Langsam wurde Jarel der Nacken von der ungewohnten Haltung steif und er streckte sich neben Slava aus.
„Meine Mutter war der Meinung, mich für die schönen Künste begeistern zu müssen.“
Der Schattenläufer stützte den Kopf auf den Ellenbogen und streichelte mit der freien Hand wieder über Slavas Brust, zupfte ein wenig an der Schnürung des Hemdes herum.
„Klavier, Violine, Chello..“, er kicherte kurz „Harfe, Sackpfeife…ich habs überall verkackt. Nur die Flöte lag mir. Mehr schlecht als recht, aber zumindest ist der Privatlehrer nicht gleich weggelaufen.“
Naja...die Sackpfeifen lagen ihm auch. Aber die dazugehörige Musik ging ihm einfach auf die Nerven.
Jarel warf einen Blick auf das Kästchen. „Die gehört eigentlich meiner Schwester. Sie wollte sie nicht haben. Zu viele traumatische Erinnerungen.“ Einen Moment ließ er sich auf die Erinnerung an den kleinen Wirbelwind ein. Dass er sie nie wiedersehen würde, hatte er akzeptiert.
„Jakob spielt auch ein Instrument. Ich schulde ihm noch einen musikalischen Abend.“
Der Ritter legte den Kopf schief und funkelte frech. „Kannst du singen? Vielleicht ein musikalischer Abend zu dritt?“
Die klamme Angst des Traumes wegen hatte Jarel bereits wieder sorgsam in einer Kiste verstaut und weggeschoben.
Stattdessen stand schon wieder etwas anders in seinen Augen. Statt weiter zu reden beugte er sich vor und suchte Slavas Lippen zum nächsten Kuss.
„Du bist in einer Militärfamilie aufgewachsen?“, fragte er in einer Pause.
Tempelinsel | Der Orden der Flammenrose | die Häuser der Ritterschaft
- Jarel Moore
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Der russische Agent lachte.
"Bei uns gehörte es auch zum guten Ton, dass ein Kind aus einer Oberschichtfamilie ein Instrument beherrscht. Und weil ein Flügel im Foyer gut aussieht musst irgendeiner lernen drauf zu spielen. Meine Mutter konnte es zwar auch, mein Vater hat sich gesträubt, blieb ich..."
Er hatte es gehasst, aber jetzt im Rückblick war er froh, sonst hätte er niemals die Noten identifizieren können.
Dann fragte Jarel nach seiner Familie.
"Alter Militäradel... könnte man sagen. Nicht wirklich adelig, aber ich entstamme der sibirischen Oberschicht. Kein russisches Arbeiterkind. eigentlich eine Schande. Und bei der Armee seit Generationen. Vom Vater bis zum Urgroßvater haben es alle mindestens bis zum Oberst gebracht, manche bis zum General wie mein Großvater. Sogar UBoot Kapitäne sind verzeichnet. Die Mindestanforderungen habe ich aber erfüllt. Allerdings bin ich der erste der, wenn auch nur kurz, in der Präsidentengarde war und dann beim Geheimdienst."
Es war ihm mittlerweile vollkommen egal, dass das nun auch Hochverrate wäre.
"Jakob spielt auch ein Instrument? Welches? Aber ob das eine gute Idee ist... Naja, warum auch nicht. Frag ihn..."
Er grinste. Gerade hatte er nciht die geringste Vorstellung, wie er reagieren konnte.
"Singen kann ich leider nicht wirklich gut. Marschlieder sind drin, sehr viel mehr aber nicht."
Und er musste lachen.
"Wusstest du, dass ein Ausdruck für... nun, Männer die lieber Männer haben 'Flötenspieler' ist. Im Vergleich zum Geigenspieler...." Der weiblicheren Form des Instrumentes wegen. Er fand die Metapher witzig.
"Denkst du das ist eine gute Idee? Jakob und ich in einem Raum...? spielst du es für mich?"
Er deutete auf die Noten.
"Bei uns gehörte es auch zum guten Ton, dass ein Kind aus einer Oberschichtfamilie ein Instrument beherrscht. Und weil ein Flügel im Foyer gut aussieht musst irgendeiner lernen drauf zu spielen. Meine Mutter konnte es zwar auch, mein Vater hat sich gesträubt, blieb ich..."
Er hatte es gehasst, aber jetzt im Rückblick war er froh, sonst hätte er niemals die Noten identifizieren können.
Dann fragte Jarel nach seiner Familie.
"Alter Militäradel... könnte man sagen. Nicht wirklich adelig, aber ich entstamme der sibirischen Oberschicht. Kein russisches Arbeiterkind. eigentlich eine Schande. Und bei der Armee seit Generationen. Vom Vater bis zum Urgroßvater haben es alle mindestens bis zum Oberst gebracht, manche bis zum General wie mein Großvater. Sogar UBoot Kapitäne sind verzeichnet. Die Mindestanforderungen habe ich aber erfüllt. Allerdings bin ich der erste der, wenn auch nur kurz, in der Präsidentengarde war und dann beim Geheimdienst."
Es war ihm mittlerweile vollkommen egal, dass das nun auch Hochverrate wäre.
"Jakob spielt auch ein Instrument? Welches? Aber ob das eine gute Idee ist... Naja, warum auch nicht. Frag ihn..."
Er grinste. Gerade hatte er nciht die geringste Vorstellung, wie er reagieren konnte.
"Singen kann ich leider nicht wirklich gut. Marschlieder sind drin, sehr viel mehr aber nicht."
Und er musste lachen.
"Wusstest du, dass ein Ausdruck für... nun, Männer die lieber Männer haben 'Flötenspieler' ist. Im Vergleich zum Geigenspieler...." Der weiblicheren Form des Instrumentes wegen. Er fand die Metapher witzig.
"Denkst du das ist eine gute Idee? Jakob und ich in einem Raum...? spielst du es für mich?"
Er deutete auf die Noten.
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Präsidentengarte. Eine weitere Gemeinsamkeit. Obwohl man im Falle des Schattenläufers den „Präsident“, gegen eine Kriegsherrin tauschen müsste. Aber war das wirklich ein Unterschied?
Jetzt und hier nicht mehr.
„Cello. Ich hab ihm irrwitziger Weise versprochen ich besorge ihm eines. Und bin erst danach drauf gekommen, dass es die hier nicht gibt. Jetzt steh ich da im zu kurzem Hemd.“
Er schmunzelte und lauschte weiter. Flötenspieler…Der Ritter prustete los.
„Ja, die Flöte spiel ich gern. Geige spielen hab ich mal versucht. Hat nicht gut geklappt.“
Slava erklärte seine Zweifel daran, dass Jakob und er in einem Raum eine zu brisante Mischung ergaben. „Jakob kann erstaunlich Einsichtig sein. Wenn ihr euch besser kennenlernt…“
Der Ritter nickte. „Ich denke, ihr könntet euch zusammenraufen.“
Und dann fragte Slava nach einer Kostprobe seiner Flötenkünste. Der Ritter unterdrückte kurz ein Kichern, sah den Russen eine Weile nachdenklich an…und erhob sich. Gern hätte er sich herausgeredet. Aber wozu hatte er es geübt, wenn nicht für genau diesen Moment?
Der dunkelhaarige trat an das Schreibpult und starrte auf das Pergament. Minutenlang. Schweigend.
Dann öffnete er das Kästchen, nahm das Instrument heraus und kehrte damit zum Fell zurück. Andächtig setzte er sich im Schneidersitz hin, streckte den Oberkörper, schloss die Augen, setzte die Flöte an und…
…spielte.
Ja, die Töne saßen, trotzdem klang es befremdlich. Jarel spielte nicht virtuos. Er spielte langsam, eine Spur melancholisch, aber er traf die Kernaussage des Liedes, die Melodie und die Stimmung.
Es war…anders. Wie sollte es sein wie das Original?
Es passte in diese Welt.
Und es passte zum Moment.
Als der letzte Ton verklungen war, öffnete der Schattenläufer die Augen wieder, legte die Flöte auf seinem Schoß ab und sah seinen Geliebten verlegen und mit leicht geröteten Gesicht an.
Jetzt und hier nicht mehr.
„Cello. Ich hab ihm irrwitziger Weise versprochen ich besorge ihm eines. Und bin erst danach drauf gekommen, dass es die hier nicht gibt. Jetzt steh ich da im zu kurzem Hemd.“
Er schmunzelte und lauschte weiter. Flötenspieler…Der Ritter prustete los.
„Ja, die Flöte spiel ich gern. Geige spielen hab ich mal versucht. Hat nicht gut geklappt.“
Slava erklärte seine Zweifel daran, dass Jakob und er in einem Raum eine zu brisante Mischung ergaben. „Jakob kann erstaunlich Einsichtig sein. Wenn ihr euch besser kennenlernt…“
Der Ritter nickte. „Ich denke, ihr könntet euch zusammenraufen.“
Und dann fragte Slava nach einer Kostprobe seiner Flötenkünste. Der Ritter unterdrückte kurz ein Kichern, sah den Russen eine Weile nachdenklich an…und erhob sich. Gern hätte er sich herausgeredet. Aber wozu hatte er es geübt, wenn nicht für genau diesen Moment?
Der dunkelhaarige trat an das Schreibpult und starrte auf das Pergament. Minutenlang. Schweigend.
Dann öffnete er das Kästchen, nahm das Instrument heraus und kehrte damit zum Fell zurück. Andächtig setzte er sich im Schneidersitz hin, streckte den Oberkörper, schloss die Augen, setzte die Flöte an und…
…spielte.
Ja, die Töne saßen, trotzdem klang es befremdlich. Jarel spielte nicht virtuos. Er spielte langsam, eine Spur melancholisch, aber er traf die Kernaussage des Liedes, die Melodie und die Stimmung.
Es war…anders. Wie sollte es sein wie das Original?
Es passte in diese Welt.
Und es passte zum Moment.
Als der letzte Ton verklungen war, öffnete der Schattenläufer die Augen wieder, legte die Flöte auf seinem Schoß ab und sah seinen Geliebten verlegen und mit leicht geröteten Gesicht an.
- Vyacheslav Sokolov
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Irgendwie bedauerte er es fast, dass es diese Instrumente nicht gab. Er kannte sich allerdings auch nicht gut genug aus um einen Lautenmacher anzuweisen eines zu fertigen.
"Zusammenraufen ist ein gutes Stichwort. Als er dachte, ich hätte dir das Herz gebrochen wollte er mir die Fresse polieren. wie wird er wohl reagieren, wenn er erfährt, dass wir zusammen sind?"
Er hatte es ausgesprochen und für sich entschieden. Es war ein komisches Gefühl, trotzdem ein gutes, spannendes.
"Ja, die Geigen... ich hab es weiß Gott versucht. Jetzt weiß ich, dass es größtenteils wohl vergebens war."
