Oxenfurt - Gaststätte 'Zur Alchemie' / Slavas Zimmer

Eine von den zwei freien Städten in Redanien. Oxenfurt liegt an den nördlichen Ufern des Pontar-Stroms. Die Stadt ist bekannt und berühmt für die Universität, die die größte Akademie der nördlichen Königreiche.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

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von/nach: Waschraum und Slavas Zimmer Oxenfurt - Gaststätte 'Zur Alchemie'
Datum: 18. September 1277, Abends
betrifft: Jarel
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Er wollte mit 'der Erste' antworte, Gewohnheitslügner, der er war. Sein erster Impuls war es immer schon gewesen, die Wahrheit zu verschleiern, fast schon egal welche, Hauptsache Nebelkerzen zünden. Doch in dem Fall würde es ihm eher schaden. "...der Zweite..." gab er widerwillig zu, kurzatmig. Der Ritter hielt ihn noch immer fest, hinderte ihn am aufstehen. Aber da war noch etwas anderes, vielleicht sogar etwas, dass er bei ihm wahrnahm, trotz des Krampfanfallen, unbewusst, einfach indem er seine eigene Reaktion beurteilte, auf etwas, das er nicht direkt sehen konnte.
Und gerade hatte er verschiedenste Impulse niederzukämpfen. Seine kulturell antrainierte Homophobie die am gleichen Strang zog wie jene Erinnerung, die er über so viele Jahre erfolgreich verdrängt hatte und beides stand im Wiederstreit zu der ihm eigenen Faszination dafür bis zur Grenze zu gehen, und dann noch einen Schritt weiter. Deshalb ließ er vorerst den Ritter gewinnen, erlaubt es, dass er ihn festhielt, auch wenn ihm der kühle Schauer, der ihm über den Rücken rann Panik signalisierte.
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Jarel Moore
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"Ich stehe jetzt auf und helfe dir aufzustehen, Slava. Dann gehen wir zum Zuber, damit du dich festhalten kannst. Wenn dir schwindlig wird oder deine Knie nachgeben gibst du mir bescheid, verstanden?"
Das war keine Bitte, kein Vorschlag. Ein Kommando, welches keinen Wiederspruch duldete. Und dem Ton nach zu urteilen war es auch für Jarel nicht neu, einen Befehl zu erteilen. Passte nicht ganz zu dem, was er bisher von sich Preis gegeben hatte. Und da war sicher noch mehr, was er nicht wusste. Was jedoch durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.
Dem Ritter war es nicht ansatzweise so irritiert von dem körperlichen Kontakt zu dem anderen Mann. Bis zu diesem Punkt hatte er einfach nur funktioniert und sich darauf konzentriert, dass sich sein Gegenüber nicht verletzte.
Erst jetzt kam er dazu die Situation neu zu werten.
Der Offizier war hagerer als gedacht. Drahtiger. Nicht im besten Zustand. Zudem roch er sauer nach krankem Schweiß. Aber doch... Das Gefühl jemanden so nahe zu sein brachte den Ritter dazu, schwer zu schlucken.
Dass es ihm gefiel, jemanden zu halten gestand er sich nicht ein. Nicht jetzt.
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Vyacheslav Sokolov
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"Jawoll, Genosse Ritter." gab er scherzhaft zurück. Der Verstand war immer sofort wieder da, der Körper brauchte oft sehr viel länger, so auch jetzt. Dennoch stand er einigermaßen mühelos auf. Er war durch eine harte Schule gegangen und Willenskraft konnte mangelnden Kreislauf ersetzen, zumindest kurzfristig, bis letzterer sich dann doch entschloss, nachzuziehen.
Was ihm eher Schwierigkeiten bereitet waren die alten Verletzungen, das Knie, die lädierten Bauchmuskeln. Aber er stand. Nachdem er schon einmal am Zuber war nutzte er die Gelegenheit, sich noch einmal abzuwaschen, den kalten Schweiß und wo Dreck vom Boden an seiner nassen Haut haftete. Der Ritter schaffte es doch, etwas wie Scham in ihm hervorzurufen, warum auch immer, erst recht als er begann ihm zu helfen... Es kostete ihn nun ein wenig Überwindung, auf die ungenierte Art zuzugreifen, die in der Zone so selbstverständlich war - wo eine Dusche dermaßen selten möglich war, dass es einen nicht juckte wer dabei zusah. Wichtiger war ihm die Beobachtung de eigenen Reaktion auf die Hilfe und die Berührung. ein Versuch, und er selbst was das Messinstrument.
