Taverne | Eisvogel

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

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von: DocksSchuras Wohnung ➜ Eisvogel
Datum: etwa mittags, 14. August 1278
betrifft: Schura, Raul und später Jordan und auch Valjan
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Raul erwischte Schura gerade beim Aufräumen. Keine sehr männliche Tätigkeit, aber diese Holzhäuser verdreckten noch schneller als die Ruinen in der Zone und Holzdielen mochten zwar wildromantisch aussehen, waren aber echt scheisse zu fegen und von Staubsaugern hatte hier noch keiner etwas gehört.
Aber er mühte sich redlich ab, und das nun fast täglich. Wie es zu diesem plötzlichen Ehrgeiz kam... Er hätte auf jeden Fall gelogen, hätte man ihm eine gewisse Theorie präsentiert.

Und dann traf Raul ein.
Schura ließ ihn ein, er wirkte alarmiert und erklärte schnell und hektisch. Er mochte zunächst geschlendert sein, aber die Geschichte war viel zu spannend... Irgendwann war er dann wohl doch gerannt. Oder wenigstens sehr sehr zügig gegangen.

Er berichtete dennoch sachlich:
Eine Frau, offenbar über dem Meer abgestürzt, mit etwas großem schwerem, aber kein Tier. An Land gebracht von Fischern und da war viel Stoff, dünner Stoff, und Schnur, sehr viel Schnur. Und ein Rucksack... Und er ließ auch andere Details nicht aus, über ihre fremdartige Kleidung, ein Anzug etwas unsittlich eng und Hemd und Hose zusammengenäht, und weil zu dem Zeitpunkt Schura auch schon einen Verdacht hatte und mit wachsender Begeisterung nachhakte, schilderte er auch die Aufnäher und weitere Details, die sonst kaum einen interessiert hätten. Er war Kartograph gewesen und hatte ein beachtliches Auge für Details. Schura gefiel das und er verstand plötzlich, wie Slava wohl ticken musste wenn er solche besonderen Eigenschaften in jemandem entdeckte.
Er nahm auch die Anweisungen entgegen, neutrale Kleidung... Und aus einem Einfall heraus packte er auch noch Zigaretten ein und auch einen der PDAs, auch wenn sie fast nutzlos waren.

Und so waren sie dann nur kurze Zeit später auf dem Weg zum Eisvogel. Sie waren vorher da wie es schien... Und Schura war nervös, sehr sogar. DAS war wohl etwas, wenn Slava davon erfuhr...
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Valjan Novka
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Lebenslauf: V

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von: Vom Hafen
Datum: 13:13 Uhr, 14. August 1278, Samstag
betrifft: Pandora, Raul & Schura
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Die Taverne ‚Eisvogel‘ sah aus wie aus einem Märchen: das Fachwerk, die Steine, das Schild über der Straße, die Fensterläden und Butzenscheiben, die etwas unförmigeren Dachziegeln, es fehlten nur noch die sieben Zwerge, die Heigh-Ho singend nach Hause kommen. Wobei die Zwerge hier kaum bunte Zipfelmützen trugen. Aber das Gebäude musste es sein, denn ihre Begleitung deutete einladend darauf. Die Funktionsweise eines Gasthofs war auch so gut erkennbar und zur Mittagszeit war es nicht schlecht besucht.

Der Feldwebel öffnete die Tür und ließ die Dame eintreten. Der Anblick des erwartungsvollen Schuras ließ Valjan lächeln. Jordan forderte er auf mit an diesen Tisch zu treten, an dem auch Raul saß.

„Dschordan Bäker… Reno, Nevada... USA“, stellte er sie ein bisschen langsam und überlegend vor, versuchte die Betonung richtig zu erwischen und zeigte dann auf Schura. „Alexander Lebedew… Petersburg, Russland.“ So hatte sie es zuletzt genannt und unter Sowjetunion hatte sich Valjan gar nichts vorstellen können. Prompt folgte darauf ein strenger Blick auf beide und ein erhobener Zeigefinger: „Nicht hauen.“ Eine Kneipenschlägerei konnte er jetzt echt nicht brauchen, die Augen gingen nochmal auf die beiden, um sich zu vergewissern, dass sie ruhig blieben und verstanden hatten.

„Ich besorge ihr ein Zimmer, damit sie aus den nassen Sachen raus kommt und sich umziehen kann.“ Valjan ging an Schura vorbei zum Tresen, wobei er ihm fast liebevoll auf die Schulter tätschelte. „Oh und sie würde gerne eine rauchen.“ Ein Grinsen über die Schulter und es wurde beim Wirt ein Zimmer für ein paar Tage sowie ein Krug mit warmen Wasser für die Waschschüssel bestellt, alles auf Sokolovs Namen natürlich.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

Schura und Raul hatten sich leise unterhalten, eben wollten sie schon Bier bestellen, als sich die Türe öffnete.
Bis dahin hatte Raul wissen wollen, was das mit ihm und dem Feldwebel war, ob sie zusammenarbeitete oder... Weiter kam er nicht. Schura war ohnehin nicht ganz sicher wieviel Raul wußte und wollte gar nicht antworten, denn er wußte es ja selbst nicht. Aber sein genuscheltes "Freunde" ging sowieso unter und die beiden Damen, Verzeihung, der Feldwebel und die angekündigte Reisende traten ein.

