Privatwohnung | Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Pandora
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Supersoldaten. Solche Bestrebungen hatte man dem Dritten Reich angedichtet und hey, mal ehrlich, welche Regierung wünschte sich nicht den unzerstörbaren, ewig einsetzbaren Soldaten für die eigene Armee? Ihre wäre jedenfalls sofort dabei und wenn Jordan in sich hinein lauschte, die Frage stellend, ob sie bei einem Versuchsprogramm dabei wäre, die Antwort wäre ziemlich eindeutig. Sie begegnete seinem Blick und fragte sich nicht zum ersten Mal, was er dachte, wenn er so schaute. Also nicht einfach nur schaute, sondern SO. Sie kannte diesen Blick von einigen ihrer Vorgesetzten und er bedeutete entweder nichts Gutes oder etwas Aufregendes. Leider waren die meistens genauso wenig gesprächig, was die internen Vorgänge hinter der hohen Stirn anging, wie dieser hier. Oberst. Ach naja, ab einem Stern aufwärts waren sie ja doch irgendwie alle gleich.
"Wow. Superhelden mit Stroh im Kopf. Der Traum eines jeden Feldmarschalls." Die Zigarette war endgültig zu Ende und sie musste sie ausdrücken. Dafür nahm sie den Becher mit nun eher lauwarmem Kaffee zur Hand und nippte daran. Sie würde auffallen. Schnaubend sah sie ihn über den Rand des Bechers hinweg an. "Was du nicht sagst. Ist nicht so, dass man nicht auf dem Weg hierher schon hundertmal mit dem Finger auf mich gezeigt hat. Aber das hat man in Saigon auch." Wieder ein Schnipsel, das sie ihm auf dieser Jagd nach etwas mehr Information über ihre Person freigiebig hinwarf. Eigentlich hatte sie schon fast aufgegeben und akzeptiert, dass er ohnehin einen riesigen Vorteil ihr gegenüber hatte. Den Zeitsprung glaubte sie ihm inzwischen tatsächlich. Zu viele Fakten sprachen dafür und zu wenig dagegen.
Wahrheiten. Viel zu viele Wahrheiten und Tatsachen, die ihr Kopfschmerzen bereiteten. Als Sokolov geendet hatte, fiel Schweigen zwischen sie und Jordan ließ den Blick einfach eine Weile auf einem Punkt jenseits der Wand ruhen. Sie könnte jetzt einfach gehen. Nichts und niemand hielt sie fest, es sei denn, der Mann neben ihr wollte das auf die körperliche Ebene ziehen. Da machte sie sich wenig vor. Ihre Nahkampfausbildung beschränkte sich auf grundlegende Griffe und sie war zwar gut in Form, nicht gerade schwächlich, aber wenn jemand wirklich was drauf hatte, war sie dem wohl nicht gewachsen. Allerdings machte er bisher einen ganz friedlichen Eindruck.
Jordan streckte den Arm vor sich aus und hielt den Becher mit zwei Fingern. "Man kann so einen Becher vor das linke Sichtfenster einer Flogger oben auf die Blechverkleidung stellen. Nach dem Start versteht sich." Sie hob die andere Hand flach ausgestreckt und vollführte damit Bewegungen in der Luft. "Wenn man alles unter Kontrolle hat, kann man während der Manöver allein durch die Steuerung der wirkenden G-Kräfte, den Kaffee im Becher und den Becher auf der Verkleidung halten." Sie sprach ruhig, im Vergleich zu den anderen Bemerkungen fast schon zu ruhig und ließ die Arme wieder sinken. Irgendwas spannendes war in der Tiefe ihres Bechers, das sie eine Weile musterte. "Fliegen ist mein Leben und echt Mann, die MiG ist ein Wahnsinnsgerät. War..." Sie sah ihn wieder an und ihre Brauen zuckten erneut in die Höhe. "Hab sie trotzdem 'Schlucha' getauft, das zickige Biest."
Sie nahm noch einen Schluck.
"Ich denke, ich glaub dir. Das mit der Zukunft, mein ich. Ist schon verrückt, dass vermutlich alles, was in meinem Kopf unter Top Secret läuft bei dir common knowledge ist. Und unfair find ich das obendrauf, fürs Protokoll." Das er seine Familie ansprach hatte tatsächlich dafür gesorgt, dass sie bereit war, etwas aufzumachen. Jordan zuckte mit den Schultern. "Zu Hause wartet nur mein vermutlich stinksaurer Vorgesetzter und maulige TopGun-Anwärter, die mir nicht zuhören wollen, nur weil ich Titten hab. Die Fliegerei wird mir allerdings fehlen." Und plötzlich grinste sie wieder breit und prostete ihm zu. "Also müssen wir wohl einen Greifen finden. Oder was gibt es noch so am hiesigen Himmel? Drachenreiter haben sie mich schon am Hafen genannt." Sie zwinkerte. Jordan Baker war kein Trauerkloß, zumindest nicht in der offiziellen Version. Da war sie eher Typ Dori, auch wenn dieser Film erst viele Jahre in ihrer Zukunft in die Kinos kommen würde.
