Ferneck | Eine kleine Schneiderei

[Saoirse Aeryn Healy]

Wenn Sie mal genauer darüber nachdachte dann hatte das nicht zwangsläufig berufliche Gründe. Sie empfand es einfach als angenehm, wobei das sicherlich ansichtssache war. Ein Grund dafür war wahrscheinlich auch das sie fast immer nur Leder getragen hatte. Natürlich in der Zeit in der sie fast jeden Tag einen Zentimeter gewachsen war nicht. Sobald sich aber abzeichnet das bei 185cm Schluß war, trug sie eigentlich nur Leder. Ein Vorteil war sicher auch das es robuster war und nicht gleich zerriss. Einen Kratzer konnte man meist durch aneinander reiben des Leders entfernen oder mit ein wenig Öl zur Lederpflege. Es war also nicht direkt nur um ihre Arbeit zupräsentieren. "Nein nicht nur deswegen, ich kann es einfach auch nicht haben wenn die Kleidung an mir herum schlackert." Sie schmunzelte ein bisschen und begutachtete nochmal ihre Auswahl. Sie schien definitiv zufrieden zu sein und lächelte leicht. "Es wird sich schon etwas ergeben, ich bin grundsätzlich eher positiv eingestellt, auch wenn ein gewisses Maß an Realismus noch vorhanden ist." Sie schaute nochmal an sich herab und zuckte etwas die Achseln. "Arbeit kommt ganz zwangsläufig, also die alltägliche. Und ich hatte vor die Röcke über der Hose zu tragen. Diese beiden zumindest." Sie hob eine Augenbraue und blinzelte. "Da ich was Stoffe angeht überhaupt keine fachliche Kompetenz aufweisen kann begebe ich mich ihre eure erfahrenen Hände."

[Avarion DeSpaire]

"Über der Kleidung also." bestätigte er und nickte. Für den Rock selber brauchte er gar nicht so viele Maße. Taillie, Hüfte und natürlich die Länge. Dazu nahm er Maß von der Taille bis zu den Knien und bis zu den Knöcheln. Damit hatte er das wichtigste. "Von der Länge her würde ich mindestens bis zur Mitte der Wade gehen." Um ihr das veranschaulichen hielt er den Stoff an der Taille an und schlug ihn soweit ein, das der Saum an der gewünschten Stelle endete. "Ist es so genehm?"
Ihre Grundsätzlich offene Einstellung gefiel ihm. Damit konnte sie es weit bringen. Und nicht alle Bürger dieser Stadt waren voreingenommen. Was genau sie arbeitete, hatte er noch nicht heraus gefunden. Aber er wollte sie auch nicht ausfragen. Das gehörte sich einfach nicht. Leichte Konversation ja, mehr nur, wenn der Kunde bereit war von sich aus zu plaudern.
Routiniert notierte er sich die nötigen Zahlen und steckte am umgeschlagenen Ende die Länge, die Melanie wünschte ab.
Zufrieden nickte er ihr zu und trat an den Arbeitstisch heran. "Wenn ihr noch einen Moment Zeit habt, überschlage ich wie viel das ganze Kosten wird. Und eure Personalien brauche ich noch für die Kundenkartei." Für letzteres schob er ihr eine leere Tafel und ein Stück Kreide hin.