Und Schuras Grinsen konnte unglaublich breit werden. An etwas wie ein Pokerface, oder was man hier unter Etikette verstand dachte er nicht mit dem A...llerwertesten. Er sprach noch immer wie ihm die Schnauze angewachsen war und verhielt sich auch noch immer als wäre er noch in der Zone. Er war schließlich kein Freiherr sondern nur ein Söldner. Irgendwann würde er noch lernen müssen, aber nicht heute. Und erst recht spät wenn es nach ihm ging.
Valjan war so freundlich, die Neue vorzustellen. Raul grinste, erhob sich so halb, deutete eine Verbeugung an und tat so als habe er sie gerade zum ersten Mal gesehen. Humor hatte der Bursche ja,
Und irgendwie ließ er sich doch anstecken, erhob sich selbst kurz als Valjan ihn vorstellte. erhob sich kurz und nickte. So machte man das also.
Jordan Baker... vermutlich. Valjan sprach die Namen etwas merkwürdig aus, aber erkennbar. Ebenso Reno und Nevada.
"Die meisten nennen mich 'Schura'" erlaubte er. Er würde jetzt nicht anfangen auf Alexander oder Ser Lebedew zu hören.

Und dann legte er eine seinen Beutel auf den Tisch, ein eindeutig hangesticktes Täschchen, darin aber die zerknüllten Reste einer Schachtel Belomorkanal, eine Zigaretten Marke, die es auch zu Sovietzeiten schon gegeben hatte. Abgerundet wurde die merkwürdige Mischung noch durch ein modernes Plastik Einwegfeuerzeug, dass aber wohl schon viele Jahre hielt. Die durchsichtigen Kammern waren schon etwas trüb aber erkennbar.
Dazu schob er auch einen Satz Klamotten über den Tisch, braune Tunika, Hose, Gürtel. Ihre Stiefel musste sie wohl behalten. Wenn man genau genug hinsah trug auch er noch immer die ledernen Einsatzstiefel, geschnürt und mit Gummisohlen und interessanterweise von MIL-TEC, eindeutig keine russische Marke. Derzeit behielt er aber die Füsse unter dem Tisch.
Was man aber sah, weil die Ärmel nicht bis zum Handgelenk reichten: die tätowierten Unterarme. ein flächiges Wellenmuster. Ungewöhnlich für diese Welt, vermutlich aber auch für die Zeit der Amerikanerin. Keine Sterne oder Anker, keine barbusigen Frauen, sondern mit feinen Übergängen und Linien. Teuer war es allemal gewesen.
Und der Besitzer dieser Arme musterte umso neugieriger die junge Dame. Wobei sie vermutlich in einem ähnlichen Alter waren.
Tatsächlich war sie sogar ein wenig älter, aber nach dem Alter fragte man ja nicht. Nicht hauen? Irgendetwas war ihm da entgangen... er kam aber nicht drauf, auch nicht als er Valjan nachsah.

