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Datum: 01. September 1278 - nach der Mittagsmesse
betrifft: Lothar, Varelia und all die anderen Ratsherren
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Die schwere Eichentür der großen Versammlungshalle knarrte in ihren Angeln, als sie sich langsam öffnete. Was draußen als warme Strahlen der herbstlichen Mittagssonne den Stein wärmte kam in der Halle nur noch als kühler Schein an und warf um diese Jahreszeit auch nur noch kurze Schatten - und weigerte sich damit beharrlich, das passende Narrativ von den langen Schatten zu bedienen.
Den polierten und immer kühlen Marmorboden erhellten statt dessen auch zu dieser Stunde Fackeln und Laternen und das ewige Feuer. Das Licht durch die hohen bunt eingelegten Butzenglasfenster erreichte kaum den Borden und zeichnete sich im Dunst als dünne Finger ab, die im Nichts endeten.
Meister Thobald von Dermeringen, gehörte zwar nicht zu den Ältesten, aber als Großmarschall zu den gewichtigsten und das untermauerte mit der Zeit auch sein Körperbau. Vielleicht war das auch der Grund weswegen er nach der Morgenmesse, zu der wiederholtes aufstehen und knien angesagt war, nun besonderes gemessenen Schrittes zur Versammlung erschienen war. Langsam und Würdevoll hatte er sich zu seinem Platz begeben und sich dann unter einem leisen Ächzer mit der schweren Paradegarnitur auf seinen zugewiesenen Platz sinken lassen.
Er gehörte weder zu den ersten noch zu den letzten. Einen besonderen Auftritt hatte er nicht nötig, wenn er wollte würde er sich Gehör verschaffen. Seine Stimme füllte ohne große Mühe den ganzen Raum und kaum jemandem würde es gelingen bei seinem lauten Organ zu schlafen oder auch nur gedanklich woanders zu verweilen.
Sein Blick durchdrang die geschäftige Stille des großen Saals, das derzeit von Schritten, Rascheln und Knarzen eingenommen wurde von den Räten die hereinkamen, sich setzten und sich geraderückten. Genauso musterte er auch die Ritter und Knappen und Kameraden, wenn sie Aufstellung bezogen hatten, kritisch und immer bereit eine falsch sitzende Schnalle sofort zu bemerken.
Die Flammen der Fackeln und das ewige Feuer warfen tanzende Schatten, doch Wärme brachte das Licht dem kalten Stein gerade nicht. Die Stimmung war allenfalls verhalten kühl bis eisig zu nennen. Das Urteil über einen der Ihren würde gesprochen werden, über einen Man den er bisher geschätzt und respektiert hatte.
Noch während er seine Finger über die Armlehnen des alten Scherenstuhles aus massiver Eiche glitten war er damit beschäftigt zu differenzieren. Das eine war seine persönliche Enttäuschung, doch die durfte er nicht ins Feld führen, nur sachliche Argumente sollten fallen. Seine kräftigen Finger tasteten über das von vielen Händen glatt polierte Holz, die geschnitzten Rillen endeten in einem Tier oder zumindest einer Kreatur, die kaum mehr erkennbar war. Vielleicht ein Löwe aber vielleicht auch etwas anderes.
So unkonventionell Moore auch immer vorgegangen war, von seinem ersten Auftauchen an, als genauso zuverlässig und loyal hatte er ihn bisher immer erachtet. Bisher.
Seine Gedanken wanderten zu dem knappen Bericht, den er über die Vorfälle des letzten Tages bekommen hatte. Das wenige sprach jedoch Bände und er kam nicht umhin zu fragen, wieviel zwischen den knappen Worten über den Ritter und Klingenmeister noch verborgen lag. Heute würde man alles hinterfragen müssen... Die Kameradschaft war mit Füssen getreten worden.
Mit einem knappen Nicken begrüßte Thobald jeden der nun nach ihm kam und zu seinem Platz schritt, sah zu, wie die anderen Meister um ihn herum ihre Positionen einnahmen. Mitleid durfte es heute keines geben, nur harte kalte Gerechtigkeit. Und davon wie diese auszusehen hatte trug er ein sehr klares Bild in seinem Kopf.
Orden der Flammenrose | Versammlungshalle
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Von hier.
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Wie ein Zinnsoldat stand Jarel vor den wuchtigen Eingangstüren der Versammlungshallte, die Finger der rechten Hand um das Handgelenk der linken gelegt, beide Hände vor dem Schoß, Rücken gerade, Schultern nach hinten, Augen geradeaus.
Und auch in ihm war alles ruhig, denn seine Gefühle, seine Angst und sein Entsetzen hatte er eingefroren und weggeschlossen.
Jetzt war er einfach nur da, existierte nur, dachte nicht nach und sagte auch keinen Ton.
Er wartete darauf, hinein befohlen zu werden.
Damit sein Prozess begann.
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Wie ein Zinnsoldat stand Jarel vor den wuchtigen Eingangstüren der Versammlungshallte, die Finger der rechten Hand um das Handgelenk der linken gelegt, beide Hände vor dem Schoß, Rücken gerade, Schultern nach hinten, Augen geradeaus.
Und auch in ihm war alles ruhig, denn seine Gefühle, seine Angst und sein Entsetzen hatte er eingefroren und weggeschlossen.
Jetzt war er einfach nur da, existierte nur, dachte nicht nach und sagte auch keinen Ton.
Er wartete darauf, hinein befohlen zu werden.
Damit sein Prozess begann.
- Orden der Flammenrose
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Bruder Franz
Bruder Franziskus war schon eine Weile in der Halle, saß aber nicht auf seinem Platz sondern stand zwischen den Säulen, die das hohe Dach auf ihren Kapitellen trugen. In seiner schwarzen Kleidung mit der ebenso dunklen Kopfbedeckung verschwand er geradezu zwischen den bunten Lichtflecken, die die Herbstsonne mit Hilfe der Butzenglasscheiben auf den Boden zeichnete. Er beobachtete die Meister, die nach und nach herein traten und ganz der Forscher ergründete er dabei seine eigenen Gefühle zu dieser Sache. Er kannte Moore von früher. Gewissermaßen hielten sie beide das Leben des Großmeisters in ihren Händen, jeder auf seine Weise und nach seiner Profession. Nur war Franziskus unparteiisch. Er hatte schon Jaques als Spittler gedient und würde auch Lothars Nachfolger dienen. Jemanden wie ihn tauschte man nicht einfach aus, denn Wissen konnte man nicht übertragen wie ein Schwert. Darum war es auch so wichtig, dass er in Allem neutral blieb und nur seinem Gewissen folgte. Was sagte ihm dieses also?
Moore als Mensch.
Moore als Werwolf.
Mitbruder oder Monster.
Er würde sich die Vorwürfe und Argumente anhören und dann entscheiden. Mit einem tiefen Atemzug und einem leicht verstimmten Gesichtsausdruck schälte er sich letztlich aus dem Zwielicht und nahm seinen Platz gegenüber von Thobald ein. Der Großmarschall zählte nicht zu Franziskus' erklärten Freunden, aber auch diesem begegnete er ganz im Sinne seiner Profession. Der Großspittler erwiderte den Gruß, legte die Ellenbogen auf den Armlehnen ab und verschränkte die Fingerspitzen vor der Brust ineinander.
Bruder Franziskus war schon eine Weile in der Halle, saß aber nicht auf seinem Platz sondern stand zwischen den Säulen, die das hohe Dach auf ihren Kapitellen trugen. In seiner schwarzen Kleidung mit der ebenso dunklen Kopfbedeckung verschwand er geradezu zwischen den bunten Lichtflecken, die die Herbstsonne mit Hilfe der Butzenglasscheiben auf den Boden zeichnete. Er beobachtete die Meister, die nach und nach herein traten und ganz der Forscher ergründete er dabei seine eigenen Gefühle zu dieser Sache. Er kannte Moore von früher. Gewissermaßen hielten sie beide das Leben des Großmeisters in ihren Händen, jeder auf seine Weise und nach seiner Profession. Nur war Franziskus unparteiisch. Er hatte schon Jaques als Spittler gedient und würde auch Lothars Nachfolger dienen. Jemanden wie ihn tauschte man nicht einfach aus, denn Wissen konnte man nicht übertragen wie ein Schwert. Darum war es auch so wichtig, dass er in Allem neutral blieb und nur seinem Gewissen folgte. Was sagte ihm dieses also?
Moore als Mensch.
Moore als Werwolf.
Mitbruder oder Monster.
Er würde sich die Vorwürfe und Argumente anhören und dann entscheiden. Mit einem tiefen Atemzug und einem leicht verstimmten Gesichtsausdruck schälte er sich letztlich aus dem Zwielicht und nahm seinen Platz gegenüber von Thobald ein. Der Großmarschall zählte nicht zu Franziskus' erklärten Freunden, aber auch diesem begegnete er ganz im Sinne seiner Profession. Der Großspittler erwiderte den Gruß, legte die Ellenbogen auf den Armlehnen ab und verschränkte die Fingerspitzen vor der Brust ineinander.
- Liam von Alensbach
- Spieler Level 3
- Beiträge: 298
- Registriert: Montag 10. Juli 2023, 19:14
- Lebenslauf:
Bruder Jordan
Während der Blick Meister Thobald's durch den Raum schweifte um all diejenigen zu mustern, die nun zum bevorstehenden Prozess erschienen, bewegte sich auch ein weiteres bekanntes Gesicht durch die Anwesenden. Es war der Rittmeister des Ordens, Jordan de Mesieux, der sich mit steinerner Mine und würdevoller Haltung auf eine Bank setzte um sich anzuhören was einer der Ihren getan hatte. Dass de Mesieux nicht viel von dem hielt, was vorgefallen war, sah man dem älteren Mann der schon zig Kriege auf den Schultern trug an. Tiefe Furchen hatten sich in sein Gesicht geschlagen, dass auch in jungen Jahren nicht schön anzuschauen gewesen war. Eine platte Nase, der Mund schief und die Augen klein aber starrend wie die eines Pittbulls und wie er mit den Pferden umging, ging er auch mit vielen seines Ordens um. Eine harte Hand, denn nur so gehorchten die Gäule, davon war er überzeugt. Berüchtigt war er auch für seine Haltung, denn er war einer der Sorte, die Anderlinge und Monster in einen Topf warfen. Jetzt sass er also da, auf der harten Bank, anstatt die Pferde zu züchtigen und wartete geduldig darauf, dass es endlich losgehen würde und vorallem darauf, dass das Urteil hart werden würde.
Die giftigen Augen, sie waren von einem dunklen Braun dass sie fast wie Kohle wirkten, musterten die Ordensbrüder. Manche grüssten ihn, doch viele duckten sich lieber unter dem schwarzen Pfeil den er durchaus zu schiessen verstand.
Während der Blick Meister Thobald's durch den Raum schweifte um all diejenigen zu mustern, die nun zum bevorstehenden Prozess erschienen, bewegte sich auch ein weiteres bekanntes Gesicht durch die Anwesenden. Es war der Rittmeister des Ordens, Jordan de Mesieux, der sich mit steinerner Mine und würdevoller Haltung auf eine Bank setzte um sich anzuhören was einer der Ihren getan hatte. Dass de Mesieux nicht viel von dem hielt, was vorgefallen war, sah man dem älteren Mann der schon zig Kriege auf den Schultern trug an. Tiefe Furchen hatten sich in sein Gesicht geschlagen, dass auch in jungen Jahren nicht schön anzuschauen gewesen war. Eine platte Nase, der Mund schief und die Augen klein aber starrend wie die eines Pittbulls und wie er mit den Pferden umging, ging er auch mit vielen seines Ordens um. Eine harte Hand, denn nur so gehorchten die Gäule, davon war er überzeugt. Berüchtigt war er auch für seine Haltung, denn er war einer der Sorte, die Anderlinge und Monster in einen Topf warfen. Jetzt sass er also da, auf der harten Bank, anstatt die Pferde zu züchtigen und wartete geduldig darauf, dass es endlich losgehen würde und vorallem darauf, dass das Urteil hart werden würde.
Die giftigen Augen, sie waren von einem dunklen Braun dass sie fast wie Kohle wirkten, musterten die Ordensbrüder. Manche grüssten ihn, doch viele duckten sich lieber unter dem schwarzen Pfeil den er durchaus zu schiessen verstand.
- Lothar von Tretogor
- Spieler Level 2
- Beiträge: 234
- Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
- Lebenslauf: Lothar
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vom: Büro
Datum: 13:38 Uhr, 1. Spetember 1278, Mittwoch
betrifft: Ratsfreunde
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Lothar bemühte sich darum, dass man ihn bereits kommen hörte. Die Umstände machten es ihm leicht: schwere Stiefel, hohe Sakralbauten sowie das gespannte Warten auf ihn ließ seine Schritte von weit hallen. Er kam wie gewünscht zuletzt - fast: Klingenmeister Ralt folgte ihm gemäß dessen Jobbeschreibung leicht versetzt. Vor ein paar Augenblicken hatte der Großmeister nach der Mittagsmesse noch im Kirchenschiff vor dem ewigen Feuer gekniet, um Rat zu suchen, um sich selbst zu beruhigen. Er ging gedanklich all die Schritte seines Lebens durch, die ihn schließlich in diese Position und Situation gebracht hatten. Welche Aufgabe hatte er hier übernommen? Er bat die Flamme seine Intuition und Wachsamkeit zu stärken. Die Hitze der Flammen spürte er noch immer auf seinen Wangen, als er die Schwelle zur Ratshalle überschritt. Zwei Schritte, dann bliebt er stehen. Ließ allen Zeit ihr Knie zu beugen. Zwei Herzschläge, ein kleine Geste, sich erheben zu dürfen und Lothar von Tretogor setzte seinen Weg fort, durchschritt Robe raschelnd und Kettenhemd klimpernd den Raum, um sich vor seinem Platz zu allen umzudrehen.
Da waren sie, seine Schäfchen. Erwartungsvolles Schweigen legte sich über die versammelten Meister und dem Angeklagten, der wie gewünscht erschienen war. Dazwischen hatte es keinen Kontaktversuch mit Erklärungswunsch seitens des Ritters gegeben. Zu ihm gefunden hätte er jeder Zeit. Lothar atmete ein, schloss die Augen und hob die Hände zum Gebet.
„Die ewige Flamme möge die Bosheit verbrennen. Ihr heiliger Glanz möge uns von dunklen Versuchungen abbringen. Ihre unendliche Hitze möge unsere Verderbnis und Sünde austrocknen. Sie möge unsere innere Finsternis vertreiben, sodass nur ihr Licht in uns bleibt.“
Er schlug den segneten Gruß der Flamme und setze sich mit einem Nicken. Die Verhandlungen mögen beginnen, der Angeklagte vor treten und Ralt den offiziellen Bericht über die Geschehnisse verlesen.
vom: Büro
Datum: 13:38 Uhr, 1. Spetember 1278, Mittwoch
betrifft: Ratsfreunde
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Lothar bemühte sich darum, dass man ihn bereits kommen hörte. Die Umstände machten es ihm leicht: schwere Stiefel, hohe Sakralbauten sowie das gespannte Warten auf ihn ließ seine Schritte von weit hallen. Er kam wie gewünscht zuletzt - fast: Klingenmeister Ralt folgte ihm gemäß dessen Jobbeschreibung leicht versetzt. Vor ein paar Augenblicken hatte der Großmeister nach der Mittagsmesse noch im Kirchenschiff vor dem ewigen Feuer gekniet, um Rat zu suchen, um sich selbst zu beruhigen. Er ging gedanklich all die Schritte seines Lebens durch, die ihn schließlich in diese Position und Situation gebracht hatten. Welche Aufgabe hatte er hier übernommen? Er bat die Flamme seine Intuition und Wachsamkeit zu stärken. Die Hitze der Flammen spürte er noch immer auf seinen Wangen, als er die Schwelle zur Ratshalle überschritt. Zwei Schritte, dann bliebt er stehen. Ließ allen Zeit ihr Knie zu beugen. Zwei Herzschläge, ein kleine Geste, sich erheben zu dürfen und Lothar von Tretogor setzte seinen Weg fort, durchschritt Robe raschelnd und Kettenhemd klimpernd den Raum, um sich vor seinem Platz zu allen umzudrehen.
Da waren sie, seine Schäfchen. Erwartungsvolles Schweigen legte sich über die versammelten Meister und dem Angeklagten, der wie gewünscht erschienen war. Dazwischen hatte es keinen Kontaktversuch mit Erklärungswunsch seitens des Ritters gegeben. Zu ihm gefunden hätte er jeder Zeit. Lothar atmete ein, schloss die Augen und hob die Hände zum Gebet.
„Die ewige Flamme möge die Bosheit verbrennen. Ihr heiliger Glanz möge uns von dunklen Versuchungen abbringen. Ihre unendliche Hitze möge unsere Verderbnis und Sünde austrocknen. Sie möge unsere innere Finsternis vertreiben, sodass nur ihr Licht in uns bleibt.“
Er schlug den segneten Gruß der Flamme und setze sich mit einem Nicken. Die Verhandlungen mögen beginnen, der Angeklagte vor treten und Ralt den offiziellen Bericht über die Geschehnisse verlesen.
- Erzpriesterin Varelia
- Spieler Level 2
- Beiträge: 142
- Registriert: Samstag 24. Juni 2023, 08:57
- Lebenslauf:
<Link kommt >
Varelia hatte sich in den vollen Ornat ihrer Stellung gekleidet, diesmal ohne Dreckrand am Rocksaum. Die Erscheinung im hellen Gewand mit den silbernene und goldenen Stickereien, dem Tuch un Kopf und Hals und dem Gürtel der Erzpriesterin hatte in den hohen und eher dunklen Hallen des Ordens fast etwas geisterhaft Ätherisches.
Sie war nach der Mittagsmesse auf dem Wagen zum Kloster gefahren, die Zügel selbst in der Hand und überließ Wagen und Maultier einem Knappen, den sie im Hof der Anlage zufällig zu greifen bekam und der es nicht wagte, Widerworte zu geben. Dann suchte sie sich ihren Weg zur Versammlungshalle.
Sie war nicht oft hier gewesen, schon gar nicht in diesem Teil des Klosters, doch aufs Maul gefallen war sie auch nicht und so erreichte sie mit Hilfe der ihr begegnenden Ritterschaft den Ort der Verhandlung recht zügig. Und wohl pünktlich, denn der Delinquent stand noch vor der Tür herum und von drinnen konnte sie Lothars Stimme hören, der einen Segen sprach. Stumm fügte sie eine Bitte an den Alte an, sie möge allen Anwesenden Besonnenheit und Weisheit schenken, dann trat sie zu Jarel.
