Das Haus der Melitele - Quartiere

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Iola
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Mit einem leisen Seufzen genoss die werdende Mutter die Zuwendung und das Verständnis der nicht mehr ganz so fremden Frau. Iola fühlte sich wohl in Melanies Nähe. Da hatten sich wirklich zwei gesucht und gefunden.
So recht vorstellen konnte sie sich das mechanische Pferd nicht. In ihren Gedanken handelte es sich um ein Schaukelpferd Rädern und mit Antrieb…wie auch immer. Auch die Sache mit dem zweiten Bewusstsein erschloss sich ihr einfach noch nicht vollständig.
„Kann …die andere mich hören?“, fragte Iola und sah Melanie noch einmal tief in die Augen, als wolle sie irgendetwas davon erkennen, was hinter ihnen vorging. Die werdende Mutter nahm das Gesagte hin, ohne auch nur ansatzweise an Melanies Aussagen zu zweifeln. „Ich meine…gibt sie dir Ratschläge oder lenkt sie dich, ohne dass du es willst?“
Werwölfe gab es also auch in Melanies Welt. Und sie waren nicht alle Böse…
Nein, diesen Gedanken wollte und konnte sie nicht halten, stattdessen ging sie auf die Frage davor ein.
„Die Elfen und die Menschen hier sind sich nicht grün. Nein. Falsch. Sie sind verfeindet. Die Menschen unterdrücken die Elfen, vertreiben sie aus den Städten. Das ist das einzige, was ich an Nilfgaar…oh…eh..“
Iola holte noch einmal tief Luft. „Dieses Land ist im Krieg mit Nilfgaard. Nilfgaard hat Temerien – also dieses Land – überfallen und besetzt. Nilfgaard ist der Feind. Aber dort gehen sie besser mit den Elfen um sagt man. Besser als hier. Wenn man davon absieht, dass sie auch Elfen an den Feind ausgeliefert haben. Hier haben sie die Elfen aus den Städten vertrieben. Einige haben sich in die Wälder zurückgezogen und wollen sich rächen. Sie überfallen Reisende oder Dörfer, töten Menschen. Als Zeichen ihrer Zugehörigkeit tragen einige Eichhörnchenschwänze an der Kleidung.
Daher nennt man sie auch Eichhörnchen.“
Natürlich war es nicht so einfach, wie Iola es jetzt erklärte, aber als erste Information musste es reichen.
Ohnehin war bereits wieder ihre Neugier für etwas anderes geweckt.
„Etwas…in die Truhe gelegt?“
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Melanie Johnston
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Es tat ihr gut zu reden, seltsam eigentlich war sie früher immer ziemlich still gewesen. Auch wenn es leicht war zu lernen wenn sie die Sprache sprach die sie lernen wollte, aber sie sah ein das ihr Wortschatz dafür noch viel zu klein war. Der Babbelstein war definitiv sehr hilfreich im Moment. "Sie kontrolliert mich nicht, sie gibt mir Kräfte, und Ratschläge allerdings habe ich keinen Kontakt zu ihr seit ich hier bin. Ich denke das sie feststeckt. Ichspüre das sie da ist, aber ich kann sie nicht hören." Erklärte sie ruhig, auch wenn man ihr anmerken konnte das sie das sehr betrübte. Immerhin war sie seit 7 Jahren ein Teil von Melanie und hatte alles in ihrem Leben mitbekommen, die Freude und den Schmerz. Jetzt war da nur ein dumpfes Rauschen und sie konnte nichts weiter tun als zu hoffen das sie doch noch erreichen konnte.

