"Ich war an der Wache, habe den Toten untersuchen lassen." Jarels Ton war leise und nicht weniger scharf als der des Großkomturs. "Und ich habe mit Slava geredet. Ich ahne, was du damit bezwecken wolltest. Gratuliere. Hast es erreicht."
Er deutete eine spöttische Verbeugung an.
"Ich empfehle mich, Großkomtur."
Tempelinsel | Der Orden der Flammenrose | die Komturei in Nowigrad
- Jarel Moore
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Wenzel wog den Beutel in der Hand. Wenn Jarel auf dieser Eben spielen wollte, konnte er es haben. Er überging die Anspielungen und die Schärfe in der Stimme seines Klingenmeisters. Wenn so etwas ihn aus der Reserve locken würde, wäre er an der falschen Stelle.
Immerhin wusste er jetzt, woher der Wind wehte. Sokolov war schwächer, als Wenzel angenommen hatte - zumindest wenn Jarel ins Spiel kam. Vielleicht hatte er diese Narretei tatsächlich unterschätzt, aber nun wusste er, woran er war. Und ihm wurde einmal mehr bewusst, weshalb es nie gut war, wenn persönliche Bindungen existierten. Daher befürwortete er die Enthaltsamkeit durchaus, denn durch sie fiel eine große Schwachstelle des Menschen einfach weg. Das hatte er bei Brenna gelernt und nun sah er es wieder deutlich vor sich. Liebesbeziehungen störten die Objektivität.
"Ich habe Euch nicht um Andeutungen und Bemerkungen jenseits der Sachebene gebeten, sondern einen Bericht befohlen, Klingenmeister. Vergesst nicht, wem Ihr untersteht.", sagte er auf diese ruhige Art, die Stürmen vorauszugehen pflegte. "Und ob und wann Ihr geht, entscheide ich." Egal ob jetzt oder später nach Wyzima.
Innerlich stöhnte Wenzel allerdings - er hatte gewollt, dass Jarel sein Selbstbewusstsein fand, hatte ihn Macht fühlen lassen. Und das hatte er nun davon. Jarel begann sich unter dem Joch zu winden, in dem er bisher so brav gezogen hatte.
Als Komtur konnte Wenzel das nicht dulden.
Als Freund konnte er es sogar verstehen, obwohl Jarel nicht einmal eine Andeutung machte, zu versuchen auch ihn zu verstehen. Ihn, der viel riskiert hatte bis hierhin, um den anderen Mann zu decken. Bis er diesen Fehler begangen hatte, den er korrigiert wissen musste und sich die Werkzeuge dazu so gefügt hatten, dass es schon fast an Vorhersehung grenzte. Sollte er sich dessen also schämen? Nein. Stünde er wieder vor der Wahl, er würde es genauso wieder entscheiden. Für die Menschen und für den Orden.
Immerhin wusste er jetzt, woher der Wind wehte. Sokolov war schwächer, als Wenzel angenommen hatte - zumindest wenn Jarel ins Spiel kam. Vielleicht hatte er diese Narretei tatsächlich unterschätzt, aber nun wusste er, woran er war. Und ihm wurde einmal mehr bewusst, weshalb es nie gut war, wenn persönliche Bindungen existierten. Daher befürwortete er die Enthaltsamkeit durchaus, denn durch sie fiel eine große Schwachstelle des Menschen einfach weg. Das hatte er bei Brenna gelernt und nun sah er es wieder deutlich vor sich. Liebesbeziehungen störten die Objektivität.
"Ich habe Euch nicht um Andeutungen und Bemerkungen jenseits der Sachebene gebeten, sondern einen Bericht befohlen, Klingenmeister. Vergesst nicht, wem Ihr untersteht.", sagte er auf diese ruhige Art, die Stürmen vorauszugehen pflegte. "Und ob und wann Ihr geht, entscheide ich." Egal ob jetzt oder später nach Wyzima.
Innerlich stöhnte Wenzel allerdings - er hatte gewollt, dass Jarel sein Selbstbewusstsein fand, hatte ihn Macht fühlen lassen. Und das hatte er nun davon. Jarel begann sich unter dem Joch zu winden, in dem er bisher so brav gezogen hatte.
Als Komtur konnte Wenzel das nicht dulden.
Als Freund konnte er es sogar verstehen, obwohl Jarel nicht einmal eine Andeutung machte, zu versuchen auch ihn zu verstehen. Ihn, der viel riskiert hatte bis hierhin, um den anderen Mann zu decken. Bis er diesen Fehler begangen hatte, den er korrigiert wissen musste und sich die Werkzeuge dazu so gefügt hatten, dass es schon fast an Vorhersehung grenzte. Sollte er sich dessen also schämen? Nein. Stünde er wieder vor der Wahl, er würde es genauso wieder entscheiden. Für die Menschen und für den Orden.
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"Tust du nicht.", erklärte Jarel und streckte sich. Er warf sich in die Brust. Der sonst so ergebene Ritter beugte sich nicht. Der Mann, der immer nach Vorbildern gesucht, immer nur zu gern gedient und sich immer innerhalb der Regeln bewegt hatte - zumindest bis er sich verliebte- wiedersetze sich.
Wenzel konnte es in seinen immer dunkler werdenden Augen sehen. Wut und vor allem...Trauer.
Loyalität und Vertrauen waren die Eckpfeiler seiner Welt gewesen. Der Welt, die jetzt in Trümmern lag.
"Ich werde gehen. Du hast einzig die Wahl mich ziehen zu lassen, oder rauszuwerfen."
Es war hart gewesen mit Slava zu brechen, aber noch viel härter zu erkennen, dass sein ältester Freund bereit war ihn für seine Ziele zu verraten und zu verkaufen, ja sogar zu zerstören.
"Ich gehe packen."
Es gab nur noch zwei Punkte, die ihn an diese vom Gefühlschaos durchgeschüttelten Welt banden. Und beide befanden sich in Wyzima.
Er würde dorthin reisen. Ob mit oder ohne Segen seines...was...was war Wenzel jetzt für ihn?
Er wollte gehen, blieb jedoch in der Tür stehen und drehte sich noch einmal um.
"Ich habe immer fest an unsere Freundschaft geglaubt. Und jetzt muss ich erkennen, dass ich für dich nichts weiter war als ein Werkzeug. Eines, dass du ohne jede Skrupel zu zerbrechen gewillt bist. Ich bin noch immer bereit dem Orden zu dienen. Aber nicht mehr dir."
Das sich hinter all der Wut etwas anderes verbarg war am Zittern in der Stimme zu hören.
Das etwas in dem Ritter zerbrochen war war an den dunklen Augen zu sehen, die - egal wie wütend der dunkelhaarige sich darzustellen versuchte - verdächtig schimmerten.
Wenzel konnte es in seinen immer dunkler werdenden Augen sehen. Wut und vor allem...Trauer.
Loyalität und Vertrauen waren die Eckpfeiler seiner Welt gewesen. Der Welt, die jetzt in Trümmern lag.
"Ich werde gehen. Du hast einzig die Wahl mich ziehen zu lassen, oder rauszuwerfen."
Es war hart gewesen mit Slava zu brechen, aber noch viel härter zu erkennen, dass sein ältester Freund bereit war ihn für seine Ziele zu verraten und zu verkaufen, ja sogar zu zerstören.
"Ich gehe packen."
Es gab nur noch zwei Punkte, die ihn an diese vom Gefühlschaos durchgeschüttelten Welt banden. Und beide befanden sich in Wyzima.
Er würde dorthin reisen. Ob mit oder ohne Segen seines...was...was war Wenzel jetzt für ihn?
Er wollte gehen, blieb jedoch in der Tür stehen und drehte sich noch einmal um.
"Ich habe immer fest an unsere Freundschaft geglaubt. Und jetzt muss ich erkennen, dass ich für dich nichts weiter war als ein Werkzeug. Eines, dass du ohne jede Skrupel zu zerbrechen gewillt bist. Ich bin noch immer bereit dem Orden zu dienen. Aber nicht mehr dir."
Das sich hinter all der Wut etwas anderes verbarg war am Zittern in der Stimme zu hören.
Das etwas in dem Ritter zerbrochen war war an den dunklen Augen zu sehen, die - egal wie wütend der dunkelhaarige sich darzustellen versuchte - verdächtig schimmerten.