"Wie wir das mit dem Kerosin lösen, hab ich allerdings keinen blassen Schimmer. Was hast du denn damit vor? Oder machst du dir Sorgen um die örtlichen Fischbestände?" Einmal mehr legte sie den Finger unwissentlich relativ nah an seine Kerngedanken. Eine unmotorisierte Welt brauchte keinen Treibstoff, aber als Brennstoff oder sogar Waffe konnte man die Brühe natürlich immer und überall einsetzen. Mit einem Verdickungsmittel ließ sich daraus ein fieses Zeug herstellen, dessen Auswirkungen Jordan noch live hatte miterleben dürfen. Sie durfte nicht vergessen, dass dieses Freilichtmuseum echt und im Kriegszustand war.
Sie musterte ihn aufmerksam.
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Vyacheslav Sokolov
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Was er nun dachte, wenn er 'SO' schaute? Ganz unterschiedliches vermutlich.
Vielleicht dachte ein Teil seines Gehirns sogar an Sex, das war nie ganz zu vermeiden. Früher einmal hatte er die Menschen einfach gemustert um zu sehen was die Zone ihm zeigte, Bilder einer Zukunft und eines Todes. Aber die Zeiten waren vorbei, da war nichts. Heute lauschte er einfach noch seiner Intuition was die Nützlichkeit auf dem großen Schachbrett anging.
"Stroh im Kopf tut ihnen auch unrecht." lenkte er ein wenig ein. "Sie haben das ganze Bestiarium der Welt im Kopf. Und leider sind sie nicht wirklich folgsam, machen viel Ärger und bieten ihre Dienst dem an, der am meisten zahlt."
Er saß nun ruhig in einem der Scherenstühle, zurückgelehnt, die Finger verschränkt.
"Aber in Saigon wird man höchstes seines Tascheninhalts entledigt. Hier kann es der Kopf sein. Die Menschen haben hier dermaßen Angst vor allem andersartigen, dass schon der kleineste Fehltritt genügt um einen Mob zu provozieren.
Zudem herrscht Krieg, gegen Nilfgard und gerade vermutet jeder hinter jeder Ecke auch noch den Feind. Und auch nicht ohne Grund. Es hab mehrere Versuche, die Stadt einzunehmende."

Interessanterweise hatte auch er einen ähnlichen Gedanken gehabt, zuvor.
Hätte sie mit Gewalt verrsucht zu gehen, ihn zu überwältigen, vermutlich wäre sie ihm zur Zeit körperlich sogar überlegen gewesen.
Seit einigen Wochen schon brachte ihn sein Rücken fast um. Es gab gute Tage und schlechte, an schlechten zwang ihn nur die reine Willenskraft in die Senkrechte und an guten konnte er Nilfgarder abschlachteten. Die warmen Bäder und die Massage im Hurenhaus - und er ging tatsächlich nur zur Rückenmassage hin, die Schmerzen waren in dem Fall zu stark als dass er nur daran denken wollte auch noch andere Stellen in die fähigen Hände einer Dame dort zu legen - das half, die schlechten zwar zu reduzieren aber wirklich gut war es dennoch viel zu selten.
Hinzu kam der Herzinfarkt, der erst rund eine Woche zurück lag und nur dank eines unbekannten Wundermittels aus der Zone saß er jetzt noch hier. Dennoch, körperlich war er die meiste Zeit ein Wrack, weswegen er nun vor allem seinen Verstand als Waffe einsetzte.

Er versuchte sich das Flugmanöver vorzustellen.
"Respekt. Für die Fliegerei war ich immer zu groß." Er lächelte. Er hatte damals einfach keine Anzüge für über 1,90 gegeben.
Und er lächelte, fast schon ein richtiges Lachen.
"Schlucha... Wir werden sie nicht mehr retten können, Vielleicht gibt es irgendwann einen Greifen mit dem Namen."
Das Feuer mit dem diese Frau für die Fliegerei brannte...
"Ich kenne auch noch nicht das ganze Bestiarium dieser Welt, aber Greifen und Wyvern und Drachen gibt es, die groß genug wären. Wobei Drachen selten sind und intelligent und Wyvern dumm und aggressiv. Wenn es eine Möglichkeit gibt, dann mit Greifen, aber wir können mit den Hexern drüber reden."
Sie glaubte ihm... auch das hätte ihm ein Lächeln abgenötigt, wäre es nicht schon da gewesen.
"Mir liegt auch nichts daran, dich auszuhorchen. Ich versuche im Hier und jetzt zu leben, das zu tun was nötig ist um diese Stadt zu retten. Nur diese Portale... die sind mein Endgegner. Ich will sie verstehen, weil sie begonnen haben auch meine Welt zu durchlöchern. Ich fürchte auch hier werden sie schon mehr."
Und vielleicht auch größer.
Was er mit dem Kerosin wollte war eine gute Frage.
"Die Fischbestände wären sicher auch ein schmerzhafter Verlust. Aber erst einmal will ich verhindern, dass es der Feind nutzt. Wenn es austritt und die setzen es in Brand, dann ist die Stadt von jetzt auf gleich sturmreif. Und wenn wir es haben und in Granaten füllen können... dann hat der Feind das Problem."