"Schade das es hier auch Rassismus gibt, das wäre eine schöne Abwechselung gewesen." Sie zuckte leicht die Achseln und eine Träne bildete sich in einem Auge, Melanie konnte sie aber schnell wieder wegblinzeln. "Das das hier ein besetztes Land ist hätte Jakob mir schon erzählt.. Äh.. Vorgestern..? Jedenfalls scheint es eine komplizierte Situation zu sein. Und ich sollte generell wohl vorsichtig sein. Meine Art zu leben scheint nicht so gänzlich akzeptiert zu werden in dieser Welt." Sagte sie ohne weitere Erklärungen und schaute kurz in dem Raum umher. " Es war ein kleines Buch das sie wohl in den Trümmern in Jarel Zimmer gefunden hatte. Wahrscheinlich wollte sie das du es hast. Oder sie wollte es nur versteckt wissen, aber da hatte es ja auch andere Orte für gegeben, also nehme ich ersteres an."
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Iola
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„Auf diesem Kontinent muss man sich vorsehen, wenn man anders ist. Zu groß, zu klein, die Ohren zu spitz oder einfach anderer Meinung. Also ja, du solltest versuchen nicht aufzufallen, denn man landet schon für weniger als eine Verwandlung in einen Wolf auf dem Scheiterhaufen.“
Iola seufzte und rang sich ein Lächeln ab.. „Ich würde mir das Buch gerne ansehen. Begleitest du mich hoch? Und dann sollten wir beide in der Küche vorbeischauen…wir haben Hunger.“
Mit ‚wir‘ meinte die werdende Mutter das Ungeborene…und sie selbst, denn sich bei Melanie ausweinen zu dürfen hatte etwas verändert. Sie fühlte sich nur noch halb so elend.
Dafür doppelt so hungrig.
„Ich bin froh, dass du hier gelandet bist. Im Tempel meine ich. Wärst du hinter den Linien gelandet, hätten sie dich vielleicht für einen Spion gehalten. Oder im Orden. Oder du wärst einem Hexenjäger vor die Füße gefallen. Es tut mir leid, dass du deine Heimat verloren hast aber die Göttin hat ihre Hand schützend über dich gehalten und hergebracht.“
Iola stand auf, bleib mit wackeligen Beinen stehen und hielt Iola die Hand hin.
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Melanie Johnston
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Melanie lächelte leicht, nein sie verzog doch eher etwas den Mund. Ob das jetzt beruhigend war oder nicht konnte sie nicht genau sagen, aber ja hier war definitiv etwas genau so wie in ihrer Welt. Was nicht verstanden wurde wird abgelehnt. Sie seufzte und nickte dann schließlich. "Okay, holen wir das Buch und essen dann was. Das Buch solltest du aber eher verbergen. So wie Schwester Svettele klang war sie ziemlich besorgt." sie stand schließlich mit Iolas Hilfe auf und betrachtete ihr Bündel mit den Waffen. Unsicher was sie damit tun sollte. Wirklich wohl war ihr nicht dabei sie hier unbewachr liegen zu lassen. Immerhin waren sie ein Teil ihrer Mitbewohnerin und so mit ein Teil von Melanie selbst. Das sie sie unfreiwilligerweise zur Aufbewahrung abgegeben hatte war ihr schon sehr schwer gefallen. Aber sie nun unbewachr einfach so herumliegen zu lassen. Sie seufzte leise, das hier mit ihnen quer durch den Tempel ging kam auch nicht in Frage, immerhin war sie zu Gast und man hatte ihr geholfen. Anstand war geboten und sie hielt sich an die Regeln. Soe ging sie dann mit Iola mit. "Ich kann wohl von Glück sagen das ich nun anders wieder aussehe. Wobei meine Art wird wohl trotzdem anecken." Sie schaute an sich herab und sie musste lachen, der viel zu enge geflickte Rollkragenpulli, die ein nun ein wenig enge Lederhose und ihre Frisur würden nicht unbedingt als dezent bezeichnet werden, da war sie sich ziemlich sicher.
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Iola
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Die Frisur empfand Iola nicht einmal als auffällig.
In Skellige waren ausrasierte Schläfen sogar üblich. Die enge figurbetonte Kleidung allerdings war hier – zumindest in Iolas Augen – einem ganz bestimmten Berufsstamm zuzuschreiben.
Die Frauen gingen Arm an Arm in Iolas Zimmer, einzig die schmale Stiege hoch mussten sie hintereinander gehen statt sich gegenseitig zu stützen.
Unterwegs erzählte Iola, wer in welchem Raum schlief und führte Melanie in ihr Zimmer.
Der Raum war winzig. Bett, Schrank, Truhe, Tisch mit Waschutensilien, Ende. Trotzdem war Iola sichtbar glücklich. Einen eigenen Raum zu haben war etwas Besonderes, aber eine werdende Mutter brauchte schließlich Ruhe.
Die Truhe erkannte Melanie sofort als die aus Iolas Geschichte. An einer Ecke sah man zwar gut weggebürstete, aber vorhandene Brandstelle.
Iola zögerte kurz, bevor sie vor der Truhe in die Knie ging, den Deckel hob und das Notizbüchlein herausnahm. Noch auf den Knien öffnete sie nach einem weiteren Zögern Jarel Notizen und begann darin zu stöbern. Je weiter sie nach hinten blätterte, desto größer wurden ihre Augen.
Bis sie an der letzen beschriebenen Seite angekommen war. Dort angelangt begann die werdende Mutter vor Rührung zu schluchzen.
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Melanie Johnston
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So eng wurden die Klamotten auch nur wegen der Aufhebung des Fluches. Die Veränderung über Nacht vom Mädchen zur Frau war der Grund dafür. Es war ihr zwar durchaus nicht unangenehm, sie mochte es wenn man sah was sie hatte, grundsätzlich war es aber eher so das sie so sicher stellte das sie in einem Kampf nirgendwo hängen blieb. Auch wenn die Lederhose vielleicht etwas unpraktisch war, da es ihre Beweglichkeit einschränkte. Wenn sie sicher war das es zu einem Kampf kommen würde trug sie normalerweise eher weitere Kleidung, die sie sich aber an den an den Gliedmaßen mit Lederriemen band. Die Gelenke blieben frei und somit beweglich. Da würde sie, je nachdem wie sie sich hier verdingen würde um an Geld für einen Lebensunterhalt zu kommen, erst noch schauen müssen was sie tragen konnte. Immerhin hatte sie da in Ion schon eine Quelle, nur die Quelle für Geld fehlte noch. Aber alles zu seiner Zeit.

