Die Scherben | Das Armenhaus

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
Helene Henrietta Helbel
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7. September 1278 / 13:00 Uhr
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Das war es also. Helene Henrietta Helbel, Tochter der Gräfin Helbel, stand vor den verlotterten Überresten eines einstigen Warenpostens und betrachtete das morsche Holz, welches die verfaulten Balken des Hauses einkleideten. Das also sollte eines Tages ein Armenhaus werden. Vermutlich würde man sie für vollkommen verrückt erklären - der Adel schüttelte sowieso schon die Köpfe über die eigensinnige Frau, die sich mit spitzen Ellenbogen durch die höheren Kreise boxte und jedem auf den Fuss trat der ihr im Weg war. Jetzt hatte sie die Hände in die Hüften gestemmt und wirkte wahrlich nicht so, als wäre der Entschluss ob des maroden Zustandes des Hauses ins wanken geraten. Im Gegenteil. Ihre Augen blitzten kampfbereit und ihr Mund kräuselte sich entschlossen. Sie würde hier das Armenenhaus eröffnen und danach vielleicht ein Frauenhaus. Zwei Baustellen, nichts was die Adelstochter nicht würde anpacken können. Schon immer war sie eine Verfechterin der Gleichberechtigung, auch Novigrad würde ihre Meinung nicht zum wanken bringen. Und ihre Mutter... An diese dachte sie mit einem leisen Schnauben, denn obwohl Mutter und Tochter im manchem gleicher Ansichten waren, waren sie in anderem vollkommen verschieden. Und darum hatte Helene das Geld für den Aufbau des Armenhauses selbst in die Hand genommen. Als Medizinerin konnte sie sich nicht beklagen und auch wenn sie mit dem Adel manches mal im Krieg lag, so sahen sie darüber hinweg, wenn es um die eigene Gesundheit ging. Und mit genau diesem Geld finanzierte Helene ihre Projekte.

