Privatwohnung | Nowigrad/Silberstein - Ein Privathaus mit Büro

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Der Ritter brannte. Brannte Lichterloh. Natürlich nicht im wörtlichen Sinne, sondern vor Sehnsucht und Unruhe.
Er war nicht zur verabredeten Zeit erschienen und sein Geliebter hatte sich gesorgt. So sehr gesorgt, dass er sich in die Gefahr geworfen hatte wie ein Klippenspringer in Meer. Und nicht nur in Gefahr für ihn.
Wenzels Bemerkungen über Slavas Befürchtungen er könnte rückfällig geworden sein hatte er nicht geglaubt. Und doch… Das seltsame Drücken in der Magengegend konnte er nicht leugnen. Vielleicht war es auch dem „Vorfall“ am Vortag geschuldet, doch richtig wohl war dem Ritter nicht.
Jarel wollte Slava sehen, nein er musste ihn sehen. Und als klar war, dass der Hierarch an diesem Tag tatsächlich nicht erscheinen würde, war der Ritter schneller auf dem Weg gewesen als einer seiner Brüder ‚ewige Flamme‘ sagen konnte.
Nun stand er am frühen Vormittag mit pochendem Herzen vor der Tür. Und klopfte nach einigem Zögern an.
Sein Liebster öffnete selber, kein Cyron, kein Elurin und auch keiner der anderen Lakaien. Sofort begann die steife Körperhaltung des Ritters fließender zu werden. Die Schultern entspannten sich und die Nase trug er nicht mehr ganz so hoch. Vor allem sein Blick wurde weicher und das Lächeln ehrlicher, wärmer, aber euch eine Spur unsicher.
Jarel stand einige Sekunden wortlos vor der Tür in einem Teil der für den Orden üblichen Kleidung. Dunkle Lederhose, roter, oberschenkellanger und gesteppter Lederwams, umgeschlagener Gürtel mit Ziernieten, Lederne Armschienen mit der aufwändig punzierten flammenden Rose, streng nach hinten gekämmtes und zum Pferdeschwanz gebundenes Haar.
Er wirkte regelrecht herausgeputzt in der engen Kleidung und äußerst wehrhaft. Es fehlten eigentlich nur noch Wappenrock und Schwert zum perfekten Aushängeschild des Ordens.
Zwei Dinge milderten diesen Eindruck. Das eine war sein jungenhafter Blick unter den dichten Wimpern, das zweite ein eng um die Schultern gezogener wollener schwarzer Umhang mit riesiger Kapuze, der auch einer Prinzessin im Märchen gerecht wurde. Und das mitten im Sommer.
„Darf ich reinkommen?“
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Er ahnte ja, wer ihn zu dieser Zeit besuchen wollte, daher öffnete er schnell und ohne zu warten. Und es war tatsächlich Jarel. Nicht in offizieller Tracht sondern in einem Mantel... war er also inoffiziell da?
Er grinste.
"Aber natürlich Klingenmeister Moore..." und ließ ihn eintreten. Ein belustigtes Glitzern in den Augen entschärfte den förmlichen Ton. Jarel war zwar noch nciht zur Gänze wiederhergestellt, das war ihm anzusehen, aber er hatte sich sichtlich Mühe gegeben und macht auch in so halboffizieller Tracht wirklich etwas her.
"Ich hoffe, ich habe keinen Mist gebaut."
Er als die Türe zu war traute er sich ihn zu küssen, ohne Vorwarnung. Allerdings ließ er dann wieder von ihm ab, ehe es zu heiß wurde. Es war klar, sie mussten zuallererst reden.
"Kaffee?" bot er ihm daher an.
Brot und Marmelade und Honig vom Vortag war noch da und dazu einiges zu berichten, aber er wollte bei allem nicht total mit der Tür ins Haus fallen.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Ja. Du hast Mist gebaut.“, seufzte er warm.
Was ihn nicht von abhielt, den Kuss wie eine Absolution zu empfangen, Slavas Duft einzusaugen und ein unwilliges Brummen von sich zu geben, als er sich zu früh ihm entzog.
Der Ritter nahm den Mantel von den Schultern und legte ihn über eine Stuhllehne, bevor er schwer auf einem andern Stuhl Platz nahm. Ganz offensichtlich hatte er geplant sich heute bedienen zu lassen.