"Ritter Moore. Meliteles Güte zum Gruß." Angesprochener wandte sich ihr zu und strahlte sie einen Moment mit der Glut eines Schmiedefeuers an, bevor sich die Maske der Ruhe und Emotionslosigkeit wieder über seine Züge schob. Er zuckte kurz, als wolle der - noch - Ritter die Priesterin umarmen. Und auch die Verbeugung drücke mehr aus als die bloße Bewegung und auch mehr als das eher neutral ausgesprochene "Erzpriesterin."
Varelia lächelte und reichte ihm die Hand. Ob ihre Anwesenheit Segen oder Fluch sein würde, müsste sich im Großen noch zeigen, aber Jarel schien es zumindest etwas Kraft zu schenken.
Varelia hatte sich in den vollen Ornat ihrer Stellung gekleidet, diesmal ohne Dreckrand am Rocksaum. Die Erscheinung im hellen Gewand mit den silbernene und goldenen Stickereien, dem Tuch un Kopf und Hals und dem Gürtel der Erzpriesterin hatte in den hohen und eher dunklen Hallen des Ordens fast etwas geisterhaft Ätherisches.
Sie war nach der Mittagsmesse auf dem Wagen zum Kloster gefahren, die Zügel selbst in der Hand und überließ Wagen und Maultier einem Knappen, den sie im Hof der Anlage zufällig zu greifen bekam und der es nicht wagte, Widerworte zu geben. Dann suchte sie sich ihren Weg zur Versammlungshalle.
Sie war nicht oft hier gewesen, schon gar nicht in diesem Teil des Klosters, doch aufs Maul gefallen war sie auch nicht und so erreichte sie mit Hilfe der ihr begegnenden Ritterschaft den Ort der Verhandlung recht zügig. Und wohl pünktlich, denn der Delinquent stand noch vor der Tür herum und von drinnen konnte sie Lothars Stimme hören, der einen Segen sprach. Stumm fügte sie eine Bitte an den Alte an, sie möge allen Anwesenden Besonnenheit und Weisheit schenken, dann trat sie zu Jarel.
"Ritter Moore. Meliteles Güte zum Gruß." Angesprochener wandte sich ihr zu und strahlte sie einen Moment mit der Glut eines Schmiedefeuers an, bevor sich die Maske der Ruhe und Emotionslosigkeit wieder über seine Züge schob. Er zuckte kurz, als wolle der - noch - Ritter die Priesterin umarmen. Und auch die Verbeugung drücke mehr aus als die bloße Bewegung und auch mehr als das eher neutral ausgesprochene "Erzpriesterin."
Varelia lächelte und reichte ihm die Hand. Ob ihre Anwesenheit Segen oder Fluch sein würde, müsste sich im Großen noch zeigen, aber Jarel schien es zumindest etwas Kraft zu schenken.
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
- Beiträge: 1049
- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Die ihm gereichte Hand nahm Jarel sanft auf die Finger und beugte sich vor. Er küsste den Handrücken nicht, sondern hob den an seine Stirn und streifte kurz mit der Stirn über die Fingerknöchel der von der schweren Arbeit und dem alter gezeichnete Hand.
Seine Art sich einen Segen zu stibitzen. Die Frage, ob er zu einem Gespräch fähig gewesen wäre stellte sich nicht, denn genau in diesem Moment öffnete sich die wuchtige Tür und ein Kappe, jung, sommersprossig, schief gewachsen und noch die Eierschalen hinter den Ohren trat an ihn heran um ihn abzuholen.
„Marcin.“, begrüßte der Angeklagte den Jungen, der ihn verängstigt ansah und keinen Ton heraus bekam. Wovor hatte er Angst? Dass er sich gleich hier unter dem Türstock in einen Wolf verwandelte? Oder dass er seine Klinge zog und ihm die Kehle aufschlitze? Zweites wäre eher möglich als erstes, denn niemand hatte ihn nach Waffen durchsucht.
Der Schattenläufer atmete durch, deutete Varelia gegenüber eine Verbeugung an, sah noch einmal in Richtung der Ställe, in die Jakob verschwunden war, streckte sich und trat in die Halle.
Gemessenen Schrittes trat er ein, aufrecht, geordnet, in der Kleidung des Ordens, jedoch mit leicht gesenktem Kinn. Auf dem Schlachtfeld hatte er selten Angst gehabt, sicher sich gegen jede Klinge wehren zu können. Hier jedoch…schon. Anmerken lassen es würde er es sich nicht. Er war geübt darin eine Maske zu tragen.
Vor Lothar angekommen grüßte er, in dem er den Kelch schlug und ging dann auf ein Knie.
„Exzellenz.“, grüßte er halblaut, aber höflich und senkte einen Moment das Haupt.
Seine Art sich einen Segen zu stibitzen. Die Frage, ob er zu einem Gespräch fähig gewesen wäre stellte sich nicht, denn genau in diesem Moment öffnete sich die wuchtige Tür und ein Kappe, jung, sommersprossig, schief gewachsen und noch die Eierschalen hinter den Ohren trat an ihn heran um ihn abzuholen.
„Marcin.“, begrüßte der Angeklagte den Jungen, der ihn verängstigt ansah und keinen Ton heraus bekam. Wovor hatte er Angst? Dass er sich gleich hier unter dem Türstock in einen Wolf verwandelte? Oder dass er seine Klinge zog und ihm die Kehle aufschlitze? Zweites wäre eher möglich als erstes, denn niemand hatte ihn nach Waffen durchsucht.
Der Schattenläufer atmete durch, deutete Varelia gegenüber eine Verbeugung an, sah noch einmal in Richtung der Ställe, in die Jakob verschwunden war, streckte sich und trat in die Halle.
Gemessenen Schrittes trat er ein, aufrecht, geordnet, in der Kleidung des Ordens, jedoch mit leicht gesenktem Kinn. Auf dem Schlachtfeld hatte er selten Angst gehabt, sicher sich gegen jede Klinge wehren zu können. Hier jedoch…schon. Anmerken lassen es würde er es sich nicht. Er war geübt darin eine Maske zu tragen.
Vor Lothar angekommen grüßte er, in dem er den Kelch schlug und ging dann auf ein Knie.
„Exzellenz.“, grüßte er halblaut, aber höflich und senkte einen Moment das Haupt.
- Lothar von Tretogor
- Spieler Level 2
- Beiträge: 234
- Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
- Lebenslauf: Lothar
Ein paar Herzschläge ließ der Großmeister den alten Kameraden und Vertrauten so warten, bevor er sich selbst erhob, um die wenigen Schritte zwischen ihnen beiden zurück zu legen. Über versteckte Klingen in den Gewändern des Ritters machte er sich kaum Gedanken, wusste er doch, dass der alte Klingenmeister kaum ohne außer Haus ging. Wenn der Angeklagte sie nun nicht stecken ließ, wäre die Verhandlung sehr kurz. Die Distanz war gering genug. Die Anspannung Ralts konnte Lothar in seinem Rücken spüren. Dennoch legte er seine Rechte auf Jarels Haupt, vergrub dabei kaum merklich seine Finger in dem dichten Haar, dass die Kuppen wie ein Hauch die Kopfhaut berührten.
„Jarel Frederic Moore“, hallte Lothars kräftige und zugleich fürsorgliche Stimme durch den Raum: „Die Ewige Flamme hat dich angenommen und in unserer Mitte schreiten lassen. In ihrem Feuer schmieden wir den Stahl unseres Glaubens. Nur jene, die nicht reinen Herzens sind, müssen die Flamme fürchten.“
Die Hand entfernte sich, schlug den Segen der ewigen Flamme und erbot dem Delinquenten sich zu erheben, bevor von Tretogor wieder seinen Platz einnahm und das Wort mit einer Geste an Bruder Thobald übergab.
„Jarel Frederic Moore“, hallte Lothars kräftige und zugleich fürsorgliche Stimme durch den Raum: „Die Ewige Flamme hat dich angenommen und in unserer Mitte schreiten lassen. In ihrem Feuer schmieden wir den Stahl unseres Glaubens. Nur jene, die nicht reinen Herzens sind, müssen die Flamme fürchten.“
Die Hand entfernte sich, schlug den Segen der ewigen Flamme und erbot dem Delinquenten sich zu erheben, bevor von Tretogor wieder seinen Platz einnahm und das Wort mit einer Geste an Bruder Thobald übergab.
Großmarschall Thobald von Dermeringen
Von Schäfchen konnte in diesem Fall keine Rede sein, jedenfalls nicht beim Großmarschall Thobald von Dermeringen. Er machte seinem Titel alle Ehre, und alles an ihm war groß. Alles, was man sehen konnte, jedenfalls.
Eine große Nase in einem wuchtigen Gesicht, große Ohren, wulstige Augenbrauen, die sich mit denen Breschnews nur unweit hinter einer Dornenhecke hätten einreihen müssen, und die – um eine viel zitierte Metapher zu bemühen – wenn er die Stirn runzelte, wirkten, als würden zwei Seidenraupen ... kämpfen. Zwei grauschwarze und sehr borstige Seidenraupen.
An Schäfchen dachte man bei ihm jedenfalls nicht. Auch die Hände waren groß, die den wuchtigen Mann vom Stuhl hochstemmten, auf die großen Füße, damit er seinen breiten Körper zum Kniefall bewegen konnte. Ein beachtlicher Ranzen war ihm dabei erstaunlich wenig im Weg. Ihn nur fett zu nennen, wäre ihm bei weitem nicht gerecht geworden. So gar kein Schäfchen, eher ein dicker, großer und sehr wehrhafter Schafbock.
Die Behändigkeit, ohne zu ächzen aufzustehen und das Knie zu beugen, war ihm noch nicht verloren gegangen. An einem wie ihm prallten auch die giftigsten Blicke eines Rittmeisters ab. Er erweckte den Eindruck, ein Pferd mit der bloßen Hand stoppen zu können. In einer Hand wie der seinen sah auch ein Bastardschwert wie ein Zahnstocher aus, und vermutlich verwendete er eine Hellebarde als Rückenkratzer. Dabei war er nicht einmal von außerordentlicher Höhe, nur eben wuchtig.
Den Großmeister betrachtete er mit Respekt. Sie mochten nicht immer einer Meinung sein, aber der Mann war Soldat gewesen und genoss allein deshalb seinen Respekt. Er selbst war es damals gewesen, der sich mit anderen für von Tretogor als Großmeister starkgemacht hatte. An diesem Zuspruch hatte sich auch bisher nichts geändert.
Dann erschien der Delinquent auf der Bildfläche.
Theobalds Blick – aus tatsächlich auch relativ großen Augen; dass er bei seiner Wuchtigkeit Schweinsäuglein hatte, konnte man ihm zumindest nicht nachsagen – folgte ihm, bewertete alles: die zu enge Lederhose unter dem Wappenrock, seine aufrechte, aber steife Haltung, die streng gebundenen Haare… der maskenhaft unbeteiligte Blick... keine Spur von Reue oder Bedauern... Als würde ihn all das nichts angehen, als müsse er nur alles schnell hinter sich bringen...
Als hätte er nicht seine Kameraden hintergangen, indem er zum Monster geworden war.
All das entschied innerhalb von Sekundenbruchteilen, welche Position der Großmarschall einnehmen würde. Und einmal ein Urteil gefasst, würde er davon so schnell nicht mehr abweichen.
Daran würde auch die Anwesenheit der Erzpriesterin nichts mehr ändern. Er erwies auch ihr den nötigen Respekt, auch wenn die Frau ein Fremdkörper in diesen der Flamme geweihten Hallen war, ihrer Position und auch die Person dahinter ließ er es nicht an der nötigen Ehrerbietung fehlen.
Dann wurde die Versammlung durch Lothar eröffnet.
Dem Großmarschall fiel es zu, die Anklage einzuleiten. Dazu erhob er sich nur. Vor die Ritterschaft zu treten war nicht nötig, die Akustik war von jedem Sitz aus hervorragend und verstärkte den ohnehin tragenden Bass seiner Stimme noch so weit, dass er in wirklich jedem Winkel ebenso donnern ankam.
„Ehrwürdige Brüder des Ordens der Flammenrose, wir sind hier versammelt, im Angesicht des Feuers, um das Urteil über Jarel Moore zu fällen, einen Mann, dem wir einst unser tiefstes Vertrauen schenkten. Jarel Moore, Klingenmeister der Komturei Nowigrad, Vertrauter des Großkomturs Wenzel von Herrenloh, hat sich lange Jahre im Orden verdient gemacht, war uns allen ein Bruder und Kamerad, dem Orden ein loyaler Kämpfer und Verfechter der Werte der heiligen Flamme. Doch all das nur zum Schein. Denn all die Jahre, während er den Orden hätte schützen sollen, während er im Inneren des Ordens nach Verschwörern suchte – all die Zeit war er selbst das, was wir alle verdammen: ein Monster, ja eines der abscheulichsten Monster sogar, ein Werwolf! All die Jahre hat er uns hinters Licht geführt. Während er vordergründig so tat, als würde er unsere Prinzipien hochhalten, hat er uns insgeheim betrogen, hat sich des Tages wie zum Hohn der Pflichten des ewigen Feuers gewidmet und des Nachts hat er sich verwandelt und unschuldige gemordet und vielleicht gar gefressen!"
Nachdem er die letzten Worte geradezu ekelerfüllt ausgespien hatte machte von Dermeringen eine bedeutungsschwere Pause und ließ seinen durchdringenden Blick einen Moment auf dem Delinquenten ruhen, dessen ausdrucksloser Blick in die Ferne gerichtet war. Schließlich fuhr er fort.
„Und was mich zutiefst betrübt... In anderen Zeiten, unter anderen Umständen, hätten wir nie erfahren, was dieser Mann in Wirklichkeit ist, denn er hätte geschwiegen, er hatte nie die Absicht, sich uns aus freien Stücken zu offenbaren. Doch das Schicksal, oder auch die Gnade der Melitele, ließ ihn genau in ihrem Tempel das Menschliche verlieren. Sein Geheimnis – so schändlich verborgen hinter Jahren der geheuchelten Nähe, der Kameradschaft, des gegenseitigen und wir wir alle nun wissen, irreleiteten Schutzes – ist nun aufgedeckt. Und sein Verrat wiegt umso schwerer, denn er hat sich nie auch nur den Vertrautesten unter seinen Kameraden offenbart. Nicht einmal das Vertrauen jener, die ihm ihr Leben anvertrauten, die ihn einen Freund nannten, hat er genug wertgeschätzt, um es mit Ehrlichkeit zu belohnen. Nein, er hat unser aller Zutrauen, unser aller Loyalität mit Füßen getreten!"
Die Stimmen im Raum wurden lauter, leises Murren und scharfe Blicke trafen den Angeklagten. Der Großmarschall hob die Hand, um Ruhe einzufordern.
„Ja, er hat seinen Geist und Körper einem Fluch unterworfen. Wie lange schon, das mag mancher fragen... aber das spielt keine Rolle, seien es nun Monate oder gar Jahre, es spielt keine Rolle. Nicht er selbst hat gestanden sondern die Götter und allen voran die Flammen zwangen ihn erst zu dem Geständnis. Und auch wenn nun herauskommen mag, dass er sich schon in dem Wissen um den Flucht dem Orden angeschlossen habe... auch dann könnte das Urteil, dass der ehrwürdige Rat nun fällen möge kaum härter ausfallen. Denn ein Fluch, wie dieser, der nicht nur ihn selbst, sondern auch den Namen unseres Ordens und unserer heiligen Mission beschmutzt, ja verdammt, der darf nicht fortbestehen. Ein Werwolf in den Reihen der Flammenrose, das ist Hohn und Spott und Wasser in die Mühlen aller Feinde des Ordens! Seine Absichten mögen ihm bekannt sein, doch er verschweigt sie uns – was also bleibt, ist der Vertrauensbruch, der Verrat an allem, was wir sind und was wir achten. Und dieser Vertrauensbruch muss gesühnt werden!“
Er sah Jarel scharf an, das Urteil bereits in seiner Stimme:
„Jarel Moore, du hast deine Wahl getroffen. Und heute werden wir darüber entscheiden, ob für ein solches Wesen ein Platz im Orden der Flammenrose verbleibt."
Ein kurzer harter Lacher über das, was für ihn wie ein Witz klang.
"Ich fordere im Namen der Ankläger, im Namen der heiligen Flamme den reinigenden Tod auf dem Scheiterhaufen für Moore. Reinigend für den Orden und reinigend und gnädig für den Verräter, dem diese letzte Ehre zuteil werden soll. Nur so kann das Ansehen des Ordens, die Integrität und unser aller Würde gewahrt bleiben!“
Von Schäfchen konnte in diesem Fall keine Rede sein, jedenfalls nicht beim Großmarschall Thobald von Dermeringen. Er machte seinem Titel alle Ehre, und alles an ihm war groß. Alles, was man sehen konnte, jedenfalls.
Eine große Nase in einem wuchtigen Gesicht, große Ohren, wulstige Augenbrauen, die sich mit denen Breschnews nur unweit hinter einer Dornenhecke hätten einreihen müssen, und die – um eine viel zitierte Metapher zu bemühen – wenn er die Stirn runzelte, wirkten, als würden zwei Seidenraupen ... kämpfen. Zwei grauschwarze und sehr borstige Seidenraupen.
An Schäfchen dachte man bei ihm jedenfalls nicht. Auch die Hände waren groß, die den wuchtigen Mann vom Stuhl hochstemmten, auf die großen Füße, damit er seinen breiten Körper zum Kniefall bewegen konnte. Ein beachtlicher Ranzen war ihm dabei erstaunlich wenig im Weg. Ihn nur fett zu nennen, wäre ihm bei weitem nicht gerecht geworden. So gar kein Schäfchen, eher ein dicker, großer und sehr wehrhafter Schafbock.
Die Behändigkeit, ohne zu ächzen aufzustehen und das Knie zu beugen, war ihm noch nicht verloren gegangen. An einem wie ihm prallten auch die giftigsten Blicke eines Rittmeisters ab. Er erweckte den Eindruck, ein Pferd mit der bloßen Hand stoppen zu können. In einer Hand wie der seinen sah auch ein Bastardschwert wie ein Zahnstocher aus, und vermutlich verwendete er eine Hellebarde als Rückenkratzer. Dabei war er nicht einmal von außerordentlicher Höhe, nur eben wuchtig.
Den Großmeister betrachtete er mit Respekt. Sie mochten nicht immer einer Meinung sein, aber der Mann war Soldat gewesen und genoss allein deshalb seinen Respekt. Er selbst war es damals gewesen, der sich mit anderen für von Tretogor als Großmeister starkgemacht hatte. An diesem Zuspruch hatte sich auch bisher nichts geändert.
Dann erschien der Delinquent auf der Bildfläche.
