Der Tempel des Ewigen Feuers | Lothars Büro

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1254
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Slava nahm das Glas zurück und hielt es.
"Ich habe den Klavierunterricht auch gehasst. Jetzt wünschte ich mir fast, jemand hätte das Instrument auch hier schon erfunden." aber nur fast.
Er hatte nicht ganz bekommen was er gewollt hatte, aber das war auch nicht ganz realistisch gewesen. Vermutlich hatte er absichtlich hoch gepokert um einen möglichst hohen gewinn zu machen und so halbwegs war es ja auch aufgegangen. Mittlerweile hatte er auch genug abgelenkt um um die unangenehme und persönliche Wahrheit herumzukommen, aber es galt nach wie vor: Wenn ein anderer dann etwas ausplauderte, dann war viel von dem eben mühsam erarbeiteten Vertrauen dahin.

"Ich würde euch ja gern bitten, vorher nach Nowigrad zu kommen damit ich euch die Beweise vorlegen kann, dann erkennt ihr auch den Grund, weswegen ihr damals nicht alle erwischt habt. Allerdings kann ich diese nicht nach Wyzima bringen. Nicht weil ich euch nicht traue, sondern weil es zu gefährlich ist, die einzigen Nachweise in Nilfgarder Territorium zu tragen... Aber dazu wird die Zeit fehlen. Seid also bitte vorsichtig, wen ihr in den Rat holt, alle die auch schon in der weissen Rose gedient haben könnten ihre eigenen Gründe haben, Moor loszuwerden."

Er trank noch einen Schluck aus seinem Glas und war jederzeit bereit auch Lothar seines wieder zu reichen.
"Und... Moore hat den Orden nie verraten... der Fluch... ich würde mich sehr wundern, wenn von Herrenloh nicht von Anfang an davon wusste. Ja auch dass es vielleicht sogar seine Initiative war, den zu verheimlichen. Und wenn nicht von Anfang an, so will es mir nicht in den Kopf, einer wie der Großkomtur in all den Jahren gar nichts ahnte. Das ist nur meine Meinung und Einschätzung, ich weiß bedauerlicherweise nicht mehr darüber, aber es wäre sicherlich interessant, seine Antwort darauf zu hören. Ich halte ihn jedenfalls für einen geschickten Schachspieler. Er hat ihn immerhin kurz nach seiner Ankunft in dieser Welt gefunden und als Knappen aufgenommen, da erfährt man doch so einiges...
Und ich kann mir gut vorstellen, dass er es vielleicht wusste und als Druckmittel im Hinterkopf behalten hat."

Noch ein Schluck, denn nun würde ein längerer Monolog folgen zu den Argumenten.
"Die Sache mit diesem Fluch... Um ehrlich zu sein, es fällt mir immer noch etwas schwer, mir das vorzustellen. Dass jemand Lichteffekte zaubert ist das eine, aber dass sich jemand mir menschlicher Anatomie in etwas mit einer Hunde oder Wolfsanatomie verwandelt... Ich hätte es gerne gesehen... wächst ihm dann Fell? Verschwindet die Kleidung dann einfach und er ist nackt wenn er sich zurückverwandelt? Interessant jedenfalls... Ich habe bisher nur Schilderungen gehört über die hiesigen Werwölfe und selbst da ist man uneins, wie damit zu verfahren ist. Die Hexer kennen wohl Methoden, den Fluch zu entfernen und die Erfolgsquote muss einigermaßen hoch sein, denn sie werden dafür regelmäßig angeheuert. Und es muss halbwegs stimmen, denn für besonders gutes Marketing ist diese Zunft echt nicht bekannt, eher im Gegenteil.
Also ist es wohl so, dass Moore's Fluch anders ist. Er muß davon ausgegangen sein, dass es für seinen Fluch, den er von einer anderen Welt mitgebracht hat hier keine Heilung gibt, also hat er ihn besser verschwiegen. Ich weiß nicht genau was ich tun würde... vielleicht hätte ich meine Vorgesetzten tatsächlich informiert... Was würdet ihr tun, wenn euch so etwas träfe? Würdet ihr es publik machen?"

Er dachte in dem Moment tatsächlich recht ergebnissoffen nach, es war keine rhetorische Frage. Er war allerdings auch kein Mitglied eines Ordens.
"Die beiden Hauptfragen aber sind: Ist es wirklich in den Ordensstatuten verboten, selbst unter einem Fluch zu leiden? Und dann wenn es so ist, wie dann damit zu verfahren ist."
Im Normalfall hätte er das vorher recherchiert, aber diese Angelegenheit kam zu spontan dazwischen.
"Also war das Verschweigen eines solchen Fluches schon sträflich? Dass es einen Bruch des Vertrauens darstellt bezweifle ich gar nicht, aber das ist etwas, das auf der persönlichen Ebene geklärt werden muss. Wir versuchen auf der Sachebene zu bleiben in den. Und lasst euch nicht auf die Beziehungsebene ziehen, das passiert gerne, wenn dem Gegenüber die Sachargumente ausgehen.
Meinem Verständnis nach verhält es sich mit so einem Fluch ähnlich wie mit einer Krankheit. Meinetwegen einer chronischen Krankheit, für die es keine Heilung gibt, bei der man nur zeitlebens damit zu tun hat, die Symptome unter Kontrolle zu behalten, wie manch andere ein Leiden, das sie aus dem Kampf mit nach Hause nehmen, Kriegszittern oder was ihr auch immer bei Veteranen beobachten könnt.
Es ist kein selbstgewähltes Schicksal, nichts wofür man sich entscheidet und was man freiwillig behält, wenn es auch einen Weg gäbe das loszuwerden. Also was macht man damit? Man lebt damit und vermutlich schämt man sich und verheimlich es auch... gerade wenn es unter Kontrolle ist, was es ja bisher immer war."

Wieder eine kurze Pause, die er zum Denken ließ.
"Ich verstehe sehr gut, dass es gegen die Regeln des Ordens ist, jemanden in den Diensten zu lassen, der einen derartigen Hintergrund hat. die Regeln des Ordens waren bisher auch nicht in Stein gemeißelt, der Orden verändert sich mit seinen Anforderungen, dass muß er um bestehen zu können. Erst die weiße Rose, nun die Flammenrose...
Die Konsequenz für eine solche Krankheit sollte nicht gleich die Hinrichtung sein, nur weil es nicht üblich ist, lebend aus dem Orden auszuscheiden. Viel angebrachter scheint es mir, zuerst nach dem Grund für diese Regel zu fragen.
die der wichtigste dürfte sein, dass die Zugehörigkeit als religiöse Berufung empfunden werden soll. Der Austritt schwächt die Bedeutung des Glaubens und kann von jenen die bleiben als Verletzung der moralischen Verpflichtungen betrachtet werden. Das ist nicht von der Hand zu weisen.
Darüber hinaussollten die Mitglieder auch keine Gelegenheit haben, den Orden dazu zu nutzen sich zu bereichern und das Vermögen nach außen zu tragen statt es dem Orden zukommen zu lassen. Und dann trifft man die Entscheidung, in einen Orden einzutreten mit anderer Prämisse wenn es kein zurück gibt. es ist eine Entscheidung fürs Leben, die nicht leichtfertig getroffen werden darf... das würde der Beständigkeit schaden.
Das bringt mich gleich zum zweiten Punkt.
Den Konsequenzen einer solchen Entscheidung, also welche Art Präzedenzfall wird geschaffen. Wenn man dies bedenke und den Vorschlag vorsichtig genug formuliert kann allen Meinungen genüge getan werden.
Welche Bedingungen stellt man jedem anderen Mitglied des Ordens, das sich nach so einem Urteil ebenfalls dazu entschließ, auszutreten?
Es muss triftige gründe geben die nicht selbstverschuldet sind. Dazu jahrelange Verdientheit um den Orden, eine hohe Treue. Dazu der Schwur jegliches Wissen um den Orden mit ins Grab zu nehmen. Und wenn ihr wollt, dann auch eine Zahlung an den Orden als Ablöse. Diese zwei Bedingungen reichen um die Beständigkeit nicht zu gefährden und den jungen Knappen nicht den Anreiz zu nehmen ihre Entscheidung zu überdenken.
Vielleicht könnte eine solche neue Regel dem Orden sogar nützen, denn die Ritter, die sich zur ruhe setzen wollen unterstützen den Orden weiterhin, indem sie frische Knappen zeugen und dem Orden vielleicht sogar Spenden zukommen lassen."

