Privatwohnung | Ferneck - das kleine Haus der Heilerin - neben dem der Alchemistin

Lange Zeit war Nowigrad kein Teil von Redanien, lange Zeit konnte die größte (mit ca. 30.000 Einwohnern) und zweifelsohne auch die reichste Stadt den Status einer freien Handelsstadt halten. Nach den letzten Kriegen aber ist sie mehr oder weniger zur inoffiziellen zur Hauptstadt der freien Nordländer, vor allem Redaniens geworden seit Dijkstra als Regent zusammen mit dem Handelsrat von hier aus die Fäden zieht.
Als Heimat des Kults des Ewigen Feuers hat in der Stadt allerdings auch das Wort des Hierarchen Gewicht.
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Rolan Igorov
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Mit einem Blick zurück entdeckte Rolan noch einmal die Zwergin, die im Türrahmen stand und ihnen hinterher schaute. Er winkte noch einmal freundlich zu ihr herüber, wobei dies eigentlich überhaupt nicht seine Art war, so fröhlich seine Abschiede zu zelebrieren. Aber irgendwie hatte das Wesen der kleinen, stämmigen Frau etwas an sich, was einen ganz automatisch schmunzeln und winken ließ.

Dann, als Sarray wieder in das Haus verschwunden, und dieses auch bald schon außer Sichtweite geraten war, konzentrierte der Untote sich einfach nur noch auf seine Begleiterin, den bevorstehenden Weg und darauf, möglichst jeden sich bietenden Schatten dabei mitzunehmen.

Weiter geht's im Grasland außerhalb Nowigrads.
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ERZÄHLER
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von/nach: Beim Haus der Alchemistin
Datum: Frühjahr 1278, früh morgens - Nach Slavas Aufbruch
betrifft: niemanden
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Die Sonne erhellte die Stadt erst seit einer knappen Stunde vollständig, und wäre die Lieferung nicht so heikel gewesen, Ljerka hätte sich den Ausflug bei diesem Wetter gespart. Es war bereits ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit und vor einigen Minuten hatte fieser Graupelregen angefangen. Nichts wie zurück nach Hause.
Als sie auf die Tür zu hastete, erwartete sie eine Überraschung. Ein helles, gackerndes Lachen und Prusten ertönte lautstark von innen. Es war Sarray, die sich köstlich amüsierte. Und dann noch eine Stimme. Eine dunkle Stimme, warm, angenehm, die etwas vortrug. Einen Witz vielleicht, denn Sarray quietschte vor lachen.
Ljerka kannte die Stimme. Jarel.
Die Alchemistin hatte den Ritter zwar erwartet - ihm mussten langsam die Medikamente ausgehen - jedoch nicht so früh am Morgen.
Vor der Tür stand kein riesiges schwarzes Pferd und auch Sarray das Murmeltier lag um diese Uhrzeit eigentlich noch in den Federn.

Ljerka zögerte kurz, dann öffnete sie die Türe und trat ein und tatsächlich war Sarray bereits wach, wenn sie auch aussah als hätte der Ritter sie aus dem Bett gejagt. Er selbst saß in zivil mit ihr am Tisch und hatte gerade irgendetwas erzählt, das sie zum Lachen gebracht hatte. Nun schwiegen beide kurz als sie eintrat. Sie lächelte. "Was verschafft mir die frühe Ehre?"

"Ich war in der Nähe. Entschuldige die Störung."
Er war - natürlich - aufgestanden, als Ljerka hereingekommen war.
Auf dem Tisch standen dampfende Teetassen und Kekse - in einen der Mörser gekippt - und eine Flasche Wein, noch verschlossen.
Er lächelte. Doch es war ein seltsames Lächeln.
Er freute sich sichtbar sie zu sehen, aber etwas fehlte.

Die letzten Male als er sie besucht hatte war die Laune des Ritters ausnehmend gut gewesen. Er hatte ihr von dem neuen Knappen erzählt, Jack oder so... sie war nciht gut mit Namen, aber es musste ein guter Junge sein, viel Potential, clever, genau was er gesucht hatte und auch genug Schlitzohr um ihn selbst zu fordern. Er schien richtig aufzublühen seit er ihn ausbildete, aber nun war irgendetwas anders. Trotzdem freute sie sich ihn zu sehen. Sie umarmte ihn kurz, mittlerweile waren sie so etwas wie Freunde geworden. Er besuchte sie regelmäßig, nciht nur um seine Medikamente zu holen sondern gelegentlich auch einfach so. Nur selten so früh am Morgen.
"Ihr habt es ja schon gemütlich." Sie lächelte und setzte sich dazu, griff ach einem Keks, griff sich auch einen becher und goss sich Tee ein.
"Ist mit deinem Knappen... Jack hieß er, oder? Ist mit ihm alles in Ordnung? Du siehst aus als hättest du Kummer."

Jarel warf einen kurzen Blick zu Sarray, die gleich aufsprang. Ihre Haare sahen wieder aus wie vom Blitzautomaten gespeist.
"Ich geh mich waschen. Draußen." Der Zwergin zwinkerte Ljerka übertrieben zu. Sie vermutete immer noch eine Affaire zwischen den beiden. Ihr war das Wetter grundsätzlich egal. Zumindest so lange es kalt war. Warm mochte sie nicht aber waschen mit Eiswasser war kein Problem.
Jarel hatte sich nach Ljerka gesetzt und nahm die Tasse in beide Hände.
Er lächelte noch immer, aber seine Augen waren seltsam leer.
"Jakob geht es gut. Der Bengel bringt alle um den Verstand. Aber er macht sich hervorragend." Er deutete auf den Wein, hinter dem ein in Leinen eingeschlagenes Päckchen stand. "Ich bin auf der Durchreise und wollte dir vorher eine Kleinigkeit vorbei bringen.", erklärte er und nahm einen Schluck Tee.

"Stimmt, Jakob war sein Name..." sie lächelte und blickte Sarray nach. Die Zwergin war nciht davon zu überzeugen gewesen, dass der Ritter und sie nur Freunde geworden waren. Sie hätte nichts dagegen gehabt, andererseits, eine Freundschaft war doch dauerhafter als es jede Affäre sein konnte. Dennoch gab sie es auf, Sarray erklären zu wollen, dass da nicht mehr war. solange sie es nicht herumerzählte und der Ritter deshalb Probleme bekam, und das tat sie eben nicht, also spielte es keine Rolle.
"Für mich?" Ljerka's Mine hellte sich noch weiter auf. Sie hatte nciht wirklich schlechte Laune, aber es war kalt draußen, das zeigte ihr dann dass auch sie nicht jünger wurde, ihr Rücken war steif und das Wetter konnte einem auf's Gemüt schlagen. Es war also eine willkommene Abwechslung.

"Für dich. Freunde sind derzeit selten. Schade, dass es so kalt ist. Ein Spaziergang mit Picknick wäre schön gewesen."
Er sah zu dem Päckchen, zögerte. "Ich hab...", er räusperte sich. "Nichts besonderes. Ähm..."
"Möchtest du den Wein aufmachen?" Er zögerte das Geschenk abzugeben. In diesem Augenblick erschien es ihm irgendwie....lächerlich.
Wie schön wäre es, jetzt draußen zu sein. In Bewegung fiel es ihm leichter sich zu unterhalten. Jetzt war er gerade abgelenkt und verstockt.

Ljerka lächelte. Sie kannte ihn nun schon ein wenig besser und wußte, dass sich unter dem Wappenrock ein sensibler und sehr aufmerksamer Mann oft einfach versteckte. Er konnte auf den ersten Blick grobschlächtig wirken, aber er war alles andere als das. Er hatte ihr Wein mitgebracht, obwohl sie genau wusste, dass er selbst nciht einen Tropfen anrühren durfte. Und dann noch ein Geschenk.
Mit einem breiten Grinsen wickelte sie das Papier ab, und was für eine Überraschung, es war eine ihrer Lieblingstrauben. Nicht leicht zu bekommen, vor allem nciht im Winter. Ein weisser Bouclair Südhang. auch nicht billig.
"Jarel, du bist manchmal unglaublich. Ich freue mich so..." Ihre Augen strahlten.
"Willst du ein wenig Spazieren gehen? Wenn du reden willst..?"
Jeder hatte manchmal einen Freund nötig, es kam ohnehin sehr selten vor, dass Jarel etwas auf dem Herzen hatte.

Er schlug den Blick nieder und und nickte. "Ist es dir nicht zu kalt?"

"Ich ziehe mit noch einen Pelz über und wir bewegen uns ja. Beim Gehen kann man besser reden."

Er lächelte wieder. Manchmal kam es ihm vor, sie könnte seine Gedanken lesen.
Er stand auf und zog ihren Stuhl zurück, als sie aufstehen wollte.
Alte Schule, wie immer.
Er nahm das Päckchen zur Hand und stellte sich neben die Tür.
Ob er es ihr unterwegs geben wollte?

"Vielen Dank, der Herr." ein wenig musste sie ihn aufziehen. Sie schätzte es, wenn Männer Erziehung genossen hatten, aber trotzdem kam sie nie ganz ohne gutmütigen Spott aus.
Irgendetwas hatte er vor, allerdings konnte sie nicht einordnen was es war.
Er wirkte eindeutig irgendwie traurig, aber trotzdem Wein und das Geschenk... Eine seltsame Stimmung.

Er beantwortete ihre Flachserei mit einem Zusammenknallen der Hacken und einer übertrieben zackigen Verbeugung. Gemeinsam gingen Sie in Richtung Stadtrand. Jarel steuerte etwas an. Und Ljerka wusste, welcher Ort das war.
Der Ort, an dem sie das erste Mal "der Bestie" kennengelernt hatte.
"Ich...möchte mich bei dir bedanken.", versuchte er noch einmal zögernd, eine Unterhaltung zu starten.

Der Ort, an dem die Nekker aufgetaucht waren. Sie hatte die Biester schon fast wieder vergessen, nicht aber, was sie danach erfahren hatte. Noch stand das Fläschchen mit dem Werwolftrank bei ihr, sie hatte es noch nicht gewagt, es ihm zu geben. War nun die Zeit, es anzusprechen?
"Da ist nichts zu denken, das weisst du."

In Sichtweite der Bäume blieb er stehen. Es war trocken und die Sonne kam heraus, trotzdem kondensierten vor ihren Lippen kleine Wölkchen.
Jarel trug einen Umhang über seiner Zivilkleidung, schien aber nicht zu frieren.
"Du w..." Er räusperte sich. "Du bist mir wirklich ans Herz gewachsen. Nachdem wir uns hier...nachdem du...als ich..." Er stockte.
"Hrm...nach dem Vorfall hier habe ich angefangen, etwas für dich..." Er schüttelte den Kopf. Nein. Worte waren heute nicht sein Ding. Stattdessen drückte er ihr einfach das Päckchen in die Hand."

Ljerka machte einen Moment lang große Augen. Er hatte es schon gesagt, aber trotzdem. Dann macht sie sich an's auswickeln. In braunes Papier eingeschlagen fand sich eine aus Holz geschnitzte runde Dose, mit Lavendel ausgelegt und als sie diese öffnete eine Haarspange aus Horn. Geschnitzt. Darauf ein Wolf und ein Drache. Nund hatte sie sonst so harte und spröde Frau doch eine Träne in den Augenwinkeln. Sie lächelte, grinset. Gerührt. Das schafften nicht viele.
"Das ist wunderschön!"
Und sie bastelte sich kurz aus dem Fell, dass sie übergeworfen hatte. Wie es Jarel schafft nicht zu frieren war ihr schleierhaft, aber für den Moment war es egal, sie löste das Holzstäbchen, mit dem sie die Haare gerade hochgesteckt hatte und steckte ihren Zopf statt dessen mit der Spange hoch. Und grinste breit.

"Steht dir gut.",murmelte er halblaut.

"Was ist denn los mir dir?" Sir stand vor ihm. "Irgendetwas ist doch los. Du machst mir so ein wunderbares Geschenk, und doch merk ich dir an, wie traurig du bist. Erzähl. Was ist es?"

Er presste die Lippen fest zusammen, sah zu Boden, atmete durch,
"Die Gruppe um die Prinzessin, die ich hierher begleitet habe. Davon habe ich erzählt, nicht wahr?"

"Ja, dort hast du Jakob gefunden."

"Und einen Soldaten. Wie ich aus einer anderen Welt. Vyacheslav." Wieder eine Pause. "Ich...habe mich verliebt. Anfangs konnte er damit nichts anfangen." Der Ritter verlor sich kurz in Gedanken. "Hier angekommen, ließ er sich auf mich ein. Und ich mich auf eine Affäre. Obwohl ich wusste...seine Gefühle sind nicht...nicht..." Wieder dieses Stottern. "Für ihn war es körperlicher Spaß. Abwechslung. Abenteuer. Keine Beziehung in dem Sinne." Ein weiteres Räuspern.
Das nächste zu sagen fiel unglaublich schwer. Er wusste es, aber es auszusprechen machte es irgendwie wahr.
"Vor ein paar Wochen habe ich mich ihm etwas zu weit geöffnet. Er ging."
Mehr brachte er nicht heraus. Seine Stimme versagte ihm und Sein Blick klebte an der Wurzel irgendeines Baumes, leer und ausdruckslos.

Sie hörte zu. Er hatte es je gesagt gehabt. Männer, ein Gefährte in seiner Welt. Nun wieder ein Fremder... das kam anscheinend häufiger vor. Aber darum ging es nicht. Ein Soldat. Ihre Gedanken rasten, wo ansetzen? "Was meinst du? Dass er sonst nicht Männer bevorzugte? Oder... einfach einen anderen Typ hat? Bist du denn sicher? Hat er etwas gesagt dazu?" Irgendwie wollte sie, wenn Jarel schon einmal erzählt, dass er jemanden kennengelernt hatte - und es musste etwas besonderes gewesen sein, wenn er sich darauf einließ, da wollte sie jetzt nciht hören, dass es schon wieder vorbei war.

"Er bevorzugt eigentlich Frauen. Der Typ für eine Beziehung war er wohl nie. Damit hat er nie hinter dem Berg gehalten. Hat immer mit offenen Karten gespielt. Der einzige, der mich belogen hat, bin ich selber."
Pause...der Blick des Ritters wanderte hoch in den Himmel, blieb aber leer.
"Ich...habe...übertrieben bei unserem letzten Stelldichein. Wollte zu viel. Er hat...es war..." Bei allen Schatten. Es war doch vorher alles so klar gewesen. Warum war er jetzt so aufgebracht?
Ein weiteres Räuspern, Jarel blinzelte, sah Ljerka an, lächelte eigenartig. "Er sagte, er bräuchte Zeit es zu verarbeiten. Versicherte mir wir würden uns wiedersehen. Wir verabredeten uns für weitere Treffen. Er erschien nicht mehr. Heute war die letzte Verabredung."

