Hafenviertel | Im Kerker von Nowigrad

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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ERZÄHLER
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Ein unangenehmes Summen erzwang Aevnes Aufmerksamkeit. Ein Rauschen...Flüstern...Zwicken und Jucken, dem man unbedingt nachgehen wollte.

Sie hatte den Lärm gehört, die Stimmen. War an die Tür ihrer Zelle gestürzt, hatte das Ohr gegen das Holz gepresst und instinktiv versucht hinaus zu greifen... der Schmerz in ihrem Kopf war atemberaubend gewesen. Als würde sie mit aller Kraft gegen eine Mauer laufen. Aevne war an der Tür zusammen gesackt, benommen und orientierungslos.
So fand sie der Ruf und hatte leichtes Spiel. Dieses Mal.

"Mylady."
Eine Stimme, dunkel und warm wie schwarzer Samt direkt neben ihr.
Da saß der alte Elf aus der anderen Welt etwas rechts von ihr, ebenfalls an die Wand gelehnt, in der sich die Tür befand. Das linke Bein angezogen, das rechte ausgestreckt, das Handgelenk locker auf dem angewinkelten Knie abgelegt.
So nah, dass sie ihn hätte berühren können aber nicht so nah, dass es aufdringlich wirkte. "Mylady Faoiltiarna, es tut mir leid. Ich habe versucht euch aufzusuchen. Ich habe versagt. Ihr seht nicht gut aus. Haben sie euch gefoltert?"
Bei den Göttern, selbst so am Boden wie jetzt war sie wunderschön. In Freiheit, ein Schwert in der Hand auf einem Reittier würde ihr kein Mann widerstehen können.

Aevne lag auf der Seite und schloss für einen Moment die Augen - die körperlichen, wie auch die ihres geistigen Spiegelbilds.
"Nein. Der Effekt, wenn man versucht Magie zu wirken, aber von Dwimerit umgeben ist.", erwiderte sie in ihrer ruhigen, überaus sachlichen Art. "Nichts, was eine Mahlzeit nicht wieder in Ordnung bringt.", auch wenn sie nicht daran glaubte, dass man sich diese Mühe noch machen würde.
Sie blieb liegen, streckte aber den zuunterst liegenden Arm leicht in seine Richtung, auch wenn sie wusste, dass seine Erscheinung nur in ihrem Kopf war.

Die Geste berührte ihn.
Hilfesuchend, haltsuchend, bittend.
Er lächelte bedauernd.
"Ich kann nicht körperlich bei euch sein, Mylady. Da habe ich versagt. Aber euren Wunsch zu reden, eurem letzten Wunsch, würde ich gerne nachkommen."
Er legte zögernd seine langen, schlanken Finger auf die Stelle, wo sich ihre Hand befand. Körperlich war da ...nichts. Kein Wiederstand, keine Wärme, keine Berührung. Zumindest nicht auf der Materiellen Ebene.
"Es tut mir so leid, euch nicht helfen zu können."

Aevne legte den Kopf etwas zurück und betrachtete die Hand, die die Ihre nur optisch berührte. Wie schaffte er es nur durch die Barriere, während sie versagte?
"Sag, bist du einer der Aen Saevherne?"

"In meiner Welt nennt sich meine Spezies Quel´Dorei und die nachfolgende Generation Sin´Dorei. Frei Übersetzt hieße das so in etwas 'Kinder des hochgeboreren Blutes' und 'Kinder des alten Blutes'. Über diese Welt hier weiß ich so gut wie nichts. Bis heute habe ich kam über den Horizont hinaus schauen können, den die menschliche Rasse für mich aufgespannt hat. Ihr habt mir gezeigt, dass es noch etwas dahinter gibt. Ich hätte euch so gern zu eurem Volk begleitet, die euren kennengelernt.
Verratet ihr mit, was bedeutet Aen Saevherne?"

"Die Aen Saevherne sind die Weisen unseres Volkes. Die Alten. Ich bin nur eine Aen Seidhe. Die Jüngeren."

