Est Tayiar - die verfluchte Elfenstadt

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
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Emyja
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Nicht hinterm Mond. Emyja hatte geschmunzelt. Das vielleicht nicht, aber er war gut in selektiver Wahrnehmung. Womit Nikolavo aus verschiedenen Gründen lieber nichts zu tun haben wollte, das konnte er lange und ausdauernd ignorieren. Man tendierte dann gern dazu, ihn für grundsätzlich ignorant oder gar dumm zu halten, aber das war dieser Dämon nicht. Emyjas Augen ruhten auf seiner Gestalt, schätzten seine Haltung ein und das ganze Bild, das er bot. Er fühlte sich nicht wohl - natürlich. Niemand fühlte sich mehr wohl in ihrer Gegenwart, außer vielleich Eflynn und die auch nur, weil die Hexe die meiste Zeit in ihren Gedanken hockte. Normalerweise genoss sie diese Unruhe ihrer Untergebenen, die nichts anderes war, als Ausdruck ihrer Furcht und damit Spiegel ihrer Macht. Doch im Fall von Nikolavo regte sich ein alter, längst verödet geglaubter Nerv und ja, er schmerzte unter dieser ablehnenden Haltung. In einer trotzigen Geste drehte sie das Gesicht weg, das Kinn gereckt, wie es so typisch für die wilde Hexe war. Rotgolden floss die Lockenmähne dabei über ein Schulter, fing schimmernd das flasche Licht einer nicht realen Herbstsonne ein. Und kurz flammte in ihrer Brust eine Mischung aus Jähzorn und etwas anderem auf, das sie nicht benennen wollte.
Mit einem tiefen Atemzug durch die Nase, wandte sich die Hexe dem Dämon wieder zu, als er nach dem Warum für all dies hier fragte. Warum. Allen Ernstes... Mit einem Mal begann das Kleid schwelende Löcher zu bekommen und Flammen tanzten über die sich rasch ausbreitenden Ränder, verwandelten Grün zu Kohle. Das schöne Haar schmolz zu Nichts bis hin zur Kopfhaut, die wie alle Haut plötzlich Blasen warf, dampfte und brodelte. Unter allem war nichts als Schwärze, die sich ausbreiteten, aus der Gestalt im Chaiselonge eine verbrannte Puppe werden ließ und auch diese zerfiel schließlich zu Asche und die Asche verschwand.
Emyja - jene, wie er ihr im Wald begegnet war; in lederner Reitkleidung, Stiefeln und Wams - war von einem Moment auf den anderen hinter Nikolavo. Schwer zu sagen, ob sie überhaupt erst nach ihm in den Turm gekommen war oder mit einer anderen Sinnestäuschung den Ort gewechselt hatte. Doch trotz der Tatsache, dass sie Herrin dieser Hallen war und magisch inzwischen auf einem Stand weit über den meisten Zauberern dieser Welt, hielt sie zwei Schritt Abstand zum Dämon. Sie wollte trotz allem nicht in direkter Schlagdistanz sein, wenn Nikolavo sich bedroht oder auch nur erschreckt fühlte. Zwar hatte sie ihm alles gelassen, was er bei sich trug, doch Emyja wusste gut, dass der Dömon keine Waffe bruachte, um jemandem gefährlich zu werden. Und eben dieser Dämon hatte sich wissentlich oder zufällig aus dem Ritualkreis heraus gehalten, was zudem für sein Gespür sprach. Er hatte immer gemurrt, er sei nur ein schwacher Magier, aber sei Instinkt war dennoch äußerst scharf.