- Wenzel von Herrenloh
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Widerstand. Vorwürfe. Natürlich.
Jarel war verletzt, weil er - Wenzel - letzten Ende hatte entscheiden müssen und er hatte zum Wohl des Ordens entschieden, welches niemals das Wohl des Einzelnen sein konnte. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen und weiteres Zögern hätte schwerwiegende Folgen gehabt. Er war nicht Komtur, um sich das Leben leicht zu machen. Doch Jarel tat ihm unrecht, wenn er ihm unterstellte, kaltblütig zu kalkulieren. Es fiel ihm nicht leicht, beim Licht, auf keinen Fall. Dafür hatten sie zu viel miteinander durchlebt und durchlitten.
"Du verkennst mich." Er wirkte weiterhin ruhig, doch innerlich tobte er, eine Stimmung, die Jarel durchaus nicjt unbekannt war und fast schlimmer als offene Wut. "Um dieser Freundschaft Willen, Jarel, habe ich zugesehen, obwohl es mich zerreißt, wenn du deine Seele für diesen Irrwitz auf's Spiel setzt. Um dieser Freundschaft Willen, habe ich dir, weiß der Himmel, viele Freiheiten gelassen und dich geschützt. Du hast nicht nur deinen Hals riskiert, sondern den deines Knappen gleich mit. Von meinem ganz zu schweigen. Ich habe mehr als einmal die Hand über euch gehalten, sogar über diesen Freiherrn. Und um dieser Freundschaft Willen sage ich dir jetzt, dass es hier endet. Wenn du schon nicht auf die Vernunft hören willst, dann höre auf den Grundsatz des Ordens, dem du dienst. Ich verlange nicht, dass du meine Beweggründe nachvollziehen kannst oder willst, aber ich verlange Loyalität, doch genau die muss ich in Zweifel ziehen." Wenzel atmete einmal tief durch. Was jetzt kam, würde sie beide zerbrechen und ihre Freundschaft vermutlich auch. Vielleicht musste Wenzel den alten Grundsatz akzeptieren, dass es an der Spitze einfach einsam sein musste.
"Wachen." Er musste die Stimme nicht einmal wirklich heben, denn seit der Sache mit de Ardh wimmelte es in diesem Gebäude von Wachen. Meistens sehr zu Wenzels Verdruss, gerade ear es allerdings praktisch, denn schon standen zwei Ritter in der Tür.
Ohne den Blick von Jarels ungläubig geweiteten Augen zu lösen, sagte er: "Der Klingenmeister steht vorerst unter Arrest.", wobei er hoffte, dass dieser sich einfach fügte. Die beiden Ritterbrüder wirkten bestürzt, keiner rührte Jarel an. Sie warteten einfach, ob er mitkam und würden ihn dann in eine Zelle bringen.
Lange würde Wenzel ihn da nicht sitzen lassen. Nur lange genug,num ein paar Dinge zu klären. Danach sollte er gehen, wohin es ihn auch zog.
Jarel war verletzt, weil er - Wenzel - letzten Ende hatte entscheiden müssen und er hatte zum Wohl des Ordens entschieden, welches niemals das Wohl des Einzelnen sein konnte. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen und weiteres Zögern hätte schwerwiegende Folgen gehabt. Er war nicht Komtur, um sich das Leben leicht zu machen. Doch Jarel tat ihm unrecht, wenn er ihm unterstellte, kaltblütig zu kalkulieren. Es fiel ihm nicht leicht, beim Licht, auf keinen Fall. Dafür hatten sie zu viel miteinander durchlebt und durchlitten.
"Du verkennst mich." Er wirkte weiterhin ruhig, doch innerlich tobte er, eine Stimmung, die Jarel durchaus nicjt unbekannt war und fast schlimmer als offene Wut. "Um dieser Freundschaft Willen, Jarel, habe ich zugesehen, obwohl es mich zerreißt, wenn du deine Seele für diesen Irrwitz auf's Spiel setzt. Um dieser Freundschaft Willen, habe ich dir, weiß der Himmel, viele Freiheiten gelassen und dich geschützt. Du hast nicht nur deinen Hals riskiert, sondern den deines Knappen gleich mit. Von meinem ganz zu schweigen. Ich habe mehr als einmal die Hand über euch gehalten, sogar über diesen Freiherrn. Und um dieser Freundschaft Willen sage ich dir jetzt, dass es hier endet. Wenn du schon nicht auf die Vernunft hören willst, dann höre auf den Grundsatz des Ordens, dem du dienst. Ich verlange nicht, dass du meine Beweggründe nachvollziehen kannst oder willst, aber ich verlange Loyalität, doch genau die muss ich in Zweifel ziehen." Wenzel atmete einmal tief durch. Was jetzt kam, würde sie beide zerbrechen und ihre Freundschaft vermutlich auch. Vielleicht musste Wenzel den alten Grundsatz akzeptieren, dass es an der Spitze einfach einsam sein musste.
"Wachen." Er musste die Stimme nicht einmal wirklich heben, denn seit der Sache mit de Ardh wimmelte es in diesem Gebäude von Wachen. Meistens sehr zu Wenzels Verdruss, gerade ear es allerdings praktisch, denn schon standen zwei Ritter in der Tür.
Ohne den Blick von Jarels ungläubig geweiteten Augen zu lösen, sagte er: "Der Klingenmeister steht vorerst unter Arrest.", wobei er hoffte, dass dieser sich einfach fügte. Die beiden Ritterbrüder wirkten bestürzt, keiner rührte Jarel an. Sie warteten einfach, ob er mitkam und würden ihn dann in eine Zelle bringen.
Lange würde Wenzel ihn da nicht sitzen lassen. Nur lange genug,num ein paar Dinge zu klären. Danach sollte er gehen, wohin es ihn auch zog.
- Jarel Moore
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Und tatsächlich fügte sich der Ritter.
Einen langen Moment starrte er Wenzel noch ungläubig an, dann folgte er den Wachen wie eine an Fäden hängende Marionette.
Arrest. Man sperrte ihn ein.
Vom Großkomtur zum verstoßenen Häftling innerhalb von Minuten.
Er sagte kein Wort, lies sich durchsuchen und seine Dolche abnehmen – zumindest die, die seine ehemaligen Kollegen fanden - bis er direkt vor der Zellentür stand.
„Ich brauche meine Medikamente.“, war der einzige Kommentar, den er von sich gab, als er den fensterlosen, düsteren Raum betrat.
Der ehemalige Ritter wunderte sich. Seine früheren Mitstreiter hatten ihn zwar untersucht, aber das mehr oder weniger fahrig. Und auch mehr oder weniger erfolgreich. Vermutlich weil sie ihn nicht noch weiter erniedrigen wollten als ohnehin schon.
Sowohl drei der versteckten Dolche, als auch seine Dietriche blieben ihn.
Als die Tür sich schloss, blieb Jarel in der Dunkelheit hinter der Tür stehen.
Einen Moment lang fuhr er mit den Fingerspitzen über die Stellen seiner Kleidung, unter denen sich die verborgenen Dolche versteckten. Dann stockte er und legte seine Hand auf die linke Brust.
Dort, direkt über seinem Herzen, hatte er den einfachen Zettel verstaut, den ihm Jakob einmal hinterlassen hatte.
Denk nach….
Dazu hatte er jetzt genug Zeit.
Einen langen Moment starrte er Wenzel noch ungläubig an, dann folgte er den Wachen wie eine an Fäden hängende Marionette.
Arrest. Man sperrte ihn ein.
Vom Großkomtur zum verstoßenen Häftling innerhalb von Minuten.
Er sagte kein Wort, lies sich durchsuchen und seine Dolche abnehmen – zumindest die, die seine ehemaligen Kollegen fanden - bis er direkt vor der Zellentür stand.
„Ich brauche meine Medikamente.“, war der einzige Kommentar, den er von sich gab, als er den fensterlosen, düsteren Raum betrat.
Der ehemalige Ritter wunderte sich. Seine früheren Mitstreiter hatten ihn zwar untersucht, aber das mehr oder weniger fahrig. Und auch mehr oder weniger erfolgreich. Vermutlich weil sie ihn nicht noch weiter erniedrigen wollten als ohnehin schon.
Sowohl drei der versteckten Dolche, als auch seine Dietriche blieben ihn.
Als die Tür sich schloss, blieb Jarel in der Dunkelheit hinter der Tür stehen.
