Orden der Flammenrose | Versammlungshalle

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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ERZÄHLER
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Bruder Franz

Franziskus nickte dem Rittmeister gediegen zu, als dieser in seinen Kurs einschwenkte und sich damit die ersten Lager zu formieren begannen. Für Moore sah es düster aus: sofort verbrannt werden oder ein Dasein in den Kerkern des Kloster fristen, bis man ihn nicht mehr brauchte. Der Großspittler hatte zur Sache eigentlich nichts mehr zu sagen und beobachtete daher lieber den Weg des Großmeisters, nachdem Ritter Rilmitz seinen Salm undgefragt dazu gegeben hatte. Franziskus kannte den Hang zu Übertreibungen, der vor allem die jungen Ritter, die sich profilieren wollten, zuweilen befiel. Unter die Ausführungen konnte man sicher getrost einen Teiler setzen und dann war die Größe und Gottlosigkeit des Biests noch immer ausreichend. Wirklich zielführend oder gehaltvoll war die Aussage allerdings nicht. Dafür laut und schnell zu Ende, als Lothar den eifrigen Ritter bremste und selbst das Wort ergriff. Franziskus' Augen folgten dem Großmeister bei dessen Gang entlang der eher kleinen Runde. Das kannte er schon - Lothar war kein stiller Denker, er entschied aus der Bewegung heraus. Im Feld wie in Runden wie dieser, meist eher spontan. Und es brachte nichts, ihm ins Wort fallen zu wollen, das konnte nur nach hinten los gehen. Auch das wusste hier jeder und so hatte der Großmeister freie Bahn.
Und er beschritt den Weg der Verteidigung, was Franziskus nur halb überraschte. Der Großspittler hatte Großmeister kommen und gehen gesehen, kannte die Umstände, die die beiden Männer aneinander gebunden hatte und konnte damit auch so mehr oder minder nachvollziehen, was Lothar bewog. Er konnte auch den Sinn seiner Worte begreifen, wenn da nicht dieses dunkle Ding wäre, dass jederzeit wieder hervorbrechen könnte. Seine Aufmerksamkeit glitt zu Jarel. Was lag in der anderen Wasgschale? In Lothars Fall eine Menge und auch in Wenzels nicht weniger als ein Leben. Franziskus fühlte sich geneigt leicht das Kinn zu senken in einem Hauch von Zustimmung, doch auch die folgenden Worte des Großmarschalls waren nicht von der Hand zu weisen. Bestie blieb Bestie, tumb und gefährlich...

Varelia stand derweil noch immer im Ring der Meister und hörte all die Worte, fühlte den Hass und auch die Kränkungen. Für die Erzpriesterin war es nicht leicht, all das schweigend zu ertragen und nicht sofort die Stimme wieder zu erheben. Sie wusste, Umsicht war gefragt. Wäre sie zu provokant, würden die Türen, die ohnehin kaum für sie offen standen, rasch zugeschlagen werden. Doch als Rilmitz ungefragt ein weiteres Mal aufbrauste, konnte sie nicht länger schweigen, auch wenn dieser den Raum verließ. So konnte das nicht stehen bleiben. "Eure Exzellenz, wie Ihr Euch erinnert, hat der Magus De Spaire sowohl vor Euch als auch Ser Rilmitz, von Alensbach und mir sehr klar ausgeführt, dass der Worg sich wie ein Tier verhält.", führte sie betont ruhig, aber doch mit kräftiger Stimme aus. Doch Lothar hatte bereits eine andere Richtung eingeschlagen und sie fiel für den Moment wieder in Schweigen, lauschte wie alle anderen seinen Worten. Den Worten eines Offiziers.
Ganz anders als der Großmarschall. Varelia wandte sich Lothar kurz zu, sich eine weitere Erlaubnis zum Sprechen holend, bevor sie die Ausführungen von Dermeringens anging, die ebenfalls nicht von der Hand zu weisen waren.
"Und welche Botschaft, verehrter Ser von Dermeringen, wäre es an jene, die Euch nacheifern? Das man bei einem Fehler fallen gelassen wird, wie ein glühendes Stück Kohle? Oder das auch im gestrengen Orden der Flammenrose im Falle einer Verfehlung eine zweite Chance gewährt wird? Das das Ewige Feuer auch Gnade kennt und seine Ritter Größe? Die verlorenen Kinder in meinem Tempel sehen auf zu Rittern wie Euch, wie von Tretogor oder Ser Rilmitz." Wobei sie hoffte, dass gerade Letzterer nicht für allzu viele als Beispiel galt... "Sie wollen ehrenhaft sein, treu und stark, spielen Brüder und Kameraden. Welches Zeichen setzt ihr? Das der Furcht oder das der Gerechtigkeit? Peitscht sie mit Disziplin und sie werden vergessen, was Vertrauen ist und sich selbst niemals einem von euch öffnen. Ihr erntet Schweigen und Angst, selbst unter der Beichte. Ihr erntet, was Ihr sät. Doch ich danke dem Ewigen Feuer und der gütigen Mutter, das sie Euch alle hier mit der Weisheit gesegnet haben, dies erkennen zu können."
Varelia hoffte innerlich inständig, nun nicht einen schweren Fehler zu begehen, aber sie wusste sich keinen anderen Rat mehr und sie wollte sich nicht vorwerfen müssen, nicht jedes Quäntchen Wahrheit, dass sie in Händen hielt, auch in die Waagschale zu werfen. Ihr Blick richtete sich auf Bruder Franz, der innerlich überrascht innehielt und äußerlich nur ruhig den Blick der Ehrwürdigen Mutter erwiderte. Oft genug hatten sie die Klingen gekreuzt, doch was würde nun kommen? Er hatte keinen Grund für Diskurs geliefert.
"Um auf Eure Bedenken einzugehen, Ser von Dermeringen.", nun sah sie wieder zu diesem, "Jarel wurde bei seiner Rückkehr in den Tempel durch den erwähnten Magus ein Implantat eingesetzt. Ein Ring." Wieder schwenkte ihr Blick zurück zu Franziskus, dessen Brauen sich einige Millimeter gehoben hatten. "Dieses verhindert eine Verwandlung. Sicher sind die Ehrenwerten Herren Ritter besser als ich im Bilde darüber, dass es eine solche Methodik gibt." Ihr Aufschlag an den Großspittler, der sich doch immer rühmte, die Weisheit des Ordens was Monster anging mit Löffeln gefressen zu haben. Sollte er im Staub der Bücher ersticken, während er danach suchte, ob sie Unrecht hatte. Und das würde er, dafür kannte sie ihn gut genug.