"Deswegen bist du hier." stellte sie fest. "Und wenn ihm etwas dazwischen gekommen ist? Wenn er... hm... er ist nciht von hier, wie du. Wenn er wirklich nur Zeit braucht? Wenn ich mir vorstelle, alles was ich kenne ist weg... ich weiß nicht wie schnell ich mich da in eine Beziehung stürzen würde. Ich schätze... ich würde wohl Jahre brauchen." Sie wollte ihn unbedingt beruhigen. In der Hinsicht war Jarel nun fast etwas wie eine Freundin geworden. sie lächelte bei dem Gedanken. So harte seine Schale war... "Wo ist er jetzt? Weiß du es? Ich kann mit ihm sprechen wenn du willst."

"Er hat eine Arbeit...angeboten bekommen. Etwas, dass perfekt zu ihm passt."
Der Ritter sah der Heilerin in die Augen. Er konnte ihr vertrauen, aber wollte sie so etwas wissen?
"Er hat sich hier schnell zu Recht gefunden. Wesentlich schneller als ich damals."
Mit jedem Wort wurde seine Stimme ruhiger. Gelassener. "Er ist ein gerissener Hund, der überall klar kommt. Glaub mir. Verloren ist er hier nicht. Er wird seinen Weg finden."

Ein wenig hatte Ljerka ihre Zweifel, aber sie kannte den Mann ja nicht, Jarel kannte ihn sicher besser. "Wenn du willst sehe ich nach ihm... unauffällig... ich kann ihn ausfragen. Ich werde ihm nciht verraten, dass ich dich kenne. Ich will nicht, dass die wer weh tut. Vielleicht ist es nur ein Missverständnis."

Erstaunt sah Jarel Ljerka an. "Auf keinen Fall." Er rang mit sich. "Er ist jetzt einer von Dijkstras Leuten. Halte dich bitte fern. Das ist viel zu gefährlich."

Jetzt blickte Ljerka erschrocken drein. "DER Dijkstra? Unser Regent? Der ehemalige... oh. Verdammt. SO ein Soldat... Du suchst dir auch nur die gefährlichsten Männer aus." Sie machte eine kurze Pause. "Dann wird er sicher unter Druck gesetzt... Wenn er erst... dürfte schwierig sein, das zu vereinbaren... Und wenn ich doch... ganz unauffällig. Jeder braucht einmal die Dienste von Alchemisten... ich kann mit ihm ins Gespräch kommen, ganz unauffällig?"

Jarel schüttelte den Kopf. Heftig. "Ljerka, um aller Schatten Willen. Halte dich fern. Er ist schlau. Und er ist auch nicht irgendein einfacher Agent, der durch die Straßen streift. Er strukturiert den Geheimdienst um. Er wird es schneller durchschauen als Sarray eine Tüte Nüsse leer futtert." Er nahm seine Freundin an den Oberarmen und sah ihr tief in die Augen. "Versprich es mir. Bitte."

"Ich verspreche es dir. Ich wollte dir ja nur helfen." Nun war sie ein wenig traurig. "Du machst keine halben Sachen... gleich so einer..." Sie biss sich auf die Lippe.
Den Geheimdienst neu strukturieren. Sie konnte sich nciht genau vorstellen was das bedeutete.
Aber es klang nach viel Arbeit.
"Kann ich irgendetwas tun? Wie... wie kommuniziert ihr? Per Boten?"

"Gar nicht. Du kannst nichts tun. Wir haben über unsere Treffen kommuniziert." Er schüttelte den Kopf. "Ich hab ein Radar für die schweren Fälle." Er lachte kurz.
"Du tust schon viel für mich. Es tat gut, darüber zu reden."
Er legte ihr eine erstaunlich warme, schwere Hand auf ihre Schulter, sah ihr in die Augen, zog sie plötzlich und überraschend in die Arme, drückte sie sachte an sich.

Und Ljerka drückte ihn an sich. "Gib nicht gleich auf. Wenn er so ein gerissener Hund ist und in so kurzer Zeit so schnell aufsteigen kann, dann hat er es sich sicher auch überlegt, worauf er sich einlassen will. Vielleicht ist es einfach wie er gesagt hatte? Er braucht Zeit? Vielleicht hat er auch einfach dich nicht erreicht und vielleicht will er dich nciht gefährden? Ich glaub sein Boss und dein Boss sind sich nciht so ganz grün." Und sie zwinkerte. Es war kein Geheimnis wie Dijkstra und der Hierarch zueinander standen.

Jarel löste sich und nickte. "Wir werden es sehen. Heute ist heute. Morgen ist morgen.", sagte er ohne besondere Betonung.
Er sah in den Wald, atmete durch und streckte sich. "Komm, ich bringe dich zurück, bevor du hier festfrierst."

Ein wenig zitterte Ljerka schon, das musste sie zugeben.
"Ich hoffe so sehr für dich, dass es doch noch etwas wird. Auch wenn ich dir dann vermutlich von ihm abraten würde."
Sie grinste. "Aber ich will dich nicht unglücklich sehen... Du warst in der letzten Zeit so... so verändert, so... einfach glücklich."
Sie erinnerte sich nun, wie sie ihn immer wieder getroffen hatte. Er hatte ganz anders gewirkt als sonst, nicht so melancholisch, einfach... Verliebt.

Der Ritter grinste. "Ich war glücklich. Es war wundervoll ihn zu sehen." Er legte einen Arm um Ljerka und legte einen Umhang um beide. Etwas, was er bisher nie getan hatte. Körperliche Nähe hatte er immer knapp gehalten.
Langsamen Schrittes bracht er sie zurück zur Hütte.

"Ich will einfach hoffen, dass du dich in dem Fall irrst." Sie lehnte sich sogar an ihn. Sie waren Freunde. Natürlich würde Sarray was anderes denken. Aber egal. Und selbst wenn, lieber sollten die Leute das annehmen, als dass er sich auf einen so gefährlichen Mann eingelassen hatte.
Und doch konnte sie sich nciht ganz zurückhalten. Es würde sie noch eine ganze Weile nicht loslassen. Auch wenn sie bereits hatte lernen müssen, dass es nciht immer gut war, sich einzumischen.

Zurück in der Hütte wuselte Sarray frisch gewaschen und gekämmt umher und stellte irgendwas her. Als Jarel Ljerka die Tür öffnete grinste sie die beiden frech an.
Und der Ritter grinste frech zurück und ließ seinen Arm um Ljerkas Schulter mit voller Absicht etwas zu lange liegen, bevor er sie als erstes eintreten ließ.
Er ging zum Tisch, unter dem sein Quersack lag. In dem transportierte der Ritter üblicherweise seine Phiolen.
Er streifte den Quersack über und zwinkerte Sarray zu. An der Tür nahm er nochmal Ljerkas Hände in seine, sah ihr lächelnd in die Augen.
"Danke."

Ljerka grinste. "Nicht dafür. Ich sage Danke. Und ich hoffe... es wird alles gut werden."

Er nickte, wand sich mit dem leicht klimpernden Quersack herum, trat heraus, drehte sich noch einmal herum, winkte lächelnd. Und ging.
Der Ritter ging. Doch er ging nicht zurück zur Komturei. Er richtete seinen Umhang und schlug einen anderen Weg ein. Statt zurück ins Warme, ging er weiter aus dem Ort hinaus. In die Berge. In einer stoischen, immer gleichen Geschwindigkeit, den Blick zu Boden gerichtet. Sogar den Berg hinauf immer im selben Tackt.
Den Weg schien er zu kennen. Eigentlich müsste er frieren. die Kleidung und der Umhang waren viel zu dünn. Vor allem hier oben. Es wurde dunkler...und dunkler...
Trotzdem ging der Ritter unbeirrt und ungebremst weiter. Noch immer im selben Tackt.

Jemand war ihm gefolgt. Er war einer der Unauffälligen gewesen, wie Slava sie zunächst abfällig genannt hatte, denn seiner Ansicht nach waren sie alles andere als unauffällig. Der hier hatte sich als etwas talentierter erwiesen, er hatte besser Augen und war geschickt darin, den 'Kunden' auch durch einen Spiegel, ein Glas, oder aus einer unauffälligen Deckung heraus zu beobachten. Nur außerhalb der Stadt erwiess waren seine Fähigkeiten nicht mehr ausreichend. Aber immerhin würde er dem neuen Chef berichten können, dass der 'Kunde' sich bei einer Alchemistin aufgehalten hatte, einer Freundin von Anderlingen im übrigen. Danach verlor er ihn aus den Augen.
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Jarel Moore
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Der Ritter hatte eine ganz eigene Art, mit persönlichem Elend umzugehen. Eine sehr eigene. Nachdem er sich bei seiner besten Freundin den Schmerz von der Seele geredet hatte, schulterte er seinen Quersack und machte sich daran, den Ort aufzusuchen, an dem er schon so oft die Vollmondnächte verbracht hatte. In dieser Nacht war kein Vollmond. Es war kalt, dunkel und verhangen. Immerhin hatte der Eisregen aufgehört.
Wie in Trance stieg er auf den Berg. Immer ein Schritt nach dem anderen. Ohne das Tempo zu drosseln, ohne Pause. Seine gute Sicht in der Dunkelheit ließ ihn sicher ankommen. Den Verfolger – von dem er nicht einmal im Ansatz etwas bemerkt hatte (04/100), hängte er bereits am Fuße des Berges ab.
Zu düster für einen Menschen, der den Weg nicht kannte. Die Höhle die er ansteuerte war dem ehemaligen Schattenläufer wohl bekannt. Dort angekommen sah er den Berg hinab und atmete durch. Bald würde die Sonne aufgehen. Genau der Moment, den er angestrebt hatte. Die Höhle war tief, verwinkelt und für das menschliche Auge stockdunkel. Einst hatte hier irgendein Monster gelebt. Der an den Steinen haftende, nur von guten Spürnasen wahrzunehmende, Geruch hielt Wildtiere davon fern sich hier einzunisten. Den ehemaligen Schattenläufer jedoch nicht. Er betrat die Höhle und bog um eine Ecke. Dort stand etwas auf einem flachen natürlich entstandenen Absatz, das in diesem Hintergrund bizarr wirkte. Eine sorgsam gerade aufgestellte Reihe leerer Alkoholflaschen in verschiedensten Ausführungen. Bauchige, Längliche, ovale, die Formen waren bunt gemischt. Auf den zweiten Blick alles sehr hochprozentiger Rum. Und alle leer bis auf den Letzen Tropfen.
Vor diesem „Schrein“ setzte er den Quersack ab und entledigte sich mit eingeübten Griffen der Gurte, die die Scheiden seines Langdolches und der Wurfdolche hielt. Mit ausdruckslosem Blick atmete er durch und kramte in dem Quersack. Er holte – wie sollte es anders sein – eine weitere Rumflasche hervor. Mit dieser in der Hand verließ er mit hängenden Schultern die Höhle wieder und kletterte das letzte Stück bis zur Spitze des Berges nach oben. Dieser Teil war am gefährlichsten. Steil, unwegsam, viele lose Steine.
Eigentlich hätte er frieren müssen, doch er spürte nichts. Nur Leere. Auf einer Klippe, unter ihm ein Steilhang von duzenden senkrecht abfallenden Metern, nahm er Platz und stellte die volle Flasche neben sich. Ein paar kleine Steinchen rollten über die Kante und in die Tiefe. Der Blick entlohnte die Mühen. Er kam genau rechtzeitig. Vor ihm verdämmerten die Sterne, der Himmel färbte sich rot, ließ den Morgennebel der Täler orange leuchten und illuminierte die Streifen von Wolken, die über die Spitzen der Baumwipfel zogen. Immer noch saß er da, starrte, atmete durch, sammelte sich. Gestern ist gestern. Vorbei ist vorbei. Sie Sonne kletterte höher und das Orange färbte sich in warmes Gold. Auch die Sonnenstrahlen begannen zu wärmen. Ein neuer Tag. Er hatte einen ganz wundervollen Jungen unter seinen Fittichen. Seine Gefühle für den Knappen standen denen für seinen Sohn um nichts nach.
Heute ist heute.
Und er hatte Freunde. Nicht viele. Dafür gute. Sehr gute.
Das Morgen kennt niemand. Er erhob sich mit schmerzenden Knochen. Es war doch verdammt kalt und langsam spürte er das auch. Nun…eher schneller. Er streckte sich, dehnte den Nacken, bewegte die Schultern. Steif bückte sich und nahm die Fasche zur Hand. Wegen der kalten Hände etwas linkisch öffnete er das Gefäß. Der Geruch des Alkohols breitete sich scharf in der kalten Morgenluft aus.
Verführerischer Duft.
Vergessen.
Vergehen.
Er räusperte sich und begann etwas ins Nichts zu sprechen. melodische, fremde Worte, die hier niemand verstehen würde, obwohl sehr laut und sehr weit zu hören. Während er sprach streckte er die Flasche am langen Arm von sich. Es war ein Gebet. Er dankte für einen neuen Morgen und bat die Schatten um Beistand und Schutz für die seinen. Er verbeugte sich der Morgensonne Entgegen, drehte die Flasche um und ließ das scharf riechende nass den Abhang hinabstürzen. Sein Triumpf über die Sucht, gleichzeitig ein Opfer für die Götter. Oder eher gesagt für die Schatten. Denn der Ritter glaubte vor allem an seine Fähigkeiten und erst dann an das Verwoben sein von allem und jedem. Er nahm die Flasche vor seinem Bauch, starrte in die Ferne. Diese Flasche würde den Weg zu seinem „Schrein“ jedoch niemals finden. etwas baute sich in ihm auf, was zumindest für eine kleine Weile das Selbstmitleid verdrängen wurde. Wut. Unbändige Wut auf sich, das Schicksal. Und Slava. Er hatte ihn verlassen. Weil er war, was er war.
Ein Grollen stieg in ihm auf, welches sich langsam in seinem Gesicht abbildete. Verzogene Lippen, gefletschte Zähne, böse funkelnde pechschwarze Augen. Mit einem grollenden Brüllen holte er aus und warf die leere Flasche weit, weit in den Abgrund hinaus.
Während die Flasche noch fiel, hielt der wütende, verzweifelte Schrei an. Bis dem Ritter die Luft ausging und er einen Moment auf die Knie sank. Weitere Minuten blieb er dort, dann Stand er auf, streckte sich, richtete seine Kleidung, nahm Haltung an. Wurde Zeit zurückzukehren.
Der Großkomtur würde ihm die Ohren langziehen für sein unangemeldetes Fehlen und viel schlimmer: Jakob machte sich vielleicht sorgen. Der Abstieg würde bis zum Abend dauern. Eilig legte er seine Waffen wieder an und schulterte den Quersack. Was hatte er sich gedacht, nur den dünnen Umhang mitzunehmen, in dem er sonst seinen Medikamentenrausch verbarg? Nichts hatte er gedacht. Den ersten klaren Gedanken fand er jetzt gerade wieder.