Theobalds Blick – aus tatsächlich auch relativ großen Augen; dass er bei seiner Wuchtigkeit Schweinsäuglein hatte, konnte man ihm zumindest nicht nachsagen – folgte ihm, bewertete alles: die zu enge Lederhose unter dem Wappenrock, seine aufrechte, aber steife Haltung, die streng gebundenen Haare… der maskenhaft unbeteiligte Blick... keine Spur von Reue oder Bedauern... Als würde ihn all das nichts angehen, als müsse er nur alles schnell hinter sich bringen...
Als hätte er nicht seine Kameraden hintergangen, indem er zum Monster geworden war.
All das entschied innerhalb von Sekundenbruchteilen, welche Position der Großmarschall einnehmen würde. Und einmal ein Urteil gefasst, würde er davon so schnell nicht mehr abweichen.
Daran würde auch die Anwesenheit der Erzpriesterin nichts mehr ändern. Er erwies auch ihr den nötigen Respekt, auch wenn die Frau ein Fremdkörper in diesen der Flamme geweihten Hallen war, ihrer Position und auch die Person dahinter ließ er es nicht an der nötigen Ehrerbietung fehlen.
Dann wurde die Versammlung durch Lothar eröffnet.
Dem Großmarschall fiel es zu, die Anklage einzuleiten. Dazu erhob er sich nur. Vor die Ritterschaft zu treten war nicht nötig, die Akustik war von jedem Sitz aus hervorragend und verstärkte den ohnehin tragenden Bass seiner Stimme noch so weit, dass er in wirklich jedem Winkel ebenso donnern ankam.
„Ehrwürdige Brüder des Ordens der Flammenrose, wir sind hier versammelt, im Angesicht des Feuers, um das Urteil über Jarel Moore zu fällen, einen Mann, dem wir einst unser tiefstes Vertrauen schenkten. Jarel Moore, Klingenmeister der Komturei Nowigrad, Vertrauter des Großkomturs Wenzel von Herrenloh, hat sich lange Jahre im Orden verdient gemacht, war uns allen ein Bruder und Kamerad, dem Orden ein loyaler Kämpfer und Verfechter der Werte der heiligen Flamme. Doch all das nur zum Schein. Denn all die Jahre, während er den Orden hätte schützen sollen, während er im Inneren des Ordens nach Verschwörern suchte – all die Zeit war er selbst das, was wir alle verdammen: ein Monster, ja eines der abscheulichsten Monster sogar, ein Werwolf! All die Jahre hat er uns hinters Licht geführt. Während er vordergründig so tat, als würde er unsere Prinzipien hochhalten, hat er uns insgeheim betrogen, hat sich des Tages wie zum Hohn der Pflichten des ewigen Feuers gewidmet und des Nachts hat er sich verwandelt und unschuldige gemordet und vielleicht gar gefressen!"
Nachdem er die letzten Worte geradezu ekelerfüllt ausgespien hatte machte von Dermeringen eine bedeutungsschwere Pause und ließ seinen durchdringenden Blick einen Moment auf dem Delinquenten ruhen, dessen ausdrucksloser Blick in die Ferne gerichtet war. Schließlich fuhr er fort.
„Und was mich zutiefst betrübt... In anderen Zeiten, unter anderen Umständen, hätten wir nie erfahren, was dieser Mann in Wirklichkeit ist, denn er hätte geschwiegen, er hatte nie die Absicht, sich uns aus freien Stücken zu offenbaren. Doch das Schicksal, oder auch die Gnade der Melitele, ließ ihn genau in ihrem Tempel das Menschliche verlieren. Sein Geheimnis – so schändlich verborgen hinter Jahren der geheuchelten Nähe, der Kameradschaft, des gegenseitigen und wir wir alle nun wissen, irreleiteten Schutzes – ist nun aufgedeckt. Und sein Verrat wiegt umso schwerer, denn er hat sich nie auch nur den Vertrautesten unter seinen Kameraden offenbart. Nicht einmal das Vertrauen jener, die ihm ihr Leben anvertrauten, die ihn einen Freund nannten, hat er genug wertgeschätzt, um es mit Ehrlichkeit zu belohnen. Nein, er hat unser aller Zutrauen, unser aller Loyalität mit Füßen getreten!"
Die Stimmen im Raum wurden lauter, leises Murren und scharfe Blicke trafen den Angeklagten. Der Großmarschall hob die Hand, um Ruhe einzufordern.
„Ja, er hat seinen Geist und Körper einem Fluch unterworfen. Wie lange schon, das mag mancher fragen... aber das spielt keine Rolle, seien es nun Monate oder gar Jahre, es spielt keine Rolle. Nicht er selbst hat gestanden sondern die Götter und allen voran die Flammen zwangen ihn erst zu dem Geständnis. Und auch wenn nun herauskommen mag, dass er sich schon in dem Wissen um den Flucht dem Orden angeschlossen habe... auch dann könnte das Urteil, dass der ehrwürdige Rat nun fällen möge kaum härter ausfallen. Denn ein Fluch, wie dieser, der nicht nur ihn selbst, sondern auch den Namen unseres Ordens und unserer heiligen Mission beschmutzt, ja verdammt, der darf nicht fortbestehen. Ein Werwolf in den Reihen der Flammenrose, das ist Hohn und Spott und Wasser in die Mühlen aller Feinde des Ordens! Seine Absichten mögen ihm bekannt sein, doch er verschweigt sie uns – was also bleibt, ist der Vertrauensbruch, der Verrat an allem, was wir sind und was wir achten. Und dieser Vertrauensbruch muss gesühnt werden!“
Er sah Jarel scharf an, das Urteil bereits in seiner Stimme:
„Jarel Moore, du hast deine Wahl getroffen. Und heute werden wir darüber entscheiden, ob für ein solches Wesen ein Platz im Orden der Flammenrose verbleibt."
Ein kurzer harter Lacher über das, was für ihn wie ein Witz klang.
"Ich fordere im Namen der Ankläger, im Namen der heiligen Flamme den reinigenden Tod auf dem Scheiterhaufen für Moore. Reinigend für den Orden und reinigend und gnädig für den Verräter, dem diese letzte Ehre zuteil werden soll. Nur so kann das Ansehen des Ordens, die Integrität und unser aller Würde gewahrt bleiben!“
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Brude Franz
Wie all seine Brüder erhob sich Franziskus, als der Großmeister eintrat und empfing den Segen mit gesenktem Haupt. Er schlug den Kelch und murmelte eine rituelle Erwiderung, bevor er sich wieder setzte. Das allgemeine Füße scharren und Kettenklirren verstummte und alle Augen richteten sich auf die Tür, durch welche der Delinquent den Saal betrat, gefolgt von Erzpriesterin Varelia, die zunächst etwas abseits stehen blieb. Doch Franziskus Interesse löste sich schnell von ihr und seine Augen folgten Moore auf seinem Weg vor Lothar. Auf Äußerlichkeiten achtete der Großspittler dabei kaum, viel mehr versuchte er die Maske zu durchschauen, die der ehemalige Klingenmeister aufgesetzt hatte. Was ging wohl in ihm vor? Verspürte er Angst und war die zur Schau gestellte Ruhe tatsächlich wirklich? Konnte ein Mensch so arrogant sein und was hieß das? Konnte er sich in ihrer Mitte in die Bestie verwandeln, die im Laufe der anderthalb Tage immer größer geworden war, je nachdem, wen man fragte, und sie alle zerreißen?
Franziskus hatte Jaques fallen sehen und vor diesem Armand. Er hatte Meister kommen und gehen sehen, Urteile fallen und Strafen vollstreckt. Und sie alle hatten ihren Stolz vor sich her getragen, zum Teil bis zu dem Moment, da sie ihr Leben aushauchten. Der Großspittler beobachtete den Kniefall, hörte den Segen Lothars und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Thobald, der mit glühenden Worten seine Anklage vorbrachte. Gut durchsetzt mit seiner Meinung, den Dogmen ihres Ordens und seinen ureigenen Emotionen. Franziskus, der sein Lebtag lieber auf Fakten gestützt gearbeitet hatte, entnahm dieser Rede wenig mehr als Verletzung und Entsetzen über etwas, das keiner von ihnen kontrollieren konnte. Ihre Gemeinschaft fußte auf gegenseitiges Vertrauen und an diesem Punkt setzte Thobald an.
Franziskus blieb locker auf eine Seite seines Scherenstuhls gestützt sitzen und holte sich, nachdem Thobald geendet hatte, die Erlaubnis des Großmeisters, zu sprechen.
"Ser Moore, erlaubt mir drei Fragen.", hob er an und ignorierte etwaige giftige Blicke oder Augenrollen wegen seiner Höflichkeit. Seine Stimme war ruhig, im Vergleich zum Großmarschall eher leise und er schlug fast einen Plauderton an. Doch Moore und auch die anderen würden ihn bestens hören, denn die Akkustik war ausgezeichnet. "Wusstet Ihr selbst vor jenem Ereignis von Eurem Fluch? Wenn dem so ist, seit wann tragt Ihr ihn? Und wie kam es dazu?" Wie so oft sprach die wissenschaftliche Neugierde aus ihm und vielleicht würde er dahingehend plädieren, an jenem Ritter ein paar Experimente durchführen zu dürfen, bevor man ihn verbrannte. Es wäre doch nur Verschwendung, so eine Chance einfach ungenutzt zu lassen.
Baptiste, der neben ihm saß, warf dem Spittler einen seltsamen Blick zu und lehnte sich zur anderen Seite, weg von ihm. Der Großdrapier schien Franziskus' Gedanken zu erraten.
Wie all seine Brüder erhob sich Franziskus, als der Großmeister eintrat und empfing den Segen mit gesenktem Haupt. Er schlug den Kelch und murmelte eine rituelle Erwiderung, bevor er sich wieder setzte. Das allgemeine Füße scharren und Kettenklirren verstummte und alle Augen richteten sich auf die Tür, durch welche der Delinquent den Saal betrat, gefolgt von Erzpriesterin Varelia, die zunächst etwas abseits stehen blieb. Doch Franziskus Interesse löste sich schnell von ihr und seine Augen folgten Moore auf seinem Weg vor Lothar. Auf Äußerlichkeiten achtete der Großspittler dabei kaum, viel mehr versuchte er die Maske zu durchschauen, die der ehemalige Klingenmeister aufgesetzt hatte. Was ging wohl in ihm vor? Verspürte er Angst und war die zur Schau gestellte Ruhe tatsächlich wirklich? Konnte ein Mensch so arrogant sein und was hieß das? Konnte er sich in ihrer Mitte in die Bestie verwandeln, die im Laufe der anderthalb Tage immer größer geworden war, je nachdem, wen man fragte, und sie alle zerreißen?
Franziskus hatte Jaques fallen sehen und vor diesem Armand. Er hatte Meister kommen und gehen sehen, Urteile fallen und Strafen vollstreckt. Und sie alle hatten ihren Stolz vor sich her getragen, zum Teil bis zu dem Moment, da sie ihr Leben aushauchten. Der Großspittler beobachtete den Kniefall, hörte den Segen Lothars und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Thobald, der mit glühenden Worten seine Anklage vorbrachte. Gut durchsetzt mit seiner Meinung, den Dogmen ihres Ordens und seinen ureigenen Emotionen. Franziskus, der sein Lebtag lieber auf Fakten gestützt gearbeitet hatte, entnahm dieser Rede wenig mehr als Verletzung und Entsetzen über etwas, das keiner von ihnen kontrollieren konnte. Ihre Gemeinschaft fußte auf gegenseitiges Vertrauen und an diesem Punkt setzte Thobald an.
Franziskus blieb locker auf eine Seite seines Scherenstuhls gestützt sitzen und holte sich, nachdem Thobald geendet hatte, die Erlaubnis des Großmeisters, zu sprechen.
"Ser Moore, erlaubt mir drei Fragen.", hob er an und ignorierte etwaige giftige Blicke oder Augenrollen wegen seiner Höflichkeit. Seine Stimme war ruhig, im Vergleich zum Großmarschall eher leise und er schlug fast einen Plauderton an. Doch Moore und auch die anderen würden ihn bestens hören, denn die Akkustik war ausgezeichnet. "Wusstet Ihr selbst vor jenem Ereignis von Eurem Fluch? Wenn dem so ist, seit wann tragt Ihr ihn? Und wie kam es dazu?" Wie so oft sprach die wissenschaftliche Neugierde aus ihm und vielleicht würde er dahingehend plädieren, an jenem Ritter ein paar Experimente durchführen zu dürfen, bevor man ihn verbrannte. Es wäre doch nur Verschwendung, so eine Chance einfach ungenutzt zu lassen.
Baptiste, der neben ihm saß, warf dem Spittler einen seltsamen Blick zu und lehnte sich zur anderen Seite, weg von ihm. Der Großdrapier schien Franziskus' Gedanken zu erraten.
- Liam von Alensbach
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Bruder Jordan
Es war nicht das erste Mal, dass Lothar diese Hallen betrat, doch es war ein seltenes Mal, dass es einen Ordensbruder betraf. Aufmerksam betrachtete Jordan den Grossmeister aus schmalen Augen und obwohl er von Tretogor akzeptierte, missfiel ihm die viel zu weiche Hand mit der er dem Orden vorstand. Zu weich nach Jordans Geschmack, der sich als langgedienter Ritter andere Grossmeister gewohnt war. Der Rittmeister beugte das Knie, auch wenn ihm der Elan der Jugend abhanden gekommen war, tat er es noch immer ohne Schwierigkeiten. Das Leben auf dem Pferderücken, die tägliche Arbeit an der frischen Luft und das viele Laufen hielten ihn immerhin noch etwas jung. Auch wenn er das ein oder andere Ziperlein in den Knochen spürte, rüstig war der Rittmeister allemal noch. Es raschelte, als sich die Versammelten erhoben. Holz knarzte, als sie sich setzten. Und die erwartungsvollen Blicke, die sich nun auf Lothar legten, waren wie ein schwerer Vorhang in der Halle spürbar.
Und dann war war er also da. Jarel Moore, ehemaliger Klingenmeister und ein Ritter der Flammenrose. Den ersten Posten hatte er nicht mehr inne, den Ritter vielleicht auch bald nicht mehr. Hinter ihm die Erzpriesterin, die er ignorierte. Sie hatte hier nichts verloren, doch jemand schien sie eingeladen zu haben. Jordan hob die Brauen als er den eintretenden Mann beobachtete, der in seinem Gesicht kaum eine Regung zeigte. Wusste er überhaupt, was er dem Orden angetan hatte? Seinen Brüdern, seinen Freunden, seinen Kameraden? Und allem voran, dem Ruf des Ordens? Man musste schon etwas leisten, den Posten unter von Herrenloh zu verlieren - es sprach nicht für Moore. Und nun das. Jordan rümpfte die Nase, während von Dermeringen dann zur Anklage anhob. Die ihm mehrmaliges Nicken Bruder Jordans einbrachte. Eine gute Rede, ein gutes Urteil nach seinem empfinden. Wäre da nur nicht Bruder Franz, wie immer zu weich - viel zu höflich und Jordan rollte mit den Augen. Ein Moore hatte keine Höflichkeit mehr verdient. Nicht nach solch einem Vorfall, dennoch musste der ältere Mann zugeben - die Fragen des Spittler waren berechtigt. Und als er sie alle vorgetragen hatte, erhob Jordan seine eigene Stimme. Nasal, denn einst hatte ihm ein Pferd die Nase zertrümmert, darum war das Atmen manchmal etwas mühsamer geworden und die Stimme dadurch gedrückter. Er stand auf, legte die Hände auf die Rückenlehne der vorderen Bankreihe und starrte Jarel giftig an.
"Dann hab auch ich noch ein paar Fragen," holte er aus. "Falls ihr vor Eurem Eintritt in den Orden bereits von Eurem Fluch gewusst habt, warum seid ihr dann beigetreten? Habt ihr selbst von Euch geglaubt, dass ihr für all Eure Brüder keine Gefahr darstellt? Ein sehr arrogantes Denken, Moore. Ihr habt Eure Brüder und Kameraden wissentlich einer Gefahr ausgesetzt und ihren allfälligen Tod in Kauf genommen, habt ihr überhaupt einen Moment der Vernunft gespürt? Eure geheuchelte Freundschaft, die angebliche Loyalität..." Bruder Jordan nickte Dermeringen zu. "... ihr habt all die Prinzipien des Ordens verraten und uns alle auch, dafür gibt es nur einen Strafe und das ist - wie Bruder Thobald es verkündet hat - der Tod auf dem Scheiterhaufen und sogar das ist noch eine Gnade im Angesicht Eurer Verfehlung."
Der Rittmeister stiess sich ab, richtete sich auf und nach einem letzten vernichtenden Blick auf den Angeklagten nahm er wieder auf seiner Bank platz.
Es war nicht das erste Mal, dass Lothar diese Hallen betrat, doch es war ein seltenes Mal, dass es einen Ordensbruder betraf. Aufmerksam betrachtete Jordan den Grossmeister aus schmalen Augen und obwohl er von Tretogor akzeptierte, missfiel ihm die viel zu weiche Hand mit der er dem Orden vorstand. Zu weich nach Jordans Geschmack, der sich als langgedienter Ritter andere Grossmeister gewohnt war. Der Rittmeister beugte das Knie, auch wenn ihm der Elan der Jugend abhanden gekommen war, tat er es noch immer ohne Schwierigkeiten. Das Leben auf dem Pferderücken, die tägliche Arbeit an der frischen Luft und das viele Laufen hielten ihn immerhin noch etwas jung. Auch wenn er das ein oder andere Ziperlein in den Knochen spürte, rüstig war der Rittmeister allemal noch. Es raschelte, als sich die Versammelten erhoben. Holz knarzte, als sie sich setzten. Und die erwartungsvollen Blicke, die sich nun auf Lothar legten, waren wie ein schwerer Vorhang in der Halle spürbar.
Und dann war war er also da. Jarel Moore, ehemaliger Klingenmeister und ein Ritter der Flammenrose. Den ersten Posten hatte er nicht mehr inne, den Ritter vielleicht auch bald nicht mehr. Hinter ihm die Erzpriesterin, die er ignorierte. Sie hatte hier nichts verloren, doch jemand schien sie eingeladen zu haben. Jordan hob die Brauen als er den eintretenden Mann beobachtete, der in seinem Gesicht kaum eine Regung zeigte. Wusste er überhaupt, was er dem Orden angetan hatte? Seinen Brüdern, seinen Freunden, seinen Kameraden? Und allem voran, dem Ruf des Ordens? Man musste schon etwas leisten, den Posten unter von Herrenloh zu verlieren - es sprach nicht für Moore. Und nun das. Jordan rümpfte die Nase, während von Dermeringen dann zur Anklage anhob. Die ihm mehrmaliges Nicken Bruder Jordans einbrachte. Eine gute Rede, ein gutes Urteil nach seinem empfinden. Wäre da nur nicht Bruder Franz, wie immer zu weich - viel zu höflich und Jordan rollte mit den Augen. Ein Moore hatte keine Höflichkeit mehr verdient. Nicht nach solch einem Vorfall, dennoch musste der ältere Mann zugeben - die Fragen des Spittler waren berechtigt. Und als er sie alle vorgetragen hatte, erhob Jordan seine eigene Stimme. Nasal, denn einst hatte ihm ein Pferd die Nase zertrümmert, darum war das Atmen manchmal etwas mühsamer geworden und die Stimme dadurch gedrückter. Er stand auf, legte die Hände auf die Rückenlehne der vorderen Bankreihe und starrte Jarel giftig an.
