Ferneck | Privatwohnung | das kleine Haus der Heilerin - neben dem der Alchemistin
- Sarray Cestay
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- Registriert: Mittwoch 20. April 2022, 22:38
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Von hier kommen Echse und Zwergin an.
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Von: Umland, eine Meile östlich von Ferneck auf einem Feld
Nach: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Zeitpunkt: Die Nacht vom 30. - 31. Juli
Betrifft: Voli, Sarray
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Damit musste er sich wohl auch nicht mehr über seine Beschäftigung für den Rest des Tages Gedanken machen. Der Tag verlief bisher ohnehin schon bemerkenswert schlecht. Erst der verwehrte Lohn für ehrliche harte Arbeit, dann das Massaker in der Ruine, die falsche Spur, die Ereignisse im Vorort von Nowigrad, die Entführung der Zwergin, der Kampf mit der Bruxa… das war alles wirklich etwas viel und hat ihn bisher nicht eine Krone reicher gemacht. Im Gegenteil: Sein lädierter Arm würde ihm die nächsten Tage noch Schwierigkeiten bereiten. Und es war ja auch noch nicht vorbei, denn nun hatte er sich auch noch bereit erklärt, den Spürhund für die Zwergin zu spielen; hoffentlich würde das zumindest problemlos über die Bühne gehen. Auf weitere Überraschungen hatte der Vran wirklich keine Lust mehr.
Voli übernahm die Führung, denn seine Begleitung wusste wahrscheinlich gar nicht so recht wo sie eigentlich waren. Jetzt, wo es nicht mehr darum ging, unentdeckt zu bleiben, stapfte Voli nur träge die Spur entlang, welche sie im hohen Gras des Feldes hinterlassen hatten. Die Nacht war sternenklar und die Luft angenehm frisch, Zikaden spielten ihre Lieder, die schattenhaften Umrisse von Fledermäusen zeichneten sich gegen den Nachthimmel ab, und dort, in der Ferne, vernahm man das ‘hoot hoot’ einer Eule. Vortreffliche Voraussetzungen für einen angenehmen, ruhigen Spaziergang zurück zum Haus der Zwergin. Doch es kam, wie üblich, anders, denn die Zwergin öffnete ihren Mund und gleich einer Sintflut wurde die Stille der Nacht brutal hinfort gespült und Voli fand sich plötzlich in einem Mahlstrom an Fragen wieder. Anfänglich wollte er sie ja auch beantworten, aber Sarray ließ ihm keine Gelegenheit. Voli war nicht mal sicher, ob sie überhaupt zwischen ihren Fragen Luft holte.
Mehrfach versuchte er anzusetzen mit einem zögerlichen: “Wir… Vran… esss ist… also…” aber die Zwergin hielt nicht inne, um ihn aussprechen zu lassen.
Mittlerweile biss Voli fest die Kiefer aufeinander und versuchte es irgendwie auszublenden, doch ohne Erfolg. Sein Schädel begann zu brummen. Als sie schließlich das Unterholz verließen und zu einer Straße kamen, hielt er es nicht mehr aus und fauchte der Zwergin mit weit aufgerissenem Maul derart ins Gesicht, dass diese annehmen musste, der Vran würde ihr gleich den Kopf abbeißen. “Still! Sssei still!” sein Schwanz schlug genervt auf den staubigen Boden. “Du redest ohne Pause wie ein Sommer-Vran, der noch nach Eischale riecht!” Bellte er ihr entgegen. Dann ergänzte er etwas ruhiger, was ihn sichtbar einiges an Selbstbeherrschung kostete. “Frag. Aber frag langsamer. Ich beantworte allesss. Aber langsamer.”
Würde sie ihre Fragen noch einmal stellen, mit angemessenen Pausen für Antworten, dann würde er sie beantworten. Das Haus der Zwergin, wo alles seinen Anfang nahm, war nun wieder in Sichtweite.
Von: Umland, eine Meile östlich von Ferneck auf einem Feld
Nach: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Zeitpunkt: Die Nacht vom 30. - 31. Juli
Betrifft: Voli, Sarray
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Damit musste er sich wohl auch nicht mehr über seine Beschäftigung für den Rest des Tages Gedanken machen. Der Tag verlief bisher ohnehin schon bemerkenswert schlecht. Erst der verwehrte Lohn für ehrliche harte Arbeit, dann das Massaker in der Ruine, die falsche Spur, die Ereignisse im Vorort von Nowigrad, die Entführung der Zwergin, der Kampf mit der Bruxa… das war alles wirklich etwas viel und hat ihn bisher nicht eine Krone reicher gemacht. Im Gegenteil: Sein lädierter Arm würde ihm die nächsten Tage noch Schwierigkeiten bereiten. Und es war ja auch noch nicht vorbei, denn nun hatte er sich auch noch bereit erklärt, den Spürhund für die Zwergin zu spielen; hoffentlich würde das zumindest problemlos über die Bühne gehen. Auf weitere Überraschungen hatte der Vran wirklich keine Lust mehr.
Voli übernahm die Führung, denn seine Begleitung wusste wahrscheinlich gar nicht so recht wo sie eigentlich waren. Jetzt, wo es nicht mehr darum ging, unentdeckt zu bleiben, stapfte Voli nur träge die Spur entlang, welche sie im hohen Gras des Feldes hinterlassen hatten. Die Nacht war sternenklar und die Luft angenehm frisch, Zikaden spielten ihre Lieder, die schattenhaften Umrisse von Fledermäusen zeichneten sich gegen den Nachthimmel ab, und dort, in der Ferne, vernahm man das ‘hoot hoot’ einer Eule. Vortreffliche Voraussetzungen für einen angenehmen, ruhigen Spaziergang zurück zum Haus der Zwergin. Doch es kam, wie üblich, anders, denn die Zwergin öffnete ihren Mund und gleich einer Sintflut wurde die Stille der Nacht brutal hinfort gespült und Voli fand sich plötzlich in einem Mahlstrom an Fragen wieder. Anfänglich wollte er sie ja auch beantworten, aber Sarray ließ ihm keine Gelegenheit. Voli war nicht mal sicher, ob sie überhaupt zwischen ihren Fragen Luft holte.
Mehrfach versuchte er anzusetzen mit einem zögerlichen: “Wir… Vran… esss ist… also…” aber die Zwergin hielt nicht inne, um ihn aussprechen zu lassen.
Mittlerweile biss Voli fest die Kiefer aufeinander und versuchte es irgendwie auszublenden, doch ohne Erfolg. Sein Schädel begann zu brummen. Als sie schließlich das Unterholz verließen und zu einer Straße kamen, hielt er es nicht mehr aus und fauchte der Zwergin mit weit aufgerissenem Maul derart ins Gesicht, dass diese annehmen musste, der Vran würde ihr gleich den Kopf abbeißen. “Still! Sssei still!” sein Schwanz schlug genervt auf den staubigen Boden. “Du redest ohne Pause wie ein Sommer-Vran, der noch nach Eischale riecht!” Bellte er ihr entgegen. Dann ergänzte er etwas ruhiger, was ihn sichtbar einiges an Selbstbeherrschung kostete. “Frag. Aber frag langsamer. Ich beantworte allesss. Aber langsamer.”
Würde sie ihre Fragen noch einmal stellen, mit angemessenen Pausen für Antworten, dann würde er sie beantworten. Das Haus der Zwergin, wo alles seinen Anfang nahm, war nun wieder in Sichtweite.
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Die Zwergin verstummte, sichtlich eingeschüchtert.
Vielleicht hatte Ljerka doch recht gehabt. Sie sollte nicht immer davon ausgehen, dass alle Kreaturen denen sie begegnete ‚gut‘ waren. Und vielleicht…sollte sie auf ihr Glück nicht so sehr vertrauen, wie sie es bisher tat.
Das Vieh vor ihr bestand nur aus Muskeln, Klauen und Zähnen und wenn er sie fraß, würden nicht einmal Knochen von ihr übrig bleiben.
Oder würgten Vrans die Knochen als kompakt gepresstes Ei wieder hoch wie eine Schlange?
Doch sie fragte nicht.
Vor der Tür ließ sie ihn stehen. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt sich vollständig anzuziehen oder gar zu bewaffnen, geschweige denn abzuschließen. Vielleicht war Ljerka ja in der Zwischenzeit zurück?
„Warte hier.“, murmelte sie halblaut und huschte hinein. Niemand da. Nichts war verändert. Kacke.
Seufzend sah Sarray zu ihrem Bett, dass sie mit der Bruxa geteilt hatte. Was für ein Tag…
Als sie wieder heraustrat, trug sie zu ihrem einfachen Hemd eine lederne Weste mit unzähligen Taschen und der um den Stab gewickelten Schlange als Anstecknadel auf der linken Brust.
Einen Umhang legte sie sich beim Heraustreten um und an ihrem Gürtel hing ein Dolch in einer ledernen Scheide. Am langen Arm reichte sie der Echse einen getragenen Fußlappen.
„Hier. Das ist von Ljerka.“, erklärte sie erstaunlich wortkarg.
Von der Armschlinge und den schmerzstillenden Mitteln war nicht mehr die Rede.
Die Zwergin schloss sorgsam ab und verstaute den Schlüssel in einer der unzähligen Taschen der Weste.
„Kannst du damit etwas anfangen?“, fragte sie und lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand.
Jetzt galt es zu warten. Hoffentlich stieß Lysira nichts zu. Und hoffentlich fanden sie Ljerka heil und wohlbehalten in irgendeiner Taverne. Oder in irgendjemandes Bett.
Vielleicht hatte Ljerka doch recht gehabt. Sie sollte nicht immer davon ausgehen, dass alle Kreaturen denen sie begegnete ‚gut‘ waren. Und vielleicht…sollte sie auf ihr Glück nicht so sehr vertrauen, wie sie es bisher tat.
Das Vieh vor ihr bestand nur aus Muskeln, Klauen und Zähnen und wenn er sie fraß, würden nicht einmal Knochen von ihr übrig bleiben.
Oder würgten Vrans die Knochen als kompakt gepresstes Ei wieder hoch wie eine Schlange?
Doch sie fragte nicht.
Vor der Tür ließ sie ihn stehen. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt sich vollständig anzuziehen oder gar zu bewaffnen, geschweige denn abzuschließen. Vielleicht war Ljerka ja in der Zwischenzeit zurück?
„Warte hier.“, murmelte sie halblaut und huschte hinein. Niemand da. Nichts war verändert. Kacke.