Dann griff er nach Hose und Stiefeln um sich anzuziehen. auch hier half der Ritter.
Die zusätzliche Zeit am Ofen hatte den Sachen gut getan. Nun erst musterte er den Älteren Mann vor sich aus durchdringend grünen Augen, die schon Vergleichen mit denen einer Schlange standhalten mussten. Er wußte nicht welche Fragen er stellen sollte, aber meist war das, wenn er einen so anblickte auch gar nicht nötig. Viele lieferten dann ganz von alleine die Antworten zu den Fragen, die sie gerade erwarteten.
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Jarel Moore
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Was der Ritter tat, wirkte einerseits väterlich fürsorglich, andererseits war da noch etwas anderes. Weit im Hintergrund, nur spürbar, zu ahnen, unsichtbar.
"Wir gehen jetzt gemeinsam auf dein Zimmer. Ich werde dann den Tee bereiten lassen und meine Sachen holen. Wir versorgen deine Wunde neu und ich bleibe heute Nacht bei dir. Das wird nicht der letzte Anfall gewesen sein. Es wird Fieber dazu kommen. Im schlimmsten Fall Delirium. Und erzähl mir nicht, dass du keine Hilfe brauchst." Wieder der Befehlston, doch dann wurde er sanfter.
"Soll ich dich stützen?"
Ganz offensichtlich wollte Jarel Slava nicht bloßstellen, indem er ihn halb durch die Taverne trug.
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Vyacheslav Sokolov
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Eine fast zu intime Geste, wie der Ritter ihm half. Und er war sich fast sicher, dass er da mehr dahinter spürte außer reiner Hilfsbereitschaft. Slava atmete jetzt nicht gegen den Krampfanfall sondern gegen aufkeimende Panik. Hände, die ihn festhielten und andere, die ihm Gewalt antaten. Der Kontroller hatte es aus einem tiefen Bunker seines Gedächtnisses hervorgezerrt, dort hatte er die Bilder verwahrt gehabt weil er sie auch nicht hatte auslöschen können, aber vergessen. Sie passten nicht zu seinem Selbstbild, nicht zu seinem Bild der Armee und nicht zu dem Bild seines Landes, das er hochhielt, deshalb musste sie verschwinden. Der Hym hatte erneut daran gerüttelt, und nun der Ritter. Er atmete tief durch. Er musste sich dem stellen, anders würde er es nicht los werden. Erneut vergraben würde nichts mehr ändern. Und er erkannte dass es vermutlich genau das war, was ihn seinerzeit so gut gemacht hatte, die beinahe schon masochistische Bereitschaft Angst und Schmerz offen entgegenzutreten. Also nun auch dieser Erinnerung. "Ich kann gehen. Aber... danke für das Angebot, es ist vermutlich besser so. Kannst du etwas zu Essen mitbringen?"
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Jarel Moore
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"Selbstverständlich." Jarel lächelte. Nicht schief, nicht unterdrückt. Ein offenes Lächeln, das ihn um einiges jünger wirken ließ. Und weicher.
Der Ritter stieß die Tür auf und ließ Slava vorgehen. Er folgte dicht auf. Nicht so nah dass es auffiel, aber so dicht, dass er ihn auffangen konnte, sollte er fallen.
"Was war dein Rang?", fragte er und beobachtete den Russen aufmerksam auf dem Weg ins Zimmer.
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Vyacheslav Sokolov
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Ihm war dann doch flauer als er gedacht hatte, aber er riss sich zusammen.
Ein Schritt nach dem anderen. Er würde es hinbekommen. Die Treppe hinauf zum Zimmer.
"Oberst... Ich habe viele Beförderungen ausgeschlagen, wollte nicht hinter den Schreibtisch, hätte ich das nicht getan wäre ich heute wohl schon in einem Generalsrang... Deswegen bin ich auch kein Söldner... Ich töte nicht für Geld, sondern nur wenn der Präsident es befiehlt... Gab es bei euch Ränge? Warst du jemandem verpflichtet?"