Und dann spielte Jarel.
Slava lauschte. Ja, es war anders.
Es war ein beliebtes Stück, er hatte es auch schon von einem Orchester gespielt gehört. Und nun...
Er schloss die Augen, spürte die Töne, griff nach dem was sie auslösten, nicht das blecherne Gekrächze aus dem PDA. Life Musik mit Volumen.
Es war Melancholie darin.
Auch wenn Jarel es vielleicht nicht ahnte, als er es geübt hatte mochte er genau die Stimmung in die Töne gelegt haben, die es brauchte. Als er geendet hatte wischte sich Slava eine Träne aus den Augenwinkeln. Auch das war jetzt egal.
Statt etwas zu sagen küsste er ihn nur.
"Zusammenraufen ist ein gutes Stichwort. Als er dachte, ich hätte dir das Herz gebrochen wollte er mir die Fresse polieren. wie wird er wohl reagieren, wenn er erfährt, dass wir zusammen sind?"
Er hatte es ausgesprochen und für sich entschieden. Es war ein komisches Gefühl, trotzdem ein gutes, spannendes.
"Ja, die Geigen... ich hab es weiß Gott versucht. Jetzt weiß ich, dass es größtenteils wohl vergebens war."
Und dann spielte Jarel.
Slava lauschte. Ja, es war anders.
Es war ein beliebtes Stück, er hatte es auch schon von einem Orchester gespielt gehört. Und nun...
Er schloss die Augen, spürte die Töne, griff nach dem was sie auslösten, nicht das blecherne Gekrächze aus dem PDA. Life Musik mit Volumen.
Es war Melancholie darin.
Auch wenn Jarel es vielleicht nicht ahnte, als er es geübt hatte mochte er genau die Stimmung in die Töne gelegt haben, die es brauchte. Als er geendet hatte wischte sich Slava eine Träne aus den Augenwinkeln. Auch das war jetzt egal.
Statt etwas zu sagen küsste er ihn nur.
- Jarel Moore
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Der Anblick Slavas, der seinen Blick mit einer Träne im Augenwinkel erwiderte verschob Jarels Bild seines Liebsten ein Stück. Die gefühllose und kalte Art des Spions war mehr Maske als gedacht.
Halb halb verlegenes, halb überwältigtes Lächeln huschte über das raue, bärtige Gesicht.
Gedankenverloren – und ganz im Gegensatz zu seiner üblichen Art – legte der Schattenläufer das Musikinstrument auf dem Boden ab, empfing den Kuss, erwiderte ihn, zog den Russen mit sich hinunter auf das Fell.
Konnte man die erste Nummer durchaus als hitzig und vom Trieb befeuert beschreiben, bahnte sich nun etwas anderes an. Ein langsames, hingebungsvolles, von Pheromonen geflutetes Ringen, bei dem Slavas Hand auf Jarels Lippen mehr als einmal zum Einsatz kam.
Am Morgen lagen dann zwei völlig erschöpfte und ausgebrannte Männer auf dem Widderfell.
Einer von beiden hatte es noch geschafft die Decke vom Bett zu zerren und über beide auszubreiten.
Und dann…
Ein kurzes Klopfen. Sofort war Jarel hellwach. „Kacke…“, raunte er leise und sprang auf.
Jemand betätigte die Klinke. Der Ritter griff nach dem Leinenhemd auf seinem Herrendiener und versuchte es anzuziehen. Die Schnürung am Hals landete hinten.
„Hrmpf…“ Ein weiteres Klopfen. Fordernder, beinahe hektisch.
Fast hätte sich der Schattenläufer völlig im naturfarbenem Stoff verstrickt und schaffte es dann doch, das Knielange Kleidungsstück passend herunter zu ziehen.
"Jarel? Jarel... He, aufwachen!". Die Stimme seines Knappen.
„Jakob…“, keuchte Jarel und trat an die Tür, sah sich nach Slava um, der ebenfalls sofort hellwach gewesen war und schob den Riegel zurück.
*****
Weiter gehts hier.
*****
Halb halb verlegenes, halb überwältigtes Lächeln huschte über das raue, bärtige Gesicht.
Gedankenverloren – und ganz im Gegensatz zu seiner üblichen Art – legte der Schattenläufer das Musikinstrument auf dem Boden ab, empfing den Kuss, erwiderte ihn, zog den Russen mit sich hinunter auf das Fell.
Konnte man die erste Nummer durchaus als hitzig und vom Trieb befeuert beschreiben, bahnte sich nun etwas anderes an. Ein langsames, hingebungsvolles, von Pheromonen geflutetes Ringen, bei dem Slavas Hand auf Jarels Lippen mehr als einmal zum Einsatz kam.
Am Morgen lagen dann zwei völlig erschöpfte und ausgebrannte Männer auf dem Widderfell.
Einer von beiden hatte es noch geschafft die Decke vom Bett zu zerren und über beide auszubreiten.
Und dann…
Ein kurzes Klopfen. Sofort war Jarel hellwach. „Kacke…“, raunte er leise und sprang auf.
Jemand betätigte die Klinke. Der Ritter griff nach dem Leinenhemd auf seinem Herrendiener und versuchte es anzuziehen. Die Schnürung am Hals landete hinten.
„Hrmpf…“ Ein weiteres Klopfen. Fordernder, beinahe hektisch.
Fast hätte sich der Schattenläufer völlig im naturfarbenem Stoff verstrickt und schaffte es dann doch, das Knielange Kleidungsstück passend herunter zu ziehen.
"Jarel? Jarel... He, aufwachen!". Die Stimme seines Knappen.
„Jakob…“, keuchte Jarel und trat an die Tür, sah sich nach Slava um, der ebenfalls sofort hellwach gewesen war und schob den Riegel zurück.
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- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Er atmete so tief ein, wie er konnte. Gegen den Wiederstand hin, dem ihm sein Körper bot, gegen den Widerwillen seiner Muskeln, gegen den Schmerzen, aus dem seine ganze Welt zu bestehen schien.
Rechts von ihm, über dem Meer, dessen Gischt er in Schein der aufgehenden Sonne golden schimmern sah, riefen Möven und begrüßten den jungen Tag, untermalt vom Knarren der beiden Taue über ihm, die von daran hängenden Körper straff gezogen wurden.
Das Salz in der Luft sang ein Lied von Feuchtigkeit, das Rauschen der Brandung untermalte die Melodie mit einem Versprechen von Kühle und Schwerelosigkeit.
Langsam strömte sein Atem zurück. Es war fast als würde er von allein aus seinen Lungen gepresst, die sich vehement weigerten, gefüllt zu bleiben. Als stünde sein Körper unter Druck, als wäre er bereits in den Tiefen der See gefangen.
Er wünschte sich dorthin. Ins Wasser. Damit die See ihn umarmen konnte, forttragen, mit hinunter nehmen in die kühle Stille. Und die Dunkelheit.
Einatmen. Noch ein mal. Zäh. Mühsam, die nicht mehr vorhandene Kraft raubend.
Beinahe war es idyllisch hier, am Rande des Dschungels. Zu seiner Linken wurde der Bestand der Palmen dichter und floss in nicht einmal vierzig Schritt Entfernung zu einer massiven grünen, lebendigen Wand zusammen, aus der ständig irgendein Vogel rief oder ein Tier schrie.
Vor und hinter ihm erstreckte sich bis zum Horizont einsame, schneeweiße Sandstrände, nur gelegentlich von der einen oder anderen Palme unterbrochen. Als hätte jemand vom Himmel aus das Speerwerfen geübt und selbstvergessen die wunderschöne Umgebung betrachtend seine Waffen nicht wieder eingesammelt.
Er schloss die Augen, wollte nicht mehr sehen. Die Verheißung von Freiheit nicht mehr, die Unendlichkeit nicht mehr. Unwillkürlich meldete ihn sein Geruchssinn eine wahrhafte Kakophonie von Gerüchen und Gestank. Der Rauch der nahen Feuer, im Begriff zu verlöschen, weil niemand den Flammen mehr Nahrung zukommen ließ, das Meer mit seinen leeren Versprechungen und dann noch: Getrocknetes Blut. Urin. Eiter. Wundflüssigkeit. Brandiges Fleisch. Samen. Kurzum: Der Tod. Sein Tod.
Ausatmen. Kurz. Hektisch. Keuchend.
Anfangs war gelegentlich einmal einer von ihren vor ihn getreten und hatte ihm etwas eingeflößt.
Zu dem Zeitpunkt wollte ihm sein Stolz die Aufnahme der Flüssigkeit verwehren, roch er doch deutlich, dass es sich nicht um Trinkwasser handelte, sondern um etwas viel später in der Reihe der Verdauung.
Zu dem Zeitpunkt hatte er noch Hoffnung gehabt, hier irgendwie lebend raus zu kommen.
Einatmen. So zäh. So anstrengend. Als müsse er eine riesige Faust auseinander stemmen, die seinen Oberkörper presste wie eine reife Frucht.
Nun, da sie kaum noch nach ihm sahen musste er einsehen, dass er für sie uninteressant geworden war. Niemand kam mehr. In den ersten Tagen hatten sie sich noch darum geprügelt, wer sich erstes mit dem neuen Spielzeug vergnügen durfte. Wer hinter ihn treten und sich an ihm vergehen durfte.
Einer der Halbstarken hatte ihn nach unten gezogen. Mit seinem eigenen Körpergewicht, in dem er seine Beine um seine Taille geschlungen und an ihm geschaukelt hatte, als wäre er ein Spielzeug. Kein Lebewesen.
In dem Moment, als das Gelenk seiner linken Schulter seinen Dienst verweigerte und mit einem Geräusch, dass er nie mehr vergessen würde, auseinanderglitt wusste er: Hier kam er nicht mehr lebend raus. Und als ihn Schmerz und Schwäche das Bewusstsein raubten war er froh darüber.
Nichts war einfacher als sterben. Dachte er.
Ausatmen. In einem einzigen, kurzem Zug.
Als er, ganz gegen seine Hoffnung, wieder erwachte, war es Nacht. Im Schein der nahen Feuer tanzen schlanke Gestalten zum Dröhnen der Trommel einen hypnotischen, schamanischen Tanz.
Sein ganzer Körper stand in Flammen, brannte lichterloh wie das Freudenfeuer unweit von ihm, nur in seinem Fall vor Schmerz.
Seltsamerweise vermochte er sich auf ein anderes Gefühl zu fixieren. Das Gefühl von klebriger Kühle an seinen Zehen. Sie hatten ihn direkt nach seiner Gefangennahme entkleidet und zwischen zwei Palmen hochgezogen. Eines der Seile um sein linkes, eines um sein rechtes Handgelenk gebunden, hoch gezogen zu einem Menschlichen Ypsilon, fast zehn Finger breit über dem Boden.
