Oxenfurt - Gaststätte 'Zur Alchemie'

Eine von den zwei freien Städten in Redanien. Oxenfurt liegt an den nördlichen Ufern des Pontar-Stroms. Die Stadt ist bekannt und berühmt für die Universität, die die größte Akademie der nördlichen Königreiche.
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Vyacheslav Sokolov
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Die Alchemie
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von/nach: von der Straße ins Gasthaus
Datum: 18. September 1277, Abends
betrifft: Aria, Jake, Jarel, Thorben
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Sie hatten die Stadt über eine lange Brücke erreicht, dort hatten sie eine Weile im Stau gestanden.
Slava hätte gerne gelacht, aber er ahnte, dass das niemand verstanden hätte. Das fühlte sich so vertraut an... wären es nicht Kutschen und Wagen und Reiter gewesen... Wachen - allerdings in Plattenpanzer und Kettenhemden statt mit der Uniform der Miliz und mit wenig heroisch aussehenden Helmen statt Mützen kontrollierten jeden Wagen und auch die Satteltaschen. Wonach sie suchten erfuhr man nicht.
Ihre Rüstungen waren zum Teil in Rot und Weiß bemalt, das hätte lächerlich ausgesehen wären sie neu gewesen. Allerdings sah alles dermaßen abgetragen aus, dass es nun langsam real wurde. Entweder er befand sich im mit Abstand am authentischsten ausgestattetsten Historienfilm, oder aber doch in der Wirklichkeit.

Die Gepanzerten kontrollierten jeden Reisenden, allerdings nur ein wenig mehr als als Halbherzig. Einen Händler allerdings zogen sie raus, was genau ihnen an ihm nicht gefiel war nicht zu erkennen, er schimpfte und soviel konnte Slava verstehen, er wollte den Vorgesetzten sprechen, vielleicht sagte er auch Hauptmann, aber der Soldat schüttelt nur den Kopf und gab an, der sei nicht zu sprechen.
Slava legte sich bereits Worte zurecht, für den Fall dass auch sie nicht weiterkamen, gerade Soldaten gegenüber konnte er durchaus den richtigen Ton treffen, er hoffte nur, dass es auch hier funktionieren würde, doch das war gar nicht nötig, man winkte sie durch. Entweder war es der Ritter mit der Flammenrose auf dem Wappenrock oder Arias Geld, sie wurden unbehelligt durch das Tor gelassen.

Lange mussten sie in der Stadt nicht suchen, jemand wies ihnen schnell den Weg zu einer Taverne, dort kehrten sie dann auch ein.
Sie trug den auffälligen Namen 'Zur Alchemie', angeblich eine Studentenkneipe, aber es gab auch Zimmer, denn Studenten gäbe es derzeit keine in der Stadt, also war mehr frei. Die Universität wäre geschlossen, so erfuhren sie. Warum das so war sagte der Herr allerdings nicht, er suchte schnell das Weite ehe jemand fragen konnte. Aria erklärte sich großzügig bereit, für die Zimmer und das Essen aufzukommen und so kehrten sie dort ein, vorerst ohne weitere Fragen zu stellen.
Nun blockierten also eine Skelliger Reisekutsche und ein Wagen die ohnehin schon schmale Straße.
Jeder von ihnen konnte ein Einzelzimmer haben, und eine Waschgelegenheit. Am späten Abend hatten sie sich in der Taverne unten verabredet um dort gemeinsam zu essen und zu besprechen, wie sie weitermachen würden, bis dahin hatte aber jeder von ihnen Ruhe und Erholung notwendig.
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Thorben Denger
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Von: Die Straße nach Nowigrad
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In diesem Gasthaus war Thorben zuvor noch nie unter gekommen. Was wohl hauptsächlich daran lag, dass er niemals so viel Kohle für diesen Luxus ausgegeben hätte. Interessiert schaute er sich im Inneren des Etablissements um. Es handelte sich um ein gut gebautes Fachwerkhaus und keinen hastig zusammen geschusterten Bretterverschlag, wie er es sonst gewohnt war. Auch war alles durchaus sauber und mit allerlei Tand verziert, der im Stinkenden Stiefel wohl nicht lange gestanden hätte.
Natürlich war Die Alchemie auch kein Passiflora. Aber da in der Regel nur die Kinder reicher Eltern zur Universität geschickt wurden, konnte es sich der Eigentümer durchaus erlauben, gepfefferte Preise zu erheben. Glücklicherweise zahlte Aria für sie alle und einem geschenkten Gaul schaute man ja bekanntlich nicht ins Maul. Und die Gäule wurden hier sogar gut versorgt! Darauf hatte Thorben viel Wert gelegt, als sie die Kutsche und den Karren abgestellt und die Pferde dem Stallmeister übergeben hatten. Bessie hatte eine Menge durchmachen müssen und verdiente eine Nacht unter einem Dach und bestes Futter.

Für Slava war es wohl ein Glücksgriff, dass die Universität zur Zeit geschlossen war. Wieder einmal irgendwelche abergläubischen Anschuldigungen. Vermutlich ein Student, der unzufrieden mit seinen Noten war und Gerüchte streute, die sogleich die Existenz eines jeden Lehrkörpers gefährdeten. Aber der alte Soldat würde so viel leichter an Gelehrte geraten können, ohne wie ein unwissender Bauer in der Universität herumtapsen zu müssen. Viele der Studenten und Professoren verbrachten ihre gewonnene Freizeit in Gasthäusern, wie der Alchemie, und soffen, was das Zeug hielt. Mit von Alkohol gelöster Zunge würde Slava es sicher schaffen, mit seinen Fragen nicht zuviel Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Thorben selbst hatte es nun ein wenig schwerer. Eigentlich hatte er einen Professor an der Hand, der für ihn ab und an mal die Echtheit von Artefakten geschichtlicher Relevanz bestätigte oder verwarf. Die kleine Steintafel mit den seltsamen Schriftzeichen, die er in den Sumpfruinen gefunden hatte, war für Sammler und Gelehrte sicher von Interesse und konnte einiges wert sein. Allerdings wusste Thorben nicht so recht, wo er nun nach seinem Kontakt suchen musste. Er konnte sich überall in der Stadt aufhalten, falls er sie nicht sogar ganz verlassen hatte. Also stand wohl ein langer Fußmarsch durch die Straßen Oxenfurts für den Zwergen an.

Doch zuerst galt es, den gefundenen Schmuck zu verhehlen. Und mit dessen Erlös musste neuer Proviant gekauft werden. Vodka allem anderen voran. Bolzen und Silberbolzen. An Kartätschen dachte er hier erst gar nicht. Die waren so teuer, dass er damit wohl warten musste, bis er die Belohnung von Lady Juskowiak erhalten hatte.
Aber insgesamt hatte seine Ausrüstung gelitten. Die beiden Armbrüste mussten neu bespannt werden, da die alten Sehnen zu viel Dreck und Feuchtigkeit abbekommen hatten. Der Karren konnte auch eine Überholung vertragen, aber das würde er in Novigrad in die Wege leiten. Er hoffte nur, dass das Gefährt bis dahin noch durch hielt.
Die narzisstische Ader des Zwergen aber priorisierte auf jeden Fall die Wiederherstellung seiner Kleidung. Die Löcher in Mantel, Hut und Hose waren schrecklich anzusehen und der resultierende Schutz zu stark gemindert. Er konnte doch nicht wie ein Bettler rumlaufen!
Thorben war ja schon froh gewesen, dass die Wachen am Tor ihm keine besondere Beachtung geschenkt hatten. Selbst mit Arias Geld und dem Ruf des Ritters wäre er nicht überrascht gewesen, wenn die Soldaten ihn ausgerechnet kontrolliert hätten. Ein schludrig anzusehender Reisender. Ein Zwerg und Anderling zudem noch. Und es war immer schwer, die Leute zu überzeugen, dass Bertha auf der Ladefläche kein Versuch war, Kriegsgerät zu schmuggeln, sondern für den persönlichen Gebrauch bestimmt war.

Aber alles war erstaunlich gut gelaufen und so genoss er für den Moment den ungewohnten Luxus des Gasthauses. Sogar mit Einzelzimmern! Eine Nacht in einem richtigen Bett klang echt mal verlockend. Verdammt, es hatte echt Vorteile mit einer Prinzessin zu reisen!
Zwar war es noch früher Abend, aber durch die unfreiwilligen Ferien waren schon so einige Studenten und Professoren hier am bechern. Demnach war die Theke schon besetzt und Thorben gönnte sich als erstes ein gutes Frühstück aus Vodka und Nüssen. Was brauchte ein echter Mann denn noch mehr?! Methodisch fischte er die Nüsse aus dem Studentenfutter, welches in einer Schüssel auf dem Tresen für jeden zugänglich war. Die Rosinen ignorierte er gekonnt. Ekelige Dinger, wenn sie nicht vergoren waren.