Er beeilte sich mit dem Abstieg, fand trittsicher den Weg, den er schon so oft gegangen war. Zumindest so lange, bis sich am Nachmittag etwas zusammenbraute.
Etwas Böses. Dichte Wolken. Und scharfer Wind. Etwas, dass sich eigentlich gegenseitig ausschloss, aber am Berg war alles möglich. Der Ritter sah missmutig nach oben. Schwarze Wolken, die begannen sich aufzutürmen, als wollten. sie ihm drohen.
Schnaufend sah er sich um. Hier war keine Möglichkeit sich zu schützen. Kein Unterschlupf. Er musste sich beeilen. Aber egal wie sehr er sich beeilte, das Wetter holte ihn ein. Binnen Minuten fand er sich in fast senkrecht ihm ins Gesicht schlagenden, messerscharfen Hagel wieder. „Kacke…“ In Sachen Fluchen war der Ritter nur halb so einfallsreich wie die Zwergin. Und er wäre das, was Jarel geschah, vielleicht auch nicht passiert.

Ein Grollen in der Luft. Ein grelles aufleuchten Hinter ihm, ein ohrenbetäubender Schlag, der den Boden erbeben ließ. Der ehemalige Schattenläufer fuhr herum. Kiefer hinter ihm brannte lichterloh, wurde nur mühsam von Hagel gelöscht.
Ein bizarres Bild. Den Ritter war schwindlig und seine Ohren klingelten nervenzerreißend. Er wusste nicht warum, nur dass die Haare auf seinen Armen zu Berge standen und er weg musste. Etwas weit hinten in seinem Verstand hob den schwarz befellten Schädel und witterte nach langer Zeit wieder eine Chance, stand auf, spannte sich.
Er versuchte den Schwindel wegzublinzeln und machte den ersten Schritt des letzten Wegstückes. Und dann… …kippte die Welt um. (1/100) Begann sich um ihn zu drehen, im zunehmend irrwitzigen Tempo an ihm vorbei zu rauschen. Oben, unten, links rechts...Wo war was? Nur mühsam begriff er, dass er gestürzt war. Er musste bremsen. Irgendwie. Desorientierung. Schmerz. Er durfte nicht… Ein Schlag in die Seite. Jarel sah Sterne. Und der Schwarze sprang.
Ohnehin schon gebrochene Knochen streckte sich, Fell spross, Zähne verwandelten sich in Reißzähne. Fast hätte er es geschafft, doch dann ein weiterer, harter Schlag in die Seite. Und das Licht ging aus. Und unten, fast am Fuß des Berges lag reglos das, was ein Hexer zwangsläufig für einen Werwolf halten musste. Zweibeinig, Wolfsschnauze, Klauen, fellbedeckt, teilweise in zerrissenes Leder gekleidet.

Und ein eben solcher Hexer war in eben dem Wald unterwegs. Er hatte den Auftrag übernommen, sich um einen Tschort oder einen Bies zu kümmern, so genau war das nicht herauszuhören gewesen, denn die Größenangaben wichen erheblich ab. Klar war, dass es sich um ein großes Tier handeln musste, mit einem Geweih wie ein Hirsch aber Zähnen wie ein Bär... oder doch ein Werwolf. Es hatte eine Händlerkarawane angegriffen, die Hälfte getötet und die Waren beschädigt und die andere Hälfte verjagt. Diese nun hatten sich zusammengetan um ihn u bezahlen damit er das Vieh erledigt damit die bergen konnten was von ihrer und deren Fracht der anderen noch brauchbar war. Egal ob der etwas größerer Bies oder in kleinerer und dafür wendigerer Tschort, diese Biester waren extrem schnell und nicht ungefährlich, sie konnte mit unglaublicher Kraft angreifen und einen einfach in die nächste Höhlenwand einarbeiten. zudem waren sie in der Lage schwache Bannmagien zu wirken und einen die Sicht zu vernebeln. Also ein würdiger und vor allem Lukrativer Gegner. Reuven hatte keinen Augenblick gezögert. Die 1600 Kronen konnte er mehr als gut brauchen.
• Und so kam es, dass ein Hexer zu eben jener Höhle unterwegs war, die er kannte und von der er wusste, dass sie sich für das was er jagte durchaus als Versteck eignete. Er war in Begleitung eines eleganten hellbraun gemusterten Pferdes und eines großen Wolfshundes. Das Pferd führte er, der Hund lief voraus, schnupperte.

Das Tier machte sogar nach außen den Eindruck recht jung zu sein. Trotz seiner hochbeinigen Gestalt und dem zotteligen mausgrauem Fell sprang es einmal hier hin, einmal dort hin, hielt recht mühelos mit dem Pferd schritt. Erst als Reuven abgestiegen war wurde auch das Tier "ernst". Es lief geradlinig vor dem Hexer her, führte ihn weiter in die Nähe des Berges, die Nase immer an den Boden geheftet. Und dann, kaum zwei dutzend Schritt weit gekommen, hielt es inne, erstarrte, gab einen winselnden Laut von sich. Ehe Reuven etwas sagen konnte, preschte die Hündin voran und verschwand im Unterholz. So war das eigentlich nicht gedacht. Schließlich gab es hier ein Ungeheuer und Sindra sollte diesem bitte schön nicht allein gegenüberstehen. Bereits Sekunden später sprang sie mit einem gewaltigen Satz aus den Büschen, verhedderte sich aber in etwas und schlug lang hin, direkt vor Reuven. Das Tier richtete sich auf, schnaubte und nieste mit wippendem Kopf. Vor den Füßen des Hexers lag etwas aus Leder. Riemen, Scheiden. Schnallen. Alt. Gut eingetragen und noch besser gepflegt. In den Scheiden steckten: Ein aufwendiger silberner Dolch der seltsam schimmerte, darunter schräg angeordnet drei Wurfdolche. Zwei aus ungewöhnlichem, geschwärzten Stahl und einer in hellem polierten Silber, was im krassen Gegensatz zu den anderen Wurfdolchen stand, Reuvens Medaillon zappelte ganz leicht. Irgendetwas magisches. Hatte sich schon jemand auf den Weg gemacht das Untier zu erlegen und war dabei umgekommen?
Das genau waren die Gedanken des Hexers. Ein Kollege... die Ausrüstung war zu gut und zu spezialisiert um einem einfachen Kämpfer zu gehören. "Wo hast du das gefunden? Kannst du mich hinbringen?" Er hatte kaum ausgesprochen, da setzte sich der Wolfshund in Bewegung. Reuven band noch Vanja fest, dann folgte er ihr. Mittlerweile war auch er wieder ausgerüstet wie ein richtiger Hexer, leichte Lederrüstung, an Armen und Beinen wie Schultern mit Stahl und Kette verstärkt, Handschuhe mit Silber beschlagen.
Sindra machte lange Sätze, sah sich aber immer um, ob Reu mitkam. Unter einem Felsvorsprung, umgeben von Büschen, meldete sie sich dann mit einem Laut, einer Mischung aus Winseln und Jaulen. Dort lag etwas. Eine gut zwei Meter große, dunkle Gestalt, gehüllt in einen dünnen Umhang und die Reste von Lederkleidung. Und die Gestalt...trug Fell. als wäre der Anblick des Wesens nicht alarmierend genug gewesen war Sindras Reaktion noch seltsamer. Statt ihn hin zu frühen, wollte sie ihn nun, nachdem sie an ihm geschnuppert hatte, von ihm weg drängen. Die Hündin lamentierte und machte einen völlig verstörten Eindruck.
Die Ausrüstung hatte Reuven bei Vanja liegen gelassen, wo Sindra sie abgelegt gehabt hatte, doch nun wunderte er sich. Er hatte das Silberschwert gezogen, man konnte ja nie wissen... zuerst schnupperte sein Wolfshund, dann machte sie den Eindruck, als wolle sie ihn nun weglocken. Was war das denn nun? Er schob sie beiseite, natürlich wollte er sich ansehen, was da für eine Gestalt lag.
Eingehüllt in einen leichten Mantel, aber das war fast alles was menschlich war an ihm. Fell, ein Medaillon um den Hals, silber. Und das war nun wirklich merkwürdig. Silber hätte einen Werwolf schaden müssen. Irgendwie reichte es dem Hexer allmählich von all den seltsamen Vorkommnissen der letzten Jahre. Er wollte einfach nur Monster töten, keine seltsamen Rätsel lösen. Einfach einem Tschort den Kopf abschlagen und die Kohle kassieren. Statt dessen war schon wieder ein Werwolf der Täter.
Er drehte ihn herum, nahm das Medaillon in die Hand, öffnete es. Die meisten Wölfe waren im Grunde Menschen, hatten Familie... Freunde... vielleicht Kinder. Der hier trug das Bild eines Elfen um den Hals. eigentlich egal, aber irgendetwas war trotzdem merkwürdig daran. Vor allem weil sich das silber nicht sin seine Haut brannte und sein Medaillon dafür stärker vibrierte als für einen normalen Werwolf üblich.
War das also der Täter, oder war das ein weiteres Opfer des Tschorts?
Er richtete sich auf und blickte sich suchend um. Von dem anderen Monster keine Spur... vorsichtig drückte er ihm nun die silberklinge auf die Haut... auch da keine Reaktion. DAS war nun kein gewöhnlicher Wolf.
Reuven seufzte, steckte das Schwert weg, fühlte Puls und Atmen, natürlich lebte der Mistkerl noch... sollte er nun einen Wolfsmenschen hier liegen und sterben lassen? Sindra hatte er gerettet, die Ausrüstung gehörte ganz ohne Zweifel ihm, die restlichen Fetzen im Fell zeugten davon.
"Scheisse... ich kann den hier nicht so liegen lassen... Dir hab ich auch geholfen..."
Und er packte den großen Kerl und schulterte ihn. Was einem Menschen wohl nicht gelungen wäre, denn er war ein gutes Stück größer als ein gewöhnlicher Mann und auch ein gutes Stück schwerer.
So schleppte er ihn zurück zu Vanja, legte ihn ihr auf den Rücken. Sie sträubte sich etwas, aber Axii half. Er wollte sich jetzt nicht mit einem scheuen Pferd herumärgern.

Sindra hatte mit eingezogenem Schwanz und abgeknickten Ohren neben dem rechten Vorderlauf des Pferdes gestanden, während Reuven den Halbwolf untersuchte. Die Stute störte das nicht. Ganz im Gegenteil. Sie senkte den Kopf und rieb die Nüstern an der Seite der Hündin. Sindra musste einen Ausfallschritt machen, um nicht umzufallen und beantwortete die Zuneigungsbekundung des Pferdes mit drei eiligen Zügen ihrer Zunge über die Schnauze des treuen Tieres. Als Reuven in dem Moment zu ihnen sah, hörten beide auf und sahen ihren Herrn mit entgeistertem Blick an, als wären sie bei etwas erwischt worden. Reuven kam mit dem geschulterten Tier auf sie zu und der Hund ging drei Schritte rückwärts, senkte den Kopf und jaulte.
Er lud den Bewusstlosen auf und führte Vanja weiter. Er war nicht sehr weit von Nowigrad entfernt, es waren nur wenige Stunden zu Fuß, dann würde er Ferneck erreicht haben. "Kannst du mir erklären, was dich an dem Wolf so stört, hm? Du bist selbst einer..." redete Reuven einfach weiter. Er wußte, Sindra antwortete nicht wenn sie als Wolfshund neben ihm her rannte, aber er musste schließlich mit irgendwem reden, und bei Vanja fühlte er sich noch merkwürdiger.
Sindra antwortete tatsächlich. "Jauhuurmwuff." Jetzt war er auch nicht weiter. Das Tier war zumindest hochgradig eingeschüchtert. Der Körper auf dem Pferd dampfte in der Kälte. Gutes Zeichen. Tote taten das nicht. Als sie in Nowigrad ankamen, wurde es bereits wieder dunkel. Trotzdem glotzen die Leute, lästerten, spien aus. Aber immerhin, der Hexer hatte einen Werwolf erlegt. Wahrscheinlich war er gerade auf dem Weg das Kopfgeld einzustreichen. So stellte sich Reuven wenigstens niemand in den Weg. Am Haus der beiden Damen angekommen versteckte sich Sindra hinter einer Hausecke, legte sich flach hin und versuchte im Erdboden zu verschwinden. Was nicht klappte.
Reuven klopfte an, es war schon spät, wenn er Pech hatte, dann waren die beiden Frauen unterwegs etwas trinken oder sogar noch bei Patienten. Dennoch, er musste es versuchen, wenn jemand helfen konnte dann sie. Die beiden nahmen auch sie seltsamsten Patienten auf. Nur Sindras Verhalten wunderte ihn sehr. Sonst hatte sie doch keine solchen Vorbehalte gegen andere Wesen gehabt. Gut, sie hatten nicht mehr mit Werwölfen zu tun gehabt, Seren hatte er alleine erschlagen... Ach ja, richtig. Seren. Er erinnerte sich noch gut daran, wie Dahlia ihm das Messer in die Schulter gerammt hatte... Die Alchemistin war dabei gewesen, sie hatte ihm vorgeworfen, ihn vorsätzlich umgebracht zu haben, obwohl es Heilung gegeben hätte. Er dachte jetzt erst wieder daran. Fast wollte er schon wieder umdrehen, andererseits... so konnte er beweisen, dass er durchaus den Unterschied zwischen gefährlichen und ungefährlichen Wölfen kannte.
Die Tür öffnete sich und da stand...niemand! Doch halt, als er herunter sah stand da die Zwergin. In einem wollendem Nachthemd, das jemand anderem wohl als normales Hemd gedient hatte sah sie aus, als würden ihr die Beine fehlen. Die Haare wie üblich struppig wie ein explodiertes Eichhörnchen, die Augen nur halb geöffnet. Und schlecht gelaunt. Zumindest DAS war mal was neues. "Sach, mal, haben sie dir ins Hirn geschissen? Du kannst deine Beute hier nicht zerlegen. Ich hab vorhin erst geputzt. Den Flohzirkus nehm draußen auseinander. Du spinnst wohl. Willst du dir aus dem einen Pelz machen?! Wie kommst du auf die Idee..." Sie wollte die Tür schon zuschieben, als der Wolf sich regte. Er stöhnte laut. Sarra klappte der Unterkiefer runter. "Heeeeee...pass auf! Der lebt noch!", quietschte die Heilerin warnend und war plötzlich hellwach.
"Deshalb bin ich ja hier. Ich hab ihn nur gefunden, nicht erlegt. Und das ist kein normaler Werwolf... deshalb bringe ich ihn her. Kannst du ihn dir ansehen?" Er wartete gar nicht auf eine Antwort, ehe die Zwergin, die aussah als hätte er sie aus dem Schlaf gerissen - wer schlief denn um diese Zeit schon? Es war doch erst kurz vor Mitternacht, die beste Zeit zum Jagen! - ehe sie widersprechen konnte, hatte er den verletzten Wolf vom Pferd gehoben und nach drinnen getragen. Er wollte so wenig Aufsehen wie möglich, sollten die Leute ruhig glauben, er bringe der Alchemistin frischen Werwolf für einen Trank. nicht einmal abwegig... sollte er doch verrecken... aber vorerst lebte er ja noch.
"Ljerkaaaaaa!", brüllte Sarray, streifte die Ärmel hoch und fing aber tatsächlich murmelnd und fluchend an, ihre Hände zu reinigen. Sie legte sogar ein Mundtuch vor und begann den Wolf zu untersuchen. "Wenn der in meine Richtung nur zuckt..." Sie sah Reuven aufgebracht an. Und dann veränderte sich die Zwergin. Das kannte der Hexer auch bereits. Sie atmete tief durch und tastete den Körper des Wolfes ab, klopfte horchte. Ruhig. Konzentriert. Professionell. "Platzwunde am Hinterkopf, vermutlich Gehirnerschütterung, luxierte linke Schulter, Bruch von Elle und Speiche links. zwei gebrochene..." Sie hielt inne und sah zu Reuven. "Was hat den den niedergerannt? Da ist ja nichts mehr am Stück. Und warum beim runzligen Arsch von Voleth Meir lebt der noch?"
Reuven hielt nur den Wolf fest, einfach zur Sicherheit. "Ich hab einen Tschort gejagt... vielleicht hat er ihn vorher erwischt. aber wenn dann hat wohl der Tschort gewonnen." mutmaßte er.
In der Zwischenzeit war Ljerka herangekommen. "Was ist lo... oh..."
Sie war nicht halb so überrascht, wie sie hätte sein sollen, statt dessen wandelte sich ihre Gesichtsfarbe hin zu gekalkte Wand. Auch sie trug nur ein weites Hemd und krempelte dieses nun hoch. Und auch sie griff gezielt nach dem Amulett... sie hatte es fast befürchtet, aber der Anhänger gab ihr Gewissheit.
Verdammt... das ist Jarel... Scheisse... Jarel, kannst du mich hören?"
Sarray erstarrte. "WILLST DU MICH VERARSCHEN?!"
Vielleicht auch ein wenig unbedacht, denn Reuven musterte sie aufmerksam. "Jarel? Dieser Ritter von der Flammenrose?" Und er setzte sich zurück und ließ den Wolf los. "Jetzt fress ich aber nen ganzen Alghoul rückwärts..."
Ljerka nickte nur. "Ja, ich verarsche niemanden." Reuven bedachte sie nur mit einem missmutigen Blick. Er war also nun auch ein Mitwisser. Aber immerhin hatte er ihn nciht gleich erschlagen sondern hergebracht.
Und der Hexer lachte nur noch. "Bei Meliteles Titten... dass glaubt mir echt keiner. Ein Ritter der Flammenrose ist ein Werwolf. Verfickte Drachenscheisse..."
Und er kassierte noch einen vernichtenden Blick, der Schmähungen Meliteles wegen aber auch für die meisten anderen Worte. "Kein Wort zu irgendwem! Sonst... sonst..." Aber ihr fiel gerade nichts ein. Sie sorgte sich viel mehr um Jarel.
Reuven lachte aber immer noch. DAS war tatsächlich der Höhepunkt eines Tages.
"...nicht der Göttin....", hauchte jemand. Eine erstaunlich menschliche Stimme. Jarels Stimme. Kaum hörbar. "Wir müssen seinen Kreislauf stabilisieren. ",war das einzige, was Sarray heraus bekam. "Hat er gerade...gesprochen?"
"Hey..." Sarray kroch wieselflink zum Kopf des Verletzen und sah Jarel in die Augen, schnippste vor seiner Nase mit den Fingern. "Jemand zuhause?" "Aye. Mylady..." Und - wie sollte es anders sein - er versuchte aufzustehen.
Reuven war schnell wieder bei der Sache und drückte den Wolf zurück auf den Boden.
"Du gehst nirgends hin!" und er blickte Ljerka und Sarray an. "Könnt ihr das verarzten? Schienen? Oder so...? Ich kann ihm auch Schwalbe geben, als Wolf verträgt er es wahrscheinlich." Doch Ljerka schüttelte sehr schnell den Kopf. "Nein, auf keinen Fall. Er ist kein normaler Werwolf." Vor allem aber wußte sie, dass die meisten Hexertränke, so auch die Schwalbe auf Alkoholbasis hergestellt wurden.
"DAS hab ich auch bemerkt... ist unempfindlich gegen silber." Reuven zwinkerte.