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Pandora
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Sokolov hatte sich gesetzt, Jordan stand allerdings immernoch an den Tisch gelehnt. Um zu sitzen hatte sie zu viele Hummeln im Hintern, die dafür sorgten, dass sie zappelig blieb. Setzen kam nicht in Frage, aber sie rannte auch nicht auf und ab, was auch oft genug vorkam. Ihr unruhiger Geist lebte in einem unruhigen Körper, wobei letzteres eher ein Produkt ihrer medizinischen Geschichte war. In den Zeiten zwischen Krieg und Training, gefesselt an ein Krankenhausbett, war sie fast runter gewesen von all den chemischen Helfern des Alltags und in dieser Zeit quasi ausgeglichen gewesen. Kaum wieder zu erkennen. Nur hatte es nicht lange gehalten, dann war das Hamsterrad wieder zugeklappt und Jordan brav gelaufen, immer und immer weiter. Bis heute. Bis jetzt. Der Stopp war fast brutal und es würde ihr schnell etwas fehlen. Sie brauchte Tatten, Action, eine Aufgabe, sonst drehte sie über kurz oder lang durch. Greifen zähmen klang doch super für den Anfang.
Zum Thema Taschendiebstahl in Saigon sagte sie nichts. Der Typ kannte die Stadt, wenn überhaupt, dann nur in einem Zustand X Jahre später. Jordan hatte da ganz anderes erlebt. Vielleicht nicht einen Mob, aber Anschläge und Heckenschützen. Sie schwieg allerdings dazu, erwiderte fast automatisch das Lächeln bezüglich der Fliegerei. Wie so oft geriet es überheblich, denn in ihrem Kopf spulte immer das gleiche Programm los, welches sie brauchte, um ihr Selbstbewusstsein auf eine Ebene zu hieven, auf der sie mit all den anderen Egotypen mithalten konnte. Sie wusste, was sie konnte. Sie gehörte zu den Toppiloten der UASF und dieses Wissen reichte, damit sie sich von niemandem Lob oder Anerkennung erschnorren musste. Sie trug das vor sich her wie einen Schild, wodurch sie gerne mal arrogant rüber kam. Aber diese Arroganz war Teil ihrer Fassade. Ein must have, um in ihrer Umwelt am Leben zu bleiben und nicht unter die Räder zu kommen. Sokolov hatte es vorhin für Novka ganz gut auf den Punkt gebracht. Frau musste einfach manchmal zu diesen Mitteln greifen.
"Saugut. Ich will so einen Hexer kennenlernen und mir mal anhören, was die über Greifen so wissen. Aber vorher brauche ich einen Sprachkurs." Sie stieß sich vom Tisch ab und wanderte nun doch ein wenig herum. Stillstand sorgte nach geraumer Zeit immer dafür, dass sich Energie anstaute und die wollte kanalisiert werden. "Wie weit sind die hier mit Bergbau und Chemie? Metallseifen bekommt man doch bestimmt, oder?" Ganz klar, worauf sie hinaus wollte und es fiel ihr sehr leicht, gleich im Kopf auf Kriegszustand umzuschalten. Sie war jetzt hier, in Nowigrad und damit auf einer der beiden Seiten. Wäre sie auf der anderen gelandet, dann hätte sie vermutlich auch dort genauso reagiert. Letzten Endes war Jordan Offizier und aus ihrer Zeit daran gewöhnt.
Die Wahrheit mit den Portalen hatte sie geschluckt und gespeichert, die Konsequenz daraus würde sie erst noch verarbeiten müssen und zwar später, allein, in Ruhe. Eine unmittelbare Folge war aber, dass sie sich und ihren Tatendrang nun hier unterbringen musste. Wieso also nicht im Spiel David gegen Goliath. Diese Stadt retten. Saigon oder Nowigrad, wo war schon der Unterschied.
Jordan stemmte die Hände in die Seiten und sah sich nochmal im Raum um. "Ich weiß zwar grad echt nicht, warum ich das zu meinem Problem machen sollte, aber hey, klar, lass uns diese Stadt retten. Klingt wie eine irre Idee, inklusive Himmelfahrtskommando. Wenigstens wird mir dann nicht langweilig." Sie wandte sich Sokolov wieder zu und grinste das so schön betitelte Grinsen. "Du weißt aber schon, dass sie hier Leute auf dem Marktplatz verbrennen? Retten wir die mit den Streichhölzern auch?" War doch immer gut, wenn man wusste, wer die Guten und wer die Bösen waren. "Sollen wir einfach morgen nochmal plaudern? Ich brauche tatsächlich mal ein paar Stunden allein mit mir und diesem ganzen Input. Muss das mal sortieren. Und hey, danke fürs Angebot, aber ich würde wirklich lieber wieder in dieses Gasthaus gehen. Erstmal." Damit waren sie nun an dem Punkt. Würde er sie gehen lassen, auch auf die Gefahr hin, dass sie irgendwas anstellte oder die Stadt einfach verließ und zum Feind ging? Wäre ja auch eine Option... Sie war ein Mensch, der gerne auf Seiten der Übermacht stand, ganz klar. So war sie sozialisiert.