"Dann hab auch ich noch ein paar Fragen," holte er aus. "Falls ihr vor Eurem Eintritt in den Orden bereits von Eurem Fluch gewusst habt, warum seid ihr dann beigetreten? Habt ihr selbst von Euch geglaubt, dass ihr für all Eure Brüder keine Gefahr darstellt? Ein sehr arrogantes Denken, Moore. Ihr habt Eure Brüder und Kameraden wissentlich einer Gefahr ausgesetzt und ihren allfälligen Tod in Kauf genommen, habt ihr überhaupt einen Moment der Vernunft gespürt? Eure geheuchelte Freundschaft, die angebliche Loyalität..." Bruder Jordan nickte Dermeringen zu. "... ihr habt all die Prinzipien des Ordens verraten und uns alle auch, dafür gibt es nur einen Strafe und das ist - wie Bruder Thobald es verkündet hat - der Tod auf dem Scheiterhaufen und sogar das ist noch eine Gnade im Angesicht Eurer Verfehlung."
Der Rittmeister stiess sich ab, richtete sich auf und nach einem letzten vernichtenden Blick auf den Angeklagten nahm er wieder auf seiner Bank platz.
- Lothar von Tretogor
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- Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
- Lebenslauf: Lothar
Auch Lothar musste bei den Worten des Großmarschalls nickten, wenn auch kaum merklich, dennoch betrafen sie ihn vielleicht mehr als die anderen Meister im Saal. Sein Vertrauen war gebrochen worden. Ein Vertrauen, das er seinen Leibwächtern im Schlaf schenkte. Moore hat sich ihm nicht anvertraut, in so vielen nicht. Verletzte Eitelkeit? Ja, aber dennoch mehr. Lothar wusste wie lange dieser Fluch schon auf Moore lag, wusste dass dieser von Anfang an versteckt wurde. Er spürte wie sich seine Finger kräftiger um die Armlehnen schlossen, um nicht so viel Regung zu zeigen. Aber wer ihn etwas besser kannte, konnte sehen, dass es in ihm wild brodelte und er wusste noch nicht, wie viel er davon zeigen sollte.
Der Großmeister schätzte Thobald von Dermeringen, man war ganz sicher nicht immer einer Meinung, aber man konnte stets gesittet darüber streiten und am Ende hatte man eine Art Ergebnis. Könnte er ihn für Jarel gewinnen, hätte er wohl den Großteil der Anderen. Ein Aufschub. Ein Verräter im Orden. Aber es war Klingenmeister Ralt, der sich nun erhob. Bei dem wussten alle auf wessen Seite er stand. Er hielt von Tretogor nicht für den gläubigsten aller Großmeister, aber Ralt hatte ihm seine Treue geschworen und würde erst davon weichen, wenn die Flamme ihn holte.
„Bevor noch mehr Fragen aufkommen…“, begann Ralt weder besonders laut noch leise. „...verlese ich noch einmal den offiziellen Bericht über die Ereignisse der letzten Nacht, damit wir alle auf dem gleichen nüchternen Stand sind und all die aufkommenden Gerüchte der Übertreibungen in Vergessenheit geraten.“ Der Klingenmeister ließ seine erfahren Augen über die Meister, Ritter Rilmitz im Hintergrund, die Erzpriesterin und den jungen Knappen schweifen. Was machte der noch hier? „Marcin, raus! Sofort!“ Marcin wusste es wohl selbst nicht. Wahrscheinlich war es einfach die Unsicherheit, der Schock so nahe an einem Werwolf zu sein, die giftigen Blicke des Rittmeisters oder die makaberen Gedanken des Großsplitters, die ihn in Starre verletzt hatten. Die Anweisung Ralts war dabei dankbar einfach, sodass der Junge so schnell wie möglich die Ratskammer verließ, um sich von den aufgestellten Wachen davor davon scheuen zu lassen.
Erst dann begann Ralt: „Gestern zu nächtlichen vierten Stunde erklangen die Alarmglocken des Melitele-Tempels…“ Für ein paar Herzschläge suchte er den Augenkontakt zur Priesterin, ob man sich soweit zumindest einig war. „Wir - Rilmitz, von Gschwend-Eibe, Badraine - machten uns samt der Knappschaft unter meiner Führung sofort auf den Weg. Ser Badraine und Knappe sowie von Geshwend-Eibe samt Knappe umrundeten den Tempel von zwei Seiten, Ser Rilmitz betrat ihn, um sich ein Bild der Lage zu machen und traf somit als Erster ein. Laut seiner Aussage war der Werwolf bereits im Hof anzutreffen und suchte nach einer magischen Entladung die Flucht.“
Ritter Rilmitz trat darauf vor, salutierte, schlug den Kelch zum Gruß und senkte vor all den Meistern sein Haupt: „So war es, Ser. Die Bestie – Moore – hatte zu dem Zeitpunkt beinahe eine Priesterin zerfetzt, wäre ihr nicht ein Besen in die Quere gekommen und verbreitete vor dem Waisenhaus Angst und Schrecken, bevor unsere Ankunft sie in die Flucht schlug und den Tempelhof durch die Friedhainmauer verlassen ließ.“
Klingenmeister Ralt nickte das ab, während Ritter Rilmitz für weitere Fragen stehen blieb, bevor Ralt fortsetzte: „Von dort nahm von Geschwend-Eibe die Verfolgung des Werewolfs auf, während dieser von Badraine vor die Armburst lief. Nachdem ein Schuss ihn nicht aufhalten konnte, nahm Knappe Äppelain die Verfolgung auf und jagte ihn in Fluss.“
Die genauen Umstände ließ Ralt mal aus, dass der Knappe schwer verletzt war, das wussten alle und Ralt schwang dazu über, dass sie später die Nachricht von Hauptmann Mais erreichte: man hätte Ritter Moore sicher gestellt und auf Wunsch der Melitele-Kirche übergeben. Zu schaden kam zum Glück außer den Knappen niemand, auch nicht auf Seiten der Bevölkerung. Der Orden müsste den Verlust einer Stute verkraften. Wobei Ralts Augen kurz fragend auf Moore gingen. Hatte er sie wirklich gefressen? „Was woher im Tempel genau passiert ist, wissen wir nicht.“ Kornelius Ralt wartete noch ein kleinen Moment und nahm wieder seinen Platz ein.
„Deshalb habe ich die ehrwürdige Mutter Valeria Erzpriesterin der Melitele zu Wyzima gebeten, sich heute unseren Fragen zu stellen“, erklärte der Großmeister schließlich ihre Anwesenheit und zuckte leicht. Jeder im Raum wusste, dass Lothar beim Reden lieber im Raum um herlief, aber sich gerade zusammenriss sitzen zu bleiben. „Sie kann uns mitteilen, was vorher passierte und warum sie einem Mann, der ihre Gastfreundschaft derart verletzte und ihre Priesterinnen sowie Waisenkinder auf undenkbare Weise bedrohte, dennoch Kirchenasyl gewährte, um ihn eine weitere Nacht in mitten ihrer Liebsten zu beherbergen.“
Doch sein Blick ging vorerst auf Moore, es waren schließlich ein paar Fragen an ihn gerichtet worden, leider kannte Lothar zu viele Antworten darauf bereits.
Der Großmeister schätzte Thobald von Dermeringen, man war ganz sicher nicht immer einer Meinung, aber man konnte stets gesittet darüber streiten und am Ende hatte man eine Art Ergebnis. Könnte er ihn für Jarel gewinnen, hätte er wohl den Großteil der Anderen. Ein Aufschub. Ein Verräter im Orden. Aber es war Klingenmeister Ralt, der sich nun erhob. Bei dem wussten alle auf wessen Seite er stand. Er hielt von Tretogor nicht für den gläubigsten aller Großmeister, aber Ralt hatte ihm seine Treue geschworen und würde erst davon weichen, wenn die Flamme ihn holte.
„Bevor noch mehr Fragen aufkommen…“, begann Ralt weder besonders laut noch leise. „...verlese ich noch einmal den offiziellen Bericht über die Ereignisse der letzten Nacht, damit wir alle auf dem gleichen nüchternen Stand sind und all die aufkommenden Gerüchte der Übertreibungen in Vergessenheit geraten.“ Der Klingenmeister ließ seine erfahren Augen über die Meister, Ritter Rilmitz im Hintergrund, die Erzpriesterin und den jungen Knappen schweifen. Was machte der noch hier? „Marcin, raus! Sofort!“ Marcin wusste es wohl selbst nicht. Wahrscheinlich war es einfach die Unsicherheit, der Schock so nahe an einem Werwolf zu sein, die giftigen Blicke des Rittmeisters oder die makaberen Gedanken des Großsplitters, die ihn in Starre verletzt hatten. Die Anweisung Ralts war dabei dankbar einfach, sodass der Junge so schnell wie möglich die Ratskammer verließ, um sich von den aufgestellten Wachen davor davon scheuen zu lassen.
Erst dann begann Ralt: „Gestern zu nächtlichen vierten Stunde erklangen die Alarmglocken des Melitele-Tempels…“ Für ein paar Herzschläge suchte er den Augenkontakt zur Priesterin, ob man sich soweit zumindest einig war. „Wir - Rilmitz, von Gschwend-Eibe, Badraine - machten uns samt der Knappschaft unter meiner Führung sofort auf den Weg. Ser Badraine und Knappe sowie von Geshwend-Eibe samt Knappe umrundeten den Tempel von zwei Seiten, Ser Rilmitz betrat ihn, um sich ein Bild der Lage zu machen und traf somit als Erster ein. Laut seiner Aussage war der Werwolf bereits im Hof anzutreffen und suchte nach einer magischen Entladung die Flucht.“
Ritter Rilmitz trat darauf vor, salutierte, schlug den Kelch zum Gruß und senkte vor all den Meistern sein Haupt: „So war es, Ser. Die Bestie – Moore – hatte zu dem Zeitpunkt beinahe eine Priesterin zerfetzt, wäre ihr nicht ein Besen in die Quere gekommen und verbreitete vor dem Waisenhaus Angst und Schrecken, bevor unsere Ankunft sie in die Flucht schlug und den Tempelhof durch die Friedhainmauer verlassen ließ.“
Klingenmeister Ralt nickte das ab, während Ritter Rilmitz für weitere Fragen stehen blieb, bevor Ralt fortsetzte: „Von dort nahm von Geschwend-Eibe die Verfolgung des Werewolfs auf, während dieser von Badraine vor die Armburst lief. Nachdem ein Schuss ihn nicht aufhalten konnte, nahm Knappe Äppelain die Verfolgung auf und jagte ihn in Fluss.“
Die genauen Umstände ließ Ralt mal aus, dass der Knappe schwer verletzt war, das wussten alle und Ralt schwang dazu über, dass sie später die Nachricht von Hauptmann Mais erreichte: man hätte Ritter Moore sicher gestellt und auf Wunsch der Melitele-Kirche übergeben. Zu schaden kam zum Glück außer den Knappen niemand, auch nicht auf Seiten der Bevölkerung. Der Orden müsste den Verlust einer Stute verkraften. Wobei Ralts Augen kurz fragend auf Moore gingen. Hatte er sie wirklich gefressen? „Was woher im Tempel genau passiert ist, wissen wir nicht.“ Kornelius Ralt wartete noch ein kleinen Moment und nahm wieder seinen Platz ein.
„Deshalb habe ich die ehrwürdige Mutter Valeria Erzpriesterin der Melitele zu Wyzima gebeten, sich heute unseren Fragen zu stellen“, erklärte der Großmeister schließlich ihre Anwesenheit und zuckte leicht. Jeder im Raum wusste, dass Lothar beim Reden lieber im Raum um herlief, aber sich gerade zusammenriss sitzen zu bleiben. „Sie kann uns mitteilen, was vorher passierte und warum sie einem Mann, der ihre Gastfreundschaft derart verletzte und ihre Priesterinnen sowie Waisenkinder auf undenkbare Weise bedrohte, dennoch Kirchenasyl gewährte, um ihn eine weitere Nacht in mitten ihrer Liebsten zu beherbergen.“
Doch sein Blick ging vorerst auf Moore, es waren schließlich ein paar Fragen an ihn gerichtet worden, leider kannte Lothar zu viele Antworten darauf bereits.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Noch immer aufrecht drehte Jarel sich zu seinen ehemaligen Brüdern, doch seine Haltung war nicht mehr ganz so arrogant oder stur wie es am Anfang den Anschein hatte.
Lothars Segen hatte etwas bewegt, die Berührung darin noch mehr. Er war hier nicht allein, nicht mehr nur unter Feinden. Und auch wenn er es nicht zulassen wollte, es regte sich Reue in ihm, vor allem als die Rede darauf kam, das er die Schwestern, ja sogar die Kinder in Gefahr gebracht hatte.
Während er den Blick über die Anwesenden schweifen ließ, umschloss er mit den Fingern der rechten das linke Handgelenk vor dem Schoß und senkte das Kinn etwas.
Jedem, der ihn Ansprach gegenüber deutete er eine Verbeugung an. Er war für seine Verhältnisse blass, die warmen braunen Augen sahen zwar ruhig, aber von tiefen Schatten unterlegt und besonders bei Theobalds Worten trat für den Bruchteil einer Sekunde seine Kiefermuskulatur hervor.
Ausgerechnet Theobald trat als Ankläger auf. Das konnte eigentlich nur schlimm für ihn enden.
Nein, die zur Schau gestellte Ruhe war nicht echt. Der noch Ritter hatte Angst. Todesangst.
Einmal mehr verfluchte er seine Unfähigkeit die richtigen Worte zu finden.
Einmal mehr wünschte er sich seinen Verlobten an seine Seite.
Einmal mehr musste er sich zwingen mit den Gedanken nicht abzuschweifen und nicht darüber nachzudenken was geschah, wenn das hier für ihn schief ging.
Bruder Franz verhielt sich vollkommen anders. Er stellte Fragen und gab ihm damit die Chance sich zu äußern. Dafür war der Schattenläufer äußerst dankbar. Ob es etwas brachte?
Als nun alle ihren Standpunkt vorgetragen und Fragen gestellt hatten, atmete Jarel durch und setzte zu reden an.
Für die Anwesenden klang deine Stimme dunkel und ruhig. Nur wer ihn näher kannte, hörte das kaum auffällige Beben heraus.
„Ja, ich wusste vom Fluch.“
Einen gefühlt ewigen Moment lang war der Angeklagte gezwungen zu warten, bis das Raunen im Raum wieder verklang. Und er musste eines schweren, übergroßen Klos im Hals herunterwürgen. Götter, holt mich hier raus.
Er begann sachte mit den Händen zu gestikulieren Handflächen nach oben, während er weiter sprach.
„Wie die meisten hier wissen, bin ich seit beinahe sechzehn Jahren hier. Den Fluch habe ich bereits mitgebracht. Ich stamme aus einer Welt, in der es mehr Magier als Zimmerleute gibt, in der die Straßen mit magischen Besen gefegt werden, die ihre Arbeit allein verrichten. Magie ist allgegenwärtig. Und ebenso allgegenwärtig sind magische Wesen. Die Gestalt des Worgen, in der ihr mich erlebt habt, ist in meiner Geburtswelt ebenso allgegenwärtig. Es gibt sie wild in den Wäldern und als Reittiere in den Ställen. Auch der Fluch den ich trage ist in meiner Welt in einer gewissen Form weit verbreitet. Ein ganzer Volksstamm von Werwölfen bevölkert ein eigenes Königreich, ‚vererben‘ den Fluch an ihre Nachfahren.“ Das diese Art Worgen jedoch eine völlig andere Gestalt hatten als der Schwarze, in den er sich verwandelte, ließ er aus. Es würden ihn ohnehin kaum jemand glauben, warum also noch mehr Verwirrung stiften und die, die ihm glaubten, kamen gegebenenfalls von alleine darauf.
Wieder brauchte es einige Momente, bis der Angeklagte weiterreden konnte. Redete er sich gerade um Kopf und Kragen?
„Ich selber habe den Fluch nicht freiwillig auf mich genommen. Er erreichte mich als Kollateralschaden. Ein feindlich gesinnter Hexenmeister verfälschte diesen ‚gewöhnlichen‘ Virus durch einen Fluch um jemandem anderem zu schaden. Ich steckte mich an.“
Wieder Durchatmen.
„Und ich gewöhnte mich daran, bekam ihn in den Griff, arrangierte mich mit ihm, lernte ihn zu rufen oder zu unterdrücken. In meiner Welt ging ich mit Freunden in dieser Gestalt jagen. Es war…normal.“
Ja, er redete sich gerade um Kopf und Kragen aber verdammt nochmal, alles was er sagte war echt und ehrlich.
„Ich geriet in diese Welt und fiel Von Herrenloh buchstäblich vor die Füße. Er gewehrte mit im Orden Asyl, lehrte mich mit dieser Welt umzugehen, die Sprache, die Gepflogenheiten. Und pflanzte die ewige Flamme in mein Herz.“
Er hob das Kinn ein wenig, verlieh seiner Stimme mehr Festigkeit und Nachdruck, bevor er fortfuhr.
„Meine Loyalität war nie gespielt, mein Glauben ebenso wenig. Ich war und bin seit beinahe fünfzehn Jahren Ritter dieses Ordens, diene und kämpfe von ganzen Herzen für die Ewige Flamme. Ich beschloss nicht mehr der Worg zu sein, ihn nie wieder zu rufen und mich nie wieder zu verwandeln. Und es war nie ein Problem. In meinen Augen war die zweite Gestalt Geschichte.“
Und so war es auch. Zumindest bis ein neues Medikament ihn auf den Plan rief um ihn selber das Leben zu retten oder das einer blutjungen Prinzessin. Doch auch das kam hier nicht auf den Tisch.
Seine Ehrlichkeit hatte wohl doch Grenzen.
„Die letzte Nacht belehrte mich eines Besseren. Ich bedaure zutiefst jemanden verletzt zu haben, und das ist unentschuldbar. Ich bedaure mich meinen Brüdern nicht offenbart zu haben. Ich habe gefehlt.“
Jarel breitete die Arme leicht aus die offenen Handflächen nach oben gerichtet.
Er fühlte sich hilflos. Unfähig. Er hatte sich so gut verteidigt wie es ihm möglich war und glaubte doch zu spüren, niemanden erreicht zu haben.