Auf dem Weg hinauf betrachtete sie genau die Umgebung, jetzt im Hellen, sah es doch etwas anders aus. Als sie nachts hier hoch geschlichen war, waren andere Dinge wichtig gewesen. Dann in Iolas Zimmer schaute sie sich um, ihr blick blieb natürlich an der Truhe hängen. In ihrem Kopf verbanden sich Gedankengänge und sie kam so auch zu dem Schluß das es DIE Truhe war von der Iola erzählt hatte. Sie blieb am Eingang stehen, nach allem was sie wusste war es wahrscheinlich eine sehr persönliche Sache. Und auch wenn sie grundsätzlich eine sehr neugierige Person war, so ging sie das nichts an. Iola selbst zeigte ihr dann aber selbst was in dem Buch stand oder eher was auf der Seite gezeichnet war die diese Rührung in ihr auslöste. Als sie auf die Zeichnung der wiege sah lächelte und trag zu Iola. "Hat er die gezeichnet und geplant?"
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Iola
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„Ich verstehe das alles nicht.“, schluchzte Iola, war aber bereits wieder im Begriff sich einzubekommen.
Die nicht ganz vollständige mit Graphitstift erstellte Skizze zeigte einen Bauplan einer Wiege. Auf eine liebevoll verspielte Art detailreich.
Eine Wiege, mit aufwändigen Schnitzereien einer jungen Frau unter einem dreifachen Mond, die neben einem Hirsch steht, umrahmt von Bäumen. In der Frau könnte man durchaus Melitele sehen, in der dreifachen Darstellung des Mondes in Zu- Voll- und Abnehmendem Mond ihrer Dreifaltigkeit.
Nur, was hatte der Hirsch damit zu tun?
Ebenfalls aus der Skizze war ein zum Thema passendes Mobilie, bestehend aus Wandtieren, so gestaltet, das keine spitzen oder scharfen Kanten das Kleine verletze konnten.
„Sieh dir das an. Wie kann er so etwas wundervolles für unsere Kleine bauen wollen und mich doch so belügen. Wie…wie kann er?“
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Melanie Johnston
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Melanie kam näher zu Iola und lächelte sacht. Sie wusste selbst das so etwas nie leicht war, weder für die Person die etwas verschweigt als auch für die Person die merkt das ihr etwas verschwiegen wurde. "Eigentlich möchte man doch immer das die Menschen ehrlich zu einem sind. Nur ganz oft ist es schwer, manchmal ist zu viel Ehrlichkeit nicht so willkommen. Denk doch mal an unsere Begegnung als du in das Zimmer kamst. Ja ich war da ehrlich zu dir, aber du hast es in dem Moment wahrscheinlich so nicht verarbeiten können. Vielleicht hat er einfach versucht dich zu schützen, vielleicht weil er Sorgen hatte wie du reagieren würdest." Melanie wusste nur zu gut das das mit der Ehrlichkeit immer so eine Sache war und sie konnte nachvollziehen das Jarel etwas verschwieg. " Es kommt doch darauf an was jemand tut und nicht darauf wer oder was Jemand ist. Sie hielt Iola eine Hand hin um ihr auf die Füße zu helfen. "Ich habe Hunger. Das sagte sie dann auf Gemeinsprache, etwas holprig, aber durchaus verständlich. So verließen sie dann Iolas Zimmer.


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Jarel Moore
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vom Bad
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Leer. Der Raum war vollkommen leer. Nicht einmal der Türrahmen hatte es überstanden.
Mit verkniffenem Gesichtsausdruck betrat der gefallene Ritter das Zimmer und ging zu der Stelle, an der sein Bett gestanden hatte und fuhr mit den Fingern über die weiß gekälkte Wand. Vier armlange, fingertiefe Riefen im Stein.
Der Schwarze war definitiv übel drauf gewesen.
Keine Möbel. Keine Tür. Sobald er sich richtig ausgeschlafen hatte würde er alles in Ordnung bringen.
Zumindest das, was er in Ordnung bringen konnte. Wenn ihm denn genug Zeit blieb.
Und die Sache mit Iola? Ob sie sich an damals erinnerte? An das, was wirklich passiert war?
An ihre Vergangenheit? Das könnte gefährlich werden.
Und er würde nicht da sein, sie zu beschützen.
Verdammte Scheiße.
Für einen kurzen Moment übermannte den gefallenen Ritter die Wut und zu den Riefen gesellte sich vier roter Flecken, als Jarel eine gerade Rechte zwischen den Riefen detonieren ließ.
Ihm war alles entglitten, worauf er Wert legte.