Kurz huschte ein zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht. Sie fiel auf, hier inmitten der heruntergekommenen Strasse des Viertels, welches sich Scherben nannte. Hier wollte niemand wirklich hin, ausser die Armen und Verstossenen und Anderlinge - oder solche, die kriminellen Machenschaften nachgingen. Davon liess sie sich jedoch nicht abschrecken und der Dreck am Saum ihrer Kleidung, um den scherte sie sich nicht. Schmuck trug sie kaum, zu klauen gab es bei ihr wenig - das Kleid war wohl das wertvollste an ihrer Gestalt. Doch auch dieses war von schlichter Machart, wenn auch von Qualität. Es musste bequem sein, sie nicht einengen und ihr Raum zum Laufen geben. Die dunkelbraune Mähne hatte sie sich locker hochgesteckt und ihr Gesicht war vollkommen ungepudert oder sonstwie zurecht gemacht. Eine durch und durch natürliche Frau. Ihr Leib war zwar schlank, aber keineswegs dünn. Weibliche Rundungen waren vorhanden - als Mann würde sie nicht durchgehen können. Jene Frau also, die nicht im Dreck geboren worden war, fasste den Entschluss die Stadtwache aufzusuchen. Sie sollten zusehen, dass sie öfters auch in diesen Strassen patroullierten und sie sollten wissen, dass hier zwei Projekte entstehen würden. Wenn sie daran dachte, dass manche Frauen vor ihren Peinigern flüchten mussten, weil sie sonst im Fluss landen oder zu Tode geprügelt werden... oder Kinder sich selbst überlassen wurden, hart arbeitende Menschen aller Völker einfach auf die Strasse geworfen wurden weil sie zu alt waren... Wut stieg in ihr auf. Wut auf die Ungerechtigkeit in dieser Welt. Wut über den Hass untereinander, über die Gewalt, den blinden Fanatismus... Sie atmete leise durch, sah noch einmal über die Fassade des Hauses und wandte sich dann zum gehen um. Ihr erstes Ziel, die Stadtwache.
Florence von Skelling
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Ein zierliches Persönchen tapste barfuß durch die Gassen
der Stadt.
Ihr goldblondes Haar war verwuschelt und neugierig blickten ihre smaragdgrünen Augen umher.
Sie liebte es neue Dinge zu sehen, zu erkunden und diese Stadt war voller Sachen, die sie nicht kannte.
Ihre Heimat war klein und übersichtlicher, wie sollte es auch sonst bei einer Insel sein?
Über der Schulter trug sie ihre Reisetasche und in der Hand einen Wanderstab, den bunte Bänder zierten. Flo wusste nicht warum, doch irgendetwas trieb sie hierher, ein Gefühl...eine Ahnung. Sie konnte es nicht benennen.
Doch dann stand sie vor dem Überrest eines Hauses, sah eine Frau stehen, die offenbar etwas sehr beschäftigte.
"Ich grüße euch....sagt war das eurer Haus? Ist es abgebrannt? Ihr schaut so darauf als ob es für euch eine wichtige Bewandtnis hätte.
Entschuldigung, ich bin neu hier in der Stadt, heute erst hier angekommen..Ich bin die Flo und du?"
Helene Henrietta Helbel
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Helene, die gerade im Begriff war sich abzuwenden, erschrak ob der Gestalt, die neben ihr auftetaucht war. Sie hatte schlichtweg nicht damit gerechnet und tat einen Laut der Überraschung. "Achdumeinegüte." kam es an enem Stück aus ihrem Mund, als sie die Fremde ansstarrte und sich scheinbar gerade überlegte ob sie dieses junge Wesen denn kannte oder nicht. Sie beschloss, dass letzteres der Fall sein musste und widmete sich dem Stab mit den farbenfrohen Bändern. Ulkig, schoss es ihr durch den Kopf. Zusammen mit der Reisetasche über ihrer Schulter schien diese Frau, die hier inmitten der Scherben wie ein Sonnenstrahl wirkte, fremd zu sein. "Nein, das ist nicht das meine. wobei... Doch, ich habe es gerade erst erworben." Sie schürzte die Lippen. "Sobald es repariert ist, soll hier ein Armenhaus entstehen." erklärte sie weiter. Ihre Augen funkelten, als sie Flo ungeniert die Hand reichte. "Freut mich sehr, Flo. Ich bin Helene. Eigentlich wollte ich gerade zur Stadtwache, aber ich kann dich auch zu einem Gasthaus bringen - wenn dir nach einer Unterkunft ist?" Verarmt wirkte Flo nicht, aber es war sowieso noch zu früh - das Armenhaus war schliesslich eine ziemliche Bruchbude. Noch. Kampfeslustig stemmte Helene abermals die Hände in die Hüften und betrachtete zum wiederholten Male das verlotterte Gebäude. In ihrem Kopf aber sah das sicherlich schon ganz anders aus. "Und wenn dir langweilig ist und etwas zu tun brauchst..." sie deutete mit einer Hand lässig zum Gebäude. "... ich hätte hier noch eine Bruchbude zum anpacken." Ein Grinsen huschte über die markanten Züge der Adligen, die man vielleicht als klassische Schönheit bezeichnen konnte. Aber ganz sicher nicht überirdisch, vermutlich machte ihre Attraktivität vorallem der spritzige Charakter aus - oder aber man fand ihn hässlich, weil er gut austeilen konnte. Sie liess die Hand wieder sinken, ihr Angebot war eher scherzhafter Natur - sie erwartete nicht, dass Flo sich auf dieses verrückte - in Helens Augen vernnüftige - Unterfangen einliess.
Florence von Skelling
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Flo lächelte sie sanft an, blickte neugierig zum Schutthaufen und dann wieder zurück.
"Schön dich kennenzulernen Helene. Ach brauchen tun ich grade wenig, eine Unterkunft, ja die suche ich noch für die Nacht.
Ein Haus für die Armen und Verstoßenen zu erbauen?
Oh, das wäre doch eine ehrenvolle Aufgabe, etwas wobei ich sehr gerne mithelfen würde.
Dann lass uns doch einen ruhigen Ort aufsuchen und berichte mir was du da schönes planst.
Wie weit die Vorbereitungen schon gereift sind, wo es noch dran fehlt.
So du magst, zeige mir ein wenig die Stadt, denn du bist ja von hier und kennst dich doch
sicher aus.
Was gibt es hier denn alles zu sehen?"
Helene Henrietta Helbel
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"Eigentlich war das als Scherz gedacht." entfuhr es ihr prompt, dann lachte die Adlige leise und schüttelte den Kopf, so dass ihre locker hochgesteckte Mähne bedrohlich wankte. "Aber wenn du sagst, dass es was für dich ist, dann bin ich nicht abgeneigt. Ich brauche ein paar helfende Hände und ich versichere dir auch, dass du für dein Engagement entlohnt wirst." Von einer Bruchbude zur ersten Mitarbeiterin, welch glückliche Fügung. "Es gibt hier gleich ein Gasthaus, das neu eröffnet hat. Kalliope, vielleicht bist du bereits daran vorbei gekommen? Ich bin sicher, dass sie dort noch ein Zimmer für dich haben und etwas zu essen. Komm!" Die Staddtwache musste warten, denn erst galt es Flo über das kommende Projekt zu informieren. Obschon die Helbel unter dem Adel aufgewachsen war, kannte sie das Viertel - welches auch die Scherben genannt wurde - sehr gut, als Kind war sie schon eine Ausreisserin gewesen und hatte sich an Orten herum getrieben - und mit Kindern gespielt - von denen ihre Mutter ständig graue Haare bekommen hatte. Ihr war das egal gewesen.

Mit ausladenden und festen Schritten ging Helene also voran, direkt zum Gasthaus Kalliope.

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Florence von Skelling
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Flo schmunzelte...."Es sind oft die spontanen Dinge, die die besten sind.
Ich komme von den Skelling Inseln, bin neu hier auf dem Festland.
Kalliope?
Ja, glaube da bin ich grade dran vorbei gekommen...sah doch sehr gemütlich aus.
Ein kleines Zimmer, mehr brauche ich nicht.
Meine Eltern sind Händler, unser Haus auf Skelling besteht aus einem Verkaufsraum, der Wohnung meiner Eltern und unter dem Dach haben mein Bruder und ich je ein Zimmer.
Klein aber gemütlich und ich brauche auch kein großes langes Bett."
Helene Henrietta Helbel
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Von hier: Hauptquartier der Stadtwache von Novigrad
Datum: Mittwoch, 08. September 1278; 10:10 Uhr
Betrifft: Feldwebel Novka

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Sie lauschte, sie verstand und sie lächelte. "Das halte ich für eine grossartige Idee, warum stellt ihr sie mir nicht vor? Ich bin sicher, dass wir eine Übereinkunft finden werden" Was für ein erfreulicher Zufall. Endlich erreichten sie das besagte Haus in den Scherben und tatsächlich. Was einst so baufällig war, hat sich nun mit Hilfe von Arbeitern und ein paar Freiwilligen zu einem soliden Gebäude entwickelt. "Hier sind wir. Es sieht nicht so besonders aus, aber das muss es ja auch nicht." Helene wandte sich mit einem Lächeln an Novka. "Möchtet ihr sehen wie es drinnen aussieht?" Leiser Stolz schwang in ihrer Stimme mit und verriet mit welcher Überzeugung die Adlige hinter diesem Projekt stand. Ja, da war Herzblut hinein geflossen.
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Valjan Novka
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„Ja, sehr gerne, Sera von Helbel.“ Das Haus hatte sich in der Tat verändert. Noch ein paar Blumentöpfe und es wirke ein ganzes Stück wohnlicher. „Besonders den Teil, den Männer später nicht mehr betreten sollen.“ Klar, war der Feldwebel neugierig. Dachte vor allem aber daran, dass man im Notfall wisse, wie es darin aussieht und wie man rein oder raus kam, falls sich wütende, verlassene Ehemänner aufführten.