„Ich stelle mich eurem Urteil und unterwerfe mich unserem Gesetz.“, versicherte er als Anschluss seines Monologes, lies die Arme sinken und verstummte.
Lothars Segen hatte etwas bewegt, die Berührung darin noch mehr. Er war hier nicht allein, nicht mehr nur unter Feinden. Und auch wenn er es nicht zulassen wollte, es regte sich Reue in ihm, vor allem als die Rede darauf kam, das er die Schwestern, ja sogar die Kinder in Gefahr gebracht hatte.
Während er den Blick über die Anwesenden schweifen ließ, umschloss er mit den Fingern der rechten das linke Handgelenk vor dem Schoß und senkte das Kinn etwas.
Jedem, der ihn Ansprach gegenüber deutete er eine Verbeugung an. Er war für seine Verhältnisse blass, die warmen braunen Augen sahen zwar ruhig, aber von tiefen Schatten unterlegt und besonders bei Theobalds Worten trat für den Bruchteil einer Sekunde seine Kiefermuskulatur hervor.
Ausgerechnet Theobald trat als Ankläger auf. Das konnte eigentlich nur schlimm für ihn enden.
Nein, die zur Schau gestellte Ruhe war nicht echt. Der noch Ritter hatte Angst. Todesangst.
Einmal mehr verfluchte er seine Unfähigkeit die richtigen Worte zu finden.
Einmal mehr wünschte er sich seinen Verlobten an seine Seite.
Einmal mehr musste er sich zwingen mit den Gedanken nicht abzuschweifen und nicht darüber nachzudenken was geschah, wenn das hier für ihn schief ging.
Bruder Franz verhielt sich vollkommen anders. Er stellte Fragen und gab ihm damit die Chance sich zu äußern. Dafür war der Schattenläufer äußerst dankbar. Ob es etwas brachte?
Als nun alle ihren Standpunkt vorgetragen und Fragen gestellt hatten, atmete Jarel durch und setzte zu reden an.
Für die Anwesenden klang deine Stimme dunkel und ruhig. Nur wer ihn näher kannte, hörte das kaum auffällige Beben heraus.
„Ja, ich wusste vom Fluch.“
Einen gefühlt ewigen Moment lang war der Angeklagte gezwungen zu warten, bis das Raunen im Raum wieder verklang. Und er musste eines schweren, übergroßen Klos im Hals herunterwürgen. Götter, holt mich hier raus.
Er begann sachte mit den Händen zu gestikulieren Handflächen nach oben, während er weiter sprach.
„Wie die meisten hier wissen, bin ich seit beinahe sechzehn Jahren hier. Den Fluch habe ich bereits mitgebracht. Ich stamme aus einer Welt, in der es mehr Magier als Zimmerleute gibt, in der die Straßen mit magischen Besen gefegt werden, die ihre Arbeit allein verrichten. Magie ist allgegenwärtig. Und ebenso allgegenwärtig sind magische Wesen. Die Gestalt des Worgen, in der ihr mich erlebt habt, ist in meiner Geburtswelt ebenso allgegenwärtig. Es gibt sie wild in den Wäldern und als Reittiere in den Ställen. Auch der Fluch den ich trage ist in meiner Welt in einer gewissen Form weit verbreitet. Ein ganzer Volksstamm von Werwölfen bevölkert ein eigenes Königreich, ‚vererben‘ den Fluch an ihre Nachfahren.“ Das diese Art Worgen jedoch eine völlig andere Gestalt hatten als der Schwarze, in den er sich verwandelte, ließ er aus. Es würden ihn ohnehin kaum jemand glauben, warum also noch mehr Verwirrung stiften und die, die ihm glaubten, kamen gegebenenfalls von alleine darauf.
Wieder brauchte es einige Momente, bis der Angeklagte weiterreden konnte. Redete er sich gerade um Kopf und Kragen?
„Ich selber habe den Fluch nicht freiwillig auf mich genommen. Er erreichte mich als Kollateralschaden. Ein feindlich gesinnter Hexenmeister verfälschte diesen ‚gewöhnlichen‘ Virus durch einen Fluch um jemandem anderem zu schaden. Ich steckte mich an.“
Wieder Durchatmen.
„Und ich gewöhnte mich daran, bekam ihn in den Griff, arrangierte mich mit ihm, lernte ihn zu rufen oder zu unterdrücken. In meiner Welt ging ich mit Freunden in dieser Gestalt jagen. Es war…normal.“
Ja, er redete sich gerade um Kopf und Kragen aber verdammt nochmal, alles was er sagte war echt und ehrlich.
„Ich geriet in diese Welt und fiel Von Herrenloh buchstäblich vor die Füße. Er gewehrte mit im Orden Asyl, lehrte mich mit dieser Welt umzugehen, die Sprache, die Gepflogenheiten. Und pflanzte die ewige Flamme in mein Herz.“
Er hob das Kinn ein wenig, verlieh seiner Stimme mehr Festigkeit und Nachdruck, bevor er fortfuhr.
„Meine Loyalität war nie gespielt, mein Glauben ebenso wenig. Ich war und bin seit beinahe fünfzehn Jahren Ritter dieses Ordens, diene und kämpfe von ganzen Herzen für die Ewige Flamme. Ich beschloss nicht mehr der Worg zu sein, ihn nie wieder zu rufen und mich nie wieder zu verwandeln. Und es war nie ein Problem. In meinen Augen war die zweite Gestalt Geschichte.“
Und so war es auch. Zumindest bis ein neues Medikament ihn auf den Plan rief um ihn selber das Leben zu retten oder das einer blutjungen Prinzessin. Doch auch das kam hier nicht auf den Tisch.
Seine Ehrlichkeit hatte wohl doch Grenzen.
„Die letzte Nacht belehrte mich eines Besseren. Ich bedaure zutiefst jemanden verletzt zu haben, und das ist unentschuldbar. Ich bedaure mich meinen Brüdern nicht offenbart zu haben. Ich habe gefehlt.“
Jarel breitete die Arme leicht aus die offenen Handflächen nach oben gerichtet.
Er fühlte sich hilflos. Unfähig. Er hatte sich so gut verteidigt wie es ihm möglich war und glaubte doch zu spüren, niemanden erreicht zu haben.
„Ich stelle mich eurem Urteil und unterwerfe mich unserem Gesetz.“, versicherte er als Anschluss seines Monologes, lies die Arme sinken und verstummte.
Großmarschall Thobald von Dermeringen
Von Lothars Hoffnung ahnte Thobald nichts. Im Gegenteil, er wähnte sicher den Großmeister auf seiner Seite und ging fest davon aus, dass man die Lage kaum anders sehen konnte.
Es wurden schließlich erste Zeugen vernommen, und die Brüder stellten dankenswerterweise genau die Fragen, die auch in ihm brannten. Doch einer wie von Dermeringen stellte selbst keine Fragen – im Grunde wusste er alles schon vorher. Was nun auch gesagt wurde, konnte nur sein ohnehin schon gefasstes Urteil bestätigen. Entsprechend nickt er nur wissend zu dem was seine Brüder aus dem Delinquenten herausbringen wollten.
Seine Meinung änderte man nicht so schnell, da ging eher das arme, so vielfach missverstandene Kamel anstelle des Seils durch ein Nadelöhr.
Dann kam der Angeklagte zu Wort, und ja, Jarel redete sich um Kopf und Kragen und eine wichtige Frage blieb unbeantwortet, mit dieser würde nun auch von Dermeringen einen Strick drehen.
Alles, was der Großmarschall hörte und was hängen blieb, war:
Er war nicht nur ein Werwolf...
sondern auch von einer anderen Welt!
und:
Es war auch noch ansteckend...
Dass er sich, während Moore dies offenbarte, setzte, konnte man durchaus als Theatralik begreifen, zumal er das bei seiner Leibesfülle nicht geräuschlos konnte. Während sich seine Kehrseite wieder in den Stuhl goss, knarrte dieser vernehmlich – etwas, das er sicher bei den anderen Ritterbrüdern unterließ. Bei den meisten jedenfalls.
Dass der Großmarschall dann erst einmal schlucken musste, ehe er wieder das Wort ergriff, als es an ihm war, wirkte vollkommen natürlich.
"...beschlossen, kein Werwolf mehr zu sein..."
Er ließ die Worte kurz nachhallen, so widersinnig klangen sie in seinen Ohren.
"Also wusstet ihr nicht nur, dass ihr mit eurer Werwolf... oder meinetwegen auch Worgengestalt gegen jeden unserer Grundsätze verstoßt… ihr habt euch sogar noch vorsätzlich eingeschlichen. Wenn ihr jetzt denkt, dass wir euch den Umstand, dass ihr... dass ihr ein Konjunktionsmonstrum seid, auch noch als schuldmindernd anrechnen, dann zeigt ihr nur, dass ihr die heilige Flamme nicht nur nicht im Herzen tragt, sondern auch von Grund an missverstanden habt. Vielleicht habt ihr euch an dieser Stelle auch selbst belogen, aber das ist keine Entschuldigung. Es gibt Gründe, weswegen wir keine Nekker, keine Ertrunkenen und keine Garkins, keine Vampire und auch keine Mantikora im Orden willkommen heißen…"
Vielleicht war da ein wenig Stolz, dass er eine Menge an Monstern aufzählen konnte und sogar in etwa wußte wie sie aussahen. Ja, er hatte schon einmal einen Hexer angeheuert und sich vielleicht das eine oder andere gemerkt.
"Und keinem der hier Anwesenden muss ich erst erklären, welche das sind. Ja, vielleicht gibt es eine Welt, in der all diese Monstren normal sind, ein alltägliches Leben führen, kochen, putzen, sich vermehren... Das heißt aber nicht, dass sie deshalb dazu geeignet sind, die Menschen vor ihresgleichen zu beschützen!"
Er schüttelte den Kopf. Nicht nur weil er vergeblich versuchte, sich einen Ertrunkenen bei der Hausarbeit vorzustellen.
"Man kann seine Natur nicht einfach so hinter sich lassen... Soll der Orden nun etwa auch seine Pforten öffnen für Anderlinge?" Ein kurzes, hartes Auflachen.
"...und dann denkt ihr allen Ernstes, hier wäre ein Platz für... für etwas wie euch?
Wie könnten wir unseren Schwur auch nur im Ansatz ernst meinen, wenn wir diese einfache Regel nur einen kurzen Moment vergäßen? Und wenn ich euch nicht für vollkommen von Sinnen, vollständig närrisch und debil halten soll, dann kann ich nicht davon ausgehen, dass ihr das nur nicht gewusst, vergessen oder irgendwie übersehen habt.
Ihr hättet spätestens dann gehen müssen, als es euch bewusst geworden wäre. Noch al Knappe. Ihr hättet es gar nicht erst zulassen dürfen, dass man euch zum Ritter schlägt. Aber nicht einmal dazu habt ihr die Größe besessen. Das passiert nciht aus versehen... darauf arbeitet man hin. Ich kann also nur davon ausgehen, dass ihr uns arglistig getäuscht habt. Zu welchem Zwecke auch immer."
Und dann musste er sich noch einmal sammeln.
"Und dann kommt noch hinzu, dass ihr euch die ganze Zeit mit einem ansteckenden Fluch unter euren Ordensbrüdern aufgehalten habt? Jetzt erst erfahre ich, dass dieser Fluch auch noch ansteckend ist und jederzeit auch auf einen eurer Brüder hätte überspringen können? Wenn... wenn ihr ihn berührt? Oder ein Blutstropfen von euch auf der Haut eines anderen?" Er schüttelte den Kopf. "Ich hoffe... ich bete zur Flamme für euch, dass ihr keinen der Brüder angesteckt habt. In diesem Fall wäre auch der Tod im Feuer noch eine zu große Gnade. Wie konntet ihr nur ein solches Risiko über uns alle hereinbringen und uns noch im Brustton der Überzeugung ins Gesicht lügen, ihr wärt unser Kamerad und ihr achtet das Feuer?
Ihr wart es zu keinem Zeitpunkt würdig, dass man euch zum Ritter geschlagen hat!
Ich will nicht spekulieren, mit welchem Ziel ihr all diese Wege eingeschlagen habt, um den Orden zu fall zu bringen oder nur um euch über uns lustig zu machen... das spielt schon keine Rolle mehr. Wichtig ist, dass diese Schande getilgt wird."
Es wäre vermutlich interessant gewesen, wäre der Großmarschall tatsächlich auf Slava getroffen, und die beiden hätten sich ein Wortgefecht geliefert. Schwer zu sagen, wer gewonnen hätte.
"Ich habe gehört, Ritter von Allensbach ist wieder im Lande, und war er nicht auch zugegen, als all das geschah? Ich will seinen Bericht hören, ehe wir zur Abstimmung kommen!" donnerte er.
Von Lothars Hoffnung ahnte Thobald nichts. Im Gegenteil, er wähnte sicher den Großmeister auf seiner Seite und ging fest davon aus, dass man die Lage kaum anders sehen konnte.
Es wurden schließlich erste Zeugen vernommen, und die Brüder stellten dankenswerterweise genau die Fragen, die auch in ihm brannten. Doch einer wie von Dermeringen stellte selbst keine Fragen – im Grunde wusste er alles schon vorher. Was nun auch gesagt wurde, konnte nur sein ohnehin schon gefasstes Urteil bestätigen. Entsprechend nickt er nur wissend zu dem was seine Brüder aus dem Delinquenten herausbringen wollten.
Seine Meinung änderte man nicht so schnell, da ging eher das arme, so vielfach missverstandene Kamel anstelle des Seils durch ein Nadelöhr.
Dann kam der Angeklagte zu Wort, und ja, Jarel redete sich um Kopf und Kragen und eine wichtige Frage blieb unbeantwortet, mit dieser würde nun auch von Dermeringen einen Strick drehen.
Alles, was der Großmarschall hörte und was hängen blieb, war:
Er war nicht nur ein Werwolf...
sondern auch von einer anderen Welt!
und:
Es war auch noch ansteckend...
Dass er sich, während Moore dies offenbarte, setzte, konnte man durchaus als Theatralik begreifen, zumal er das bei seiner Leibesfülle nicht geräuschlos konnte. Während sich seine Kehrseite wieder in den Stuhl goss, knarrte dieser vernehmlich – etwas, das er sicher bei den anderen Ritterbrüdern unterließ. Bei den meisten jedenfalls.
Dass der Großmarschall dann erst einmal schlucken musste, ehe er wieder das Wort ergriff, als es an ihm war, wirkte vollkommen natürlich.
"...beschlossen, kein Werwolf mehr zu sein..."
Er ließ die Worte kurz nachhallen, so widersinnig klangen sie in seinen Ohren.
"Also wusstet ihr nicht nur, dass ihr mit eurer Werwolf... oder meinetwegen auch Worgengestalt gegen jeden unserer Grundsätze verstoßt… ihr habt euch sogar noch vorsätzlich eingeschlichen. Wenn ihr jetzt denkt, dass wir euch den Umstand, dass ihr... dass ihr ein Konjunktionsmonstrum seid, auch noch als schuldmindernd anrechnen, dann zeigt ihr nur, dass ihr die heilige Flamme nicht nur nicht im Herzen tragt, sondern auch von Grund an missverstanden habt. Vielleicht habt ihr euch an dieser Stelle auch selbst belogen, aber das ist keine Entschuldigung. Es gibt Gründe, weswegen wir keine Nekker, keine Ertrunkenen und keine Garkins, keine Vampire und auch keine Mantikora im Orden willkommen heißen…"
Vielleicht war da ein wenig Stolz, dass er eine Menge an Monstern aufzählen konnte und sogar in etwa wußte wie sie aussahen. Ja, er hatte schon einmal einen Hexer angeheuert und sich vielleicht das eine oder andere gemerkt.
"Und keinem der hier Anwesenden muss ich erst erklären, welche das sind. Ja, vielleicht gibt es eine Welt, in der all diese Monstren normal sind, ein alltägliches Leben führen, kochen, putzen, sich vermehren... Das heißt aber nicht, dass sie deshalb dazu geeignet sind, die Menschen vor ihresgleichen zu beschützen!"
Er schüttelte den Kopf. Nicht nur weil er vergeblich versuchte, sich einen Ertrunkenen bei der Hausarbeit vorzustellen.
"Man kann seine Natur nicht einfach so hinter sich lassen... Soll der Orden nun etwa auch seine Pforten öffnen für Anderlinge?" Ein kurzes, hartes Auflachen.
"...und dann denkt ihr allen Ernstes, hier wäre ein Platz für... für etwas wie euch?
Wie könnten wir unseren Schwur auch nur im Ansatz ernst meinen, wenn wir diese einfache Regel nur einen kurzen Moment vergäßen? Und wenn ich euch nicht für vollkommen von Sinnen, vollständig närrisch und debil halten soll, dann kann ich nicht davon ausgehen, dass ihr das nur nicht gewusst, vergessen oder irgendwie übersehen habt.
Ihr hättet spätestens dann gehen müssen, als es euch bewusst geworden wäre. Noch al Knappe. Ihr hättet es gar nicht erst zulassen dürfen, dass man euch zum Ritter schlägt. Aber nicht einmal dazu habt ihr die Größe besessen. Das passiert nciht aus versehen... darauf arbeitet man hin. Ich kann also nur davon ausgehen, dass ihr uns arglistig getäuscht habt. Zu welchem Zwecke auch immer."
Und dann musste er sich noch einmal sammeln.
"Und dann kommt noch hinzu, dass ihr euch die ganze Zeit mit einem ansteckenden Fluch unter euren Ordensbrüdern aufgehalten habt? Jetzt erst erfahre ich, dass dieser Fluch auch noch ansteckend ist und jederzeit auch auf einen eurer Brüder hätte überspringen können? Wenn... wenn ihr ihn berührt? Oder ein Blutstropfen von euch auf der Haut eines anderen?" Er schüttelte den Kopf. "Ich hoffe... ich bete zur Flamme für euch, dass ihr keinen der Brüder angesteckt habt. In diesem Fall wäre auch der Tod im Feuer noch eine zu große Gnade. Wie konntet ihr nur ein solches Risiko über uns alle hereinbringen und uns noch im Brustton der Überzeugung ins Gesicht lügen, ihr wärt unser Kamerad und ihr achtet das Feuer?
Ihr wart es zu keinem Zeitpunkt würdig, dass man euch zum Ritter geschlagen hat!
Ich will nicht spekulieren, mit welchem Ziel ihr all diese Wege eingeschlagen habt, um den Orden zu fall zu bringen oder nur um euch über uns lustig zu machen... das spielt schon keine Rolle mehr. Wichtig ist, dass diese Schande getilgt wird."
Es wäre vermutlich interessant gewesen, wäre der Großmarschall tatsächlich auf Slava getroffen, und die beiden hätten sich ein Wortgefecht geliefert. Schwer zu sagen, wer gewonnen hätte.
