Beim Anblick des hübschen Häuschens konnte er nur nicken. „Ja, ist eine bessere Wohngegend. Der Esstisch darin ist ähnlich groß wie Vrenkas Bleibe. Sag mir nicht, dass es bei Euch anders sei.“ Crehwill glaubte es nicht, irgendwo waren die Welten doch zu ähnlich.
Er führte sie weiter durch die Straßen, die sich mehr und mehr mit Passanten füllten, wieder ein Stück nach Süden, dorthin wo der Trubel war. Über die Schwurgeste musste er grinsen: „Pass einfach auf, dass Du Dich nicht verplapperst, wird schon reichen. Und falls jemand blöd fragt, verweist Du die Person an mich.“ Der Platz des Hierarchen, den sie am Rande streiften um zur Taverne ‚Eisvogel‘ zu kommen, war belebt mit Personen und mit aufgetürmten Scheiterhaufen, einer schien immer zu brennen, um unliebsame Bücher los werden zu können. Der Hexer schien wenig Interesse daran zu haben sich dort länger aufzuhalten. Er würde er auch weitere Fragen über sein Kaer oder sich beantworten, aber vielleicht nicht hier und jetzt. Auf ihr Bedauern nickte er, eigentlich war das alles auch verdammt lange her.
„Unsere Milly: ja und nein. Der Herr Ritter Moore hatte sie bei unserem Gespräch gesehen und als Beispiel genutzt für die, die man schützen müsste. Du kannst Dir denken, was plündernde Söldner mit ihr machen würden.“ Er stieß Luft aus, offenbar gefiel ihm der Gedanke nicht.
Dafür wurden seine Augen, um so größer als sie von sich erzählte. „Da scheinst Du eine Menge erlebt zu haben mit deinen Söldnern und Reisegruppe und das nur in Deinen zwei Jahrzehnten… ich bin in der Zeit kaum von Zuhause weggekommen und die ‚Abenteuererei‘ ging er später los. - Aber wie hast Du da zaubern gelernt? Braucht es da keine strenge Schule oder so?“ Aber er verstummte. „...vielleicht nicht das richtige Thema für hier. Die Typen in Rot mit dem flammenden Röschen auf der Brust neben den Scheiterhaufen legen da zu gerne Zauberende nach.“ Er sollte auch aufpassen, was er sagt. Hier fiel er zwar weniger auf, weil schlicht mehr los war, aber er musste nur die falsche Personen erwischen. Diese Hexenjäger schienen ja ebenfalls nicht ganz normal…
„Da ist es…“, lenkte er auch sich selbst ab und hielt seiner Dame die Tür zum Eisvogel auf.
Die Scherben | in den Straßen
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vom: Ausflug mit Helene
Datum: 15:05 Uhr, 8. September 1278, Mittwoch
betrifft: Sjevik & andere
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Jetzt hatte sie doch die Uniform ausgezogen. Lange war Novka in Gedanken die Möglichkeiten durchgegangen, wollte ganz offiziell als Wache vorbei sehen und nach Waffen fragen, aber dieser Zwergenschmied war sehr unfreundlich gegenüber der Ordnungsmächte. Sowohl in den Berichten, als auch bemerkbar auf den Straßen. Weshalb sie doch in ein Kleid geschlüpft war. Die größere Wohnung brachte so einige Vorteile, sie konnte ganz weiblich mehr Klamotten aufbewahren. Viel war es eh nicht, was ihre Möglichkeiten der Verkleidungen einschränkte. Aber da könne sie im Zweifel wahrscheinlich mit einem ‚Bitte, Bitte‘ mehr bekommen. Das Kleid war schlicht, dazu eine Schürze und vom Dekolletee sah man nur wenig, aber sie hatte von Schura erfahren was ein Push-Up-BH bewirken könne. Sie musste darüber viel lachen: wollte sie weiblich wirken, schob sie sich zwei Knäule außen unter die Brüste, wollte sie männlich sein, stopfte sie sie in die Hose. Irgendwo albern. Aber… effektiv. So sah man tatsächlich etwas mehr Wölbung als unter dem Gambeson. Ihr Russe hatte dazu eher das Gesicht verzogen, deshalb fühlte sie sich weiblich genug. Wie viele junge Frauen trug sie ganz brav ein Häubchen, das vor allem ihre kurzen Haare kaschierte. Nur der längere Pony lugte ihr frech ins Gesicht. Nachdem sie nicht sehr viel Schuhwerk zur Auswahl hatte, hatte sie sich für barfuß entschieden wie viele in den Scherben. Noch war es nicht ganz so kalt. Sie trug einen einfachen Beutel für das Nötigste mit sich, duckte sich eingeschüchtert zwischen den Fußgängern weg und passte ihre Gangart an. Sie war erstaunt wie viel doch unterbewusst passierte oder wie viel sie sich schon von Kollegen abgeschaut hatte. Kleines, schüchternes Mädchen sagte sie sich immer wieder, aber die andere Kleidung halft enorm die Körpersprache zu verändern.
Da war sie: die Schmiede und wirkte idyllisch, wie sich der Rausch aus dem Schornstein kringelte und sie sich an eine der Stadtmauern schmiegte. Aber Herr Sjevik dort drinnen, schmiedete und schmiedete ohne wirklich Kunden zu haben, wie in den Berichten der Leute Sokolovs stand. Diese kleine Subordination hatte er ihr mal durchgehen lassen. Den Rest musste sie aber wohl doch selbst erledigen. Nur ein Blicks ins Lager war das Ziel.
Die junge Frau nahm ihren ganzen Mut zusammen und trat durch den Durchgang hinein. Ein unsicheres „Halloo?“ kam über ihre Lippen.
vom: Ausflug mit Helene
Datum: 15:05 Uhr, 8. September 1278, Mittwoch
betrifft: Sjevik & andere
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Jetzt hatte sie doch die Uniform ausgezogen. Lange war Novka in Gedanken die Möglichkeiten durchgegangen, wollte ganz offiziell als Wache vorbei sehen und nach Waffen fragen, aber dieser Zwergenschmied war sehr unfreundlich gegenüber der Ordnungsmächte. Sowohl in den Berichten, als auch bemerkbar auf den Straßen. Weshalb sie doch in ein Kleid geschlüpft war. Die größere Wohnung brachte so einige Vorteile, sie konnte ganz weiblich mehr Klamotten aufbewahren. Viel war es eh nicht, was ihre Möglichkeiten der Verkleidungen einschränkte. Aber da könne sie im Zweifel wahrscheinlich mit einem ‚Bitte, Bitte‘ mehr bekommen. Das Kleid war schlicht, dazu eine Schürze und vom Dekolletee sah man nur wenig, aber sie hatte von Schura erfahren was ein Push-Up-BH bewirken könne. Sie musste darüber viel lachen: wollte sie weiblich wirken, schob sie sich zwei Knäule außen unter die Brüste, wollte sie männlich sein, stopfte sie sie in die Hose. Irgendwo albern. Aber… effektiv. So sah man tatsächlich etwas mehr Wölbung als unter dem Gambeson. Ihr Russe hatte dazu eher das Gesicht verzogen, deshalb fühlte sie sich weiblich genug. Wie viele junge Frauen trug sie ganz brav ein Häubchen, das vor allem ihre kurzen Haare kaschierte. Nur der längere Pony lugte ihr frech ins Gesicht. Nachdem sie nicht sehr viel Schuhwerk zur Auswahl hatte, hatte sie sich für barfuß entschieden wie viele in den Scherben. Noch war es nicht ganz so kalt. Sie trug einen einfachen Beutel für das Nötigste mit sich, duckte sich eingeschüchtert zwischen den Fußgängern weg und passte ihre Gangart an. Sie war erstaunt wie viel doch unterbewusst passierte oder wie viel sie sich schon von Kollegen abgeschaut hatte. Kleines, schüchternes Mädchen sagte sie sich immer wieder, aber die andere Kleidung halft enorm die Körpersprache zu verändern.
Da war sie: die Schmiede und wirkte idyllisch, wie sich der Rausch aus dem Schornstein kringelte und sie sich an eine der Stadtmauern schmiegte. Aber Herr Sjevik dort drinnen, schmiedete und schmiedete ohne wirklich Kunden zu haben, wie in den Berichten der Leute Sokolovs stand. Diese kleine Subordination hatte er ihr mal durchgehen lassen. Den Rest musste sie aber wohl doch selbst erledigen. Nur ein Blicks ins Lager war das Ziel.
Die junge Frau nahm ihren ganzen Mut zusammen und trat durch den Durchgang hinein. Ein unsicheres „Halloo?“ kam über ihre Lippen.
Das Tor war tagsüber offen, der etwa fuhrwerksbreite Durchgang zwischen den beiden Häusern wirkte verlassen. Aus dem Querbau, der die Schmiede beherbergte, drangen Hammerschläge und wenn man genau hinhörte, das Schnaufen der Blasebälge. Zwischen den Gebäuden stapelten sich Säcke mit Holzhohle unter einem Verschlag. Das Wohngebäude war ruhig, Türen und Läden geschlossen. Auf den Ruf der jungen Frau schien im ersten Moment keine Reaktion zu folgen. Unter dem Vordach zur Schmied saß allerdings jemand, vor sich ein Gestell mit einem Kettenhemd. Auf den ersten Blick hätte man den Gesellen für einen Jungen halten können, doch auf den Zweiten war ersichtlich, dass er schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte. Zwar war das bartlose Gesicht noch glatt, aber an den Schläfen wurde das Haar schon grau. Der Halbling sah von seiner Arbeit nicht auf. Entweder hatte er die junge Frau nicht gehört oder er hoffte schlicht, dass sie von allein wieder verschwand, wenn er sie nur lang genug ignorierte. Stoisch fischte er Kettenglied für Kettenglied aus einer Büchse und setzte sie mit einem Werkzeug an löchrigen Stellen ein.
- Valjan Novka
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Dass sie hier nicht sonderlich gastfreundlich waren, hatte man in den Berichten der Wache schon lesen können. Allerdings waren Stadtwachen selten irgendwo besonders willkommen, sofern man sie nicht vorher schon entsprechend bestochen hatte. Novka kam näher an den Halbling und das Kettenhemd heran. Wie viele Leute in den Scherben trugen Kettenhemden? Die Wache hatte kaum welche. Kurz dachte sie darüber nach, wo es herkam oder wohin es ging und ob es bequem war. Über zu viel Wölbung auf der Brust musste sie sich dann allerdings keine Gedanken mehr machen. Ein paar Ringe sah sie dem Gesellen zu: wie er Ringe aufbog, einfügte und wieder schloss. „Halloo“, versuchte sie es noch einmal. Laut genug, damit man sie über die Schmiedegeräusche hören konnte. Aber leise genug, um noch als schüchtern herüberzukommen. „Dann… dann schaue ich mal rein.“ Sie lieb bei der Nordischen Gemeinsprache. Niemand hier brauchte zu wissen, dass sie die ältere Rede gut genug verstand. Zwergisch würde eher ein Problem werden. Nur kurz wartete sie eine Reaktion ab und trat dann ins Halbdunkel der Schmiede und Werkstatt.
