Der Tempel des Ewigen Feuers | Klosterhof

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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von/nach Das Haus der Melitele - Hof und Wirtschaftsgebäude, Waisenhaus -> Der Tempel des Ewigen Feuers | Klosterhof
Datum: 31. August 1278, Nachmittags
betrifft: Bernard und wer sich sonst noch berufen fühlt
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Nachdem Jakob Jarel verlassen hatte, war er zum Kloster zurück gekehrt, um dort festzustellen, dass seine Schwertkameraden zu einem Sondertraining hatten ausrücken dürfen. Scheinbar waren dem Herrn der Knappen die Reitkünste des schönen Hermanns negativ aufgestoßen, was diesen veranlasst hatte, die Knappschaft zu Pferde durchs Umland zu treiben. Jakob war ganz froh sich dieser Trainingseinheit entziehen zu können, da er genau wusste, wie seine Reitkünste waren und dagegen war der schöne Hermann ein Virtuose auf dem Pferderücken - mit oder ohne Worg. Schlecht war, dass er seine Stubenkameraden nicht zum Singen animieren konnte, da sie nicht da waren. Aber so richtig motiviert war er selbst nicht, da ihn noch immer die innere Unruhe herum trieb wie einen räudigen Kater die Balz. Schließlich besorgte er sich ein zweites Mittagessen in der Küche und ging dann zur Waffenkammer, um sich ein Trainingsschwert zu holen. Die Waffen waren allesamt nicht sonderlich gut, aber er suchte eine Klinge aus, die wenigstens brauchbar balanciert war und nicht völlig krumm. Damit ging er in den Hof, auf dem immer diverse Trainingsgeräte, Ziele und Puppen herumstanden. Sicher wäre schießen auch eine Option, aber man konnte mit dem Schwert deutlich besser überschüssige Aggressionen abbauen.
Vor einer Attrappe aus mit Leder umwickelten Strohbündeln nahm er Aufstellung. Es kostete ihn einige Atemzüge des Sammelns, nicht einfach wild auf die Puppe einzuprügeln, um seinem Ärger Luft zu machen. Trotzdem fielen die ersten Hiebe heftig aus, landeten aber sauber und technisch korrekt. Einmal im Flow, waren die Wunde am Bein und die schmerzende Hand nur noch leise Informationen am Rande seines Bewusstseins, irrelevant weil nicht störend genug. Er ließ die Kraft fließen, atmete und folgte genau definierten Abfolgen von Hub, Schlag und Parade. Die Puppe schwankte auf dem hölzernen Gestell, auf dem sie fixiert war, drehte sich gar trudelnd einmal um die eigene Achse. Hin und wieder flog ein Fetzen Stroh und während die Sonne über die Mauern kroch und em Tag einen Anklang von nachmittäglichem Gold verlieh, begann Jakob zu schwitzen und endlich ruhiger zu werden.
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Orden der Flammenrose
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Bernard gähnte. Er war erst zur vierten Stunde wieder aufgewacht, hatte ein erfrischendes Bad genommen und sich beim ‚Frühstück‘ von Konrad, dem anderen Leibwächter in seinem Alter, in Kenntnis setzen lassen, was es Neues gab: der Rat der Meister trifft sich morgen Mittag, um über Ritter nicht mehr Klingenmeister Moores Schicksal zu entscheiden - also nicht sofort Scheiterhaufen, seine Exzellenz war noch mit Ser von Alensbach unterwegs bei den Wencks, um sich mit der Erzpriesterin zu treffen – die wusste auch, was sie tat und Rudegar Fabius von Dörpel-Reiherkoppener war beim Ball ohne Begleitung erscheinen und das nachdem man ihn letzte Woche mit einer Elfe zusammen gesehen haben soll! – Wer?. Es folgte noch eine Abhandlung über dessen Schuhwerk und Eignung beim Tanz, bei der Bernard allmählich den Faden verloren hatte und sich deshalb entschlossen hatte an die frische Luft zu gehen.

Draußen war es angenehm warm und sonnig, sodass er von einer Bank aus nun schon seit einer gewissen Zeit den Knappen dabei beobachtete wie dieser der Strohpuppe das Fürchten lehrte. Jede vernunftbegabte Person hätte sich bei diesen Schlägen schon lange vom Acker gemacht, aber die Puppe zeigte sture Standhaftigkeit. Lothar hatte recht, der Junge war gut und Bernard immer noch ein bisschen müde, sodass er ein zweite Mal gähnte.
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Jakob von Nagall
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Der Beobachter war Jakob nicht entgangen. Sich auf einen Gegner konzentrieren und dabei die Umgebung außer Acht lassen, bekam man in seiner Ausbildung fast so schnell ausgetrieben wie nächtlichen Schlaf. Der Leibwächter hätte ihn von hinten angreifen können, Jakob wäre mit einer Parade bereit gewesen, aber der Mann suchte sich lieber ein Plätzchen in der Sonne. Auch gut. Zuschauer störten ihn normalerweise nicht, auch wenn sich seine Gleichgültigkeit dahingehend in dieser Welt etwas aufgeweicht hatte. Durch die Neuordnung seiner Welt war es ihm inzwischen nicht mehr gänzlich egal, wie er wahrgenommen wurde. In Nowigrad war es als Knappe des Klingenmeisters von Bedeutung gewesen und hier war es das auch, eben nur als Knappe des Verräters. Andere Vorzeichen, gleiches Problem.
Er drehte sich, übte eine Abfolge aus Schritten und Hieben, die Jarel ihm noch beigebracht hatte, bevor er Nowigrad verlassen hatte. Das Schwert hinterließ eine Kerbe in der Halsbeuge des potentiellen Gegners, brachte die Attrappe zum wanken und Jakob sie mit einem Tritt vor die Brust wie in Zeitlupe zum Kippen. Nein, ganz war seine Wut noch nicht verflogen. Sie versteckte sich nur gut unter der Routine.
Er hielt inne und betrachtete das Resultat seines friedliches Gemetzel. Schweiß rann ihm aus dem Haar über die Schläfen und den Nacken hinab. Das Hemd klebte längst an seinen Schultern. Durst meldete sich und er steckte das Schwert weg, um am nahe gelegenen Brunnen einen Eimer hoch zu ziehen. Anders als Jarel, der aus allem immer eine Show machen musste, tauchte Jakob lediglich die Hände ein und trank aus diesen, bevor er Gesicht und Nacken benetzte.
Dann packte ihn eine seltsame Laune und er zog das Schwert erneut, Spitze zum Boden gesenkt, und ging auf den Ritter zu. Hatte von Tretogor da nicht was gesagt? Ein paar Schritt entfernt blieb er stehen und formte den Kelch der Flamme mit der freien Rechten. Gewohnheitsmäßig focht er noch immer mit Links und hielt das Schwert entsprechend in dieser Hand.
"Erweist Ihr mir die Ehre, Ser? Die Knappschaft scheint ausgeflogen und der Strohkamerad ist heute so passiv." Jakob ließ die Schwertspitze einen eleganten Kreis vollführen, indem er das Handgelenk drehte. Seine Füße setzte er dabei eher in Fechtermanier. Vielleicht konnte er seine aufgestaute Energie ja mit einem echten Gegner abbauen. Zudem einem, der wohl etwas von der Schwertkunst verstehen sollte, bei dem Posten, den er inne hatte.
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„Wo die Knappschaft ist weiß ich nicht.“ Der etwas ältere Ritter erhob sich, steckte sich dabei und musterte sein Gegenüber. Jakob war ein paar Jahre jünger, die in dem Alter noch etwas ausmachen können, aber dafür ein wenig größer und eher dunkel als hell. Außerdem sah Bernard ihm auf die Finger, nicht nur weil sie offenbar geheilt waren. Das Bein war zwar noch verletzt, aber es schien den Knappen mit einem Blick auf den Strohkameraden nicht mehr viel zu belasten. Ein Übungskampf? Nach dieser Nacht?

