Tempel des Ewigen Feuers | Spital

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

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vom: Wyzima - Straßen und Gassen
Datum: viel zu früh, Zeitgefühl verloren, 31. August 1278
betrifft: Liam
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Ein Großmeister konnte keine Barmherzigkeit zeigen, ohne sein Gesicht zu verlieren. Ein Großkomtur ebenso wenig, er konnte lediglich das Urteil an die letzte Instanz weiter reichen und das war wiederum der Großmeister. Und der konnte keine Barmherzigkeit zeigen, weil es ein Zeichen von Schwäche wäre. Von Bestechlichkeit. Barmherzigkeit war keine Eigenschaft, die ein Ritter haben durfte, wenn er in der Hierarchie hinauf klettern wollte. Zumindest keine offen zur Schau getragene. War das, was er wollte? Immerhin hatte er es begriffen und das Lothar auf die ihm eigene Art mitgeteilt, wenn er sich auch später wünschte, eine bessere Wort- und Tonwahl getroffen zu haben. Aber zum Zeitpunkt dieses Gesprächs beherrschten ihn so viele Gefühle, eines davon Schmerz im Bein, ein anderes Resignation. Das Ewige Feuer - das Göttliche - wollte etwas von ihm, aber schon seine ersten Versuche aufzustehen, scheiterten kläglich an der simplen Tatsache seiner Jugend und Unerfahrenheit. Und daran, dass er nicht an der Wurzel des Übels saß.
Er war in stummes Brüten verfallen, bis sie am Kloster anlangten und sowohl er als auch Hermann wurden den Lakaien des Großspittlers von Wyzima überlassen. Diesen hatte Jakob bisher nur einmal zu Gesicht bekommen, denn anders als Welfenberg mischte er sich nicht sonderlich gern unters Volk, sondern galt eher als zurückgezogen. Er legte auch selten noch selbst Hand an die Kranken, wenn es nicht absolut unabdingbar war. Ein bisschen kam er Jakob vor wie der Direktor einer großen Klinik, der zwar irgendwann mal Medizin studiert hatte, aber in Kranken eher Kapital sah. Der Knappe kannte nicht mal den Namen des Mannes, aber das war auch egal, denn empfangen wurden sie von einem Ritterbruder in einer einfachen Tunika mit der Flammenden Rose auf der Brust. Ohne diese hätte er auch als einer der Guten Brüder durchgehen können. Er stellte sich als Bruder Zlatko vor und stützte Jakob, als dieser vom Pferd geklettert war und sein Bein nun doch so langsam den Dienst versagte. Hermann wurde von zwei weiteren Heilern sogar auf eine Trage verladen, nachdem er mehr vom Gaul fiel als stieg. Entsprechend kümmerte man sich getreu dem Motto: Fremdkörper erstmal in der Wunde lassen, zunächst um Hermann.
Jakob nutzte die Zeit, um wenigstens zu versuchen, den Stiefel zu retten. Er schnitzte mit seinem Messer eine Weile am Stiefel herum, beschädigte dabei aber lediglich das Dekor und sorgte für weitere schmerzinduzierte Schweißausbrüche. Wie auch immer der Bolzen es durch die inneren Gewebe geschafft hatte, sein Messer war jedenfalls zu stumpf. Innerlich verabschiedete er sich schon mal von dem lieb gewonnenen Schuhwerk.
Dann kamen die Heiler auch zu ihm. Bruder Zlatko lächelte aufmunternd. "Das wird weh tun, aber ich bemühe mich, dir das Bein zu erhalten.", sprach er fröhlich und besah sich mit in die Seiten gestemmten Fäusten den Bolzen. "Na sowas. Das ist ja einer von unseren. Die Herren vom Außendienst sollten mehr trainieren. Dann wollen wir mal." So richtig Vertrauen baute es in Jakob nicht auf, dass der Mann aussah, als freue er sich darauf, das Geschoss aus ihm heraus zu schneiden. Der Knappe lehnte sich auf der Pritsche zurück und schloss einen Moment die Augen, um die Flamme um Beistand und vielleicht Desinfektionsmittel zu bitten. Dann machte jemand kurzen Prozess mit dem Stiefel und er öffnete sie wieder. Offensichtlich hatten die Heiler schärfere Klingen als er. Irgendwie stimmte ihn das nicht sonderlich optimistisch.