Emyja trat in den Kreis, ihre Stiefel verursachten ein leises Geräusch von Metall auf Stein. Genagelte Sohlen, ungewöhnlich in dieser Welt. "Mich gibt es nicht mehr. Es gibt nur noch Masken. Aber wenn du diese bevorzugst, dann soll es diese sein.", sprach sie erstaunlich offen. Emyja blieb im Zentrum ihres Ritualkreises stehen und blickte Nikolavo in die glühenden Augen. Augen, die ihr einst erst Angst gemacht und sie später fasziniert hatten. "Die Scoia'tael kämpfen für ihr Recht, für ihre Anerkennung und ihr Land. Aber sie taten es unkoordiniert und versprengt. Wie wütende Haufen mordenden Lumpenpacks zogen sie nach dem Krieg durch die noch freien Länder. Ich sammle sie. Meine Kommandoführer koordinieren sie. Versprengte Rudel sind keine Gefahr, eine Armee aber, ist es." Nikolavo für so ein Unterfangen zu gewinnen, war eine schwierige Angelegenheit, aber sie wollte es zunächst tatsächlich mit Worten versuchen, statt ihm ihren Willen aufzuzwingen. Sie wollte tatsächlich, dass er verstand und sich ihr anschloss.
"Ich hege nicht die Absicht, die Menschen zu vernichten oder zu vertreiben. Aber ich will dem Wahnsinn dieser Religion ein Ende setzen, die sie das Ewige Feuer nennen. Der Orden ist ohnehin nur noch ein Schatten seiner selbst. Aber er ist es, der die Herzen der Menschen gegen uns aufhetzt." Halbwahrheiten. Wenn dabei eine Stadt unter die Räder käme, ihr wäre es völlig gleichgültig. Vielleicht wäre es ihr sogar recht. Die Menschen vermehrten sich so schnell, da kam es auf ein paar Tote nicht an. "Und sie folgen mir, weil sie daran glauben, dass ich sie zum Sieg führen kann." Langsam umrundete sie den Kreis. Ihre Schritte ließen Runen aufflammen und wieder verglühen.
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Nikolavo Vaclav
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Aus dem Kreis hatte er sich unbewusste herausgehalten, Instinkt vielleicht. Er konnte Fallen spüren. Mit einer Mischung aus Faszination und Schrecken beobachtete er das Schauspiel. Dennoch kaum eine Regung zeigen zu können war vielleicht seine besondere Fähigkeit, eine seiner Eigenarten, vielleicht aber auch eine Schwäche. Emotionen fanden selten einen Weg bis zu seiner Mine, jedenfalls nicht wenn er es nicht zuließ. Dennoch war da für einen kurzen Moment Schrecken in seinem Blick.
Er war wusste davon, irgendwie wusste er es.
Er mußte nicht nachfragen. Man hatte sie verbrannt. Er sah es, er spürte es.
"Doch. Dich gibt es noch, da drin. Deine Ideale gibt es noch und das was dich ausmacht, aber das ist tief vergraben."
Wenn er erschrak über ihr plötzliches Auftauchen hinter ihm dann zeigte er auch das nicht nicht, oder nur kaum, ein kurzes hartes Einatmen.
Und sie zeigte wozu sie noch in der Lage war. Das aufwallen neuerlicher Magie wurde quittierte ein Aufglimmen seiner Augen. Sie hatte den Kreis einmal umrundet und kam wieder in seine Nähe. Sein Blick folgte ihr, er hatte den Kopf gesenkt und sah nun wieder zu ihr auf.
Nun blickte er ihr direkt in die Augen.
"Wenn ich dir helfe... den Orden zu vernichten... was dann? Danach meine ich. Was ändert das?"
Andere würde diese Stelle ausfüllen, man würde sie jagen,
Ihn auch, aber sie und all diese Leute. Dachte sie ernsthaft, dass es ihnen Frieden brachte? Oder war das gar nicht das Ziel? Hatte auch nur einer eine Chance, das zu überleben? Die Stadt war bewacht, Soldaten, Wächter und nicht zuletzt diese Reisenden.