Oh ja. Der Leibwächter nickte und erwiderte den Kelch zur Begrüßung. „Seine Exzellenz hat mir etwas ähnliches nahegelegt und wer bin ich mich seinen Ideen zu widersetzen?“ Aber das war nur eine Ausrede. Man sah in seinem Grinsen, dass er Interesse hatte sich zu messen. Wobei es frei von Überheblichkeit war. Wäre nicht Nachts ein Ritter zum Wolf geworden, würde das Kloster noch immer über den Übungskampf zwischen dem Großmeister und dem Knappen reden. Bernard war neugierig, wie es laufen würde. Lothar hatte ihm gesagt, dass von Nagall wohl sein Leben lang am Schwert trainiert worden war. Er selbst nicht. Hatte er genug aufgeholt? Er war nicht unbedingt wegen seiner Fähigkeiten am Schwert in diese Position gekommen.

„Lass uns ausrüsten.“ Man wollte sich ja nicht ernsthaft weh tun, außerdem konnte man dann etwas ungehemmter sein, sodass er den Weg zum Lager einschlug. „Jakob von Nagall, richtig?“ Möglicherweise wurde über den Namen gerade mehr geredet als über einen Knappen üblich, aber Bernard hielt es für höflicher noch einmal zu fragen. Soweit er weiß, waren sie einander offiziell nicht vorgestellt worden. „Bernard aep Corvlani.“ Er drückte die Handfläche auf die Brust und nickte dem Knappen leicht zu, bevor er sich ausrüstete, um schließlich bereit zu stehen.
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Jakob von Nagall
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"Ganz recht. Jakob, zu Diensten Ser aep Corvlani." Zum Namen. Wie so oft hatte er die Höflichkeit vergessen und sich nicht vorgestellt. Oder er ging einfach davon aus, dass man ihn kannte, weil ihn hier inzwischen einfach jeder kannte - aus dem einen oder anderen Grund. Tatsächlich konnte er nicht mal sagen, welcher ihm lieber war. Aufmerksamkeit war immer etwas, das man nicht brauchen konnte. Liebling des Großmeisters, Knappe des Verräters, beides gute Gründe ihm eine Sonderbehandlung angedeihen zu lassen. Das Jungvolk war kreativ, die Ritter ebenso. So war er nicht zu sehr vor den Kopf gestoßen, dass Bernard den Großmeister vorschob. Aber er wirkte nicht ablehnend, so zumindest deutete der Knappe des prompte vortreten und zur Rüstkammer marschieren.
Am liebsten hätte er ohne das dicke Wams gekämpft, mit dem man sich vor Treffern schützte, denn er schwitzte sowieso schon. Arrogant genug konnte er dafür sein - zumindest manchen gegenüber. Bernard konnte er allerdings nicht einschätzen, also kleidete er sich ein, wie er es zu den normalen Übungseinheiten tun würde und folgte dann wieder in den Hof, um Aufstellung zu nehmen.
"Wollt Ihr Euch aufwärmen, Ser?", fragte Jakob. Er hatte sich immerhin schon warm gespielt.
Als Herausforderer war es ohnehin an ihm, den ersten Ausfall zu machen und so begann er mit grundlegenden Schritten und Schlägen, das Tempo allmählich steigernd, um seinen Gegner ein wenig kennenzulernen und vielleicht auch zu prüfen, wann diesen die Langeweile packte. Vorerst kämpfte er mit der linken Hand, was die meisten Gegner gerne schon zuallererst verwirrte.
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„Bernard, reicht. Corvlani ist meine Mutter.“ Routiniert streifte auch der Leibwächter die Schutzkleidung über und griff sich ein passendes Trainingsschwert. Er musste nicht prüfen, sondern wusste bereits welches ihm am Besten in der rechten Hand lag. „Habs nicht so mit der Hierarchie, Jakob.“ Zumindest nach unten, kam er doch selbst aus einfachsten Verhältnissen. Er war dankbar für seine Chance und auch stolz darauf, aber ihm fehlte die Arroganz, die manchmal damit kam. Außerdem war auch er nicht ganz frei von ‚Liebling des Großmeisters‘ bis hin zu 'Bastard des Großmeisters'. Aber Bernard würde mit Sicherheit nicht den Fehler machen jemanden zu unterschätzen, nur weil der Titel Knappe war – ob mit ‚des Verräters‘ oder ‚des Klingenmeisters von Nowigrad‘ oder ganz ohne. Das hier war ihr Kampf, Gerüchte, Gerede hielt er aus dem Kopf und ja… er freute sich auf ein ehrliches Kräftemesse statt doch nebenbei politische Positionen austesten.

