Das Rücker Anwesen

Velen ist die nordwestlichste Landschaft der Königreichs Temerien im Mündungsgebiet des Pontar. Sie grenzt, durch den Pontar getrennt, im Norden an das Königreich Redanien und im Westen an das Nördliche Meer. Zudem ist Velen durch zwei große Brücken mit Oxenfurt und Novigrad verbunden und ist daher ein wichtiger Handelsdurchgang zwischen Temerien und Redanien.
Velen wurde von Krähenfels aus regiert - Krähenfels ist eine Palisadenfestung im Herzen Velens mit ungefähr 50 Einwohnern. Der Blutige Baron, der in Krähenfels regierte, ist allerdings für unbekannt Zeit verreist.
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Thorben Denger
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Der Zwerg blickte für seine Verhältnisse unglaublich finster und hasserfüllt drein, als er Aenye in die Augen schaute. Nicht auf sie war sein Hass gerichtet, das wusste sie, aber dennoch war der Anblick sehr verstörend, wenn man die sonstige, fröhliche Art Thorbens kannte.
"Wenn das die wilde Jagd ist, dann wird sie jetzt zum Gejagten!" knurrte er hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Die riesige Krempe seines Hutes schlackerte wie wild im Wind umher und es grenzte schon an ein Wunder, dass er nicht schon lange vom Kopf des Kleinwüchsigen fortgeweht worden war. Noch einmal tappte er mit der Hand sachte auf den toten Leib des Pferdes, dann kramte er in seinem Mantel, holte erneut die riesige Pfeife hervor und zündete sie umständlich, aber dank des windbrechenden Mantels, mit Feuerstein und Stahl an. Danach stand er auf, den Rücken kerzengerade, das Kinn trotzig emporgereckt.
"Ich brauche nur eine Sache von meinem Zeug."
Ohne ein weiteres Wort ging er die Spur entlang, die der Karren in dem Bodenfrost hinterlassen hatte und schlang sich währenddessen Lilly, bereits neu gespannt, über die Schulter. Hier und da lagen verstreute Dinge, die zu Thorbens Ausrüstung gehörten. Bertha lag nahe der Scheune, war sie doch so ziemlich als erstes vom Karren gefallen. Mit einem Ächtzen nahm er sie auf und die Wut in ihm gab ihm die Kraft, sie noch während des Laufens neu zu spannen. Sirrend drehte sich der Seilzug an der Kurbel, aber die Augen des Zwergen blickten schon wieder über den Hof des Anwesens. Ein neuer Geist war aus dem Brunnen aufgetaucht, doch sowohl Reynegh, der zurück gekehrt war, als auch Jake kümmerten sich bereits um ihn. Die Spektralgestalten einer Frau und eines Kindes liefen über den Hof, aber Thorben war an einem Punkt angelangt, an dem ihn nichts mehr überraschte und so würdigte er ihnen keinen zweiten Blick. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass die Quelle dieses Spuks woanders lag.

Thorbens Blick und auch seine Schritte führten wie automatisch zum Haupthaus des gesamten Anwesens. Die Fenster waren allesamt schon vor langer Zeit vernagelt worden, doch die Fensterläden klapperten wie wild im Wind umher. Wie Beifall. Wie eine Einheit, genau gleichzeitig und genau im Takt. Als wollten sie die Eindringlinge auf dem Hof verhöhnen.
Der Wind zog und zupfte an seinem Mantel. Die gewaltige Waffe im Anschlag, näherte er sich dem besessenen Gemäuer wie in Zeitlupe und Jake oder Slava mochten in dem Zwergen und seiner Aufmachung nun wirklich einen Charakter aus einem Sergio Leone Western sehen.
Als er dem Haus auf zehn Schritte nahe gekommen war, knallten alle Fensterläden und auch die Eingangstür des Anwesens mit einem ohrenbetäubenden Geräusch zu.
"Kein Eintritt, hmm? Wollen wir doch mal sehen." knurrte Thorben und hob Bertha an. Ein lautes Sirren und Klackern ertönte, als er den Abzugmechanismus betätigte und der Rückschlag beförderte den kleinen Mann gut einen halben Meter nach hinten. Schabend gruben sich seine metallbeschlagenen Stiefel in den Rauhreif des Bodens. Der schürhakengroße Bolzen traf mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Tür des Hauses und fetzte das alte, morsche Holz in tausend Splitter. Teile der Tür brachen ab und das gesamte Gebilde hing am Ende nur noch an einer Angel und schlug im reißenden Wind wild hin und her.

Achtlos ließ Thorben die riesige Armbrust fallen und kramte erneut unter seinem Mantel herum. Hervor holte er eine weitere seiner Kartätschen. Diese hatte einen silbernen Ring um den runden Körper gezogen, wodurch der Zwerg wusste, dass er die eine Dimeritium-Bombe in der Hand hielt, die er besaß. Hexer schwörten darauf, wenn es darum ging, Geister und Magie zu bannen. Ihre Fähigkeiten für eine Zeit außer Kraft zu setzen. Die Bombe würde in tausende, kleiner Splitter explodieren, die wiederum aus je einem Teil Silber und einem Teil Dimeritium gefertigt waren. Schweinisch teuer und unglaublich schwer herzustellen. Deshalb besaß Thorben auch nur eine von ihnen und hatte sie lange Zeit gehütet, wie einen Schatz. Aber was war wertvoller, als die Rache zu befriedigen, die in ihm tobte?
"Du willst spielen, Wichser?! Spielen wir Ball!"
Zischend flammte die Zündschnur der Kartätsche auf, als er sie an die Glut seiner Pfeife hielt. Dann warf er sie durch die zerstörte Tür in den Hauptraum des Hauses.
[4/100]
Der Wurf war nicht allzu schwierig gewesen. Schließlich stand Thorben ja beinahe direkt vor der Tür. Die Kartätsche flog durch das zersplitterte Holz, prallte aber im Inneren an einem Balken ab und landete unter einem Küchenschrank. Das dämpfte die Explosion so sehr, dass sich kaum Splitter im Haus verteilten. Den Schrankboden zerfetzte es in tausend Teile und das gesamte Möbelstück flog durch den offenen Raum der Küche. Doch die geminderte Sprengwirkung hatte ihr Ziel völlig verfehlt. Das wusste Thorben aber noch nicht und so nahm er Lilly wieder von der Schulter, hielt sie in Anschlag und betrat das Haus, bereit dem seiner Meinung nach verwundeten Geist den Rest zu geben.