Nun spielten seine Zehen im Sand. Und es waren weder die Palmen die nachgegeben hatten, noch die Seile.
Einatmen. Dieses eine Mal noch.
Irgendwann – er wusste längst nicht mehr wie viele Tage er hier hing – war es ihm egal gewesen sich einzupissen. In der am Tag sengenden Sonne hatte es sich sogar kühl angefühlt, während es an seiner roten, großflächig von Blasen übersäten Haut entlang in den Sand lief.
Und irgendwann ging sogar das nicht mehr. Zu weit lagen die Momente auseinander, in denen sie ihm - was auch immer - einflößten. Da hätte er schon alles getrunken. Und wäre noch dankbar gewesen.
Wie viele Tage er hier hing wusste er nicht mehr. Aber um welche Tageszeit es sich handelte, konnte er immer genau sagen. Weckte ihn das Gleißen auf der Gischt rechts von ihm, war es morgen. Verbrannte ihm die Sonne Kopf, Arme und Schultern, handelte es sich um die Mittagszeit und wenn die Geräusche des Dschungels so laut wurden, dass es seinen Verstand wegreißen wollte brach die Nacht an.
Ausatmen. Fast schon Erleichterung.
Anfangs waren die Nächte das schlimmste gewesen, denn dann waren seine Peiniger am aktivsten. Dann kam regelmäßig jemand zu ihn. Um ihn zu schneiden, zu stechen, ihre Experimentierlust zu stillen. Um ihn zu verhöhnen. Oder – besonders im Falle der halbstarken Männer – mit ihm zu spielen, sich an ihm zu vergehen.
Jetzt, als es zu Ende ging, war der Tagesablauf zu einem einzigen formlosen Brei zerlaufen. Längst war es ihm unmöglich zu sagen, wann ein Datum endete und wann das nächste begann.
Sogar der Schmerz trat in den Hintergrund. Die Geräusche wurden leiser, verschwammen zu einem Rauschen. Nur die gnädige, erflehte Bewusstlosigkeit wollte sich einfach nicht einstellen.
Sein Körper war zu stur zum Sterben. Im Gegensatz zu seinem Geist. Der erflehte das Ende.
Einatmen. Ruckartig. Halbgar. Schwach.
Jemand trat vor ihn. Er vermochte den Kopf nicht zu heben, einzig die Augen hochzurollen, gegen einen zähen, körnig brennenden Widerstand unter den papiertrockenen Liedern an.
Vor ihm stand einer der Halbstarken. Mehr als zwei Schritt hoch, violette Haut, muskelbepackte Beine, ebenso starke Arme, nur mit einem Lendenschurz und einer Unzahl an Armreifen bekleidet.
Auf den riesigen Hauern, die aus dem langen spitzen Gesicht ragten und sich beinahe bis zum Ansatz der flammroten, wirr hochstehenden Haare zurückgebogen wuchsen befanden sich keine Ringe, keine Kerben, kein Schmuck. Noch nicht das Ritual des Erwachsenwerdens vollzogen. Noch nicht in die Kaste der Krieger aufgenommen.
Sein Blick senkte sich unwillkürlich wieder. Das Farbspiel der violenten Füße, deren drei wuchtigen langen Zehen im schneeweißen Sand spielten lenkte ihn einen Moment ab, bis ihn eine dreifingrige Hand die Sicht nahm. Der Halbstarke wollte spielen, verspottete ihn. Er verstand die Worte nicht, aber zusammen mit der Geste war klar: Es ging um den Schwanzvergleich. Mit dem, was bei einem Dschungeltroll zwischen den Beinen baumelte, konnte sich kein Mensch messen. Das Lachen hörte er kaum noch.
Er wollte schon wegdriften, sich gehen lassen, mit dem Geist den geschundenen Körper verlassen, als er erkennen musste, er konnte DOCH noch Schmerzen zu fühlen in der Lage war.
Der Halbstarke spielte an dem Bolzen herum, dessen Überreste knapp oberhalb des rechten Beckens einen halben Finger breit aus seinem Fleisch ragten. Es hätte bluten sollen. Tat es aber nicht. Schon lange nicht mehr.
Ausatmen.
Und dann…griff der Halbstarke mit den kraftvollen Fingerspitzen zu, und riss den Fremdkörper aus seinem Fleisch. Ein kurzer Schmerz, das Gefühl, dass etwas zäh und kühl über sein Becken rann und endlich…endlich umfing ihn die Schwärze und Kälte, nach der er sich so sehr sehnte.
Sein letzter Gedanke galt seinem Gefährten.
‚Farewell, Liebster. Leb wohl.‘
Rechts von ihm, über dem Meer, dessen Gischt er in Schein der aufgehenden Sonne golden schimmern sah, riefen Möven und begrüßten den jungen Tag, untermalt vom Knarren der beiden Taue über ihm, die von daran hängenden Körper straff gezogen wurden.
Das Salz in der Luft sang ein Lied von Feuchtigkeit, das Rauschen der Brandung untermalte die Melodie mit einem Versprechen von Kühle und Schwerelosigkeit.
Langsam strömte sein Atem zurück. Es war fast als würde er von allein aus seinen Lungen gepresst, die sich vehement weigerten, gefüllt zu bleiben. Als stünde sein Körper unter Druck, als wäre er bereits in den Tiefen der See gefangen.
Er wünschte sich dorthin. Ins Wasser. Damit die See ihn umarmen konnte, forttragen, mit hinunter nehmen in die kühle Stille. Und die Dunkelheit.
Einatmen. Noch ein mal. Zäh. Mühsam, die nicht mehr vorhandene Kraft raubend.
Beinahe war es idyllisch hier, am Rande des Dschungels. Zu seiner Linken wurde der Bestand der Palmen dichter und floss in nicht einmal vierzig Schritt Entfernung zu einer massiven grünen, lebendigen Wand zusammen, aus der ständig irgendein Vogel rief oder ein Tier schrie.
Vor und hinter ihm erstreckte sich bis zum Horizont einsame, schneeweiße Sandstrände, nur gelegentlich von der einen oder anderen Palme unterbrochen. Als hätte jemand vom Himmel aus das Speerwerfen geübt und selbstvergessen die wunderschöne Umgebung betrachtend seine Waffen nicht wieder eingesammelt.
Er schloss die Augen, wollte nicht mehr sehen. Die Verheißung von Freiheit nicht mehr, die Unendlichkeit nicht mehr. Unwillkürlich meldete ihn sein Geruchssinn eine wahrhafte Kakophonie von Gerüchen und Gestank. Der Rauch der nahen Feuer, im Begriff zu verlöschen, weil niemand den Flammen mehr Nahrung zukommen ließ, das Meer mit seinen leeren Versprechungen und dann noch: Getrocknetes Blut. Urin. Eiter. Wundflüssigkeit. Brandiges Fleisch. Samen. Kurzum: Der Tod. Sein Tod.
Ausatmen. Kurz. Hektisch. Keuchend.
Anfangs war gelegentlich einmal einer von ihren vor ihn getreten und hatte ihm etwas eingeflößt.
Zu dem Zeitpunkt wollte ihm sein Stolz die Aufnahme der Flüssigkeit verwehren, roch er doch deutlich, dass es sich nicht um Trinkwasser handelte, sondern um etwas viel später in der Reihe der Verdauung.
Zu dem Zeitpunkt hatte er noch Hoffnung gehabt, hier irgendwie lebend raus zu kommen.
Einatmen. So zäh. So anstrengend. Als müsse er eine riesige Faust auseinander stemmen, die seinen Oberkörper presste wie eine reife Frucht.
Nun, da sie kaum noch nach ihm sahen musste er einsehen, dass er für sie uninteressant geworden war. Niemand kam mehr. In den ersten Tagen hatten sie sich noch darum geprügelt, wer sich erstes mit dem neuen Spielzeug vergnügen durfte. Wer hinter ihn treten und sich an ihm vergehen durfte.
Einer der Halbstarken hatte ihn nach unten gezogen. Mit seinem eigenen Körpergewicht, in dem er seine Beine um seine Taille geschlungen und an ihm geschaukelt hatte, als wäre er ein Spielzeug. Kein Lebewesen.
In dem Moment, als das Gelenk seiner linken Schulter seinen Dienst verweigerte und mit einem Geräusch, dass er nie mehr vergessen würde, auseinanderglitt wusste er: Hier kam er nicht mehr lebend raus. Und als ihn Schmerz und Schwäche das Bewusstsein raubten war er froh darüber.
Nichts war einfacher als sterben. Dachte er.
Ausatmen. In einem einzigen, kurzem Zug.
Als er, ganz gegen seine Hoffnung, wieder erwachte, war es Nacht. Im Schein der nahen Feuer tanzen schlanke Gestalten zum Dröhnen der Trommel einen hypnotischen, schamanischen Tanz.
Sein ganzer Körper stand in Flammen, brannte lichterloh wie das Freudenfeuer unweit von ihm, nur in seinem Fall vor Schmerz.
Seltsamerweise vermochte er sich auf ein anderes Gefühl zu fixieren. Das Gefühl von klebriger Kühle an seinen Zehen. Sie hatten ihn direkt nach seiner Gefangennahme entkleidet und zwischen zwei Palmen hochgezogen. Eines der Seile um sein linkes, eines um sein rechtes Handgelenk gebunden, hoch gezogen zu einem Menschlichen Ypsilon, fast zehn Finger breit über dem Boden.
Nun spielten seine Zehen im Sand. Und es waren weder die Palmen die nachgegeben hatten, noch die Seile.
Einatmen. Dieses eine Mal noch.
Irgendwann – er wusste längst nicht mehr wie viele Tage er hier hing – war es ihm egal gewesen sich einzupissen. In der am Tag sengenden Sonne hatte es sich sogar kühl angefühlt, während es an seiner roten, großflächig von Blasen übersäten Haut entlang in den Sand lief.
Und irgendwann ging sogar das nicht mehr. Zu weit lagen die Momente auseinander, in denen sie ihm - was auch immer - einflößten. Da hätte er schon alles getrunken. Und wäre noch dankbar gewesen.
Wie viele Tage er hier hing wusste er nicht mehr. Aber um welche Tageszeit es sich handelte, konnte er immer genau sagen. Weckte ihn das Gleißen auf der Gischt rechts von ihm, war es morgen. Verbrannte ihm die Sonne Kopf, Arme und Schultern, handelte es sich um die Mittagszeit und wenn die Geräusche des Dschungels so laut wurden, dass es seinen Verstand wegreißen wollte brach die Nacht an.
Ausatmen. Fast schon Erleichterung.
Anfangs waren die Nächte das schlimmste gewesen, denn dann waren seine Peiniger am aktivsten. Dann kam regelmäßig jemand zu ihn. Um ihn zu schneiden, zu stechen, ihre Experimentierlust zu stillen. Um ihn zu verhöhnen. Oder – besonders im Falle der halbstarken Männer – mit ihm zu spielen, sich an ihm zu vergehen.