Einen Moment lang fuhr er mit den Fingerspitzen über die Stellen seiner Kleidung, unter denen sich die verborgenen Dolche versteckten. Dann stockte er und legte seine Hand auf die linke Brust.
Dort, direkt über seinem Herzen, hatte er den einfachen Zettel verstaut, den ihm Jakob einmal hinterlassen hatte.
Denk nach….
Dazu hatte er jetzt genug Zeit.
- Wenzel von Herrenloh
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Wenzel sah den drei Männern nach und blickte selbst dann noch in die Richtung, als sie längst verschwunden waren. Erst nach einer ganzen Weile trat er wieder zurück in seine Gemächer und schloss die Tür leise hinter sich, gestattete sich einen Moment, die Augen zu schließen. Der Großkomtur kämpfte das Gefühl nieder, etwas zerschlagen zu müssen - solchen Impulsen gab er nur betrunken nach und das kam selten genug vor. Nun noch seltener, denn er hatte sämtliche Weine aus seinen Mauern verbannt. Zu viel hatte diese Eskapade nach außen gespült.
Die Wut. Die Enttäuschung.
War es also primitive Rache, die ihn zu diesen Schritten bewogen hatte? Verletzter Stolz und das Gefühl hintergangen worden zu sein? Ehrlicherweise müsste er diesen niederen Beweggründen eine Teilschuld zuweisen, doch das wäre eben nur die halbe Wahrheit.
Diese Beziehung, die offenkundig stark genug war, einen Mann wie Sokolov zum Einknicken zu bringen, durfte er einem angehenden Komtur nicht zugestehen. Zumal sie wider allem war, was ihr gemeinsamer Glaube lehrte. Wider die Natur. Wenn er als Komtur völlige Konsequenz walten lassen würde, stünden beide längst auf dem Scheiterhaufen, doch er war Jarel gegenüber zu nachsichtig und das hatte Sokolov eingeschlossen. Bis jetzt. Nur war er sich nicht sicher, ob Jarel wirklich mit diesem gebrochen hatte. Wenn der Erfolg tatsächlich war, ihn für den Orden zurück gewonnen zu haben und das vollumfänglich, dann würde er den schmerzhaften Verlust ihrer Freundschaft in Kauf nehmen.
Nur glaubte er es nicht. Und bis dahin...
Wenzel stieg in seine Amtsräume hinauf und verfasste zwei Schriftstücke, dann rief er Ealco zu sich.
"An den Großmeister.", kommentierte er einen der beiden Briefe. Den anderen las er noch einmal durch, dann reichte er die Weisungen offen an den Buchhalter weiter.
"Leite alles in die Wege. Zur Abendglocke. Und dann lass mein Pferd satteln und sag Tyssen, er solch sich bereit halten, mich zu begleiten."
Ealco überflog derweil die Notizen und wechselte die Farbe zu weiß, dann grün und schließlich grau. Mehr als seinen Herrn wortlos anzustarren, brachte er allerdings nicht fertig. Wenzel hatte bereits ein Buch aus dem Regal genommen und eine andere Feder gegriffen, um das Ordensregister zu aktualisieren. Er sah nicht auf, als er Ealco mit einem harschen: "Heute, wenn ich bitten darf.", hinaus komplementierte.
Vor allem, damit dieser nicht merkte, wie sehr die Hand zitterte, welche die Feder hielt. Nachsichtig. Einmal mehr, aber er konnte nicht anders.
Wenzel legte die Feder weg und schloss das Buch unverrichteter Dinge.
Die Wut. Die Enttäuschung.
War es also primitive Rache, die ihn zu diesen Schritten bewogen hatte? Verletzter Stolz und das Gefühl hintergangen worden zu sein? Ehrlicherweise müsste er diesen niederen Beweggründen eine Teilschuld zuweisen, doch das wäre eben nur die halbe Wahrheit.
Diese Beziehung, die offenkundig stark genug war, einen Mann wie Sokolov zum Einknicken zu bringen, durfte er einem angehenden Komtur nicht zugestehen. Zumal sie wider allem war, was ihr gemeinsamer Glaube lehrte. Wider die Natur. Wenn er als Komtur völlige Konsequenz walten lassen würde, stünden beide längst auf dem Scheiterhaufen, doch er war Jarel gegenüber zu nachsichtig und das hatte Sokolov eingeschlossen. Bis jetzt. Nur war er sich nicht sicher, ob Jarel wirklich mit diesem gebrochen hatte. Wenn der Erfolg tatsächlich war, ihn für den Orden zurück gewonnen zu haben und das vollumfänglich, dann würde er den schmerzhaften Verlust ihrer Freundschaft in Kauf nehmen.
Nur glaubte er es nicht. Und bis dahin...
Wenzel stieg in seine Amtsräume hinauf und verfasste zwei Schriftstücke, dann rief er Ealco zu sich.
"An den Großmeister.", kommentierte er einen der beiden Briefe. Den anderen las er noch einmal durch, dann reichte er die Weisungen offen an den Buchhalter weiter.
"Leite alles in die Wege. Zur Abendglocke. Und dann lass mein Pferd satteln und sag Tyssen, er solch sich bereit halten, mich zu begleiten."
Ealco überflog derweil die Notizen und wechselte die Farbe zu weiß, dann grün und schließlich grau. Mehr als seinen Herrn wortlos anzustarren, brachte er allerdings nicht fertig. Wenzel hatte bereits ein Buch aus dem Regal genommen und eine andere Feder gegriffen, um das Ordensregister zu aktualisieren. Er sah nicht auf, als er Ealco mit einem harschen: "Heute, wenn ich bitten darf.", hinaus komplementierte.
Vor allem, damit dieser nicht merkte, wie sehr die Hand zitterte, welche die Feder hielt. Nachsichtig. Einmal mehr, aber er konnte nicht anders.
Wenzel legte die Feder weg und schloss das Buch unverrichteter Dinge.
Niemals war ihm etwas schwerer gefallen, als der Weg, den er jetzt ging. In der Hand das Papier, schwer wie ein Stein. Das Licht der kleinen Laterne schaukelte im Takt seiner Schritte, folgte ihm wie eine Blase, begrenzt von Dunkelheit.
Er hatte sich fest vorgenommen, neutral zu bleiben, emotionslos, so wie man es von einem Boten erwartete. Doch als das Licht im Gang erschien und die bewachte Tür ankündigte, sank sein Mut. Der Mann hinter dieser Tür hatte all seinen Respekt, war eine Weile sein Komtur gewesen und Ealco verdankte ihm viel. Nicht zuletzt, dass er nicht genau dort drinnen saß und auf sein Urteil wartete.
Der Blick des Ritters an der Tür traf ihn und er straffte sich etwas, atmete durch. "Aufmachen." Es klang schwach in seinen eigenen Ohren.
Der Ritter gehorchte. Drinnen herrschte Dunkelheit und Ealco blinzelte nervös, hielt die Lampe weit vor sich, deren Lichtblase fast zögerlich durch die Schatten im Raum drang.
Da saß er. Auf dem Bett, Rücken an der Wand. Der Buchhalter konnte einen Moment lang nichts sagen, so eng war ihm die Kehle plötzlich. Dann räusperte er sich.
"Ehr... Kli...", er räusperte sich erneut. "Ritter Moore, Ser, folgt mir." Das fühlte sich so verflucht falsch an.
Er hatte sich fest vorgenommen, neutral zu bleiben, emotionslos, so wie man es von einem Boten erwartete. Doch als das Licht im Gang erschien und die bewachte Tür ankündigte, sank sein Mut. Der Mann hinter dieser Tür hatte all seinen Respekt, war eine Weile sein Komtur gewesen und Ealco verdankte ihm viel. Nicht zuletzt, dass er nicht genau dort drinnen saß und auf sein Urteil wartete.
Der Blick des Ritters an der Tür traf ihn und er straffte sich etwas, atmete durch. "Aufmachen." Es klang schwach in seinen eigenen Ohren.
Der Ritter gehorchte. Drinnen herrschte Dunkelheit und Ealco blinzelte nervös, hielt die Lampe weit vor sich, deren Lichtblase fast zögerlich durch die Schatten im Raum drang.
Da saß er. Auf dem Bett, Rücken an der Wand. Der Buchhalter konnte einen Moment lang nichts sagen, so eng war ihm die Kehle plötzlich. Dann räusperte er sich.
