Der Tempel des Ewigen Feuers

Wyzima war die Hauptstadt von Temerien und einst Herrschersitz von König Foltest. Von hohen Stadtmauern umgeben, liegt sie an den Ufern des Wyzimasees; die Ismena fließt durch Wyzima und mündet in diesen. Das Bier "Wyzimas Gold" wird hier gebraut.
Nach der Ermordung des König streiten nun Herzoge und Barone um de Herrschaft.
Zeitweise war Wyzima der Sitze var Emreis, denn Temerien ist von Nilfgard besetzt.
in Wyzima ist der Orden der Flammenrose strak, inoffiziell regiert hier der Orden.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

------------------------------------------------------------
von: Meliteletempel → Ordenskloster - Refektorium
Datum: 18:33 Uhr, 29. August 1278, Sonntag
betrifft: Lothar, Liam?, Flammenrosenritter beim Abendessen
-------------------------------------------------------------

Vom Meliteletempel war es nicht sonderlich weit bis ins Ordenskloster und Jakob reichte es sogar noch für eine Katzenwäsche mit Kleiderwechsel. Doch schon in der Kammer, die er sich mit den Knappen aus Wyzima teilte, traf er auf Maxim, der sich zu so etwas wie einem Lieblingsfeind zu entwickeln begann. Dem jüngeren Knappen schien es in seinem Ehrgeiz nicht zu passen, dass der Neue aus Nowigrad schon nach einem Tag der Mittelpunkt des Buschfunks war. Die Harfe, der Zweikampf mit dem Großmeister und all die scheinbaren Extrawürste.
"Was willst du eigentlich hier, von Nagall? Warum verschwindest du nicht wieder in eure so geliebte, freie Stadt, hm?" Maxim stülpte sich einen Überwurf im typischen Rostrot über den Kopf und schlang einen Gürtel um seine Mitte, sah den anderen Knappen bei all dem nicht an. Früher hätte Jakob je nach Laune einfach geschwiegen oder dem frechen Kerl die Nase platt gehauen. Heute dachte er wirklich eine Weile über eine Antwort nach.
"Ich bin hier, weil mein Rittervater mich her sandte. Ich kehre zurück, wenn man mich zurück schickt. So lange werde ich mit meinen Brüdern hier lernen und arbeiten." Auch er sah nicht auf, sondern wickelte weiter in Ruhe seine Fußlappen und die Lederstreifen um die Unterschenkel.
Maxim schnaubte abfällig. "Arbeiten nennst du das. Arschkriechen nenn ich es. Und zwischendrin Schürzen jagen."
Schon fühlte Jakob doch wieder den altvertrauten Zorn in seinem Magen aufflammen. Kurz schloss er die Augen, presste die Lippen zusammen und rang mit seiner Beherrschung. Ganz konnte er allerdings nicht aus seiner Stimme verdrängen, wie es um sein Gemüt stand, als er sagte: "Ich folge den Weisungen, die man mir gibt - wie ein jeder von uns, Bruder Maxim." Und nun sah er doch auf, fand sofort Blickkontakt zu jenem jungen Mann, der von der ersten Minute lang, der Rivale hier gewesen war. Jener unter den Knappen, der bisher das Feld geführt hatte und schon in der ersten Einheit Federn gegen ihn hatte lassen müssen. Nun spürte Jakob deutlich, dass dieses erste Training noch nicht vergessen war. Unter Lothars Augen besiegt von dem Neuling aus Nowigrad...
"Welche Weisungen empfängt man so von einem verräterischen Ritter, der sich lieber in Frauenklöstern rumtreibt anstatt sich seinen Mitbrüdern zu stellen?", schoss Maxim und zerstörte damit jeden Versuch Jakobs, das hier auf diplomatische Art zu lösen. Selbst beleidigt werden war das eine. Jarel so denunziert zu hören, war eine andere Nummer. Das Zimmer war nicht groß - Jakob musste nur auf die Beine kommen und einen Schritt nach vorn machen, dann stand er so dicht vor Maxim, dass seine Nase fast die des anderen Knappen berührte.
"Verrat, sagst du? Ich bin ganz Ohr. Was soll er denn verraten haben?", wollte er bedrohlich leise wissen.
Maxim starrte ihn einen Moment lang in die Augen, dann verzog er die Nase. "Euer Ordenshaus an den Regenten eurer stinkenden Stadt und damit seine Heiligkeit Hierarch Hemmelfart an Dijkstra.", zischte er zurück und gab Jakob einen Stoß vor die Brust, der diesen auf Abstand bringen sollte. "Man sagt, er steckt mit dem Kopf so tief in Dijkstras Arsch wie du in von Tretogors!", setzte er noch nach. Das reichte. Jakobs Kontingent an Selbstbeherrschung war für diesen Tag aufgebraucht und der angestaute Druck aus dem Gespräch mit Slava musste irgendwo hin. Schon flog die erste rechte Gerade auf Maxims Gesicht zu. Doch der hatte damit gerechnet, zog den Kopf weg und holte seinerseits aus. Er traf Jakob an der Lippe, doch der ließ sich davon nicht beeindrucken, sondern setzte mit der Linken nach, welche seine bessere Hand war. Ein Haken, den Maxim nicht kommen sah, traf diesen hart am Kinn und der andere Knappe stolperte rückwärts gegen den kleinen Waschtisch. Benommen schüttelte er den Kopf und wollte gerade wieder zum Angriff über gehen, als Luka und Janusz herein kamen. Schnell erfassten sie die Situation und während Janusz sich vor Maxim aufbaute und beschwichtigend die Hände hob, versuchte der kleine Luka Jakob zu halten, indem er ihm von hinten die Arme um die Brust schlang.
Janusz drehte sich wie ein Kreisel zwischen den Streithähnen. "Hört auf. Hört auf. Seid ihr verrückt? CvT schleicht da draußen rum! Aufhören. Dem is' egal wer angefangen hat, der wird's beenden klar?"
Ein paar Minuten später war Ruhe eingekehrt. Jakob tupfte sich die aufgeplatzte Lippe mit einem feuchten Tuch, Maxim kühlte seinen Kiefer, der bereits Farbe annahm. Beide schwiegen.