Der Halbling schien sie nicht weiter zu beachten, gab nur ein Geräusch von sich, das klang, als würde er ihr gleich eine Ladung Rotz auf die nackten Füße spucken. Besser schnell in die Schmiede. Hitze empfing Valeska und die Anmutung einer Höhle, so dunkel und stickig war es. Die große Esse dominierte die Werkstatt, das Feuer darin schien die einzige Lichtquelle und sie beleuchtete zwei Gestalten von hinten, für die der Begriff "Kubikzwerg" erfunden worden war. Einer hielt mit einer Zange ein glühendes Eisen, der andere hieb mit mächtigen Schlägen darauf ein, das die Funken nur so sprühten.
Ringsum verschwand die Werkstatt in Schatten, was die Rußgeschwärzten Wände nicht besser machten. Fenster gab es keine, schmiegte sich das Gebäude doch auf ganzer Länge an die Stadtmauer und auch sonst schienen die Handwerker nicht wirklich viel Licht zu benötigen. Allein eine Werkbank rechter Hand der Tür, im hinteren Teil des Hauses, war erhellt von einer Öllampe. Dort saß eine gebeugte Gestalt und arbeitete dem Geräusch nach mit einem kleinen Hämmerchen. Auf der linken Seite trennte eine weitere Wand den Hauptraum von einer Kammer, deren Tür offen stand. Dahinter war es dunkel. Vielleicht ein Lager. Die Wände hier im Hauptraum zeigten besondere Stücke aus der Hand des Meisters, wie in jedem guten Laden und nahe der Esse hingen Werkzeuge an einem Brett, die gut und gerne auch einem Foltermeister gedient hätten.
Der Geselle, der das Werkstück hielt und passgenau unter dem Hammer des Meisters führte, hatte die Besucherin wohl bemerkt, denn er sagte etwas. Über die Hammerschläge war es schlecht zu verstehen, aber wohl die Zwergensprache. Die Augen von Meister Sjevik zuckten kurz in die Winkel, bevor er sich wieder konzentrierte und die Schlagfolgte beendete. Sein Geselle steckte den Rohling zurück in die Esse und Sjevik wandte sich dem Mädchen zu. Sein Körper hatte eine nahezu quadratische Form, ein Eindruck, der durch die kurzen Beine noch verstärkt wurde. Die breiten Schultern und der blanke, muskulöse Oberkörper unter der dicken Lederschürze waren durch die Arbeit am Feuer nahezu haarlos. Der Bart allerdings hatte die Schmiedekunst überlebt. Wahrscheinlich weil mehr Eisen darin hing, als Haare zu sehen waren. Sein Haupthaar fehlte dafür an den Seiten und eine Hälfte des Schädels war mit einer ausladenden Tätowierung bedeckt. Am Scheitel zogen sich noch Haare zum Nacken, die dort eingeflochten waren.
"Ich mache keine Pfannen mehr und Küchenmesser auch nicht.", knurrte er mit einer Stimme, die klang, als würde er die Kohlen aus seiner Esse rauchen und das flüssige Metall trinken. Sein Geselle stocherte derweil mit dem Rohling in der Glut herum, bediente einen großen Blasebalg und hatte der Besucherin den Rücken zugekehrt.
Ringsum verschwand die Werkstatt in Schatten, was die Rußgeschwärzten Wände nicht besser machten. Fenster gab es keine, schmiegte sich das Gebäude doch auf ganzer Länge an die Stadtmauer und auch sonst schienen die Handwerker nicht wirklich viel Licht zu benötigen. Allein eine Werkbank rechter Hand der Tür, im hinteren Teil des Hauses, war erhellt von einer Öllampe. Dort saß eine gebeugte Gestalt und arbeitete dem Geräusch nach mit einem kleinen Hämmerchen. Auf der linken Seite trennte eine weitere Wand den Hauptraum von einer Kammer, deren Tür offen stand. Dahinter war es dunkel. Vielleicht ein Lager. Die Wände hier im Hauptraum zeigten besondere Stücke aus der Hand des Meisters, wie in jedem guten Laden und nahe der Esse hingen Werkzeuge an einem Brett, die gut und gerne auch einem Foltermeister gedient hätten.
Der Geselle, der das Werkstück hielt und passgenau unter dem Hammer des Meisters führte, hatte die Besucherin wohl bemerkt, denn er sagte etwas. Über die Hammerschläge war es schlecht zu verstehen, aber wohl die Zwergensprache. Die Augen von Meister Sjevik zuckten kurz in die Winkel, bevor er sich wieder konzentrierte und die Schlagfolgte beendete. Sein Geselle steckte den Rohling zurück in die Esse und Sjevik wandte sich dem Mädchen zu. Sein Körper hatte eine nahezu quadratische Form, ein Eindruck, der durch die kurzen Beine noch verstärkt wurde. Die breiten Schultern und der blanke, muskulöse Oberkörper unter der dicken Lederschürze waren durch die Arbeit am Feuer nahezu haarlos. Der Bart allerdings hatte die Schmiedekunst überlebt. Wahrscheinlich weil mehr Eisen darin hing, als Haare zu sehen waren. Sein Haupthaar fehlte dafür an den Seiten und eine Hälfte des Schädels war mit einer ausladenden Tätowierung bedeckt. Am Scheitel zogen sich noch Haare zum Nacken, die dort eingeflochten waren.
"Ich mache keine Pfannen mehr und Küchenmesser auch nicht.", knurrte er mit einer Stimme, die klang, als würde er die Kohlen aus seiner Esse rauchen und das flüssige Metall trinken. Sein Geselle stocherte derweil mit dem Rohling in der Glut herum, bediente einen großen Blasebalg und hatte der Besucherin den Rücken zugekehrt.
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„Aber… Großmutter hat gesagt, dass niemand anderes so schmieden kann.“ Die junge Frau hielt ihren Beutel mit beiden Händen und riss die Augen bittend weit auf, als würde der einzig wahre Schmiedegott vor ihr stehen. „Alles andere sei billiges Gelumpe.“
Wie um das zu unterstreichen ließ Valeska ihren Blick durch die Schmiede wandern, nachdem sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Das waren ordentliche Stücke und nicht wenige Waffen. Ehrfürchtig trat sie an ein Kurzschwert oder ähnliches heran, um es neugierig zu betrachten. Was hatte Reuven dazu gesagt, wie man eine gute Klinge erkannte? Sie hatten nur ein paar Stunden am Nachmittag gehabt, aber ein wenig hatte sie den Hexer dazu bringen können aus dem Nähkästchen zu plaudern. Es war kein schlechtes Werk, aber alles andere wäre auch komisch gewesen, wenn man so lange Zeit hätte schmieden zu lernen und zu verfeinern. Wo lag der Vorteil der Kurzlebigkeit für den Einzelnen? Klar ein Habicht konnte nicht so viele Mäuse fressen, aber das half der einzelnen Maus wenig.
Sie riss sich entschuldigend vom Anblick des Schwertes los, war ja nichts für ein kleines Mädchen. Außer es war ein fescher Kerl daran. „Habt Ihr…. Vielleicht noch Küchenmesser im Lager?“ Kam der jungen Frau in den Sinn und die Augen leuchtenden auf. „Da drüben, Ser?“ Prompt ging sie forsch auf den Torbogen zu, vielleicht konnte man einen Blick erhaschen.
Wie um das zu unterstreichen ließ Valeska ihren Blick durch die Schmiede wandern, nachdem sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Das waren ordentliche Stücke und nicht wenige Waffen. Ehrfürchtig trat sie an ein Kurzschwert oder ähnliches heran, um es neugierig zu betrachten. Was hatte Reuven dazu gesagt, wie man eine gute Klinge erkannte? Sie hatten nur ein paar Stunden am Nachmittag gehabt, aber ein wenig hatte sie den Hexer dazu bringen können aus dem Nähkästchen zu plaudern. Es war kein schlechtes Werk, aber alles andere wäre auch komisch gewesen, wenn man so lange Zeit hätte schmieden zu lernen und zu verfeinern. Wo lag der Vorteil der Kurzlebigkeit für den Einzelnen? Klar ein Habicht konnte nicht so viele Mäuse fressen, aber das half der einzelnen Maus wenig.
Sie riss sich entschuldigend vom Anblick des Schwertes los, war ja nichts für ein kleines Mädchen. Außer es war ein fescher Kerl daran. „Habt Ihr…. Vielleicht noch Küchenmesser im Lager?“ Kam der jungen Frau in den Sinn und die Augen leuchtenden auf. „Da drüben, Ser?“ Prompt ging sie forsch auf den Torbogen zu, vielleicht konnte man einen Blick erhaschen.
Das der Zwerg die Arme verschränken konnten, wirkte wie ein anatomisches Wunder, aber es gelang und das, obwohl er den Hammer nicht aus der Hand legte. Glaubte er dem Mädchen? Schwer zu sagen und ihm blieb auch wenig Zeit, sich dessen klar zu werden, denn das freche Ding marschierte auf die Tür zu seinem Lager zu. Die dichten Brauen in Sjeviks Gesicht wanderten abwärts und verdüsterten seine ohnehin nicht gerade freundlichen Züge, Der Geselle hörte auf in der Glut zu stochern und sah aus, als warte er nur auf en Zeichen, den Rohling zu testen, bevor der zu ende geschmiedet und erkaltet war. Trotz der Hitze in der Schmiede, kühlte die Atmosphäre merklich ab.
Kein Schritt weiter. Zutritt nur für Mitarbeiter.", sagte der Schmied und es klang eine unausgesprochene Drohung mit. Den Hammer konnte man auch anders verwenden.
Kein Schritt weiter. Zutritt nur für Mitarbeiter.", sagte der Schmied und es klang eine unausgesprochene Drohung mit. Den Hammer konnte man auch anders verwenden.
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Die freche Göre – Irena wäre ihre spontane Namensgebung sollte man sie fragen – machte in der Tat keinen Schritt weiter. Nur hatte die Hand bereits nach der Tür gegriffen und diese glitt langsam auf, um den Raum dahinter freizugeben.
Wahrscheinlich konnte Irena froh sein, dass der verärgerte Zwerg in ihrem Rücken den Hammer doch vorläufig ruhen ließ und stattdessen ihren Oberarm zum Wegziehen packte. Ein Oberarm unter dünner Kleidung, dessen Muskeln sich merklich anspannten. Muskeln, die es gewohnt waren Liegestütze zu machen statt Wäschekörbe oder Kleinkinder zu tragen. Was genau das im Kopf des Zwergen auslöste wusste sie nicht, aber er griff entschlossen zwischen ihre Beine. Etwas was sie jegliche Beherrschung verlieren ließ und Adrenalin in ihre Adern pumpte. Ihr rechtes Knie schoss ohne zu Überlegen nach oben. In dem Angriff lag der jahrelange Trotz der Kindheit, sich ständig erwehren zu müssen, gepaart mit dem Drill der Wache, den Übungen mit Schura und den präzisen Angaben einer serrikanischen Kriegerin, die besser zu ihrer Anatomie passten. Standbein, Schlagbein, Balance. Irgendwas traf sie und hielt sofort in ihrem Tun Inne.