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Vyacheslav Sokolov
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In einer anderen Zeit und einer anderen Welt war es oft so gewesen, dass Slava auf und ab getigert war und damit Makarov nervös gemacht hatte, den Generaloberst, dem er Rede und Antwort zu stehen hatte und der oft genug seine - gelinde gesagt unkonventionellen - Manöver hatte verteidigen müssen.
Und meist war es allein der Erfolg, der ihm Recht gegeben hatte wo Moral und Gesetzt lautstark Anklage erhoben hatten.
Nun saß er da und sah der jungen Frau dabei zu, wie sie auf und ab wanderte und fragte sich ob ihn das nervte.
Die Antwort war allerdings: 'Nein'. Sein Blick folgte ihr nun während er über Materialkunde nachdachte, Schläuche, Pumpen, Wasserdruck und Hexer.
Und irgendwie waren sie sich ähnlich in ihrer Denkweise.
Vielleicht war die Art und Weise wie eine Armee den Menschen formte um ihn sich gefügig zu machen immer und überall ähnlich. Auch Slava hatte vor allem etwas zu tun gebraucht, eine Aufgabe, und wäre sein Portal über Nilfgard aufgegangen, er hätte vermutlich genauso loyal auch dem Emhyr var Emreis gedient. Aber er war nun mal Dijkstra in die Hände gefallen, und Jordan nun ihm. Damit waren die Fronten geklärt.
Zufall, Schicksal, Vergeltung, wie er es auch nennen mochte, er war hier und würde tun was er konnte.
"Ich werde das arrangieren. Um die Sprache zu lernen habe ich mittlerweile ein paar Unterlagen, angefangen mit der Schrift sowie Karteikarten. Auch ich musste sie erst lernen und andere vor dir auch. Die Materialien sind zwar russisch, aber Schura kann sie ins Englische übertragen."
Ein wenig bedauerte er es, dass Valentine jetzt nicht hier war.
Zurück zu den Schläuchen, Pumpen, Hebewerkzeugen...
Und was wußte er noch über Metallseifen. Es war schon lange her, aber es fiel ihm noch erstaunlich viel ein.
"Von einer echten Chemie als Wissenschaft kann man hier noch nicht sprechen. Es basiert noch viel zu viel auf Aberglauben und zu wenig auf Versuch und Irrtum. Sie nennen sich Alchemisten und bei vielen Prozessen kommen noch Rituale als essentielle Bestandteile zum Einsatz. Außerdem liegen die meisten der benötigten Metalle noch nicht in Reinform vor. Zinkoxid könnte bekannt sein, aber weder Lithium noch Barium sind es. Mit einer Anleitung wie es synthetisiert werden kann... wer weiß... Bedauerlicherweise habe ich keine, Chemie war nie mein Fachgebiet. Wenn du nicht genauer darin bewandert bist müssen wir wohl warten, bis uns eines der Portale eine Chemiker ausspuckt."
Vermutlich hätte sie gelacht, wenn er erklärt hätte, was er studiert hatte. Psychologie und Journalismus und ein paar Kurse in Informatik. Das passte so absolut nicht zu ihm. Vielleicht hätte man ihm sogar etwas wie Wirtschaft noch eher abgenommen.
Er hatte andere Stärken und als Kind seiner Zeit war er es bereits viel zu sehr gewöhnt überall nachsehen zu können, und nur zu filtern und weniger aktiv zu reproduzieren. Aber er würde später einmal due PDAs und das Tablet durchforsten, vielleicht hatte irgendwann einmal irgendwer etwas heruntergeladen was nützlich sein konnte.
"Es war auch erst der Zufall, das das alles zu meinem Problem gemacht hat. Und mittlerweile habe ich wenigstens ein paar Freunde hier gefunden."
Die mit den Streichhölzern... Einer davon gehörte sogar zu den Streicholzträgern. Wie sie wohl darauf reagieren würde? Der schwule Russe hatte schon ganz andere amüsiert.
"Leider lassen sich die äußerst schwer trennen. Ich hätte kein Problem damit, wenn die Führungsriege des Ordens fällt, zumal die meine Bemühungen zur Rettung richtiggehend torpedieren. Dennoch sitzen wir vorerst noch im selben Boot und ich kann mir nicht aussuchen welche Teile davon ich versenke. Vorerst werde ich einen anderen Weg finden müssen um den Orden zur Vernunft zu bringen."
Zu ihrem Wunsch, ins Gasthaus zu gehen nickte er schließlich. Er war zu müde um zu diskutieren.
"Gut, sei vorsichtig. Findest du den Weg oder soll ich eine Eskorte rufen?"
Er würde sie nicht festhalten, das würde nicht funktionieren und seine Bemühungen, ihr Vertrauen zu gewinnen nur unnötig aushöhlen. Er würde ihre Freiheit nicht beschränken, auch wenn ihm nicht ganz wohl bei der Sache war.
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Jordan überlegte bereits daran herum, wie man ohne großen technischen Aufwand ein Verdickungsmittel für Kerosin (sofern sie überhaupt an die MiG rankamen) herstellen konnte. Als guter Lausbub hatte sie früher aus allem möglichen Bomben und Brandsätze gebaut, sehr zum Verdruss ihrer Mutter, die ständig Brandflecken in Schürzen und Röcken hatte flicken dürfen. Feuerwanze hatte ihr Bruder sie mal getauft, als ein rotes Kleid besonders hübsch verziert an ihr herunter gehangen war. Der Gedanke ließ ein Schmunzeln auf ihren Lippen aufleuchten, doch es verschwand auch schnell wieder. Auch ihre Familie war nun unerreichbar fern und den Witz begriff hier entsprechend niemand.