Der Geist fühlte sich währenddessen kein Bisschen bedroht und lachte schallend, für jeden hörbar, durch das gesamte Anwesen über den kläglichen Versuch des Zwergen. Die Fensterläden klapperten zur Unterstützung des Gelächters immer wieder auf und zu und luden einen jeden in die bereitete Todesfalle ein.
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Reuven von Sorokin
Spieler Level 4
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Registriert: Mittwoch 12. Januar 2022, 18:38
Lebenslauf: Reuven

Es war immer noch kühl, kühler als normal und sein Amulett vibrierte wie verrückt.
Hier war eine ganze Menge Magie am Werk, das war nicht einfach nur ein Geist, hier war auch noch irgendetwas anderes eingefangen, etwas böses, altes... Solche Manifestationen hatte Reuven selbst noch nie gesehen. Ein grässlicher Kopf, der sich aus dem Brunnen wölbte.
Es roch nach Blut, und das mehr als auffällig, selbst für seinen auf das Maß eines Menschen zurechtgestutzten Sinne.
Aber mit dem zerplatzen des Kopfes war auch das Blut im Brunnen wieder zu Wasser geworden.
Und auch das Feuer verglomm, nun zog der Geist wohl andere Seiten auf.

Der Erscheinung aus dem Brunnen konnte einer der anwesenden Menschen den Kopf abschlagen, er war jung, aber mit der Klinge konnte er umgehen, und es war aus Silber. Das zeigte sowohl die Reaktion des Geistes als auch dieser besondere Glanz... Aber keine Zeit, sich zu wundern.
Hinter ihm manifestierten sich neue durchscheinende Gestalten, die Gestaltten von so gut wie verfaulten Leichen, Skelette an denen noch Sehnen und Bänder und die Reste von Stofffetzen klebten. Zwei, eine größere und eine kleinere... Gesichtszüge waren nicht zu erkennen, wenige Haare...
Sie streckten ihre knochigen Hände nach ihnen aus. Mehr als ein Seufzen brachten sie jedoch nicht aus ihren verfaulten und löchrigen Kehlen. Hautfetzen fielen ihnen aus den Gesichtern als sie die Kiefer bewegten. Wären sie nicht durchscheinend gewesen, der Anblick hätte einem den Mageninhalt entlockt.
Sie streckten die Hände aus, fast flehend, dann waren sie verschwunden und etwas großes trat an ihre Stelle, groß und über den nackten Körper spannte sich eine ledrige graubraune Haut die wie nass glänzte. Um das riesige zahnbewährte Maul tanzte eine reihe Tentakeln, lang genug um den Kopf eines Menschen zu umfassen. Darüber kleine bösartig glitzernde Augen.
Mit einer langgliedrigen Krallenhand hatte es die beiden Gespenster weggewischt und hielt nun auf die beiden Menschen am Brunnen zu.
Der eine von ihnen drehte ihm noch den Rücken zu, der andere wirkte ruhig aber ratlos.

Reuven dachte nicht lange nach, er schleuderte der Gestalt Yrden entgegen, setzte mit einem Sprung über Slava und Jake hinweg und hieb das Wesen mit dem Eisenschwert entzwei. Unter dem Einfluss des Zeichens funktionierte das sogar, die neue Vision zerstob in der Luft.
Abgesprungen war er auf dem unverletzten Fuß und nun konnte er allerdings auf dem Verletzten Fuß nicht landen, das fiel ihm noch gerade rechtzeitig ein, er rollte sich ab, allerdings nicht halb so elegant wie es hätte sein sollen. Genaugenommen bremste er mit der Schulter im Dreck und blieb kurz auf dem Rücken liegen ehe er sich aufrappelte.
Er gab tatsächlich ein eher armseliges Bild ab, einen stattlichen Hexer stellte man sich definitiv anders vor.
Aber das Leben war eben kein Wunschkonzert.
"Verdammt, was habt ihr hier angestellt?"
Wollte er wissen und verfluchte es ein um's andere mal, dass er seine Silberschwerter nicht hatte.
Er benutzte das Eisenschwert wie einen Stock um auf die Beine zu kommen.
"Verfickte Scheiße, deshalb sollte man einen Profi rufen und nicht selbst herumbasteln... Haut hier um euch wie die Bekloppten und werft sinnlos Dimeritiumbomben... Habt ihr sie noch alle?" Er blickte von einem zum anderen, über die auf dem Hof verteilten Gestalten. Allerdings bleib sein Blick immer wieder bei dem Jungen Mann mit dem Silberschwert hängen. Er hatte etwa seine Größe, vielleicht ein wenig kleiner und schmäler, noch nicht ganz erwachsen, aber wohl ganz gut mit der Klinge.
Der andere Mensch war groß und starrte ihn geringschätzig an. War ja nicht anders zu erwarten, Das war einer von den Bauern, die als erstes 'Scheiß Mutanten' schrien. Auch wenn er nicht wie ein Bauer aussah, sein Blick hatte dafür etwas heimtückisches.
Und dann war da noch ein Zwerg, das war der, der die Bombe geworfen hatte, und eine Elfe die verschiedenes einsammelte, was wohl von dem Wagen gefallen war, der schräg im Hof stand.
Davor lag ein Pferd, es atmete schwer, war nicht in bester Verfassung und wirkte fast als wolle es sich unter dem Wagen verkriechen, aber es lebte.
Die Elfe sammelte allerlei kram auf, und so bunt und verwegen, wie sie gekleidet war suchte er unweigerlich nach dem obligatorischen Eichhörnchenschwanz am Gürtel, fand jedoch keinen. Aber vermutlich hatte sie ihn abgenommen im Beisein der Menschen.
"Hört auf es wütend zu machen, ihr Dilettanten. Sucht lieber den Grund. Ne Erscheinung braut sich zusammen, wenn Unrecht auf zu viel Magie trifft. Irgendetwas ist hier geschehen. Ein Verbrechen, ein Unrecht. Sucht die Leichen oder ein Erinnerungsstück, findet raus, was los war... und begrabt sie, gebt zurück was gestohlen wurde oder was weiß ich, verdammt." Er humpelte zum Brunnen und setzte sich auf den Rand. Hier war alles nasse von Wasser. Er dachte an die beiden Skelette. Sie waren nicht die Bedrohung, sie waren wohl die Botschaft, aber erst einmal musste diese Band ihm zuhören, und schon daran dass das klappte zweifelte er stark. Und vermutlich würde ihn auch keiner bezahlen... kam ihm in den Sinn.
Mir dem was noch in dem umgestürzten Eimer war begann er sich ein wenig das Blut aus dem Gesicht zu waschen und von den Händen und Armen.
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Vyacheslav Sokolov
Spieler Level 5
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Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
Lebenslauf: Slava