Franziskus erhob sich nun doch einmal von seinem Stuhl und ging gemessenen Schrittes auf den Delinquenten zu. Kurz sah er ihm in die Augen, dann wanderte sein Blick auf Jarel herum.
"Wo wurde der Ring eingesetzt?"
Jarel hob stumm den rechten Arm und deutet mit dem Zeigefinger der linken in Richtung der Oberseite des rechten Oberarms. Fest packte die behandschuhte Hand des Großspittlers den gewiesenen Arm und fuhr mit dem Daumen suchend über Haut, Muskel und die frische Wunde, bis er die harte Form ertasten konnte. Jarel beobachtete ihn aus dem Augenwinkeln, reagierte aber nicht weiter und entzog sich dem unnötig harten Griff auch nicht. Erst nach eingehender Untersuchung ließ Bruder Franz den Arm los und nickte. Eine Hand sinnend am Kinn wandte er sich ab und umkreiste den Ritter Moore einmal. In Wahrheit suchte er in seinem Gedächtnis nach dem Wissen, ob diese Maßnahme wirklich etwas brachte oder nicht. Die Wanderung war nur dazu da, etwas Zeit zu schinden. "Die Konjunktionsmonster sind sehr verschieden, ihre Physis ist selten vergleichbar, daher kann, was bei dem einen wirkt, bei dem anderen keinerlei Effekt haben. Woher nehmt Ihr denn die Gewissheit, dass es funktioniert?", fragte er listig.
Varelia ahnte die Falle, antwortete aber. "Da der Magus De Spaire aus der gleichen Sphäre stammt, habe ich auf seine Expertise vertraut."
Bruder Franz lächelte schmal. "Ein Magus, ein Elf, der gemäß Ser Rilmitz nicht mehr in Wyzima weilt und demnach nicht mehr befragt werden kann."
"Ein Gelehrter wie Ihr und ich." Varelia hielt dem Blick des Großspittlers stand, dessen Miene sich bei diesem Vergleich verfinsterte. Er und ein Elf, in einem Atemzug, gleichauf! Absurd. Elfen besaßen gar nicht den Intellekt, um die weit greifenden Sachverhalte zu überblicken, die nötig waren, um derartige Vergleiche anzustellen und Methodiken auszuarbeiten. Bruder Franz hob das Kinn, strafte Varelia mit einem letzten Blick von oben herab und setzt sich dann wieder auf seinen Platz, ohne einen weiteren Kommentar für nötig zu erachten.
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Liam von Alensbach
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Bruder Jordan

Er hatte genug gehört. Genug, dass er nichts mehr beizufügen hatte. Denn wo, als auf dem Scheiterhaufen, war der richtige Platz für Jarel Moore? Nur dort, wo die Flammen ihn vernichten würden. Ring hin oder her, so ein Blödsinn hatte er lange nicht mehr gehört. "Und dann reisst er sich den Ring selbst aus der Haut und fällt über uns alle her!" poltert er dann doch. "Wieder eine Täuschung, eine Lüge die uns nun in Sicherheit wiegen sollte. Eingesetzt von einem Magus, einem Elfen!" Er spie Magus und Elf so aus, als wären es giftige Worte. "Ich verlange von Euch, Grossmeister, dass ihr ihn hinrichten lasst. Augenblicklich! Kein Monster soll unserem Orden beitreten und wenn es das doch tut, dann werden wir so handeln, wie wir immer mit Monstern handeln. Mit dem reinigenden Feuer!" bellte der Rittmeister und holte abermals tief Luft um noch etwas hinzuzufügen. "Auss...." weiter kam er nicht, in dem Moment betrat ein weiterer Zeuge die Ratshalle. Ritter Rilmitz hatte entweder wirklich Glück gehabt oder er war verdammt schnell gelaufen, dass er von Alensbach so rasch aufgespürt hatte. Der Ritter trug das Ornat des Ordens, fein säuberlich wie man es von einem der Brüder eben erwartete. Nur die Haare, die waren zerzaust, so als hätte er bis eben auf dem Kampflatz gestanden. Nachdem von Alensbach den Blick über die Reihen gleiten liess, vermutlich um sich ein Bild davon zu machen, wer heute alles zugegen war, trat er gemessenen Schrittes ein. Die Torwache zog die Tore hinter ihm wieder zu.

"Ach... da ist ja dieser Zeuge." spie Bruder Jordan die Worte förmlich entgegen. Er machte keinen Hehl daraus, dass er Liam nicht mochte. Wer den Orden der weissen Rose noch kannte und auch seine Mitglieder, der wusste, dass auch Bruder Jordan einst dazu gehört hatte. Irgendwas verband also Liam und Jordan und es schienen keine guten Erinnerungen zu sein. "Wagt es nicht, von Alensbach, auch nur einen Ton der Lüge über Eure Lippen zu bringen. Das habt ihr damals schon getan!" Die Worte des Rittmeisters waren eisig, als wäre er vollkommen überzeugt davon, dass Liam alles dafür tun würde um Moore ein gutes Alibi zu verschaffen. Der Ritter lügte ja sowieso, sobald er nur den Mund aufmachte. Ein Verräter des Ordens als Zeuge für einen anderen Verräter. Wie lachhaft. Aber nun spürte Bruder Jordan den Blick des Grossmeisters und er hielt es für klüger nichts mehr zu sagen, sondern sich zu setzen und Liam das Wort zu übergeben.

Von Alensbach hatte die Worte mit interesse gelauscht, doch sie prallten an ihm ab. Nicht, dass er gleichgültig wirkte, aber von denen hatte er schon soviele sich anhören müssen, dass es ihm langsam aber sicher lästig war. Trotz allem schlug er das Zeichen der Flame und des Kelchs, brachte allen den Respekt entgegen der ihnen nunmal gebührte. Auch Varelia gehörte der Gruss. Und sogar Jarel galt jene Geste, auch wenn die grauen Augen nichts über das Innenleben des Ritters verrieten. Jetzt war er hier, aber weder als Freund, noch als Feind Jarels. Er war Zeuge und in dieser Rolle wusste Liam, was er zu tun und zu sagen hatte. Als Lothar ihm das Wort übergab, da wandte er sich den Versammelten zu und begann mit klarer Stimme, in der nüchterne Realität lag, zu erzählen.

"Ich lag im Tempel der Melitele verwundet darnieder, die Schwestern kümmerten sich um mich, darum war ich Zeuge dieser Nacht." hallten seine Worte durch die Halle. Liam von Alensbach stand da wie man sich das von einem Ordensritter wünschte, mit der Haltung von Selbstsicherheit und zeitgleich Demut vor der Flame und den Vorgesetzten. Aber da war auch etwas, dass man fast schon als rebellisch bezeichnen konnte. Es lag in seinen Augen. Eine Härte, eine Schärfe, wie der Stahl einer Klinge. "Es muss nach Mitternacht gewesen sein, als ich von einem Geräusch geweckt wurde. Als würde jemand eine Mauer und ein Tor einreissen. Ich glaubte erst, der Tempel würde überfallen werden und braucht einen Moment um mich zu orientieren. Ich fand eine Fackel, als einzige Waffe und trat aus dem Behandlungszimmer. Ich sah mich unvermittelt einem Worgen oder einem Wolf gegenüber. Er sprang mich an, riss mich zu Boden, doch er tat mir nichts weiter. Er stieg über mich hinweg, folgte dem Gang. Der Elfenmagier kam um mir auf die Beine zu helfen. Wo dieser her kam, kann ich nicht sagen. Als ich wieder stand, wusste ich, dass ich zu Moore musste. Er war in einem anderen Zimmer, von dort kam der Wolf, und dahin stürzte ich nun. Doch die Kammer war gänzlich leer und nirgendwo war Blut. Als ich dann erkannte, dass das Mauerwerk und die Tür nach aussen gesprengt worden sind und nicht nach innen, da kam mir eine Ahnung." Er machte eine Pause. Die Versammelten sollten seine Worte verdauen, sie verstehen. Als er weiter sprach, tat er das ohne eine Spur von Emotion - wie es im Innern des Mannes aussah, blieb ein Rätsel. "Ich stürmte aus der Kammer, dann sah ich den Wolf, wie er um eine Ecke bog. Und da war auch der Elf, der mir aufgeholfen hatte. Ich folgte dem Wolf, den der Elfenmagier auch Jarel genannt hatte. Meine Ahnung, hatte sich also bestätigt. Abermals stand ich ihm gegenüber. Er war in die Ecke gedrängt, scheinbar war da hinter ihm eine verschlossene Tür. Der Magier warnte, dass wir uns ihm nicht nähern sollten und dann wurden plötzlich die Türflügel hinter ihm geöffnet. Der Wolf drehte sich um. Da war eine Schwester, welche die Türen geöffnet hatte. Der Schwarze stiess sie mit seinem Schädel an, dann rieb er seinen Kopf an ihr. Plötzlich änderte sich die Situation. Ich sah, dass sie einen Besen in der Hand hielt und diesen Besen griff der Wolf an. Er zerlegte ihn mit einem Bissen, dann war seine Haltung angriffig. Er knurrte, war angespannt. Ich wollte nach einer brennenden Fackel greifen, aber der Elfenmagier stiess mich beiseite und der Wolf floh zur Tür hinaus in den Hof." Wieder eine Pause. Die er auch für sich brauchte um zu sortieren. "Als ich auf den Hof trat, war da auch von Nagall. Ich hörte erst seine Stimme, bevor ich ihn erkannte. Einer der Wächter des Meliteleordens brachte Schwerter, so dass wir uns bewaffnen konnten. Fast zeitgleich hörte ich dann Hufschläge, jemand musste unsere Brüder verständigt haben. Das Tor wurde geöffnet und ich sah Ritter Pieter hinein stürmen.