"Ehr... Kli...", er räusperte sich erneut. "Ritter Moore, Ser, folgt mir." Das fühlte sich so verflucht falsch an.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
„Ealco.“ Keine Frage, eine Feststellung. Eine Stimme in der Dunkelheit, düster wie Donnergrollen, rau wie das Knurren eines Tieres. Und einen Moment hatte der Buchhalter den Eindruck, etwas großes, muskelbacktes, haariges, bewehrt mit Klauen und Zähnen, trat bedrohlich auf ihn zu.
Doch dann war der Moment vorbei und Jarel trat aus dem Schatten und folgte tatsächlich.
War es so weit? Wenzel war nicht einmal selber gekommen.
Was es wohl werden würde? Galgen? Schwert? Feuer?
Er würde seine Enkeltochter nicht kennenlernen. Er würde seine Kinder nie wiedersehen.
Er würde nie wieder in die wundervollen Augen seines Liebsten blicken.
Ein beschissenes Ende für ein Leben, in dem er nach so langer Zeit noch einmal sein Glück gefunden hatte. Er hatte noch seine Dolche. Aber nein…er würde nie die Hand gegen Ealco erheben. Nie gegen einen seiner Brüder. Seiner echten Brüder.
Warum nannte ihn Ealco noch Ritter? Respekt? Angst? Was auch immer.
Er folgte einfach.
Doch dann war der Moment vorbei und Jarel trat aus dem Schatten und folgte tatsächlich.
War es so weit? Wenzel war nicht einmal selber gekommen.
Was es wohl werden würde? Galgen? Schwert? Feuer?
Er würde seine Enkeltochter nicht kennenlernen. Er würde seine Kinder nie wiedersehen.
Er würde nie wieder in die wundervollen Augen seines Liebsten blicken.
Ein beschissenes Ende für ein Leben, in dem er nach so langer Zeit noch einmal sein Glück gefunden hatte. Er hatte noch seine Dolche. Aber nein…er würde nie die Hand gegen Ealco erheben. Nie gegen einen seiner Brüder. Seiner echten Brüder.
Warum nannte ihn Ealco noch Ritter? Respekt? Angst? Was auch immer.
Er folgte einfach.
Ealco ging schweigend voran, die Wache folgte nicht. Das Zittern in seinen Knochen, das ihn in der Dunkelheit einen Moment lang befallen hatte, ließ erst nach einer ganzen Weile nach. Da waren sie fast schon am Platz hinter dem Tempel angekommen. Etwas war da im Schatten gewesen und dann war es verschwunden, hatte Jarel ausgespuckt. Vor ihnen lag schließlich der Platz mit dem hölzernen T, die Abendsonne schien von Westen und warf lange Schatten. Das Meer hinter der Mauer schien in Flammen zu stehen und eine milde Brise wehte von der See herein.
Eigentlich ein malerisches Bild...
Selten hatte Ealco etwas so sehr hinterfragt. Eine Entscheidung so sehr angezeweiftel. Dennoch versuchte er seiner Stimme Festigkeit zu verleihen, als er das Papier aufschüttelte wie ein Herold.
"Hiermit setzte ich Euch in Kenntnis, dass Ihr mit sofortiger Wirkung von Euren Ämtern enthoben seid. Alle Rechte und Vorzüge sind aufgehoben. Ihr erhaltet Stand und Saler eines gemeinen Ritterbruders. Es steht Euch frei, Euch Unterkunft im Haupthaus zu nehmen oder als fahrender Ritter der Komturei zu dienen. Ferner steht es Euch ebenso frei, Euer Schwert einer anderen Komturei anzuschwören." Ealcos Stimme verlor an Festigkeit. "Der Eintrag im Ordensregister lautet... lautet auf...", er seufzte. "Er lautet auf: unehrenhaft enthoben aufgrund Verrats an der Komturei Nowigrad.", ratterte er herunter.
Dann führte Ealco Jarel zu dessen ehemaligem Haus. Die Tür stand halb offen, jemand war hier gewesen.
Sollte Jarel ins Haus gehen, würde ihm auffallen, dass einige Dinge fehlten: die Paradeuniform nebst Rangabzeichen, der Wappenrock des Klingenmeisters und das Rangzeichen eines Meisters. Doch der Wappenrock des einfachen Ritters war noch da, vom Meister in Machart und gewissen Details zu unterscheiden. Sonst fehlte nichts. Seine Ordenshistorie war auf Null zurück gesetzt.
Ealco schniefte. "Ser..."
Eigentlich ein malerisches Bild...
Selten hatte Ealco etwas so sehr hinterfragt. Eine Entscheidung so sehr angezeweiftel. Dennoch versuchte er seiner Stimme Festigkeit zu verleihen, als er das Papier aufschüttelte wie ein Herold.
"Hiermit setzte ich Euch in Kenntnis, dass Ihr mit sofortiger Wirkung von Euren Ämtern enthoben seid. Alle Rechte und Vorzüge sind aufgehoben. Ihr erhaltet Stand und Saler eines gemeinen Ritterbruders. Es steht Euch frei, Euch Unterkunft im Haupthaus zu nehmen oder als fahrender Ritter der Komturei zu dienen. Ferner steht es Euch ebenso frei, Euer Schwert einer anderen Komturei anzuschwören." Ealcos Stimme verlor an Festigkeit. "Der Eintrag im Ordensregister lautet... lautet auf...", er seufzte. "Er lautet auf: unehrenhaft enthoben aufgrund Verrats an der Komturei Nowigrad.", ratterte er herunter.
Dann führte Ealco Jarel zu dessen ehemaligem Haus. Die Tür stand halb offen, jemand war hier gewesen.
Sollte Jarel ins Haus gehen, würde ihm auffallen, dass einige Dinge fehlten: die Paradeuniform nebst Rangabzeichen, der Wappenrock des Klingenmeisters und das Rangzeichen eines Meisters. Doch der Wappenrock des einfachen Ritters war noch da, vom Meister in Machart und gewissen Details zu unterscheiden. Sonst fehlte nichts. Seine Ordenshistorie war auf Null zurück gesetzt.
Ealco schniefte. "Ser..."
Zuletzt geändert von ERZÄHLER am Montag 1. Mai 2023, 20:26, insgesamt 1-mal geändert.
- Jarel Moore
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- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Lange Momente hatte Jarel auf das Meer gestarrt, in den Sonnenuntergang.
Den Platz kannte er. Er hatte zugesehen, wie Jakob hier seine Strafe empfangen hatte.
Und er wusste, was ihn nun erwartete.
Erst als er die Schritte hörte, drehte er sich um.
Wenzel. Er würde die Strafe selber vollziehen. Wenigstens das.
Der noch Klingenmeister stand aufrecht vor seinem ehemals besten Freund, ohne Reue in den Augen, ohne Furcht zu zeigen. Nein, er hob sogar das Kinn und straffte sich.
Er hatte mit schlimmerem gerechnet. Das würde hart werden, aber er würde es durchstehen. Und er würde von Herrenloh nicht die Genugtuung geben zu schreien, zu weinen oder zu betteln.
Keinesfalls. Er wandte den Blick nicht ab, starrte ihn direkt an, während er den Gambeson öffnete, auszog und Ealco hinhielt, der das Kleidungstück an sich nahm, gefolgt vom Hemd und Unterhemd.
Ohne ein Wort und ohne auf seine Brüder zu achten, die sich mit mehr oder minder entsetzten Gesichtsausdruck um ihn versammelt hatten drehte er sich um, legte die Arme über den tragenden waagerechten Balken und stellte die Beine leicht nach Hinten aus, um den Schlägen genug Widerstand leisten zu können.
Er schloss nicht die Augen, sondern starrte ins Nichts, regte sich kaum, gab keinen Laut von sich und das vom ersten bis zum letzten Schlag. Bildete er sich das ein, oder nahm die Intensität der Schläge zum Ende hin ab?
Erst nachdem nach dem neunzehnten Schlag kein weiterer folgte richtete er sich auf und musste mit einem Ausfallschritt den Schwindel ausgleichen, der ihn beinahe das Gleichgewicht kostete.
Wieder suchte sein Blick trotzig und stolz den des Großkomturs und auch wenn ihm der Schweiß in Strömen vom Gesicht ran und sein Atem schwer ging wie nach einem Marathon.
