. Folter brachte Geständnisse aber keine echten Informationen. Er hatte nicht vor Folter einzusetzen, aber er war durchaus bereit, damit zu drohen, kam er hier nicht weiter.
Aus Velen also.
Er war dem Laternenträger einen Blick zu, der - ganz im Sinne der Effizienz - nicht nur ein Armleuchter war sondern auch die Berichte seiner Informanten einsammelte. Auch der Geheimdienst der Krone hatte seine Spione in der Stadt, das wusste fast jeder Wächter, aber von denen war Zusammenarbeit zu erwarten, sie berichteten ausschließlich dem Ratsvorsitzenden. Aber Vajdán hatte schon immer seine eigenen Methoden, er lies seine Leute einfach den Spionen folgen, wo sie etwas interessantes fanden, da gab es auch etwas für ihn zu entdecken. Sicher geschah das schon bald auch umgekehrt und oftmals führten sie sich dann gegenseitig in die Irre, aber er wusste in der Regel was sie erfuhren und wenigstens was es neues in der Stadt gab, vor allem in Bezug auf ungewöhnliche Gäste. Und er war es immerhin auch, der die Torre kontrollieren ließ.
"Wer kam gestern aus Richtung Velen? ...das Westtor." fügte er hinzu, als der Mann zu lange nachdacht. Möglicherweise doch auch nicht die hellste Kerze.
"Gestern Abend eine Kutsche aus Skellige angekommen, vermutlich Adelige allerdings in Begleitung eines Fuhrwerkes, von einem Zwerg gelenkt. Ah..." Dann schien ihm ein Licht aufzugehen. "Der Diensthabende Leutnant gab an, es wären auch drei merkwürdige Menschen dabei gewesen, merkwürdig, weil sie in Begleitung eines Ritters der Flammenrose reisten, die anderen beiden..." Er musterte den gefangenen, doch er selbst hatte keinen Wachdienst gehabt, er würde ihn, selbst wenn er sich erinnern würde nicht gesehen haben können. Dennoch machte er einen Eindruck schweren Nachdenkens.
Vajdán war bereits etwas ungehalten, es könnte alles um so viel besser und schneller funktionieren, wäre alle Menschen nur eine Spur schneller im Denken, aber jene die es waren meldeten sich meist nicht für die Wache. Er musste einen weg finden, das zu ändern. Dass vielleicht er selbst an der falschen Stelle war kam ihm lange nicht in den Sinn.
"Das muss eine sehr schnelle Kutsche gewesen sein." Bemerkte er nur lapidar, es war allerdings keine Frage. "Warst du in Begleitung?"
Er blieb bei den einfachen Sätzen. Doch das ganze versprach mühsam zu werden.
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 664
- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Aufmerksam folgte er dem kurzen Gespräch zwischen Hauptmann und Wachsoldat - so zumindest klassifizierte er die beiden inzwischen - auch wenn er von der Gemeinsprache noch immer kaum etwas verstand. Immerhin schnappte er die Worte 'Velen', 'Skellige', 'Kutsche', 'Zwerg' und 'Flammenrose' auf, die er von Arias kleinen Unterrichtseinheiten tatsächlich behalten hatte und was ihm selbst mit mangelnder Sprachkenntnis klar machte, dass ihre illustre Reisegruppe aufgefallen war. Damit machte es auch wenig Sinn, sich dahingehend weiter zu verkünsteln - seinen Aufzug gab es in dieser Stadt ganz sicher kein zweites Mal. Sowohl Slava als auch er fielen hier auf die die bunten Hunde - es würde wohl keine fünf Minuten dauern, bis der Wächter, der ihn am Tor so angestrengt nicht beachtet hatte, weil Jarel direkt neben der Kutsche ritt, sich an sie beide erinnerte. Vielleicht war es sogar der Lampenhalter. Jakobs Gedächtnis für Gesichter war nicht besonders gut - er konnte sich Sprengpläne besser merken als Gesichtszüge. Konnte also schon sein. Zumal die in diesen Rüstungen irgendwie alle gleich aussahen.
Die hellen Augen des Knappen begegneten wieder dem kühlen Blick des Mannes direkt vor ihm, als dieser das Wort wieder an ihn richtete. Dass dieser sich gerade innerlich über mangelndes Denkvermögen oder besser dessen Langsamkeit beklagte, war unwissentlich Ironie des Moments, denn Jakobs Auffassungsgabe war schneller, als er schauspielern konnte. Er verstand sofort und er verriet sich auch sofort (4/100), indem er den Blick kurz auf seine Jacke fallen ließ. Erst dann schaltete er und verdrehte über sich selbst die Augen. Super gemacht. Er zweifelte daran, dass Sherlock diese kleine Einlage entgangen war. Damit konnte er nur noch Schadensminimierung betreiben. Kurz zuckten seine Brauen in die Höhe. "Genug Pferde?", setzte er an, erinnerte sich dann jedoch daran, dass der Witz hier erstens keinerlei Sinn machte und er sich vielleicht zweitens nicht auf Kosten der Ordnungsmacht lustig machen sollte. Also lieber die Frage beantworten, die wirklich gestellt war, anstatt dumme Kommentare zu geben.
"Ja. Ich kam mit Ritter Jarel von der Flammenrose. Ich bin sein Knappe." Die ewige Flamme hatte auf wundersame Weise Grammatik vom Himmel regnen lassen, aber das war ihm dann jetzt auch schon gleich. Er hoffte einfach, dass diese Information irgendwie reichte und der Hauptmann nicht auch noch nach den anderen fragte. Auch wenn diese Erklärung wieder nur zur Hälfte einer Belastung stand halten würde, denn genau genommen war er ja noch kein Knappe der Rose. Er hatte keinen Schwur geleistet, sondern war auf dem Weg dahin.
Die hellen Augen des Knappen begegneten wieder dem kühlen Blick des Mannes direkt vor ihm, als dieser das Wort wieder an ihn richtete. Dass dieser sich gerade innerlich über mangelndes Denkvermögen oder besser dessen Langsamkeit beklagte, war unwissentlich Ironie des Moments, denn Jakobs Auffassungsgabe war schneller, als er schauspielern konnte. Er verstand sofort und er verriet sich auch sofort (4/100), indem er den Blick kurz auf seine Jacke fallen ließ. Erst dann schaltete er und verdrehte über sich selbst die Augen. Super gemacht. Er zweifelte daran, dass Sherlock diese kleine Einlage entgangen war. Damit konnte er nur noch Schadensminimierung betreiben. Kurz zuckten seine Brauen in die Höhe. "Genug Pferde?", setzte er an, erinnerte sich dann jedoch daran, dass der Witz hier erstens keinerlei Sinn machte und er sich vielleicht zweitens nicht auf Kosten der Ordnungsmacht lustig machen sollte. Also lieber die Frage beantworten, die wirklich gestellt war, anstatt dumme Kommentare zu geben.
"Ja. Ich kam mit Ritter Jarel von der Flammenrose. Ich bin sein Knappe." Die ewige Flamme hatte auf wundersame Weise Grammatik vom Himmel regnen lassen, aber das war ihm dann jetzt auch schon gleich. Er hoffte einfach, dass diese Information irgendwie reichte und der Hauptmann nicht auch noch nach den anderen fragte. Auch wenn diese Erklärung wieder nur zur Hälfte einer Belastung stand halten würde, denn genau genommen war er ja noch kein Knappe der Rose. Er hatte keinen Schwur geleistet, sondern war auf dem Weg dahin.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
Er zuckte kurz und blickte auf seine Jacke. Eine schnelle Kutsche also. Vajdán kommentierte die Geste mit einer einzelnen hochgezogenen Augenbraue.
"Feldwebel Deinuko, schickt einen der Rekruten um diesen Ritter zu suchen, vielleicht kann er mehr erklären. Nehmt die Wachen mit, ich werde mich alleine mit ihm unterhalten."
Der Feldwebel wollte protestieren, dann gab er aber Vajdán die Laterne und machte sich auf den Weg, die beiden Wachen folgten ihm und blieben draußen vor der Türe stehen. Eine solche Anweisung war nicht ungewöhnlich und meist folgte, dass sich der Gefangene bei einem besonders ungeschickten Sturz sehr seltsame Verletzungen zuzog. Dieses mal jedoch nicht.
Genügend Pferde. Vajdán ahnte wohl, dass der junge Mann sehr wohl wusste, dass diese Erklärung nicht zog. Er wollte selbst schon dazu ansetzen, dass die Maximal Geschwindigkeit durch das langsamste Tier bestimmt werden würde, in der Theorie, in der Praxis gab es wohl einfach Chaos. Aber er schwieg, zu seinem Glück. Er war einer, der auch einen guten Wortwitz wohl kaum verstanden hätte.
"Also gut..." Vajdan überlegte tatsächlich, wie er die angespannte Situation auflockern konnte, nur fiel ihm keine Geste dazu ein. sich zu setzen fiel aus, nicht auf die Pritsche. Er verschränkte statt dessen die Arme, die während der ganzen Zeit auf dem Rücken gelegen hatten vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen.
"Wie schnell sind die Kutschen in deiner Welt?"
Auf den ersten Blick eine vollkommen unverfängliche Frage, aber auch wirklich nur auf den ersten.
"Feldwebel Deinuko, schickt einen der Rekruten um diesen Ritter zu suchen, vielleicht kann er mehr erklären. Nehmt die Wachen mit, ich werde mich alleine mit ihm unterhalten."
Der Feldwebel wollte protestieren, dann gab er aber Vajdán die Laterne und machte sich auf den Weg, die beiden Wachen folgten ihm und blieben draußen vor der Türe stehen. Eine solche Anweisung war nicht ungewöhnlich und meist folgte, dass sich der Gefangene bei einem besonders ungeschickten Sturz sehr seltsame Verletzungen zuzog. Dieses mal jedoch nicht.