Was dann aber im Hof geschah, das kann ich nicht mehr vollständig widergeben. Es war dunkel und ich will und werde keine Mutmassungen machen. Ich weiss, dass der Wolf geflohen ist. Ich weiss, dass Jakob von Nagall auch verschwunden ist. Genauso wie der Magier. Den Geräuschen nach in Richtung Friedhof. Dahin eilte ich nun und schloss zu Ritter Pieter auf. Da trafen wir wieder auf den Wolf, doch wir wussten instinktiv, dass wir vorsichtig sein mussten. Ein in die Ecke gedrängtes Tier war immer schon gefährlich. Plötzlich sahen wir ein Leuchten im Dunkeln, dann explodierte etwas - wir erkannten erst später, dass es die Mauer war. Und der Wolf dadurch geflohen. Das ist alles was ich Euch, werte Brüder, erzählen kann." Liam wandte sich an Lothar und er wartete. Auf Fragen, auf einen Befehl, auf irgendetwas.
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Lothar von Tretogor
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Lebenslauf: Lothar

„Ich habe keine Ahnung, wie viel Moore auf welche Art auch immer getötet hat. Oder ich…“
Man hört auf zu zählen.
„Aber ja, eine Spaltung, Thobald. Doch die Kirche selbst legt das Wort der Flamme mit den Schriften und Taten des Propheten Lebioda aus. Wege der Barmherzigkeit statt der Vergeltung. Wir müssen wissen, wo wir uns positionieren. Und welche Vorteile uns welcher Pfad bringt. Was wenn ich aus dem Orden austreten und das Amt für meinen Nachfolger abgeben könnte? Und meinen Lebensabend statt starr in einem Stuhl zu sitzen bis ich heraus kippe, ein paar Kinder zeuge, die meinem Weg hier her folgen?“
Na ja, er glaubte selbst nicht daran. Und wenn seine Nachkommen nach ihm kämen, machten sie ganz sicher nicht, was der Vater möchte.
„Dennoch eine Spaltung, die wir nicht wollen, nicht wahr? Weder in die eine noch in die andere Richtung. Deshalb dieser Rat. Ich brauche euch alle – nicht nur meine Sentimentalität. Jemand anderes als Moore würde bereits auf dem Marktplatz wieder erkalten. Das wissen wir alle.“
Leider ist die Welt nicht so einfach. Es war nur die Frage, ob der Orden sich dieser Herausforderung stellen wollte oder nicht.
„Fakt ist: wir müssen gemeinsam eine Entscheidung fällen. Eine hinter der wir alle stehen. Ob wir es wollen oder nicht wird es der Weg für die Zukunft des Ordens werden. Ihr wisst welchen ich präferiere. Der von dem ich glaube, dass er den Orden die Jahrhunderte überdauern lässt statt in den Wirren von Krieg und Zeit untergehen zu lassen. In der Stadt herrscht ein fragiler Frieden, weil sie zu mir, zum Orden, zur Flamme aufsehen. Dennoch ich verspreche Euch eines: wollt ihr den Feuertod für Ritter Jarel Frederic Moore, so werde ich mich beugen und selbst den Scheiterhaufen entzünden. Unsere Einigkeit ist wichtiger.“

Der Großmeister warf einen Blick auf Moore. Er war enttäuscht von ihm und wusste, dass er ihn verloren hatte, aber diese letzten Versuch wagte er für ihn. Für das war er war. Lothar machte sich wieder auf den Weg zurück zu seinem Platz, um sitzend den Anderen zu lauschen. Mutter Varelia behauptete sich, erinnerte an die Tugenden des Rittertums. Selbst Bernard hatte sich den großen Kinderaugen nicht entziehen können, als er im Hof auf ihn gewartet hatte. Liams Bericht hingegen war sachlich. Er erwähnte den Knappen, der bis jetzt unter den Tisch gefallen war. In Lothars Augen sah der alte Weggefährte, dass er seine Anwesenheit hier mehr schätze als er offen zeigte. Der Großmeister hatte keine weiteren Fragen. Überließ es mit einer kaum merklichen Handbewegung von Alensbach sich irgendwo im Saal selbst aufzuräumen, während er den Schlussworten zuhörte ohne sie zu unterbrechen und ließ dann als sie alle geendet hatten, als die Argumente sich wiederholten, als man nichts mehr Neues erwarten konnte, die Stille ein paar Herzschläge durch den Raum dringen bis sich alle Augen auf ihn richteten.

„Wenn allerdings sein Vergehen schwer ist, soll er von der Gemeinschaft der Brüder ferngehalten werden, indem er nicht mehr mit ihnen zugleich am selben Tisch esse, sondern seine Mahlzeiten allein einnehme, und sich völlig der Gnade und dem Urteil des Meisters unterwerfe, um am Tag des Gerichts heil zu bestehen.“

Der Großmeister erhob sich. „So halten wir ihn von uns fern. Da Großkomtur von Herrenloh Moore bereits zum Ritter degradiert hat, verliert er nun ebenso seine Rechte als dieser und somit seinen Knappen. Denn als Knappe soll er wieder dienen. Jedoch nicht in unserer Mitte, sondern dort wo er Zuflucht gefunden hat unter dem Rock der Melitele, die ihren Großmut beweisen darf ein Monster in ihre Mitte zu nehmen. Damit diese Tat niemand vergisst soll Moore für alle ersichtlich gebrandmarkt werden. In Jahr und Tag mögen wir uns wieder treffen und entscheiden, ob er weiter so sein Dasein fristen darf oder es nach der Gnade der Flamme verlangt.“ Oder anderweitig seinen Tod findet oder durchbrennt oder was auch immer.
„So stimmen wir ab. Wer für dieses Urteil ist, der erhebe sich. Sitzen mehr als stehen, soll das Feuer ihn und den Orden reinigen.“

Neben Lothar stand auch Ralt nach ein paar Augenblicken auf. Moore war sein Vorgänger gewesen, diesen letzten Respekt würde er ihm erweisen. Alle würden wissen, dass er dies genau aus diesem Grund tat.
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ERZÄHLER
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Großmarschall Thobald von Dermeringen

Aus der sehr sachlichen Schilderung des Ritters ergaben sich für den Großmarschall allenfalls weitere Anklagen, zum Beispiel gegen den Elfen, der ganz offensichtlich um den Fluch wusste. Und das wiederum warf weitere Fragen auf: Wie viele Mitwisser gab es noch, die alle geschwiegen hatten? Wie viele waren aus der Welt dieses Verräters gekommen, um den Orden, ja, ihre ganze Welt zu unterwandern und zu destabilisieren? Wie viele aus anderen Welten?
Und so fiel ein Samen aus Misstrauen und Hass auf den fruchtbaren Boden der Angst vor allem Fremden und begann dort fast augenblicklich zu keimen. Es waren nicht nur Anderlinge und Monster, vor denen sie sich und die Menschen schützen mussten, sondern alles, was die Konjunktion ausspie.

