Vor der Stadt, nahe der Brücke

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
Benutzeravatar
Reuven von Sorokin
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 508
Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
Lebenslauf: Reuven

Bild

-------------------------------------------------------------
von/nach: ein Haus in Ferneck -> ausserhalb von Ferneck
Datum: 16. September 1277 Abends
betrifft: Sarray, Seren, Ljerka
-------------------------------------------------------------

Nach seiner Behandlung hatte sich Reuven zuerst noch eine Weile in der Stadt herumgetrieben, er hatte keine Schmerzen, und auch wenn er sicher nicht zu den besonders vorsichtigen Männern gehörte sah er doch ein, dass der Verband bleiben musste. Er nahm sowohl die Behandlung als auch die Vorschriften der Zwergin ernst. So viele Jahre hatte er nach einer Möglichkeit der Heilung gesucht, so viele Jahre war er halb blind durch die Gegend gelaufen und diese eine Verletzung hatte ihm wohl so manche weitere eingebracht, die vollkommen unnötig gewesen wäre. Nun war die Heilung nur wenige Tage entfernt.
Er machte noch einen Abstecher auf den Markt, viel Geld war ihm nicht geblieben, aber er besorgte noch ein paar Dimertiumfesseln, vielleicht konnte man die noch brauchen.
Dabei erinnerte er sich an den Werwolf, den er vor nun fast 15 Jahren hier erschlagen hatte. Auf dem Platz des Hierarchen hatte er ihn gestellt. Glück und Pech zugleich. Auch damals war, obwohl tiefste Nacht, noch genug los gewesen, dass er Publikum gehabt hatte und sie hatten ihn bejubelt. Sie hatten ihn als Helden gefeiert, denn er hatte, auch wenn viel zu Bruch ging, eine nächtelange Mordserie beendet. Und in der Folge hatte er sich die falsche Frau gesucht für etwas Entspannung, Sicher war nicht nur die eine falsch gewesen, alle anderen sicher auch, aber nur einmal überraschte sie der Ehemann, er verfing sich in seiner Hose und er brach ihm die Nase.
Und dass das seinen Geruchssinn beeinträchtigt hatte bemerkte er viel zu spät, nämlich als das Nest der Krabspinne explodierte statt brav wie geplant nur zu schwelen.
Und der Rest war bekannt. Die Pechsträhne ging unvermindert weiter. Ein Auftrag nach dem anderen scheiterte bis er bis auf die Schwerter und das Medaillon alles verloren hatte. Und fast sah es wie ein Zeichen aus, dass es nun wieder ein Werwolf sein sollte, der ihn auf seinem Weg nach oben begleitete.
Auch wenn er nun auch die Schwerter verloren hatte, er hatte immerhin wieder ein Pferd und eine Hose, man musste schon um weniges dankbar sein, und bald sein Augenlicht wieder, vielleicht auch den Geruchssinn.

Und so war Reuven im Grunde viel zu früh am Treffpunkt, doch er würde warten, noch ein wenig meditieren und Kräfte sammeln und ansonsten auf den Abend warten. So ein wenig Ruhe und Frieden würde auch ihm gut tun.
Benutzeravatar
Sarray Cestay
Spieler Level 3
Spieler Level 3
Beiträge: 487
Registriert: Mittwoch 20. April 2022, 22:38
Lebenslauf:

Sarray war an dem Tag sogar noch aufgekratzer gewesen als sonst.
Sie hatte versucht sich vorzubereiten. Irgendwie. Aber wie bereitete man sich auf einen Werwolf vor? Kletterübungen? Schwertübungen? Nun, das fiel ohnehin aus. Sie hatte kein Schwert.
Das Weglaufen üben? Vielleicht nicht die schlechteste Wahl. Immerhin war sie recht flink auf den Beinen.
Der Nachmittag war auf diese seltsame Art schnell und gleichzeitig langsam vergangen die es an sich hatte, wenn man etwas herbeifieberte und doch fürchtete.
Nun näherten sich die beiden ungleichen Frauen dem Treffpunkt. Sarray trug eine helle Lederhose und ein festes Lederwams über einem hellen Leinenhemd. Ihre Füße steckten in halbhohen, dunklen und weichen Hirschlederstiefeln. Am Gürtel trug sie eine Sichel und – in Ermangelung einer anderen Waffe – ein Küchenmesser. Um die Taille geschlungen ein Seil. Wenn es brenzlig wurde half ihr das vielleicht, auf einen Baum zu entkommen.
„Er meditiert.“, bemerkte die kleine Blondine unnötigerweise flüsternd. Sie hielt einen Baum früher an und setzte sich auf ihre Füße. Wenn sie noch Zeit hatten, konnte sie auch gleich beten. Göttlicher Beistand konnte nie schaden.
„Ich hab etwas Angst.“, flüsterte sie Ljerka zu. „Und du?“
Benutzeravatar
Ljerka-Ilmatar Veskewi
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 214
Registriert: Samstag 2. April 2022, 12:55
Lebenslauf: Ljerka

Ljerka war ruhiger geblieben, sie hatte ihr altes Kettenhemd herausgeholt, es war mittlerweile an vielen Stellen geflickt und sie hatte sich ihr Schwert umgeschnallt, allerdings ein kurzes, kein Anderthalbhänder wir die Waffe, die der Hexer anscheinend bevorzugte.
Und bei all der Aufregung waren sie zu früh dran, der Hexer allerdings auch. Er kniete unter einem Baum, ganz wie etwas mehr als eine Woche zuvor Jarel. Nur dass sich so weit draußen keine Zuschauer gefunden hatten. Zum Glück.
Sie hatte deutlich das Bild vom Nachmittag vor Augen, die Kommentare, die Anspannung war spürbar gewesen.
Auch sie hatte von Ehrendorf gehört, angeblich hatte ein Hexer ein ganzes Dorf ausgelöscht, aber das waren nur Gerüchte. Auch von Blaviken und Iello hatte man gehört, alles Gräueltaten, die man Hexern zuschrieb, aber wie viel davon entsprach der Wahrheit? Das würde sie jetzt nicht klären. Sie hatte noch die Worte dieses Hexers im Ohr, dass nicht alles frei erfunden war. Doch jetzt war nicht die Zeit, ihn danach zu fragen.
"Ja, ich habe auch Angst. Dass habe ich immer gehabt, auch im Krieg. Wer keine Angst hat ist schon so gut wie tot."
Erst jetzt dachte sie daran, dass es vielleicht besser gewesen wäre Sarray von Jarel zu erzählen, aber sie fand es nicht richtig, das ohne sein Einverständnis zu tun und sie hatte ihn nicht gefragt ob es in Ordnung wäre.
Benutzeravatar
Reuven von Sorokin
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 508
Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
Lebenslauf: Reuven

Er hörte vertraute Stimmen, doch sofort kam er nicht aus seiner Trance, einen Moment brauchte es, bis er wieder vollkommen im hier und jetzt weilte.
die Meditation half ihm auch, die bisherigen Verwundungen zu regenerieren, auch das Auge würde schneller heilen. Fast glaubte er, den Verband sehen zu können, als er die Augen aufschlug und das erfüllte ihn mit Freude. Wie viele Jahre er sich nur wie ein halber Hexer gefühlt hatte, mit seinen Einschränkungen, das würde sich bald ändern.
Er schlug die Augen auf... besser das eine, das andere war vom Verband bedeckt, und sah die Zwergin und die Soldatin. In Lederwams und Kettenhemd. Eine bessere Eskorte konnte man sich wohl nicht vorstellen. Er wusste durchaus, das Frauen nicht weniger wehrhaft sein konnten als Männer und er würde nie ihre Schlagkraft unterschätzen.
Den geliehenen Dolch trug er vorne am Schwertgurt, das Temerische Schwert trug er auf dem Rücken.
Das eigentlich gemietete Pferd, dass er mittlerweile als seine betrachtete graste unweit und war nicht weggegangen. Er begann das Tier zu mögen, es hatte alle notwendigen Eigenschaften, die ein Hexer brauchte. Nun musste nur der Trank gegen den Wolfsfluch helfen.
Langsam löste er sich aus der Meditationshaltung und ließ sich, statt aufzustehen rückwärts in Gras fallen. Noch bestand kein Grund, gleich in Aufregung zu verfallen, zumal sich die Zwergin auch eben gesetzt hatte, die Grauhaarige stand noch immer, aber als sie sah, dass der Hexer aufgewacht war setzte auch sie sich ins Gras.
Benutzeravatar
Sarray Cestay
Spieler Level 3
Spieler Level 3
Beiträge: 487
Registriert: Mittwoch 20. April 2022, 22:38
Lebenslauf:

Sarray grinste.
„Wir sind da.“, erklärte sie überflüssigerweise und forsch. „Jetzt kann dir nichts mehr passieren. Wir passen auf dich auf.“
Frech hob sie das Kinn und krauste das Näschen.
Wie immer versuchte sie ihre Unsicherheit mit der Fassade von aufgeblasenem Selbstbewusstsein zu überdecken.
„Kann ja nicht zulassen, dass einer meine Arbeit ruiniert.“
Benutzeravatar
ERZÄHLER
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 540
Registriert: Samstag 6. November 2021, 15:47
Lebenslauf:

-------------------------------------------------------------
von/nach: Taverne "The Black Horseman"-> ausserhalb von Ferneck
Datum: 16. September 1277 Abends
betrifft: Sarray, Reuven, Ljerka
-------------------------------------------------------------

Trotz aller Umwege kam er irgendwann am vereinbarten Treffpunkt an, doch er fühlte sich weniger aufgekratzt als noch am Morgen und in der Nacht zuvor. Auf seinen Zügen stand zwar die Müdigkeit, aber da lag auch Entschlossenheit in den Bernsteinaugen, als er die Brücke mittig gehend überquerte. Ob er dieses Selbstvertrauen mit dem Wolf wieder verlieren würde? Er würde es vermissen, so viel war klar, aber klar war auch, dass viele seiner Eigenschaften erst mit dem Fluch gekommen waren. Vorher war er ein schüchterner, fast ängstlich zu nennender Mann gewesen, bitter gegen die Welt, doch sich ihren Ungerechtigkeiten niemals entgegen stellend. Zumindest dies hatte der Wolf geändert und Seren hoffte inständig, dass er sich einen Teil davon bewahren konnte. Nur das Morden wollte er nicht mehr. Die Wut und die Fleischgier. All das teuflische der Bestie, die in seiner Brust lauerte und lauter knurrte, je tiefer die Sonne sich senkte. Doch noch hielt ihn das Hemd in seiner Haut und vorerst würde er es auch nicht ablegen.
Jenseits der Brücke fand er sehr schnell Reuven, doch er war nicht allein. Seren krauste die Stirn und musterte die beiden Frauen, die mit dem Hexer im Gras saßen, mit einer Mischung aus Neugier und Ablehnung. Nicht weil sie Frauen waren, nicht mal weil eine von ihnen offensichtlich ein Anderling war, sondern eher, weil er niemanden in der Nähe haben wollte. Wenn das hier schief ging, konnte er für nichts garantieren. Er wandte den Kopf und sah zu Reuven, wobei sich seine Augen noch weiter verengten. Ein Verband am Kopf? Wollte er ihn verarschen?
"Ist das deine Eskorte? Und was ist mit dir passiert?", fragte er mit dem Daumen auf die Frauen weisend und konnte dabei die Zweifel nicht ganz aus der Stimme vertreiben. Wieso geriet er auch ausgerechnet an einen Katzenhexer? Besonders professionell kam der ihm bisher nicht vor und jetzt schränkte er seine Sicht auch noch weiter ein, indem er sich den Schädel halb einpacken ließ. Mal abgesehen davon, dass er andere mit sich und damit in Gefahr brachte. Frauen! Ausgerechnet. Serens Wolf LIEBTE Frauen. Vor allem ihre warmen Herzen, frisch aus dem Leib gerissen.
Benutzeravatar
Reuven von Sorokin
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 508
Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
Lebenslauf: Reuven