Interessiert musterte er den Anzug... Raul hatte ja bereits Andeutungen gemacht. Die Aufnäher, Abzeichen, der Name natürlich. Aber etwas störte ihn an dem Aufzug. Es wirkte fast ein wenig wie ein Kostüm, oder auch wie aus einem Museum. Wenn sie wirklich mit einem Kampfflugzeug abgestürzt war... hatten diese Anzüge nicht Schläuche für die Kompression? Er war selbst aus Hubschraubern abgesprungen, hatte ein bisschen was drüber lernen müssen und auch wenn wenig hängengeblieben war, ganz richtig war hier nicht alles.
Deswegen begrüßte er sie auch mit einer der vermutlich dümmsten Fragen:
"Freut mich... Reno also... ähm... welches Jahr?"
Er sprach dabei sehr gutes amerikanisch Englisch, lediglich an den Vokalen hörte man den Osteuropäischen Einschlag. Zudem klang er auch eher nach Ostküste.
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Pandora
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Letztendlich war Jordan dann doch fast brav gefolgt, bis auf einen Versuch, eine streunende Katze anzulocken, was diese mit Fauchen und Spucken quittierte und einem abrupten Stopp an einer Werkstatt, wo gerade Butzenscheiben gedreht wurden. Sie hatte die Fensterscheiben in manchen der schickeren Häuser gesehen und kannte solche Scheiben in der Theorie, aber die Kunstfertigkeit, mit der der Mann arbeitete, fesselte ihre Aufmerksamkeit bis Novka sie anstupste und wie aus einer Trance weckte. Von da an ging es weiter durch enge Gassen, vorbei an Hinterhöfen und wieder über breitere Straßen. Stellenweise hatte Jordan das Gefühl, Novka führe sie auf Umwege - zumindest funktionierte ihr Orientierungssinn auch hier gut genug, dass sie Richtungswechsel zuverlässig einsortieren konnte. Hätte sie geahnt, dass der Wachmann um Scheiterhaufen und Galgen herum manövrierte, sie wäre wohl fast gerührt gewesen. Aber woher sollte er auch wissen, dass er es mit einer Vietnam-Veteranin zu tun hatte? Gut, aus einem Flugzeug heraus sah der Krieg anders aus, aber auch sie war am Boden gewesen, hatte Leid und Tod jenseits des Vorstellungsvermögens der zivilen Welt gesehen und löschte die Bilder in schöner Regelmäßigkeit chemisch aus ihrem Gedächtnis.
Wenn sie es richtig umriss, war das Gasthaus nicht so weit vom Hafen entfernt, wie der Weg ihr hatte vorgaukeln wollen, aber Jordan sah es einfach als touristische Route und beschwerte sich nicht. Das Gebäude war ebenfalls eine Attraktion und sie musste einfach die Hand auf das raue Holz der Türeinfassung legen, bevor sie Novka durch eine, für sich genommen schon museumsreife, schwere Holztür ins dunkle Innere folgte. Es empfing sie das Knarren schwerer Holzdielen, der Geruch von Essen, Menschen und saurem Bier, eine wilde Geräuschkulisse und ein Typ, den Novka mit 'Alexander Lebedew' vorstellte. Sie hob eine Braue angesichts des Tonfalls, der irgendwie tadelnd war, auch wenn sie den Wachmann nicht verstand.
Petersburg. Russland. Das Grinsen, dass die beiden Herren ihr entgegen warfen, konnte sie leider nicht erwidern. Dazu war der Knoten, der sich spontan in ihrem Magen gebildet hatte, zu fest und schwer. Sie brauchte kein Pokerface aufsetzen, ihr Gesicht versteinerte von ganz allein und ganz in echt. Die erneute Musterung fiel ihr entsprechend nicht mal wirklich auf. Wieder ratterten die gleichen Fragen durch ihr Gehirn: Wie - war - das - möglich? Wie war sie innerhalb von Minuten über den Ozean und in feindlichen Luftraum gekommen? Hatte man sie doch abgeschossen, nur nicht mit einer ihr bekannten Waffe sondern irgendwas abgefahrenes? Es kursierten ja die wildesten Gerüchte über Geheimwaffen, wohl auf beiden Seiten.
Ihr Blick fiel auf das Täschchen mit den Zigaretten (yeah! Teerpappe im Röllchen, egal, hauptsache Nikotin) und dann wieder auf den Mann, der sich schlicht mit Schura vorstellte. Ein call sign? Ihren Namen hatte Novka jetzt schon ausgeplaudert, dieses Kind war also im Brunnen... naja. "Pandora.", erwiderte sie dennoch und entschloss sich, Schura zur Begrüßung die Hand zu reichen, da er der Einzige hier zu sein schien, der ihre Sprache beherrschte PLUS er war der mit den Zigaretten. Das brachte ihm bei ihr Punkte ein, auch wenn er eben Russe war. Wer rauchte, konnte kein so schlechter Mensch sein und es hieß ja nicht umsonst Friedenspfeife. Ihr Händedruck war fest, fast würgend, durch die Umstände kühl, aber trocken.
Sie zog sich einen Hocker unter dem Tisch heraus und setzte sich einfach, den Rucksack zwischen ihre Füße klemmend. Doch gleich hob sie den Blick wieder ruckartig. "Welches Jahr?", hörte sie sich wiederholen und kam sich gleich blöde wahlweise begriffsstutzig vor. "1977 natürlich. Darf ich...?", allerdings hatte sie die Zigaretten schon in den Fingern und zog eine davon routiniert mit den Lippen aus der Packung. Während sie den Glimmstengel in Brand setzte und einmal tief inhalierte (Jesus, waren die grässlich, aber hell, tat das gut...), begutachtete sie die Verzierungen auf den Unterarmen ihrer neuesten Bekanntschaft. Tätowierungen waren ihr nicht fremd, aber diese Qualität durchaus. Was sie kannte, sah dagegen eher aus, als wäre jemand mit Nadel und Kugelschreiber Amok gelaufen. Durch den Rauch sah sie Schura nach einem Moment wieder ins Gesicht. Blond, blaue Augen, gebaut wie ein Berg. Prädestiniert dafür, ihre Kontra-Reflexe auszulösen. Durchatmen. Zurück lehnen ging nicht, also Ellenbogen auf den Tisch, Druck nach vorn. Nur keine Schwäche zeigen.
"Die beiden Herren waren so nett, mich am Hafen aufzulesen, aber so richtig schlau werde ich nicht aus den Ausführungen. Ich bin in einer Stadt namens Nowigrad, verstanden. Nowigrad in wo?" Darauf, dass sie vielleicht auch 'Wann' fragen sollte, kam sie trotz der komischen Einleitung Schuras nicht. Und irgendwie gelang es ihr auch weiterhin nicht, das kleinste Lächeln zu produzieren. Gut, dafür hätte sie sich vielleicht etwas Mühe geben müssen, aber das Lachen war ihr einfach akut vergangen.
Zuletzt geändert von Pandora am Dienstag 12. September 2023, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

