Oxenfurt - Gaststätte 'Zur Alchemie' / Slavas Zimmer

Eine von den zwei freien Städten in Redanien. Oxenfurt liegt an den nördlichen Ufern des Pontar-Stroms. Die Stadt ist bekannt und berühmt für die Universität, die die größte Akademie der nördlichen Königreiche.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Und dann kam der Punkt, von dem an er keine Parallelen mehr sehen wollte.
Der Elf. Nicht Die Elfe.
Die Veränderung in Jarels Mimik, seinem Blick war auffällig, und das obwohl er über den Krieg gesprochen hatte, seine Arbeit als Personenschützer, Mord und Todschlag. Da war ein geradezu zärtlicher Ausdruck in seinen dunklen Augen aufgeflammt, der all den Schrecken wegzuwischen im Stande gewesen war. Er hatte eine langjährige Beziehung zu einem Mann unterhalten. Die Erinnerung musste so lebendig sein, dass er sie fast vor sich sehen konnte, der Ritter in jung... natürlich wie jetzt in schwarzem Leder und ein Elf, von dem er kein ganz genaues Bild hatte. Zwei Männer...
Er schloss für einen Moment länger die Augen, schluckte. Er wollte sich nichts anmerken lassen. Er würde es ohnehin auf die kulturelle Prägung schieben, die Homophobie, in der man in seinem Land aufwuchs. Dass er damit bereits bewies, wie weit er über den Tellerrand blicken konnte stand auf einem anderen Blatt - nämlich auf dem selben das erzählte, was der Kontroller an Erinnerungen ausgegraben hatte.
Wieder beschleunigte sich sein Herzschlag, wieder brachte er es mühsam unter Kontrolle.
Er war nie ein guter Scharfschütze geworden, dazu hatte ihm immer die Geduld gefehlt, aber die Atemtechniken halfen ihm jetzt weiter.
Ob es das Geständnis war, oder auf der anderen Seite die Erkenntnis was er auch wenn er in seiner Selbst Wahrnehmung so dermaßen Hetero war, dass man zwei draus machen konnte, was er nie gehabt hatte, nämlich eine ehrliche Liebe selbst wenn sie für den Mann nun verloren war, am ende würde es wohl keine Rollen mehr spielen, was nun begonnen hatte Stück für Stück an seiner Fassade zu demontieren.
Er blieb ruhig, noch ruhiger als zuvor, fast versteinert musterte er ihn weiter, wollte weiter hören, selbst wenn es etwas schmerzhaft in ihm zum klingen brachte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Wir lebten lange gemeinsam und glücklich. Wobei ich erst damit umzugehen lernen musste, dass für Elfen Treue nicht dassele bedeutete wie für viele Menschen. Er hatte Affären. Mehr als eine. Aber er kam immer wieder zu mir zurück. Er flüchtete sich in diese Richtung, ich geriet immer tiefer in den Bann der Drogen und des Alkohols. Eine seine Affären und obendrein gute Freundin von ihm geriet in die Fänge eines Hexenmeisters mit einem perfiden Hang zu Experimenten mit Humanoiden. Der Hexer infizierte die Frau mit einem magischen veränderten Virus. Und wir steckten und an." Jarel schüttelte den Kopf. "Keine Angst. Das Virus ist nicht mehr so einfach übertragbar. Niemand, der nicht eine Bluttransfusion von mir bekommt ist in Gefahr." Der Ritter nahm einen Schluck Tee, ohne das Gesicht zu verziehen.
"Der Virus löste die Verwandlung aus, die du schon erleben durftest. Ich in den Worg, er in einen Panther, die Frau in einen Luchs." Unbewusst strich der Ritter mit der freien Hand über die Stelle, an der sich unter dem Hemd die Tätowierung verbarg. "Anfangs vollkommen unkontrollierbar. In der Zwischenzeit hab ich ihn recht gut im Griff." Er hatte bewusst ihn gesagt. Denn er sah den Worg noch immer nicht als Teil von sich an.

"Wir lernten auch damit umzugehen." Ein kurzes Schweigen. "Es folgten glückliche und unglückliche Zeiten. Alkohol, Drogen, Trennungen, Wiedervereinigungen, Entzug, Krankheit und Genesung...
Er hatte viele Abenteuer. Und einige Kinder. Eine der Mütter wollte sein Mädchen nicht aufziehen und setzte sie bei uns ab, da war die Kleine zwei Sonnen alt."
Der Ritter lächelte. Warm. Väterlich. "Einige Jahre später nahm er mich mit, schenkte mir zum dreißigsten Geburtstag eine Nacht voller Freuden. Auch hier mit Alkohol, Rückfall zu den Drogen und elfischen Huren. Zehn Monate später schenkte mir die Hure von damals auch etwas. Meinen Sohn. Sie erschien, drückte ihn mir in die Arme, verfluchte mich dafür und verschwand." Jarel deutete auf das Medaillon. Das waren also die Kinder auf der einen Seite. Und ja, der Junge sah Jarel ähnlich, von der hageren Art und den graugrünen Augen abgesehen. Irgendwie erinnerte Slava der Junge an Jakob.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Der Virus, der ihn zum Werwolf machte war da schon wieder fast nebensächlich. Er hatte den Wolf gesehen, erklären konnte man es nicht, er würde es glauben müssen und sich langsam an den Gedanken gewöhnen.
Alkohol, Drogen, Affären... aber was durchklang auch mit Frauen, sie beide.
Auch wenn es nicht ganz zu passen schien lachte Slava kurz auf. Das war schon wieder so vertraut. Er hatte in seiner Studentenzeit auch nichts anbrennen lassen, und vermutlich war es nur der modernen Medizin zu verdanken, dass nicht auch er überall Nachkommenschaft hinterlassen hatte.
Kur wanderten seine Gedanken zu Artjom. Doch für ihn hatte er die bestmögliche Entscheidung getroffen.
Jetzt kam also das Medaillon zum Einsatz, dass er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Slava nahm es entgegen und betrachtete die Portraits und ja, er verstand. Er nickte. Er musste es nicht aussprechen, ein blick in die dunklen Augen des Ritters und zurück auf das Portrait.
"...wie ist sein Name?" Wollte er wissen und seine stimme war rauer als beabsichtigt.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jarel schluckte schwer. Das Klicken war sogar zu hören. Er wollte den Namennicht sagen, denn dann war der Schmerz nahe. Zu nahe.
Und doch...
"Ilarion." Ein elfischer Name. Eine perfekte, weiche Aussprache. Wie gesungen.