Aevne schloss erneut die Augen, doch ihr fehlte die Kraft, auch nur ein einzige Bild zu beschwören. Statt dessen war da nur elendige Schwäche und Kopfschmerzen.
"Einen Moment lang habe ich glauben wollen - ein Aen Saevherne in der Gunst der Menschen. Aber sie haben dich genauso verraten, wie sie uns schon seit Jahrtausenden verraten, nicht wahr?" Wie sonst ließe sich erklären, dass er nicht körperlich zu ihr kommen konnte?

"Ja. Ich wurde verraten. aber ich lebe noch. Ich habe versucht euch hier aufzusuchen. Der, den ich für meinen Gastgeber hielt, schoss auf mich. Ohne zu zögern. Kein tödlicher Schuss und ich durfte die Wunde selber heilen, aber nun bin ich eingesperrt, gedemütigt, erniedrigt."
Er hob in einer hilflosen Geste Arme und Schultern.
"Ich habe versagt, aber ich freue mich, euch noch einmal sprechen zu dürfen. Ich würde so gerne..."

Aevne schwieg. Sie fühlte sich bestätigt, nur leider brachte das keinem von ihnen noch etwas.
"Kannst du diese Mauern auflösen? Ich würde so gerne die Sterne sehen..." Wenn auch nur als Bild in ihrem Kopf.

"Ich kann dir die Sterne in meiner Welt zeigen." Er lächelte.
"Komm, schließ die Augen, nimm meine Hand."

Sie folgte ihm widerstandslos.

Sie fühlte ein kurzes ziehen, einen sanften Fall durch warme Luft, streichelnd. Dann schwerelose Schwärze.
Und dann...fand sie sich in dichten grünen Moos liegend wieder, es duftete nach Frühling, neuem Leben und Wiedergeburt. Der Wind strich über ihr Gesicht, streifte durch die Blätter der Bäume, die die Lichtung umgaben, brachte sie zum Rauschen.
Da war noch mehr. das Rufen der Vögel, das Huschen kleinerer und größerer Tiere, weit weg der Ruf einer Wildkatze.
Die Bäume um die Lichtung herum trotzten jeder Beschreibung. Riesige, uralte Bäume, doch mit elegant gewundenen und in sich gedrehten Stämmen, so dicht belaubt, dass man die Kronen nicht erkennen konnte. Übermannshohe Farne, säulendicke Ranken.
Ein alter Wald. Ein sehr alter Wald und im Hintergrund, nur so gut zu sehen weil auf der Lichtung nichts den Blick versperrte, ein einzelner Baum, hoch wie ein Gebirge, in dessen unterem Bereich gelegentlich goldene Lichter blitzten.
Und über all das spannte sich der Himmel wie ein dunkelblaues Tuch aus Samt, auf dem eine unglaubliche Menge an Sternen gepinnt war.

Ein leises Seufzen entfloh den Lippen der Elfe, die hier wieder die jüngere Version ihrerselbst war. Ohne die Narben im Gesicht und ohne den bitteren Zug um Lippen und Augen. Sie glaubte das Moos zu fühlen, den Wind zu spüren und ließ sich ganz hinein fallen in die Illusion. Wie schön es wäre mit diesem Anblick zu sterben. Doch das wäre ihr wohl kaum vergönnt. Sie war zu zäh. Ein paar Stunden und ihr Körper würde sich wieder aufrappeln, würde weiter machen.
"Sie ist schön, deine Welt. Wie heißt dieser Ort?" Ihre Stimme klang bereits wacher.