Nach dem Siegerfrühstück verabschiedete er sich von seinen Gefährten, gab Slava noch den einen oder anderen Tipp, wie er hier am besten seine Fragen stellen sollte und verließ das Gasthaus dann, um seine Erledigungen in der Stadt anzugehen.
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Weiter geht's in Eisenschweins Schmiede.
Zuletzt geändert von Thorben Denger am Donnerstag 14. Juli 2022, 15:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarel Moore
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Oxenfurt. Nicht Nowigrad.
Der Ritter hatte gemischter Gefühle. Einerseits hatte er sich auf Nowigrad – oder besser eine bestimmte Person dort – gefreut. Andererseits hatte er ebenfalls befürchtet, dass sie ihn längst vergessen hatte. Oder er viel zu alt für sie war. Oder… Oder…
Aber diese Art Feigheit war nicht seine Art. Er würde ihr – einer Frau! – seine Aufwartung machen und ihr gestehen, dass er an sie dachte. Oft.
Nachdenklich und in sich gekehrt saß Jarel an einer für ihn typischen Stelle der Taverne. Im Schatten. Rücken zur Wand. Gesicht zur Tür. Die Dolche an den Oberschenkel geschnallt, jedoch ohne den Wappenrock. Seine Kleidung hatte er zum Waschen und flicken abgegeben. Für den Abend würde er ein Badehaus aufsuchen und die Nacht in einem Bett verbringen. Wundervoll.
Und auf dem Tisch vor ihm stand ein so reichhaltiges Mahl, dass für vier Personen locker gereicht hätte.
Fleisch, Käse, Brot, fetter Fisch. Und davon Unmengen. Dazu Milch, obwohl ihn die Bierkrüge heute einmal mehr geradezu anlachten. Ein weiterer Preis, den der Worg verlangte. Energie und Ruhe. Viel Energie und viel Ruhe. Der höchste Preis jedoch war die Gefahr, nicht wieder zurück zu finden und jemanden zu verletzen, der es nicht verdient hatte.
Die Mahlzeit würde er selber bezahlen. Es war dem Ritter viel zu peinlich seiner Schwertherrin mit derlei Kosten zur Last zu fallen. Das sie die Unterkunft bezahlte war schon mehr als genug. Bald würden sich ihre Wege trennen. Er würde davor noch mit ihr reden müssen. Das war für ihn wichtig. Sehr wichtig.
Der Ritter begann zu essen. Er versuchte es langsam angehen zu lassen und nicht zu schlingen, doch für Außenstehende mochte es so aussehen, als hätte er tagelang gehungert.
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Aria
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Aria hatte ein wenig geschlafen während der restlichen Reise. Sie träumte sich in eine Welt in der Jake und sie frei waren. Als sie Ankamen übernahm sie natürlich die Kosten für alle. Es war noch machbar, auch wenn das Geld langsam weniger wurde.
Auf ihrem Zimmer versorgte sie ihren Welpen und legte spielte ihn müde, bis er einfach auf dem Teppich umfiel und schlief. Sie überlegte, wie sie ihn nennen sollte, doch sie beschloss noch etwas mit der Namensgebung abzuwarten. Sie musste erstmal sehen, welche Persönlichkeit in ihm steckte.
Vorsichtig nahm sie ihn auf und steckte ihn in ein Tragetuch, welches sie sich aus einem einfachen Leinenschal vor die Brust gebunden hatte. Der Wolfswelpe war so nah bei ihr und schlief seligst vor sich hin. Die Berührung und ihr Geruch gaben ihm nicht nur Geborgenheit, sondern banden ihn auch immer mehr an sie. Jetzt war sie Wolfsmutter.
Sie sah noch kurz in den Spiegel ehe sie sich nach unten begab, sie sah wieder frisch aus. Fast so als wären die letzten Tage nicht passiert.
Unten traf sie auf Jarel und nun merkte sie erst wie hungrig sie war, sie bestellte eine ordentliche Brotzeit und setzte sich dann neben ihren Beschützer.
„Guten Abend Jarel…“ sie lächelte ihn zart an und lies sich neben ihm nieder. Der Kellner brachte ihr Wasser, einen Leib Brot, Käse und verschiedene Fleischwaren. Dazu noch Butter, Pfeffer und Salz.
„Bitte greif zu…“ sagte sie und tat sich dann selbst etwas auf ihren Teller. Sie atmete erleichtert auf, als sie den ersten Bissen nahm. Gedankenverloren strich sie über das Bündel vor ihrer Brust, welches immer noch friedlich schlummerte.
„Wo ist Jake?“ fragte sie ihre. Ritter nun und versuchte dabei ganz beiläufig zu klingen.
"Jake... Jakob habe ich nicht gesehen, seitdem wir unsere Zimmer bezogen haben, Mylady. Sehr großzügig von euch die Kosten zu übernehmen."
Sie nickte und sah zur Decke. Irgendwo dort war Jake gerade und bezog sein Zimmer oder…schlief. Wie gerne würde sie sich neben ihn legen. Sie lächelte Jarel an und strich ihm sanft über die Hand. „Natürlich…ohne euch wäre ich ja auch gar nicht hier“ sie sah kurz nach dem Welpen und aß dann weiter.
„Was werdet ihr eigentlich tun, sobald ihr mich in Nowigrad abgeliefert habt?….wo gehst du mit Jake hin?“
Kurz legte er seine riesige Pranke warm auf ihre zarten Finger.
"Ich bringe ihn zur Komturei." Er beschrieb ihr kurz den Standort und den Weg dorthin.
"Dort stelle ich ihm meinem Großkomtur vor. Er wird ausgerüstet."
Der Ritter aß weiter. Die Menge, die er verdrückte, war einfach unglaublich. Er wirkte etwas träge, aber zufrieden. seine Lippen waren - zumindest sobald er in Arias Richtung sah - stets zu einem leichten Lächeln verzogen.
"Es folgt die Grundausbildung. Einige Wochen Grundtraining in der Feste. Danach entscheidet der Großkomtur, ob wir weiter Reisen werden oder vor Ort eingeteilt sind. Ich geb es ja nur ungern zu, aber das Leben unterwegs hat so seine Vorteile."
Er hob den Blick und sah Aria mit seinen dunklen Augen durchdringend an, hörte sogar einen Moment zu Essen auf. "Und Ihr seid sicher, dass ihr diese Ehe vollziehen wollt, Mylady?", fragte er sehr leise.
Von außen betrachtet, konnte man denken es wären Tochter und Vater die beim Essen zusammensaßen. Aria zog ein paar Blicke auf sich, merkte es selbst aber kaum. Sie rückte näher an ihn heran und sah ihm etwas belustigt beim Essen zu. Wie ihre Brüder…Berserker beim Mahle…. Sie hörte ihm zu wie er so beschrieb, wie er den jungen Mann ausbilden und verwenden würde. In ihr stieg der Schmerz auf und es schnürte ihr die Kehle zu. Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen und nickte nur, etwas gequält lächelnd. „Mhm…“ presste sie dann hervor auf seine Frage. Dann fand doch eine Träne ihren Weg und sie sah schnell zu Boden und stopfte sich etwas Brot und Käse in den Mund um das Schluchzen im Kern zu ersticken. Dann ließ sie sich doch etwas fallen, ihr Kopf glitt auf seine Schulter und sie schluckte.
„Es ist mein Opfer….ich kann nicht anders…“ sie flüsterte nur. „Schau mich doch an Jarel…dafür bin ich gemacht. Ich kann weder kämpfen noch sonst was…ich bin ein schöner Preis….“ sie atmete tief ein. Das Bündel regte sich ein wenig, doch blieb dann weiter ruhig. Sie nahm nun einen großen Schluck von Ale das gebracht wurde und aß weiter.
„Vielleicht kannst du mir ab und zu schreiben wie es euch geht….das würde mir die Welt bedeuten l!“
Er schluckte herunter, was er eben noch gekaut hatte und legte seinen Arm um sie. Armes Ding. Wäre er nicht so ein harter Kerl gewesen...er hätte mit ihr geweint. Sie glaubte ihre Liebe verloren. Der Ritter wusste nu zu gut, wie sich das anfühlte. Seine Hand lag warm und schwer auf ihrer Schulter, sein Arm stütze ihren Rücken.
"Mylady, ich versichere euch, ihr seid viel mehr als nur schön. Nichts, was man als Trophäe nach Hause trägt. Ja, ihr seid unglaublich hübsch und bezaubernd, aber ich seit auch intelligent und habt eine innere Stärke, von der sich manch ein Kerl eine Scheibe abschneiden kann." Fast hätte er etwas von 'Eier in der Hose...' erwähnt, doch das gehörte sich nun wirklich nicht.
Er suchte lang nach Worten, fand aber keine. Er war kein Poet. Kein Mann der Worte und außerdem...war das hier nicht die richtige Umgebung.
"Mylady, würdet ihr mich einen Moment nach draußen..."
Zuletzt geändert von Aria am Dienstag 5. Juli 2022, 20:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Sie erreichten eine Stadt an einem breiten, verzweigten Flusslauf, nach nassen und nebeligen Tagen. Das Leder seiner Kombi war schwer und feucht von all dem Regen, die Schicht darunter nicht wirklich geeignet, um zu wärmen. Über kurz oder lang würde er sich andere Klamotten besorgen müssen, aber dazu brauchte er erst einmal das örtliche Zahlungsmittel und dafür Jarel oder Aria anzupumpen verbot ihm sein Stolz. Er war nicht nackt, daher würde es schon gehen. Auch nasses Leder trocknete irgendwann wieder, wenn sie erst einmal unter einem Dach wären.
Die Stadt schien aus zwei Inseln oder Halbinseln im Fluss zu bestehen, beide eingefasst von Mauern und vernetzt mit Brücken. Auf einer davon standen sie lange im Stau, den die Wachen am Tor verursachten. Jakob kam sich vor wie auf einem dieser Mittelaltermärkte, die jährlich in seiner Heimatstadt Braunschweig stattfanden und die er als Kind geliebt hatte. Vor allem für die Musik, die lauten Händler und die Ritterspiele. Nur waren die Menschen auf dem Burgplatz bunt durchmischt gewesen: zivil und Gewandung. Das hier hatte allerdings noch einen entscheidenden Unterschied und verwies die Märkte seiner Kindheit auf einen Platz für Fantasiekonstrukte, wie sie sich die Menschen gerne erstellten. Verklärt von einer romantischen Sicht auf die so viel bessere Vergangenheit. Denn Oxenfurt stank. Und die Gesichter der Leute waren gezeichnet von hartem Leben, ihre Kleider zeigten Spuren jahrelangen Tragens und auch die finster drein blickenden Wächter am Tor hatten nichts mit den herausgeputzten Recken des Braunschweiger Spektakels gemeinsam. Er hatte selten so viele Menschen auf einem Haufen gesehen, die so wenig lachten.
Sie rollten gemeinsam mit Ochsenkarren und schwer mit Lasten beladenen Bauern in die Stadt. Die Straßen waren größtenteils unbefestigt und durchdrungen vom Geruch einer nicht funktionierenden - oder nicht vorhandenen - Kanalisation. Die Klientel war bunt gemischt und je weiter sie ins Zentrum kamen, desto lebendiger wurde es um sie herum. Jakob sah Geschäfte und Tavernen, Männer mit Bauchläden und barfüßige Kinder, die den dicht gedrängten Passanten die Geldbörsen vom Gürtel schnitten. Nicht alles war also anders. Auf seinen Kram musste man hier auch aufpassen, auch wenn es keine S-Bahn gab. Er betrachtete interessiert die Gebäude, die teils aus Fachwerk bestanden, teils gemauert waren. Dazwischen standen mit Zeltbahn überspannte Stände, an denen Waren oder Speisen angeboten wurden - alles war so dicht gedrängt, dass er die Kutsche geradeso hindurch fahren konnte. Inzwischen hatte er Geschick darin entwickelt, die Pferde zu lenken und das war gut, denn Jarel ritt auf Mariposa voraus. Der Wappenrock schindete genug Eindruck, dass man ihnen Platz machte und er ertappte sich mehr als einmal bei der Vorstellung, selbst so ehrfurchtgebietend durch eine Stadt wie diese zu reiten. Dann schalt er sich einen dummen Jungen, der von Ritterburgen träumte und konzentrierte sich auf die Kutsche.

Die Unterkunft, die Aria für sie besorgte, machte auf Jakob den Eindruck eines Museums. Das einstöckige Gebäude war aus Fachwerk gebaut und hatte Butzenglasscheiben - zu Hause eine Rarität, denn nach dem Krieg und dem Modernisierungswahn gab es derlei nicht mehr allzu häufig in Deutschland. Hier schien es ganz normal. Innen war alles aus Holz geschreinert, die Böden von vielen Schritten rundgetreten und mit Lauge glatt geschrubbt. Die Zimmer hatten nicht viel mehr zu bieten als ein Bett mit grober Matratze und einem Tisch. Kein Bad. Kein WC. Letzteres wies man ihnen im Hof und das erste Mal war sich Jakob nicht mehr sicher, ob er nicht doch wieder zurück nach Hause wollte, wo es Duschen und Wasserspülung gab.
Man bot ihnen ein Bad an, doch Jakob begnügte sich mit einer Waschschüssel kalten Wassers. Allein auf dem kleinen Zimmer schälte er sich aus der feuchten Lederjacke und der Funktionskleidung darunter, entledigte sich der Orthese und auch des Verbandes. Die Wunder darunter spannte noch, war aber verschorft und die Haut kaum noch gerötet. Sein Körper war jung und die Antibiotika taten das Ihre - er heilte schnell. Probehalber bewegte er die Schulter, kreiste den Arm. So langsam war auch die wieder gängig und er beschloss, die Orthese nicht mehr zu tragen.
Dann lag er eine ganze Weile auf dem harten Bett und starrte zur Decke. Dachte über das Gespräch - Beichte konnte man es ja kaum nennen - mit Jarel nach und was er daraus machen würde. Wenn er es richtig verstanden hatte, war dies nicht die Stadt, in die sie eigentlich wollten. Oxenfurt, nicht Nowigrad. Sie hatten also noch eine Galgenfrist und diese Stadt hatte einen ganz eigenen Pulsschlag, den er aus den Tavernen und Buden gehört hatte. Auch in dieser Taverne saßen bereits junge Menschen zusammen, obwohl der Tag noch früh gewesen war. Jakob fasste einen Entschluss...
Schwungvoll stand er auf, wusch sich mit dem kalten Wasser, was ihm eine Gänsehaut über den ganzen Körper trieb, rieb sich trocken und schlüpfte wieder in das Funktionsshirt. Er gürtete sich mit seinem eigenen Schwert - das von Jarel ließ er im Zimmer zurück, ebenso wie den Revolver, der ohnehin nur nur vier Schuss beinhaltete - und machte sich auf den Weg in den vorderen Bereich des Wirtshauses. Die Jacke nahm er in die Hand - er hatte im Schankraum ein Feuer gesehen und hoffte, sie dort trocknen zu können. Er sperrte ab, ließ den Schlüssel in seiner Tasche verschwinden und wandte sich dem Gang zu, der zurück in die Gaststube führte. Diverse Gerüche und Geräusche durchdrangen die Gänge, machten den Museumseffekt schnell zu Nichte und zwangen Jakob geradezu die Realität dieses Ortes auf. Es war schwer zu begreifen, aber er versuchte es irgendwie zu akzeptieren. Ein Zeitsprung. Ein Weltensprung. Wie hatte Slava gesagt? Portale, parallele Universen... das klang so verdammt nach schlechtem SciFi und trotzdem war er hier. Auf der Straße hätte dieser Landstrich noch immer irgendwo in seiner alten Heimat sein können, wenn man mal von dem Zwerg und der Elfe, nebst diversen mörderischen Kreaturen absah - aber hier, diese Stadt, war mehr als Beweis genug, dass er sonstwo war, aber nicht zu Hause.
So seinen Gedanken nachhängend, betrat Jakob den Schankraum und drapierte zunächst seine Jacke in der Nähe des Feuers, bevor er sich umsah. Es war allerdings mehr Scharade, dass er den Blick erst über den Tresen, dann die angrenzenden Tische und zuletzt erst zu dem Tisch schweifen ließ, an dem Jarel und Aria bereits saßen. Schon beim Eintreten hatte er gewusst, dass sie da war, dass sie dort saß. Als zupfe ein feines Bändchen an seiner Aufmerksamkeit. Tief durchatmen, dann wandte er den Kopf und ging zu den beiden hinüber.
Erst sah er Jarel an, bewusst. "Guten Abend, Jarel.", neigte dabei etwas den Kopf. Dann blickte er in die Smaragdaugen der Prinzessin. "Guten Abend, Aria.", sagte er mit deutlich anderem Tonfall, bevor er sich neben den Ritter setzte - auch er saß lieber mit dem Rücken zur Wand. Aufmerksam hatte er Aria betrachtet, sodass ihm das Bündel Fell an ihrer Brust nicht entgangen war. Er wies darauf. "Fühlt wohl bei dir.", bevor er sich an Jarel wandte. "Wo gefunden, eigentlich?", versuchte er sich darin, völlig untypisch für ihn, ein Gespräch anzufangen.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava blieb wohl am längsten in seinem Zimmer. Als sich die Türe schloss ließ er einfach nur seinen Rucksack fallen, lehnte sich gegen die geschlossene Türe und rutschte daran dann langsam daran herunter.
Er schloss die Augen.
Er fühlte wie sein Herz viel zu kräftig schlug, seine Hände zitterten. Er wusste auch was das bedeutete.
Er hatte ein wenig Mühe einen seiner ledernen Fingerhandschuhe aus dem Rucksack zu kramen, er hatte sie seit dem ersten Tag hier nicht mehr getragen. Den rollte er zusammen und biss darauf, den Rucksack legte er sich unter den Kopf, zog die Knie an. Gerade rechtzeitig.
Der erste Krampfanfall ging noch relativ schnell und glimpflich vorbei. Als es zuende war stand ihm kalter schweiß auf der blassen Haut. Er war erschöpft, gerädert, die Wunde, die ihm der Flatterter geschlagen hatte blutete wieder, aber sie war nicht tief, die Bauchdecke war nicht destabilisiert aber gerade an der Stelle würde sich der Schorf immer wieder lösen wenn die Muskulatur darrunter krampfte. Das sah aber nur dramatisch aus, war schmerzhaft aber nicht lebensbedrohlich.
Für den Moment schloss er einfach die Augen und blieb am Boden liegen.
Dann klopfte es und man teilte ihm mit, dass sein Waschzuber bereit stand.