Die Die beiden Frauen hatten Angst, er konnte es ihnen nicht verdenken. Er konnte ihre Herzen schlagen hören, ihren schnelleren flacheren Atem. Und sie zwangen sich zur Ruhe. Und die Zwergin versicherte ihm, dass sie auf ihn aufpassen würde. Ein wenig rührte es ihn tatsächlich. Zumindest rang es ihm ein Lächeln ab.
Dann gesellte sich ein weiterer Schritt hinzu. auch in seiner menschlichen form bewegte er sich weich und selbstsicher, die Art wie er abrollte, wie er in der Mitte der Brücke ging... seine Haltung, all das zeugte von Selbstsicherheit, und er tat das nicht weil er gut Schauspielerte, sein Atmen und sein Herzschlag verrieten, dass er es auch war. Er stellte sich seinem Schicksal, aber warum bei allen verdammten Göttern konnte er nicht aufhören zu kritisieren.
Reuven stand auf, schnell, leichtfüßig. Die Meditation schien alle bisherigen Verletzungen ausgelöscht zu haben. Natürlich war dem nicht so, aber sie heilten und zumindest für den Moment spürte er nichts davon.
"Das ist meine Eskorte. Ljerka Veskewi ist kriegserprobt und Sarray Cestay... sie ist eine Zwergin, mit denen ist ohnehin nicht zu spaßen. Bessere Kampfgefährten kann sich ein Hexer kaum wünschen." 'außer er hat einen dressierten Ghul' fügte er in Gedanken hinzu. Er hätte ihn vielleicht 'Boris' genannt, hätte er lange genug überlebt. De Gefallen tat er ihm aber nicht. Einem Ghul, der einem Hexer gehorchte war in dieser Welt einfach kein zu langes Leben beschieden.
Was mit ihm geschehen war, aber darum ging es nicht im eigentlichen Sinne. Seren glaubt nicht, dass es funktionieren würde, die Skepsis stand ihm ins Gesicht geschrieben. Aber der Hexer bezog es weniger auf sich. Und er fragte sich warum er sich rechtfertigen musste. Hatte der Wolf das trübe Auge zuvor nicht bemerkt?
Aber er hatte keine Lust.
Mit Ablehnung und Vorurteilen kam er klar und er lebte damit seit er als Hexer auf die Welt losgelassen worden war und er selbst hätte wohl behauptet es ging ihm am Arsch vorbei. Allerdings stimmte es nicht ganz. Auch er hoffte irgendwo, dass er mit dem was er tat Gutes bewirkte.
Trotzdem würd er nicht anfangen, sich zu rechtfertigen, dass er sein Auge reparieren lassen musste, dass er auch keine Lust gehabt hatte zu warten, denn jeder Tag mit nur einem Auge war einer zu viel. Vielleicht wäre es besser gewesen, aber er hatte auch tatsächlich nicht dran gedacht.

Ljerka hatte sich umgedreht, sie blieb ruhig stehen, als der Hexer sie vorstellte. Sie hatte es nicht nötig, sich größer zu machen. Ihre Hand ruhte aber ruhig auf dem Griff ihres kurzen Schwertes. sie musterte den Mann aufmerksam, der nichts mit Jarel gemein hatte, außer vielleicht der Größe. Er war Jünger, hatte helle Augen, aber er wirkte nicht unfreundlich. Auf der Straße hätte sie ihn aber vielleicht einfach übersehen. Dennoch wirkte er nicht wie einer, in dem ein solcher Fluch schlummerte, und sie überlegte wie der bei ihm wohl aussehen mochte. Ein großes Tier wie bei dem Ritter, nur vielleicht eine andere Fellfarbe? Oder ein groteskes Mischwesen, wie in den Bilderbüchern?

Der Hexer kannte die Antwort.
Er ließ den Blick kurz über die Anwesenden gleiten, und über die Umgebung. Es war kein Mensch da, der störte. Er holte eines der Fläschchen hervor und hielt es Seren hin.
"Es ist vollkommen egal was du von mir hältst und ob du dran glaubst oder nicht. Die Wirkung hängt davon nicht ab. Trink das aus... dann sehen wir weiter."
Er blieb nahe genug bei ihm sehen um ihn im Auge behalten zu könne, und um in Reichweite des Dolches zu sein, den er nun zog.
"Wenn es nicht wirkt... mach ich es schnell und schmerzlos." Er würde ihm beim ersten Anzeichen des Wolfes die Kehle durchschneiden, er hatte gar nicht vor, sich auf einen langen Kampf einzulassen. Die Frauen waren nur dazu da, ihn im Ernstfall wegzutragen, denn er wusste wie schnell und wehrhaft auch der Wolf sein konnte, aber er zweifelte keinen Moment daran, dass er ihn schnell genug töten konnte ehe er einer der beiden oder irgendwem sonst gefährlich werden konnte. Irgendwem außer ihm.
Benutzeravatar
Sarray Cestay
Spieler Level 3
Spieler Level 3
Beiträge: 487
Registriert: Mittwoch 20. April 2022, 22:38
Lebenslauf:

Sarray erhob sich mit gerecktem Kinn. Sie versuchte sich tatsächlich größer zu machen und ihre Hand ruhte auf …
…dem Griff eines Küchenmessers. Na, wenn das mal keine effektive Bewaffnung war.
Ihr Herz schlug ihr bis zum Halse. Auch wenn sie nicht gewusst hätte, dass diese Person ein Werwolf war, wäre sie ihr unangenehm gewesen. Mehr als nur unangenehm. Allein wie er sie und Ljerka ansah.
Am liebsten wäre sie jetzt schon auf dem Baum verschwunden.
Blos nichts anmerken lassen.
Benutzeravatar
ERZÄHLER
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 540
Registriert: Samstag 6. November 2021, 15:47
Lebenslauf:

Dem Hexer gefiel scheinbar auch nicht, wie Seren daher kam, aber er machte gute Miene zum ewig gleichen Spiel und versprach es kurz und schmerzlos zu machen. Mit einem Durchatmen nahm der Mann das Fläschchen entgegen und leerte es in einem Zug, bevor er es sich noch anders überlegte. Nun hieß es warten, doch die Sonne küsste bereits den Horizont und es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis die Nacht ihr Tuch über den Himmel zog. Seren blickte hinauf, suchte und fand den Abendstern, den ersten Punkt am Himmel. Er hatte sich immer vorgestellt, einmal, nach dem Tod, dort zwischen diesen Sternen wieder zu erwachen, umgeben von den Millionen Lichtern wie in einem Haufen Glühwürmchen. Heute, Jahre später, zweifelte er irgendwie daran, dass die Klinge des Hexers ihn zu den Sternen schicken würde. Er wusste nicht so recht, was er erwartete, aber Schönheit und Lichter sicher nicht. Eher Dunkelheit und ein weites Nichts. Kälte vielleicht. Oder Strafe für seine Taten.
Er senkte den Blick, betrachtete die beiden ungleichen Frauen. Die Kleine wirkte, als wünsche sie sich ein Loch im Boden oder wahlweise einen hohen Baum. Die Soldatin machte einen etwas gelasseneren Eindruck, so in Kettenhemd und mit Schwert. Einer seiner Mundwinkel zuckte in ein kurzes, trauriges Lächeln. Er wusste viel zu genau, was die Klauen des Wolfs mit einem Kettenhemd anstellten, zumal einem, das bereits Löcher hatte. Der Baum wäre definitiv die bessere Wahl - sein Wolf war kein Kletterer. Er schüttelte den Baum eher so lange, bis das Opfer herab kam wie eine überreife Pflaume.
Er schüttelte die Gedanken ab, blickte zur Sonne, die vom Horizont allmählich verschluckt wurde und streifte schließlich auch das Hemd ab. Die Hundspetersilie hatte ihre Spuren auf seiner Haut hinterlassen - rote Flecken, Pustel und Striemen, wo er auf den Pflanzensaft reagiert oder die Fasern gescheuert hatten. Dazu Kratzer seiner eigenen Nägel, Zeichen dafür, dass er das Jucken nicht immer ertragen hatte. Es war befreiend, das fürchterliche Ding endlich los zu werden - doch nicht nur für ihn selbst. Etwas geschah, er konnte es fühlen.
Die Sonne schickte ein letztes Blitzen zu den vier Menschen.
Seren schloss die Augen, fühlte in sich hinein, fühlte den Wolf, der sich auf leisen Sohlen anschlich. Er war noch da, er verlangte nach Freiheit - es hatte nicht funtioniert. Der Gedanke schoss Seren siedend durch den Kopf, seine Lider schnellten empor, die Augen des Menschen richteten sich auf die beiden Frauen.
"Lauft.", hörte er sich sagen, dann setzte er sich selbst in Bewegung, allerdings in die Gegenrichtung.
Weg von der Beute.
Weg von der Stadt.
Weg vom Hexer.
Purer Selbsterhaltungstrieb ließ ihn rennen, gesteuert von einer Macht, die größer war, als der ängstliche Mensch.
Weit kam er nicht.
Serens Körper wurde wie von einer äußeren Kraft ins Hohlkreuz geworfen, jeder Muskel spannte sich zum Bersten an, der Kopf in den Nacken gezerrt. Unaufhaltsam schob sich der Wolf in den Menschen, stülpte sich von innen heraus, brach Knochen und dehnte Sehnen - verschob die ganze Gestalt hin zu einer grotesken Mischung aus Mensch und Tier, welche die lange Schnauze zum Himmel reckte und ein lang gezogenes Heulen ausstieß.
Er wieder frei! Er war wieder Jäger!
Er war er. (98/100)
Seren hielt inne und das ganze Biest mit ihm. Er hörte seine eigenen Gedanken, fühlte noch immer die Gefühle des Menschen, war sich seiner bewusst und sicher. Er hatte nur die Form geändert, doch das Wesen war noch das Selbe. Etwas hatte der Trank bewirkt, wenn auch nicht, was der Hexer beabsichtigt hatte. Die lange Schnauze schwenkte herum, die Bernsteinaugen suchten die Menschen - suchten vor allem Reuven, der ihm todsicher nach gesprungen war, um seine Pflicht an Seren zu erfüllen.
All dies geschah in Bruchteilen von Sekunden, Zeit genug für den flinken Mutanten.
Das Biest hob die Hände reflexartig, um sich vor dem Angriff zu schützen (33/100), doch nicht um selbst anzugreifen. Viel wundersamer: es ließ sich auf die Knie fallen, die Hände offen und doch abwehrend vor dem Schädel erhoben. Er war nicht erlöst, aber er war kein Tier mehr. Er würde seinem Tod ehrenvoll entgegen sehen.
Benutzeravatar
Reuven von Sorokin
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 508
Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
Lebenslauf: Reuven