Jarel streckte ohne zur Seite zu sehen den Arm aus und nahm seine Kleidung von Ealco entgegen, der sogar noch etwas bleicher war als er selber.
Wortlos streifte er ein Kleidungsstück nach dem anderen über und lauschte dem, was der Buchhalter noch zu sagen hatte.
Das war es also. Die Demütigung das eine, der Schmerz das andere, doch die Trauer um die Freundschaft und der Verlust der Verbindung zum Orden…DAS war definitiv das schlimmste.
Kurz huschte sein Blick über die entsetzen Gesichter seinen Ritterbrüder, dann setze er an zu gehen.
Den Platz kannte er. Er hatte zugesehen, wie Jakob hier seine Strafe empfangen hatte.
Und er wusste, was ihn nun erwartete.
Erst als er die Schritte hörte, drehte er sich um.
Wenzel. Er würde die Strafe selber vollziehen. Wenigstens das.
Der noch Klingenmeister stand aufrecht vor seinem ehemals besten Freund, ohne Reue in den Augen, ohne Furcht zu zeigen. Nein, er hob sogar das Kinn und straffte sich.
Er hatte mit schlimmerem gerechnet. Das würde hart werden, aber er würde es durchstehen. Und er würde von Herrenloh nicht die Genugtuung geben zu schreien, zu weinen oder zu betteln.
Keinesfalls. Er wandte den Blick nicht ab, starrte ihn direkt an, während er den Gambeson öffnete, auszog und Ealco hinhielt, der das Kleidungstück an sich nahm, gefolgt vom Hemd und Unterhemd.
Ohne ein Wort und ohne auf seine Brüder zu achten, die sich mit mehr oder minder entsetzten Gesichtsausdruck um ihn versammelt hatten drehte er sich um, legte die Arme über den tragenden waagerechten Balken und stellte die Beine leicht nach Hinten aus, um den Schlägen genug Widerstand leisten zu können.
Er schloss nicht die Augen, sondern starrte ins Nichts, regte sich kaum, gab keinen Laut von sich und das vom ersten bis zum letzten Schlag. Bildete er sich das ein, oder nahm die Intensität der Schläge zum Ende hin ab?
Erst nachdem nach dem neunzehnten Schlag kein weiterer folgte richtete er sich auf und musste mit einem Ausfallschritt den Schwindel ausgleichen, der ihn beinahe das Gleichgewicht kostete.
Wieder suchte sein Blick trotzig und stolz den des Großkomturs und auch wenn ihm der Schweiß in Strömen vom Gesicht ran und sein Atem schwer ging wie nach einem Marathon.
Jarel streckte ohne zur Seite zu sehen den Arm aus und nahm seine Kleidung von Ealco entgegen, der sogar noch etwas bleicher war als er selber.
Wortlos streifte er ein Kleidungsstück nach dem anderen über und lauschte dem, was der Buchhalter noch zu sagen hatte.
Das war es also. Die Demütigung das eine, der Schmerz das andere, doch die Trauer um die Freundschaft und der Verlust der Verbindung zum Orden…DAS war definitiv das schlimmste.
Kurz huschte sein Blick über die entsetzen Gesichter seinen Ritterbrüder, dann setze er an zu gehen.
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Montag 1. Mai 2023, 21:15, insgesamt 1-mal geändert.
Ealco starrte Jarel einen Moment hinterher, dann kam Bewegung in den Buchhalter.
"Meister .... Ritter Moore, Ser, wartet .... Ich...", er geriet bereits etwas außer Atem. "Ich muss Euch bitten das Haus freizugeben. Es steht Euch frei Unterkunft... ach verflucht, so bleibt doch stehen." Die langen Schritte Jarels waren nichts für untrainierte Buchhalter.
"Ihr müsst ausziehen. Bis zur Morgenglocke muss das Haus zur Verfügung stehen." Ein Haus, das einem Meister gebührte, nicht aber einem einfachen Ritterbruder.
"Meister .... Ritter Moore, Ser, wartet .... Ich...", er geriet bereits etwas außer Atem. "Ich muss Euch bitten das Haus freizugeben. Es steht Euch frei Unterkunft... ach verflucht, so bleibt doch stehen." Die langen Schritte Jarels waren nichts für untrainierte Buchhalter.
"Ihr müsst ausziehen. Bis zur Morgenglocke muss das Haus zur Verfügung stehen." Ein Haus, das einem Meister gebührte, nicht aber einem einfachen Ritterbruder.
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- Lebenslauf: Jarel
„So eilig, Hm?“, antwortete er vor erschöpfung heiser.
All die Jahre treuer Dienerschaft und nun das. Nicht einmal einen Tag ließen sie ihm.
Jarels Entscheidung rückte ein gutes Stück näher in Richtung Flucht.
„Dann soll es so sein. Zur Morgenglocke steht mein.. das Haus zur Verfügung.“, versicherte er leise.
Er betrachtete Ealco einige Sekunden.
Was, wenn er Wenzel nicht gerettet hätte?
Wäre der Buchhalter noch auf freiem Fuß?
Wo wäre er selber dann jetzt?
Dann hätte er seinen „Freund“ auf andere Art verloren und statt der Wut, die sich langsam in ihn aufbaute und alles andere überdeckte wäre da jetzt Trauer.
Verdammt... er brauchte dringend einen guten Schluck.
Er nickte Ealco zu, drehte sich um und ging.
All die Jahre treuer Dienerschaft und nun das. Nicht einmal einen Tag ließen sie ihm.
Jarels Entscheidung rückte ein gutes Stück näher in Richtung Flucht.
„Dann soll es so sein. Zur Morgenglocke steht mein.. das Haus zur Verfügung.“, versicherte er leise.
Er betrachtete Ealco einige Sekunden.
Was, wenn er Wenzel nicht gerettet hätte?
Wäre der Buchhalter noch auf freiem Fuß?
Wo wäre er selber dann jetzt?
Dann hätte er seinen „Freund“ auf andere Art verloren und statt der Wut, die sich langsam in ihn aufbaute und alles andere überdeckte wäre da jetzt Trauer.
Verdammt... er brauchte dringend einen guten Schluck.
Er nickte Ealco zu, drehte sich um und ging.
Zuletzt geändert von Jarel Moore am Montag 1. Mai 2023, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
Ealco schaute sehr niedergeschlagen aus der Wäsche und wirkte dabei noch schlaksiger als sonst.
"Meister Moore, es tut mir Leid. Das kommt sicher wieder in Ordnung..." Natürlich... "Ich danke Euch jedenfalls für alles, was ihr für mich getan habt. Ich weiß nicht, wie. Wenn Ihr irgendwas braucht, lasst es mich wissen." Fehlte nur noch, dass er in Tränen ausbrach.
"Meister Moore, es tut mir Leid. Das kommt sicher wieder in Ordnung..." Natürlich... "Ich danke Euch jedenfalls für alles, was ihr für mich getan habt. Ich weiß nicht, wie. Wenn Ihr irgendwas braucht, lasst es mich wissen." Fehlte nur noch, dass er in Tränen ausbrach.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Ein weiteres Mal blieb Jarel stehen, drehte sich halb um und sah Ealco in die Augen.
Er war sechsundsechzig. Er hatte in Sachen Karriere alles erreicht, von dem er nicht gewusst hatte, dass er es wollte. Und alles verloren. Nichts würde wieder werden.
Einem Impuls folgend sah der Ritterbruder auf und ließ seinen Blick über das Geländer schweifen. Die kleinen Häuser der Ritter, die gepflasterten Wege, die Bögen und Treppen, die kleinen Grünflächen, die Brunnen.
Und der Tempel.
Gleich beim ersten Mal als er von Wyzima hier angekommen war, gleich nachdem er unter dem Torbogen durch geschritten war, gleich vom ersten Moment an hatte er sich hier zuhause gefühlt.
Und genau dieses Gefühl war erloschen. Der ehemalige Klingenmeister fühlte sich wie ein Eindringling. Als würde er hier nicht mehr hergehören.
Er wusste, er konnte nicht einfach gehen. Wenn, dann musste er fliehen. Desertieren.
Toussaint sollte um diese Jahreszeit sehr schön sein…
Doch diese Entscheidung sollte er nicht heute Treffen. Seine Emotionen kochten über. Enttäuschung, Trauer, aber auch Erleichterung. Er lebte noch. Sollte er dankbar sein?