Es war wirklich nicht mehr als ein großer Holzzuber der im Paterre in einem abgetrennten Raum zum Innenhof der Gaststätte hin stand. Dort war auch der Brunnen und der Weg war nicht weit. Ein gemauerter Ofen brannte in der Nähe und spendete etwas Wärme, dort hatte man vermutlich auch das Wasser warm gemacht. Sauber Leinentücher standen bereit und ein grobes Stück Kernseife, eine Bürste und zudem noch ein weiterer Wassereimer.
Auch wenn man es ihm nicht jederzeit ansah, der Mann war kultiviert. Er wusste sehr gut, wie man sich in der Banja, der russischen Sauna verhielt und dass man sich erst säuberte, ehe man in so einen Zuber stieg, und genau das tat er auch.
Hätte jetzt jemand über die Mauer gespäht oder wäre nach draußen gekommen, hätte der den Russen in seinem ganzen desolaten Zustand sehen können. Man sah, dass er einst muskulöser gewesen war, jetzt wirkte er eher hager und abgemagert.

Den Restlichen Inhalt des Eimer und die Seife nutzte er auch um seine Kleidung zu waschen, Hose und Pullover wenigstens, auch die Boxershorts, die er als Ersatz dabei hatte und mittlerweile gebraucht waren und ein Paar Socken. Das alles breitete neben dem Steinofen aus, damit es noch so halbwegs trocknete, während er im Zuber entspannte.
Anders als vielleicht manch anderem stand ihm nicht der Sinn nach Gesellschaft, auch nicht nach weiblicher. Er faltete seine 1 Meter 90 so gut es ging in den Holzbottich bis er eine bequeme Position fand.
Und anders als manch andere Stadtmenschen konnte er es durchaus genießen unter freiem Himmel im warmen Wasser zu sitzen. Es wärmte ihn und lockerte Verspannungen und schmerzende Muskeln. Irgendein Kiefernöl wäre noch die Krönung gewesen, aber auch so war es schon mehr als heilsam.
Zuletzt geändert von Vyacheslav Sokolov am Mittwoch 6. Juli 2022, 19:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Jarel Moore
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„Guten Abend Jakob.“ Jarel nickte Jake zu.
Als ihn sein Knappe nach dem Welpen fragte, wurde Jarel eine Spur blass und sah auf den Tisch, den er fleißig leergegessen hatte.
Woher war der Welpe? Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Sein Blick leerte sich, während er krampfhaft versuchte sich zu erinnern. Er hatte seine zweite Gestalt zugelassen, mit seinen Fähigkeiten die entführte Prinzessin gefunden, einen der Gegner zerrissen und sie dann zurückgeführt. Daran erinnerte er sich ohne weiteres. Der Moment, als er den blutenden, sterbenden, am Boden liegenden Eindringling entdeckt hatte war schon eine Spur „unschärfer“.
Noch schwerer war es, sich an die Jagd zu erinnern. Er hatte erst eine junge Wildsau aufgeschreckt und gejagt…und dann…Filmriss.
Das nächste, woran er sich erinnerte war, wie er über einem halb aufgefressenen Hirschbock zu Verstand gekommen war. Und das in der Nähe lagen Überreste eines Wolfrudels gelegen hatten.
Wie viele der Tiere….war nicht genau zu sagen. Der Worg hatte gewütet. Schlimm gewütet.
Und Jarel hatte keine Kontrolle darüber gehabt. Nicht einmal eine verwertbare Erinnerung daran.
Nur eine Ahnung. Das Gefühl, angegriffen worden zu sein, sich zu wehren und dann…
Wut. Blut. Triumpf. Blutrausch. Irgendwann dann ein gequältes Winseln mitten in den Überresten des vernichteten Rudels.
Während er die Erinnerungen und Gefühle abzurufen versuchte konnte er spüren, wie die Bestie im Hintergrund den Kopf hob und mit aufmerksamem, stechendem Blick darauf wartete, nach vorne – in Jarels Verstand und Bewusstsein – zu springen und ihn mitten in der Taverne in das schwarze Biest zu verwandeln. Ein leises Grollen war von irgendwo zu hören und dann…

Am Tisch holte der Ritter plötzlich tief Luft. Und antwortete kurz angebunden, während er aufstand. „Im Wald. Auf der Jagd. Rudel ist tot.“ Er schob sich etwas unwirsch an den beiden vorbei.
„Verzeiht. Frische Luft.“
Mit weit ausholenden Schritten durchquerte er den Schankraum und verschwand in Richtung Innenhof.
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Vyacheslav Sokolov
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Wie lange er im Wasser gelegen hatte konnte er ohne einen Blick auf eine Uhr nicht sagen, aber es war neben dem erkaltenden Wasser auch sein knurrender Magen, der ihn daran erinnerte, dass er nicht ewig einweichen konnte. Wiederwillig fast verließ er den Zuber und wollte sich eigentlich anziehen... die Sachen waren noch etwas klamm aber wenigstens etwas sauberer als vorher.
Eine Rasur wäre auch nicht schlecht gewesen, aber dazu fehlte ihm das Werkzeug. In der Zone hatte er besseres zu tun als einen Rasierer einzupacken. Allmählich wuchs sich was in der Zone schon mit einem Dreitagebart begonnen hatte zu einem Vollbart aus... Zu spät kündigte es sich dieses mal an, er hatte keine Chance mehr, nach etwas zu suchen, auf das er beißen konnte oder nach etwas, das seinen Schädel schützte. Die wenigen klaren Augenblicke waren verronnen bis die Paralyse einsetzte und sein Nervensystem unkontrolliert seine Muskeln befeuert. Der Krampf setzte ein.
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Aria
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Jake betrat den Raum. Sie musste ihn gar nicht sehen, um seine Anwesenheit zu bemerken. Etwas zog an ihrem inneren und lenkte ihren Blick auf den jungen Mann. Wie von selbst richtete sie sich auf und folgte ihm mit den Augen. Alles andere um sie herum verschwamm, war nur nebenbei in dieser Welt. Wie gut er aussah…nun war er sauber und wirkte auch irgendwie anders. Wie er die Treppe herunterkam…etwas an ihm wirkte anders als vorhin.
Er sah sie zuerst nicht, doch dann erblickte er sie und kam zu ihnen herüber. Er sprach einfach drauf los. Sie sah ihn nun etwas perplex an. Sie kannte ihn zwar noch nicht genug, aber die Tage zuvor hatte er nicht wie einer gewirkt, der einfach so drauflos redete. Er deutete auf das Bündel vor ihrer Brust und stellte fest, dass sich das Wolfskind bei ihr wohl fühlte. Sie sah ihn erstmal nur an und nickte. War war das? Wollte er jetzt doch Kontakt? Oder war er nur freundlich? Was war das für ein Spiel? Komm her…nein doch nicht l! Ich will dich…ich will dich nicht…was bedeutete das alles?
Verwirrt trank sie einen großen Schluck und schon stumm die Brotzeitplatte zu Jake, als Jarel nach draußen verschwand.
„Iss etwas Jake…du brauchst es!“ ja ein wenig Schelte war in der Stimme der Rothaarigen. Sie war die Berge von Männern der Skellige gewohnt. Jake war sehr stark und wenig. Aber er konnte schon etwas mehr auf den Rippen vertragen…zumindest sollte er nicht weniger werden.
„Gefällt es dir hier Jakob?“
Fragte sie ihn, doch ihre Stimme war zurückhaltend und eher höflich als wirklich interessiert.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Er hatte sofort den Eindruck, etwas schrecklich falsch gemacht zu haben. Aria schaute ihn zunächste nur mit einer Mischung aus Verwunderung und Skepsis an, während Jarel erbleichte und den Tisch intensiv musterte. Sicher hatte er die falschen Worte gewählt, irgendetwas Dummes, Peinliches oder Beleidigendes gesagt. Die Sprache war nicht seine, die Worte dem Latein ähnlich, aber eben nicht gleich. Wieso war er auch so blöd und versuchte sich hier tatsächlich in Smalltalk, wo er das in seiner Muttersprache schon nicht beherrschte?!
Fast konnte man es Schnappen hören, als die Muschelschale, aus der jene lang vergessen geglaubte Seite von Jakob heraus gelugt hatte, wieder zuklappte. Jene Seite, die Interesse an allem gehabt hatte, selbst an anderen Menschen. Er biss hart die Kiefer aufeinander, beglückwünschte sich zu der idiotische Idee, überhaupt aus dem Zimmer gekommen zu sein und lehnte sich zurück, beide Hände im Schoß zu einer festen Faust verschlungen. Die hellen Augen folgten Jarels Bewegung, seine Worte kamen gepresst hervor und der Gang an die frische Luft wirkte wie eine Flucht. Was zum Henker hatte er gesagt??
Seine Kiefer mahlten.
Fast wäre er selbst aufgestanden und wieder gegangen, da wandte sich Aria wieder ihm zu und ihr wie immer freundlicher Ton löste ein wenig seine Irritation. Jakobs Blick kehrte zu ihr zurück, fiel kurz auf die Platte mit Essen, wanderte dann wieder zur Tür und blieb schließlich doch wieder an Aria hängen.
Eine Fragende Geste mit der nun wieder gelockerten Hand. „Hab ich falsch Worte gewählt?“
Die Schatten, über die er springen musste, wurden in ihrer Nähe mit jedem Mal kleiner, auch wenn sich ein wenig Verlegenheit einstellte, nun da sie – schon wieder – allein waren. Das hatte beim letzte Mal ja so wunderbar funktioniert… Immerhin trennte sie nun Jarels leerer Platz und er hatte vorerst nicht vor, diesen zu füllen. Er traute sich selbst nicht und die Art, wie Aria ihn ansprach, hätte einen mit Frauen erfahreneren Mann wohl ebenfalls auf Abstand gehalten. Ihm allerdings entging die Nuance – er hatte mit sich selbst genug zu tun. Jakob stemmte die Ellenbogen auf den Tisch und überdachte also tatsächlich den Inhalt der Frage danach, ob es ihm hier gefalle, während er nach einem dankenden Nicken ohne wirklichen Appetit am Käse pickte.
„Meine Heimat… das hier… alles ganz anders. Wie...“, er wollte sagen ‚ein Museum‘ oder ‚ein Film‘, doch für beides fehlten ihm die Vokabeln und ihr sehr wahrscheinlich das Verständnis. Etwas ratlos zuckte er mit den Schultern, fischte das wenige an Grünzeug von der Platte, was vermutlich eher als Dekoration gedacht war und aß dann etwas Brot. Alles in allem passten Ritter und Knappe gut zusammen: gemeinsam kamen sie auf je eine normale Portion Essen.
„Gefallen weiß nicht. Nicht so viel gesehen. Aber das schon, ja.“, bastelte er an seiner Antwort, bevor er endlich den Blick von dem Puzzle hob, was sein Abendessen darstellte und sich zwang, Aria anzusehen. Er lehnte sich ein wenig in ihre Richtung. „Da war Musik in einer Straße.“, als wäre das etwas überaus Erstaunliches. Was es genaugenommen auch war, denn es war nicht irgendeine Fußgänger heimsuchende Panflöten-Terrorgruppe und auch keine verzweifelten Musikschüler gewesen, sondern wirkliche, gute Musik.
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Aria
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Lebenslauf:

Wie er dann so dasaß und an dem Essen pickte und sich sichtlich Mühe gab, brach bei ihr wieder jede Mauer ein die sie versucht hatte aufzubauen, um sich selbst zu schützen. Nun überwand sie die Distanz und rückte an ihn heran. Sie schmierte ihm kurzerhand selbst ein Brit und legte es ihm auf den Teller. Nun war ihr Lächeln wieder sanfter und ihre Haltung entspannter.
Sie durfte nicht zu harsch mit ihm sein, er war aus einer ganz anderen Welt und sie wusste gar nicht was bei ihm normal war…vielleicht waren dort alle so wie Jakob.
Sie strich ihm zärtlich über seinen Unterarm und ließ ihre Hand dann tröstend darauf liegen.
„Du vermisst dein zu Hause?“
Dann kam ihr eine Idee. Sie waren gerade unbeobachtet und diese Gelegenheit würde so bald nicht mehr kommen.
„Willst du die Stadt ansehen?“
Ein fast teuflisches Glimmen, flammte in ihren Augen auf als sie ihn fragend ansah und innigst hoffte, dass er Ja sagte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Jemand riss die Tür auf und stürzte regelrecht nach draußen, schwer atmend und leichenblass. Jarel.
Er brauchte einige Sekunden um zu begreifen was los war. Er stürzte auf den Eimer mit der Bürste zu , riss diese regelrecht aus dem Wasser und war mit zwei großen Sätzen bei Slava, ging sofort neben ihm in die Knie und versuchte ihm den Bürstenstiel quer in den Kiefer zu schieben, damit er darauf beißen konnte.
Der Ritter kannte die Situation von der anderen Seite. Er wusste, wie schlimm ein Krampfanfall für den Körper sein konnte. Wie anstrengend, wie erschöpfend.
Und wie gefährlich. Wie schnell der Krampfende sich den Schädel einschlagen, die Zähne aus- oder die Zunge abbeißen konnte, an seinem Erbrochenen oder der eigenen Zunge ersticken.
Er wusste auch, welche Kräfte ein entgleistes Nervensystem in den unkontrollierten Muskeln freisetzte. Und das er seine Mühe haben würde, den trainierten Söldner zu bändigen.
Als Slava wieder zu sich kam, hatte Jarel ihn hochgezogen und an sich gepresst.
Slavas Rücken lehnte an Jarels Bauch, der rechte Arm des Ritters fest um die Brust des Russen geschlungen und so fest an ihn gepresst, dass er sich nicht regen, aber noch atmen konnte.
Mit dem linken Unterarm presste Jarel Slavas Kopf an die linke Schulter des Ritters.
Einerseits geschützt und geborgen, andererseits kaum in der Lage sich zu rühren.
Der alte Mann schnaufte wie eine Dampflock. Die Konvulsionen waren wohl heftiger gewesen als er sich erinnern konnte.
"Wieder da, Söldner?", brummte der Ritter und lockerte den Griff etwas.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Er bekam nichts mehr mit, weder das jemand seinen Kopf hielt, noch wer ihm das Holz zwischen die Zähne klemmte.
Aber er war dankbar, denn es bewahrte ihm sein für auch für moderne russische Verhältnisse doch sehr gepflegtes Gebiss.
Nur langsam wurde er wieder klar, und klar wurde ihm auch, dass er sich nicht bewegen konnte. Was ihn davor bewahrt hatte, sich an dem gemauerten Ofen oder dem Steinpflaster irgendetwas einzuschlagen hielt ihn noch immer fest wie ein Schraubstock.
Jarel Der Ritter... und der Werwolf... Der Mann hatte eine außerordentliche Kraft, und richtig, Erfahrung mit kaltem Entzug.
"Ja... danke... und ich bin kein Söldner. Ich bin Offizier." warum er gerade das jetzt klarstellen musste stand wohl in den Sternen.
Alles andere war jetzt ohnehin egal und auch Scham war ihm fremd.
Es war ihm tatsächlich egal, wer seinen Körper nackt sah. Es gab andere, viel intimere Dinge, die nicht ans Licht kommen durften, Haut dagegen hatte jeder und ebenso Geschlechtsteile, und die Zone vermochte es sehr effizient einem in der Hinsicht jede Scheu abzutrainieren.
Dass der fremde Mann ihn allerdings derartig umklammert hielt... rief andere Erinnerungen wach.
Und er konnte sie gerade beim besten Willen nicht einordnen. Aber auch das rückte in den Hintergrund, es hatte begonnen, und irgendwie musste er da jetzt durch.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Slavas ganzer Körper bebte, als Jarel dunkel lachte und ganz langsam erst einmal seinen Kopf losließ.
"Wieder da. Definitiv.", dann löste er ganz langsam den Schraubstock um Slavas Brust. "Jetzt nichts überstürzen, Herr Offizier. Der wievielte Anfall war das?"
Der Ritter hielt ihn noch immer. Der grauhaarige saß auf seinen eigenen Füßen, richtete sich langsam auf, ohne den Offizier loszulassen und richtete ihn somit ebenfalls auf. Sein Griff war locker, fast schon zärtlich. Die Pranke des Ritters lag warm auf seiner schweißbedeckten Brust. Slava saß nun aufrecht und Jarels Körper war seine Rückenlehne, er spürte ausgeprägte, angespannte Muskeln durch das Leinen des Hemdes und das Leder der Hose.
"Noch nicht aufstehen.", sagte der alte Mann fest

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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Wo er versuchte, durch Abstand halbwegs klar im Kopf zu bleiben, machte Aria all diese Versuche zunichte, indem sie einfach an ihn heran rückte und ihm führsorglich ein Brot schmierte. Normalerweise hätte ihn das schon wieder auf die Palme gebracht, weil er weder bemuttert noch irgendwie bevormundet werden wollte, aber ihr Einfluss schwappte schon wieder so vollumfänglich über ihn, dass er ihr nur schweigend zusehen und sich wundern konnte. Das Brot rührte er allerdings nicht an, denn ihre Hand auf seinem Arm zog seine ganze Aufmerksamkeit erst auf diesen Punkt und dann auf ihre Augen. Genaugenommen flackerte sein Blick zwischen ihren Augen und ihren Lippen hin und her. Vor ihrem Busen hing zum Glück das Bündel Hund... Für ihn ganz neue Gedanken rollten durch seinen Kopf, zum Beispiel dass er sich hätte rasieren sollen. Selbst ein so junger Mann wie er bekam nach einer gewissen Zeit einen - wenn auch löchrigen - Bartschatten und bei seiner Haarfarbe war dieser Schatten recht bald gut zu sehen. Zwar war er - in seiner Welt würde man wohl gesegnet sagen - nicht gerade der haarige Typ, aber Bart wuchs ihm dann doch. Nur hatte er sich bis zum heutigen Tage nie Gedanken über sein Äußeres gemacht. Es hatte ihn einfach nicht interessiert, was andere von ihm hielten oder dachten.
Fast automatisch legte er die freie Hand über ihre und schüttelte dann langsam den Kopf. "Nein. Jetzt nicht." Gerade wollte er nirgendwo anders sein als hier, neben ihr. Was sollte er schon vermissen? Abgesehen von so nebensächlichen Dingen wie fließend Warmwasser, ärztliche Versorgung und sein Motorrad? Solange sie so beieinander sitzen konnten, durfte das hier gern auch Alcatraz oder das Restaurant am Ende des Universums sein.
Ihre Frage ließ ihn aufmerken und das Funkeln in ihren Augen forderte auch sein Lächeln wieder heraus. Seltsam wie so kleine Gesten ihn inzwischen zu locken im Stande waren - sie hatte bereits so viel von seiner eisernen Hülle los gepult, wie kein Mensch jemals zuvor. Umso schlimmer würde es enden, das wusste sein Verstand, aber sein Herz war so herrlich warm - jetzt und hier. Der Schalk blitzte auch kurz in seinen Augen auf - der Junge, der wohl doch nicht im Feuer gestorben war, sondern nur lange unter Asche begraben gelegen hatte. Statt zu antworten, griff er ihre Finger fester und erhob sich, Aria einfach mitziehend. Erst zum Kamin, um seine Jacke zu schnappen und dann zur Tür hinaus. Da Jarel zum Innenhof hin entschwunden war, wählte Jakob einfach die Haupteingangstür. Er kannte gern die möglichen Ein- und Ausgänge der Orte, an denen er sich befand, daher wusste er, dass die Alchemie drei dafür gedachte Ausgänge besaß. Alles andere waren Fenster, aber auch die konnte man benutzen, denn das Gebäude besaß nur ein Geschoss.