Doch zunächst sollte das Urteil vollstreckt werden.
Lothar wurde nicht müde, noch einmal klarzustellen, dass er Jarel eine Sonderbehandlung angedeihen lassen wollte, und gerade hier war der Großmarschall gänzlich anderer Meinung. Für ihn musste das Urteil nachvollziehbar und für jeden gleich sein. Es spielte keine Rolle wer der Angeklagte war, ob Knappe oder Ritter.
Lothar beherrschte es mit Emotionen und Glauben zu argumentieren, zu spielen – jenem Glauben, von dem er behauptete, er müsse überdauern. Doch nur eine harte Hand und ein hartes Urteil hatten in seiner Vorstellung Platz; Gnade fand darin keinen Raum.

Der Großmarschall ahnte jedoch bereits, dass sich einige würden einwickeln lassen – jene, deren Blicke nun verstohlen zu ihm und zum Rittmeister wanderten, den beiden glühendsten Vertretern des Feuers.
Nur ein Brandmal, wo ein Feuer lodern sollte, nur Ausschluss, wo das endgültige Ende drohen sollte. Und er wollte das Problem abschieben – zu den Schwestern der Melitele. In Thobalds Augen war das Hohn und Spott.
Er schüttelte den Kopf, sah den Orden bereits fallen und verspürte nicht geringe Lust, einfach aufzustehen und zu gehen. Die heiligen Hallen der Flamme sah er bereits entehrt.
Aber er hatte gesagt, was er hatte anbringen wollen, und sich zu wiederholen, würde auch nicht auf offenere Ohren treffen.
„Meine Entscheidung bleibt klar: Tod im Feuer.“
Und Lebioda war und blieb ein geistesgestörter Schwachkopf. Doch das dachte er nur.
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Orden der Flammenrose
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Bruder Franz

Zu sagen hatte er nichts mehr. Seinen Standpunkt zu wiederholen, machte ihn nicht besser oder schlechter. Lothar war weder taub noch vergesslich, höchstens selektiv aufmerksam. Also wartete Franziskus, welches Strafmaß der Großmeister, der nicht standrechtlich zur Flamme greifen wollte, statt dessen vorgesehen hatte. Unwillkürlich strich sein Blick über die versammelten Ritter, bis zu von Alensbach und verweilte bei diesem. Einer, der Heilung bei den Schwestern der Melitele suchte, statt in seinem Spital. Aber was sollte man anderes von diesem Vogel auch erwarten? Und nun wollte sich der Großmeister einen weiteren exotischen Vogel in die Voliere setzen, gebranntmarkt wie schon der erste. Mit diesem Herrn waren wahrlich andere Zeiten im Orden eingezogen - Jaques hatte unter seinen Rittern ganz anders gewütet.
Als erster nach Lothar erhob sich de Rocarrars. Natürlich. Er mochte von der Erzpriesterin nichts halten, aber er war und blieb ein Speichellecker Lothars. Der Schatzmeister neben de Rocarrars blieb sitzen - auch nicht verwunderlich, denn der rechnete in so einem Fall sicherlich nur in zu stopfenden Mäulern und zu zahlendem Sold. Gold wippte lediglich mit dem Fuß des übergeschlagenen Beins und machte den Eindruck, als hielte er all dies für Zeitverschwendung.
Der Zeugmeister wirkte hin und her gerissen. Seine Augen huschten von Moore zu de L'Argent und wieder zurück. Brude Franz hielt von Blaviken für ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass man auch ohne Rückgrat hervorragend überleben konnte, wenn man sich nur parasitär im Anus eines Mannes aufhielt, der mehr Kreuz besaß. Und de L'Argent hatte ausreichend Selbstvertrauen, welches er aus seinem äußeren Erscheinungsbild zog. Die Frauenwelt Wyzimas lag dem blonden Ritter zu Füßen, dessen Roben schon fast anmaßend edel waren. Franziskus mochte den Großdrapier nicht sonderlich. Ein Wichtigtuer und Hohlkopf. Hätte er den Parasit nicht, würde das Kloster im Bezug auf Lagerhaltung und Ausrüstung im Chaos und in Schulden versinken. Nachdenklich betrachtete Franziskus von Blaviken. Vielleicht sollte er ihn eher mit einem Symbiont gleichsetzen. Und während er noch eine Analogie zur dieser Analtheorie suchte, erhob sich der Großdrapier und im gleich Moment fast schon hektisch auch der Zeugmeister. Bemerkenswert.
Bruder Franz folgte schließlich in Ruhe ihrem Beispiel. Auch wenn er sich etwas anderes erhoffte - verbrennen würde das Subjekt seiner Studien zerstören und war daher die schlechtere Option.
"Ein Jahr und ein Tag. Und ich möchte mich mit Ser Moore unterhalten, bevor sein Weg ihn zu unseren Lieben Schwestern führt.", ließ er sich ruhig vernehmen, wobei gerade Jarel ahnen sollte, wie so eine "Unterhaltung" aussehen konnte.

Varelia zog sich zurück, als Liam von Alensbach den Ring betrat und blieb am Rand der Halle unter den Fenstern stehen. Wenn man sie nicht explizit hinaus befahl, würde sie genau hier ausharren, bis der Hammer gefallen war. Dem Ritter lauschte sie zunächst angespannt, doch dieser berichtete frei von Emotionen nur Fakten und Teile seiner Wahrnehmung. Gut.
Dann vernahm sie Lothars Vorschlag für eine Strafe und auch, wenn diese Gnade verhieß, wusste sie, wie sehr es den Stolz Jarels verletzen würde. Unter die Röcke der Göttin geschickt - so war es formuliert. Ehrlos, ausgestoßen, mit wenig bis keiner Aussicht auf Rehabilitation. Auf Jahr und Tag unter Bewährung... Sie senkte den Blick einen Moment und hob ihn dann wieder, sich selbst ermahnend, wer sie war.
Und dann erhoben sich Ritter - mehr als sitzen blieben. Sie hörte die Stimme des Spittlers und musste hart an sich halten, nicht einen scharfen Kommentar dazu fallen zu lassen.
So schien es entschieden und vorerst atmete Varelia auf.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Noch immer stand Jarel vor seinen Brüdern, als hätte er einen Stock im Arsch und versuchte sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen, auch bei den Hasstiraden seiner Mitbrüder nicht, egal wie sehr es ihn schmerze.
Und dann standen sie auf…einer…zwei…
Der Schattenläufer hielt den Atem an.
Drei…vier…fünf…sechs. Sechs? Sechs!
Nun war es um seine Haltung doch geschehen. Eine Welle der Erleichterung überschwemmte ihn, als hätte man in eisekalter Nacht einen Eimer warmes Wasser über ihm ausgegossen.
Er erschauerte, schloss einen Moment die Augen, legte die flache Hand auf die Brust und atmete hörbar auf.
Das Eisen war schlimm, besonders für ihn, doch er würde es überleben und die Verbannung aus dem Orden war – wie sollte man es sagen – das kleinere Übel. Er würde das feste Gefüge vermissen. Den Halt im Glauben und auch einige seiner Brüder. Allerdings nicht alle. Zumindest schien es keine Folgen für Jakob zu haben. Zumindest keine offiziellen.
Mit nicht mehr ganz so regloser Miene verbeugte er sich angedeutet vor denen, die ihm das Leben gelassen hatten, warf einen etwas längeren Blick auf Varelia, bevor er sich zu Lothar wandte.
„Ich danke meinen Brüdern und eurer Exzellenz für eure Gnade.“, erklärte er sich leise und mit hörbarem Zittern in der dunklen Stimme.
Damit hatte er nicht gerechnet. Niemals. Dies waren wirklich neue, andere Zeiten.
Beinahe euphorisch beschloss er, noch weiteren Ballast abzuwerfen.
Ob Lothar ihn unter vier Augen anhören würde? Wann sollte er danach fragen? Jetzt? Zumindest besser bevor Bruder Franz seine ‚Unterhaltung‘ mit ihm durchgesetzt hatte.
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Lothar von Tretogor
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Lebenslauf: Lothar