Da der Kopf mit derlei Gedanken beschäftigt war, beschloss die Zunge einen Alleingang und sie erwiderte abwesend: "Kyrillisch kann ich lesen, kein Ding." Erst als der Satz über ihr Ohr eine weitere Runde an der Schaltzentrale vorbei drehte, stutzte sie und warf Sokolov einen kurzen Blick zu. Ach Scheiß drauf, war ja schon egal. Sie hatte Schlucha ja schon halb enttarnt und damit auch sich selbst. Ein Heben der Schultern, dann gleich ablenken. "Ich denke, mit dem Kerosin fällt mir was ein. Aber dazu müssten wir es erstmal haben. Ich jedenfalls schwimme wie die bleierne Ente." Was komplett gelogen war: ihre obere Rückenmuskulatur sprach eine andere Sprache, aber nur weil sie regelmäßig schwimmen musste hieß das nicht, dass sie es auch mochte.
Sie war ein Adler, keine Gans.
Jordan blieb stehen und nickte. Ja, so war das doch meistens. Man konnte sich leider nicht aufs Feld stellen und fragen, wer der Herrschaften denn unschuldig war. Bitte vortreten, den Rest ab zur Erschießung. Man hatte immer mit der Melange zu tun und Jordan war oft genug froh, dass sie einfach Koordinaten hatte, auf die sie schießen sollte und sich jemand anderes den Kopf darüber zerbrach, ob das, worauf sie da schoss auch das richtige war. Zweifel durfte sie nicht haben, nicht an ihrem Tun und schon gar nicht an den Entscheidungen ihrer Vorgesetzten. Dann wäre sie am falschen Platz. Dennoch hatte sie manches infrage gestellt, oft genug aus Briefings eine Diskussion gemacht, bis einem Colonel oder General der Kragen geplatzt war. Genausogut hatte sie aber auch den Punkt gekannt, an dem man besser nicht weiter stritt.
Also erstmal nicken. Freunde finden. Ein alter Spruch fiel ihr ein: Bogenschießen, Freunde treffen. Gab es hier wohl Bögen? Automatische Schusswaffen wohl kaum. Wäre sie einen Einsatz geflogen und nicht ein Training, hätte sie wenigstens ein süßes kleines MG dabei gehabt. Für den Hausgebrauch sozusagen. So war sie auf ein Messer zurück geworfen. Apropos...
"Das find' ich schon. Wenn ich mal was von oben gesehen habe, komm ich unten klar.", erwiderte sie zuversichtlich und ging zu ihrem Gepäck, um darin nach dem Messer zu kramen und es sich in den Stiefel zu schieben. Sicher war sicher. Dann stopfte sie alles wieder in den Rucksack und schnallte den G-Suit obenauf. Vielleicht konnte sie den ja irgendwo gegen ein paar Münzen eintauschen. Den Rucksack schwang sie sich wieder auf den Rücken und von irgenwoher hatte sie plötzlich wieder die Fliegerbrille in der Hand. Bedauernd musterte sie diese. "Die fällt wohl auch nicht in die Kategorie 'unauffällig', hm? Ich lass sie hier, dann weißt du, dass ich wiederkomm. Das Ding ist mir wichtig, klar?" Dabei fuchtelte sie mit der Brille vor Sokolovs Nase herum, bevor sie diese auf den Tisch legte. Der Goldrand schimmerte im spärlichen Licht und die verspiegelten Gläser zeigten je zwei Jordans und zwei Sokolovs. Erstere blickte noch einmal in die Augen des sitzenden Mannes, als versuche sie darin irgendwie die Antwort zu finden auf eine ungestellte Frage. Mindestens die, ob sie jetzt salutieren sollte oder nicht. Für Novka hatte sie...
Jordan trat einen Schritt zurück und nahm Haltung an. "Oberst Sokolov. Melde mich ab zum Matratzenhorchdienst." Immerhin der Salut war korrekt, auch wenn sie zwinkerte. "Also dann. Wir sehen uns." Wie bald das sein würde, ahnte sie zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Und damit verschwand sie hinaus in die unbekannte Stadt. Oder besser Welt.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Sie konnte kyrillisch lesen. Klar. Mehr als ein hochgezogene Augenbraue gab es aber nicht dafür. Es wunderte ihn nicht.
Was er wirklich wohlwollend registrierte war, dass er wohl wirklich eine Mitstreiterin in Sachen Militärtechnik gefunden hatte.
Er nickte abermals als sie sich verabschiedete und die Brille da ließ. Sonnenbrillen gehörten nicht in Slavas Repertoire. Er mußte nicht einmal einem Versuch widerstehen, sie aufzusetzen. Er würde sie nur wegpacken und nicht anrühren.
"Besser nicht. Es gibt Brillen, die wirst du sicher auch sehen, aber lach dann nicht."