Noch ein Schluck. Sein Glas war nun bald leer.
"Nun wieder zu Moore... Er traf die Entscheidung sicher nicht leichtfertig und er war dem Orden immer treu ergeben. Er hätte sein Leben für jeden einzelnen Bruder gegeben und würde das auch jetzt noch tun. Er würde das sogar noch wenn ihr ihn ausschließt. Einen treueren Verbündeten werdet ihr kaum wieder finden. Er würde auch nie etwas nach außen tragen. Ihr habt eine gute Menschenkenntnis, auf dem Schlachtfeld muss man schnell einschätzen können und das vermögt ihr... also, was sagt euer Instinkt? Verhält es sich mit Moore so?"
Er genügte ihm, wenn Lothar darüber nachdachte, er brauchte die Antwort nicht ausgesprochen zu hören.

"Aber gut, ihr habt nun die Wahrheit wirklich verdient. Nun zu dem was noch im Raum steht. Moores einziger Verfehlung. Ich sagte, uns verbindet keine Freundschaft... das war keine Lüge. Ritter Moore... Jarel... hat nur einen einzigen Fehler begangen... er hat sich nur in den Falschen verliebt."
Er ließ Lothar ein paar Augenblicke Zeit um das zu begreifen.
"In den falschen Mann... einen, der keine Gewissensbisse kennt und den man schon mit Adjektiven wie 'impertinent' und 'respektlos' bedacht hatte. Und das ist vermutlich auch schon alles, was man ihm wirklich zur Last legen kann, dass er diese Gefühle nicht bekämpft hat... doch, versucht hat er es, aber er ist unterlegen. Diese eine Schwäche kann man ihm zum Vorwurf machen, alles andere ist vorgeschoben. Darauf ein Todesurteil aufzubauen... da würde noch einige weitere Köpfe rollen."
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

„Hier“, korrigierte der Meister. „Für einen Rat in Nowigrad müsstet Ihr Euch an den Großkomtur des Ordens dort wenden. Außerdem habe ich im Rat Nowigrads keinen ordentlichen Sitz.“ Wahrscheinlich könnte er einen Außerordentlichen einfordern, aber dass das die beste Idee im Sinne Jarels sein, glaubte er nicht. Lothar mischte sich für seinen Geschmack eh schon zu sehr ein, als er sollte. „Aber ja, die Fluchtmöglichkeiten innerhalb Wyzimas sind kleiner. Sollte Ritter Moore nicht erscheinen, bekennt er sich schuldig.“ Und wird brennen. Es war eine Möglichkeit sich rein zu waschen, sie nicht wahrzunehmen hatte zumindest eindeutige Konsequenzen.

„Seid froh, dass ihr in Sodden nicht dabei wart. Da hättet Ihr eine Vorstellung davon bekommen zu was Magie alles fähig ist. Ein Mensch und ein Hund sind sich noch vergleichsweise ähnlich…“ Welche Schrecken sonst noch möglich sind, wollte Lothar nicht weiter aussprechen. Aber solche eher rationellen Fragen, stellte er sich eher nicht – mehr. Doch dann lauschte er Slavas vielen, vielen Worten und schien dabei ganz froh, dass er sich ein wenig an der Harfe dabei festhalten konnte. Manchmal schien er zuzustimmen, ein anderes mal schüttelte er leicht den Kopf bis er ihn in einer kleinen Pause unterbrach.

„Wenn ich wie ein Major entscheiden soll, dann solltet Ihr auch reden wie ein Oberst…“ Die Tonlage war zwischen Belustigung und Vorwurf. Aber Lothar fühlte sich ein wenig an seine Diplomatie und Heraldik Vorlesungen erinnert, die der gelehrte Adel besucht haben sollte. Er wusste schon warum er zur Armee gegangen war, neben der Tatsache, dass es kaum etwas für ihn zu erben gab. „Ich denke, Ihr unterschätzt ein wenig die Engstirnigkeit des Ordens, Ser. Ritter Moore ist nicht krank, er ist von der Saat des Bösen infiziert und hat sich mit dieser in die Familie geschlichen. Bleibt es wie es ist wird man mir vorwerfen nicht vor meiner eigenen Tür zu kehren. Der Orden lässt nicht einmal Frauen zu, aber ein Monster soll man tolerieren?“ Nein, Lothar machte sich wenig Hoffnung für Jarel. Er wusste wie wacklig sein eigener Stuhl war und wie reformfreudig der Orden. Aber er würde Slavas Bitte nachkommen und sicher darüber nachdenken. Nur kannte er seine Pappenheimer besser.

Auch Jarel Frederic Moore erkannte Lothar in Slavas Beschreibungen wieder. „Nur habe ich gestern die Treue meines treusten Verbündeten verloren. Nicht heute Nacht, sondern gestern Nachmittag. Es war seine alleinige Entscheidung ganz ohne Zwang oder Beeinflussung meine gereichte Hand auszuschlagen, nachdem ich zu ihm gekommen bin. Er hat mir die Chance genommen ohne diesen ganzen Zirkus über ihn zu entscheiden. Scheiß auf die Sachebene, die sagt Fackel und gut.“ Lothar musste sich beherrschen dabei nicht lauter zu werden. Er wusste, dass er das sehr gut konnte. Aber gerade brauchte er nicht noch mehr Gerede: „Ich höre Euch nicht zu für das was Jarel ist, sondern für das was er war. Gefällt mir das? Nein. Aber ich kann es nicht mehr ändern.“

Die Antwort bekam Slava, bevor sich nun endlich das Gespräch auf diese ominöse Wahrheit richten würde. Ja, er hatte brav zu gehört, seine Hausaufgaben gemacht und sich auf ein paar Dinge eingelassen, für die er schon vorher eine gewisse Sympathie zeigte. Mit diesem Sokolov konnte man wahrscheinlich auf einer gewissen Ebene zusammenarbeiten. Wie weit eine Reise nach Nowigrad in Frage kam, musste er noch mit sich selbst ausmachen. Aber gestern Vormittag waren ihm genügend vorgeschobene Gründe dazu eingefallen und vielleicht, vielleicht käme sie ja doch. Doch die Gedanken an den eigenen Nachwuchs wurden jäh unterbrochen.
Jarel hätte sich in den Falschen verliebt. Den Falschen, nicht die. Das Harfenspiel wurde etwas langsamer ohne dabei disharmonisch zu werden. Der Großmeister musterte Slava noch einmal von oben bis unten und zurück. Das Lied endete mit einem tiefen Bass. Lothar ließ die Saite nachklingen, nahm Slava wieder sein Glas ab und stand auf. Wenige Schritte führten ihn zur Balkontür, die offen stand und er lehnte sich in den Türrahmen. Er trank einen Schluck und dann noch Einen. Eine ganze Weile sah der Großmeister hinaus, auf die Stadt, die die Sonne mehr und mehr erhellte, bevor er sich halb umdrehte: „Und ihr auch? Habt Ihr nun vor um seine Hand anzuhalten?“ Leise Worte. Keine Wertung.