Genügend Pferde. Vajdán ahnte wohl, dass der junge Mann sehr wohl wusste, dass diese Erklärung nicht zog. Er wollte selbst schon dazu ansetzen, dass die Maximal Geschwindigkeit durch das langsamste Tier bestimmt werden würde, in der Theorie, in der Praxis gab es wohl einfach Chaos. Aber er schwieg, zu seinem Glück. Er war einer, der auch einen guten Wortwitz wohl kaum verstanden hätte.
"Also gut..." Vajdan überlegte tatsächlich, wie er die angespannte Situation auflockern konnte, nur fiel ihm keine Geste dazu ein. sich zu setzen fiel aus, nicht auf die Pritsche. Er verschränkte statt dessen die Arme, die während der ganzen Zeit auf dem Rücken gelegen hatten vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen.
"Wie schnell sind die Kutschen in deiner Welt?"
Auf den ersten Blick eine vollkommen unverfängliche Frage, aber auch wirklich nur auf den ersten.
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 664
- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Wieder wurden Worte gewechselt, die Jakob nicht verstand und dann ließen die Wächter sie allein. Nie ein gutes Zeichen, auch in seiner Welt nicht. Und hier gab es nicht mal einen Spiegel, hinter dem eventuell noch jemand zusah, der bei einer eventuellen Eskalation eingreifen konnte. Immerhin war er nicht gefesselt, also konnte er sich wehren. Entwerder unterschätzte dieser Typ ihn oder er hatte tatsächlich vor, einfach unter vier Augen zu reden. Immerhin kannte der nicht unbescholtene Knappe diese Geste. Dieses 'Ich stehe zwischen dir und dieser Tür, also rede lieber.' Fast hätte er geseufzt, aber überflüssige Regungen waren ebenso nicht seins wie zu viele Worte oder zu viel Gezappel. Er rutschte lediglich auf seiner Pritsche etwas nach vorn, sodass er die Füße vollflächig aufstellen konnte. Eine unbewusste Geste, aber so wäre er schneller auf den Beinen, wenn er musste.
Doch erstmal noch mehr Fragen. Seine Welt. Er hatte es durchaus korrekt verstanden, aber er beschloss, sich weiter auf sein mangelndes Vokabular zurück zu ziehen. Zeit schinden, in der Hoffnung, dass man in der Zwischenzeit nach Jarel schickte. Trotzdem ratterte es in seinem Kopf - woher wusste dieser Soldat von einer anderen Welt? Seiner oder welcher auch immer? Wie viele Leute an diesem seltsamen Ort gab es denn noch, die woanders her kamen. Also wirklich woanders, nicht nur aus einem anderen Land oder über den Ozean? War er anderen begegnet? Oder war er am Ende selbst einer?
Er klappte den Mund auf und wieder zu. "Welt - meint... was? Land? Ich habe gelebt in Wüste." Auf die Schnelligkeit der Kutsche wollte er vorerst gar nicht wirklich eingehen. Er hoffte einfach, dass es auch hier weit entfernte Wüsten gab, in denen seltsame Völker lebten, die man eher vom Hörensagen kannte. War das nicht überall gleich?
Doch erstmal noch mehr Fragen. Seine Welt. Er hatte es durchaus korrekt verstanden, aber er beschloss, sich weiter auf sein mangelndes Vokabular zurück zu ziehen. Zeit schinden, in der Hoffnung, dass man in der Zwischenzeit nach Jarel schickte. Trotzdem ratterte es in seinem Kopf - woher wusste dieser Soldat von einer anderen Welt? Seiner oder welcher auch immer? Wie viele Leute an diesem seltsamen Ort gab es denn noch, die woanders her kamen. Also wirklich woanders, nicht nur aus einem anderen Land oder über den Ozean? War er anderen begegnet? Oder war er am Ende selbst einer?
Er klappte den Mund auf und wieder zu. "Welt - meint... was? Land? Ich habe gelebt in Wüste." Auf die Schnelligkeit der Kutsche wollte er vorerst gar nicht wirklich eingehen. Er hoffte einfach, dass es auch hier weit entfernte Wüsten gab, in denen seltsame Völker lebten, die man eher vom Hörensagen kannte. War das nicht überall gleich?
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
Eigentlich war es vollkommen egal, was er von sich preisgab.
Er hatte nicht vor, den Gefangenen zu misshandeln, er würde nicht einmal offen damit drohen. Er selbst hatte keine Angst vor dem Gefangenen, vielleicht war das Selbstüberschätzung, aber er draußen warteten die Wachen, schon beim geringsten Lärm wären sie wieder hier.
"Ich habe nach der Welt gefragt, dann meine ich das auch genau so. Aber wir können dein Spiel weiterspielen. Gut. woher also? Ophir? Serrikanien? Kovir? Oder aus Aedirn? Aus welcher Wüste kommst du?" Natürlich eine Fangfrage, die Korath Wüste hatte er gar nicht aufgezählt, aber es hieß ja auch, dort wäre kein Leben möglich.
Egal was er also auswählte, es wäre falsch.
Man würde den fraglichen Ritter herbringen, aber er würde auch ihn zuerst befragen, nicht eher würde er sie miteinander reden lassen, er hätte dann zwei Druckmittel und er würde sie auch gegeneinander einsetzen.
Er hatte nicht vor, den Gefangenen zu misshandeln, er würde nicht einmal offen damit drohen. Er selbst hatte keine Angst vor dem Gefangenen, vielleicht war das Selbstüberschätzung, aber er draußen warteten die Wachen, schon beim geringsten Lärm wären sie wieder hier.
"Ich habe nach der Welt gefragt, dann meine ich das auch genau so. Aber wir können dein Spiel weiterspielen. Gut. woher also? Ophir? Serrikanien? Kovir? Oder aus Aedirn? Aus welcher Wüste kommst du?" Natürlich eine Fangfrage, die Korath Wüste hatte er gar nicht aufgezählt, aber es hieß ja auch, dort wäre kein Leben möglich.
Egal was er also auswählte, es wäre falsch.
Man würde den fraglichen Ritter herbringen, aber er würde auch ihn zuerst befragen, nicht eher würde er sie miteinander reden lassen, er hätte dann zwei Druckmittel und er würde sie auch gegeneinander einsetzen.
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 664
- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Jakob war kein besonders guter Lügner. Er folgte den zehn Geboten, aber noch viel wichtiger, er folgte etwas, was ihm beigebracht worden war: Nicht lügen hieß nur, nichts Falsches zu erzählen. Bisher war alles, was er sagte, voll und ganz die Wahrheit gewesen. Er hatte nur hier und da etwas weg gelassen. Informationen und Füllwörter. Aber ab diesem Punkt würde er lügen, wenn er sich eines der fremden Länder aussuchte, die der Hauptmann ihm hin blätterte. Mit bemerkenswerter Ruhe. Klar, wieso auch nicht. Er brauchte nur klopfen und Jakob wäre wieder allein, der Herr Hauptmann aber bei Frau und Kind. Obwohl - der wirkte eher, als verbachte er jede wache Minute hier und in der restlichen Zeit hatte er eine Matraze in irgendeinem Eck. Solche Typen gab es auch bei jeder Polizei. Existenzen, deren Privatleben entweder vom Job gefressen worden oder daran kaputt gegangen war.
"Die Wüste Arizona. Weit im Westen.", erwiderte er in betont gleichgültigem Ton. Ein wenig imitierte er den anderen Mann vielleicht oder besser dessen eisige Gelassenheit.
"Die Wüste Arizona. Weit im Westen.", erwiderte er in betont gleichgültigem Ton. Ein wenig imitierte er den anderen Mann vielleicht oder besser dessen eisige Gelassenheit.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
"Aris-ona." wiederholte er das fremdartige Wort.
"Das ist kein Land, das ich von einer der Karten kenne. Wie bist du gereist? Und antworte jetzt bitte nicht mit 'Pferdekutsche' die hast du vielleicht die restlichen paar Kilometer genommen seit Velen. Aber welchen Weg zuvor? Über den Pontar? Oder vielleicht... auf dem Rücken eines Drachen?"
Vielleicht versuchte er ihn aufzuziehen, wenn er dazu in der Lage war.
"Ich habe nach deinem Ritter schicken lassen, er wird dich hier abholen, aber erst wenn ich das erlaube. Also, entweder du erzählst mir jetzt die ganze Wahrheit, die ohnehin bereits wie eine Endriage im Raum steht, oder es wird den ganzen Tag dauern, und diesen Ritter werden wir ebenso lange festhalten. Gründe dafür gibt es immer."
Vajdán gehörte definitiv nicht zur Hilfsbereiten Sorte, und er hatte sich in seinem Ehrgeiz in den Kopf gesetzt ihn zu überführen ohne die eigene Herkunft preiszugeben. Danach würde er vielleicht auch auspacken, aber nicht früher. Ehrgeiz.
Darin lag der junge Mann hinsichtlich seiner Einschätzung gar nicht einmal so daneben. Er ging in seinem Beruf auf, keine Familie, er hatte sich ein einziges mal geöffnet und das war grenzenlos schief gegangen, ein weiteres Mal würde er diesen Fehler nicht begehen.
"Das ist kein Land, das ich von einer der Karten kenne. Wie bist du gereist? Und antworte jetzt bitte nicht mit 'Pferdekutsche' die hast du vielleicht die restlichen paar Kilometer genommen seit Velen. Aber welchen Weg zuvor? Über den Pontar? Oder vielleicht... auf dem Rücken eines Drachen?"
Vielleicht versuchte er ihn aufzuziehen, wenn er dazu in der Lage war.
"Ich habe nach deinem Ritter schicken lassen, er wird dich hier abholen, aber erst wenn ich das erlaube. Also, entweder du erzählst mir jetzt die ganze Wahrheit, die ohnehin bereits wie eine Endriage im Raum steht, oder es wird den ganzen Tag dauern, und diesen Ritter werden wir ebenso lange festhalten. Gründe dafür gibt es immer."