Seufzend sah Sarray zu ihrem Bett, dass sie mit der Bruxa geteilt hatte. Was für ein Tag…
Als sie wieder heraustrat, trug sie zu ihrem einfachen Hemd eine lederne Weste mit unzähligen Taschen und der um den Stab gewickelten Schlange als Anstecknadel auf der linken Brust.
Einen Umhang legte sie sich beim Heraustreten um und an ihrem Gürtel hing ein Dolch in einer ledernen Scheide. Am langen Arm reichte sie der Echse einen getragenen Fußlappen.
„Hier. Das ist von Ljerka.“, erklärte sie erstaunlich wortkarg.
Von der Armschlinge und den schmerzstillenden Mitteln war nicht mehr die Rede.
Die Zwergin schloss sorgsam ab und verstaute den Schlüssel in einer der unzähligen Taschen der Weste.
„Kannst du damit etwas anfangen?“, fragte sie und lehnte sich mit dem Rücken an die Hauswand.
Jetzt galt es zu warten. Hoffentlich stieß Lysira nichts zu. Und hoffentlich fanden sie Ljerka heil und wohlbehalten in irgendeiner Taverne. Oder in irgendjemandes Bett.
Er hatte Sarray wohl erfolgreich zum Schweigen gebracht oder zumindest ihren Enthusiasmus abgetötet, denn es kamen keine weiteren Fragen mehr. Einschüchterung war die Taktik, die sich über die Jahre im Umgang mit Menschen und anderen humanoiden am meisten bewährt hatte. Es sorgte dafür, dass man ihn bezahlte, es sorgte dafür, dass man ihn nicht belästigte, und es sorgte wohl auch dafür, dass sich niemand mit ihm länger als notwendig abgab. Dabei war das Interesse der Zwergin über seine Gattung… naja… irgendwie nett. Niemand interessierte sich wirklich tiefgründig dafür, was er war und wo er herkam. Das einfache Volk wusste oft nicht mal, dass Vran überhaupt existieren, geschweige denn, dass Vran einst mit in der vordersten Reihe der dominanten, humanoiden Spezies auf dem Kontinent standen, bevor der Mensch kam. Vran wurden abgeschoben und langsam aber sicher vergessen.
Kurz kitzelte ein Gefühl von Reue an Volis Gewissen. Schuldgefühle, dass er die Zwergin derart angefahren hatte. Doch schnell bekam seine Sturheit Wind von der Reue, eilte zu ihr und geleitete sie ohne Umschweife wieder hinaus, bevor sie ihr die Tür vor der Nase zuschlug, wie man es just in diesem Moment auch bei Voli tat.
“Warte hier”, sagte die Zwergin und verschwand in dem kleinen Haus, ohne ihn hinein zu beten. Der Vran war das gewohnt. Er schnaubte abschätzig und verschränkte die dicken Arme trotzig vor der Brust, was der Rechte schmerzhaft quittierte. Es dauerte eine Weile, bis Sarray wieder auftauchte und ihm einen Fußlappen vor die Schnauze hielt. Voli züngelte daran und der Geruch entfaltete sich in seinem Maul, gab ihm ein ziemlich deutliches Bild von seinem Besitzer. Eine Frau, am Ende ihrer besten Jahre. Gesund. Viele Gerüche verschiedener Erden und Landstriche der Region nahm er wahr, was darauf schließen ließ, dass diese Person viel herum kam. Voli sog die Nachtluft durch die Nüstern ein, schnaubte und tat es dann erneut. Der Geruch der gesuchten Frau war auch hier überall, aber das war nicht verwunderlich, wenn die Frau hier lebte. Doch die Gerüche waren älter. “Wie lange war sie nicht mehr hier? Drei Tage? Eine Idee, welche Richtung sie genommen hat als sie ging?”
Kurz kitzelte ein Gefühl von Reue an Volis Gewissen. Schuldgefühle, dass er die Zwergin derart angefahren hatte. Doch schnell bekam seine Sturheit Wind von der Reue, eilte zu ihr und geleitete sie ohne Umschweife wieder hinaus, bevor sie ihr die Tür vor der Nase zuschlug, wie man es just in diesem Moment auch bei Voli tat.
“Warte hier”, sagte die Zwergin und verschwand in dem kleinen Haus, ohne ihn hinein zu beten. Der Vran war das gewohnt. Er schnaubte abschätzig und verschränkte die dicken Arme trotzig vor der Brust, was der Rechte schmerzhaft quittierte. Es dauerte eine Weile, bis Sarray wieder auftauchte und ihm einen Fußlappen vor die Schnauze hielt. Voli züngelte daran und der Geruch entfaltete sich in seinem Maul, gab ihm ein ziemlich deutliches Bild von seinem Besitzer. Eine Frau, am Ende ihrer besten Jahre. Gesund. Viele Gerüche verschiedener Erden und Landstriche der Region nahm er wahr, was darauf schließen ließ, dass diese Person viel herum kam. Voli sog die Nachtluft durch die Nüstern ein, schnaubte und tat es dann erneut. Der Geruch der gesuchten Frau war auch hier überall, aber das war nicht verwunderlich, wenn die Frau hier lebte. Doch die Gerüche waren älter. “Wie lange war sie nicht mehr hier? Drei Tage? Eine Idee, welche Richtung sie genommen hat als sie ging?”
- Sarray Cestay
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Sarray blieb wortkarg.
"Drei Tage." War ja auch egal, ob es zwei und eine Nacht waren. Oder was auch immer.
"Und nein, keine Ahnung."
Sie bleib an die Mauer gelehnt stehen und beobachtete den Vran mit sichtlichem Unwohlsein.
Sie hing ihren Gedanken nach.
Hoffentlich war Ljerka nichts passiert. Und hoffentlich passierte Lysira nichts. Und hoffentlich fand sie jemanden, der schuldig genug war.
Zumindest in den Augen der Zwergin.
"Drei Tage." War ja auch egal, ob es zwei und eine Nacht waren. Oder was auch immer.
"Und nein, keine Ahnung."
Sie bleib an die Mauer gelehnt stehen und beobachtete den Vran mit sichtlichem Unwohlsein.
Sie hing ihren Gedanken nach.
Hoffentlich war Ljerka nichts passiert. Und hoffentlich passierte Lysira nichts. Und hoffentlich fand sie jemanden, der schuldig genug war.
Zumindest in den Augen der Zwergin.
Das geschah vorher: viewtopic.php?p=3754#p3754
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Zeitpunkt: 31. Juli, Sonnenaufgang
Betrifft: Voli, Sarray
Die Bruxa ließ lange auf sich warten. Erst, als die Sonne schon fast vollständig aufgegangen war, tauchte sie am Haus auf, noch immer nackt und ihr gesamter Oberkörper war mit inzwischen angetrocknetem Blut bedeckt. Sie wirkte ein wenig zerknirscht, doch war definitiv frisch genährt und auch ihre Verletzungen waren beinahe vollständig verschwunden. Lediglich über dem Schlüsselbein hatte sie noch einen kleinen Bluterguss, was aber gerade nicht so leicht zu erkennen war angesichts dessen, dass da überall Blut wie getrocknete dunkle Farbe abblätterte.
„Guten Morgen… es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Habt ihr euch etwas erholen können für die Suche?“, fragte Lysira etwas peinlich berührt.
Sie schien irgendwie noch nicht ganz da zu sein, anscheinend war sie sich in diesem Moment nicht so ganz bewusst, wie sie aussah.
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Zeitpunkt: 31. Juli, Sonnenaufgang
Betrifft: Voli, Sarray
Die Bruxa ließ lange auf sich warten. Erst, als die Sonne schon fast vollständig aufgegangen war, tauchte sie am Haus auf, noch immer nackt und ihr gesamter Oberkörper war mit inzwischen angetrocknetem Blut bedeckt. Sie wirkte ein wenig zerknirscht, doch war definitiv frisch genährt und auch ihre Verletzungen waren beinahe vollständig verschwunden. Lediglich über dem Schlüsselbein hatte sie noch einen kleinen Bluterguss, was aber gerade nicht so leicht zu erkennen war angesichts dessen, dass da überall Blut wie getrocknete dunkle Farbe abblätterte.
„Guten Morgen… es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Habt ihr euch etwas erholen können für die Suche?“, fragte Lysira etwas peinlich berührt.
Sie schien irgendwie noch nicht ganz da zu sein, anscheinend war sie sich in diesem Moment nicht so ganz bewusst, wie sie aussah.
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„Du kommst erst mal mit nach hinten.“, sprach die Zwergin die Bruxa erstaunlich scharf und mit zitternder Stimme an, nahm sie an die Hand und zog sie in Richtung Hof, zum Brunnen.
Sarray stellte Lysira neben dem Brunnen ab, sah ihr mit einer Mischung aus Sorge und Zuneigung tief in die umschatteten Augen, strich ihr kurz liebevoll mit den Fingern über die Wange. Nur den Kuss, den sparte sie sich. Dafür war ihr der Anblick doch zu unheimlich.
„Bleib da…ich komme sofort wieder.“, sprachs und lief – ja rannte - zurück zur Haustür, schloss auf, verschwand darin und kam in Windeseile mit weiterer Kleidung, einem Stück Seife, einem Schwamm und mehreren Tüchern zurück.
Die Zwergin warf der Echse beim Vorbeiwuseln nur kurze Blicke aus dem Augenwinkel zu, sprach ihn aber nicht an. Der Vran hatte etwas geschafft, was nicht einmal der Oberspion höchst selbst geschafft hatte:
Er hatte die kleine Blondine eingeschüchtert. Oder es lag einfach daran, dass ihr die Sorge um die verschwundene Freundin ihr schwer auf der Seele lag.
Wer wusste das schon?
Wieder im Hof begann sie die Bruxa vorsichtig zu waschen. So viel Blut…
Wollte sie überhaupt wissen, was die Bruxa in ihrem Hunger angestellt hatte? War sie vielleicht sogar dazu verpflichtet? Zumindest war der Hunger der Zwergin verschwunden. Dafür war ihr übel.
Sarray stellte Lysira neben dem Brunnen ab, sah ihr mit einer Mischung aus Sorge und Zuneigung tief in die umschatteten Augen, strich ihr kurz liebevoll mit den Fingern über die Wange. Nur den Kuss, den sparte sie sich. Dafür war ihr der Anblick doch zu unheimlich.
„Bleib da…ich komme sofort wieder.“, sprachs und lief – ja rannte - zurück zur Haustür, schloss auf, verschwand darin und kam in Windeseile mit weiterer Kleidung, einem Stück Seife, einem Schwamm und mehreren Tüchern zurück.