Erläuterte er. Die frühen mittelelterlichen Versionen von Brillen sahen einfach globig und unzweckmäßig aus. Lächerlich.
Er nickte zackig zu ihrem Salut. Mehr aus Reflex.
"Wir sehen uns." Bestätigte er. Blieb aber sitzen. Er würde sich vielleicht noch ins Badehaus verabschieden, oder den eigenen Zuber noch einmal aufwärmen. Er erinnerte sich daran, weshalb er eigentlich nach Hause gekommen war, aber den Rest der Arbeit würde er wohl im Homeoffice erledigen und einen boten losschicken.

Die Türe war lange geschlossen, da saß er noch immer und sah ihr nach.
Und weshalb dachte er jetzt an seine Frau?
Vermisste er sie nun plötzlich? Er hatte sie ein paar mal erwähnt, indirekt. 'Mit einer Ärztin verheiratet gewesen...' Natürlich gehörte immer zwei zum Scheitern einer Ehe. Wann er damals nun genau realisiert hatte, dass sie ihn mit Ruslan betrog wusste er lägst nicht mehr. Er wollte sich gern einreden, dass er es immer schon geahnt hatte und deshalb war auch er nicht treu gewesen - Henne und Ei. Aber auch wenn er der erste gewesen sein solle war es trotzdem in seinen Augen etwas anderes, wenn er sich im Rahmen seiner Berufsausübung abreagierte oder ob sie hinter seinem Rücken eine Beziehung mit seinem besten Freund begonnen hatte.
Ruslan, dessen Leben zu retten er die Welt aus den Angeln gehoben hatte.
Vielleicht hatte es damit begonnen.
War zu einer Obsession geworden.
Er begriff das meiste davon noch immer nicht
Und erst jetzt wagte er darüber nachzudenken, ob Ruslan wirklich nur ein Kamerad für ihn gewesen war. Jetzt... im Rückblick...
Bljad.
Wenigstens konnte er sicher sein, dass Artjom sein Sohn war. Der erste Sohn sah fast immer dem Vater ähnlich, und der Junge hatte zwar nicht seine grünen Augen, aber seinen hellem rotblonden Teint geerbt. Ruslan hatte dunklere Haare gehabt und auf jeden Fall dunklere Haut.
Armer Bursche. Nicht das beste Erbe.
Warum ging er ihm jetzt durch den Kopf?
Weil er die beiden dieser Amerikanerin gegenüber als Argument gebracht hatte?
So lange waren sie ihm Scheißegal gewesen...

Eigentlich hatte er sich den Zuber füllen wollen, aber statt diesen zu leeren und erneut zu füllen machte er sich doch wieder auf den Weg zur Wache. Er wollte keine weitere Zeit verstreichen lassen und direkt mit den Hexern reden - wohl wissend, dass ihm die nächsten Tag kaum eine Pause lassen würden.

<weiter in Kerker>
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von: aus dem Kerker zurück zur Wohnung
Datum: Am späten Abend, gegen 21:30 - 14. August 1278, Samstag
betrifft: ggf. Pandora
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Es war spät, als Slava seine Wohnung wieder erreichte.
Müde und abgespannt schloss er auf. Zu viel geschah in zu kurzer Zeit und zuweilen verlor er fast vollständig das Zeitgefühl. Bei manchem hatte er Déjà-vus, anderes strich er fast vollkommen aus seinem Gedächtnis. War er wirklich noch bei vollkommener geistiger Gesundheit oder wurde der Oberst doch langsam wahnsinnig?
Wie auch früher schon konnte er nie ganz sicher sein.
Sein Instinkt warnte ihn zwar, aber ob es seine Paranoia war, die Drogen, Verfolgungswahn oder verkannte Realität oder tatsächlich etwas reales... Jedenfalls blieb beständig der Eindruck, dass er etwas wichtiges übersah.
In der Zone hatte er darauf gehört und lag meist richtig, aber die Zone war anders. Sie vertrug einen Psychopathen und er konnte vieles von dem was er tat mit dem Erfolg rechtfertigen den er zeitigte, da ließ sich selbst sinnloses Verhalten am Ende als beabsichtigt hindrehen. Dafür hatte er ein besonders Talent entwickelt.
Diese Welt war anders. Vielleicht nicht komplexer aber es gab andere Regeln und sie verlangte andere Talente von ihm und deutlich mehr Anstrengung, mehr Konzentration und mehr Sorgfalt.
Und er begriff noch immer so vieles nicht.

Er hatte aufgeschlossen und die Tür hinter sich zugezogen.
Dunkel war es in seiner Wohnung, kühl. Es roch immer noch ein wenig nach Jarels Seife und nach Essen.
Der Ritter war noch keinen ganzen Tag weg und er vermisste ihn schon. wie sollte das noch werden...
Erst einmal setzte er sich einfach im Dunkeln an den Tisch, schloss für einen Moment die Augen, atmete tief durch.
Erst einmal wein wenig abschalten.
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Alexander Lebedew
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Lebenslauf: Schura

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von: Slavas Wohnung
Datum: ca. 22:00 Uhr, 14. August 1278, Samstag
betrifft: Valjan, Slava
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Es dauerte nicht sehr lange, dann klopfte Schura an.