„Großkomtur Wenzel von Herrenloh lädt den Freiherrn Sokolov zur Andacht und anschließendem Gespräch ein.“ Er atmete tief durch. „Inoffiziell. Aber er will dich kennenlernen.“, fiel er gleich mit der Tür ins Haus.
Als ihm Slava den Kaffee anbot, hob er abwehrend die Hand. „Danke…heute nicht.“
„Als ich …aufgewacht bin war von Herrenloh bei mir. Er berichtete, dass jemand während Bruder Holtmanns Schicht nach mir gesucht hat. Ein Freiherr Sokolov, der meine Unterstützung bei einer Vernehmung anfragte.“ Der Ritter lächelte. Nur das Frühstück rührte er nicht an.
Slava wusste, dass Jarel im Orden einen gewissen Rang bekleidete. Nur dass er dem Großkomtur so nah stand, dass dieser ihm persönlich Händchen heilt…
„Gute Idee im Übrigen. Er hat es geschluckt. Ich ‚gestand‘ ihm meine Zusammenarbeit mit dir. Und dass wir gemeinsam den entscheidenden Schlag gegen die Hexe Emyja Faslan planen.“
Der Schattenläufer räusperte sich. „Hast du vielleicht einen Becher Wasser für mich?“, bat er, bevor er fortfuhr.
„Der Großkomtur weiß, wer du bist und wem du dienst. Unsere Zusammenarbeit darf nach außen hin nie bekannt werden. Trotzdem…Wenzel will dich kennenlernen. Heute. Nach der Andacht. Jeder aus dem Orden mit Rang und Namen wird dort sein. Vom Hierarchen selber abgesehen. Der ist…unpässlich…Gicht“
Er lachte trocken. „Stockbetrunken, hmmm?“
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava sah Jarel zu, stellte dann einen Becher vor ihm ab und wollte ihm Kaffee eingießen, stellte ihm auch einen Teller hin, Brot und was eben noch da war.
"Du bist nicht erschienen und nach dir kann man die Uhr stellen... ich musste nachsehen. Dir ging es nicht gut nach dem Kampf. Ich habe mir aber Mühe gegeben, zu verschleiern, dass wir uns kennen."
Er entging ihm nciht, dass Jarel das Essen nicht anrührte und er lehnte sogar den Kaffee ab. Er beobachtete statt dessen seine Hände.
Statt dessen gab er ihm Wasser.
Zu stockbetrunken' grinste er nur.
"Ich musste klarstellen, dass ich dich wirklich nicht kenne... Also weiß ich natürlich auch nicht, dass du trocken bist." Er hob entschuldigend die Hände. "Ich hatte nicht viel Zeit, mir etwas einfallen zu lassen als ich diesen Typen da sah."
Er spielte etwas mit dem Brotmesser, dann schnitt er sich selbst einen schiefen Kanten ab und beschmierte ihn mit Marmelade. Er musste essen um Kraft aufzufüllen, vielleicht um noch einmal die Kommunikation zu üben.
"Ich habe übrigens nun ein Anwesen und es gibt noch eine Menge mehr an Neuigkeiten..."
Er nahm langsam den schwarzen Ring ab.
"Den muss ich dir zurück geben."
Auf die 'Vorladung' ging er zunächst nicht ein.
Er wollte ihn ein wenig erschrecken, immerhin hatte er sich auch erschrocken. Doch er löste schnell auf.
"Mit Cyron habe ich darüber nachgedacht, wie wir miteinander sprechen können... und es stellte sich heraus, dass ich wohl diese Ringe auch bedienen kann. Er wird mir seinen geben, er stellte klar, dass er keine Wiederworte duldet. Aber dazu musst du deinen wieder tragen. wird werden das trainieren müssen und die Reichweite ist nicht groß, aber innerhalb der Stadt sollte es funktionieren."
Er setzte sich gegenüber hin.
"Du hast mir einen Riesen Schrecken eingejagt, hörst du. Ich begreife jetzt erst... wie tief meine Gefühle gehen, wie groß meine Angst ist, dich zu verlieren. Wenzel also..." er nippte am Kaffee, ließ sich Zeit, eine dramaturgische Pause.