1977. Das war etwas, was Schura kurz verdauen musste.
Verfickte Scheiße.
Das waren... aus seiner Sicht fast 50 Jahre in der Vergangenheit. Nochmal nachgerechnet, knapp, 44 Jahre... Und hätte Slava den Gedanken mitbekommen, nämlich dass 1977 fast 50 Jahre waren, einen Haken gegen die Schulter hätte das wenigstens gegeben. Aber Slava war 2019 verschwunden, für ihn waren es nur 42 Jahre und sie lebten auch gleichzeitig hier. Das war schräg. Echt schräg. Er zumindest brauchte dringend einen Schnaps.
50 Jahre...
Mit einer Geste erlaubte er ihr, sich bei den Zigaretten zu bedienen. Er hätte noch mehr davon mitbringen sollen, das Zeug war beliebt. Aber gut, Slava hatte ja wohl schon einen Weg gefunden, hier etwas vertretbares Produzieren zu lasen.
"Nowigrad ist richtig. Das Land heißt wohl Redanien, aber eigentlich auch nicht, dazwischen, das Pontar-Delat. Wobei ich bei der Politik hier nicht ganz durchblicke, eigentlich ist Nowigrad wohl eine freie Handelsstadt und Redanien untersteht Dreiberg. Hab ich gehört. Aber seit sie den König geköpft haben ist Chaos. Aber für Details müsstest du meinen Chef fragen, der ist schon länger hier."
1970. Nochmal auf der Zunge zergehen lassen.
Aber einen kräftigen Händedruck hatte sie, Pilotin also.
Eigentlich ne hübsche... Er schielte kurz zu Novka. Die beiden Herren, ja ja...
"Du bist also mit einem Kampfflugzeug abgestürzt." Eher eine Feststellung.
"Respekt, so einen Auftritt hat noch keiner hingelegt. Wobei, ich hab von nem Jungen gehört, der hat sein Motorrad zu Schrott gefahren."
Er wusste partout nicht, wie er eine Überleitung hinbekommen sollte zu 'du bist in einer anderen Zeit und vermutlich auch auf einem anderen Planeten gelandet' also plapperte er drauf los.
Vor allem weil er nie ganz genau zugehört hatte als Slava referiert hatte. Die Erde war es wohl nicht, aber warum nicht? Weil die Eingheimischen den Ball nicht so nannten? Weil er keinen Pontar kannte? Oder wie kam er zu der Erkenntnis?
Also erstmal zappeln lassen?
Er jedenfalls brauchte Vodka. Raul signalisiert, dass er ihn nicht würde alleine trinken lassen, zur Sicherheit bestellte Shura 4 Becher, Valjan kam ja auch gerade zurück. Wie sollte man das alles nur vermitteln?
Er hatte solche Verantwortlichkeiten immer zu gerne abgegeben. Einsatz erklären, das war die Aufgabe seines Chefs. Zurechtweisen... Chef. Schlechte Nachrichten... Chef. Aber der war gerade... irgendwo. Nur wo? Er musste doch das brennende Flugzeug auch gesehen haben?
"Um's kurz zu machen. Egal woher du kommst, du bist nicht mehr auf der Erde und auch nicht mehr in deiner Zeit."
Andersherum hätte wohl mehr Sinn ergeben.
"Das ist Redanien und sie nennen das Landstück 'der Kontinent' ich glaube zwar sie wissen, dass es eine Kugel ist, aber einen Begriff dafür haben sie nicht. Und wir haben das Jahr 1278."
Und...
Es gab Krieg, es gab Elfen und Zwerge und Drachen? Es gab Magie?
Besser eines nach dem anderen.
1970 Nochmal Bljad.
Dann stand auch schon der Vodka da.
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Valjan Novka
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Novka verhandelte ein Weilchen mit dem Wirt und bemerkte lächelnd, dass Schnaps für den Tisch geordert wurde. Den hatte er ihr auch schon angeboten, aber sie hatte abgelehnt. Aber was dann? Er entschied sich für einen Krug Apfelsaft und schlenderte damit wieder zu dem Tisch, dabei fing er Schuras Blick auf. Von ihm zu ihr und so. Kurz zogen sich seine Augenbrauen zusammen und… irgendwas gefiel ihm an den Blick nicht. Hatte er sie beide gerade verglichen? Als ob? Nein. Für einen kleinen Moment war Valjan aus dem Konzept, schüttelte das aber ab und kam wieder zum Tisch.

Nachdem schon ein Becher vor Jordan stand - oder Pandora? Oder wie hatte sie sich vorgestellt? Der Namen passte so gar nicht zum Rest, was sie gesagt hatte – schenkte er ihr vom Apfelsaft in den Schnapsbecher ein und nahm ebenfalls am Tisch platz. Neugierig lauschte er Schuras Worten. So viele, die er nicht kannte. Außer Nowigrad und Redanien, dazu konnte er nicken. Eigentlich hatte Novka gedacht, Schura würde ihm übersetzen, aber er sagte schon eine ganze Menge mehr, so versuchte er irgendwie zu folgen. Währenddessen schob er das Feuerzeug wieder in den Beutel zurück, hoffentlich hatte das keiner gesehen. Sie war schon auffällig genug. Eine Frau mit solchen Haaren und Hosen…