"Ich habe gehört, Ritter von Allensbach ist wieder im Lande, und war er nicht auch zugegen, als all das geschah? Ich will seinen Bericht hören, ehe wir zur Abstimmung kommen!" donnerte er.
- Orden der Flammenrose
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Bruder Franz
Franziskus hörte sich ohne jegliche Regung den Bericht des klingenmeisters, sowie die neuerliche Tirade des Großmarschalls an, welche seine Mundwinkel zucken ließ. Der Mann würde selbst den Himmel für grün halten, wenn ihm jemand sagte, die Anderlinge seien schuld, dass alle Welt meine, der Himmel sei blau. Und er würde jeden verbrennen, der das Gegenteil behauptete. Sicher, alles was er sagte, mochte nicht falsch sein, aber objektiv war es auch nicht. Niemand, der klar bei Verstand war, würde eine solche Erkrankung offenbaren. Nicht in einer Gemeinschaft wie dieser. Und wenn sich dann die Diskrepanz zwischen Glaube, Loyalität und eben den Widrigkeiten der Natur ergab, suchte der menschliche Verstand eine Ausflucht, belog sich, belog andere. Bis man sich in Widersprüche verstrickte oder etwas geschah. Wenn er an den vergleichsweise einfachen Sachverhalt seines Hautausschlags dachte, konnte er Moores Verhalten nicht ein gewisse Logik absprechen. Franziskus rieb sich die behandschuhten Finger.
"Welch ein erfreulicher Umstand, dass nicht Ihr den Vorsitz hier führt, Ser von Dermeringen... nicht wahr?" Er lächelte, doch das Lächeln erreichte die Augen nicht. Anders als die anderen Redner machte sich der Großspittler nicht die Mühe, sich von seinem Sitz zu erheben. Das Recht des Alters und der Gelehrten Professoren. "Bevor die Ehrwürdige Mutter ihre Version der Nacht vorträgt, habe ich noch ein paar Fragen. Ser Moore, Ihr sprecht von Ansteckung und wie mir scheint, ist das eine von Ser von Dermeringens größten Sorgen...", er schmunzelte nun mit den Augen in Richtung des angeklagten Ritters, "...besteht die Gefahr?"
Jarel schüttelte den Kopf. "Nein. Der Virus war nur einige Tage ansteckend. Danach nicht mehr."
Franziskus hob leicht die Brauen, was die Anzahl der Falten und das Maß der Verblüffung auf seinen Zügen exponentiell ansteigen ließ. "Und wieso seid Ihr Euch da so sicher? Wie ist denn der Ansteckungsweg, dieses... Virus?" Er prüfte das Wort.
"Das Virus wird durch Biss übertragen. Und obwohl das mehrfach geschehen ist, habe ich niemanden angesteckt.", erklärte Jarel ruhig.
Ähnlich der Werwölfe also. Franziskus nickte leicht. "Ist das bewiesen?"
Nun nickte Jarel. "Ja. Wenn ihr es genau wissen wollt, es wurde sogar getestet."
Der Großspittler legte nachdenklich einen Zeigefinger an die blassen Lippen, bevor er sich wieder etwas aufrichtete. "In dieser Welt, aus der Ihr kommt, nehme ich an."
Wieder nickte Jarel, während er immer noch mit leicht gesnktem Kopf dastand. "Das ist richtig."
Franziskus atmete mit einem leisen Pfeifen durch die Nase aus, während die Lippen einen schmalen Strich bildeten. ""Danke, Ser.", dann wandte er sich an Lothar: "Schon Pontius der Ältere, der, wie allen hier bekannt sein sollte, maßgeblich an der Verfassung der ersten Ordensstatuten beteiligt war, befürwortete das Prinzipio 'Wissen vor ahnen', im Sinne von 'Kenne denen Feind.' So sehr ich die feurige Rede des werten Großmarschalls genossen habe, plädiere ich für ein Strafmaß, dass es uns erlaubt, Erkenntnisse über diese Variation des Werwolfs zu gewinnen." Er machte eine offene Geste zur Tür hin. "Doch ich greife vor - Seine Exzellenz haben die Ehrwürdige Mutter eingeladen und uns alle interessiert natürlich, was sie zu berichten hat.", erklärte er scheinheilig. Es war ein offenes Geheimnis, dass er und Varelia eine innige Feindschaft pflegten, die sich allerdings auf Grundsätzen ihrer eigentlich ähnlichen Profession gründete.
Varelia ließ sich nicht zweimal bitten. Sie hatte schon viel zu lange zuhören müssen, wie ehemalige Freund und Weggefährten so radikal einen der Ihren fallen ließen und in einer Art defamierten, dass einem das Herz aussetzen wollte. Die rauen Sitten des Ordens waren ihr nicht fremd, aber die unversöhnliche Art, mit der von Dermeringen die Verhandlung eröffnet hatte, sprach Bände darüber, wie es um den Zusammenhalt in diesem Kreis bestellt stand. Das machte Varelia wütend und traurig zugleich. Die Worte des Großspittlers nahm sie als Aufforderung, seine süffisante Freundlichkeit als Versuch, sie zu provozieren, den sie nicht durchgehen lassen würde. Ihre Augen auf Lothar gerichtet, trat sie vor, hob drei Finger an die Lippen und vollführte das Zeichen der Göttin. "Die Dreifalitge Göttin richte ihr Auge auf diesen Kreis."
Da erhob sich eine leise, aber doch gut zu hörende Stimme von den Bänken der Meiser: "Müssen wir dieser Hexe wirklich zuhören?"
Varelia verzog nur leicht die Lippen, erwiderte dann, ohne sich umzuwenden: "Ich freue mich vorgelassen worden zu sein, Ser de Rocarrars,", erst da warf sie einen Blick über die Schulter zum Schwertmeister in der zweiten Reihe, "und werde mich bemühen, Eure kostbare Zeit nicht zu lange in Anspruch zu nehmen. Doch so, wie Ihr hier sprechen dürft, hat sein Exzellenz der Großmeister mir das Recht dazu eingeräumt und darum werdet Ihr zuhören, so wie ich Euch zuhören werde." Zwar bemühte sie sich, den Tadel aus ihrer Stimme zu bannen, aber ganz gelang es ihr wohl nicht.
"Dieser Ort ist frei von Weibischer Zauberei.", erwiderte de Roccarrars, wenn auch noch etwas leiser, was Varelia dazu brachte, sich ihm ganz zuzuwenden.
"Habt ein wenig mehr Achtung vor der Heiligen Mutter Melitele, die auch über jene Frau die schützende Hand hielt, die Euch sehr wahrschienlich zur Welt gebracht hat." Und wenn es eine Hafendirne gewesen sein mochte - oder eine räudige Hündin. "So wie sie über alle Wesen ihre schützende Hand hält und keinen Unterschied zwischen all den lebenden Seelen macht, womit Eure Frage, Exzellenz von Tretogor,", sie wandte sich diesem wieder zu, "einfach zu beantworten ist: Wie könnte ich Schutz verwehren, wo Schutz gesucht wird? Ich hätte wahrlich meinen Beruf verfehlt. Und wie wir alle vertraue ich auf die Weisheit der Gottheit, der ich mein Leben in die Hände lege." Sie würde vor diesen Einfaltspinseln sicher nicht davon anfangen, dass ein Elf ihr versichert habe, die Maßnahme, die er an Jarel ergriffen habe, verhindere dessen Wandlung. Varelia war nicht so dumm zu glauben, dass diese Männer das Fachwissen eines Anderlings und Magiers, der immerhin aus Jarels Welt stammte, anerkennen würden. Sie lächelte schmal. "Außerdem kann ich eine langjährige Freundschaft nicht vom Tisch fegen. Zu dieser Heuchelei bin ich nicht fähig. Ich kenne Jarel Moore seit dem Tag, da er als fahrender Ritter mit einem verstörten Kind im Arm in meinem Tempel stand und Hilfe für das Mädchen suchte. Das ist nun über zehn Jahre her und an keinem einzigen Tag seither hat er mir Grund gegeben, an seiner Ehre und seiner Verlässlichkeit zu zweifeln. Was in der letzten Nacht geschehen ist, hat ganz ohne Zweifel auch meine Schwestern in Angst versetzt, doch das Wolfswesen hat keine der Priesterinnen aktiv angegriffen. Der Besen, der zu Schaden kam, war in der Hand einer Schwester, die sich dem Worg unbedacht genähert hat. Das Wesen verhielt sich wie ein eingesperrtes Tier und nutzte die erste Gelegenheit zur Flucht." Auch sie ließ den Worgreiter in Form des Knappen außen vor, ebenso holte sie den Magier nicht aufs Tablett.
"Ich hege keinen Zweifel an Jarel Moores Glauben. Ich hege keine Zweifel an seiner Loyalität seinen Ordensoberen gegenüber. Ich erinnere euch alle daran, dass ein menschliches Wesen sich nicht immer zwischen seinen Zuneigungen entscheiden kann. Der menschliche Geist sucht sich Ausflüchte, was Ritter Moore in meinen Augen mehr zum Menschen macht, als zum Worgen. Ich bitte die ehrwürdige Ritterschaft, dies zu bedenken und im eigenen Herzen zu suchen, wie jeder einzelne eine solche Situation für sich entschieden hätte; entflammt in Liebe für eine Gottheit, gebunden an einen Ritter, dem man Leib und Leben verdankt, geborgen in einer Gemeinschaft, nachdem man alles verloren hat, was man mit dem Wort 'Heimat' umfasst. Ich bitte euch um nicht weniger, als um eine Chance auf Leben." Sie legte die Hände auf den Dreikreis der Göttin auf ihrer Brust und verneigte sich einen Hauch in Richtung Lothar.
Bruder Franziskus hatte seine Widersacherin aus dem Tempel nicht aus den Augen gelassen und musste zugeben, dass sie nicht schlecht gesprochen hatte. Sie hatte seinen Gedanken in Ansätzen eine Stimme gegeben, wenn auch weit weniger exquisit formuliert, als er es getan hätte. Letzten Endes sprach aus ihr die weiche Emotionalität, die allen Frauen inne wohnten. Sie plädierte auf Herz und Gefühl, aber er fürchtete, da würde sie wohl auf Granit beißen. Der Großspittler lehnte sich etwas zurück und wartete mit einem gewissen Genuss darauf, dass man Mutter Varelia zerfleischte.
Franziskus hörte sich ohne jegliche Regung den Bericht des klingenmeisters, sowie die neuerliche Tirade des Großmarschalls an, welche seine Mundwinkel zucken ließ. Der Mann würde selbst den Himmel für grün halten, wenn ihm jemand sagte, die Anderlinge seien schuld, dass alle Welt meine, der Himmel sei blau. Und er würde jeden verbrennen, der das Gegenteil behauptete. Sicher, alles was er sagte, mochte nicht falsch sein, aber objektiv war es auch nicht. Niemand, der klar bei Verstand war, würde eine solche Erkrankung offenbaren. Nicht in einer Gemeinschaft wie dieser. Und wenn sich dann die Diskrepanz zwischen Glaube, Loyalität und eben den Widrigkeiten der Natur ergab, suchte der menschliche Verstand eine Ausflucht, belog sich, belog andere. Bis man sich in Widersprüche verstrickte oder etwas geschah. Wenn er an den vergleichsweise einfachen Sachverhalt seines Hautausschlags dachte, konnte er Moores Verhalten nicht ein gewisse Logik absprechen. Franziskus rieb sich die behandschuhten Finger.
"Welch ein erfreulicher Umstand, dass nicht Ihr den Vorsitz hier führt, Ser von Dermeringen... nicht wahr?" Er lächelte, doch das Lächeln erreichte die Augen nicht. Anders als die anderen Redner machte sich der Großspittler nicht die Mühe, sich von seinem Sitz zu erheben. Das Recht des Alters und der Gelehrten Professoren. "Bevor die Ehrwürdige Mutter ihre Version der Nacht vorträgt, habe ich noch ein paar Fragen. Ser Moore, Ihr sprecht von Ansteckung und wie mir scheint, ist das eine von Ser von Dermeringens größten Sorgen...", er schmunzelte nun mit den Augen in Richtung des angeklagten Ritters, "...besteht die Gefahr?"
Jarel schüttelte den Kopf. "Nein. Der Virus war nur einige Tage ansteckend. Danach nicht mehr."
Franziskus hob leicht die Brauen, was die Anzahl der Falten und das Maß der Verblüffung auf seinen Zügen exponentiell ansteigen ließ. "Und wieso seid Ihr Euch da so sicher? Wie ist denn der Ansteckungsweg, dieses... Virus?" Er prüfte das Wort.
"Das Virus wird durch Biss übertragen. Und obwohl das mehrfach geschehen ist, habe ich niemanden angesteckt.", erklärte Jarel ruhig.
Ähnlich der Werwölfe also. Franziskus nickte leicht. "Ist das bewiesen?"
Nun nickte Jarel. "Ja. Wenn ihr es genau wissen wollt, es wurde sogar getestet."
Der Großspittler legte nachdenklich einen Zeigefinger an die blassen Lippen, bevor er sich wieder etwas aufrichtete. "In dieser Welt, aus der Ihr kommt, nehme ich an."
Wieder nickte Jarel, während er immer noch mit leicht gesnktem Kopf dastand. "Das ist richtig."
Franziskus atmete mit einem leisen Pfeifen durch die Nase aus, während die Lippen einen schmalen Strich bildeten. ""Danke, Ser.", dann wandte er sich an Lothar: "Schon Pontius der Ältere, der, wie allen hier bekannt sein sollte, maßgeblich an der Verfassung der ersten Ordensstatuten beteiligt war, befürwortete das Prinzipio 'Wissen vor ahnen', im Sinne von 'Kenne denen Feind.' So sehr ich die feurige Rede des werten Großmarschalls genossen habe, plädiere ich für ein Strafmaß, dass es uns erlaubt, Erkenntnisse über diese Variation des Werwolfs zu gewinnen." Er machte eine offene Geste zur Tür hin. "Doch ich greife vor - Seine Exzellenz haben die Ehrwürdige Mutter eingeladen und uns alle interessiert natürlich, was sie zu berichten hat.", erklärte er scheinheilig. Es war ein offenes Geheimnis, dass er und Varelia eine innige Feindschaft pflegten, die sich allerdings auf Grundsätzen ihrer eigentlich ähnlichen Profession gründete.
Varelia ließ sich nicht zweimal bitten. Sie hatte schon viel zu lange zuhören müssen, wie ehemalige Freund und Weggefährten so radikal einen der Ihren fallen ließen und in einer Art defamierten, dass einem das Herz aussetzen wollte. Die rauen Sitten des Ordens waren ihr nicht fremd, aber die unversöhnliche Art, mit der von Dermeringen die Verhandlung eröffnet hatte, sprach Bände darüber, wie es um den Zusammenhalt in diesem Kreis bestellt stand. Das machte Varelia wütend und traurig zugleich. Die Worte des Großspittlers nahm sie als Aufforderung, seine süffisante Freundlichkeit als Versuch, sie zu provozieren, den sie nicht durchgehen lassen würde. Ihre Augen auf Lothar gerichtet, trat sie vor, hob drei Finger an die Lippen und vollführte das Zeichen der Göttin. "Die Dreifalitge Göttin richte ihr Auge auf diesen Kreis."
Da erhob sich eine leise, aber doch gut zu hörende Stimme von den Bänken der Meiser: "Müssen wir dieser Hexe wirklich zuhören?"
Varelia verzog nur leicht die Lippen, erwiderte dann, ohne sich umzuwenden: "Ich freue mich vorgelassen worden zu sein, Ser de Rocarrars,", erst da warf sie einen Blick über die Schulter zum Schwertmeister in der zweiten Reihe, "und werde mich bemühen, Eure kostbare Zeit nicht zu lange in Anspruch zu nehmen. Doch so, wie Ihr hier sprechen dürft, hat sein Exzellenz der Großmeister mir das Recht dazu eingeräumt und darum werdet Ihr zuhören, so wie ich Euch zuhören werde." Zwar bemühte sie sich, den Tadel aus ihrer Stimme zu bannen, aber ganz gelang es ihr wohl nicht.
"Dieser Ort ist frei von Weibischer Zauberei.", erwiderte de Roccarrars, wenn auch noch etwas leiser, was Varelia dazu brachte, sich ihm ganz zuzuwenden.
"Habt ein wenig mehr Achtung vor der Heiligen Mutter Melitele, die auch über jene Frau die schützende Hand hielt, die Euch sehr wahrschienlich zur Welt gebracht hat." Und wenn es eine Hafendirne gewesen sein mochte - oder eine räudige Hündin. "So wie sie über alle Wesen ihre schützende Hand hält und keinen Unterschied zwischen all den lebenden Seelen macht, womit Eure Frage, Exzellenz von Tretogor,", sie wandte sich diesem wieder zu, "einfach zu beantworten ist: Wie könnte ich Schutz verwehren, wo Schutz gesucht wird? Ich hätte wahrlich meinen Beruf verfehlt. Und wie wir alle vertraue ich auf die Weisheit der Gottheit, der ich mein Leben in die Hände lege." Sie würde vor diesen Einfaltspinseln sicher nicht davon anfangen, dass ein Elf ihr versichert habe, die Maßnahme, die er an Jarel ergriffen habe, verhindere dessen Wandlung. Varelia war nicht so dumm zu glauben, dass diese Männer das Fachwissen eines Anderlings und Magiers, der immerhin aus Jarels Welt stammte, anerkennen würden. Sie lächelte schmal. "Außerdem kann ich eine langjährige Freundschaft nicht vom Tisch fegen. Zu dieser Heuchelei bin ich nicht fähig. Ich kenne Jarel Moore seit dem Tag, da er als fahrender Ritter mit einem verstörten Kind im Arm in meinem Tempel stand und Hilfe für das Mädchen suchte. Das ist nun über zehn Jahre her und an keinem einzigen Tag seither hat er mir Grund gegeben, an seiner Ehre und seiner Verlässlichkeit zu zweifeln. Was in der letzten Nacht geschehen ist, hat ganz ohne Zweifel auch meine Schwestern in Angst versetzt, doch das Wolfswesen hat keine der Priesterinnen aktiv angegriffen. Der Besen, der zu Schaden kam, war in der Hand einer Schwester, die sich dem Worg unbedacht genähert hat. Das Wesen verhielt sich wie ein eingesperrtes Tier und nutzte die erste Gelegenheit zur Flucht." Auch sie ließ den Worgreiter in Form des Knappen außen vor, ebenso holte sie den Magier nicht aufs Tablett.
