Orden der Flammenrose | Versammlungshalle

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Lothar von Tretogor
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Lebenslauf: Lothar

Auch Lothar musste bei den Worten des Großmarschalls nickten, wenn auch kaum merklich, dennoch betrafen sie ihn vielleicht mehr als die anderen Meister im Saal. Sein Vertrauen war gebrochen worden. Ein Vertrauen, das er seinen Leibwächtern im Schlaf schenkte. Moore hat sich ihm nicht anvertraut, in so vielen nicht. Verletzte Eitelkeit? Ja, aber dennoch mehr. Lothar wusste wie lange dieser Fluch schon auf Moore lag, wusste dass dieser von Anfang an versteckt wurde. Er spürte wie sich seine Finger kräftiger um die Armlehnen schlossen, um nicht so viel Regung zu zeigen. Aber wer ihn etwas besser kannte, konnte sehen, dass es in ihm wild brodelte und er wusste noch nicht, wie viel er davon zeigen sollte.

Der Großmeister schätzte Thobald von Dermeringen, man war ganz sicher nicht immer einer Meinung, aber man konnte stets gesittet darüber streiten und am Ende hatte man eine Art Ergebnis. Könnte er ihn für Jarel gewinnen, hätte er wohl den Großteil der Anderen. Ein Aufschub. Ein Verräter im Orden. Aber es war Klingenmeister Ralt, der sich nun erhob. Bei dem wussten alle auf wessen Seite er stand. Er hielt von Tretogor nicht für den gläubigsten aller Großmeister, aber Ralt hatte ihm seine Treue geschworen und würde erst davon weichen, wenn die Flamme ihn holte.

„Bevor noch mehr Fragen aufkommen…“, begann Ralt weder besonders laut noch leise. „...verlese ich noch einmal den offiziellen Bericht über die Ereignisse der letzten Nacht, damit wir alle auf dem gleichen nüchternen Stand sind und all die aufkommenden Gerüchte der Übertreibungen in Vergessenheit geraten.“ Der Klingenmeister ließ seine erfahren Augen über die Meister, Ritter Rilmitz im Hintergrund, die Erzpriesterin und den jungen Knappen schweifen. Was machte der noch hier? „Marcin, raus! Sofort!“ Marcin wusste es wohl selbst nicht. Wahrscheinlich war es einfach die Unsicherheit, der Schock so nahe an einem Werwolf zu sein, die giftigen Blicke des Rittmeisters oder die makaberen Gedanken des Großsplitters, die ihn in Starre verletzt hatten. Die Anweisung Ralts war dabei dankbar einfach, sodass der Junge so schnell wie möglich die Ratskammer verließ, um sich von den aufgestellten Wachen davor davon scheuen zu lassen.
Erst dann begann Ralt: „Gestern zu nächtlichen vierten Stunde erklangen die Alarmglocken des Melitele-Tempels…“ Für ein paar Herzschläge suchte er den Augenkontakt zur Priesterin, ob man sich soweit zumindest einig war. „Wir - Rilmitz, von Gschwend-Eibe, Badraine - machten uns samt der Knappschaft unter meiner Führung sofort auf den Weg. Ser Badraine und Knappe sowie von Geshwend-Eibe samt Knappe umrundeten den Tempel von zwei Seiten, Ser Rilmitz betrat ihn, um sich ein Bild der Lage zu machen und traf somit als Erster ein. Laut seiner Aussage war der Werwolf bereits im Hof anzutreffen und suchte nach einer magischen Entladung die Flucht.“

Ritter Rilmitz trat darauf vor, salutierte, schlug den Kelch zum Gruß und senkte vor all den Meistern sein Haupt: „So war es, Ser. Die Bestie – Moore – hatte zu dem Zeitpunkt beinahe eine Priesterin zerfetzt, wäre ihr nicht ein Besen in die Quere gekommen und verbreitete vor dem Waisenhaus Angst und Schrecken, bevor unsere Ankunft sie in die Flucht schlug und den Tempelhof durch die Friedhainmauer verlassen ließ.“

Klingenmeister Ralt nickte das ab, während Ritter Rilmitz für weitere Fragen stehen blieb, bevor Ralt fortsetzte: „Von dort nahm von Geschwend-Eibe die Verfolgung des Werewolfs auf, während dieser von Badraine vor die Armburst lief. Nachdem ein Schuss ihn nicht aufhalten konnte, nahm Knappe Äppelain die Verfolgung auf und jagte ihn in Fluss.“
Die genauen Umstände ließ Ralt mal aus, dass der Knappe schwer verletzt war, das wussten alle und Ralt schwang dazu über, dass sie später die Nachricht von Hauptmann Mais erreichte: man hätte Ritter Moore sicher gestellt und auf Wunsch der Melitele-Kirche übergeben. Zu schaden kam zum Glück außer den Knappen niemand, auch nicht auf Seiten der Bevölkerung. Der Orden müsste den Verlust einer Stute verkraften. Wobei Ralts Augen kurz fragend auf Moore gingen. Hatte er sie wirklich gefressen? „Was woher im Tempel genau passiert ist, wissen wir nicht.“ Kornelius Ralt wartete noch ein kleinen Moment und nahm wieder seinen Platz ein.

„Deshalb habe ich die ehrwürdige Mutter Valeria Erzpriesterin der Melitele zu Wyzima gebeten, sich heute unseren Fragen zu stellen“, erklärte der Großmeister schließlich ihre Anwesenheit und zuckte leicht. Jeder im Raum wusste, dass Lothar beim Reden lieber im Raum um herlief, aber sich gerade zusammenriss sitzen zu bleiben. „Sie kann uns mitteilen, was vorher passierte und warum sie einem Mann, der ihre Gastfreundschaft derart verletzte und ihre Priesterinnen sowie Waisenkinder auf undenkbare Weise bedrohte, dennoch Kirchenasyl gewährte, um ihn eine weitere Nacht in mitten ihrer Liebsten zu beherbergen.“

Doch sein Blick ging vorerst auf Moore, es waren schließlich ein paar Fragen an ihn gerichtet worden, leider kannte Lothar zu viele Antworten darauf bereits.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Noch immer aufrecht drehte Jarel sich zu seinen ehemaligen Brüdern, doch seine Haltung war nicht mehr ganz so arrogant oder stur wie es am Anfang den Anschein hatte.
Lothars Segen hatte etwas bewegt, die Berührung darin noch mehr. Er war hier nicht allein, nicht mehr nur unter Feinden. Und auch wenn er es nicht zulassen wollte, es regte sich Reue in ihm, vor allem als die Rede darauf kam, das er die Schwestern, ja sogar die Kinder in Gefahr gebracht hatte.
Während er den Blick über die Anwesenden schweifen ließ, umschloss er mit den Fingern der rechten das linke Handgelenk vor dem Schoß und senkte das Kinn etwas.
Jedem, der ihn Ansprach gegenüber deutete er eine Verbeugung an. Er war für seine Verhältnisse blass, die warmen braunen Augen sahen zwar ruhig, aber von tiefen Schatten unterlegt und besonders bei Theobalds Worten trat für den Bruchteil einer Sekunde seine Kiefermuskulatur hervor.
Ausgerechnet Theobald trat als Ankläger auf. Das konnte eigentlich nur schlimm für ihn enden.
Nein, die zur Schau gestellte Ruhe war nicht echt. Der noch Ritter hatte Angst. Todesangst.
Einmal mehr verfluchte er seine Unfähigkeit die richtigen Worte zu finden.
Einmal mehr wünschte er sich seinen Verlobten an seine Seite.
Einmal mehr musste er sich zwingen mit den Gedanken nicht abzuschweifen und nicht darüber nachzudenken was geschah, wenn das hier für ihn schief ging.
Bruder Franz verhielt sich vollkommen anders. Er stellte Fragen und gab ihm damit die Chance sich zu äußern. Dafür war der Schattenläufer äußerst dankbar. Ob es etwas brachte?
Als nun alle ihren Standpunkt vorgetragen und Fragen gestellt hatten, atmete Jarel durch und setzte zu reden an.
Für die Anwesenden klang deine Stimme dunkel und ruhig. Nur wer ihn näher kannte, hörte das kaum auffällige Beben heraus.
„Ja, ich wusste vom Fluch.“
Einen gefühlt ewigen Moment lang war der Angeklagte gezwungen zu warten, bis das Raunen im Raum wieder verklang. Und er musste eines schweren, übergroßen Klos im Hals herunterwürgen. Götter, holt mich hier raus.
Er begann sachte mit den Händen zu gestikulieren Handflächen nach oben, während er weiter sprach.
„Wie die meisten hier wissen, bin ich seit beinahe sechzehn Jahren hier. Den Fluch habe ich bereits mitgebracht. Ich stamme aus einer Welt, in der es mehr Magier als Zimmerleute gibt, in der die Straßen mit magischen Besen gefegt werden, die ihre Arbeit allein verrichten. Magie ist allgegenwärtig. Und ebenso allgegenwärtig sind magische Wesen. Die Gestalt des Worgen, in der ihr mich erlebt habt, ist in meiner Geburtswelt ebenso allgegenwärtig. Es gibt sie wild in den Wäldern und als Reittiere in den Ställen. Auch der Fluch den ich trage ist in meiner Welt in einer gewissen Form weit verbreitet. Ein ganzer Volksstamm von Werwölfen bevölkert ein eigenes Königreich, ‚vererben‘ den Fluch an ihre Nachfahren.“ Das diese Art Worgen jedoch eine völlig andere Gestalt hatten als der Schwarze, in den er sich verwandelte, ließ er aus. Es würden ihn ohnehin kaum jemand glauben, warum also noch mehr Verwirrung stiften und die, die ihm glaubten, kamen gegebenenfalls von alleine darauf.
Wieder brauchte es einige Momente, bis der Angeklagte weiterreden konnte. Redete er sich gerade um Kopf und Kragen?
„Ich selber habe den Fluch nicht freiwillig auf mich genommen. Er erreichte mich als Kollateralschaden. Ein feindlich gesinnter Hexenmeister verfälschte diesen ‚gewöhnlichen‘ Virus durch einen Fluch um jemandem anderem zu schaden. Ich steckte mich an.“
Wieder Durchatmen.
Und ich gewöhnte mich daran, bekam ihn in den Griff, arrangierte mich mit ihm, lernte ihn zu rufen oder zu unterdrücken. In meiner Welt ging ich mit Freunden in dieser Gestalt jagen. Es war…normal.
Ja, er redete sich gerade um Kopf und Kragen aber verdammt nochmal, alles was er sagte war echt und ehrlich.
„Ich geriet in diese Welt und fiel Von Herrenloh buchstäblich vor die Füße. Er gewehrte mit im Orden Asyl, lehrte mich mit dieser Welt umzugehen, die Sprache, die Gepflogenheiten. Und pflanzte die ewige Flamme in mein Herz.“
Er hob das Kinn ein wenig, verlieh seiner Stimme mehr Festigkeit und Nachdruck, bevor er fortfuhr.
Meine Loyalität war nie gespielt, mein Glauben ebenso wenig. Ich war und bin seit beinahe fünfzehn Jahren Ritter dieses Ordens, diene und kämpfe von ganzen Herzen für die Ewige Flamme. Ich beschloss nicht mehr der Worg zu sein, ihn nie wieder zu rufen und mich nie wieder zu verwandeln. Und es war nie ein Problem. In meinen Augen war die zweite Gestalt Geschichte.“
Und so war es auch. Zumindest bis ein neues Medikament ihn auf den Plan rief um ihn selber das Leben zu retten oder das einer blutjungen Prinzessin. Doch auch das kam hier nicht auf den Tisch.
Seine Ehrlichkeit hatte wohl doch Grenzen.
„Die letzte Nacht belehrte mich eines Besseren. Ich bedaure zutiefst jemanden verletzt zu haben, und das ist unentschuldbar. Ich bedaure mich meinen Brüdern nicht offenbart zu haben. Ich habe gefehlt.“
Jarel breitete die Arme leicht aus die offenen Handflächen nach oben gerichtet.
Er fühlte sich hilflos. Unfähig. Er hatte sich so gut verteidigt wie es ihm möglich war und glaubte doch zu spüren, niemanden erreicht zu haben.
„Ich stelle mich eurem Urteil und unterwerfe mich unserem Gesetz.“, versicherte er als Anschluss seines Monologes, lies die Arme sinken und verstummte.
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ERZÄHLER
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Großmarschall Thobald von Dermeringen