Die Zwergin warf der Echse beim Vorbeiwuseln nur kurze Blicke aus dem Augenwinkel zu, sprach ihn aber nicht an. Der Vran hatte etwas geschafft, was nicht einmal der Oberspion höchst selbst geschafft hatte:
Er hatte die kleine Blondine eingeschüchtert. Oder es lag einfach daran, dass ihr die Sorge um die verschwundene Freundin ihr schwer auf der Seele lag.
Wer wusste das schon?
Wieder im Hof begann sie die Bruxa vorsichtig zu waschen. So viel Blut…
Wollte sie überhaupt wissen, was die Bruxa in ihrem Hunger angestellt hatte? War sie vielleicht sogar dazu verpflichtet? Zumindest war der Hunger der Zwergin verschwunden. Dafür war ihr übel.
Voli nahm das Unwohlsein der Zwergin und die Tatsache, dass sie plötzlich sehr wortkarg war, gar nicht so recht wahr. Oder es war ihm egal. “Ich musss die Umgebung absuchen” Erklärte er ihr, drehte ab und stapfte ein paar Schritte vom Haus weg. “Ich komme bald wieder.” schloss er ohne sich nochmal umzudrehen und ließ Sarray damit einfach zurück; es war ihm ohnehin lieber, wenn er die Fährte alleine suchen konnte und ihr Geruch ihm dabei nicht die ganze Zeit auf der Zunge lag. Mit einer Spur, die so alt war und ohne eine Richtungsangabe, die den Suchbereich eingrenzte, war das Vorhaben ohnehin ein reines Glücksspiel.
Voli machte sich nicht viel aus Wahrscheinlichkeiten. Er hatte zugesagt, dass er die Frau suchen würde und ob er dabei Erfolgreich war oder nicht, spielte keine besonders große Rolle für ihn. Er würde einfach sein bestes Geben und seinen Teil der Abmachung halten. Die Nacht schritt voran und es wurde zunehmend kühler, doch der Vran fror nicht. Wechselwarme Lebewesen empfanden das Gefühl von Kälte nicht so wie gleichwarme Kreaturen; da gab es kein Zittern, Frösteln oder kriechende Taubheit in den Extremitäten, weil der Körper alles erdenkliche versuchte, um seine Kerntemperatur aufrecht zu halten. Voli wurde hauptsächlich träge und langsamer, ja, es fühlte sich fast so an, als würde die Luft dicker werden, während er sich durch diese bewegte. Im Winter wurde sie manchmal so dick und zäh wie Sirup, wenn die Körperwärme den Vran verließ und eine gefährliche Müdigkeit ging damit einher. Spätsommernächte wie diese waren allerdings ungefährlich und so lange er sich bewegte, kam auch die Müdigkeit nicht, welche erst die Vormittagssonne wieder auszulöschen vermochte.
Die Suche nach der Fährte führte den Vran in Richtung Süden, immer entlang einer breiten unbefestigten Straße. Eine Fährte, besonders eine so alte, war so nahe an einer Ortschaft bereits nach kurzer Zeit gänzlich verflogen, weil sie zu sehr durch die Gerüche anderer Lebewesen verfremdet wurde. Das machte die ganze Sache auch zu so einem Glücksspiel. Er musste hoffen, dass sein Ziel irgendwo die Straße verlassen hatte und weniger frequentierte Pfade einschlug und er musste über diese Stelle stolpern. Es war die sprichwörtliche Suche nach der abgebrochenen Kralle im blutigen Sand der Kampfgrube.
Voli beschloss, sich nicht weiter als eine halbe Stunde vom Haus der Zwergin zu entfernen und dann das Land von Westen nach Osten in einem Halbkreis zu durchkämmen. Das Vorhaben alleine würde schon sicher mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Immerhin konnte man sich zu dieser späten Stunde relativ frei bewegen, ohne kostbare Zeit damit zu vergeuden, Menschen aus dem Weg zu gehen. Die Suche begann bei einer alten Wassermühle, führte dann über einen seichten Bachlauf, an einem dünnen Kiefernwäldchen vorbei, über eine hügelige Wiese, eine von beiden Seiten dicht bewachsene, dünne Straße entlang, dann einem Forstweg in ein kleines Waldstück hinein, einen Wildwechsel entlang und am Ende wieder auf eine Straße. Ständig hielt er an, züngelte an der Luft und am Boden, an Vegetation, Gebäuden und Felsformationen. Sortierte die Gerüche in seinem Kopf und verglich sie mit der frischen Erinnerung an das Geruchsprofil der gesuchten Person. Natürlich meist ohne Erfolg und so ging die Suche weiter. Nach ungefähr drei Stunden der monotonen Wanderschaft, kam dann schließlich ein Treffer in der Nähe eines Gewässers im Südosten von Nowigrad. [52] Es war nur der Hauch von einer Fährte, doch er genügte als Trigger, um Volis gesamten Körper, der bis dahin nur mechanisch, wie auf Sparflamme agierte, plötzlich in einen Jagdmodus zu versetzen. Fast als hätte er frische Beute gerochen, war er plötzlich hellwach. Nun galt es der Fährte habhaft zu werden. Ein Vorgang, der nochmal eine halbe Stunde dauerte, in welcher der Vran die Umgebung in einem kalkulierten Muster durchstreifte, bis er den genauen Verlauf der Spur festgestellt hatte. Sie war schwach, locker über einen Tag alt, doch er konnte sie eine weitere halbe Stunde in Richtung Südosten verfolgen, ohne dass sie abbrach oder kehrt machte. Voli hielt inne und blickte zum Himmel. Es würde bald dämmern.
Er wusste nicht, wo die Fährte ihn hinführen würde und wie lange die Reise war, aber nun, da er sie gefunden hatte, würde er sie wiederfinden können. Selbst wenn noch ein Tag ins Land ging.
So beschloss er umzudrehen, zurück zum Haus der Zwergin.
Als die Sonne schon fast vollständig aufgegangen war und die ersten Strahlen den unterkühlten Körper des Winter-Vrans mit neuer Lebenskraft speisten, erreichte er das kleine Haus. Zum Glück noch bevor der Vorort munter wurde und die verschlafenen Bewohner ihrem allmorgendlichen Treiben nachgingen. Um das Haus herum stank es nach frischem Tod, das bemerkte er sofort. Allerdings war dies ein vertrauter Geruch, denn er kam gemischt mit Patchouli und Vergissmeinnicht. Hinterm Haus fand er dann Zwergin und Bruxa. Letztere blutverklebt und erstere im Begriff diesen Zustand wieder aufzuheben. Wurde in so einer Situation eine gewisse Etiquette vorausgesetzt? Er wusste es nicht und machte daher mit einem kehligen Brummen auf sich aufmerksam, sofern seine schweren Schritte, mit denen er den Hinterhof betrat, dies nicht schon übernommen hatten. “Ich habe eine Spur gefunden", begann er ohne Umschweife. Dann blickte er die Bruxa an. “Du stinkst nach Tod.”
Voli machte sich nicht viel aus Wahrscheinlichkeiten. Er hatte zugesagt, dass er die Frau suchen würde und ob er dabei Erfolgreich war oder nicht, spielte keine besonders große Rolle für ihn. Er würde einfach sein bestes Geben und seinen Teil der Abmachung halten. Die Nacht schritt voran und es wurde zunehmend kühler, doch der Vran fror nicht. Wechselwarme Lebewesen empfanden das Gefühl von Kälte nicht so wie gleichwarme Kreaturen; da gab es kein Zittern, Frösteln oder kriechende Taubheit in den Extremitäten, weil der Körper alles erdenkliche versuchte, um seine Kerntemperatur aufrecht zu halten. Voli wurde hauptsächlich träge und langsamer, ja, es fühlte sich fast so an, als würde die Luft dicker werden, während er sich durch diese bewegte. Im Winter wurde sie manchmal so dick und zäh wie Sirup, wenn die Körperwärme den Vran verließ und eine gefährliche Müdigkeit ging damit einher. Spätsommernächte wie diese waren allerdings ungefährlich und so lange er sich bewegte, kam auch die Müdigkeit nicht, welche erst die Vormittagssonne wieder auszulöschen vermochte.
Die Suche nach der Fährte führte den Vran in Richtung Süden, immer entlang einer breiten unbefestigten Straße. Eine Fährte, besonders eine so alte, war so nahe an einer Ortschaft bereits nach kurzer Zeit gänzlich verflogen, weil sie zu sehr durch die Gerüche anderer Lebewesen verfremdet wurde. Das machte die ganze Sache auch zu so einem Glücksspiel. Er musste hoffen, dass sein Ziel irgendwo die Straße verlassen hatte und weniger frequentierte Pfade einschlug und er musste über diese Stelle stolpern. Es war die sprichwörtliche Suche nach der abgebrochenen Kralle im blutigen Sand der Kampfgrube.
Voli beschloss, sich nicht weiter als eine halbe Stunde vom Haus der Zwergin zu entfernen und dann das Land von Westen nach Osten in einem Halbkreis zu durchkämmen. Das Vorhaben alleine würde schon sicher mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Immerhin konnte man sich zu dieser späten Stunde relativ frei bewegen, ohne kostbare Zeit damit zu vergeuden, Menschen aus dem Weg zu gehen. Die Suche begann bei einer alten Wassermühle, führte dann über einen seichten Bachlauf, an einem dünnen Kiefernwäldchen vorbei, über eine hügelige Wiese, eine von beiden Seiten dicht bewachsene, dünne Straße entlang, dann einem Forstweg in ein kleines Waldstück hinein, einen Wildwechsel entlang und am Ende wieder auf eine Straße. Ständig hielt er an, züngelte an der Luft und am Boden, an Vegetation, Gebäuden und Felsformationen. Sortierte die Gerüche in seinem Kopf und verglich sie mit der frischen Erinnerung an das Geruchsprofil der gesuchten Person. Natürlich meist ohne Erfolg und so ging die Suche weiter. Nach ungefähr drei Stunden der monotonen Wanderschaft, kam dann schließlich ein Treffer in der Nähe eines Gewässers im Südosten von Nowigrad. [52] Es war nur der Hauch von einer Fährte, doch er genügte als Trigger, um Volis gesamten Körper, der bis dahin nur mechanisch, wie auf Sparflamme agierte, plötzlich in einen Jagdmodus zu versetzen. Fast als hätte er frische Beute gerochen, war er plötzlich hellwach. Nun galt es der Fährte habhaft zu werden. Ein Vorgang, der nochmal eine halbe Stunde dauerte, in welcher der Vran die Umgebung in einem kalkulierten Muster durchstreifte, bis er den genauen Verlauf der Spur festgestellt hatte. Sie war schwach, locker über einen Tag alt, doch er konnte sie eine weitere halbe Stunde in Richtung Südosten verfolgen, ohne dass sie abbrach oder kehrt machte. Voli hielt inne und blickte zum Himmel. Es würde bald dämmern.