Er riss den Blick vom Himmel los und sah zu ihr. Bei Malornes warmen Segen. So schön. So schön, dass es schmerzte.
"Das war Teldrassil. Der Weltenbaum, Wiege des Lebens, Quelle der Magie. Geschaffen von den ersten Elfen. In den alten Sagen verbanden Wurzeln, Stamm und Krone die Welten. Siehst du die Lichter ganz unten?"
Er hob die schmale Hand mit den langen Fingern und deutete mit einer eleganten Bewegung in Richtung des Baumes.
"Das ist Darnassus. Die Hauptstadt der Kal´Dorei, den Kindern der Nacht. Ich vermute, dieser Ort zeichnet die erste Weltenkonjunktion in meiner Welt."'
Er nahm sich die Unverschämtheit heraus, seine Hand auf die ihre zu legen. Und hier, in seinem Kopf, konnte sie ihn spüren, zärtlich, fürsorglich und warm.

Aevnes Spiegelbild hatte sich aufgesetzt und folgte mit den Augen der angedeuteten Richtung. Sie erinnerte sich, dass es einst solche Orte auch in ihrer Welt gegeben hatte. Orte, an denen die Architektur die Natur umgarnte, achtete und Teil davon war. Es war lange her und der Gedanke an das Verlorene stimmte sie wieder traurig und wütend zugleich. Nein, sie bereute nichts, auch wenn es sie in diesen Kerker gebracht hatte.
Die Hand Garithes' war nun warm und so stofflich wie die Ihre, deren Finger sich wie selbstverständlich um seine schlossen. Sie wusste natürlich, dass nichts davon real war, doch nach Art ihres Volkes suchte und genoss sie die körperliche Nähe. Es war tröstlich. Wäre er real an ihrer Seite gewesen, sie hätte die Zeit anders zu nutzen gewusst, als sie mit Gesprächen zu belasten.
"Unser Volk sagt, die Aen Saevherne kannten das Geheimnis um die Portale und durchwanderten die Welten ungehindert. Ich glaube, wir alle mögen verschiedene Namen tragen, doch letzten Endes sind wir ein Blut. Du, ich, sie." Sie wies hinüber zu den Lichtern, legte dann den Kopf in den Nacken und betrachtete das Meer der Sterne über ihren Köpfen.

Er strahlte sie an. Die grauen Augen leuchteten regelrecht.
"Ja. Das denke ich auch. Es wäre zu schön zu erfahren, welches die erste Welt war. Obwohl, nunja...im Grunde spielt es keine Rolle."
Er zögerte, sah sich um, entdeckte etwas. War das schon vorher da gewesen oder hatte der alte Elf es sich her gewünscht oder einfach vorgestellt? Keine drei Schritt entfernt blühte ein Rosenbusch. Keine gezüchteten vollen Blütenkörper sondern zarte, unscheinbare und kleine Wildrosen. Schneeweiße, kleine Wildrosen.
Der alte Mann erhob sich und ging zu dem Busch hinüber, brach eine der Blüten ab, lachte leise, wechselte die Blüte in die andere Hand und steckte in einer jungenhaften Geste einen Finger in den Mund. Seine Vorstellungskraft hatte auch die Dornen mit erschaffen.
Schmunzelnd ging er vor ihr in die Knie, die Rose in der Hand.
"Darf ich?", murmelte er verlegen und wollte ihr die kleine Rose ins Haar stecken.

Er reizte die bisher so ernste Elfe zu einem Lächeln und sie neigte leicht den Kopf zu einer Seite, schloss die Augen.

Ganz vorsichtig, fast in Zeitlupe schob Garithes die nun dornenlose kleine Blüte oberhalb Aevnes linken Ohr in ihr Haar. Eine Sekunde ließ er die Finger dort, genoss die seidige Weichheit ihres Haars, dann zog er sich eilig zurück, fast als hätte er sich verbrannt. Das gehörte sich nicht.
"Möchtet ihr über etwas reden?", fragte er leise und höflich.