Von Lothars Hoffnung ahnte Thobald nichts. Im Gegenteil, er wähnte sicher den Großmeister auf seiner Seite und ging fest davon aus, dass man die Lage kaum anders sehen konnte.
Es wurden schließlich erste Zeugen vernommen, und die Brüder stellten dankenswerterweise genau die Fragen, die auch in ihm brannten. Doch einer wie von Dermeringen stellte selbst keine Fragen – im Grunde wusste er alles schon vorher. Was nun auch gesagt wurde, konnte nur sein ohnehin schon gefasstes Urteil bestätigen. Entsprechend nickt er nur wissend zu dem was seine Brüder aus dem Delinquenten herausbringen wollten.
Seine Meinung änderte man nicht so schnell, da ging eher das arme, so vielfach missverstandene Kamel anstelle des Seils durch ein Nadelöhr.

Dann kam der Angeklagte zu Wort, und ja, Jarel redete sich um Kopf und Kragen und eine wichtige Frage blieb unbeantwortet, mit dieser würde nun auch von Dermeringen einen Strick drehen.
Alles, was der Großmarschall hörte und was hängen blieb, war:
Er war nicht nur ein Werwolf...
sondern auch von einer anderen Welt!
und:
Es war auch noch ansteckend...

Dass er sich, während Moore dies offenbarte, setzte, konnte man durchaus als Theatralik begreifen, zumal er das bei seiner Leibesfülle nicht geräuschlos konnte. Während sich seine Kehrseite wieder in den Stuhl goss, knarrte dieser vernehmlich – etwas, das er sicher bei den anderen Ritterbrüdern unterließ. Bei den meisten jedenfalls.
Dass der Großmarschall dann erst einmal schlucken musste, ehe er wieder das Wort ergriff, als es an ihm war, wirkte vollkommen natürlich.

"...beschlossen, kein Werwolf mehr zu sein..."
Er ließ die Worte kurz nachhallen, so widersinnig klangen sie in seinen Ohren.
"Also wusstet ihr nicht nur, dass ihr mit eurer Werwolf... oder meinetwegen auch Worgengestalt gegen jeden unserer Grundsätze verstoßt… ihr habt euch sogar noch vorsätzlich eingeschlichen. Wenn ihr jetzt denkt, dass wir euch den Umstand, dass ihr... dass ihr ein Konjunktionsmonstrum seid, auch noch als schuldmindernd anrechnen, dann zeigt ihr nur, dass ihr die heilige Flamme nicht nur nicht im Herzen tragt, sondern auch von Grund an missverstanden habt. Vielleicht habt ihr euch an dieser Stelle auch selbst belogen, aber das ist keine Entschuldigung. Es gibt Gründe, weswegen wir keine Nekker, keine Ertrunkenen und keine Garkins, keine Vampire und auch keine Mantikora im Orden willkommen heißen…"
Vielleicht war da ein wenig Stolz, dass er eine Menge an Monstern aufzählen konnte und sogar in etwa wußte wie sie aussahen. Ja, er hatte schon einmal einen Hexer angeheuert und sich vielleicht das eine oder andere gemerkt.
"Und keinem der hier Anwesenden muss ich erst erklären, welche das sind. Ja, vielleicht gibt es eine Welt, in der all diese Monstren normal sind, ein alltägliches Leben führen, kochen, putzen, sich vermehren... Das heißt aber nicht, dass sie deshalb dazu geeignet sind, die Menschen vor ihresgleichen zu beschützen!"
Er schüttelte den Kopf. Nicht nur weil er vergeblich versuchte, sich einen Ertrunkenen bei der Hausarbeit vorzustellen.
"Man kann seine Natur nicht einfach so hinter sich lassen... Soll der Orden nun etwa auch seine Pforten öffnen für Anderlinge?" Ein kurzes, hartes Auflachen.
"...und dann denkt ihr allen Ernstes, hier wäre ein Platz für... für etwas wie euch?
Wie könnten wir unseren Schwur auch nur im Ansatz ernst meinen, wenn wir diese einfache Regel nur einen kurzen Moment vergäßen? Und wenn ich euch nicht für vollkommen von Sinnen, vollständig närrisch und debil halten soll, dann kann ich nicht davon ausgehen, dass ihr das nur nicht gewusst, vergessen oder irgendwie übersehen habt.
Ihr hättet spätestens dann gehen müssen, als es euch bewusst geworden wäre. Noch al Knappe. Ihr hättet es gar nicht erst zulassen dürfen, dass man euch zum Ritter schlägt. Aber nicht einmal dazu habt ihr die Größe besessen. Das passiert nciht aus versehen... darauf arbeitet man hin. Ich kann also nur davon ausgehen, dass ihr uns arglistig getäuscht habt. Zu welchem Zwecke auch immer."

Und dann musste er sich noch einmal sammeln.
"Und dann kommt noch hinzu, dass ihr euch die ganze Zeit mit einem ansteckenden Fluch unter euren Ordensbrüdern aufgehalten habt? Jetzt erst erfahre ich, dass dieser Fluch auch noch ansteckend ist und jederzeit auch auf einen eurer Brüder hätte überspringen können? Wenn... wenn ihr ihn berührt? Oder ein Blutstropfen von euch auf der Haut eines anderen?" Er schüttelte den Kopf. "Ich hoffe... ich bete zur Flamme für euch, dass ihr keinen der Brüder angesteckt habt. In diesem Fall wäre auch der Tod im Feuer noch eine zu große Gnade. Wie konntet ihr nur ein solches Risiko über uns alle hereinbringen und uns noch im Brustton der Überzeugung ins Gesicht lügen, ihr wärt unser Kamerad und ihr achtet das Feuer?
Ihr wart es zu keinem Zeitpunkt würdig, dass man euch zum Ritter geschlagen hat!
Ich will nicht spekulieren, mit welchem Ziel ihr all diese Wege eingeschlagen habt, um den Orden zu fall zu bringen oder nur um euch über uns lustig zu machen... das spielt schon keine Rolle mehr. Wichtig ist, dass diese Schande getilgt wird."

Es wäre vermutlich interessant gewesen, wäre der Großmarschall tatsächlich auf Slava getroffen, und die beiden hätten sich ein Wortgefecht geliefert. Schwer zu sagen, wer gewonnen hätte.
"Ich habe gehört, Ritter von Allensbach ist wieder im Lande, und war er nicht auch zugegen, als all das geschah? Ich will seinen Bericht hören, ehe wir zur Abstimmung kommen!" donnerte er.
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Orden der Flammenrose
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Bruder Franz

Franziskus hörte sich ohne jegliche Regung den Bericht des klingenmeisters, sowie die neuerliche Tirade des Großmarschalls an, welche seine Mundwinkel zucken ließ. Der Mann würde selbst den Himmel für grün halten, wenn ihm jemand sagte, die Anderlinge seien schuld, dass alle Welt meine, der Himmel sei blau. Und er würde jeden verbrennen, der das Gegenteil behauptete. Sicher, alles was er sagte, mochte nicht falsch sein, aber objektiv war es auch nicht. Niemand, der klar bei Verstand war, würde eine solche Erkrankung offenbaren. Nicht in einer Gemeinschaft wie dieser. Und wenn sich dann die Diskrepanz zwischen Glaube, Loyalität und eben den Widrigkeiten der Natur ergab, suchte der menschliche Verstand eine Ausflucht, belog sich, belog andere. Bis man sich in Widersprüche verstrickte oder etwas geschah. Wenn er an den vergleichsweise einfachen Sachverhalt seines Hautausschlags dachte, konnte er Moores Verhalten nicht ein gewisse Logik absprechen. Franziskus rieb sich die behandschuhten Finger.
"Welch ein erfreulicher Umstand, dass nicht Ihr den Vorsitz hier führt, Ser von Dermeringen... nicht wahr?" Er lächelte, doch das Lächeln erreichte die Augen nicht. Anders als die anderen Redner machte sich der Großspittler nicht die Mühe, sich von seinem Sitz zu erheben. Das Recht des Alters und der Gelehrten Professoren. "Bevor die Ehrwürdige Mutter ihre Version der Nacht vorträgt, habe ich noch ein paar Fragen. Ser Moore, Ihr sprecht von Ansteckung und wie mir scheint, ist das eine von Ser von Dermeringens größten Sorgen...", er schmunzelte nun mit den Augen in Richtung des angeklagten Ritters, "...besteht die Gefahr?"
Jarel schüttelte den Kopf. "Nein. Der Virus war nur einige Tage ansteckend. Danach nicht mehr."
Franziskus hob leicht die Brauen, was die Anzahl der Falten und das Maß der Verblüffung auf seinen Zügen exponentiell ansteigen ließ. "Und wieso seid Ihr Euch da so sicher? Wie ist denn der Ansteckungsweg, dieses... Virus?" Er prüfte das Wort.
"Das Virus wird durch Biss übertragen. Und obwohl das mehrfach geschehen ist, habe ich niemanden angesteckt.", erklärte Jarel ruhig.
Ähnlich der Werwölfe also. Franziskus nickte leicht. "Ist das bewiesen?"
Nun nickte Jarel. "Ja. Wenn ihr es genau wissen wollt, es wurde sogar getestet."
Der Großspittler legte nachdenklich einen Zeigefinger an die blassen Lippen, bevor er sich wieder etwas aufrichtete. "In dieser Welt, aus der Ihr kommt, nehme ich an."
Wieder nickte Jarel, während er immer noch mit leicht gesnktem Kopf dastand. "Das ist richtig."
Franziskus atmete mit einem leisen Pfeifen durch die Nase aus, während die Lippen einen schmalen Strich bildeten. ""Danke, Ser.", dann wandte er sich an Lothar: "Schon Pontius der Ältere, der, wie allen hier bekannt sein sollte, maßgeblich an der Verfassung der ersten Ordensstatuten beteiligt war, befürwortete das Prinzipio 'Wissen vor ahnen', im Sinne von 'Kenne denen Feind.' So sehr ich die feurige Rede des werten Großmarschalls genossen habe, plädiere ich für ein Strafmaß, dass es uns erlaubt, Erkenntnisse über diese Variation des Werwolfs zu gewinnen." Er machte eine offene Geste zur Tür hin. "Doch ich greife vor - Seine Exzellenz haben die Ehrwürdige Mutter eingeladen und uns alle interessiert natürlich, was sie zu berichten hat.", erklärte er scheinheilig. Es war ein offenes Geheimnis, dass er und Varelia eine innige Feindschaft pflegten, die sich allerdings auf Grundsätzen ihrer eigentlich ähnlichen Profession gründete.