Draußen war der Himmel bereits bezogen von einem dunkler werdenden Blau, die Sonne verschwunden, der Nebel in Fetzen vor Mond und Sternen. Es war kühl, aber nicht kalt, sodass auch das noch klamme Leder ausreichen würde und Aria wurde von ihrem Hundebündel gewärmt. Einen Moment blieb Jakob stehen, betrachtete ihre helle Hand in seiner dunklen. Jarel hatte gesagt, er solle mit ihr über das reden, was vorgefallen war - sich überlegen, was er wollte und es mit ihr klären. Mit ihr gab es keinen Ordensbeitritt für ihn und für sie gab es mit ihm keine Schiffe. Ohne sie... er hob den Blick auf ihr hübsches Gesicht, beugte sich etwas zu ihr hinab.
"Das hier Oxenfurt, nicht Ziel, ja? Wenn dann heute du nur Aria und ich Jakob, nicht Prinzessin und Knappe?", sagte er leise. Er suchte in ihren Zügen nach Verstehen - was, wenn sie heute Nacht einfach nur zwei junge Menschen wären, die nichts band außer die Zuneigung zueinander? Und wo ließ sich besser reden, als beim Gang durch eine nächtliche Stadt, verborgen in der Anonymität all ihrer Bewohner?
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Reuven von Sorokin
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Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
Lebenslauf: Reuven

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von/nach: von der Straße aus Nowigrad ins Gasthaus
Datum: 18. September 1277, spät Nachts -> 19. September, morgens
betrifft: v.a. Sindran, aber letztlich auch Aria, Jake, Jarel, Thorben
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Sie waren nicht ganz so schnell vorangekommen, wie zumindest Reuven erwartet hatte, doch sie kamen an. Allerdings war es bereits Nacht gewesen als sie durch das Stadttor geritten kamen. Es war Ein intensiverer Einsatz des Axii Zeichens vonnöten um noch durch passieren zu dürfen. Und dann war es noch einmal erforderlich um schließlich in der Alchemie noch ein Zimmer zu bekommen. Angeblich war sie vollständig ausgebucht von einer Reisegruppe.
Und Reuven staunte nicht schlecht als er erfuhr wer es war.
Ein Zwerg, eine Skelliger Adelige und drei Menschen. Mehr erfuhr er zunächst nicht - aber das war auch gar nicht nötig. Die Skelliger Adelige und der Zwerg waren aussagekräftig genug und als ihm dann die Wirtstochter, Fiala mit Namen, später die 3 Menschen noch beschreiben konnte als einen jungen gutaussehenden Mann mit dunkeln Haaren in exotischer Lederkleidung, einen älteren großen Blonden mit Narben und einen älteren Ritter mit langen schwarzgrauen Haaren, da war es ihm klar. Natürlich beschrieb die Frau die Frisuren, er hätte andere Details bevorzugt, aber so war das nun einmal. Den älteren grauhaarigen hatte er nur kurz gesehen und dass sich der Werkater und das Eichhörnchen nicht bis in die Stadt gewagt hatten, das hätte er auch vorhersagen können. die anderen beiden kamen ihm dagegen sehr bekannt vor. Ein wenig war er tatsächlich erleichtert, dass es auch dem Jungen gutzugehen schien, was er jedoch in keiner Weise äußerte.

Und schließlich bekam er auch noch sein Zimmer, das war aber wirklich das letzte Freie und es gab auch nur eines, dass normalerweise für besondere Gäste freigehalten wurde und der Wirt ließ sich auch noch vielmals versichern, dass sie auf jeden Fall verheiratet oder wenigstens verwandt waren, keinesfalls beides, denn er wollte sich ja nicht der Kuppelei schuldig machen, sie wären ein anständiges Haus und kein Bordell.
Reuven hätte sich fast dazu hinreißen lassen mit den Augen zu rollen und es ihm versichert, dass es genau so war. Was davon nun auch immer.
Der Wirt hatte sie dann persönlich zum Zimmer gebracht und bedauert dass der Waschzuber leider an diesem Abend belegt war. Was wohl heißen sollte, dass er es dennoch nötig gehabt hätte. Nur eine Waschschüssel würde man ihnen bringen. Die Pferde würden natürlich auch versorgt werden.
Dem Hexer war es allerdings vollständig egal, was der Wirt hinsichtlich seiner Hygiene annahm und bezog sein Zimmer. Sie ließen sich noch ein paar Reste der Kalten Platte und etwas Brot sowie einen Krug Wasser auf's Zimmer bringen wuschen sich dann doch und aßen etwas und dann verschloss Reuven die Tür mit einem vielsagenden Blick auf Sindra.
Und gleich danach lieferte er den Beweis, dass sie garantiert nicht verwandt waren, andernfalls hätte er einen schweren Fall von Unzucht begangen, und das gleich zweimal.
Und er gab sich dabei auch keine Mühe, leise zu sein.
Pausenlos den Blick auf die straff sitzende Lederhose, das hatte er am Ende nicht mehr ausgehalten. Wer es eventuell hören konnte war ihm gleich und erst recht wer deshalb was missverstehen würde. Und auch er kümmerte sich kaum um die übrigen Geräusche, die in seine Ohren auch nach einer ähnlichen Beschäftigung klangen, schweres Atmen, stöhnen, rhythmisches Pochen gegen die hölzernen Bestandteile des Zimmers - noch genauer lauschte er nicht. Von wegen, ein anständiges Haus.
Und als sie schließlich fertig waren schlief sogar auch der Hexer ein, Sindra in seinen Armen, anstatt wie üblich zu meditieren. Die Erschöpfung der letzten Tag brach sich nun doch Bahn und so kam es wohl auch, dass sie am nächsten Tag heillos verschliefen.
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Sindra
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Registriert: Donnerstag 9. Juni 2022, 11:16
Lebenslauf:

Etwas knabberte an seinem Ohr. Ratten?
Nein, es war kein hungriges Nagetier. Dafür war es zu zärtlich. Und zu verspielt.
Es war Sindra, die versuchte ihn aufzuwecken. Offensichtlich hatte sie für diesen Morgen etwas anderes vor als ihn ausschlafen zu lassen.
Sie hatte in seinem Arm geschlafen nach einer aufregenden Nacht. Seine Kleidung lag wild im Raum verteilt. Ihre…war einfach verschwunden.
Der Doppler strich mit den immer noch etwas rauen Finger über Reuvens Brust.
Sie sah ihn mit großen Augen an, nagte aber unsicher an ihrer Unterlippe.
Es brauchte nicht lange um den Hexer zu animieren. Heute würden sie definitiv verspätet zum Frühstück kommen.
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Reuven von Sorokin
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Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
Lebenslauf: Reuven

So erschöpft war Reuven schon lange nicht mehr gewesen, dass er tief und fest in einem Bett geschlafen hätte. Und es war schon wieder hell als er aufwachte weil... ja, weil etwas an seinem Ohr nagte. Noch mit geschlossenen Augen breitet sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus und der wartete noch einen Moment, was Sindra wohl tun würde um ihn zu wecken. Aber natürlich hatte das Lächeln schon verraten, dass er nicht mehr schlief.
Er trug nichts außer seinem Medaillon und die Decke des Bettes, die aber irgendwie verschwunden sein musste, erst vor kurzem. Und statt eines Frühstückes nahm er etwas anderes zu sich, jemand anderes.
Dieses Mädchen, er würde sie wohl immer als Sindra sehen, das Mädchen dass sie zuerst gewesen war, sie war unersättlich und übertraf damit wohl sogar noch die schon sprichwörtliche Lüsternheit der Hexer. Ein Hexer hätte sie werden sollen, aber andererseits gab es ja keine weiblichen Hexer. Nicht dass man es nciht versucht hatte, es hatte schlichtweg nie funktioniert, soweit er wusste, und war eine Sterblichkeit von 8 von 10 schon Schwert zu rechtfertigen, eine noch geringere Erfolgsquote konnte selbst der hartgesottenste Zauberer vor niemandem rechtfertigen. Es war schlichtweg Verschwendung.
Aber er wollte sich auch Sindra nicht als Hexerin vorstellen, sie würde auch darunter wohl leiden, das war nichts für sie. Aber er wusste sehr genau was etwas für sie war.
Und vermutlich brachten sie erneut die Möbel zum Wackeln und den Boden zum Beben.
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ERZÄHLER
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Registriert: Samstag 6. November 2021, 15:47
Lebenslauf:

aus dem Zimmer wieder in den Schankraum.
Personen: Jarel, Jake, Slava

Die Sonne warf lange Schatten durch die Straßen Oxenfurts, als Aria und Jakob zur Alchemie zurück kehrten. Im Städtchen herrschte träge Morgenstimmung - vor den Läden wurden Markisen errichtet und Auslagen aufgebaut, Karren rumpelten in Richtung Marktplatz und die letzten Zecher taumelten heim. So auch die beiden jungen Menschen, die allerdings weniger taumelten als einfach gemeinsam einher schlenderten. Jakob hatte einen Arm um Aria gelegt und diese schmiegte sich gegen ihn, summte leise das Lied, das Jakob nun ebenfalls fest im Kopf verankert war und ihn wohl ein Leben lang an diese Nacht in den Drei Glöckchen erinnern würde, auch wenn er den Text nicht verstanden hatte.
Vor der Tür der Alchemie zog er Aria in einem Impuls noch einmal an sich und drehte sich mit ihr im Walzertakt, bis sie lachte und ihm schwindelte. Dann platzten sie mehr durch die Tür in den Schankraum, ausgelassen statt höfisch wohl erzogen. Ihr Lachen, ihr Lächeln, ihre Lippen, ihre Augen - er achtete auf alles, aber nicht auf seine Umgebung. So fielen ihm die beiden Männer an dem voll beladenen Tisch überhaupt nicht auf - Aria wohl schon. Es war als würde sie sich an etwas erinnern, etwas wichtiges, an das er sich auch besser wieder erinnerte. Die Nacht war um, Aschenputtel wurde wieder zur Prinzessin... wie viel lieber wäre ihm die Magd, die keine Pflichten hatte. Doch das Lächeln, das sie ihm schenkte, bevor sie sich mit eindeutig aufgebauter Distanz zurück zog, ließ sein Herz aus allen Ankern springen und nur ihr kurzer Blick zur Seite, zu jenem Tisch hin, verhinderte, dass er sie direkt wieder in seine Arme zog. Ihre Haut, ihr Haar atmete.
Statt dessen wachte er kurz auf, nahm endlich wahr, dass sie nicht allein waren. Er fühlte, wie sein Arm sich wie von allein hob, weil Aria noch an dessen Hand hing und rückwärts ging. Ihre Finger glitten aus seinen, er sah ihr noch einmal nach, wie sie in Richtung ihres Zimmers verschwand.
Allein. Besser allein.
Einatmen, Jakob. Weiter atmen.
Irgendwann fing sein Herz wieder an zu schlagen, kam wieder Bewegung in den jungen Mann. Er würde nicht zu seinem Zimmer gehen - der Weg führte an Arias vorbei. Er konnte nicht daran vorbei. Also blieb er, wandte sich Jarel und Slava zu, um sich betont lässig zu ihnen an den voll beladenen Tisch zu setzten.
"Guten Morgen.", sprachs mit gewohnt todernster Miene in zweierlei Ausführungen und angelte sich ein Stück Brot. Das erste Mal, seit er in dieser verrückten Welt aufgeschlagen war, hatte er wirklich Appetit.

Der Anblick, der sich Jake bot war in vielerlei Hinsicht überraschend.
Slava und Jarel saßen relativ dicht beieinander und beide wirkten verändert. Äußerlich stachen die Veränderungen deutlich ins Auge. Beide Männer wirkten übernächtigt. Slava trug eine pechschwarze Lederrüstung, als wäre er über Nacht zum Hexer mutiert.
Jarel trug seine komplette Rüstung, Wappenrock und als Krönung ein komplett zugeschwollenes linkes Auge, ein hässliches Hämatom an der rechten Schläfe und eine aufgeplatzte Unterlippe.
Seltsamerweise wirkten beide aus seltsame Art gelöst und ruhig.
Was hier wohl passiert war?
Als Jake und Aria die Taverne betraten, hatte Jarel vor lauter Staunen vergessen aufzuspringen und seiner Schwertherrin einen Platz anzubieten.
Mit weit aufgerissenen Auge, halboffenem Mund und hochgezogenen Augenbrauen beobachtete er die beiden. Bei allen Schatten, die leuchteten ja regelrecht vor lauter Verliebtsein.
Der Ritter klappte den Mund zu und begann zu lächeln. Dann waren es also nicht die beiden gewesen, die den körperlichen Freuden so lautstark im Obergeschoss nachgegangen waren. Einerseits schämte er sich ein wenig - ein sehr kleines Wenig - diesen Verdacht gehabt zu haben. Andererseits sah es nicht so aus, als wären die beiden dem abgeneigt, sollte sich die Gelegenheit irgendwann ergeben.
Kurz warf er Slava einen Seitenblick zu. Etwas zu lang vielleicht, bevor er sich Jake zuwandte. "Guten Morgen Jakob. Was möchtest du trinken?" Sogar Jarels Stimme klang verändert. Irgendwie...lockerer.
"Ihr hattet eine schöne Nacht?", fragte er, schob die Platte in Jakes Richtung und schenkte Slava und sich Tee nach. Das Zeug roch furchtbar intensiv und der Ritter bot seinem Knappen nichts davon an.