„Ja, Socken... also“, nahm er den Faden wieder auf, als man sich ins Innere aufmachte. „Die Finanzierung der Wache ist nicht sehr... uhm... en­ga­giert, sodass gerade teurere Anschaffungen wie Schuhe immer wieder genutzt werden.“ Wobei man nicht immer unbedingt wissen wollte, welcher Kollege in diesen Stiefeln vorher gestorben war. Er sah dabei nicht auf seine Eigenen, die ein Jonathan Evans mit in diese Welt gebracht hatte. Der wollte sie möglicherweise wieder, wenn er in einem anderen Körper wieder kam. Diese Vorstellung war seltsam genug, aber dann müsste V wohl wieder die alten Stiefel rausholen. Wenn Schura bis dahin niemand gefunden hatte, der ähnlich weit entwickelte Stiefel baute... vielleicht schenkt er ihr welche. Frauen stehen ja auf Schuhe. Ein dünnes Grinsen musste sie unterdrücken, bevor der Feldwebel den Faden wieder aufnahm.
„Socken sind wie lange Beutel, die man über die Füße zieht bis zur Wade oder zumindest über den Knöchel. Es ist vielleicht bei Euch und gesellschaftlichen Anläsen nicht viel anderes, dass man kein drückendes Schuhwerk möchte. Diese Socken können dabei helfen, dass es besser passt und sie halten die Füße warm und warme Füße machen weniger krank.“ Ein Seitenblick auf die hohe Dame, vielleicht war sie sich nicht bewusst wie kalt es draußen werden kann? Warum machte das hier eigentlich noch keiner? „In Keadwen soll man das so machen, da ist es ja viel kälter.“ Binnenklima hatte es Slava genannt und dann einen Vortrag gehalten, der Schura gelangweilt und Valeska neue Zusammenhänge des Wetters gezeigt hat.

„Aber Ihr habt in Qxenfurt diesem Quell des Wissens studiert. Es muss wunderbar sein darauf zugreifen zu können...“ Ein Unterbrechen. Nicht zu viel verraten und eher nicht mehr als Studentin von dort an ihr Haus klopfen. „Wie ist es dort als Frau? Muss man sehr... kämpfen?“ Ein entschuldigendes Lächeln. Eigentlich sollte er nicht so neugierig sein, war es aber trotzdem. Das tat ihm leid... ein wenig.

Mal wieder ein Räuspern... „Das Mädchen ja. Kann ich sie zum Anwesen Eurer Mutter schicken?“ Und hatte sie wirklich gesagt, dass alle eine medizinische Grundversorgung bekommen sollten? Man konnte den Unglauben in seinem Gesicht sehen. Nicht, dass er nicht zustimme, aber das war in seiner Welt eine seltene Ansicht. „Ihr und der Doktor, uhm, ihr solltet euch wirklich mal austauschen, Sera.“ Und sie würde gerne zuhören. „Er ist ein Weinliebhaber.“
Helene Henrietta Helbel
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Blumentöpfe fehlten. Noch. Bestimmt würden die früher oder später die Hausfassade schmücken, wenn endlich Leben hier einkehrt. "Oh, dann müssen wir aber um's Haus. Ich wollte einen separaten Eingang haben für die Mädchen, damit sie nicht an den Männern vorbei müssen. Kommt, ich bringe Euch hin." Die Sera führte Novka zur Rückseite des Hauses, wo eine schmale Tür sich unauffällig an die Hauswand schmiegte. "Beutel die man über die Füsse zieht? Das klingt abenteuerlich, aber wisst ihr was? Wenn ich jemanden finde, der mit Nadel und Faden umgehen kann, dann werden wir Euch als Dank solche... Socken anfertigen. Oder die kaputten flicken." Helene angelte an einer schmalen Schnur um ihren Hals und zog einen Schlüssel aus ihrem Dekoltee.

Ins Schloss gesteckt und einmal quietschend gedreht, öffnete sich ein schmaler Durchgang in einen kleinen Raum. Er wirkte freundlich, denn ein Fenster spendete Licht und es gab Sitzgelegenheiten, einen Teppich, einen kleinen Tisch mit Tassen und die Möglichkeit einen Kessel aufzuhängen. Bestimmt um Tee oder eine warme Mahlzeit auszugeben. Die Möbel wirkten alt und so, als hätten sie hier einfach ihr zweites Leben gefunden. Eine Tür im hinteren Teil war offen und führte in einen Gang, der weiter ins innere des Hauses ragte. Er lag im Dunkeln. "Dahinten sind ein paar wenige Kammern für die Mädchen, die hier bleiben möchten." Die Grafentochter deutete in die Dunkelheit des Ganges, Fenster fanden sich wohlmöglich in den Kammern - ein Grund warum der Gang in Dunkelheit lag. "Von der anderen Seite her ist ein grosser Gemeinschaftsraum, eine Küche und eine Treppe in die oberen Stockwerke mit Zimmern. Ich habe sowohl hier im Frauenbereich, als auch in jenem der für alle Zugänglich ist die Möglichkeit ärztlich zu betreuen." Helene schloss hinter sich ab und führte Novka durch das Haus. Hier sind die Mehrbettkammern und hier die Küche, hier konnte man sich waschen und hier war der Abort. Da würde gekocht werden, wer hier arbeitete, der bekam im obersten Stockwerk ein Zimmer zugeteilt. Und irgendwann erinnerte sie sich daran, dass noch eine Frage offen stand.