Jedoch leise und darum bemüht, die Stimme nicht brechen zu lassen.
Hart traten die Kiefermuskeln des Menschen hervor, als er die Zähne aufeinander biss.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava blieb ruhig, versuchte zu eruieren, was es mit ihm machte. Klischeefrage. Aber mit Daseinsberechtigung. Wer in der Lage war ganz genau die eigenen Reaktion zu analysieren hatte den Schlüssel zum Verstehen eines anderen in der Hand, es sei denn man hatte einen pathologischen Mangel an Spiegelneuronen zu beklagen, aber das kam seltener vor.
Er wollte weiter zuhören, er musste wissen, was in ihm selbst vorging, zerlegen was ihm angst machte.
Eine beruhigende Geste brachte er nicht zustande, es wäre auch nicht seine Art gewesen und Jarel hatte seinen abstand selbst gewählt.
"Erzähl weiter." forderte er ihn nur auf und er wunderte sich selbst wie ruhig er bleiben konnte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Er nickte, rang sich ein unglückliches Lächeln ab und räusperte sich, bevor er fortfuhr.
"Wir zogen die Kinder gemeinsam auf. Ich gewöhnte mich an seine Abenteuer. Lernte damit umzugehen. Ich wurde ruhiger. Er nicht. Trotzdem funktionierte es. Die Kinder wurden groß, beinahe schon flügge. Wir waren glücklich. Ich nahm meine Arbeit wieder auf, infiltrierte eine feindliche Arme. Mittels Magie als einer der ihren Verkleidet. Als Elf. Ich lernte ihren Standpunkt verstehen, kam der charismatischen Anführerin näher. Nein. Nicht auf die Art näher.“ Er grinste unvrholen. „Ich lernte sie bewundern. Schließlich war es das Volk meines Liebsten, an dessen Seite ich ritt. Und sie ebenso." Wieder verlor sich der Blick des alten Mannes. "Das Blatt wendete sich, als ein gemeinsamer Feind das Land zu verheeren drohte. Ich blieb in der Armee. Kämpfte Seite an Seite mit Elfen und Untoten gegen den Einfall von Dämonen in das Land.“
Wieder fixierte Jarel Slava. Ob er verstand, was ihn zu diesem Verrat bewegt hatte? Gut und Böse waren nicht immer das, als was sie im ersten Moment erschienen.

Ein kurzes, brummendes Geräusch ertönte und Slava begriff erst nach Sekunden, dass Jarel auf diese Art eine Kichern unterdruckte.
"Ich brachte es bis zum Leutnant. Doch dann wurde die Anführerin wahnsinnig. Ich floh. Das waren fürs erste genug Abenteuer. Ich begnügte mich damit, als Tischler zu arbeiten. Mein Gefährte war erleichtert. Als Mensch in der Armee der Untoten zu reiten war mehr als riskant gewesen. Wieder vergingen Jahre. Die Kinder wurden erwachsen. Wir versuchten uns aus dem Kriegsgeschehen heraus zu halten. Mein Partner blieb gerne mal für einige Tage weg. Auch mal für eine Woche. Doch vor fünfzehn Jahren...verschwand er. Nach sechs Wochen beschloss ich, ihn zu suchen, zerfressen von Sorge um sein Leben. Ich lud alles für eine lange Reise auf mein Pferd und begab mich auf die Suche. Nach nicht ganz zwei Wochen geriet ich in einen Nebel und...stolperte durch ein Portal, fand mich unter fremden Sternen wieder. Hier." Jarel verzog das Gesicht.
"Ich landete in einer vollkommen fremden Welt, in einer Gegend ohne jegliche Humanoiden darin und wäre durch eine Verkettung ungünstiger Umstände beinahe ums Leben gekommen. Ich fiel regelrecht einem Trupp der Flammenrose in die Arme. Sie retteten mich, nahmen mich auf, lehrten mich den Kampf mit dem Schwert und die Sprache, ihren Glauben und die Gebräuche dieser Welt. Nach fünfzehn Jahren im Dienst wurde es Zeit, einen Knappen zu suchen. Und ...nun bin ich hier." Er trank seine Tasse aus. "Und wie kamst du hierher, Offizier Slava?"
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Wie oft hatte er davon geträumt einfach abzuhauen, sich eine kleines Haus irgendwo in Sibirien zu bauen und keinen Menschen mehr zu sehen. Allein um sie vor sich zu schützen. Aber er wusste auch, dass es in seiner Welt illusorisch gewesen wäre, er hätte keine Ruhe gefunden.
Und nun war er dran. Er spürte, wie sein Herz wieder begann kräftiger zu schlagen. Er brachte es unter Kontrolle. Er hatte sich entschlossen offen zu sein, ein einziges mal. Sollte er es gegen ihn verwenden... er hatte ihm ja gezeigt wie er ihn beseitigen konnte. Kaltblütig. Diese Seite gab es an ihm, und sie war nicht unwesentlich. Aber er hatte nun die Möglichkeit, zu zeigen, dass es dennoch ein menschliches Herz war, dass hinter der kalten Berechnung schlug.

"Ich stamme von der Erde. Auch ein anderer Planet und andere Sternbilder." Er schluckt, das noch einmal auszusprechen zementierte die Erkenntnis.
"Nur gibt es dort ausschließlich Menschen, keine Elfen, Orks und Zwerge und was es hier vielleicht sonst noch gibt. Auch keine Flattermonster und Riesenblutegel, und keine Magie. Zumindest bis vor kurzem. Dafür sind wir technisch wohl noch ein Stück weiter, große Flugzeuge, auch Untergrundbahnen, Kraftfahrzeuge aller Art und Größe... Bomben, die mit einem Knopfdruck die ganze Welt auslöschen können. Deshalb haben wir unseren Krieg auf die Information verlagert. Wir haben Computer, Rechengeräte die gigantische Mengen an Daten verarbeiten können, Berechnungen und Vergleiche anstellen... Und wir können Informationen und Nachrichten in Bruchteilen von Augenblicken über die ganze Welt verteilen. Wir schicken unser Geld virtuell durch die Gegend, es sind nur noch Zahlen auf Bildschirmen, kaum jemand nimmt noch eine Münze in die Hand. Und unsere Kämpfe werden auch hier ausgetragen, indem wir die Informationen beschneiden und manipulieren."
Eigentlich ein offenes Geheimnis, jeder vermutete es, jeder wußte irgendetwas von den Fake News und von Trollen im Netz... er musste Schmunzeln, doch es gab also doch Trolle auf der Erde... Aber es war etwas anderes wenn er es äußerte, dann kam es einem Geständnis gleich. Etwas, von dem er bereits ahnen musste worauf es abzielte, dessen Ergebnis er aber nicht mehr mitbekommen hatte.