Jetzt, als es zu Ende ging, war der Tagesablauf zu einem einzigen formlosen Brei zerlaufen. Längst war es ihm unmöglich zu sagen, wann ein Datum endete und wann das nächste begann.
Sogar der Schmerz trat in den Hintergrund. Die Geräusche wurden leiser, verschwammen zu einem Rauschen. Nur die gnädige, erflehte Bewusstlosigkeit wollte sich einfach nicht einstellen.
Sein Körper war zu stur zum Sterben. Im Gegensatz zu seinem Geist. Der erflehte das Ende.
Einatmen. Ruckartig. Halbgar. Schwach.
Jemand trat vor ihn. Er vermochte den Kopf nicht zu heben, einzig die Augen hochzurollen, gegen einen zähen, körnig brennenden Widerstand unter den papiertrockenen Liedern an.
Vor ihm stand einer der Halbstarken. Mehr als zwei Schritt hoch, violette Haut, muskelbepackte Beine, ebenso starke Arme, nur mit einem Lendenschurz und einer Unzahl an Armreifen bekleidet.
Auf den riesigen Hauern, die aus dem langen spitzen Gesicht ragten und sich beinahe bis zum Ansatz der flammroten, wirr hochstehenden Haare zurückgebogen wuchsen befanden sich keine Ringe, keine Kerben, kein Schmuck. Noch nicht das Ritual des Erwachsenwerdens vollzogen. Noch nicht in die Kaste der Krieger aufgenommen.
Sein Blick senkte sich unwillkürlich wieder. Das Farbspiel der violenten Füße, deren drei wuchtigen langen Zehen im schneeweißen Sand spielten lenkte ihn einen Moment ab, bis ihn eine dreifingrige Hand die Sicht nahm. Der Halbstarke wollte spielen, verspottete ihn. Er verstand die Worte nicht, aber zusammen mit der Geste war klar: Es ging um den Schwanzvergleich. Mit dem, was bei einem Dschungeltroll zwischen den Beinen baumelte, konnte sich kein Mensch messen. Das Lachen hörte er kaum noch.
Er wollte schon wegdriften, sich gehen lassen, mit dem Geist den geschundenen Körper verlassen, als er erkennen musste, er konnte DOCH noch Schmerzen zu fühlen in der Lage war.
Der Halbstarke spielte an dem Bolzen herum, dessen Überreste knapp oberhalb des rechten Beckens einen halben Finger breit aus seinem Fleisch ragten. Es hätte bluten sollen. Tat es aber nicht. Schon lange nicht mehr.
Ausatmen.
Und dann…griff der Halbstarke mit den kraftvollen Fingerspitzen zu, und riss den Fremdkörper aus seinem Fleisch. Ein kurzer Schmerz, das Gefühl, dass etwas zäh und kühl über sein Becken rann und endlich…endlich umfing ihn die Schwärze und Kälte, nach der er sich so sehr sehnte.
Sein letzter Gedanke galt seinem Gefährten.
‚Farewell, Liebster. Leb wohl.‘
- Vyacheslav Sokolov
- Spieler Level 5
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- Lebenslauf: Slava
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von: Zuhause --> Jarels Haus in der Komturei
Datum: etwas später am Abend des 6. August 1278
betrifft: Slava, der Sanitäter, Jarel
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Es war immerhin nicht weit, aber nicht weniger gefährlich und vor allem nach dem letzten Tag war er bekannter geworden, vor allem bei der Stadtwache. Und nun besaß er auch einen Adelsbrief der ihn als Freiherr auswies, irgendetwas kompliziertes von wegen verschollener und in Ungnade gefallener Erbe und von Gnaden des Grafen Dijkstra wieder in den Adelsstand erhoben und so... er musste es sich noch durchlesen, seine neue Legende, aber dazu hatte ihm die Geduld gefehlt.
Nun stand er am Tor der Tempelinsel. Es war spät genug am Abend, um nicht mehr jeden Zivilisten durchzulassen, aber ihn ließ man ein. Er dachte nicht über die Konsequenzen nach oder konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Wie Dijkstra bemerkt hatte, er wußte viel, hatte beachtliche Fähigkeiten aus seiner Welt mitgebracht, aber wie diese tickte hatte er noch nciht zur Gänze begriffen und begegnete ihr auch noch immer mit einer gewissen Arroganz.
Vor Jarels Haus hielt er inne, blickte erst durch die Fenster, konnte jedoch nichts erkennen. ein schwacher Schein einer Öllampe, es war also jemand Zuhause. Oder War Jakob entlassen?
Er zog noch einmal sein Wams gerade und klopfte dann an die Türe.
von: Zuhause --> Jarels Haus in der Komturei
Datum: etwas später am Abend des 6. August 1278
betrifft: Slava, der Sanitäter, Jarel
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Es war immerhin nicht weit, aber nicht weniger gefährlich und vor allem nach dem letzten Tag war er bekannter geworden, vor allem bei der Stadtwache. Und nun besaß er auch einen Adelsbrief der ihn als Freiherr auswies, irgendetwas kompliziertes von wegen verschollener und in Ungnade gefallener Erbe und von Gnaden des Grafen Dijkstra wieder in den Adelsstand erhoben und so... er musste es sich noch durchlesen, seine neue Legende, aber dazu hatte ihm die Geduld gefehlt.
Nun stand er am Tor der Tempelinsel. Es war spät genug am Abend, um nicht mehr jeden Zivilisten durchzulassen, aber ihn ließ man ein. Er dachte nicht über die Konsequenzen nach oder konnte sie sich einfach nicht vorstellen. Wie Dijkstra bemerkt hatte, er wußte viel, hatte beachtliche Fähigkeiten aus seiner Welt mitgebracht, aber wie diese tickte hatte er noch nciht zur Gänze begriffen und begegnete ihr auch noch immer mit einer gewissen Arroganz.
Vor Jarels Haus hielt er inne, blickte erst durch die Fenster, konnte jedoch nichts erkennen. ein schwacher Schein einer Öllampe, es war also jemand Zuhause. Oder War Jakob entlassen?
Er zog noch einmal sein Wams gerade und klopfte dann an die Türe.
Jemand öffnete. Jemand, der nicht Jarel war.
Einer der guten Brüder des Ordens, den Slava noch nicht kannte. Der hagere Mann mittleren Alters ging ihm bis zur Schulter, er trug schlohblondes, wirr abstehendes dichtes Haar, helle, beinahe farblose Augen und war irgendwie…verbaut. Das Gesicht nicht zu einhundert Prozent symmetrisch, eine Schulter hing noch niedriger als die andere und auch die Beine wirkten nicht gleich lang.
Die hellen Augen jedoch strahlten scharfe Intelligenz aus, ebenso der Blick, mit denen er den Besucher durch den Spalt, den er die Tür aufgeschoben hatte, maß.
„Ja?“ Die Stimme des Mannes wirkte etwas heiser, aber sonst unauffällig.
Hinein sehen ließ er den Ankömmling nicht, dafür war die Tür nicht weit genug offen.
Einer der guten Brüder des Ordens, den Slava noch nicht kannte. Der hagere Mann mittleren Alters ging ihm bis zur Schulter, er trug schlohblondes, wirr abstehendes dichtes Haar, helle, beinahe farblose Augen und war irgendwie…verbaut. Das Gesicht nicht zu einhundert Prozent symmetrisch, eine Schulter hing noch niedriger als die andere und auch die Beine wirkten nicht gleich lang.
Die hellen Augen jedoch strahlten scharfe Intelligenz aus, ebenso der Blick, mit denen er den Besucher durch den Spalt, den er die Tür aufgeschoben hatte, maß.
„Ja?“ Die Stimme des Mannes wirkte etwas heiser, aber sonst unauffällig.
Hinein sehen ließ er den Ankömmling nicht, dafür war die Tür nicht weit genug offen.
- Vyacheslav Sokolov
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Und Slava blieb fast das Herz stehen, im übertragenen sinne, tatsächlich war er mittlerweile zu der Überzeugung gekommen, dass seine Pumpe doch unverwüstlich sein musste.
Das war nicht Jarel und wer es auch immer war, er war in dessen Haus. Kurz vergewisserte er sich, dass er an der richtigen Türe geklopft hatte. Scheiße.
Aber solche Situationen hatten schon immer seine Kreativität angeregt, dafür war er gemacht worden.
Den Moment der Verwirrtheit nutzte er.
"Seid ihr Klingenmeister Moore?"
Er legte seine ganze Überzeugung in die Frage, den leichten Zweifel der Erscheinung des Mannes geschuldet.
Zumindest war Jarel so aus der Schusslinie.
Das war nicht Jarel und wer es auch immer war, er war in dessen Haus. Kurz vergewisserte er sich, dass er an der richtigen Türe geklopft hatte. Scheiße.
Aber solche Situationen hatten schon immer seine Kreativität angeregt, dafür war er gemacht worden.
Den Moment der Verwirrtheit nutzte er.
"Seid ihr Klingenmeister Moore?"
Er legte seine ganze Überzeugung in die Frage, den leichten Zweifel der Erscheinung des Mannes geschuldet.
Zumindest war Jarel so aus der Schusslinie.
„Seh ich so aus? Seid ihr der Bote mit den Medikamenten?“, fragte der Kerl misstrauisch.
Der Mann war keiner seiner Brüder. Weder von hier, noch aus Wyzima. Die kannte er alle.
Und der halb verhungerte Junge, der sonst die Medikamente brachte war das auch nicht.
„Meister Moore ist unpässlich. Wer bei der ewigen Flamme Wärme seid ihr?“
Mit vor Misstrauen funkelnden Auge versuchte Bruder Holtmann an Slava vorbeizusehen. War eine der Wachen in der Nähe, die er im Notfall rufen konnte? Besonders wehrhaft war er nicht. Ganz offensichtlich. Aber notfalls würde er sich halt mit dem Skalpell wehren.
Ungeduldig starrte er Slava an.
Der Mann war keiner seiner Brüder. Weder von hier, noch aus Wyzima. Die kannte er alle.
Und der halb verhungerte Junge, der sonst die Medikamente brachte war das auch nicht.
„Meister Moore ist unpässlich. Wer bei der ewigen Flamme Wärme seid ihr?“
Mit vor Misstrauen funkelnden Auge versuchte Bruder Holtmann an Slava vorbeizusehen. War eine der Wachen in der Nähe, die er im Notfall rufen konnte? Besonders wehrhaft war er nicht. Ganz offensichtlich. Aber notfalls würde er sich halt mit dem Skalpell wehren.
Ungeduldig starrte er Slava an.