>>Refektorium<<

Es war voll. Jakob hatte noch nie gleichzeitig so viele Ritterbrüder und Knappen, Meister und sogar den Großmeister selbst in einem Raum gesehen. Zwar gab es nach Ständen unterteilte Tische, trotzdem speisten alle zusammen. In Nowigrad war ihm das noch nie passiert. Jarel aß oft mit ihm zu Abend, aber das dann meist privat in seinem Haus. Ansonsten aßen die Knappen zusammen, während die Ritter sich selten unters Volk mischten. Das hier war fast zu viel für ihn. Der Lärm, die Gerüche, das Durcheinander der Stimmen. Nach der kleinen Einlage von eben wollte er am liebsten irgendwo allein sein, wusste aber, dass das nicht möglich war. Also Zähne zusammenbeißen und durch. Janusz schleppte ihn zu einer Bank und drückte ihn mitten im Getümmel nieder. Fragen stürzten auf ihn ein, meistens den Kampf mit Lothar betreffend. Er bemühte sich, zu antworten, wich oft genug aus, wiegelte ab, versuchte dem Ansturm einfach irgendwie in das alt hergebrachte Schweigen zu entkommen, aber sie ließen ihn nicht. Man bohrte, zerrte, fragte. Es war wie ein Märtyrium, aber er gab sich alle Mühe, das nicht nach außen zu zeigen. Versprach beim nächsten Training eine bestimmte Schrittfolge zu zeigen, jenen Hau und diese Parade.
Endlich kam das Essen und er bekam etwas Ruhe. Runter brachte er keinen Bissen, zu sehr wühlte ihn der Trubel auf und sprudelte immer noch das Adrenalin in seinen Adern. Eine Weile hatte er es vermieden zum Tisch der Herren zu sehen, an dem Lothar saß, aber als es allmählich ruhiger auch um den Großmeister wurde, warf Jakob hin und wieder einen Blick zu diesem hinüber. Lothar schien dies entweder zu erwarten oder zu ahnen, denn es dauerte nicht lange, da kreuzten sich ihre Blicke und Jakob deutete durch ein leichtes Nicken an, dass er Neuigkeiten habe. Er hoffte nur, dass Lothar ihn nicht wieder vor aller Augen zu sich zitierte, denn das gäbe wohl nur neuen Zündstoff. Andererseits - was konnte er dafür, dass die Dinge lagen wie sie eben lagen. Vielleicht wurde es auch einfach Zeit für ein bisschen mehr Selbstvertrauen.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 148
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