"Und bis vor wenigen Jahrzehnte gab es auch keine Magie in meiner Welt. Dann ereignete sich eine Katastrophe in einem Ausmaß, mit dem keiner gerechnet hätte. eine unserer Stätten zur Erzgewinnung explodierte und schuf eine Zone der Verwüstung. Das wäre eine eigene Geschichte. Aber die Kurzfassung: Eine gigantische Explosion, tödliche Strahlung... Gift... Dieses Areal wurde abgeriegelt und ein Zaun darum gezogen, denn in der Folge kamen Phänomene in diese Welt, die ich vielleicht erst verstehe seit ich hier bin... Wesen, die wir bis dahin für Mutationen gehalten hatten, die aber manchen der Spezies hier verblüffend ähneln..." Die 'Zombies' erwähnte er nicht, das wäre wohl eine falsche Ähnlichkeit gewesen, denn wie die in seiner Welt entstanden wusste er sehr gut.
"Und dort treten auch Portale auf. Ich habe sie lange erforscht. Habe markierte Steine hindurchgeworfen..." er grinste, die Methode war banal, aber effizient. "wann immer ich irgendwo einen meiner Steine wiederfand habe ich das auf einer Karte markiert und Steine hin und her geworfen, so lange bis ich sicher sein konnte, dass das Portal stabil und beständig war, und ich bin selbst durch einige davon hindurchspaziert, die groß genug waren. Nur befanden sich bei allen Start- und Zielpunkt innerhalb der Zone, also diesem Sperrgebiet...Bis auf das letzte wohl. Und deshalb habe ich immer noch die Hoffnung, dass es auch einen Weg zurück gibt."
Er machte eine Pause, trank einen Schluck Tee, beobachtete nun seinerseits Jarels Reaktion. Wie viel konnte er ihm zumuten? Wie viel verstand er?
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Jarel Moore
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Portale. Einen Weg zurück. Jarel legte den Kopf leicht schief und lauschte aufmerksam.
Einen Weg zurück….
Er verstand viel von dem, was Slava ihm erklärte, doch manches erschloss sich ihm nicht einmal im Ansatz.
Geld…wir-tu-el? Klang fast wie ein Zauberspruch. Ob es bedeutete, dass man Geld von einen Ort an einen anderen zaubern konnte? Schon praktisch, aber warum war das wichtig?
Computer…ja. Das Wort kannte er. Mechagnome hatten solche Dinger. Das hatte sich ihm aber nie erschlossen.
Bomben, die die ganze Welt vernichtete. Doch auch das kam ihm schrecklich bekannt vor. Er hatte von kompletten Planeten gehört, die zerstört worden waren. Er vertrieb den Gedanken, dass mit so etwas vielleicht seine Heimatwelt…
Er schluckte wieder, ein wenig verwirrt, aber aufmerksam und nicht Slava zu als Zeichen, dass er fortfahren konnte.
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Vyacheslav Sokolov
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"Du warst offen zu mir... also bin ich es auch..." er seufzte.
Er sprach selten bis nie über sich... wer er war. Nun musterte er den Grauhaarigen. Täuschte ihn das Licht oder waren die hellen Strähnen weniger geworden? So genau hatte er sich die Person nie angesehen, nur ihre Funktion beurteilt. Aber nun ließ er seinen Blick etwas länger verweilen, zu lange. Nahm Schicht um Schicht ab, gebildet aus Vorurteilen, bis nur noch der Mensch da war. ein kräftig gebauter Mann wohl um die 50, so schätzte er. Weich, freundlich Züge und gütige Augen, doch das Leben hatte ihm übel mitgespielt und er ertrug es geduldig. Diese Fähigkeit hatte nicht jeder, er schon gar nicht. Bei allem was sie gemeinsam hatten...
Er musste nun aber vor allem sich selbst überzeugen, dass es richtig war, und er kam zu dem Schluss, wenn es richtig war, jemandem zu Vertrauen, dann Jarel, mehr noch als ihm selbst, und wenn es dieser umgekehrt für richtig befunden hatte...
"Ich stamme aus einer Familie mit Militärtradition. Mein Vater und mein Großvater und wahrscheinlich jeder in der männlichen Linie davor hatten es zum General oder wenigstens zum Offizier gebracht und eine andere Laufbahn gab es auch für mich nie. Ich haben das nie hinterfragt und auch nicht rebelliert. Ich erhielt eine gute Ausbildung... was nicht alle in meinem Land von sich behaupten können. Es ist das flächenmäßig größte Land meiner Welt, aber auch eines derer mit der größten Schere zwischen Arm und Reich, ein großer mächtiger Industriestaat, verbündet mit anderen wachsenden Industrie und Schwellenländern..." ihm fielen keine anderen Wort ein, als die in seiner Sprache, aber eigentlich war es auch gar nicht so wichtig. "Ich will in der Politik nicht zu weit ausholen, das ist immer kompliziert. Wieder zu mir... Ich trat in die Armee ein, bemühte mich, einer der besten zu sein, wurde tatsächlich von einer Spezialeinheit ausgewählt, begann nebenher mit dem Studium, alles mit dem Ziel, in den Nachrichtendienst aufgenommen zu werden. Was schließlich auch geschah.
Sicherlich war mein Name hilfreich bei den Beförderungen, und vielleicht auch, dass ich die Tochter eines anderen wichtigen Staatbediensteten geheiratet habe. Ich habe nie hinterfragt, bin einfach den vorgezeichneten Weg gegangen. Und es ist üblich, heiraten, Kinder zeugen. Ich habe auch einen Sohn. Allerdings war ich es, der nie treu war. Meine Frau allerdings auch nicht... Ich habe... ich bin nicht stolz darauf... ich glaube ich habe sie auch nie geliebt, ich habe sie zusammen mit meinem besten Freund kennengelernt und wir lagen im Wettstreit um sie, ich habe gewonnen, also bekam ich sie. Aber ich glaube sie hatten immer schon eine Affäre, ich war selten zuhause... sie hatten Zeit. Er hatte Zeit... auch dank mir. Ich hab ihn wohl den Job gekostet..." auch eine eigene schwierige und lange Geschichte. Dieses Strang der Ereignisse hatte Oleg das Leben gesichert aber ihr Freundschaft gekostet. Er hatte Slavas Exfrau geehelicht und zog seinen Sohn nun wie einen eigenen auf. "Und ich denke, das einzig gute, was ich meinem Kind tun konnte, war, den Platz freizumachen für einen, der sich wirklich für ihn interessiert."