Vajdán gehörte definitiv nicht zur Hilfsbereiten Sorte, und er hatte sich in seinem Ehrgeiz in den Kopf gesetzt ihn zu überführen ohne die eigene Herkunft preiszugeben. Danach würde er vielleicht auch auspacken, aber nicht früher. Ehrgeiz.
Darin lag der junge Mann hinsichtlich seiner Einschätzung gar nicht einmal so daneben. Er ging in seinem Beruf auf, keine Familie, er hatte sich ein einziges mal geöffnet und das war grenzenlos schief gegangen, ein weiteres Mal würde er diesen Fehler nicht begehen.
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 664
- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
"Eni- Was?", entfuhr es ihm unwillkürlich. Der Hauptmann machte sich von einem Satz auf den anderen keine Mühe mehr, ihm die Sprache in kleinen Häppchen zu servieren und überforderte Jakob sogleich mit Worten und komplizierten Satzkonstruktionen. Immerhin verstand er so viel, dass er hier nicht raus kommen würde - auch nicht mit Jarels Hilfe - wenn er nicht redete. Andererseits hatte er gesehen, was der Wappenrock der Rose in dieser Welt ausrichten konnte und ein wenig war er versucht, auszutesten, wo dessen Grenzen lagen. Immerhin war er selbst im Begriff, sich diesem Orden anzuschwören.
"Wieso ist wichtig, welche Weg ich genommen?", wagte er also einen Vorstoß. "Bis vorhin, ich freier Mensch. Dann irgendjemand hat beschlossen, dass ich die falsche Nase oder eben ein ... wie sagen? Wiedzmin? Anstatt mich ausfragen wegen woher, Ihr könntet mir sagen, was mein Fehler. Schuld?" Stimmte eigentlich - eine Anklage hatte er noch keine gehört. Nur Fragen in eine Richtung, die seiner Meinung nach nur mehr Ärger machten und der Sache nicht halfen.
"Wieso ist wichtig, welche Weg ich genommen?", wagte er also einen Vorstoß. "Bis vorhin, ich freier Mensch. Dann irgendjemand hat beschlossen, dass ich die falsche Nase oder eben ein ... wie sagen? Wiedzmin? Anstatt mich ausfragen wegen woher, Ihr könntet mir sagen, was mein Fehler. Schuld?" Stimmte eigentlich - eine Anklage hatte er noch keine gehört. Nur Fragen in eine Richtung, die seiner Meinung nach nur mehr Ärger machten und der Sache nicht halfen.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
Hätte Vajdán eine ausgeprägte Mimik besessen, vielleicht hätte er sogar gelächelt.
"Sie haben dich offenbar für einen Hexer gehalten. Die Lederkleidung und das Schwert... aber wärst du aus dieser Welt, du wüsstest selbst warum. Die Hexer sind über alle Landesgrenzen hinaus bekannt. Nicht beliebt, aber bekannt."
Er hatte tatsächlich den Pfad verlassen, auf dem er einfache Worte gewählt hatte. Es war zu kompliziert, es war nicht seine Art und schließlich war der Armleuchter auch nicht mehr da, der es ebenso verstehen musste. Und Rücksicht war ebenso keines seiner Talente, oder Feingefühl oder auch nur etwas in diese Richtung.
"Es ist so in dieser Welt, soviel habe ich gelernt, hier herrscht eine gewisse Willkür in der Exekutive. Ich kann dich foltern, es wird keine Anklage erhoben, ich werde immer im Recht sein, selbst wenn du dabei stirbst... es sei denn, du hättest eine mächtige und reiche Familie hinter dir, was, wie ich annehme nicht der Fall ist. So funktioniert das hier. Das muss man begreifen. Ich weiß nicht aus welcher Welt du kommst, aber ich nehme an, die Gesetze werden dort anders durchgesetzt. Wer wird schon einen Reisenden vermissen, der keinerlei Rückhalt hat in dieser Welt? Es ist deine Entscheidung, du bleibst stur... dann bleibst du hier drin, bis du verhungerst bist und auf diese Weise keinen Ärger mehr machst. Oder du erzählst mir alles und wir finden einen Weg, wie du schnell genug alles lernen kannst um keinen Ärger mehr zu machen. So oder so, ich will nicht, dass irgendjemand außer mir auf die Idee kommt, Fragen zu stellen."
Und nun wurde vielleicht auch klar, woher der Wind wehte.
Forschte der Redanische Geheimdienst nach und fand Hinweise über Reisende, er selbst wäre wohl auch in Gefahr.
"Sie haben dich offenbar für einen Hexer gehalten. Die Lederkleidung und das Schwert... aber wärst du aus dieser Welt, du wüsstest selbst warum. Die Hexer sind über alle Landesgrenzen hinaus bekannt. Nicht beliebt, aber bekannt."
Er hatte tatsächlich den Pfad verlassen, auf dem er einfache Worte gewählt hatte. Es war zu kompliziert, es war nicht seine Art und schließlich war der Armleuchter auch nicht mehr da, der es ebenso verstehen musste. Und Rücksicht war ebenso keines seiner Talente, oder Feingefühl oder auch nur etwas in diese Richtung.
"Es ist so in dieser Welt, soviel habe ich gelernt, hier herrscht eine gewisse Willkür in der Exekutive. Ich kann dich foltern, es wird keine Anklage erhoben, ich werde immer im Recht sein, selbst wenn du dabei stirbst... es sei denn, du hättest eine mächtige und reiche Familie hinter dir, was, wie ich annehme nicht der Fall ist. So funktioniert das hier. Das muss man begreifen. Ich weiß nicht aus welcher Welt du kommst, aber ich nehme an, die Gesetze werden dort anders durchgesetzt. Wer wird schon einen Reisenden vermissen, der keinerlei Rückhalt hat in dieser Welt? Es ist deine Entscheidung, du bleibst stur... dann bleibst du hier drin, bis du verhungerst bist und auf diese Weise keinen Ärger mehr machst. Oder du erzählst mir alles und wir finden einen Weg, wie du schnell genug alles lernen kannst um keinen Ärger mehr zu machen. So oder so, ich will nicht, dass irgendjemand außer mir auf die Idee kommt, Fragen zu stellen."
Und nun wurde vielleicht auch klar, woher der Wind wehte.
Forschte der Redanische Geheimdienst nach und fand Hinweise über Reisende, er selbst wäre wohl auch in Gefahr.
- Jakob von Nagall
- Spieler Level 4
- Beiträge: 664
- Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
- Lebenslauf: Jakob von Nagall
Der Hauptmann musste nicht lächeln - Jakob spürte auch so, dass er etwas falsch gemacht hatte. Oder richtig, für den Mann ihm gegenüber. Er krauste die Stirn, versuchte angestrengt dem Wortschwall zu folgen, dessen Inhalt so in etwa wiedergab, was er sich schon gedacht hatte. Wenn die Stadtwache es so wollte, endete er hier unten als Rattenfutter und niemand würde es interessieren. Jakob schluckte gegen den Kloß an, den diese Erkenntnis in seine Kehle presste und es dauerte einen Moment, bis er all das für sich übersetzt und verarbeitet hatte. Er war hier ein Niemand. Man kannte weder von Nagall noch von Alvensleben. Keine Templer. Eine andere Welt und dieser Soldat ritt immer wieder darauf herum, als wollte er ihn auf etwas stoßen. Er wollte nicht, dass jemand anderes Fragen stellte... wieso nicht? Was ging es ihn an, ob er in diesem oder einem anderen Keller schmorte?
Jakobs Blick war einen Moment lang abgewichen, hatte scheinbar die schmutzigen und ungleichen Fugen der Wand studiert, doch in Wahrheit hatte er nichts wirklich angesehen. Er hatte sich in seinen Gedanken bewegt, nachgedacht über das, was er gehört hatte und seine eigenen Schlüsse gezogen. Nun kehrten die hellen Augen zurück zu jenem geduldigen Menschen und fokussierten sich wieder.
"Du auch nicht aus dieser Welt." Eine ebenso kühle Feststellung wie jene des Hauptmannes zuvor, dass die Kutschen in Jakobs Welt verdammt schnell sein mussten. Dann wies er auf die Leichen, die seine Jacke zierten. "170 Meilen in einer Stunde... wenn man wirklich will." Was man in den seltensten Fällen abseits einer Rennstrecke konnte, es sei denn, man hatte eine gewisse Lebensmüdigkeit oder gern Ärger mit dem Gesetz. Ach ja. Traf beides oft genug zu.
Jakobs Blick war einen Moment lang abgewichen, hatte scheinbar die schmutzigen und ungleichen Fugen der Wand studiert, doch in Wahrheit hatte er nichts wirklich angesehen. Er hatte sich in seinen Gedanken bewegt, nachgedacht über das, was er gehört hatte und seine eigenen Schlüsse gezogen. Nun kehrten die hellen Augen zurück zu jenem geduldigen Menschen und fokussierten sich wieder.
"Du auch nicht aus dieser Welt." Eine ebenso kühle Feststellung wie jene des Hauptmannes zuvor, dass die Kutschen in Jakobs Welt verdammt schnell sein mussten. Dann wies er auf die Leichen, die seine Jacke zierten. "170 Meilen in einer Stunde... wenn man wirklich will." Was man in den seltensten Fällen abseits einer Rennstrecke konnte, es sei denn, man hatte eine gewisse Lebensmüdigkeit oder gern Ärger mit dem Gesetz. Ach ja. Traf beides oft genug zu.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
Wenn Vajdán nun zufrieden war, dann sah man es ihm genauso wenig an wie sein Missfallen vielleicht zuvor.
170... er kannte nur die hier gängige Längeneinheit "Meile" sagte ihm nichts, aber er nahm an, dass es sich um eine vergleichbare Größe handeln musste und selbst wenn ein Abweichungen gab, es war verdammt schnell. Jeder andere an seiner Stelle hätte vielleicht durch die Zähne gepfiffen.