Fast ein wenig Verlegen, dass sie es vergessen hatte, räusperte sie sich. "Weniger als anderswo, was vermutlich an der Bildung liegt. - Quell des Wissens...," sie grinste leicht, schüttelte dann aber den Kopf. "Ich tue es, weil ich damit meinen Teil zu einer besseren Gesellschaft beitragen kann. Und weil ich es sehr liebe. Wenn dieser Doktor das auch tut, dann muss ich mich mit ihm unterhalten. Und Wein trinken." Die Helbel schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. "Nein, sie soll hier vorstellig werden Ich bin kurz vor Mittag bis zur späten Nachmittagsstunde hier, sie kann einfach herkommen." Nach der Umrundung standen sie wieder vor dem Eingang, eine schwere Holztüre mit Beschlag. Helene schloss diese gerade wieder zu.
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Valjan Novka
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„Margarethe Pambetz“, fiel Novka der Vorname wieder ein: „Dann schicke ich sie hier her. Feldwebel Pambetz war… mein Vorgänger.“ Vielleicht fühlt er sich deshalb ein bisschen mehr verantwortlich, aber die Jugendlichen mit der sie sich zur Zeit herum triebt waren wirklich nicht die beste Gesellschaft, obwohl er die junge Pyb irgendwo verstehen konnte.

Im Haus ließ sich der Feldwebel aufmerksam alles zeigen – vor allem ehrlich. Vom dem gesamten Projekt schien er sehr angetan. Jeden Raum, jeden Winkel nahm er auf. In seinen Augen waren die Möbel völlig in Ordnung, wirklich Neue hatte er selten gesehen: wie den krassen Schreibtisch in Slavas Haus, den man so gerne mal durchwühlt hätte. Von daher, es war sauber und nichts kaputt, es gab alles was man brauchte. Novka war wirklich beeindruckt, das könnte ein Ort der Hoffnung werden.
Nach der Führung standen sie wieder vor dem Anwesen und die Stadtwache ließ noch einmal den Blick über die Fassade schweifen. „Es ist wirklich sehr schön geworden, Sera. Das ist wahrhaft ein nobles Anliegen. Nur…“ Ein verlegener Blick zu Boden, wie sagt man das jetzt? Bedenken äußern gegenüber dem Adel? „Wie entscheidet Ihr wer hier bleiben darf? Es… hat sicher nicht genug Platz für alle, die Bedarf hätten.“ Dafür kannte er die Straßen gut genug. Viele der Frauen würden lieber wo anders hin, aber auch Kinder, die eigentlich kein richtiges Zuhause hatten oder sich eben irgendwie zurecht fanden. Und… „Anderlinge?“

Eine sehr vorsichtige Nachfrage, in der Hoffnung, dass jetzt kein Unwetter kommt. Die Gräfin Helbel war nicht gerade für ihre Freundschaft gegenüber Anderlingen bekannt. Gegen sie zu hetzten war zu einfach, machte Freunde und wenn man diese verjagt hatte, gab es mehr zu verteilen. Novka frage sich, ob er gerade den Bogen überspannte. Almosen, Armenhäuser, medizinische Versorgung. Aber auch für Anderlinge? Die hier in den Straßen hausten? Vor allem Elfen und Halbelfen. Die Zwerge hatten ihre Zuflucht in Mahakam und die Halblinge hielten zusammen. Außerdem nahm die niemand als gefährlich wahr… und die zwei Gnome? Fielen unter Kuriosität wie der Papagei.
Helene Henrietta Helbel
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Helene suchte in ihren Erinnerungen, doch der Name sagte ihr nichts. So oft hatte sie ja auch nichts mit der Stadtwache am Hut, was ganz gut war. "Oh. Das tut mir sehr leid, Feldwebel - ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist wenn ein Kamerad fällt." Ihre Mimik zeigte Anteilnahme und die war nicht einmal gespielt.

"Ich habe Eure Frage fast erwartet," lächelte sie versonnen. "Es hat nicht Platz für alle, das habt ihr richtig erkannt. Darum ist dieses Haus auch nicht da um es zu bewohnen. Es ist hier um eine warme Mahlzeit abzuholen, um mal zu schlafen oder sich aufzuwärmen. Mehr kann ich nicht bieten, so gerne ich es auch tun würde. Für die Frauen habe ich vorgesehen, dass sie etwas länger bleiben können - aber auch da, irgendwann muss eine Lösung gefunden werden. Fast ein wenig hilflos hebt Helene die schmalen Schultern. "Es gibt hier keine Trennung - alle finden einen Platz. Auch Anderlinge." sagte sie mit bestimmtheit in der Stimme. Und da fand man einen Unterschied zwischen Mutter und Tochter. Man hörte nämlich auch Trotz im Stimmklang. "Ich weiss, dass meine Mutter und ich da nicht gleicher Meinung sind," kam sie Valjan zuvor. "Aber hier... hier haben sie alle Platz."
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Valjan Novka
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„Es waren zehn an diesen Nachmittag.“ Helene hatte sicher vom Scharmützel auf dem Platz des Hierarchen gehört. Valjan dachte nicht gerne daran. Neben all den toten Kameraden, die schon fast zu viele waren, um sie angemessen zu beklagen, sah er immer wieder das vernarbte Gesicht dieser Elfe vor sich, die sich flink auf sein Schwert gestürzt und ihm dabei beinahe aus der Hand gerissen hatte.
Der nun nicht mehr Korporal sondern nun Feldwebel schloss für einen Moment die Augen, vertrieb mit einem Kopfschütteln die Bilder und zog die Luft ein, um wieder ins Jetzt zu finden. Das war alles vorbei und ändern konnte man gar nichts. Lieber ein Lächeln für die Dame gegenüber und den Worten zu ihrer Mutter.