So hatte er das Aufwärmen gerne angenommen und nahm ebenfalls die Gelegenheit wahr dabei seinen Gegner zu studieren. Erwartungsgemäß saßen die Grundlagen auf beiden Seiten. Nur brauchte er etwas länger, um in Form zu kommen. Hier ein Flüchtigkeitsfehler oder dort leicht zu langsam. Der Tagesschlaf und die durchwachte Nacht lagen ihm doch mehr in den Knochen als gedacht. Oder war es die Linkshändigkeit des Knappen? Eigentlich sollte er da genug Übung haben. Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Nur langsam steigerte er sich zu einen Gegenangriff und suchte vorerst noch Halt in der Routine – zumindest diese saß. War aber wenig beeindruckend.
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Bernard nahm den Faden auf, den Jakob spann. Eine routinierte Abfolge, wie man sie ganz zu Beginn lernte und die einen durch die grundlegenden Hiebe und Stiche führte. Der Ritter schien tatsächlich einen Moment zu brauchen, um sich auf einen Gegner einzustellen, der wie ein Spiegel war und Jakob ließ ihm die Zeit. Es sollte ja eigentlich eine Übung sein und kein Kräftemessen Zahn um Zahn. Mit einer Finte und einer etwas raffinierteren Kombination leitete der Knappe schließlich das Aufwärmen aus und den wirklichen Kampf ein. Bernard nahm auch das gelassen. Seine Beinarbeit war gut und er war schnell, stellte sich immer besser auf Jakob ein und dieser nutzte es schamlos aus, dass sich schon nach einigen Runden sowas wie Gewohnheit einstellte. Er machte sich berechenbar und berechnete dabei Bernard. Etwas, das er schon immer gut gekonnt hatte, denn an dieser Stelle wurden aus Menschen auch so etwas wie Mechanismen. Zumindest, wenn sie im flussartigen Einerlei des Trainings feststeckten.
Jakob zweifelte nicht daran, dass Bernard sofort auf Ernst umschalten würde, sobald dieses Einerlei aus dem Tritt kam, aber erst einmal verlegte er sich darauf, ihn einzulullen. Er war vorsichtig, er wusste, welche Position der Mann bekleidete und rechnete fest damit, einen harten Haudegen vor sich zu haben. Hier brauchte er das Überraschungsmoment.
Und er nahm es sich ohne Vorwarnung. Aus einer Drehung heraus warf er das Schwert in die rechte Hand, wechselte halb im Drehen den Fuß und damit die Richtung und kam für Bernard unerwartet plötzlich von rechts oben statt links unten. Und wie das Schwert nieder sauste, sah er den Fehler des anderen. Sah er, dass dieser völlig überrumpelt war, aber alles versuchte, um das Schwert noch hoch und zwischen sich und Jakobs Klinge zu bekommen. Es hätte niemals gereicht. Nicht mal ansatzweise, aber Jakob bremste sofort den Hau, sodass Bernard seine Klinge doch noch in den Weg bekam, allerdings so schwach, dass ihm Jakob diese band und gegen den Körper zwang. Ein paar Herzschläge standen sie dicht beeinander, Auge in Auge über die Klingen hinweg und Jakob konnte seine Überraschung nicht ganz verstecken. Fast verlegen löste er die Bindung und trat zurück.
Konnte er es wagen, den älteren Ritter auf die winzigen Fehler hinzuweisen, die zu diesem Ende geführt hatten? Unmöglich. Er war der Knappe und sein Gegner ein Ritter aus Lothars Leibgarde, der mit dem Schwert wirklich gut war. Nur wie oft hatte er es schon außerhalb des Trainings benutzt? Jakob selbst hatte zwar auch nur minimale Felderfahrung, aber seine Lehrmeister hatten nichts ausgelassen, um ihre Schüler in jegliche brutal reelle Situation zu zwingen, die man sich vorstellen konnte. Vielleicht musste er sein Bild der Ritterschaft überdenken.
Er entschloss sich, offen zu bleiben. "Nochmal?", fragte er und ging zunächst aktiv in die Defensive.
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Jetzt wusste Bernard, warum er wattierte Kleidung angezogen hatte. Einen blauen Fleck war er nur knapp entkommen, weil der Schlag verlangsamt worden war. Wechselt der Bursche schlicht die Hand. Der Leibwächter zog die Luft ein, nicht nur wegen des Treffers, auch aus Resignation, Aber: „Der Krieg ist nicht fair…“ Lothars Stimmlage konnte man in dem Satz noch heraus hören, nur das Blau der Augen, die Jakob jetzt so nahe waren, war soviel heller. Beinahe wie bei einem Neugeborenen.

Der Leibwächter löste sich, ging Kopf schüttelnd über sich selbst einen kleinen Kreis und nahm wieder Aufstellung. Nickte. Natürlich nochmal. Von einer Unachtsamkeit wollte er sich nicht aufhalten lassen. Aber es wurde nicht viel besser. Diesmal wollte Bernard die Führung übernehmen. Aber jeder Finte, jedem Wink, jedem Ausfall, jeder Störung des Rhythmus’ kam ihm der Knappe entgegen und zog flink Schwert gegen Schwert. Es war als würde er gegen eine Wand fechten, da war keine Lücke. Was man ihm zu gute halten konnte war, dass Bernard seine Nerven zusammen hielt. Man konnte zwar den Ärger in seinem Gesicht sehen, aber er blieb dort. Seine Bewegungen ließen sich davon nicht anstecken und blieben präzise, vielleicht zu präzise, sodass Jakob sie leichter vorher sehen konnte. Er wusste nicht mehr wie oft sie sich inzwischen umkreist und gegenseitig ausgespielt hatten, aber er nahm schließlich die Schwertspitze nach unten. „Ich muss meine bedauernswerte Leistung entschuldigen.“ Hatte in zu wenig trainiert in der letzten Zeit? Oder hatte im Kloster schlicht niemand mehr gegeben, der er ihm viel beibringen konnte? Die ernsten Einsätze hielten sich trotz Lothars Stellung doch in Grenzen, vielleicht sollte er wieder mehr mit auf Patrouille reiten und „...weniger Lebkuchen.“