Sein Hirn arbeitete noch in welches Licht das alles warf. Was er sich selbst erlauben konnte oder dass er sich den ein oder anderen Blick seiner ehemaligen Leibwächters doch nicht nur eingebildet hatte.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1254
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

"Wie bald?" davon hing nun einiges ab. War genug Zeit, Jarel mitzunehmen um wenigsten ein paar schöne Tage zu verrbringen ehe die Entscheidung gefällt wurde oder würde es kkurz und schmerzlos gehen?

"Ich war in Sodden nicht dabei, richtig, aber ich Tschetschenien und im Dubrowka-Theater... ich weiß wozu Menschen fähig sind. Das genügt mir um mir vorstellen zu können was sie mit Magie anstellen. Vermutlich das gleiche wie auf meiner Welt mit Napalm und Agent Orange. Krieg ist überall gleich."
Und die Spuren im Gesicht trug er auch nicht ohne Grund.
Ein Mensch und ein Hund ähnlich... richtig, wenn das Spektrum bis zu Ghulen und Riesen Blutegel und gigantischen Insektoiden reichte, dann rückten die Säugetiere etwas enger zusammen. Trotzdem gab es sehr signifikante unterschiede im Knochenbau, die mit normaler Biologie nicht zu überwinden waren. Aber eben, Biologie... das hier war Magie.
Das eine war die Faktenlage, klar. Er war ja selbst kein großer Freund des magischen.
Der Orden war verbohrt und engstirnig, aber der Oberspion wusste, wie man Emotionen schürte und sich so über die reine Faktenlage hinweg setzte.
Aber das war er, Lothar konnte er das nicht in den Mund legen, das funktionierte nicht. Nicht so einfach zumindest.
"Wir müssen es versuchen. Besser das als ihn einfach brennen zu lassen. Denkt mehr über den Punkt nach, was dem Orden an der Geschichte nützen könnte als das was gegen die Regeln ist. Und es würde ihnen nützen wenn in Ausnahmefällen Ritter auch ausscheiden können, es wird ihnen nützen, Jarel als gut geschliffenes Schwert weiter einzusetzen, wenn auch besser unter Kontrolle."
Weitere Vorteile ließ er Lothar selbst finden, er wollte nicht wieder zu lange theoretisieren.
"Dennoch muss ich euch bitten, eure Excellenz, seht euch zuerst an was ich euch zu zeigen will, ehe ihr entscheidet und ehe ihr vor den Rat tretet. Das wird vieles in ein anderes Licht rücken und andernfalls begebt ihr euch vielleicht sogar selbst in Gefahr."
Mehr konnte und wollte er nicht sagen. Ohne die Beweise dazu würde man ihn wohl für eine Vorwarnung doch hochkant aus dem Fenster werfen. Aber das Thema war nun ohnehin weitgehend von Tisch, ein andere breitete sich dort aus.
Das Hafenspiel veränderte sich etwas und erstarb.
Es gab ganz gut die Gedankengänge wieder.
Nein, nicht disharmonisch, aber langsamer, kam ins stocken weil Gedanken stolperten, vornehmlich über ein Pronomen.
"Ihr habt seine Treue nicht verloren..."
Nun machte Slava ein etwas zerknirschtes Gesicht.
"Jarel wollte euch ins Vertrauen ziehen, das wollte er wirklich. Aber er hat auch von Herrenloh ins Vertrauen gezogen, und seht was geschehen ist. Ich war es, der ihm strikt verboten hat auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen. Ich kannte euch nicht und konnte euch nicht einschätzen, und ihr sagt ja selbst, der Orden ist nicht für seine liberale Sichtweise mancher Angelegenheiten bekannt. Nun nehme ich den Rat zurück, ich sehe, das war ein Fehler. Ich kann euch nur bitten, gebt ihm noch eine Chance sich euch zu erklären. Begleitet mich zum Tempel."
Und dann kam die gleiche Frage wie von Jakob. Andere Worte aber im Grund auch ein 'meinst du es ernst oder spielst du nur mit ihm?' Wobei Jakob die Antwort nicht geglaubt hatte. Vielecith lag es daran, dass er sich bis zu einem gewissen Grad selbst nciht glaubte.
Er hatte noch nie eine lange ernsthafte Beziehung durchgehalten... außer der zu seinem Arbeitgeber und der Waffe.
'Das habe ich bereits.' wäre dennoch die richtige Antwort gewesen. Abe es bestand absolut kein Grund bis zum Ende ehrlich zu sein.
"Ich meine es jedenfalls ernst." Das musste genügen. "An mehr ist in Anbetracht der Umstände wohl nicht zu denken."
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

Er meint es ernst. Lothar musterte noch einmal den vermeintlichen Schwiegersohn oder Schwanger, suchte eine Weile Rat in seinem Cognacglas und begann nach einem kleinen Schluck langsame Schritte durch den Raum zu gehen, um dabei zu sinnieren.

„Jarel kennt mich und er hat entschieden. Dieser ganze Enthaltsamkeitskram kommt nicht daher, weil Bummsen nicht die Moral heben oder den Kampfgeist stärken könnte. Sondern weil Liebeleien unnötige Loyalitäten schaffen. Sich Menschen oder auch Personen zwischen Ritter und Orden schieben.“ Der Unterton der in seiner Stimme mitschwang ließ erahnen, dass der Großmeister wusste wovon er sprach. Ganz ohne sexuelle Erfahrungen war er durch den Armeehintergrund mit Sicherheit nicht. „Ihr sagt, er sei mir treu? Und erwähnt im gleichen Atemzug, dass er getan hat, was Ihr ihm geraten habt? Er versteckt sich bei Erzmutter Varelia und hinter seinem Knappen seit er hier angekommen ist.“ Nein, so wirklich überzeugt war Lothar von der Treue Jarels nicht mehr.

Von Tretogor hatte seinen Schreibtisch erreicht, stellte das Glas ab und betrachtete den Papierkram, der dort verteilt lag. Wie bald? „Gleich. Morgen Mittag. Hier im Kloster.“ Wahrscheinlich hat er das gerade eben erst beschlossen, aber lange warten würde er damit nicht. Das helfe seiner Meinung nach niemanden. „Seit hier Nachrichten von Jarels Eiertanz in Nowigrad angekommen sind, erwartet man eine Entscheidung von mir. Die Geschehnisse der letzten Nacht haben es nicht besser gemacht. Ich kann diesen Hühnerhaufen nicht länger ruhig halten. Die Gemüter brauchen jetzt entschlossenes Handeln. Besonders die, die ihn brennen sehen wollen und die gilt es zu gewinnen.“ Keine Beweise vorher ansehen, vielleicht wollte Lothar dies gerade auch nicht. Noch mehr Probleme und Sorgen, wie man sich dort trifft ohne Verdacht zu schöpfen, müsste man sich eh noch überlegen. Vielleicht doch die Hochzeit seiner Nichte? „Auch wenn es mich in Gefahr bringt, dann soll es so sein, manche Schlachten lassen sich nicht aufschieben.“ Ja, er wollte das vom Tisch haben. Vielleicht auch Wenzel vor vollendete Tatsachen stellen, wenn er in Nowigrad auftauchen sollte. Seine Reise dorthin wird Fragen aufwerfen und er muss Wyzima in einem Zustand hinterlassen, in dem es sich nicht selbst zerfleischt.
„Ihr habt mein Wort und ich habe eure Anweisungen verstanden, Herr Oberst. Jetzt vertraut darauf, dass ich das Gelände hier gut genug kenne.“ Ein Teil von ihm arbeitete schon an Worten, die er an den Rat richten würde und dann vertraute er auf seine Spontanität. Diese Reden waren immer die Besten geworden.