Er horchte kurz in sich, doch da waren einzig ein zäher Pfuhl schwarzer Trauer und ein Ball dunkler, rotglühender, geballte Wut, an deren Seite der Schwarze lauerte um vorzuschnellen, sobald der Mensch um ihn nur einen Moment nicht aufpasste.
Er war nicht dankbar. Im Gegenteil. Er musste sich beherrschen, nicht die Zügel fallen und dem Schwarzen freien Lauf zu lassen.
Raus, vor die Tore der Stadt und dann einfach nur laufen, jagen und sein.
Er vermisste es sehr, dieses Gefühl das Adrenalin einfach schießen und lassen.
Mit Ilarion hatte er das oft genug getan, aber in seiner Welt waren eine schwarze Großkatze und ein Wolf groß wie ein Pferd etwas ganz gewöhnliches gewesen.
Und hier?
Seit einer Ewigkeit fühlte er sich wieder fremd.
Er sah noch einmal zu Ealco, die Augen ein bedenkenswertes Stück dunkler als vorher, nickte ihm zu und ging dann endgültig.
Er war sechsundsechzig. Er hatte in Sachen Karriere alles erreicht, von dem er nicht gewusst hatte, dass er es wollte. Und alles verloren. Nichts würde wieder werden.
Einem Impuls folgend sah der Ritterbruder auf und ließ seinen Blick über das Geländer schweifen. Die kleinen Häuser der Ritter, die gepflasterten Wege, die Bögen und Treppen, die kleinen Grünflächen, die Brunnen.
Und der Tempel.
Gleich beim ersten Mal als er von Wyzima hier angekommen war, gleich nachdem er unter dem Torbogen durch geschritten war, gleich vom ersten Moment an hatte er sich hier zuhause gefühlt.
Und genau dieses Gefühl war erloschen. Der ehemalige Klingenmeister fühlte sich wie ein Eindringling. Als würde er hier nicht mehr hergehören.
Er wusste, er konnte nicht einfach gehen. Wenn, dann musste er fliehen. Desertieren.
Toussaint sollte um diese Jahreszeit sehr schön sein…
Doch diese Entscheidung sollte er nicht heute Treffen. Seine Emotionen kochten über. Enttäuschung, Trauer, aber auch Erleichterung. Er lebte noch. Sollte er dankbar sein?
Er horchte kurz in sich, doch da waren einzig ein zäher Pfuhl schwarzer Trauer und ein Ball dunkler, rotglühender, geballte Wut, an deren Seite der Schwarze lauerte um vorzuschnellen, sobald der Mensch um ihn nur einen Moment nicht aufpasste.
Er war nicht dankbar. Im Gegenteil. Er musste sich beherrschen, nicht die Zügel fallen und dem Schwarzen freien Lauf zu lassen.
Raus, vor die Tore der Stadt und dann einfach nur laufen, jagen und sein.
Er vermisste es sehr, dieses Gefühl das Adrenalin einfach schießen und lassen.
Mit Ilarion hatte er das oft genug getan, aber in seiner Welt waren eine schwarze Großkatze und ein Wolf groß wie ein Pferd etwas ganz gewöhnliches gewesen.
Und hier?
Seit einer Ewigkeit fühlte er sich wieder fremd.
Er sah noch einmal zu Ealco, die Augen ein bedenkenswertes Stück dunkler als vorher, nickte ihm zu und ging dann endgültig.
- Wenzel von Herrenloh
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- Registriert: Freitag 13. Januar 2023, 20:42
- Lebenslauf:
Wenzel hatte sich wieder in seine Amtsgewänder gekleidet, trug seinen Ring, seine Kette und das Schwert. Sein Rücken schmerzte, sein Handgelenk ebenso. Neunzehn Hiebe mit dem Stock waren auch für den, der sie erteilte keine Kleinigkeit, wenn auch nicht annähernd so schmerzhaft. Doch sie kosteten Kraft, körperlich und in seinem Fall auch seelisch. Er fühlte sich, als hätte er etwas zerschlagen, dessen Wert sich ihm erst allmählich erschloss und während er die Strafe vollstreckte, die er selbst ausgesprochen hatte, begann er zu zweifeln. Doch es war zu spät, er durfte diese Zweifel nicht zulassen. Jarel hatte den Glauben, den Orden und damit ihn hintergangen. Er hatte geduldet, was er hatte dulden können. Mehr als er hatte dulden dürfen und selbst jetzt schützte er Jarel noch. Die Anklage lautete auf Konspiration mit der Krone, die Strafe gemildert durch seine langjährigen Verdienste.
Neunziehn Hiebe mit dem Stock.
Er wählte nicht die Peitsche, denn damit hätte er Jarels Todesurteil unterzeichnet. Und auch der Stock ging nicht über die ganze Strecke mit ganzer Wucht auf den Mann nieder, dem er sein Leben mehr als einmal anvertraut hatte. Dem er es verdankte. Freund. Bruder. Nun vermutlich Feind. Wenzel vollstreckte derlei Urteile stets selbst, so viel Ehre musste dem Delinquenten einfach zuteil werden. Ein Mann sollte bereit sein, Strafen zu vollstrecken, die er aussprach - das hatte ihn sein Vater gelehrt und dieser hatte viel gestraft, doch nie ungerechtfertigt.
War dies gerechtferitgt gewesen? Dies alles?
Der Großkomtur stand im Dunkeln am Fenster seiner Amtsräume und blickte auf das Meer hinaus. Schwärze.
Dann klopfte Ealco. Es wurde Zeit für das Diner.
Neunziehn Hiebe mit dem Stock.
Er wählte nicht die Peitsche, denn damit hätte er Jarels Todesurteil unterzeichnet. Und auch der Stock ging nicht über die ganze Strecke mit ganzer Wucht auf den Mann nieder, dem er sein Leben mehr als einmal anvertraut hatte. Dem er es verdankte. Freund. Bruder. Nun vermutlich Feind. Wenzel vollstreckte derlei Urteile stets selbst, so viel Ehre musste dem Delinquenten einfach zuteil werden. Ein Mann sollte bereit sein, Strafen zu vollstrecken, die er aussprach - das hatte ihn sein Vater gelehrt und dieser hatte viel gestraft, doch nie ungerechtfertigt.
War dies gerechtferitgt gewesen? Dies alles?
Der Großkomtur stand im Dunkeln am Fenster seiner Amtsräume und blickte auf das Meer hinaus. Schwärze.
Dann klopfte Ealco. Es wurde Zeit für das Diner.
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
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- Lebenslauf: Jarel
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Für Jarel geht es hier weiter.
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- Vyacheslav Sokolov
- Spieler Level 5
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- Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
- Lebenslauf: Slava
-------------------------------------------------------------
von: Lagerhäuser am Hafen/Vor der Wache
Datum: früher Abend des 12. August 1278
betrifft: Valjan
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Sie erreichten den Tempel und Slava antwortete nicht mehr. Valjan hatte an diesem Tag wohl einiges verkraften müssen, und nun auch noch eine Totenwache. die nächste Überraschung für ihn war allerdings die 'Familiengruft', man war so freundlich es Slava zu erklären, wobei er so tat als habe er es natürlich gewußt. Eine Familiengruft also, die bitte instandgehalten werden sollte. Na Bravo.
Aber für den Moment war es egal, für den Moment war er froh, dass Valentine eine letzte Ruhestädte gefunden hatte, eine würdige. Wenn er doch nur für Amir das gleich hätte tun können.
Aber so war das nun einmal im Krieg und im Einsatz.
von: Lagerhäuser am Hafen/Vor der Wache
Datum: früher Abend des 12. August 1278
betrifft: Valjan
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Sie erreichten den Tempel und Slava antwortete nicht mehr. Valjan hatte an diesem Tag wohl einiges verkraften müssen, und nun auch noch eine Totenwache. die nächste Überraschung für ihn war allerdings die 'Familiengruft', man war so freundlich es Slava zu erklären, wobei er so tat als habe er es natürlich gewußt. Eine Familiengruft also, die bitte instandgehalten werden sollte. Na Bravo.
Aber für den Moment war es egal, für den Moment war er froh, dass Valentine eine letzte Ruhestädte gefunden hatte, eine würdige. Wenn er doch nur für Amir das gleich hätte tun können.
Aber so war das nun einmal im Krieg und im Einsatz.