Resigniert lehnte er sich mit dem Rücken an die Wand und ließ sich zu Boden rutschen.
Ob er Slava davon überzeugen konnte Iola zu schützen, wenn es nötig wurde?
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Svettele Fini Banik
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von: Küche
Datum: 11:36 Uhr, 31. August 1278, Dienstag
betrifft: Jarel
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„Wahrlich ein Neuanfang, Ser.“ Schwester Svettele sah sich im leeren Raum um. Man hatte hier ordentlich aufgeräumt. Nicht nur ein bisschen. Aber der leere Raum passte gut.
„So schafft man Platz für das Wesentliche.“

Sie hatte sich gut mit Speisen bepackt und die Wolfsnase den Eintopf bestimmt schon lange gerochen. Trotz fehlender Möbel war sie nur kurz irritiert. Eine Priesterin der Melitele war stets auf Alles vorbereitet. Dazu gehörte ein Allzwecktuch, das nun als Picknickdecke dienen musste. Darauf landete der dampfender Eintopf, frisches Brot, Apfel und warmer Tee. Sie setzte sich auf den Boden und lud mit einer Geste den Ritter ein sich dazuzusetzen. Nachdem dieser der Einladung gefolgt war, forderte die Priesterin seine Schlaghand. Natürlich hatte sie das Blut an der Wans gesehen und vielleicht den Schlag gehört. Vor einer Heilerin konnte man keine Wunden verstecken.

Zögerlich und mit zu Boden gerichteter, griesgrämiger Miene zog der Ritter die Hand hinter den Rücken hervor und hielt sie Fini hin - wie ein kleiner Junge der einen gestohlenen Keks zurückgeben musste.

Da man in heimlich Kekseessen eine Gemeinsamkeit hatte, gab es von dieser Mutter keinen Tadel, sondern sie angelte sich die verletzte Faust und tupfte mit einem Stoff das Blut ab. Verbandzeug hatte sie immer griffbereit. „So, jetzt essen und zu Kräften kommen.“ Sie drückte ihm den Holzlöffel in die große Pranke.

„Möchtest Du reden?“ Auf dem Boden sitzend zog sie ihre Knie an sich und legte Arme sowie Kopf darauf ab: „Ich hatte auch einen Punkt in meinem Leben, der sich so anfühlte wie dieser Raum, voller Leere und Einsamkeit, Verzweiflung und... ja auch Zorn und Wut.“
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Jarel Moore
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Ein Neuanfang. Platz für das Wesentliche.
Es dauerte eine Weile, in der Jarel schweigend futterte wie ein Scheunendrescher, bevor er antwortete.
Wenn man dies denn als Antwort werten wollte.
„Ich konnte hören, was Iola gesagt hat.“, brummte er und aß etwas langsamer, leerte den Becher in einem Zug und nahm dann den Apfel zur Hand.
„Ich bin nicht gut im Reden. Im Zuhören besser. Was ist vor diesem… Punkt geschehen?“, versuchte er aus Fini herauszukitzeln und biss in den Apfel.
Wenn sie ihre Geschichte erzählte, würde es ihn vielleicht von seinen eigenen Sorgen ablenken.
Das könnte helfen den Kopf frei zu bekommen, ihm helfen wieder klar zu denken.
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Svettele Fini Banik
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Sie nickte mitfühlend zu Iola, „Ja, Deine Tochter braucht noch etwas Abstand“, nahm seine Hand und drückte sie ebenso mitfühlend. „Menschen - Personen - die man wirklich liebt kann man nur ziehen lassen. Wenn sie es gleich tun, kommen sie ganz sicher zurück.“ Auch wenn sie die ganze Geschichte nicht kannte, es brauchte viel um eine solche Beziehung zu zerrütteln.

Erst Zuhören, dann vielleicht Reden. Also gut. Was war ihr passiert? „Eine Fehlgeburt.“ Sie spürte dem schmerzenden Stich im Herzen nach, der sie nach all der Zeit immer noch begleitete.

„Eine Tochter. Kam viel zu früh. Nichts Ungewöhnliches wie ich heute weiß, Schuld hat daran niemand. Aber mein Ehemann, den ich nie wollte, an den mich mein Bruder verschachert hatte, war verärgert und warf mir vor nicht einmal das Einzige zu können, wozu Frauen taugten: Söhne schenken.
Um seine Wut abzulassen hat er mich, noch erschöpft von dem Erleben, geschlagen...“
Sie stockte kurz. „Nein, zusammen geschlagen.“
Sie legte ihren Kopf auf Armen und Knien ab, sah ihm zu wie er den Apfel aß.