Sarray fuhr mit dem Finger vor den Augen des Wolfes hin und her, aber Jarel folgte nicht. Er dämmert bereits wieder weg. "Hey! Hierbleiben!", rief Sarray und gab ihm eine sanfte Ohrfeige. "DAS ist also dein Freund, ja?" die Zwergin war verwirrt. "Und das sagst du mir nicht?" Sie schnippste nochmal vor Jarels Augen, rieb mit den Fingerknöcheln hart über seine Brust. "Uuuund weg ist er. Ist vielleicht besser." Sie stand auf und nahm die linke Hand des Bewusstlosen. "Festhalten bitte."
"Ich kann ihn jederzeit wieder zurückholen..." bot Reuven an. Es war ihm nicht entgangen, dass auch den Wolf die Lästerung der Melitele gestört hatte. "Ich kann ihn auch betäuben... Je nach dem." aber er hielt ihn fest. In alles andere mischte er sich nicht ein. Die Alchemistin kannte ihn also... hatte sie dafür den Trank haben wollen? Er vermutete aber, dass er auch hier nicht wirken würde, immerhin war das eine besondere Art Wolf.
Lejrka zuckte mit den Schultern. "Er ist mein Kumpel. Nicht mehr. Und ja, er ist ein Wolf, aber kein Werwolf, er ist... anders. Und ich habe nichts gesagt, weil... weil..." sie blickte zu dem Hexer, Verzweiflung stand in ihren Augen.
"...weil ich Werwölfe erschlage... wie Seren." beendete er bitter den Satz.
Er konnte sie nicht einmal beruhigen, hätte er ihn nicht verletzt gefunden, er hätte ihn vermutlich wirklich einfach mit silber durchlöchert, und auch wenn er vielleicht gegen Silber immun war, gegen durchlöchern sicher nicht.

Sarray achtete nicht auf das Geplänkel der beiden. Sie warf sich nach hinten und zog. Mit einem widerlichen Geräusch sprang die Schultern zurück ins Gelenk. Und auch die gebrochenen Knochen landeten da, wo sie hin gehörten. "Hilfst du mir?", fragte sie in Ljerkas Richtung. "Schaffst du das? Er verreckt uns noch."

Ljerka nickte nur. Viele Möglichkeiten gab es nicht, aber sie begann bereits nach Salbe zu suchen, Stimulanzien anzurühren und etwas gegen Fieber und was sie sonst noch für Nützlich befand. Sie verband die Wunde mit einer antiseptischen Salbe, und auf die Reponierten und geschienten Brücke gab sie ebenfalls Salben, die Entzündungen eindämmten und die Heilung beschleunigten. Irgendwann war er fertig verbunden und verarztet.
• Ljerka wandte sich nun an den Hexer. "Danke, dass du ihn nicht erschlagen hast."
• Reuven schnaubte nur. "Du hältst mich immer noch für den gewissenlosen Killer. Ich bringe nciht alles um was anders ist. Nur wenn ich einen Auftrag habe."
"Ich hab hier noch was....", murmelte Sarras. "Gib mir mal die Zange."
Ljerka gehorchte und Reuven blickte wieder nur zwischen beiden hin und her.
Die Zwergin werkelte an Jarels Hüfte herum und zog die Spitze eines Astes aus dem geschundenen Fleisch. "Desinfektionsmittel.", kommandierte sie, reinige und verband die letzte Wunde. Mit einem Seufzer plumpste sie auf den Hintern. Der Raum der Hütte glich einem Schlachtfeld. Lange betrachtete sie Reuven. Dann Ljerka. "Er ist ein guter.", versuchte sie ihrer Freundin zu erklären. "Versucht er zumindest zu sein."
Ljerka reichte der Zwergin den Alkohol.
"Und Seren hat auch verrsucht gut zu sein... Und Jarel ist auch einer von den Guten." blieb sie trotzig.
"Ich werde das nicht nochmal aufwärmen. Und ich werde mich nicht rechtfertigen. Denk was du willst." Er würde nicht mit Sindra argumentieren, aber er hatte diesen Wolf hergebracht, das musste reichen.
"Wie wäre es, wenn wir nen Waffenstillstand schließen? Ihr zwei müsst nicht heiraten, aber der hier braucht jetzt Ruhe." Sie sah schief lächelnd von einem zum anderen und zog die Knie unters Kinn. "Was machen wir mit ihm? Bewegen wäre Scheiße..."
"Ich kann ihn hochheben, ohne das sich zu viel bewegt, haltet ihr Schulter und Kopf fest, ich trag ihn in'#s Bett." Reuven nickte Sarry nur zu, er war ihr durchaus dankbar, dass sei für ihn Partei ergriff, aber manchen Menschen war nicht beizukommen.
Die Zwergin nickte und legte die kleinen Hände an Jarels Kopf. "Auf drei?" Der Hexer war erstaunlich. Präzise Bewegungen, eine unglaubliche Kraft. Sarray seufzte neidisch. Das würde sie auch gern können. Als Jarel - oder der Werwolf - im Bett lag wurde es draußen schon wieder hell. "Wollt ihr ne Runde pennen? Ich räum auf und nehm die erste Wache." Dann vielen ihr zwei Dinge ein. Bleibst du denn überhaupt? Und wo ist das seltsame Mädchen?"
Reuven überlegte. Er wollte Sindra auch nicht alleine draußen lassen, auch nicht als Hund und er wollte auch das Ende dieser Geschichte nicht verpassen. Er grinste.
Dann öffnete er die Türe, "Sindra, komm mal rein... und du kannst dich hier verwandeln." Er holte sie rein. Sie beherbergten einen Halbtoten und eine Nekromantin und einen Ritter der Flammenrose, der in Wirklichkeit ein Werwolf war... sie konnte auch einem Doppler nichts tun wollen. "Ausserdem wird dir der Ritter garantiert nichts tun. Im Gegenteil."

Ein großer, zotteliger, mausgrauer Wolfhund steckte den Kopf durch die Tür und guckte fragend von einem zum anderen. "Was hast du gesagt? Doppler? Es gibt keine Doppler..." Weiter kam sie nicht. Der Hund trottete herein und drehte ihnen den Rücken zu, während Reuven die Tür schloss, setze sich und.... ...verlor das Fell. Nein. Er absorbierte das Fell, veränderte seine Proportionen. Aus einer Schnauze wurde ein Gesicht, aus Tatzen Hände. Aus befellten Läufen Arme und Beine. Einen Moment war die nackte Rückseite eines bezaubernden jungen Mädchens zu sehen, dann wuchs Ihr Kleidung. Hautenge Lederhose, überkniehohe Stiefel, bordeauxfarbenes Hemd, unter der Brust geknotet. Sindra öffnete den Knoten und zupfte ihr Oberteil über den nackten Bauch. Verschüchtert drückte sie sich an Reuvens Seite und raunte leise. "Ich hab Hunger." Sarray starrte mit offenem Mund. DAS war jetzt zu viel. Was waren sie? Ein Kuriositätenzirkus?!
Die Kleine sah zum Wolf. "Isser tot?"