- Jarel Moore
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„Stabil.“, erklärte der Medicus nüchtern, ohne sich vom Hocker zu erheben. „Hatte vor zwei Stunden Atemprobleme und eine Art Krampfanfall, seitdem ist allerdings der Blutdruck stetig gestiegen und schon beinahe normal.“ Holtmann nickte zuversichtlich. „Kommt durch.“
Dass er diese Tatsache nicht sich selber zuschrieb, grenzte an ein Wunder.
„Ist der Klingenmeister so wichtig, dass es euch den Schlaf verdirbt, oder geht es um die Zusammenarbeit mit dem Handelsrat?“ Auf Wenzels fragendes Gesicht hin wurde Holtmann hellhörig.
Ohooo! Der Großkomtur wusste nicht von der Zusammenarbeit. Sofort fühlte sich Holtmann überlegen. Großartig. Jetzt wurde es interessant.
Holtmann setze sich besonders gerade – für seine Verhältnisse zumindest - auf den Hocker und hätte die Beine übereinandergeschlagen, wenn da nicht das Problem mit der Beweglichkeit gewesen wäre.
„Gestern erschien jemand hier. Nach dem Abendgebet noch und erkundigte sich nach dem Klingenmeister. Fragte um Unterstützung bei der Befragung einiger Häretiker an. Wurde unverschämt als ich ihm mitteilte, Meister Moore sei unpässlich.“
Wie ein wedelnder Hund – nur vollkommen reglos und mit betont neuraler Mine – wartete Hermann ‚Holzhammer‘ Holtmann auf die nun folgende Frage. Er hätte auch von allein weiterreden können. Würde er aber nicht.
Dem sich schlafend stellenden Jarel bleib fast das Herz stehen. Konnte es sein das...Slava?
Er war hier her gekommen? Um nach ihm zu sehen?
Hatte er sich Sorgen gemacht? So große Sorgen, dass er mit dem Kopf voran in diese Schlangengrube sprang? Da war doch Wahnsinn.
Jarel versuchte sein Wachsein weiter zu verbergen um mehr zu erfahren.
Das durfte doch alles nicht wahr sein.
Dass er diese Tatsache nicht sich selber zuschrieb, grenzte an ein Wunder.
„Ist der Klingenmeister so wichtig, dass es euch den Schlaf verdirbt, oder geht es um die Zusammenarbeit mit dem Handelsrat?“ Auf Wenzels fragendes Gesicht hin wurde Holtmann hellhörig.
Ohooo! Der Großkomtur wusste nicht von der Zusammenarbeit. Sofort fühlte sich Holtmann überlegen. Großartig. Jetzt wurde es interessant.
Holtmann setze sich besonders gerade – für seine Verhältnisse zumindest - auf den Hocker und hätte die Beine übereinandergeschlagen, wenn da nicht das Problem mit der Beweglichkeit gewesen wäre.
„Gestern erschien jemand hier. Nach dem Abendgebet noch und erkundigte sich nach dem Klingenmeister. Fragte um Unterstützung bei der Befragung einiger Häretiker an. Wurde unverschämt als ich ihm mitteilte, Meister Moore sei unpässlich.“
Wie ein wedelnder Hund – nur vollkommen reglos und mit betont neuraler Mine – wartete Hermann ‚Holzhammer‘ Holtmann auf die nun folgende Frage. Er hätte auch von allein weiterreden können. Würde er aber nicht.
Dem sich schlafend stellenden Jarel bleib fast das Herz stehen. Konnte es sein das...Slava?
Er war hier her gekommen? Um nach ihm zu sehen?
Hatte er sich Sorgen gemacht? So große Sorgen, dass er mit dem Kopf voran in diese Schlangengrube sprang? Da war doch Wahnsinn.
Jarel versuchte sein Wachsein weiter zu verbergen um mehr zu erfahren.
Das durfte doch alles nicht wahr sein.
Wenzels Blick ruhte einen Moment länger auf dem ungesund grauen Gesicht Jarels. Bei Antworten auf die eben von ihm gestellte Frage, schätzte er Direktheit durchaus, auch wenn er wusste, dass Holtmann diese Direktheit allem und jedem gegenüber anwandte. Wie eine Axt im Walde, pflegte Welfenberg zu sagen, aber sonst ein guter Medicus. Der Großspittler wusste den Guten Bruder einzusetzen und die Ergebnisse sprachen meist für sich. Wenzel nickte knapp, auch wenn ihm die Worte 'Atemnot' und 'Krampfanfall' durch Mark und Bein gingen. Wie knapp mochte es gewesen sein? Er stellte fest, dass er Jarel nie gefragt hatte, ob er sich einen Tod im Bett oder einen im Feld vorstellte, wenn er je die Wahl hätte. Ob er seinen sterblichen Körper den Flammen übergeben würde - was erwartet wurde, aber Wenzel wusste, das glaubende Herz des Ritters vor ihm schlug in zwei Tönen. Was in seinen Augen in Ordnung war, so lange die zweite Saite im Stillen klang. Moore war sicher nicht der Einzige, der aus einem anderen Glauben gewechselt war und diesen nie ganz abgelegt hatte.
Das silberne Augenpaar kehrte zu Holtmann zurück, als dieser frech wurde. "Mir sind meine Räte wichtig, Holtmann.", erwiderte er kühl, doch er rechnete nicht damit, dass der in Sachen Menschlichkeit unterbelichtete Tropf den Klang wahrnahm oder auch nur die Worte zu deuten versuchte. Statt dessen palaverte er weiter und weckte nun doch Wenzels Aufmerksamkeit. Handelsrat? Leicht krausten sich die Brauen des Großkomturs, als er der weiteren Berichterstattung lauschte und versuchte neutrale Miene zu wahren. Schon als Kind hatte er Petzen gehasst und als Erwachsener mochte er keine Speichellecker. Dennoch winkte er ungeduldig, als Holtmann endete und ihn listig aus seinem schiefen Gesicht anstierte.
"Weiter Bruder, lasst Euch nicht alles aus der Nase Ziehen. Hat er sich vorgestellt? Beschreibung?", wobei er bei Letzterem wenig Hoffnung hatte. Auch da hatte Welfenberg den passenden Ausspruch gehabt, als er sagte, man könnte den Patienten mit Fratzen beschnitzte Kürbisse auf den Kopf setzen, es würde Holtmann nicht auffallen - es sei denn, es ging um ein entzündetes Auge. Aber vielleicht hatte er ja irgendetwas Hilfreiches. Ausgerechnet der Handelsrat, der sowieso gerade in Aufruhr war und wieso vernahmen die plötzlich Herätiker? In Wenzel reifte ein Verdacht, den er allerdings zuletzt mit Holtmann teilen wollte. Da war doch eine Razzia angeordnet worden, ohne den Orden zu konsultieren - vom Regenten persönlich, so hieß es. Den Grund versuchten seine Leute gerade noch aus all den Gerüchten heraus zu filtern.
Während Holtmann sich weiter erging, legte Wenzel seinen Mantel ab und warf ihn achtlos zuoberst auf den Herrendiener. In Ermangelung einer anderen Sitzgelegenheit nahm er auf der Bettkante zu Jarels Füßen Platz und beobachtete diesen noch einen Moment, dann sagte er: "Danke, Eure Dienste werden heute nicht mehr gebraucht. Ich bleibe, bis er aufwacht." Und der Blick, der dann auf Holtmann herum schwenkte, würde selbst diesem ins Gehirn nageln, dass Widerworte weder erwünscht noch geduldet wären.
Das silberne Augenpaar kehrte zu Holtmann zurück, als dieser frech wurde. "Mir sind meine Räte wichtig, Holtmann.", erwiderte er kühl, doch er rechnete nicht damit, dass der in Sachen Menschlichkeit unterbelichtete Tropf den Klang wahrnahm oder auch nur die Worte zu deuten versuchte. Statt dessen palaverte er weiter und weckte nun doch Wenzels Aufmerksamkeit. Handelsrat? Leicht krausten sich die Brauen des Großkomturs, als er der weiteren Berichterstattung lauschte und versuchte neutrale Miene zu wahren. Schon als Kind hatte er Petzen gehasst und als Erwachsener mochte er keine Speichellecker. Dennoch winkte er ungeduldig, als Holtmann endete und ihn listig aus seinem schiefen Gesicht anstierte.
"Weiter Bruder, lasst Euch nicht alles aus der Nase Ziehen. Hat er sich vorgestellt? Beschreibung?", wobei er bei Letzterem wenig Hoffnung hatte. Auch da hatte Welfenberg den passenden Ausspruch gehabt, als er sagte, man könnte den Patienten mit Fratzen beschnitzte Kürbisse auf den Kopf setzen, es würde Holtmann nicht auffallen - es sei denn, es ging um ein entzündetes Auge. Aber vielleicht hatte er ja irgendetwas Hilfreiches. Ausgerechnet der Handelsrat, der sowieso gerade in Aufruhr war und wieso vernahmen die plötzlich Herätiker? In Wenzel reifte ein Verdacht, den er allerdings zuletzt mit Holtmann teilen wollte. Da war doch eine Razzia angeordnet worden, ohne den Orden zu konsultieren - vom Regenten persönlich, so hieß es. Den Grund versuchten seine Leute gerade noch aus all den Gerüchten heraus zu filtern.
Während Holtmann sich weiter erging, legte Wenzel seinen Mantel ab und warf ihn achtlos zuoberst auf den Herrendiener. In Ermangelung einer anderen Sitzgelegenheit nahm er auf der Bettkante zu Jarels Füßen Platz und beobachtete diesen noch einen Moment, dann sagte er: "Danke, Eure Dienste werden heute nicht mehr gebraucht. Ich bleibe, bis er aufwacht." Und der Blick, der dann auf Holtmann herum schwenkte, würde selbst diesem ins Gehirn nageln, dass Widerworte weder erwünscht noch geduldet wären.
Holtmann blinzelte. Da war etwas in der Stimme seines Großkomturs…nur kam er nicht dahinter, was es bedeutete.
Nur dass er jetzt kleinere Brötchen backen sollte begriff er. Unzufrieden setze er noch einmal am Anfang an.
„Ein Mann verlangte nach Einlass. Keiner als zwei Schritt, ausgesuchte Kleidung, keine Rangzeichen, keine Uniform.“ Eine bessere Erklärung würde es nicht geben. Das war schon das höchste der Gefühle, dass der Medicus zustande brachte.
„Er stellte sich als Freiherr Sockenoff vor und verlangte den Klingenmeister zu sehen. Wollte seine Dienste bei der Befragung mehrerer Häretiker in Anspruch nehmen. Nahm an, der Ausdruck ‚unpässlich‘ wäre eine Verschleierung für einen Alkoholrausch.“
Hermann Holtmann atmete durch. Wenn er schon richtigstellte, dann wenigstens vollständig.