"Nein, auch bin nicht von dieser Welt." bestätigte er die Einschätzung des Mannes, an sich auch unnötig, es zu bestätigen was seine Art, freundlich zu sein. "Ich lasse dir unauffälligere Kleidung bringen, dann werden wir uns weiter unterhalten." Er wandte sich kurz um, öffnete kurz die Türe und gab dem Wachmann Anweisungen aus der Kleiderkammer etwas zu holen. Es würde einfache Kleidung sein, woher sie stammte wollte man vermutlich nicht wissen. Aber es gab nicht viele Möglichkeiten wie Kleidung bei der Stadtwache verblieb.
im gleichen Zug erfuhr schließlich Vajdán, dass auch der Ritter eingetroffen war. Er nickte und überließ den Gefangenen erst einmal sich selbst, er würde sich später noch einmal mit ihm unterhalten. Was er hatte wissen wollen, dazu hatte er nun Gewissheit. Und er wollte ihm Zeit geben, er hatte ihm gesagt was er hatte sagen wollen.
erstmal weiter hier.
170... er kannte nur die hier gängige Längeneinheit "Meile" sagte ihm nichts, aber er nahm an, dass es sich um eine vergleichbare Größe handeln musste und selbst wenn ein Abweichungen gab, es war verdammt schnell. Jeder andere an seiner Stelle hätte vielleicht durch die Zähne gepfiffen.
"Nein, auch bin nicht von dieser Welt." bestätigte er die Einschätzung des Mannes, an sich auch unnötig, es zu bestätigen was seine Art, freundlich zu sein. "Ich lasse dir unauffälligere Kleidung bringen, dann werden wir uns weiter unterhalten." Er wandte sich kurz um, öffnete kurz die Türe und gab dem Wachmann Anweisungen aus der Kleiderkammer etwas zu holen. Es würde einfache Kleidung sein, woher sie stammte wollte man vermutlich nicht wissen. Aber es gab nicht viele Möglichkeiten wie Kleidung bei der Stadtwache verblieb.
im gleichen Zug erfuhr schließlich Vajdán, dass auch der Ritter eingetroffen war. Er nickte und überließ den Gefangenen erst einmal sich selbst, er würde sich später noch einmal mit ihm unterhalten. Was er hatte wissen wollen, dazu hatte er nun Gewissheit. Und er wollte ihm Zeit geben, er hatte ihm gesagt was er hatte sagen wollen.
erstmal weiter hier.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
aus dem Besprechungsraum.
Es dauerte nicht einmal lange, vielleicht etwas mehr als der Wachmann gebraucht hatte um Jake frische Kleidung zu beingen und dieser, so er das Angebot annehmen wollte, um sich umzuziehen.
Aus der Rüst- und Vorratskammer brachte der, der zuvor die Laterne gehalten hatte ein paar einfache Hosen, leichte Stiefel, Hemd uns Wams. Alles nicht besonders neu, aber wenn geflickt, dann sauber, es war auch nicht die Kleidung eines reichen Mannes, aber immerhin sauber wenn auch leicht muffig - die Keller hier gehörten nicht zu den trockensten der Stadt - so doch unauffällig.
Die legte er ihm hin nur um sehr schnell die Zelle wieder zu verschließe. so ganz traute der Wächter dem Frieden nicht.
Und dann kam auch bereits der Hauptmann an, mit einem Ritter der Flammenrose im Schlepptau. Der Mann nahm Haltung an und öffnete ihm wieder die Zellentüre.
Das konfiszierte Schwert hatte sich Vajdán unterwegs aushändigen lassen und drückte es nun dem Ritter in die Hand.
"Gebt es ihm erst draußen." ermahnte er ihn und sein Blick schickte noch die Warnung hinterher, dass es gesünder wäre nun unauffälliger zu bleiben.
Es dauerte nicht einmal lange, vielleicht etwas mehr als der Wachmann gebraucht hatte um Jake frische Kleidung zu beingen und dieser, so er das Angebot annehmen wollte, um sich umzuziehen.
Aus der Rüst- und Vorratskammer brachte der, der zuvor die Laterne gehalten hatte ein paar einfache Hosen, leichte Stiefel, Hemd uns Wams. Alles nicht besonders neu, aber wenn geflickt, dann sauber, es war auch nicht die Kleidung eines reichen Mannes, aber immerhin sauber wenn auch leicht muffig - die Keller hier gehörten nicht zu den trockensten der Stadt - so doch unauffällig.
Die legte er ihm hin nur um sehr schnell die Zelle wieder zu verschließe. so ganz traute der Wächter dem Frieden nicht.
Und dann kam auch bereits der Hauptmann an, mit einem Ritter der Flammenrose im Schlepptau. Der Mann nahm Haltung an und öffnete ihm wieder die Zellentüre.
Das konfiszierte Schwert hatte sich Vajdán unterwegs aushändigen lassen und drückte es nun dem Ritter in die Hand.
"Gebt es ihm erst draußen." ermahnte er ihn und sein Blick schickte noch die Warnung hinterher, dass es gesünder wäre nun unauffälliger zu bleiben.
Wie viel Zeit vergangen war, wusste Jakob nicht. Die Zeit verging in dem Raum dicht gesetzter grauer Steine anders. Oder gar nicht. Doch irgendwann - endlich - hörte er eine ihm bekannte dunkle Stimme auf der anderen Seite der Tür. Jarel. Er hatte ihn gefunden.
Schritte vor der Tür - mal wieder schwere Stiefel. Jakob blieb auf der Pritsche sitzen, den Rücken an der Wand, die Beine unter geschlagen. Die Wachen mochten es nicht sonderlich, wenn man hinter der Tür lungerte - das hatte er schon gelernt, denn sie waren überaus unruhig in seiner Nähe, so als könne er sie wirklich verhexen. Der Wächter, der zuvor das Licht getragen hatte, hatte ihm fremde Kleider gebracht und Wasser. Beides lag oder stand noch unangetastet neben ihm auf der Pritsche. Also wartete er, lauschte. Und vernahm eine ihm wohl bekannte Stimme. Kurz schloss er die Augen, lehnte auch noch den Kopf an die Wand. Hatte der Hauptmann am Ende wirklich nach Jarel schicken lassen? Egal wie, der Ritter war hier - Jakob wagte es kurz, Erleichterung zuzulassen.
Wieder schwere Schritte. War der Wachmann allein oder der Ritter so leise? Doch dann wurde die Tür geöffnet geöffnet und Jarel trat ein. Nach außen hin gelassen und die Ruhe selbst.
Jake kannte ihn besser. Eine leichte Unsicherheit im Gang, ein kaum wahrnehmbares Nachziehen des linken Beines, ein etwas zu lässiges einhaken des linken Daumens in seinen Gürtel. Schatten unter den Augen. Und er sah ihn nicht an, als er ein paar Worte in der Gemeinsprache mit der Wache plauderte, die ihn in die Zelle ließ, und die Tür hinter ihm schloss. Jedoch ohne die Riegel vorzuschieben.
Der Ritter wand sich zur Pritsche und wartete ab.
Die Erleichterung zerbröckelte sogleich, als Jarel eintrat. Als Hauptbeschäftigung am Tage Menschen zu beobachten hatte den Nachteil, dass man sie zu lesen lernte. Jarel wirkte ruhig, aber das tat ein Pulverfass auch, so lange die Lunte noch einen Meter lang war. Vorsichtig schob er sich nach vorn und stand auf - verzweifelt wünschte er sich Seth herbei, der diese Erstauftritte der mit ihnen gestraften Ritterschaft immer mit einem flotten Spruch entschärft hatte. Aber er war nicht hier und Jakob nicht Seth. Also schwieg er. Wie immer.
Ja. Jarel verbarg etwas. Etwas schlimmes. Aber es war nicht seine Wut, die er zu verbergen versuchte. Selbst die Enttäuschung nur zum Teil. Jakob hatte - warum auch immer - seinen Posten verlassen. Seinen Schützling allein gelassen. Egal wofür. Egal wie lange. Egal warum.
Was dem Schaf im Wolfspelz wirklich Schwierigkeiten machte war das, was er seinem Knappen nun antun würde. Er hoffte nur, dass die Wunde, die er nun schlug tief genug war um zu sitzen, aber nicht so tief ihn zu zerbrechen. Aber wenn er zerbrach, war er für diese Welt ohnehin nicht geeignet.
Der Ritter schluckte schwer. Er musste wütend wirken, sonst würde es nicht funktionieren. Kein Problem. Er musste nur der Bestie in ihm eine Hand breit mehr Leine lassen. Er musste nur zulassen, dass der Worg sich erhob und einen kontrollierten Schritt nach vorn machte. Kontrolliert war das Zauberwort. Er atmete durch. Und ließ es zu.
Langsam, ganz langsam hob Jarel den Blick und sah Jakob in die Augen. Die Pupillen pechschwarz, der Gesichtsausdruck, als würde er ihm gleich die Kehle herausreißen und die Stimme...
...ja die sonst so weiche und warme Stimme war schneidend. Kalt. Das Knurren eines Raubtieres, dass diesen Laut nicht ausgestoßen hatte um sein Opfer zu warnen, sondern um ihm ins Gesicht sehen zu können, während er es riss.
Dass das ganze ein Schauspiel war - wenngleich es durchaus außer Kontrolle geraten konnte - ahnte Jakob nicht. Er kannte Jarel gut. Aber für diese Finte nicht gut genug.
Und dann fragte er. Drei leise Worte.
"Wo ist Aria?"