- Valjan Novka
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- Registriert: Mittwoch 4. Januar 2023, 17:46
- Lebenslauf: V
Familiengruft? Aber der Feldwebel nickte beiläufig. Klar, die Sokolov-Familiengruft, haben alle schon mal davon gehört. Selbst Slava... Tatsächlich nutzte Valjan die Zeit der Erklärung mit halbgeschlossenen Augen für einen kleinen Moment zu dösen, nur um sich darauf um so zackiger in Bewegung zu setzen. Hellwach folgte er und überholte Slava schließlich, um ihm die Türe zur Gruft zu öffnen und aufzuhalten, bevor er hinter ihm hinein schlüpfte. Der Freiherr sollte sich zumindest ein bisschen benehmen wie ein Freiherr und nicht alles selber machen.
Aber nun Valentines Leiche tatsächlich im Schummerlicht zu sehen, schnürte den Hals zu. Nun war es Gewissheit. Valjan blieb stehen, starrte den Gefallenen an und konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken zu ihren Brüdern flossen. Sie fasste ihre Hände hinter ihrem Rücken fester zusammen und wartete. Wartete auf Slava und konnte wieder das Geräusch hören, das seine Faust auf dem Türrahmen gemacht hatte, bevor sie selbst an den Leichnam treten würde.
Aber nun Valentines Leiche tatsächlich im Schummerlicht zu sehen, schnürte den Hals zu. Nun war es Gewissheit. Valjan blieb stehen, starrte den Gefallenen an und konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken zu ihren Brüdern flossen. Sie fasste ihre Hände hinter ihrem Rücken fester zusammen und wartete. Wartete auf Slava und konnte wieder das Geräusch hören, das seine Faust auf dem Türrahmen gemacht hatte, bevor sie selbst an den Leichnam treten würde.
- Vyacheslav Sokolov
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- Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
- Lebenslauf: Slava
Als sie wieder alleine waren - Slava hatte tatsächlich den Impuls überbrücken müssen, sich die Türe selbst zu öffnen. Ja, er musste sich daran gewöhnen sich wie ein Adeliger zu verhaltenen.
Aber gerade wollte er sich damit nicht beschäftigen. Später, alles später.
Jetzt stand er vor Valentines Leiche.
Er wußte natürlich dass so etwas früher oder später geschehen musste, aber auch einer, der abgebrüht war wie er, war nicht vollständig immun gegen Trauer. Nun war er nun beherrscht, er würde nicht gegen die nächste Wand schlagen.
Er stand nur stumm vor dem Kameraden, betrachtete das Gesicht.
Gedanken darüber, dass die Leichenstarre sich wohl bereits wieder gelöst haben musste verdrängte er. Das schummrige Licht von den Öllampen und aus den Feuerschalen wischte die ungesunde Blässe weg und ein Tuch verdeckte die Schnittwunde. Man wollte sich vielleicht vorstellen, dass er nur schliefe, aber auch im Schlaf war immer eine Restspannung der Muskulatur vorhanden, die den Charakter ausmachten. Nur bei einem Toten fehlte diese, so dass es vielmehr so war, dass dies das Gesicht fremd machte. Er konnte sich noch eher vorstellen, da läge ein anderer. Vielleicht kam das sogar hin. Seine Seele war nicht im Körper. Musste man das glauben damit es real war?
In seiner Welt glaubte er nicht an unsterbliche Seelen. Er konnte sie nicht sehen, und was man nicht sehen und messen konnte war nciht real. Und wenn doch spielte er einfach keine Rolle. Jetzt hier war nicht nur in einer Hinsicht sein ganzes Weltbild auf den Kopf gestellt worden. Magie, Geister... Und wenn er ganz ehrlich war hatte er schon länger geahnt, dass es mehr gab, nur war es immer schon so unbegreiflich gewesen, dass er es weggeschoben hatte.
Nur jetzt wollte er mit der Grübelei aufhören, er wollte an Valentine denken.
Aber egal was er sagen konnte, es wäre falsch gewesen. Sie waren nie die besten Freunde gewesen, er hatte die Operation geleitet und er hatte ihn auf seine Seite gezogen, aber er hatte ihm auch ordentlich Ärger bereitet. Hätte er ihn nicht zu den Jägern geholt, er wäre vermutlich direkt erschossen worden oder in irgendeinem Gefängnis in Sibirien vergammelt. Diese Version war das beste was er ihm hatte bieten können. Landesverrat, aber Leben. Nur wäre er nciht verschwunden, dann wären Schura und er in der Zone geblieben. was dann?
Das hier hatte er nicht kommen sehen...
Er riss sich aus den Gedanken. Novka ging es irgendwie ähnlich. Jetzt gerade konnte man deutlich das junge Mädchen sehen, wenn man sich die Mühe machte, hinter die Kulissen zu schauen. Eigentlich war es nicht so schwer, wenn man wußte worauf man zu achten hatte... eigentlich. Aber die meisten haben sich mit einem flüchtigen Blick und dem ersten Eindruck zufrieden, alles weitere war zu aufwendig. Ihr Glück.
Sie kannte ihn kaum und war doch so mitfühlend. Umgekehrt hatte er dass bei einem ihrer Kollegen nicht hinbekommen. Die toten Wächter auf dem Platz des Hierarchen, das waren nur Leichen für ihn gewesen, anonyme Opfer, eine Zahl in einem Bericht, kein Mitgefühl.
In einem anderen Leben hätte er sie vielleicht wirklich kurz in den Arm genommen, aber hier war das mehr als unpassend.
Eben rang er noch mit sich, etwas freundliches zu sagen...
da klopfte es. An die Tür der Gruft. Wer klopfte ernsthaft bei einer Gruft an die Türe?
Auch ohne dass er antwortet trat derjenige ein.
Der Mann, der eintrat war, soweit man im schummerigen Licht erkennen konnte, nur durchschnittlich groß, ein wenig größer nur als Novka, drahtig. Älter als er selbst, bewegte sich aber agil.
Die Augenfarbe war nciht zu erkennen, obwohl er näher trat. Er war glatzköpfig, halbwegs glatt rasiert und trug einen ledernen Kittel über der praktischen mehrlagigen Kleidung, wie es Handwerker taten und dazu eine fast schon modern wirkenden Brille mit Vergrößerungsglas.
Eigentlich unauffällig, sähe es an dieser Stelle nciht zu sehr nach einer Verkleidung aus.
Dass aber bewirkte nur der Ort, an dem so gut wie alles deplatziert war, sein Pech, denn steckte man ihn unten in der Stadt in ein beliebiges anderes Outfit, er würde kaum auffallen. Mit wachsendem Interesse musterte Slava ihn.
"Ser..., Feldwebel." er nickte Slava zu, dann kurz auch Novka und sein Blick streifte den Toten. All das war bewusst gesetzt, damit die Anwesenden sahen dass er sie betrachtete, natürlich hatte er beim Eintreten die Lage bereits sondiert.
"Ich drück euch mein ernstgemeintes Beileid aus, aber, Ser... dürfte ich euch kurz unter vier Augen sprechen?"
Direkt zum Punkt. Wenn man diese Handschrift erst einmal kannte...
Aber gerade wollte er sich damit nicht beschäftigen. Später, alles später.
Jetzt stand er vor Valentines Leiche.
Er wußte natürlich dass so etwas früher oder später geschehen musste, aber auch einer, der abgebrüht war wie er, war nicht vollständig immun gegen Trauer. Nun war er nun beherrscht, er würde nicht gegen die nächste Wand schlagen.
Er stand nur stumm vor dem Kameraden, betrachtete das Gesicht.
Gedanken darüber, dass die Leichenstarre sich wohl bereits wieder gelöst haben musste verdrängte er. Das schummrige Licht von den Öllampen und aus den Feuerschalen wischte die ungesunde Blässe weg und ein Tuch verdeckte die Schnittwunde. Man wollte sich vielleicht vorstellen, dass er nur schliefe, aber auch im Schlaf war immer eine Restspannung der Muskulatur vorhanden, die den Charakter ausmachten. Nur bei einem Toten fehlte diese, so dass es vielmehr so war, dass dies das Gesicht fremd machte. Er konnte sich noch eher vorstellen, da läge ein anderer. Vielleicht kam das sogar hin. Seine Seele war nicht im Körper. Musste man das glauben damit es real war?