Jarel blieb ihm eine Antwort schuldig und er erkannte auch schnell warum. Jake kam geradezu hereingeschneit. zunächst beachtete er sie gar nicht, denn er war ganz in Arias Anblick versunken, es dauerte einige lange Augenblicke, bis die Prinzessin sie registrierte und umschaltete und kurze Zeit später schaltete auch Jake um. Zeit genug für Slava wieder ein spöttisches Lächeln aufzusetzen.
So gelöst er bisher gewesen war und vielleicht am nächsten an der Privatperson Slava, so schnell war das in Jakes Gegenwart weggewischt. Irgendetwas an dem jungen Mann brachte ihn dazu, sofort wieder auf Oberst Sokolov umzuschalten, auch wenn er gerade nicht seine Uniform trug und keine Rangabzeichen, aber auch die Lederrüstung stand dem Rollenwechsel gerade nicht im Weg.
Jarel's Blick verstand er aber, es waren nicht Aria und Jake, die dort oben dem Matratzensport nachgingen. Konnte es sein...? Thorben? Oder gab es noch andere Gäste? Der Wirt hatte ihnen versichert, dass nicht mehr frei war.
Zunächst ließ er Jarel reden, der hatte eher einen Draht zu dem Jungen und ihm lagen wieder nur herablassende Kommentare auf den Lippen.
Dass er der Meinung war, sie sollten sich entscheiden war das eine, dass er nie eine romantische Ader besessen hatte und wohl tatsächlich niemals wirklich verliebt gewesen war und allein deshalb wenig Verständnis dafür hatte, das war das andere. Abgesehen davon war er eindeutig zu müde und eigentlich interessierten ihn längst andere Dinge.
Er trank also nur von dem übelriechenden Tee, ganz selbstverständlich, als wäre es Kaffee. Es war im Moment seine Rettung, andernfalls hätte sich sein Magen sofort wieder von dem Essen verabschiedet. Er hatte viel zu wenig zu sich genommen die letzten Tage. Er hatte zwar ruhig und entspannt gewirkt, aber seine Gesichtsfarbe erzählte eine andere Geschichte. Vielleicht bemerkte Jake das aber gar nicht vor lauter Herzchen im Blick.

Seine ansonsten so auf Details fixierte Beobachtungsgabe lag noch sabbernd in der Gosse und merkte erst nach einer Weile maulend an, dass es in diesem Bild eine Menge Fehler gab. Jarel war gestern definitiv unversehrt gewesen und bei Slavas Anblick klingelte es leise im Hinterzimmer seines Oberstübchens. Allerdings war der Rest dieses Oberstübchens derart vernebelt von den Nachwirkungen jener angesprochenen "schönen Nacht", dass er dem nicht weiter nach ging. Überhaupt wirkte der Knappe nicht, als wäre er mit beiden Gehirnhälften bei der Sache... nicht mal ganz mit einer. Slavas spöttisches Lächeln berührte ihn nicht im Mindesten und den Seitenblick von Jarel zum Offizier bekam er auch nicht mit. Völlig von der Welt. Wenn man genau hinhörte, dann schien es sogar, als würde er summen. Ein völlig anderer Mensch.
Erst als Jarel den Tee nachschenkte und dessen Geruch heran wehte, fuhr er hoch, als hätte man ihm Riechsalz unter die Nase gehalten und endlich drangen auch die Informationen zu ihm durch, die sein Verstand die ganze Zeit geduldig gestapelt hatte, bis das Gehirn auch so weit war. Jarel: Veilchen, geplatzte Lippe und voller Ornat. Slava: keine offensichtliche Blessuren, aber eine Gesichtsfarbe irgendwo zwischen Kalkwand und Leichengrau, gekleidet in etwas, was Jakob sofort als Kostüm verortet hätte, hier aber wohl ernst gemeint war. Zugleich war seine Hand zum Gesicht gefahren, als könne er den Geruch des Tees so irgendwie aufhalten.
"Jesus, was sauft ihr da? So nen homöopathisches Zeug gegen Blasenschwäche, Prostataprobleme und Hämorrhoiden?" Da ihm für derlei Spötteleien definitiv der Wortschatz in der Älteren Rede fehlte, zielte das Ganze in englisch dann wohl auf Slava. Jakobs Zeigefinger huschte weisend zwischen den beiden hin und her. "Habt ihr euch miteinander geschlagen oder mit den anderen Zechern?"
Dann endlich wechselte er auf die Ältere Rede, um dem Ritter zu antworten. "Wir waren Tanzen. Eure Nacht war auch gut, wie aussieht." Er machte eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger um sein eigenes, linkes Auge.

Jarel sah schmunzelnd auf das Brett, riss sich ein Stück Brot ab und senkte somit den Blick. Diese Nacht. Ja. Sie war denkwürdig gewesen.
Viele Offenbarungen, viele Gemeinsamkeiten.
Viel Vertrauen und viel Verwirrung. Doch was davon sollte er Jakob erzählen?
Er hob den Blick und funkelte Jake frech an. "Ereignisstreich.", orakelte er, überließ es aber Slava, das Feilchen zu erklären....oder auch nicht.
Er verlor sich etwas in Gedanken und kaute auf dem Brot herum.

Slava war allerdings nicht danach irgendetwas zu erklären, nicht von sich aus, nicht freiwillig.
Er würde den Teufel tun und diesem Möchtegernritter erklären, dass er gerade einen Entzug durchmachte und an dem Tee wohl sein Leben hing. Gelang es ihm nicht ein paar Nährstoffe drin zu behalten würde irgendwann sein Herz aussetzen.
Aber er hatte auch nicht vor sich in die Defensive treiben zu lassen, indem er anfing, sich zu verteidigen.
"Du hast es noch immer nicht geschafft, sie flach zu legen, sonst wärst du nicht so angepisst. Brauchst du ein Potenzmittel?" entgegnete er bissig, aber bei weitem nicht so bösartig wie auch möglich, aber in sauberem englisch. Zu sauber für einen einfachen Soldaten.
Jarel blaues Auge... er war dafür verantwortlich und er bedauerte es zutiefst. Allerdings hatte die Unterhaltung danach etwas geöffnet, wofür er zutiefst dankbar war, aber dieser Deckel musste zubleiben, auf jeden Fall und erst Recht in Jakes Gesellschaft. Da gab es nun eine Seite in dem überheblichen kalten Mann, die vielleicht mehr sein wollte als zerrieben zwischen zwei gespielten Identität, sie wollte größer werden und hatte ihre Chance bemerkt. Doch dieser Teil war noch schwach und hatte sich noch davor zu fürchten von beißendem Spott vernichtet zu werden, gleichzeitig aber auch davor erneut unter der Arroganz des Offiziers zu versinken. Vorerst aber musste diese Seite zulassen, dass die anderen sich schützend vor sie stellten, der Oberst oder auch der ungehobelte Stalker.
"Hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, aber die ist geklärt, also nichts was dich noch was angehen würde. Bist du nur hier um uns das Frühstück wegzuessen und uns den Morgen zu verderben oder hast du auch was mit Inhalt zu sagen?"

Nicht nur an Slava hatte diese Nacht einiges verändert, auch an Jakob, nur das dessen unter dem Panzer vergrabenes Ich noch bei weitem nicht so unter gebuttert war, wie das des Soldaten. Entsprechend war es durch Arias Zuwendung schon weit aus dem Schneckenhaus heraus gekommen und es war verwundbar. Sehr. Beide Hiebe trafen zielsicher und ohne Vorwarnung. Hatte er sich eben noch auf Wolke Sieben, Unverwundbar und zum ersten Mal seit langem glücklich gefühlt, so schaffte es Slava mit wenigen gut gezielten Treffern jenem jungen Menschen, der sich fünf Jahre lang eingemauert hatte, sofort den dünnen Boden wieder unter den Füßen weg zu brechen.
Klug wäre vielleicht gewesen, zu reflektieren, dass er mit den Sticheleien angefangen hatte, aber dazu war genau diese Art Auftreten etwas, was ihn viel zu sehr triggerte, als das er den Fehler noch bei sich selbst suchen würde.
Gut wiederum war, dass der Ritter anwesend war, mit dem er die erste Reiberei schon gehabt hatte und dem er sich zumindest bis zu einem gewissen Grad nun tatsächlich verpflichtet sah. Jarels Ehre war die Seine und er würde sie nicht mit Füße treten, indem er jetzt auf Slava los ging. Aber die Wut und der Wunsch standen fraglos in den stechend hellen Augen, deren Blick Slavas nicht auswich, auch nicht, als er sich wieder erhob.
"Mich lässt sie wenigstens freiwillig so nah an sich ran, dass die Möglichkeit bestünde.", presste er auf Englisch hervor, sich auf die Episode im Wald beziehend, bevor dieses komische Sumpfmonster Aria angegriffen hatte.
Eine angedeutete Verbeugung in Jarels Richtung, indem er das kopierte, was er von ihm schon öfter gesehen hatte. "Ich ziehe zurück. Mit Erlaubnis." Nun Ältere Rede. Er wollte hier ja keinem den Morgen verderben. Seiner war jetzt jedenfalls dahin.

"Nein." Jarel hatte zu ende gekaut und den beiden gelauscht. Er hatte kein Wort verstanden, aber der Ton war schneidend gewesen.
Jake hatte gestichelt - vielleicht nicht einmal bewusst - und Slava versuchte ihn wegzubeißen wie ein in die Ecke getriebener Streuner.
Er hatte ihn - eben diesem Streuner - kennengelernt, aber eben in dieser Nacht auch einen anderen Teil des Soldaten. Ruhig, freundlich, reflektiert, verspielt.
Er ließ seinen Knappen nicht gehen.
Betont ruhig deutete er auf den freien Stuhl.
"Setz dich." Trotz des ruhigen Tons ein Befehl. Und nichts anderes als das.
Er sah zu Slava und zurück zu Jakob.
"Seid ihr zwei euch bewusst, das wir drei Generationen sein könnten?" Das rang dem ältesten ein leichtes Lächeln ab.
"Wir drei stammen aus verschiedenen Welten. Nun....ihr beide aus einer, aber ihr wisst was ich meine. Unser Schicksal hat uns alle in den Arsch gefickt."
Moment, hatte der Ritter DAS gerade eben genau SO gesagt?
"Wir sind hier fremd. Und diese Welt ist gefährlich. Ich bezweifle nicht, dass ihr allein klar kommen werdet, aber wäre es gemeinsam nicht einfacher? Nennen wir es zweckmäßiger. Ist es euch so wichtig eure Schwanzlängen zu vergleichen, dass ihr das über Bord werft?"
Ruhige Worte. Aufmerksamer Blick. Aber die Wortwahl.....war das vielleicht der Jarel aus dem letzten Leben?
Begonnen hatte er damit, mit Jakob zu sprechen, holte dann tief Luft, nahm einen Schluck Tee und sagte die selben Worte zu Slava. Selbe Betonung, andere Sprache.

Es hatte gesessen. Dabei hatte er nicht einmal mit voller Wucht zuschlagen wollen, es war wie die verbale Version des Reflexes gewesen, der Jarel das blaue Auge beschert hatte. Er war es gewohnt zuzuschlagen ohne darauf Rücksicht nehmen zu müssen ob da hinterher noch etwas wuchs oder nicht. Er war Rücksichtslos geworden.
Er noch eine Reihe weiterer bissiger Kommentare auf den Lippen, von, dem angebot, einzuspringen, wenn ihr sein kleines Würstchen zu wenig wurde bis... Nun, derb und unverschämt eben, das war der Stalker.
Aber er verbiss es sich dann doch. Es reichte ihm, einmal getroffen zu haben.
Aber Jarel sprach nun Klartext. Zunächst in der Älteren Rede, von der er manchmal glaubte etwas zu verstehen, wenn es nach einem deutschen Wort klang, aber dann wiederholte er es für ihn und er war sich ziemlich sicher, er hatte es nicht verstanden gehabt.
Und seine Worte hätten ihn fast zum Grinsen gebracht, aber er war diszipliniert. Das musste er sich nur lange genug einreden.
Auch er nahm einen Schluck Tenn, in den er hineinmurmelte: "Für Jake hol ich meinen Schwanz nicht raus..." nur in der Gemeinsprache.
Und er beobachtete wie gut die Beherrschung des Ritters war. Er wollte ihn nicht bloßstellen, nur provozieren. Eine kleine Retourkutsche.
Aber er hatte verdammt noch mal recht.
Drei Generationen... Auch das gab ihm zu denken. Auch hier hatte er wohl recht. Anfang 21. Anfang 40 und Anfang 60. Als hätte jemand bewusst eine Auswahl getroffen. Wollte er sich wirklich mit einem Mann einlassen, der sein Vater sein konnte? Aber das stand gerade nicht zur Debatte.
"Wir stammen nicht aus der gleichen Welt, sie sind sich nur ähnlich. Meine Welt ist wohl auch rund 9 Jahre älter und die Zone existiert bei ihm nicht in der gleichen Form. Es sind also wohl 3 Welten."
Erklärte auch er nun erst Jarel in der Gemeinsprache und dann noch einmal Jake. Nüchtern, sachlich, ruhig.
"Aber wir haben eben darüber gesprochen, dass wir auch eine Gefahr für diese Welt darstellen mit unseren Kenntnissen... Und Jake und ich... wir stehen in unseren Welten auf verschiedenen Seiten. Mitteleuropa... sein Heimatland und die USA, wo er lebt... sie sind mit meinem Land verfeindet. In seiner Zeit ist es vielleicht noch nicht so weit gediehen... aber ich weiß, es wird auch bei uns Krieg geben." Gab er nun ehrlich zu. "Es ist also nicht ganz so einfach." eine seltsame Form des Friedensangebote, aber es war ein, ein konstruktiver Beitrag, näher an eine Entschuldigung würde er nicht herankommen.