„Ohooo, tut mir leid… ich hab mich so erschrocken.“ Ein Teil gab sich unschuldig und riss die Arme bestürzt hoch. Der andere Teil registrierte den Fluchtweg. „Auf den Straßen ist es immer so gefährlich da muss man… manchmal…“
Wahrscheinlich konnte Irena froh sein, dass der verärgerte Zwerg in ihrem Rücken den Hammer doch vorläufig ruhen ließ und stattdessen ihren Oberarm zum Wegziehen packte. Ein Oberarm unter dünner Kleidung, dessen Muskeln sich merklich anspannten. Muskeln, die es gewohnt waren Liegestütze zu machen statt Wäschekörbe oder Kleinkinder zu tragen. Was genau das im Kopf des Zwergen auslöste wusste sie nicht, aber er griff entschlossen zwischen ihre Beine. Etwas was sie jegliche Beherrschung verlieren ließ und Adrenalin in ihre Adern pumpte. Ihr rechtes Knie schoss ohne zu Überlegen nach oben. In dem Angriff lag der jahrelange Trotz der Kindheit, sich ständig erwehren zu müssen, gepaart mit dem Drill der Wache, den Übungen mit Schura und den präzisen Angaben einer serrikanischen Kriegerin, die besser zu ihrer Anatomie passten. Standbein, Schlagbein, Balance. Irgendwas traf sie und hielt sofort in ihrem Tun Inne.
„Ohooo, tut mir leid… ich hab mich so erschrocken.“ Ein Teil gab sich unschuldig und riss die Arme bestürzt hoch. Der andere Teil registrierte den Fluchtweg. „Auf den Straßen ist es immer so gefährlich da muss man… manchmal…“
Hinter der Tür lag ein finsterer Raum mit einem einzelnen, winzigen Giebelfenster. Durch dieses fiel ein wenig Licht auf Fässer. Fässer voller fertiger Klingen - Schwerter und Beile, Lanzen und Hellebarden. Aus Säcken quollen Pfeilspitzen, in einer Ecke stapelte sich Metall wie hohle Körperteile. Die Luft, die aus dem Raum schwappte, roch nach tranigem Öl...
Dann packte Sjevik zu.
Nahuela hatte Valeska ha'daja genommen und damit auch die Verbindung zu den Geistern gekappt, die diesem Talisman einverleibt waren. Dennoch blieb selten spurlos, was einmal eröffnet war. Wie eine Wunde, die juckte oder eine Narbe, die spannte. Vielleicht auch wie ein Riss in einem Stück Tuch, der einen Blick auf das erlaubte, was dahinter war. Doch in allen Fällen war die Öffnung stets bidirektional - man sah, man fühlte und man wurde gesehen und wahrgenommen.
Als Sjevik nach Valeska griff und so grob zu prüfen beabsichtigte, ob man ihm einen jungen Kerl zum Spionieren geschickt hatte, wurde dies gesehen. Vielleicht hatten jene Geister, die die junge Wächterin ein paar Wochen begleiten mussten, Gefallen an ihr gefunden. Vielleicht war deren Interesse auch durch die Schule der Serrikanierin, die die Nordländerin auf ihre raue Eigenart ins Herz geschlossen hatte, geweckt worden. Jedenfalls war Valeska in der Sekunde ihres Widerstands nicht allein: befeuert durch ihren Willen, sich selbst zu helfen, halfen ihr die Mächte der unsichtbaren Welt. Fennek gab ihr seine Flinkheit, saqr seinen kühlen Mut und asad'hi ihre unbarmherzige Kraft. Dazu kam eine Gelehrsamkeit, die Valeska in die Wiege gelegt war und eine Körperbeherrschung, die sie bei der Wache hatte lernen müssen. Alles zusammen endete in einem schmerzhaften Treffer in Sjeviks Unterbauch, der ihn mit einem seltsam quietschenden Laut zusammen klappen ließ. Sofort löste sich der Griff um den Arm der jungen Frau und der Schmied ging sehr unelegant samt Hammer zu Boden.
Der Geselle war wie vor den Kopf geschlagen und blickte perplex zwischen seinen Meister und dem Mädchen hin und her, den glühenden Rohling in der Hand. Auch der Feinschmied am anderen Ende des Raums hatte sich umgedreht und schaute etwas verwirrt in ihre Richtung. Sjevik am Boden krächzte: "Haltet das freche Stück...", was den Gesellen endlich aus seiner Starre weckte und vorwärts drängen ließ, um Valeska nun seinerseits zu packen. Allerdings war er nun auf der Hut.
Dann packte Sjevik zu.
Nahuela hatte Valeska ha'daja genommen und damit auch die Verbindung zu den Geistern gekappt, die diesem Talisman einverleibt waren. Dennoch blieb selten spurlos, was einmal eröffnet war. Wie eine Wunde, die juckte oder eine Narbe, die spannte. Vielleicht auch wie ein Riss in einem Stück Tuch, der einen Blick auf das erlaubte, was dahinter war. Doch in allen Fällen war die Öffnung stets bidirektional - man sah, man fühlte und man wurde gesehen und wahrgenommen.
Als Sjevik nach Valeska griff und so grob zu prüfen beabsichtigte, ob man ihm einen jungen Kerl zum Spionieren geschickt hatte, wurde dies gesehen. Vielleicht hatten jene Geister, die die junge Wächterin ein paar Wochen begleiten mussten, Gefallen an ihr gefunden. Vielleicht war deren Interesse auch durch die Schule der Serrikanierin, die die Nordländerin auf ihre raue Eigenart ins Herz geschlossen hatte, geweckt worden. Jedenfalls war Valeska in der Sekunde ihres Widerstands nicht allein: befeuert durch ihren Willen, sich selbst zu helfen, halfen ihr die Mächte der unsichtbaren Welt. Fennek gab ihr seine Flinkheit, saqr seinen kühlen Mut und asad'hi ihre unbarmherzige Kraft. Dazu kam eine Gelehrsamkeit, die Valeska in die Wiege gelegt war und eine Körperbeherrschung, die sie bei der Wache hatte lernen müssen. Alles zusammen endete in einem schmerzhaften Treffer in Sjeviks Unterbauch, der ihn mit einem seltsam quietschenden Laut zusammen klappen ließ. Sofort löste sich der Griff um den Arm der jungen Frau und der Schmied ging sehr unelegant samt Hammer zu Boden.
Der Geselle war wie vor den Kopf geschlagen und blickte perplex zwischen seinen Meister und dem Mädchen hin und her, den glühenden Rohling in der Hand. Auch der Feinschmied am anderen Ende des Raums hatte sich umgedreht und schaute etwas verwirrt in ihre Richtung. Sjevik am Boden krächzte: "Haltet das freche Stück...", was den Gesellen endlich aus seiner Starre weckte und vorwärts drängen ließ, um Valeska nun seinerseits zu packen. Allerdings war er nun auf der Hut.
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Die Zeit der Diplomatie war vorbei. Der breite Schmied lag auf dem Boden und die Bereitschaft zur Versöhnung war verloren. Kein Küchenmesser für Großmutter. Dafür hatte der Geselle glühendes Eisen. Etwas womit Valeska nicht in Berührung kommen wollte. Der Befehl des Meisters weckte all ihre Lebensgeister, gab den Startschuss für ein Rennen und es war klar, dass es nun weniger um versteckte Waffen im Hinterzimmer ging, sondern persönlich geworden war. Das freche Stück. Wie die sich an ihr abreagieren könnten, wollte sie gar nicht wissen.
Valeska duckte sich unter dem ersten Schwinger des Gesellen hinweg und stürmte ihren Beutel an sich gedrückt aus der Schmiede. Bevor der Halbling im Hof groß reagieren konnte, flog ihm der Ständer mit dem Kettenhemd vor die Füße. Ihre andere Hand raffte den Rock und plötzlich war sie wieder ein Kind, das durch die Gassen rannte. Kurz dachte sie an ihren Traum und ließ sich ohne viel zu denken auf Fenneks Füßen davon tragen. Huschen, ducken, laufen. Sie schlüpfte durch das Eingangstor zum Hof und schoss um die Ecke, sodass man sie gleich aus den Augen verlor. Erst einige Schritte weiter wagte sie einen Blick über die Schulter. Die beiden Zwerge waren bis zum Tor gekommen und wohl uneinig, ob sie weiter folgen sollten. Sie bog links in eine Gasse, lehnte sich an die Hauswand und lauschte. Atmen. Fennek so nah.
Ihre Finger suchten das Ha'Daja. Es war weg. Dafür spürte sie ihren eigenen Puls am Hals und plötzlich wieder deutlich die kleinen Bisse, die ihr diese Lederkette verpasst hatte.
Valeska duckte sich unter dem ersten Schwinger des Gesellen hinweg und stürmte ihren Beutel an sich gedrückt aus der Schmiede. Bevor der Halbling im Hof groß reagieren konnte, flog ihm der Ständer mit dem Kettenhemd vor die Füße. Ihre andere Hand raffte den Rock und plötzlich war sie wieder ein Kind, das durch die Gassen rannte. Kurz dachte sie an ihren Traum und ließ sich ohne viel zu denken auf Fenneks Füßen davon tragen. Huschen, ducken, laufen. Sie schlüpfte durch das Eingangstor zum Hof und schoss um die Ecke, sodass man sie gleich aus den Augen verlor. Erst einige Schritte weiter wagte sie einen Blick über die Schulter. Die beiden Zwerge waren bis zum Tor gekommen und wohl uneinig, ob sie weiter folgen sollten. Sie bog links in eine Gasse, lehnte sich an die Hauswand und lauschte. Atmen. Fennek so nah.
Ihre Finger suchten das Ha'Daja. Es war weg. Dafür spürte sie ihren eigenen Puls am Hals und plötzlich wieder deutlich die kleinen Bisse, die ihr diese Lederkette verpasst hatte.
Zuletzt geändert von Valjan Novka am Mittwoch 2. April 2025, 10:05, insgesamt 1-mal geändert.
Nur kurz konnte Valeska sich in Sicherheit wiegen und Durchschnaufen, wertvolle Sekunden vergingen, in denen sie besser mehr Abstand zwischen sich und ihre Verfolger gebracht hätte. Diese hatten die Jagd keineswegs abgebrochen, sondern nur kurz gebraucht, um den Hofhund aus dem Haus zu holen. Als Spur reichten dem zottigen Biest die frischen Fußabdrücke ihrer nackten Füße im Staub, auf die der Halbling wies. Dann kündigte ein dunkles wouff wouff an, dass es Zeit war, zu laufen. Der wollte ganz sicher nicht spielen.
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Shit, собака.
Warum mussten die ihren Hofhund im Haus halten? Eigentlich waren Hunde nicht so ein Problem. Man hatte keine Angst, trat selbstbewusst auf und ordentlich zu. Allerdings hatte sie die britischen Armeestiefel Zuhause gelassen. Valeska setzte sich zügig in Bewegung, um den Hund abzuhängen. Die Füße liefen, der Verstand arbeitete. Wie bekam sie ihre Duftspur los? Ein Bach um ihre Spuren zu verwischen war gerade nicht da. Nach oben? Klettern, wo der Vierbeiner nicht nach kam? Keine Hauswand. Zu viel Aufmerksamkeit wollte sie nicht erregen. Sich auf ihren Orientierungssinn und dem Wissen aus häufigen Patrouillen in der Gegend verlassend huschte sie augenscheinlich wahllos um diese oder jene Häuserecke. War in der Nähe nicht ein Hinterhof? Mit Durchgang und einer Art Zaun zum Nachbarn? Das probiert sie. Rein, dem spielenden Kind am Boden zu winken und über den Zaun. Blöder Rock!