Er wusste nicht, wo die Fährte ihn hinführen würde und wie lange die Reise war, aber nun, da er sie gefunden hatte, würde er sie wiederfinden können. Selbst wenn noch ein Tag ins Land ging.
So beschloss er umzudrehen, zurück zum Haus der Zwergin.
Als die Sonne schon fast vollständig aufgegangen war und die ersten Strahlen den unterkühlten Körper des Winter-Vrans mit neuer Lebenskraft speisten, erreichte er das kleine Haus. Zum Glück noch bevor der Vorort munter wurde und die verschlafenen Bewohner ihrem allmorgendlichen Treiben nachgingen. Um das Haus herum stank es nach frischem Tod, das bemerkte er sofort. Allerdings war dies ein vertrauter Geruch, denn er kam gemischt mit Patchouli und Vergissmeinnicht. Hinterm Haus fand er dann Zwergin und Bruxa. Letztere blutverklebt und erstere im Begriff diesen Zustand wieder aufzuheben. Wurde in so einer Situation eine gewisse Etiquette vorausgesetzt? Er wusste es nicht und machte daher mit einem kehligen Brummen auf sich aufmerksam, sofern seine schweren Schritte, mit denen er den Hinterhof betrat, dies nicht schon übernommen hatten. “Ich habe eine Spur gefunden", begann er ohne Umschweife. Dann blickte er die Bruxa an. “Du stinkst nach Tod.”
Irgendetwas in Sarrays Stimme ließ Lysira betreten zu Boden schauen, während sie der Zwergin folgte… herrje, sie zitterte ja. Die Bruxa senkte den Blick, schaute an sich herunter… ,Oh…‘
Am Brunnen erkannte sie den Ausdruck in Sarrays Augen, doch ehe sie etwas sagen konnte, war die Zwergin auch schon wieder losgelaufen.
„Mach dir keine Sorgen… es ist nicht mein Blut“, rief sie ihr überflüssigerweise hinterher.
Als sie dann wieder zurückkam, nahm Lysira ihr dankend einen Lappen ab und begann auch selbst, sich das Blut vom Körper zu schrubben. Eine unbequeme Stille lag zwischen ihnen.
Was war nur passiert? Warum war Sarray so still? War es vielleicht ihre Schuld? Warum hatte sie denn nur nicht daran gedacht, sich vorher zu säubern, so etwas passierte ihr doch sonst nicht…
Dann pochte sich langsam der Schmerz der vergangenen Nacht wieder durch ihre innere Taubheit. Orianna… der weiße Wolf… Toussaint… Rache…
Sie musste es tun, denn sie würde vorher keinen Frieden finden. Und sie wusste, dass es ihr eigenes Grab war, das sie da schaufelte. Sie würde Sarray nichts sagen. Das wäre nicht richtig. Ihr ging es gerade nicht gut, sie sorgte sich um ihre Freundin. Ja, das musste der Grund sein. Lysira kannte dieses bohrende Gefühl der Sorge nur zu gut. Einst hatte sie eine Person gehabt, die ihr alles bedeutet hatte. Und für Sarray war Ljerka sicherlich so jemand. Nur war Ljerka noch am Leben… hoffentlich.
Die Bruxa ignorierte Volis Bemerkung. Sie ging herunter in die Hocke und schaute Sarray direkt in die Augen, nun wieder ganz im Jetzt und Hier, nahm ihre Hand, drückte sie sanft.
„Wir werden sie finden. Es tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe, aber jetzt bin ich hier und ich verspreche dir, dass ich nicht ruhen werde, ehe wir sie gefunden haben.“
Ihre Stimme war fest, bestimmt und doch sanft. Sie würde nicht fortgehen, nicht bevor die beiden Freundinnen nicht wieder vereint wären. Orianna war bereits tot… zu spät. Sie würde sie später rächen.
Am Brunnen erkannte sie den Ausdruck in Sarrays Augen, doch ehe sie etwas sagen konnte, war die Zwergin auch schon wieder losgelaufen.
„Mach dir keine Sorgen… es ist nicht mein Blut“, rief sie ihr überflüssigerweise hinterher.
Als sie dann wieder zurückkam, nahm Lysira ihr dankend einen Lappen ab und begann auch selbst, sich das Blut vom Körper zu schrubben. Eine unbequeme Stille lag zwischen ihnen.
Was war nur passiert? Warum war Sarray so still? War es vielleicht ihre Schuld? Warum hatte sie denn nur nicht daran gedacht, sich vorher zu säubern, so etwas passierte ihr doch sonst nicht…
Dann pochte sich langsam der Schmerz der vergangenen Nacht wieder durch ihre innere Taubheit. Orianna… der weiße Wolf… Toussaint… Rache…
Sie musste es tun, denn sie würde vorher keinen Frieden finden. Und sie wusste, dass es ihr eigenes Grab war, das sie da schaufelte. Sie würde Sarray nichts sagen. Das wäre nicht richtig. Ihr ging es gerade nicht gut, sie sorgte sich um ihre Freundin. Ja, das musste der Grund sein. Lysira kannte dieses bohrende Gefühl der Sorge nur zu gut. Einst hatte sie eine Person gehabt, die ihr alles bedeutet hatte. Und für Sarray war Ljerka sicherlich so jemand. Nur war Ljerka noch am Leben… hoffentlich.
Die Bruxa ignorierte Volis Bemerkung. Sie ging herunter in die Hocke und schaute Sarray direkt in die Augen, nun wieder ganz im Jetzt und Hier, nahm ihre Hand, drückte sie sanft.
„Wir werden sie finden. Es tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe, aber jetzt bin ich hier und ich verspreche dir, dass ich nicht ruhen werde, ehe wir sie gefunden haben.“
Ihre Stimme war fest, bestimmt und doch sanft. Sie würde nicht fortgehen, nicht bevor die beiden Freundinnen nicht wieder vereint wären. Orianna war bereits tot… zu spät. Sie würde sie später rächen.
- Sarray Cestay
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- Lebenslauf: Sarray
Sarray strahlte Lysira an, beugte sich vor und drückte ihre Lippen fest auf die der Bruxa.
„Danke.“, murmelte sie und reichte der nackten einige Kleidungsstücke. Sie hatte sie Ljerka gemopst. Die würde sie ersetzen müssen.
„Schön, dass du eine Spur gefunden hast.“, erklärte sie in Volis Richtung, hielt aber Abstand.
„Ich bring das hier noch kurz rein, dann können wir los.“
Auf die zweite Bemerkung der Echse ging sie nicht ein.
Sie brachte das Waschzeug zurück und schloss danach sorgsam wieder ab.
„In welche Richtung, Herr Echse?“
Und spätestens jetzt bemerkte es auch Lysira. Die Neugier der Zwergin dem Vran gegenüber war umgeschlagen in Angst.
Die kleine Heilerin hielt sich immer im gehörigen Abstand zum Vran auf. Und von der üblichen Fragerei keine Spur.
„Danke.“, murmelte sie und reichte der nackten einige Kleidungsstücke. Sie hatte sie Ljerka gemopst. Die würde sie ersetzen müssen.
„Schön, dass du eine Spur gefunden hast.“, erklärte sie in Volis Richtung, hielt aber Abstand.
„Ich bring das hier noch kurz rein, dann können wir los.“
Auf die zweite Bemerkung der Echse ging sie nicht ein.
Sie brachte das Waschzeug zurück und schloss danach sorgsam wieder ab.
„In welche Richtung, Herr Echse?“
Und spätestens jetzt bemerkte es auch Lysira. Die Neugier der Zwergin dem Vran gegenüber war umgeschlagen in Angst.
Die kleine Heilerin hielt sich immer im gehörigen Abstand zum Vran auf. Und von der üblichen Fragerei keine Spur.
“Südosssten” zischte er und deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung. “Ich kann euch führen. Kein Versprechen, dasss die Menschenfrau am Ende der Fährte ist.” Er verschränkte die Arme vor der Brust. “Weiß nicht wie lange wir gehen müssen. Bin nur drei Meilen gefolgt. Spur geht weiter.” Die Sonne wurde zunehmend angenehmer und verdrängte mehr und mehr die Kälte aus dem Vran. Er gähnte herzhaft, bestand dabei für einen langgezogenen Moment nur aus Maul und Zähnen und war allem Anschein nach nur knapp davon entfernt sich dabei den Kiefer auszurenken. Nach dem langen gestrigen Tag und der ebenso langen Nacht, in welcher er kaum zur Ruhe kam, sehnte sich Voli nach einem langen Nickerchen in der Mittagssonne. Doch das würde noch etwas warten müssen. “Sollten gehen, bevor die Straßen sich füllen. Menschen reagieren nicht gut auf mich. Issst gefährlich, so nah an der Stadt.”
Lysira brauchte einen Moment, bis sie die Kleidungsstücke, die Sarray ihr gereicht hatte, irgendwie passend an ihrem Körper angebracht hatte. Sie wusste ja in etwa, wie es bei Sarray aussah. Sie selbst musste sich keinen derartigen Kampf mit der Kleidung liefern, dann sie war ihr viel zu groß. Trotzdem fühlten sie sich beengend an und es war der Bruxa ein starkes Bedürfnis, sie direkt wieder abzustreifen. Prüfend machte sie ein paar Schritte, die etwas ungelenk wirkten, als versuchte sie vergeblich weitere Berührungen zwischen Haut und Kleidung bei jeder Bewegung zu vermeiden. Sie sah recht unzufrieden mit der Gesamtsituation aus, aber murrte nicht und ergab sich schließlich ihrem Schicksal. Sie hat schon ganz andere Dinge überlebt, eine Hose zu tragen würde sie wohl auch irgendwie überstehen. Auch wenn sich das bei jedem Schritt komisch anfühlte und sie die Hose obendrein festhalten musste, damit sie ihr nicht wieder herunterrutschte.
Ihre Bewegungen wirkten noch immer etwas steif, als sie zu den beiden herantrat. Dann hörte sie Volis Bedenken.
„Du kannst meinen alten Kapuzenmantel haben, der ist sehr groß und müsste dir passen“, schlug sie vor, während sie die Hose erneut daran hinderte über ihren Beckenknochen hinwegzurutschen.