Reuven war schnell bei ihm, sehr schnell. Er war ein Hexer, dazu gezüchtet, dass es kaum ein Wesen an Reaktionszeit mit ihm aufnehmen konnte, außer vielleicht den Monstern, die er jagte. Und er hatte sich darauf vorbereitet, und auch wenn er dieses mal keinen Trank geschluckt hatte, trotzdem war er im Kampf so sehr fokussiert auf den Gegner, dass man es auch mit einem Tunnelblick verwechseln konnte. Er würde Zuende bringen womit er begonnen hatte. Und so hatte er ihm den ersten Stich bereits beigebracht im gleichen Moment als er die Enttäuschung in Seren's Blick sah, aber da war der Wolf schon weg und in der Verwandlung bemerkte dieser die Wunde nicht einmal, sie war nicht tief, nicht tödlich, aber er kam nicht weit, denn schließen würde sie sich auch nicht, denn es war Silber, dass sie verursachte hatte.
"Scheisse."
fluchte der Hexer, setzte ihm sofort nach und war nur einen halben Augenblick später wieder bei ihm. (95/100)
Er hatte sich verwandelt, es hätte nicht sein dürfen. Es hätte funktionieren müssen. Hatte es aber nicht.
Schneller als ein Mensch reagieren konnte vollendete was er begonnen hatte. Ein Stich in das Wolfsherz.
Zu schnell.