Der Großmeister hatte das Nicken kaum merklich aufgenommen, sich wieder abgewandt und schmunzelte über die Worte eines Gesprächspartners an seinem Tisch, als hätte es den stillen Kontakt nicht gegeben. Während Jakob noch einmal nach diesem Dreher gefragt wurde, stand Lothar auf und steuerte auf den Tisch mit den Jungrittern zu. Auf den Weg jedoch wurde er von Cvjetko von Thwyth aufgehalten. Es gab einen kurzen Wortwechsel, Lothar deutete auf seinen Mund, der andere blickte sich um und nickte. Die beiden Herrn trennten sich, der Großmeister nahm Platz bei den jungen Rittern, die vor einem Jahr wahrscheinlich noch am Knappentisch gesessen haben und wurde dort respektvoll aber herzlich begrüßt. CvT hingegen schnappte sich sehr diskret den kleinen Luka und zitierte ihn wohl in sein Büro oder Folterkammer wie es unter der Hand hieß. Eine Kleinigkeit, die von Janusz und Maxim ebenfalls bemerkt wurde. Erster bewahrte die Haltung, letzterer wurde zunehmend unruhig und kurz nachdem Luka wieder im Refektorium erschien, bat man Maxim hinaus. Die Art von Blick den er Jakob noch zu warf, kann man sich vorstellen ohne hinzusehen. Luka hielt sich vom Knappentisch etwas fern und suchte noch mehr zu Essen - heute gab es mal soviel jeder nehmen konnte. Zumindest Jakobs Zimmergenossen wussten was nun wahrscheinlich gleich kommen würde. Maxims rechte Gesichtshälfte war über den Abend zunehmend blauer geworden und die Ehrlichkeit Lukas bekannt. Es dauerte nicht lange und Jakob wurde genauso in die Folterkammer zitiert. Dort war es immerhin leiser.

»‚Folterkammer’«

Von Thwyth saß bereits an seinem Schreibtisch, als Jakob eintrat und deutete etwas gelangweilt auf den Hocker gegenüber, der für den Besuch zur Verfügung stand. Er hatte sich den Abend anders vorgestellt, aber manchmal hatte man eben keine andere Wahl und im Grunde seines Herzens war er doch recht stolz auf diese vier und wie sie den Konflikt gelöst hatten. Aber das würde er ihnen erst sagen, wenn sie die Ritterschaft erlangt hatten – oder auch nicht. Schließlich galt es einen Ruf zu wahren.

Cvjetko schaute streng und zog theatralisch die Luft ein, nachdem sich Jakob gesetzt hatte. „Du weißt, was ich zu sagen habe?“ Er wartete beliebig lange irgendeine Art von Bestätigung ab, stand darauf mit einem „Gut“ auf und ging zur Tür. Er wartete dort schweigend bis der Großmeister dazu kam, nickte dem zu und verließ sein eigenes Büro.