„Soll er seine letzte Chance bekommen…, aber ich hab hier zu tun. Wenn er mich sprechen will, weiß er sehr genau wo er mich findet…“ Das Gesicht des Großmeisters legte nahe, dass er um die Fähigkeiten Jarels wusste und sein ehemaliger Leibwächter würde hier besser unbemerkt rein kommen als jeder andere. Denn... „Er ist mehr Dolch als Schwert.“
Zuletzt geändert von Lothar von Tretogor am Montag 13. Mai 2024, 11:33, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1254
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Dieses herumspazieren um die richtigen Gedanken zu finden kannte Salva zu gut. Aber immerhin reagierte Lothar gefasst. Es war einfach etwas anderes einen Soldaten und Offizier auf solch einen posten zu setzen als einen Adeligen mit seinen verbohrten Ansichten.
"Ich weiß weswegen solche Beziehungen verboten sind. In meiner Welt werden auch in der Armee dergleichen zwischen Kameraden geahndet. Es gibt auch keine Entschuldigung... Vermutlich hätte ich ihn zurückweisen sollen... und er mich."
Er seufzte und zuckte mit den Schultern.
Sie hatten ihren Gefühlen statt dessen nachgegeben, wieder jede Vernunft.
Wobei er immer noch der Ansicht war, die Welt drehte sich um ihn und die Gesetze und auch die Vernunft hatten sich seinen Vorstellungen anzupassen. Und obwohl er genau wusste worauf diese Haltung basierte kam er davon nicht weg.
Erkenntnis war eben nicht der erste Schritt zur Besserung. Da konnte noch eine ganz schöne Kluft dazwischen liegen.
"Dann bleibt nun nur noch zu hoffen. Ich danke euch jedenfalls für das Gespräch. Ich werde es ihm ausrichten. Hat er euer Wort, dass er in dieser Zeit nichts geschieht, bis der Rat zusammenkommt?"
Der Cognac war leer und Slava war aufgestanden, bereit sich nun auch zu empfehlen.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

„Es ist sicher ratsam, wenn Jarel im Tempel der Melitele bleibt bis der Rat zusammen trifft. Ein paar meiner Jungs könnten ganz ohne mein Wohlwollen zur Tat schreiten. Ich möchte verletze vermeiden, besonders in eigenen Reihen.“
Ja, Lothar weiß wozu sein alter Klingenmeister fähig ist. Der ist zwar auch mal ein Hitzkopf wie die jungen Ritter, aber ein Erfahrener.
„Jarel wird die Vorladung zum Rat noch vor Mittag erhalten. Mein angedachter Bote mag gerade etwas fußlahm sein, aber ist dafür persönlich motiviert.“ Nagall wird eh keine Ruhe geben.

Einen schwermütigen Seufzer verließ den Großmeister, nochmal denken und sammeln. Nicken. Sokolov hatte sein Wort, dass niemand etwas bis zur Ratentscheidung etwas passieren wird.

„Nachdem dies geklärt ist, habe ich ebenfalls ein paar Anliegen.“ Es klang weder unfreundlich noch hinterhältig. Er kam nur wieder hinter seinem Schreibtisch hervor, um etwas leiser reden zu können.
„Ich gehe davon aus, dass Ihr die Stadt ähnlich verlasst wie Ihr sie betreten habt? Noch heute Nachmittag wie angedacht? Oder später?“
Eine neugierige Nachfrage, kein Vorwurf.
„Und dabei Euren Hausmagier entsprechend diskret mit nehmt?“ Dass man weder Freiherr noch Magus an den Stadttoren gesehen hat, wird dem Großmeister berichtet worden sein. „Wenn es Euch nichts ausmacht wäre es mir sehr recht, wenn diese Dame, mit der Ihr gestern einen Ausritt machtet, ebenfalls mit Euch abreisen könnte. Dann muss ich mir wegen ihr und ihrer Beziehung oder Bekanntschaft zu einem meiner Knappen keine Gedanken machen, Gerüchten entgegensteuern oder sonstiges. Aus den Augen aus dem Sinn, das versteht ihr?“

Lothar meinte da weniger Jakob, sondern mehr die Leute. Er kam neben Slava zum Stehen, um ihn das nun leere Glas abzunehmen. „Und versteht mich nicht falsch, ich werde mein Möglichstes tun, aber sollte der Ausgang des morgigen Rates in Wyzima nicht zu Jarels Wohlbefinden sein und er sich darauf unerlaubt entfernen. Bin ich geneigt eine Verfolgung abzubrechen, sollten sich bis zum Yulefest alle Spuren im Sande verlaufen.
Im Gegenzug würde es mich freuen von Euch rechtzeitig zu erfahren, falls Euch etwas zu Ohren kommt was meine persönliche Gesundheit negativ beeinflusst.“


Wobei er weniger an seinen Orden denkt, sondern an andere politische Machthaber. Allen voran Sokolovs Arbeitgeber, der seine Finger im Spiel warum Lothar diesen Posten hat und ihm vielleicht auch wieder nimmt, neben offensichtlicheren Feinden aus dem Süden.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1254
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Noch einmal nickte Slava nur. 2aEr hatte es kaum anders erwartet, aber dass von Tretogor es einräumte zeigte, dass er sich in dem Mann nicht getäuscht hatte.
Auch wenn Slava nicht mitbekommen hatte, dass Jakob einen Armbrustbolzen abbekommen hatte dachte er dennoch auch an den gleich Boten. Den einzigen vermutlich, der derzeit an beiden Stätten ein und aus gehen konnte - ihn selber vielleicht ausgenommen.
Aber er würde sich jetzt nicht als Bote anbieten, das war wäre in Anbetracht der Umstände gleich mehrfach eine Grenzüberschreitung gewesen.
"Ja, ich betrachte die Angelegenheit damit als geklärt. Ich werde vermutlich meine Abreise noch um einen Tag verschieben und das Ergebnis der Abstimmung abwarten. Dann, richtig, werde ich die Stadt auf dem gleichen Weg verlassen wie ich hergekommen bin."
Natürlich war es von Tretogor aufgefallen oder zugetragen worden.
Einen befreundeten König, hätte ein solcher noch in Wyzima geherrscht, hätte man ein Portal vermutlich angekündigt, aber nicht den Nilfgardern und auch nicht dem heimlichen Herrscher der Stadt.
"Und ich verspreche dass ich dann auch alle mir bekannten Reisenden diskret mitnehme, die den Frieden der Stadt stören könnten. Wenn möglich sogar noch vor meiner Abreise, andernfalls stelle ich sicher, dass sie nicht noch einmal auffallen werden."
Und er hoffte wirklich, sein Versprechen halten zu können.
"Egal wie der Rat entscheidet, ich werde die Entscheidung akzeptieren."
Zu der weiteren Brücke nickte Slava nur. ein Anflug eines Lächelns, aber nicht zu viel.
Wobei ein 'akzeptieren' nicht unbedingt die Anwendung von automatischen Sturmgewehren ausschloss, sollte gravierend etwas schief gehen...
"Und ich kann euch versichern, eure Exzellenz, dass, sollte mir zu Ohren kommen, dass jemand euren Gesundheitszustand zur Sprache bringt, ich mich persönlich um die Angelegenheit kümmern werde."
Was zweierlei bedeuten konnte: Dass er einen politischen Gegner mit der üblichen Konsequenz beseitigen würde, aber auch, sollte Lothar das Ziel sein, dass er auch dieses selbst angehen würde.
"Solltet ihr darüber hinaus gewillt sein, selbst nach Nowigrad zu kommen bin ich gerne bereit mit einer persönlichen Eskorte euer Wohlergehen sicher zu stellen."
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

Natürlich schickt man keinen Freiherrn als Boten, obwohl es sich anbieten würde und dieser hier die Neuigkeiten sowieso sehr bald weiter trägt. Aber offiziell wäre das nicht.