Immerhin roch es im nächsten Moment nach scharfem Alkohol... ein Gebet war schon mal erhört worden.
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Liam von Alensbach
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Lebenslauf:

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Von den: Quartieren des Grossmeisters
Am 30. August 1278, um 08:05 Uhr

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Bruder Zlatko konnte nur den Kopf schütteln, als kurz nach Acht Uhr ein weiterer Ritter der Flammenrose das Spital betrat um sich behandeln zu lassen. Erst Jakob und Hermann und nun von Alensbach? Reiner Zufall oder hing das irgendwie alles zusammen? Letzterer hatte er noch nie hier im Spital gesehen und Bruder Zlatko war schon einige Jahre hier, so dass er durchaus eine gewisse Neugier dem Ritter gegenüber empfand. Die Gerüchte hatte auch er gehört, schliesslich tratschten Patienten ungemein gerne und er war als Heiler schlichtweg am richtigen Ort um sie alle mitzubekommen. Ein wenig bedauerte er es ja, dass es nicht noch einen Pfeil gab, den man aus dem Fleisch schneiden musste. Oder eine andere Verletzung, die mehr war als nur einen Verband zu wechseln. Und er dachte gar darüber nach, ob es vielleicht von Alensbach gewesen sein könnte, der Jakob den Pfeil ins Bein verpasst hatte. Dass es ein Bolzen des Ordens gewesen war, hatte der Bruder nämlich am in das Holz geritzte Zeichen der Flamme erkannt. Aber der Ritter, dessen Hand er gerade neu verband, nachdem er sie gewaschen, desinfiziert und gesalbt hatte, sah nicht aus wie einer, der mit Armbrüsten hantierte und er hatte ihn auch noch nie damit gesehen. Fraglich also, ob er es gewesen sein könnte. Liam selbst hatte nicht lange bleiben wollen, doch als er Jakob auf seiner Liege sah, wo man ihn deponiert hatte, verwarf er den Gedanken des sofortigen Aufbruchs wieder. Natürlich, er sollte den Freiherren empfangen, aber er musste halt noch kurz einen Kaffee mehr trinken.

Liam trat an die Liege heran, auf der man Jakob erstmal versorgt hatte und betrachtete den jungen Mann eingehend. "Ihr seid wahrlich für Überraschungen gut." sagte er schliesslich nüchtern und egal wie sehr von Nagall suchte, in seinen Worten fand sich keine Wut und kein Hass wieder. Und laut sprach von Alensbach auch nicht, denn er wusste dass Wände Ohren hatten.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Ein wenig hatte sich Jakob an die eher ruppigen Methoden der hiesigen Ärzte in seiner Zeit beim Orden schon gewöhnen können, denn ganz ohne Blessuren kam man nicht durch das Knappenleben. Eine so große Wunde war allerdings neu für ihn und die Unbarmherzigkeit, mit der sich die Heiler des Bolzens annahmen war für ihn beispiellos, zumal hier außer Mohn in allen möglichen Formen keinerlei Sedativa verwendet wurden. Dafür gab es ein mit Leder umwickeltes Holz zwischen die Zähne und zwei kräftige Brüder, die dabei halfen, den Patienten an Ort und Stelle zu halten. Denn auch wenn Jakob sich redlich mühte und sich mit Gebeten über Wasser hielt, zuckte sein Körper unweigerlich, wenn ein Messer in sein Fleisch schnitt und vor allem, als Bruder Zlatko die Wunde mit einem glühenden Eisen ausbrannte. In dem Moment war der Knappe dann doch dankbar für das Beißholz, denn es dämpfte seine Schreie und gab ihm etwas, woran er sich buchstäblich festbeißen konnte.