Erst als man alleine war und die Tür geschlossen, ergriff Lothar das Wort: „Und so hat der Knappe seinen Großmeister zu sich zitiert.“ Er kam um Jakob herumgelaufen, verschränkte die Arme und lehnte sich stehend an den Tisch. In seiner Stimme lag kein Vorwurf eher Erheiterung. „Du hast meine Aufmerksamkeit.“
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Eine Weile ging das Treiben weiter, dann stieß Janusz Jakob plötzlich in die Seite und zischte: "Feuer und Asche, schau - Luka muss antreten. Ihr seid sowas von geliefert." Sein Blick huschte zu Maxim, der ihm und Jakob schräg gegenüber saß und auch Jakob tauschte einen Blick mit dem jüngeren Knappen, dessen Kiefer 2019 als Farbpalette für ein Automodell hätte herhalten können. Plötzlich war man sich irgendwie wieder einig, nur wussten sie alle, dass der kleine Luka das schwächste Glied der Kette war - einschließlich CvT. Es kam, wie es kommen musste: Maxim war der nächste und keine halbe Kerze später wurde auch Jakob in die Amtsstube des Rittersergeanten gebeten. Innerlich schon darauf vorbereitet, nun Rede und Antwort stehen zu müssen, war der Knappe mehr als nur überrascht, von der seltsam flachen Art des Ritters, der sonst für seine harte Hand bekannt und gefürchtet war. Was er sagen wollte? Kurz keimte in Jakob der aufmüpfige Gedanke, sich einfach blöd zu stellen, aber dann siegte die Vernunft. "Ja, Ser.", murmelte er und versuchte dabei möglichst schuldbewusst auszusehen. Van Thwyth erhob sich daraufhin, ging zur Tür und Jakob brauchte sich gar nicht umsehen, um den Gang Lothars am Geräusch zu erkennen.
Der Knappe brauchte nur einen Hauch länger als Lothar zum Tisch brauchte, um den Hocker nach hinten zu schieben und auf ein Knie zu gehen. "Exzellenz...", murmelte er noch, da traf ihn schon das leise Amüsement des Großmeisters. Der Knappe, der den Großmeister zu sich zitiert. Hatte er das? Er war sich eigentlich keiner Schuld bewusst und bevor er es verhindern konnte, entschlüpfte ihm: "Der Großmeister, der sich von einem Knappen zu sich bitten lässt." Schnell biss er sich auf die Zunge. Harfenstunden hin oder her, Lothar war und blieb das Oberhaupt seines Ordens und er sollte ihm gegenüber lieber nicht zu frech werden. Andererseits schätzte der Mann Direktheit und Ehrlichkeit - nur in welchem Maß, das musste Jakob erst noch ergründen. "Entschuldigt... aber ich bringe Nachricht aus dem Tempel der Melitele."
Sich nun der vollen Aufmerksamkeit seines Dienstherrn bewusst, hob er auch den Blick, um jenem des Älteren zu begegnen und Stand zu halten. "Der Ritter Jarel Moore ist inzwischen so weit hergestellt, dass er gern mit Euch sprechen würde. Außerdem ist ein Gesandter des Regenten von Nowigrad eingetroffen, der die Gelegenheit ebenfalls wahrnehmen möchte und um eine Audienz bei Euch bittet." Und jetzt kreuzte er innerlicht die Finger, dass Lothar nicht zu tief nachbohren würde, was es mit diesem Gesandten auf sich hatte. Angespannt wartete er ab.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 148
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

„Der Knappe war zuvor sehr bemüht darin sich zu verstecken.“ Ihm gefiel diese Konversation bereits jetzt, nur an diese Kniefälle würde er sich nie gewöhnen. Aber er verstand die Notwendigkeit, gaben sie trotz all der kleinen Frechheiten darüber Auskunft wer wo stand. „Ein Großmeister sollte nicht vergessen ab und an Großmut zu zeigen, Jakob von Nagall.“ Lothar stieß sich vom Tisch ab, reichte Jakob eine kräftige Hand und zog ihn wieder auf seine Beine: „Und nicht an falsche Eitelkeiten festhängen.“