„Schura?“ mischte er sich deshalb ein. „Sie ist immer noch nass und vielleicht will sie sich erst einmal umziehen?“ Er deutete auf ihre Klamotten. „Sag ihr ich hab ein Zimmer und Du hast unauffälligere Kleidung. Ihre ist viel zu seltsam. Nicht, dass der Orden sie noch einsackt, weil eine Frau nicht so herumlaufen darf. Viel zu selbstbewusst, deshalb hat man ihr die Haare zur Strafe abschnitten. Oder so.“ Auch wenn Novka bestimmt nicht die Person ist, die da etwas dagegen hatte, aber er kannte seine Stadt. Und selbstbewusste Frauen waren alle Hexen, besonders wenn sie auf Sternschnuppen ritten. „Sind alle Frauen aus Deiner Welt so? Und was hast Du ihr alles erzählt? Hast Du ihr gesagt, dass wir ihr helfen? - Mir hat sie nicht zugehört, sondern ist wie ein Kleinkind stauend durch die Straßen gelaufen…“ Naja, würde er in London vielleicht auch machen oder in Reno-Nevada.
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Pandora
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Es gab Momente im Leben, da war Jordan gottfroh, keinen nervösen Magen zu haben und gerade war es so einer. Denn sonst würde der gerade in ihr losbrechende Adrenalinflash dafür sorgen, dass sie dem Russen äußerst uncool vor die Füße kotzte. Passierte nicht. Aber der sonnige Teint der Texanerin verlor sichtlich an Farbe und das lag nicht an den furchtbaren Zigaretten, da war sie verdammt viel gewohnt. Die erste Adrenalinwelle rollte durch ihren Magen, als Schura von geköpften Königen faselte, die zweite als er lapidar feststellte, sie sei nicht mehr auf der Erde und auch nicht mehr in ihrer Zeit.
Redanien. Kontinent.
Übersprungshandlung.
Die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand geklemmt, schob Jordan den linken Ärmel hoch, blickte auf ihre Uhr und stellte etwas beruhigt fest, dass diese noch lief und die für ihr Gefühl richtige Uhrzeit anzeigte. Ebenfalls das heutige Datum. Zumindest das Datum, an dem sie heute morgen aufgewacht war. Sie hob die Hand, zog an der Zigarette, hielt den Rauch pervers lange in der Lunge und ließ ihn dann durch die Nase wieder heraus dampfen.
Ihr Schweigen und die ernste Miene hätten sie an jeden, der sie auch nur annähernd kannte, sofort verraten. Jordan war von einem Moment auf den anderen grenzwertig gestresst. Normalerweise führte sie ein dreistes Dauergrinsen spazieren, mit dem sie sich über alles und jeden zu amüsieren schien, selbst wenn das- oder derjenige ihr die Fresse polierte, und hatte permantent was zu melden, egal ob konstruktiv oder nicht. Umgeben von Fremden wirkte sie aber wohl einfach nur nachdenklich und etwas angespannt. Und unaufmerksam, denn Schuras Blick, der zwischen ihr und Novka wanderte und sicher interessant gewesen wäre, entging ihr gänzlich.
Die Bedienung brachte Becher und bevor Schura irgendetwas tun konnte, griff Jordan nach der kleinen Karaffe und roch daran. Nein, sie nahm keinen Zug aus der Pulle, sie stellte das Gefäß wieder ab und schüttelte den Kopf. "Kein Alkohol für mich.", stellte sie klar. Eben war ihre Stimme noch nicht so rau gewesen, aber sie räusperte sich auch nicht, zog statt dessen wieder an dem Teufelszeug in ihrer Hand.
Novka kam zurück und brachte eine weitere Karaffe. Wieder ein prüfender Blick und ein vorsichtiges Riechen am Becher, auch wenn der Geruchssinn vom Rauch etwas getrübt war. Sie nickte Novka zu, hielt sich am Becher fest, trank aber vorerst nicht. Der Wachmann plapperte einen Schwall an Worten in dieser seiner eher russisch anmutenden Sprache und Schura war so nett das Ganze auf Englisch zu kondensieren. Ein Zimmer und unauffälligere Kleidung, weil Frau hier nicht so rumlief. Ihr Blick fiel auf den Stapel, ihr Herzrasen wurde nicht unbedingt besser während sie hier saß, zur Untätigkeit verdammt und versuchte zu realisieren, was man ihr sagte.
Redanien. Kontinent. 1278.
Die wollten sie verarschen. Das war irgendeine paranormal veranlagte Sekte, wie sie grad zu Hauf aus dem Boden sprossen, und die spielten hier Mittelalter-Zeitreise. Sie war einfach weit vom Kurs abgekommen und... aber das war ein Meer. Salzwasser.
Etwas knackte in ihrem Kopf. "Entschuldigt mich."
Unvermittelt stand Jordan wieder auf, nahm ihren Rucksack (das klappte auch im Schlaf) und steuerte auf die Tür zu. Sie brauchte frische Luft, sonst würde sie gleich entweder hysterisch zu lachen anfangen oder umkippen. Stop. Still gestanden. Nein. Nichts von beidem würde passieren, dafür sorgte jahrelanges Training und damit einhergehende Schutzmechanismen der Psyche. Trotzdem, sie brauchte was für die Nerven und wenn es ein paar Schritte aus diesem Mief raus waren, der ihr plötzlich viel zu wirklich war. Viel zu intensiv. Die Dosis von heute morgen hatte dafür gesorgt, dass sie wach, aufmerksam und ein wenig hibbelig war, aber in Kombination mit körpereigenen Drogen kam nun Herzrasen und Unruhe hinzu. Alles umspannt von schier grenzenloser Fassungslosigkeit, während ihr Verstand brav anfing, Fakten gegen Verdrängungstheorien auszutauschen.
Tür. Raus. Ein Schritt zur Seite. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür, stellte einen Fuß an die Wand, rauchte weiter und beobachtete die Szenerie um sich herum. Erinnerte sich an alles, was sie auf dem Weg hierher gesehen hatte. Nein, das waren keine Sektierer. Das waren Menschen, die ihrem Tagwerk nachgingen. Das alles wirkte viel zu real, um gespielt zu sein. Amish? Die redeten doch auch so eine krude Sprache, aber die meisten beherrschten auch Englisch. Jordan hatte die Zigarette wieder zwischen den Fingern und kratzte sich mit dem Daumen der gleichen Hand am Unterkiefer den nicht vorhandenen Bart. Scheiße. Scheißescheiße.
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Valjan Novka
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Lebenslauf: V

„Mi“, das hatte sie jetzt ein paar mal genutzt, wahrscheinlich für sich. No Vodka mi. Oder so ähnlich.

Doch Novka musste sich beherrschen nicht aufzuspringen, um sie am Gehen zu hindern. Aber nichts überstürzen. Stattdessen lauschte er ihren Schritten. Sie hatte auch so tolle, haltbare Schuhe und zum Glück ging sie nicht weit. Denn er war sich sicher sie würde hier bald umkommen, wenn man sie alleine ließ, trotzdem erst Schura.

„Was hast Du ihr gesagt?“ Lag da ein wenig Vorwurf in der Stimme? Ein Blick über die Schulter zur Tür. „Du und Dein Charme...“ Dabei musterte der Feldwebel den Russen beinahe liebevoll.
„Hast Du es so erklärt wie...“ Slava nein, sie waren gerade weder zuweit noch alleine. „...der Chef? Mit diesen Rissen in der Luft und der Zone und den Kreisen? Dieses Radiusdings... radiu... radiooak...tive?“ Natürlich beugte er sich dabei über den Tisch, um leiser sprechen zu können. „Und was war das an ihrem Handgelenk? Hat sie auch solche... Waffen?“ Das würde ihm gar nicht gefallen. Dass ihre größte Waffe ins Meer gefallen war, wusste Novka nicht. Die Berichte hatte er noch nicht gelesen und Schura würde es ihm besser erklären können. „Und Du musst mir auch Valentinenisch lehren...“