Da war er wieder, der Wolf. Nur diesmal hatte Jakob kein Schwert, mit dem er dessen Kiefer würde auf Abstand halten können und die Wache war fort. Die Tür geschlossen. Wenn Jarel beschließen sollte, hier und jetzt seinem Zorn freien Lauf zu lassen, dann würde wohl nichts und niemand den Knappen retten. Der allerdings immer noch leise hoffte, dass sein kleiner Ausrutscher nicht gleich so eine heftige Reaktion rechtfertigte. Bei Gott, es war nicht einmal seine Schuld gewesen! Er erwiderte also den Blick der schwarzen Augen - man konnte ihm nicht nachsagen, dass er keinen Mut hatte. Jarel wollte ihn sicher nur verunsichern - das wollten sie doch alle mit diesen Posen und Gesten.
Und dann...
Aria.
Aus dem von der Sonne Arizonas braun gebrannten Gesicht wich schlagartig alle Farbe. So blass war Jakob nicht mal gewesen, als er geschüttelt vom Fieber und bewusstlos gewesen war. Aria - wo war Aria und wieso hatte er bis zu diesem Moment nicht einen Gedanken daran verschwendet? Richtig, er hatte auf sie Acht geben sollen, solange Jarel und Slava unterwegs waren - nur hatte er den Weg zu Alchemie zurück verfehlt und war an diesen dämlichen Schreiner geraten. Tausend Gedanken und kein Wort. Er hatte einen Eisklumpen im Magen und einen Knoten in der Kehle, gegen den er nicht an schlucken konnte. Selbst das Atmen fiel ihm mit einem Mal schwer.
Da waren tausend Erklärungen in seinem Kopf. Hunderte Ausflüchte. Zum Glück war seine Zunge wie gelähmt, sodass sein Verstand sich die einzelnen Satzfragmente vornehmen und sie einen nach dem anderen verwerfen konnte. Nichts davon war relevant. Jarels ganze Haltung drückte das aus. Er könnte vorbringen, was er wollte, es wären nur hohle Entschuldigungen für eine einfache Tatsache: er war nicht da gewesen, wo er hätte sein sollen. In der Alchemie. Bei Aria.
Quälend langsam schüttelte er den Kopf, würgte gegen den immer größer werdenden Klumpen in seiner Kehle an. Er würde sich niemals verzeihen, wenn ihr etwas passiert war.
Der Ritter starrte ihn weiter an. Ließ Jakob lange mit seinen Gedanken allein.
Der Junge schwieg. Zu gern hätte er das Schauspiel beendet, doch er hatte noch keine Antwort bekommen. Er legte lauernd den Kopf schief. Fehlte eigentlich nur, dass er sich die Zähne bleckte.
"Sieh mich an, Jakob. Steh gerade und sieh mich an."
Und dann noch einmal. Hart. Scharf. Wütend.
"Ant-wor-te!", zischte er leise.
Er sah ihn doch an! Unverwandt - die ganze Zeit schon! Wut flammte in den hellen Augen auf, verdrängte einen Moment lang den Schock. Wieso zum Geier kehrte sich immer alles gegen ihn? Und wieso standen sie überhaupt hier, wenn Aria verschwunden war und drehten nicht längst jeden Stein in dieser dreckigen Stadt um, um sie zu finden? Die Hitze des Zorns brachte das Eis in seinem Magen zum Schmelzen und endlich fand er seine Zunge wieder. Wie bei einem Chamäleon kehrte auch wieder Farbe in seine Wangen zurück.
"Ich weiß es nicht!", blaffte er nicht minder aggressiv, wenn auch etwas nasal, zurück. Seine übliche Reaktion, wenn man ihn in die Ecke drängte. "Ich war auf dem Weg zurück nach Alchemie! Muss falschen Abzweig nehmen!" Er sagte es nicht, aber aus seinen Worten war wohl zu entnehmen, dass er genau wusste, worum es hier ging. Aber war dieses trotzdem. Er konnte nichts dafür, es war schlicht ein dummer Zufall und nicht Absicht gewesen, dass er die ihm gestellte Aufgabe nicht hatte wahrnehmen können. Es war ja nicht so, dass er auf dem Rückweg shoppen oder einen Heben gegangen wäre, er hatte sich verdammt noch mal in dieser für ihn fremden Stadt kurz verlaufen. Nicht mal wild, aber eben ein paar Schritte zu weit. Was wollte Jarel eigentlich?
Ein Teil von ihm wusste die Antwort selbstverständlich, aber der vernagelte Jugendliche drumherum ballte einfach nur die Fäuste an den Seiten.
Da hatte er seine Antwort. Aggression. Keine Einsicht. Keine Reue. Nichts.
Lange mustere Jarel den Jungen, starrte ihn an.
Dann war ER es, der wegsah und die Augen schloss. Den Schwarzpelz zu zügeln fiel ihm erstaunlich leicht. Kein Drang nach vorne. Kein weiteres Knurren. Der Schwarze fügte sich.
Und Jarels Auftreten änderte sich. Die Augenfarbe, die Stimme.
Diesen Versuch des Schauspiels durchschaute Jake nun. Und vielleicht kam er auch hinter das Getue der letzten Minuten.
Gespielte Kälte und Abweisung.
"Du bist frei und kannst gehen. Deine Kaution ist bezahlt. Wenn wir zurück bei Aria sind, gib mir mein Schwert zurück."
Doch hinter der Fassade brach es dem Ritter das Herz. Er mochte den Jungen. Und er hatte an seiner Erziehung schon nach wenigen Tagen versagt.
Er kam nicht durch. Und er würde niemals durchkommen. Er war so unglaublich müde in diesem Moment.
Bei seinem Aufbruch zur Akademie hatte er Hoffnung gehabt, sogar von ihm geschwärmt.
Jetzt war nicht Jake es, der am Schauspiel zerbrochen war.
Es passierte gerade wieder. Es passierte ihm einfach wieder und wieder und wieder. Der Fünfte. Und hier gab es kein Nachsitzen, keine Extrarunden, weil man ihn irgendwie durchbringen MUSSTE. Hier fiel er, hart und ungebremst. Jarel ließ ihn fallen - er spürte es fast körperlich und es setzte im Kopf Jakobs einen weiteren Stein in die Mauer um sein Ich. Nicht einmal dieser Mann, bei dem er anfangs geglaubt hatte, er könnte anders sein, hatte den stummen Hilferuf gehört. Er hatte sie ihm sogar aufgezählt. Vier Ritter in sechs Jahren - jedem wurde er irgendwann entweder zu stur, zu unnahbar, zu schwer erziehbar - ab ins Heim mit dem Jungen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Gebt ihm 'ne Pille, damit er nicht stört. Die einzige, die je versucht hatte, ihn wirklich zu begreifen, hatte wegen ihrer Suchtgeschichte keinen eigenen Knappen haben dürfen. Dabei wären sie vermutlich sogar ein gutes Team gewesen. Zuletzt Alexej, der es mit roher Gewalt versucht hatte - körperlicher und psychischer Art. Der versucht hatte, ihn zu brechen und dem es nur deswegen nicht gelungen war, weil es Jakob hierhin katapultiert hatte.
Gottes riesige Bananenschale, auf der er Jarel vor die Füße geschliddert war. Und der kickte ihn nun zurück. Wegen eines Fehlers, den er nicht einmal selbst verschuldet hatte. Als würde seine Akte ihm auf der Bananenschale hinterdrein rutschen. Ein Haufen Papier voller fest gefügter Meinungen.
Endlich fiel Jakobs Blick auf seine Füße, verloren seine Schultern jegliche Spannung. Hätte Jarel ihn nicht bereits besser gekannt, er hätte wohl Tränen vermutet. Aber Jakob weinte nicht, er resignierte nur. Fügte sich. Wieder abgesägt und beiseite gestellt.
Irgendwie raffte er sich zusammen, entwickelte genug Kraft, den Kopf wieder zu heben. "Was stehen noch hier? Sollten suchen Aria." Sein Tonfall war nun farblos, bar aller Emotionen. Etwas anderes schaffte er nicht zu sagen, auch wenn sein Verstand längst kapiert hatte, dass Jarel nur mit ihm gespielt hatte.
"Aria ist wohlauf. Sie ist in der Alchemie. War nie fort. Das war nur ein Test, Jakob. Ob du in der Lage bist, Einsicht zu zeigen." Jarels Stimme wurde brüchig. "Ich hatte wirklich Hoffnung für dich, Junge. Ich sah uns gemeinsam durch das Land ziehen und das Böse bekämpfen. Ich sah dich als meinen Nachfolger. Du bist schlau, Jakob. Ich hätte nicht einmal ausgeschlossen, dass du deinen Weg an die Spitze der Komturei machst." Er schluckte mehrfach und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. "Dich zu gefährden, schlecht, aber verzeihbar. Mich zu gefährden.. verzeihbar. Einen Schützling zu gefährden...", er schüttelte müde den Kopf.
"Du bist so beschäftigt mir dir selber. So sehr damit, alle wegzustoßen, wegzubeißen, dass du dir selber in der Sicht stehst. Du siehst die Welt als Feind. Du wehrst dich gegen alles, was dir angetan wurde ohne zu sehen, was du den anderen antust. Bist du vielleicht mal darauf gekommen, dass ich dich mag, Jakob? Dass ich Angst um dich hatte? Es geht hier nicht darum, wer an was schuld ist. Es geht darum, etwas anzunehmen. Ob es nun Verantwortung ist oder Freundschaft. An dir prallt alles ab."
Jake weinte nicht. Aber die Augen des großen ruppigen Ritters funkelten verdächtig.
Jarel suchte nach Worten. Er hatte in den letzten Tage schon mehr geredet als in den fünfzehn Jahren davor.
Und in eben diesem Moment, brachte er keinen Ton mehr hervor.
Ihm fiel ein so riesiger Stein vom Herzen, dass er die nächsten Worte fast nicht registrierte. Aria ging es gut. Es war nur ein Test gewesen. Einer, durch den er mit Pauken und Trompeten durchgefallen war. Diese Einsicht holte ihn genauso schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und Jarel nagelte ihn dort mit jedem weiteren Wort gnadenlos fest. Die Hand auf seiner Schulter war unfassbar schwer. Eigentlich wusste er all das - er hörte es nicht einmal zum ersten Mal, aber es war einfach weniger schmerzhaft, wenn man gleich in seinem Glaskasten blieb. Und das Schlimme war, dass er nicht wusste, wie er aus diesem gläsernen Kasten je wieder heraus kommen sollte. Nicht ohne Hilfe jedenfalls.