Diese Dinge waren leichter zu verstehen als die Politik und die Zone.
Er trank noch von dem Tee, er wurde langsam kalt, aber das konnte den Geschmack auch nicht mehr verschlimmern.
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Jarel Moore
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Der Ritter betrachtete die Bilder im Medaillon. Eine Ehe ohne Liebe. Das gab es oft genug. Sein Herz krampfte sich zusammen bei der Erkenntnis, dass Aria genau das mit hoher Wahrscheinlichkeit bevorstand.
Er hob den Blick und sah den Soldaten in die Augen. Was hatte er noch alles erlebt, was ihn so hatte werden lassen?
Jetzt, genau in diesem Moment tat er ihm leid. Unglaublich leid. Er selber hatte viel hinter sich, aber was sein Gegenüber da schilderte... Ein Leben ohne Liebe. Für Jarel unvorstellbar. Keine Liebe. Nicht für seine Frau. Nicht für sein Kind.
„Hast du schon einmal geliebt, Slava? Von ganzem Herzen?“
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Vyacheslav Sokolov
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Slava schüttelte nur den Kopf.
"Nein, wohl nie. Ich hatte viele Affären, aber meine Liebe galt immer meinem Beruf, meinem Land... vielleicht sogar der Zone. Immer wenn ich sie verlassen habe weil mich ein anderer Auftrag ins Ausland führte... nach einigen Wochen habe ich es nicht mehr ausgehalten, ich musste zurück."
Er warf Jarel noch einen langen Blick zu, nachdenklich, er musste ein wenig ausholen.
"Eben diese Katastrophe... ein Atomreaktor, Chernobyl flog in die Luft."
Noch während er nach Begriffen suchte fiel ihm auf wie ähnlich der Begriff dem Namen einer alten slavischen Gottheit war, "Chernobog", der dunkle Gott.
"Ich war mit der ersten Spezialeinheiten dort um die Lage aufzuklären als noch keiner wusste was eigentlich geschehen war, als alle noch von einem normalen Unfall ausgingen. Aber es waren Menschen verschwunden, das musste geklärt werden. Mein Team wurde damals bei einem zweiten Ausbruch vollständig ausgelöscht nur ich entkam... irgendwie. Ich muss wochenlang durch die Zone geirrt sein, Ohne Orientierung, und ich erinnere mich auch nicht an diese Wochen. Meine Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich in einem Krankenhaus außerhalb zu mir kam, und davor... Fetzen, Bruchstücke, aber kein ganzes Bild. Aber etwas muss auch mit mir geschehen sein, es hat mich verändert. Seit dem zog mich die Zone an, rief nach mir... Und ich entwickelte wie kein anderer ein Verständnis dafür. Dass es sich fast um etwas wie ein lebendes Wesen handelte."
Aber konnte das Liebe ersetzen?
Wohl nein, aber das machte es ihm unter anderem unmöglich, überhaupt danach zu suchen, wie ein Besessener hatte er die Zone erforscht.
"Ich war deshalb auch schnell in dem Projekt... baute damals unter anderem die Überwachung dieser Zone mit auf. Eine Absperrung, und wir stellten sicher, dass keine Information nach draußen drang. Ich rückt Stufe um Stufe weiter hoch, bis ich die Leitung des Projektes hatte.
Ich schickte Teams in die Zone, die sie von innen erforschten, denn dort gab es einiges zu holen, Schmuggler schlichen sich hinein um Artefakte herauszuholen... Sie hatten komische Eigenschaften, vielleicht würde man sie hier für magisch halten. Diese Schmuggler mussten wir aufhalten, denn diese Artefakten stellten außerhalb der Zone eine nicht abzuschätzende Gefahr dar. Wir versuchen immer noch, sie naturwissenschaftlich zu erklären, aber vermutlich ist es ein Ausbruch dessen, was ihr Magie nennt... Aber die meisten, die sich dorthin wagen sind Verbrecher und nachdem wir verboten haben, dieses Areal zu betreten machen wir auch jeden zum Gesetzlosen, der sich hineinwagt. Und dort habe ich auch verdeckt operiert. Ich habe mir eine Identität zurecht gelegt, Erst hieß ich Ochotnik, 'Jäger' später gab ich mir andere Namen. Ich wurde immer viel zu schnell bekannt unter den Leuten dort. Manchmal bin ich mir auch nicht mehr sicher, wer ich nun bin, der Mann ohne Manieren, der Killer, der dort ohne zu fragen jeden umlegt..."
Er schüttelte den Kopf. Es hatte lange Zeit in seinem Denken nichts anderes mehr gegeben.
"Parallel hatte ich noch immer wieder andere Auslandseinsätze. Darauf bin ich spezialisiert, mein Land zu verteidigen indem ich andere Länder infiltriere... bei uns tötet man aber nicht mehr mit Messern sondern mit Informationen. Ich habe Menschen systematisch über Falschinformationen diskreditiert... zerstört, ihren Ruf vernichtet und bis in den Selbstmord getrieben. Wenn ich einen politischen Gegner beseitig habe, dann hat es bisher niemand als politischen Mord erkannt... ich gehörte zu den besten. Ein zweifelhafter Ruf..."
Und er wusste, wenn er jetzt nicht erzählte, dann wäre die Chance vorbei, später würde er nie wieder ein Wort darüber verlieren.
"Und ich habe mich in der Zone einmal als Köder angeboten... Ich musste ins Zentrum eines Schmugglerringes, aber ich wusste, dass sie wussten wer ich bin. Sie hatten Verbindungen bis in die höchsten Kreise, umso sicherer mussten die Beweise gegen sie sein.
Also hab ich mich ihnen selbst angeboten, natürlich verkabelt, also mit Abhörtechnik ausgestattete. Frag nicht, wo ich die unterbringen musste.
Mit einem Kollegen... Lew... er kam einem Freund am nächsten... war abgesprochen, wann er wo zuschlagen sollte, ich habe nur die Beweise gesammelt, er würde sie mit seinem Team hochgehen lassen. Womit ich nicht gerechnet habe war der Sadismus des Anführers... er hat mir zwar die Informationen geliefert, die ich brauchte um ihn vor Gericht zu stellen, aber ehe sie mich rausholen konnte hat er mir wohl jeden Knochen im Leib zertrümmert. Ich lag lange im Krankenhaus, in künstlichem Koma bis alles zusammengewachsen war. Das sind alle die Narben, die du vorhin wohl gesehen hast. Damals war ich zum ersten mal abhängig nach Schmerzmitteln. Ich habe den Dienst wieder aufgenommen, viel zu früh... unter Drogen... es passte ja auch zu meiner Legende. Ein anderer Kollege hat mich hier maßgeblich unterstütz, Wolodja... vielleicht auch ein Freund... und irgendwann konnte ich es ausschleichen lassen. Ich machte meinen Dienst, verbesserte das Überwachungsystem bis wir nun die Zone im Grunde unter Kontrolle hatten.