„Nowigrad. Ja. Ich werde sehen, wie ich einen guten Grund für die Reise finde. Meine Schwester wollte, dass ich ihre Nichte dort traue.“ Das wäre weiterhin ein guter, heimlicher Vorwand. So ein bisschen konnte Lothar das auch: einen offiziellen Grund schaffen, den heimlichen Grund mit der Familie und wirkliche Grund der Reise. Beweise sichten. Hemmelfart. Scheiße. Das sollte ihm egal sein, aber dass ihm das nicht war, dafür kannte er sich selbst gut genug. Und was machte er mit von Alensbach? Mit reinziehen? Wegschicken?

Auch aus seinem Besuch sprach wieder mehr der Politiker. Die Wortwahl fiel dem Großmeister gewiss auf. Kleinigkeiten, Betonung, Verallgemeinerungen. Bloß nichts genaues sagen. Innerlich seufzte Lothar, aber was tat man nicht alles? Seinen langjährigen Leibwächter anzuzünden würde ihm schwerfallen, also riskierte er dieses Spiel, sollte dabei mehr Stabilität herauskommen, um so besser. Vielleicht hatte er dafür tatsächlich einen Verbündeten gefunden und irgendwo meinte er zumindest guten Willen zu erkennen.

Trotz der Zweideutigkeit zu seiner Gesundheit. Lothar war sich dieser durchaus bewusst und er musterte Sokolov wie man eben als Offizier seine Leute musterte, um ihre Kampftauglichkeit einzuschätzen. Er würde sich selbst darum kümmern. Der Großmeister nickte. „Na, immerhin ein Soldat.“ Irgendein Kampf wäre ihm lieber als Gift oder Meuchelei oder Fensterstürze oder andere Unfälle.

„Dann wünsche ich eine angenehme Reise und hoffe darauf, dass wir recht lange an einander Nutzen zu finden.“ Ein Schmunzeln setzte er hinterher.
Zuletzt geändert von Lothar von Tretogor am Mittwoch 15. Mai 2024, 12:40, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
Spieler Level 5
Beiträge: 1254
Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Was Slava auffiel war, dass der Großmeister offenbar konkret Angst hatte, jemand aus den Reihen der Krone oder auch an anderen Stellen könnt sich seiner entledigen wollen.
Er wollte ihm jetzt nicht direkt auf die Nase binden, dass etwas derartiges derzeit nicht zu befürchten war - zum einen wollte konnte sogar er nicht absolut sicher sein, ein Restrisiko gab es immer und dann war es eine gute Gelegenheit, dies als Pfand einzusetzen. Er würde dafür sorgen, dass von Tretogor nicht auf die Abschussliste kam - und das entsprechend vermarkten. Abgesehen davon schien einer wie er an dieser Position gerade tatsächlich sehr nützlich und nach der Begegnung mit von Herrenloh geradezu wie ein Glücksgriff.

<geht irgendwo weiter>
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

Ein wenig frech war dieser Freiherr von Sokolov schon gewesen. Zu seinem Glück war Klingenmeister Ralt einer der ruhigen Sorte, der ihm nicht hektisch hinterher gerannt war, sondern gleichgültig berichtet hatte der Besuch will alleine den Weg raus finden.
Lothar hatte es schon etwas verstimmt, aber am Ende war es egal und er hatte genug Rekruten erlebt, die eben ihre Grenzen testen mussten. Adjutant Tishchenk wurde über das weitere Vorgehen wie morgen Mittag den Rat einzuberufen informiert, auch den Freiherrn im Auge zu behalten gehörte dazu. Außerdem solle sich von Nagall hier einfinden, wenn er wieder laufen kann, jemand müsse Ritter Rilmitz am Melitele-Tempel einsammeln und alle sonstigen Termine bis übermorgen Mittag absagen. Ja ja, wegen des Tumultes. Ordnung in Stadt und Orden halten, blabla wird jeder verstehen. Galin würde die passende Formulierung einfallen.

Die Zeit zur Mittagsmesse setzte der Großmeister sein Briefchen an Moore auf. Eine formelle Vorladung, die man nicht ablehnen konnte, wollte man sein Urteil nicht selbst sprechen. Als es Zeit wurde, zog er sich für die Morgenmesse um: mehr Klimbim. Wo bleibt denn der Knappe.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 664
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

-------------------------------------------------------------
von: Tempel des Ewigen Feuers --> Lothars Büro
Datum: 31. August 1278, vor der Mittagsmesse
betrifft: Lothar
-------------------------------------------------------------

Treppen waren tatsächlich noch nicht so seine Disziplin und als er endlich oben war, hatte sich zum Schweiß, mit dem das Feuer seine nackte Haut überzogen hatte, noch jener Schweißfilm unter der Kleidung hinzu gesellt, der von der Anstrengung herrührte. Ihm war heiß. Unwillkürlich griff er sich an den Kragen und schüttelte das Hemd etwas, um etwas Luftaustausch zu erzeugen. Sinnlos in der sommerlichen Wärme, die selbst innerhalb der Gebäude inzwischen vorherrschte.
Vor der Tür stand ein Leibgardist Lothars. Der Surferboy? Nein, sicher nicht. Der Typ sah nicht mehr nach 'boy' aus, selbst aus Slavas Sicht nicht. Er war locker doppelt so alt wie Jakob, wirkte erfahren gelassen und entspannt als wäre man gestern nicht auf Wolfsjagd gewesen. Oder vielleicht genau deswegen. Jakob musterte den Mann kurz, der die gleiche Aufgabe hatte, wie einst Jarel. Er versuchte sich Jarel - oder sich selbst - in eben dieser Aufmachung vorzustellen und es fiel zumindest bei Jarel ihm erstaunlich leicht. Sein Rittervater kam ihm manchmal wie geschaffen dafür vor, Leder, Kette und Wappenrock zu tragen. Als müsste es so sein. Er selbst dagegen... allmählich hegte er da Zweifel.
Blick wieder zur Tür, Konzentration auf das, was vor ihm lag. Um Jarel konnte er sich später Gedanken machen, der war vorerst in Sicherheit. Jetzt ging es um ihn. Von Alensbach hatte gesagt, Lothar würde ihm eine Chance geben, wenn er diesem ebenfalls eine gäbe. Aber wer war er denn, dass der Großmeister eine Chance von ihm brauchte? Andersrum wurde eher ein Schuh draus. Ein Wort des Mannes hinter der Tür und er wurde zusammen mit Jarel vor den Rat gestellt, wenn überhaupt. Er war nur ein Knappe. Nicht mehr wert als das, was seine Hände leisten konnten. Ihn stellte man im Falle einer Verurteilung vermutlich gleich mit an den Pfahl.
Der Adjutant kündigte ihn an und ihm wurde geöffnet.
Der Knappe trat ein, ließ den Blick nur kurz durch den Raum schweifen, bis er Lothar entdeckte und beugte dann Knie und Haupt, entgegen des Protests in seinem Bein. "Exzellenz."
Selten war ihm die Anrede treffender erschienen, denn der kurze Blick, den er auf den Großmeister erhascht hatte, war beeindruckend gewesen. Fertig gemacht für die Mittagsmesse war Lothar von Tretogor durchaus eine Erscheinung. Vermutlich der Horror für jeden Leibwächter, denn aus jedem funkelnden Machtsymbol schrie es geradezu: hier, ich bin wichtig. Aber man blieb ja auf dem Gelände des Klosters.
Los werden... Slavas Kommentar kam ihm wieder in den Sinn. Er blinzelte. Eine Schweißperle lief ihm über den Nasenrücken und tropfte auf den Boden. Das Bein pochte. Plötzlich war ihm unwohl.
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Donnerstag 30. Mai 2024, 21:51, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

Der Großmeister schien dieses Unwohlsein zu spüren, wie er dort ruhig am Fenster stand. Er trug nicht das weiße Ornat, sondern den verzierten Wappenrock samt Kettenhemd, das war zur Not Kampftauglich, was ihm lieber war und es war schließlich nur eine Mittagsmesse am Dienstag. Dennoch stand er dort aufrecht, sinnierte aus den Fenster und beobachtete wie zahlreich seine Schäfchen in den Tempel eilten. Nach den Ereignissen würde man endlich etwas erfahren zu der Nacht und von Moore. Die genauen Worte dazu musste er sich noch zurecht legen. Von Tretogor atmete ein, um endlich den Blick auf den Knappen zu richten. Möglicherweise bedachte er die Begrüßung mit einem Nicken, während er auf diesen zu schritt, um die flache Hand zum Segen auf dessen Kopf zu legen. Ein paar Herzschläge geschah gar nichts und Jakob spürte nur die Handfläche schwer und sanft zu gleich in seinem Haar.