"Nein, er lebt. Aber ein Werwolf hat bei der Flammenrose genauso wenig zu suchen... du weißt schon. Sollte er dir wirklich mit dem Scheiterhaufen drohen, dann steht er neben dir. Verstehst du. Das bedeutet, dass er dich beschützen wird, wie ich... Und die beiden auch. Wenn also etwas ist, mit mir, dann kannst du jederzeit hierher kommen." Er hielt das gerade für eine sehr gute Idee.
Ljerka blickte ihn nur groß an, dann das Mädchen. "Doppler gibt es doch nicht mehr... Ist sie wirklich?"
"Ja, ist sie. Vielleicht der letzte ihrer Art. Vor zwei Jahren haben sie einen verbrannt, und damals dachte ich schon es wäre der letzte gewesen... und DESHALB jage ich die Monster, die den Menschen wirklich schaden, damit die friedlichen in Frieden leben können. Wie Sindra."
Sindra betrachtete Jarel lange. Sie löste sich sogar von Reuven um näher zu gehen. "Darf ich ihn anfassen? Er ist so groß. Darf ich ihn kopieren?" "Ein Doppler. Wir haben den gottverdammten letzten Doppler der Welt im Haus..." Sarray sah hektisch zu Reuven. "Ich möchte sie untersuchen..." Viel möchten und wollen. Und der Hexer war der, der gefragt wurde.
Reuven musterte Sindra, folgte ihr. "Ich glaub, am besten wäre es, wenn du eine Person immer direkt selbst fragen würdest, ob die sie kopieren darfst. Ich wäre nicht sehr froh, wenn ich mir selbst gegenüberstünde." und er zwinkerte ihr zu. "Aber anfassen denke ich darfst du ihn, er hätte sicher nichts dagegen."
Dann wandte er sich Sarray zu. "Das gleiche gilt für euch beide. Wenn ihr sie untersuchen wollt, dann nur mit ihrem Einverständnis."
Ljerka kam ebenfalls näher, setzte sich neben Jarel, einfach um sicher zu gehen, dass er keinen Schreck bekam wenn er aufwachte.
"Er ist kein böser Mensch... er wird dich nicht auf den Scheiterhaufen bringen, egal was geschieht. Selbst wenn du sein Geheimnis nicht kennen würdest... so einer ist er nicht. Auch er versucht nur die Unschuldigen zu beschützen."
"Beschützen....", echote Sarray und streichelte vorsichtig über Jarels heilen rechten Unterarm. "Weiches Fell..." Sie sah Ljerka lange an. "Du hast ihn gern.", stellte sie fest und kehrte zu Reuven zurück. "Ist morgen untersuchen in Ordnung?", fragte sie nach einem Moment des Überlegens Sarray. "Ich hab schrecklichen Hunger." Sarray nickte heftig. Sie würde einen Doppler untersuchen können. Einen verfickten Doppler. "Was isst du denn so?", fragte die Zwergin und sah abwechselnd zu Reu und Sindra. "Hast du Kekse?"
Reuven zuckte mit den Schultern, er hatte selbst keine Ahnung, was Doppler alles vertrugen, aber seiner Theorie zufolge hatten sie den strapazierfähigsten Magen, denn getarnt mussten sie ja im Grunde alles essen können was sie kopierten.
Kekse anscheinend.
Ljerka blieb bei Jarel, sie hatte keinen Hunger, sie würde bei ihm bleiben bis er aufwachte.
"Hexer brauchen übrigens vor allem Schnaps und etwas gebratenes." witzelte er. "Aber Nüsse wären auch perfekt... was ihr da habt."
Ein leises Stöhnen unterbrach sämtliche Gespräche. Der Ritter war erwacht und versuchte sich zu orientieren, wollte sich aufrichten.
Ljerka hielt ihn dieses mal fest. "Jarel, alles ist gut, du bist in Sicherheit."
Er sah sie aus erstaunten Augen an, lächelte. Oder war auch immer dieses hochziehen der Lefzen zu sagen hatte. "Ich fühl mich ...nicht gut...was ist passiert?" Immerhin bleib er jetzt ruhig liegen, denn die Bewegung hatte seinen geschundenen Körper gefühlt in Flammen aufgehen lassen.
"Was passiert ist weiß ich nicht. Der Hexer... Reuven, er hat dich gefunden und hergebracht, wir haben deine Wunden versorgt. Er meinte, du könntest irgendeinem Monster begegnet sein, dass er gerade gejagt hatte... erinnerst du dich an etwas?" Sie hatte ihm die Hand auf den kräftigen Brustkorb gelegt, halten hätte sie ihn nicht können, aber die Geste war es vielleicht. "Und... du musst dich ganz zurückverwandeln... du bist noch zur Hälfte ein Wolf."
"Zur...Hälfte?", fragte er verwirrt und wollte die linke Hand heben, überlegte es sich und hob noch die Rechte. Er betrachtete seine Hand, spielte mit den Fingern. "Das....ist seit dreißig Jahren nicht mehr..." Er atmete durch und legte den Arm zurück. Er wollte noch etwas sagen, driftete aber schon wieder weg.
Seine Augen versuchten einen Punkt zu fixieren, irrten aber nur im Raum umher.
Hinter Ljerka erschien Reuven am Türrahnen, er hatte wohl seinen Namen gehört.
Ljerka blickte von dem Hexer zu dem Ritter. "Er weiß jetzt Bescheid, aber er wird dir nichts tun." Sie warf auch Reuven einen strengen Blick zu.
"Nein wird er nicht." wiederholte Reuven
"Ruh dich jetzt aus... kannst du schlafen? Wenn nicht, ich gebe dir etwas... etwas rein pflanzliches, nichts starkes. Baldriantee oder so?"
Er hustete trocken. "...hast du was gegen die Schmerzen...?", fragte er verlegen. Sindra ging zurück und nahm Reuvens Hand. Nach der Verwandlung dauerte es immer ein Wenig, sich zu Recht zu finden. Vor allem, wenn man vorher eine andere Spezies war.
Ljerka nickte. "Ja, ich habe einen Sud aus Birkenrinde... warte kurz." sie verschwand kurz und kam dann mit einer dunkeln Glasflasche zurück. "Hier... " und sie füllte ihm etwas auf einen Löffel ab.
Reuven nahm Sindra's Hand. Lächelte. Meist nach so einem anstrengenden Tag, wenn sie sich wieder in einen Menschen verwandelt hatte wurde wild gevögelt, aber das kam nun nicht in Frage.
Nur ganz kurz kam ihm der Gedanke, dass das auch dem Rest der anwesenden gut tun würde, so angespannt wie alle waren, aber dem verletzten Wolf gegenüber wäre es wohl unfair gewesen, also besser nicht.
Brav sperrte er den Mund...die Schnauze...den Rachen auf. Bei den Göttern. So viele Zähne. Er schluckte das Zeug und griff mit seiner Klaue Ljerkas Hand. Und schon war er eingeschlafen. "Ich halt das nicht aus.", Sarray hatte es irgendwie geschafft, sich anzuziehen. "Ich hol uns was zu Essen. Will nicht das mich ein hungriger Doppler beißt." Sie grinste und zwinkerte dem Mädchen zu, das verlegen kicherte. Das Wesen würde am liebsten drei Dinge tun. Essen...Baden...und sich Reuven nehmen. Wobei Punkt zwei und drei auch sehr gut gemeinsam funktionierten. Eins und drei auch? Verschmuste schmiegte sie sich an den Hexer. Seufze leise und sah ihn seltsam an.
Reuven's Blick wanderte zwischen den Anwesenden hin und her. "Das geht nicht. Menschen... also... Menschen tun es nicht wenn andere zusehen. also meistens."
Vielleicht ein Punkt weswegen die Lüsternheit der Hexer fast sprichwörtlich war, weil sie mitunter auch den Sex thematisierten wie das Wetter.
Und Reuven konnte nur schwer an sich halten um das Thema weiter breit zu treten. Er hätte noch einen sehr unsinnigen Vorschlag gehabt, den er aber schnell schluckte.
"Wir sollten uns alle ausruhen. War ein harter Tag" Seine Augen sagten allerdings etwas ganz anderes.
Sindra beugte sich vor und flüsterte dem Hexer etwas ins Ohr. "Kannst du auch mit mehr als einer Frau?"
Reuven ließ den Blick kurz wandern. "Könnte ich. Aber Menschen haben das eben nicht so gerne."
Sindra reizte ihn, sie kannte die Regeln nicht, nach denen die Menschen funktionierten und genau das machte ihren Reiz aus.
Sindra gähnte, schmiegte sich an ihren Hexer und dachte darüber nach, ob sie es als Männchen vielleicht geschafft hätte die Frau rumzubekommen. Vielleicht als der Vampir? Oder als der hübsche Junge. Den kannte der Ritter dann wenigstens, sollte er aufwachen.
Wenigstens einmal war der Hexer der vernünftige. "Versuch zu schlafen. Wir holen morgen alles nach."
"Ich hab Hunger.", moserte Sindra halblaut, rollte sich aber trotzdem ein und betrete ihren Kopf auf Reuvens Schoß. Es dauerte noch etwas, bis Sarray zurück kam. Die Sonne schien durch die kleinen Fenster. Es war ruhig geworden. Sogar der Worg schlief reg- und lautlos mit tiefen, regelmäßigen Atemzügen. Sie Zwergin begann ohne großes Federlesen Brote zu schmieren und stellte jeden ein Brettchen mit Broten und einen Becher Milch hin. Nur Sindra nicht. Die landete mit Sarray unter dem Tisch, wo sie eine Art Picknick veranstalteten, mit Brot, Marmelade, Käse, Keksen und Milch. Die Zwergin hatte verstanden, wie sie den Doppler locken konnte und die beiden saßen sich nun im Schneidersitz gegenüber und fragten sich gegenseitig Löcher in den Bauch. Beiden ging es hauptsächlich um Körperfunktionen, doch bei Sindra waren die Fragen etwas spezieller und brachten selbst die Zwergin gelegentlich zum erröten. Zumindest verstanden die beiden sich gut. Nach dem Frühstück krabbelte Sindra zurück zu Reuven, legte ihren Kopf auf seinen Schoß und schief sofort ein. Sie war satt und zufrieden wie ein Kätzchen, das von der Sahne genascht hatte. Auch Sarray klettete in ihr Bett, fand aber keinen Schlaf. Zu viel war da, worüber sie nachdenken musste. Und zu Mittag dann endlich war ein langgezogenes, gepresstes Stöhnen aus dem Rachen des Worges zu hören.
Reuven hatte sich nur eine ruhige Ecke gesucht, in der man nicht über ihn stolperte, sich eine Decke gefaltet und unter die Knie gelegt und meditiert. Waldboden war meist weicher als ein hölzerner Fußboden und auch einem Hexer taten sonst am morgen die Knie weh. Er bekam natürlich mit, wie Sindra sich erst ankuschelte, dann aufstand und mit der Zwergin plauderte. Manchmal drangen auch einzelne Worte bis in seinen Verstand durch, aber soweit, dass er beurteilen konnte, ob davon eine Gefahr ausging, darüber hinaus bekam er nichts mit. Erst am morgen wachte er auf und aß auch von den Broten, relativ wahllos von allem etwas.
Ljerka war früh wach und sah in regelmäßigen Abständen nach Jarel. Der blieb allerdings stabil, es schien fast als könne man den Wunden beim Heilen zusehen, trotzdem würde es wohl ein paar Tage dauern.
Es war Mittag, als sich der Worg regte. Sarray hatte aufgeräumt und döste. Sinda lag eingerollt wie eine Katze neben Reuven und verdaute die ungeheute Menge Nahrung, die sie verdrückt hatte. Jarels Augenlieder begannen zu flattern, bevor er sie erschrocken aufriss, scharf einatmete und sich aufsetzen wollte.
Ljerka war gerade dabei, verschiedene Bestellungen vorzubereiten, weitere Salben und Tinkturen, die bei ihre geordert worden waren - zum Teil von den Patienten selbst um Teil von anderen Heilern aus der Gegend. Ihrem derzeitigen Patienten näher war daher der Hexer, der genauso gut wußte, dass sich ein Verletzter nicht bewegen sollte. Er hielt ihn fest und hinderte ihn am aufstehen. "Liegenbleiben Herr Ritter."
"Herr....was?" Die braunen Augen des Wolfes starrten den Hexer an. "Reu-ven?", fragte er heiser und perplex. "Wo bin ich? Was ist passiert?" Die Stimme war menschlich, wenn auch mit einem seltsam kehlig- knurrendem Unterton. Jarel räusperte sich. Räusperte sich nochmal und hob die Hand. "Bei Sargeras schiefen Zähnen...", murmelte er und betrachtete seine Finger, wie schon in der Nacht zuvor. "Das ist mir jetzt dreißig Jahre nicht passiert..."
Reuven setzte ein schiefes Grinsen auf. Ljerka wollte schon dazukommen, aber der Hexer winkte ab. Sie sollte ihre Arbeit machen, mit dem Werwolf würde jetzt er reden. Sie akzeptierte es vorerst.
Was passiert ist weiß ich nicht. Ich habe einen Tschort gejagt... vielleicht bist du dem begegnet? Ein normaler Werwolf bist du jedenfalls nicht." Also ob Werwölfe auch nur ansatzweise normal wäre.
Seit dreißig Jahren... nur kurz ging das dem Hexer durch den Kopf. Was es auch immer wer, er schien schon eine ganze Weile mit diesem Fluch zu leben. Ober er nun meinte, dass ihn etwas überwältigt hatte oder etwas ganz anderes.
"Wo bin ich.", verlangte Jarel zu wissen. Noch hatte er nicht erkannt, wo er sich befand. Er schien unruhig und sogar ein wenig ängstlich. Auf jeden Fall aber verwirrt. Dass die beiden Frauen ihn zusamengeflickt hatten und auch die Gabe des Schmerzmittels schien aus seinen Erinnerungenverschwunden zu sein.
"Du bist im Haus von Ljerka und Sarray, erinnerst du dich an nichts? Sie haben sich zusammengeflickt."
Er sah sich nun den Wolf genauer an, inspizierte ungeniert den Schädel. Der schien aber ganz zu sein.
"Du weiß aber wer du bist, oder?" Und ja, an seinen Namen hatte er sich ja auch erinnert.
"Ljerka?!" Endlich fiel beim Ritter der Groschen. "Ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, wer ihr seid, Herr Hexer." Er zog die Stirn kraus. Sah bei einem Wolf irgendwie witzig aus. "Ich weiß auch, dass ich gestern von hier aufgebrochen bin um....um...." Pause. Nachdenken. "Ich war am Berg." Pause, Nachdenken. "Wie kam ich her?" Ein silbergrauer Haarschopf schob sich ein seine Sicht und sah ihn neugierig aus großen wasserblauen Augen an. "Euer Mädchen.", stellte Jarel fest. "Grüßt euch, Miss Sindra." Die erkannte er also auch wieder. Vorsichtig drehte der Wolf den Kopf nach links und rechts. Sein Schädel dröhnte, aber ihm war weder schwindlig, noch sah er Sterne. So weit in Ordnung. Dann fiel ihm siedend heiß etwas ein. "Habe ich jemanden verletzt?!"
Auch Reuven sah sich zur Sicherheit nochmal um. "Nicht dass ich wüsste. Zumindest keinen den ich kenne."
Gestern zum Berg aufgebrochen. Nun war auch Ljerka da. "Das stimmt... er kam hier vorbei..."
Auch Reuven nickte. "Dann hat er zumindest die Karawane nicht überfallen. Das ist schon länger her... Ist dir ein Tschort begegnet? Fast so hoch wie ein Haus, sieht aus wie ne Kreuzung auch Wer-Bär und Hirsch? Klingelt da was?"
Jarel griff nach Ljerkas Hand. "Karawane überfallen? Ein Tschort..." Wieder Pause. Abermals nachdenken. "Ich erinnere mich wage, wie ich den berg besteigen habe. Der Sonnenaufgang ist von der Klippe ein echtes Erlebnis." Das er da oben beinahe Blödsinn gebaut hätte verschwieg er. "Ich wollte absteigen. Zurück zum Orden. Es kam...ich glaube da war ein Unwetter. " Unscharf wa da das Bild eines brennenden Baumes. Und danach. Er schüttelte langsam den Schädel. "Wie kam ich hierher?"
"Vielleicht bist du auch nur ein schlechterer Kletterer, als du dachtest. Ich hab dich am Fuß des Berges gefunden. Deine Ausrüstung liegt dort drüben, was wir gefunden haben." er deutete auf eine Ecke in der Messer und Gürtel und all das lagen, was Sindra gefunden hatte.
Und weil das immer noch keine Antwort war sprang Ljerka ein. "Reuven hat dich gefunden und hergebracht."
„Ich wußte, die flicken hier alles zusammen, sogar einen Werwolf." ergänzte der noch mal. Vorerst schien der Konflikt vertagt.
"Ich bin kein Werwolf." Jarel löste die Hand von Ljerkas. Begann die Beweglichkeit seiner Extremitäten zu prüfen. Rechte Hand...rechter Arm. Wunderbar. Linke Hand. Da stimmte etwas nicht. Als er den linken Arm heben wollte, stand seine Körperhälfte plötzlich in Flammen. Auch Wölfe konnten mit den Zähnen knirschen. Das bewieß er gerade bildhaft. "Diesen Berg hab ich schon dutzende Male bestiegen. Ich kann mir nicht vorstellen, gestürzt zu sein." Wieder zerbrach er sich den Kopf. "Was...für ein Wetter...wie lange ...es war doch gestern, oder?" Verdammt. Seine Gedanken wollten sich einfach nicht ordnen lassen. Er ärgerte sich. Regte sich auf. Den letzen Blackout hatte er damals im Drogenrausch erlebt. Da hatte er ihn einfach hingenommen. Jetzt brachte es ihn fast um den Verstand.
"Das war gestern." bestätigte Ljerka. "Beweg den Arm nicht, da war einiges gebrochen! Sarray hat die Knochen so positioniert, dass sie gut zusammenwachsen können, wenn du das wieder durcheinander bringst wächst alles schief zusammen!"
"Dann bist du vielleicht doch dem Tschort begegnet... die können einem den Verstand vernebeln. Man sieht und hört nichts mehr... Dann das Unwetter, da stürzt auch der beste Wolf mal ab." brachte Reuven noch an.
Kurz überlegte Ljerka ob sie fragen sollte ob er getrunken hatte, aber sie wollte nicht noch mehr an privaten Details über den Ritter auspacken. Es reichte schon, dass Sarray nun auch wußte, dass er ein Wolf war. Dass er ein ehemaliger Trinker und zudem ein Liebhaber von Männern war sollte tunlichst ein Geheimnis bleiben. Dass auch das in wenigen Monaten hinfällig war ahnte sie jetzt noch nicht.
Der beste Wolf. Ein wahrer Scherzbold. "Ich bin nicht freiwillig im Fell unterwegs.", murrte Jarel. "Wenn ich mich jetzt zurückverwandle...der Wolf heilt schneller als der Mensch...", dachte er laut nach. Es war ihm unglaublich unangenehm so hilflos zu sein und keinerlei Kontrolle zu haben. Wenn keine Kontrolle, dann nur deswegen, weil er sie jemandem schenkte. Er schloß die Augen. Jetzt.nicht.daran.denken. Durchatmen. Pause. "Es kann gut sein, das ich etwas begenete bin." Wieder fiel ihm siedend heiß etwas ein. "Ist der Langdolch bei den Sachen, die ihr Gefunden habt, Hexer?"
Reuven nickte einfach, er hatte sich so etwas schon fast gedacht. Werwölfe heilten deutlich schneller als Menschen und auch schneller als Hexer. so zugerichtet wie dieser Mann gewesen war wäre er als Mensch erst morgen wieder ansprechbar, wenn er überhaupt überlebt hätte.
"Ein Langdolch ist da, keine der Scheiden ist leer... sieht vollständig aus, nur das Gurtzeug ist zerfetzt." erklärte Reuven nachdem er kurz nachgesehen hatte.
Der Ritter im Fell atmete auf. Nun wurde er verlegen. "Wann kann ich aufstehen? Der Orden weiß nicht, wo ich bin." Sindra hatte sich wieder verkrümelt und machte sich über die Reste des Frühstücks her, sah sich neugierig die Aufbauten an. Das Mädchen wirkte zufrieden. So viel neues. So viel zu lernen. Und fast sogar satt.
"Sollen wir jemanden schicken, der beim Orden Bescheid sagt? Aufstehen kannst du nicht, wie lange du zum heilen brauchst kann ich dir aber auch nicht sagen... es scheint schnell zu gehen, aber wie schnell..." Ljerka seufzte. Sie ahnt mittlerweile ein wenig was sich wohl zugetragen haben musste, aber auch das würde sie nicht laut aussprechen. Die Verfassung in der er gestern aufgebrochen war... unglücklich ob dieser seltsamen Beziehung...
"Ein paar Tage wird es sicher dauern. Vor allem musst du wieder ganz menschlich werden, damit du überhaupt aus dem Haus gehen kannst."
Der Ritter schnaufte und verschraubte die Augen. So ein Mist. Während er sich noch den Kopf zerbrach, meldete sich Sarray. "Ich kann gehen. Mir fällt die Decke ohnehin auf den Kopf.", erklärte sie fest. Eigentlich wollte sie nur aus der Situation raus. Sie war immer noch sauer, weil Ljerka ihr SO ETWAS verschwiegen hatte. Andererseits...sie hätte es auch so gemacht. "Auf dem Rückweg besorge ich nen guten Schnapps. Auf das Chaos hier müssen wir anstoßen. Was soll ich wem ausrichten?" Jarel überlegte. "Bestellt dem Großkomtur bitte ich sei unpässlich, unter medizinischer Versorgung und käme bald zurück und würde alles erklären." Zum Teufel, war das alles anstrengend. "Und dem Knappen Jakon von Nagall richtet bitte aus, es geht mir gut und er solle sich um Mariposa kümmern, bis ich zurück bin." "Mari-posa? Ich dachte, ihr dürft keine Frauen haben?" Sarray hatte eindeutig etwas nicht mitbekommen.
"Das ist sein Pferd." erklärte Ljerka, die kurz den Kopf schüttelte bei der Vorstellung, Sarray könnte allen ernstes angenommen haben, sein Knappe solle sich um eine Frau 'kümmern'.
Auch Reuven stellte sich wohl etwas vor, allerdings etwas gänzlich anderes. Und er hob eine Augenbraue.
Sarray kicherte. "Achsoooo..." Sie begann sich dem Wetter entsprechend anzuziehen, guter Laune, vor die Tür und aus diesem Zirkus raus zu kommen. Wer weiß, vielleicht war der händler mit den Nüssen ja da. Außerdem roch es hier nach nassem Hund.
Sindra sah ihr zu, sah wieder zum Hexer, zu Ljerka, zum Wolf. Sie eilte neben Reuven und flüsterte ihm was ins Ohr. "Schlafen Menschenfrauen mit Werwolfmännchen?", fragte sie, recht nüchtern, aber neugierig. "Heben Werwölfe beim pissen das Bein?"
Ihr fehlten definitiv jegliche Grundlagen von Anstand und Moral. Zumindest die Grundlagen, die von einem Menschen erwartet wurden.
Was Reuven relativ egal war. Auch wenn er die Regeln kannte, er sah in Kultur und Moral ohnehin nur eine dünne Lackschicht, die sich schnell abkratzen ließ, also mehr Schein als Sein. So hielt er sich manchmal daran, manchmal aber auch einfach nicht.
"Gelegentlich, sicher. Werwölfe sind ja eigentlich Menschen, die nur durch Magie oder einen fluch verändert wurden... was letztlich auf das gleiche hinausläuft. Aber sie sind selten, vor allem solche, die es unter Kontrolle haben."
Ein Blick zu Ljerka, die sich daraufhin wieder ihrer Arbeit zuwandte.
"Die meisten drehen irgendwann durch und beginnen zu töten, dann muss ich sie erschlagen und dann hat sich das mit dem Sex auch erledigt. Aber bis dahin tun sie es wohl. Es gibt übrigens auch Werwolf-frauen. Aber seltener. Und es vererbt sich meist nicht in direkter Linie. Also theoretisch könnten Werwölfe und Menschen Nachkommen zeugen, die normale Menschen sind. Manchmal bleibt aber auch etwas von der Magie hängen, vor allem wenn beide Elternteile sie tragen, dann sind meist auch die Nachkommen Werwölfe, und die haben es meist gut unter Kontrolle, sie wachsen ja damit auf." Es hieß tatsächlich, dass es in manchen Gegenden Generationen von Werwolfsfamilien gab, die friedlich und unerkannt lebten.
"Wölfe heben beim Pissen wohl auch das Bein, also als Wölfe... als Menschen... nun ich denke eher nicht."
Reuven erklärte sehr geduldig, stand neben Jarel und mustere, wohl etwas unpassend, die Stelle an der die fraglichen anatomischen Komponenten lagen, allerdings war der Blick vollkommen sachlich und neutral. Nichts desto trotz starrte er ihm auf's Gemächt während er erklärte.
Sindra war mit ihren Fragen noch lange nicht fertig. "Also kann diese Frau mit diesem Wolf Kinder haben?" Unverschämt wie sie war zeigte sie sogar mit dem Finger. Im Falle vom Wolf sogar an die passende Stelle. Sarray kicherte halb irre und verschwand schleunigst aus der Tür. DAS war jetzt endgültig zu viel. Jarel räusperte sich. "Das ist nicht seine... meine eigentliche Wolfsgestalt.", erklärte er. Zum Glück erkannte niemand, dass er rot wurde. Da die Kleine immer noch neugierig schaute, fuhr er fort. "Und die zweite Gestalt ist mittels eine Fluches im Blut gebunden. Nicht in den Genen." Er blinzelte müde. So gerne wäre er jetzt mit Ljerka allein. Er musste ihr einiges erklären. der ehemalige Schattenläufer sah ihren Blick und ahnte, was in ihr vorging. "Ich kann es also nicht vererben. Und eine großvolumige Blutransfusion..." Ihm fiel ein, dass es so etwas hier nicht gab. "Ich kann es nicht vererben.", schloss er die Erklärung, atmete durch. "Ljerka, verzeih, darf ich etwas trinken?"
Irgendwie ahnte sie, dass Reuvens Erklärungen nervten... "Ihr beide, besprecht das bitte draußen!"
Reuven grinste nur und nickte, unterwegs schnappte er sich auch noch einmal Wurst und Käse, auch er zog Eiweißhaltige Nahrung den Kohlehydraten vor. Während er ging und zwischen Abbeißen und Schlucken erklärte er weiter: "Könnte er. Wenn er will, und wenn sie will... Ich denke sogar, dass er auch mit einer Zwergin Nachkommen haben kann. Menschen und Elfen sind kompatibel und mit den Zwergen auch, kommt nur seltener vor." Sie gingen nach draußen und setzten sich dort in die Sonne. Ein Wolfshund ging hinein und ein Mädchen kam heraus - wer auch immer die Hütte über die ganze Nacht beobachtet haben mochte, dem wäre dies aufgefallen, einem unauffälligen Mann zum Beispiel, der weit genug entfernt und in Lumpen gehüllt am Boden kniete und bettelte.
Als Beide draußen waren goß Ljerka einen Becher Wasser ein aus einer Karaffe die immer bereit stand.
"Hier, trink etwas... Alkohol hast du nicht zu dir genommen, oder? Oder war es das Medikament?" Wollte sie wissen, wer ahnte schon, wann sie wieder gestört wurden.
Sindra sah verunsichert zu Reuven, hatte sie was falsch gemacht? Verunsichert folge sie Reu nach draußen. In viel zu dünner Kleidung.
Jarel nahm den Becher in seine Rechte und versuchte das Wasser irgendwie in die Schnauze zu bekommen. Gar nicht so einfach.... Er zögerte. "Ljerka...es tut mir leid...ich...ich..." Ihm fehlten die Worte.
"Ich denke, es stört ihn, wenn wir über seine Fortpflanzungsfähigkeit reden... Das machen Menschen normalerweise nicht in Gesellschaft. Aber du kannst mich weiter fragen." Dem Hexer war selten zu kalt, und gerade kam er auch nicht darauf Sindra zu fragen. Als wolfshund trug sie Fell und es war auch kein Thema.
Drinnen half Ljerka Jarel beim trinke, was nicht leicht war, bei einer Wolfsschnauze. "Es muss dir nichts leid tun... oder... Was ist denn wirklich passiert?"
Der Wolf schluckte, hustete, verzog die Schnauze. Alles sehr eigentartig,aber erkennbar. Er zögerte, sah sie verlegen an. "Es ist eine Art...Ritual." Er schluckte. Er wollte ehrlich sein. Es tat so unglaublich gut sich ihr anzuvertrauen. Sie war sein Anker in der aufgewühlten See seiner Gefühlswelt. "Es ist ein Ritual.", verbesserte er sich. "Wenn es mir nicht gut geht, und ich eine Entscheidung treffen will, nehme ich mir eine Flasche scharfen Alkohols und gehe zu einer bestimmten Stelle. Ein Steilhang auf der Rückseite einer Höhle. Dort warte ich auf den Sonnenaufgang und versuche den Kopf klar zu bekommen, die Flasche an meiner Seite." Pause. War es gut, sie damit zu belasten? Nun, jetzt war es zu spät. Hoffentlich verstieß sie ihn nicht deswegen oder ging auf Abstand. Das wäre...furchtbar. "Die Flasche liegt am Grund der Schlucht. Getrunken habe ich nichts." Er verstummte. Warum tat er das eigentlich? Das musste sie doch verschrecken. Er schloss die Augen.
Sie nickte, sie verstand. Ein Ritual um sich selbst zu beweisen, dass man sein Leben unter Kontrolle hatte.
"Und? Ist es dir klar geworden?"
"Das ich dich und Jakob zu sehr vermissen würde." Er öffnete die Augen und grinste verlegen. "Das ich Grund habe zu bleiben. Guten Grund."
Seine Hand ruckte kurz aber er wagte nicht, nach der ihren zu greifen.
Sie lächelte, traurig. Kein Wort über diesen Mann. Was bedeutete das? Hatte er sich von ihm gelöst? Wollte er es nur ignorieren? Nur verstand sie nicht, warum er nicht einfach zu ihm ging und sprach.
"Es ist alles gut." Wiederholte sie nur. "Du musst dich jetzt ausruhen. Wir reden, wenn du wieder gesund bist."