Das ist das einzige worin ich gut war mein Job. Ich habe keine Familie bis auf meine Eltern, meine Freunde sind meine Familie geworden. Und ich war zu oft an der Grenze zum Wahnsinn... Vielleicht bin ja auch schon einen Schritt weiter."
Er seufzte.
Das Lied hatte sich mehr als bewahrheitete.
'Niemand schriebt dem Oberst, niemand wartet auf ihn.'
"Es ist noch nicht lange her... da bin ich bin niedergeschossen worden... das sind die Löcher im Bauch. Ich habe auch unter den Stalkern, den Leuten, die die Zone permanent bewohnen, nicht nur Freunde, im Gegenteil... Auch das hätte mein Ende sein können, ein Treffer hat die Bauchschlagander geritzt... Wolodja, hat unser aller Tarnung mehr als gefährdet indem einen Helikopter... also ein Fluggerät hat kommen lassen um mich in ein Krankenhaus zu bringen. Ich habe überlebt, wie du sehen kannst, aber nur dank ihm... und seit dem bin ich wieder Tablenttenabhängig... das ist nicht lange her. Ich war erst wieder seit kurzem in der Zone unterwegs, habe meinen Dienst wieder viel zu früh wieder angetreten, denn draußen komme ich nicht mehr klar. Ich war schon so weit in der Stadt einfach jemanden umzulegen, weil er mich genervt hat. Armselig, nicht wahr? Und nun... es könnte ein Segen sein, dass hier bin oder auch ein Fluch."
Und da war noch viel zwischen den Zeilen, was er nicht sagte. Die Veränderungen der Zone gingen noch sehr viel tiefer, andernfalls hätten sie es kaum vermocht, diesen Mann an den Rand des Wahnsinns zu bringen.
Und dann war da ja auch noch der Elephant, der buchstäblich im Raum stand.
Zuletzt geändert von Vyacheslav Sokolov am Freitag 8. Juli 2022, 17:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Lebenslauf: Jarel

Der ehemalige Schattenläufer verstand nicht alles. Aber vor seinem inneren Auge formte sich eine Ahnung. Ein Bild.
Für Slava Radioaktivität - für Jarel die Seuchenkessel, die in den Pestländern alles Leben in untote, verstandlose, unwerte Existenz verwandelt hatten.
Sein Gegenüber war damit in Kontakt gekommen und hatte überlebt. Als einziger. Und ohne eine Ahnung wie. Das musste belastend für ihn sein.

Der Ritter hörte aufmerksam zu, verwundert und angetan davon, wie offen sein Gegenüber darüber sprach.
Ein wertvoller Moment. Ein erstaunlich tiefgehender.

Einsätze um sein Land zu verteidigen. Auch wenn der Russe eine völlig andere Vorgehensweise hatte als er – Töten im Auftrag. Eine weitere Parallele zu seinem Leben.

Eine fremde Macht infiltrieren und sich als einer der Ihren ausgeben. Die Lebensgeschichten wurden immer ähnlicher. Aber Jarel hatte die Flucht geschafft während Slava…
Gefoltert bis fast zum Tode und ein langer Weg zurück. Jarel schluckte. Wäre er in der Welt Erde aufgewachsen, wäre er dann Slava gewesen? So unglaublich viele Parallelen…

Er hielt den Blickkontakt, ließ Slava zu Ende erzählen. „An dir ist nichts armseelig.“, erklärte er leise und unterdrückte den selbst für ihn überraschenden Impuls, Slava eine Hand an die Wange zu legen und…ja was und?
„Dein Körper braucht Zeit zu heilen und deine Seele ebenso. Wir reisen nach Nowigrad. Ich stelle dir eine Heilerin vor, die dir helfen kann.“ Ljerka. Bei diesem Gedanken war Jarels Gefühlsleben endgültig aus den Fugen.
Wie sehr wünschte er sich eine gute Flasche Rum und eine gemütliche Gosse, um darin zu liegen.

„Die Artefakte…waren die magisch?“, mutmaßte Jarel, um sich – und auch Slava – auf andere Gedanken zu bringen.
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Vyacheslav Sokolov
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"Das weiß ich nicht. Ich wünschte jetzt, ich hätte eines mitgenommen. wir haben keine Erfahrung mit Magie, aber sie bewirken Dinge, die wir mit unserer Wissenschaft nicht erklären können. Meine Leute und ich haben versucht sie zu erforschen, aber die Zone ist gefährlich, es werden nur wenige wissenschaftliche Projekte genehmigt und auch die sind weitgehend auf Empirie angewiesen. Ausprobieren und zukucken... Manche davon Leuchten, manche bescheren einem schlüpfrige Träume, aber machen einen stärker, lassen Wunden schneller heilen. Manche sind einfach nur schön... als wenn ich es jetzt recht bedenke, Vielleicht ja. Sie entstehen... und das ist weniger magisch... wenn Materie in bestimmte Anomalien gerät, Felder... Orte an denen die Natur verändert ist. Auch ein Lebewesen, das dort hineingerät wird umgewandelt in solch ein Artefakt. wir wissen noch viel zu wenig... Es ist gerade einmal 33 Jahre her, dass dieser Ort entstanden ist, und erst seit 13 Jahre in der Form wie wir ihn heute kennen... Es wird noch Jahre dauern, erst recht wenn ich nicht zurückkehre."
Noch einmal schluckte er. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Er heilt ihn nicht für armselig bis jetzt, und in einem Anflug von Selbstzerstörungswut sagte er sich, wenn er es mit dieser letzten Geschichte nicht schaffte, dann vielleicht wirklich nicht.