Aber er setzte sich nicht, sondern blieb, bereit sich ein weiteres Mal vorführen zu lassen.
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Jakob von Nagall
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Die beiden Männer hätten wohl verschiedener kaum sein können: der eine hell, der andere dunkel. Der eine aus hoher Familie, der andere vom Rand der Gesellschaft. Der eine geachteter Leibwächter des Großmeisters, der andere Knappe mit zweifelhafter Zukunft. Und doch einte sie ein Zeichen, ein Glaube und ein Schwur. Und gerade waren sie nur zwei Menschen, schwitzend und schnaufend; mit singendem Stahl und staubenden Schritten einander über den Hof treibend.
Bernard war technisch absolut auf der Höhe, aber das war auch sein Problem. Vor lauter Technik vergaß er die Schlampigkeiten, die man manchmal brauchte. Und er suchte zunehmend offensichtlich nach der Lücke in Jakobs Verteidigung, sodass es diesem immer leichter fiel, den nächsten Angriff vorauszusehen. Fast tat es ihm Leid, zumal er durchaus sehen konnte, dass Bernard daran kaute, nicht durchzukommen. Jakob blieb in der Defensive, auch wenn er reihenweise Blößen aufgehen sah.
Als der Ritter schließlich zurück trat, senkte auch Jakob die Schwertspitze. Jeder andere hätte wohl pflichtschuldigst gelacht, aber Jakob blieb ernst und musterte Bernard einen Moment. Er war unschlüssig, ob er einem Ritter, der auch noch einige Jahre älter war, Verbesserungsvorschläge unterbreiten sollte. Die meisten, die er bisher kennengelernt hatte, reagierten allergisch auf altkluge Knappen, auch wenn sie recht hatten.
"Deine Geduld ist bemerkenswert. Ich wäre schon geplatzt.", gestand er mit einem leichten Zucken eines Mundwinkels. Geplatzt und ins Hacken übergegangen, wodurch der Gegner leichtes Spiel hatte. Er hasste es, wenn man ihn austanzte. Jarel war gut darin ihn auf die Art zur Weißglut zu treiben... Der Hauch eines Lächelns erstickte an diesem Gedanken. Lieber an etwas anderes denken. "Wenn du erlaubst, erkläre ich dir, weshalb das eben so gelaufen ist.", wagte er sich schließlich vor. Mehr als wütend werden, konnte Bernard schließlich nicht.
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Der Knappe machte ihm also Verbesserungsvorschläge oder wollte es tun. Bernard zog scharf die Luft ein und schloss mit energischen Schritten den Abstand zwischen den beiden. Die Schwertspitze blieb allerdings gesenkt, sodass Jakob nur der hellblaue Blick traf. Ein bisschen von unten, denn bei bei Bernard waren es eher knappe eins-achtzig statt gute. „Das würde weder Deinem noch meinen Ruf gut tun.“ Außerdem hatte er durchaus eine Ahnung was er gerade falsch machte, dass er bei diesem Schlagabtausch keinen Treffer kassiert hatte war nicht sein Verdienst.
Die Worte kamen leise und ein bisschen gepresst. Von Außen könnte man es ebenso als Zurechtweisung für seine Frechheit auslegen. Nur Jakob konnte den Respekt in Bernards Miene sehen. Der Leibwächter war super angepisst über sich selbst. Wie konnte er sich von einem Frischling so reinlegen lassen? Zeigte er ihm gerade, dass er Kampftraining ab Kindesbeinen nie nachholen könnte? Egal wie gefördert oder begabt. War er Letzteres? Möglich, sonst wäre er wahrscheinlich nicht hier.
Platzen klang nüchtern betrachtet nach einer verdammt guten Idee: ausflippen, herum schreien, dem Strohkameraden den Rest geben. Aber Bernard ließ es bleiben. Lothar hatte ihn davor gewarnt, dass ihm der Junge etwas beibringen könne. Also sollte er statt sich zu ärgern die Gelegenheit nutzen. Er war nicht so weit gekommen, weil er sich leicht aufregte.

Also noch einmal. So schnell gab er nicht auf. Ein paar Schritte zurück, das Schwert in Position zwischen sich und den Gegner. Ein Nicken, das ein bisschen sagte, komm mach mich fertig. Zum Glück hielten sich die Zuschauer gerade in Grenzen. Die Ritter gingen ihren Pflichten nach, die Knappen waren ausgeritten.
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Oha, er war zu weit gegangen. Wie so oft. Aber auch diesem Ritter bot er bis zu einem gewissen Grad die Stirn - lange genug, um den Ausdruck in den blauen Augen zu erkennen, in dem so etwas wie Anerkennung lag. Und anders als bei Rilmitz fiel der Blick des Knappen brav auf die eigenen Fußspitzen, ein: "Vergebt mir meine Anmaßung, Ser.", murmelnd. Er vergaß bei einem hitzigen Duell gerne mal seine Rolle. Wie nett von all den Rittern, dass sie ihn stets daran erinnerten. Immerhin ließ Bernard ihn nicht stehen, sondern verlangte noch eine Runde. Und so hob auch Jakob das Schwert, unsicher was geschehen würde, wenn er den anderen Mann wieder an dessen Grenzen führte. Womit dieser unbewusst Jakobs Achillesferse gefunden hatte: das Zerdenken von Situationen. Das Abwägen von Für und Wider, bis von all den Gedanken nur noch die Filets übrig waren und das eigentliche Tun nicht mehr im Fokus stand.
Die ersten Wechsel liefen noch ähnlich wie zuvor, doch dann unterliefen dem Knappen winzige Fehler und der zu Höchstleistung angestachelte Leibwächter nutzte gnadenlos jede Blöße, brachte den Knappe mehr als einmal in Bedrängnis, bis diesem bei einem etwas zu weit geratenem Ausfallschritt das verwundete Bein unter der Belastung einknickte. Der ungewollte einseitige Kniefall bewahrte ihn vor einem Treffer, aber das Schwert hätte er trotzdem nicht rechtzeitig oben gehabt, also streckte er beide Arme in einer Geste der Unterlegenheit zu den Seiten. Das Bein pochte unter dem Verband.
Von unten her schaute er zu Bernard auf und in den hellgrünen Augen stand ein Ausdruck, den man mit 'Geht doch!', hätte deuten können, wenn Jakob den Blick nicht eiligst wieder gesenkt hätte. Nicht das er gleich buchstäblich noch einen Kopf kürzer würde. "Danke für die Lektion, Ser aep Corvlani." Mutter hin oder her, für Jakob war der Mann ein ehrenvoller Ritter und dieser würde schon mehr als einen Anlauf brauchen, um das aus dem Kopf des Knappen zu prügeln. Vorsichtig erhob sich dieser. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, mit der frischen Wunde solche Späßchen zu veranstalten.
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Bernard bekam von all den Gedanken, die sich der Knappe machte in der Tat nichts mit. Er war dabei sein eigenes Selbstvertrauen wieder zu finden, die Ratschläge der Lehrmeister sich in Erinnerung zu rufen sowie Lothars Erzählungen aus dem Krieg, in dem keine einzige Situation so sein soll wie hier. Es funktionierte, er fand sich wieder und wurde für einen Moment sogar misstrauisch, ob der Knappe ihn nun mit Absicht gewinnen ließe. Aber so war es nicht. Der Kampf tat gut, zeigte ihm sowohl seine Grenzen als auch sein Können bis Jakob strauchelte. Auch der Ritter reagierte, zog den Hieb weit über ihn hinweg und zögerte keinen Augenblick die Hand zureichen, um ihm auf zu helfen: „Ich habe zu danken… Ser.“ Lothar hatte recht das war nur noch eine Frage der Zeit. Ein Nicken unterstrich diesen Gedanken. „Ein würdigen Gegner findet man nicht so leicht, von Nagall.“