Ihre Bewegungen wirkten noch immer etwas steif, als sie zu den beiden herantrat. Dann hörte sie Volis Bedenken.
„Du kannst meinen alten Kapuzenmantel haben, der ist sehr groß und müsste dir passen“, schlug sie vor, während sie die Hose erneut daran hinderte über ihren Beckenknochen hinwegzurutschen.
- Sarray Cestay
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- Lebenslauf: Sarray
Himmel hilf. An Lysira sahen Ljerkas Kleidungsstücke aus wie Kartoffelsäcke und sie bewegte sich darin, als wäre all ihre Gelenke gleichzeitig steif geworden. Irgendwie erinnerte die Bruxa in ihren seltsam steifen Bewegungen die Zwergin an einen Ertrunkenen, was sie aber tunlichst für sich behielt. Die seltsamen Bewegungen waren aber immer noch besser, als mit einer splitterfasernackten Bruxa durch die Stadt zu flanieren.
Ein Tag ohne Mord und Todschlag wäre auch mal ganz schön.
Die Echse führte den ach so ungleichen Trupp aus der Stadt heraus. Zu aller Glück sahen sie nur zwei Personen. Der seltsame Bettler, der an seinem Platz in der Nähe der Brücke wie festgewachsen schien, und ein stockbesoffener, zahnloser Trunkenbold, der Sarray anscheinend für einen Kobold hielt.
Der Bettler bekam – wie jeden Tag – eine kleine Münze. Dem Betrunkenen musste Sarray allerdings ausweichen, weil der versuchte, sie in den Arm zu nehmen und ‚einzufangen‘, wobei er irgendwas von einem Glücksbringer lallte.
Die Bruxa wollte den ohne zu Zögern Betrunkenen an den Kragen, doch bei der nächsten schnellen Bewegung verlor sie die zu weite Hose, was einerseits den Betrunkenen so sehr ablenkte, dass er die Zwergin vergas und Lysira dazu nötigte, ihren Angriff in ein Fauchen abzuschwächen.
Alles wie immer also in dieser seltsamen Stadt.
Sie waren lange unterwegs. Zur Stadt hinaus, mehrere Stunden auf die Berge zu.
Voli wurde in der aufgehenden Sonne immer beweglicher und auch Sarray war verdammt gut zu Fuß. Nur Lysira sagte die Sonne nicht besonders zu. Die Zwergin hielt immer einen ordentlichen Abstand zum Vran, der Anblick der Zähne in dem riesigen Maul saßen ihr immer noch in den Knochen.
Auch die Schweigsamkeit hielt an.
Die Spur führte sogar noch weiter. Den Berg hinauf. Auf halber Strecke nach oben stellte sich ihnen ein kleines Rudel wilder Hunde in den Weg.
Fünf verwilderte, zerzauste und räudige Tiere. Vier von der Größe eines Hofköters oder Hütehundes, der fünfte jedoch ein ganzes Stück kleiner, hässlich wie die Nacht mit fledermausartigen Ohren, hervorquellenden Glubschaugen und seitlich heraushängender Zunge.
Und genau der Kleine schien das Alpha zu sein, stellte sich den dreien in den Weg, knurrte und kläffte. Wobei Sarray fast vor Lachen den Berg wieder heruntergekugelt wäre. Das Vieh klang so hell und spitz, als hätte man auf eine Ratte getreten.
Lysira indes war weniger amüsiert, eher angespannt und reizbar. Sie warf den Kläffern ein lautes, wesentlich gefährlicher klingendes Fauchen entgegen und keinen Liedschlag später hatte die Luft Mühe den Raum zu füllen, den die mit eingekniffenem Schwanz fliehenden Köter zurückließen.
Sarray musterte Lysira grinsend. Einerseits stolz darüber, eine so wehrhafte Leibwache bei sich zu haben, andererseits besorgt. So richtig wieder bei sich war die Bruxa offensichtlich nicht.
So kamen sie gut voran. Irgendwann vor Mittag näherte sich die kleine Gruppe dem Gipfel.
Ein Vran, eine Menschenfrau, die immer wieder die Hose hochziehen musste und eine Zwergin in Lederkleidung.
Was für ein Anblick.
Ein Tag ohne Mord und Todschlag wäre auch mal ganz schön.
Die Echse führte den ach so ungleichen Trupp aus der Stadt heraus. Zu aller Glück sahen sie nur zwei Personen. Der seltsame Bettler, der an seinem Platz in der Nähe der Brücke wie festgewachsen schien, und ein stockbesoffener, zahnloser Trunkenbold, der Sarray anscheinend für einen Kobold hielt.
Der Bettler bekam – wie jeden Tag – eine kleine Münze. Dem Betrunkenen musste Sarray allerdings ausweichen, weil der versuchte, sie in den Arm zu nehmen und ‚einzufangen‘, wobei er irgendwas von einem Glücksbringer lallte.
Die Bruxa wollte den ohne zu Zögern Betrunkenen an den Kragen, doch bei der nächsten schnellen Bewegung verlor sie die zu weite Hose, was einerseits den Betrunkenen so sehr ablenkte, dass er die Zwergin vergas und Lysira dazu nötigte, ihren Angriff in ein Fauchen abzuschwächen.
Alles wie immer also in dieser seltsamen Stadt.
Sie waren lange unterwegs. Zur Stadt hinaus, mehrere Stunden auf die Berge zu.
Voli wurde in der aufgehenden Sonne immer beweglicher und auch Sarray war verdammt gut zu Fuß. Nur Lysira sagte die Sonne nicht besonders zu. Die Zwergin hielt immer einen ordentlichen Abstand zum Vran, der Anblick der Zähne in dem riesigen Maul saßen ihr immer noch in den Knochen.
Auch die Schweigsamkeit hielt an.
Die Spur führte sogar noch weiter. Den Berg hinauf. Auf halber Strecke nach oben stellte sich ihnen ein kleines Rudel wilder Hunde in den Weg.
Fünf verwilderte, zerzauste und räudige Tiere. Vier von der Größe eines Hofköters oder Hütehundes, der fünfte jedoch ein ganzes Stück kleiner, hässlich wie die Nacht mit fledermausartigen Ohren, hervorquellenden Glubschaugen und seitlich heraushängender Zunge.
Und genau der Kleine schien das Alpha zu sein, stellte sich den dreien in den Weg, knurrte und kläffte. Wobei Sarray fast vor Lachen den Berg wieder heruntergekugelt wäre. Das Vieh klang so hell und spitz, als hätte man auf eine Ratte getreten.
Lysira indes war weniger amüsiert, eher angespannt und reizbar. Sie warf den Kläffern ein lautes, wesentlich gefährlicher klingendes Fauchen entgegen und keinen Liedschlag später hatte die Luft Mühe den Raum zu füllen, den die mit eingekniffenem Schwanz fliehenden Köter zurückließen.
Sarray musterte Lysira grinsend. Einerseits stolz darüber, eine so wehrhafte Leibwache bei sich zu haben, andererseits besorgt. So richtig wieder bei sich war die Bruxa offensichtlich nicht.
So kamen sie gut voran. Irgendwann vor Mittag näherte sich die kleine Gruppe dem Gipfel.
Ein Vran, eine Menschenfrau, die immer wieder die Hose hochziehen musste und eine Zwergin in Lederkleidung.
Was für ein Anblick.
- Ljerka-Ilmatar Veskewi
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- Registriert: Samstag 2. April 2022, 12:55
- Lebenslauf: Ljerka
-------------------------------------------------------------
von/nach: kein direkter Anschluss
Datum: 3. August 1278 - am morgen
betrifft: Sarray, Jarel
-------------------------------------------------------------
Der Ausflug zum Berg war nun über einen Tag her und das Leben war wieder in normale Bahnen geflossen. Sie hatten nicht mehr über Vampire und Echsen gesprochen, doch diese Unterhaltung stand definitiv noch aus. Allerdings waren es dermaßen viele Kunden an diesen Tagen, dass sie es immer wieder verschieben mussten. Und es war gut, dass so viel zu tun war, denn so kam auch nicht Zwergin nicht so sehr zum Trauern wie sie es wohl vor gehabt hatte.
von/nach: kein direkter Anschluss
Datum: 3. August 1278 - am morgen
betrifft: Sarray, Jarel
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Der Ausflug zum Berg war nun über einen Tag her und das Leben war wieder in normale Bahnen geflossen. Sie hatten nicht mehr über Vampire und Echsen gesprochen, doch diese Unterhaltung stand definitiv noch aus. Allerdings waren es dermaßen viele Kunden an diesen Tagen, dass sie es immer wieder verschieben mussten. Und es war gut, dass so viel zu tun war, denn so kam auch nicht Zwergin nicht so sehr zum Trauern wie sie es wohl vor gehabt hatte.
- Sarray Cestay
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- Registriert: Mittwoch 20. April 2022, 22:38
- Lebenslauf: Sarray
Die Zwergin hatte auf ihre ganz eigene Art getrauert.
Sie hatte sich am Abend ihrer Rückkehr vom Berg dermaßen die Kante gegeben, dass sie am nächsten Tag erst gegen Mittag aus den Federn gekrochen war und unter seinem Kater litt, der seinesgleichen suchte. Zum Glück war auch dagegen ein Kraut gewachsen. Oder besser ein Kräuterauszug. Und da die Mini- Blondine direkt an der Quelle saß, war auch der Kater schnell Geschichte.
Ihre Laune war allerdings immer noch angeschlagen. Sie war mürrisch, ging mit hängendem Kopf und nach unten weisenden Mundwinkeln ihrer Arbeit nach und fluchte sogar noch mehr als üblich. Hätten Flüche Konsistenz und Gewicht, würden die beiden ungleichen Frauen dieser Tage bis hüfthoch darin waten.
Als es gegen Mittag ein weiteres Mal klopfte war es Sarray, die ihre Kleidung glattstrich und ein professionelles Lächeln aufsetzte, um die Tür zu öffnen. Der Kunde war immer noch König.
Ljerka konnte es nicht sein. Die war zwar grade hinten um nach ihren Pflanzen sehen, aber die Alchemistin würde nicht klopfen.
Das Lächeln verging ihr allerdings als sie sah, wer da vor der Tür stand.
Eigentlich hatte sie sich vorgenommen dem Ritter ordentlich vors Schienbein zu treten, sobald sie ihn sah. Aber das schien jemand anderes für sie erledigt zu haben. Und noch mehr.
Halb mit dem Interesse einer Heilerin, halb schadenfroh musterte sie den Menschenmann ausgiebig.