Varelia ließ sich nicht zweimal bitten. Sie hatte schon viel zu lange zuhören müssen, wie ehemalige Freund und Weggefährten so radikal einen der Ihren fallen ließen und in einer Art defamierten, dass einem das Herz aussetzen wollte. Die rauen Sitten des Ordens waren ihr nicht fremd, aber die unversöhnliche Art, mit der von Dermeringen die Verhandlung eröffnet hatte, sprach Bände darüber, wie es um den Zusammenhalt in diesem Kreis bestellt stand. Das machte Varelia wütend und traurig zugleich. Die Worte des Großspittlers nahm sie als Aufforderung, seine süffisante Freundlichkeit als Versuch, sie zu provozieren, den sie nicht durchgehen lassen würde. Ihre Augen auf Lothar gerichtet, trat sie vor, hob drei Finger an die Lippen und vollführte das Zeichen der Göttin. "Die Dreifalitge Göttin richte ihr Auge auf diesen Kreis."
Da erhob sich eine leise, aber doch gut zu hörende Stimme von den Bänken der Meiser: "Müssen wir dieser Hexe wirklich zuhören?"
Varelia verzog nur leicht die Lippen, erwiderte dann, ohne sich umzuwenden: "Ich freue mich vorgelassen worden zu sein, Ser de Rocarrars,", erst da warf sie einen Blick über die Schulter zum Schwertmeister in der zweiten Reihe, "und werde mich bemühen, Eure kostbare Zeit nicht zu lange in Anspruch zu nehmen. Doch so, wie Ihr hier sprechen dürft, hat sein Exzellenz der Großmeister mir das Recht dazu eingeräumt und darum werdet Ihr zuhören, so wie ich Euch zuhören werde." Zwar bemühte sie sich, den Tadel aus ihrer Stimme zu bannen, aber ganz gelang es ihr wohl nicht.
"Dieser Ort ist frei von Weibischer Zauberei.", erwiderte de Roccarrars, wenn auch noch etwas leiser, was Varelia dazu brachte, sich ihm ganz zuzuwenden.
"Habt ein wenig mehr Achtung vor der Heiligen Mutter Melitele, die auch über jene Frau die schützende Hand hielt, die Euch sehr wahrschienlich zur Welt gebracht hat." Und wenn es eine Hafendirne gewesen sein mochte - oder eine räudige Hündin. "So wie sie über alle Wesen ihre schützende Hand hält und keinen Unterschied zwischen all den lebenden Seelen macht, womit Eure Frage, Exzellenz von Tretogor,", sie wandte sich diesem wieder zu, "einfach zu beantworten ist: Wie könnte ich Schutz verwehren, wo Schutz gesucht wird? Ich hätte wahrlich meinen Beruf verfehlt. Und wie wir alle vertraue ich auf die Weisheit der Gottheit, der ich mein Leben in die Hände lege." Sie würde vor diesen Einfaltspinseln sicher nicht davon anfangen, dass ein Elf ihr versichert habe, die Maßnahme, die er an Jarel ergriffen habe, verhindere dessen Wandlung. Varelia war nicht so dumm zu glauben, dass diese Männer das Fachwissen eines Anderlings und Magiers, der immerhin aus Jarels Welt stammte, anerkennen würden. Sie lächelte schmal. "Außerdem kann ich eine langjährige Freundschaft nicht vom Tisch fegen. Zu dieser Heuchelei bin ich nicht fähig. Ich kenne Jarel Moore seit dem Tag, da er als fahrender Ritter mit einem verstörten Kind im Arm in meinem Tempel stand und Hilfe für das Mädchen suchte. Das ist nun über zehn Jahre her und an keinem einzigen Tag seither hat er mir Grund gegeben, an seiner Ehre und seiner Verlässlichkeit zu zweifeln. Was in der letzten Nacht geschehen ist, hat ganz ohne Zweifel auch meine Schwestern in Angst versetzt, doch das Wolfswesen hat keine der Priesterinnen aktiv angegriffen. Der Besen, der zu Schaden kam, war in der Hand einer Schwester, die sich dem Worg unbedacht genähert hat. Das Wesen verhielt sich wie ein eingesperrtes Tier und nutzte die erste Gelegenheit zur Flucht." Auch sie ließ den Worgreiter in Form des Knappen außen vor, ebenso holte sie den Magier nicht aufs Tablett.
"Ich hege keinen Zweifel an Jarel Moores Glauben. Ich hege keine Zweifel an seiner Loyalität seinen Ordensoberen gegenüber. Ich erinnere euch alle daran, dass ein menschliches Wesen sich nicht immer zwischen seinen Zuneigungen entscheiden kann. Der menschliche Geist sucht sich Ausflüchte, was Ritter Moore in meinen Augen mehr zum Menschen macht, als zum Worgen. Ich bitte die ehrwürdige Ritterschaft, dies zu bedenken und im eigenen Herzen zu suchen, wie jeder einzelne eine solche Situation für sich entschieden hätte; entflammt in Liebe für eine Gottheit, gebunden an einen Ritter, dem man Leib und Leben verdankt, geborgen in einer Gemeinschaft, nachdem man alles verloren hat, was man mit dem Wort 'Heimat' umfasst. Ich bitte euch um nicht weniger, als um eine Chance auf Leben." Sie legte die Hände auf den Dreikreis der Göttin auf ihrer Brust und verneigte sich einen Hauch in Richtung Lothar.

Bruder Franziskus hatte seine Widersacherin aus dem Tempel nicht aus den Augen gelassen und musste zugeben, dass sie nicht schlecht gesprochen hatte. Sie hatte seinen Gedanken in Ansätzen eine Stimme gegeben, wenn auch weit weniger exquisit formuliert, als er es getan hätte. Letzten Endes sprach aus ihr die weiche Emotionalität, die allen Frauen inne wohnten. Sie plädierte auf Herz und Gefühl, aber er fürchtete, da würde sie wohl auf Granit beißen. Der Großspittler lehnte sich etwas zurück und wartete mit einem gewissen Genuss darauf, dass man Mutter Varelia zerfleischte.
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Liam von Alensbach
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Bruder Jordan

Schweigend hatte der Rittmeister allem zugehört, der auf seinem Scherenstuhl sass wie eine reglose Statue. Kein Knarzen ging vom Stuhl aus, so ruhig war der alte Ordensbruder, dessen Finger sich um die Lehne des Stuhles geschlungen hatten. Konzentriert lauschte er Jarels Versuchen sich zu erklären und je mehr dieser sprach, desto mehr spürte Jordan, wie die Wut in seinem Innern zu brodeln begang. Wut darüber, dass Moore scheinbar nicht verstand was es bedeutete dem Orden zu dienen. Wut darüber, dass er scheinbar all die Glaubenssätze des Ordens ignorierte. War es Egoismus? Vermutlich. Niemand hat ihn gewzungen dem Orden beizutreten und es getan zu haben, obwohl er von diesem Fluch gewusst hatte, das war unverzeihlich. Er zog den Orden damit ins lächerliche und schien das nicht einmal zu begreifen. Und dann war da noch Varlia, diese Melitele-Hexe, die sowieso jedem die Hand reichte. Verächtlich zog der Rittmeister die Stirn in Falten und kräustelte seinen Mund. Ja, das überraschte ihn nicht, dass sie sich für Moore einsetzte und warum hatte Lothar sie überhaupt hierzu eingeladen? Das war eine interne Angelegenheit. Die kleinen Augen schwenkten zum Grossmeister hinüber und Zweifel setzten sich in Ihnen fest. Er war nie wirklich ein Freund von Tretogors gewesen, aber er war ihm auch nicht feindlich gesinnt. Jetzt aber fragte sich Jordan, ob der Grossmeister nicht zu weich für diesen Posten war. Seine Finger begannen auf der Lehne zu tippen, nicht unbedingt aus Nervosität, aber es half ihm bei der Konzentration. Und jetzt soll auch noch von Alensbach auftauchen? War das eine gute Idee? Schliesslich kannten sich Moore und der andere Ritter gut, sie waren Kameraden und hatten bereist einige Einsätze miteinander erlebt. Ausserdem war sich der Bruder nicht sicher, wie Loyal von Alensbach dem Orden gegenüber war. Er zog die Mundwinkel nach unten.

"Es wäre eine Möglichkeit, Bruder Franz, wenn ihr Experimente durchführt um diese Kreatur besser kennenzulernen und um sie zu studieren. Damit wir gewappnet sind für Monster dieser Art. Jedoch halte ich es für angebracht, sie danach dem Scheiterhaufen zuzuführen, sofern sie es bis dahin überlebt. So oder so, für diese Kreatur gibt er am Ende nur den Tod." Jordan betitelte Moore mit Absicht als Monster. Denn genau das war er in seinen Augen. Ein Monster und ein Verräter. Der Rittmeister lehnte sich wieder zurück in seinen Stuhl und faltete die Hände. Sein Standpunkt war klar, sein Urteil auch.
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Lothar von Tretogor
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Lebenslauf: Lothar

„Ja, ein Monster!“ Ritter Pieter Rilmitz war zwar nicht gefragt worden, aber man konnte sehen wie er innerlich kochte: „Ich habe diese Bestie gesehen, gesehen wie sie eine Priesterin der Melitele angriff, gesehen wie sie zähnefletschend über die Hof stürmte und gesehen wie sie im Zeichen der Flamme die Flucht in die Stadt antrat. Ein wahrhaft gottloses schwarzes Biest!“ Ein giftiger Blick traf den Angeklagten. Diese Selbstgefälligkeit mit der Moore hier stand und meinte über alles reden zu können. Rilmitz hatte nicht gelogen. Dieser verdammte Hund schon die ganze Zeit. Der Ritter knirschte mit den Zähnen als eine erhobene Hand seinen Großmeisters ihn doch wieder zum Schweigen brachte, daran erinnerte, dass der Ritter hier nur zu sprechen hatte, wenn er gefragt wurde.

Und die waren ausgeblieben. Weshalb Lothar sich an von Dermeringen richtete: „Ja, Großmarschall. Von Alensbach verbrachte die besagte Nacht im Tempel der Dreifaltigen Göttin.“ Ein sanftes Beugen seines Nackens in Richtung der ehrwürdigen Mutter. Hier konnte er nicht zeigen, dass er dankbar für ihre Worte war, die selbst so nicht hätte sagen dürfen.

„Wenn seine Aussage von Euch erwünscht ist, Thobald, so soll der Ritter hier vortreten.“ Lothar selbst hatte ebenfalls darüber nachgedacht, sich aber dagegen entschieden einen weiteren Zeugen außerplanmäßig einzuladen. Mit der Erzpriesterin hatte war er bereits an den Rand seiner Kompetenzen gekommen.
„Ritter Rilmitz, da es keine weiteren Fragen an Euch gibt, teilt Ritter Liam von Alensbach mit, dass er sofort vor dem Rat zu erscheinen hat.“ Die Hand winkte den jungen Ritter hinaus, der zwar noch gerne geblieben wäre, aber noch einmal einen Kniefall andeutete, bevor er nicht ohne zweiten bösen Blick zu Moore die Ratshalle verließ. Botenjunge spielen, den Kackritter suchen, hoffentlich war der nicht weit.

Erst als Ritter Rilmitz die Örtlichkeiten verlassen hatte, erhob sich der Großmeister. Sie wussten alle, dass er beim Reden nicht still sitzen konnte. Er würde nicht nur stehen, sondern auch gehen: an jedem Platz vorbei kommen, den Angeklagten in ihrer Mitte umrunden.