Wenn ihn die Zone eines gelehrt hatte, dann auf Warnungen zu hören.
Als ihn Jake aufforderten unten zu bleiben tat er genau das.
In der Regel war zwar er es, der eine Anomalie zuerst sah, aber auch nur in der einen Hinsicht. Für alles abnormale der Zone hatte er einen besonderen Sinn entwickelt, aber die besseren Augen hatten längst die anderen und herkömmliche Feinde in Form von Menschen sah er längst nicht mehr zuerst. Allerdings war er zu stolz eine Brille zu tragen. Hätte auch echt lächerlich ausgesehen in der Zone, und Kontaktlinsen waren zu kompliziert in der Handhabung, deshalb hieß es, sich damit abfinden.
Und so blieb er unten. Bis etwas mit einem grausigen Geräusch zerplatzte und davonstob.
Das Biest hatte er nicht gesehen aber auch ihm kam die Assoziation mit einem Luftballon. Einem Blutgefüllten.
Ob der Geist sein Leben bedroht tatsächlich hätte, darüber wollte er gar nicht erst nachdenken. In großen und ganzen vertrat er aber die Ansicht, dass es nur Halluzinationen waren die ihnen nicht schaden konnten...
Auch das Blut, dass der Luftballon verspritzte als Jake ihn zerteilte stellte sich ebenso schnell wie das Wasser als Täuschung herausstellte.
In was waren sie hier nur hineingeraten?
Die Zone konnte er einschätzen, dort wüsste er was zu tun war, und hier...
Es half nicht, einen kühlen Kopf zu bewahren, und die Gefahr zu umgehen, oder gar zu dokumentieren. Er musste sich eingestehen, er hatte dem Spuk wenig entgegenzusetzen.
Schwerter schienen in dieser Welt tatsächlich einen gewissen Vorteil zu bieten. Zumindest gegen solche Kreaturen. Mit dem Messer musste er zu nahe heran, und er vermutetet, dass eine Pistole ebenso wie ein Armbrustbolzen wenig Wirkung erzielt hätte. Aber auch als der Kater wieder zurückkam zeigte sich, dass auch dessen Schwert wenig ausrichten konnte.
Was machte Jake anders?
War das allen ernstes ein Silberschwert, was er da mit sich herumtrug? Silber gegen Vampire?
War das so einfach?
Und noch immer wollte er die ganz Szenerie nicht ganz ernst nehmen.

Auch Thorben wurde aktiv, er schoss etwas ab, das entfernt an eine Granate erinnerte und sich auch so verhielt... nur den Zweck begriff er nicht ganz...Granaten gegen Geister? Und die Wirkung blieb auch ganz offensichtlich aus.

Und dann sah er, dass Reynagh und Aria noch jemanden angeschleppt hatten. Aria hatte mit ihm zusammen auf einem Pferd gesessen, das Pferd sah recht edel aus, soweit er das beurteilen konnte, hellbraun oder hellgrau und gefleckt mit dunkler Mähne, es gab eine Bezeichnung dafür, aber die wollte ihm nicht einfallen. Der Typ allerdings... mit dem hätte er selbst in der Zone höchstens den Fußboden gewischt. Er hatte etwa Jakes Größe, vielleicht ein wenig breiter, sehnig aber er wirkte heruntergekommen, zerzauste halblange Haare, ungepflegter Mehr-Tage-Bart und zerschlissene und zerschnittene Hemd und Hose, blutig gefleckt. Nur das Grinsen in der Visage war von der Art, dass man es ihm rausschlagen wollte. Am meisten irritierten ihn aber die Augen. Sie waren gelb und geschlitzt wie die einer Katze. Dazu passend trug er einen auffälligen und wertvoll aussehenden Anhänger in Form eines Katzenkopfes, der selbst den Schlimmsten Prolls und Rappern und möchtegern-Gangstern zu peinlich gewesen wäre.
Kurzum, er mochte den Typen beriets auf den ersten Blick nicht.
Und erst recht nicht, als der dann in Aktion trat...

Die Geister, die aussahen wie von einem Filmprojektor auf Rauch gestrahlt zerstoben und hindurch trat etwas, das verdächtig nach einem Blutsauger aussah. Ihm wollte schon das Herz in die Hose rutschen, als der Heruntergekommene mit einem Satz an ihnen vorbei, fast über sie drüber sprang und noch im Fallen tat er irgendetwas und zerschlug ihn. Also auch nur eine Halluzination. Darin war er nun gewiss. Dieser Geist schien ihre persönlichen Angst Bilder gegen sie zu verwenden.
Einfach aber Wirkungsvoll, allerdings ging en die Geister dabei nur sehr oberflächlich vor.
Nach dem Sprung hatte er vermutlich besonders elegant landen wollen, irgendwie Matrix-mäßig, aber das war gründlich in die Hose gegangen, wie Slava mit etwas Schadenfreude bemerkte.
Und was er genau gegen den Blutsauger unternommen hatte war Slava auch nicht klar, er hatte nur das schwache violette Glimmen gesehen und dann hatte er den Geist zerteilt, sein Schwert sah aber vollkommen normal aus, Eisen oder Stahl, schartig und dunkel verfärbt, nicht der silbrige Glanz wie bei dem von Jake.
Der Fremde dagegen hatte auch sichtlich Mühe hochzukommen, doch Slava sah keinen Grund, ihm irgendwie zu helfen.
Dabei schimpfte er aber wie ein betrunkener Taxifahrer.