Irgendwann war er dann endlich genäht, gesalbt und verbunden. Man hatte ihm eine neue Hose und einen Tee gegen die Schmerzen gebracht und ihn allein gelassen. Zurück blieb ein zutiefst erschöpfter junger Mensch, der zu müde zum schlafen war. Sein Körper lechzte nach Schlaf, aber sein Kopf kreiselte wieder wild um allerlei Gedanken und hinderte ihn daran, auch nur eine Minute Ruhe zu finden. Bis die Sonne durch das winzige Fenster am Ende des Raumes kroch und aus den tiefen Schatten einen faden Dämmer machte.
Zeit für das Training. CvT konnte er da tatsächlich nicht einschätzen, aber er wusste, was Tyssen mit Knappen machte, die meinten, zu krank für die morgendliche Ertüchtigung zu sein. Da brauchte man schon die Fürsprach von Welfenberg oder einem der anderen Knochenbrecher. Jakob ächzte und schwang die Beine über den Rand der Liege. Das Rechte pochte unter dem Verband, kaum das Druck in Form von nach unten fließendem Blut auf die frische Wunde kam. Er würde gehen können, aber ein Schwert führen... Wie schaffte man das im Kampf? Im Krieg? Sein Blick fiel auf das verwundete Bein - vielleicht war er doch nicht für dieses Leben geschaffen.
Unsinn. Er konnte das.
Gerade wollte er von der Liege rutschen und die Belastbarkeit des Beins prüfen, da tauchte von Alensbach auf. Jakob ließ sich wieder zurück fallen und sah einen Moment lang stumm an dem Älteren empor. Weder Worte noch Tonfall waren von irgendeiner Bedeutung für Jakob. In dem Moment als er Liam sah, interessierte ihn nur noch eines: "Haben sie ihn geschnappt?" Er konnte nicht vermeiden, dass seine Stimme seine Gefühle transportierte, anders als beim Ritter von Alensbach. Jarel war seit sehr langer Zeit der erste Mensch, der sich durch die Mauer um Jakobs Herz gearbeitet hatte und der Knappe hatte wirklich Angst um seinen Rittervater.
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Liam von Alensbach
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"Ich weiss es nicht." gab er offen zur Antwort und es tat ihm irgendwie Leid, dass er Jakob nicht mehr dazu sagen konnte. Umso mehr, weil er die Furcht um seinen Rittervater aus den Worten des Jungen heraushören konnte. "Ich werde mich erkundigen." bot er ihm an und er wollte selbst wissen, was mit Moore - mit dem ihn eine Freunschaft verband - geschehen war. Moore, der zusammen mit ihm .... Die Erinnerungen würgte von Alensbach ab. Sie hatten hier keinen Platz. "Wie lange wusstet ihr schon davon?" fragte der Ritter leise nach.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob ließ die Schultern hängen und blickte zu Boden. Er wusste es nicht... War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Unvermittelt schlug er den Kelch der Flamme vor der Brust, eine Geste, die ihm inzwischen soviel Kraft und Beistand gab, wie einst das Kreuz und wie damals, ging sein stummes Gebet entgegen der neuen Lehren an die Heilige Mutter Maria.
Jakobs Blick kehrte zu von Alensbach zurück, als dieser anbot, sich kundig zu machen. Er nickte, dann fiel sein Blick wieder in Richtung seiner Füße. Wie lang? Wie lange trug er diese und all die anderen Lügen mit, die notwendig waren, um hier zu überleben?
Jakob atmete tief durch und sah von Alensbach wieder an. Dann rutschte er auf seiner Pritsche etwas zur Seite. "Setzt Euch, bitte. Nur einen Moment." Er selbst konnte nicht stehen und immer nach oben schauen war auf Dauer nicht angenehm.