„Darauf hab mit meiner Familie gebrochen, meinen Ehemann verlassen und mein Heimatdort nie wieder gesehen. - Alles weg. Leer wie hier.“
Für einen Moment schloss sie die Augen. „Aber ich hab sie gefunden.“
Sie hatte sie tatsächlich noch dabei. Die Statue der Göttin, die genau hier stand. Fini holte sie heraus und stellte sie auf dem Boden ab. „Ich wollte sie mit nach Novigrad nehmen, als Erinnerung welche Wendungen das Leben nehmen kann. Aber... vielleicht solltest Du sie behalten. Sie ist so vollkommen wie wir in unserer Unvollkommenheit.“ Ein verträumtes Lächeln.
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Jarel Moore
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Aufmerksam hatte der gefallene Ritter zugehört und in seinen Augen war zu lesen, was er nicht in Worte zu fassen vermochte. Mitgefühl und Verständnis.
Nur kurz beugte er sich vor und legte in einer tröstlich gemeinten Geste die Pranke auf den Unterarm der Schwester.
Leer wie hier…Ein Neuanfang.
Bedeutete das für ihn dasselbe? Eher ein Ende. Oder? Nun, das würde sich zeigen. Hier und jetzt ging es um etwas anderes.
Nachdenklich und ehrfürchtig nahm Jarel die Statue an sich und drehte sie in den Händen. Eine tiefe Schramme verunzierte die Frauengestalt von der Schulter bis zu den Füßen.
„Bitte, nimm sie mit nach Nowigrad. Bau dort den Tempel auf.“ Er rang sich ein Lächeln ab.
„Ich wage zu bezweifeln, dass ich dir dabei zur Seite stehen kann aber der Gedanke, dass Novigrad wieder eine Zuflucht unter dem Schirm der Mutter bieten kann ist irgendwie tröstlich.“
Er setzte die Statue vorsichtig vor Fini ab.

Es dauerte eine Weile, bis er fortfuhr. „Damals, als ich Iola fand, war es meine Aufgabe eine Gruppe Scoia'tael im Auge zu behalten und mehr über ihre Ziele herauszufinden. Eines Tages…“
Er schluckte. „Ich kam zu spät und fand einen überfallenen Gutshof vor. Erschlagene, ausgeweidete Männer, Geschändete Frauen und Kinder, das Gebäude in Flammen.“ Selbst beim Gedanken daran wurde der Schattenläufer wieder blass. „Ich fand ihren Vater. Sie hatten ihm den Schädel eingeschlagen. Er hielt seine tote Frau im Arm und stammelte etwas von einem Mädchen in einer Truhe versteckt.“ Wie er die Eichhörnchen besiegt hatte verschwieg er.
„Ich fand sie im brennenden Gebäude in der besagten Truhe. Die einzige Überlebende.“
Die weiteren Bilder der überfallenen Hofbewohner verschwieg er. Die der gerissenen Scoia'tael erstrecht, denn dieser Anblick hatte selbst ihn erschreckt, als er sich zurückverwandelt hatte um das Mädchen zu suchen. Gerissen, zerfetzt, kopflos, in zwei Hälfen gebissen… Blut, Gedärme, Hirn.
Der Schwarze hatte sich ausgetobt.
„Wäre ich rechtzeitig gekommen, hätte Iola ihre Familie noch…“
Damit war es raus. Der Schattenläufer stiere auf seine Hände und schwieg nun.
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Svettele Fini Banik
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Die Priesterin nickte mitfühlend und verstehend. Sie musste sich nicht einfühlen, die Narben der drei Kriege trug hier beinahe ein jeder - besonders die Landbevölkerung. Sie selbst wusste wie Leichen aussahen, die Scoia'tael zugerichtet hatten und die einst ihre Liebsten waren.
„Und nun kommen all die hässlichen Bilder wieder in ihr hoch. Bringt sie gar Deine Gestalt mit den Gräultaten in Verbindung?“ War das Getümmel so groß gewesen, dass er keinen Unterschied mehr machte zwischen Elfen und Familie. Sie suchte in seinen Augen nach einer Antwort. Er hatte nicht erwähnt, ob die elfischen Freiheitskämpfer überhaupt noch am Hof waren, als er dort ankam. Aber sie glaubte nicht die Scham zu sehen, dass er ihre Familie auf den Gewissen hatte, weshalb sie auf ihre eigene Frage leicht den Kopf schüttelte.
Ihre Linke legte sich an seine Wange, um ihm Halt zu geben. „Du bist rechtzeitig gekommen, um sie zu retten und hast einem liebenden Vater in dessen letzten Augenblicken Hoffnung geschenkt. Ihr hier ein Zuhause gegeben, trotz Deiner Verpflichtung gegenüber dem Orden und nun erwartet sie ein wundervolles Kind. Ach, der ganze Tempel erwartet es. Der Küchentrasch kennt kaum ein anderes Thema.“ Nur zum Vater schwieg man eisern, kicherte nur und machte damit irgendwie deutlich, dass der sich ebenfalls freute. „Gib Ihr etwas Zeit sich zu sammeln. Sie möchte genauso nicht, dass Du sie in einem so aufgewühlten Zustand siehst.“ Ihr Lächeln wurde leicht spitzbübisch sie nahm ihre Hand wieder zu sich und legte beide in ihren Schoss.