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Emyja
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Das Aufglühen seiner Augen fand einen Spiegel im überirdischen Grün ihrer Iriden, die von innen heraus schimmerten. Manche sahen darin die pure Magie der Welt, andere den Wahn - Emyja allein wusste, es war mehr als Magie; es war die Kraft aller Leben, die sie in sich vereinte und natürlich auch der daraus erwachsende Wahnsinn. Das Flüstern fremder Gedanken, die Erfahrungen fremder Leben. Dazu das Ende ihres eigenen Seins, gleich in mehrmaliger Ausführung. Sie hob leicht das Kinn, sah Nikolavo unter leicht gesenkten Lidern weiter an. Sie war vielleicht noch irgendwo in dieser Hülle, aber das, was von ihr übrig war, akzeptierte Emyja nicht mehr als Teil von sich. Es war schwach, gebrochen und mehr tod als lebendig. Wirklich von Wahnsinn und Trauer zerfressen. Doch bitte, sollte er daran glauben, wenn es nur half, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Auch wenn dieser Drang, ihn genau da haben zu wollen - auf ihrer Seite - vielleicht aus genau diesen kranken Ding heraus wuchs, dass er in ihr vergraben wähnte. Sich selbst sagte sie, dass sie den Halbdämon haben wollte, wo sie ihn unter Beobachtung hatte und auf keinen Fall gegen sich. Als Gegner konnte er genügend Schaden anrichten.
Und das er zumindest den Gedanken zuließ, dass verrieten ihr seine Fragen. Ein feines Lächeln spielte um Emyjas Lippen, dann löste sie den Blickkontakt und wandte sich dem Kreis zu, hob die Hand. Die Magie, die ihr gefolgt war wie ein treuer Hund, ließ die Symbole und Linien glühen und aus den Tiefen des Bodens wuchs der blaue Schatten einer Stadt. Türme und elegante Häuser erhoben sich, kathedralenartige Gebäude, Treppen, Wandelgänge und Gärten formten sich. Die Silhouette der Stadt war Nikolavo vielleicht vertraut, spätestens als sich eine Halbinsel aus dem Licht erhob und ein schlanker Turm darauf erwuchs. Eine filigrane Brücke spannte sich über den schmalen Kanal, den das Meer dort auffüllte. "Das ist Naev'de Gàidhean und Tor Aine, wie die Elfen es einst erbauten. Die Stadt gehört von jeher den alten Völkern und ich will sie ihnen zurück geben. Freie Stadt soll es bleiben, die Menschen sollen meinetwegen dort weiter leben, aber die Aen Sidhe und den anderen alten Völkern sollen wieder mehr sein, als Ausgestoßene vor den Toren ihrer einstigen Metropole." Sie ließ die Hand sinken, doch die Geisterstadt im Miniaturformat blieb bestehen und hoch auf dem Turm glomm ein weißes Feuer.
Emyja suchte wieder Nikolavos Blick. "Die Alten Völker haben es mit Freundschaft versucht, mit Diplomatie und mit Bündnissen. Es hat keinen Zweck - wir müssen Stärke zeigen, damit die Menschen uns beachten. Doch Stärke zeigen die Scoia'tael nicht, indem sie in kleinen Gruppen Reisende angreifen. Einheit und dieser eine Schlag. Wir fegen den Hierarchen und diese Ritter aus der Stadt der Neun Gärten und schicken sie in ihr eigenes Feuer, und dann kann sich jedermann ohne Angst auf die Straßen dieser Stadt wagen. Selbst ein Halbdämon, eine Hexe und ein kleines Mädchen mit glutroten Augen." Sie war näher an Nikolavo heran getreten und spielte die Karte, die sie so früh eigentlich gar nicht hatte ziehen wollen. Doch wieso auch nicht? Sie wussten beide, dass ihre Tochter in dieser Welt eine Gejagde gewesen wäre, so wie ihre Eltern.
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Nikolavo Vaclav
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Lebenslauf: Kolja

Sein Blick verfing sich in Emyjas Augen, dem erschreckenden grün das ihn jetzt, bei ihr wieder faszinierte, aber die Assoziation mit einem anderen grün blieb. Grünes Feuer, das sich im Blick eines Mannes wiedergefunden hatte. Und genau das gleich irre Leuchten war auch bei ihr.