Der Knappe wartete, bis der Ritter Platz genommen hatte, sortierte derweil seine Gedanken. Über Freund oder Feind hatte er aufgehört nachzudenken, Kalkül und Politik waren für andere Leute. Er folgte seinem Instinkt und der simplen Tatsache, dass von Alensbach einer jener Ritter war, bei denen Jakob mehr sah als stumpfe oder gar blindwütige Folgsamkeit. Liam von Alensbach handelte bedacht, wenn er sich auch niemals gegen von Tretogor stellen würde, aber das würde Jakob vermutlich auch nicht so schnell. Er war uear offensiver geworden, suchte die Grenzen des Wohlwollens, akzeptierte sie aber dann auch für den Moment. Sie unterschied vermutlich gar nicht so viel und das war es, was Jakob dazu brachte, offen zu sein.
"Ich stamme nicht vom Kontinent. Jarel sammelte mich im Sumpf in Velen auf, mehr tot als lebendig von einer Infektion. Ein Ghoul hatte mich verwundet. Jarel nahm mich mit und nach ein bisschen hin und her machte er mich zu seinem Knappen, brachte mir die Sprache bei und...", er hob freudlos die Mundwinkel, "Benehmen." Jakobs Blick hing an von Alensbachs Augen auf diese sezierende Art, die er nie ganz abgelegt hatte. So als müsse er niemals blinzeln und blicke hinter die Seelenspiegel seines Gegenübers, suchte dort etwas.
"Dem Schwarzen begegnete ich in Velen das erste Mal und wie heute Nacht betrachtete er mich als sowas wie seinen Welpen. Jarels Einfluss, denke ich, der mich recht schnell wie einen Sohn angenommen hat. Er hat mich nicht aufgegeben, wie all die Ritter vor ihm und der Schwarze hat mich auch nur gemaßregelt, niemals verletzt." Die lange Version von 'schon immer'. Jakob holte tief Luft, riet einfach ins Blaue. "Ihr kennt meinen Rittervater, nicht wahr? Nicht erst seit gestern. Er war Hauptmann der Leibwache des Großmeisters. Es gibt keine treuere Seele. Der Schwarze ist ein Fluch, nennt es eine Krankheit, aber er hat es all die Zeit geschafft, ihn zu besiegen. Ja, ich wusste es, aber ich habe Jarel vertraut, dass er den Willen hat, den Schwarzen zu halten und tue es noch."
Fest hingen die hellgrünen Augen des Knappen an Liams Zügen. Er musste einfach zu ihm durchdringen.
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Liam von Alensbach
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Liam sass auf dem Bettrand, die Unterarme lehnten auf seinen Oberschenkel und die Finger hatte er miteinander verwebt. Obschon die Müdigkeit in seinen Augen hockte, hörte er Jakob aufmerksam zu. Die Offenheit mit der der Jünger sprach sollte nicht auf Ablehnung oder Undankbarkeit stossen, schon gar nicht bei von Alensbach. Er selbst wollte sich sein eigenes Bild machen, dann erst nämlich konnte er entscheiden was in seinen Augen nun richtig oder eben falsch war. Dass Jakob nicht vom Kontinent war, das hatte er vom Freiherren bereits gehört. Moore musste wohl ein Magnet für diejenigen sein, die in dieser Welt strandeten. Schwach nickte der Ritter, um Jakob zu singalisieren, dass er diesem zuhörte. Er hätte es nicht gebraucht, denn von Nagall erkannte selbst, dass Liam durchaus bei ihm war. Der Blick seiner grauen Augen, war trotz den dunklen Schatten darunter entschlossen.

Der Junge hatte richtig geraten, was Liam ihm mit einem Nicken bestätigte. Auf eine Antwort musste Jakob dennoch einen langen Moment warten. ""Ich weiss, war ihr mir sagen wollt, von Nagall und ich bin nicht blind oder gar ignorant gegenüber dem was zwischen Moore und mir gewesen ist." Die Knöchel treten weiss hervor, als die Finger sich fest umeinander winden und er verrät damit wohl unbeabsichtigt, wie die Emotionen und Gefühle in seiner Brust toben. "Ihr mögt den "Schwarzen" wie ihr ihn nennt akzeptieren und auch den Umstand, dass Jarel unter seinem Fluch leidet." Da zögert der Mann einen Augenblick merklich. Als von Alensbach sich ein wenig aufrichtet, sind seine Züge von dunklen Schatten bedeckt. "Für mich ist das eine harte Prüfung, der ich mich nun stellen muss." Eine, die viel von ihm abverlangen würde. In seinem Innern spürte er den Hass lodern und er wünschte sich nichts sehnlicher, als Moore hassen zu dürfen. Wie damals. Schwarz oder Weiss. Aber dieser Samen, den man ihn ihm gepflanzt hatte und der noch immer versuchte zu keimen, den durfte er nicht zulassen.