„Der Zusammenhang zum Rat war eine Schlussfolgerung meinerseits. Die Zusammenarbeit mit einem Gremium außerhalb des Ordens seitens des Klingenmeisters…ist bekannt?“, hakte er nach.
„Und der Freiherr Sockenoff. Der Name sagt euch etwas?“
Erst als er seine Antworten hatte…oder was auch immer er bekam, war er bereit zu gehen.
Unzufrieden wegen des Mangels an Beachtung seiner Leistung, aber gehorsam. Was blieb ihm auch anderes übrig.
Nur dass er jetzt kleinere Brötchen backen sollte begriff er. Unzufrieden setze er noch einmal am Anfang an.
„Ein Mann verlangte nach Einlass. Keiner als zwei Schritt, ausgesuchte Kleidung, keine Rangzeichen, keine Uniform.“ Eine bessere Erklärung würde es nicht geben. Das war schon das höchste der Gefühle, dass der Medicus zustande brachte.
„Er stellte sich als Freiherr Sockenoff vor und verlangte den Klingenmeister zu sehen. Wollte seine Dienste bei der Befragung mehrerer Häretiker in Anspruch nehmen. Nahm an, der Ausdruck ‚unpässlich‘ wäre eine Verschleierung für einen Alkoholrausch.“
Hermann Holtmann atmete durch. Wenn er schon richtigstellte, dann wenigstens vollständig.
„Der Zusammenhang zum Rat war eine Schlussfolgerung meinerseits. Die Zusammenarbeit mit einem Gremium außerhalb des Ordens seitens des Klingenmeisters…ist bekannt?“, hakte er nach.
„Und der Freiherr Sockenoff. Der Name sagt euch etwas?“
Erst als er seine Antworten hatte…oder was auch immer er bekam, war er bereit zu gehen.
Unzufrieden wegen des Mangels an Beachtung seiner Leistung, aber gehorsam. Was blieb ihm auch anderes übrig.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Jarel wartete ab. Als er der Meinung war, der Abstand zu Holtmanns Verschwinden war lange genug, begann er mit dem Schauspiel des Aufwachens.
Leises Stöhnen, schwache Regungen, zögerliches Öffnen der Augen. Orientierungsloses Umsehen.
Und abwarten, was geschah.
Das alles fiel ihm mehr als leicht, entsprach es doch genau dem, was er fühlte. Selbst wenn sie ihn allein ließen, er würde nicht in der Lage sein, Slava aufzusuchen.
Das nächste Stöhnen war nicht gestellt. Und die Übelkeit auch nicht.
Leises Stöhnen, schwache Regungen, zögerliches Öffnen der Augen. Orientierungsloses Umsehen.
Und abwarten, was geschah.
Das alles fiel ihm mehr als leicht, entsprach es doch genau dem, was er fühlte. Selbst wenn sie ihn allein ließen, er würde nicht in der Lage sein, Slava aufzusuchen.
Das nächste Stöhnen war nicht gestellt. Und die Übelkeit auch nicht.
Wenzels Verstand arbeitete auf Hochtouren. Sokenoff. Sokonoff. Nein, der Name war anders, aber er ahnte, wen der Medicus meinte. Noch konnte er sich keinen Reim darauf machen, aber er würde das nicht mit einem Guten Bruder erörtern und schon gar nicht mit diesem. Mit immer noch leicht unterkühltem Ton, doch sehr ruhig erwiderte er nur: "Selbstverständlich. Und nun lasst uns unsere Arbeit tun und tut Ihr die Eure." Offen lassend, welche von beiden Fragen damit beantwortet war oder ob es gar beiden waren. Der Komtur beobachtete Holtmann dabei, wie er seine Gerätschaften zusammen packte und sich dann missmutig davon machte. Auch an die Unhöflichkeiten dieses Menschen war von Herrenloh inzwischen gewöhnt, dennoch atmete er unhörbar auf, als er endlich fort war.
Wenzel blieb sitzen, wo er saß und sah Jarel eine Weil an, verfolgte, wie dieser aus der Bewusstlosigkeit aufzutauchen schien. "Er ist weg, kein Grund mehr für das Schauspiel." Doch seine Stimme hatte schlagartig eine andere Färbung als noch kurz zuvor Holtmann gegenüber.
"Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du mir deinen Knappen so zeitnah aufhalsen wolltest, alter Freund.", rügte er Jarel milde.
Wenzel blieb sitzen, wo er saß und sah Jarel eine Weil an, verfolgte, wie dieser aus der Bewusstlosigkeit aufzutauchen schien. "Er ist weg, kein Grund mehr für das Schauspiel." Doch seine Stimme hatte schlagartig eine andere Färbung als noch kurz zuvor Holtmann gegenüber.
"Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du mir deinen Knappen so zeitnah aufhalsen wolltest, alter Freund.", rügte er Jarel milde.
- Jarel Moore
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Verdammt.
Wenzel kannte ihn zu gut.
Noch immer in Zeitlupe – und das war nicht gespielt – drehte er sich auf den Rücken und legte schwer atmend die Hände auf dem Bauch zusammen.
„Es ist morgen, richtig? Du verpasst die Morgenmesse.“, murmelte er matt. Er war sich selber noch immer nicht klar, was geschehen war. Einzig, dass er Wenzel entweder so wichtig war, seine eigentlichen Pflichten zurückzustellen, oder dass ihn das neuerliche Versagen seines ehemaligen Knappen so misstrauisch gemacht hatte, dass er die Klärung der Situation nicht mehr aufschieben wollte.
Woran genau erinnerte er sich? Er hatte sich mit Jakob überworfen. Er hatte Jakob allein gelassen.
Und dann? Hatte er wirklich unterbewusst versucht, sich umzubringen? Nein…er hatte jeden Grund zu Leben. Er hatte die Liebe gefunden. Und selbst wenn Jakob ihn nun abwies, hieß dass noch lange nicht, dass er nicht seine Hand über den Jungen halten würde. Es sei denn, er würde fliehen müssen. Oder im Kerker landen.
Und beides war in diesem Moment durchaus eine greifbare Möglichkeit.
Und gerade, dass er Wenzel nicht einmal vorspielen konnte noch in der Bewusstlosigkeit zu verweilen zeigte ihm: Er konnte seinen Freund nicht belügen. Egal wie viel Mühe er sich gab.
Was blieb ihm also?
„Wenzel…ich habe keine Ahnung was passiert ist. Vielleicht war ich abgelenkt und habe nicht ausreichend auf die Dosierung geachtet. Oder es lag an einer anderen…Unpässlichkeit…“
Er schluckte, atmete durch. „Ich erinnere mich nicht.“, gab er offen zu.
Und nun? Er war auf Gedeih und Verderb seinem Schwertherrn ausgeliefert. Mögen die Schatten Jakob, Slava und ihm beistehen. Erstaunlich ruhig sah der Ritter zur Decke.
Wenzel kannte ihn zu gut.
Noch immer in Zeitlupe – und das war nicht gespielt – drehte er sich auf den Rücken und legte schwer atmend die Hände auf dem Bauch zusammen.
„Es ist morgen, richtig? Du verpasst die Morgenmesse.“, murmelte er matt. Er war sich selber noch immer nicht klar, was geschehen war. Einzig, dass er Wenzel entweder so wichtig war, seine eigentlichen Pflichten zurückzustellen, oder dass ihn das neuerliche Versagen seines ehemaligen Knappen so misstrauisch gemacht hatte, dass er die Klärung der Situation nicht mehr aufschieben wollte.
Woran genau erinnerte er sich? Er hatte sich mit Jakob überworfen. Er hatte Jakob allein gelassen.
Und dann? Hatte er wirklich unterbewusst versucht, sich umzubringen? Nein…er hatte jeden Grund zu Leben. Er hatte die Liebe gefunden. Und selbst wenn Jakob ihn nun abwies, hieß dass noch lange nicht, dass er nicht seine Hand über den Jungen halten würde. Es sei denn, er würde fliehen müssen. Oder im Kerker landen.
Und beides war in diesem Moment durchaus eine greifbare Möglichkeit.
Und gerade, dass er Wenzel nicht einmal vorspielen konnte noch in der Bewusstlosigkeit zu verweilen zeigte ihm: Er konnte seinen Freund nicht belügen. Egal wie viel Mühe er sich gab.
Was blieb ihm also?
„Wenzel…ich habe keine Ahnung was passiert ist. Vielleicht war ich abgelenkt und habe nicht ausreichend auf die Dosierung geachtet. Oder es lag an einer anderen…Unpässlichkeit…“
Er schluckte, atmete durch. „Ich erinnere mich nicht.“, gab er offen zu.
Und nun? Er war auf Gedeih und Verderb seinem Schwertherrn ausgeliefert. Mögen die Schatten Jakob, Slava und ihm beistehen. Erstaunlich ruhig sah der Ritter zur Decke.
Aufmerksam verfolgte er jede Bewegung des Mannes im Bett, machte ihm letztlich doch Platz, um sich auf den Stuhl am Kopfende zu setzen, den Holtmann dort platziert hatte. "Zhelin wird die Messe lesen." Während er sprach schenkte er ungefragt Wasser in einen Becher. "Ich konnte dich nicht länger mit Holzhammer allein lassen. Bei ihm hat man immer das Gefühl, er lauere nur darauf, dass man endlich zum Göttlichen geht und er mit dem Skalpell nachschauen kann, was denn nun eigentlich das Problem war.", zerstreute er die Sorge Jarels, es könnte mangelndes Vertrauen sein - wenn auch unwissentlich. Er war niemand, der mit seinen Gefühlen hausierte, aber ähnlich wie Jarel keine zehn Elefanten aufhalten würden, wenn es Jakob nicht gut ginge, so würde auch Wenzel immer zum Teil den Knappen in dem Mann sehen, der doch eigentlich fast so alt war wie er und sich um ihn sorgen. Außerdem war er ihm ja schon tags zuvor wegen der Verwundung auffällig geworden und einmal mit der Nase in einer Fährte, ließ der alte Bluthund auch so schnell nicht mehr von dieser ab.
Wenzel ließ Jarel Zeit, seine Gedanken zu sortieren, hielt sich nur bereit, falls der sture Esel versuchen sollte, sich aufzusetzen. Unpässlichkeit. Wieso redeten heute alle von Unpässlichkeiten? Aber er erinnerte sich nicht oder behauptete es zumindest. Der Großkomtur ließ diese Aussage zunächst so stehen. Er wirkte recht entspannt auf dem Stuhl, gekleidet als sei er an einem freien Abend in seinen Privatgemächern und so wirkten die folgenden Worte äußerst deplatziert. "Hast du getrunken? Das hat zumindest der Herr vom Geheimdienst vermutet, der hier war, um deine Expertise anzufragen.", setzte er alles auf eine Karte, ließ es aber beiläufig klingen. Dennoch beobachtete er Jarel genau. Der Handelsrat, wie Holtmann vermutet hatte, schloss sich für Wenzel aus, wenn es um Vernehmungen und Herätiker ging. Und die Stadtwache trug Uniform und andere Ränge. Blieb also nur noch eine Gruppe, denn einer seiner Ritter war es defintiv auch nicht. Einen Freiherrn hatte der Hierarch den Neuen zwar nicht genannt, aber das konnte sich schnell ändern.