"Ich werde kommen. von Herrenloh ist durchaus eine interessante Person innerhalb des Ordens. Er war dein Rittervater, richtig? Dann sollte ich vielleicht doch noch etwas anderes anziehen... Wildseide... oder besser feine Wolle. etwas Understatement ist vielleicht besser im Falle des Großkomturs."
Er lächelte die ganze Zeit verschmitzt, ganz als freue er sich auf das Treffen. Dass er dahinter vielleicht nur seine Angst verbarg und kaschierte er sehr gut. Ja, er hatte Angst. Er ahnte bereits, dass er die meisten der gesellschaftlichen Regeln hier noch nicht ausreichend begriff und ein Schaulaufen unter den Adeligen gehörte durchaus zu den Dingen, die er nicht unter Kontrolle hatte. Er würde also Pokern müssen. Das Vorspiegel von Kompetent bei vollständiger Ahnungslosigkeit. Eigentlich die Definition des Armeedienstes... aber hier ging es um Jarels Leute, seinen Rittervater... Er konnte noch eine Menge mehr verbocken.
Doch es reizte ihn auch.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

In dem Moment, in dem Slava den Ring abzog verließ schlagartig jegliche Farbe Jarels Gesicht. Das Erschrecken hatte funktioniert. Exzellent sogar.
„Wenzel hat mich aufgekratzt und aufgenommen, nachdem ich in diese Welt und direkt vor seine Füße gestürzt bin. Er ist mehr als mein Rittervater. Er ist mein ältester Freund hier.“, erklärte er leise, nachdem er einige Male tief durchgeamet hatte und langte während Slavas Liebeserklärung über den Tisch, um seine Finger auf die des Spions zu legen, seine Hand zu nehmen und zu halten.
Das Wort ‚Understatement‘ verstand er nicht, aber es klang so, als wäre ihm die Wichtigkeit dieses Tages durchaus bewusst.
Sie mussten vorsichtig sein. Um ihrer selbst willen. Und um Jakobs willen. Obwohl …vielleicht war es doch besser, wenn er aus dem Leben des Jungen verschwand.
„Wolle klingt gut.“, erklärte er unschlüssig.
Die Alternative wäre gemeinsam zu verschwinden. Jarel suchte Slavas Blick. Nein, das kam nicht in Frage. Nicht bei all dem, was Slava sich aufgebaut hatte.
Ihm fehlten ohnehin gerade die Worte.
„Ich werde nicht mit dir kommunizieren können, dich nicht einmal richtig ansehen dürfen.“ Er seufzte.
„Du wolltest eigentlich zum Rücker Anwesen aufbrechen, richtig?“

Kein Wort davon, was der Auslöser all dieses Chaos war. Dafür war jetzt nicht der richtige Moment. Zumindest in Jarels Augen nicht.
Dabei wollte er noch so viel sagen und noch einiges tun. Er wollte zu ihm gehen, sich neben ihn Knien, seine Hand nehmen und ihm sagen, dass er das gleiche für ihn empfand.
Er wollte sich in seinen Armen wiederfinden und wenigstens einen Moment vergessen, wie es zu all dem gekommen war.
Er wollte ihn berichten, ihm sein Herz ausschütten, ihm seine Sorge um den Jungen mitteilen, für den er fühlte wie für einen Sohn.
Doch...
... nicht jetzt.
Die Situation war heikel und - auch wenn Slava sich nichts anmerken ließ - wenn sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hielten in den nächsten Stunden, konnte das alles ein wirklich böses Ende nehmen.
Der Schattenläufer musste zugeben, sein Liebster ging wirklich locker mit der Situation um, während er selber so verkrampft war, dass jeder einzelne seiner Muskeln wie bei einem Muskelkater brannte.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Dass sie vorsichtig sein mussten hatte er schon begriffen, aber wie man es drehte und wendete, was nun bevorstand war unausweichlich.
Sein ältester Freund und er wusste offenbar vieles, das wurde ihm nun mit einem mal klar.
"Auch dann ist es wohl besser, wenn nicht ich deinen Ring trage, er kennt ihn sicher. Und er weiß also, dass du ein Reisender bist... Und vermutlich hast du ihm auch gesagt, dass ich auch einer bin?"
Das war eine Schlüsselinformation.