Bevor er seine Hand zurück ziehen konnte, fasste Aevne sie und schmiegte ihr Gesicht hinein. Sie schloss die Augen, spürte der Berührung nach und verabschiedete sich stumm. Als die dichten Wimpern sich wieder hoben, glomm das Türkis dahinter intensiver als zuvor.
"Mein Bruder, der stets bereit war, Verträge zu verhandeln, Zugeständnisse zu machen und Bedingungen zu akzeptieren , griff irgendwann für Aelirenn zum Schwert. Er sagte, es wurden genug Worte gewechselt, nun müssen Taten sprechen. Und selbst danach glaubte er erneut den Versprechen der Menschen und wurde verraten. Ich kann nicht mehr glauben, Garithes."
Sie hob die Hand und berührte nun ihrerseits seine Wange. Ein feines, magisches Prickeln schien von ihrer Hand auszugehen, doch woher sollte die Magie kommen, wenn sie doch in Dwimerit gefangen war? Das Bild der Elfe begann zu verblassen.
"Leb wohl."

Er konnte nicht anders, als den Drang zu folgen und beugte sich vor, berührte mit seinen Lippen federleicht die ihren, während selbst der erträumte Kontakt jede Substanz verlor, zerfaserte,verschwand.

Minuten später sah man sich den langen, hageren Elf auf der Pritsche auf die Seite drehen, das Gesicht zur kargen Zellenwand wenden.
Er schaffte es sogar irgendwie die Knie anzuziehen.
Niemand sollte sehen, wie sich die Augen in dem blassen Gesicht mit Tränen füllten.
Niemand.
Und niemand sollte je erfahren, was er in dem Moment beschloss.

Aevne hatte die letzte Geste alle Kraft gekostet, denn abgeschirmt nach außen näherte sich die Magie vom Leben des Magiewirkenden selbst, sodass ihr Geist in eine von seltsamen Träumen durchzogene Bewusstlosigkeit gedriftet war. Über das reglose Gesicht perlten Tränen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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Von: Zuhause
Datum: Vormittags 9. August 1278
betrifft: Aevne, Slava
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Er hatte Angst, das würde er gar nicht leugnen.
Vor Wesen, die im Stande waren, anderer Leute Gedanken zu kontrollieren hatte er tatsächlich echte Angst. Er hatte zweimal ein ganzes Team an die Kontroller der Zone verloren, das eine Mal waren es langjährige Freunde gewesen, das zweite mal kannte er die Männer kaum, aber sie unterstanden seiner Verantwortung und er hatte zugesehen wie sie sich gegenseitig erschossen erwürgt, erstochen und zerfleischt hatten. und er hatte damals noch so viel mehr verloren.
Warum er alleine jeweils überlebt hatte, das hatte er er sehr viel später begriffen.
Die Angst aber blieb. Nur äußerte diese sich bei einem wie ihm nicht darin, dass er paralysiert und verängstigt in einer Ecke hockte. Er griff in so einem Fall zur Waffe.
Die Tokarev war wieder dabei, im Holster unter der Jacke, sie gab ihm Sicherheit.

Dennoch wollte er mit ihr sprechen, in Dwimerithandschellen und in einem gesicherten Verhörraum, aber er wollte sprechen. Dort wartete er und stand Tee breit. Er gab sich Mühe, trotz allem. vielleicht erwartet er, dass sie ihm den Teebecher vor die Füße warf, vielleicht schlimmeres, aber dann hatte er Zeugen, dass er es versucht hatte und dass das was folgen würde unausweichlich war. Vielleicht meinte er es aber auch wirklich ernst mit dem Friedensangebot und wollte ihre Version der Geschichte hören. Vielleich war es von allem etwas.