„Oh… ich möchte mich sicher nicht in Familienangelegenheiten einmischen.“ Der Feldwebel hob leicht abwehrend die Hände. Es lag ihm fern sich in irgendeiner Form Ärger einzufangen, weil er da zu tief seine Nase in etwas stecke. Oder? Die Hände sanken wieder, während er nachdachte. „Wobei… das stimmt nicht ganz, Sera. Das heißt… ich möchte Euch sicher keine Vorschläge machen, aber… Euch und Eurer Projekt näher kennenzulernen wäre schon spannend.“ Gegen einen Fuß in der Tür zu den Helbels hätte Sokolov sicher nichts einzuwenden. Aber unabhängig davon interessierte es Novka wenig überraschend selbst. Vielleicht wäre neben den Russen auch sie jemand bei der man Hilfe erhoffen konnte, sollte ihre Scharade auffliegen. Es waren mehr in letzter Zeit geworden, die davon wussten. Ganz abgesehen davon gab es so viele gerade Mädchen, die jede Unterstützung brauchen können. Einen Unterschlupf, einen Ort der Ruhe. „Ich… bin selbst nicht gerade wohlhabend aufgewaschen, weiß wie es ist, sich irgendwie auf den Straßen herumzuschlagen und durch die Patrouillen vor allem hier in den Scherben habe ich in den letzten Jahren eine Menge gesehen. Es ist gut einen Ort zu haben, wo man – vor allem Mädchen, junge Frauen – mal… eine Pause machen kann ohne gleich… beäugt zu werden.“

Der Feldwebel wurde vorsichtig, war sich nicht ganz sicher wie weit er gehen konnte. Was war eine Adelige wirklich bereit zu tun? War Helene Henrietta Helbels Fürsorge ehrlich? Oder überwog dann doch Trotz? Oder war es eine passende Überschneidung der Vorlieben? Aber irgendwie hatte sie ein gutes Gefühl.
„Und… vielleicht auch etwas lernen. Es… gibt hier so viele hungrige Kinder ohne… Vater. Glaubt Ihr, man könnte hier Hinweise geben, wie… man zumindest nicht schwanger wird? Wenn man schon das Andere nicht immer verhindern kann?“ 'Weil Männer nun mal schwanzgesteuerte Idioten sind' Sagte er nicht, aber es stand unausgesprochen im Raum. Stattdessen kam ein leichtes Räuspern.

„Und weil Ihr offen für Anderlinge seid. In Ferneck lebt eine zwergische Heilerin namens Sarray Cestay, die macht auch ihre Runden in den Scherben, sodass sie hier gut bekannt ist. Als Bezahlung nimmt sie meist was die Leute geben können, vielleicht kann sie Euch auch gelegentlich hier helfen?“
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Zehn. Helene sah Valjan ehrlich schockiert an. Zehn Kameraden, sie konnte sich den Schmerz darüber kaum vorstellen. Glücklicherweise hatte sie noch nicht soviel Leid erlebt, nur gesehen und das reichte ihr bereits. Ihre Mutter hatte ihr wohl bei der Geburt die Grosszügigkeit in die Wiege gelegt und die hatte sich im Verlauf ihrer Jahre auf alle Völker ausgebreitet. Modernes Denken könnte man das vermutlich nennen. "Von diesem Scharmützel habe ich gehört. Es tut mir sehr Leid für Euer aller Verlust, Feldwebel. Ich kümmere mich sehr gerne um Eure Bekannte."