"Es ist gut, dass er mich treffen will. Egal wie vorsichtig wir sind, man wird uns zwangsläufig hin und wieder zusammen sehen, es ist gut, wenn es dann eine einfache Erklärung gibt."
Und ihm war vollkommen klar wie es laufen musste und er wurde sehr ernst.
"Ich kann das, Jarel. Wenn ich mit ihm spreche... ich kann genug Distanz zu dir aufbauen, dass er nciht im Traum auf die Idee käme, wir könnten auch nur befreundet sein. Vielleicht spotte ich, ich muss glaubhaft machen dass ich dich nicht kenne und auch nicht kennen will und dass ich dich dich nicht sehr respektiere. Ich kann das so glaubhaft machen dass du mir vielleicht selbst glauben wirst. Ich bin genau für solche Spielchen ausgebildet worden. Also glaub mir dann kein Wort. Aber ich weiß wo die Grenze ist." Eine Kostprobe davon lieferte er ja bereits. Er hatte viel mehr angst, das Jarel es nciht schaffen könnte.
"Wir bekommen das hin. Früher oder später musste diese Situation kommen, besser also früher."
Und er lächelte wieder.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

Kein Wort zum Rücker Anwesen.
Slava war das Treffen mit dem Großkomtur wichtiger. Sehr gut.
"Ja.", gab Jarel zu.
"Er weiß du bist ein Reisender. Ich habe ihn auch vor deinen Taktischen- und deinen Nahkampffähigkeiten berichtet. Und ihn vor deine Gefährlichkeit gewarnt.", erklärte er schmunzelnd , ließ die Hand seines Gegenübers jedoch nicht ließ.
"Vielleicht ist es genau richtig, wie es jetzt läuft. Wer weiß.." Jarel atmete noch einmal tief durch.
"Wenzel weiß von meinen Drogenproblemen und zum Teil kennt er meine Vergangenheit. Dass ich Männer liebe weiß er nicht und auch nicht vom Fluch. Er ist ein wirklich guter Freund, aber in diesen Fällen bin ich mir nicht sicher, ob er unsere Freundschaft über seine Pflichten stellen würde. "
Der Ritter presste die Lippen zusammen.
"Die Andacht beginnt mit dem Mittagsläuten."
Er lächelte matt. "Ich sollte wieder zurück."
Zögernd nahm er den schwarzen Ring und steckte ihn an.
Ja. Wenzel kannte das Schmuckstück. Wer hätte auch gedacht, dass die beiden Männer sich all so nahe.komnen würden.
"Er hat die wirklich seinen Ring gegeben? Den goldenen?"
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Er hatte sich zu der Reise nicht geäußert, er musste eine Menge umplanen, keine Frage, aber dieses Treffen konnte zu vieles verändern, das hatte nun Priorität.
Und der Großkomtur wußte, dass er selbst ein Reisender war. Gut, Gut und schlecht, aber er kannte dann etwas anders auftreten. Er würde vielleicht eine kleine Demonstration einstecken, einen der PDA's, die noch Saft hatten vielleicht. Und Jarel hatte diesen auch gewarnt, dass er gefährlich war. Slava schmunzelte dazu. So dachte auch Dikjstra. Vielleicht war etwas dran, Markin hatte ihn einmal einen 'verdammten Soziopathen' genannt und er wußte selbst, dass das nicht ganz von der Hand zu weisen war. Im Beruf war er immer kaltblütig vorgegangen und hatte ohne Kompromiss erledigt was erledigt werden musste. Und es überraschte ihn ja selbst, dass er dazu in der Lage war, Jarel zu lieben.
"Ich werde pünktlich sein."
Und während Jarel nun wieder seinen Ring ansteckte holte er den goldenen von Cyron heraus, er hatte ihn ihm dagelassen. Diesen steckte er nun an... Irgendwie passt das auch besser, solange der Komtur keine Verbindung entdeckte... Auch der goldene Rong passte sich automatisch seinem Finger an, dem Zeigefinger der rechten Hand.
"Hat er... Ich kann mir nur im Ansatz vorstellen, was das bedeutet. Und wir müssen es üben sie zu benutzen. Ich bin dazu in der Lage, aber ich muss erst lernen ihn kontrolliert zu bedienen."