Franz. Das war interessant. Aber der Großmeister zeigte keine Regung, durfte er nicht. Bis auf die Überraschung zum Ausgang. Sie war nicht überschwänglich, aber nicht gespielt. Damit gerechnet hatte er nicht, eher dass es in Wyzima noch eskaliert, wenn man angefangen hätte einen Scheiterhaufen zu erriechten. Dennoch wartete er eine Weile, ob nicht jemand seine Haltung noch einmal überdenken wollte, aber sie blieben dabei. „So sei es.“

Bruder Franz würde sein Gespräch bekommen. Dafür hatte er sich erhoben. Wie das aussieht wollte sich Lothar gar nicht so genau vorstellen, aber man wollte ihn in einem Stück der Kirche der Melitele geben.

Sein Blick fiel auf den Großmarschall. Er würde mit ihm reden müssen, ihn aufsuchen. Zu ihn gehen, nicht ihn einbestellen wie es üblich wäre. Am Besten noch heute. Ihm die Wertschätzung aussprechen, die Kritik annehmen sowie noch seine Frage beantworten, was der Offizier mit einem Soldaten mache, der jeder Zeit unkontrolliert Schaden anrichten kann. Man schickt ihn natürlich zum Feind: in dem Fall zur Kirche der Melitele. Sollte sich ihre Gnade und Barmherzigkeit als Fehler erweisen, würde das dem ewigen Feuer nicht Schaden. Und ja ein Elfenmagier, der wahrscheinlich nach Nowigrad geflohen ist. Lothar würde von Dermeringen auf diesen ansetzen, von Herrenloh wird ihm da mit Sicherheit unter die Arme greifen. Außerdem brauchte er ihn hier als Vertretung, denn es deutete mehr und mehr daraufhin, dass der Großmeister demnächst selbst in die sogenannte freie Stadt aufbrechen müsse. Zu viel Politik. Zumindest waren das die Hoffnungen den Großmarschall passend zu beschäftigen und ein wenig zu beruhigen. Doch das später.

„Ich danke dem Rat für euer Kommen und eure Meinung. Bitten wir die Flamme darum, das richtige Urteil gefunden zu haben.“ Der Großmeister schlug den Kelch und entließ den Rat mit einer Geste.
„Von Alensbach, geleite die ehrwürdige Mutter hinaus und such mir von Nagall.“ Der Knappe wird nicht weit sein und sollte erfahren wie ausging, bevor er noch Unfug anstellte. Außerdem musste er sich überlegen, was mit dem passieren soll. Im Rat hatte niemand gegen den Jungen gewettert. Immerhin.
„Ralt, kümmer Dich um Moore und leite alles in die Wege.“ Es gab keinen Grund viel länger zu warten, als das Eisen brauchte um heiß zu werden und vielleicht könne er dann wieder ruhiger schlafen. Als sich Lothars und Jarels Blicke trafen, zuckten die Augenbrauen kaum merklich. Wenn ihm der Verurteilte etwas zu sagen hatte, dann war jetzt die Gelegenheit, der Platz und die Zeit.

"Exzellenz...", Jarel räusperte sich. "Ein Gespräch unter vier Augen?" Wer weiß, ob sich das jemals wieder ergeben würde?

Ein Augenblick verging regungslos, dann nickte der Großmeister. „Lasst uns alleine.“ Er ging ein paar Schritte, um aus dem Fenster zu sehen, während sich die Versammlung auflöste. Ralt war nicht so begeistert, aber er nickte, warte ab bis sich alle entfernt hatten und ging als Letzter, er würde vor der Tür warten. Das musste er niemanden sagen.
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Liam von Alensbach
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Bruder Jordan

Bruder Jordan hatte keinen Ton mehr gesagt, sondern blickt nur voller Verachtung zu Moore und auch Lothar bekam keinen wohlwollenden Blick des Rittmeisters ab. Ein viel zu weiches Herz, das hatte der Grossmeister gerade bewiesen. Dabei hatte er damals, als man von Tretogor gewählt hatte, gehofft, er würde die Linie des Ordens weiterführen. Zwar nicht mit jener Brutalität, mit der sie einst geführt worden war, aber wenigstens Konsequent. Das war nicht geschehen und so langsam zweifelte der Bruder an er Wahl des einstigen Soldaten. Sein Blick schweifte zu von Alensbach. Den Ritter kannte er noch vom Orden der weissen Rose, einst ein aufstrebender und begabter Ordensbruder, der so einigen Konkurrenz gemacht hatte. Und, das hatte er damals selbst bemerkt, der auch in Ihm die Furcht ausgelöst hatte, dass er sie alle überflügeln würde. Aber das war ja gekonnt verhindert worden und mit einem Hauch der Zufriedenheit hafteten sich die schmalen Augen auf den Hals Liams. Dort, wo unter dem Kragen das selbe Brandmal prangte, das auch Jarel nun bekommen würde. Nun, fast. Liam hatte die Rose und Jarel würde die Flamme bekommen, aber immerhin gebrandmarkt. Und noch hämischer wurde sein Lächeln, als er daran dachte, dass von Alensbach die Initialen seines alten Rittervaters auf seinem Leib trug. Es sollte ihn immer daran erinnern, wer hier der Stärkere gewesen war. Und doch stand der einstige Ritter der weissen Rose wieder hier in diesen Hallen, obwohl sie ihn weit fort geschickt hatten. Lothar schien viel auf diesen Mann zu setzen und das war nicht gut. Es wurde Zeit, dass man sich über die richtigen Ziele des Ordens würde austauschen müssen. Ohne den Grossmeister und seine Lakaien.