„Jakob von Nagall. - Um Knappe zu werden bist Du durch das Feuer gegangen. Die Flamme hat Dich geschmiedet und Du schaffst in unserer Mitte. Die Flamme möge hell in Deinem Herzen brennen, Dir Wärme in der Kälte und Licht in der Dunkelheit schenken.“
Der Großmeister ließ dem Knappen Zeit rituell zu antworten, wenn dieser wolle, bevor er ein wenig leiser weitersprach:
„Dein Rittervater hat mir das Wort abgerungen, seine Fehler nicht Dir anzulasten. Ich weiß nicht, ob er zu dem Zeitpunkt bereits wusste was heute Nacht geschehen würde, aber sei es wie es sei, ich werde mein Wort halten. So soll Dein einziges Vergehen sein Deinem Rittervater treu gedient zu haben.“
Soweit konnte er diese Milde vor den Anderen durchsetzen ohne sich zu viel herauszunehmen: ,Gehorsam komme was wolle‘ verstanden sie. Wie der Rat morgen auch immer entscheiden würde, die Verantwortung für einen Knappen würde man Jarel wohl entziehen. Der Junge war eh reif.

„Die Ewige Flamme ist das Licht des Lebens und das Ende all dessen. Ins Licht werden wir geboren und ins Feuer gehen wir nach unserem Tod. Die Ewige Flamme reinigt unsere Seele, auf dass wir wiedergeboren werden durch ihre Gnade. Im Kreis von Werden und Vergehen. Ende und Neuanfang.“
Mit dem Glaubensbekenntnis nahm der Großmeister seine Hand wieder zu sich und schlug den Kelch der Flamme.

„Erhebe Dich... und nimmt Platz, wenn Du willst. Zeige Stärke in der Schlacht, doch gönne Dir Ruhe dazwischen.“ Seine Aufmerksamkeit ging kurz auf Jakobs Bein, die Wunde würde mit weniger Belastung schneller heilen. Auch wenn er vor hatte ihn in den Tempel der Melitele zu schicken. Aber da würde er eh als bald möglichst hingehen.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 664
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Er wartete. Lothars Kettenhemd klirrte leise bei dessen Bewegungen, dann hörte Jakob die Schritte des Großmeisters auf sich zu kommen. Was genau er erwartet hatte, wusste er nicht, aber als die Hand des Ordensoberhauptes sich auf seinen Kopf legte, spannte er sich kurz an. Doch mit jedem Wort Lothars floss Ruhe in das Herz des Knappen. Jakob schloss die Augen. Ja, die Flamme war in ihm. Sie trug seine Seele. War sein Leuchtfeuer. Entsprechend voller tiefer Überzeugung war seine Stimme: "Das Ewige Feuer ist in meinem Herzen. Ich fürchte mich nicht."
Dann öffnete er die Augen wieder. Jarel hatte was? Jakobs Gedanken überschlugen sich, während er mit gesenkter Stimme das Glaubensbekenntnis mitsprach. Wenn der Großmeister die Worte intonierte, schienen sie dem jungen Menschen viel gewichtiger, als wenn er sie allein in die Stille der Kirche hinein sagte. Alle Wahrheiten lagen in diesen wenigen Worten.
Ende und Neuanfang. der Schwur, mit dem er in den Orden aufgenommen worden war, kam ihm wieder in den Sinn und als Lothar ihn aufforderte, sich zu erheben, verharrte er in scheinbarer Weigerung. Seine Stimme war nun leiser, aber deutlich zu hören, als er rezitierte: "Ich schwöre bei der ewigen Flamme, dem Orden und seinen Idealen treu zu dienen, Unrecht und Böses zu vernichten, die Unschuld und Tugend zu schützen, meinem Ritter zu jeder Zeit zu gehorchen, den Pfad der Tugend zu beschreiten, niemals zu weichen oder zu schwanken. Ich schwöre, das Licht der ewigen Flamme hoch zu halten und immer im Herzen zu tragen, von jetzt an bis zum Tage meines Ablebens." Worte, die er sein Lebtag nicht vergessen würde und gegen die er mehr als einmal verstoßen hatte.
Jakob erhob sich, was ihm besser gelang, als befürchtet. Seine hellen, klaren Augen richtete sich auf von Tretogor und der Ausdruck darin, war nicht der eines trotzigen Jungen wie so oft. "Ich danke Euch für Eure Güte, Exzellenz. Aber ist nicht mein Schwur der meine allein und meine Verfehlungen dagegen entsprechend auch?" Er würde sich nicht hinter Lothars Roben verstecken. Bevorzugt zu sein musste er sich ohnehin schon oft genug anhören. Sein Traum kam ihm in den Sinn und die Wahrheit, die sich darin verbarg.
Langsam, das verletzte Bein nicht voll belastend, kam er schließlich doch näher und setzte sich wie geheißen.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

„Keine Angst. Ein ,Bitte, kümmer Dich um den Jungen‘ ist keine Legitimation sich jeden groben Unfug erlauben zu können.“ Der Großmeister schmunzelte und ging die Schritte zurück zu seinem Schreibtisch. Als der Knappe das Gelöbnis wiederholt hatte, war Lothar andächtig stehen geblieben, als würde er es ihm noch einmal abnehmen und hatte die Worte leise mitgesprochen.
Am Tisch nahm er Platz und siegelte den Brief, der dort lag. Den Ring trug er am Finger, zumindest jetzt.

„Aber um ehrlich zu sein, habe ich noch keine Ahnung, was ich mit Dir machen soll, Jakob. Da hatte der Freiherr Sokolov recht, wir schaffen hier einen Präzedenzfall, sofern wir nicht ungefragt zur Fackel greifen.“ Er falltete den Brief zusammen und gab sich wenig Mühe dabei den Inhalt zu verstecken.
„Bei der Armee lernt man einfach mal die Füße still zu halten, wenn etwas vorgefallen war und Du kannst Dir nicht vorwerfen lassen Deinem Ritter nicht zu jeder Zeit gehorcht zu haben. Deine Verfehlungen wird der Orden nicht vergessen, aber heute brauche ich Dich anderweitig.“ Das heiße Wachs tropfte auf den Brief, um ihn zu verschließen und wurde sorgsam versieglt. „Bringe diese Botschaft zu Deinem Rittervater Jarel Frederick Moore. Er weilt im Tempel der Melitele unter der Obhut der ehrwürdigen Mutter. Er hat dennoch morgen Mittag vor den Rat der Meister zu treten, um sich richten zu lassen.“ Lothar reichte die Vorladung an Jakob weiter. Kurz beobachtete er ihn dabei, aber er glaubte nicht, dass dies für den Knappen eine Neuigkeit war. Anders als seine folgenden Worte.