Aber so weit kam es gar nicht...
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Cyron
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Gefangen.
Gefangen in einer Zelle der Menschen, angeschossen von jemandem, den er für einen Freund gehalten hatte.
Gefangen in einer für ihm noch immer fremden Welt.
Was sah man hier in ihm. Die einen Anderling, etwas Minderwertiges. Etwas, dass man wegwerfen konnte wie ein Stück Dreck, verbrennen, meucheln, verschwinden lassen.
Und Sokolov? Der sah in ihm ein Werkzeug, eine scharfe Klinge, die nur er in die Hand nehmen durfte. Etwas Gefährliches, aber nutzbar.
Und genau das sah er auch in Aevne. Nur das diese Klinge bereits jemand anderes hielt. Und darum musste sie weg.
Gewalt und Töten war nie die perfekte Lösung. Und auch die Elfe hatte getötet ohne zu fragen, wer die Klinge hielt und wohin sie schnitt.
Aevne.
Es schnitt ihn tief ins Herz eine solch leuchtende Seele dahinvegetieren zu wissen.
Die Trauer bahnte sich ihren Weg vom Herzen nach oben durch seine Kehle, wie so oft in seinem Leben. Der Elf sang. Ein dunkles, langsames Lied von zweien, die nicht zusammen sein durften, weil sie aus verschiedenen Welten stammten. Elune, Göttin der Sonne und Malorne, Gott des Waldes und des Mondes. Etwas, auf das sein Glaube an das Höhere fußte. Etwas aus tiefsten Herzen.

Als der letzte Ton verklungen war, fühlte er sich ein ganzes Stück klarer, fokussierter und weniger verwirrt.

Er wollte Aevne befreien.
Was war die Alternative?
Was geschah, wenn sie – wie auch immer – freikam und zurückzukehren vermochte?
Sie würde wieder töten. Ihr Volk war in die Ecke gedrängt worden und tat das, was Raubtiere in dieser Situation nun mal taten. Sie biss zurück.
War das richtig? Wessen Tod sollte er subventionieren? Welchen vereiteln?
Und selbst wenn er sich für eine Seite entschied, wie viel Macht hatte er überhaupt, um irgendwas zu verhindern?
Hier?
Keine.
Aevne.
Er würde sie nicht retten können. Aber vielleicht konnte er sich etwas aufbauen. Mehr erfahren. Lernen.
Bei den Göttern, er fühlte sich das erste Mal seit Jahrzehnten allein und im Stich gelassen. Verraten und verkauft.
Aevne.
Sie fühlte sich sicher genau so, mit dem Unterschied, dass ihr nichts mehr bevorstand als der Tod.
Was würde geschehen, wenn er sich befreite und entschlossen zuschlug? Die Mauern dieses Kerkers schliff und die Gefangenen befreite?
Dann war er ein weiteres kleine Rädchen in einem gegenläufig drehenden Getriebe.
Dann würde er sein Leben verlieren und hätte doch nichts erreicht.
Er brauchte Abstand, um das große Ganze zu sehen und dann zu entscheiden, ob er fähig wäre etwas zu bewegen und wie.
Und dafür brauchte er etwas.
Er seufzte.
Kontakte. Er brauchte Kontakte. Und wo konnte er diese besser knöpfen als bei dem Mann, der ihm in die Schulter geschossen und ihm seiner Freiheit beraubt hatte.

Nur galt es da noch einiges klar zu stellen.
Der Elf erhob sich, straffte seine Gestalt, ging zur Tür und klopfte nachhaltig mit der Faust daran.
Er hatte einen Plan.
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Eine der Wachen bei den Verhörräumen erweckte Slavas Aufmerksamkeit. Der junge Mann, dem die Rüstung mindestens zwei Größen zu groß war lief hin und her, rieb sich das Gesicht, wirkte verwirrt.
Aber nicht betrunken, verwirrt. Er wirkte…als sei er nach einem Traum gerade aufgewacht.
Der Spion blieb stehen, beobachtete den Wachmann und fand seinen Verdacht bestätigt, als das Jüngelchen vor ihn trat, salutierte und erklärte: „Frei gelassen wie befohlen.“
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Vyacheslav Sokolov
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Slava begriff erst nicht. Freigelassen? Wen, weshalb?
Und dann schwante es ihm und der Wächter bestätigte es ihm auch.