Wer auch immer zu sah, konnte vielleicht zu viel nackte Beine sehen, als sich die junge Frau, nachdem der Beutel zuerst über das Hindernis geflogen war, über die Bretter hechtete. Wer noch genauer hinsah, bemerkte vielleicht die Dolchscheide am rechten Oberschenkel, die sonst vom Rock verdeckt wurde. Außerdem hörte man den Stoff reißen. Später einen Kinderschrei. Der schwere Hundekörper rumpelte gegen den Zaun, aber sehr lange aufhalten würde der ihn nicht – mit mehr Anlauf sollte es klappen.
Dennoch ein Vorsprung den Valeska nutzen konnte. Von der Seite erreichte sie wieder die Hauptstraße zum Dreiberg Tor, hielt kurz inne und hörte eine Kutsche kommen. Das wäre so ähnlich wie fliegen. Nur abpassen. Fennek hilf. Warum sie die Augen dabei schloss wusste sie nicht, aber sie spurtete los, erreichte das Trittbrett an der Kutschenseite, riss die Tür auf, warf den Beutel hinein und sprang hinterher. Viel Zeit das Innere der Kutsche wie Polster, Wände, dunkler Brokatstoff oder gar die kleine Lampe an der Decke zu bewundern blieb nicht. Sie schloss rasch die Tür, zog die Gardinen zu und duckte sich auf dem Boden spähend hinter das Fenster, während das Gefährt weiter zuckelte. Zwar in die falsche Richtung, aber für den Köter hoffentlich aus dem Sinn.
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• Scheiße, ein Hund.
Warum mussten die ihren Hofhund im Haus halten? Eigentlich waren Hunde nicht so ein Problem. Man hatte keine Angst, trat selbstbewusst auf und ordentlich zu. Allerdings hatte sie die britischen Armeestiefel Zuhause gelassen. Valeska setzte sich zügig in Bewegung, um den Hund abzuhängen. Die Füße liefen, der Verstand arbeitete. Wie bekam sie ihre Duftspur los? Ein Bach um ihre Spuren zu verwischen war gerade nicht da. Nach oben? Klettern, wo der Vierbeiner nicht nach kam? Keine Hauswand. Zu viel Aufmerksamkeit wollte sie nicht erregen. Sich auf ihren Orientierungssinn und dem Wissen aus häufigen Patrouillen in der Gegend verlassend huschte sie augenscheinlich wahllos um diese oder jene Häuserecke. War in der Nähe nicht ein Hinterhof? Mit Durchgang und einer Art Zaun zum Nachbarn? Das probiert sie. Rein, dem spielenden Kind am Boden zu winken und über den Zaun. Blöder Rock!
Wer auch immer zu sah, konnte vielleicht zu viel nackte Beine sehen, als sich die junge Frau, nachdem der Beutel zuerst über das Hindernis geflogen war, über die Bretter hechtete. Wer noch genauer hinsah, bemerkte vielleicht die Dolchscheide am rechten Oberschenkel, die sonst vom Rock verdeckt wurde. Außerdem hörte man den Stoff reißen. Später einen Kinderschrei. Der schwere Hundekörper rumpelte gegen den Zaun, aber sehr lange aufhalten würde der ihn nicht – mit mehr Anlauf sollte es klappen.
Dennoch ein Vorsprung den Valeska nutzen konnte. Von der Seite erreichte sie wieder die Hauptstraße zum Dreiberg Tor, hielt kurz inne und hörte eine Kutsche kommen. Das wäre so ähnlich wie fliegen. Nur abpassen. Fennek hilf. Warum sie die Augen dabei schloss wusste sie nicht, aber sie spurtete los, erreichte das Trittbrett an der Kutschenseite, riss die Tür auf, warf den Beutel hinein und sprang hinterher. Viel Zeit das Innere der Kutsche wie Polster, Wände, dunkler Brokatstoff oder gar die kleine Lampe an der Decke zu bewundern blieb nicht. Sie schloss rasch die Tür, zog die Gardinen zu und duckte sich auf dem Boden spähend hinter das Fenster, während das Gefährt weiter zuckelte. Zwar in die falsche Richtung, aber für den Köter hoffentlich aus dem Sinn.
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• Scheiße, ein Hund.
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- Registriert: Sonntag 26. Mai 2024, 21:34
- Lebenslauf: Milan
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von/nach: Platz des Hierarchen | Die Ratshalle | Tagungsort des Stadtrates --> Die Scherben | in den Straßen
Datum: 8. September 1278, 15:30 Uhr
betrifft: Valeska
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Hausbesuche machte Milan eigentlich ungern, wenn es eine Ermittlung nicht erforderlich machte oder der Klient aus Gründen verhindert war. Er bevorzugte einfach die Ordnung seines Büros und den direkten Zugriff auf seine Unterlagen und Nachschlagewerke. Diesmal traf Letzteres zu. Der Klient konnte nicht zu ihm kommen, da er in der Leichenhalle von Joachim lag und da Milan es noch weniger gern hatte, Leichen oder auch nur Teile davon in seinen vier Wänden zu empfangen, hatte er sich kurzerhand auf den Weg in die Scherben gemacht.
Joachim von Gratz war ein ehemaliger Klient und sie unterhielten noch eine rege Korrespondenz, zumal der Chirurg seit der Sache mit dem Serienmörder damals eine wertvolle Quelle war, wenn es um die Analyse gewaltsamer Todesfälle ging. Es hieß zwar, ein weiterer Arzt mit einem solchen Talent sei nun im Var'Attre Anwesen tätig, aber dessen Fähigkeiten waren bisher ungeprüft. Außerdem lag der Tote nun mal bei Joachim.
Milan studierte gerade zum wiederholten Mal den Brief der Witwe, als seine Ruhe jäh unterbrochen wurde. Jemand riss die Tür auf, stürzte herein und schlug sie hinter sich wieder zu. Zugleich hörte er von weiter weg ein durchdringendes Hundegebell und dann Pychons Stimme vom Bock, der dem Pferd gut zu redete, aber eigentlich wissen wollte, ob alles in Ordnung sei. Eine kleine Spielerei unter ihnen, die sich aber schon so manches Mal als praktisch erwiesen hatte.
Milan warf kurz einen Blick auf seinen "Gast" und rief dann: "Fahr zu, Pychon, ich will mich nicht verspäten.", woraufhin die Kutsche etwas Fahrt aufnahm.
Der Vicomte setzte sich etwas zurecht, den Brief noch in den Händen, die Aufmerksamkeit aber ganz auf dem Mädchen. Was hatten wir da? Eine junge Frau ohne Schuhe mit rußgeschwärzten Füßen, der Rocksaum ebenso dunkel, mit leichtem Schimmer im Licht. Metall vielleicht. Ruß auf jeden Fall und ein Bröckchen Holzkohle auf dem Boden der Kutsche, das vermutlich aus einer Falte gefallen war. Der Unterschenkel, der ebenfalls unter dem Rock heraus lugte, war hell, der Muskel gespannt und hervortretend. Hier lief jemand viel herum, rannte sicher auch oder trug schwer. Der Kutsche zu folgen und so vom Boden aus hinein zu springen, erforderte körperliche Kraft und Geschick. Die Haltung war nach Außen gerichtet, also erwartete sie zuallererst eine Bedrohung von der Straße und nicht vom Insassen der Kutsche, was entweder dafür sprach, dass sie wusste, wem sie da ins Fuhrwerk gesprungen war oder aber die Diskrepanz der zu erwartenden Konsequenzen sehr groß war und die Bedrohungslage draußen dominierte. Eine Diebin würde nicht in eine Kutsche springen, die offenkundig einem Adligen gehörte. Verfolgt wurde sie aber, auch wenn das Hundegebell nun allmählich leiser wurde und von den Geräuschen von Kutsche und Stadt übertüncht wurde.
"Eine ungewöhnliche Art sich eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren, aber höchst effizient, wenn man dem Wachhund des Schmieds entgehen will.", eröffnete er nach einigen Sekunden grußlos das Gespräch.
von/nach: Platz des Hierarchen | Die Ratshalle | Tagungsort des Stadtrates --> Die Scherben | in den Straßen
Datum: 8. September 1278, 15:30 Uhr
betrifft: Valeska
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Hausbesuche machte Milan eigentlich ungern, wenn es eine Ermittlung nicht erforderlich machte oder der Klient aus Gründen verhindert war. Er bevorzugte einfach die Ordnung seines Büros und den direkten Zugriff auf seine Unterlagen und Nachschlagewerke. Diesmal traf Letzteres zu. Der Klient konnte nicht zu ihm kommen, da er in der Leichenhalle von Joachim lag und da Milan es noch weniger gern hatte, Leichen oder auch nur Teile davon in seinen vier Wänden zu empfangen, hatte er sich kurzerhand auf den Weg in die Scherben gemacht.
Joachim von Gratz war ein ehemaliger Klient und sie unterhielten noch eine rege Korrespondenz, zumal der Chirurg seit der Sache mit dem Serienmörder damals eine wertvolle Quelle war, wenn es um die Analyse gewaltsamer Todesfälle ging. Es hieß zwar, ein weiterer Arzt mit einem solchen Talent sei nun im Var'Attre Anwesen tätig, aber dessen Fähigkeiten waren bisher ungeprüft. Außerdem lag der Tote nun mal bei Joachim.
Milan studierte gerade zum wiederholten Mal den Brief der Witwe, als seine Ruhe jäh unterbrochen wurde. Jemand riss die Tür auf, stürzte herein und schlug sie hinter sich wieder zu. Zugleich hörte er von weiter weg ein durchdringendes Hundegebell und dann Pychons Stimme vom Bock, der dem Pferd gut zu redete, aber eigentlich wissen wollte, ob alles in Ordnung sei. Eine kleine Spielerei unter ihnen, die sich aber schon so manches Mal als praktisch erwiesen hatte.
Milan warf kurz einen Blick auf seinen "Gast" und rief dann: "Fahr zu, Pychon, ich will mich nicht verspäten.", woraufhin die Kutsche etwas Fahrt aufnahm.
Der Vicomte setzte sich etwas zurecht, den Brief noch in den Händen, die Aufmerksamkeit aber ganz auf dem Mädchen. Was hatten wir da? Eine junge Frau ohne Schuhe mit rußgeschwärzten Füßen, der Rocksaum ebenso dunkel, mit leichtem Schimmer im Licht. Metall vielleicht. Ruß auf jeden Fall und ein Bröckchen Holzkohle auf dem Boden der Kutsche, das vermutlich aus einer Falte gefallen war. Der Unterschenkel, der ebenfalls unter dem Rock heraus lugte, war hell, der Muskel gespannt und hervortretend. Hier lief jemand viel herum, rannte sicher auch oder trug schwer. Der Kutsche zu folgen und so vom Boden aus hinein zu springen, erforderte körperliche Kraft und Geschick. Die Haltung war nach Außen gerichtet, also erwartete sie zuallererst eine Bedrohung von der Straße und nicht vom Insassen der Kutsche, was entweder dafür sprach, dass sie wusste, wem sie da ins Fuhrwerk gesprungen war oder aber die Diskrepanz der zu erwartenden Konsequenzen sehr groß war und die Bedrohungslage draußen dominierte. Eine Diebin würde nicht in eine Kutsche springen, die offenkundig einem Adligen gehörte. Verfolgt wurde sie aber, auch wenn das Hundegebell nun allmählich leiser wurde und von den Geräuschen von Kutsche und Stadt übertüncht wurde.