„Die Nacht hat gezeigt, dass sich seit Jahren ein Verfluchter unter uns befindet. Dass einer unserer Brüder seit Jahren unser Vertrauen missbraucht und uns nur Lüge und Verschwiegenheit entgegen brachte. Verrat an unserer Welt. Verrat an der ewigen Flamme. Verrat an dem Orden, an uns. An mir.“ Er blieb einen Augenblick stehen, um diese dunkelblauen Augen funkelt auf Moore zurichten.
„Wer wenn nicht ich? Mein Klingenmeister, ein Worg oder Werwolf, saß des Nächtens an meinem Bett und wachte über meinen Schlaf. Mehr als einmal habe ich einem Monster mein Leben anvertraut, auf seinen Rat gehört, ihn Aufgaben geben, die größtes Stillschweigen erfordern und mich auf ihn verlassen. Dieses großes Vertrauen wurde zutiefst verletzt!“ Lothar war sich nicht zu fein mit der Stimme lauter zu werden. „Über Jahre hinweg hatte er nie darüber nachgedacht sich bei seinen Großmeister unter Beichte zu offenbaren. Ein Gelübde, das vor der Flamme niemand brechen könne. Doch stattdessen Schweigen und Verstecken. Nun, stehe ich vor der Scherben unserer einstigen Freundschaft, bei der ich mich frage, ob es sie je gab. Nach nur einer Nacht der Erkenntnis. - Welch anders Urteil sollte es geben als ihm den Feuertod zu übergeben?“

Inzwischen war er im Rücken Jarels angekommen, sollte dieser sich nicht mitgedreht haben. „Dennoch weiß ich, dass Moore sein Leben jeder Zeit wieder für mich geben würde. Denn hier steht er. Ist meiner Einladung gefolgt. Obwohl er weiß, dass ihm nichts anders als der Scheiterhaufen erwarten kann. Ist das alles was wir zu bieten haben?“
Raschelnd setzte sich Lothar wieder in Bewegung, ging aber nur ein paar Schritte.
„Wie ihr wisst, war ich lange bei der Armee. Habe unzählige Schlachten bestritten. Drei Kriege für Temerien geführt. Hab Dutzende von Männern und auch Frauen befehligt. Zum Sieg gebracht sowie in den Tod. Sie gestorben, für ihre Freiheit, für ihre Heimat und für mich…“ Ein bitteres, hörbares Lächeln.
„...und das bin ich leid. Warum sollte ich eines meiner treusten Schäfchen auf die Schlachtbank führen? Warum sollte ich ein solches Werkzeug wegwerfen, nachdem ich gemerkt habe, dass auf beiden Seiten scharf ist. Ich weigere mich ihn aufzugeben. Einen Soldaten weg zu werfen, der mir, der uns noch von Nutzen kann. Es gibt weniger endgültiges als den Feuertod. Der uns als Mittel weiterhin offen bleibt.“ Eine Pause, um seine Worte verhallen und sacken zu lassen. Sie wussten auch, dass er noch nicht fertig war, bevor sich nicht wieder hinsetzte.
„Ich weiß, dass viele meine Hand für zu weich halten. Das kommt daher, dass jene, die meine harte Hand kennen lernten nicht mehr unter uns sind.“ Auch tragische Unfälle.
„Aber ich frage mich.
Wie konnte es soweit kommen? Wie konnten wir alle die Jahre über nichts bemerken? Hat uns die Flamme so geblendet, dass wir das nicht sehen konnten? Wurden wir getäuscht oder waren wir blind?
Schickt uns die Flamme diese Prüfung? Und wen von uns möchte sie prüfen? Ihr Feuer reinigen? Das Monster oder die, die es nicht bemerkt haben?“

Nun war es an Lothar seine Meister zu mustern. Wer ihn gewählt hatte und wer nicht, wer ihn stütze und wer nicht. Natürlich gab es Zweifel.
„Aber ich sehe ihn euren Gesichtern was ihr denkt und ich sage euch, dass ihr recht habt. Dieser Fall ist zu persönlich. Viel zu viel verbinde ich selbst mit diesem Ritterbruder und verlange um eine Buße, die ihm eine Chance zu überleben gibt. Kein Offizier opfert einen Soldaten ohne Grund, der noch einen Funken Loyalität hat.“
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Jarel Moore
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Jarel blieb noch immer auf den ersten Blick ruhig, auch wenn Rilmitz bei seiner Tirade der Qualm beinahe sichtbar aus den Ohren schlug.
Als Lothar geendet hatte und er aufgefordert wurde zu reden, hob er beide Hände auf Taillenhöhe vor sich, die Handflächen nach oben.
„Ich habe zur Sache beinahe alles gesagt, was ich dazu zu sagen habe, nur zwei Fragen bleiben mir noch zu stellen. Die erste geht an Bruder Pieter. Ihr habt die Bestie gesehen und beschreibt sie als wehrhaft. Wenn er…wenn ich die Melitelepriesterin hätte erlegen wollen, hätte da ein Besen etwas ausgerichtet? Wenn diese Bestie auf Mord und Vernichtung aus war, hätte ich dann den Hof ohne ernsthaft Verletze verlassen? Wenn der schwarze wirklich so böse ist, wie hier dargestellt, wo sind dann all die Toten? Ja, der Schwarze ist gefährlich. So wie jedes in die Ecke gedrängte Tier gefährlich ist. Aber ich bin in der Form keine Tötungsmaschine, sondern ein Tier. Ein gefährliches, aber nicht so, wie es hier dargestellt wird.“
Sollte er noch erwähnen, dass er mit Dolchen schon mehr Leben vernichtet hatte als mit Zähnen und Klauen? Nein…er hatte sich mit seiner bescheuerten Offenheit schon genug um Kopf und Kragen geredet. Er war ein Auftragsmörder. Der Schwarze nur ein gefährliches Tier. Was war die moralisch schwerwiegendere Verfehlung?

Er atmete durch, ließ den Blick über all die hasserfüllten Gesichter schweifen. Bei der ewigen Flamme strahlenden Wärme und der lindernden Kühle der Schatten, wie das schmerzte. Sie hatten sich alle von ihm abgewandt, ob nun zu Recht oder nicht. Alle, außer von Tretogor. Dabei hatte er ihn am schlimmsten betrogen, denn Lothar hatte er nicht nur als Bruder, sondern auch als Freund bezeichnet.
„Die zweite Frage geht an alle.“ Und das trotzdem Lothar sie im Grunde schon beantwortet hatte.
In der einen Waagschale liegt mein Vergehen.“ Er senkte die rechte Hand und hob die linke im gleichen Masse. „Liegt in der anderen Waagschale nichts? Wie vielen von euch habe ich das Leben gerettet, ob an der Front oder gegen Monster? Habe ich keinen einzigen Tag der Flamme gut gedient, dass die zweite Schale leer bleibt? Gibt es nichts Gutes, wenn ihr an mich denkt? Ist mein Leben so wertlos, dass es auf einen Tag reduziert werden kann?
Ich bestreite meine Verfehlungen nicht, aber ich bin mehr als nur ein Monster.“

Damit verschränkte er die Hände wieder vor dem Schoß und drehte sich zu Lothar.
Lothar, der ihm gerade so mühevoll das Leben retten zu retten versuchte.
Viel mühevoller als in all den Situationen, als er es für ihn getan hatte.
Denn da waren die Fronten - zumindest für Jarel – klar gewesen.
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Orden der Flammenrose
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Ritter Rilmitz

„Nicht auf Tod und Vernichtung aus?“ Etwas disziplinlos, aber dafür ungehalten drehte sich Ritter Rilmitz noch einmal zu der Bestie um. „Nein gar nicht, Moore. Nur so sehr, dass selbst Euer Elfenkumpel aus Eurer Heimatwelt ihre Gefährlichkeit hervorgehoben hat. So hungrig und mordend, dass er statt das Hündchen zurück ins Körbchen zu pfeifen, ein Loch in die Friedhainmauer des Tempels gesprengt hat, damit sie sich nicht an Kinderblut labt! Die einzige Möglichkeit ein Blutbad zu verhindern nannte er es!“ Am Liebsten hätte der junge Ritter dem Angeklagten abfällig vor die Füße gespuckt, aber die Räumlichkeiten hielten ihn dann doch davon ab. Die Beschreibung dieser Bestie wechselte ihm zu schnell. Einmal ein bissiger Hund, nicht gefährlicher als eine Klinge und wenn man es zum Rechtfertigen brauchte, der wilde kaum zu kontrollierende Bluthund.
„Worte, die auch seine Exzellenz gehört hat. Sowie Klingenmeister Ralt und selbst ihr, ehrwürdige Mutter, die dieser Elfenbrut erlaubt hat sich gestern Nachmittag im Friedhain mit einem Portal aus Wyzima davon zu stehlen!“
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Großmarschall Thobald von Dermeringen

Wieder war das Wort an Thobald.
Er hatte erneut den Kollegen zugehört, ruhig und ohne eine Mine zu verzeihen. Je mehr er jedoch hörte umso sicherer war er, dass es nur ein Schauprozess war. Es musste einen Prozess geben aber am Ausgang hatte er keinen Zweifel. Der Wolf musste brennen.
Er rechnete es von Tretogor dafür allerdings hoch an, dass er noch die Verteidigung übernahm, das er versuchte was ging, irgendeiner musste diese Rolle schließlich spielen. Aber all das würde am Ende nichts ändern. Der Wolf würde brennen.
"Es tut nichts zur Sache, ob die Bestie nun in dieser Nacht getötet hat oder nicht. Natürlich - Ehrwürdige Mutter - bin ich aufrichtig froh, dass keine Schwester und auch kein Kind zu Schaden kam, das dürft ihr mir glauben. Aber für das Urteil ist es nicht von Belang. Immerhin hat er ein Pferd gerissen in der der Rittmeister Mühe und Zeit investiert hat, in dessen Ausbildung und das selbst auch dem Orden treue Dienste geleistet hat. Wir können nun das Leben eines Tieres gegen das eines anderen aufwiegen... Dann würde rein von Gewicht das Pferd vermutlich auch gewinnen.
Aber wir verurteilen hier den Menschen. Wir verurteilen denjenigen, der fahrlässig ein solches Tier in unsere Mitte gebracht hat. Und es ist widernatürlich, dass ein Mensch sich in einem Wolf verwandelt, hier muss ich nicht eigens um Zustimmung bitten. Und eben wegen dieser Widernatürlichkeit rechnet hier niemand damit so dass es für jeden Menschen überraschend kommt wenn plötzlich statt des Mannes ein Tier in unserer Mitte steht. Und dass ihr es auch nicht kontrollieren könnt, obwohl ihr das jahrelang geglaubt habt, das habt ihr ja bereits unter Beweis gestellt."

Richtete er kurz das Wort an Moore selbst um sich an wieder von Tretogor zuzuwenden.
"Wollt ihr nun allen ernstes warten, bis das Tier wirklich ein Leben nimmt, Großmeister? Und wessen wird das sein? Wie wollt ihr den Eltern vielleicht des Kindes erklären, dass ihr den Wolf verschont habt, der eben noch ein Mann war?
Denn vor einem Wolf im Wald wäre das Kind weggerannt. Ja, es wäre gar nicht in den Wald gegangen. Aber wer rechnet damit, dass eine solche Bestie in der Stadt zu uns kommt? Oder wenn es den einzigen Ernährer der Familie reißt? Vielleicht weil er ein Beil in der Hand trägt, ein Holzfäller, der den Fehler gemacht hat sich verteidigen zu wollen?"