Liam von Alensbach

Liam hatte sich das Urteil über Moore ohne Regung angehört und er wusste selbst nicht, ob er zufrieden oder enttäuscht über den Ausgang war. Früher hätte er zu denen gehört, die sitzen geblieben sind, aber was war mit heute? Was er dachte und glaubte, welche Gefühle ihn beschäftigten war hier nicht von Relevanz gewesen. Einzig und allein der sachliche Bericht und nicht mehr, das war nur gerecht gewesen. Als Lothar ihm die Anweisungen gab, erst Varelia hinaus zu geleiten und im Anschluss von Nagall zu suchen, da neigte der Ritter gehorsam den Kopf vor dem Grossmeister. Er hörte das knarzen der Stühle, das rascheln von Stoff und klirren von Ketten, als sich die Versammelten erhoben. Leises Gemurmel begann, während irgendwo bereits das Eisen erhitzt wurde. Irgendwo... Liam wusste ganz genau wo und er hatte nur wenig Lust dabei zu sein, denn es bedeutete wieder selbst daran erinnert zu werden, wie es sich angefühlt hatte. Der Schmerz, die Erniedrigung, die Schmach. Das alles hatte sich, genau wie das Brandmal eingeprägt. Wenigstens blieb Jarel eine weitere Erniedrigung erspart und als Liam durch die Halle blickte, da konnte er vor seinem Inneren Auge die Bilder von damals sehen. Er sah die Brüder, ihre Blicke, das Feuer und das glühende Eisen. Er hörte die schweren Eisenketten, fühlte das Gewicht um seine Handgelenke und den kalten Steinboden unter seinem Rücken auf den sie ihn im Anschluss gelegt hatten. Da waren Hände an seinem Leib gewesen, sie hatten an seiner Kleidung gezerrt, bis er entblösst auf dem Stein lag und sich erneut der Schmerz glühenden Eisens in seine Gedanken brannte.

"Ser von Alensbach? Wollen wir nach dieser hitzigen Debatte ein wenig kühlende Herbstluft atmen?" Von Alensbach kam blinzelnd zurück in die Gegenwart. Eine Stimme hatte ihn sanft daran erinnert, dass er heute nicht Empfänger des Eisens sein würde und als sich sein Blick klärte, erkannte er ein Gesicht. Erst verschwommen, doch je mehr er im Jetzt ankam, umso schärfer wurden die Züge bis er Varelia erkannte. "Ehrwürdige Mutter, bitte verzeiht meine Unaufmerksamkeit." Was hatte Sie gesagt? Er verwarf den Moment der Verwirrung, der schwarzen, gähnenden Leere in seinen Gedanken und schlug förmlich und wie es die Höflichkeit erforderte den Gruss von Flamme und Kelch. "Natürlich geleite ich Euch zurück zum Kloster der Melitele." Dahin sollte er sie doch bringen? Er atmete leise durch und wandte sich mit der ehrwürdigen Mutter dem grossen Tor zu, welches aus der Halle führte. Hinaus in den kühlen Herbst, der klare Gedanken brachte, sobald die beengenden Hallen hinter Ihnen gelassen wurden.
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Erzpriesterin Varelia
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Varelia hat das Gebäude verlassen --> Klosterhof
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Jarel Moore
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Der Verurteilte sah den Herren Rittern - zu denen er jetzt nicht mehr gehörte - nach.
Die Blicke der anderen waren beinahe schon körperlich spürbar, vor allem die derer die ihn hatten den Flammen übereignen wollten.
Wie viele von ihnen fürchteten wohl jetzt, er wollte Lothar nun umbringen? Und wie viele hofften gar darauf?
Als die wichtige Tür zur Versammlungshalle geschlossen wurde spitze der Schattenläufer die Ohren. Niemand sollte an der Tür stehen bleiben und dieses Gespräch belauschen.
Erst dann wand er sich von Tretogor zu.
"Danke.", war das erste Wort an das Ordensoberhaupt, als er sicher war, dass sie niemand belauschte. Ein kurzes Zucken des Knappen zeugte danon, dass er Lothar umarmen wollte, es sich aber selbst verbaut.
So nah war ihn seiner damaligen Schutzperson nicht mehr, und das schmerzte mehr, als das Eisen später schmerzen würde.
Man konnte seiner Stimme anhören und seiner Körperhaltung ansehen, wie ernst er den Dank meinte.
"Du hast mir einmal mehr den Arsch gerettet."
Und das, obwohl er es seinen Augen nicht verdient hatte, diese Tatsache behielt er jedoch für sich.
"Ich weiß, du riskierst mehr als nur dein Leben,in dem du das Urteil in diese Richtung gelenkt hast.", formulierte er unsicher und sah zu Boden.
Unter einen anderen Komtur wäre er bereits jetzt in alle vier Winde verstreut unterwegs ins nächste Leben. Wenn es so etwas in dieser Welt überhaupt gab.
Unter jedem anderem Komtur... selbst unter von Herrenloh.
Von Herrenloh,dem er seine Geheimnisse anvertraut hatte.
Und Lothar nicht.
In was für eine Farce sich sein Leben verwandelt hatte ...
Jarel presste kurz die Kiefer aufeinander, bevor er seinen Monolog fortsetzte.
"Es ist dreist, jetzt noch eine Bitte an dich zu richten. Sieh es als Zeichen meiner Reue."
Mit diesen Worten ging der Verurteilte vor Lothar auf das rechte Knie faltete die Hände auf dem linken und senkte das Haupt demütig wie selten.
"Ich bitte euch um die Abnahme der Bereiche, mein Schwertherr."
Dies war keine Entschuldigung, den was er war,war unentschuldbar.
Dies sollte ein Zeichen dafür sein, dass er nun wusste, wenn er vertrauen konnte. Und wenn nicht.
Und... auch wenn er es sich selbst gegenüber nicht zugeben wollte...er fürchtete noch immer um sein Leben, ob nun durch das Eisen oder die, die ihm ans Leder wollten für das, was er war.
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Lothar von Tretogor
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Ralt trieb sich vor der Tür herum. Jarel kannte seine unruhigen Schritte, wie er auf und ab tat, um sich zu beruhigen. Seine Ohren waren nicht nur auf Grund des fortgeschrittenen Alters nicht gut genug, um zu lauschen. Jarel wusste auch, dass der altgediente Leibwächter es nie tun würde, denn er vertraute. Zumindest Lothar und vielleicht auch noch ein Stück weit Jarel.

„Alles.“ Riskierte der Großmeister, auch sein Leben. Aber das fiel einem selbst nicht so ins Gewicht. „Den Orden. Seinen Zusammenhalt. Den fragilen Frieden in der Stadt. Die nilfgaardische Statthalterin wartet nur auf ein Zeichen meiner Schwäche.“

Noch hatte sich Lothar von Tretogor nicht umgedreht, sah unbestimmt durch das Fenster in die Ferne und drehte Jarel den Rücken zu. So wäre er ein leichtes Opfer, er kannte Jarel gut genug: zwei Schritte und er würde mit blutenden Hals zu Boden sinken. Vielleicht sehnte sich ein Teil danach endlich seine Ruhe zu finden. Aber es kam nicht. Hinter ihm ging Jarel auf die Knie, bat um die Beichte. Bei seinem Rittervater, der er eigentlich nie war. Die Sekunden dehnten sich bis Lothar sprach: „Die Flamme, die unser Herz erleuchtet, schenke wahre Erkenntnis unserer Sünden und ihre reinigende Wärme.“
Nun waren es die Schritte des Großmeisters, die die Distanz nahmen und er wie schon zu Beginn der Verhandlung seine Hand auf den Kopf des Verurteilten ablegte, um mit dieser Geste sein Einverständnis zu geben. Keine Umarmung, doch ein paar Herzschläge der Nähe, bevor Lothar seine Hand wieder zu sich nahm. „Wie viele Klingen trägst Du gerade am Mann?“ Sehen tat man keine, aber das war ja der Sinn.
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Jarel Moore
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"Keine.", erklärte sein ehemaliger Leibwächter und seltsamerweise Klang dabei eine kleine Menge Stolz mit als hätte ihn genau dies Überwindung gekostet.
Der Großmeister musste schmunzeln, richtete den erwartungsvollen Blick auf den alten Weggefährten und machte wieder einen kleinen Schritt zurück.
Der Ältere – auch wenn nun wieder Knappe – blieb knien.
„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Von meiner Vergangenheit weißt du. Das ich im Auftrag der Kr…meines damaligen Königs oder meiner Kriegsherren getötet und spioniert hatte auch.
Ich trage nicht nur ein Monster in mir, ich habe seine Fähigkeiten auch genutzt um die Eichhörnchen umzubringen, die Violettas Hof überfallen hatte, doch…
Das ist nichts, was ich wirklich bereue…“