"Eine ungewöhnliche Art sich eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren, aber höchst effizient, wenn man dem Wachhund des Schmieds entgehen will.", eröffnete er nach einigen Sekunden grußlos das Gespräch.
Zuletzt geändert von Milan Thaess enn am Sonntag 4. Mai 2025, 14:43, insgesamt 2-mal geändert.
- Valjan Novka
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Ein Abnicken war die Antwort, als hätte den Feldwebel ein Gefreiter einen Statusbericht gegeben. Zu dieser präzisen Zusammenfassung ihrer Situation brauchte man nicht mehr zu sagen. Zwar lag die Aufmerksamkeit draußen, aber die Worte waren angekommen. Die Kutsche beschleunigte sogar, der Hund wurde leiser und nach einem letzten Blick entspannte die junge Frau, um sich schließlich ihren Mitfahrer zu zuwenden.
Sollte sich Milan jemals im Spiegel betrachtet haben, wenn er seine Umgebung wahrnimmt, würde sein Gesicht wohl einen ähnlichen Ausdruck annehmen wie das dieser jungen Frau eben. Ihre Augen huschten über den Innenraum und dessen Details, die Stickereien auf den Stoff, die Lampe, dem Insassen, seine Kleidung, die Machart, seine Art zu sitzen, der gepflegten Bart, das Schreiben in seiner Hand. Ein Brief? Eine Anrede? Valeska versuchte etwas zu erkennen, vielleicht einen Hinweis zu wem sie hier geflohen war. Aber sie durfte nicht zu lange starren, sie war nicht… sie. Lesen können war nicht üblich. Sie wand sich ab, sah zu Boden, schluckte. Sie musste sich etwas zusammen suchen. Wer war sie.
„Danke.“ Offenbar hatte er beschlossen ihr zumindest vorerst zu helfen. Sie griff nach ihrem Beutel, der neben seinen Füßen lag - verdammt schicke Schuhe – und bemerkte dabei auch das Stück Holzkohle, welches sie aufhob und in ihren Beutel warf. Das konnte man immer brauchen, außerdem wollte sie in seinen Wagen keinen Schmutz hinterlassen. Damit hatte sie wohl dem Schmied ein Stück Kohle gestohlen. Erst dann richtete sie sich auf und setzte sich schüchtern auf die Kante der Bank ihm Gegenüber, um den teuren Stoff nicht dreckig zu machen. Dennoch stricht ein Finger neugierig über das Polster. Der Mann hatte Geld und einen gewissen Stil. Außerdem nahm er Papierkram mit, um sich auf der Fahrt zu beschäftigten. Ungewöhnlich? War Papierkram nicht in allen Ständen ähnlich unbeliebt?
„Verzeiht… mein Auftauchen…“ Ein scheuer Blick zu ihm auf, wie sie es bei Francis gesehen hatten. Nur schaffte es Valeska nicht, sondern sie blieb an seinen aufmerksamen Augen viel zu lange hängen. Die waren nicht so tumb und überheblich wie bei den meisten Adeligen, die nichts tun mussten um satt zu werden. „Ser.“ Sie riss sich von seinem Anblick los und strich… den Rock glatt. Gute Idee. Da gab es schließlich nichts zu sehen. Sie musste schneller wieder in die Rolle schüchternes Mädchen fallen. Dieses Adrenalin wie Schura es genannt hatte, sollte sie davon nicht ablenken. Sie hätte jammern sollen, dass er ihr bitte, bitte nichts antut. Aber dafür war es jetzt zu spät. Und er möglicherweise nach dem Sprung eh nicht mehr abgenommen. Den Zwerg hatte sie auch gut erwischt, ein bisschen zu weit oben, aber wäre er ein normal großer Mensch gewesen… nicht grinsen.
Sollte sich Milan jemals im Spiegel betrachtet haben, wenn er seine Umgebung wahrnimmt, würde sein Gesicht wohl einen ähnlichen Ausdruck annehmen wie das dieser jungen Frau eben. Ihre Augen huschten über den Innenraum und dessen Details, die Stickereien auf den Stoff, die Lampe, dem Insassen, seine Kleidung, die Machart, seine Art zu sitzen, der gepflegten Bart, das Schreiben in seiner Hand. Ein Brief? Eine Anrede? Valeska versuchte etwas zu erkennen, vielleicht einen Hinweis zu wem sie hier geflohen war. Aber sie durfte nicht zu lange starren, sie war nicht… sie. Lesen können war nicht üblich. Sie wand sich ab, sah zu Boden, schluckte. Sie musste sich etwas zusammen suchen. Wer war sie.
„Danke.“ Offenbar hatte er beschlossen ihr zumindest vorerst zu helfen. Sie griff nach ihrem Beutel, der neben seinen Füßen lag - verdammt schicke Schuhe – und bemerkte dabei auch das Stück Holzkohle, welches sie aufhob und in ihren Beutel warf. Das konnte man immer brauchen, außerdem wollte sie in seinen Wagen keinen Schmutz hinterlassen. Damit hatte sie wohl dem Schmied ein Stück Kohle gestohlen. Erst dann richtete sie sich auf und setzte sich schüchtern auf die Kante der Bank ihm Gegenüber, um den teuren Stoff nicht dreckig zu machen. Dennoch stricht ein Finger neugierig über das Polster. Der Mann hatte Geld und einen gewissen Stil. Außerdem nahm er Papierkram mit, um sich auf der Fahrt zu beschäftigten. Ungewöhnlich? War Papierkram nicht in allen Ständen ähnlich unbeliebt?
„Verzeiht… mein Auftauchen…“ Ein scheuer Blick zu ihm auf, wie sie es bei Francis gesehen hatten. Nur schaffte es Valeska nicht, sondern sie blieb an seinen aufmerksamen Augen viel zu lange hängen. Die waren nicht so tumb und überheblich wie bei den meisten Adeligen, die nichts tun mussten um satt zu werden. „Ser.“ Sie riss sich von seinem Anblick los und strich… den Rock glatt. Gute Idee. Da gab es schließlich nichts zu sehen. Sie musste schneller wieder in die Rolle schüchternes Mädchen fallen. Dieses Adrenalin wie Schura es genannt hatte, sollte sie davon nicht ablenken. Sie hätte jammern sollen, dass er ihr bitte, bitte nichts antut. Aber dafür war es jetzt zu spät. Und er möglicherweise nach dem Sprung eh nicht mehr abgenommen. Den Zwerg hatte sie auch gut erwischt, ein bisschen zu weit oben, aber wäre er ein normal großer Mensch gewesen… nicht grinsen.
- Milan Thaess enn
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- Lebenslauf: Milan
Milan blieb ruhig sitzen. Sicher war da eine gewisse Steifkeit in seiner Haltung, in die man Anspannung hinein interpretieren könnte, aber im Grunde war er einfach interessiert an dieser Situation und wie sie wohl weiter gehen würde. Als junger Mann hatte er aus nächster Nähe den Überfall auf eine öffentliche Reisekutsche miterleben dürfen und auch das hatte ihn eher fasziniert als verstört, obwohl der Kutscher einen Arm gebrochen hatte und einer der Insassen ums Leben kam. Das Verbrechen als solches direkt zu beobachten, beflügelte den jungen Juristen damals geradezu und er verfasste seine erste Abhandlung: "Über das Vielschichtige Gesicht und Werk des abgewichenen Wesens. Eine Studie des Verbrechers und seines Geisteszustandes." Im Grunde eine Vorarbeit zu jener Art der Klassifizierung (oder Profiling, wie ein gewisser Freiherr es wohl fromulieren würde), die er heute bei jedem kriminalistischen Fall anwandte. Wie dem auch war, Milans Interesse war seiner neuen Begleiterin absolut sicher.
Und diese lieferte schon in den ersten Sekunden mehr als genug Material für besagte Klassifizierung. Mimik, Gestik, Blickrichtung. Das war keine Diebin und auch kein gewöhnliches Gossenkind. Erstere wäre wohl inzwischen wieder abgesprungen, Letztere starrten einen meistens an wie halbwilde Hunde, darauf wartend, dass sie einen Tritt bekamen oder einen Brocken Abfall. Doch hier war mehr Geist unterwegs und es gelang ihr nicht, zu verbergen, dass sie versuchte, etwas auf der Rückseite des Briefs zu entziffern, den er in der Hand hielt. Zu lange verharrte der Blick, die Augen angestrengt leicht verengt, die Pupillen huschten links und rechts. Auch den Rest des Interieurs hatte sie zweifelsohne genau erfasst und ihre Schlüsse daraus gezogen. Sein Familienwappen war in der Stadt nicht unbekannt, zumindest wenn man sich ein klein wenig informierte.
Bedächtig faltete Milan den Brief und steckte ihn zwischen seine Unterlagen, die neben ihm auf der Sitzbank in ihrer Lederhülle ruhten.
Ein Dank. Auch das sittsame Mädchen nahm er ihr nicht ab. Zur Schauspielerin fehlten ihr noch das Gefühl für den richtigen Moment. Er lächelte freundlich. "Keine Ursache.", erwiderte er fast ebenso schlicht und beobachtete weiter, wie sie sich auf seltsame Art unwohl zu fühlen schien. Nicht weil sie hier drin war - das konnte er nachvollziehen - eher weil sie jemand anderes war. Oder etwas geschehen... Ihr Auftauchen. Nun wurde sein Lächeln ehrlich amüsiert. "Euer 'Auftauchen' gibt diesem Tag immerhin ein wenig mehr Farbe, Verehrteste. Dürfte ich erfahren, weshalb ihr vor den Herren Schmieden Reißaus nehmen musstet? Der Meister mag ein wenig knurrig sein, aber normalerweise hetzt er seinen Hund nicht grundlos auf Leute." Zumindest vor der Razzia nicht. Diese Sache hatte wieder Gräben gezogen, die Milan mit Sorge betrachtete. Er warf einen kurzen Blick aus seinem Fenster. "Ich bin auf dem Weg zum Vilmerius-Hospital. Was war Euer Ziel noch gleich?", setzte er höflich hinzu, als hätte sie auf gewöhnliche Weise um eine Mitfahrgelegenheit gebeten.
Und diese lieferte schon in den ersten Sekunden mehr als genug Material für besagte Klassifizierung. Mimik, Gestik, Blickrichtung. Das war keine Diebin und auch kein gewöhnliches Gossenkind. Erstere wäre wohl inzwischen wieder abgesprungen, Letztere starrten einen meistens an wie halbwilde Hunde, darauf wartend, dass sie einen Tritt bekamen oder einen Brocken Abfall. Doch hier war mehr Geist unterwegs und es gelang ihr nicht, zu verbergen, dass sie versuchte, etwas auf der Rückseite des Briefs zu entziffern, den er in der Hand hielt. Zu lange verharrte der Blick, die Augen angestrengt leicht verengt, die Pupillen huschten links und rechts. Auch den Rest des Interieurs hatte sie zweifelsohne genau erfasst und ihre Schlüsse daraus gezogen. Sein Familienwappen war in der Stadt nicht unbekannt, zumindest wenn man sich ein klein wenig informierte.
Bedächtig faltete Milan den Brief und steckte ihn zwischen seine Unterlagen, die neben ihm auf der Sitzbank in ihrer Lederhülle ruhten.