Und die beiden standen sich nun gegenüber auf verschiedenen Seiten. Wie viel der eine jeweils von anderen wußte war ihm nicht klar, aber es reichte ihm, dass er es wußte.
Und vor beiden hatte er ein wenig Angst, nein, etwas mehr Angst sogar. Nicht unbedingt weil er um seine eigene körperliche Unversehrtheit fürchtete, aber davor, was sie mit der Welt anrichten konnten. Und dass beide die Welt verändern wollten, das lag auf der Hand.
Dabei wollte er sie einfach nur in den Arm nehmen, wärmen wie damals auf ihrer Reise, mit seiner Körperwärme die Kälte aus ihren Gliedern treiben, die sich dort schon wieder breit machte. Nun aber eine andere Kälte.
Er wollte nur bei ihr liegen, am Feuer, diese unbeschwerte Zeit wünschte er sich zurück und er wollte nicht akzeptieren dass sie vielleicht für immer verloren war.
Und so kam er zu seinem ganz eigenen Schluss, von dem auch nur irgendwem zu berichten ihm nie und nimmer in den Sinn gekommen wäre.
Er musste die beiden zusammenbringen. Irgendwie.
Es war gefährlich wenn die beiden sich bekriegten aber vielleicht noch gefährlicher wäre es, wenn sie beide an einem Strang ziehen würden. Dann war der Kontinent vermutlich wirklich verloren. Das war es, was er verhindern mußte.
In seinem spärlichen Rest an Vorstellungsvermögen genannt Phantasie manifestierte sich das Bild von zwei magischen Polen die sich gegenseitig auslöschten. Und zurück blieb die Emyja, die er damals gekannt hatte, vielleicht klein und zerbrechlich, vielleicht schwach, aber wieder mit der Güte und Liebe im Herzen wie damals, nicht verbrannt und heimtückisch wie sie ihm jetzt vorkam.
Dazu musste er bei ihr bleiben um auf diesen zerbrechlichen Rest von ihr Acht zu geben, damit sie ihn nicht ganz verlor, und er würde sie befreien. Wenn dafür Teile der Stadt eingeäschert werden mussten, dann war das ein vertretbares Opfer. Vor allem wenn es um den Orden ging, dem würde er keine Träne nachweinen. Er hatte sie sich zum Feind gemacht... oder sie sich ihn.
Der Entschluss stand fest noch ehe sie ihm die Stadt der Elfen zeigte.
Er starrte auf das Modell der Stadt, die Illusion. Die hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber es sah schön aus, eindrucksvoll, ja, aber solcherlei Spielereien waren es nicht, die ihn auf eine oder eine andere Seite zogen, sein Entschluss war vielleicht schon festgestanden als er Nowigrad verlassen hatte um im Wald einen Moment alleine zu sein.
Nun war Nikolavo zwar ein Dämon aber dafür vergleichsweise jung. Dennoch hatte er viel gelesen, vor allem geschichtliche Aufzeichnungen faszinierten ihn immer schon. So wusste er, dass Reiche kamen und gingen. Auch Reiche der Elfen und auch Reiche der Menschen.
"Genea war einst eine Stadt der Dämonen gewesen, die Menschen wie Vieh hielten. Bis sich die Menschen auflehnten und die Dämonen mit den Schattenwandlern aus der Stadt jagten zurück in ihr eigenes Reich. Meine Vorfahren... Leute wie mein Vater blieben zurück und führten von da an selbst ein Leben in der Unterdrückung. Es ist nicht gesagt, dass die Sieger nach einer solchen Revolte besser sind als die Unterdrücker."
Während sein Blick bis jetzt auf der schimmernden Silhouette der Stadt verweilt war wanderte er nun bedeutungsvoll zu ihr zurück.
Es war ein schöner Traum, von ihrem gemeinsamen Kind, das durch die Stadt spazierte... Aber ein Traum.