Noch eine kurze Pause in der er das Bild sacken ließ.
"Und auch wenn ich vermute, ich kenne die Antwort, so habe ich doch nun eine Frage an den Angeklagten:
Hat die Bestie schon einmal getötet? Und wenn ja, wie viele Leben hat sie genommen, falls ihr euch überhaupt daran erinnert?
Und ich bitte euch inständig, Moore, versucht nicht zu argumentieren, dass es sicherlich nur Verbrecher waren, ein solches Argument würde euch nur tiefer reinreiten, denn ihr habt uns ja eben noch versichert, dass es ein Tier ist. Und wie soll ein Tier unterscheiden, wer ein Räuber ist und wer eine Familie zu ernähren hat."

Wischte er gleich einige Argumente auf einmal hinweg.
"Und im übrigen muss auch der Vertrauensbruch bestraft werden. Einem, der seine Kameraden einmal hintergeht werde ich nie mehr mein Leben anvertrauen. Der Wolf muss brennen."
An die Runde gerichtet, dann schien ihm noch etwas gerade erst einzufallen und er wandte sich noch einmal an Lothar.
"Und sagt mir, Großmeister, auch als Soldat und als ehrwürdiger Kämpfer in der Schlacht. Wenn ihr Moore nun ein milderes Urteil aussprecht, welches Signal sendet das nach außen? Ich sage es euch... Dieses Urteil würde zum Beispiel werden. Wie kann sich dann nicht der Mörder darauf berufen, der viel weniger Schaden angerichtet hate... oder der Vampir vielleicht, der nur tötet um sich zu ernähren? Seid vorsichtig in eurem Urteil, Großmeister, denn was heute in dieser Halle geurteilt wird hat die Macht, den Orden zu spalten, tiefer als es de Aldersberg seinerseits vermocht hat!"
Damit schloss er nun endgültig seine Rede.
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Bruder Franz

Franziskus nickte dem Rittmeister gediegen zu, als dieser in seinen Kurs einschwenkte und sich damit die ersten Lager zu formieren begannen. Für Moore sah es düster aus: sofort verbrannt werden oder ein Dasein in den Kerkern des Kloster fristen, bis man ihn nicht mehr brauchte. Der Großspittler hatte zur Sache eigentlich nichts mehr zu sagen und beobachtete daher lieber den Weg des Großmeisters, nachdem Ritter Rilmitz seinen Salm undgefragt dazu gegeben hatte. Franziskus kannte den Hang zu Übertreibungen, der vor allem die jungen Ritter, die sich profilieren wollten, zuweilen befiel. Unter die Ausführungen konnte man sicher getrost einen Teiler setzen und dann war die Größe und Gottlosigkeit des Biests noch immer ausreichend. Wirklich zielführend oder gehaltvoll war die Aussage allerdings nicht. Dafür laut und schnell zu Ende, als Lothar den eifrigen Ritter bremste und selbst das Wort ergriff. Franziskus' Augen folgten dem Großmeister bei dessen Gang entlang der eher kleinen Runde. Das kannte er schon - Lothar war kein stiller Denker, er entschied aus der Bewegung heraus. Im Feld wie in Runden wie dieser, meist eher spontan. Und es brachte nichts, ihm ins Wort fallen zu wollen, das konnte nur nach hinten los gehen. Auch das wusste hier jeder und so hatte der Großmeister freie Bahn.
Und er beschritt den Weg der Verteidigung, was Franziskus nur halb überraschte. Der Großspittler hatte Großmeister kommen und gehen gesehen, kannte die Umstände, die die beiden Männer aneinander gebunden hatte und konnte damit auch so mehr oder minder nachvollziehen, was Lothar bewog. Er konnte auch den Sinn seiner Worte begreifen, wenn da nicht dieses dunkle Ding wäre, dass jederzeit wieder hervorbrechen könnte. Seine Aufmerksamkeit glitt zu Jarel. Was lag in der anderen Wasgschale? In Lothars Fall eine Menge und auch in Wenzels nicht weniger als ein Leben. Franziskus fühlte sich geneigt leicht das Kinn zu senken in einem Hauch von Zustimmung, doch auch die folgenden Worte des Großmarschalls waren nicht von der Hand zu weisen. Bestie blieb Bestie, tumb und gefährlich...

Varelia stand derweil noch immer im Ring der Meister und hörte all die Worte, fühlte den Hass und auch die Kränkungen. Für die Erzpriesterin war es nicht leicht, all das schweigend zu ertragen und nicht sofort die Stimme wieder zu erheben. Sie wusste, Umsicht war gefragt. Wäre sie zu provokant, würden die Türen, die ohnehin kaum für sie offen standen, rasch zugeschlagen werden. Doch als Rilmitz ungefragt ein weiteres Mal aufbrauste, konnte sie nicht länger schweigen, auch wenn dieser den Raum verließ. So konnte das nicht stehen bleiben. "Eure Exzellenz, wie Ihr Euch erinnert, hat der Magus De Spaire sowohl vor Euch als auch Ser Rilmitz, von Alensbach und mir sehr klar ausgeführt, dass der Worg sich wie ein Tier verhält.", führte sie betont ruhig, aber doch mit kräftiger Stimme aus. Doch Lothar hatte bereits eine andere Richtung eingeschlagen und sie fiel für den Moment wieder in Schweigen, lauschte wie alle anderen seinen Worten. Den Worten eines Offiziers.
Ganz anders als der Großmarschall. Varelia wandte sich Lothar kurz zu, sich eine weitere Erlaubnis zum Sprechen holend, bevor sie die Ausführungen von Dermeringens anging, die ebenfalls nicht von der Hand zu weisen waren.
"Und welche Botschaft, verehrter Ser von Dermeringen, wäre es an jene, die Euch nacheifern? Das man bei einem Fehler fallen gelassen wird, wie ein glühendes Stück Kohle? Oder das auch im gestrengen Orden der Flammenrose im Falle einer Verfehlung eine zweite Chance gewährt wird? Das das Ewige Feuer auch Gnade kennt und seine Ritter Größe? Die verlorenen Kinder in meinem Tempel sehen auf zu Rittern wie Euch, wie von Tretogor oder Ser Rilmitz." Wobei sie hoffte, dass gerade Letzterer nicht für allzu viele als Beispiel galt... "Sie wollen ehrenhaft sein, treu und stark, spielen Brüder und Kameraden. Welches Zeichen setzt ihr? Das der Furcht oder das der Gerechtigkeit? Peitscht sie mit Disziplin und sie werden vergessen, was Vertrauen ist und sich selbst niemals einem von euch öffnen. Ihr erntet Schweigen und Angst, selbst unter der Beichte. Ihr erntet, was Ihr sät. Doch ich danke dem Ewigen Feuer und der gütigen Mutter, das sie Euch alle hier mit der Weisheit gesegnet haben, dies erkennen zu können."
Varelia hoffte innerlich inständig, nun nicht einen schweren Fehler zu begehen, aber sie wusste sich keinen anderen Rat mehr und sie wollte sich nicht vorwerfen müssen, nicht jedes Quäntchen Wahrheit, dass sie in Händen hielt, auch in die Waagschale zu werfen. Ihr Blick richtete sich auf Bruder Franz, der innerlich überrascht innehielt und äußerlich nur ruhig den Blick der Ehrwürdigen Mutter erwiderte. Oft genug hatten sie die Klingen gekreuzt, doch was würde nun kommen? Er hatte keinen Grund für Diskurs geliefert.
"Um auf Eure Bedenken einzugehen, Ser von Dermeringen.", nun sah sie wieder zu diesem, "Jarel wurde bei seiner Rückkehr in den Tempel durch den erwähnten Magus ein Implantat eingesetzt. Ein Ring." Wieder schwenkte ihr Blick zurück zu Franziskus, dessen Brauen sich einige Millimeter gehoben hatten. "Dieses verhindert eine Verwandlung. Sicher sind die Ehrenwerten Herren Ritter besser als ich im Bilde darüber, dass es eine solche Methodik gibt." Ihr Aufschlag an den Großspittler, der sich doch immer rühmte, die Weisheit des Ordens was Monster anging mit Löffeln gefressen zu haben. Sollte er im Staub der Bücher ersticken, während er danach suchte, ob sie Unrecht hatte. Und das würde er, dafür kannte sie ihn gut genug.

Franziskus erhob sich nun doch einmal von seinem Stuhl und ging gemessenen Schrittes auf den Delinquenten zu. Kurz sah er ihm in die Augen, dann wanderte sein Blick auf Jarel herum.
"Wo wurde der Ring eingesetzt?"
Jarel hob stumm den rechten Arm und deutet mit dem Zeigefinger der linken in Richtung der Oberseite des rechten Oberarms. Fest packte die behandschuhte Hand des Großspittlers den gewiesenen Arm und fuhr mit dem Daumen suchend über Haut, Muskel und die frische Wunde, bis er die harte Form ertasten konnte. Jarel beobachtete ihn aus dem Augenwinkeln, reagierte aber nicht weiter und entzog sich dem unnötig harten Griff auch nicht. Erst nach eingehender Untersuchung ließ Bruder Franz den Arm los und nickte. Eine Hand sinnend am Kinn wandte er sich ab und umkreiste den Ritter Moore einmal. In Wahrheit suchte er in seinem Gedächtnis nach dem Wissen, ob diese Maßnahme wirklich etwas brachte oder nicht. Die Wanderung war nur dazu da, etwas Zeit zu schinden. "Die Konjunktionsmonster sind sehr verschieden, ihre Physis ist selten vergleichbar, daher kann, was bei dem einen wirkt, bei dem anderen keinerlei Effekt haben. Woher nehmt Ihr denn die Gewissheit, dass es funktioniert?", fragte er listig.
Varelia ahnte die Falle, antwortete aber. "Da der Magus De Spaire aus der gleichen Sphäre stammt, habe ich auf seine Expertise vertraut."
Bruder Franz lächelte schmal. "Ein Magus, ein Elf, der gemäß Ser Rilmitz nicht mehr in Wyzima weilt und demnach nicht mehr befragt werden kann."
"Ein Gelehrter wie Ihr und ich." Varelia hielt dem Blick des Großspittlers stand, dessen Miene sich bei diesem Vergleich verfinsterte. Er und ein Elf, in einem Atemzug, gleichauf! Absurd. Elfen besaßen gar nicht den Intellekt, um die weit greifenden Sachverhalte zu überblicken, die nötig waren, um derartige Vergleiche anzustellen und Methodiken auszuarbeiten. Bruder Franz hob das Kinn, strafte Varelia mit einem letzten Blick von oben herab und setzt sich dann wieder auf seinen Platz, ohne einen weiteren Kommentar für nötig zu erachten.
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Liam von Alensbach
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Bruder Jordan

Er hatte genug gehört. Genug, dass er nichts mehr beizufügen hatte. Denn wo, als auf dem Scheiterhaufen, war der richtige Platz für Jarel Moore? Nur dort, wo die Flammen ihn vernichten würden. Ring hin oder her, so ein Blödsinn hatte er lange nicht mehr gehört. "Und dann reisst er sich den Ring selbst aus der Haut und fällt über uns alle her!" poltert er dann doch. "Wieder eine Täuschung, eine Lüge die uns nun in Sicherheit wiegen sollte. Eingesetzt von einem Magus, einem Elfen!" Er spie Magus und Elf so aus, als wären es giftige Worte. "Ich verlange von Euch, Grossmeister, dass ihr ihn hinrichten lasst. Augenblicklich! Kein Monster soll unserem Orden beitreten und wenn es das doch tut, dann werden wir so handeln, wie wir immer mit Monstern handeln. Mit dem reinigenden Feuer!" bellte der Rittmeister und holte abermals tief Luft um noch etwas hinzuzufügen. "Auss...." weiter kam er nicht, in dem Moment betrat ein weiterer Zeuge die Ratshalle. Ritter Rilmitz hatte entweder wirklich Glück gehabt oder er war verdammt schnell gelaufen, dass er von Alensbach so rasch aufgespürt hatte. Der Ritter trug das Ornat des Ordens, fein säuberlich wie man es von einem der Brüder eben erwartete. Nur die Haare, die waren zerzaust, so als hätte er bis eben auf dem Kampflatz gestanden. Nachdem von Alensbach den Blick über die Reihen gleiten liess, vermutlich um sich ein Bild davon zu machen, wer heute alles zugegen war, trat er gemessenen Schrittes ein. Die Torwache zog die Tore hinter ihm wieder zu.