Seine Worte erhellten ihr Gesicht und verrieten tiefe Lachfältchen um ihre Augen und die Grübchen ihrer Mundwinkel waren ein Beweis dafür, dass sie wahrlich gerne Lächelte. "Ihr seid zu jederzeit herzlich Willkommen, Feldwebel Novka. Und auch Eure Kameraden - für einen Tee, eine warme Suppe während Eurem Dienst," sicherte sie ihm zu. Während sie neben Valjan herging, wieder zurück in Richtung der Wache, hatte sie ihre Hände hinter den Rücken geführt. Sie dachte über seine Worte nach, lächelte dabei jedoch, so als wäre sie irgendwie nicht wirklich überrascht über die Vorsicht und das herantasten an dieses Thema. "Ihr überrascht mich, Feldwebel, so offen und aufgeklärt hätte ich Euch nun nicht eingeschätzt." Die Grafentochter hob das Kinn und schickte den Blick kurz in den verhangenen Himmel. "Ich hatte das vor, ja. Und ich lasse es mir nicht nehmen ihnen auch lesen und schreiben beizubringen. Natürlich ist alles freiwillig." Sie schenkt dem Mann neben ihr ein kurzes Lächeln. "Cestay sagt ihr? Nun, ich kenne sie nicht aber... sagt ihr doch, sie soll uns besuchen wenn sie das nächste mal in den Scherben unterwegs ist. Ich kann jede helfende Hand gebrauchen und... oh, nun... Würdet ihr für uns die Augen und Ohren offenhalten für Spenden? Kleidung zum Beispiel. Aber auch Spielzeug für die Kinder oder alte Möbel - wir nehmen und brauchen alles." Nun ist sie es, die ein wenig verlegen lächelt. Schliesslich war sie eine Tochter aus hohem Hause, doch es wirkte fast so als wollte sie den Reichtum ihrer Familie nicht anrühren. Als würde sie alles mit ihrem eigenem erspartem, welches sie als Medizinierin angehäuft hatte, bezahlen. Man könnte fast meinen, sie wolle damit nicht von ihrer Mutter abhängig sein, die ihr Tun nicht billigte. Nicht im Zusammenhang mit den Anderlingen.
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Valjan Novka
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„Ob ich offen und aufgeklärt bin, weiß ich nicht, Sera. Ich glaube nur…“ Statt den Blick in den verhangen Himmel werfen ging er nach unten. „…man sollte Frauen schlicht mehr zu hören und ernst nehmen.“ Womit er verstummte. Sie sollte nicht zu weit gehen. Wie emanzipiert waren jungen Männer? Aber der Kopf arbeitete. Falls ein gewisser Freiherr es mit seiner Modernisierung der Gesellschaft ernst meinte, könnte der hier viel Geld los werden.
„Ich komme gerne vorbei und lasse mich über Eure Fortschritte informieren.“ Unabhängig davon. Da war jemand neugierig und ehrlich interessiert. „Auch ohne Suppe, die sicher jemand nötiger hat als ich.“ Kurz kam der Feldwebel ins Grübeln. Die Kindheit war nicht immer rosig gewesen, aber woher kam eigentlich der eigene Wunsch abzugeben, auch Fremden zu helfen und zu beschützen? Was bis zu dieser Uniform geführt hat. „Ich werde die Ohren offen halten, aber meine Kreise sind wohl nicht so viel versprechend. Ihr habt da sicher andere… wie über Eure… Mutter.“ Oder auch nicht, weil man will nicht? Lieber nichts mehr sagen, nur räuspern. „alleine machen...“ Im Tonfall eines Kleinkindes. Novka konnte verstehen, nickt, aber dennoch lieber Themenwechsel. „Lesen und Schreiben, ja. Kann ich nur gut heißen. Jamal der Buchhändler am Platz ist da auch großzügiger als man vielleicht meinen mag was die Weitergabe dieses Wissens angeht. Aber er kommt nicht aus seinem Laden…“

Plötzlich bog vor den beiden ein aufgebrachter Junge von vielleicht sieben Jahren um die Ecke. Er war offenbar auf der Flucht. In seinen Händen hielt er einen Pfund-Laib Brot und seine Augen weiteten sich erschrocken als er die Uniform erblickte. Statt aber kehrt zu machen, blieb er direkt vor den ihnen stehen und sah zu dem Feldwebel auf: „Ich… ich hab so Hunger… Korporal, Ser. Bitte…“ Aus der Straße hörte man bereits den Bäckerlehrling kommen.
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Helene warf Valjan einen überraschten Blick zu. Es war ungewöhnlich, einen so jungen Mann sich so für die Frauen einsetzen zu sehen. Sein Denken aber schürte die Hoffnung in ihr, dass vielleicht irgendwann ein Umdenken stattfinden würde. Nicht nur im Kleinen, sondern auch im Grossen. "Ich bitte darum, Feldwebel!" Sie lächelte und es war ein ehrliches, erfreutes Lächeln, welches ihre Augen zum strahlen brachte. Ja, diese Frau schien mit vollem Herzen bei der Sache zu sein und sie war energisch genug um bestehen zu können. "Jeder der ein Herz hat, welches so offen und warm ist wie das Eure, Feldwebel, ist eingeladen eine warme Brühe, Suppe oder einen Eintopf zu sich zu nehmen. Nicht nur jene die der Hilfe bedürfen sind willkommen, sondern auch jene, die sie geben können." Sie legte ihre Hand über ihr Herz, das Lächeln trug sie weiter auf dem Mund. Doch die Lippen formten plötzlich ein stummes "Oh", als ein Junge so unvermittelt um die Ecke jagte. Er war schlaksig, nein... sie korrigierte sich. Mager und seine Kleidung war ihm viel zu gross. Ausserdem war er barfuss.

"Was ist denn mit dir passiert?" fragte sie den Jungen mit einem freundlichen Lächeln, dann hörte sie Schritte und Flüche. Oh, da war jemand nicht amüsiert. "Komm schnell zu mir!" forderte sie den Jungen auf und winkte ihn hastig zu sich. Sie würde das regeln, immerhin klimperten in Ihrem Beutel die Münzen. Und der Junge soll sein Brot bekommen, schliesslich trieb ihn nur der Hunger und die Verzweiflung zu solchen Taten. Auch wenn sie den Bäcker verstand, der hart für seine Brote arbeitete. Es war ein Teufelskreis."Ich werde das Brot vergüten." sprach sie zu Valjan, während die Schritte sich rasch näherten und um die Ecke kamen.
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Valjan Novka
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Der Junge zuckte beinahe erschrocken zusammen, als die Dame ihn ansprach. Seine Aufmerksamkeit war voll auf der Stadtwache gewesen, die ahnte schließlich Diebstähle. Zu ihr gehen? Seine hellen Augen huschten von Einem zur Anderen und erst als der Feldwebel leicht nickte „Schon gut, Janik.“ verstecke sich der Junge 'Janik' hinter der Adeligen, um ihre Frage hastig zu beantworten:
„Meine große Schwester. Sie... sie kann nicht anschaffen, weil... weil... sie verletzt wurde und Mama ist krank. Wir haben nichts... mehr u…“