Pandora gab er noch ein paar Momente draußen alleine, bevor er dann doch mal aufstünde, um sich draußen in der Nähe zu postieren. Eine Hand auf den Schwertgriff. Ja, er würde nicht zu lassen, dass sie sich entfernt.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

Auch Schura wartete ein wenig ehe er folgte.
"Ich ihr nur gesagt, wo. Nicht mal wie... Nichts zu Portale. Radioaktiv? Hm... hat nichts zu tun glaub ich. Aber Sl... Dieser Freiherr auf jedenfalls besser mit Worte. Sie hat Armbanduhr, zeigt nur Zeit, ungefährlich. Und Waffe ihr Flugzeug, liegt im Meer. Und Englisch ich dir beibringen, ja. Als nächstes."
Er kippte nun zwei der Vodkagläser und kurz wanderte sein Blick zu Raul, der natürlich mitgehört hatte und wohl jedes Wort mit großem Interesse verfolgte.
"Passt du auf, Kumpel." forderte er ihn auf und meinte die zwei verbleibenden Gläser. Wo dieser deren Inhalt zwecks Aufpassen wohl verwahren würde, das war ihm schon klar. Aber er wusste auch, dass Valjan ihm sicher folgen würde.
Und so stand er auf und trat einige Minuten nach er dieser Frau aus den USA der 70er ins Freie. Soweit hatte er zumindest in Geschichte aufgepasst, dass er das mit dem kalten Krieg noch im Kopf hatte. Das musste es noch einmal deutlich schwieriger machen, vor allem einem Russen zu glauben. trotzdem blieb das alles recht abstraktes Wissen für ihn, dass sie als Amerikanerin eigentlich vollkommen unüberbrückbar zum Feind gehörte, das begriff er selbst kaum. In seiner Zeit war das ja nur noch Geschichte gewesen, er selbst hatte lange dort gelebt, das war kein Feind und das musste sie doch merken?

Vor der Tür blieb er stehen, blickte sie nicht einmal an, sondern in die gleiche Richtung wie sie. Keine absichtliche Geste, eher eine instinktive.
"Ist ein scheiß Gefühl, das glaub ich dir. Es gibt ein paar von uns, die es durch Portale hierher verschlagen hat. Die meisten überraschend und recht unvermittelt. Ein Kumpel und ich sind allerdings freiwillig hergekommen um unseren Chef zu suchen. Man steigt durch ein Loch in der Luft, man sieht es kaum und einem Augenblick später ist man ganz woanders."
Er wollte nciht ohne Punkt und Komma reden, ließ ihr zwischendrin Zeit, aber eines musste er dennoch noch loswerden.
"Mein Chef... Der versteht auch viel besser, was hier los ist und ich würde dich auch gerne zu ihm bringen."
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Pandora
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Lebenslauf:

Ein Ochsenkarren rumpelte vorbei, beladen mit hölzernen Käfigen. Darin Hühner und Kaninchen. Ganz obenauf schaukelte ein kleiner Junge mit schmutzigem Gesicht und starrte sie an, dann rief er irgendwas in dieser fremden Sprache und zog eine Grimasse. Jordan folgte ihm nur mit den Augen und rauchte in äußerlicher Ruhe weiter, blickte dann zum Kutscher, der stoisch geradeaus starrte und auf einem Grashalm kaute. Er wirkte nicht weniger abgerissen als der Junge und der Ochse im Geschirr hätte nicht mal mehr eine spärliche Suppe ergeben. Aber das alles brachte sie nicht so aus dem Konzept wie die Konstruktion des Wagens an sich. Menschen mochten für Jordan manchmal einer aussehen wie der andere, aber bei technischen Details war sie dabei und DAS war kein Wagen der Amishen. Das war gar kein Wagen aus einer halbwegs der Neuzeit zuzurechnenden Konstruktion. Da war einfach nur Holz und Leder. Nicht mal die Laufflächen der Räder waren mit Stahlbändern beschlagen! Wie hielt das überhaupt zusammen? Fast wäre sie dem Karren hinterher gesprungen, um sich das näher anzusehen (langsam genug war er dazu allemal), aber dann tauchte Novka in ihrem peripheren Gesichtsfeld auf und keine zwei Herzschläge später auch der Mann, der sich Schura nannte. Sie wurde also schon überwacht.
Kurz spielte Jordan mit dem Gedanken einfach abzuhauen und zu sehen, was die beiden dann machten. Es würde ihr mehr darüber verraten, wie man sie sah: Gast, Gefangene, spannendes Haustier oder irgendwas dazwischen. Doch sie blieb stehen, rauchte ihre Zigarette bis auf die Papphülse herunter, bevor sie diese in eine Pfütze schnippte. Ein scheiß Gefühl? Nein, bei Gefühlen dazu war sie noch nicht angekommen, weil sie noch nicht verstanden hatte, wozu sie ein Gefühl aufbauen musste. Und um dazu in der Lage zu sein, brauchte sie ein Bild, das nicht von anderen aufgebaut worden war. Leider formte sich das mit jeder Sekunde, die sie hier stand und jedem Detail, das sie aufnahm, immer deutlicher.
Der Karren.
Die Holzspielzeuge der Kinder.
Die Kleider aus grob gewebtem...was? Leinen? Flachs?
Die Becher für den Schnaps. Steinzeug?
Das Fachwerk, das teilweise wie Neubauwerk wirkte.
Und der Geruch der Luft. Trotz allem Mief fehlte eine Komponente so eklatant, dass es ihr mit einer Aufdringlichkeit ins Hirn stach, die man nicht ignorieren konnte: Abgase. Eine Stadt wie diese und es roch weder nach Ölheizung noch nach Automobil. Es gab keine Kondensstreifen am Himmel. Niemand knatterte plötzlich mit einem Zweitakter aus einer Gasse und hinterließ eine stinkende, blaue Wolke, die ewig über den schmutzigen Straßen hing.
Ein Loch in der Luft.
Das konnte doch alles nicht wahr sein. Und nun wollte er sie auch noch seinem Chef vorstellen. Und wer war das? Der Zar? Oder Babajaga? Wollte sie das rausfinden? Was sie damit rausgefunden hatte war, dass es mehr als einer waren. Mindestens zwei: Chef und Schura. Zwei Sowjets. Eine Jordan. Noch war sie auf freiem Fuß und wenn es nur aus dem Grund war, dass dieser Schura keinen Plan hatte, wen oder was er gerade vor sich hatte. Das Problem an Chefs war, dass die oft genug mehr wussten oder zumindest meinten, sie wüssten mehr. Sollte sie das also gut finden? Nein, eigentlich nicht und wenn sie es vermeiden konnte, würde sie es. Die Taverne hatte Fenster und die Stockwerke waren nicht so irrsinnig hoch... ihre Augen waren ihren Gedanken zum First gefolgt, dann weiter zum blauen Himmel. So ein schöner Tag. Eigentlich.
Ein Lachen drückte in ihrem Hals, aber sie schluckte es hinunter, denn es fühlte sich nicht gesund an und brannte in ihrem Brustkorb.
Jordan stieß sich von der Wand ab. Kurz sah es so aus, als würde sie Schura ignorieren wollen, als sie den Rucksack aufnahm und ihn sich über die Schulter warf. Doch sie blieb vor dem Mann stehen (Ziemlich dicht. Eigentlich zu dicht.) und sah ihm geradewegs in die Augen. Es kostete etwas Energie, doch sie zwang sich zu dem ihr sonst eigenen Grinsen, aber es wirkte statisch und irgendwie gezwungen. Eher wie ein Zähnefletschen. Frechheit. Der Kerl war größer. Nein, länger.
"Ein scheiß Gefühl ist die nasse Unterhose. Wo kann ich mich noch gleich umziehen?" Und die Klamotten hatte sie drinnen liegen lassen. Hoffentlich kein Rock. Sie zog fast alles an und wenn es ein Narrenkostüm war, aber ein Rock kam nicht in Frage. Sie wandte den Kopf Novka zu, der den Anstand besaß eine halbe Handbreit kleiner zu sein und die Verhandlungen mit dem Wirt geführt hatte, soweit sie das umrissen hatte. Eine Kopfbewegung, universell für 'mitkommen', dann tauchte Jordan wieder in den Schatten der Taverne ein, nickte Raul mit zunehmend wieder selbstsicherer werdendem Grinsen zu und griff sich den Kleiderstapel, mit dem sie zu dem ihr gewiesenen Zimmer verschwand.