Es gab gerade Wichtigeres, Persönlicheres, Menschlicheres. Der Tisch fand wieder Verwendung als Lehne und Lothar verschränkte die Arme vor der Brust, als er Jakob lauschte. Natürlich bringt er Kunde aus dem Tempel der Melitele, deshalb war er selbst hier. Ritter Jarel Moore. Es tat gut den Namen aus seinem Mund zu hören, statt wie gestern darum herum zu reden. Auch wenn in Lothars Augen der Titel nicht passte, aber es hatte Entscheidungen in Nowigrad gegeben, in die er nicht rein reden durfte, wollte. Also auch Moore würde ihn empfangen. Die Mutter ihn gnädigerweise durchlassen. Es folgte ein erleichtertes Nicken, endlich. Was in Verwunderung über ging. Ein Gesandter des Regenten von Nowigrad? Sigi? Was muss der sich wieder überall einmischen und warum hatte ihm niemand gemeldet, dass ein solcher Gesandter durchs Tor gekommen war? Selbst die Statthalterin hatte davon keinen Schimmer, deren Netz sollte andere Quellen haben als seines. „Hmm…“ war deshalb vorerst alles was er dazu sagte. Ein wenig wirkte es, als würde er nach den gekreuzten Fingern Ausschau halten, wie er den Knappen musterte. Was hatte Jarel der Krone Nowigrads verraten, dass ihre kleinen Finger bereits mit ihm hier ankommen? „...wie kommt dieser Gesandte auf die Idee ausgerechnet Dich um eine Audienz bei mir zu bitten, statt den offiziellen Weg zu gehen?“
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob ergriff Lothars schwielige Schwerthand mit seiner von Narben verunstalteten Rechten. Nicht seine Schwerthand, dennoch war der Griff so fest, wie es mit den zerfurchten Muskeln, die sich unter dem Ärmel verbargen, eben möglich war. Er schmunzelte, als der Großmeister ihn auf die Füße zog und freundlich die Fronten klärte, die zwischen ihm und dem Älteren allerdings noch nie sonderlich fest gefügt gewesen waren.
Der Knappe verschränkte die Hände im Rücken und konnte das Unheil quasi kommen sehen. So gut kannte er Lothar dann inzwischen doch, dass dieser ihn nicht einfach so entkommen lassen würde. Slava. Wieso sollte er den eigentlich immer wieder decken und sich halbgare Wahrheiten aus den Fingern saugen? Natürlich wegen Jarel. Und sich selbst. Fast hätte er geschnauft. Der Russe hatte ihn inzwischen auch schon so tief in alles rein gezogen, dass er zwangsläufig mitspielen musste, damit er nicht als Idiot oder Schlimmeres dastand. Verflucht sei dieser Kerl.
Jakob hob leicht die Brauen und dazu die Schultern einen Deut. "Nun, es gibt den offiziellen und es gibt den schnellen Weg." Er tat es schon wieder. Innerlich schüttelte er über sich selbst den Kopf, beschloss aber dann, es als so eine Art Sühne für die Sache mit der AK zu betrachten, auch wenn Slava das wohl nicht so einfach abtun würde. "Vermutlich hätte er den offiziellen Weg gewählt, wäre ihm nicht bei seinem Gang zur Andacht im Tempel ein Knappe unseres Ordens begegnet, den er zudem in seiner Heimatstadt schon das ein oder andere Mal gesehen hat." Er wusste, dass er ein miserabler Lügner war, aber er gab sich Mühe und hielt den Blickkontakt zu Lothar. Und ein kleiner Hieb auf Slavas Kosten. Die wenigsten Männer huldigten Melitele, es sei denn sie wurden von irgendeiner Krankheit geplagt. "Ihr werdet feststellen, dass er sehr überzeugend sein kann." Immerhin das war sie reine Wahrheit. Überzeugend bis nervtötend besserwisserisch und das im Schwall. Aber er traute Lothar zu, Slava Herr zu werden. Wie gern wäre er bei dem Gespräch Mäuschen.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 148
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

So schief wie Lothar den Kopf hielt brauchte man keine große Menschenkenntnis, um zu verstehen, dass er nicht restlos von Jakobs Worten überzeugt war. Vielleicht sogar ein bisschen enttäuscht, dass dieses Wortwahlspielchen wieder los ging. „So so.“ Die rechte Hand fuhr grübelnd über den Bart des Großmeisters. Lebkuchenspuren würden sich erst später am Abend dort finden, noch war dafür nicht die Zeit.

„Was hat den Knappen denn daran gehindert diesen bisher namenlosen Gesandten sanft aber bestimmt mitzuteilen wo es zum offiziellen Weg geht, um die Überlegenheit der Flamme gegenüber der Krone zu zeigen? Und hat der Knappe diesen in dessen Heimatstadt ebenso das ein oder andere Mal gesehen? Und kann mir erklären, um wen es sich handelt? Womit hat er sich dieses Sonderrecht meine Sorge um Deinen Rittervater zu missbrauchen verdient?“ Während ein prüfender Blick auf Jakob lag, griffen Daumen und Zeigefinger nach ein paar Barthaaren und spielten damit herum.