Ein kräftiges Veilchen, weitere Prellungen im Gesicht, zwei bereits halb verheilt tiefe Risse in der Oberlippe, ein hübsch buntes Kinn und unter der zerrissenen Lederhose ein Verband.
„Reinkommen.“, zischte die Zwergin, griff den lädierten und völlig überrumpelten Ritter am Handgelenk, zerrte ihn rein und warf die Tür geräuschvoll zu.
„Wer auch immer das getan hat...“, zeterte die Kleine gleich los und umrundete Jarel, der der aufgedrehten Zwergin mit leicht verwirrter Miene aus dem Augenwinkel folgte, sich aber vor lauter Schreck weder rührte, noch etwas sagte.
„…ich bedank mich später bei ihm.“
Wieder vorne angekommen wollte Jarel nun doch etwas sagen, doch Sarray fuhr ihm gleich über den Mund.
„Zähm mal dein Haustier!“, fauchte sie ihn an. Für die aufgestaute Wut der letzten Tage war der dunkelhaarige Mann ein willkommenes Ventil. Und verdient hatte er es in Sarrays Augen auch. Und wie. Abermals ließ sie ihn nicht zu Wort kommen.
„Dein Herr Oberspion war hier und hat uns über dich ausgequetscht.“
Die Kleine baute sich mit in die Hüfte gestemmten Fäusten vor dem Ritter auf, der locker das dreifache ihrer Körpermaße aufbrachte, nun aber gar nicht mehr versuchte zu Wort zu kommen.
Ihm war das Herz in die Hose gerutscht. Slava hatte…WAS?
Bevor er seine Gedanken weiter ordnen konnte, fauchte die Zwergin weiter.
„Und als hätte er uns noch nicht genug erschreckt, hat er mich später abgefangen und …wie nannte er das…befragt!“ Die Zwergin hatte sich richtig in Rage geredet. Und der Ritter stand einfach nur stramm und wurde von Moment zu Moment blasser.
„Hat er euch weh getan?“, schaffte der Schattenläufer es leise dazwischenzufragen.
Ihm war speiübel. Das hätte er dem ehemaligen Soldaten nicht zugetraut. Log die Zwergin? Übertrieb sie? Warum sollte Slava das tun? Was war für ihn von derartigem Interesse? Er selbst?
Eine Hand griff nach seinem Herzen und spannte sich schmerzhaft darum.
Bevor Sarray weiter toben konnte, unterbrach das Knarren der Tür den Wirbelwind.
Ljerka war eingetroffen.
Die Situation war auf den ersten Blick urkomisch.
Wie schon im Tempel der Melitele war es ein resolutes Weib – dieses Mal in verkürzter Ausführung - dass den gestandenen Mann strammstehen ließ.
Und dann drehte sich Jarel zum Neuankömmling um. Er war käseweiß und schaute so verwirrt drein, als hätte er seinen Versand gerad den Abort runtergespürt.
Als er Ljerka sah, rang er sich ein Lächeln ab und trat vor sie, um sie wortlos zu umarmen.
Sie hatte sich am Abend ihrer Rückkehr vom Berg dermaßen die Kante gegeben, dass sie am nächsten Tag erst gegen Mittag aus den Federn gekrochen war und unter seinem Kater litt, der seinesgleichen suchte. Zum Glück war auch dagegen ein Kraut gewachsen. Oder besser ein Kräuterauszug. Und da die Mini- Blondine direkt an der Quelle saß, war auch der Kater schnell Geschichte.
Ihre Laune war allerdings immer noch angeschlagen. Sie war mürrisch, ging mit hängendem Kopf und nach unten weisenden Mundwinkeln ihrer Arbeit nach und fluchte sogar noch mehr als üblich. Hätten Flüche Konsistenz und Gewicht, würden die beiden ungleichen Frauen dieser Tage bis hüfthoch darin waten.
Als es gegen Mittag ein weiteres Mal klopfte war es Sarray, die ihre Kleidung glattstrich und ein professionelles Lächeln aufsetzte, um die Tür zu öffnen. Der Kunde war immer noch König.
Ljerka konnte es nicht sein. Die war zwar grade hinten um nach ihren Pflanzen sehen, aber die Alchemistin würde nicht klopfen.
Das Lächeln verging ihr allerdings als sie sah, wer da vor der Tür stand.
Eigentlich hatte sie sich vorgenommen dem Ritter ordentlich vors Schienbein zu treten, sobald sie ihn sah. Aber das schien jemand anderes für sie erledigt zu haben. Und noch mehr.
Halb mit dem Interesse einer Heilerin, halb schadenfroh musterte sie den Menschenmann ausgiebig.
Ein kräftiges Veilchen, weitere Prellungen im Gesicht, zwei bereits halb verheilt tiefe Risse in der Oberlippe, ein hübsch buntes Kinn und unter der zerrissenen Lederhose ein Verband.
„Reinkommen.“, zischte die Zwergin, griff den lädierten und völlig überrumpelten Ritter am Handgelenk, zerrte ihn rein und warf die Tür geräuschvoll zu.
„Wer auch immer das getan hat...“, zeterte die Kleine gleich los und umrundete Jarel, der der aufgedrehten Zwergin mit leicht verwirrter Miene aus dem Augenwinkel folgte, sich aber vor lauter Schreck weder rührte, noch etwas sagte.
„…ich bedank mich später bei ihm.“
Wieder vorne angekommen wollte Jarel nun doch etwas sagen, doch Sarray fuhr ihm gleich über den Mund.
„Zähm mal dein Haustier!“, fauchte sie ihn an. Für die aufgestaute Wut der letzten Tage war der dunkelhaarige Mann ein willkommenes Ventil. Und verdient hatte er es in Sarrays Augen auch. Und wie. Abermals ließ sie ihn nicht zu Wort kommen.
„Dein Herr Oberspion war hier und hat uns über dich ausgequetscht.“
Die Kleine baute sich mit in die Hüfte gestemmten Fäusten vor dem Ritter auf, der locker das dreifache ihrer Körpermaße aufbrachte, nun aber gar nicht mehr versuchte zu Wort zu kommen.
Ihm war das Herz in die Hose gerutscht. Slava hatte…WAS?
Bevor er seine Gedanken weiter ordnen konnte, fauchte die Zwergin weiter.
„Und als hätte er uns noch nicht genug erschreckt, hat er mich später abgefangen und …wie nannte er das…befragt!“ Die Zwergin hatte sich richtig in Rage geredet. Und der Ritter stand einfach nur stramm und wurde von Moment zu Moment blasser.
„Hat er euch weh getan?“, schaffte der Schattenläufer es leise dazwischenzufragen.
Ihm war speiübel. Das hätte er dem ehemaligen Soldaten nicht zugetraut. Log die Zwergin? Übertrieb sie? Warum sollte Slava das tun? Was war für ihn von derartigem Interesse? Er selbst?
Eine Hand griff nach seinem Herzen und spannte sich schmerzhaft darum.
Bevor Sarray weiter toben konnte, unterbrach das Knarren der Tür den Wirbelwind.
Ljerka war eingetroffen.
Die Situation war auf den ersten Blick urkomisch.
Wie schon im Tempel der Melitele war es ein resolutes Weib – dieses Mal in verkürzter Ausführung - dass den gestandenen Mann strammstehen ließ.
Und dann drehte sich Jarel zum Neuankömmling um. Er war käseweiß und schaute so verwirrt drein, als hätte er seinen Versand gerad den Abort runtergespürt.
Als er Ljerka sah, rang er sich ein Lächeln ab und trat vor sie, um sie wortlos zu umarmen.
- Ljerka-Ilmatar Veskewi
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- Registriert: Samstag 2. April 2022, 12:55
- Lebenslauf: Ljerka
"Hör auf Sarray... Es ist nicht seine Schuld." tadelte sie die Zwergin streng. Dann aber umarmte sie ihrerseits den Ritter ohne weitere Fragen zu stellen.
Erst dann erläuterte sie: "Er hat nichts getan, aber uns... und vor allem ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Er glaubte, wir beide hätten ein Verhältnis und ich glaube auch Sarray glaubt das... deswegen war er nur schwer von Gegenteil zu überzeugen. Aber egal was ihn motiviert hatte, er ist in unser Haus eingebrochen und er hat eine Kaffeelieferung fingiert um mit Sarray alleine reden und sie verhören zu können. Ich weiß ja nicht in welcher Welt der lebt, aber in unserer tut man das nicht." stellte sie klar.
Das genau die gleiche Zwergin die hier nun Zeter und Mordio schrie eben noch eine Bruxa angeschleppt hatte, und eine Vran-Echse, die sie beide für 100mal gefährlicher hielt als den Menschen, das musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden. Er würde sich nur noch mehr Sorgen machen. Aber mit der Zwergin würde sie noch irgendwann mal ein ernstes Wort reden müssen. Ein sehr ernstes.
Und dieser Mann, und die Überzeugung blieb ihr, war nicht gut für Jarel, auch das konnte sie ihm sicher noch erklären, aber zunächst etwas anderes. Denn erst jetzt kam sie dazu, ihn eingehender zu mustern, ihn bewusst anzusehen, blass wie er gerade war und zerschunden.
"Was ist dir denn zugestoßen?"
Erst dann erläuterte sie: "Er hat nichts getan, aber uns... und vor allem ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Er glaubte, wir beide hätten ein Verhältnis und ich glaube auch Sarray glaubt das... deswegen war er nur schwer von Gegenteil zu überzeugen. Aber egal was ihn motiviert hatte, er ist in unser Haus eingebrochen und er hat eine Kaffeelieferung fingiert um mit Sarray alleine reden und sie verhören zu können. Ich weiß ja nicht in welcher Welt der lebt, aber in unserer tut man das nicht." stellte sie klar.
Das genau die gleiche Zwergin die hier nun Zeter und Mordio schrie eben noch eine Bruxa angeschleppt hatte, und eine Vran-Echse, die sie beide für 100mal gefährlicher hielt als den Menschen, das musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden. Er würde sich nur noch mehr Sorgen machen. Aber mit der Zwergin würde sie noch irgendwann mal ein ernstes Wort reden müssen. Ein sehr ernstes.
Und dieser Mann, und die Überzeugung blieb ihr, war nicht gut für Jarel, auch das konnte sie ihm sicher noch erklären, aber zunächst etwas anderes. Denn erst jetzt kam sie dazu, ihn eingehender zu mustern, ihn bewusst anzusehen, blass wie er gerade war und zerschunden.
"Was ist dir denn zugestoßen?"