„Ich sehe, dass es jetzt raus ist. Melitele hat Dir eine Last genommen. Du hast heute Nacht eine Bürde verloren, die Du ob es wolltest oder nicht jedem und jeder im Deiner Nähe aufgezwungen hast. Nun keine Notlügen, kein Verschweigen oder vor sich her schieben mehr. Ich glaube, das tut Dir gut.“ Sie nickte und war so ganz für sich selbst ganz froh. Der Gedanke einen Verfluchten mit in Nowigrad im Tempel zu haben ohne es zu wissen, machte ihr ein wenig Unbehagen. Besser es wissen.
Die Statue nahm sie mit einem „Hmmm“ wieder in die Hand und stand auf. „Ich mache Dir einen Vorschlag, Ser“ Die ockerfarben Augen blitzen dabei schelmisch. „Du bringst sie mir nach Nowigrad. So kann sie Dich noch ein Weilchen leiten und mir später gute Dienste leisten.“
Sie stellte die Statue auf den kleinen Holzvorsprung an der Wand, der als einziger den Ausbruch überstanden hatte. Fini nickte zufrieden. Ein Neuanfang. Und eine Aufgabe. Sie hatte das Gefühl der Ritter brauchte eine Aufgabe, wenn nicht sogar ein wenig Führung. Wie zu einem Handel hielt sie ihm die Hand zum einschlagen hin und schien dabei keine Widerrede zu dulden.
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Jarel Moore
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Einen Moment wäre er beinahe vor der Hand zurückgezuckt. Damit hatte er schlicht nicht gerechtet.
Eine Spur irritiert sah er auf und in ihre Augen, hielt ihrem prüfendem Blick stand.
„Ich habe ihr gesagt sie solle die Augen schließen und auch versucht ihr die Augen zuzuhalten, doch erst haben wir es nur mit knapper Not aus dem einstürzenden Haus geschafft und danach…
Was sollte er nun sagen? Dass er seine liebe Mühe gehabt hatte mit der Balance, da er sich Füße und Unterschenkel verbrannt hatte weil…tja, weil er nackt gewesen war. Nicht nur an den Füßen.
„Ich fürchte, sie hat mehr gesehen als sie sollte.“ Und damit hatte er nicht die nackten Tatsachen seines Körpers gemeint.

Die Schwester verlangte kein Verschweigen und keine Notlügen.
Doch alles zu erzählen war er nicht bereit.
Noch nicht.
Er beobachtete Fini, wie sie die Statue auf zurück an ihren angestammten Platz stellte.
„Wenn ich dies hier überlebe bringe ich sie euch. Und wenn ich tatsächlich…“- woran er nicht glaubte -„…eure Tempelwache werde, erzähle ich euch auch den Rest der Geschichte.“, versprach er mit einem entschuldigenden Lächeln und schlug ein.
Und wenn er es nicht schaffte, musste er die Schwester damit nicht belasten.
„Ich danke euch für euren beistand, Schwester Banik.“, sagte er mit einem leisen Schmunzeln in den Augen und fügte ein leises: „Danke, Fini.“, an.
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Svettele Fini Banik
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„Bitte, Jarel“ Fini. Ihr alter Name hatte sich hier schnell herumgesprochen. Aber es fiel ihr selbst eh so schwer immer formell zu bleiben. „Für Eure Geschichte bin ich bereit, wenn Ihr es seid.“ Sie lächelte sanft. „Ich glaube, Ser... der Orden erwischt Dich nur, wenn Du es das willst.“ Ein Finger tippte auf seine Brust. Aber nicht ihr Problem. Zumindest jetzt.