Er hielt sich - was erstaunlich war - nicht einmal lange auf, gab nur einen Bericht ab, holte noch einen PDA mit der Erklärung, er wollt versuchen, das Mesh einzurichten, damit sie wenigstens hier in der Stadt kommunizieren konnte. Das Solarladegerät nahm er auch mit. Slava war nicht ganz einverstanden, aber zu müde um vehementer zu widersprechen. Er hoffte einfach, dass Schura verantwortungsvoll damit umging.
Und er teilte ihm auch in einem sehr kurzen Abriss mit, was sie im Wald beobachtet hatte, versicherte, dass niemand sie gesehen hatte. Dann verschwand er mit einem Grinsen, das viel mehr sagte als jedes Wort.

<bezieht sich darauf und geht hier weiter>
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Was Nachtruhe und Entspannung anging, das war für Slava gelaufen.
Was Schura berichtet hatte brachte diesen Nikolavo ziemlich eindeutig in Verbindung mit einem Überfall auf eine Delegation der Ritter von der Flammenrose... die, das wusste zumindest er, höchst wahrscheinlich zur Eskorte des Hierarchen selbst gehörten.
"Блять! Сука блять иди нахуй!!"
Erlaubte er sich einen wütenden Ausbruch und ein Tonbecher musste es ausbaden und schoss mit Schwung gegen die Wand, allerdings zerschellte er nicht dort sondern erst am Boden. Fachwerkwände waren einfach keine Ziegelwände und auch das ärgerte ihn gerade. Auf Höhe der Treppe war noch immer sein Faustabdruck zu sehen.
Ausgerechnet. Wenn man ihn identifizierte, als Reisenden und bis zu ihm verfolgte... Er konnte nur hoffen, dass man keinen so differenzierten Blick auf diesen Typen geworfen hatte, der sich selbst als 'Dämon' bezeichnete. Er musste mit Kostjunari reden. Was hatte der sich nur gedacht?
Und selbst wenn es einen Grund gab, die Ritter mochten angefangen haben, konnte er sich durchaus vorstellen, dann warf dieser Vorfall alles was er für Anderlinge gegenüber dem Orden erreichen wollte vermutlich um Jahre zurück.
Er fluchte noch einmal und nun war er es, der im Raum auf und ab tigerte. Allerdings eher ein Tiger mit Hospitalismus.
Er brauchte mehr Informationen... Und eine gute Frage, wo war eigentlich Viktor?
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von: Eisvogel ➜ Slavas Heim
Datum: Nacht vom 14. auf den 15. August 1278
betrifft: ggf Slava
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Auch die Straßen waren furchtbar dunkel, so ganz ohne Straßenlaternen. Nur der Mond und die Sternen spendeten der Frau etwas Licht, die durch die einsamen Gassen eilte. Kaum jemand war unterwegs, es war selbst für die letzten Zecher schon zu spät. Jordan schielte auf ihre Uhr - kurz nach 2. Was hieß das wohl an diesem Ort? Sie war verrückt! Sie konnte den Mann doch nicht zu nachtschlafender Stunde aus dem Bett klingeln! Wegen einer Pille.
Jordan blieb stehen, sah sich um. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, dazu kam inzwischen ein unangenehmer Schmerz, fast als bekäme sie eine Grippe. Vielleicht hatte sie sich hier auch einfach nur was gefangen, in diesem Dreckloch... Schlimm nur, dass sie eigentlich genau wusste, was mit ihr los war und sie hatte tatsächlich Angst davor. Nein, sie hatte da keinen Bock drauf. Das hatte sie schon mal durch gemacht - einmal reichte.
Bevor doch irgendjemand, und sei es die Wache, auf die Frau aufmerksam werden konnte, eilte sie weiter, tonlos einen Fluch nach dem anderen murmelnd. Das Haus fand sie schnell, doch auf der Schwelle zögerte sie trotzdem noch einen Moment.
Probierte dann die Tür zu öffnen. Verschlossen. Klar.
Jordan hob die Hand. War sie wirklich so verzweifelt? Alles in ihr schrie JA, nur ihr Stolz hatte noch was dagegen. Den knüppelte allerdings eine Welle aus Übelkeit nieder, die ihr plötzlich das Rückgrat hinauf rollen wollte.
Scheiß drauf! Sie klopfte - mehrfach und eher hektisch.
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Vyacheslav Sokolov
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Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Türe öffnete. Und zwar genauso lange wie es brauchte...

...um aus dem Schlaf heraus zu realisieren, dass unten jemand geklopfte hatte. Wirklich und nicht nur im Traum.
Nun war Slava jemand, der in Bruchteilen von Augenblicken von Schlaf auf Wach umschalten konnte. So war er gedrillt worden, sofort klar denken, klar genug um auch nicht hochzuschrecken. Wie man den Rekruten so etwas beibrachte, darüber schwieg er meist.
Der Traum, den er gehabt hatte war damit allerdings auch zur Gänze weggewischt. Es war etwas angenehmes gewesen, glaubt er sich noch vage zu erinnern während er sich aufsetzte, aber das wars dann auch schon gewesenen.
Was sich allerdings seit damals verändert hatte und zwar gravierend, das war seine körperliche Fitness.