Die Wunde hatte eigentlich zu lange gebraucht sich bemerkbar zu machen. „Ich sollte mich entschuldigen in der Hitze des Gefechts nicht mehr an Deine Verletzung gedacht zu haben.“ Als er ihm den Arm und etwas Halt anbot, um ihm zur Bank und Brunnen zu helfen, dachte er nicht darüber nach, ob das vielleicht unangemessen wäre oder zu viel Nähe. „Soll ich mal einen Blick darauf werfen?“ Der Satz, dass auch der Leibwächter des Großmeisters keinen Ärger mit den Spittlern bekommen wollte lag unausgesprochen in der Luft.

Bernard gönnte sich am Brunnen eine Erfrischung: ein Schluck, eine Hand voll in Nacken, die verschwitze Kappe vom Kopf. Ebenso keine Show eher Notwendigkeit. „Was davon hat Dir Dein Rittervater beigebracht?“ Es lag kein Misstrauen in der Stimme, zu Moore hatte Bernard schlicht noch keine Meinung.
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Jakob ließ sich auf die Füße ziehen und schaute kurz verdutzt ob der Anrede. Ser. Und das wo er seit über einem Jahr von anderen Rittern meistens nur beim Nachnamen, manchmal Vornamen, meistens kreativen Spitznamen gerufen wurde. Es fühlte sich seltsam an und es verunsicherte ihn sogar etwas, weil er nicht sicher war, ob Bernard sich über ihn lustig machte. Vielleicht hatte er anfangs nur mit ihm gespielt? Aber so war es ihm nicht vorgekommen und die weiteren Worte machten einen ehrlichen Eindruck. Der helfenden Hand allerdings wich er aus wie ein scheues Tier, kaum das er wieder auf den Beinen stand. Er ertrug es nach wie vor nicht gut, berührt zu werden. Da konnte er wie Wasser werden. Vermutlich auch eine Psychose aus dem Training als Templer oder ein Erfolg seiner Mutter, die eine eher distanzierte Frau gewesen war. Jakob konnte sich nicht erinnern, sie je umarmt zu haben. Selbst nach dem Tod von Vater und Schwester nicht.
"Geht schon." Zum drauf schauen. Der Knappe unterdrückte das Humpeln so gut es ging, als er Bernard zum Brunnen folgte, wo er sich auf den Rand setzte.
"Wenn es hart auf hart kommt, fragt auch keiner nach Wehwehchen.", erwiderte Jakob und bemühte sich um den Anflug eines Lächelns, damit Bernard sich nicht wieder belehrt fühlte. Aber sicher, Ärger mit den Brüdern vom Spital wollte keiner. Jakob schloss mit einer Geste seine Lippen ab und warf den imaginären Schlüssel über die Schulter in den Brunnenschacht. Nichts gewesen, oder?
Bei der Frage nach Jarel wurde er wieder ernst. "Hauptsächlich die Ruhe. Und die Präzision. Das eine braucht es für das andere. Aber viel wichtiger ist, dass er mir einen Platz gegeben hat."
Im Orden.
Im Herzen.
Er baumelte etwas mit den Füßen und sah den Ritter an. "Wie wird man Leibwächter des Großmeisters?" In Jarels Fall ja sogar deren Oberhaupt. Nicht das er Ambitionen hatte, er war nur neugierig. "Und was tut man da so?" Rumstehen, leibwächtern... So wirklich eine Vorstellung hatte er nicht und stellte es sich großteilig langweilig vor.
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„Sicher.“ Im Ernstfall nimmt keiner Rücksicht. Der Ritter klang ein bisschen genervt von diesem Hinweis, aber nicht weil ein Knappe ihn belehrte, sondern weil man ähnliche Aussagen von einem Kriegsveteran häufiger hörte, besonders wenn man im Alltag mit ihm zu tun hatte. Aber was soll's, man würde schweigen.
Bernard hingegen konnte sich nicht erinnern wie oft er und seine Mutter sich umarmt hatten oder sie bei ihrer Berufsausübung irgendwelche Männer oder auch mal Frauen. Jegliche Art von Körperkontakt war in seiner Kindheit allgegenwärtig gewesen. Aber so war er auch empathisch genug, Jakob seinen Raum zu lassen. Dass der persönliche Raum sehr unterschiedlich groß sein konnte, konnte man im Arbeitsumfeld seiner Mutter gut beobachten.

Während Jakob sich setzte blieb Bernard stehen, wischte sich die Surferboy-Haarsträhnen aus dem Gesicht und ging etwas in sich. „Ja, einen Platz.“ Das konnte er nur bestätigten. Hier hatte er einen Platz, einen sehr gut definierten: Leibwächter des Großmeisters.