"Ich hege keinen Zweifel an Jarel Moores Glauben. Ich hege keine Zweifel an seiner Loyalität seinen Ordensoberen gegenüber. Ich erinnere euch alle daran, dass ein menschliches Wesen sich nicht immer zwischen seinen Zuneigungen entscheiden kann. Der menschliche Geist sucht sich Ausflüchte, was Ritter Moore in meinen Augen mehr zum Menschen macht, als zum Worgen. Ich bitte die ehrwürdige Ritterschaft, dies zu bedenken und im eigenen Herzen zu suchen, wie jeder einzelne eine solche Situation für sich entschieden hätte; entflammt in Liebe für eine Gottheit, gebunden an einen Ritter, dem man Leib und Leben verdankt, geborgen in einer Gemeinschaft, nachdem man alles verloren hat, was man mit dem Wort 'Heimat' umfasst. Ich bitte euch um nicht weniger, als um eine Chance auf Leben." Sie legte die Hände auf den Dreikreis der Göttin auf ihrer Brust und verneigte sich einen Hauch in Richtung Lothar.
Bruder Franziskus hatte seine Widersacherin aus dem Tempel nicht aus den Augen gelassen und musste zugeben, dass sie nicht schlecht gesprochen hatte. Sie hatte seinen Gedanken in Ansätzen eine Stimme gegeben, wenn auch weit weniger exquisit formuliert, als er es getan hätte. Letzten Endes sprach aus ihr die weiche Emotionalität, die allen Frauen inne wohnten. Sie plädierte auf Herz und Gefühl, aber er fürchtete, da würde sie wohl auf Granit beißen. Der Großspittler lehnte sich etwas zurück und wartete mit einem gewissen Genuss darauf, dass man Mutter Varelia zerfleischte.
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- Lebenslauf:
Bruder Jordan
Schweigend hatte der Rittmeister allem zugehört, der auf seinem Scherenstuhl sass wie eine reglose Statue. Kein Knarzen ging vom Stuhl aus, so ruhig war der alte Ordensbruder, dessen Finger sich um die Lehne des Stuhles geschlungen hatten. Konzentriert lauschte er Jarels Versuchen sich zu erklären und je mehr dieser sprach, desto mehr spürte Jordan, wie die Wut in seinem Innern zu brodeln begang. Wut darüber, dass Moore scheinbar nicht verstand was es bedeutete dem Orden zu dienen. Wut darüber, dass er scheinbar all die Glaubenssätze des Ordens ignorierte. War es Egoismus? Vermutlich. Niemand hat ihn gewzungen dem Orden beizutreten und es getan zu haben, obwohl er von diesem Fluch gewusst hatte, das war unverzeihlich. Er zog den Orden damit ins lächerliche und schien das nicht einmal zu begreifen. Und dann war da noch Varlia, diese Melitele-Hexe, die sowieso jedem die Hand reichte. Verächtlich zog der Rittmeister die Stirn in Falten und kräustelte seinen Mund. Ja, das überraschte ihn nicht, dass sie sich für Moore einsetzte und warum hatte Lothar sie überhaupt hierzu eingeladen? Das war eine interne Angelegenheit. Die kleinen Augen schwenkten zum Grossmeister hinüber und Zweifel setzten sich in Ihnen fest. Er war nie wirklich ein Freund von Tretogors gewesen, aber er war ihm auch nicht feindlich gesinnt. Jetzt aber fragte sich Jordan, ob der Grossmeister nicht zu weich für diesen Posten war. Seine Finger begannen auf der Lehne zu tippen, nicht unbedingt aus Nervosität, aber es half ihm bei der Konzentration. Und jetzt soll auch noch von Alensbach auftauchen? War das eine gute Idee? Schliesslich kannten sich Moore und der andere Ritter gut, sie waren Kameraden und hatten bereist einige Einsätze miteinander erlebt. Ausserdem war sich der Bruder nicht sicher, wie Loyal von Alensbach dem Orden gegenüber war. Er zog die Mundwinkel nach unten.
"Es wäre eine Möglichkeit, Bruder Franz, wenn ihr Experimente durchführt um diese Kreatur besser kennenzulernen und um sie zu studieren. Damit wir gewappnet sind für Monster dieser Art. Jedoch halte ich es für angebracht, sie danach dem Scheiterhaufen zuzuführen, sofern sie es bis dahin überlebt. So oder so, für diese Kreatur gibt er am Ende nur den Tod." Jordan betitelte Moore mit Absicht als Monster. Denn genau das war er in seinen Augen. Ein Monster und ein Verräter. Der Rittmeister lehnte sich wieder zurück in seinen Stuhl und faltete die Hände. Sein Standpunkt war klar, sein Urteil auch.
Schweigend hatte der Rittmeister allem zugehört, der auf seinem Scherenstuhl sass wie eine reglose Statue. Kein Knarzen ging vom Stuhl aus, so ruhig war der alte Ordensbruder, dessen Finger sich um die Lehne des Stuhles geschlungen hatten. Konzentriert lauschte er Jarels Versuchen sich zu erklären und je mehr dieser sprach, desto mehr spürte Jordan, wie die Wut in seinem Innern zu brodeln begang. Wut darüber, dass Moore scheinbar nicht verstand was es bedeutete dem Orden zu dienen. Wut darüber, dass er scheinbar all die Glaubenssätze des Ordens ignorierte. War es Egoismus? Vermutlich. Niemand hat ihn gewzungen dem Orden beizutreten und es getan zu haben, obwohl er von diesem Fluch gewusst hatte, das war unverzeihlich. Er zog den Orden damit ins lächerliche und schien das nicht einmal zu begreifen. Und dann war da noch Varlia, diese Melitele-Hexe, die sowieso jedem die Hand reichte. Verächtlich zog der Rittmeister die Stirn in Falten und kräustelte seinen Mund. Ja, das überraschte ihn nicht, dass sie sich für Moore einsetzte und warum hatte Lothar sie überhaupt hierzu eingeladen? Das war eine interne Angelegenheit. Die kleinen Augen schwenkten zum Grossmeister hinüber und Zweifel setzten sich in Ihnen fest. Er war nie wirklich ein Freund von Tretogors gewesen, aber er war ihm auch nicht feindlich gesinnt. Jetzt aber fragte sich Jordan, ob der Grossmeister nicht zu weich für diesen Posten war. Seine Finger begannen auf der Lehne zu tippen, nicht unbedingt aus Nervosität, aber es half ihm bei der Konzentration. Und jetzt soll auch noch von Alensbach auftauchen? War das eine gute Idee? Schliesslich kannten sich Moore und der andere Ritter gut, sie waren Kameraden und hatten bereist einige Einsätze miteinander erlebt. Ausserdem war sich der Bruder nicht sicher, wie Loyal von Alensbach dem Orden gegenüber war. Er zog die Mundwinkel nach unten.
"Es wäre eine Möglichkeit, Bruder Franz, wenn ihr Experimente durchführt um diese Kreatur besser kennenzulernen und um sie zu studieren. Damit wir gewappnet sind für Monster dieser Art. Jedoch halte ich es für angebracht, sie danach dem Scheiterhaufen zuzuführen, sofern sie es bis dahin überlebt. So oder so, für diese Kreatur gibt er am Ende nur den Tod." Jordan betitelte Moore mit Absicht als Monster. Denn genau das war er in seinen Augen. Ein Monster und ein Verräter. Der Rittmeister lehnte sich wieder zurück in seinen Stuhl und faltete die Hände. Sein Standpunkt war klar, sein Urteil auch.
- Lothar von Tretogor
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- Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
- Lebenslauf: Lothar
„Ja, ein Monster!“ Ritter Pieter Rilmitz war zwar nicht gefragt worden, aber man konnte sehen wie er innerlich kochte: „Ich habe diese Bestie gesehen, gesehen wie sie eine Priesterin der Melitele angriff, gesehen wie sie zähnefletschend über die Hof stürmte und gesehen wie sie im Zeichen der Flamme die Flucht in die Stadt antrat. Ein wahrhaft gottloses schwarzes Biest!“ Ein giftiger Blick traf den Angeklagten. Diese Selbstgefälligkeit mit der Moore hier stand und meinte über alles reden zu können. Rilmitz hatte nicht gelogen. Dieser verdammte Hund schon die ganze Zeit. Der Ritter knirschte mit den Zähnen als eine erhobene Hand seinen Großmeisters ihn doch wieder zum Schweigen brachte, daran erinnerte, dass der Ritter hier nur zu sprechen hatte, wenn er gefragt wurde.
Und die waren ausgeblieben. Weshalb Lothar sich an von Dermeringen richtete: „Ja, Großmarschall. Von Alensbach verbrachte die besagte Nacht im Tempel der Dreifaltigen Göttin.“ Ein sanftes Beugen seines Nackens in Richtung der ehrwürdigen Mutter. Hier konnte er nicht zeigen, dass er dankbar für ihre Worte war, die selbst so nicht hätte sagen dürfen.
„Wenn seine Aussage von Euch erwünscht ist, Thobald, so soll der Ritter hier vortreten.“ Lothar selbst hatte ebenfalls darüber nachgedacht, sich aber dagegen entschieden einen weiteren Zeugen außerplanmäßig einzuladen. Mit der Erzpriesterin hatte war er bereits an den Rand seiner Kompetenzen gekommen.
„Ritter Rilmitz, da es keine weiteren Fragen an Euch gibt, teilt Ritter Liam von Alensbach mit, dass er sofort vor dem Rat zu erscheinen hat.“ Die Hand winkte den jungen Ritter hinaus, der zwar noch gerne geblieben wäre, aber noch einmal einen Kniefall andeutete, bevor er nicht ohne zweiten bösen Blick zu Moore die Ratshalle verließ. Botenjunge spielen, den Kackritter suchen, hoffentlich war der nicht weit.
Erst als Ritter Rilmitz die Örtlichkeiten verlassen hatte, erhob sich der Großmeister. Sie wussten alle, dass er beim Reden nicht still sitzen konnte. Er würde nicht nur stehen, sondern auch gehen: an jedem Platz vorbei kommen, den Angeklagten in ihrer Mitte umrunden.
„Die Nacht hat gezeigt, dass sich seit Jahren ein Verfluchter unter uns befindet. Dass einer unserer Brüder seit Jahren unser Vertrauen missbraucht und uns nur Lüge und Verschwiegenheit entgegen brachte. Verrat an unserer Welt. Verrat an der ewigen Flamme. Verrat an dem Orden, an uns. An mir.“ Er blieb einen Augenblick stehen, um diese dunkelblauen Augen funkelt auf Moore zurichten.
„Wer wenn nicht ich? Mein Klingenmeister, ein Worg oder Werwolf, saß des Nächtens an meinem Bett und wachte über meinen Schlaf. Mehr als einmal habe ich einem Monster mein Leben anvertraut, auf seinen Rat gehört, ihn Aufgaben geben, die größtes Stillschweigen erfordern und mich auf ihn verlassen. Dieses großes Vertrauen wurde zutiefst verletzt!“ Lothar war sich nicht zu fein mit der Stimme lauter zu werden. „Über Jahre hinweg hatte er nie darüber nachgedacht sich bei seinen Großmeister unter Beichte zu offenbaren. Ein Gelübde, das vor der Flamme niemand brechen könne. Doch stattdessen Schweigen und Verstecken. Nun, stehe ich vor der Scherben unserer einstigen Freundschaft, bei der ich mich frage, ob es sie je gab. Nach nur einer Nacht der Erkenntnis. - Welch anders Urteil sollte es geben als ihm den Feuertod zu übergeben?“
Inzwischen war er im Rücken Jarels angekommen, sollte dieser sich nicht mitgedreht haben. „Dennoch weiß ich, dass Moore sein Leben jeder Zeit wieder für mich geben würde. Denn hier steht er. Ist meiner Einladung gefolgt. Obwohl er weiß, dass ihm nichts anders als der Scheiterhaufen erwarten kann. Ist das alles was wir zu bieten haben?“
Raschelnd setzte sich Lothar wieder in Bewegung, ging aber nur ein paar Schritte.
„Wie ihr wisst, war ich lange bei der Armee. Habe unzählige Schlachten bestritten. Drei Kriege für Temerien geführt. Hab Dutzende von Männern und auch Frauen befehligt. Zum Sieg gebracht sowie in den Tod. Sie gestorben, für ihre Freiheit, für ihre Heimat und für mich…“ Ein bitteres, hörbares Lächeln.
„...und das bin ich leid. Warum sollte ich eines meiner treusten Schäfchen auf die Schlachtbank führen? Warum sollte ich ein solches Werkzeug wegwerfen, nachdem ich gemerkt habe, dass auf beiden Seiten scharf ist. Ich weigere mich ihn aufzugeben. Einen Soldaten weg zu werfen, der mir, der uns noch von Nutzen kann. Es gibt weniger endgültiges als den Feuertod. Der uns als Mittel weiterhin offen bleibt.“ Eine Pause, um seine Worte verhallen und sacken zu lassen. Sie wussten auch, dass er noch nicht fertig war, bevor sich nicht wieder hinsetzte.
„Ich weiß, dass viele meine Hand für zu weich halten. Das kommt daher, dass jene, die meine harte Hand kennen lernten nicht mehr unter uns sind.“ Auch tragische Unfälle.
„Aber ich frage mich.
Wie konnte es soweit kommen? Wie konnten wir alle die Jahre über nichts bemerken? Hat uns die Flamme so geblendet, dass wir das nicht sehen konnten? Wurden wir getäuscht oder waren wir blind?
Schickt uns die Flamme diese Prüfung? Und wen von uns möchte sie prüfen? Ihr Feuer reinigen? Das Monster oder die, die es nicht bemerkt haben?“
Nun war es an Lothar seine Meister zu mustern. Wer ihn gewählt hatte und wer nicht, wer ihn stütze und wer nicht. Natürlich gab es Zweifel.
„Aber ich sehe ihn euren Gesichtern was ihr denkt und ich sage euch, dass ihr recht habt. Dieser Fall ist zu persönlich. Viel zu viel verbinde ich selbst mit diesem Ritterbruder und verlange um eine Buße, die ihm eine Chance zu überleben gibt. Kein Offizier opfert einen Soldaten ohne Grund, der noch einen Funken Loyalität hat.“
Und die waren ausgeblieben. Weshalb Lothar sich an von Dermeringen richtete: „Ja, Großmarschall. Von Alensbach verbrachte die besagte Nacht im Tempel der Dreifaltigen Göttin.“ Ein sanftes Beugen seines Nackens in Richtung der ehrwürdigen Mutter. Hier konnte er nicht zeigen, dass er dankbar für ihre Worte war, die selbst so nicht hätte sagen dürfen.
„Wenn seine Aussage von Euch erwünscht ist, Thobald, so soll der Ritter hier vortreten.“ Lothar selbst hatte ebenfalls darüber nachgedacht, sich aber dagegen entschieden einen weiteren Zeugen außerplanmäßig einzuladen. Mit der Erzpriesterin hatte war er bereits an den Rand seiner Kompetenzen gekommen.
„Ritter Rilmitz, da es keine weiteren Fragen an Euch gibt, teilt Ritter Liam von Alensbach mit, dass er sofort vor dem Rat zu erscheinen hat.“ Die Hand winkte den jungen Ritter hinaus, der zwar noch gerne geblieben wäre, aber noch einmal einen Kniefall andeutete, bevor er nicht ohne zweiten bösen Blick zu Moore die Ratshalle verließ. Botenjunge spielen, den Kackritter suchen, hoffentlich war der nicht weit.
Erst als Ritter Rilmitz die Örtlichkeiten verlassen hatte, erhob sich der Großmeister. Sie wussten alle, dass er beim Reden nicht still sitzen konnte. Er würde nicht nur stehen, sondern auch gehen: an jedem Platz vorbei kommen, den Angeklagten in ihrer Mitte umrunden.
„Die Nacht hat gezeigt, dass sich seit Jahren ein Verfluchter unter uns befindet. Dass einer unserer Brüder seit Jahren unser Vertrauen missbraucht und uns nur Lüge und Verschwiegenheit entgegen brachte. Verrat an unserer Welt. Verrat an der ewigen Flamme. Verrat an dem Orden, an uns. An mir.“ Er blieb einen Augenblick stehen, um diese dunkelblauen Augen funkelt auf Moore zurichten.
„Wer wenn nicht ich? Mein Klingenmeister, ein Worg oder Werwolf, saß des Nächtens an meinem Bett und wachte über meinen Schlaf. Mehr als einmal habe ich einem Monster mein Leben anvertraut, auf seinen Rat gehört, ihn Aufgaben geben, die größtes Stillschweigen erfordern und mich auf ihn verlassen. Dieses großes Vertrauen wurde zutiefst verletzt!“ Lothar war sich nicht zu fein mit der Stimme lauter zu werden. „Über Jahre hinweg hatte er nie darüber nachgedacht sich bei seinen Großmeister unter Beichte zu offenbaren. Ein Gelübde, das vor der Flamme niemand brechen könne. Doch stattdessen Schweigen und Verstecken. Nun, stehe ich vor der Scherben unserer einstigen Freundschaft, bei der ich mich frage, ob es sie je gab. Nach nur einer Nacht der Erkenntnis. - Welch anders Urteil sollte es geben als ihm den Feuertod zu übergeben?“
Inzwischen war er im Rücken Jarels angekommen, sollte dieser sich nicht mitgedreht haben. „Dennoch weiß ich, dass Moore sein Leben jeder Zeit wieder für mich geben würde. Denn hier steht er. Ist meiner Einladung gefolgt. Obwohl er weiß, dass ihm nichts anders als der Scheiterhaufen erwarten kann. Ist das alles was wir zu bieten haben?“
Raschelnd setzte sich Lothar wieder in Bewegung, ging aber nur ein paar Schritte.
„Wie ihr wisst, war ich lange bei der Armee. Habe unzählige Schlachten bestritten. Drei Kriege für Temerien geführt. Hab Dutzende von Männern und auch Frauen befehligt. Zum Sieg gebracht sowie in den Tod. Sie gestorben, für ihre Freiheit, für ihre Heimat und für mich…“ Ein bitteres, hörbares Lächeln.
„...und das bin ich leid. Warum sollte ich eines meiner treusten Schäfchen auf die Schlachtbank führen? Warum sollte ich ein solches Werkzeug wegwerfen, nachdem ich gemerkt habe, dass auf beiden Seiten scharf ist. Ich weigere mich ihn aufzugeben. Einen Soldaten weg zu werfen, der mir, der uns noch von Nutzen kann. Es gibt weniger endgültiges als den Feuertod. Der uns als Mittel weiterhin offen bleibt.“ Eine Pause, um seine Worte verhallen und sacken zu lassen. Sie wussten auch, dass er noch nicht fertig war, bevor sich nicht wieder hinsetzte.
„Ich weiß, dass viele meine Hand für zu weich halten. Das kommt daher, dass jene, die meine harte Hand kennen lernten nicht mehr unter uns sind.“ Auch tragische Unfälle.
„Aber ich frage mich.
Wie konnte es soweit kommen? Wie konnten wir alle die Jahre über nichts bemerken? Hat uns die Flamme so geblendet, dass wir das nicht sehen konnten? Wurden wir getäuscht oder waren wir blind?