Ljerka hatte zugesehen, wegsehen konnte sie nicht. Sis sah, wie der junge Mann das Hemd auszog. was es bewirken sollte wußte sie nicht, aber es hatte Spuren auf seiner Haus hinterlassen. Musste sie raten, stammten die Fasern von der Hundspetersilie. Das Zeug war giftig, sorgte für Hautausschlag, eine andere Wirkungen kannte sie indes nicht.
Und als hätte das Hemd ihn irgendwie zurückgehalten setzte die Verwandlung ein. ihr stockte für einen Moment der Atem, der Mann war jung, sah Jarel nicht einmal entfernt ähnlich und doch sah sie in dem Moment den Ritter vor sich, er krümme sich, Haut riss und wurde zu Fell. Sie bemerkte dabei gar nicht, wann sie Sarray eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, nun drückte sie zu, hielt sie fest. Nicht um sie wirklich festzuhalten, aber um irgendetwas musste sich ihre Hand schließen.
Dieser junge Mann verwandelte sich nicht in einen großen schwarzen Wolf, er wurde zu einer furchterregende Halbgestalt. Wieder gelang es ihr, alles bei sich zu behalten und nicht unter sich zu machen. Sie war Kriegserprobt, hatte Blut spritzen sehen, und doch war das etwas anderes. Aber auch das hatte sie schon einmal gesehen, nur wenig anders, aber sie behielt die Fassung, und auch wenn es sie Überwindung kostete, sie sah hin.
Und so entging ihr auch nicht, dass seine Augen die gleichen geblieben waren, wenigstens der Ausdruck.
Er warnte sie noch, das hätte ein Monster nie getan, und er ging in die Knie, wollte sich schützen, da war der Hexer schon bei ihm, wollte ihn töten. Sie musste einschreiten.

Eine Hand hatte seinen Arm gepackt, die Hand steckte in einem Lederhandschuh und trug darüber ein Kettenhemd. Die Hand gehörte Ljerka.
"Nein, Hexer. Sieh ihn dir an!"
Sie war zur direkten Anrede gewechselt, ein Umstand, den Reuven nicht bewusst registrierte, den er aber wohl kopieren würde.
Seren kniete noch immer in seiner Werwolfform vor ihm, wollte sich vor dem letzten Hieb schützen, aber dazu war es längst zu spät, der Dolch steckte.
Und diese Frau hatte den Mut, sich zwischen sie zu stellen, zwischen Hexer und Monster.
"Das ist kein Monster... sieh ihn dir an... Sieh seine Augen! ...und du tötest doch nur Monster. Er muss nicht sterben."
Sie hatte nicht gesehen, dass es bereits zu spät war.
Der Dolch war aus Silber, selbst wenn er ihn nun herauszog würde sich die Wunde nicht mehr schließen, er hatte auf das Herz gezielt und getroffen.
"Es ist zu spät." murmelte Reuven mit belegter Stimme, auch ihm war nun klar geworden, dass Seren im Herzen Seren geblieben war.
"Es ist nicht zu spät, lass ihn am leben..." flehte die Frau und erst dann schien sie zu bemerken, was aus der Brust des Wolfes ragte.
Ihr Blick verengte sich und wurde von einem Augenblick zum nächsten eiskalt.

"Das einzige Monster hier bist du."
Und sie wandte sich ab, ließ ihn stehen, kniete sich zu Seren.
Wenn der Mann schon sterben musste, dann zumindest nicht alleine.
Tränen füllten ihre Augen. Hass auf den Hexer, Trauer um den in ihren Augen Unschuldigen.
Benutzeravatar
Sarray Cestay
Spieler Level 3
Spieler Level 3
Beiträge: 487
Registriert: Mittwoch 20. April 2022, 22:38
Lebenslauf:

Sarray war wie angewurzelt stehen geblieben. Erst jetzt, als Ljerka sich neben Seren kniete, näherte sie sich. Sie blieb neben Reuven stehen. Es war ihr Dolch. Saryns Dolch. Und er steckte in der Brust des Werwolfes. Die Zwergin gab einen trockenen würgenden Laut von sich.
Ob das richtig gewesen war?
Sicher. Es war ein Werwolf. Wäre er am Leben geblieben, hätte er irgendwann getötet.
Verwundert sah sie zu Ljerka. Was war denn mit ihrer Freundin los?
Verstört blieb sie bei Reuven stehen. Dieser Blick von Ljerka… Hatte sie den Mann gekannt und es ihr nicht gesagt?
Stumm und mit großen Augen legte sie Reuven eine Hand auf die Schulter und betrachtete die Szene.
Antworten