Sie hatten sein Zimmer fast erreicht, und er hatte einfach geredet um nicht zu fühlen.
Begegnet war ihnen niemand.
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arel schloss die Tür hinter den beiden und wollte Salva ins Bett helfen. Alles mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
"Ich habe in verschiedensten Kriegen in verschiedensten Armeen gedient." Einen Moment verlor sich sein Blick. "Wenn du es wissen möchtest, erzähle ich dir die Geschichte, wie ich an meinen höchsten Rang gekommen bin, während du isst.
Aber jetzt hole ich erst meine Tasche. Ich habe Verbandszeug und eine Salbe dabei."

Natürlich hatte er das. Wie auch sonst....auch wenn von seinem Verbandszeug nur noch wenig übrig war.
Er nickte Slava kurz zu und verschwand.
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Slava nickte nur, zog seine Stiefel aus und warf sie Richtung Türe. In seiner Kultur trug man keine Schuhe in der Wohnung. Dann ließ er sich auf's Bett fallen setzte sich mit dem Rücken zur Wand hin und atmete tief durch. Bewusstes Atmen verringerte die Panik.
Er versuchte vorherzusehen was geschehen würde, versuchte sich die Möglichkeiten vorzustellen und die Konsequenz und auch seine Haltung dazu.
Dann war der Ritter auch schon wieder zurück...
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Jarel Moore
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Sehr kurze Zeit später erschien er erneut, bepackt wie ein Lastenesel mit einer Unzahl an Taschen, die er an der Wand entlang verteilte. Anschließend stellte er tatsächlich Slavas Stiefel ordentlich hin, ging danach zurück zu einer bestimmten Tasche. Den Ordnungsfimmel hatte Slava bisher nie gemerkt. Und es wirkte irgendwie bizarr.
Aus einer Tasche holte Jarel - wie schon einmal - die eingepackten Phiolen, befreite diese aus dem Verbandszeug, kramte eine hölzerne Dose heraus und eine Flasche. Mit dem Inhalt der Flasche rieb er sich die Hände ein. Der Geruch war scharf. Und wohlbekannt.
Mit der hölzernen Dose in der einen und den letzten Verbänden in der anderen Hand trat er ans Bett und nahm auf der Kante Platz.
Es fühlte sich richtig an zu helfen. Der Soldat war ruppig, abweisend sogar, aber Jarel ahnte, dass sich dahinter eine Geschichte verbarg. Wer weiß, vielleicht würde er etwas davon erfahren. Vielleicht auch nicht. Vielleicht würden sich ihre Wege schon bald trennen. Er würde ihn vermissen. Irgendwie.
Schmunzelnd vertrieb der Ritter den Gedanken. Immer im Heute leben. Etwas, was er hatte schmerzhaft lernen müssen.
Er stellte Dose und Verbandszeug ab und wollte dem Soldaten den Pullover ausziehen. "Die Salbe wird etwas brennen. Aber es hilft."
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Vyacheslav Sokolov
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Auch wenn es ihm körperlich miserabel ging, und er wusste, es würde erst einmal noch schlimmer werden, ehe es besser wurde, der Verstand blieb wach, löste sich ein Stück weit vom Körper, um weiter zu funktionieren, vielleicht auch um sich vom Schmerz distanzieren zu können. Dissoziatives Verhalten. Das Paradoxe war, dass er das meiste was man ihm im Studium beigebracht hatte auf sich selbst anwenden musste. Er wäre, nein, er war ein fürchterlicher Patient, vor allem für einen Psychologen.
Der Ritter kam zurück und schuf erst einmal Ordnung. Würde es ihm etwas besser gehen, Slava hätte sich vielleicht darüber amüsiert. Nicht dass er ein chaotischer Mensch war, aber die Rolle, die er spielte und verinnerlicht hatte erlaubte solche Spleens nicht. Es brachte dem anderen aber eine Geistige Notiz in Slavas Personenkartei ein.
Als er damit fertig war kam er zu ihm um die Wunde erneut zu versorgen. Gehorsam zog Slava seinen Pullover wieder aus. Russen sagte man ja ohnehin einen Hang dazu nach, mit freiem Oberkörper herumzulaufen, egal ob sehenswert oder nicht. Nicht zuletzt hatten sie das ihrem Präsidenten zu verdanken. Und auch wenn hier keiner das Klischee kannte, warum es nicht bedienen.