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
„Lange Geschichte.“, bemerkte Jarel kleinlaut und irgendwie abwesend, bevor er sich noch einmal an Sarray wandte. „Er hat euch nicht verletzt, oder doch?“
Der Ritter versuchte sich seine Aufgewühltheit und Verwirrung nicht anmerken zu lassen, atmete aber doch hörbar auf, als die Zwergin dies verneinte.
„Er wollte uns einschüchtern denke ich, aber ich habs ihm ordentlich gezeigt.“, erklärte die Zwergin halb trotzig, halb stolz, hielt sich aber im Ton zurück. Entweder ihr Zorn war verraucht, oder der Einfluss ihrer Freundin holte sie zurück auf den Boden.
„Naja…allerdings hat er wohl doch erfahren, was er erfahren wollte.“, gab sie wesentlich kleinlauter zu, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern zog sich ein Stück zurück und setze sich auf den Hocker mit den extralangen Beinen an den Tisch.
„Uns ist auf dem Tempelgelände der Melitele ein Dämon und zwei Menschen vor die Füße gefallen. Durch ein Portal. Es gab…Reibereien…“, erklärte der Ritter in Richtung der ehemaligen Soldatin.
Er sah zum Tisch, zur Zwergin, dann zu Ljerka.
„Hättest du einen Tee für mich? Dann erzähle ich dir alles in Ruhe.“
Die Zeit für die Zubereitung des Tees würde er auch brauchen um sich zu sortieren. Und um zu reflektieren, was alles geschehen war und wie er das erklären konnte, ohne noch mehr Verwirrung zu stiften als ohnehin schon.
Und um seinen Puls wieder in den Griff zu bekommen und herauszufinden, was er nun fühlen sollte.
Der Ritter versuchte sich seine Aufgewühltheit und Verwirrung nicht anmerken zu lassen, atmete aber doch hörbar auf, als die Zwergin dies verneinte.
„Er wollte uns einschüchtern denke ich, aber ich habs ihm ordentlich gezeigt.“, erklärte die Zwergin halb trotzig, halb stolz, hielt sich aber im Ton zurück. Entweder ihr Zorn war verraucht, oder der Einfluss ihrer Freundin holte sie zurück auf den Boden.
„Naja…allerdings hat er wohl doch erfahren, was er erfahren wollte.“, gab sie wesentlich kleinlauter zu, ging aber nicht weiter darauf ein, sondern zog sich ein Stück zurück und setze sich auf den Hocker mit den extralangen Beinen an den Tisch.
„Uns ist auf dem Tempelgelände der Melitele ein Dämon und zwei Menschen vor die Füße gefallen. Durch ein Portal. Es gab…Reibereien…“, erklärte der Ritter in Richtung der ehemaligen Soldatin.
Er sah zum Tisch, zur Zwergin, dann zu Ljerka.
„Hättest du einen Tee für mich? Dann erzähle ich dir alles in Ruhe.“
Die Zeit für die Zubereitung des Tees würde er auch brauchen um sich zu sortieren. Und um zu reflektieren, was alles geschehen war und wie er das erklären konnte, ohne noch mehr Verwirrung zu stiften als ohnehin schon.
Und um seinen Puls wieder in den Griff zu bekommen und herauszufinden, was er nun fühlen sollte.
- Ljerka-Ilmatar Veskewi
- Spieler Level 2
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- Registriert: Samstag 2. April 2022, 12:55
- Lebenslauf: Ljerka
Ljerka hörte zu, ein Dämon... ernsthaft? Sie runzelte die Stirn. Dass es Dämonen nciht gab, den Hinweis sparte sie sich. Als Ritter der Flammenrose wusste er dass sicher, und wenn er von einem Dämon sprach, dann meinte er...?
"Was für ein Dämon? So mit allem was man sich vorstellt? Hörner, Flügel, Schwanz und aus der Hölle?"
Sie konnte sich nicht zur Gänze dazu durchringen alles zu glauben, der Rest war einfach wirklich Neugier.
Während sie ihm einen Tee aufsetzte und auch für sich und dazu etwas Gebäck vorbereitete - das hatte sie am Tag zuvor frittiert, Teig in heißem Fett und dann mit Puderzucker überstäubt.
Und dann als die den Tee servierte...
"Dann wundert es mich eher, dass du überhaupt noch lebst. Aber das ist gut."
Sie lächelte und setzte sich zu ihm. Ja, ihren Freund, den Ritter hatte sie vermisst, auch wenn sie die Katastrophen, die dieser unglückliche Mann wohl irgendwie anzog nciht so sehr vermisst hatte. Ja, irgendwie war es das. Sie hatten sich kaum ohne irgend so eine Tragödie getroffen...
"Was für ein Dämon? So mit allem was man sich vorstellt? Hörner, Flügel, Schwanz und aus der Hölle?"
Sie konnte sich nicht zur Gänze dazu durchringen alles zu glauben, der Rest war einfach wirklich Neugier.
Während sie ihm einen Tee aufsetzte und auch für sich und dazu etwas Gebäck vorbereitete - das hatte sie am Tag zuvor frittiert, Teig in heißem Fett und dann mit Puderzucker überstäubt.
Und dann als die den Tee servierte...
"Dann wundert es mich eher, dass du überhaupt noch lebst. Aber das ist gut."
Sie lächelte und setzte sich zu ihm. Ja, ihren Freund, den Ritter hatte sie vermisst, auch wenn sie die Katastrophen, die dieser unglückliche Mann wohl irgendwie anzog nciht so sehr vermisst hatte. Ja, irgendwie war es das. Sie hatten sich kaum ohne irgend so eine Tragödie getroffen...
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
- Beiträge: 1049
- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Der Ritter nahm Platz und sammelte sich, während die Zwergin sich ihren Umhang schnappte und murrend und murmelnd die Flucht ergriff. Sie hatte beim besten Willen kein Bock mehr auf auch nur ein Wort mehr aus dem Mund des Schattenläufers. Und wenn noch einmal der Name des Spions fiel…
…nun, es war besser zu gehen als es auszuprobieren. Krachend fiel die Tür ins Schloss und die Zwergin war verschwunden.
Jarel atmete durch. „Tut mir wirklich leid, dir so viel Ärger zu machen.“, versuchte er sich zu entschuldigen. „Es ist tatsächlich ein Dämon. Aber besser ich erkläre es von Anfang an.“
Dankbar nahm er den Tee an und betrachtete das Gebäck unschlüssig. Einerseits hatte er Hunger.
Andererseits war ihm übel. Vielleicht schaffte der Tee Abhilfe. Eins nach dem anderen.
„Ich muss zugeben, Momentan ist das Glück nicht auf meiner Seite. Das fing hier am Berg an und ging auf dem Weg nach Wyzima weiter. Noch bevor wir den Tempel erreichten griff uns eine Endriage an. Zum Glück nur eine versprengte, einzelne. Trotzdem hat es mich im Kampf zerlegt und Jakob hatte seine liebe Mühe mit mir. Und Arvijd – ein Heiler im Tempel und alter Bekannter von mir- ebenso. “
Er ging fürs Erste nicht weiter darauf ein, wollte er doch weder Ljerka beunruhigen noch zugeben, dass er bereits hier das erste Mal versagt hatte.
„Im Fieber habe ich dann wohl nach Slava gerufen.“ Der Ritter räusperte sich, wurde sogar eine Spur rot. „Und Jakob hat es gehört. Etwas später hat es dann gekracht. Hat den Jungen schwer mitgenommen. Und mich auch.“
Der Ritter verlor sich einen Moment in der Erinnerung an ein Eichhörnchen, dass ihn wütend mit Nüssen bewarf und die endlose Leere, die er gefühlt hatte.
Wie sollte er erklären, was da mit ihm geschehen war? Am besten…gar nicht. Es war ohnehin schon schwer genug zu verstehen. Selbst für ihn selbst.
„Wir rauften uns halbwegs zusammen, Jakob und ich. Es stellte sich heraus, dass auch Arvijd nicht in dieser Welt geboren wurde. Irgendwie scheinen wir Reisenden uns zu finden, obwohl wir uns nicht suchen.“ Er nahm noch einen Schluck Tee.
„Tja…und dann öffnete sich über der Außenmauer des Gartens ein Portal und spie drei Wesen aus.
Zwei aus der Welt, aus der auch Slava stammt und einen Dämon. Einen waschechten Dämon mit Krallen, leuchtend roten Augen, stachelbewehrtem Schwanz, Fang und Flügeln. Auch wenn sich die Flügel nicht immer zeigen.
Von den beiden Menschen wurde einer – ein Junge, noch die Eierschalen hinter den Ohren – schwer verletzt, weil er auf die die Bewehrung der Außenmauer gestürzt ist.“ Der Ritter schluckte und presste einen Moment die Lippen fest aufeinander. Hätte er anders gehandelt, vielleicht wäre er noch am Leben.
„Das Dämonenwesen wollte den Jungen retten. Stell dir vor, er ist ein Heiler. Ein Dämon mit Heilerfähigkeiten.“ Die Stimme des Ritters wurde immer monotoner. So recht hatte er das alles nicht verwunden. „Jakob verstand die Situation ebenso miss wie ich. Es kam zu einer Auseinandersetzung. Nein…der Ausdruck ist nicht richtig. Jakob bedrohte den Dämon. Der Dämon wehrte sich. Das Untier in mir drängte nach vorne und …“ Der Ritter atmete noch einmal durch.
„Jakob konnte meine Verwandlung nur verhindern, in dem er mich niederschlug.“ Wie chaotisch seine Erzählung war bekam Jarel nicht mit. Er bekam seine Gedanken ohnehin kaum geordnet.
„Aber der Dämon hatte mich bereits gebissen und einen kräftigen Schluck Blut abbekommen. Mein Blut. Belastetes Blut. Verfluchtes Blut.“
Die Tasse in Jarels Händen war längst leer, aber er heilt sie immer noch mit beiden Händen fest.
„Als ich wieder zu mir kam war der junge Soldat verblutet und der Dämon…nun…er hatte zu kämpfen. Und als wäre das nicht kompliziert genug stellte sich heraus, der Dämon war der Ziehsohn des Heilers.“ Jarel rieb sich intensiv die Augenbrauen, nur um die Hände wieder verkrampft um die Tasse zu legen. „Und – Dämon oder nicht – er ist keine schlechte Person. Natürlich sah das nach außen völlig anders aus. Der Dämon wurde verhaftet und weggebracht. Arvijd hat es fast zerrissen. Und ich fühlte mich schuldig. Ohne mein Eingreifen wäre der eine vielleicht noch am Leben und der andere frei. Der dritte – ein älterer Soldat – war ebenfalls verletzt. Aber zumindest der würde sich erholen.“
Der Ritter machte eine weitere Pause, denn was jetzt folgte musste sich – wenn es nicht schon vorher so gewesen war, dann spätestens jetzt – anhören, als hätte er den Verstand verloren.