Reuven und Sindra's Geschichte geht hier weiter.
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ERZÄHLER
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von/nach: Im Haus der Alchemistin
Datum: Frühjahr 1278 - 4 Tage später
betrifft: niemanden
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Schon beim Entfernen der Verbände war klar: Der Wolf hatte es eilig mit der Heilung. Die Blutergüsse waren nur schwer zu erkennen, machten aber durchaus den Eindruck schon zu verblassen. Auch die Wunde an der Seite war bereits zugewachsen, die Narbe leuchtete kaum rot. Nur die Knochen und die Schulter brauchten länger.
Aufstehen, gehen. Unbequeme und schmerzhafte Übungen mit Sarray. Essen, waschen schlafen. Der Ritter war erstaunlich kleinlaut und gehorchte der Zwergin aufs Wort.
Und er war dankbar. Unendlich dankbar ohne die Möglichkeit zu haben dies auszudrücken.
Am Abend des vierten Tages saß er zum Essen sogar mit am Tisch.
Sarray hatte sich einbekommen und sich sogar etwas an den haarigen Gast gewöhnt, hielt sich aber häufig draußen auf. Nicht weil sie den Wolf nicht ertrug. Sie wollte den beiden genug Freiraum lassen. Warum auch immer.
Die ganze Zeit stand da dieser riesige [wie war das noch?] im Raum. An diesem Abend - Sarray war gerade wieder raus - nahm Jarel sich endlich ein Herz.
"Du siehst bedrückt aus...", versuchte er ein Gespräch zu beginnen.

Tat sie das? War ihr gar nicht bewusst gewesen. Fieberhaft überlegte sie, was Jarel meinen könnte. Das einzige was ihr im Kopf umging war das Gegenmittel... "Reuven hatte mir eine Dosis eines Trankes gegeben, der einen Werwolffluch aufheben kann. Er meinte es hätte nicht funktioniert, ich war der Ansicht, dass schon... Ich wollte dich schon früher fragen, ob du es versuchen willst. Das ist alles... Ich wußte nur nicht, ob ich dich fragen soll, oder besser nicht."

Der Wolf sah zu Boden und überlegte.
"Was passiert im schlimmsten Falle?"

"Ich denke, im schlimmsten Fall wirkt es einfach nicht und alles bleibt wie bisher."
Sie zuckte mit den Schulter. Bei Seren hatte es seinen Tod bedeutet, aber das lag nicht am Trank sondern an der Einschätzung des Hexers. Das aber stand ja nicht zur Debatte.

"Du hast den Trank hier?", fragte Jarel unschlüssig und kratze sich den Pelz.
Er war unsicher. Dabei galt seine größte Angst nicht der Tatsache, dass es Nebenwirkungen geben könnte.
Er hatte eher Angst vor dem was geschah, wenn das Zeug nicht wirkte und Er nach vorne kam.
Er warf einen Blick auf den Langdolch, presste die Fänge aufeinander, krauste die Stirn.

"Ja, ihn habe ihn aufbewahrt." Was sie sich vielmehr fragte war, ob der den Wolf zum heilen mittlerweile vielleicht sogar brauchte.