„Er weiß zu überzeugen? Weil er Dich auf dem Weg zur Andacht mit Deinem Mädchen gesehen hat?“ Was sollte er von einem Mann wie Dijkstra schon erwarten? Der stellt keine Idioten ein und seit der Putzfrau war sich Lothar sicher, dass der Regent seine Augen in Wyzima hatte. Wobei die Dame sicher nur die Ablenkung des wahren Spions in seinem Orden ist.
Und das Mädchen? Ein Schuss ins Blaue. Der häufigste Grund warum die Knappen zum Tempel der Melitele gingen. Und Jakob hatte seine erste Nachfrage in diese Richtung übergangen. Kein Bestreiten, denn so frech war er nicht, sondern Schweigen um nichts sagen zu müssen, was man seinem Großmeister nicht sagen will.

„Diese Waffe der Überredungskunst kann man aber sehr leicht entschärfen, wenn Du mich nicht weiter im Dunklen lässt, sodass wir finden eine Lösung finden können. Keine übliche Nachrede, wenn der Großmeister schon davon weiß. Diese Audienz wird wohl so ähnlich wie gewünscht stattfinden, aber warum sein Spielchen mitspielen?“ Er lächelte mitfühlend: „Willkommen in der Politik, von Nagall“ und klopfte Jakob väterlich auf die Schulter. Da war kein Spot in der Stimme mehr Fürsorge.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Lothar ließ einfach nicht locker und fing auch wieder mit dem Mädchen an, das er Jakob so gerne andichten wollte. Aber da biss er aktuell tatsächlich auf Granit und der Knappe verriet sich mit keiner Faser. Er blickte sem Großmeister ruhig in die Augen und überlegte einen Moment, was er jetzt mit dieser Misere anstellen sollte. Er wusste, er war kein guter Lügner, also blieb nur die Wahrheit. Allerdings welche Wahrheit, konnte er ganz gut steuern, darum entschied er sich für jene seine eigene Person betreffend.
"Die ganze Geschichte?", fragte er also und bekam dafür ein typisches Lotharnicken. Der Großmeister wirkte sogar fast etwas erleichtert und Jakob atmete durch. Hoffentlich machte er jetzt nicht den Fehler seines Lebens... Der Jüngere lehnte sich neben Lothar an den Tisch, die Hände rechts und links auf die Tischkante abgestützt.
"Ihr müsst wissen, Exzellenz, dass ich nicht aus Nowigrad stamme. Auch nicht aus Temerien oder einem anderen der nördlichen oder südlichen Reiche. Ich kam vor etwas mehr als einem Jahr her; aus einem Land, das man Deutschland nennt und in einer anderen Sphäre liegt. Der Orden, von dem ich kam, nennt sich 'Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem - Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis' und mein Glaube war der an den einen Gottvater, seinen Sohn und die Heilige Mutter Maria. Doch der HERR hielt es in seiner unendlichen Weisheit für eine gute Idee, mich durch ein Portal in diese Welt zu schicken. Vielleicht auch zur Strafe, weil ich meinen Glauben und damit ihn anzweifelte. Ich landete in einem Sumpf in Velen und von da begann meine Reise nach Nowigrad, auf der ich sowohl den Freiherrn von Sokolov traf als auch meinen Rittervater, der mich auf- und annahm, zum Glauben an das Ewige Feuer und in Arme dieser Bruderschaft hier führte. Also ja, ich kenne den Freiherrn schon eine Weile, aber uns verbindet nicht gerade eine Freundschaft. Trotzdem ich habe ihm zugesagt, dass ich Euch fragen werde, weil ich ohnehin auf dem Weg war, um Euch die Nachricht von Jarel zu bringen. Vergebt also einem dummen Knappen, der keine Ahnung vom politischen Parkett hat, schon gar nicht von dem dieser Welt." Verdammt viele Worte für den so sonst so kurz angebundenen jungen Mann. Nicht ganz ohne Kalkül, hoffte er doch, Lothars Aufmerksamkeit nun auf andere Dinge gelenkt zu haben, als auf die Beziehung von Slava und Jarel oder irgendeinem Mädchen im Tempel. Dafür würde Slava noch büßen.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 148
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