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Jakob von Nagall
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Immerhin blockte von Alensbach nicht ab, mehr noch, er bestätigte Jakobs Vermutung. Der Knappe konnte an der angespannten Haltung des Älteren sehen, wie dieser mit sich rang. Die Situation war für den Ritter nicht weniger aufreibend als für den Knappen. Dieser wiederum wünschte sich, von Alensbach auf seine Seite ziehen zu können und auch, wenn er vor den Toren des Tempels und im Angesicht Lothars darin gescheitert war, wollte er noch nicht aufgeben. Er hatte zwar keine Ahnung, wie der Ritter tickte und wusste nicht um dessen Vergangenheit, und trotzdem oder besser genau deswegen, tastete er sich weiter vor.
Eine Prüfung...
"Das Ewige Feuer prüft uns jeden Tag, Ser. Es hat auch Jarel jeden Tag geprüft und er hat jeden Tag bestanden. Hätte es ihn sonst nicht längst strafen müssen?" Jakob setzte sich etwas zurecht, sodass er dem Ritter mehr zugewandt war. "Wieso leuchtete es statt dessen seinen Weg bis in die Spitze unseres Ordens? Wieso erneuert es mich, statt mich mit Verdammnis zu strafen? Wie oft habt Ihr auf Euren Reisen erlebt, dass das Göttliche Barmherzigkeit über das Wort der Kirche stellte? Ich sage Euch, die Erleuchtung durch das Ewige Feuer finden wir nicht im Wort der Kirche, sondern in unserem Herzen. Indem wir Kinder aus dem Wasser retten und jedes Leben beschützen. Auch seins." Und wenn er für seine Worte neben Jarel brennen sollte, er wollte zumindest nicht ein Leben lang bereuen, es nicht wenigstens versucht zu haben.
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Liam von Alensbach
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"Dann wisst ihr auch, von Nagall, dass die Prüfung des Feuers keine leichtfertige Entscheidung zulässt. Mag er jeden Tag bestanden haben, in dieser Nacht hat er versagt." Harte Worte, doch es war beileibe kein bereits gefälltes Urteil. Von Alensbach lenkte den Blick fort von Jakob und richtete ihn in die Ferne, wo er das an der grauen Wand des Spitals brach. Es waren keine leeren Worte, die der Jüngere an ihn heran trug. Liam wusste das, denn auch er hatte eine andere Sichtweise auf den Glauben annehmen müssen. Über all die Jahre hinweg hatte der Ritter gar keine andere Wahl gehabt, als sie neu zu richten. "Noch habe ich nicht über Moore gerichtet." Und über alles andere. Über Anderlinge. Über Zwerge und Elfen. Über Rebellen. Über sich selbst. Der Ritter richtete sich auf, seine Haltung zeugte von eiserner Entschlossenheit und dem Willen nicht klein beizugeben. Dieser innere Antrieb zu Überleben, egal wann und wo, hatte ihn all die Jahre vor dem Tod bewahrt.