"Ach... da ist ja dieser Zeuge." spie Bruder Jordan die Worte förmlich entgegen. Er machte keinen Hehl daraus, dass er Liam nicht mochte. Wer den Orden der weissen Rose noch kannte und auch seine Mitglieder, der wusste, dass auch Bruder Jordan einst dazu gehört hatte. Irgendwas verband also Liam und Jordan und es schienen keine guten Erinnerungen zu sein. "Wagt es nicht, von Alensbach, auch nur einen Ton der Lüge über Eure Lippen zu bringen. Das habt ihr damals schon getan!" Die Worte des Rittmeisters waren eisig, als wäre er vollkommen überzeugt davon, dass Liam alles dafür tun würde um Moore ein gutes Alibi zu verschaffen. Der Ritter lügte ja sowieso, sobald er nur den Mund aufmachte. Ein Verräter des Ordens als Zeuge für einen anderen Verräter. Wie lachhaft. Aber nun spürte Bruder Jordan den Blick des Grossmeisters und er hielt es für klüger nichts mehr zu sagen, sondern sich zu setzen und Liam das Wort zu übergeben.

Von Alensbach hatte die Worte mit interesse gelauscht, doch sie prallten an ihm ab. Nicht, dass er gleichgültig wirkte, aber von denen hatte er schon soviele sich anhören müssen, dass es ihm langsam aber sicher lästig war. Trotz allem schlug er das Zeichen der Flame und des Kelchs, brachte allen den Respekt entgegen der ihnen nunmal gebührte. Auch Varelia gehörte der Gruss. Und sogar Jarel galt jene Geste, auch wenn die grauen Augen nichts über das Innenleben des Ritters verrieten. Jetzt war er hier, aber weder als Freund, noch als Feind Jarels. Er war Zeuge und in dieser Rolle wusste Liam, was er zu tun und zu sagen hatte. Als Lothar ihm das Wort übergab, da wandte er sich den Versammelten zu und begann mit klarer Stimme, in der nüchterne Realität lag, zu erzählen.

"Ich lag im Tempel der Melitele verwundet darnieder, die Schwestern kümmerten sich um mich, darum war ich Zeuge dieser Nacht." hallten seine Worte durch die Halle. Liam von Alensbach stand da wie man sich das von einem Ordensritter wünschte, mit der Haltung von Selbstsicherheit und zeitgleich Demut vor der Flame und den Vorgesetzten. Aber da war auch etwas, dass man fast schon als rebellisch bezeichnen konnte. Es lag in seinen Augen. Eine Härte, eine Schärfe, wie der Stahl einer Klinge. "Es muss nach Mitternacht gewesen sein, als ich von einem Geräusch geweckt wurde. Als würde jemand eine Mauer und ein Tor einreissen. Ich glaubte erst, der Tempel würde überfallen werden und braucht einen Moment um mich zu orientieren. Ich fand eine Fackel, als einzige Waffe und trat aus dem Behandlungszimmer. Ich sah mich unvermittelt einem Worgen oder einem Wolf gegenüber. Er sprang mich an, riss mich zu Boden, doch er tat mir nichts weiter. Er stieg über mich hinweg, folgte dem Gang. Der Elfenmagier kam um mir auf die Beine zu helfen. Wo dieser her kam, kann ich nicht sagen. Als ich wieder stand, wusste ich, dass ich zu Moore musste. Er war in einem anderen Zimmer, von dort kam der Wolf, und dahin stürzte ich nun. Doch die Kammer war gänzlich leer und nirgendwo war Blut. Als ich dann erkannte, dass das Mauerwerk und die Tür nach aussen gesprengt worden sind und nicht nach innen, da kam mir eine Ahnung." Er machte eine Pause. Die Versammelten sollten seine Worte verdauen, sie verstehen. Als er weiter sprach, tat er das ohne eine Spur von Emotion - wie es im Innern des Mannes aussah, blieb ein Rätsel. "Ich stürmte aus der Kammer, dann sah ich den Wolf, wie er um eine Ecke bog. Und da war auch der Elf, der mir aufgeholfen hatte. Ich folgte dem Wolf, den der Elfenmagier auch Jarel genannt hatte. Meine Ahnung, hatte sich also bestätigt. Abermals stand ich ihm gegenüber. Er war in die Ecke gedrängt, scheinbar war da hinter ihm eine verschlossene Tür. Der Magier warnte, dass wir uns ihm nicht nähern sollten und dann wurden plötzlich die Türflügel hinter ihm geöffnet. Der Wolf drehte sich um. Da war eine Schwester, welche die Türen geöffnet hatte. Der Schwarze stiess sie mit seinem Schädel an, dann rieb er seinen Kopf an ihr. Plötzlich änderte sich die Situation. Ich sah, dass sie einen Besen in der Hand hielt und diesen Besen griff der Wolf an. Er zerlegte ihn mit einem Bissen, dann war seine Haltung angriffig. Er knurrte, war angespannt. Ich wollte nach einer brennenden Fackel greifen, aber der Elfenmagier stiess mich beiseite und der Wolf floh zur Tür hinaus in den Hof." Wieder eine Pause. Die er auch für sich brauchte um zu sortieren. "Als ich auf den Hof trat, war da auch von Nagall. Ich hörte erst seine Stimme, bevor ich ihn erkannte. Einer der Wächter des Meliteleordens brachte Schwerter, so dass wir uns bewaffnen konnten. Fast zeitgleich hörte ich dann Hufschläge, jemand musste unsere Brüder verständigt haben. Das Tor wurde geöffnet und ich sah Ritter Pieter hinein stürmen.

Was dann aber im Hof geschah, das kann ich nicht mehr vollständig widergeben. Es war dunkel und ich will und werde keine Mutmassungen machen. Ich weiss, dass der Wolf geflohen ist. Ich weiss, dass Jakob von Nagall auch verschwunden ist. Genauso wie der Magier. Den Geräuschen nach in Richtung Friedhof. Dahin eilte ich nun und schloss zu Ritter Pieter auf. Da trafen wir wieder auf den Wolf, doch wir wussten instinktiv, dass wir vorsichtig sein mussten. Ein in die Ecke gedrängtes Tier war immer schon gefährlich. Plötzlich sahen wir ein Leuchten im Dunkeln, dann explodierte etwas - wir erkannten erst später, dass es die Mauer war. Und der Wolf dadurch geflohen. Das ist alles was ich Euch, werte Brüder, erzählen kann." Liam wandte sich an Lothar und er wartete. Auf Fragen, auf einen Befehl, auf irgendetwas.
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Lothar von Tretogor
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Lebenslauf: Lothar

„Ich habe keine Ahnung, wie viel Moore auf welche Art auch immer getötet hat. Oder ich…“
Man hört auf zu zählen.
„Aber ja, eine Spaltung, Thobald. Doch die Kirche selbst legt das Wort der Flamme mit den Schriften und Taten des Propheten Lebioda aus. Wege der Barmherzigkeit statt der Vergeltung. Wir müssen wissen, wo wir uns positionieren. Und welche Vorteile uns welcher Pfad bringt. Was wenn ich aus dem Orden austreten und das Amt für meinen Nachfolger abgeben könnte? Und meinen Lebensabend statt starr in einem Stuhl zu sitzen bis ich heraus kippe, ein paar Kinder zeuge, die meinem Weg hier her folgen?“
Na ja, er glaubte selbst nicht daran. Und wenn seine Nachkommen nach ihm kämen, machten sie ganz sicher nicht, was der Vater möchte.
„Dennoch eine Spaltung, die wir nicht wollen, nicht wahr? Weder in die eine noch in die andere Richtung. Deshalb dieser Rat. Ich brauche euch alle – nicht nur meine Sentimentalität. Jemand anderes als Moore würde bereits auf dem Marktplatz wieder erkalten. Das wissen wir alle.“
Leider ist die Welt nicht so einfach. Es war nur die Frage, ob der Orden sich dieser Herausforderung stellen wollte oder nicht.
„Fakt ist: wir müssen gemeinsam eine Entscheidung fällen. Eine hinter der wir alle stehen. Ob wir es wollen oder nicht wird es der Weg für die Zukunft des Ordens werden. Ihr wisst welchen ich präferiere. Der von dem ich glaube, dass er den Orden die Jahrhunderte überdauern lässt statt in den Wirren von Krieg und Zeit untergehen zu lassen. In der Stadt herrscht ein fragiler Frieden, weil sie zu mir, zum Orden, zur Flamme aufsehen. Dennoch ich verspreche Euch eines: wollt ihr den Feuertod für Ritter Jarel Frederic Moore, so werde ich mich beugen und selbst den Scheiterhaufen entzünden. Unsere Einigkeit ist wichtiger.“

Der Großmeister warf einen Blick auf Moore. Er war enttäuscht von ihm und wusste, dass er ihn verloren hatte, aber diese letzten Versuch wagte er für ihn. Für das war er war. Lothar machte sich wieder auf den Weg zurück zu seinem Platz, um sitzend den Anderen zu lauschen. Mutter Varelia behauptete sich, erinnerte an die Tugenden des Rittertums. Selbst Bernard hatte sich den großen Kinderaugen nicht entziehen können, als er im Hof auf ihn gewartet hatte. Liams Bericht hingegen war sachlich. Er erwähnte den Knappen, der bis jetzt unter den Tisch gefallen war. In Lothars Augen sah der alte Weggefährte, dass er seine Anwesenheit hier mehr schätze als er offen zeigte. Der Großmeister hatte keine weiteren Fragen. Überließ es mit einer kaum merklichen Handbewegung von Alensbach sich irgendwo im Saal selbst aufzuräumen, während er den Schlussworten zuhörte ohne sie zu unterbrechen und ließ dann als sie alle geendet hatten, als die Argumente sich wiederholten, als man nichts mehr Neues erwarten konnte, die Stille ein paar Herzschläge durch den Raum dringen bis sich alle Augen auf ihn richteten.