Ein Dank. Auch das sittsame Mädchen nahm er ihr nicht ab. Zur Schauspielerin fehlten ihr noch das Gefühl für den richtigen Moment. Er lächelte freundlich. "Keine Ursache.", erwiderte er fast ebenso schlicht und beobachtete weiter, wie sie sich auf seltsame Art unwohl zu fühlen schien. Nicht weil sie hier drin war - das konnte er nachvollziehen - eher weil sie jemand anderes war. Oder etwas geschehen... Ihr Auftauchen. Nun wurde sein Lächeln ehrlich amüsiert. "Euer 'Auftauchen' gibt diesem Tag immerhin ein wenig mehr Farbe, Verehrteste. Dürfte ich erfahren, weshalb ihr vor den Herren Schmieden Reißaus nehmen musstet? Der Meister mag ein wenig knurrig sein, aber normalerweise hetzt er seinen Hund nicht grundlos auf Leute." Zumindest vor der Razzia nicht. Diese Sache hatte wieder Gräben gezogen, die Milan mit Sorge betrachtete. Er warf einen kurzen Blick aus seinem Fenster. "Ich bin auf dem Weg zum Vilmerius-Hospital. Was war Euer Ziel noch gleich?", setzte er höflich hinzu, als hätte sie auf gewöhnliche Weise um eine Mitfahrgelegenheit gebeten.
- Valjan Novka
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„Wenn Ihr mehr Farbe im Leben wollt, müsst Ihr häufiger zu Fuß durch die Scherben gehen.“ Da war sie wieder die unüberlegte Klappe, aber fürs schauspielern war es eh zu spät. Die Erkenntnis war bei ihr ebenfalls angekommen. Dennoch hielt sie den Kopf brav gesenkt – weniger aus Scham, mehr damit er ihr Gesicht nicht gut genug erkennen konnte. So langsam dämmerte es ihr auch wieder wo sie diese Kutsche erst gestern gesehen hatte: vor der Wache. Er hatte das Fuchsmädchen abgeholt. Anträge zur Entlassung ausgefüllt. Papierkram, der natürlich auf ihrem Schreibtisch gelandet war. Erst heute morgen gegengelesen, bevor die junge Helbel gekommen war. Was für ein Tag.
Die junge Frau rutschte noch doch auf der Bank nach hinten, um sich anzulehnen und einen Blick aus den Fenstern zu werfen. Wann sah man schon mal die vertrauten Straßen Nowigrads so an sich vorbei ziehen? Der Grund für ihre Flucht und den Hund, also. Auf die Schmiede war er schon von alleine gekommen. Sie sah das Lager wieder vor sich. All die Waffen und Klingen, neu, ordentlich. Nicht so abgetragen wie bei ihnen auf der Wache. Sie schüttelte leicht den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben, richtete die Aufmerksamkeit wieder nach Innen, sah ihn aber weiterhin nicht an.
„Eigentlich…“ Eine Pause zum Nachdenken, sie musste ihr jugendliches Ich wieder finden, bevor sie Zopf gegen Rüstung getauscht hatte. „…wollte ich nur ein neues Küchenmesser. Wie früher… aber er hatte keines… ich… wollte es ihm nicht glauben und hatte keine Ahnung wohin ich sonst hätte gehen sollen. Hab deshalb in der Schmiede herumgeschaut, ob vielleicht nicht irgendwo eines vergessen war und… dann…“ Ein Stocken. Würde der Adelige ihr überhaupt glauben? „...hat er mich am Arm gepackt, festgehalten und mit der Anderen an die Muschi gegrapscht…“ Sie legte mehr Empörung als Scham in die Stimme. „Mir… ist das Knie ausgerutscht.“
Geschichte fertig. „Hab ihn… ganz gut erwischt… ein bisschen zu hoch. Zwerge sind kleiner.“ Daran sollte sie tatsächlich noch daran arbeiten. Aber mit dem Kleid war das auch blöd. „Er war wohl… sehr sauer… deshalb bin ich weglaufen.“ Eine alltägliche Sache. Oder? Ein rascher Blick auf ihren Retter, ob er ihr glaubte. Gekränkte Männlichkeit reicht doch für einen Hund. Ob dieser ihren Geruch jetzt kennt? Lieber in nächster Zeit weniger in der Nähe patrouillieren und Schura heute Abend in den Zuber stecken. Zu dem wollte sie eh.
„Gildorf“ Zwar wollte sie dort hin, sagte es aber so, als ob der barfüßigen Frau dieser Stadtteil als Erstes durch den Kopf gegangen wäre, um ihre wahren Absichten zu verschleiern. Während sie zum Vilmerius-Hospital fuhren. Ja, für dafür musste man Geld haben und das hatte er. Aber… „Warum? Ihr seid nicht krank, oder?“ Zumindest nicht offensichtlich. Und wenn es irgendetwas schleichendes war, würde er das eher für sich behalten.
Die junge Frau rutschte noch doch auf der Bank nach hinten, um sich anzulehnen und einen Blick aus den Fenstern zu werfen. Wann sah man schon mal die vertrauten Straßen Nowigrads so an sich vorbei ziehen? Der Grund für ihre Flucht und den Hund, also. Auf die Schmiede war er schon von alleine gekommen. Sie sah das Lager wieder vor sich. All die Waffen und Klingen, neu, ordentlich. Nicht so abgetragen wie bei ihnen auf der Wache. Sie schüttelte leicht den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben, richtete die Aufmerksamkeit wieder nach Innen, sah ihn aber weiterhin nicht an.
„Eigentlich…“ Eine Pause zum Nachdenken, sie musste ihr jugendliches Ich wieder finden, bevor sie Zopf gegen Rüstung getauscht hatte. „…wollte ich nur ein neues Küchenmesser. Wie früher… aber er hatte keines… ich… wollte es ihm nicht glauben und hatte keine Ahnung wohin ich sonst hätte gehen sollen. Hab deshalb in der Schmiede herumgeschaut, ob vielleicht nicht irgendwo eines vergessen war und… dann…“ Ein Stocken. Würde der Adelige ihr überhaupt glauben? „...hat er mich am Arm gepackt, festgehalten und mit der Anderen an die Muschi gegrapscht…“ Sie legte mehr Empörung als Scham in die Stimme. „Mir… ist das Knie ausgerutscht.“
Geschichte fertig. „Hab ihn… ganz gut erwischt… ein bisschen zu hoch. Zwerge sind kleiner.“ Daran sollte sie tatsächlich noch daran arbeiten. Aber mit dem Kleid war das auch blöd. „Er war wohl… sehr sauer… deshalb bin ich weglaufen.“ Eine alltägliche Sache. Oder? Ein rascher Blick auf ihren Retter, ob er ihr glaubte. Gekränkte Männlichkeit reicht doch für einen Hund. Ob dieser ihren Geruch jetzt kennt? Lieber in nächster Zeit weniger in der Nähe patrouillieren und Schura heute Abend in den Zuber stecken. Zu dem wollte sie eh.
„Gildorf“ Zwar wollte sie dort hin, sagte es aber so, als ob der barfüßigen Frau dieser Stadtteil als Erstes durch den Kopf gegangen wäre, um ihre wahren Absichten zu verschleiern. Während sie zum Vilmerius-Hospital fuhren. Ja, für dafür musste man Geld haben und das hatte er. Aber… „Warum? Ihr seid nicht krank, oder?“ Zumindest nicht offensichtlich. Und wenn es irgendetwas schleichendes war, würde er das eher für sich behalten.
- Milan Thaess enn
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- Registriert: Sonntag 26. Mai 2024, 21:34
- Lebenslauf: Milan
Milan lächelte dezent über die Bemerkung der großen Klappe hinweg. Es war nicht leicht, ihn aus dem Knzept zu bringen oder erst recht aus der Reserve zu locken. Man sagte, der Vicomte ging zum Lachen in den Keller. Dabei war er doch immer freundlich, nur ausgelassen erlebte man ihn höchst selten bis nie. Nichtsdestotrotz war die junge Dame höchst erfrischend... bis sie von ihrem Erlebnis berichtete. Bei solche Dingen, verging dem Advokaten augenblicklich jedes Lachen und er wurde sehr ernst. Gerade Frauen suchten ihn des öfteren auf, sofern sie den Mut fanden und es ging fast immer um das Gleiche. Da kam ein ungeklärter Todesfall fast als erfreuliche Abwechslung daher. Eventuell war er zu schnell bereit, ihre Version der Vorgänge zu glauben, auch wenn die Entrüstung nicht so recht zum Bild des Mädchen passen wollte. Aber das sie nicht so unschuldig war, wie sie anfangs vorzugeben versucht hatte, lag ja bereits auf der Hand. Nur wieso ein Küchenmesser? So richtig wollte es noch nicht ins Bild passen, aber er konnte den Finger nicht auf das legen, was ihn an der Geschichte störte. In sich war sie schlüssig, aber da fehlte doch ein Detail. Oder nicht? Er besah sich das Profil seiner neuen Begleiterin, schwieg aber nachdenklich.
Und dann stellte sie die Fragen. Obwohl er weiter an dem herum grübelte, was das Gleichgewicht in dieser Wahrheit störte, bemühte er sich auch um eine adäquate Antwort. "Nein, ich erfreue mich bester Gesundheit, danke. Ich erweise einer Klientin einen Dienst." Wieder lächelte er, wobei es ihm wie meist gelang, nicht aufgesetzt zu wirken. "Und so gerne ich den Weg zu Fuß gemacht hätte, mein Zeitplän verlangt leider zu oft nach der Kutsche." Ein Zwinkern. Nein, die Bemerkung war nicht unter den Tisch gefallen.
Milan schwieg und wartete, bis ein erneuter Blick in seine Richtung erfolgte. Lange dauerte es nicht, zu unstet war ihre Aufmerksamkeit - ein neugieriges Wesen. Er blieb nun ernst, ganz sachlich. "Wenn Ihr die Sache auf sich beruhen lassen wollt, will ich mich nicht einmischen und empfehle nur, den Kniestoß zu verfeinern. Solltet Ihr allerdings den Wunsch haben, Euer Recht zu vertreten, seid Ihr bei mir ganz richtig gelandet. Die Männer dieser Stadt nehmen sich zu oft zu viel heraus, meint Ihr nicht?" Interessiert wartete er auf ihre Antwort, dann wies er noch unbestimmt auf den Wagen, in welchem sie saßen. "Während ich im Hospital bin, kann Pychon Euch nach Gildorf bringen. Wenn Ihr wollt." Seine grauen Brauen zuckten fragend nach oben. Selbstredend durfte sie auch laufen. Er drängte sich niemandem auf.
Und dann stellte sie die Fragen. Obwohl er weiter an dem herum grübelte, was das Gleichgewicht in dieser Wahrheit störte, bemühte er sich auch um eine adäquate Antwort. "Nein, ich erfreue mich bester Gesundheit, danke. Ich erweise einer Klientin einen Dienst." Wieder lächelte er, wobei es ihm wie meist gelang, nicht aufgesetzt zu wirken. "Und so gerne ich den Weg zu Fuß gemacht hätte, mein Zeitplän verlangt leider zu oft nach der Kutsche." Ein Zwinkern. Nein, die Bemerkung war nicht unter den Tisch gefallen.