"Reiss dich zusammen anstatt hier gleich herumzufluchen!" Wandte er sich an ihn. Wenn einer gleich mit so einem Tonfall ankam schrie das danach in die Schranken gewiesen zu werden.
Der blickte ihn, nun konnte er es genauer sehen, aus nur noch einem intakten Katzenauge ein wenig zu verächtlich an. Das andere Auge war weiß und trüb und eine Verbrennung oder Verätzung der Gesichtshälfte wollte auch den Rest der Geschichte erzählen. Was Slava absolut nicht interessierte. Überhaupt hatte er eine beachtliche Sammlung an Narben zu verzeichnen, und etwas an dem Mann, vielleicht auch weil sein Alter schwer zu schätzen war, ließ ihn sofort auf die Barrikaden gehen. Er kannte sich gut genug um zu wissen, was ihm sein Unterbewusstsein mit der Ablehnung klar machen wollte: Der Mistkerl ist dir überlegen, mach ihn gleich klein, sonst tut er das.
"Willst du dich nicht vorstellen?"
"Reuven von Sorokin."
"Geht doch. Vyacheslav Sokolov."
"Schön. Willst du hier Wurzeln schlagen? Hopp... rausfinden, was den Geist umtreibt."
"Erkläre erst einmal warum du dich hier für den Profi hältst. Du bist gerade erst angekommen und übernimmst das Kommando. Deine Qualifikation steht erst einmal noch zur Diskussion."
Vielleicht verstand er ihn der Sprache wegen nicht so gut, vielleicht war er es einfach nicht gewöhnt, dass jemand nicht wusste was ein Hexer war...
Slavas Blick dagegen wanderte zu Thorben. Ihm war längst klar geworden, dass der sich als so etwas wie ihr Anführer sah, und wenn ihm das half, ihn gegen diesen Fremden auszuspielen würde er ihn darin sofort unterstützen. "...denn einen Anführer haben wir schon. So einen dahergelaufenen brauchen wir nicht."
"Siehst du das, Großmaul?" er hielt ihm nun den Katzenkopf entgegen als müsse er damit sofort wissen war der Kerl meinte.
"Und? Jedes Kind kann ne Katzenkette tragen und sich was drauf einbilden. Bist du dafür nicht schon zu alt?"
Seine Größe erlaubte es ihm, auf ihn herabzusehen, außerdem hatte der andere sich auf den Brunnenrand gesetzt.
"Das ist mein Zunftzeichen."
"Welche Zunft? Katzenzüchter?"
"Ach fick dich doch." Der Mann war sichtlich ungehalten. "Ich hab nicht die Zeit mich mit Arschlöchern wir dir abzugeben."
"Halt einfach die Fresse und lass mich in Ruhe!"
Er malte eine seltsame Geste in die Luft und irgendwie war er plötzlich nicht mehr er selbst, als hätte ihn etwas zurückgeworfen, und in seinem eigenen Kopf an die Rückwand geklebt. So fühlte es sich auch an, wenn man unter dem Einfluss eines Kontrollers stand. Aber es war zu spät, ihm noch irgendetwas entgegen zu werfen.
Er verstummte ehe er noch etwas erwidern konnte und wie ferngesteuert setzte er sich in Bewegung in Richtung Haus.
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Aria
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Registriert: Montag 27. Dezember 2021, 20:04
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Aria war zunächst zurückgewichen. So ein Spektakel hatte sie noch nie gesehen und es war mehr als nur beängstigend. Die Gestalt aus dem Brunnen war noch schauderhafter als die Geschichten die Ivar ihr manchmal erzählte um sie zu erschrecken.
Jake war mitten im Geschehen. Keiner von ihnen, außer der Hexer schien so richtig zu wissen, was zu tun war.
Auch sie hatte die Mutter und das Kind gesehen, doch nur ganz kurz. Es waren ihre Seelen die wahrscheinlich jeden Tag und jede Nacht die gleiche Torture durchleben mussten. Allein der Hexer schien besonnen. Sie fror nun bitterlich. Das Pferd neben ihr war zwar unruhig aber es würde nicht flüchten. Wieder blickte sie zurück auf das Geschehen und versuchte sich aus dieser Schockstarre zu lösen. Sie sah wie Thorben im Gebäude verschwand und kurz danach war eine Explosion zu hören. Die Kälte machte sie langsam taub und es schien als würde nun alles verlangsamt stattfinden. Als ob die Welt langsam erfröre. Sie atmete angestrengter durch die Kälte und kämpfte gegen diese Angst die sie vollkommen zu lähmen schien.
Dann erschienen vor dem Hexer wieder zwei Gestalten, verweste Leichen. Aria starrte sie angsterfüllt an. Etwas hielt ihren Kopf fest und zwang sie dazu das Theater weiter anzuschauen obwohl sie die Augen schließen wollte. Etwas nagelte ihr Füße auf den Boden und drängte sie hinzusehen. Auch dann als der Hexer wieder mit einer anderen Ausgeburt der Unterwelt zu kämpfen hatte. Sie wollte rennen, doch eine größere Macht hielt sie fest dort wo sie stand. Nun schrie sich Slave mit Reuven an und endlich löste sich der klammernde Griff um sie. Sie schwang sich wie ferngesteuert auf das Pferd und galoppierte zum Hexer. Sie wusste nicht genau was ihre Stimme so fest und laut werden lies als sie folgendes an die Kämpfer richtete
„RUHE! Respektlose!“ Ihre Augen funkelten in einem helleren grün als vorher und ihre Stimme donnerte über die sich Streitenden hinweg.
„Steckt die Waffen weg!“ sie suchte Jake und funkelte ihn nachdrücklich an.
Sie drehte das Pferd in Richtung Brunnen
„Hexer! Du hast die beiden gesehen…Eine Mutzer und ihr Sohn…sie müssen noch hier sein!“
Dann schwang sie sich vom Pferd und lief zum Brunnen, legte ihre Hände auf den Rand und beugte sich über den Rand. Er war pechschwarz, nichts ließ sich erkennen.
Dann sah sie entschlossen zu Reuven. Sie setzte einen Fuß auf den Brunnenrand und dann den anderen hinterher. Sie hielt sich an der morschen Spule fest und blickte in die Runde. „Hat jemand ein Seil?“
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Reynegh
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Böses war hier zugange, doch sein Schwert hatte nichts ausrichten können - Jakes schon. Venden gebährdete sich unterdessen unter seinem Meister wie wild, schüttelte sich und kämpfte gegen Reyneghs Versuche, ihn unter Kontrolle zu bringen. Das Tier geriet mehr und mehr in Rage, je mehr das ballonartige Ding herum flog und als es in ihre Richtung kam, spannte das Ereymiu sogar die rudimentären Flügelansätze, auf denen der Sattel auflag und beulte das Polster damit aus. Als wollte es sich auf Schwingen davon machen, die seine Art schon seit Jahrtausenden nicht mehr besaß.
Der Ballon pfiff über sie hinweg und Venden warf sich zur Seite, folgte einem Instinkt, den Reynegh eigentlich ausgetrieben glaubte: er wollte seinen Reiter abstreifen, indem er sich im Staub wälzte. Der Naramianer reagierte schnell, sprang ab, bevor das schwere Tier ihn unter sich begraben konnte und fauchte wüste Beschimpfungen in seiner Muttersprache. Venden war das allerdings völlig gleich - er wälzte sich herum, kam flink wieder auf die Füße und gab Fersengeld, fort von dem zischenden Ballongeist.
Reynegh hatte sich über den verletzten Arm abgerollt und nun fiel sein Blick auf die Schwerthand und sein Herz wollte gefrieren: die Finger waren verdorrt, krallten sich wie mumifiziert um den Schwertgriff, während die Fäule unaufhaltsam unter seinen Armschutz kroch, von dort seinen Ellelbogen überlief und zu seiner Schulter wanderte.
Große Schlange! Was ging hier nur vor!