Er befeuchtete seine Lippen. Er redete um den heißen Brei. So war er nicht. Er sollte zum Punkt kommen.
Noch einmal atmete er durch. „Ich habe dir den wahren Grund verschweigen, warum Wenzel mir gezürnt hat. Warum ich sein Vertrauen verlor, meinen Titel und beinahe mein Leben.
Weil ich ihm etwas gebeichtet habe, ihm etwas anvertraut. Ich weiß, auch er hätte mich dafür verbrennen können. Wie auch du es noch immer kannst.“

Und abermals war er im Begriff eben dieses Geständnis noch einmal vorzubringen, mit dem das ganze Unglück angefangen hatte.
Vielleicht war dieses Geständnis nun Zünglein an der Waage um das soeben noch glimpfliche Urteil doch noch ein das endgültige zu wandeln.
Vielleicht täuschte er sich abermals, schenkte wieder jemandem zu viel Vertrauen.
Jarel zögerte.
Scheiße ja, er wollte Lothar vertrauen. Er musste Lothar vertrauen.
„Ich führe eine Liebesbeziehung. Mit einem Mann.“
Damit war es raus.
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Lothar von Tretogor
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„Unzucht mit einem Mann.“ Sehr laut waren die Worte nicht gesprochen. Mehr zu sich selbst, aber Lothar wusste, wie gut die Ohren seines einstigen Klingenmeisters waren. Sonst zeigte er keine Reaktion, sondern wandte sich ab, um sich wieder auf seinen Platz zu setzen. „…auch mit Frauen?“ Es lag kaum Vorwurf darin, eher Neugier und wie alle wussten, wurde das nur geahndet, wenn man jemanden los werden wollte. Seit Lothar dem Orden beigetreten war hielt er sich zwar damit zurück, aber Jarel wusste, dass der Offizier der redanischen Arme sicher nicht enthaltsam gelebt hatte - wenn auch nie geheiratet.

„Erzähl mir von Nowigrad, Jarel. Erzähl mir endlich, was dort passiert ist.“ Der Großmeister lehnte sich auf seinem Lehnstuhl zurück und wusste nicht, ob er dabei wie ein König oder einfach nur entkräftet wirken wollte. „Wenzel hat sich in seinem Briefen mit Details zurückgehalten. Was für Informationen hast Du Oberst…“ Der Blick ruhte auf Jarel, um jede Reaktion lesen zu können, die gleich kommen möge. „…Sokolov zukommen lassen? Ein kleiner nilfgaarder Überfall alleine kann es nicht gewesen sein. Und was hast Du Dir davon erhofft?“

Soweit Lothar wusste war Jarel ein kaltblütiger Mörder, wenn er sollte, wenn es sein musste. Aber er hatte sich ein irgendwo ein Gewissen erhalten. Irgendwas Gutes musste das Handeln bewirken. Wie die Stadt retten oder den Orden. Den kleinen Hemmelfahrt nicht. Oder war er blind vor Liebe geworden? „Wie ernst ist es Dir? Oder euch beiden?“

Es war nur eine kleine Geste, die Jarel das Einverständnis gab sich zu erheben. Vielleicht war die Reaktion des Großmeisters weniger heftig als es Jarel erwartet hatte. Aber sein Liebster hatte dafür gesorgt und dieser wusste ganz genau warum.
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Jarel Moore
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Nein. Nicht mit einer Frau. Ich habe mein Herz auch schon einmal an ein Weibchen verloren, aber nicht seid ich hierher kam. Und für mich gehört zur ‚Unzucht‘ mehr als nur die körperliche Hingabe.“
Sex ohne Liebe…nunja, auch das hatte es bei ihm gegeben. Oft genug hatte sein damaliger Partner Männlein wie Weiblein mit in ihr Liebesspiel eingeflochten. Eines…oder mehrere. Und auch diesen Spaß hatte er genossen, nicht selten unter Alkohol und Drogen. Aber das gehört sicherlich nicht in dieses Gespräch.
Noch immer kniete Jarel, den Blick demütig gesenkt. Doch dann erwähnte Lothar Slava. Im ersten Moment zeigte der Verurteilte keinerlei Reaktion, bevor er sich erinnerte, warum er diese Beichte überhaupt ablegte. Nicht nur, um im Falle seines Ablebens frei ins nächste Leben zu gehen, sondern auch um sein Vertrauen zu bekunden.
Das Haupt weiterhin gesenkt hob er den Blick, suchte den seines Schwertherrn und nickte einmal langsam, mit einem solchen Glühen in den Augen, dass man ein Scheit Holz daran hätte entzünden können.
„Es war kein kleiner Nilfgarder Überfall. Zwei Stoßtrupps hatten die Stadt infiltriert und wollten die Tore für ihre Truppen öffnen. Sie hatten alles von langer Hand vorbereitet und minutiös geplant. Hätten Sie es geschafft, wäre die Stadt bis zum Abend geschliffen worden.“
Jarel schluckte und atmete durch. Vor seinem inneren Auge sah er die freie Stadt in Schutt und Asche, während das Blut unschuldiger den Boden tränkte.
„Freiherr Sokolov hat mit mir gemeinsam den Gegenschlag geplant. Wir rekrutierten vertrauenswürdige Mitstreiter und griffen die beiden versteckten Lager an, bevor sie den Plan umsetzen konnten. Wir vernichteten den Feind. Es gab Verletzte in unseren Reihen. Und einen Toten. Doch die Stadt blieb verschont. Dieses Mal. Es werden weitere Angriffe folgen. Und nur wenn Orden und Krone zusammenarbeiten sehe ich eine Chance, dass die Stadt nicht unter das nilfgardische Joch gerät.“
Jarel erhob sich und betrachtete Lothar genauer. Bei den Göttern, er wirkte alt, müde, verbraucht. Hoffentlich erholte sich sein alter Freund von all dem, was er durch ihn erlitten hatte. Und hoffentlich behielt er die Macht im Orden.
„Ich habe mit Slava alle Informationen geteilt, die für das Vorhaben von nutzen waren. Und ihn in meine Ermittlungen zu Hemmelfahrt einbezogen. Denn ich brauchte dringend Hilfe. Hemmelfahrt hat es geschafft, innerhalb des Ordens einen Bruder so zu manipulieren, dass er einen Anschlag auf Wenzels Leben ausführte. Es war Gift. Und es war knapp. Sehr knapp. Wäre ich nicht bei ihm gewesen…“ Der Schattenläufer zuckte mit den Schultern. Es war mehr als nur Zufall gewesen, dass gerade er beim Komtur gewesen war. Das gerade er über ein Gegenmittel aus einer anderen Welt verfügte.
„Die Arbeit mit der Krone zusammen erfolgte unter von Herrenlohs Augen. Erst als ich ihm meine Liebe zu Vyacheslav Anatolewitsch Sokolov gestand…“
Jarel senkte den Blick und verzog schmerzerfüllt das Gesicht. „Er hat die Strafe selbst ausgeführt. Ich hatte ihm vertraut. So wie du mir. Ich hoffe es irgendwann wieder wert zu sein.“
Dann rang er sich ein Lächeln ab.
„Ich liebe den Freiherrn. Es ist mir ernst. Ich wünsche eine Vermählung mit ihm. Und er mit mir.“, schloss er im Brustton der Überzeugung ab. Egal wie unmöglich sein Vorhaben war.
„Wirst du das Eisen selber führen?“, fragte er leise.
Lothar wusste von seiner Angst. Wenn sein Schwertherr ihm diese Ehre erweisen würde, würde er es durchstehen. Wie die Stockhiebe auch.
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Lothar von Tretogor
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Der Großmeister lümmelte auf seinem Lehnstuhl, lauschte und beobachtete Jarel, stütze sein Kinn auf der Hand ab und dachte nach. Es gab so viel zu tun. „Ja.“ Soweit eine einfache Antwort auf die letzte Frage. Eisen oder Fackel, das sah er als seine Angelegenheit, seine Verantwortung an und war schon lange entschieden worden.