Milan schwieg und wartete, bis ein erneuter Blick in seine Richtung erfolgte. Lange dauerte es nicht, zu unstet war ihre Aufmerksamkeit - ein neugieriges Wesen. Er blieb nun ernst, ganz sachlich. "Wenn Ihr die Sache auf sich beruhen lassen wollt, will ich mich nicht einmischen und empfehle nur, den Kniestoß zu verfeinern. Solltet Ihr allerdings den Wunsch haben, Euer Recht zu vertreten, seid Ihr bei mir ganz richtig gelandet. Die Männer dieser Stadt nehmen sich zu oft zu viel heraus, meint Ihr nicht?" Interessiert wartete er auf ihre Antwort, dann wies er noch unbestimmt auf den Wagen, in welchem sie saßen. "Während ich im Hospital bin, kann Pychon Euch nach Gildorf bringen. Wenn Ihr wollt." Seine grauen Brauen zuckten fragend nach oben. Selbstredend durfte sie auch laufen. Er drängte sich niemandem auf.
- Valjan Novka
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- Registriert: Mittwoch 4. Januar 2023, 17:46
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Der Klientin einen Dienst? Klar, das Schreiben, das er dort in die Mappe gepackt hatte. Die Handschrift könnte gut von einer Frau gewesen sein und man liest sich ihr Anliegen noch einmal durch, während man unterwegs ist. Kommt auch dem Zeitplan zu gute. Nur welches Anliegen benötigt einen Juristen im Krankenhaus? Krank werden war nicht verboten, außer… es war von dritter Stelle gewünscht? „Wurde jemand vergif…“ Sie unterbrach sich. Weder war sie im Dienst noch ging es sie etwas an. Sie konnte sich nicht erinnern, dass auf der Wache etwas gemeldet worden war, aber die Kreise, die solches Briefpapier verwendeten, melden sich meist nicht dort. „Verzeiht Ser, ich denke zu viel… hat meinen Vater schon immer Sorgen bereitet.“ Was sogar der Wahrheit entsprach. Andrusch war klasse im Sorgen machen. Teilweise zurecht. Sie zog ihren Beutel an sich, um nicht weiter aufzufallen. Ein schüchternes Mädchen bekam weniger Ärger. Sie konnte allerdings nicht verhindern über ihre eigene Situation nachzudenken.
Dazu dass die Männer sich zu viel herausnehmen, hatte sie vielleicht heftig genickt und beinahe sich darüber ausgekotzt, dass sie Nachts selten niemand in den Kerker stopfte, der irgendwie gemeint hatte eine Frau oder Kind anfingern zu müssen. Jetzt war es anders herum. Sie das Opfer. Hatte sie den Wunsch ihr Recht zu vertreten? Er würde das machen? „Ich… hab kein Geld.“ Gerüchteweise war diesem Herrn, das nicht so wichtig. Dennoch. War es auch wahr? Sollte das stimmen, könnte sie dafür sorgen, dass mehr Mädchen den Mut fanden.
„Wenn ich Sjevik anzeige…“ Könnte er vielleicht weniger schmieden, wäre aber auch mehr auf der Hut. Außerdem würde er sie so ganz sicher nicht vergessen und am Ende die Gesamtlage noch verschlimmern. Wahrscheinlich nicht sinnvoll. Sjevik sollte den Vorfall besser ignorieren. Man konnte ihr beim Denken zusehen. Vor allem wurde ihre Sitzhaltung lässiger. Der Beutel hatte als Versteck ausgedient, stattdessen rutschten die Ellenbogen auf die Knie als sie sich zum Grübeln vorbeugte und die Beine wenig weiblich auseinander klappten, um bequemer zu sitzen.
„...hätten sie nur wieder etwas um auf Anderlinge loszugehen. Ihre Frauen wollen sie selbst belästigten, oder? Wenn jetzt so etwas passiert, dann kommt nur all der Hass wieder hoch und in den Scherben wird es unruhiger… es trifft die Falschen… wird zu… bunt.“ Um bei der Farbe im Leben zu bleiben.
Bei genauer Betrachtung zeigte ihr Profil neben den auffälligen Sommersprossen, dass ihre Haare bis auf ein paar Strähnen im Gesicht sorgfältig unter dem Häubchen stecken mussten, das nach dem Gerenne allerdings nicht mehr ganz perfekt saß. Ganz ausschließen, dass sie nie in Schlägerei verwickelt war konnte man nicht. Ein Teil von ihr wirkte ein wenig grob. „Aber… wie ginge es weiter, wenn ich den Wunsch hätte?“ War vielleicht praktisch zu wissen. Gab es Formulare? Könnte sie ihn zukünftig bei Anzeigen wegen Missbrauch und so einfach als Rechtsvertreter eintragen? Dann hätte er keine freie Minute mehr.
„Mich nach Gildorf fahren lassen?“ Auch ihre Augenbrauen zucken nach oben. Verlieh er wirklich seine Kutsche? Unabhängig davon wer sie war, ein Erlebnis, dass sie nicht häufig hatte. „Sehr gerne, Vicomte. Möglichst weit weg von der Hundenase wieder den Boden berühren klingt gut.“ Sie grinste. Diesmal mal wirklich wie ein kleines Mädchen.
Dazu dass die Männer sich zu viel herausnehmen, hatte sie vielleicht heftig genickt und beinahe sich darüber ausgekotzt, dass sie Nachts selten niemand in den Kerker stopfte, der irgendwie gemeint hatte eine Frau oder Kind anfingern zu müssen. Jetzt war es anders herum. Sie das Opfer. Hatte sie den Wunsch ihr Recht zu vertreten? Er würde das machen? „Ich… hab kein Geld.“ Gerüchteweise war diesem Herrn, das nicht so wichtig. Dennoch. War es auch wahr? Sollte das stimmen, könnte sie dafür sorgen, dass mehr Mädchen den Mut fanden.
„Wenn ich Sjevik anzeige…“ Könnte er vielleicht weniger schmieden, wäre aber auch mehr auf der Hut. Außerdem würde er sie so ganz sicher nicht vergessen und am Ende die Gesamtlage noch verschlimmern. Wahrscheinlich nicht sinnvoll. Sjevik sollte den Vorfall besser ignorieren. Man konnte ihr beim Denken zusehen. Vor allem wurde ihre Sitzhaltung lässiger. Der Beutel hatte als Versteck ausgedient, stattdessen rutschten die Ellenbogen auf die Knie als sie sich zum Grübeln vorbeugte und die Beine wenig weiblich auseinander klappten, um bequemer zu sitzen.
„...hätten sie nur wieder etwas um auf Anderlinge loszugehen. Ihre Frauen wollen sie selbst belästigten, oder? Wenn jetzt so etwas passiert, dann kommt nur all der Hass wieder hoch und in den Scherben wird es unruhiger… es trifft die Falschen… wird zu… bunt.“ Um bei der Farbe im Leben zu bleiben.
Bei genauer Betrachtung zeigte ihr Profil neben den auffälligen Sommersprossen, dass ihre Haare bis auf ein paar Strähnen im Gesicht sorgfältig unter dem Häubchen stecken mussten, das nach dem Gerenne allerdings nicht mehr ganz perfekt saß. Ganz ausschließen, dass sie nie in Schlägerei verwickelt war konnte man nicht. Ein Teil von ihr wirkte ein wenig grob. „Aber… wie ginge es weiter, wenn ich den Wunsch hätte?“ War vielleicht praktisch zu wissen. Gab es Formulare? Könnte sie ihn zukünftig bei Anzeigen wegen Missbrauch und so einfach als Rechtsvertreter eintragen? Dann hätte er keine freie Minute mehr.
„Mich nach Gildorf fahren lassen?“ Auch ihre Augenbrauen zucken nach oben. Verlieh er wirklich seine Kutsche? Unabhängig davon wer sie war, ein Erlebnis, dass sie nicht häufig hatte. „Sehr gerne, Vicomte. Möglichst weit weg von der Hundenase wieder den Boden berühren klingt gut.“ Sie grinste. Diesmal mal wirklich wie ein kleines Mädchen.
- Milan Thaess enn
- Spieler Level 1
- Beiträge: 33
- Registriert: Sonntag 26. Mai 2024, 21:34
- Lebenslauf: Milan
Milan ließ die junge Frau auf sich wirken, beobachtete ihr Mienenspiel, vor allem die unbewussten Augenbewegungen. Zu seinen Unterlagen, zu ihm, zum Fenster, zum Boden. Sie war sofort gedanklich bei der Stelle, als er eine Klientin erwähnte und zog ihre Schlüsse aus einem ihm noch nicht bekannten Kontext heraus. Ihn hätte jetzt interessiert, wie sie auf Gift kam. Es gab tausend andere Gründe, Joachims Hospital aufzusuchen - aber gut, er hatte bekanntermaßen eine Leichenhalle. Weitere Fragen standen dem Mädchen auf die Stirn geschrieben, aber sie bremste sich selbst mit einer Entschuldigung und Milan überging alles schweigend, weil die Belange seiner Klienten - ob nun tot oder lebendig - stets vertraulich behandelte. Er schenkte ihr allerdings ein Lächeln, bevor er gedanklich zum nächsten Punkt ging.
"Wisst Ihr, mein Beruf ist zu einem großen Teil auch Berufung. Das Geld steht nicht an erster Stelle." Manche zahlten, andere profitierten davon, dass es solche zahlenden Kunden gab und sein eigenes Vermögen war Dank Ländereien und Zöllen stabil, sodass er die Lücken einfach stopfen konnte. Aber es war nicht nur das Geld, was diese junge Seele in ihre Überlegungen einbezog. Er wartete gespannt, ob er die Schlüsse noch zu hören bekam oder ob sie sie für sich selbst behalten wollte. Der Weitblick, den sie dann in wenigen Sätzen an den Tag legte, machte ihn fast betroffen. Die Gerechtigkeit für sich selbst um des lieben Friedens Willen zurück stellen. Ausgerechnet der Anderlinge wegen - selten, dass ein Mensch der Stadt so dachte.
Das Grinsen angesichts seines Angebots hatte er mit einem offenen Lächeln quittiert und den 'Vicomte' hingenommen. Sie wusste also inzwischen, wen sie vor sich hatte.
Milan lehnte sich zurück und betrachtete die junge Frau einen Moment nachdenklich.
"Eure Selbstlosigkeit in allen Ehren. Aus meiner Sicht ist der Schmied zunächst ein Bürger dieser Stadt, Mitglied der Gilde der Schmiedemeister und irgendwann danach Mann und Zwerg. Als Bürger hat er sich an die Gesetze zu halten, die diese Stadt ihm wie auch allen anderen auferlegt. Ihr seid ebenso Bürgerin Nowigrads und ich plädiere immer dafür, dass auch jede Frau ihre Stimme erheben muss, wenn ihr Unrecht geschiet. Und ich sage das nicht, weil Ihr Mensch seid. Ich habe auch Elfen und Halblinge unter meinen Klienten. Die Damen der Aen Sidhe sehen sich ebensolche Übergriffen ausgesetzt und ich bin überzeugt, dass ich die persönlichen Racheakte reduzieren kann, indem ich ihnen ebenso zu ihrem Recht verhelfe wie jeder Menschenfrau. Andersherum sehe ich mich aber auch verpflichtet, keine besonderen Umstände für einen übergriffigen Zwerg einzuräumen. Gerechtikeit kann nur herrschen, wo alle unter dem gleichen Gesetz stehen." Er lächelte wieder. "Vergebt mir meinen Idealismus - Ich weiß natürlich, dass es so einfach nicht ist und ich bin geübt im Scheitern." Zumal es mehr als ein Rechtssystem in dieser Stadt gab. Etwas, was ihn immer wieder über die Maßen strapazierte.