Schickt uns die Flamme diese Prüfung? Und wen von uns möchte sie prüfen? Ihr Feuer reinigen? Das Monster oder die, die es nicht bemerkt haben?“
Nun war es an Lothar seine Meister zu mustern. Wer ihn gewählt hatte und wer nicht, wer ihn stütze und wer nicht. Natürlich gab es Zweifel.
„Aber ich sehe ihn euren Gesichtern was ihr denkt und ich sage euch, dass ihr recht habt. Dieser Fall ist zu persönlich. Viel zu viel verbinde ich selbst mit diesem Ritterbruder und verlange um eine Buße, die ihm eine Chance zu überleben gibt. Kein Offizier opfert einen Soldaten ohne Grund, der noch einen Funken Loyalität hat.“
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
- Beiträge: 1049
- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Jarel blieb noch immer auf den ersten Blick ruhig, auch wenn Rilmitz bei seiner Tirade der Qualm beinahe sichtbar aus den Ohren schlug.
Als Lothar geendet hatte und er aufgefordert wurde zu reden, hob er beide Hände auf Taillenhöhe vor sich, die Handflächen nach oben.
„Ich habe zur Sache beinahe alles gesagt, was ich dazu zu sagen habe, nur zwei Fragen bleiben mir noch zu stellen. Die erste geht an Bruder Pieter. Ihr habt die Bestie gesehen und beschreibt sie als wehrhaft. Wenn er…wenn ich die Melitelepriesterin hätte erlegen wollen, hätte da ein Besen etwas ausgerichtet? Wenn diese Bestie auf Mord und Vernichtung aus war, hätte ich dann den Hof ohne ernsthaft Verletze verlassen? Wenn der schwarze wirklich so böse ist, wie hier dargestellt, wo sind dann all die Toten? Ja, der Schwarze ist gefährlich. So wie jedes in die Ecke gedrängte Tier gefährlich ist. Aber ich bin in der Form keine Tötungsmaschine, sondern ein Tier. Ein gefährliches, aber nicht so, wie es hier dargestellt wird.“
Sollte er noch erwähnen, dass er mit Dolchen schon mehr Leben vernichtet hatte als mit Zähnen und Klauen? Nein…er hatte sich mit seiner bescheuerten Offenheit schon genug um Kopf und Kragen geredet. Er war ein Auftragsmörder. Der Schwarze nur ein gefährliches Tier. Was war die moralisch schwerwiegendere Verfehlung?
Er atmete durch, ließ den Blick über all die hasserfüllten Gesichter schweifen. Bei der ewigen Flamme strahlenden Wärme und der lindernden Kühle der Schatten, wie das schmerzte. Sie hatten sich alle von ihm abgewandt, ob nun zu Recht oder nicht. Alle, außer von Tretogor. Dabei hatte er ihn am schlimmsten betrogen, denn Lothar hatte er nicht nur als Bruder, sondern auch als Freund bezeichnet.
„Die zweite Frage geht an alle.“ Und das trotzdem Lothar sie im Grunde schon beantwortet hatte.
„In der einen Waagschale liegt mein Vergehen.“ Er senkte die rechte Hand und hob die linke im gleichen Masse. „Liegt in der anderen Waagschale nichts? Wie vielen von euch habe ich das Leben gerettet, ob an der Front oder gegen Monster? Habe ich keinen einzigen Tag der Flamme gut gedient, dass die zweite Schale leer bleibt? Gibt es nichts Gutes, wenn ihr an mich denkt? Ist mein Leben so wertlos, dass es auf einen Tag reduziert werden kann?
Ich bestreite meine Verfehlungen nicht, aber ich bin mehr als nur ein Monster.“
Damit verschränkte er die Hände wieder vor dem Schoß und drehte sich zu Lothar.
Lothar, der ihm gerade so mühevoll das Leben retten zu retten versuchte.
Viel mühevoller als in all den Situationen, als er es für ihn getan hatte.
Denn da waren die Fronten - zumindest für Jarel – klar gewesen.
Als Lothar geendet hatte und er aufgefordert wurde zu reden, hob er beide Hände auf Taillenhöhe vor sich, die Handflächen nach oben.
„Ich habe zur Sache beinahe alles gesagt, was ich dazu zu sagen habe, nur zwei Fragen bleiben mir noch zu stellen. Die erste geht an Bruder Pieter. Ihr habt die Bestie gesehen und beschreibt sie als wehrhaft. Wenn er…wenn ich die Melitelepriesterin hätte erlegen wollen, hätte da ein Besen etwas ausgerichtet? Wenn diese Bestie auf Mord und Vernichtung aus war, hätte ich dann den Hof ohne ernsthaft Verletze verlassen? Wenn der schwarze wirklich so böse ist, wie hier dargestellt, wo sind dann all die Toten? Ja, der Schwarze ist gefährlich. So wie jedes in die Ecke gedrängte Tier gefährlich ist. Aber ich bin in der Form keine Tötungsmaschine, sondern ein Tier. Ein gefährliches, aber nicht so, wie es hier dargestellt wird.“
Sollte er noch erwähnen, dass er mit Dolchen schon mehr Leben vernichtet hatte als mit Zähnen und Klauen? Nein…er hatte sich mit seiner bescheuerten Offenheit schon genug um Kopf und Kragen geredet. Er war ein Auftragsmörder. Der Schwarze nur ein gefährliches Tier. Was war die moralisch schwerwiegendere Verfehlung?
Er atmete durch, ließ den Blick über all die hasserfüllten Gesichter schweifen. Bei der ewigen Flamme strahlenden Wärme und der lindernden Kühle der Schatten, wie das schmerzte. Sie hatten sich alle von ihm abgewandt, ob nun zu Recht oder nicht. Alle, außer von Tretogor. Dabei hatte er ihn am schlimmsten betrogen, denn Lothar hatte er nicht nur als Bruder, sondern auch als Freund bezeichnet.
„Die zweite Frage geht an alle.“ Und das trotzdem Lothar sie im Grunde schon beantwortet hatte.
„In der einen Waagschale liegt mein Vergehen.“ Er senkte die rechte Hand und hob die linke im gleichen Masse. „Liegt in der anderen Waagschale nichts? Wie vielen von euch habe ich das Leben gerettet, ob an der Front oder gegen Monster? Habe ich keinen einzigen Tag der Flamme gut gedient, dass die zweite Schale leer bleibt? Gibt es nichts Gutes, wenn ihr an mich denkt? Ist mein Leben so wertlos, dass es auf einen Tag reduziert werden kann?
Ich bestreite meine Verfehlungen nicht, aber ich bin mehr als nur ein Monster.“
Damit verschränkte er die Hände wieder vor dem Schoß und drehte sich zu Lothar.
Lothar, der ihm gerade so mühevoll das Leben retten zu retten versuchte.
Viel mühevoller als in all den Situationen, als er es für ihn getan hatte.
Denn da waren die Fronten - zumindest für Jarel – klar gewesen.
- Orden der Flammenrose
- Spieler Level 1
- Beiträge: 66
- Registriert: Dienstag 20. Februar 2024, 11:19
- Lebenslauf: Info
Ritter Rilmitz
„Nicht auf Tod und Vernichtung aus?“ Etwas disziplinlos, aber dafür ungehalten drehte sich Ritter Rilmitz noch einmal zu der Bestie um. „Nein gar nicht, Moore. Nur so sehr, dass selbst Euer Elfenkumpel aus Eurer Heimatwelt ihre Gefährlichkeit hervorgehoben hat. So hungrig und mordend, dass er statt das Hündchen zurück ins Körbchen zu pfeifen, ein Loch in die Friedhainmauer des Tempels gesprengt hat, damit sie sich nicht an Kinderblut labt! Die einzige Möglichkeit ein Blutbad zu verhindern nannte er es!“ Am Liebsten hätte der junge Ritter dem Angeklagten abfällig vor die Füße gespuckt, aber die Räumlichkeiten hielten ihn dann doch davon ab. Die Beschreibung dieser Bestie wechselte ihm zu schnell. Einmal ein bissiger Hund, nicht gefährlicher als eine Klinge und wenn man es zum Rechtfertigen brauchte, der wilde kaum zu kontrollierende Bluthund.
„Worte, die auch seine Exzellenz gehört hat. Sowie Klingenmeister Ralt und selbst ihr, ehrwürdige Mutter, die dieser Elfenbrut erlaubt hat sich gestern Nachmittag im Friedhain mit einem Portal aus Wyzima davon zu stehlen!“
„Nicht auf Tod und Vernichtung aus?“ Etwas disziplinlos, aber dafür ungehalten drehte sich Ritter Rilmitz noch einmal zu der Bestie um. „Nein gar nicht, Moore. Nur so sehr, dass selbst Euer Elfenkumpel aus Eurer Heimatwelt ihre Gefährlichkeit hervorgehoben hat. So hungrig und mordend, dass er statt das Hündchen zurück ins Körbchen zu pfeifen, ein Loch in die Friedhainmauer des Tempels gesprengt hat, damit sie sich nicht an Kinderblut labt! Die einzige Möglichkeit ein Blutbad zu verhindern nannte er es!“ Am Liebsten hätte der junge Ritter dem Angeklagten abfällig vor die Füße gespuckt, aber die Räumlichkeiten hielten ihn dann doch davon ab. Die Beschreibung dieser Bestie wechselte ihm zu schnell. Einmal ein bissiger Hund, nicht gefährlicher als eine Klinge und wenn man es zum Rechtfertigen brauchte, der wilde kaum zu kontrollierende Bluthund.
„Worte, die auch seine Exzellenz gehört hat. Sowie Klingenmeister Ralt und selbst ihr, ehrwürdige Mutter, die dieser Elfenbrut erlaubt hat sich gestern Nachmittag im Friedhain mit einem Portal aus Wyzima davon zu stehlen!“
Großmarschall Thobald von Dermeringen
Wieder war das Wort an Thobald.
Er hatte erneut den Kollegen zugehört, ruhig und ohne eine Mine zu verzeihen. Je mehr er jedoch hörte umso sicherer war er, dass es nur ein Schauprozess war. Es musste einen Prozess geben aber am Ausgang hatte er keinen Zweifel. Der Wolf musste brennen.
Er rechnete es von Tretogor dafür allerdings hoch an, dass er noch die Verteidigung übernahm, das er versuchte was ging, irgendeiner musste diese Rolle schließlich spielen. Aber all das würde am Ende nichts ändern. Der Wolf würde brennen.
"Es tut nichts zur Sache, ob die Bestie nun in dieser Nacht getötet hat oder nicht. Natürlich - Ehrwürdige Mutter - bin ich aufrichtig froh, dass keine Schwester und auch kein Kind zu Schaden kam, das dürft ihr mir glauben. Aber für das Urteil ist es nicht von Belang. Immerhin hat er ein Pferd gerissen in der der Rittmeister Mühe und Zeit investiert hat, in dessen Ausbildung und das selbst auch dem Orden treue Dienste geleistet hat. Wir können nun das Leben eines Tieres gegen das eines anderen aufwiegen... Dann würde rein von Gewicht das Pferd vermutlich auch gewinnen.
Aber wir verurteilen hier den Menschen. Wir verurteilen denjenigen, der fahrlässig ein solches Tier in unsere Mitte gebracht hat. Und es ist widernatürlich, dass ein Mensch sich in einem Wolf verwandelt, hier muss ich nicht eigens um Zustimmung bitten. Und eben wegen dieser Widernatürlichkeit rechnet hier niemand damit so dass es für jeden Menschen überraschend kommt wenn plötzlich statt des Mannes ein Tier in unserer Mitte steht. Und dass ihr es auch nicht kontrollieren könnt, obwohl ihr das jahrelang geglaubt habt, das habt ihr ja bereits unter Beweis gestellt."
Richtete er kurz das Wort an Moore selbst um sich an wieder von Tretogor zuzuwenden.
"Wollt ihr nun allen ernstes warten, bis das Tier wirklich ein Leben nimmt, Großmeister? Und wessen wird das sein? Wie wollt ihr den Eltern vielleicht des Kindes erklären, dass ihr den Wolf verschont habt, der eben noch ein Mann war?
Denn vor einem Wolf im Wald wäre das Kind weggerannt. Ja, es wäre gar nicht in den Wald gegangen. Aber wer rechnet damit, dass eine solche Bestie in der Stadt zu uns kommt? Oder wenn es den einzigen Ernährer der Familie reißt? Vielleicht weil er ein Beil in der Hand trägt, ein Holzfäller, der den Fehler gemacht hat sich verteidigen zu wollen?"
Noch eine kurze Pause in der er das Bild sacken ließ.
"Und auch wenn ich vermute, ich kenne die Antwort, so habe ich doch nun eine Frage an den Angeklagten:
Hat die Bestie schon einmal getötet? Und wenn ja, wie viele Leben hat sie genommen, falls ihr euch überhaupt daran erinnert?
Und ich bitte euch inständig, Moore, versucht nicht zu argumentieren, dass es sicherlich nur Verbrecher waren, ein solches Argument würde euch nur tiefer reinreiten, denn ihr habt uns ja eben noch versichert, dass es ein Tier ist. Und wie soll ein Tier unterscheiden, wer ein Räuber ist und wer eine Familie zu ernähren hat."
Wischte er gleich einige Argumente auf einmal hinweg.
"Und im übrigen muss auch der Vertrauensbruch bestraft werden. Einem, der seine Kameraden einmal hintergeht werde ich nie mehr mein Leben anvertrauen. Der Wolf muss brennen."
An die Runde gerichtet, dann schien ihm noch etwas gerade erst einzufallen und er wandte sich noch einmal an Lothar.
"Und sagt mir, Großmeister, auch als Soldat und als ehrwürdiger Kämpfer in der Schlacht. Wenn ihr Moore nun ein milderes Urteil aussprecht, welches Signal sendet das nach außen? Ich sage es euch... Dieses Urteil würde zum Beispiel werden. Wie kann sich dann nicht der Mörder darauf berufen, der viel weniger Schaden angerichtet hate... oder der Vampir vielleicht, der nur tötet um sich zu ernähren? Seid vorsichtig in eurem Urteil, Großmeister, denn was heute in dieser Halle geurteilt wird hat die Macht, den Orden zu spalten, tiefer als es de Aldersberg seinerseits vermocht hat!"
Damit schloss er nun endgültig seine Rede.
Wieder war das Wort an Thobald.
Er hatte erneut den Kollegen zugehört, ruhig und ohne eine Mine zu verzeihen. Je mehr er jedoch hörte umso sicherer war er, dass es nur ein Schauprozess war. Es musste einen Prozess geben aber am Ausgang hatte er keinen Zweifel. Der Wolf musste brennen.
Er rechnete es von Tretogor dafür allerdings hoch an, dass er noch die Verteidigung übernahm, das er versuchte was ging, irgendeiner musste diese Rolle schließlich spielen. Aber all das würde am Ende nichts ändern. Der Wolf würde brennen.
"Es tut nichts zur Sache, ob die Bestie nun in dieser Nacht getötet hat oder nicht. Natürlich - Ehrwürdige Mutter - bin ich aufrichtig froh, dass keine Schwester und auch kein Kind zu Schaden kam, das dürft ihr mir glauben. Aber für das Urteil ist es nicht von Belang. Immerhin hat er ein Pferd gerissen in der der Rittmeister Mühe und Zeit investiert hat, in dessen Ausbildung und das selbst auch dem Orden treue Dienste geleistet hat. Wir können nun das Leben eines Tieres gegen das eines anderen aufwiegen... Dann würde rein von Gewicht das Pferd vermutlich auch gewinnen.
Aber wir verurteilen hier den Menschen. Wir verurteilen denjenigen, der fahrlässig ein solches Tier in unsere Mitte gebracht hat. Und es ist widernatürlich, dass ein Mensch sich in einem Wolf verwandelt, hier muss ich nicht eigens um Zustimmung bitten. Und eben wegen dieser Widernatürlichkeit rechnet hier niemand damit so dass es für jeden Menschen überraschend kommt wenn plötzlich statt des Mannes ein Tier in unserer Mitte steht. Und dass ihr es auch nicht kontrollieren könnt, obwohl ihr das jahrelang geglaubt habt, das habt ihr ja bereits unter Beweis gestellt."
Richtete er kurz das Wort an Moore selbst um sich an wieder von Tretogor zuzuwenden.
"Wollt ihr nun allen ernstes warten, bis das Tier wirklich ein Leben nimmt, Großmeister? Und wessen wird das sein? Wie wollt ihr den Eltern vielleicht des Kindes erklären, dass ihr den Wolf verschont habt, der eben noch ein Mann war?
Denn vor einem Wolf im Wald wäre das Kind weggerannt. Ja, es wäre gar nicht in den Wald gegangen. Aber wer rechnet damit, dass eine solche Bestie in der Stadt zu uns kommt? Oder wenn es den einzigen Ernährer der Familie reißt? Vielleicht weil er ein Beil in der Hand trägt, ein Holzfäller, der den Fehler gemacht hat sich verteidigen zu wollen?"
Noch eine kurze Pause in der er das Bild sacken ließ.
"Und auch wenn ich vermute, ich kenne die Antwort, so habe ich doch nun eine Frage an den Angeklagten:
Hat die Bestie schon einmal getötet? Und wenn ja, wie viele Leben hat sie genommen, falls ihr euch überhaupt daran erinnert?
Und ich bitte euch inständig, Moore, versucht nicht zu argumentieren, dass es sicherlich nur Verbrecher waren, ein solches Argument würde euch nur tiefer reinreiten, denn ihr habt uns ja eben noch versichert, dass es ein Tier ist. Und wie soll ein Tier unterscheiden, wer ein Räuber ist und wer eine Familie zu ernähren hat."
Wischte er gleich einige Argumente auf einmal hinweg.
"Und im übrigen muss auch der Vertrauensbruch bestraft werden. Einem, der seine Kameraden einmal hintergeht werde ich nie mehr mein Leben anvertrauen. Der Wolf muss brennen."
An die Runde gerichtet, dann schien ihm noch etwas gerade erst einzufallen und er wandte sich noch einmal an Lothar.
"Und sagt mir, Großmeister, auch als Soldat und als ehrwürdiger Kämpfer in der Schlacht. Wenn ihr Moore nun ein milderes Urteil aussprecht, welches Signal sendet das nach außen? Ich sage es euch... Dieses Urteil würde zum Beispiel werden. Wie kann sich dann nicht der Mörder darauf berufen, der viel weniger Schaden angerichtet hate... oder der Vampir vielleicht, der nur tötet um sich zu ernähren? Seid vorsichtig in eurem Urteil, Großmeister, denn was heute in dieser Halle geurteilt wird hat die Macht, den Orden zu spalten, tiefer als es de Aldersberg seinerseits vermocht hat!"
Damit schloss er nun endgültig seine Rede.