"Ich kann Dinge sehen, die andere nicht sehen, in der Zone wenigstens, diese Anomalien, Ort an deren sich die Physikalischen Gesetzt umkehrten, andere sahen sie nur mit technischen Hilfsmitteln, ich konnte sie direkt erkennen, ebenso die Portale. Und ich war in der Lage, mit einer Spezies dort, wir nannten sie 'Kontroller', zu kommunizieren. Es sind starke Telepathen und sie sind bekannt dafür, dass sie Menschen unter ihre Kontrolle bringen und mit ihnen spielen, sie dazu bringen sich gegenseitig und dann sich selbst umzubringen. Ist man einmal unter ihrem Bann gibt es kein Entkommen, es bleibt nur wenig Zeit von dem Moment an, wenn man es merkt bis sie die volle Kontrolle haben... aber man ist nicht weggetreten, man bekommt mit was man tut, das ist das schlimme. Ich habe viele gute Männer an diese Monster verloren und einmal bin auch an einen geraten... und ich dachte, nun wär's aus. Aber ich habe mich gewehrt. Ich habe all meine Phantasie zusammengekratzt und ihm Bilder gezeigt, wie ich ihm den Hals umdrehe, ihn töte... und er hat es verstanden, meine Drohung, hat mich losgelassen und wir haben uns unterhalten. Sie sind nicht einmal grausam... sie verstehen uns nur nicht. Wir metzeln uns dort in der Zone gegenseitig nieder und sie beobachten uns und denke, das ist die normale Interaktion bei Menschen und sie versuchen das nachzustellen um uns zu verstehen... und wir töten sie dafür. Ich habe mit ihnen einen Nichtangriffspakt geschlossen, der für meine Leute und mich galt, und ihnen habe ich verboten auf sie zu schießen und auch auf die anderen höheren wesen dort. Meine eigenen Leute halten mich seitdem für verrückt... aber wie soll ich es ihnen erklären... Ich habe nur ein paarmal versucht, es jemandem zu erklären... Mein Chef hätte mich beinahe einweisen lassen. Ich bin nur noch nicht in einer geschlossenen Anstalt, weil ich so gut bin... Aber das war es nicht einmal was ich dir erzählen wollte...."
Er war wieder geflohen, hin zu etwas auf dass er tatsächlich stolz war.
"Hier sind wir einem Geist begegnet, so ein Typ von einem Großmaul, sie sagten man nannte sie 'Hexer'... er nannte es einen Hym, er hatte ähnliche Fähigkeiten, aber gegen ihn konnte ich mich kaum zur Wehr setzen... beide haben e...r...g...h..." weiter kam er nicht.
Er hatte ihn lange genug hinausgezögert, schon lange stand ihm der kalte Schweiß auf der Stirn, der Atem ging flacher und das Herz schlug schneller... jetzt rächte er sich für die Kontrolle aus dem Hinterhalt. Von einem Moment zum nächsten war Slava wie weggetreten und würde auch das letzte Mahl kaum bei sich behalten können, wie auch wenig anderes.
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Jarel Moore
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Der nächste Krampfanfall!
Jarel reagierte schnell und routiniert. Er wollte sich hinter Slava an Kopfende platzieren, doch der Soldat zuckte, fuhr heftig zusammen, krümmte sich…
Und schnellte gerade in dem Moment wieder auseinander, als Jarel ihn an sich ziehen wollte. Der Ritter kassierte einen Treffer von Slavas Hinterkopf auf seine Unterlippe. Der Ritter fluchte, griff fester zu.
Dieser Krampfanfall war heftiger als die anderen. Und anders. Gefährlicher.
Es folgte eine Art Ringkampf, bei der Jarel über Minuten alle Kraft aufwenden musste um zu verhindern, dass Slava sich den Schädel einschlug. Oder ihm. Oder beiden. Verdammt, war der Bursche zäh. Und kräftig.
Verbissen hielt der Ritter den Soldaten in den Armen und an sich gepresst, benutzte seinen eigenen Körper als Puffer zwischen dem Mann, mit dem ihm so viele Parallelen verbanden, und dem harten Holzboden.
Erst eine gefühlte Ewigkeit später wurde aus dem hefigen Rucken und Zappeln ein Zucken.
„Slava?“ Keine Antwort. Etwas stimmte nicht. Jarel horchte in den Körper vor sich. Das Herz des Soldaten raßte, stolperte. Aber das war es nicht.
„Verflucht!“ Jarel knirschte mit den Zähnen. Slavas Zucken wurde schwächer. Doch…
…er atmete nicht! Hektisch änderte Jarel die Stellung, zog Slava höher, damit er den Kopf des Krampfenden überstrecken konnte. Der richtige Winkel musste es sein, um seine Atemwege zu befreien. Und vorsichtig. Zu heftig, und es würde ihm das Genick brechen. Vorsichtig! Was, wenn es nicht seine Zunge war, die er verschluckt hatte?! Jetzt nicht in Panik geraten.
Nun war Jarel es, der die Luft anhielt. Bis er einen hektischen, unkontrollierten Atemzug hörte.
Den Göttern sei Dank. Das Zucken wurde ein Zittern. Ein Vibrieren. Sie konnten es schaffen!
Jarels Muskeln zitterten ebenfalls, doch in seinem Gesicht stand ein Lächeln vor Erleichterung.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Es war anders diesmal, vielleicht war es der letzte Gedanke, der hängengeblieben war an den Hym, den Kontroller und was die beiden hochgewühlt hatten, was er endlich bewältigen wollte und dazu den diesen Menschen benutzen... Etwas hatte den Gedanken gestoppt, aber nicht ganz. Und dieses Mal kam sein Verstand nicht als erster hoch, als könne er sie aus der Tiefe an der Oberfläche bereits erkenne, aber es dauerte noch Augenblicke bis er oben war, es war der Instinkt, der vertretungsweise übernahm, aber auch das nicht weniger fatal.

Leder. Er schmeckte Leder. Er roch Schweiß. Eine Mischung aus saurem, krankem Schweiß und frischem, herben Männerschweiß mit einer durchdringenden Moschusnote.
Etwas lag warm auf seiner Stirn, etwas anderes auf seiner Brust.
Er lag auf der linken Seite und konnte sich kaum rühren. Etwas troff heiß auf seine rechte Wange. Blut? Erbrochenes? Dem Geruch nach hatte sich beides vermischt.
Er spürte eine breite Brust in seinem Rücken, eine Hüfte an seinem Hintern. Wildes, angestrengtes Schnaufen direkt an seinem rechten Ohr. Er konnte sogar spüren, wie der Atem der Person sein Ohr streifte.
Etwas lag um ihn, presste seinen rechten Arm fest an den Körper. Eine Hand lag flach auf seiner Brust und sorgte dafür, dass er den Oberkörper kaum bewegen konnte. Den kräftigen Herzschlag der Person hinter ihm konnte er sogar durch den Pullover hindurch spüren.
Sein Kopf war leicht nah hinten gebeugt, ebenfalls fixiert, er spürte im Nacken harte Knochen und angespannte Muskeln. Er kam sich vor wie im Würgegriff einer Python.