Dass ihn der erste Versuch bewusstlos gemacht hatte äußerte er nicht, er wollte nicht dass Jarel sich zusätzliche sorgen machte.
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Jarel Moore
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Lebenslauf: Jarel

„Vorsicht mit den Dingern.“ Jarel hatte seinen Ring zurück an den kleinen Finger der linken Hand gesteckt und betrachtete ihn, nicht ohne eine gewisse Schwermut. Gern hätte er Slava einen völlig anderen Ring angesteckt – an den Finger wohlbemerkt -, aber das war unmöglich. Er würde eine andere Möglichkeit finden, seine Liebe zu bekunden.
„Die ersten paar Male hab ich mir die Lunge aus dem Leib gekotzt.“
Der Schattenläufer hob zögernd den Blick und sah seinem Gegenüber in die Augen. Lange und tief. Es würde noch genug Zeit geben, ihm sein Herz auszuschütten.
Mit einem Mal ging ein Ruck durch den Ritter, er erhob sich, umrundete den Tisch und zog Slava hoch und in seine Arme.
Er konnte nicht anders. Seine linke strich wie magisch angezogen mit den Fingerspitzen über Slavas Schläfe, seine rechte landete auf dem Hintern des Spions. Es folgte ein weiterer Kuss, wild und leidenschaftlich. Nur mühsam riss Jarel sich los.
„Mittagsleuten.“, verkündete er, wirbelte herum, ging zur Tür und öffnete.
Diesen schwungvollen Abgang versaute er sich allerdings selber. Er hatte den Mantel vergessen.
Verlegen grinsend kam er zurück, wand das Kleidungsstück um die Schultern, zwinkerte Slava zu und ging nun tatsächlich.
Den Fußweg zurück zur Komturei braucht er um seine Gedanken zu ordnen.
So oft hatte er in letzter Zeit gedacht, seine Vorhaben konnten nur schief gehen. Und ein ums andere Mal war er glimpflich davongekommen.
Warum nicht auch heute?
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Slava nickte nur zu der Warnung. Auch Cyron hatte gewarnt und er hatte es ja selbst gesehen. Deswegen war es ja sein Vorschlag gewesen im Beisein des Heiler zu üben.
Den Kuss erwiderte und auch er wär nun am liebste n nach oben gegangen, aber dazu war keine Zeit.
"Ich gebe die die Adresse meines Anwesens... wie gut es in Schuss ist weiß ich nicht, ab wir werden es wieder aufbauen."
Wer mit dem 'wir' gemeint war ließ er offen. Aber es konnte gut sein, dass es Jarel mit einschloss, dass er seine Zukunft mit ihm plante.

Dem Abgang des Ritters sah er lächelnd zu. Er hatte den vergessenen Mantel wohl bemerkt, hätte ihn ihm wohl auch mitgebracht, aber er dachte selbst dran. Besser.
Als er sich dann endgültig verabschiedet hatte atmete Slava erst einmal tief durch.
Das Ganze glich einem Auftrag wie er ihn von früher kann, aber doch ein wenig komplexer. Hier war er längst persönlich involviert, was es sonst eigentlich zu vermeiden galt. Es waren aber alle Komponenten da. Verdeckte Ermittlung - Meinungen, die es zu beeinflussen galt, ein bestimmtes Bild vermitteln... gut, am Ende würde niemand sterben, nicht jetzt. Aber vielleicht später. Und das Ganze ohne ausführliches Briefing. Dabei war er kein Diplomat... den hätte es hier eher gebraucht. Aber man musste das Beste draus machen. Es ging nicht nur um Jarel und ihn sondern um weit mehr.

Er ging langsam nach oben um sich umzuziehen. Feine Wolle war tatsächlich besser. Was ihn erwartete war politisches Schaulaufen denn auch vor den anderen Adeligen musste er eine gute Figur machen. Das würde er zwar schon allein aufgrund seiner Statur, auch wenn es durchaus noch ein paar Männer gab, die auch die 1,90 geschafft hatten, häufig war es nicht und gerade die Oberen der Stadt überragte er. Erst recht dann musst das was er am Leib trug einwandfrei sein und jeder Lästerung stand halten. zum Glück achtete er selbst auf Qualität.