„Klingenmeister Ralt war mein Rittervater.“ So weit so einfach. So weit so ähnlich. Zumindest bis vor ein paar Wochen hatte Jakob ebenso einen Klingenmeister zum Rittervater. Eine Gemeinsamkeit, die ihm eben erst auffiel. „Also, nicht so verwunderlich, dass ich ihm in die Position gefolgt bin. Aber… Lothar… seine Exzellenz hält viel davon sich vertrauen zu können. Ich kenne ihn seit Sodden. Da war ich vielleicht fünf. Meine Mutter suchte nach der Schlacht einen Neuanfang. Von Tretogor, keine Ahnung mehr welchen Offiziersrang er zu dem Zeitpunkt hatte, begann Flüchtlinge aus beiden Lagern um sich zu scharen, um sie sicher zu begleiten und irgendwo weiter im Norden unterzubringen. Meine Mutter schloss sich diesen arbeitssuchend an und wir fanden ihn Abends am Feuer. Über den Flammen briet er auf einen Spieß gesteckt ein Würstchen. Ich weiß noch, wie ich es angestarrt habe, der Speichel sich in meinem Mund sammelte und mein Magen sich bemerkbar machte. Da war warmes, fettes Fleisch nach den Tagen der Entbehrungen.“ Der Ritter musste über sich schmunzeln, wie er so für Essen schwärmte. „Lothar drehte sein Abendmahl noch ein wenig, während er auf die Avancen meiner Mutter einging, biss schließlich einmal von dieser verheißungsvollen Wurst ab und reichte mir den Rest.“ Das Schmunzeln wurde ein breites Grinsen: „Selten war ich jemanden so dankbar. Werde ich nie vergessen. Ein Ende war leicht angebrannt, aber es war eines der köstlichsten Dinge, die ich je zu mir genommen hatte. Mir wurde klar, dass ich diesem Mann irgendwie danken wollte, auch wenn er darauf mit meiner Mutter…“ Er winkte ab. Details. „In Dreiberg fanden wir ein Zuhause. Einige Jahre später bekam ich dank ihm eine Chance bei der Militärschule und Schwertkampf. Als ich hörte, dass er nach Kriegsende nicht gefallen sondern dem Orden beigetreten war, wollte ich ihm folgen. Also… recht persönlich bei mir.“ Ein entschuldigendes Schulterzucken. „Ser Konrad von Klingenbeil hingehen stammt aus einer Familie des Altadels hier in Wyzima. Da war es mehr eine politische Sache. Der Großmeister erweist dem Altadel seine Ehre oder so.“ Aber mit Politik kannte er sich nicht wirklich aus und wollte er auch nicht. Er war schon ganz froh, dass es Menschen gab, die ihm sagten wer gerade der Gute war und wer nicht.

„Was ich mache? Ich halte seiner Exzellenz den Rücken frei, versuche für ihn zu sehen, wenn er nicht kann. Räum sein Büro auf, da ist er sehr nachlässig. Darf deshalb auch seine Harfe polieren.“ Da war etwas verschwörerisches in seinem Blick, schließlich hatten sie beide die Ehre gehabt Elise berühren zu dürfen. „Außerdem helf ich ihm ins Ornat oder raus. Und ja, es ist oft langweilig, auch wenn man ständig wachsam sein muss. Diese Nacht werde ich wieder an seinem Bett sitzen.“ Aufregend war etwas anderes. Wobei gestern viel passiert ist und hätte Lothar immer noch Angst, dass Moore sich einschleichen könnte? Wie gestern. Aber den Gedanken behielt er mal für sich.
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Jakob von Nagall
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Wie kamen die anderen eigentlich darauf, Bernard sei der Bastard des Großmeisters? Je länger er diesen beobachtete, desto abwegiger erschien ihm die Idee. Oder er hatte mehr von seiner Mutter als vom Vater. Jakob wusste von sich selbst, dass er seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war und so ging es vielen jungen Männern, soweit er das wusste. Bernard allerdings hatte nicht wirklich Ähnlichkeit mit Lothar, dafür sah er aus wie die Fleisch gewordene Vision des Ritters jeder Möchtegern-Prinzessin.
Bei der Bemerkung zum Klingenmeister erinnerte Jakob sich an seine eigene Aufnahmeprozedur und das Desaster, welches beinahe daraus geworden wäre. Auch sein Weg war in den Fußstapfen Jarels vorgesehen gewesen... Der Blick des Knappen fiel auf seine Knie. Und jetzt? Wohin führten die Fußstapfen und was bedeutete das? Das Ewige Feuer hatte ihm eine flammende Hand gereicht und gleichzeitig hatte es ihn in den Dreck geworfen. Zurück an den Anfang, hinein in den Pfuhl, der für Verräter und Eidbrecher vorgesehen war. Jakob war noch nicht klar, was das Göttliche damit bezweckte und den Gedanken zu folgen, hieß, Bernards Worte fast zu überhören. Er blinzelte mehrmals, um sich selbst wieder ins Hier und Jetzt zu holen.
Was sagte der andere da? Avancen? Was war mit der Mutter? Jakobs Sozialisierung ließ den Gedanken kaum zu, dass eine Mutter ihr Geld mit ihrem Körper verdiente und das Lothar früher gewöhnlicher Soldat gewesen war, musste er sich auch erst zu Bewusstsein bringen.
Zum Glück sprach Bernhard direkt weiter und Jakob blickte ihm kurz in die Augen, um zu signalisieren, dass er noch zuhörte. Wachen, Aufräumen, Ankleiden. Also ein bisschen Knappe Deluxe. Nur dass einem der gesamte Orden die Rübe runter riss, wenn man den Job schlecht machte. Er nickte langsam.
"Eine gute Aufgabe.", entschied er. Besser als draußen herum zu ziehen und Wesen zu verbrennen, deren einziges Vergehen es war, nicht menschlich zu sein. Jakob stützte die Unterarme auf die Knie und verschränkte die Finger locker dazwischen. "Ich blicke ins Ewige Feuer und frage mich, für welche Aufgabe es wohl mich ausersehen hat, wenn all das vorbei ist." Manchmal war er sich sicher und dann wieder zweifelte er an der Richtigkeit seiner Deutung. Es folgte ein Kopfschütteln. Er klang anmaßend. "Jedem sein Schicksal. Ich werde es erfahren und muss vertrauen." Jakob richtete sich auf und rutschte vom Rand, das rechte Bein kurz entlastend, bevor er Haltung annahm, um den Kelch zu schlagen.
"Danke für die Zeit, Ser. Ich räume die Ausrüstung auf." Immerhin war er der Knappe und solche Dinge gehörten zu seinen Aufgaben.
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Orden der Flammenrose
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Nein, es waren nicht die Äußerlichkeiten, die die Gerüchte hervorbrachten. Es war alleine Bernards Inneres. Lothar von Tretogor war die Person, die für den blonden Prinz Charming einem Vater am Nächsten kam. Während das Verhältnis zwischen Offizier und Hure stets professionell geblieben ist, kam bei dem Kind, Halbstarken und schließlich jungen Mann mehr an. Insgesamt nur wenige Augenblicke, aber seine Einzigen dieser Art fürsorglichen Vertrautheit.