„Wenn allerdings sein Vergehen schwer ist, soll er von der Gemeinschaft der Brüder ferngehalten werden, indem er nicht mehr mit ihnen zugleich am selben Tisch esse, sondern seine Mahlzeiten allein einnehme, und sich völlig der Gnade und dem Urteil des Meisters unterwerfe, um am Tag des Gerichts heil zu bestehen.“

Der Großmeister erhob sich. „So halten wir ihn von uns fern. Da Großkomtur von Herrenloh Moore bereits zum Ritter degradiert hat, verliert er nun ebenso seine Rechte als dieser und somit seinen Knappen. Denn als Knappe soll er wieder dienen. Jedoch nicht in unserer Mitte, sondern dort wo er Zuflucht gefunden hat unter dem Rock der Melitele, die ihren Großmut beweisen darf ein Monster in ihre Mitte zu nehmen. Damit diese Tat niemand vergisst soll Moore für alle ersichtlich gebrandmarkt werden. In Jahr und Tag mögen wir uns wieder treffen und entscheiden, ob er weiter so sein Dasein fristen darf oder es nach der Gnade der Flamme verlangt.“ Oder anderweitig seinen Tod findet oder durchbrennt oder was auch immer.
„So stimmen wir ab. Wer für dieses Urteil ist, der erhebe sich. Sitzen mehr als stehen, soll das Feuer ihn und den Orden reinigen.“

Neben Lothar stand auch Ralt nach ein paar Augenblicken auf. Moore war sein Vorgänger gewesen, diesen letzten Respekt würde er ihm erweisen. Alle würden wissen, dass er dies genau aus diesem Grund tat.
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Großmarschall Thobald von Dermeringen

Aus der sehr sachlichen Schilderung des Ritters ergaben sich für den Großmarschall allenfalls weitere Anklagen, zum Beispiel gegen den Elfen, der ganz offensichtlich um den Fluch wusste. Und das wiederum warf weitere Fragen auf: Wie viele Mitwisser gab es noch, die alle geschwiegen hatten? Wie viele waren aus der Welt dieses Verräters gekommen, um den Orden, ja, ihre ganze Welt zu unterwandern und zu destabilisieren? Wie viele aus anderen Welten?
Und so fiel ein Samen aus Misstrauen und Hass auf den fruchtbaren Boden der Angst vor allem Fremden und begann dort fast augenblicklich zu keimen. Es waren nicht nur Anderlinge und Monster, vor denen sie sich und die Menschen schützen mussten, sondern alles, was die Konjunktion ausspie.

Doch zunächst sollte das Urteil vollstreckt werden.
Lothar wurde nicht müde, noch einmal klarzustellen, dass er Jarel eine Sonderbehandlung angedeihen lassen wollte, und gerade hier war der Großmarschall gänzlich anderer Meinung. Für ihn musste das Urteil nachvollziehbar und für jeden gleich sein. Es spielte keine Rolle wer der Angeklagte war, ob Knappe oder Ritter.
Lothar beherrschte es mit Emotionen und Glauben zu argumentieren, zu spielen – jenem Glauben, von dem er behauptete, er müsse überdauern. Doch nur eine harte Hand und ein hartes Urteil hatten in seiner Vorstellung Platz; Gnade fand darin keinen Raum.

Der Großmarschall ahnte jedoch bereits, dass sich einige würden einwickeln lassen – jene, deren Blicke nun verstohlen zu ihm und zum Rittmeister wanderten, den beiden glühendsten Vertretern des Feuers.
Nur ein Brandmal, wo ein Feuer lodern sollte, nur Ausschluss, wo das endgültige Ende drohen sollte. Und er wollte das Problem abschieben – zu den Schwestern der Melitele. In Thobalds Augen war das Hohn und Spott.
Er schüttelte den Kopf, sah den Orden bereits fallen und verspürte nicht geringe Lust, einfach aufzustehen und zu gehen. Die heiligen Hallen der Flamme sah er bereits entehrt.
Aber er hatte gesagt, was er hatte anbringen wollen, und sich zu wiederholen, würde auch nicht auf offenere Ohren treffen.
„Meine Entscheidung bleibt klar: Tod im Feuer.“
Und Lebioda war und blieb ein geistesgestörter Schwachkopf. Doch das dachte er nur.
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Orden der Flammenrose
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Bruder Franz

Zu sagen hatte er nichts mehr. Seinen Standpunkt zu wiederholen, machte ihn nicht besser oder schlechter. Lothar war weder taub noch vergesslich, höchstens selektiv aufmerksam. Also wartete Franziskus, welches Strafmaß der Großmeister, der nicht standrechtlich zur Flamme greifen wollte, statt dessen vorgesehen hatte. Unwillkürlich strich sein Blick über die versammelten Ritter, bis zu von Alensbach und verweilte bei diesem. Einer, der Heilung bei den Schwestern der Melitele suchte, statt in seinem Spital. Aber was sollte man anderes von diesem Vogel auch erwarten? Und nun wollte sich der Großmeister einen weiteren exotischen Vogel in die Voliere setzen, gebranntmarkt wie schon der erste. Mit diesem Herrn waren wahrlich andere Zeiten im Orden eingezogen - Jaques hatte unter seinen Rittern ganz anders gewütet.
Als erster nach Lothar erhob sich de Rocarrars. Natürlich. Er mochte von der Erzpriesterin nichts halten, aber er war und blieb ein Speichellecker Lothars. Der Schatzmeister neben de Rocarrars blieb sitzen - auch nicht verwunderlich, denn der rechnete in so einem Fall sicherlich nur in zu stopfenden Mäulern und zu zahlendem Sold. Gold wippte lediglich mit dem Fuß des übergeschlagenen Beins und machte den Eindruck, als hielte er all dies für Zeitverschwendung.
Der Zeugmeister wirkte hin und her gerissen. Seine Augen huschten von Moore zu de L'Argent und wieder zurück. Brude Franz hielt von Blaviken für ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass man auch ohne Rückgrat hervorragend überleben konnte, wenn man sich nur parasitär im Anus eines Mannes aufhielt, der mehr Kreuz besaß. Und de L'Argent hatte ausreichend Selbstvertrauen, welches er aus seinem äußeren Erscheinungsbild zog. Die Frauenwelt Wyzimas lag dem blonden Ritter zu Füßen, dessen Roben schon fast anmaßend edel waren. Franziskus mochte den Großdrapier nicht sonderlich. Ein Wichtigtuer und Hohlkopf. Hätte er den Parasit nicht, würde das Kloster im Bezug auf Lagerhaltung und Ausrüstung im Chaos und in Schulden versinken. Nachdenklich betrachtete Franziskus von Blaviken. Vielleicht sollte er ihn eher mit einem Symbiont gleichsetzen. Und während er noch eine Analogie zur dieser Analtheorie suchte, erhob sich der Großdrapier und im gleich Moment fast schon hektisch auch der Zeugmeister. Bemerkenswert.
Bruder Franz folgte schließlich in Ruhe ihrem Beispiel. Auch wenn er sich etwas anderes erhoffte - verbrennen würde das Subjekt seiner Studien zerstören und war daher die schlechtere Option.
"Ein Jahr und ein Tag. Und ich möchte mich mit Ser Moore unterhalten, bevor sein Weg ihn zu unseren Lieben Schwestern führt.", ließ er sich ruhig vernehmen, wobei gerade Jarel ahnen sollte, wie so eine "Unterhaltung" aussehen konnte.

Varelia zog sich zurück, als Liam von Alensbach den Ring betrat und blieb am Rand der Halle unter den Fenstern stehen. Wenn man sie nicht explizit hinaus befahl, würde sie genau hier ausharren, bis der Hammer gefallen war. Dem Ritter lauschte sie zunächst angespannt, doch dieser berichtete frei von Emotionen nur Fakten und Teile seiner Wahrnehmung. Gut.
Dann vernahm sie Lothars Vorschlag für eine Strafe und auch, wenn diese Gnade verhieß, wusste sie, wie sehr es den Stolz Jarels verletzen würde. Unter die Röcke der Göttin geschickt - so war es formuliert. Ehrlos, ausgestoßen, mit wenig bis keiner Aussicht auf Rehabilitation. Auf Jahr und Tag unter Bewährung... Sie senkte den Blick einen Moment und hob ihn dann wieder, sich selbst ermahnend, wer sie war.
Und dann erhoben sich Ritter - mehr als sitzen blieben. Sie hörte die Stimme des Spittlers und musste hart an sich halten, nicht einen scharfen Kommentar dazu fallen zu lassen.
So schien es entschieden und vorerst atmete Varelia auf.
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Jarel Moore
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Noch immer stand Jarel vor seinen Brüdern, als hätte er einen Stock im Arsch und versuchte sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen, auch bei den Hasstiraden seiner Mitbrüder nicht, egal wie sehr es ihn schmerze.
Und dann standen sie auf…einer…zwei…
Der Schattenläufer hielt den Atem an.
Drei…vier…fünf…sechs. Sechs? Sechs!
Nun war es um seine Haltung doch geschehen. Eine Welle der Erleichterung überschwemmte ihn, als hätte man in eisekalter Nacht einen Eimer warmes Wasser über ihm ausgegossen.
Er erschauerte, schloss einen Moment die Augen, legte die flache Hand auf die Brust und atmete hörbar auf.
Das Eisen war schlimm, besonders für ihn, doch er würde es überleben und die Verbannung aus dem Orden war – wie sollte man es sagen – das kleinere Übel. Er würde das feste Gefüge vermissen. Den Halt im Glauben und auch einige seiner Brüder. Allerdings nicht alle. Zumindest schien es keine Folgen für Jakob zu haben. Zumindest keine offiziellen.
Mit nicht mehr ganz so regloser Miene verbeugte er sich angedeutet vor denen, die ihm das Leben gelassen hatten, warf einen etwas längeren Blick auf Varelia, bevor er sich zu Lothar wandte.
„Ich danke meinen Brüdern und eurer Exzellenz für eure Gnade.“, erklärte er sich leise und mit hörbarem Zittern in der dunklen Stimme.
Damit hatte er nicht gerechnet. Niemals. Dies waren wirklich neue, andere Zeiten.
Beinahe euphorisch beschloss er, noch weiteren Ballast abzuwerfen.
Ob Lothar ihn unter vier Augen anhören würde? Wann sollte er danach fragen? Jetzt? Zumindest besser bevor Bruder Franz seine ‚Unterhaltung‘ mit ihm durchgesetzt hatte.
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Lothar von Tretogor
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Franz. Das war interessant. Aber der Großmeister zeigte keine Regung, durfte er nicht. Bis auf die Überraschung zum Ausgang. Sie war nicht überschwänglich, aber nicht gespielt. Damit gerechnet hatte er nicht, eher dass es in Wyzima noch eskaliert, wenn man angefangen hätte einen Scheiterhaufen zu erriechten. Dennoch wartete er eine Weile, ob nicht jemand seine Haltung noch einmal überdenken wollte, aber sie blieben dabei. „So sei es.“

Bruder Franz würde sein Gespräch bekommen. Dafür hatte er sich erhoben. Wie das aussieht wollte sich Lothar gar nicht so genau vorstellen, aber man wollte ihn in einem Stück der Kirche der Melitele geben.

Sein Blick fiel auf den Großmarschall. Er würde mit ihm reden müssen, ihn aufsuchen. Zu ihn gehen, nicht ihn einbestellen wie es üblich wäre. Am Besten noch heute. Ihm die Wertschätzung aussprechen, die Kritik annehmen sowie noch seine Frage beantworten, was der Offizier mit einem Soldaten mache, der jeder Zeit unkontrolliert Schaden anrichten kann. Man schickt ihn natürlich zum Feind: in dem Fall zur Kirche der Melitele. Sollte sich ihre Gnade und Barmherzigkeit als Fehler erweisen, würde das dem ewigen Feuer nicht Schaden. Und ja ein Elfenmagier, der wahrscheinlich nach Nowigrad geflohen ist. Lothar würde von Dermeringen auf diesen ansetzen, von Herrenloh wird ihm da mit Sicherheit unter die Arme greifen. Außerdem brauchte er ihn hier als Vertretung, denn es deutete mehr und mehr daraufhin, dass der Großmeister demnächst selbst in die sogenannte freie Stadt aufbrechen müsse. Zu viel Politik. Zumindest waren das die Hoffnungen den Großmarschall passend zu beschäftigen und ein wenig zu beruhigen. Doch das später.