Er warf einen kurzen Blick nach draußen, bevor er seine Begleiterin wieder ansah. "Nun, üblicherweise kommt man in meine Kanzlei und berichtet mir in allen Details über den Vorgang." Der Ausdruck in seinen Augen bekam kurz etwas Listiges. "Und zwar wahrheitsgemäß und ohne etwas auszulassen." Ein kleiner Seitenhieb? Nicht doch. "Danach kümmere ich mich um den Rest." Gespräche mit den Beteiligten, Sammeln von Indizien und Beweisen, Anklage und so weiter. Da konnte aus dem Advokaten sehr schnell ein privater Ermittler werden.
"Wisst Ihr, mein Beruf ist zu einem großen Teil auch Berufung. Das Geld steht nicht an erster Stelle." Manche zahlten, andere profitierten davon, dass es solche zahlenden Kunden gab und sein eigenes Vermögen war Dank Ländereien und Zöllen stabil, sodass er die Lücken einfach stopfen konnte. Aber es war nicht nur das Geld, was diese junge Seele in ihre Überlegungen einbezog. Er wartete gespannt, ob er die Schlüsse noch zu hören bekam oder ob sie sie für sich selbst behalten wollte. Der Weitblick, den sie dann in wenigen Sätzen an den Tag legte, machte ihn fast betroffen. Die Gerechtigkeit für sich selbst um des lieben Friedens Willen zurück stellen. Ausgerechnet der Anderlinge wegen - selten, dass ein Mensch der Stadt so dachte.
Das Grinsen angesichts seines Angebots hatte er mit einem offenen Lächeln quittiert und den 'Vicomte' hingenommen. Sie wusste also inzwischen, wen sie vor sich hatte.
Milan lehnte sich zurück und betrachtete die junge Frau einen Moment nachdenklich.
"Eure Selbstlosigkeit in allen Ehren. Aus meiner Sicht ist der Schmied zunächst ein Bürger dieser Stadt, Mitglied der Gilde der Schmiedemeister und irgendwann danach Mann und Zwerg. Als Bürger hat er sich an die Gesetze zu halten, die diese Stadt ihm wie auch allen anderen auferlegt. Ihr seid ebenso Bürgerin Nowigrads und ich plädiere immer dafür, dass auch jede Frau ihre Stimme erheben muss, wenn ihr Unrecht geschiet. Und ich sage das nicht, weil Ihr Mensch seid. Ich habe auch Elfen und Halblinge unter meinen Klienten. Die Damen der Aen Sidhe sehen sich ebensolche Übergriffen ausgesetzt und ich bin überzeugt, dass ich die persönlichen Racheakte reduzieren kann, indem ich ihnen ebenso zu ihrem Recht verhelfe wie jeder Menschenfrau. Andersherum sehe ich mich aber auch verpflichtet, keine besonderen Umstände für einen übergriffigen Zwerg einzuräumen. Gerechtikeit kann nur herrschen, wo alle unter dem gleichen Gesetz stehen." Er lächelte wieder. "Vergebt mir meinen Idealismus - Ich weiß natürlich, dass es so einfach nicht ist und ich bin geübt im Scheitern." Zumal es mehr als ein Rechtssystem in dieser Stadt gab. Etwas, was ihn immer wieder über die Maßen strapazierte.
Er warf einen kurzen Blick nach draußen, bevor er seine Begleiterin wieder ansah. "Nun, üblicherweise kommt man in meine Kanzlei und berichtet mir in allen Details über den Vorgang." Der Ausdruck in seinen Augen bekam kurz etwas Listiges. "Und zwar wahrheitsgemäß und ohne etwas auszulassen." Ein kleiner Seitenhieb? Nicht doch. "Danach kümmere ich mich um den Rest." Gespräche mit den Beteiligten, Sammeln von Indizien und Beweisen, Anklage und so weiter. Da konnte aus dem Advokaten sehr schnell ein privater Ermittler werden.
- Valjan Novka
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- Registriert: Mittwoch 4. Januar 2023, 17:46
- Lebenslauf: V
Sie musste leise auflachen. Hatte sie den anderen Idealisten in dieser Stadt gefunden? Nur mit viel mehr Geld? Verdammte Axt, warum konnte sie jetzt nur nicht frei reden. Vielleicht hätte sie ihn einfach mal kontaktieren sollen, nachdem sie angefangen hatte seine Abhandlung zu lesen. Eine Kleinigkeit, die ihr in Oxenfurt in die Hände gefallen war. Dem Autor zu begegnen hätte sie nicht so schnell erwartet. Hatte sie unterbewusst sein Familienwappen wahrgenommen, irgendwie positiv besetzt und war deshalb ohne weitere Überlegungen aufgesprungen?
Doch sie unterdrückte ihre Gefühlsregung und lehnte sich leicht Kopf schüttelnd wieder zurück auf die Bank. Vom ängstlichen Sitzen auf der Kante war sie zu einem resignierten Lümmeln gekommen. Irgendwie würde sie ihm gerne mehr sagen, aber für ‚ich glaube der Schmied stellt Waffen für eine Art Anderlingaufstand her‘ war ihre Bekanntschaft zu frisch und Slava würde da sicher ein Wörtchen mitreden wollen, bevor sie davon herumerzählte. Deshalb vielleicht kürzer.
„Na ja, wir hatten eine handgreifliche Auseinandersetzung, der Zwerg und ich. Danach lag er am Boden und nicht ich. Unter Männern wäre dann doch jeder Streit geklärt, oder? Objektiv betrachtet hatte er mehr Schmerzen als ich.“ Darauf wer angefangen hatte, wollte sie nicht weiter eingehen. Den Seitenhieb hatte sie schon verstanden und das durfte er auch merken. Ihre Geschichte war wahr, hatte ihre Lücken und verschwiegene Details. Mehr konnte oder wollte sie dem Vicomte nicht sagen. „Deshalb war er ja so pissig. Wenn ich jetzt Streit suche – unabhängig von der Gesamtsituation in den Scherben – dann wird ihn das sicher nicht beruhigen, sondern er wird mir nur irgendwas vorhalten wie, dass ich ihm die Kohle klauen wollte.“ Ein Innehalten. Zugegeben hat sie ihm nun nebenbei ein Stück Kohle geklaut. „Und ich in seiner Schmiede nichts zu suchen hatte und er seine Gehilfen als Zeugen anbringen kann und dann ist er eben ein Schmiedemeister der Gilde und ich… niemand.“ Schulterzucken. „Mein Idealismus muss nicht daran bröckeln.“ Ja. Eine interessante Erkenntnis. Lieber die Kraft woanders reinstecken. Selbstlosigkeit. Klang nach viel, aber ein bisschen ja, manchmal. Bestimmt nicht immer. Aber wenn sie anderen Frauen besser helfen könnte. Nur
„Wenn ich Mädchen abends ein… treffe und man mitbekommt, dass etwas ähnliches vorgefallen ist, trauten sie sich doch nie in eine… schicke Kanzlei, um eine Aus… um davon zu erzählen. Wenn man nicht dazwischen geht. Sobald man zu spät kommt, fällt es ihnen oft schwer darüber zu reden. Aus Scham, aus Angst oder ja der Aussichtslosigkeit eines Erfolgs. Die suchen sich ja nicht die Frauen raus, wo man mit Gegenwehr rechnen könnte. Oder stehen eh so weit oben, dass sie machen können, was sie wollen.“ Sie redete zu viel und musste sich bremsen. Aber offenbar hatte sie Redebedarf und eine gewisse Erfahrung? „Bin am Hafen aufgewachsen… wenn da ein Schiff kam, hieß es immer geh lieber nicht raus wegen der unterfickten Seeleute auf Landgang.“ Nachdenklich wand sie den Blick nach draußen, beobachtete die Häuschen und Leute an denen sie vorbei fuhren. „Idyllisch, wenn die Stadt so an einem vorbeizieht.“ Ob ihm das noch auffällt?
Doch sie unterdrückte ihre Gefühlsregung und lehnte sich leicht Kopf schüttelnd wieder zurück auf die Bank. Vom ängstlichen Sitzen auf der Kante war sie zu einem resignierten Lümmeln gekommen. Irgendwie würde sie ihm gerne mehr sagen, aber für ‚ich glaube der Schmied stellt Waffen für eine Art Anderlingaufstand her‘ war ihre Bekanntschaft zu frisch und Slava würde da sicher ein Wörtchen mitreden wollen, bevor sie davon herumerzählte. Deshalb vielleicht kürzer.
„Na ja, wir hatten eine handgreifliche Auseinandersetzung, der Zwerg und ich. Danach lag er am Boden und nicht ich. Unter Männern wäre dann doch jeder Streit geklärt, oder? Objektiv betrachtet hatte er mehr Schmerzen als ich.“ Darauf wer angefangen hatte, wollte sie nicht weiter eingehen. Den Seitenhieb hatte sie schon verstanden und das durfte er auch merken. Ihre Geschichte war wahr, hatte ihre Lücken und verschwiegene Details. Mehr konnte oder wollte sie dem Vicomte nicht sagen. „Deshalb war er ja so pissig. Wenn ich jetzt Streit suche – unabhängig von der Gesamtsituation in den Scherben – dann wird ihn das sicher nicht beruhigen, sondern er wird mir nur irgendwas vorhalten wie, dass ich ihm die Kohle klauen wollte.“ Ein Innehalten. Zugegeben hat sie ihm nun nebenbei ein Stück Kohle geklaut. „Und ich in seiner Schmiede nichts zu suchen hatte und er seine Gehilfen als Zeugen anbringen kann und dann ist er eben ein Schmiedemeister der Gilde und ich… niemand.“ Schulterzucken. „Mein Idealismus muss nicht daran bröckeln.“ Ja. Eine interessante Erkenntnis. Lieber die Kraft woanders reinstecken. Selbstlosigkeit. Klang nach viel, aber ein bisschen ja, manchmal. Bestimmt nicht immer. Aber wenn sie anderen Frauen besser helfen könnte. Nur
„Wenn ich Mädchen abends ein… treffe und man mitbekommt, dass etwas ähnliches vorgefallen ist, trauten sie sich doch nie in eine… schicke Kanzlei, um eine Aus… um davon zu erzählen. Wenn man nicht dazwischen geht. Sobald man zu spät kommt, fällt es ihnen oft schwer darüber zu reden. Aus Scham, aus Angst oder ja der Aussichtslosigkeit eines Erfolgs. Die suchen sich ja nicht die Frauen raus, wo man mit Gegenwehr rechnen könnte. Oder stehen eh so weit oben, dass sie machen können, was sie wollen.“ Sie redete zu viel und musste sich bremsen. Aber offenbar hatte sie Redebedarf und eine gewisse Erfahrung? „Bin am Hafen aufgewachsen… wenn da ein Schiff kam, hieß es immer geh lieber nicht raus wegen der unterfickten Seeleute auf Landgang.“ Nachdenklich wand sie den Blick nach draußen, beobachtete die Häuschen und Leute an denen sie vorbei fuhren. „Idyllisch, wenn die Stadt so an einem vorbeizieht.“ Ob ihm das noch auffällt?