Und dann schaltete sich erst Reuven ein, der sie alle Narren schimpfte. Um die Worte Reuvens zu deuten, brauchte er einen Moment, nicht aber um dessen sofort aufflammende Rivalität zu Slava zu wittern. Für solche Dinge hatte er ein Gespür. Hier trafen zwei aufeinander, die sich nichts schenken wollten - nur gewann das Katzenauge, wie auch immer er es machte.
Und dann fuhr Aria wie eine Schwertschwester zwischen die Männer, forderte mit schneidender Stimme Gehör. Für einen Moment vergaß er die Furcht vor dem Verlust seiner Schwerthand und war fast ein bisschen stolz auf die Prinzessin, auch wenn es dafür eigentlich keinen Grund gab.
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Jakob von Nagall
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Registriert: Sonntag 7. November 2021, 10:18
Lebenslauf: Jakob von Nagall

In Gedanken immer noch verschiedene Stoßgebete an Erzengel und Heilige rezitierend, versuchte Jakob irgendwie zu verstehen, was vor seinen Augen vorging. Aber es gelang ihm nicht und als dann auch noch Untote erschienen, die ein mit Tentakeln bewehrtes Monster im Schlepptau hatten, was ein ganz plötzlich aufgetauchter Fremder in Stücke hieb, schaltete sein Gehirn kurzzeitig auf Autopilot. Würde sich jetzt jemand unvorsichtig nähern, er hätte wohl ohne zu fragen einfach zugeschlagen, hätte die Reflexe arbeiten lassen, weil das Kontrollzentrum kurz Pause machte.
Doch es geschah nichts weiter, außer das Slava und der Fremde anfingen sich anzublaffen. Jakob blinzelte, trat einen Schritt zurück, würde sich weder auf die eine noch auf die andere Seite stellen, wie so oft. Der Fremde war eben genau das: ein Fremder, den er noch nicht einschätzen konnte und Slava... naja, war eben Slava. Dessen Tonlage war allerdings neu für den Knappen und auch wenn er die Worte nicht verstand, hatte er das vage Gefühl, gerade eine wichtige Information über den Soldaten zu erhalten. Irgendwas störte ihn massiv am Auftritt des anderen Mannes - am Ende war hier tatsächlich gerade etwas im Gange, was dem Soldaten als Schwäche zugeordnet werden konnte? Er blickte in dem Moment zu dem Mann, der sich als Reuven vorgestellt hatte, als dieser eine Geste machte und Slava damit zum Verstummen und Gehen brachte.
Erstaunt blickte er ihm nach, wollte schon murmeln, dass man ihm den Trick doch bitte beibringen sollte, doch da kam Aria zwischen sie galoppiert wie eine Walküre auf einem weißen Ross. Auch wenn das Ross eher grau war. Herrisch und schön saß sie im Sattel, ihre Stimme mit einem Mal kraftvoll und erkennbar befehlsgewohnt.

Noch als sie am Waldrand stand, hatte er gespürt, dass ihre Anwesenheit etwas veränderte - doch er hatte auch gespürt, dass seine Gebete etwas veränderten. Die Anziehungskraft, die von ihr ausging, war davon deutlich gedämpft, dennoch war er sich absolut sicher, dass er wenn es sein musste, durch die Flammen, und seien sie noch so grün, gehen würde, wenn irgendetwas von diesem Spuk ihr ein Haar krümmen wollte. Und mit der Erkenntnis waren die Feuer in der Scheune erloschen, als hätte es sie nie gegeben.
Nun ließ er unter dem Druck ihrer Stimme und ihres Blicks das Schwert sinken. War er jetzt hier der Streithahn? Er verstand ja noch nicht einmal, worum der Streit überhaupt ging.
Auch egal - mit Schrecken sah er, das Aria auf den Rand des Brunnens stieg und eilte zu ihr, im Lauf das Schwert in die Scheide steckend. Obwohl sie ihm nun näher war, konnte er spüren, dass seine mentalen Schilde irgendwie ihren Einfluss abmilderten, allerdings machte das nichts besser - im Gegenteil. Woher auch immer er die plötzliche Forschheit nahm, würde er wohl niemandem erklären können, nicht mal sich selbst. Fakt war, er griff mit einer Hand nach ihrer Hand am Brunnen, verflocht seine Finger mit ihren und zog ihren Arm gegen seine Brust, während er mit der anderen Hand ihre Mitte umfasste. Er hatte schlichtweg Angst, dass sie in den Brunnen stürzen könnte und ihre in Gemeinsprache gestellte Frage nach dem Seil, konnte er ebenso wenig verstehen, wie die Flüche Reuvens.
"Was geht hier vor? Was sagt er?", flüsterte er ihr also in der alten Sprache zu, die er mit ihr und Aenye benutzte. Zugleich spähte er an ihr vorbei in den Brunnen, um irgendwie zu begreifen.
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Aenye an Invaerne
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Registriert: Freitag 26. November 2021, 20:13
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Aenye hatte von dem Schauspiel zuerst wenig mitbekommen, sie hatte damit begonnen Thorbens Sachen einzusammeln und irgendwie wieder auf den Wagen zu werfen. Aber auch jetzt ging sie nicht besonders selektiv vor, auch ein zerbrochenes Wagenrad, das Jake wohl zuvor aus der Scheune geräumt hatte und Reste einer Heugabel landeten auf dem Wagen zusammen mit Thorbens Ausrüstung, Decken, Proviant, Seilen.
Dann begann sich Bessie zu regen. Thorben dachte doch, sie wäre tot. Das Tier blieb am Boden liegen, es war erschöpft, keuchte, aber es lebte. Vorsichtig kraulte Aenye ihr die Stirn. "Thorben! Thorben? Wo bist du denn hin?" Als sie bemerkte dass er weg war.
Von den Trugbildern der Geister war sie wohl, anders als die anderen, wenig beeinflusst. Nicht weil sie besonders immun gewesen wäre, das war sie keineswegs, sie sah auch was die anderen sahen, doch ihre schlimmsten Alpträume waren längst Wirklichkeit geworden, die Menschen regierten die Welt, sie hatte alles verloren, was sich ihre Familie einst aufgebaut hatte, sie hatte ihre Freunde verloren bei einem sinnlosen Überfall und sie war verletzt und auf die Hilfe von Menschen angewiesen, während ihresgleichen fern waren und sie im Stich ließen. Schlimmer konnte es kaum kommen. Es gab nur wenig, was sie noch mehr fürchtete, aber das ließ sich schwerlich in einen solchen Alptraum packen, und so ließ es der Geist wohl einfach.
So fuhr sie fort damit aufzuräumen und erst als Slava an ihr vorbeispazierte und sie keines Blickes würdigte beendete sie schließlich ihre Arbeit. Etwas an seinem Blick alarmierte sie. Am Brunnen saß ein Fremder. Sein Geschrei hatte sie nicht mitbekommen, oder nur an Rande. Sie kam ein wenig näher, gerade genug um zu erkennen, dass er ein Hexermedaillon trug. Im ersten Moment war sie froh, sie hatten hier mit Geistern zu tun und zufällig... Ach ja. Rein zufällig? Und es war ein Medaillon der Katzenschule, der schlimmsten von allen.