Nein.
Sofort kam der Impuls hoch, trotzdem zu gehen, aber das Spielchen hatte Jarel ihm schon einmal nicht durch gehen lassen und irgendwie wollte er sich vor Slava jetzt nicht auch noch auf diese Art erniedrigen lassen. Also presste er die Lippen aufeinander und setzte sich.
Drei Generationen und dann... Jakob hatte sich gerade ein Stück Käse in den Mund stecken wollen, hielt aber mit offenem Mund und auf halbem Weg inne. Klar, dass er genau DAS bestens verstanden hatte. Wenn junge Menschen eine neue Sprache lernten, war es exakt das Vokabular, was sie zuerst zu übersetzten versuchten - neben Flüchen und Beschimpfungen.
Kopfschüttelnd steckte er sich den Käse in den Mund. Mist, den Rest bis zum Schwanzvergleich hatte er irgendwie nicht mit bekommen.
"Den verliert er.", murmelte er impulsiv, mit Käse zwischen den Zähnen, und unwissentlich ähnlich pubertär wie Slava kurze Zeit später. Nur hatte er eine Entschuldigung. Er WAR pubertär.
Dann sprach der Offizier und Jakob lauschte. Krieg, auch in ihrer Welt? Den gab es längst, nur nicht zwischen Ländern. Genaugenommen war auch Jarel Teil der Gegenfraktion, dort wo Jakob her kam, nur hatte er das bis hier hin gut verdrängt. Sein Blick wanderte unwillkürlich zu diesem hin.
Sein Orden allerdings war unpolitisch, dazu gab es viel zu dringlichere Themen als Querelen zwischen Nationen. Doch er hatte sich wieder auf die Position des schweigenden Jungen zurück gezogen - Slava hatte jeden Vorstoß in eine andere Richtung vorerst effektiv im Keim erstickt.

"Es ist nicht so einfach?.", wiederholte Jarel Slavas Satz in die Richtung des Soldaten. "Doch ist es. Es ist genauso einfach, wie wir es uns machen. Wir fangen hier alle von vorn an. Wir haben alles verloren und zurückgelassen. Nicht nur Familie und Besitzt, auch Freunde und Feinde. Hier gibt es weder dein Land, Slava, noch das von Jake."
Wieder wiederholte er seinen Monolog auch in der älteren Rede, an Jake gerichtet, den letzten Satz entsprechend an den jungen Mann gerichtet. Dann sprach er wieder Slava an. Sein Ton wurde eine winzige Spur schärfer.
"Wir können uns hier neu erfinden und frei entscheiden. Wenn wir Freunde sein wollen, sind wir Freunde. Wollen wir Feinde sein? Auch eine Möglichkeit. "
Und noch eine Winzigkeit schärfer.
"Aber sich einfach nur an die Gurgel zu gehen, weil es euer Prinzip ist? Welchen Sinn hat das?"
Er wiederholte die Worte abermals für Jake.
Er mochte die beiden. Jakob väterlich und Slava...nun...anders...und beide zeigten sich gegenseitig nur den Stinkefinger, verpulverten völlig sinnlos Energien.
Familiäre Harmonie erwartete er sicherlich nicht.
Der Ritter blinzelte, als ihm plötzlich Spitzenschürzen und Matrosenanzüge durchs Hirn spukten. Aber Waffenruhe. Waffenruhe wäre schön.
Er seufzte, sah erst den Jungen, dann den Soldaten an.
"Eure Entscheidung.", beschloss er den Monolog erst in Slavas, dann in Jakes Richtung.

"Nein. Jarel, ganz recht hast du nicht... Sein Land trägt man auch hier mit sich und man kann es nicht zur Gänze ablegen." Er deutete auf den Kopf. Er hätte auch auf das Herz deuten können, aber so sehr neigte er dann doch nicht zur Pathetik. "Genausowenig wie alle Erfahrungen."
Kurz ließ er seine Unterhaltungen mit Jake Revue passieren, Vampire und Verschwörungen...
"Aber du hast insofern recht, dass es unsere Entscheidung ist, nur bei unserer Ausgangslage sind wir eben nicht automatisch Freunde. Dafür muss man etwas tun. Solange aber Jake glaubt, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und nicht akzeptieren kann, dass neben seiner Weltsicht auch noch andere existieren, solange stehen wir bei unserem Hintergrund nicht auf der gleichen Seite."
Er erhob die Stimme nicht, aber er sprach eindringlich, streng, befehlsgewohnt. Es war jetzt nicht mehr der ungehobelte Stalker, der sprach. Man konnte sich Slava, ahnte man wer er war, nun auch in einer dieser Uniformen mit dem undefinierbaren graubraunkhaki Farbton vorstellen.
Jake hatte zuvor zu seinen Worten geschwiegen, aber dem Gesichtsausdruck hatte er zu deutlich angesehen, wieviel der Junge von seiner Sicht hielt. Auch Slava hielt von den Ansichten Jakes nicht viel, der Unterschied war aber, dass Slava sich kein Urteil zur Welt des Jungen erlaubte.
Mit seinen Schwertträgern und Vampiren und was es dort wohl gab, er fand es ein wenig albern, war aber bereit das zu akzeptieren dass es nun einmal so sein musste. Nur war er sich mittlerweile sicher, dass dass Jake sogar besser wissen wollte was in der ihm fremden Welt die Slava kannte Sache war, und genau an der Stelle sprach er ihm vollkommen zurecht jede Kompetenz ab. Erst wenn er bereit war, das zu schlucken würde es funktionieren. Es gab in seiner Welt nun einmal keine Vampire außer den Blutsaugern, auch sein Präsident war keiner.
Allerdings hätte er dazu wohl preisgeben müssen wer er in seiner Welt war, das würde vielleicht helfen zu verstehen, dass er tatsächlich wusste wovon er sprach, aber es würde Jake dann wohl aus anderen Gründen gegen ihn aufbringen.
Also war nichts gewonnen.
Slava trank seine Tee aus und erwog ernsthaft, wieviel er preisgeben konnte. Dass sie in irgendeiner Form zusammenarbeiten mussten, darin stimmte er Jarel zu, aber die Art des Jungen ging ihm gehörig auf den Sack.

Er hörte zu und er stimmte Jarel sogar weitestgehend zu, nur zeigte er es zunächst nicht nach außen.
Jakob war wieder in sein Schneckenhaus gekrochen und hatte einfach keinen Bock auf Philosophie und so Scheiße. Hormone, einfach ein herrliches Teufelszeug und in seinem Alter ein Cocktail, der ihn von einem Extrem ins andere zu werfen im Stande war
Sollten Slava und Jarel doch über Länder, Hintergründe und Möglichkeiten philosophieren... Seine Gedanken drifteten nach Hause und sein Blick verließ die beiden, glitt hin zu den Butzenglasfenstern und darüber hinaus.
Sein Land. Die Idee dahinter. Er war so anders sozialisiert als der Russe ahnte.
Imagine...
Und Jakob ahnte wiederum nicht, wie wenig der Russe ihn durchschaute. Vielleicht wäre er sogar stolz auf sich gewesen, die Psychospielchen auf die richtige Art mitzuspielen, auch wenn es zufällig war.
Die Weisheit mit Löffeln gefressen.... Komisch, dass sie alle die gleichen Sprüche drauf hatten und dabei selbst meinten, alles besser zu wissen.
Schweigen breitete sich aus. Nichts, was er nicht ertrug.

Und dann, als die beiden Älteren schon denken mussten, dass da nichts mehr kommen würde, drehte er den Blick der hellen Augen auf Jarel.
"Ich mag ihn nicht aus Prinzip nicht, sondern weil arrogant und... und..." Verdammt, ihm fehlte die Vokabel. Jakob schüttelte den Kopf. "Mir egal, woher. Mein erster Ritter Deutsch, mein zweiter Tscheche, mein Dritter Franzose, mein Vierter Russe." Er wies dabei auf Slava. "Mein Großmeister Grieche, mein Schwertbruder aus Eritrea, Schwertmeister aus Frankreich und Waffenmeisterin eine Lesbe aus New York." Dazu Heroinsüchtig, aber dazu fehlte ihm wieder das Wort.
"Will sagen, Orden ist ohne Land. Land ist nichts wert, wenn überall gleiche Feinde.
"Gemeindam denken, gemeinsam streiten. Gegen Vampire und...", er zögerte kurz. "Und Werwölfe. Aber da derzeit Waffenruhe, ausgehandelt von Großmeister. Solange sie nicht jagen Menschen, sie keine Feinde. Jagen Vampire, alles gut."
Er verzettelte sich, rieb sich die Stirn.
Sind überall, in jedem Land. Vollen egal."
Dann wandte er sich an Slava. " Soll ich's dir übersetzen oder interessiert dich der Löffel Weisheit sowieso nicht?", spuckte er ihm geradezu hin. Nein, noch war er nicht besänftigt

Slava rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Er war müde, ihm tat jeder Muskel weh, er hatte angst, dass der nächste Anfall der Unterhaltung jederzeit ein Ende setzen konnte, und als sich Jake als zäher und deutlich schlagfertiger erwies als erwartet hatte er jede Lust an der Konfrontation verloren, er wollte seine Kräfte sparen. "Will ich wissen, was du erzählt hast?" fragte er statt dessen.
"Woher soll ich das wissen?"
"Dann übersetz schon, sonst finden wir es nie heraus."
Also wiederholter er auf Englisch und deutlich flüssiger, was er Jarel über den Templerorden gesagt hatte. Nur fügte er dann noch hinzu: "Und komm mir jetzt, nicht damit, das wir alle Christen sind. Ja, Templer sind fucking Christen, aber es gibt die Bruderschaft des Halbmonds und es gab eine jüdische Loge, die allerdings vor meiner Geburt schon vernichtet wurde. " Er grinste schief. "33 bis 45." 19 fehlte davor. "Wozu sollte man einem Land dienen, wenn die Köpfe dieser Länder allesamt Ghule sind?"
"Und dich mag ich nicht aus Prinzip nicht.", schloss er.
"Die freien Jäger hab ich vergessen"

"Denkst du ernsthaft, euer Glaube interessiert mich?" Slava zuckte mit den Schulter. Er braucht gar nicht erst versuchen anzuführen, dass auch er ein internationales Team hatte, denn im Grund bestand es bis auf einen Briten nur aus ehemaligen Sovjetbürgern. "...und weswegen dann?"
Tief atmete der Ritter ein. Und aus. Verfahrene Situation. Die beiden waren mit ihren Köpfen noch in den Welten, aus der sie kamen. Gefangen in den erlernten Strukturen. Wenn er sich nun seinerseits ebenso stur an seine Einstellungen klammerte, würden sie bis zum Sanktnimmerleinstag streiten.
Dafür fehlten ihm schlicht die Nerven. Was waren die Optionen?
Weiter streiten? Brachte nichts. Nur Kopfschmerzen.
Machtwort sprechen? Die Macht hatte er nicht. Die beiden würden ihn auslachen.