Nun schenkte Bernard ebenso seine Aufmerksamkeit Jakobs Finger zwischen dessen Knien. „Das… Bruder Jakob, fragen wir uns alle – seine Exzellenz eingeschlossen. Er hat Dich nicht ohne Grund bis Donnerstag morgen freigestellt. Zeit, dass auch Dir Dein Weg klarer wird, finde ihn mit Besonnenheit.“ Leicht belustigt schnaubte der Ritter auf: „Lothar sagte mal zu mir: ‚All diese Ritter oder Soldaten wollen zwar ihre eigene Meinung, sind aber sehr erleichtert, wenn Du ihnen Entscheidung abnimmst.‘ Die will nie jemand treffen.“ Hieße ja Verantwortung zu übernehmen.

Zum Abschied erwiderte der Leibwächter den Gruß und überließ ordnungsgemäß dem Knappen das Aufräumen. Der Großmeister sollte eh bald von der Bäckerei zurück sein.
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Erzpriesterin Varelia
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vom: Orden der Flammenrose | Versammlungshalle --> Der Tempel des Ewigen Feuers | Klosterhof
Datum: 1. Spetember 1278, gegen die dritte Glocke
betrifft: Liam, ggf Jakob
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Wie Varelia hatte auch Liam abseits des Kreises derer, die das Schicksal des Ordens und seiner Mitglieder in den Händen hielten, gewartet und bekam nun die unliebsame Aufgabe, den Gast wieder loszuwerden. Die Ehrwürdige Mutter nickte Lpothar zu und formte das Zeichen der dreifaltigen Göttin in stummem Abschied, bevor sie sich von Alensbach zuwandte. Der aber schien einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und wer mochte es ihm verdenken. Leise trat sie zu ihm und sprach ihn nach einem Moment an, um ihn möglichst nicht aus seinen Gedanken zu schrecken.
"Zu meinem Wagen und Mendel, unserer Tempelwache, genügt völlig, Ser.", woraufhin sie schon voraus ging und es dem Ritter überließ, ihr zu folgen. Offenkundig war Varelia nicht das erste Mal im Kloster des Ordens. Und so unüberischtlich war es nun auch wieder nicht hier, dass sie nicht allein hinaus gefunden hätte. Aber der Form sollte schließlich Genüge getan werden, nicht das die Hexe noch einen Fluch sprach und irgendwas unter dem Stuhl eines Meisters versteckte, dass seine Männlichkeit... wobei, diese Angst sollte einem Ordensbruder ja fremd sein. Leicht schüttlete sie den Kopf, um diese lästerlichen Gedanken zu vertreiben, die nicht zu ihrem Alter und Rang passten. Lothar wollte höflich sein und sie sollte Dankbarkeit zeigen.
Draußen empfing sie herbstliche Kühle und blasses Licht. Die Sonne hatte sich inzwischen hinter einem Dunstschleier verkrochen, der um diese Jahreszeit gern vom See aufstieg und die Stadt auch gerne wochenlang einhüllte wie ein Leichentuch. Varelia blickte zum Himmel. "So geht der Sommer...", sprach sie leise vor sich hin und wandte dann von Alensbach ihre Aufmerksamkeit zu. "Wenn allerdings sein Vergehen schwer ist, soll er von der Gemeinschaft der Brüder ferngehalten werden. Hat euch dieses Urteil damals auch in der Form getroffen?", sprach sie ihre Gedanken aus der Halle aus. Dort war es ihr so vorgekommen, als sei von Alensbach in seine eigene Erinnerung zurück versetzt gewesen, gefangen vor dem selben Rat, dem gleichen Ratsschluss. Vielleicht anderen Gesichtern. Sehr wahrscheinlich sogar.
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Liam von Alensbach
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vom: Orden der Flammenrose| Versammlungshalle
nach: Der Tempel des Ewigen Feuers | Klosterhof
Datum: 1. Spetember 1278, gegen die dritte Glocke
betrifft: Varelia, Jakob, Weitere
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"Wie ihr wünscht, ehrwürdige Mutter." Liam neigte den Kopf, er würde ihren Wunsch akzeptieren. Ihr folgend musste der Ritter feststellen, dass sie bestimmt nicht das erste mal im Kloster war. Nicht, dass es ein Labyrinth war, aber sie bewegte sich ohne zu zögern und ohne sich umzublicken. Er war nur knapp hinter ihr, als sie hinaus trat und das Herbstlicht sie empfing. "Bedauert ihr, dass der Sommer weicht und der Herbst nun einzieht?" fragte er sie leise, nachdem er sich bis an ihre Seite begeben hatte. Genau wie die Schwester betrachtete auch von Alensbach versonnen den dunstigen Himmel, führte dabei seine Hände hinter den Rücken um sie auf seinem Steiss abzulegen.