Etwas skeptisch kam sie nun auch näher, etwa in dem Moment in dem Aria auf den Brunnen kletterte, Jake war allerdings rechtzeitig bei ihr.
Auch sie dachte nicht daran, dass man für den Jungen übersetzen musste, sie musterte nur den Hexer, wenn es denn einer war. Er trug das Medaillon und er hatte die geschlitzten Augen, eines zumindest, alles andere... Keine Rüstung, keine Schwerter und er sah dermaßen heruntergekommen aus, dass sie ernste Zweifel hegte.
Erst recht wie er da am Brunnen lümmelte und seinen Stiefel auszog um seinen blutigen und hässlich geschwollenen Knöchel zu inspizieren.
Um Aria schien er sich nicht zu kümmern, überhaut schien er der Auffassung alles nötig getan zu haben.
Als er sich wohl bewusst wurde, dass sie ihn anstarrte blickte er von seinem Fuß auf.
"Scoia'tael, Hm?" wollte er wissen. "Hast du den Eichhörnchenschwanz abgelegt, damit sie dich nicht ausliefern?" Er war rundheraus. Genetisch sicher ein Hexer.
Aenye kniff nur die Augen zusammen und tat dann was sie nie für möglich gehalten hätte:
"Das sind gut Leute. Sie haben mir geholfen, und wenn du versuchst, sie über's Ohr zu hauen, dann stech ich dir auch noch das zweite Auge aus, Vatt'ghern*. Beende den Spuk hier, wenn der auf dein Konto geht, und du kannst in Frieden gehen. Keiner hier wird dich bezahlen, dass das klar ist."
Sie sprach in der älteren Rede, vielleicht weil sie wollte, dass Jake verstand, vielleicht weil es ihr leichter fiel.

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*Hexer
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Thorben Denger
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Registriert: Mittwoch 3. November 2021, 16:02
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Thorben hatte nichts von alldem mitbekommen, was sich draußen vor dem Haus ereignete. Weder, dass der Hexer aufgetaucht war und nun versuchte die Kontrolle über das Geschehen zu übernehmen, noch seinen Streit mit Slava. Auch Aenyes Rufe und Arias Kommandoton erreichten nicht mehr seine Ohren, da er bereits das Haus betreten hatte. Vielleicht wären die Dinge anders gelaufen, hätte er gewusst, dass Bessie noch lebte. Eigentlich war der Zwerg aber auch selbst Schuld. Er hätte doch wissen müssen, dass die alte Mähre alles und jeden überleben würde. Wahrscheinlich sogar noch die jugendliche Aenye mit ihrem von Natur aus gegebenen, längeren Leben.
Aber er war einfach zu wütend. Ein seltener Gemütszustand für ihn, der sonst eigentlich das Leben leicht und humorvoll nahm. In seiner Jugend war er ein stetiger Quell von Wut und Zorn gewesen. Ähnlich dem Verhalten des Eichhörnchens ihrer Gruppe. Denn das Leben in den Slums von Wyzima war nicht einfach gewesen für einen Anderling. Und er hatte oft einen verletzten Zwergen-, ja sogar Elfenfreund an den Hass der Menschen verloren. Beinahe hätten ihn seine eigenen Racheglüste auf die gleiche Bahn, wie die Scoia'Tael gebracht. Aber im letzten Moment hatte er der Stadt den Rücken gekehrt. Seine Eltern waren gestorben, die meisten seiner Freunde geflohen oder ebenfalls tot. Nichts hatte ihn mehr in diesem Kessel der Gewalt gehalten. Es war besser gewesen, einsam zu sein, als nur noch Hass und Wut zu fühlen, oder nicht?
Die Jahre der Einsamkeit hatten jedenfalls ihren Tribut gefordert und Thorbens Geist sehr speziell werden lassen. Eine Prise Tragikkomik, eine Prise Größenwahn und eine gehörige Portion Glück. Fertig war Thorben Denger, größter Abenteurer und Liebhaber aller Zeiten! Zumindest aus eigener Sicht. Lange Zeit war dort kein Platz mehr für den altbekannten Hass gewesen, doch hatte er sich auch lange nicht mehr sozial an andere Wesen gebunden. Somit hatte er auch keinen weiteren Verlust beklagen müssen. Einzig seine treue Stute war ihm so sehr ans Herz gewachsen, dass sein eigentlich ruhiges Gemüt nun einen Knacks bekommen hatte und die alten, negativen Racheglüste sich einen Weg in den Vordergrund bahnen konnten.