„Die ehrwürdige Mutter erklärte, Du weißt wo Du alles findest, um Dich an die Arbeit zu machen. Aber vorerst solltest Du Dich etwas ausruhen. Räum das Zusammen und ich hol von Gegenüber ein Bettzeug.“ Sprachs und tats... ohne Umschweife holte sie Matratze, Decke, Kissen aus dem Nachbarzimmer (nicht Melanies) und warf das Bündel auf dem Boden ab. „Hier soll niemand leben wie ein... Hund.“ Uhm, das war so nicht beabsichtigt. Sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Na, wenn Du etwas brauchst. Ich bin... keine Ahnung... irgendwo in der Nähe.“

Sie sammelte das dreckige Geschirr ein und verließ schließlich zuversichtlich den Raum.
Zuletzt geändert von Svettele Fini Banik am Donnerstag 6. Juni 2024, 13:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarel Moore
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Bei der Bemerkung mit dem Hund presste Jarel kurz die Augen zusammen, schmunzelte aber und bedankte sich anschließend mit einer übertrieben schwungvollen Verbeugung.
Die Matratze sah unglaublich verführerisch aus.
Kaum allein, schob er sie in die Ecke hinter der Türöffnung, so das man ihm zumindest im vorbeigehen nicht sofort sah, legte sich mitsamt Kleidung auf die dicht gestopfte Matratze und zog die Decke bis an die Nasenspitze.
Ach, wenn dies doch das Bett im Stör wäre und all dies nicht passiert.
Mit diesem Gedanken schlief er ein.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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vom: Wyzime | Straßen und Gassen --> Das Haus der Melitele - Quartiere
Datum: 12:10, 31. August 1278
betrifft: Jarel und wer immer noch so da rum geistert
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Während Iola und ihre Begleiterin den Weg zum Kloster über den Platz fortsetzten, hatte Jakob die Gasse zur anderen Seite hin verlassen und kam über einen kurzen Umweg beim Kloster an. Für ihn war es tatsächlich relativ leicht hinein zu kommen, denn irgendwie gehörte er seit langem "dazu". Wie ein Teil des Inventars und Mendel dachte vermutlich gar nicht weiter darüber nach, dass der junge Mann genau genommen zu denen gehörte, denen die Erzpriesterin eigentlich die Tür gewiesen hatte. Er begrüßte Jakob wie immer und der gab wie immer alle Waffen ab. Was sich diesmal auf einen Dolch beschränkte, denn er war quasi unbewaffnet unterwegs und das fühlte sich nicht mal falsch an. Und nun war er im tempel unterwegs wie immer, fast wie zu Hause. Jakob querte den Hof und trat in den Schatten des Säulenganges, der das weltliche Gebäude kennzeichnete. Alles wirkte friedlich und als wäre gestern nichts geschehen. Erst im Inneren gab es erste Zeichen der Vorkommnisse: Kratzer an den Wänden, übersehen Splitter...
...und eine fehlende Tür.
Jakob blieb in dem Loch stehen, das einmal eine Tür beinhaltet hatte und sah sich in dem kleinen Raum um, den Jarel erneut bezogen hatte. Erstaunlich genug, dass auch das den Anschein erweckte, als sei alles in bester Ordnung. Die hellen Augen des Knappen ließen das Bild ein, welches Raum und Ritter boten:
Rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz, weiß wie Schnee.
Jakob kam nicht umhin an ein Märchen seiner Heimat zu denken, als er den Anblick auf sich wirken ließ.
Jarel schlief, was allein schon ungewöhnlich war, denn der Schattenläufer hatte einen Schlaf, den selbst der Schlag eines Schmetterlingsflügels unterbrechen konnte. Im Zimmer war es ruhig, ja regelrecht heimelig. Der Raum war sauber. Hinter dem Loch in dem einmal eine Tür gehangen hatte, lag eine Matratze auf dem Boden, mit Laken und Decken darauf, weiß wie Schnee. Die Person, die sich die Decke bis zur Nasenspitze hoch gezogen hatte, hätte auch eine Prinzessin sein können, so wie das Gesicht unter dem dicht gefächertem Haar verborgen lag, schwarz wie Ebenholz. Einzig die Pranke, die unter dem schwarzen Vorhang hervor lugte, passte nicht zu einer Prinzessin - es sei denn, diese Prinzessin hatte Hände wie Bratpfannen. Und diese spezielle Bratpfanne war mit einem weißen Verband umwickelt, durch den auf Höhe der Knöchel kleine Blutflecken sickerten. Womit auch die dritte märchenhafte Farbe vertreten war.
Trotz allem - da lag nicht Schneewittchen, sondern sein Rittervater, der dort so lautlos schlief, dass nur das regelmäßige Heben und Senken davon zeugten, dass er noch lebte. Jakob brauchte einen Moment, um das Gefühlschaos in den Griff zu bekommen, das sich seiner bemächtigte. Von Freude bis Ärger, Sorge und Gleichgültgkeit war nahezu das ganze Spektrum vertreten, flutete seine Adern und seinen Kopf, sodass er erst einmal nur dort im Türrahmen stehen und der Bewegung der Decke zusehen konnte: auf und ab.
Bis zu diesem Moment hatte er sich gar keine Gedanken darüber gemacht, was er sagen würde. Alles sollte wie immer sein und doch waren die Karten neu gemischt. Nichts war mehr wie zuvor. Er war nicht einmal mehr wirklich Jarels Knappe, auch wenn die Formalitäten noch fehlten - Lothar hatte es schon ausgesprochen. Auch der Gedanke trat eine Welle an widersprüchlichen Gefühlen los und er versuchte all das beiseite zu drängen, wie er es immer tat, wenn es ihm zu viel wurde. Dann machte er sich kalt, machte sich zu Stein. Einen Stein konnte man nicht verletzen. Ein Stein konnte nicht bluten oder weinen.
Er atmete durch und trat schließlich ein. Nicht weniger lautlos als der Schattenläufer, dessen Schüler er war, ging er neben Jarel auf die Knie und setzte sich die Fersen. Die Nasenspitze lugte unter dem dichten Vorhang des Haars hervor, ein paar einzelne Haare wurden vom Atem des Mannes bewegt. Sollte er ihn schlafen lassen? Ein wenig Missmut regte sich im Stein - wieso sollte er, wo doch keiner seinetwegen ein Auge zugetan hatte? Jakob streckte die Hand aus und berührte Jarel an der Schulter, rüttelte ihn etwas. "Aufwachen Jarel, die Post ist da."
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Jarel Moore
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Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
Lebenslauf: Jarel