„Verstanden.“ Doch das Gesicht des Großmeisters sagte etwas anderes: mehr ein ,er wird versuchen zu verstehen’. Natürlich kannte er die Geschichte er ersten Menschen und die Theorien von Globulen oder anderen Sphären war ihm während seiner Ausbildung schon einmal untergekommen. Doch es war nichts was man im Alltag einer Armee brauchte. Aber er würde darüber nachdenken soviel war sicher.
„Ich kann Deine Angst verstehen, dass es Dich treffen mag, wenn der Orden alles was nicht von dieser Welt ist jagt. Aber…“ Er stieß sich vom Tisch ab, um Jakob, der ähnlich groß war wie er selbst, besser ins Gesicht sehen zu können. „...mit dem Eintritt in den Orden lassen wir die Vergangenheit hinter uns und öffnen uns alleine der Flamme. Deine Herkunft sei Dir vergeben.“ Lothar schlug den Kelch des ewigen Feuers und legte ein paar Herzschläge der Andacht zwei Fingerkuppen seiner Rechten auf des Knappen Stirn . Mit einem „Niemand hat eine Ahnung vom politischen Bankett.“ wandte er sich wieder ab, ging ein paar Schritte zu dem umgefallen Hocker, stellte ihn auf seine drei Beine und setzte sich darauf.

„Was kannst Du mir über den Freiherrn von Sokolov noch erzählen? Wenzels Aussagen diesen bezüglich waren nicht immer salonfähig. Und was glaubst Du was er von mir genau möchte? Ich nehme an wir treffen uns in den nächsten Tag auf dem Weg zur Andacht der gütigen Mutter oder erwartet er einen offiziellen Empfang?“
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Jakob schloss die Augen, beugte den Nacken und nahm den Segen mit einer Demut entgegen, die man so von dem jungen Mann überhaupt nicht gewohnt war. Er war absolut kein Heuchler - so vieles es im Orden auch gab, was ihm missfiel, so sehr hing er doch inzwischen dem Glauben an, hatte sein Herz und seine Seele der Ewigen Flamme verschrieben. Entsprechend erlösend waren Lothars Worte und dessen Finger auf seiner Stirn nach dieser seiner kleinen Offenbarung für ihn. Jakob barg die rechte Faust in der linken Hand und hielt beide vor der Brust, leicht darüber gebeugt in einer Geste des Dankes. "Die Flamme erleuchte meinen Geist.", erwiderte er formal.
Als er die Augen wieder öffnete, hatte Lothar ihn direkt in die nächste Zwickmühle gebracht, indem er sich setzte und Jakob jetzt schlicht nicht wusste, ob er stehen bleiben und damit auf seinen Großmeister herab sehen sollte oder besser durfte. Aber sie waren nur zu zweit, so gesehen privat und informell hier - also entschied er sich, einfach wieder an den Tisch gelehnt stehen zu bleiben. Würde schon schief gehen. Jarel bekam auch noch sein Fett weg - von wegen 'Benimm dich' und damit war genug gesagt.
Und Lothar ließ nicht locker. Was also jetzt? Wie viel von dem Streit mit Slava sollte oder durfte er ausplaudern? Eigentlich war es am Ende Slavas Problem, denn immerhin hatte der ihn geschickt, wissend, dass Jakob vielleicht nicht der Beste aller Botschafter in seinem Sinne war. Der Knappe sah seinem Großmeister wieder in die Augen.
"Nicht viel mehr, als Ihr vermutlich selbst wisst. Die neue rechte Hand von Sigismund Dijkstra. Wie gesagt, er und ich sind keine Freunde. Unsere Wege trennten sich quasi am Stadttor und vorher hatten wir die ein oder andere handfeste Auseinandersetzung. Ich bin der Letzte, dem er seine wahren Pläne auftischt. Ich kann nur vermuten, dass es etwas damit zu tun hat, wie Orden und Krone zueinander stehen.", begann er.
Wenzel. Der Name sorgte dafür, dass sich in ihm etwas unangenehm aufstellte. Wenn der nicht gewesen wäre... Jakob kramte in seinem doch recht guten Gedächtnis. "Mit Großkomtur von Herrenloh habe ich ihn das ein oder andere Mal nach der Messe sprechen sehen. Worüber weiß ich nicht." Das Jarel bei solchen Zusammenkünften selbstredend zugegen gewesen war, brauchte er nicht erwähnen und damit war der Bogen schweigend geschlagen. Jakob verstummte und wartete wieder ab.
Benutzeravatar
Lothar von Tretogor
Spieler Level 2
Spieler Level 2
Beiträge: 148
Registriert: Montag 6. März 2023, 10:30
Lebenslauf: Lothar