Auf die Frage nach seinem Urteil, schwieg der Ritter und liess seinen Blick sich im Dunst des Herbstes verlieren. Dann erhob er die Stimme wieder. "Ich sollte Busse tun, bis die Flamme meinen Brüdern offenbarte, dass ich nun wieder bereit sei in den Kreis des Ordens einzutreten." Ein verbittertes Schnauben folgte den leise gesprochenen Worten. "Wie ihr Euch bestimmt vorstellen könnt, bin ich nie wieder in den Kreis des Ordens zurückgerufen worden." Jetzt erst wendet Liam den Blick Varelia zu. "Moore sollte erleichtert sein, das ihm zugesprochene Urteil erhalten zu haben. Es hätte ihn schlimmer treffen können."
Zuletzt geändert von Liam von Alensbach am Donnerstag 19. Dezember 2024, 10:30, insgesamt 2-mal geändert.
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Erzpriesterin Varelia
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Die Augen der Erzpriesterin lagen auf den Zügen des jüngeren Mannes während dieser sprach. Sie hatte die Hände wieder in den Ärmeln ihrer Robe verborgen und vor sich verschränkt, um die Kühle abzuhalten, die mit dem Nebel kam. Die Worte des Ritters verrieten eine leise Bitterkeit, aber es schien ihr, als läge da auch Bedauern verborgen, dass der Ruf nun doch gekommen war. Nur, dass er aus Varelias Sicht nicht vom Ewigen Feuer gesandt worden war, sondern von der Göttin Melitele. Aber diese Deutung behielt sie für sich. Von Alensbach hatte zumindest früher nicht von sich Reden machen, weil er so offen anderen Glaubensauslegungen gegenüber war. Das mochte sich vielleicht geändert haben, aber Varelia entschied sich nach alle dem Geschehenen gerade dafür, nicht provokant zu sein.
"Jede Jahreszeit hat ihre Reize und so hat es jeder Lebensabschnitt. Eure Reise ist vorerst vorbei, Eure Brüder sehen Euch und heißen Euch in ihrer Mitte wieder willkommen." Hoffte sie jedenfalls und beobachtete jede Reaktion in von Alensbachs Gesicht sehr genau. "Wie Jarel es letzten Endes aufnehmen wird, werden wir sehen. Ich sollte ihn noch warnen, dass die gute Schwester Svettele nicht sonderlich begeistert war, einen abgeschobenen Ritter an die Hacken geheftet zu bekommen." Sie schmunzelte dabei leicht. Fini würde sich damit arrangieren müssen, genau wie Jarel, und Varelia würde beiden nicht weiter rein reden, wie sie ihre Zusammenarbeit gestalten sollten. Und wenn Jarel nie im Tempel von Nowigrad auftauchte, würde sie das auch nicht verurteilen. Es war ein Zug gewesen, der das Leben eines Freundes bewahren sollte. Eine Scheinehe zum guten Zweck.
Langsamer wanderten sie über den Hof des Klosters. "Welche Aufgabe hat der Rat der Meister Euch nun zugedacht?" Sie bezweifelt, dass Lothar den einstigen Weggefährten so leicht wieder aus seinen Fängen ließ, jetzt, wo er seiner wieder habhaft war. Immerhin hatte er ihn schon in der Position des Vertrauten und Leibwächters zu ihrem Gespräch mitgebracht. Ein Vertrauen, dass Varelia nicht bedingungslos teilte, aber sie würde sich auch in diesem Punkt nicht einmischen. Vieleicht hatte der Mann sich geändert. Reisen bildet, so sagte man doch und bisher machte er äußerlich einen ausgeglichenen Eindruck. An den Liam von damals konnte sie sich kaum erinnern, auch weil ihre Position und Lebensumstände andere gewesen waren. Die Zeiten rauer, ihre Probleme zahlreicher. Da war nur vage das Wissen um die Gerüchte über den jungen, aufstrebenden Ritter und dessen tiefen Fall. Schadenfreude der Massen, aber wo die Wahrheit zu suchen war, wusste wohl nur Liam allein.
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Liam von Alensbach
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Wer weiss, was Liam von Alensbach zu Varelias Gedanken gesagt hätte. Dazu, dass Melitele es war, die ihn nun an genau diesen Ort geführt hatte und nicht die ewige Flamme. Der einstige Fanatismus in ihm wurde jedenfalls zum verstummen gebracht, so dass er sich die Sicht der ehrwürdigen Mutter bestimmt ruhig und besonnen angehört hätte. In einer Mischung aus Zustimmung und Widerwillen neigte er den Kopf vor der älteren Schwester. "Ich glaube nicht, dass meine Reise nun vorbei ist. Sowie die Jahreszeiten sich immer wieder drehen, so ist es auch unser Leben, wenn wir es zulassen. Liam betrachtete das von Falten durchzogene Gesicht seiner Gegenüber. "Es endet erst, wenn wir träge werden und nicht mehr gehen wollen oder können. Gerade ist... der Sommer einfach ein wenig länger geworden, doch irgendwann wird der Herbst, der Winter einkehren und nach Ihnen der Frühling," lächelte er. Mochte das Bedauern nicht weichen, der Wille sich nicht zu beugen um so zu werden wie die Brüder die in den Tempeln hockten, der drängte sich daneben. Das vage Kopfschütteln das folgte war jedoch gänzlich anderer Natur. Es war jene Bitterkeit, die Varelia schon zuvor wahrgenommen hatte. Eine, die zu jenem Liam gehörte, der unter dem Orden gross geworden war. "Solange die Älteren und einstigen Ordensbrüder der weissen Rose bestehen, werde ich ein Aussätziger bleiben." Seine Augen glitten von Varelias Gesicht in die Ferne. "Es ist nicht die fehlende Zugehörigkeit, die an mir nagt, Schwester." Er sah sich kurz um, dann senkte er die Stimme und das obschon keiner da war um zu lauschen. "Denn um an die ewige Flamme zu brauchen, muss ich keinem Orden zugehörig sein." Worte, die ein Ritter der Flammenrose nicht unbedingt in den Mund nehmen sollte und seine grauen Augen kehrten mit der stillen Bitte der Verschwiegenheit zu ihr zurück, an ihr vorbei und zum Tor das in die Halle führte. "Es ist der Verrat einstiger Vertrauter." Ob er damit nicht nur die alten Ordensbrüder meinte, sondern auch Moore nun?

"Schwester Svettele und Moore werden sich zusammenreissen müssen." Schwach zuckte er die Achseln, als gäbe es da nunmal nicht viel dazu zu sagen. Er würde sich ob ihrer Zusammenarbeit heraushalten, schliesslich hatte er in Nowigrad anderes zu tun und genau darauf zielte auch Varelias nächste Frage ab. "Von Tretogor sieht mich als neuen Klingenmeister vor." Einen Posten, den er angenommen hatte, weil er dem Grossmeister sein Leben verdankte. Und wenn Liam von Alensbach in einer Schuld stand, dann konnte man sich darauf verlassen, dass er alles tun würde um sie zu begleichen. Auch wenn er nicht wusste, wie er das bei Lothar je würde begleichen können. "Und werde somit Moores Nachfolge."
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