Hochwertige feine Wolle, dezent Bestickte Säume, kein Brokat, die Qualität zeigte sich in der sehr feinen Verarbeitung, nicht in auffälligem Protz.
Der Großkomtur also... Ganz abstrakt hatte er ja gewusst, welche Stellung Jarel im Gefüge des Ordens inne hatte, aber dass er der beste Freund von Herrenloh war, damit der aussichtsreichts Kandidat auf dessen Nachfolge, das wurde ihm nun erst bewusst und das wiederum ließ seine Gedanken wandern.
Der Großkomtur, der Hierarch... es formierten sich bereits diverse Möglichkeiten. Er wusste, dass der Hierarche auf der Abschlussliste des Regenten stand. Dijkstra hatte eine ganze Menge an Listen. Auf irgendeiner stand sicher auch sein Name. Diese Gewohnheit würde kein Agent je ablegen, auch dieser nicht. Und der hatte auch schon gute Arbeit geleistet in der Vergangenheit. Wenn es nun gelänge, Hemelfart abzusägen und statt dessen jemanden wie Herrenloh nachrücken zu lassen... und so weiter... Und er ging auch davon aus, dass genau das Dijkstras Pläne waren und dass er selbst eine nicht unerhebliche Rolle darin spielte. Es war nur wichtig, das rechtzeitig zu durchschauen, um nicht unter die Räder zu kommen. Aber derzeit konnte der Regent kein Interesse daran haben, den Klingenmeister Moore aus dem Spiel zu nehmen, im Gegenteil, der vertrat noch man meisten die weltlichen Interessen der Regierung... Und, Slava wußte auch auf welcher Liste man diesen Namen lesen würde: Auf jener, die alle Namen enthielt die man in irgendeiner Weise unter Druck setzen konnte... Wiederum dank ihm.
Nicht unter die Räder kommen.
Ein paar weitere Puzzleteile waren an ihre Stelle gerückt und hatten Löcher gefüllt.
Das Ränkespiel, in das er hier geraten war, war durchaus ebenbürtig zu dem seiner Heimat. Und es ging auch hier um nciht viel weniger als die Kontrolle der bekannten Welt. Dass diese sich hier auf den Kontinent beschränkte und in seiner Welt ein Planet war zwar zahlenmäßig ein Unterschied aber die Mechaniken waren die gleichen.
Umso wichtiger war es, dass nichts schief ging.
Und dann hatte er wieder die Dose mit Fisstech in der Hand.
Nur eine kleine Prise ins Zahnfleisch reiben... keine unnütze Nervosität, fokussiertes Arbeiten... Es wäre so einfach.

<geht hier weiter>
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von: Tempelinsel - Platz des Hierarchen - nach Hause
Datum: früher Nachmittag des 8. August 1278
betrifft: eigentlich sonst keinen, evtl. Cyron
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Etwas später erreichte Slava auch wieder seine Wohnung. Nicht direkt, denn zuvor hatte er dem Regenten einen Besuch abgestattet.
Er genoss längst die Privilegien, direkt vorgelassen zu werden, ohne Termin, ohne Vorankündigung. Drei Schritte neben dem Protokoll... Er verstand nun, dass das nicht die Normalität war, es war nur normal für den Regenten.

Auch dass sie stets ein glas Cognac zusammen tranken war fast normal geworden, es sei denn, sie trafen sich im Bad. Wobei, auch dann...
Er hatte das Gals angenommen, sich gesetzt und dann geschildert wie die Unterhaltung gelaufen war, fast jedes Detail...
"...ihr habt bitte ...Was?!"
Das war seine erste Reaktion gewesen.
Einen Moment war der Regent fassungslos. Er nahm selbst einen Schluck Cognac, wie immer hatte er ihnen beiden eingeschenkt. Nun schüttelte er über seinem Glas den Kopf, dann lachte er laut los.
"Scheiße, verdammte... ihr seid mir echt einer... Das war dumm, in höchstem Maße dumm. Als Regent muss ich das absolut verurteilen, absolut..." aber weil er vor lachen kaum sprechen konnte.
"Aber als Mensch muss ich sagen, ihr habt verdammt nochmal Eier in der Hose. Den Großkomtur? Verdammt... dicke Eier. Vor dem Mistkerl hab ja sogar ich Respekt. Der sieht einen an als wären seine Augen Rapiere. Der Mann ist ein scharfer Hund." Er schüttelte immer noch den Kopf und lachte.