Der Großmeister schien sich keine Gedanken darüber zu machen, wer gerade zu wem aufsah. Lothar selbst war zu wenig dazu erzogen worden tatsächlich über dem Volk zu stehen. Er war als Offizier in der Armee genug mit Untergebenen in den Dreck gefallen, um dies als Autoritätsuntergrabung zu betrachten. Ganz abgesehen davon sollte es an seinem Stand im Orden nicht rütteln, weil er nun auf dem Hocker der Delinquenten CvTs saß. Vielleicht wollte er testen wie Jakob darauf reagierte, vielleicht war er auch nur müde.
Den Segen hatte er gerne gegeben, merkte, dass es nicht nur eine Geste war sondern aufrichtig ankam. Er musterte einen Moment den Knappen. Der Glaube war ihm wichtig, ob nun dieser Gottvater oder die ewige Flamme und er war loyal – seinem Rittervater mehr als allem anderen.

Zu ein paar der Worten Jakobs nickte er. Ein paar Sachen wusste er, aber so penibel hatte er die Politik in Nowigrad nicht verfolgt, es gab hier genug zu tun. Nur spannend dass dieser Gesandte genau jetzt in der Stadt war, man musste beinahe gemeinsam gereist sein. Er sollte mal seine Kontakte zu den Torwachen spielen lassen.
„Noch, lieber Jakob. Sehe ich keinen Grund ihn nicht den offiziellen Weg gehen zu lassen. Deine Einblicke sind ähnlich denen, die mir Großkomtur von Herrenloh…“ schloss er sich diesmal der offiziellen Anrede an. „…zu kommen hat lassen. Wenn es um Belange zwischen Orden und Krone geht, sollten wir ihm dann nicht zeigen welche Macht der Orden hier hat? - Auf jeden Fall werde ich erst mit Deinem Rittervater reden, um endlich zu erfahren was sich in Nowigrad genau zu getragen hat.“

Schließlich gab es da einen Vertrauensbruch mit Wenzel, Verrat, Anschläge und sonstiges. Eine kleine Flamme der Erleuchtung würde ihm hier viel bringen und er hoffte, dass Jarel in dabei nicht im Stich lässt und ihm genug Vertrauen schenkt.
Benutzeravatar
Jakob von Nagall
Spieler Level 4
Spieler Level 4
Beiträge: 548
Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

Welche Macht hatte der Orden? Der Orden, dem auch er angehörte und dem er diente... Der Gedanke kribbelte fast angenehm. Slava abblitzen lassen wie einen ganz gewöhnlichen Bittsteller, einfach, weil Lothar es konnte und er selbst nur das Minimum an Energie in dessen Überzeugung steckte. Trotz des neuartigen Gefühls, das dieser Gedanke auslöste, schaffte es Jakob halbwegs neutral: "Wie Ihr wünscht, Exzellenz.", zu erwidern. Hatte er damit im Grund nicht, was er wollte? Das Slava eben nicht mit Lothar redete und alles nur noch verworrener, vielleicht schlimmer wurde? Und der Großmeister wollte zuerst mit Jarel reden... Jakob nickte dazu und hörte sich trotz aller inneren Vorsätze sagen: "Keine Garantie, dass sich Freiherr von Sokolov zu dem Zeitpunkt nicht auch im Tempel aufhält.", und dem Großmeister zufällig über den Weg lief. Dieses doppelte Spielchen machte ihm langsam wirklich zu schaffen, aber sei es drum... Wenn sein Rittervater ihrem Großmeister alles beichtete, war der Knappe ohnehin gleich mit geliefert. Niemand würde ihm glauben, dass er von all dem keine Ahnung gehabt hatte - zu allerletzt Lothar. Also musst er da jetzt wohl oder übel durch.
Komisch, aber er war körperlich tatsächlich ganz entspannt. "Es bleibt bei der vierten Glocke? Oder wollt ihr unser früher beehren?" Jarel würde so bald nicht weg laufen.
Antworten