Fahrig strichen seine Finger durch sein dunkles Haar, um das ihn wohl so mancher beneidet hätte. Trotz seiner über vierzig Lenzen nämlich war es noch immer so voll als befinde sich der Mann in der blühenden Jugend seines Lebens. In sich hinein horchend, schloss Liam die Augen. Verbarg das kühle, helle Grau hinter den Lidern. In seinem Innern war eine Unruhe, die er nicht erfassen konnte. Sie wollte nicht weichen, drängte ihn zu suchen. Aber nach was? Nach wem sollte er suchen? Nach Erleuchtung? Ungehalten schlug von Alensbach die Augen wieder auf und atmete tief durch. "Ich bewundere Euren Mut und Eure Entschlossenheit, von Nagall. Ihr werdet beides brauchen." Keine Antwort auf Jakobs Worte, auf seine Versuche den Ritter auf seine Seite zu ziehen. Doch der junge Knappe konnte keine Ablehnung in Haltung und Worten seines Gegenübers finden. Da war nur Vorsicht, das Abschätzen und Abwägen der Möglichkeiten. "Der Grossmeister möchte Euch später noch sehen." informierte er den Verletzten und erhob sich von dessen Liege. "Er gibt Euch eine Chance. Gebt sie auch ihm."

Nachdem Liam den Kelch zum Abschied geformt hatte, suchte er Jakobs Blick. Keine Zweifel, der Ritter hatte sich zwar nicht offen auf dessen Seite geschlagen, doch die ersten zarten Fäden schimmerten bereits ganz schwach im Dunkeln. Noch konnten sie reissen, der Anfang aber war getan.
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob nickte zu den Worten des Ritters. Auch ihm war klar, dass Jarel versagt hatte und er musste harte an sich halten, nicht sofort nachzusetzen. Denn zuerst versagt hatte von Herrenloh. Aber er wusste auch, dass er auf den Ritter vor sich nicht einreden durfte, bis in diesem der Widerstand aufbrannte. Einmal geschmiedete Ansichten musste man langsam wenden, so glaubte er jedenfalls. Deshalb erwiderte er nur ruhig: "Wir alle sind Menschen. Unvollkommen. Wir scheitern, lernen, gehen weiter. Die Vergangenheit liegt vor uns." Er lächelte schwach.
Von Alensbach wollte also nicht leichtfertig entscheiden, nicht sofort richten. Jakob war ihm dankbar dafür und rutschte von seiner Pritsche, um vorsichtig das Bein zu belasten. Er verzog die Lippen. Mut oder Wahnsinn - gab es da einen großen Unterschied? Sein Blick traf wieder auf jenen des älteren Ritters und er glaubte wieder das darin zu sehen, was ihn schon einmal bewogen hatte, ihm zu vertrauen. "Ich habe lang genug geschwiegen.", sprach er entschieden und richtete sich entgegen der Schmerzen auf. Ein Bußgürtel war nicht wesentlich schlimmer. Man konnte es ertragen.
Noch ein Nicken. "Das werde ich. Danke, Ser." Er erhob erwiderte den Gruß, senkte zusätzlich den Kopf. Er mochte Mut haben, aber er kannte seinen Platz und noch war dieser in der Hackordnung weit unter von Alensbach. Und das wiederum erinnerte ihn daran, dass es Zeit war für Appell und Übungsstunde mit CvT und den anderen Knappen, daher schickte er sich an, gemeinsam mit von Alensbach das Spital zu verlassen.
Nur um nach ein paar Schritten in Bruder Zlatko hinein zu laufen. Oder besser humpeln. "So. Und wo glaubt Ihr, geht Ihr hin, Knappe?"
Jakob lächelte und antwortete unverlegen: "Mich bei Rittersergeant van Twyth abmelden, Ser."
Bruder Zlatko zog die Brauen zusammen. "Marsch zurück in Euer Bett, das ist längst geschehen.", wobei er wirkte, als würde er ihn notfalls an Kragen und Gürtel selbst zurück verfrachten. Für einen Mensch dieser Welt war der Heiler groß und vor allem stabil.
Jakob fügte sich ohne langen Widerstand. Mehr Zeit zum Nachdenken. Lothar von Tretogor gab ihm also noch eine Chance... Ein Teil von ihm wollte darauf mit dem alten Trotz reagieren. Was für eine Chance sollte das sein? Wann hatte er sich etwas zu Schulden kommen lassen? Aber natürlich war ihm im Grunde klar, was von Alensbach meinte, nur hatte Jakob noch keinen Plan von der Zielsetzung. Widerruf? Vielleicht, aber keine wirkliche Option. Er war überzeugt von der Richtigkeit seiner Worte und Taten. Mehr noch, er betrachtete sich als ausersehen vom göttlichen Feuer, die Worte des Glaubens neu auszulegen und für die Wahrheit darin zu kämpfen. Ob das Schwert dazu das richtige Mittel war, bezweifelte er allmählich. Doch über die Wahl der Mittel konnte er nachdenken, wenn sie das hier alles überstanden hatten.