„Ich danke dem Rat für euer Kommen und eure Meinung. Bitten wir die Flamme darum, das richtige Urteil gefunden zu haben.“ Der Großmeister schlug den Kelch und entließ den Rat mit einer Geste.
„Von Alensbach, geleite die ehrwürdige Mutter hinaus und such mir von Nagall.“ Der Knappe wird nicht weit sein und sollte erfahren wie ausging, bevor er noch Unfug anstellte. Außerdem musste er sich überlegen, was mit dem passieren soll. Im Rat hatte niemand gegen den Jungen gewettert. Immerhin.
„Ralt, kümmer Dich um Moore und leite alles in die Wege.“ Es gab keinen Grund viel länger zu warten, als das Eisen brauchte um heiß zu werden und vielleicht könne er dann wieder ruhiger schlafen. Als sich Lothars und Jarels Blicke trafen, zuckten die Augenbrauen kaum merklich. Wenn ihm der Verurteilte etwas zu sagen hatte, dann war jetzt die Gelegenheit, der Platz und die Zeit.

"Exzellenz...", Jarel räusperte sich. "Ein Gespräch unter vier Augen?" Wer weiß, ob sich das jemals wieder ergeben würde?

Ein Augenblick verging regungslos, dann nickte der Großmeister. „Lasst uns alleine.“ Er ging ein paar Schritte, um aus dem Fenster zu sehen, während sich die Versammlung auflöste. Ralt war nicht so begeistert, aber er nickte, warte ab bis sich alle entfernt hatten und ging als Letzter, er würde vor der Tür warten. Das musste er niemanden sagen.
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Liam von Alensbach
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Bruder Jordan

Bruder Jordan hatte keinen Ton mehr gesagt, sondern blickt nur voller Verachtung zu Moore und auch Lothar bekam keinen wohlwollenden Blick des Rittmeisters ab. Ein viel zu weiches Herz, das hatte der Grossmeister gerade bewiesen. Dabei hatte er damals, als man von Tretogor gewählt hatte, gehofft, er würde die Linie des Ordens weiterführen. Zwar nicht mit jener Brutalität, mit der sie einst geführt worden war, aber wenigstens Konsequent. Das war nicht geschehen und so langsam zweifelte der Bruder an er Wahl des einstigen Soldaten. Sein Blick schweifte zu von Alensbach. Den Ritter kannte er noch vom Orden der weissen Rose, einst ein aufstrebender und begabter Ordensbruder, der so einigen Konkurrenz gemacht hatte. Und, das hatte er damals selbst bemerkt, der auch in Ihm die Furcht ausgelöst hatte, dass er sie alle überflügeln würde. Aber das war ja gekonnt verhindert worden und mit einem Hauch der Zufriedenheit hafteten sich die schmalen Augen auf den Hals Liams. Dort, wo unter dem Kragen das selbe Brandmal prangte, das auch Jarel nun bekommen würde. Nun, fast. Liam hatte die Rose und Jarel würde die Flamme bekommen, aber immerhin gebrandmarkt. Und noch hämischer wurde sein Lächeln, als er daran dachte, dass von Alensbach die Initialen seines alten Rittervaters auf seinem Leib trug. Es sollte ihn immer daran erinnern, wer hier der Stärkere gewesen war. Und doch stand der einstige Ritter der weissen Rose wieder hier in diesen Hallen, obwohl sie ihn weit fort geschickt hatten. Lothar schien viel auf diesen Mann zu setzen und das war nicht gut. Es wurde Zeit, dass man sich über die richtigen Ziele des Ordens würde austauschen müssen. Ohne den Grossmeister und seine Lakaien.

Liam von Alensbach

Liam hatte sich das Urteil über Moore ohne Regung angehört und er wusste selbst nicht, ob er zufrieden oder enttäuscht über den Ausgang war. Früher hätte er zu denen gehört, die sitzen geblieben sind, aber was war mit heute? Was er dachte und glaubte, welche Gefühle ihn beschäftigten war hier nicht von Relevanz gewesen. Einzig und allein der sachliche Bericht und nicht mehr, das war nur gerecht gewesen. Als Lothar ihm die Anweisungen gab, erst Varelia hinaus zu geleiten und im Anschluss von Nagall zu suchen, da neigte der Ritter gehorsam den Kopf vor dem Grossmeister. Er hörte das knarzen der Stühle, das rascheln von Stoff und klirren von Ketten, als sich die Versammelten erhoben. Leises Gemurmel begann, während irgendwo bereits das Eisen erhitzt wurde. Irgendwo... Liam wusste ganz genau wo und er hatte nur wenig Lust dabei zu sein, denn es bedeutete wieder selbst daran erinnert zu werden, wie es sich angefühlt hatte. Der Schmerz, die Erniedrigung, die Schmach. Das alles hatte sich, genau wie das Brandmal eingeprägt. Wenigstens blieb Jarel eine weitere Erniedrigung erspart und als Liam durch die Halle blickte, da konnte er vor seinem Inneren Auge die Bilder von damals sehen. Er sah die Brüder, ihre Blicke, das Feuer und das glühende Eisen. Er hörte die schweren Eisenketten, fühlte das Gewicht um seine Handgelenke und den kalten Steinboden unter seinem Rücken auf den sie ihn im Anschluss gelegt hatten. Da waren Hände an seinem Leib gewesen, sie hatten an seiner Kleidung gezerrt, bis er entblösst auf dem Stein lag und sich erneut der Schmerz glühenden Eisens in seine Gedanken brannte.

"Ser von Alensbach? Wollen wir nach dieser hitzigen Debatte ein wenig kühlende Herbstluft atmen?" Von Alensbach kam blinzelnd zurück in die Gegenwart. Eine Stimme hatte ihn sanft daran erinnert, dass er heute nicht Empfänger des Eisens sein würde und als sich sein Blick klärte, erkannte er ein Gesicht. Erst verschwommen, doch je mehr er im Jetzt ankam, umso schärfer wurden die Züge bis er Varelia erkannte. "Ehrwürdige Mutter, bitte verzeiht meine Unaufmerksamkeit." Was hatte Sie gesagt? Er verwarf den Moment der Verwirrung, der schwarzen, gähnenden Leere in seinen Gedanken und schlug förmlich und wie es die Höflichkeit erforderte den Gruss von Flamme und Kelch. "Natürlich geleite ich Euch zurück zum Kloster der Melitele." Dahin sollte er sie doch bringen? Er atmete leise durch und wandte sich mit der ehrwürdigen Mutter dem grossen Tor zu, welches aus der Halle führte. Hinaus in den kühlen Herbst, der klare Gedanken brachte, sobald die beengenden Hallen hinter Ihnen gelassen wurden.
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Erzpriesterin Varelia
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Varelia hat das Gebäude verlassen --> Klosterhof
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Jarel Moore
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Der Verurteilte sah den Herren Rittern - zu denen er jetzt nicht mehr gehörte - nach.
Die Blicke der anderen waren beinahe schon körperlich spürbar, vor allem die derer die ihn hatten den Flammen übereignen wollten.
Wie viele von ihnen fürchteten wohl jetzt, er wollte Lothar nun umbringen? Und wie viele hofften gar darauf?
Als die wichtige Tür zur Versammlungshalle geschlossen wurde spitze der Schattenläufer die Ohren. Niemand sollte an der Tür stehen bleiben und dieses Gespräch belauschen.
Erst dann wand er sich von Tretogor zu.
"Danke.", war das erste Wort an das Ordensoberhaupt, als er sicher war, dass sie niemand belauschte. Ein kurzes Zucken des Knappen zeugte danon, dass er Lothar umarmen wollte, es sich aber selbst verbaut.
So nah war ihn seiner damaligen Schutzperson nicht mehr, und das schmerzte mehr, als das Eisen später schmerzen würde.
Man konnte seiner Stimme anhören und seiner Körperhaltung ansehen, wie ernst er den Dank meinte.
"Du hast mir einmal mehr den Arsch gerettet."
Und das, obwohl er es seinen Augen nicht verdient hatte, diese Tatsache behielt er jedoch für sich.
"Ich weiß, du riskierst mehr als nur dein Leben,in dem du das Urteil in diese Richtung gelenkt hast.", formulierte er unsicher und sah zu Boden.
Unter einen anderen Komtur wäre er bereits jetzt in alle vier Winde verstreut unterwegs ins nächste Leben. Wenn es so etwas in dieser Welt überhaupt gab.
Unter jedem anderem Komtur... selbst unter von Herrenloh.
Von Herrenloh,dem er seine Geheimnisse anvertraut hatte.
Und Lothar nicht.
In was für eine Farce sich sein Leben verwandelt hatte ...
Jarel presste kurz die Kiefer aufeinander, bevor er seinen Monolog fortsetzte.
"Es ist dreist, jetzt noch eine Bitte an dich zu richten. Sieh es als Zeichen meiner Reue."
Mit diesen Worten ging der Verurteilte vor Lothar auf das rechte Knie faltete die Hände auf dem linken und senkte das Haupt demütig wie selten.
"Ich bitte euch um die Abnahme der Bereiche, mein Schwertherr."
Dies war keine Entschuldigung, den was er war,war unentschuldbar.
Dies sollte ein Zeichen dafür sein, dass er nun wusste, wenn er vertrauen konnte. Und wenn nicht.
Und... auch wenn er es sich selbst gegenüber nicht zugeben wollte...er fürchtete noch immer um sein Leben, ob nun durch das Eisen oder die, die ihm ans Leder wollten für das, was er war.
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Lothar von Tretogor
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Ralt trieb sich vor der Tür herum. Jarel kannte seine unruhigen Schritte, wie er auf und ab tat, um sich zu beruhigen. Seine Ohren waren nicht nur auf Grund des fortgeschrittenen Alters nicht gut genug, um zu lauschen. Jarel wusste auch, dass der altgediente Leibwächter es nie tun würde, denn er vertraute. Zumindest Lothar und vielleicht auch noch ein Stück weit Jarel.

„Alles.“ Riskierte der Großmeister, auch sein Leben. Aber das fiel einem selbst nicht so ins Gewicht. „Den Orden. Seinen Zusammenhalt. Den fragilen Frieden in der Stadt. Die nilfgaardische Statthalterin wartet nur auf ein Zeichen meiner Schwäche.“

Noch hatte sich Lothar von Tretogor nicht umgedreht, sah unbestimmt durch das Fenster in die Ferne und drehte Jarel den Rücken zu. So wäre er ein leichtes Opfer, er kannte Jarel gut genug: zwei Schritte und er würde mit blutenden Hals zu Boden sinken. Vielleicht sehnte sich ein Teil danach endlich seine Ruhe zu finden. Aber es kam nicht. Hinter ihm ging Jarel auf die Knie, bat um die Beichte. Bei seinem Rittervater, der er eigentlich nie war. Die Sekunden dehnten sich bis Lothar sprach: „Die Flamme, die unser Herz erleuchtet, schenke wahre Erkenntnis unserer Sünden und ihre reinigende Wärme.“
Nun waren es die Schritte des Großmeisters, die die Distanz nahmen und er wie schon zu Beginn der Verhandlung seine Hand auf den Kopf des Verurteilten ablegte, um mit dieser Geste sein Einverständnis zu geben. Keine Umarmung, doch ein paar Herzschläge der Nähe, bevor Lothar seine Hand wieder zu sich nahm. „Wie viele Klingen trägst Du gerade am Mann?“ Sehen tat man keine, aber das war ja der Sinn.
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