Jarel wirkte verändert, als er die Salbe auftrug, auch dass registrierte er.
Beharrlich, und auf eine Weise freundlich, die verriet, dass auch er schon schlimmes durchgemacht haben musste, aber seinen Frieden damit gemacht hatte, so gut das eben ging. Richtig, ein Reisender, der Familie und Freunde zurückgelassen hatte. Ein Soldat wie er, vielleicht auch Offizier... Garantiert hatte er Familie in seinem Alter, Verpflichtungen. Mehr als einen Entzug hatte er hinter sich, und er verdingte sich als Attentäter. Sie waren sich nicht unähnlich. Sah so seine Zukunft hier aus? würde er sich auch einem Ritterorden anschließen?
Die Salbe brannte, ja, und nicht wenig, doch Slava begrüßte den Schmerz. Schmerz war es, was ihn immer wieder in die Wirklichkeit zurückholte, ihm zeigt, dass er real war und noch lebte. Er ertrug ihn ohne zu zucken.
Durch den starken Geruch und das Brennen hindurch spürte er auch die rauen Finger des Mannes auf der Haut. Ein Schwertkämpfer... er würde es wirklich noch lernen müssen. Der Mann brachte eine beachtliche Geduld mit, dafür wie er ihn auflaufen ließ. Sicher hatte er Kinder.
"Erzähl mir von dir. Von dem Leben vor dem hier... deinen Kindern, und was dein Krieg war."
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Jarel erstarrte einige Sekunden, sah von der Wundpflege auf und Slava mit einem erstaunten Gesichtsausdruck an. Dann lächelte er. Und nickte.
"Das werde ich. Während du isst. Jetzt verbinden wir dich erst einmal." Etwas an dem Ritter hatte sich tatsächlich verändert. Er strahlte eine Ruhe aus - vor allem seine Stimme - die beinahe schon einschläfernd wirkte.
Den Beginn des Gespräches jedoch verzögerte Jarel ganz bewusst. Er hatte eine Ahnung, das Slava es aufstoßen - oder sogar abstoßen -würde, wenn er ihm offenbarte, dass er das eigene Geschlecht vorzog. Auch wenn er in genau diesem Moment wieder an Ljerka denken musste. Vielleicht waren seine Präferenzen in dieser Hinsicht nicht so festgefahren, wie er gedacht hatte.
Er dachte nach. Während er den Verband anlegte, Slava beim Anziehen half und noch zwei Mal den Raum verließ, um verschiedene Dinge aufzutreiben.
Es dauerte etwas, doch dann reichte er Slava eine große Schüssel Suppe und einige Scheiben Brot.
Auf dem Tischchen stand noch eine Kanne mit Tee, die nicht wirklich lecker roch und ein großer Krug Wasser, zwei Becher, weiteres Brot.
Unter dem Tisch standen zwei Eimer. Einer offensichtlich leer, der andere zu zwei drittel mit Wasser gefüllt. Daneben stand eine große Waschschüssel und neben eben dieser lagen einige Tücher.
Der alte Mann - der seit der Rückverwandlung nicht mehr ganz so alt wirkte - war gern auf alles vorbereitet.
Den einzigen Hocker hatte Jarel so platziert, das Slava die Schüssel darauf abstellen konnte und nahm aus Ermangelung einer weiteren Sitzmöglichkeit mit einer Hinterbacke am Rand des Bettes Platz. So weit wie es ging am Fußende. Bei diesem Gespräch wollte er Slava nicht zu sehr auf die Pelle rücken. Das würde die falschen Signale senden.
"Schmeckt es?", fragte er erst einmal.
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Vyacheslav Sokolov
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Die Bewegungen des Ritters verfolgte Slava aufmerksam.
Nein, Ritter war er gerade nicht, er kam dem privaten Jarel näher, dem, der sich hinter der Maske des Ritters verbarg. Dem, der ihm Freiraum einräumte als er sich mit etwas Abstand auf das Bett setzte. Dem, der eine Waschschüssel und einen Eimer hinstellt, in weiser Voraussicht dessen was da kommen würde.