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Liam von Alensbach
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Jakob wollte ihm widersprechen. Das sah Liam, rechnete es dem Jüngeren aber hoch an, dass er es nicht tat. Tatsächlich hätte er es sich mit Liam damit verspielt. "Ihr seid sehr aufmerksam." nickte der Ritter, hob schwach einen Mundwinkel, doch zu einem Lächeln reichte es bei weitem nicht. "Und ich widerspreche Euch nicht. Der Punkt an dem wir scheitern kommt für jeden von uns. Irgendwann ist er da und wir werden sehen, was nun daraus werden wird." Nachdem er sich erhoben hatte und Jakob es ihm gleich tat, ging er an seiner Seite. In des Bruders Standpauke aber mischte sich von Alensbach nicht ein. Das war das Reich der Heiler und damit Bruder Zlatkos, besser man legte sich nicht mit ihm an. Als der Knappe sich zum gehen wandte, sah ihm Liam nach bis er die Liege erreicht hatte. Erst dann wandte der Ältere sich ab und verliess das Spital, in den Gedanken noch beim Gespräch mit Jakob, um endlich den Freiherren zu Empfangen.

Der würde bestimmt schon warten...
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Jakob von Nagall
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Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob erwachte seltsam aus einem Traum, der doch alles Potenzial für Herzrasen und Schweißausbrüche gehabt hatte. Statt dessen schlug er die Augen auf, als habe er sie nur für eine Sekunde geschlossen. Er musste irgendwann über seine Grübeleien eingeschlafen sein und war in dieses Konstrukt gedriftet, das in seinem Detailreichtum noch immer in seinem Verstand hing wie eine reale Erinnerung. Ganz ruhig lag er da, fragte er sich, ob er jetzt wach war oder eingeschlafen oder noch schlafend und weiter träumend. Was ihn letztlich von seinem Wachsein überzeugte, war der pulsierende Schmerz in seinem Bein.
Langsam richtete er sich auf und betrachtete die verbundene Wade. Der Bolzen, den er an Jarels Stelle abbekommen hatte... wie so vieles. Seine eigenen Worte hingen im noch nach, als hätte er sie dem Ritter tatsächlich an den Kopf geworfen. Wenn er darüber nachsann, war vieles davon tatsächlich in seinem Herzen, nur hatte er für sich entschieden, die Vorwürfe nicht zu erheben. Was ihn allerdings noch viel mehr irritierte, waren Dinge wie sein Ritterschlag oder eine Schlacht, die definitiv noch nicht stattgefunden hatte. Fantasiegespinste seines übermüdeten Gehirns? Namen, die er eingeflochten hatte, weil sie im aktuellen Kontext präsent waren? Und wieso tauchte Henselt plötzlich in all diesen Gedanken auf?
Vielleicht interpretierte er auch einfach zu viel hinein.
Seine Grübeleien wurden von einem Guten Bruder unterbrochen, der kam, ihm Wasser zu bringen und den Verband zu wechseln. Jakob bat ihn um Wachstafeln und Griffel. Wenn er schon hier festgehalten wurde, konnte er sich auch der Aufgabe widmen, die noch über ihm schwebte wie eine dunkle Wolke: das Quartett mit den anderen Knappen seiner Stube. Immerhin hatte er schon eine Idee, nur musste er noch die Noten zusammen bringen und den Text so ändern, dass aus der Liebe zu einem anderen Menschen, die Liebe zum Göttlichen wurde. Und die Arbeit lenkte ihn von der Sorge um Jarel und dem beißenden schlechten Gewissen Iola gegenüber ab.

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