Wenzel ließ Jarel Zeit, seine Gedanken zu sortieren, hielt sich nur bereit, falls der sture Esel versuchen sollte, sich aufzusetzen. Unpässlichkeit. Wieso redeten heute alle von Unpässlichkeiten? Aber er erinnerte sich nicht oder behauptete es zumindest. Der Großkomtur ließ diese Aussage zunächst so stehen. Er wirkte recht entspannt auf dem Stuhl, gekleidet als sei er an einem freien Abend in seinen Privatgemächern und so wirkten die folgenden Worte äußerst deplatziert. "Hast du getrunken? Das hat zumindest der Herr vom Geheimdienst vermutet, der hier war, um deine Expertise anzufragen.", setzte er alles auf eine Karte, ließ es aber beiläufig klingen. Dennoch beobachtete er Jarel genau. Der Handelsrat, wie Holtmann vermutet hatte, schloss sich für Wenzel aus, wenn es um Vernehmungen und Herätiker ging. Und die Stadtwache trug Uniform und andere Ränge. Blieb also nur noch eine Gruppe, denn einer seiner Ritter war es defintiv auch nicht. Einen Freiherrn hatte der Hierarch den Neuen zwar nicht genannt, aber das konnte sich schnell ändern.
- Jarel Moore
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- Lebenslauf: Jarel
Wie nah Wenzel mit seiner Überlegung um Bruder Holtmann der Wahrheit kam, würde er hoffentlich nie erfahren.
In Zeitlupe schloss Jarel die Augen. Seine Lieder waren schwer wie Blei. Sein Herz auch.
‚Der Herr vom Geheimdienst…‘. Er sollte endlich aufhören, Wenzel zu unterschätzen.
‚…hat vermutet …getrunken…‘ Der Schattenläufer konnte nicht verhindern, dass er schwer schluckte.
Dachte Slava das wirklich? Dass er rückfällig geworden war? Dass er ihn für einen Rausch alles über Bord geworfen hatte? Das er schwach geworden war beim Anblick einer Flasche? Jarel erwischte sich bei dem Gedanken, dass eine Flasche Rum in diesem Moment tatsächlich verlockend war. Verdammt verlockend. Warum sollte Slava es also nicht denken? Er wollte nur noch eines. Zu ihm um das zu klären. Sich für sein Versagen entschuldigen. Ihn in die Arme nehmen…
Ebenso langsam öffnete er die Augen wieder, zog die Ellenbögen an und wollte sich aufsetzen.
Bei dem, was kam, wollte er seinem Schwertherrn wenigstens in die Augen sehen. Wenzel war augenblicklich bei ihm und griff zu, half ihm, schweigend und selbstverständlich.
Dankbar ließ Jarel es zu, lehnte sich schwer atmend an die Mauer, zog das rechte Knie an um seine Finger davor zu verschränken. Noch einmal ging er kurz in sich. Hatte er getrunken? Mühsam warf er einen Blick aus dem Augenwinkel auf das Regal an der Rückseite. Nein. Dort standen noch beide vollen Phiolen. Die hatte er nicht angerührt. Er hatte also weder getrunken noch versucht sich umzubringen.
„Kein Alkohol.“, versicherte er und suchte Wenzels Blick. Lügen hatte keinen Sinn. Also blieb nur die Wahrheit. Den richtigen Teil der Wahrheit zu wählen war schon schwer genug. Zu gerne hätte er einfach mit allem ausgepackt. Doch wo das enden konnte, hatte er mit Jakob zu spüren bekommen.
„Keine Drogen.“, fuhr er nach einem tiefen Atemzug fort.
„Es muss das Medikament gewesen sein. Ich war unaufmerksam. Nehme ich an.“ Mit einer fahrigen Bewegung fuhr er sich übers Gesicht und sah sich kurz um. Allein der Blick zum Becher reichte und sein Großkomtur drückte ihm den ohne großes Federlesen in die Hand. Behutsam nahm der Schattenläufer einen Schluck und bemerkte dann erst den aufbrandenden Durst. Wenn er es nicht besser wüsste, er hätte selber gedacht es war ein Rückfall.
Und dann…redete er von ganz allein weiter. Tacheles. Karten auf den Tisch. Einen Teil der Karten zumindest.
„Sokolov kenne ich von meiner Suche nach einem Knappen. Bin regelrecht über ihn gestolpert. Ein Reisender. Andere Welt. Nicht Azeroth.“ Erstaunlich, wie gut es tat, es einfach auszusprechen.
Wenzel wusste bereits viel schlimmere Dinge als das. Und auch wenn Jarel da falsch lag. NACH diesem Gespräch würde er es wissen.
„Brillanter Stratege. Überragender Nahkämpfer. Meine erste Wahl auf der Suche nach Unterstützung im Kampf gegen die Hexe.“
Und genau dies war der Teil der Wahrheit, den er arg beschnitt. Und tief in sich betete, der Großkomtur wurde den Köder schlucken.
„Wir stellen einen Trupp zusammen. Wenn Faslan vorher schon mächtig war, ist es nun noch schlimmer. Ein beauftragter Hexer kam gerade so mit dem Leben davon. Der nächste Schlag muss sitzen. Und bedarf einer akribischen Vorbereitung.“
So angenehm die Wahrheit vorher gewesen war, so scheußlich fühlte sich diese Halbwahrheit an.
Bei der Schatten kühler Umarmung. Er wollte aus dieser Situation raus. Nach Slava sehen. Bei Jakob sein. Die Schwäche abwerfen. Und endlich mit der Lüge aufhören.
Von allein senkte sich sein Blick matt nach unten.
Er fühlte sich leer. Furchtbar leer.
In Zeitlupe schloss Jarel die Augen. Seine Lieder waren schwer wie Blei. Sein Herz auch.
‚Der Herr vom Geheimdienst…‘. Er sollte endlich aufhören, Wenzel zu unterschätzen.
‚…hat vermutet …getrunken…‘ Der Schattenläufer konnte nicht verhindern, dass er schwer schluckte.
Dachte Slava das wirklich? Dass er rückfällig geworden war? Dass er ihn für einen Rausch alles über Bord geworfen hatte? Das er schwach geworden war beim Anblick einer Flasche? Jarel erwischte sich bei dem Gedanken, dass eine Flasche Rum in diesem Moment tatsächlich verlockend war. Verdammt verlockend. Warum sollte Slava es also nicht denken? Er wollte nur noch eines. Zu ihm um das zu klären. Sich für sein Versagen entschuldigen. Ihn in die Arme nehmen…
Ebenso langsam öffnete er die Augen wieder, zog die Ellenbögen an und wollte sich aufsetzen.
Bei dem, was kam, wollte er seinem Schwertherrn wenigstens in die Augen sehen. Wenzel war augenblicklich bei ihm und griff zu, half ihm, schweigend und selbstverständlich.
Dankbar ließ Jarel es zu, lehnte sich schwer atmend an die Mauer, zog das rechte Knie an um seine Finger davor zu verschränken. Noch einmal ging er kurz in sich. Hatte er getrunken? Mühsam warf er einen Blick aus dem Augenwinkel auf das Regal an der Rückseite. Nein. Dort standen noch beide vollen Phiolen. Die hatte er nicht angerührt. Er hatte also weder getrunken noch versucht sich umzubringen.
„Kein Alkohol.“, versicherte er und suchte Wenzels Blick. Lügen hatte keinen Sinn. Also blieb nur die Wahrheit. Den richtigen Teil der Wahrheit zu wählen war schon schwer genug. Zu gerne hätte er einfach mit allem ausgepackt. Doch wo das enden konnte, hatte er mit Jakob zu spüren bekommen.
„Keine Drogen.“, fuhr er nach einem tiefen Atemzug fort.
„Es muss das Medikament gewesen sein. Ich war unaufmerksam. Nehme ich an.“ Mit einer fahrigen Bewegung fuhr er sich übers Gesicht und sah sich kurz um. Allein der Blick zum Becher reichte und sein Großkomtur drückte ihm den ohne großes Federlesen in die Hand. Behutsam nahm der Schattenläufer einen Schluck und bemerkte dann erst den aufbrandenden Durst. Wenn er es nicht besser wüsste, er hätte selber gedacht es war ein Rückfall.
Und dann…redete er von ganz allein weiter. Tacheles. Karten auf den Tisch. Einen Teil der Karten zumindest.
„Sokolov kenne ich von meiner Suche nach einem Knappen. Bin regelrecht über ihn gestolpert. Ein Reisender. Andere Welt. Nicht Azeroth.“ Erstaunlich, wie gut es tat, es einfach auszusprechen.
Wenzel wusste bereits viel schlimmere Dinge als das. Und auch wenn Jarel da falsch lag. NACH diesem Gespräch würde er es wissen.
„Brillanter Stratege. Überragender Nahkämpfer. Meine erste Wahl auf der Suche nach Unterstützung im Kampf gegen die Hexe.“
Und genau dies war der Teil der Wahrheit, den er arg beschnitt. Und tief in sich betete, der Großkomtur wurde den Köder schlucken.
„Wir stellen einen Trupp zusammen. Wenn Faslan vorher schon mächtig war, ist es nun noch schlimmer. Ein beauftragter Hexer kam gerade so mit dem Leben davon. Der nächste Schlag muss sitzen. Und bedarf einer akribischen Vorbereitung.“
So angenehm die Wahrheit vorher gewesen war, so scheußlich fühlte sich diese Halbwahrheit an.
Bei der Schatten kühler Umarmung. Er wollte aus dieser Situation raus. Nach Slava sehen. Bei Jakob sein. Die Schwäche abwerfen. Und endlich mit der Lüge aufhören.
Von allein senkte sich sein Blick matt nach unten.
Er fühlte sich leer. Furchtbar leer.
Der Mann auf dem Bett erregte Wenzels Mitleid, doch er zeigte nichts davon, blieb nur aufmerksam und half, wo er helfen konnte.
Kein Alkohol, keine Drogen, dafür Unaufmerksamkeit.
"So kenne ich dich nicht. Du weißt, ich habe immer ein offenes Ohr und du kannst mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit alles anvertrauen, was dich belastet." Unter diesem Siegel war es sogar belanglos, dass er der Komtur war - Konsequenzen waren rein religiöser Natur, solange es nicht um Hochverrat am Orden ging.