In seiner Welt glaubte er nicht an unsterbliche Seelen. Er konnte sie nicht sehen, und was man nicht sehen und messen konnte war nciht real. Und wenn doch spielte er einfach keine Rolle. Jetzt hier war nicht nur in einer Hinsicht sein ganzes Weltbild auf den Kopf gestellt worden. Magie, Geister... Und wenn er ganz ehrlich war hatte er schon länger geahnt, dass es mehr gab, nur war es immer schon so unbegreiflich gewesen, dass er es weggeschoben hatte.
Nur jetzt wollte er mit der Grübelei aufhören, er wollte an Valentine denken.
Aber egal was er sagen konnte, es wäre falsch gewesen. Sie waren nie die besten Freunde gewesen, er hatte die Operation geleitet und er hatte ihn auf seine Seite gezogen, aber er hatte ihm auch ordentlich Ärger bereitet. Hätte er ihn nicht zu den Jägern geholt, er wäre vermutlich direkt erschossen worden oder in irgendeinem Gefängnis in Sibirien vergammelt. Diese Version war das beste was er ihm hatte bieten können. Landesverrat, aber Leben. Nur wäre er nciht verschwunden, dann wären Schura und er in der Zone geblieben. was dann?
Das hier hatte er nicht kommen sehen...
Er riss sich aus den Gedanken. Novka ging es irgendwie ähnlich. Jetzt gerade konnte man deutlich das junge Mädchen sehen, wenn man sich die Mühe machte, hinter die Kulissen zu schauen. Eigentlich war es nicht so schwer, wenn man wußte worauf man zu achten hatte... eigentlich. Aber die meisten haben sich mit einem flüchtigen Blick und dem ersten Eindruck zufrieden, alles weitere war zu aufwendig. Ihr Glück.
Sie kannte ihn kaum und war doch so mitfühlend. Umgekehrt hatte er dass bei einem ihrer Kollegen nicht hinbekommen. Die toten Wächter auf dem Platz des Hierarchen, das waren nur Leichen für ihn gewesen, anonyme Opfer, eine Zahl in einem Bericht, kein Mitgefühl.
In einem anderen Leben hätte er sie vielleicht wirklich kurz in den Arm genommen, aber hier war das mehr als unpassend.
Eben rang er noch mit sich, etwas freundliches zu sagen...
da klopfte es. An die Tür der Gruft. Wer klopfte ernsthaft bei einer Gruft an die Türe?
Auch ohne dass er antwortet trat derjenige ein.
Der Mann, der eintrat war, soweit man im schummerigen Licht erkennen konnte, nur durchschnittlich groß, ein wenig größer nur als Novka, drahtig. Älter als er selbst, bewegte sich aber agil.
Die Augenfarbe war nciht zu erkennen, obwohl er näher trat. Er war glatzköpfig, halbwegs glatt rasiert und trug einen ledernen Kittel über der praktischen mehrlagigen Kleidung, wie es Handwerker taten und dazu eine fast schon modern wirkenden Brille mit Vergrößerungsglas.
Eigentlich unauffällig, sähe es an dieser Stelle nciht zu sehr nach einer Verkleidung aus.
Dass aber bewirkte nur der Ort, an dem so gut wie alles deplatziert war, sein Pech, denn steckte man ihn unten in der Stadt in ein beliebiges anderes Outfit, er würde kaum auffallen. Mit wachsendem Interesse musterte Slava ihn.
"Ser..., Feldwebel." er nickte Slava zu, dann kurz auch Novka und sein Blick streifte den Toten. All das war bewusst gesetzt, damit die Anwesenden sahen dass er sie betrachtete, natürlich hatte er beim Eintreten die Lage bereits sondiert.
"Ich drück euch mein ernstgemeintes Beileid aus, aber, Ser... dürfte ich euch kurz unter vier Augen sprechen?"
Direkt zum Punkt. Wenn man diese Handschrift erst einmal kannte...
- Valjan Novka
- Spieler Level 4
- Beiträge: 653
- Registriert: Mittwoch 4. Januar 2023, 17:46
- Lebenslauf: V
Slava trauerte stumm oder dachte nach. Der Kopf zu voll, sodass Valjan doch neben den Leichnam getreten war. Sie holte Luft und ihre Lippen formten leise Worte:
„Ich… ich wollte nur danke sagen, Valentine... Unser Kennenlernen an diesem Abend, der viel zu kurz her ist, wird mir in Erinnerung bleiben. Ich habe dort so viele Geschichten gehört, von Welten und Orten und Dinge gesehen, die ich mir nicht vorstellen konnte, sodass ich bereits jetzt meinen Enkelkindern genügend zu erzählen hätte. Aber es sind nicht diese unerreichbaren Orte, lebensrettenden Tinkturen oder mächtigen Geräte, die ich nicht vergessen kann, sondern ihr… diese, eure Kameradschaft, die man wohl nur erreicht, wenn man mehrmals zusammen durch die Scheiße gerobbt ist und dennoch habt ihr mich aufgenommen ohne viel zu fragen, einfach so wie ich bin. Ich... ich fühlte mich so willkommen an eurem Tisch. Aufgehoben, versorgt und jetzt…? Jetzt seid Ihr gefallen für diese Loyalität und im Namen Nowigrads, meiner Stadt und meine Heimat, aber – nicht Eure. Ich hätte sie Euch gerne gezeigt, statt…“ Weiter kam sie nicht. Ein paar Tränen rannen bereits still über ihre Wangen, bevor sie sich noch einmal zusammen riss, Haltung annahm:
„Danke, Herr Evans aus London.“ Eine Hand wollte erst salutieren, strich dann aber über die Stirn des Toten und die Feldwebel beugte sich vor, um diese zum Abschied zu küssen.
Kaum hatten ihre Lippen Valentine berührt, klopfte es. Valjan trat prompt zwei Schritte zurück, wischte sich dabei mit dem Handrücken über das Gesicht die Tränen beiseite und nahm Haltung an. Augen geradeaus. Keine Sekunde zu früh, denn die Tür ging auf. Es folgte ein gegenseitiges Mustern aus den Augenwinkeln und Valjan nickte dem Fremden zur Begrüßung zu.
Ein Gespräch unter vier Augen, also. Novka drehte sich zu Slava und wartete darauf welche Worte ihn weg schickten.
„Ich… ich wollte nur danke sagen, Valentine... Unser Kennenlernen an diesem Abend, der viel zu kurz her ist, wird mir in Erinnerung bleiben. Ich habe dort so viele Geschichten gehört, von Welten und Orten und Dinge gesehen, die ich mir nicht vorstellen konnte, sodass ich bereits jetzt meinen Enkelkindern genügend zu erzählen hätte. Aber es sind nicht diese unerreichbaren Orte, lebensrettenden Tinkturen oder mächtigen Geräte, die ich nicht vergessen kann, sondern ihr… diese, eure Kameradschaft, die man wohl nur erreicht, wenn man mehrmals zusammen durch die Scheiße gerobbt ist und dennoch habt ihr mich aufgenommen ohne viel zu fragen, einfach so wie ich bin. Ich... ich fühlte mich so willkommen an eurem Tisch. Aufgehoben, versorgt und jetzt…? Jetzt seid Ihr gefallen für diese Loyalität und im Namen Nowigrads, meiner Stadt und meine Heimat, aber – nicht Eure. Ich hätte sie Euch gerne gezeigt, statt…“ Weiter kam sie nicht. Ein paar Tränen rannen bereits still über ihre Wangen, bevor sie sich noch einmal zusammen riss, Haltung annahm:
„Danke, Herr Evans aus London.“ Eine Hand wollte erst salutieren, strich dann aber über die Stirn des Toten und die Feldwebel beugte sich vor, um diese zum Abschied zu küssen.
Kaum hatten ihre Lippen Valentine berührt, klopfte es. Valjan trat prompt zwei Schritte zurück, wischte sich dabei mit dem Handrücken über das Gesicht die Tränen beiseite und nahm Haltung an. Augen geradeaus. Keine Sekunde zu früh, denn die Tür ging auf. Es folgte ein gegenseitiges Mustern aus den Augenwinkeln und Valjan nickte dem Fremden zur Begrüßung zu.
Ein Gespräch unter vier Augen, also. Novka drehte sich zu Slava und wartete darauf welche Worte ihn weg schickten.