Nein, das durfte nicht sein... Bitte nicht. nicht jetzt...
Und dann beging er einen Fehler.
Vielleicht hätte er den Befehl bestätigen sollen, vieles wäre dann anders geworden, aber er dachte nicht daran, nicht im Traum.
Er mochte es nicht, wenn man sich über seine Weisungen hinweg setzte und dies hier bedeutete, dass dieser Elf auch noch eine Wache manipuliert hatte. Das brachte nun wirklich das Fass zum Überlaufen. Slava fluchte... in Gedanken, dafür aber umso deftiger.
"Ich habe nie den Befehl gegeben. Findet ihn, und zwar sofort."

Und daraufhin wurde Alarm ausgelöst.
Ein flüchtiger Gefangener...
Nun war dieser Weg beschritten und nicht mehr abzuwenden.
Für ein sehr langes Stück.
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Cyron
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Sokolov.“, hörte er jemanden mit dunkler, ruhiger Stimme nach ihm rufen, als er die Wachstube verließ.
Die Stimme kannte er. Die Suche war also bereits zu Ende.

Da saß er, die Person die er gesucht hatte. Er war nicht getürmt, nicht geflohen, hatte keine Schneise der Verwüstung oder etwas anderes Brutales hinterlassen.
Er saß ganz ruhig auf der Kante eines Zierbrunnens, die langen Beine übereinandergeschlagen, die übereinandergelegten Handgelenke locker auf dem oberen Knie abgelegt.
Die blutverschmierte Kleidung stand im vehementen Gegensatz zu dem Lächeln auf den Lippen des Elfen. Ein Lächeln, dass nicht mehr ganz so freimütig war wie am Vortag, sondern eher traurig und enttäuscht. Aber es war ein Lächeln und nicht eine Kugel aus komprimierten Schatten und kein Finger, der sich in seine Gedanken legte oder an seinem Willen zerrte.
Es war ein Lächeln. Und er präsentierte sich vollkommen schutzlos und offen.

Seine Flucht war nicht mehr gewesen als eine Machtdemonstration.
Und doch war er hier, und zeigte sich gesprächsbereit.
Er konnte und schießen und alles beenden. Oder reden.
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Vyacheslav Sokolov
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Slava war nach draußen getreten, frische Luft schnappen, nachdenken...
Zuerst hatte man nachgesehen, ob die Elfenzauberin noch da war, dass war sie.
Nun wurde nach ihm gesucht, Slava konnte es nicht mehr verhindern, der Steckbrief seines Beraters an jeder Hausecke... Noch nciht, aber dazu würde es kommen. Er hatte ihn Geheimdienstarbeit machen lassen und er hatte sie an den Feind verraten. Niemand würde ihm glauben, dass er sie nicht an die Scoia'tael verreit.
Noch war die Erkenntnis nicht ganz gefallen, noch spürte er keine Panik.
Und dann...