„Jakob von Nagall.“ Der Großmeister erhob sich wieder: „Ich stelle Dich für heute und morgen von sämtlichen Pflichten frei bis wir wissen was aus Deinem Rittervater wird und wer für wen Verantwortung übernimmt. Du bist verletzt und brauchst Ruhe. Nutze die Zeit um in Dich zu gehen und finde Deinen Weg.“ Ein Musterung. Prüfend. Was würde aus diesen jungen Mann werden? Für den Orden? Für ihn selbst? Für die Kirche?
Wie oft saß er hier nicht unähnlich zu jetzt mit Jarel? Es würde mit diesem nie wieder so sein wie früher. Dessen Vertrauen hatte Lothar verloren, dass es wieder käme konnte er sich kaum vorstellen.

„Ich erwarte Dich hier am Donnerstag Morgen bereit Dir zu zuhören: über Deine Erlebnisse, Deine Sorgen, Deine Verfehlungen oder Deine Vorstellungen und Wünsche. Oder Deinen Ritterschlag. Deine Kunst mit dem Schwert ist beeindruckend, Dein Verhalten zumeist ritterlich bis heldenhaft, selbst wenn wir vom Sieg gegen ein chimärisches Schlangenmonster absehen, weil wir niemanden genauer erklären wollen, was wir dort gemacht haben, hast Du ganz märchenhaft eine Jungfer errettet, doch vor allem bist Du fest im Glauben. Doch Du weißt selbst, dass Deine gestrigen Worte an Ketzerei heran reichen und Du sie mit Bedacht weiter geben solltest. Veränderungen brauchen Zeit.“ Wenn er mit Wyzima nicht so viel zu tun hätte. Jetzt noch Kirche und Orden. Dazu rüstet Nilfgaard weiter gegen den Norden. Und hier stand ein Knappe mit einer Vision und ganz ausschließen, dass die beiden heute Nacht Hals über Kopf bei Nacht und Nebel verschwinden konnte er ebenfalls nicht.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 664
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakobs Augen folgten wie so oft den Bewegungen des Gegenübers, ohne dass man einen Lidschlag wahrnahm. Worte und Gesten in den Verstand dahinter saugend, bewertend und abspeichernd. Die Augen folgten der Hand zum Brief, zum Wachs, folgten dem Falten und dem Siegeln. Er versuchte nicht zu lesen, er ahnte den Inhalt und Lothar sprach es ohnehin gleich noch aus. Die Vorladung zum Rat der Meister und er sollte sie zu Jarel bringen. In den Tempel der Melitele.
Ähnlich wie der Mann gegenüber suchte er in sich nach den Emotionen, die das auslöste. Und wie meistens, wenn er mit dem Ergebnis überfordert war, kam nicht viel davon auf seinen Zügen an. Außer vielleicht eben diese Überforderung mit sich selbst, die sich im Fallen und unstet werden des Blicks äußerte. Er nickte knapp, fühlte den Brief zwischen seinen Fingern.
Ein Präzedenzfall. Das Wort kam ihm etwas verspätet zurück in den Sinn und sein Blick kehrte ruckartig zum Großmeister zurück, heftete sich an dessen Züge. "Hat Jarel eine Chance, Exzellenz? Nicht hingerichtet zu werden?" Er hatte bis hierhin eigentlich keine Hoffnung gehabt, aber er suchte sie jetzt im Gesicht des Älteren. Jenes Mannes, der sich 'um ihn kümmern' sollte. Irgendwie war er es Leid, dass sich immer jemand um ihn kümmern musste, verantwortlich sein musste für ihn. Er wollte endlich selbstbestimmt sein. Er wollte...
Donnerstag. Füße still halten bis dahin. Frei gestellt.
Jakob presste die Kiefer aufeinander, die Muskeln daran arbeiteten. Er würde darauf achten müssen, wie er die Zeit verbrachte. Zu gut kannte er inzwischen den Buschfunk in diesem Kloster. Am besten mit seinen Mitknappen und dem Lied für die Messe. Das erschien ihm als die beste Lösung. Füße still halten.
Bis Donnerstag und dann würde man sich mit seiner Zukunft befassen. Sicher war es auch für seine eigenen Entscheidungen besser, wenn er wusste, was aus Jarel werden würde. Oder? Er bezweifelte stark, dass er sem Glauben an das Ewige Feuer den Rücken kehren würde und sein Gelübde dem Orden gegenüber hatte er vor Lothar von Tretogor eben erneuert. Für Jakob eine Frage der Ehre - seiner eigenen. Über Nacht verschwinden war für ihn damit absolut aus dem Spiel, so treu er auch zu Jarel stand. Genau genommen kam der Gedanke bei ihm gar nicht auf und hätte der Großmeister diesen geäußert, er wäre wohl auf Fassungslosigkeit gestoßen.
Doch es blieb ungesagt, dafür hing das Gericht der Meister im Raum wie das sprichwörtliche Damoklesschwert. Jakob konnte bei aller wohl dosierten Demut dich nicht ganze stille bleiben und zu allem brav nicken. "Exzellenz, ich bitte nur darum, dass ich... Also egal welches Urteil der Rat spricht, ich möchte bei der Vollstreckung dabei sein." Er verdankte Jarel so viel, dass die Ausführungen dazu nicht in die wenigen Minuten passen würden, die er mit dem Ordensoberhaupt hatte. Darum wollte er ihm auch bis ans Ende als Knappe begleiten dürfen - wie dieses Ende auch immer aussehen würde.
Dann nickte Jakob langsam zu Lothars Warnung. "Ich weiß Exzellenz und ich wünschte, ich hätte mehr Beweise, als ein paar Narben weniger und die Überzeugung, die ich fühle. Ich werde mich zurück halten und beten." Ja, er konnte auch ganz brav sein.
Veränderung brauchte Zeit.
Zeit, die er nicht hatte.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

„Ja, bete, mein Sohn. Ich zweifel weder an der Wahrhaftigkeit Deines Glaubens noch an Deinen Worten. Lass Dich nicht vom Licht der Flamme blenden.“ Von Tretogor stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und betrachtete diesen, als ob auf der Tischplatte die Lösung versteckt sei: „Falls Dir trotz Verletzung nach körperlichem Training ist, solltest Du Dich mit Bernard aep Corvlani messen. Ich denke, ihr könntet von einander lernen. Er ist nicht viel älter als Du und begabt, stammt aber aus einfachen Verhältnissen, sodass ihm die jahrelange Übung fehlt.“
Der Moment dieser banalen Tatsache tat ihm gut, keine Reformgedanken, keine internen Ermittlungen, keine notwendigen Schritte. Aber Jakob kam zurück auf das Thema, bat darum bei seinem Rittervater bis zum Ende zu stehen.