Was er befürchtete war, dass die Elfen an die Macht kamen und dennoch Exoten wie er ins Hintertreffen gerieten.
"Ich helfe euch. Der Orden hat auch mir..." einen Moment suchte er nach einem passenden Begriff, fand aber keinen und begann neu.
"Den Orden zu vernichten helfe ich euch. Aber keine Unschuldigen sollen ihr Leben lassen. Und wenn der Orden aus der Stadt getilgt ist und die Hexenjäger..." fügte er noch hinzu, einfach weil es vollständig sein musste. Er hatte immer das Bedürfnis, wenn er schon einen solchen Kontrakt formulierte, den auch vollständig und unmissverständlich zu artikulieren.
"Also Wenn der Orden und seine Helfer vernichtet sind, dann werden wir mit den Menschen und den Anderlingen in der Stadt einen Frieden aushandeln. Zu fairen Bedingungen, so dass niemand unterdrückt wird und alle die gleichen Rechte haben. Und es werden keine weder vorher beim Kampf noch später Unschuldigen sterben."
Frieden, für alle, umsonst. Dass das nicht realistisch war, war ihm klar, aber man mußte sich ein hohes Ziel setzen um wenigstens ein bisschen was davon zu erreichen.
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Emyja
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Sie fühlte ihn, den alten Widerhall, der sie einst zusammen geschmiedet hatte. Er schmerzte wie eine längst vergessene Wunde, vernarbt und nun, da ein besonderer Wetterwechsel drohte, wieder an sich erinnernd. Doch wie jedes Gefühl saugte sie auch dieses auf, Schmerz oder Wohltat, Emyja trank inzwischen wahllos alles und wob es in ihr Netz aus Fäden emotionaler Kontrolle. Manche zur späteren Verwendung, andere um sofort daran zu zupfen. Hier an der Quelle ihrer Macht, war es viel zu leicht, all die Stimmungen um sie herum zu lesen. Sie spürte nahezu körperlich, dass Nikolavo sich ihr zuwandte, noch bevor auch nur ein Wort fiel - es brauchte gar keine Manipulation ihrerseits. Der Griff, der immer hinaus reichte, war eher Gewohnheit und er war sehr sanft. Nikolavo wollte dieses frühere, schwache Ding zurück, das er verlassen hatte und um ein Haar hätte sie der Wut darüber nachgegeben. Sie kaschierte es elegant mit einem Schließen der Augen, einem schmerzlichen Zug der Lippen und hob erst Lider und Blick wieder, als er sprach. Von Genea und den Dämonen. Sicher, die Sieger schrieben die Geschichte neu - so war das immer. Hier wie dort. Aber sie hatte nicht vor, zu verlieren und sie hatte auch nicht vor, allzu schonend zu sein.
Die Hexe atmete einmal tief durch, sodass es wirkte, als wollte sie sich diesen seinen Gedanken öffnen. In Wahrheit suchte sie nur ihre innere Ruhe gegenüber so viel Blindheit. Aber sie wollte Nikolavo auf ihrer Seite und wenn es derlei Zugeständnisse waren, die ihn überzeugten, dann bitte. Cyron hatte sie auf diese Art ja auch schon für sich gewonnen. Der wollte tatsächlich mit ihren wahnwitzigen Forderungen zu diesem neuen Regenten-Spross zurück laufen. Töricht. Alle beide.
"Ja, der Ordan muss verschwinden und mit ihm diese Kirche." Und wenn es nach ihr ging auch gleich noch diese Menschenseuche in der Stadt, aber darauf würde sich Nikolavo nicht einlassen, also schwieg sie. Emyja trat noch etwas näher an den Halbdämon heran und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Lauschte in sich.
Hatte sie das Gefühl seiner ungewöhnlichen Haut vermisst? Diese glühenden Augen, hinter denen mehr Intelligenz steckte, als so mancher ihm zutrauen wollte? Seine raue Art, hinter der er sich gerne versteckte?