Man ließ Jordan tatsächlich allein und dafür war so so unendlich dankbar, dass sie nicht mal in Gedanken Worte dafür fand. Erstmal ließ sie alles fallen, schälte sich aus dem nassen G-Suit, dem Hemd und den Stiefeln und setzte sich nur in ihrer Unterwäsche auf das Bett. Oder das, was man hier unter einem Bett verstand. Jordan schnellte wieder empor, spähte unter das grobe Laken und fand... Stroh. Stroh! Stroh und wie viele Viecher? Ruhig bleiben, sie hatte den Dschungel überlebt, dann würde das hier schon gehen. Aber da hatte sie eine Hängematte gehabt, keinen Flohzirkus im Strohballen. Genaugenommen hatte sie meistens eine Koje auf der Enterprise gehabt. Details.
Mit einem Fluch setzte sie sich auf den Boden, zog ihren G-Suit zwischen die Beine und leerte die Taschen. Papiertütchen erschienen, Plastiktütchen, Tablettenpäckchen, die zermatschten Zigaretten, ein zerknautschtes Foto, außerdem ein Passbild, Notizen, ein Bleistift. Und alles war nass. Durchweicht nass. Dennoch legte sie alles akribisch auf dem kleinen Tisch aus, der neben dem 'Bett' und einem Schemel das einzige Möbelstück bildete. Mit in die Seiten gestemmten Händen betrachtete sie das Desaster. Gut, ein Teil davon würde trocknen und man könnte es wohl trotzdem noch nehmen. Die Zigaretten waren aber wohl hin. Vielleicht konnte sie den Tabak recyclen. Oder eben weiter Teerpappe in Papier rauchen. In der Not fraß der Teufel Fliegen von den Wänden.
Sie nahm das Foto in die Hand. Peach und sie. Ihr jüngeres Selbst grinste breit in die Kamera und hatte den Arm über die Schultern des stämmigen Co-Piloten gehängt. Beide hoben den Daumen. Ihr erster Start von einem Flugzeugträger lag hinter ihnen. Jordan musste schmunzeln. Scheiße waren sie gut gewesen und stolze Bastarde obendrauf. Die Landung hätten sie fast verkackt, aber nur fast. Sie legte es zurück, damit es trocknen konnte und widmete sich der Kleidung. Eine Hose, ein Gürtel und ein braunes Nachthemd. Jordan hielt letzteres vor sich in die Höhe und hob eine Braue. Was war das? Sie seufzte, ließ das Hemdchen fallen und stieg zunächst in die Hose. Die Hosenbeine steckte sie in ihre Stiefel und mit dem Gürtel bekam sie das ganze gut fixiert. Obenrum war sie einen Moment lang unsicher, zog dann doch das Hemdchen an und krempelte die Ärmel bis zu den Ellenbogen auf. Gürtel nochmal auf, dann schlug sie den unteren Teil des Hemds großzügig nach innen und fixierte die doppelte Stofflage mit dem Gürtel. So wirkte das ganze wie ein etwas längeres Hemd und traf schon eher ihre Vorstellung. Spiegel gab es keinen, aber es würde schon gehen.
Und jetzt? Wieder runter? Es zog sie nichts.
Fenster mit Butzenscheiben. Wieder eines dieser Details. Jordan ließ die Finger über die Wellen in den runden Scheibchen gleiten, fühlte jeder Unebenheit und den Fugen nach. Scheibe für Scheibe. Eins, zwei... sechsundreißig pro Seite. Erst dann öffnete sie vorsichtig das Fenster und stützte sich auf den Balken, der das Fensterbrett darstellte. Rauch hing über den Dächern. Rauch von Holzfeuern. In der Ferne glitzerte das Meer, doch Jordans Blick ging höher. Ein Loch in der Luft hatte Schura gesagt. Ja, so hatte es sich angefühlt. Ein Loch, dass ihr backbord die Systeme gekappt hatte. Wenn sie es genau erinnerte, dann war die MiG Backbord sehr unvollständig erschienen, als sie vor ihr ins Meer gestürzt war. Als sei ein Teil einfach abgeschnitten worden, von Gottes gigantischer Schere. Der flashback des Absturzes trieb ihr von einer Sekunde auf die andere den Schweiß aus den Poren und ließ die Hände, die sich um das Holz krallten, so sehr zittern, dass es ihr die Schultern schüttelte.
Jordan kniff die Augen zusammen, wandte sich ab und griff nach den Tabletten. Im Blister waren sie gut trocken geblieben - wenigstens das. Sie schluckte zwei und streckte sich dann doch auf dem Bett aus. Beide Hände auf dem Gesicht wartete sie, bis das Zittern aufhörte und eine milde Gleichgültigkeit sich ihrer bemächtigte. Alles gut, nichts passiert.
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Valjan Novka
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Er konnte nicht mit ihr reden. Novka nervte das. Er stand einfach nur dabei. Draußen vor dem Eisvogel beobachtete er die Neuankömmling. Warf nur einen sehr unfreundlichen Blick auf den Jungen nach dessen frauenfeindlichen Kommentar, aber mehr konnte er nicht tun. „Scheiße… Shit“, sprach er mehr zu sich selbst. Warum lernte man zuerst immer nur die Schimpfwörter? Ysgarthiad. Bljad. Shit. Verdammte Axt. Schura musste reden, aber Valjan war sich nicht sicher, ob der Russe bei dem Gespräch das Pferd von der richtigen Seite aufzäumte. Nicht überraschend, der hat wahrscheinlich eh keine Ahnung davon wie man Pferde sattelte. Dafür kannte er so Wörter wie Armbanduhr oder Flugzeug. Das Drachengreifsternschnuppending wahrscheinlich.

Plötzlich flog der Rest dieser Papierrolle im hohen Bogen davon und der Feldwebel zuckte unwillkürlich zusammen. Wie kann man Glut einfach in die Welt werfen? Die kann alles entfachen, gerade jetzt im Sommer, wenn so trocken ist. Die zündet ihm noch aus Unachtsamkeit die Stadt an. Hektisch legte Valjan die paar Schritte zu der Kippe zurück und trat sie aus, auf Pfützen hoffen reicht doch nicht. Außerdem ist das kein Wasser. Er hob sie dennoch hoch, um sich zu vergewissern, dass da nichts mehr glühte und behielt sie, um sie im Eisvogel in den Kamin zu werfen. So kann sie keine Strohwägen, Heuboden oder gar Mühlen entzünden. Er dachte, die gingen in ihrer Welt alle zur Schule… Zumindest lief sie doch nicht weg, sondern ging wieder nach drinnen.

Ja, bin kleiner als Du. Diesen Blick kannte Novka zu genüge. Dieses Größen vergleichen scheint in jeder Welt vertreten zu sein. Dabei war sie doch ein Mädchen, wusste sie es nicht besser? Novka kam wieder mit in den Gastsaal, führte Pandora zu ihrem Zimmer und wollte sie eigentlich nicht aus den Augen lassen. Aber da war die Tür vor seiner Nase schon wieder zu und… was soll’s. Sie würde sich hier nicht verstecken können und braucht bestimmt Zeit für sich.

Im Gang lehnte er sich an die Zimmertür. Ja, es gab ein Fenster im Raum und ihm dem Gardisten waren ihre Blicke zu Fenstersimsen und ähnliches nicht entgangen. Sie wollte weg, aber sie wusste wahrscheinlich vor allem nicht wohin eigentlich. Das Fenster und der erste Stock würde sie zumindest nicht aufhalten, soviel war er sich sicher, aber warum sollte sie gehen? Außer aus… Angst?

Sein Blick fiel auf Schura, der gefolgt war: „Warum hauen Russen Amerikaner? Mag sie Dich deswegen nicht? Hat sie deshalb Angst vor Dir? Vertraut Dir nicht? So gar nicht. Misstrauisch könnte man sagen? - Vielleicht versuchen wir es mal, wenn Du nur übersetzt? Nicht, dass sie da draußen Ärger findet.“ Ja, der Ärger, der am Scheiterhaufen endet.

Die anderen Leute aus Keadwen waren irgendwie verständnisvoller. Die kannten… Magie. Hatten von Portalen schon mal gehört. Schoben das nicht unter Mythen und Legenden. Aber selbst bei denen war nicht gesagt, ob sie nicht irgendwo stimmten. Zumindest bei den Mythen und Legenden die Valjan kannte. So ne Bruxa war nicht nur eine gute Nachtgeschichte…
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