Der Ritter nickte und sah sie lange an. "Gib mir Zeit das zu überdenken."

"Natürlich. Wie geht es dir sonst?"

Er bewegte vorsichtig alle Extremitäten, bog sich zur Seite, ging in die Knie.
"Die Schulter ist noch etwas steif. Die Schmerzen sind aber auszuhalten. Denkst du, ich kann mich zurück verwandle? Ich würde gern nach Jakob sehen."

"Versuch es. Wenn alles geheilt ist... warum nicht. Nur belasten solltest du die Brüche noch eine Weile nicht."

Er blieb stehen, konzentrierte sich, sah auf seine Rechte Hand.
Die Rückverwandlung klappte sofort. Sah nicht einmal anstrengend aus.
Ohne Fell war gut zu sehen: Bis auf Schulter und Arm hatten die Hämatome bereits die hellgelbe Farbe erreicht. Bald waren sie verschwunden.
Sogar an den Rippen war es nicht mehr so dunkel. Allerdings war der Kern hier noch blau.
Der Ritter atmete auf und sah Ljerka an. "Es spricht nichts dagegen, zurückzukehren, oder? Ich komme zur Kontrolle gern zurück."
Blieb noch die Frage: Und was anziehen?

Er verwandelte sich zurück und stand nun in Unterhosen vor ihr. sie hätte lügen müssen, hätte sie behauptete, dass sie das vollkommen gleichgültig ließ, so konzentrierte sie sich mehr auf die Verletzungen. "Nur wenn du dich schlecht fühlst... oder wenn due Reden willst." Sie zwinkerte. "Geh zurück und kümmer dich um deinen Knappen. Der Rest wird sich auch wieder einrenken."
Sie kramte indessen, fand was Sarray mitgebracht hatte, ein Papierpäckchen.
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Jarel Moore
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Mit linkischen Bewegungen zog er das Päckchen auf. Ihn störte es nicht, halbnackt vor Ljerka zu stehen. Sie hatte ohnehin schon alles an ihmgesehen.
Hatte er sich gerade noch gewundert, warum die Kleidung so aufwändig eingepackt war, wurde ihm der Grund in dem Moment klar, als er das Kleidungsstück hochhob und ausschüttelte. Es war nur EIN Kledungsstück. Eines, dass Hemd und Hose ersetze.
Jarels Augenbrauen wanderten bis zum Haaransatz hoch.
Dann begann er zu Lachen. Lauthals und von ganzem Herzen. Ein befreiendes Lachen.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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In das Ljerka mit einfiel.
"Sie hat allen ernstes einem Geistlichen des ewigen Feuers die Kutte geklaut? rennt jetzt einer von denen nackt rum."
Sie kicherte noch immer. Sarray hatte schon einen manchmal interessanten Sinn für Humor.
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Jarel Moore
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Der Ritter legte - nun leiser lachend und seltsam gigglend - den Heilen Arm um Ljerkas Schulter. "Sag ihr bitte meinen Dank. Ich werd drauf achten, ob mir jemand nackt entgegenkommt." Das Kichern wurde ruhiger und er atmete mit Lachtränen in den Augen durch.
"Hilfst du mir in das Ding rein?"
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Sie half ihm, sie das unförmige Teil überzustreifen. Es bestand aus grobem leinen, in einem praktischen rotbraun eingefärbt, dazu eine Kapuze.
"Auch als Glaubensbruder bist du durchaus überzeugend. Solltest du das Schwert mal an den Nagel hängen wollen." scherzte sie.
"Und Sarray werd ich deinen Dank ausrichten, da kannst du sicher sein."
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Jarel Moore
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Er sah sie seltsam an.
"Möchtest du mich noch ein Stück begleiten?", frage er zögernd. so wie er verkleidet war, würde ihn ohnehin niemand erkennen.
Und ein verletzer Bruder brauchte vielleicht einfah nur Hilfe.
In Wahrheit hatte er sich an Ljerkas Gesellschaft mehr als nur gewöhnt und wollte den Abschied so weit wie möglich herauszögern.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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"Gerne." Sie zog sich noch einen Mantel an, packte noch Medikamente ein. "Ich muss ohnehin noch etwas ausliefern."
Sie schloss ab und brache mit ihm zusammen auf.
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Vyacheslav Sokolov
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von/nach: Nach der Rücker von der 1. Expedition - einige Tage nach der Rückkehr
Datum: Juli 1278 (nach Slavas Rückkehr - und während Jarel mit Jake unterwegs ist)
betrifft: niemanden direkt
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Es war später Abend, der Mond warf nur mageres kühles Licht durch ein Fenster. Einsätze aus Rohhaut trübten das Licht noch weiter, so dass nur ein unscharfer heller Fleck am Boden blieb, kaum genug um ein paar Staubflöckchen tanze zu sehen.
Es war sehr sauber in der kleinen bescheidenen Hütte, erstaunlich sauber, aber dass war wohl nötig, wenn man sich Heiler nannte und Alchemist.
Der Mann im dunklen Anzug saß ruhig auf einem Stuhl im schatten, wartete. Seine Finger spielten nervös mit einer Münze. Er war zu lange Raucher gewesen, ganz ruhighalten fiel ihm schwer, vor allem wenn er nur wartete. Sobald aber jemand ihn erblickte würde seine Maske perfekt sitzen. Er trug dunkle Kleidung, seine Hosen waren nicht pechschwarze, vielmehr von einem dunklen graugrün. Er mochte die Farbe irgendwie, und seine sauber und eng geschnittene Jacke erinnerte einen Reisenden vielleicht entfernt an eine Uniformjacke einer fremden Kultur, doch hier hätte er damit vielleicht einfach neue Modetrends gesetzt. Seine alten Armeestiefel von einer fremden Welt hatte er gegen neue getauscht, glattes festes Leder, poliert so dass der Dreck einfach abperlte, und ihm gefiel auch die Metapher dahinter.
Irgendwann hörte er Schritte draußen.

Er hatte Jarel beschatten lassen, einfach weil er wissen wollte, ob es ihm gut ging, sie hatten sich lange nicht gesehen, und nun... er würde es nie zugeben, aber er schämte sich ein wenig, ihn nicht kontaktiert zu haben, sich einfach zurückgezogen zu haben. Und nun nutze er seine neuen Möglichkeiten. Der Mann der ihm gefolgt war hatte ihn in dieses Haus gehen sehen. Mit Geschenken. Dann war er mit einer der Frauen spazieren gegangen und sie kamen Arm in Arm zurück. Der talentierte unauffällig junge Mann hatte ihm berichtet, dass der Ritter vermutlich eine Affäre mit der Alchemistin hatte. Was er nun davon halten sollte wusste er nicht genau. Aber ehe er einfach glaubte was augenscheinlich wahr war wollte er nachfragen. Dass hatte er, zugegeben, aus Filmen gelernt. Nichts hasste er so sehr, wie Missverständnisse, die dramaturgisch dadurch aufgebauscht wurden, dass die zwei Parteien nicht miteinander redeten, aber ihre annahmen und Erwartungen hochschraubten. Also wartete er nun hier, um zu reden.

Jemand näherte sich. Fröhlich pfeifend. Es folgte das Geräusch eines Schlüssels im Schloss, das herumdrehen des Schlüssels und Öffnen des Schlosses.
Die Tür wurde schwungvoll aufgestoßen, jemand trat ein. Jemand kleines. Die Zwergin, von der der Spion berichtet hatte. Mit Schwung war sie einen Beutel in die Ecke und wollte gerade ihre Schuhe ausziehen, als das Pfeifen erstarb sie erstarrte.
Erstaunlich schnell zog sie einen silbern blitzenden Dolch und hechtete auf den Tisch, wollte ihn überwältigen.

Der dunkel gekleidete Mann bewegte sich nicht einmal schnell, aber gezielt. Er schien zu wissen wohin er greifen musst und entwand mit einer schnellen Bewegung der Zwergin den Dolch. Er war dazu nicht einmal aufgestanden. Den Dolch legte er einfach auf eine Anrichte nicht weit entfernt.
"Ganz ruhig. Ich bin nur hier um zu reden. Ihr müsst Sarray Cestay sein, richtig?" Er sprach mit schwachem Akzent, rollte das R vielleicht ein wenig zu stark, betonte manche Vokale zu dunkel und schien eine Neigung zu besitzen das 'o' wie ein 'a' auszusprechen, vor allem wenn es unbetont war, ansonsten sprach er flüssig, hatte eine ruhige und freundliche Stimme, wenn er das so wollte.

Sarray hockte auf dem Tisch wie ein sprungbereiter Frosch und starrte auf ihre leere Hand, dann auf den Dolch.
Es dauerte ein wenig, bis sie ihre zu einem Stummen "O" verzogenen Lippen zum Reden benutzen konnte.
"Was wollt ihr, Hexer. Elexiere gibts nur auf Bestellung.", versuchte sie bedrohlich zu sagen, was bei der doch sehr hellen und sich gerade auch überschlagenden Stimme nicht wirklich gelang.
Für sie war klar: So schnell bewegten sich nur die genetisch veränderten Haustiere der Magier. Ihr Herz war ihr in die Hose gerutscht, das würde sie sich aber niemals anmerken lassen.
Plötzlich fiel ihr etwas ein. "Wenn ihr Ljerka etwas angetan habt, sorge ich persönlich dafür, dass ihr eurem Knie Beischlaf leistet, Hurenspross.", zischte sie.

Slava grinste, auch wenn man es im Dunkel nicht gut sehen konnte. Er war drauf und dran, das Bild aus einem mittelmäßigen Agentenfilm zu verwerfen, das er abgeben wollte. Die Zwergin war zu unterhaltsam, und er den Fluch hatte er so auf noch nicht gehört. Respekt, den würde er sich merken. "Ich bin kein Hexer, und ich würde mich gerne mit Ljerka Veskewi unterhalten, ich hoffe sie kommt bald zurück. Aber ihr könnt mir gerne ein Glas Wein anbieten, oder was auch immer ihr dahabt. Macht gern Licht, dann könnt ihr euch überzeugen, dann ich kein mutierter Hurensohn bin."

Sarray legte den Kopf schief, griff wie eine zuschnappende Kobra ihren Dolch und kletterte fluchend und murrend auf der anderen Seite des Tisches herunter. Dem sonderbaren Besucher nicht den Rücken zuwendend nahm sie eine dreiflammige Öllampe von einem der Schränke - wobei sie diese beinahe herunter geworfen hätte- weil sie Slava nicht aus den Augen ließ, stellte sie auf den Tisch und entzündete zwei der Dochte mit einem Streichholz.
Im Licht der im ersten Moment rußenden Flamme besah sie sich den Eindringling genauer.
"Wer seid ihr? Was wollt ihr?" Den Dolch behielt sie in der Hand und kletterte auf den dritten der drei Stühle, den mit den extralangen Beinen.
Auf die Idee ihm etwas anzubieten kam sie nicht.

Er wäre bereit gewesen, aufzufangen, was auch immer sie umwarf. Das Risiko von offenem Feuer in so einer Hütte war ihm durchaus bewusst.
"Ihr könnt mich 'Faron' nennen. Ich will mich mit Madame Veskemi unterhalten. Aber bis sie auftaucht... Ihr kennt einen Ritter der Flammenrose?" eher eine Feststellung als eine Frage.
Im Licht konnte man ihn nun besser erkennen.
Er trug die Haare immer noch kurz, was etwas untypisch war und einen etwas zwischen 5-Tagebart und Vollbart, aber kurz gestutzt, das verdeckte einen Teil der Narben in seinem Gesicht, die durchaus zu einem Hexer gehören konnten. Allerdings waren seine Augen die eines Menschen, zwar intensiv grün und als fixiere eine Kobra ihr Opfer, aber es waren keine Katzenaugen. Ansonsten war er eher vom blassen rotblonden Typus, jene Männer, die zu einer teigigen undefinierten Statur neigten, aber er hielt sich fit. Seine Größe war im Sitzen schwer zu beurteilen, aber er war sicherlich nicht klein gewachsen.
Seine Hände spielten wieder mit der Münze ohne hinzusehen.
Die Zwergin war, wie man von ihnen annahm klein und sehr blond. Irgendwie niedlich, wie er fand, das sture Kinn vorgeschoben. Nur niedlich sollte man dieses Volk nicht nennen, die waren wehrhaft, hatte man ihm zumindest berichtet.

Sarray starrte, antwortete nicht. Der Flammenritter. Sie hätte ahnen müssen, dass das Ärger gab.Die Ritter durften keine Frauen haben.
"Schickt euch die Komturei?"
Womit sie - ungewollt - zugab, dass sie den Ritter tatsächlich kannte.

Sie fragte nach der Komturei. Slava war schnell im Denken, er würde es später auflösen müssen, aber für den Moment... "Es ist also richtig, er hat eine Affäre mit der Alchemistin?"

Also hatte sie recht. Die Komturei schickte ihn.
Statt zu antworten, legte sie die Hand mit dem Dolch auf den Tisch und starrte Slava weiter düster an.
Wurden die Frauen auch bestraft, wenn die Männer über sie her stiegen?
Sie würde Ljerka verteidigen. Und wenn sie fliehen mussten....
Sarray sah sich hektisch um. Verdammt. So viel aufgebaut. So viel verloren.

Ihr Blick war ihm Antwort genug. Eine Affäre also, so schnell... Er hatte zu tun gehabt, und Jarel hatte nichts besseres zu tun, als sich eine Frau vorzunehmen. Und er nahm es fast persönlich, dass es eine Frau war. Vollkommen egal, dass er selbst bei Huren gelegen hatte, das hatte andere Gründe gehabt. Seinem Gesicht sah man nichts an und er wäre aufgestanden und einfach gegangen, aber der Zufall wollte wohl, dass er blieb.

Die Türe öffnete sich und Ljerka kam zurück. Sie hatte wieder einmal Medikamente ausgeliefert, das nahm nun immer wieder viel Zeit in Anspruch, erlaubte es ihr aber auch unterwegs Besorgungen zu machen. Als sie nun zurückkam war irgendetwas... seltsam.
...und sie öffnete die Tür und fand Sarray und einen Mann vor, dunkel gekleidet. Auch sie hatte zunächst den Verdacht, dass er ein Hexer sein konnte, aber da waren keine Schwerter, und die Augen waren menschlich, wenn auch unheimlich.
"Was ist hier los, wer ist dein Gast?" wollte sie von Sarray wissen.

"Iss nich meiner.", meckerte sie agressiv. "Ist deiner. Sucht den Flammenritter. Hat sich selber rein gelassen."

Noch immer versuchte die Zwergin auszuloten, welche Folgen dieser Besuch hatte.
Einen Moment kam ihr die Idee, den Typen abzumurksen. Aber nein. Sie war keine Mörderin.
Außerdem versuchte ihr Instinkt ihr dringlichst zu verklickern, dass auch beide Frauen gemeinsam dem Typen nicht über waren.
Er wirkte gefährlich. Wie ein Mungo.