Thorben wusste nicht, dass die Demeritiumbombe keine Wirkung gezeigt hatte. Zwar wunderte er sich ein wenig, als er das Anwesen betrat, dass die Luft nicht voll von dem glitzernden Staub war, der die magischen Fähigkeiten des Geistes im Keim ersticken sollte, doch war er zu aufgebracht, als dass irgendwelche Warnglocken in seinem Kopf ertönt wären.
Grimmig dreinblickend schaute er sich im Eingangsbereich um, die kleinere Armbrust mit dem Silberbolzen bereit im Anschlag.
"Zeig Dich, Geist! Einem Thorben Denger machst du keine Angst!"
Lautes Lachen ertönte, tief und unmenschlich. Die Quelle konnte der Zwerg nicht ausmachen. Es schien, als wenn das gesamte Haus ein lebendes Ungetüm wäre, was auf den kleinen, frechen Eindringling mit Belustigung reagierte. Verstärkt wurde dieser Eindruck nochmals mit dem erneuten Klappern der Fensterläden im Takt zum Gelächter. Unbeeindruckt trat Thorben noch ein paar weitere Schritte in den Innenraum, als seine Sicht sich ein wenig mehr an die Dunkelheit gewöhnt hatte.
"Mehr hast du nicht drauf?!" rief er den Geist verspottend. "Arme, alte Pferde erschrecken und ein Bisschen mit dem alten Gemäuer klappern?!"
Die Antwort kam sogleich. In Form der Küchenmöbel, die auf Thorben zuflogen, wie von einem Riesen geworfen. Vier Stühle und der Tisch sausten mit irrsinniger Geschwindigkeit auf den zweifelhaften Geisterjäger zu, der sofort zur Seite weg sprang. [42/100] Mit Mühe und Not konnte er so gerade eben den provisorischen Geschossen des übernatürlichen Wesens ausweichen, ohne sich unzählige Beulen und Blutergüsse einzufahren. Der sich um die eigene Achse wirbelnde Tisch schaffte dabei das, was der Sturm vor dem Haus nicht vermocht hatte. Er fegte dem Zwergen den Hut vom Kopf, der sich einer Ballerina gleich drehend, auf die Reise zum anderen Ende des Raumes machte. Noch etwas perplex schaute Thorben ihm hinterher und blickte genau in dem Moment wieder zurück, als ihn das letzte Geschoss doch noch traf. Die Schüssel mit dem blutigen Haferbrei klatschte mitten in sein Gesicht und verpasste ihm eine ordentliche Beule auf der Stirn. Doch die schleimige Mischung aus Mahlzeit und Blut, die sein Gesicht hinunter rann und sich in seinem Bart sammelte, war demütigend und somit eine noch schlimmere Verletzung für den stolzen Zwerg.

Prustend und spuckend versuchte er sich von dem größten Teil des Breis zu befreien. Mit einer Hand zog er große Flatschen aus seinem Bart und klatschte sie unachtsam zu Boden. Grummelnd und brummelnd trat er weiter in den Innenraum vor.
"Ich hab' vor Hundewelpen mehr Angst, als vor dir und deinem kindischen Verhalten!"
Das der Zwerg ihn nicht ernst nahm oder all seine Angst vor ihm verloren hatte, gefiel dem Geist scheinbar gar nicht. Ein Teil von ihm manifestierte sich einer grünlichen Wolke gleich in einer Ecke des Raums. Die Wolke wiederum formte sich zu etwas grob Menschenähnlichem. Mit einer totengleichen Fratze in einem Umhang oder einer Kutte. Eine Form, die wohl nativ jedem Wesen Angst einflößen würde. Vor allem, wenn sie mit dieser unglaublichen Geschwindigkeit auf einen zu raste, wie sie es nun bei Thorben tat.
[18/100] Viel zu schnell jedenfalls, als dass dieser noch hätte ausweichen können. Die Spektralgestalt raste ohne großen Widerstand durch den Körper des Zwerges und ließ sein eher kurzes Haar und den nicht viel längeren Bart umher flattern. Die Armbrust flog in hohem Boden durch den Raum und von einer Menge seiner Lebenskraft beraubt, bis auf die Knochen durchgefroren und über und über mit Raureif bedeckt, sackte Thorben zu Boden. Er konnte sich kaum noch auf das hier und jetzt fokussieren und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Das Zeichen hielt nicht lange an.
Slava hatte den Weg eingeschlagen in Richtung einer ummauerten Struktur, vielleicht ein Kellerabgang, als er wieder klar wurde und die Kontrolle zurück erlangte.
Der Geist musste ihm gar keine Horrorvisionen wachrufen, keine Erinnerungen abfragen die er fürchtete, denn das hatte nun der Hexer schon getan. Aber der hatte wohl die Rechnung ohne seine Ausbildung und seinen Willenskraft gemacht. Er hatte sich erfolgreich gegen einen Kontroller gewehrt, was auch immer dieser Typ vermochte, es war damit nicht vergleichbar.
Slava setzte seinen Weg noch einen Moment fort, in dem gleichen Tempo, das er sich vorher eingeprägt hatte, die gleichen ungeschickt gesetzten Schritte.
Aus den Augenwinkeln taxierte er was am Brunnen geschah. Zu seinem Erstaunen war es die Elfe, die sich vor diesem Angeber aufgebaut hatte. Was sie zu ihm sagte verstand er nicht, sie sprach in dem seltsamen Deutsch-Niederländisch-Latein Mix, der auch Jakes Hintergrund entgegen kam. Aber ihre Haltung verreit dass sie erbost war.
Auch die Antwort des Mannes verstand er nicht, denn offenbar beherrschte er ihre Sprache auch.
Er sammelte seine Kräfte, nein, fit war er nicht, aber es musste reichen. Was auch immer dieser Mann war und welchem Volk er angehörte - wieder war das Wort 'Hexe' in einer seltsam ungewohnten männlichen Form gefallen, Sie hatten Jake auch so genannt - er würde ihm zeigen, wer hier das Sagen hatte.
Die Ablenkungen, die die Elfe ihm bot, musste er nutzen.
Mit wenigen Schritten war er bei ihm.
Aber der Fremde hatte schnelle Reflexe. Er stand nun zwar mit nur einem Schuh bekleidet vor ihm, aber das schien ihn keineswegs zu stören. Dass Überraschungsmoment konnte er nicht so gut nutzen wie erhofft, aber es gelang ihm, ihn mit einem schnellen Schlag (99/100) auf den Solarplexus soweit aus dem Konzept zu bringen, dass der kaum zu kontern in der Lage war. Das Nahkampftraining der Spezialeinheit war auf Effizienz und Schnelligkeit ausgelegt, nicht auf Show. Noch ehe der Mann sich wieder aufzurichten versuchte setzte er nach. (80/100) Noch ein schneller Schlag gegen die Schulter und dann einen Armhebel.
Im Nahkampf war Slava immer gut gewesen, schnell und kaltblütig.
Sein Gegner war stark, das spürte er zwar, übermenschlich stark, aber er hatte ihn nun in einem Haltegriff, er setzte also seine Kraft nur gegen die eigenen Gelenke ein, sie half ihm also nicht. Er musste sich wohl fügen.
"So gehst du Arschloch nicht um mit mir ist das klar!" Er schlug nun einen militärisch kalten Ton an, frei von Wut, aber ohne einen Zweifel zu lassen, wer Herr der Lage war. Um dem Nachdruck zu verleihen übte er noch ein wenig mehr Druck aus, so dass sein Gegner schmerzverzerrt zusammenzuckte. Ein Verhör würde er genau so führen und zwar eines bei dem der Delinquent nur noch die Wahl hatte, seine Familie aus der Schusslinie zu bringen oder eben nicht, denn überleben würde er nicht, wobei er in seiner Welt dazu nicht einmal körperliche Gewalt würde anwenden müssen, da standen ihm andere Werkzeuge zur Verfügung.
"Ich lass los dich, unter zwei Bedingungen. Einmal, du erklärst was das gerade gewesen und dann hältst du dich ruhig, nochmal verdammt. Wenn wir etwas von dir wissen wollen fragen dich. Und noch so ein Angriff an meine Psyche und ich schlitze dich auf."