...nun saß er da, in der Sonne, als wäre nichts gewesen. Der Agent hatte große Lust ihm eine Kugel zu verpassen, nein, besser einfach die Faust ins Gesicht und die Brauen korrigieren. Aber er hatte sich im Griff. Aber eben das machte so unendlich müde.
Er setzte sich einfach daneben, schüttelte den Kopf.
"Was sollte das jetzt sein? Eine Machtdemonstration? Ihr kapiert es einfach nicht oder wollt nicht..."
Er stützte den Kopf in die Hände.
"Warum zur Hölle lässt mich keiner einfach in Ruhe meine Arbeit machen?"
Er schien keine Angst zu haben und auch sonst keine Befürchtungen.
Die Tokarev war allerdings immer griffbereit.
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Cyron
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"Ich habe schon begriffen. "
Cyron musterte ihn prüfend.
"Ihr auch? Ich mache euch ein Angebot. Aber ihr sollt auch wissen, dass ich euch nur zwei Optionen lasse. Ihr lasst mich laufen und vertraut darauf dass ich auf der Seite des Friedens stehe und damit auf eurer, oder ihr erschießt mich, jetzt und hier. "
Der Blick des Elfen ruhte ruhig und entschlossen auf dem Menschen und er konnte spüren, dass etwas im Elfen geschehen war. er strahlte eine seltsame Ruhe aus. Als habe er abgeschlossen. Mit dem Leben abgeschlossen.
"Für den ersten Fall habt ihr mein Wort, dass ich euch bedingungslos zur Seite stehen werde, so lange ihr euch auf dem Weg zum Frieden befindet. Und ich habe nur eine einzige Bedingung. Sperrt mich nie wieder ein. Verpasst mir eine Kugel, lasst mich verbrennen wenn ihr mich satt habt, aber sperrt mich nie wieder ein."
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Vyacheslav Sokolov
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Slava lachte kurz und trocken auf, aber da war keine echte Belustigung herauszuhören.
"Ich hätte gute Lust euch tatsächlich eine Kugel zu verpasst. Mittig zwischen die Ohren."
In seinem Blick kämpften Resignation und Verzweiflung um die Vorherrschaft, nur nach außen hin war er vollkommen ruhig. Zu ruhig.
"Ihr seid nicht in der Position, mir ein Ultimatum zu stellen oder derartige Angebote zu unterbreiten. Verdammt, Cyron, ihr verkennt dermaßen eure Lage..."
Nun wurde seine Stimme leiser, kein gutes Zeichen für einen der ihn kannte. Er sprach langsam, ruhig und eiskalt.
Ich habe versucht zu erklären, dass die Welt hier rückständig ist, angsterfüllt. Ich habe euch, obwohl ihr euch nicht auskennt, Einblick in Internas gegeben... das hätte ich nicht tun dürfen, das war vermutlich mein Fehler und dafür werde ich auch grade stehen müssen.
Aber ich habe euch vertraut und ihr habe mein Vertrauen missbraucht. Ich hatte nur eine Anweisung an euch... Kein Ärger, haltet euch zurück.
Ich bedaure ja auch, dass die Elfen in dieser Welt eine andere Stellung haben als ihr es gewohnt seid. Aber daran ändern wir über Nacht nichts, und diese Frau... es ist mir egal, wer sie war... sie wurde in dieser Nacht zusammen mit Terroristen aufgegriffen, mit denen sie die Hinrichtung stürmten.
Die Hinrichtung von nur drei Männern.
Wir haben bei der Razzia einige verhaftet, die man, ehe ich das in die Hand genommen habe auch einfach mit verbrannt hätte, nur zur Vorsicht. Mir ist es zu verdanken, dass nur der Major, der Halbling und der Auftragsmörder hängen.
Und dann greifen die Eichhörnchen an. Zehn tote Wachleute... und diese Frau ist dabei, bei den Verhafteten."
Noch einmal schüttelte er den Kopf und wer dazu in der Lage war spürte vielleicht die immense Wut, die weit hinten eingesperrt war und die sich dort gesammelt und destilliert wurde und in reiner und kalter Form als Treibstoff ihren Einsatz finden würde.
"Ich lasse euch an den Verhören teilnehmen, weil ich euch vertraut habe... und was macht ihr? Versucht zu der Elfe vorzudringen... Ich habe einen letzten Versuch unternommen, die Lage zu retten und nach außen eine Erklärung zu schaffen... und wieder torpediert ihr mich. Habt ihr auch nur im entferntesten eine Ahnung, was ihr mir meiner Glaubwürdigkeit angestellt habt? Und den Elfen habt ihr auch einen Bärendienst erwiesen. Ich habe versucht besonnen vorzugehen, fair, den ersten Schritt zu gehen in Richtung Gleichberechtigung. Denkt ihr das kann ich jetzt noch?"
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Cyron
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"Dann ist die Entscheidung ja schon gefallen."
Das Lächeln änderte sich keinen Deut.
"Handelt danach."
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava musterte ihn nur lange.
Er würde sich nicht auf ein solches Entweder-Oder Angebot einlassen.
"Warum sollte ich kooperieren, wenn ihr sachlichen Argumenten kein bisschen zugänglich seid?
Fuck... geht einfach ...geht mir aus den Augen!"
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