"Verdammt. Ich rate euch... Ach, scheiß drauf. Hat er gesagt, immer drei Schritte neben dem Protokoll? Weiß du was, ich bin Sigismund. Wie soll ich dich nennen?"
"Viatcheslav. Meinetwegen Slava."
"Interessanter Name. klingt alt... Gibt sicher Heilige, sie so heißen..."
Slava war tatsächlich weniger nach Scherzen zumute. Ihm schlug noch immer das Herz im Hals.
"Ich rate dir, bring es irgendwann in Ordnung, entschuldige dich."
"Habe ich schon. Aber ich mache es nochmal. Es war nicht einmal meine Absicht, aber in dem Moment... es war notwendig."
"Ja, ich verstehe. Dieser Klingenmeister Moore... Haltet ihn euch warm."

Und das würde er vielleicht ahnte der Regent sogar wie sehr.
Das war die Unterhaltung gewesen. Slava hatte Sigismund noch über sein Glas hinweg gemustert, nach Anzeichen gesucht, dass er auch aus einer anderen Welt stammte, aus einer modernen wie der seinen, aber nichts gesehen. Und dann war er nach Hause gegangen.

Erst im Obergeschoß wurde ihm bewusst, dass jemand bei ihm eingebrochen war, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Außer die, die er hinterlassen wollte.
Und eben diese befand sich auf seinem Schreibtisch. Nicht, dass er vorher unordentlich gewesen wäre, aber jetzt war er aufs akribischste aufgeräumt, seine Unterlagen winklig an den Rändern ausgerichtet und komplett am oberen Ende des Tisches platziert, damit der Hauptteil der Fläche für das Arrangement zur Verfügung stand, dass Slava nun ansprang wie ein Arachnomorph sein Opfer.
In der Mitte ein Handspiegel aus echtem Glas mit silbernem Rahmen und Griff. Rechts daneben, parallel zueinander ausgerichtet zwei fingerlange Halme, ebenfalls aus Silber.
Das Glas des Spiegels war blitzblank, von zwei exakt gleichlangen Linien aus weißem Pulver - in demselben Abstand angeordnet wie die Röhrchen – abgesehen.
Und selbst das war noch nicht alles.
Links neben dem Spiegel stand sein Fisstech Döschen, dem er vor seinem Gespräch mit dem Großkomtur nicht hatte widerstehen können. Der Deckel lag oberhalb des Gefäßes und gab so den Blick auf den Inhalt frei. In dem Döschen fand sich kein Krümelchen, kein Stäubchen mehr.
Jemand hatte es sorgsam gereinigt und stattdessen etwas anderes hineingelegt.
Zwei Ringe. Einfache, silberne Ringe ohne auffällige Verzierung oder Steine.
Zwei Ringe in verschiedenen Größen. Und in dem Moment, in dem Slava sie sah, wusste er, an welche Finger diese beiden Ringe passen würden.

Er hatte den Finger in die Line getaucht, ließ ihn aber sinken. Dann nahm er den Spiegel und spülte das Fisstech mit dem Waschwasser weg.
Jarel war hier gewesen. Er wußte es also, hatte es vermutlich gesehen... gerochen... und war dann hier eingebrochen. Er war ein Profi, das mußte man ihm lassen, und zwanghaft ordentlich...
Was ihn aber am meisten irritierte und was er beim ersten mal nicht hatte sehen wollen war etwas anderes. Er war wieder nach oben gegangen... nahm die beiden Ringe aus dem Kästchen.
Fuck, damit hatte er ganz zuletzt gerechnet.
Er wollte sich setzen, verfehlte den Stuhl und landete auf dem Boden, dort blieb er sitzen. Starrte die Ringe an, fassungslos.
Und er hatte Tränen in den Augen. Der Holzklotz hatte Gefühle, definitiv, nur würde in der Öffentlichkeit niemand diese zu sehen bekommen.
"Scheiße, Jarel... Wenn du das ernst meinst..."
Er blieb die Antwort noch schuldig, lehnte sich nur mit dem Rücken an die Holzwand, schloss die Augen und hielt die Ringe in der Hand.
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