Er verstummte als der Verfolger um die Ecke kam. Ebenfalls ein Junge nur ein paar Jahre älter, die in dieser Lebenspanne aber viel ausmachten und bei ihm die ersten Härchen im Gesicht zeigten. Die Wut und Geschwindigkeit verflogen beim Anblick der kleinen Gruppe und wich der Irritation. Nur der Atmen ging noch etwas heftiger. „Sera... Korp...“ Er beugte artig den Nacken vor beiden Erwachsen und besah sich Novka noch einmal. „Äh... Feldwebel.“ So ganz begriff er nicht was vor sich ging. Novka kannte er, Janik kannte er, aber die Frau war ihm unbekannt und passte irgendwie nicht so recht hier her. Hatte der Bäckergeselle etwas falsch gemacht? „Es... es ist schon das zweite diese Woche.“ Gestern hatte er sich schon eine Jagd geliefert und wenn die jetzt wieder erfolglos ausgeht, bekommt er Ärger.

Valjan knabberte leicht auf seiner Unterlippe, um sich raus zu halten. Wäre er allein gewesen, hätte er die Angelegenheit anderes regeln müssen. Das Brot zurück geben und dann in den Beuteln nachsehen, was Schura ihm als Verpflegung eingepackt hatte. Das бутерброд aß häufiger jemand anderes. Bezahlen konnte er sich nicht leisten, nicht nur weil er selten viel bares dabei hatte, sondern weil es sich unangenehm herumsprechen würde sowohl in den Scherben als auch bei der Wache.
Sein Nicken war deshalb ehrlich dankbar. „Zu großzügig, Sera.“
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Janik also. Helene sah den Feldwebel aus dem Augenwinkel an, der kannte den Jungen also. Des Diebstahles wegen? Sie hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, da war der Bäckergeselle, er durfte nur ein paar Jahre älter sein als Janik, bereits um die Ecke gebogen. "Keine Sorge," beschwichtigte Helene und zählte grosszügig einige Münzen ab. "Hier, das dürfte für heute und vielleicht auch für das letzte mal genügen." Dem verdutzten Jungen streckte sie die Münzen hin. Es waren weitaus mehr als die Ware es überhaupt Wert war, doch das schien Helene nicht zu interessieren. Vermutlich hatte sie sowieso genug und sie würde bis zu ihrem Tod nichtmal alles ausgeben können. "Und weisst du, was wir beide nun machen, Janik? Ich schaue nach deiner Schwester und deiner Mutter, in Ordnung?" bot sie mit einem freundlichen Lächeln an. "Ich bin Ärztin, weisst du?" fügte sie noch hinzu und erinnerte sich erst dann daran, dass sie ja Valjan zurück begleiten wollte. "Oh, Feldwebel. Ich hoffe, es ist Euch Recht, wenn ich den Jungen begleite?"
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Valjan Novka
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„Keine Ursache, Sera. Ich finde schon alleine zurück“, sagte die Stadtwache nicht ohne Schalk. Sie machte sich mehr Sorgen in die andere Richtung. Die hohe Dame allein in den Scherben, aber dafür war Valjan dann doch nicht männlich genug. Miss Helbel wollte ein Armen- und Frauenhaus aufbauen. Es wäre nicht zielführend, wenn sie sich dann alleine nicht auf die Straßen traue und gerade war es helllichster Tag.

„Und ich bin mir sicher, dass Janik hier gut für Eure Sicherheit sorgen kann, nicht wahr?“ Es war ein strenger aber auch vertrauter Blick, den der Junge bekam. Der Feldwebel würde sich auf ihn verlassen und wusste, dass er es konnte, nicht wahr? Vor allem keine billigen Tricks, Novka würde davon Wind bekommen.
Janik nickte erwachsen. Irgendwie hatte er verstanden. Die Dame war wichtig, außerdem bot sie Hilfe an und hatte Sawwa bezahlt. Vielleicht bekommt er morgen noch ein Brot. Nein, wahrscheinlich nicht. Wie er ihn kannte, würde er einen kleinen Teil für sich behalten – sie hatten alle Familie. Janik nickte nochmals erwachsen: „Ich bringe sie heim und auch zurück.“ Er probierte so etwas wie einen Salut.

Der angedachte Sawwa hatte sich inzwischen wieder zurück gezogen, die Münzen dankbar angenommen und war auch schon wieder ähnlich schnell abgedampft. Er würde sich überlegen, was genau er dem Meister erzählte. Aber es wäre auf jeden Fall besser schnell wieder zurück zu sein.

Der Feldwebel salutierte zum Abschied professioneller: „Ich danke Euch für Eure Zeit, Sera, und wünsche viel Erfolg bei Eurem Unterfangen. Ich bin mir sicher, dass die Scherben bereits jetzt Dank Euch ein besserer Ort sind.“
Ähnliches hatte er zwar heute schon zu ihr gesagt, aber es war durchaus Absicht es vor Janik noch einmal zu wiederholen. Ein großer ‚Verscherze es Dir bloß nicht mit ihr‘ Hinweis.
„Ihr wisst wo Ihr mich findet.“

<Zum Abenteuer Zwergenschmied>
Zuletzt geändert von Valjan Novka am Freitag 14. März 2025, 09:45, insgesamt 1-mal geändert.
Helene Henrietta Helbel
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Helene lachte. "Es stimmt mich froh das zu hören, Feldwebel. Stellt Euch vor wie unangenehm es wäre, wenn ich Schuld an Eurem Verschwinden sein würde," schmunzelte die Adlige, ehe sie sich an Janik wandte. "Oh, da bin ich vollends davon überzeugt, dass mich der junge Mann hier gut beschützen wird." Helene machte einen Knicks vor dem Jungen und gab sich ganz hilfsbedürftig. Dass sie sehr gut alleine zurecht kam, dieser Gedanke war gar nicht so abwegig, aber nun hatte sie ja einen grossen Beschützer an ihrer Seite.