Nichts war mehr, wie es einst gewesen war. Er würde ihr helfen, den Orden zu vernichten und sie würde ihn dafür ausstatten. Wie viel von dem "guten" Kolja dann noch in diesem Dämon wäre, würde sich erst weisen, wenn sie ihn erst mit sich in die Dunkelheit jener Magie genommen hatte, die sie hier gelernt hatte. Jener voller Blut und Feuer, die aus ihr die Frau geschmiedet hatte, die sie nun war. So zierlich sie sich auch geben konnte, wenn sie denn wollte, so obsidianschwarz glänzend war der Kern in ihrer Mitte, der einst ihre eigene Seele gewesen war.
Ein feines, ein wenig trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen. "Darum brauche ich dich, Kolja. Deinen Sinn für Gerechtigkeit. Ich verliere mein Gewissen. Die scioa'tael folgen mir, weil sie in meine Stärke und meine Ziele vertrauen. Weil sie meine Macht kennen. Aber ich vergesse manchmal, zu den Seiten zu schauen."
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Nikolavo Vaclav
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Es war so ähnlich und doch ganz anders.
Ihre Nähe, ihre Worte, ihre Stimme.
Es klang wie es klingen sollte fühlte sich aber anders an und das ohne dass er es genau benennen konnte.
Aber etwas hatte er von seinem Ziehvater gelernt: Die Welt so zu sehen wie man sie wollte. Und er wollte das Gute sehen, dass das zerbrechliche Wesen noch da war. Vor jeder Alternative verschloss er einfach die Augen. Und ja, der Dämon, ausgerechnet der, war Traditionalist. Es war ihm lieber, die Frau Zuhause zu wissen, nicht zwingend am Herd, aber in Sicherheit vor der bösen Welt draußen. Zuhause, vielleicht bei den Kindern. Die schwache und schutzbedürftige Frau... denn vor dem was diese Welt aus ihr machen konnte, davor fürchtete er sich, so wie ein Teil von ihm nun auch Emyja fürchtete.
Wie leicht war es doch nun, anderen die Schuld zu geben und einen Feind zu finden. Der Orden musste verschwinden. Die Kirche seinetwegen auch, denn der diente der Orden und auch die Hexenjäger. Diesen Feldzug würde er unterstützen und Gut und Böse waren manchmal sehr einfach. Manchmal. Vielleicht ahnte ein Teil von ihm, dass ihre Gedanken weiter gingen, aber auch das wollte er nicht sehen.

Und sie würde leichtes Spiel haben, denn ein Teil des Dunkel war bereits in ihm, schon immer gewesen. Es wartete auch nur darauf, geweckt zu werden... Jener Teil von ihm, der intuitiv schnell lernte, Schatten zu beherrschen und sie zu steuern. Vielleicht wäre er jetzt sogar dazu in der Lage gewesen, so voll mit Kraft, wie er war, doch er hatte Magie nie als Taschenspielertrick und zum Spaß eingesetzt sondern immer nur wenn es wirklich nötig war, wenn es um Leben und Tod ging zum Beispiel.
Das eben ankerte in seinem Sinn für Gerechtigkeit.
Es blieb auch offen ob er ihr wirklich vollständig glaubte.
Er wollte es, wollte sehnlichst genau das glauben was sie ihm sagte und genau diese Worte von ihr hören. Dass sie auf seine Hilfe angewiesen war ebenso sehr, wie dass sie auf seinen moralischen Kompass vertrauen wollte. Das wischte hinweg was sie vielleicht bereits getan hatte, machte es zu einem Fehler, einem Irrweg aus dem er sie herausführen konnte...
Er lächelte. Vielleicht war auch sein Lächeln ein wenig traurig, aber er ließ sich darin bestärken, dass sie es ernst meinte, nahm sie in den Arm und küsste sie.
Es musste einfach so sein wie früher.
Und wie früher kam auch jetzt eins zum anderen.
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