Früher wäre er aufgesprungen und in wenigen Augenblicken auch im Dunkeln die Treppe hinunter gesprintet denn auch wenn er nichts sah, er kannte das Haus mittlerweile, die Treppe, jede Diele.
Heute aber kostete es ihn Überwindung aufzustehen, sich aus dem Sitzen ganz aufzurichten. Das Herz schlug bedrohlich laut und seit dem Infarkt hatte er ein wenig das Vertrauen in diese Pumpe verloren, der Rücken schmerzte und stritt mit der Bauchmuskulatur um die Wette. Meist gab es sich im Laufe des Tages etwas, man gewöhnte sich einfach daran, aber gerade morgens war es am schlimmsten.
Und es war August und noch sehr warm, deshalb hatte er tatsächlich auch nur in Unterhosen geschlafen. Nun musste etwas zum anziehen drüber.
Er griff sich einen Hausmantel, auch wenn das nur wenig repräsentativ war, schlang sich diesen Um die Schultern. In die Ärmel bastelte er sich erst auf dem Weg nach unten ganz hinein.
Hätte er nun Bedienstete, diese würden für ihn nach unten gehen und jeden nächtlichen Besucher abwimmeln, denn Nachts hatte niemand den Freiherrn zu stören. Allerdings wusste er sehr gut, wenn es Nachts klopfte war es meist wichtig.
Dann brachte jemand einen toten Kameraden auf dem Pferd oder die Nachricht dass jemand schwer verletzt war.
Er schluckte. Es gab eine zu große Auswahl an Ereignissen, die eintreffen konnten, die er nicht hören wollte. Nilfgard hatte zum Sturm geblasen... Irgendein größerer Überfall... Jemand mit dem er zu tun hatte war verhaftet worden Oder... War Jarel wieder etwas zugestoßen?
Fuck, hoffentlich nicht.
Den Weg nach unten und die sehr steilen Stufen beleuchtete er mit einem PDA notdürftig, nahm langsam jede Stufe um nicht zu stolpern. Es dauerte so verdammt lange bis er einigermaßen beweglich war. Ein Fuß vor den anderen... Das war schon wie das Scheiß Parkinson seines Großvaters... Fuck, erbte er da auch noch? Nein... wohl doch nur die Verletzungen, reichte schon.
Erst unten am Herd zündete er eine geschlossene Öllampe an. Öl rußte und stank nicht so sehr wie Talg. Wenigstens das konnte ein Freiherr sich leisten, wenn schon kein Personal.
Der Herd, das hatte er mittlerweile gelernt, sollte am besten nie ganz ausgehen. Es war sogar etwas sparsamer, die Glut zu erhalten als ihn auskühlen zu lassen und vollkommen neu anzuzünden. Vor allem wenn man so geschickt war im Feuermachen wie er.
Den PDA steckte er... Verdammt, richtig, normalerweise gab es keine Taschen. Einige seiner Gehröcke waren Maßanfertigungen, der Morgenmantel nicht. Also landete das verräterische Stück Technik in der nicht weniger verräterischen Boxershort versteckt unter dem Mantel. Erst dann, barfuß und wenig repräsentativ öffnete er nun die Türe. Wenigstens waren Haare und Bart kurz genug, dass sich da kaum etwas verlegen konnte.

In etwa so viel Zeit war nun vergangen.
Dass in der Zwischenzeit noch mehrmals und recht hektisch geklopft worden war hatte er registriert und während der Odyssee von oben nach unten einen Besucher nach dem anderen ausgeschlossen. Schura hatte ein eigens Klopfzeichen, ebenso Novka. Selbst Viktor klopfte anders. Die meisten, die er kannte konnte er so ausschließen, sogar die Hexer. Irgendein Wächter kam natürlich immer in Frage. Irgendein Bote schlechter Nachrichten... Oder...
Wie überrascht er nun war, Jordan zu sehen, das zeigte er nicht.
Sicherlich war sie im engeren Kreis aller Möglichkeiten gewesen, aber genauso gut konnte Jarel wieder in etwas Katastrophales geraten sein. Ein aufmerksamer Beobachter konnte vielleicht eine Spur von Erleichterung erkennen, oder es war das Flackern der Öllampe. Einen Moment musterte er sie, vielleicht suchte sein Blick auch die Dunkelheit hinter ihr ab, war ihr jemand gefolgt, Freund oder Feind?
Erst als er sicher war, dass die Straßen leer waren und nicht einmal ein Mutant mit Fotographischem Gedächtnis lauerte, winkte er sie herein, mit einer Hand den Mantel immer wieder zuziehend, ganz verdeckte er nicht was am Tag der Hohe Kragen kaschiert hatte: Die blasse Haut und die Narben, die sich sehr zahlreiche darüber zogen.
Mit der anderen, der linken hob er die Öllampe etwas an um sie genauer zu betrachten. Dass es ihr nicht so richtig gut ging war nicht schwer zu lesen. Den Grund für ihr nächtliches Aufrauchen glaubte er damit auf fast zu kennen. Er hatte ihn neben dem Zuber gefunden, dort allerdings unberührt liegen lassen. Aus gutem Grund.
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