Eine Kurzschlussreaktion. Er tat, was er damals schon hätte tun sollten. Wer ihn auch immer festhielt hatte nur zwei Arme. Ein Unterschied, der ihm gleich hätte auffallen können, denn die Männer damals hatten wesentlich mehr davon zur Verfügung gehabt. Dieser nicht, und es war bei weitem nicht genug um zu verhindern, dass er mit dem Ellbogen ausholte und ihn ihm in nach hinten in die Weichteile rammte, (7/100) aber die Schläge waren ungezielt, trafen nicht, verfehlten die Wirkung, aber Blut und was auch immer machten den Kampf zu einer glitschigen Angelegenheit, und es gelang ihm, sich freizuwinden (79/100)
Dazu brauchte es keinen Verstand nur Konditionierung, und die hatte man ihm zur Genüge angedeihen lassen. Er entkam dem Haltegriff, brachte seinen Gegner unter sich und wollte eben ansetzen um ihm die Gesichtszüge umzusortieren, als doch noch rechtzeitig sein Verstand einsetzte.
Jarel, er war gerade dabei den Ritter mit Schlägen einzudecken, rechtzeitig erinnerte er sich an dessen Verletzung und hielt inne, ließ sich fallen.
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Jarel Moore
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Slava hatte aufgehört zu zucken. Und angefangen sich zu wehren.
Oder war er noch im Krampf gefangen? Unschlüssig versuchte Jarel ihn weiter zu halten, doch der Soldat wand sich wie eine Schlange aus seinem Griff.
Ehe er sich versah war er über ihm. Er blickte in ein wutverzerrtes Gesicht. Hass. Blanker Hass.
Aus weit aufgerissenen Augen hoch starrend versuchte der Ritter die Handgelenke des – nun Angreifers – zu packen, doch er war zu langsam. Zu erschöpft. Und unterbewusst nicht recht willens sich zu wehren.
Wenn Slava ihn nun hasste, dann würde er die Prügel annehmen.
Immerhin klare Verhältnisse.
Er kassierte einen Schlag direkt aufs Auge, einen zweiten an die Schläfe. Seine Ohren klingelten, sein Blick verschwamm. Der Ritter ließ die Hände sinken.
In genau diesem Moment hielt Slava inne. Jarel blinzelte aus dem einen Auge, während das andere zuschwoll.
Der Schmerz war nicht das schlimmste. Sich geöffnet zu haben und zurückgestoßen worden zu sein, war viel schlimmer. Waren Slavas Erzählungen dann nur dazu da gewesen, ihn zu verwirren?
Zumindest war er das jetzt. Verwirrt.
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Vyacheslav Sokolov
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"Verdammt..." Slava schüttelte den Kopf als er sah, was er angerichtet hatte.
"Scheiße... Das wollte ich nicht..." aber er hatte ihm ein ordentliches Veilchen verpasst. "...das... das ist... sie konditionieren uns, reißen uns in der Ausbildung aus dem Tiefschlaf und wer sich nicht schnell genug wehrt... kassiert deutlich mehr." fand er recht schnell seine Sprache wieder. Und es blieb stark vereinfacht. Das Training ging weit aus tiefer und war noch ein gutes Stück sadistischer als seine Worte glauben machten. die Betäubung wurde mit Narkosegas erreicht und wer zu langsam war bekam gleich Pfefferspray hinterher. Einen Teil des Weges hatten sich die Rekruten selbst ausgedacht, aber das Ziel hatten andere vorgegeben.
"Bist du verletzt?"
Man konnte die Frage so oder so verstehen.
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Jarel Moore
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Der Ritter hatte Mühe, sein Gegenüber zu verstehen. Das lag nicht an seiner Aussprache, sondern am massiven Klingeln in seinen Ohren.
Da war ein…Reflex… gewesen. Antrainiert? Unglaublich!
Noch nicht ganz überzeugt richtete sich Jarel langsam auf die Ellenbogen auf, atmete durch, setzte sich dann aufrecht hin. Zögerlich nahm er sein Kinn zwischen zwei Finger und bewegte den Kiefer vorsichtig nach links und rechts. Nichts gebrochen. Gut.
Er schielte zu Slava. Ein Reflex? Ob er die Wahrheit sagte?

„Ordentlicher rechter Haken.“, nuschelte Jarel bewundernd und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Lippe, ohne Slava aus den Augen – Korrektur: dem Auge zu lassen.
Der Soldat schien ehrlich erschrocken. Also galt der Hass nicht ihm? Wirklich nicht?
„Wen hast du gerade verdroschen, bevor du zu Verstand gekommen bist?“, fragte er leise und immer noch unsicher, ob er die Situation nun richtig erfasste oder nicht.
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Vyacheslav Sokolov
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Er hatte es ja erzählen wollen, dann war ihm der Anfall dazwischen gekommen.
Seine Stimme war trocken, heiser und etwas belegt.
"...der Elephant, der im Raum steht, also das Thema, dass dich bewegt und bei dem du dich gefragt hast, wie ich darüber denke... Ich habe kein Problem mit Schwulen. Meine Kultur sieht das anders auch die meisten meiner Kollegen und meine Vorgesetzten. Zeigt jemand diese Neigung offen war es das mit der Karriere. Mein Kulturkreis gehört hier zu den fanatischsten Verfechtern, es gibt durchaus tolerantere Länder... Jake's zum Beispiel... Ich verachte dich auch nicht. Es ist... komplizierter. Womit ich ein Problem habe sind Übergriffe und Kontrollverlust. es ist mir einmal passiert, es wird mir nicht wieder passieren. Da war es nciht schwer, dass ich mir solche Reflexe antrainiere." Natürlich war ihm klar, dass es kein Reflex war sondern erlerntes Verhalten, eine einfache operante Konditionierung.
Er setzte sich hin, lehnte sich an die Wand. am besten wäre es wohl gewesen, er ging gleich noch einmal in den Waschzuber, Blut und erbrochenes hatten seinen Pullover verschmiert, auch wenn es nicht viel war, auch geringe Mengen ergaben hier schon eine widerwärtige Mischung.
Aber besser ich gleich aufstehen, in diesem Fall galt das für sie beide. Er konnte fast zusehen, wie Jarels Auge zuschwoll... aber Bedauern würde auch keine Linderung bringen.
"Die Armeezeit ist in meinem Land kein Spaß... das meiste ist auch tatsächlich gegen die Gesetze, aber alle sehen weg... ich genauso." Er versuchte es dieses mal von der rationalen Seite.