Der Mensch rieb sich die Schläfen und ließ die Schultern hängen.
Er brauchte dringend Alkohol, lieber noch etwas Stärkeres. Schlundpilze wären genau richtig. Oder eine Jagd als Vierbeiner. Er gab ein unwilliges Brummen von sich.
„Es reicht. Gespräch beendet.“, murmelte er erst in der einen, dann in der anderen Sprache.
Alternativ halt frische Luft.
Die Option allein loszuziehen stand nicht im Raum. Egal wie sehr ihm der Drang danach stand. Slavas letzter Anfall war noch nicht lang genug her um sich sicher zu sein, dass es der wirklich allerletzte gewesen war.
Zu gern hätte er den Soldaten in sein Zimmer geschleift und die Sache dort mit ihm durchgestanden. Ohne die Gefahr, dass er mitten in einer Menschenmenge stürzte, als Besessener zu einer Austreibung verdonnert wurde oder sich sonst wie verletzte.
Der Ritter stützte die Ellenbogen auf, verschränkte die Finger und sah Slava an.
„Bist du sicher, dass du heute die Akademie aufsuchen willst?“, fragte er mit schleppender, resignierter Stimme in der Gemeinsprache.
Der Soldat bestand darauf. Natürlich.
„Jakob, Slava und ich würden gern einen Ausflug machen. Wärst du bereit, an meiner statt auf Aria zu achten?“ Dieses Mal die ältere Rede. Er sah zu seinem Knappen und fühlte sich das erste Mal heute richtig, richtig alt.

Was sollte jetzt das? War das eine Probe, ob er den Mut hatte, Slava ins Gesicht zu sagen, dass er ein arroganter Pinsel war? Er klappte den Mund auf und wieder zu, denn Jarel beendete das Ganze, bevor Jakob zu einer Erwiderung kam. Und noch mehr löste er aus - unwissentlich - oder vielleicht auch die für seinen ungewöhnlich ausführlichen Vortrag zusammen geklaubten Erinnerungen, für die sich, wenn er es genau betrachtete KEINER von beiden interessierte. Wieso auch? Jarel hatte am Ende Recht. Nichts davon hatte hier noch Bedeutung oder Bestand. Resporn. Alles auf Anfang.
Jakob ließ sich gegen die Lehne seine Stuhls fallen, als ihm das klar wurde. Das und... Jade.
"Du hast nicht gesoffen." Eine stumpfe Feststellung auf Englisch. Keine Frage. Ein Löffel, den er lieber nicht gefressen hätte, damals, als hilfloser Zuschauer. Sein Blick fiel auf den Tisch. Er nickte zu Jarels Bitte.
"Ja, natürlich.", sah dann den Ritter wieder an. "Darf ich dann also jetzt gehen?"

"Du kannst gehen. Oder frühstücken. Oder du bringst Aria Frühstück. Sie hat sicher Hunger. " Er breitete die Arme aus, zuckte mit den Schultern und öffnete den Mund um etwas zu sagen. Fast wäre ihm ein 'Du bist ein freier Mensch.' herausgerutscht. Aber das hätte er als Abweisung empfinden können.
Stattdessen stand er auf und schob sich an Slava vorbei.
"Ich warte draußen." Das Pochen des Auges war unangenehm, aber in eben diesem Moment war das Stechen in der Schläfe wesentlich fieser. Die frische Luft würde das richten.
"Glückwunsch zu einer gelungenen Nacht, Jakob." Er lächelte noch einen Moment. Dann wand er sich sich zur Tür und während der fünf Schritte zur Tür 'verwandelte' er sich in den Ritter zurück, den sie zuerst kennengelernt hatten.
Steif, Arrogant, Unnahbar.

Slava blieb noch sitzen als Jarel auferstanden war. Er verstand nicht was Jake meinte. Seinem Gefühl nach fehlten in der Kommunikation des jungen Mannes ganze Satzteile. Er hatte permanent das Gefühl, er wolle ihn auflaufen lassen. Und auch wenn er gefestigt genug war, es nervte ihn. Aber dann fiel doch der Groschen. "Nein, entgegen aller Vorurteile saufen nicht alles Russen alles was klar ist. Vicodin. Die letzte OP." Damit erhob er sich und folgte Jarel. Er hatte seiner Meinung mach gleich ein paar Schritte auf ihn zu getan. Nun war er dran.

Jakob blieb allein zurück. Der Tag war gelaufen, kaum dass er angefangen hatte. Nach einem Moment stand er auf und verließ den Schankraum in die entgegen gesetzte Richtung. Seinem Ärger musste der Türpfosten trotzen - dieser ertrug es stoisch.
Und dann kehrte er doch noch einmal um, packte verbissen willkürlich Dinge, die ein Zeitgenosse seiner Welt mal treffend mit Fesazus beschrieben hatte, in ein Tuch. Er hatte Jarel und Slava letzten Endes doch das Frühstück verdorben, so viel war inzwischen in seinem sturen Schädel angekommen. Essen, was zumindest der Soldat wohl dringend gebraucht hätte, auch wenn er aussah, als würde sein Magen damit sowieso Rodeo reiten. Aber es war wichtig. Jakob wusste das eigentlich, nur wollte er sich nicht an die Wochen - die ersten Tage - in jenem Keller zurück erinnern. Fakt war, sie wären ein kleines bisschen weniger schlimm gewesen, hätte er wenigstens mehr für Jade gehabt, als Wasser und faule Äpfel.
Flink knotete er die Enden schließlich zusammen und rannte den beiden Männern hinterher. Es war leicht, sie einzuholen. Zum einen gingen sie nicht schnell und zum anderen wirkte der Ritter wie das Epizentrum einer Explosion - das größte Loch in der sich langsam bildenden Menge der Leute, da war Jarel. Und selbigem drückte er das Bündel in die Hände.
"Nehmt was essen mit.", murmelte er. Dann noch ein kurzer Blick zu Slava. Schuldbewusst? Konnte man bei ihm nie sicher sein und es ging auch zu schnell, denn schon war er wieder in der Menge unter getaucht.

Der Ritter hatte kurz nach seinem Pferd gesehen, bevor er den Weg zur Akademiehalbinsel einschlug. Den Weg zur Akademie trat er jedoch zu Fuß an. Er schien den Weg zu kennen.
Wieder teilte der Wappenrock die Menge und es wurde getuschelt.
Jarel achtete darauf, dass Slava neben ihm ging. Das er ihn nicht abhängte. Oder umgekehrt.
Und er achtete auf erste Anzeichen des nächsten Anfalls. Eine Weile schwieg er noch, bevor er das schweigen brach und unaufgefordert zu erklären anfing.
„Der redanische Geheimdienst hat seinen Sitz in den obersten Stockwerken. Es gibt einen Lehrstuhl für Technik, Archäologen, die auch nach Artefakten suchen, Medizin…
Nach welchen Informationen suchst du genau?“
Slava konnte spüren, wie Jarel ihn immer wieder aus dem Augenwinkel musterte.
Als würde er auf etwas warten. Wahrscheinlich einen Anfall.

"Bist du immer noch sicher, dass es eine gute Idee ist, wenn ich mitkommen?" Slava folgt ihm die Leute machten Platz. "Ich habe durch jedes Portal markierte Steine geworfen." Er kniete sich auf den Boden hin, fiel Rüstung erwies sich dabei als erwartet sperrig. Er malte Ф1, Й2, Д3, Э4 und noch rin paar Buchstaben und Zahlenkombinazionen auf den Boden, dann wischte er sie wieder weg. "Das steht für ein Koordinatensystem, innerhalb der Zone, später habe ich noch Kleinbuchstaben hinzugefügt für die Zeitkomponrnte. Wenn jemand Steine gefunden hat weiss uch wann und wo und in welchem Abstand ich sie geworfen habe. Später habe ich ein paar GPS Tracker geworfen, aber nie ein Signal zurückbekommen." Er war wieder ganz in seinem Element, noch zeichnete sich auch kein Anfall ab, aber es war nur eine Frage der Zeit. Bei der Erwähnung des Geheimdienstes horchen er auf, vorerst sagte er nichts dazu, aber gespeichert war die Information.

"Du wolltest doch..."; dann begriff er. "Du meinst uns zu begleiten..."
Er grinste und fuhr mit den Fingerspitzen über die Schläfe. Das Stechen war fies, was aber kein Problem darstellte. Wenn sie in der Akademie waren, konnte er nach Hermann DeWalde suchen. Der kannte ihn - und seine Medizinische Geschichte.
"Ja. Begleite uns. Jake und du....das wird die Zeit zeigen. Wenn es dir zu viel wird, kannst du dich immer noch umentscheiden."
Der alte Mann verzog leicht das Gesicht. "Ist es in Ordnung für dich, wenn ich erst einen Bekannten aufsuche? Danach versuchen wir Informationen am Lehrstuhl für Archäologie zu bekommen. Du könntest einen deiner Steine nachbauen, dich dumm stellen und behaupten, du hättest ihn gefunden. Wenn sie neugierig werden, wissen wir Bescheid."

Jake eilte ihnen nach und holte sie ein, übergab Jarel einen Beutel eben als Slava sich eben aufrichtete. Dann verschwand er auch schon wieder und Slava runzelte die Stirn. Er verstand den Jungen nicht. Wortkarg, dann wieder solche Gesten. Er hätte sich gerne einfach entschieden, ihn entweder zu mögen oder zu hassen, dazwischen hab es für ihn eben wenig und jemanden, den er nicht in dieses strikte Schema einordnen konnte war ein Ärgernis. Aber er war weg, und Jarels Frage blieb. "Klar. Wenn wir schon einmal hier sind." Und der Vorschlag war gut, er musterte den Ritter, seine Denkweise gefiel ihm. Er hatte auch selbst schon eine ähnliche Idee gehabt, es gab nur einen Haken: "Kann ich machen, aber man wird es sofort als Fälschung erkennen, es sei denn du hast einen Edding dabei." auch in Russland war dieses Deonym längst gebräuchlich. "Oder womit schriebt man hier... Tusche? Feder? Wir haben... Filzstifte... fertige Stifte, die Wasserfest sind und einigermaßen... Witterungsbeständig... also, halten sonne aus, sehr lange und lassen sich nicht abreiben..." versuchte er zu beschrieben, denn er vermutete, dass das meiste die Gemeinsprache gar nicht hergab. "Aber vielleicht tut das trotzdem seinen Zwecke... wer auch immer weiß, dass sie gefälscht sind hat sich dann bereits verraten. Nichts desto Trotz brauchen wir etwas zum Schreiben."

Jarel sah Jakob überrascht hinterher und linste dann in den Beutel.
Schmunzelnd wand er sich wieder Slava zu.
"Ein Stück Graphid hätte ich."
Sprachs und hängte den Beutel an seinen Gürtel.

"Das muss reichen." Slava nahm das Stück 'Blei' wie aus einem Bleistift an, suchte ein paar passende Steine, runde Flusskiesel, etwa ein Fingerglied im Durchmesser mit einer glatten Oberfläche, so dass man gut darauf schrieben konnte und fertigte zwei Stück: "А6г" und "И3" Er hatte absichtlich Zeichen gewählt, die er in der Sprache der Einheimischen nicht gesehen hatte. Als er fertig war hab er das Graphit zurück, rieb die Steine noch aneinander und etwas im Dreck, damit sie auch nicht zu frisch aussahen. Schließlich war er zufrieden.

weiter an der Akademie.
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Reuven von Sorokin
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Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
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Weder ahnte der echte Hexer, was man einem vermeintlichen Zunftgenossen gerade antat, noch dass man ihn unten bereits laut vernehmlich bemerkt hatte. Und selbst wenn das meiste wäre ihm vollkommen egal gewesen.
Nach noch einer schweißtreibenden und intensiven Runde in den Kissen setzte sich Reuven an die Bettkante, band sich die halblangen Haare zusammen die andernfalls in Strähnen in seinem Gesicht geklebt hätten.
"Verdammt, Sindra, du schaffst mich noch. Dir gelingt noch was keinem Biest gelungen ist, du machst mich fix und fertig... Ich muss was essen und dann müssen wir zur Wache um nach meinen Schwertern zu fragen. Aber vorher... ich denke ich sollte mich zuerst anziehen..." er war sichtlich noch etwas durcheinander.
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