„Über Nowigrad hingegen…“ Lothar erhob sich wieder, er schien neue Kraft gesammelt haben und machte ein paar Schritte. „…müssen wir noch viel darüber reden, wie Du dort eine neue Rolle einnehmen kannst. Anders und doch ähnlich. Ich nehme zumindest an Du gehst zurück dorthin?“ Es war zwar eine Frage, aber irgendwo war er dann doch immer noch der Großmeister und wenn er so etwas wünschte dann würde jemand wie Moore schon folgen. Außerdem konnte man ihm – besonders wenn man ihn so gut kannte wie Jarel – ansehen, dass Lothar begann die Dinge gedanklich zu ordnen und das weitere Vorgehen zu planen. „Ich erwartete von Dir, vielleicht auch von Nagall, eine ausführliche Unterredung bevor ihr aufbrecht.“ Zwar müsste noch entschieden werden was mit dem Knappen nun ohne Rittervater passiert, aber weit trennen würden sie sich so oder so nicht. Er nickte sich selbst zu, alles zu seiner Zeit. Wird sich schon regeln. Nur bei der Erwähnung einer Vermählung sah man kurz Zweifel in seinen Augen.

„Jarel…“ Lothar blieb vor dem etwas größeren ehemaligen Leibwächter stehen. „...passt auf Dich auf.“ Seine Linke legte sich beinahe fürsorglich auf die rechte Wange Jarels. „Ich habe Deinen Liebsten als eine Person kennengelernt, die sich alle Möglichkeiten offen lässt. Vergiss... das nicht völlig.“
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Jarel Moore
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„Ich werde nach Nowigrad zurückkehren.“, antwortete Jarel fest.
Und das nicht zu einem geringen Teil, um bei Slava zu sein.
Er hatte viel von dieser Beichte Erwartet. Schimpf und Schande zumindest, Strafe und vielleicht sogar doch die Flammen.
Was er nicht erwartet hatte war die Art väterliche Berührung und der Rat, dem er ihm gab. Beides rang ihm ein erleichtertes Lächeln ab.
„Er hat mich schon am ersten Tag, als wir uns kennenlernten, mit einem fiesen Trick aufs Kreuz gelegt. Er ist schlau und gerissen wie eine Viper. Aber er ist meine Viper.“, erklärte der degradierte Ritter und tat einem Impuls folgend etwas völlig Unangebrachtes. Er zog Lothar kurz in die Arme und klopfte ihm brüderlich auf den Rücken, bevor er sich zum Gehen wandte.
In der Tür jedoch richtete er eine letzte Frage an das Ordensoberhaupt.
„Wirst du Jakob zum Ritter schlagen?“
Der Gedanke, dass die Machtverhältnisse dann genau anders herum lagen als bei der Hinreise, kam ihm nicht.
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Lothar von Tretogor
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Lothar konnte nicht ganz verhindern zusammenzuzucken, ihm stand immer noch ein Meistermeuchler gegenüber. Aber es kamen nur Klopfer keine Klingen. Wirklich erwidern konnte er die Umarmung noch nicht: der Druck zurück war nur angedeutet. Aber vielleicht später, wenn wieder mehr Vertrauen herrschte. Eine Viper in der Tat. Sie hatte dafür gesorgt, dass diese Beichte nur für einen überraschend war, deshalb konnte er sich vielleicht nicht so richtig freuen. Immerhin war Jarel auch von selbst gekommen, oder hatte er ihn an der Nase herumgeführt? Der Großmeister war in Gedanken genug, dass sich Jarel, der Verurteilte, beinahe selbst entließ.

„Jakob?“ Erst die Frage ließ ihn wieder aufsehen. „Das muss er selbst entscheiden.“ Lothar hatte oft genug gesagt, dass er den Knaben für reif hielt. Alt genug sowieso. Aber dieser war eigensinnig genug, um genau das auszuschlagen. Dennoch musste jemand sein Rittervater werden und sei es auch nur kurz. Aber da war noch etwas anders, was ihm zu Jakob einfiel. Eine Prophezeiung, die Mutter Varelia mit ihn in Verbindung gebracht hatte. Ein Kind zweier Welten. Ein Anhänger eines Herzens in Flammen. „Hat Jakob ein Kind gezeugt?“ Er musste zum Glück nicht laut reden.
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Jarel Moore
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Mit einem Schlag erstarrte Jarel, die Hand bereits in Richtung der Tür ausgestreckt.
Er könnte leugnen, lügen und das eben vorgebrachte Geständnis ad absurdum führen.
Und einen Moment lang war der Impuls seinen – Verzeihung – den ritterlosen Knappen zu schützen beinahe übermächtig.
In Zeitlupe ließ er die Hand wieder sinken, richtete sich auf und drehte sich um.
Die Erleichterung war abermals besorgtem Ernst gewichen. Nein. Lothar würde Jakob nicht verurteilen. Er hatte ihm seine Liebe zu einem Mann nicht angelastet, da würde er auch Jakobs Liebe akzeptieren. Oder?
Allein die Reaktion des Schattenläufers war Aussage genug, doch bei einer Andeutung wollte er es nicht belassen. Er rang sich ein schiefes Lächeln ab. Und nickte.
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Lothar von Tretogor
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Ja, Lothar hatte seinen Freund sehr genau beobachtet, wie das Innere Jarels gerade ungewollt nach draußen drang. Es waren bange Sekunden bis zum Nicken. „Glückwunsch.“ Eine übliche Floskel bei diesen Begebenheiten – hier eher vieldeutig. Aber der Großmeister war zufrieden. Es fügten sich ein paar Puzzleteile und Jarel war noch nicht völlig verloren.

Wieder ganz sein Amt und Würden ausstrahlend schritt er an ihm vorbei, um die Tür zu öffnen. Draußen stand Klingenmeister Ralt bereit, weit genug weg, um nicht zu lauschen nahe genug, um schnell eingreifen zu können. Aber Jarel wusste selbst wie man leibwächtert. Lothar musste nur nicken und Ralt nahm Jarel mit. Er selbst würde gleich folgen, sich aber vorher ein paar Momente der Ruhe gönnen.
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Jarel Moore
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Ruhig und gefasst wartete Jarel, bis Ralt ihn abführte.
Das die Erleichterung darüber weiter leben zu dürfen nicht von der Angst vor dem Eisen vertrieben wurde kostete den nun wieder Knappen einiges an Selbstbeherrschung.
Es ging in den Keller. DEN Keller. Wie es darunter aussah wusste der Verurteilte nur zu gut.
Und dass man dort ohne ein Spur verschwinden konnte auch.
Doch darüber machte er sich weniger Sorgen als darum, dass er die Beherrschung im Angesicht des glühenden Metalls verlieren würde. Das durfte er nicht. Nicht vor Jakob.
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