Wieder fiel sein Blick auf seine hoch interessanten Schuhspitzen. Wieso sollte ihn jemand mögen? Wieso Angst um ihn haben? Wo er sich doch so Mühe gab, unausstehlich zu sein. Die Seele war ein verletzliches Gut und je früher diese Verletzung erfolgte, desto gravierender war der Schaden. Jakob wusste natürlich nicht um solche medizinischen Details, er wusste nur, dass er viele Ängste hatte, die Beziehungen betrafen. Dass er sich Aria so weit angenähert hatte, grenzte schon fast an ein Wunder und war wohl zuletzt auch ihrem Liebreiz - oder eben ihrer Magie - geschuldet.
"Weil ich Angst habe, dass es sonst trifft.", teilte er seinen Schuhspitzen tonlos mit. Wie schmerzhaft solche Treffer sein konnten, hatte Slava heute morgen noch eindrucksvoll bewiesen. Lieber gar nichts durch lassen - weder Gutes, noch Böses. Beides konnte schmerzen.
Aber da war die Hand. Und auch wenn Jarel es nicht glaubte, er war schon weiter zu Jakob durchgedrungen, als viele andere. Das Gespräch vom Morgen kam ihm wieder in den Sinn und das erste Mal auch das, was der Ritter gesagt und nicht nur, was er verbockt hatte. Dies hier war eine neue Welt - ein neuer Anfang. Es gab in Jarels Orden keine Akte, die ihm schon voraus gereist war und die Meinung der Führung vorbelastete. Hier gab es nur ihn. Er konnte bei Null anfangen und seine Akte selbst neu beschreiben. Aber statt dessen benahm er sich, als wäre alles noch beim Alten und er dem machtlos ausgeliefert. Und jetzt hatte er es schon bei der ersten Probe aufs Exempel vergeigt - wie er es auch drehte und wendete, er wusste nicht so recht, welchen Ausweg er hatte. Raus aus seinem Glaskasten.
Endlich hob er den Blick wieder, sah dem Ritter vor sich in die nun wieder braunen Augen. Der Schatten vor seinen Füßen war so verdammt riesig, aber er sprang.
"Es tun Leid, ich wollten nicht. Kein Ärger machen. Kein Pflicht verletzen. Bitte, Jarel. Nicht stellen du mich auch zur Seite. Geben noch eine Chance." Das Wort 'Chance' benutzte er genauso und auch wenn Jarel es wohl nicht kannte, Jakob hoffte einfach, dass er es aus dem Kontext zog.
Die Augen des Ritters wurden groß, nachdem er verstanden hatte, was der Junge ihm offenbart hatte.
Wie schwer musste ihm DAS gefallen sein. Bei allen Schatten... wie schwer.
Jake war kaum vier Fingerbreit kleiner als er, und doch verschwand er fast in der Umarmung, in die ihn Jarel zog.
Der Ritter drückte ihn einmal kurz - und fest- bevor er ihn wieder los ließ.
Das Glitzern in den Augen des alten Mannes hatte sich gelegt. Kein Wunder, die Feuchtigkeit hatte sich ihren Weg in Form einer schmalen Spur im unrasierten Gesicht gesucht und sich irgendwo in den dunklen Bartstoppeln verloren.
"Und beim nächsten Mal leg ich dich übers Knie. Knappe.", brummte er gutmütig.
Womit auch klar gestellt war, wie es weiter ging. Er hatte ihn nicht verstoßen. Er würde seine Chance bekommen.
Jakob ließ sich in die Umarmung ziehen, weil er einfach zu perplex war. Umarmt werden. Wie verrückt war das denn? Nicht mal seine Mutter hatte ihre Kinder allzu oft umarmt, ganz zu schweigen von seinem Vater. Vielleicht versteifte er sich tatsächlich etwas, doch der Spuk war schnell vorbei und Jarel ließ ihn wieder los, bevor er ihm so etwas wie Absolution erteilte. Gepaart mit einer Drohung, der allerdings vom Tonfall sogleich entschärft wurde.
Knappe.
Er nickte. "Danke.", murmelte er, schnappte sich die fremden Kleider, bereit Jarel nach draußen zu folgen.
Schritte vor der Tür - mal wieder schwere Stiefel. Jakob blieb auf der Pritsche sitzen, den Rücken an der Wand, die Beine unter geschlagen. Die Wachen mochten es nicht sonderlich, wenn man hinter der Tür lungerte - das hatte er schon gelernt, denn sie waren überaus unruhig in seiner Nähe, so als könne er sie wirklich verhexen. Der Wächter, der zuvor das Licht getragen hatte, hatte ihm fremde Kleider gebracht und Wasser. Beides lag oder stand noch unangetastet neben ihm auf der Pritsche. Also wartete er, lauschte. Und vernahm eine ihm wohl bekannte Stimme. Kurz schloss er die Augen, lehnte auch noch den Kopf an die Wand. Hatte der Hauptmann am Ende wirklich nach Jarel schicken lassen? Egal wie, der Ritter war hier - Jakob wagte es kurz, Erleichterung zuzulassen.
Wieder schwere Schritte. War der Wachmann allein oder der Ritter so leise? Doch dann wurde die Tür geöffnet geöffnet und Jarel trat ein. Nach außen hin gelassen und die Ruhe selbst.
Jake kannte ihn besser. Eine leichte Unsicherheit im Gang, ein kaum wahrnehmbares Nachziehen des linken Beines, ein etwas zu lässiges einhaken des linken Daumens in seinen Gürtel. Schatten unter den Augen. Und er sah ihn nicht an, als er ein paar Worte in der Gemeinsprache mit der Wache plauderte, die ihn in die Zelle ließ, und die Tür hinter ihm schloss. Jedoch ohne die Riegel vorzuschieben.
Der Ritter wand sich zur Pritsche und wartete ab.
Die Erleichterung zerbröckelte sogleich, als Jarel eintrat. Als Hauptbeschäftigung am Tage Menschen zu beobachten hatte den Nachteil, dass man sie zu lesen lernte. Jarel wirkte ruhig, aber das tat ein Pulverfass auch, so lange die Lunte noch einen Meter lang war. Vorsichtig schob er sich nach vorn und stand auf - verzweifelt wünschte er sich Seth herbei, der diese Erstauftritte der mit ihnen gestraften Ritterschaft immer mit einem flotten Spruch entschärft hatte. Aber er war nicht hier und Jakob nicht Seth. Also schwieg er. Wie immer.
Ja. Jarel verbarg etwas. Etwas schlimmes. Aber es war nicht seine Wut, die er zu verbergen versuchte. Selbst die Enttäuschung nur zum Teil. Jakob hatte - warum auch immer - seinen Posten verlassen. Seinen Schützling allein gelassen. Egal wofür. Egal wie lange. Egal warum.
Was dem Schaf im Wolfspelz wirklich Schwierigkeiten machte war das, was er seinem Knappen nun antun würde. Er hoffte nur, dass die Wunde, die er nun schlug tief genug war um zu sitzen, aber nicht so tief ihn zu zerbrechen. Aber wenn er zerbrach, war er für diese Welt ohnehin nicht geeignet.
Der Ritter schluckte schwer. Er musste wütend wirken, sonst würde es nicht funktionieren. Kein Problem. Er musste nur der Bestie in ihm eine Hand breit mehr Leine lassen. Er musste nur zulassen, dass der Worg sich erhob und einen kontrollierten Schritt nach vorn machte. Kontrolliert war das Zauberwort. Er atmete durch. Und ließ es zu.
Langsam, ganz langsam hob Jarel den Blick und sah Jakob in die Augen. Die Pupillen pechschwarz, der Gesichtsausdruck, als würde er ihm gleich die Kehle herausreißen und die Stimme...
...ja die sonst so weiche und warme Stimme war schneidend. Kalt. Das Knurren eines Raubtieres, dass diesen Laut nicht ausgestoßen hatte um sein Opfer zu warnen, sondern um ihm ins Gesicht sehen zu können, während er es riss.
Dass das ganze ein Schauspiel war - wenngleich es durchaus außer Kontrolle geraten konnte - ahnte Jakob nicht. Er kannte Jarel gut. Aber für diese Finte nicht gut genug.
Und dann fragte er. Drei leise Worte.
"Wo ist Aria?"
Da war er wieder, der Wolf. Nur diesmal hatte Jakob kein Schwert, mit dem er dessen Kiefer würde auf Abstand halten können und die Wache war fort. Die Tür geschlossen. Wenn Jarel beschließen sollte, hier und jetzt seinem Zorn freien Lauf zu lassen, dann würde wohl nichts und niemand den Knappen retten. Der allerdings immer noch leise hoffte, dass sein kleiner Ausrutscher nicht gleich so eine heftige Reaktion rechtfertigte. Bei Gott, es war nicht einmal seine Schuld gewesen! Er erwiderte also den Blick der schwarzen Augen - man konnte ihm nicht nachsagen, dass er keinen Mut hatte. Jarel wollte ihn sicher nur verunsichern - das wollten sie doch alle mit diesen Posen und Gesten.
Und dann...
Aria.
Aus dem von der Sonne Arizonas braun gebrannten Gesicht wich schlagartig alle Farbe. So blass war Jakob nicht mal gewesen, als er geschüttelt vom Fieber und bewusstlos gewesen war. Aria - wo war Aria und wieso hatte er bis zu diesem Moment nicht einen Gedanken daran verschwendet? Richtig, er hatte auf sie Acht geben sollen, solange Jarel und Slava unterwegs waren - nur hatte er den Weg zu Alchemie zurück verfehlt und war an diesen dämlichen Schreiner geraten. Tausend Gedanken und kein Wort. Er hatte einen Eisklumpen im Magen und einen Knoten in der Kehle, gegen den er nicht an schlucken konnte. Selbst das Atmen fiel ihm mit einem Mal schwer.