"Danke, dass ihr einen Moment Eurer Zeit für mich habt entbehren können, Feldwebel. Ich bin sicher, wir werden uns wieder sehen. Aber nun, Janik, bring mich zu deiner Schwester und deiner Mutter, ja?" Der Junge nickte hastig und dann schwoll seine Brust an, denn er würde diese edle Dame auf jedenfall gut beschützen. Wie Feldwebel Novka es gesagt hatte und plötzlich fühlte sich Janik sehr erwachsen und sehr ritterlich. Er war so aufgeregt, dass er am Ende ganz vergessen hatte Valjan noch zu verabschieden und fast hätte er auch Helene abgehängt, die nicht vorbereitet gewesen war auf den so stolzen Abgang des Jungen. Sie winkte Valjan noch mit einem vergnügten Grinsen zu, dann hatte sie ihre Rücke in die Hand genommen und war ihrem Beschützer gefolgt. Die nächsten zwei Stunden verbrachte Helene im Hause des Jungen und kümmerte sich um die Schwester, sowie die Mutter, ohne etwas dafür anzunehmen. Stattdessen erzählte sie von dem bald eröffnenden Armenhaus und dass auch für sie die Türen stets offen standen. Der Nachmittag zog dahin und es war kurz vor 17 Uhr, als Helen wieder vor dem Haus stand, das bald eröffnet werden sollte. Natürlich gab es keine Eröffnungsfeier, denn sie wusste, je mehr Augen sich auf das Haus richteten, umso weniger wollten diejenigen, die es wirklich nötig hatten, hierher kommen.

Sie band das dunkle, schwere Haar zu einem unordentlichen Dutt nach oben und krempelte die Ärmel hoch. Gerade hatte sie festgestellt, dass die Tür des Haupteingangs verzogen war. Irgendwie hing sie nicht so in den Angeln wie es sein sollte und sie musste sie immer ein wenig anheben, bevor sie schliessen konnte. Eine Tür sollte sich schliessen lassen, ohne dass man erst an ihr herum rupfen musste. Erst musste sie also die Tür aus den Angeln heben und im Anschluss die Scharniere begutachten. Und dann ein ernstes Wörtchen mit dem Kerl reden, der die Tür angeblich reparieren sollte. Weil die Röcke im Weg waren, stopfte sie den Saum einfach unter ihren Gürtel. Der Anblick hätte in den Adelskreisen mindestens einen Ohnmachtsanfall ausgelöst. Wie gut, dass sie hier nicht in diesen Kreisen war. Ein paar Lederhandschuhe, sie hatten einst dem Stallmeister gehört, lagen auf dem Sims eines nahegelegenen Fensters und danach griff sie nun.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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vom: Im Zweifel irgendwann von Zuhause
Datum: 8. September, Nachmittags
betrifft: Helene
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Wie in so oft in der letzten Zeit wanderte Slava einfach durch die Straßen.
Einfache Kleidung und eine Kapuze verschafften ihm tatsächlich ein gewisses Maß an Anonymität, zumindest wenn er sich von den Vierteln fern hielt, in dem sich die Oberschicht tummelte, dort erkannte man ihn mittlerweile recht häufig. In den ärmeren Vierteln der Stadt war sein Gesicht jedoch unbekannt - allenfalls die Männer des Regenten wussten es, wobei sich auch bei denen einen gewisse selektive Wahrnehmung zeigte. In einfache Stoffe gehüllt und mit weniger steifer Körperhaltung suchten ihre Gehirne gar nicht erst im Kreis der Vorgesetzten und ordneten ihn der Narben wegen tatsächlich eher bei der Klientel ein die sie sonst in Handschellen kannten. Irgendein dahergelaufener Schläger - während man wohl in den anderen Kreisen vermutlich geneigt war die Narben auszublenden.
Es war faszinierend, wie die menschlichen Wahrnehmung funktionierte und wie leicht man sie täuschte solange niemand ihn bewusst wahrnahm. Und genau das vermied er eben. Er musste gar kein Fae sein, oder als was sich sein neuster Angestellter selbst bezeichnete, ihm gelang es einfach durch... wie sollte er es nennen? Schauspiel? Rollenspiel?

Jedenfalls schlenderte er durch die Straßen, seinem Rücken ging es zusehends besser und er gelangte fast wieder zu alter Beweglichkeit. Dennoch, der Frust saß tief. Immer wieder kehrten sein Gedanken zu Viktor zurück. Noch war das Urteil nicht vollstreckt, aber es schien beinahe Ausweglos. Und das alles weil er sich angreifbar gemacht hatte. Und so stand irgendwann zwischen all diesen Spaziergängen sein Entschluss fest.
Daran konnte dann auch eine Kiste mit höchst interessantem Inhalt mehr etwas ändern.
Vielleicht war nun seine Mine eine etwas grimmigere als er an einem Haus vorbeikam, das er eigentlich kannte. Es war verfallen oder schien zumindest den festen Vorsatz zu haben sich irgendwann dem Erdboden hinzuzugesellen. Man hatte zusehen können wie sich Lehmverputz löste und am Boden zerbröselte und aus dem Spelz wuchs etwas oder zumindest diente er als Dünger... Durch das Holz fraßen sich Insekten... Jeden Tag wurde es ein kleines bisschen weniger. Aber nun arbeitete irgendwer mit Hochdruck daran, dies umzukehren.
Eine Weile sah er also zu, lungerte ein wenig herum - das mußte er ja, um seiner Rolle gerecht zu werden.
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