Jarel erwachte. Nicht auf die schlagartige Art und weise wie zu seinen besten Zeiten, sondern nur allmählich, als müsse er sich durch eine zähe Masse nach oben an die Oberfläche kämpfen.
Tief sog der gefallene Ritter die Luft ein und blinzelte mehrfach angestrengt, wischte sich fahrig die Haare aus dem Gesicht hinter ein Ohr.
„Ja-kob…“
Mit einem Mal war er wach und richtete sich auf. Da war sein Junge. Er war tatsächlich wohlauf. Der Schwarze hatte ihm nichts getan, genau wie es ihm berichtet worden war. Der kleine Keim des Zweifelns war verloschen. So wehrhaft und unberechenbar sein alter Ego auch war, er würde nie dem eigenen Rudel etwas tun.
Mit einem Lächeln wollte Jarel Jakob eine Hand auf die Schulter legen, doch etwas am Gesichtsausdruck seines Schützlings ließ ihn inne halten. Zürnte Jakob ihm?
Der gefallene Ritter atmete tief durch.
„Ich bin so froh, dass du unverletzt bist.“, erklärte er im Brustton der Überzeugung, schlug beweglich wie ein junger Mann die Beine unter und strich die Haare aus dem makellosen Gesicht nach hinten.
Er wirkte erstaunlich ruhig. Das Braun seiner Augen suchte mit der üblichen Wärme das Grün des jungen Mannes, der innerhalb so kurzer Zeit so unglaublich erwachsen geworden war.
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Jakob von Nagall
Spieler Level 4
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Es war fast traurig anzusehen, wie Jarel sich ins Bewusstsein quälte. Jakob kannte seinen Rittervater anders. Aufmerksam, sofort hellwach und wachsam. Dieses zähe Emporkriechen aus dem Schlaf sah ihm nicht ähnlich, auch wenn der Ort ein denkbar friedlicher und sicherer war. Die Augen des Knappen folgten Jarels Bewegungen mit jener stechenden Aufmerksamkeit, die ihm zu eigen war. Begegneten letztlich dem Blick aus den dunklen Iriden des Älteren. Unverletzt. Wie man es nahm. Und auch das irriterte den jungen Menschen. Jarels Sinne hätten früher den Verband gewittert, kaum das er das Gebäude betreten hätte. Das alte Blut, das ausgebrannte Fleisch. Der Mann vor ihm war nicht mehr der selbe, wie der Ritter, dem er sich einst angeschworen hatte, so sehr er den Schein auch zu wahren suchte.
All diese Eindrücke schnürten Jakob die Kehle zu und drückten sein Herz zu einem Klumpen zusammen, der sich kaum noch ausdehen wollte, um Blut durch seine Adern zu schicken.
Nein, er zürnte nicht, er litt. Er wollte wieder Stein sein, wie früher, aber im Angesicht Jarels konnte er das nicht mehr. Er zerbrach an der Last des Wissens. Doch bevor seine Augen ihn verraten konnten, ließ er den Blick fallen, tarnte die Regung damit, in seiner Kleidung nach dem Brief zu fummeln. Nur aufsehen musste er dann doch wieder und damit war es dahin mit der Tarnung. Das Schimmern in seinen Augen war nicht zu verhindern, das Zittern der Hand, die den Brief hielt ebenso wenig. Das Siegel des Großmeisters auf dem Papier war kaum zu missdeuten, blutig rot war das Wachs in die Fasern gekrochen.
Er schwieg. Hielt seinem Rittervater das gesiegelte Schreiben hin.
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