Wenzels Worte hatten etwas ausgelöst und dies wiederum sagte ihm, dass er Recht hatte mit seiner Vermutung. Allerdings konnte ihn nichts darauf vorbereiten, was als nächstes kommen sollte. Stumm hörte er zu, stand dann auf und ging die wenigen Schritte zwischen Tür und gegenüber liegender Wand, dann zurück und so weiter. Langsam, sich dabei den kurzen Bart streichend und mit undeutbarer Miene.
Sokolov.
Genau, das war der Name gewesen. Der 'Emporkömmling' wie der Hierarch ihn zu nennen beliebte. Ein Reisender also. Noch einer, aber nicht aus Jarels Heimat und voller nützlicher Eigenschaften wie ihm der Ritter versicherte. Bis auf den Punkt, dass er eben für Dijkstra arbeitete. Das konnte ein Problem werden. Nicht für ihn persönlich - Wenzel schätzte Effektivität - aber der Hierarch würde es nicht gern sehen, wenn irgendwer Brücken über die säuberlich gezogenen Gräben zimmerte. Und zu einem Teil war da auch beim Großkomtur immer ein gewisses Misstrauen gegen die Leute Dijkstras, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte.
Er stoppte seine Wanderung, das Regal betrachtend. "Alles schön und gut, Jarel, nur hättest du ihn auch gleich für uns anwerben sollen." Wenzel wandte sich um und musterte den Mann auf dem Bett. "Die Weisung des Hierarchen war eindeutig: vor Dijkstras Emporkömmling, womit er wohl diesen Freiherrn von Sokolov meint." Er atmete durch, strich sich noch einmal über den Bart. Regungen, die der Mann sonst streng unter Kontrolle hielt. Diese Sache war heikel - er konnte Jarel verstehen, aber wenn der Hierarch davon erfuhr, wurde es kompliziert.
Wenzel verschränkte die Arme vor der Brust, gestikulierte aber mit einer Hand leicht. "Egal wie du es anstellst, diese Hexe muss in unseren Gewahrsam und auf einen unserer Scheiterhaufen. Und da dein neuer Freund nun schon mal hier war und von weiß das Licht wem gesehen wurde, will ich ihn kennen lernen. Ganz offiziell." Kenne deinen Feind, sofern er wirklich einer war. Vielleicht war er ja sogar nützlich.
Kein Alkohol, keine Drogen, dafür Unaufmerksamkeit.
"So kenne ich dich nicht. Du weißt, ich habe immer ein offenes Ohr und du kannst mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit alles anvertrauen, was dich belastet." Unter diesem Siegel war es sogar belanglos, dass er der Komtur war - Konsequenzen waren rein religiöser Natur, solange es nicht um Hochverrat am Orden ging.
Wenzels Worte hatten etwas ausgelöst und dies wiederum sagte ihm, dass er Recht hatte mit seiner Vermutung. Allerdings konnte ihn nichts darauf vorbereiten, was als nächstes kommen sollte. Stumm hörte er zu, stand dann auf und ging die wenigen Schritte zwischen Tür und gegenüber liegender Wand, dann zurück und so weiter. Langsam, sich dabei den kurzen Bart streichend und mit undeutbarer Miene.
Sokolov.
Genau, das war der Name gewesen. Der 'Emporkömmling' wie der Hierarch ihn zu nennen beliebte. Ein Reisender also. Noch einer, aber nicht aus Jarels Heimat und voller nützlicher Eigenschaften wie ihm der Ritter versicherte. Bis auf den Punkt, dass er eben für Dijkstra arbeitete. Das konnte ein Problem werden. Nicht für ihn persönlich - Wenzel schätzte Effektivität - aber der Hierarch würde es nicht gern sehen, wenn irgendwer Brücken über die säuberlich gezogenen Gräben zimmerte. Und zu einem Teil war da auch beim Großkomtur immer ein gewisses Misstrauen gegen die Leute Dijkstras, was wohl auf Gegenseitigkeit beruhte.
Er stoppte seine Wanderung, das Regal betrachtend. "Alles schön und gut, Jarel, nur hättest du ihn auch gleich für uns anwerben sollen." Wenzel wandte sich um und musterte den Mann auf dem Bett. "Die Weisung des Hierarchen war eindeutig: vor Dijkstras Emporkömmling, womit er wohl diesen Freiherrn von Sokolov meint." Er atmete durch, strich sich noch einmal über den Bart. Regungen, die der Mann sonst streng unter Kontrolle hielt. Diese Sache war heikel - er konnte Jarel verstehen, aber wenn der Hierarch davon erfuhr, wurde es kompliziert.
Wenzel verschränkte die Arme vor der Brust, gestikulierte aber mit einer Hand leicht. "Egal wie du es anstellst, diese Hexe muss in unseren Gewahrsam und auf einen unserer Scheiterhaufen. Und da dein neuer Freund nun schon mal hier war und von weiß das Licht wem gesehen wurde, will ich ihn kennen lernen. Ganz offiziell." Kenne deinen Feind, sofern er wirklich einer war. Vielleicht war er ja sogar nützlich.
- Jarel Moore
- Spieler Level 5
- Beiträge: 1049
- Registriert: Freitag 25. März 2022, 23:06
- Lebenslauf: Jarel
Jarel konnte nicht verhindern, dass seine Augenbrauen eine Spur nach oben wanderten.
Wenzel wollte Slava kennenlernen.
Kurz wurde ihm so schwindelig, dass er schwer atmend um sein Bewusstsein kämpfte, der Becher entglitt seinen Fingern und landete auf seinem Schoß. Zum Glück leer. Sein Blick fand sekundenlang keinen Fokus uns rollte wie eine fallengelassene Kanonenkugel auf Deck einen schlingernden Kahns durch den Raum. Er brauchte eine gefühlte Ewigkeit sich zu fangen.
Bei allen Schatten. Hoffentlich verstand Wenzel das nicht falsch. Nein. Hoffentlich verstand er das nicht richtig!
Atmen. Konzentration. Haltung. Auch hier nein…die Sache mit der Haltung war schon längst am Arsch.
„Sokolov fehlt es am Glauben, Wenzel. Er würde zum Orden passen wie ein Schneemann nach Serrikanien.“, hob er Minuten später die Stimme wieder.
Wieder schluckte Jarel. Sie steckten in der Scheiße. Beide. Bis zum Kragen. Fliehen? Durchbrennen? Abhauen?
Nein. Jakob. Er konnte Jakob nicht im Stich lassen. Und er gehörte hierher. Er gehörte zu seinen Brüdern. Es musste einen Ausweg geben.
„Sokolov ist an der Stelle an der sich jetzt befindet maximal nützlich.“ Mit beiden Händen rieb sich Jarel über das Gesicht.
„Ich werde ihm deinen Vorschlag unterbreiten. Aber auch er muss aufpassen, dass diese Kooperation nicht auffliegt.“ So wie er aufgeflogen war. So wie ALLES auffliegen würde, wenn er auch nur einen einzigen weiteren Fehler machte.
Kurz wollte ein Lachen in Jarels Kehle aufsteigen. Kein Gutes. Kein Fröhliches. Sein Verstand saßen in einer mit irrwitziger Geschwindigkeit voranschießenden gnomischen Raketenbahn ohne Bremsen und in sichtbarer Nähe fehlte mitten in einer Kurve ein Stück der Schienen.
Das
konnte
nur
schiefgehen.
„Wir werden die Hexe stellen. Und wir werden sie besiegen.“, versicherte Jarel und versuchte seine Stimme fest und sicher klingen zu lassen. „Und was auch immer von ihr übrig bleibt, wird der Ewigen Flamme überführt.“
Er hob den Blick und sah seinem Schwertherrn in die Augen. „Lass mich nur meinen Jungen noch einmal sehen, bevor wie losschlagen.“ Eine weitere Pause. „Und sag ihm nicht, was wir planen.“
Hoffentlich verstand Wenzel seinen jetzigen Zustand auf diese Aussage hin als Sorge um Jakob.
Er betete in seinem Inneren um Vergebung der Göttin für all den Betrug, all den Missbrauch und all die Lügen.
Wenzel wollte Slava kennenlernen.
Kurz wurde ihm so schwindelig, dass er schwer atmend um sein Bewusstsein kämpfte, der Becher entglitt seinen Fingern und landete auf seinem Schoß. Zum Glück leer. Sein Blick fand sekundenlang keinen Fokus uns rollte wie eine fallengelassene Kanonenkugel auf Deck einen schlingernden Kahns durch den Raum. Er brauchte eine gefühlte Ewigkeit sich zu fangen.
Bei allen Schatten. Hoffentlich verstand Wenzel das nicht falsch. Nein. Hoffentlich verstand er das nicht richtig!
Atmen. Konzentration. Haltung. Auch hier nein…die Sache mit der Haltung war schon längst am Arsch.
„Sokolov fehlt es am Glauben, Wenzel. Er würde zum Orden passen wie ein Schneemann nach Serrikanien.“, hob er Minuten später die Stimme wieder.
Wieder schluckte Jarel. Sie steckten in der Scheiße. Beide. Bis zum Kragen. Fliehen? Durchbrennen? Abhauen?
Nein. Jakob. Er konnte Jakob nicht im Stich lassen. Und er gehörte hierher. Er gehörte zu seinen Brüdern. Es musste einen Ausweg geben.
„Sokolov ist an der Stelle an der sich jetzt befindet maximal nützlich.“ Mit beiden Händen rieb sich Jarel über das Gesicht.
„Ich werde ihm deinen Vorschlag unterbreiten. Aber auch er muss aufpassen, dass diese Kooperation nicht auffliegt.“ So wie er aufgeflogen war. So wie ALLES auffliegen würde, wenn er auch nur einen einzigen weiteren Fehler machte.
Kurz wollte ein Lachen in Jarels Kehle aufsteigen. Kein Gutes. Kein Fröhliches. Sein Verstand saßen in einer mit irrwitziger Geschwindigkeit voranschießenden gnomischen Raketenbahn ohne Bremsen und in sichtbarer Nähe fehlte mitten in einer Kurve ein Stück der Schienen.
Das
konnte
nur
schiefgehen.
„Wir werden die Hexe stellen. Und wir werden sie besiegen.“, versicherte Jarel und versuchte seine Stimme fest und sicher klingen zu lassen. „Und was auch immer von ihr übrig bleibt, wird der Ewigen Flamme überführt.“
Er hob den Blick und sah seinem Schwertherrn in die Augen. „Lass mich nur meinen Jungen noch einmal sehen, bevor wie losschlagen.“ Eine weitere Pause. „Und sag ihm nicht, was wir planen.“
Hoffentlich verstand Wenzel seinen jetzigen Zustand auf diese Aussage hin als Sorge um Jakob.
Er betete in seinem Inneren um Vergebung der Göttin für all den Betrug, all den Missbrauch und all die Lügen.