Da waren tausend Erklärungen in seinem Kopf. Hunderte Ausflüchte. Zum Glück war seine Zunge wie gelähmt, sodass sein Verstand sich die einzelnen Satzfragmente vornehmen und sie einen nach dem anderen verwerfen konnte. Nichts davon war relevant. Jarels ganze Haltung drückte das aus. Er könnte vorbringen, was er wollte, es wären nur hohle Entschuldigungen für eine einfache Tatsache: er war nicht da gewesen, wo er hätte sein sollen. In der Alchemie. Bei Aria.
Quälend langsam schüttelte er den Kopf, würgte gegen den immer größer werdenden Klumpen in seiner Kehle an. Er würde sich niemals verzeihen, wenn ihr etwas passiert war.
Der Ritter starrte ihn weiter an. Ließ Jakob lange mit seinen Gedanken allein.
Der Junge schwieg. Zu gern hätte er das Schauspiel beendet, doch er hatte noch keine Antwort bekommen. Er legte lauernd den Kopf schief. Fehlte eigentlich nur, dass er sich die Zähne bleckte.
"Sieh mich an, Jakob. Steh gerade und sieh mich an."
Und dann noch einmal. Hart. Scharf. Wütend.
"Ant-wor-te!", zischte er leise.
Er sah ihn doch an! Unverwandt - die ganze Zeit schon! Wut flammte in den hellen Augen auf, verdrängte einen Moment lang den Schock. Wieso zum Geier kehrte sich immer alles gegen ihn? Und wieso standen sie überhaupt hier, wenn Aria verschwunden war und drehten nicht längst jeden Stein in dieser dreckigen Stadt um, um sie zu finden? Die Hitze des Zorns brachte das Eis in seinem Magen zum Schmelzen und endlich fand er seine Zunge wieder. Wie bei einem Chamäleon kehrte auch wieder Farbe in seine Wangen zurück.
"Ich weiß es nicht!", blaffte er nicht minder aggressiv, wenn auch etwas nasal, zurück. Seine übliche Reaktion, wenn man ihn in die Ecke drängte. "Ich war auf dem Weg zurück nach Alchemie! Muss falschen Abzweig nehmen!" Er sagte es nicht, aber aus seinen Worten war wohl zu entnehmen, dass er genau wusste, worum es hier ging. Aber war dieses trotzdem. Er konnte nichts dafür, es war schlicht ein dummer Zufall und nicht Absicht gewesen, dass er die ihm gestellte Aufgabe nicht hatte wahrnehmen können. Es war ja nicht so, dass er auf dem Rückweg shoppen oder einen Heben gegangen wäre, er hatte sich verdammt noch mal in dieser für ihn fremden Stadt kurz verlaufen. Nicht mal wild, aber eben ein paar Schritte zu weit. Was wollte Jarel eigentlich?
Ein Teil von ihm wusste die Antwort selbstverständlich, aber der vernagelte Jugendliche drumherum ballte einfach nur die Fäuste an den Seiten.
Da hatte er seine Antwort. Aggression. Keine Einsicht. Keine Reue. Nichts.
Lange mustere Jarel den Jungen, starrte ihn an.
Dann war ER es, der wegsah und die Augen schloss. Den Schwarzpelz zu zügeln fiel ihm erstaunlich leicht. Kein Drang nach vorne. Kein weiteres Knurren. Der Schwarze fügte sich.
Und Jarels Auftreten änderte sich. Die Augenfarbe, die Stimme.
Diesen Versuch des Schauspiels durchschaute Jake nun. Und vielleicht kam er auch hinter das Getue der letzten Minuten.
Gespielte Kälte und Abweisung.
"Du bist frei und kannst gehen. Deine Kaution ist bezahlt. Wenn wir zurück bei Aria sind, gib mir mein Schwert zurück."
Doch hinter der Fassade brach es dem Ritter das Herz. Er mochte den Jungen. Und er hatte an seiner Erziehung schon nach wenigen Tagen versagt.
Er kam nicht durch. Und er würde niemals durchkommen. Er war so unglaublich müde in diesem Moment.
Bei seinem Aufbruch zur Akademie hatte er Hoffnung gehabt, sogar von ihm geschwärmt.
Jetzt war nicht Jake es, der am Schauspiel zerbrochen war.
Es passierte gerade wieder. Es passierte ihm einfach wieder und wieder und wieder. Der Fünfte. Und hier gab es kein Nachsitzen, keine Extrarunden, weil man ihn irgendwie durchbringen MUSSTE. Hier fiel er, hart und ungebremst. Jarel ließ ihn fallen - er spürte es fast körperlich und es setzte im Kopf Jakobs einen weiteren Stein in die Mauer um sein Ich. Nicht einmal dieser Mann, bei dem er anfangs geglaubt hatte, er könnte anders sein, hatte den stummen Hilferuf gehört. Er hatte sie ihm sogar aufgezählt. Vier Ritter in sechs Jahren - jedem wurde er irgendwann entweder zu stur, zu unnahbar, zu schwer erziehbar - ab ins Heim mit dem Jungen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Gebt ihm 'ne Pille, damit er nicht stört. Die einzige, die je versucht hatte, ihn wirklich zu begreifen, hatte wegen ihrer Suchtgeschichte keinen eigenen Knappen haben dürfen. Dabei wären sie vermutlich sogar ein gutes Team gewesen. Zuletzt Alexej, der es mit roher Gewalt versucht hatte - körperlicher und psychischer Art. Der versucht hatte, ihn zu brechen und dem es nur deswegen nicht gelungen war, weil es Jakob hierhin katapultiert hatte.
Gottes riesige Bananenschale, auf der er Jarel vor die Füße geschliddert war. Und der kickte ihn nun zurück. Wegen eines Fehlers, den er nicht einmal selbst verschuldet hatte. Als würde seine Akte ihm auf der Bananenschale hinterdrein rutschen. Ein Haufen Papier voller fest gefügter Meinungen.
Endlich fiel Jakobs Blick auf seine Füße, verloren seine Schultern jegliche Spannung. Hätte Jarel ihn nicht bereits besser gekannt, er hätte wohl Tränen vermutet. Aber Jakob weinte nicht, er resignierte nur. Fügte sich. Wieder abgesägt und beiseite gestellt.
Irgendwie raffte er sich zusammen, entwickelte genug Kraft, den Kopf wieder zu heben. "Was stehen noch hier? Sollten suchen Aria." Sein Tonfall war nun farblos, bar aller Emotionen. Etwas anderes schaffte er nicht zu sagen, auch wenn sein Verstand längst kapiert hatte, dass Jarel nur mit ihm gespielt hatte.
"Aria ist wohlauf. Sie ist in der Alchemie. War nie fort. Das war nur ein Test, Jakob. Ob du in der Lage bist, Einsicht zu zeigen." Jarels Stimme wurde brüchig. "Ich hatte wirklich Hoffnung für dich, Junge. Ich sah uns gemeinsam durch das Land ziehen und das Böse bekämpfen. Ich sah dich als meinen Nachfolger. Du bist schlau, Jakob. Ich hätte nicht einmal ausgeschlossen, dass du deinen Weg an die Spitze der Komturei machst." Er schluckte mehrfach und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. "Dich zu gefährden, schlecht, aber verzeihbar. Mich zu gefährden.. verzeihbar. Einen Schützling zu gefährden...", er schüttelte müde den Kopf.
"Du bist so beschäftigt mir dir selber. So sehr damit, alle wegzustoßen, wegzubeißen, dass du dir selber in der Sicht stehst. Du siehst die Welt als Feind. Du wehrst dich gegen alles, was dir angetan wurde ohne zu sehen, was du den anderen antust. Bist du vielleicht mal darauf gekommen, dass ich dich mag, Jakob? Dass ich Angst um dich hatte? Es geht hier nicht darum, wer an was schuld ist. Es geht darum, etwas anzunehmen. Ob es nun Verantwortung ist oder Freundschaft. An dir prallt alles ab."
Jake weinte nicht. Aber die Augen des großen ruppigen Ritters funkelten verdächtig.
Jarel suchte nach Worten. Er hatte in den letzten Tage schon mehr geredet als in den fünfzehn Jahren davor.
Und in eben diesem Moment, brachte er keinen Ton mehr hervor.
Ihm fiel ein so riesiger Stein vom Herzen, dass er die nächsten Worte fast nicht registrierte. Aria ging es gut. Es war nur ein Test gewesen. Einer, durch den er mit Pauken und Trompeten durchgefallen war. Diese Einsicht holte ihn genauso schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und Jarel nagelte ihn dort mit jedem weiteren Wort gnadenlos fest. Die Hand auf seiner Schulter war unfassbar schwer. Eigentlich wusste er all das - er hörte es nicht einmal zum ersten Mal, aber es war einfach weniger schmerzhaft, wenn man gleich in seinem Glaskasten blieb. Und das Schlimme war, dass er nicht wusste, wie er aus diesem gläsernen Kasten je wieder heraus kommen sollte. Nicht ohne Hilfe jedenfalls.
Wieder fiel sein Blick auf seine hoch interessanten Schuhspitzen. Wieso sollte ihn jemand mögen? Wieso Angst um ihn haben? Wo er sich doch so Mühe gab, unausstehlich zu sein. Die Seele war ein verletzliches Gut und je früher diese Verletzung erfolgte, desto gravierender war der Schaden. Jakob wusste natürlich nicht um solche medizinischen Details, er wusste nur, dass er viele Ängste hatte, die Beziehungen betrafen. Dass er sich Aria so weit angenähert hatte, grenzte schon fast an ein Wunder und war wohl zuletzt auch ihrem Liebreiz - oder eben ihrer Magie - geschuldet.