"Ich wurde als junger Mann vergewaltigt, als Rekrut in der Armee von älteren Rekruten. Sie waren zu sechst glaube ich... sie haben mich unter einem Vorwand vom Wachdienst weg in ein Depot gelockt und dort auf mich gewartet. Jeder von ihnen durfte einmal während mich die anderen festgehalten haben."
Seine Kiefer mahlten zwischendurch. Es war allerdings keine Resignation sondern Wut, schwer bezwingbare und mittlerweile eiskalte Wut auf die Täter.
"...Und am Ende habe ich auch noch Ärger bekommen, weil ich meinen Posten verlassen hatte. Niemand weiß davon... außer dem Tätern natürlich. Der Kontroller hat mir diese Erinnerung zurückgebracht, jahrelang hatte ich sie gute verschlossen, und als ich fast wieder soweit war, sie erneut zu vergessen hat es der Hym noch einmal geschafft. Ich muss mich dem wohl stellen, wenn ich überleben will. Dabei..." Noch einmal tief durchatmen.
"Jedes mal wenn ich seit dem daran dachte löste es widersprüchliche Empfindungen aus... Ich habe sie nie angezeigt und ich hab mich auch nie gerächt... ich hätte es gekonnt, in bin zu einem Mord in der Lage und ich würde damit davonkommen, ich hätte alles was ich gelernt habe gegen sie aufbieten können, habe es aber am ende nicht getan. Vielleicht wollte ich meine Karriere nicht riskieren, vielleicht war mir das Wissen genug, das ich es könnte wenn ich nur wollte... aber irgendwo muss ich mir auch eingestehen... Es... war... es hat mir trotz allem eine Seite an mir gezeigt, die ich genauso wenig sehen wollte..."
Er wollte weder Vokabeln wie 'erregend' in dem Kontext verwenden und erst recht nicht 'Höhepunkt' aber genau darum ging es. Er wusste ja nicht einmal, ob nicht doch seine Erinnerung ihm Streiche spielte, ob sein Verhalten reaktiv war um ihm vorzugaukeln, und sich selbst einzureden, er habe es ja gewollt, dann wäre er wenigstens kein Opfer... Oder musste er es auf eine rein körperliche Reaktion zurückführen... Der Konflikt musste am Ende dazu geführt haben, dass er alles verdrängte weil es nicht zu verarbeiten war. Und dann konnte er nciht einmal ausschließen, dass es eine falsche Erinnerung war, was wenn der Kontroller sie ihm nur eingepflanzt hatte und es war gar nicht seine eigene? nicht einmal das konnte er ausschließen... andererseits, die Erinnerung war da, spielte es dann noch eine Rolle ob es tatsächlich geschehen war?
"...ich habe es nicht genossen, es war gegen meinen Willen, mir wurde Gewalt angetan... aber ich... ich vermute seit dem, dass ich nicht ganz so hetreo bin wie ich sein sollte, wohl auch deshalb habe ich es verdrängt. Und dass ich verstehe was dahinter steckt machte es umso feiger. Ich habe einen Universitätsabschuss in Psychologie... Ich kenn all die Mechanismen von Verdrängung und Selbstbetrug und trotzdem... und ich schaffe es nciht, diesen Knoten aufzulösen. Und würde das jemals ans Licht kommen... In meiner Welt... das beste was mir passieren könnte wäre die unehrenhafte Entlassung, vielleicht ende ich aber als Übungsobjekt für einen Kollegen."
Sein Blick lag nun bei Jarel, und es war eine erstaunliche Ruhe darin. Es war gesagt. Vermutlich würde er schockiert reagieren, aber es tat gut, einmal loszulassen. vielleicht bedeutet das auch tatsächlich, dass er nciht zurückgehen würde, nicht in diese Welt, die ihm das angetan hatte... und ein wenig erstaunte ihn gerade sogar seine eigene Haltung.
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Jarel Moore
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Jarel hatte sich ebenfalls zur Wand geschoben und lehnte daran, den Kopf zu Slava gedreht.
Mit jedem Wort des Soldaten brach ein Stück von seiner Befürchtung, der Angriff hatte wirklich ihm gehalten. Sein Gegenüber zog blank, ließ nichts mehr übrig von der Abwehrhaltung, die er bis dahin gezeigt hatte. Allen gezeigt hatte. Nicht nur ihm.
Und dann…gestand er, vergewaltigt worden zu sein. Er konnte es nachvollziehen. Jarel jedoch hatte sich seine Rache geholt. Mehr als das. Er hatte den Vergewaltiger zerrissen und gefressen, dazu seinen halben Stamm.
Wie schwer musste Slava das Geständnis gefallen sein... In Jarels Auge war Verständnis zu sehen. Mitgefühl. Und Zuneigung, auch wenn er diese gerade für nicht angebracht hielt.
Und er gestand, dem eigenen Geschlecht nicht ganz abgeneigt zu sein. Jarel hielt die Luft an und wünschte sich für eine Sekunde, es wäre doch der Hass gegen ihn gewesen, denn in diesem Moment kochte der Drang in ihm hoch Slava in die Arme zu nehmen. Egal wie verschmiert und lädiert er war.
Nein. Falsches Signal. Völlig falsches Signal.
Wahrscheinlich war dieser Impuls der Situation geschuldet. Der emotionalen Nähe, die Geständnisse hervorgerufen hatte. Die schier unglaubliche Ähnlichkeit ihrer Werdegänge. Hätte er nicht Ilarion als seinen Fixstern gehabt, er wäre jetzt sogar noch mehr wie Slava. Nah am Durchdrehen. Ein genauso emotionales Wrack.

Einen Moment sah Jarel Slava in die Augen. Zu tief. Zu lang.
Um die eigenen Impulse in den Griff zu bekommen hob er die Hand und legte sie Slava schwer und warm auf die Schulter.
„Wenn du dich gerächt hättest, es hätte nichts geändert.“
Er wollte viel mehr sagen. Sagen, dass er sich nicht schuldig fühlen sollte. Erklären, dass er in ihm jemanden gefunden hatte, der ihn mehr als nur verstand. Jemanden der gern an seiner Seite bleiben würde. So viele Dinge. Alles unaussprechlich.
Stattdessen sah er zur Tür und versuche sich abzulenken.
„Ich werde den Zuber noch einmal füllen. Wir zwei stinken furchtbar.“ Er versuchte zu lachen. Es klang wie ein trockenes Bellen. Beim Nether. Er war furchtbar durcheinander.
Aufmerksam musterte er Slava nochmal. „Wie fühlst du dich?“
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