Als sich die Gegenwehr schließlich legte lockerte auch Slava seinen Griff.
Er erkannte es, wenn ein Gegner kapitulierte, und dieser Mann schien keinen Kampfgeist mehr zu besitzen.
Alles in ihm triumphierte. Mehr wollte er nicht, es lag ihm nichts daran, ihn körperlich zu verletzen, er hatte schnell verstanden, dass er hier wohl den kürzeren zog, er musste auf Einschüchterung setzen, und hier hatte eindeutig er triumphiert. Alter hin oder her, Volk hin oder her - und was auch immer er war und sein Volk war den Menschen wohl auch überlegen - dennoch hatte er gegen ihn verloren.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Reuven war überrascht, und das geschah eigentlich nicht oft, nicht bei einem Angriff. Der Mann war schnell, und wusste genau was er tat. Er schlug zielgenau auf jenen Punkt auf der Brust der jedem ähnlich konstruierten Lebewesen für einen kurzen Moment das Atmen unmöglich machte, und auch ein Hexer musste atmen.
Aber mehr als eine Ablenkung war es gar nicht gewesen. (40/100)
Als nächstes hatte er ihn schon in einem Haltegriff am Boden, jede Gegenwehr war sinnlos, wenn er sich nicht den Arm auskugeln wollte (41/100). Auch wenn das Medaillon nicht speziell auf ihn zu reagieren schien, und er nicht magisch war, dieser Typ war nicht zu unterschätzen. Nun begann auch bei Reuven eine gewisse Antipathie gegen ihn zu wachsen.
Er lag am Boden und egal wie er sich wand, er kam nicht frei.
Er war nicht einmal dazu gekommen, die Standpauke der Elfe zu beantworten. Er wollte sahen 'Ich habe damit nichts zu tun... Ich helfe euch aber gerne trotzdem... unentgeltlich...' aber er kam nicht dazu, und im Nachhinein war er froh.
Nun lag er am Boden, das Gesicht in den Dreck gepresst.
Und der Typ begann auf ihn einzureden. Die Ausdrucksweise war ungelenk und mit einem seltsamen Akzent, aber verständlich und in einem Tonfall, der ihn sofort an die Stadtwache denken ließ. Vermutlich ein Söldner. Hatten das Skelliger Mädchen und ihre Katze ihn angeheuert? Und was wollten sie mit einer Scoia'tael?
Dass der Junge im Lederwams wohl ihr Freund war, war klar.
Und der Söldner? Ein Ausländer auf jeden Fall, allerdings sah er weder wie ein Nilfgarder aus noch wie jemand aus Ofir oder Serrikanien.
Dass er aber die Worte der Elfe nicht verständen hatte konnte er sich erschließen, auch das sprach gegen Nilfgard.
"Lass mich los du Hurensohn! Ich kann euch erklären, was hier zu tun ist. Ich bin ein Fachmann für... sowas... Geister... Bestien... Monster... Lass mich einfach los, dann erklär ich es."
Ihm war die Lust auf Machtkämpfe absolut vergangen, sein Bein schmerzte, seine Schulter ebenfalls. Er hatte seine Schwerter verloren und nun litt auch noch sein Stolz erheblich.
Also blieb er liegen bis der Druck nachließ.
Alle Götter auf einmal schienen sich gegen ihn verschworen zu haben.
"Lass ihn los, Dhoine!" fauchte die Elfe irgendwann den Söldner an.
Als der locker ließ und der Hexer nicht sofort aufstand bot sie ihm die Hand an.

Reuven aber blieb erst einmal liegen. Das fehlte noch, dass er sich aufhelfen ließ. Und es war egal ob Mensch oder Elfe, Scoia'tael, Soldat oder irgendeine andere politisch Gruppierung. Die Zeiten hatten sich wohl wirklich gewandelt, wie manche seiner Zunft schon unkten. Für Hexer gab es keinen Platz mehr, Anachronismen, ein überholtes Prinzip... Andere würden ihre Plätze einnehmen und waren genauso gut darin. So jemand wie das Arschloch hier.
Dann richtete er sich doch auf, klopfte sich unnötigerweise den Staub vom Hemd. Es half eh nichts, es regnete leicht, es war kein Staub sondern schlamm und der ließ sich nicht abklopfen.
Er wollte sich allerdings nichts anmerken lassen.
"Ich bin wirklich nur zufällig hier. Mit eurem Spuk hier habe ich nichts zu tun... und gerade du solltest doch wissen, dass man nicht aufgrund von Äußerlichkeiten urteilt." Er schloss die Hand um das Katzenmedaillon und blickte die Elfe an.
Diese schüttelte nur den Kopf, murmelte noch etwas, das er nicht mehr verstand und wandte sich um um zum Haus zu gehen.
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Aenye an Invaerne
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Registriert: Freitag 26. November 2021, 20:13
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Aenye ließ den Blick zwischen Mensch und Hexer hin und her wandeen. Ein wenig gefiel es ihr wohl, dass der Hexer, den sie als feindlich eingestuft hatte nun im Dreck lag, andererseits war es wieder einmal ein Mensch der triumphierte und zwar weil er miese Tricks anwandte.

"Lass ihn los, Dhoine!" fauchte sie nun Slava an. So richtig konnte sie sich nicht entscheiden, auf wessen Seite sie nun stand.
Vielleicht hatte sie einen gewissen Hang dazu, sich auf die des Unterlegenen zu schlagen.
Als Slava locker ließ und der Hexer nicht sofort aufstand bot sie ihm die Hand an. Er nahm sie jedoch nicht an.
Sie schüttelte den Kopf, murmelte "Männer... überall gleich. Vollidioten!"
Aber er hatte ja irgendwie recht. Sie hatte nur das Medaillon gesehen und ihn verurteilt. War es nicht genau das, was sie für sich selbst am meisten hasste?
Sie hatte nicht das Bedürfnis, sich mit den beiden weiter zu befassen, jemand musste Thorben Bescheid sagen.
Lieber machte sich auf den Weg zum Haus. Sie wollte nach dem Zwerg sehen, dem einzigen Mann, der hier wohl vernünftig war, zumindest prügelte der sich nicht sinnlos.
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