Die Zwergin wirkte ungehalten. Ljerka musterte den Mann, kam zur gleichen Einschätzung wie die Zwergin, ein gefährlicher Mann, dunkel gekleidet, kaum bewaffnet... und erinnerte sich an Jarels vorletzten Besuch ehe er selbst mit seinem Knappen nach Wyzima aufgebrochen war. Und dann zog sie wohl den richtigen Schluss, und ehe sie den Verstand einschaltete fragte sie schon: "Seid ihr Vyacheslav?" Den Namen hatte sie versucht sich einzuprägen.

Und dieser gestattete sich ein wölfisches Lächeln.
"Ertappt." er grinste.

Trotzdem war Ljerka nicht beruhigt, eher im Gegenteil.
"Achduscheisse!" Denn nun wurde ihr bewußt, wen sie da der Funktion nach vor sich hatte.
Und sie warf Sarray einen schnellen Blick zu, nicht dass diese noch etwas unüberlegtes tat.

Die Augen der Zwergin wurden groß. Ljerka hatte vor kaum etwas Angst. Und nun diese Reaktion auf den Fremden!
Ihre Finger krampften sich um den Griff des Dolches. Die Fingerknöchel der Zwergin traten genauso weiß hervor wie ihr Gesicht blass wurde.
Hektisch sah sie zu Ljerka, dann wieder zu Slava. Wo waren sie jetzt wieder hinein geraten?
Sie brachte keinen Ton raus. Nicht einen Piep.

"Wollt ihr etwas trinken?" Versuchte sie es nun mit Höflichkeit. Der Gast blieb einfach sitzen.
Jarel hatte sie gewarnt, mit ihm zu sprechen, aber nun war er hier. Der Mann der nun wohl den Redanischen Geheimdienst übernommen hatte, innerhalb weniger Monate, und er war ein Fremder, also musste er etwas an sich haben.
"Ihr seid..." und sie wollte es Sarray erklären, "...der... also..." Slava musterte sie unterdessen mit wachsendem Interesse. Er ließ sie ausreden, er war selbst gespannt, was sie über ihn sagen wollte.
"Ihr habt den... also unser Regent... Sigismund Djikstra..." Sie eierte herum. "Stimmt es, dass ihr seinen Geheimdienst leitet?" brachte sie es dann doch auf den Punkt.
Und der Typ sollte etwas mit Jarel am Laufen haben. Nur irgendwie glaubte sie nicht daran.

Sarray klappte der Unterkiefer herunter. Noch ein bisschen bleicher und man würde die Wände durch sie hindurch sehen können.
Sie wollte in einem Loch verschwinden. Das war ja noch schlimmer als die Komturei.
Sie gab einen kieksenden Laut von sich. "Wir haben doch nichts verbrochen...und der Ritter...ist hier nur Kunde..."
Naja. Nicht ganz. Immer noch glaube Sarray, dass Jarel und Ljerka etwas laufen hatten.

"Ich nehme gerne etwas zu trinken." erwiderte der Mann nun, genoss es noch eine Weile, wie sehr ihn die beiden fürchteten.
Ljerka griff einfach nach einer Weinflasche. Es war nicht die, die Jarel ihr geschenkt hatte, auch wenn es vielleicht passend gewesen wäre, aber es war ein Geschenk gewesen.
Sie reichte ihm ein anderes Glas, trockener Weisswein, sie kannte ja seine Vorlieben nicht.
Er blieb nur ruhig sitzen. "Sarray Cestay bestätigte mir eben, dass ihr beide eine Affäre habt, Der Ritter Jarel Moore und ihr, Ljerka Veskewi. Das ist doch richtig, oder?"
Und nun war Ljerka sprachlos. Wieder blickte sie zu der Zwergin.

"Eh!", murrte Sarray. "Ich hab gar nichts gesagt!"
Hinter ihrer Angst wuchs Wut. Hab wütend, halb warnend sah sie zu Ljerka.
Obwohl ihr langsam schwante, dass sie zwischen den Zeilen mehr gesagt hatte, als sie wollte.

"Es stimmt auch gar nicht. Wir sind nur Freunde. Gute Freunde, aber auch nicht mehr. Em... also... Mein Herr? Ser?" versuchte Ljerka das Ruder herumzureißen.
Sie hatte sich kurz umgedreht als sie ihm den Wein eingegossen hatte - und Slava erkannte durchaus die Haarspange, die Jarel geschnitzt hatte. Zweierlei Dinge sagte ihm das: Zum einen kannte er sie schon länger, er hatte sie nicht erst nach ihrer Ankunft getroffen, aber es bedeutet auch dass sie ihm viel bedeutete. Die Frage war nur wie viel. Tatsächlich nur Freunde?
Es fiel ihm selbst schwer, Grenzen einzuhalten. Auch wenn sie wohl ein paar Jahre älter war als er, er hätte sie flachgelegt, sie war tatsächlich genau die Art Frau, die ihm gefiel, etwas maskulin... alles andere, all die kurvigen aufgebrezelten Mädels auf ihren hohen Hacken und den knappen Röcken waren sicher auch gut um sich abzureagieren, aber sie hatten den Stellenwert von Prostituierten, nur dass man meist nicht einmal bezahlen musste.
Und er konnte es nicht vermeiden, dass da etwas in ihm nagte und bohrte.
Doch was fast noch schwerer wog: Jarel hatte von ihr von ihm erzählt, sogar seinen Namen genannt, ausgeplaudert für wen er arbeitete. Er war zu sanft unter seiner Schale, zu vertrauensselig, das hatte er immer befürchtet.
"Ja, das sehe ich. Sehr sehr gute Freunde." etwas an seiner Stimme machte klar, dass er nicht daran glaubte.

Sarray zog die Stirn kraus. Ljerka leugnete. Natürlich. Aber etwas stimmte hier nicht.
"Was kümmerts euch?", brummte sie, sichtlich irritiert davon, wie scharf der Mann darauf reagierte.

Ljerka fühlte sich in die Ecke gedrängt. Nun ahnte sie warum Jarel nicht wollte, dass sie mit ihm sprach. Der Mann hatte nur Minuten gebraucht um Sie und ihre Freundin neu zu positionieren und im Grund zu Gegnern zu machen. Die Zwergin glaubte ihr nicht ganz und sie wollte nicht auch noch erzählen, dass Jarel Männer liebte, speziell diesen. Nur was er an ihm fand erschloss sich ihr nicht. Sie hätte ihm tatsächlich am liebsten von ihm abgeraten.
Aber nun war er einmal hier. Flucht nach vorne.
Was kümmert es euch, wollte Sarray wissen, und sie durfte nichts erklären.
Und er selbst würde wohl nichts erklären, er saß nu da und musterte sie aus seinen Schlangenaugen.
"Er machte sich Sorgen, weil ihr euch nicht bei ihm gemeldet hattet, Ser, Anscheinend wart ihr verabredet. Darüber haben wir gesprochen. Mehr nicht."

Verabredet? Sarray Verwirrung wuchs. Was hatte der Flammenritter mit dem Oberspion zu tun? Die beiden Parteien waren sich doch spinnefeind, oder nicht?
Hatte der Ritter seinen Orden verraten? War er auch ein Spion?
Die Zwergin beschloss, dem Ritter die Augen auszukratzen, sollte sie ihm noch einmal begegnen. Wegen dem Klotz steckten sie jetzt in einer Scheiss....bekackten...Sohn eines...
Im Hirn der Zwergin spulten sich eine ganze Reihe unflätiger Flüche ab, die alle hinaus wollten. Und nicht durften.

Hätte sie geahnt, wie gerne der Oberspion die Flüche gehört hätte... Aber der beobachtete noch eine Weile die Interaktion zwischen den beiden ungleichen Frauen. Klar war, die eine wußte bereits zu viel über sie beide. Auch wenn es ihm grundsätzlich egal war ob man ihn der Männerliebe bezichtigte, zu verlieren hatte er allmählich doch genug. Und auch wenn klar war, dass es wieder jemanden geben musste, der den Geheimdienst führte, er wollte auch nicht, dass ihn jemand auf der Strasse erkannte. Er wollte ein Niemand bleiben.
"Ich gehe nun besser. Danke für den Wein." er trank noch aus, auch wenn er ihn deutlich zu herb war, aber zumindest aus Höflichkeit, er war so erzogen worden, dass er nichts wegkippte. "Wenn auch nur ein Wort von dem, was ihr wisst verbreitet wird..." und er sah vor allem Ljerka an "...dann werde ich es erfahren und brauche ich gar nicht zu drohen, eure Phantasie erledigt das für mich."
Und er stand auf, es zeigte sich, dass er tatsächlich groß war, etwas größer als der Ritter, die Uniform saß gut, betonte die schmalen Hüften und die breiteren Schultern. Die Statur eines Kämpfers. Ja, die Phantasie erzeigte genug Bilder, was so einer einem antun konnte.
Ljerka nickte nur. Während er sich unter dem Türsims hindurchduckte.
"Gehabt euch wohl, die Damen." Er lächelte zum Abschied. Und als er weg war und außer Hör- und Sichtweite, wie Ljerka annahm atmete sie tief durch.

Sarray stürzte zur Tür und schloss von innen ab. Dann lehnte sie die Stirn gegen die Tür und schnaufte laut.
"Und was wollte der Typ nun?", fragte sie, als sie sich endlich so weit beruhigt hatte, dass ihr Hirn wieder halbwegs funktionierte.
"Müssen wir jetzt hier weg?"
"Wenn ich den Ritter noch einmal sehe, trete ich ihm so fest in die Eier, dass die mit seinem Mandel Tischball spielen. Und deine Affaire solltest du schnellstens einstampfen. Wenn er keine Eier mehr hat, ist das eh zweckfrei. Wo hat der uns reingezogen? Wie lange spioniert der uns schon nach? Ob der von den Pilzen weiß oder dem hexerzeuch, was wie Fistech funktioniert? Können wir überhaupt noch raus gehen."
Sie stockte, ah verängstigt zu Ljerka und tat etwas, was sie in in so einer Situation nur selten tat:
Sie fasste sich kurz.
"Ich hab Angst."

Ljerka atmete tief durch. sie musste es ihr sagen, auch wenn das vielleicht noch mehr Schwierigkeiten bedeutete.
"Für Fisstech oder andere Betäubungsmittel interessiert einer wie der sich sicher nicht..." Sie lehnte sich an die Wand. Das war echt zu viel. "Und wir haben keine Affäre, wirklich nicht... aber vielleicht wäre es besser so... Jarel... er liebt Männer... dieser Typ da eben, der ist seine Affäre. Ich glaube ich decke ihn nur."
Aber sie gab Sarray insofern recht, mit Jarel mussten sie ein Wort reden, von dem musste er die Finger lassen. Es wunderte sie kaum, dass er so schnell die Macht an sich gerissen hatte, der war wirklich ein eiskalter Hund und der ging über Leichen.

Sarray stand da und starrte mit offenem Mund ihre Freundlin an. Mit der gebückten Haltung, den baumelnden Armen und dem verstandfreiem Starren sah sie aus wie ein schlecht dressiertes Äffchen. Es dauerte einige Sekunden, bis in Sarrays Augen flackernd das Licht wieder sacht zu glimmen begann.
"Der Klotz-Ritter ist schwul? Und du bist die beste Freundin ? Ich...er...es....ist ja..."
Sie ging zurück zum Stuhl. Gerade als sie darauf klettertern wollte, ging das Licht vollständig an.
Mit einer Stimme, so hoch und ungläubig, dass die Gläser der Aufbauten zu vibrieren begannen stotterte sie: "Der Ritter und der Oberspion ..." Sie stockte und setze neu an. "diehabenwasmiteinander?!.

Und dann - endlich auf dem Stuhl siztzend -noch panischer. " UnderdenktdubistseineNebenbuhlerin?!

"Ich bin keine Nebenbuhlerin. Der Klotz-Ritter..." kurz gelang es ihr doch zu lachen. "...ist mein schwuler bester Freund. Ich finde, jede Frau sollte einen haben." Das war der gute Teil. Nun kam der beängstigende. "Und der Oberspion... zumindest scheint er auf beiden Hochzeiten zu tanzen. Und sie haben was... ja.... und Jarel war unglücklich, weil er ihn vielleicht abserviert hatte... ich wollte mit ihm reden, das habe ich ihm angeboten, aber Jarel hat mich gewarnt... Jetzt weiß ich auch warum. Der Mann ist furchtbar."

"Wir müssen weg." Sarray war in Panik. "Mir ist schlecht. ich muss kotzen. Wie schnell denkst du finden wir was neues? Oxsenfurt? Zu nah..ich will hier nicht wegziehen. Aber wenn wir im Fadenkreuz von so etwas..."
Sie sprang wieder vom Stuhl und begann auf und ab zu laufen. Für eine Zwergin war dafür genug Platz.Sie murmelte, gestikulierte und fluchte.
Typisch Sarray. Das würde dauern, bis sie sich eingekriegt hatte.

"Ich glaub nicht, dass wir weg müssen. Ich hoffe der kreidet seine privaten Probleme nicht uns an. Wir haben ja nichts getan... wenn dann ist er auf Jarel wütend, und er wird hoffentlich wissen, worauf er sich eingelassen hat. Hoffe ich zumindest. Wir bleiben, Sarray, beruhig dich."
nur so ganz war ihr selbst auch nicht nach Ruhe. Sie wäre nun auch gerne panisch herumgerannt.
Vor allem weil Jarel gerade auf dem Weg nach Wyzima war... andererseits wußte der das sicher und hatte sich den Zeitpunkt bewusst ausgesucht.

Sarray flitze immer noch auf und ab. Das Endete erst, als sie aus Unachtsamkeit gegen die Tischkante rannte.
Die Lampe wackelte bedrohlich. Die Zwergin rieb sich wild fluchend die Stirn.
"Wo ist der Schnaps?", zischte sie und klettert endlich wieder auf den Stuhl.

Ljerka reichte ihr wortlos die Flasche, hielt die Öllampe fest. Nach der Zwergin nahm auch sie einen großen Schluck. Die Flasche war schon halb leer.
"So ein Mist aber auch. da sind mir Hexer schon lieber als Politik."

"Politik ist nur ein anderes Wort fürs künstlich herbeigeführte Fegefeuer.", murrte die Zwergin, nahm Ljerka die Schnapsflasche mit einem Ruck weg, setze sie an und leerte sie auf den Flaschenhals schielend.
"Ich geh ins Bett. Weck mich nicht vor Donnerstag."
Immer noch schimpfend trabte sie in Richtung ihres Bettes.

Über die Zwergin konnte Ljerka nur grinsen, aber die hatte Recht. Politik war zu kompliziert, zu gefährlich. Da wollte sie sich raushalten, aber was wenn sie nun wirklich zwischen den Fronten standen? Andererseits, besser war es abzuwarten. Einer wie der fand sie auch in Oxenfurt wieder oder wo auch immer auf dem Kontinent und wegrennen sah erst recht schuldig aus.
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