„Ich beschloss, dass nicht auf sich beruhen zu lassen und den Dämon zu befreien. Er heißt übrigens Nikolavo. Wir gingen zur Wachstube, überredeten die dort bereits eingetroffenen Brüder uns den Gefangenen zu übergeben und…“
Er schluckte. „…Flohen.“ Er wagte es nicht, Ljerka in die Augen zu sehen.
„Um Nikolavo vom Einfluss des Fluchs zu befreien, musste er den Druck irgendwo ablassen.“
Jarel deutete auf das Veilchen. „Wir haben uns geprügelt. Ordentlich.“
Er grinse schief. „Und anschließend hat er seine Heilerfähigkeiten an mit bewiesen.“
Pause, durchatmen. Konnte Ljerka ihm überhaupt folgen? Würde sie ihn nach diesem Gespräch vor die Tür setzen und nie wieder ein Wort mit ihm reden? Wahrscheinlich. Aber ein Zurück gab es nicht.
„Der Arzt wollte seinen Ziehsohn nicht allein lassen und kam mit uns. Der ältere Soldat folgte, weil er auf der Suche nach Slava in diese Welt gestolpert war. Jakob stand zu mir und begleitete uns ebenso.
Und auf dem Weg beschlossen wir…“, endlich sah der Ritter auf und suchte Ljerkas Blick. Er wollte nicht lügen. Nichts zurückhalten.
„Wir beschlossen, dass Nikolavo unterwegs ‚entkommen‘ würde. Wir ließen ihn unterwegs an einem verlassenen Anwesen zurück. Arvijd wird ihn dort aufsuchen, wenn sich die ersten Wogen geglättet haben.“ Wo auch immer er dann war. Was auch immer ihn jetzt erwartete.
„Im Moment sind Arvijd und er ältere Soldat in einer Taverne. Um den Spion zu treffen, wegen dem sie hier sind.“ Der Ritter lächelte die Alchemistin an. „Ich muss bald zur Komturei zurück und mich dem Mist stellen, den ich gebaut habe. Ich wollte, dass du dir nicht aus Gerüchten zusammenreimen musst, was geschehen ist.“ Er verstummte. Was bleib noch zu sagen?
Nichts. Sein Kopf war vollkommen leer. Das erste Mal seit der Flucht aus dem Tempel.
„Danke, dass du mir zugehört hast.“
Und dankbar war er tatsächlich. Unendlich dankbar dafür, dass die ehemalige Soldatin so geduldig zugehört hatte und er all das losgeworden war. Und das obwohl er so viel weggelassen hatte.
Und nun…wartete er erstaunlich entspannt auf das verdiente Donnerwetter.
…nun, es war besser zu gehen als es auszuprobieren. Krachend fiel die Tür ins Schloss und die Zwergin war verschwunden.
Jarel atmete durch. „Tut mir wirklich leid, dir so viel Ärger zu machen.“, versuchte er sich zu entschuldigen. „Es ist tatsächlich ein Dämon. Aber besser ich erkläre es von Anfang an.“
Dankbar nahm er den Tee an und betrachtete das Gebäck unschlüssig. Einerseits hatte er Hunger.
Andererseits war ihm übel. Vielleicht schaffte der Tee Abhilfe. Eins nach dem anderen.
„Ich muss zugeben, Momentan ist das Glück nicht auf meiner Seite. Das fing hier am Berg an und ging auf dem Weg nach Wyzima weiter. Noch bevor wir den Tempel erreichten griff uns eine Endriage an. Zum Glück nur eine versprengte, einzelne. Trotzdem hat es mich im Kampf zerlegt und Jakob hatte seine liebe Mühe mit mir. Und Arvijd – ein Heiler im Tempel und alter Bekannter von mir- ebenso. “
Er ging fürs Erste nicht weiter darauf ein, wollte er doch weder Ljerka beunruhigen noch zugeben, dass er bereits hier das erste Mal versagt hatte.
„Im Fieber habe ich dann wohl nach Slava gerufen.“ Der Ritter räusperte sich, wurde sogar eine Spur rot. „Und Jakob hat es gehört. Etwas später hat es dann gekracht. Hat den Jungen schwer mitgenommen. Und mich auch.“
Der Ritter verlor sich einen Moment in der Erinnerung an ein Eichhörnchen, dass ihn wütend mit Nüssen bewarf und die endlose Leere, die er gefühlt hatte.
Wie sollte er erklären, was da mit ihm geschehen war? Am besten…gar nicht. Es war ohnehin schon schwer genug zu verstehen. Selbst für ihn selbst.
„Wir rauften uns halbwegs zusammen, Jakob und ich. Es stellte sich heraus, dass auch Arvijd nicht in dieser Welt geboren wurde. Irgendwie scheinen wir Reisenden uns zu finden, obwohl wir uns nicht suchen.“ Er nahm noch einen Schluck Tee.
„Tja…und dann öffnete sich über der Außenmauer des Gartens ein Portal und spie drei Wesen aus.
Zwei aus der Welt, aus der auch Slava stammt und einen Dämon. Einen waschechten Dämon mit Krallen, leuchtend roten Augen, stachelbewehrtem Schwanz, Fang und Flügeln. Auch wenn sich die Flügel nicht immer zeigen.
Von den beiden Menschen wurde einer – ein Junge, noch die Eierschalen hinter den Ohren – schwer verletzt, weil er auf die die Bewehrung der Außenmauer gestürzt ist.“ Der Ritter schluckte und presste einen Moment die Lippen fest aufeinander. Hätte er anders gehandelt, vielleicht wäre er noch am Leben.
„Das Dämonenwesen wollte den Jungen retten. Stell dir vor, er ist ein Heiler. Ein Dämon mit Heilerfähigkeiten.“ Die Stimme des Ritters wurde immer monotoner. So recht hatte er das alles nicht verwunden. „Jakob verstand die Situation ebenso miss wie ich. Es kam zu einer Auseinandersetzung. Nein…der Ausdruck ist nicht richtig. Jakob bedrohte den Dämon. Der Dämon wehrte sich. Das Untier in mir drängte nach vorne und …“ Der Ritter atmete noch einmal durch.
„Jakob konnte meine Verwandlung nur verhindern, in dem er mich niederschlug.“ Wie chaotisch seine Erzählung war bekam Jarel nicht mit. Er bekam seine Gedanken ohnehin kaum geordnet.
„Aber der Dämon hatte mich bereits gebissen und einen kräftigen Schluck Blut abbekommen. Mein Blut. Belastetes Blut. Verfluchtes Blut.“
Die Tasse in Jarels Händen war längst leer, aber er heilt sie immer noch mit beiden Händen fest.
„Als ich wieder zu mir kam war der junge Soldat verblutet und der Dämon…nun…er hatte zu kämpfen. Und als wäre das nicht kompliziert genug stellte sich heraus, der Dämon war der Ziehsohn des Heilers.“ Jarel rieb sich intensiv die Augenbrauen, nur um die Hände wieder verkrampft um die Tasse zu legen. „Und – Dämon oder nicht – er ist keine schlechte Person. Natürlich sah das nach außen völlig anders aus. Der Dämon wurde verhaftet und weggebracht. Arvijd hat es fast zerrissen. Und ich fühlte mich schuldig. Ohne mein Eingreifen wäre der eine vielleicht noch am Leben und der andere frei. Der dritte – ein älterer Soldat – war ebenfalls verletzt. Aber zumindest der würde sich erholen.“
Der Ritter machte eine weitere Pause, denn was jetzt folgte musste sich – wenn es nicht schon vorher so gewesen war, dann spätestens jetzt – anhören, als hätte er den Verstand verloren.
„Ich beschloss, dass nicht auf sich beruhen zu lassen und den Dämon zu befreien. Er heißt übrigens Nikolavo. Wir gingen zur Wachstube, überredeten die dort bereits eingetroffenen Brüder uns den Gefangenen zu übergeben und…“
Er schluckte. „…Flohen.“ Er wagte es nicht, Ljerka in die Augen zu sehen.
„Um Nikolavo vom Einfluss des Fluchs zu befreien, musste er den Druck irgendwo ablassen.“
Jarel deutete auf das Veilchen. „Wir haben uns geprügelt. Ordentlich.“
Er grinse schief. „Und anschließend hat er seine Heilerfähigkeiten an mit bewiesen.“
Pause, durchatmen. Konnte Ljerka ihm überhaupt folgen? Würde sie ihn nach diesem Gespräch vor die Tür setzen und nie wieder ein Wort mit ihm reden? Wahrscheinlich. Aber ein Zurück gab es nicht.
„Der Arzt wollte seinen Ziehsohn nicht allein lassen und kam mit uns. Der ältere Soldat folgte, weil er auf der Suche nach Slava in diese Welt gestolpert war. Jakob stand zu mir und begleitete uns ebenso.
Und auf dem Weg beschlossen wir…“, endlich sah der Ritter auf und suchte Ljerkas Blick. Er wollte nicht lügen. Nichts zurückhalten.
„Wir beschlossen, dass Nikolavo unterwegs ‚entkommen‘ würde. Wir ließen ihn unterwegs an einem verlassenen Anwesen zurück. Arvijd wird ihn dort aufsuchen, wenn sich die ersten Wogen geglättet haben.“ Wo auch immer er dann war. Was auch immer ihn jetzt erwartete.
„Im Moment sind Arvijd und er ältere Soldat in einer Taverne. Um den Spion zu treffen, wegen dem sie hier sind.“ Der Ritter lächelte die Alchemistin an. „Ich muss bald zur Komturei zurück und mich dem Mist stellen, den ich gebaut habe. Ich wollte, dass du dir nicht aus Gerüchten zusammenreimen musst, was geschehen ist.“ Er verstummte. Was bleib noch zu sagen?
Nichts. Sein Kopf war vollkommen leer. Das erste Mal seit der Flucht aus dem Tempel.
„Danke, dass du mir zugehört hast.“
Und dankbar war er tatsächlich. Unendlich dankbar dafür, dass die ehemalige Soldatin so geduldig zugehört hatte und er all das losgeworden war. Und das obwohl er so viel weggelassen hatte.
Und nun…wartete er erstaunlich entspannt auf das verdiente Donnerwetter.