„Natürlich.“ Lothars Augen trafen den Knappen. Sie hatten ein dunkles Blau, das sehr warm wirkte. „Nur seinen Scheiterhaufen werde ich selbst entzünden, sollte es soweit kommen.“ Keinem Anderen würde er diesen Geste erlauben aus so vielen Gründen.
„Wenn ich keine gar Chance sähe, hätte ich diesen Rat nicht einberufen...“ Plötzlich wirkte der Großmeister sehr viel älter. „Doch ich weiß es nicht. Die Flamme wird uns Rat schenken.“ Er seufzte, er wusste er würde den Rest des Tages darüber grübeln, was er morgen Mittag sagen würde. Eine Hand fuhr sich unbewusst über den Bart und die Verbrennung, die er ganz ähnlich wie Sokolov von der Schlange davon getragen hatte.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 664
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Bernard. Richtig, so hieß er. Der Surferboy, wie Slava ihn genannt hatte. Jakob verzog keine Miene zu den Worten des Großmeisters. Kam er aus besseren Verhältnissen? Gut möglich. Mehr Übung hatte er vielleicht, aber Bernard war Leibgarde des Großmeisters, während er noch immer auf der Knappenstufe stand. Wer war also der bessere? Brauchte es Schwertkunst überhaupt? Der Gedanke blieb stehen, denn Lothar sprach weiter und Jakob sah den Großmeister wieder an. Diese Augen... Jakob fuhr es siedend das Rückgrat hinunter. Wieso fiel ihm das erst jetzt auf? Die gleichen mitternachtsblauen Augen wie Maximilian Garcia, der gleiche Ausdruck von Milde und Strenge zugleich. Ganz ähnlich hatte dieser damals auf seinen Schreibtisch gestützt vor ihm gestanden, zwischen den Händen eine Akte im Bibelformat. Seine Akte. Und er hatte ihn willkommen geheißen, ihm eine Chance gegeben - nur leider unter Alexej. Doch der Großmeister der Templer war von Tretogor nicht unähnlich. Einer von zwei Menschen, denen Jakob in Flagstaff fast bedingungslos vertraut hatte.
Und dann wanderte sein Blick auf die Kerbe im Bart, die der Großmeister unbewusst mit den Fingern berührte. Die gleiche Kerbe, die nun auch Slava trug.
Du weißt welche Macht., durchzuckte es ihn und die Pupillen seiner hellen Augen weiteten sich einen Moment lang. Macht oder vielleicht Mächte? Hatte das Göttliche hier zwei zusammen geführt, verbündet gar, in deren Macht es stehen würde, dieses Schiff auf einen anderen Kurs zu bringen?
Allmählich hörte Jakob auf, an Zufälle zu glauben.
Wo wollte er stehen?
Diesmal fiel sein Blick nicht mehr, auch als ihm der Gedanke an den Scheiterhaufen fast das Herz in der Brust umdrehte. Er sah von Tretogor weiter in die Augen und wo der Ältere plötzlich müder wirkte, keimte im Jüngeren Zuversicht. Die Flamme würde ihnen Rat schenken. "Das Göttliche Feuer ist mit jedem von uns und wird den Meistern den Weg weisen. Sie müssen nur den Mut finden, auf die Stimme in ihrem Herzen zu hören. Und dahin werdet Ihr sie führen, wenn Ihr selbst bereit dazu seid.", da war er sich plötzlich ganz sicher. Aber besser, er hielt jetzt wieder den Mund.
Jakob erhob sich. "Wenn Bruder Zlatko es zulässt, werde ich gern mit Eurem Leibwächter die Klingen kreuzen.", wechselte er zurück auf das weniger unerfreuliche Thema und deutete eine Verbeugung über die zum Kelch geformte Rechte an der Brust an. Er selbst fühlte sich durchaus in der Lage dazu. Das Bein schmerzte, aber es war noch dran. Wie zur Bestätigung belastete er beide Beine bewusst gleichmäßig.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

Allerdings. Der Großmeister hatte keinen Schimmer aus welchen Verhältnissen der junge Mann vor ihm kam. Er wusste nicht einmal welche Verhältnisse es in dessen Heimatwelt überhaupt gab. Aber er wusste es war Zeit für Musikunterricht gewesen und merkte, wenn jemand seit Kindesbeinen mit dem Schwert trainiert wurde. Nichts was man sich mal eben leisten konnte, zumindest konnte er es sich nicht anders vorstellen.

Die Veränderung in Jakob war zu bemerken. Der Junge hatte ganz offenbar an Selbstvertrauen gewonnen, nur weshalb verschloss sich dem Oberhaupt des Ordens. Er machte sich weder Gedanken über die Farbe seiner Augen, obwohl er sie gestern bei seiner Tochter gesehen hatte, noch saß er sich mit Sokolov über die Narbe im Bart irgendwie verbunden oder gezeichnet. Man hatte zumindest eine Einigung erzielt und war bereit mehr daraus zu machen. Den Rest würde das ewige Feuer zeigen.
Auf den Gruß spannte auch Lothar die Muskeln an, löste sich von seinem Schreibtisch und erwiderte ähnlich – die zum Kelch geformte Recht an die Brust. Der Knappe brannte. Ein paar Herzschläge sah er ihm dabei zu. Vielleicht sollte Lothar nicht beim Einschlafen im Bett grübeln, sondern aktiv den Rat im Gebet suchen. Das Feuer aufsuchen und im Gebet versinken. Ja, das sollte er tun. Genau dort im Gebet saß er, als er vor gefühlt Ewigkeiten zum ersten Mal mit Jarel zusammentraf. Ein kaum merkliches Nicken zu seiner eigenen Erkenntnis, als der Gong zur Mittagsmesse schlug und den Augenblick beendete. Es war Zeit aufzubrechen.

Es kam wieder Bewegung in den Großmeister: „Heute Abend ist Bernard wieder munter.“ Der Gute hatte schließlich Nachtschicht. Wie weit dieses Unterfangen sinnvoll ist, wird Bruder Zlatko entscheiden. Da sollte man sich nicht einmischen. Aber jetzt nur Messe. Man erwartete ihn.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 664
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob ließ den Brief in seiner Kleidung verschwinden und sah den Großmeister noch einen Augenblick lang forschend an, als könne er dessen Gedankengang auf seiner Stirn nachvollziehen. Das Feuer ging manchmal eigenwillige Wege und sein Wille war nicht einfach zu deuten. Beten war da oft ein guter Weg.
"Mit Eurer Erlaubnis bringe ich den Brief gleich zu meinem Rittervater." Ohne Umweg über die Mittagsmesse. Jakob rang sich ein schiefes Lächeln ab. "Ich möchte ihn sehen." Lebendig, wohlauf und ohne Pelz. Und mit ihm sprechen, das ganz nebenbei. Auch wenn er wusste, dass Jarel diesem Gericht ebenso rat- und hilflos entgegensehen musste, war der Mann nach wie vor Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Sein Problemlöser und Anker. Das sich das unter Umständen auch schon mal umkehrte, nahm Jakob nicht wirklich wahr.
"Zur Abendmesse bin ich zurück." Und dem Abendessen sowie dem Duell mit Bernard, so das Feuer wollte. Wieso er Lothar diese Zusicherung gab, wusste er selbst nicht so recht. Es fühlte sich einfach richtig an.

weiter
Zuletzt geändert von Jakob von Nagall am Dienstag 4. Juni 2024, 06:15, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 234
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

Natürlich möchte der Knappe seinen Rittervater sehen und sprechen, deshalb war er der Bote. Lothar von Tretogor nickte gütig, beinahe väterlich. Den Gruß der Flamme zur Verabschiedung hatten man sich bereits gegeben, sodass er ihn mit einer schlichten, aber nicht unhöflichen Geste entließ.

Der Leibwächter vor der Tür Stormin Bangert war großgewachsen und breitschultrig, sodass man ihm Skelliger Vorfahren nachsagte. Sein Gesicht zierte ein riesiger rotbrauner Vollbart, während seine langen Haare immer dünner wurden. Als Jakob endlich heraus kam war er erleichtert. Im Gegensatz zum Knappen würde er die Messe besuchen und den Großmeister dorthin begleiten. Notfalls schleifen. Was machte der nun wieder so lange?

Lothar hatte sich noch einen Cognac eingeschenkt – nur ein kleines Schlückchen – und begann zu planen: Die Messe, im Anschluss Worte zur vergangen Nacht und wie es mit Moore weiter ging. Er sollte heute noch nach Liam schicken und mit diesem über Nowigrad reden; ob er Beweise sichten wolle und Jarels Klingenmeisterposten übernehmen. Abreisen könnten sie frühestens Donnerstags, wenn Jakob seine Gesangspflichten erfüllt hätte. CvT würde sich das nicht nehmen lassen, da könnte er noch so drängeln. Oder sollte er den Knappen hier behalten sowie Moore? Nein, besser nicht. Ob sie bei Wenzel besser aufgehoben sind? Nach dem Rat müsste er endlich einen Brief an den Großkomtur aufsetzen.

Bangert räusperte sich, trat an Lothar heran, zupfte ihm die Roben zu recht und scheute ihn endlich zur Messe.
Antworten