"Weil ich Angst habe, dass es sonst trifft.", teilte er seinen Schuhspitzen tonlos mit. Wie schmerzhaft solche Treffer sein konnten, hatte Slava heute morgen noch eindrucksvoll bewiesen. Lieber gar nichts durch lassen - weder Gutes, noch Böses. Beides konnte schmerzen.
Aber da war die Hand. Und auch wenn Jarel es nicht glaubte, er war schon weiter zu Jakob durchgedrungen, als viele andere. Das Gespräch vom Morgen kam ihm wieder in den Sinn und das erste Mal auch das, was der Ritter gesagt und nicht nur, was er verbockt hatte. Dies hier war eine neue Welt - ein neuer Anfang. Es gab in Jarels Orden keine Akte, die ihm schon voraus gereist war und die Meinung der Führung vorbelastete. Hier gab es nur ihn. Er konnte bei Null anfangen und seine Akte selbst neu beschreiben. Aber statt dessen benahm er sich, als wäre alles noch beim Alten und er dem machtlos ausgeliefert. Und jetzt hatte er es schon bei der ersten Probe aufs Exempel vergeigt - wie er es auch drehte und wendete, er wusste nicht so recht, welchen Ausweg er hatte. Raus aus seinem Glaskasten.
Endlich hob er den Blick wieder, sah dem Ritter vor sich in die nun wieder braunen Augen. Der Schatten vor seinen Füßen war so verdammt riesig, aber er sprang.
"Es tun Leid, ich wollten nicht. Kein Ärger machen. Kein Pflicht verletzen. Bitte, Jarel. Nicht stellen du mich auch zur Seite. Geben noch eine Chance." Das Wort 'Chance' benutzte er genauso und auch wenn Jarel es wohl nicht kannte, Jakob hoffte einfach, dass er es aus dem Kontext zog.
Die Augen des Ritters wurden groß, nachdem er verstanden hatte, was der Junge ihm offenbart hatte.
Wie schwer musste ihm DAS gefallen sein. Bei allen Schatten... wie schwer.
Jake war kaum vier Fingerbreit kleiner als er, und doch verschwand er fast in der Umarmung, in die ihn Jarel zog.
Der Ritter drückte ihn einmal kurz - und fest- bevor er ihn wieder los ließ.
Das Glitzern in den Augen des alten Mannes hatte sich gelegt. Kein Wunder, die Feuchtigkeit hatte sich ihren Weg in Form einer schmalen Spur im unrasierten Gesicht gesucht und sich irgendwo in den dunklen Bartstoppeln verloren.
"Und beim nächsten Mal leg ich dich übers Knie. Knappe.", brummte er gutmütig.
Womit auch klar gestellt war, wie es weiter ging. Er hatte ihn nicht verstoßen. Er würde seine Chance bekommen.
Jakob ließ sich in die Umarmung ziehen, weil er einfach zu perplex war. Umarmt werden. Wie verrückt war das denn? Nicht mal seine Mutter hatte ihre Kinder allzu oft umarmt, ganz zu schweigen von seinem Vater. Vielleicht versteifte er sich tatsächlich etwas, doch der Spuk war schnell vorbei und Jarel ließ ihn wieder los, bevor er ihm so etwas wie Absolution erteilte. Gepaart mit einer Drohung, der allerdings vom Tonfall sogleich entschärft wurde.
Knappe.
Er nickte. "Danke.", murmelte er, schnappte sich die fremden Kleider, bereit Jarel nach draußen zu folgen.
- Vajdan Jaromer
- Spieler Level 1
- Beiträge: 92
- Registriert: Freitag 18. Februar 2022, 13:31
- Lebenslauf: Vájdan
Die Unterhaltung hatte er nicht mitgehört, dazu war die Türe zu massiv und genau das war auch ihr Zweck, man sollte eben nicht belauschen können, was drinnen vor sich ging, im Guten wie im Schlechten.
Aber Etwas anderes kannte keine Türen.
Warum der Hauptmann überhaupt gewartet hatte wusste er nicht. Vielleicht hatte er angenommen, die beiden würden viel schneller herauskommen und dann zog es sich doch hin, auf jeden Fall stand er noch da, als zunächst ein feines Rinnsal unter der Türe hindurch sickerte, doch dann immer stärkere Wellen unter die Ritzen brandete und schließlich aus jeder Fuge troff.
Verzweiflung, Wut, Angst, Enttäuschung, eine bunte Mischung in gemeinen grellen Geld und Orangetönen, durchzogen von grauen und braunen Schlieren dazwischen leuchtend blutiges Rot. Strake Gefühle, echte Gefühle, nicht betäubt von Alkohol, nicht gespielt. Und so blieb er, saugte es in sich auf, schloss die Augen, und fühlte mit, machte all das zu seinen eigenen Gefühlen, so ausgehungert war er, dass es ihm schon gleichgültig war, dass all die Emotionen negativ behaftet waren, er wollt nur eines, fühlen.
Fast konnte er seine Stadt wieder vor sich sehen, die wenigen Tage, die er geglaubt hatte glücklich zu sein. In einem Moment fühlte er sich dem jungen Mann ähnlich, der gestraft wurde und zurückgewiesen, nur weil er die Spielregeln nicht verstand, weil er doch immer nur versucht hatte sein bestes zu geben, und das nur weil er war wer wer war. Doch der Junge hatte ihm eines voraus, er konnte erwachsen werden und über seinen Schatten springen, und auch Vajdán sprang, hin und her, zurück. Der Moment in dem er erkannte hatte wer er war, gezeugt um eine Funktion zu erfüllen, nicht aus Liebe. Und zu seiner Liebe, oder der Frage, ob nur sie diese erweckt hatte um dann in die Verzweiflung zurückzufallen, und sich mit Wu wieder herauszuholen, der Wut des Ritters, hinter dem, und das erkannte er erst jetzt, so viel mehr steckte als ein einfacher Mensch, ein Reisender. Vielleicht sah er vor seinem inneren Auge sogar eine geifernde schwarze Bestie, nur trug diese rot glühende Augen und biss ihm einen Teil seiner Hand ab um dann in der Stadt ein Massaker anzurichten, der Bastard, der das Herz der einzigen Frau gestohlen hatte... seiner Rettung. Er hätte eigenhändig die ganze Stadt einebnen wollen, alles was er für sie getan hatte, was er zu ihrer Rettung beigetragen hatte einebnen, als könne er das in einem einzigen Fanal wie jenes, dass sie zusammen im Wald geschaffen hatten.
Und dann war der Rausch vorbei.
Er lehnte noch immer an der Wand neben der Zelle, reib sich den Handballen, der noch immer die Narben eines Bisses zeigte, gut genäht und gut verheilt, aber die Spur der übermenschlich scharfen Zähne würde ihn für immer zeichnen. Vielleicht trug er nun sogar ein Lächeln auf dem sonst so ungerührten Gesicht.
Aber Etwas anderes kannte keine Türen.
Warum der Hauptmann überhaupt gewartet hatte wusste er nicht. Vielleicht hatte er angenommen, die beiden würden viel schneller herauskommen und dann zog es sich doch hin, auf jeden Fall stand er noch da, als zunächst ein feines Rinnsal unter der Türe hindurch sickerte, doch dann immer stärkere Wellen unter die Ritzen brandete und schließlich aus jeder Fuge troff.
Verzweiflung, Wut, Angst, Enttäuschung, eine bunte Mischung in gemeinen grellen Geld und Orangetönen, durchzogen von grauen und braunen Schlieren dazwischen leuchtend blutiges Rot. Strake Gefühle, echte Gefühle, nicht betäubt von Alkohol, nicht gespielt. Und so blieb er, saugte es in sich auf, schloss die Augen, und fühlte mit, machte all das zu seinen eigenen Gefühlen, so ausgehungert war er, dass es ihm schon gleichgültig war, dass all die Emotionen negativ behaftet waren, er wollt nur eines, fühlen.
Fast konnte er seine Stadt wieder vor sich sehen, die wenigen Tage, die er geglaubt hatte glücklich zu sein. In einem Moment fühlte er sich dem jungen Mann ähnlich, der gestraft wurde und zurückgewiesen, nur weil er die Spielregeln nicht verstand, weil er doch immer nur versucht hatte sein bestes zu geben, und das nur weil er war wer wer war. Doch der Junge hatte ihm eines voraus, er konnte erwachsen werden und über seinen Schatten springen, und auch Vajdán sprang, hin und her, zurück. Der Moment in dem er erkannte hatte wer er war, gezeugt um eine Funktion zu erfüllen, nicht aus Liebe. Und zu seiner Liebe, oder der Frage, ob nur sie diese erweckt hatte um dann in die Verzweiflung zurückzufallen, und sich mit Wu wieder herauszuholen, der Wut des Ritters, hinter dem, und das erkannte er erst jetzt, so viel mehr steckte als ein einfacher Mensch, ein Reisender. Vielleicht sah er vor seinem inneren Auge sogar eine geifernde schwarze Bestie, nur trug diese rot glühende Augen und biss ihm einen Teil seiner Hand ab um dann in der Stadt ein Massaker anzurichten, der Bastard, der das Herz der einzigen Frau gestohlen hatte... seiner Rettung. Er hätte eigenhändig die ganze Stadt einebnen wollen, alles was er für sie getan hatte, was er zu ihrer Rettung beigetragen hatte einebnen, als könne er das in einem einzigen Fanal wie jenes, dass sie zusammen im Wald geschaffen hatten.
Und dann war der Rausch vorbei.
Er lehnte noch immer an der Wand neben der Zelle, reib sich den Handballen, der noch immer die Narben eines Bisses zeigte, gut genäht und gut verheilt, aber die Spur der übermenschlich scharfen Zähne würde ihn für immer zeichnen. Vielleicht trug er nun sogar ein Lächeln auf dem sonst so ungerührten Gesicht.