Ja, er hatte Hunger, er hatte zu wenig gegessen die letzten Tage und das zehrte an ihm, auch ein Krampfanfall kostete Kraft. Aber er machte sich keine Illusionen darüber wie lange er alles bei sich behalten konnte. Er musste es dem anderen auch so schon hoch anrechnen, dass er das mit ihm durchstehen wollte, kannte er ihn doch kaum. Wobei sich das nun wohl ändern würde.
"Gut, nahrhaft..." es war vollkommen egal wie es schmeckte, er brauchte Nahrung.
Trotzdem, die Suppe, so ganz ohne künstliche Zusatzstoffe war hervorragend. Er lächelte sogar und aß weiter, hörte nun zu.
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Jarel atmete durch, nickte, zog sein Medaillon hervor, streifte die Kette über den Kopf und hielt das silberne Oval zwischen den Handflächen.
Er schluckte, befeuchtete sich die Lippen. Zeit, reinen Tisch zu machen. Er würde es ihm sagen, trotz der Befürchtung, zurückgewiesen zu werden. Vielleicht der völlig falsche Zeitpunkt dafür. Vielleicht auch nicht.
Sie würden sehen.
"Ich stamme aus Azeroth. Anderer Planet. Nicht einmal die selben Sterne, und doch der diesen recht ähnlich. Auch bei uns gibt es Menschen, Elfen, Gnome, Zwerge." Er atmete durch. Uns klang irgendwie nicht mehr richtig. Er gehörte nicht mehr nach Azeroth. In der Zwischenzeit gehörte er mehr hier her. Er war nicht einmal sicher, ob er zurückkehren würde, würde sich die Gelegenheit ergeben. Er räsuerte sich und fuhr fort. "Trolle, Tauren, Orcs...Untote und einige andere Rassen. Und Worgen." Der Ritter schluckte und hob endlich den Blick, um Slavas Reaktionen zu verfolgen.
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Vyacheslav Sokolov
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Den grünen Augen entging so gut wie keine Bewegung.
Das Medaillon, es würde noch eine Rolle spielen, aber nicht gleich denn er behielt es in der Hand ohne es zu zeigen. Dennoch war es mehr gewesen als eine Geste um die Finger zu beschäftigen. Vielleicht sollte es seinen Blick auch ablenken, auch so konnte es funktionieren, aber es war kein Verhör. Der Ritter sprach aus freien Stücken. In der Hinsicht unterschied sich ihrer beider Welt grundlegend und noch war unsicher, in welche Richtung dieser Weg führen würde
Azeroth, ein anderer Planet und andere Sterne... Auch ihm war es also bewusst geworden. Auch die Erde war ein anderer Planet, bei aller Ähnlichkeit. Slava nickte nur, das Zeichen, dass er weiter sprechen konnte, sollte.
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Jarel Moore
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"Technisch waren wir weiter als diese Welt hier. Es gab Flugapparate, eine Untergrundbahn, solche Anzeigen wie auf deinem...." Er grübelte einen Moment. "Pedehah. Motorräder, Schußwaffen, Bomben, Granaten..." Der Ritter seufzte. "Und doch war die Magie die bevorzugte Art Dinge zu tun oder Probleme zu lösen. Vor allem die Elfenvölker waren durchweg magisch begabt, aber auch viele der anderen Rassen. Die einen mehr. Die anderen weniger." Er hob schmunzelnd die Hände, die Handflächen nach oben und zuckte mit den Schultern. Seine magische Begabung beschränkte sich auf das Nutzen der Umgebungsenergie. Wenn er daran dachte, was Magier oder Hexenmeister vollbrachten, kam ihm das mickrig und überflüssig vor. Doch hier brachte es im Kampf so einige Vorteile.
Er machte eine Pause, denn seine eigentliche Erzählung begann erst jetzt.
"Ich wuchs in Lordaeron auf, der Hauptstadt der östlichen Königreiche. Hauptstadt der Menschen. Meine Eltern hatten eine gut laufende Gaststätte. Mein Vater war ein genialer Koch. Ich hatte als Kind alles, was man sich wünschen könnte." Um seine Lippen bildete sich ein schiefes, leicht verschämtes Lächeln. Er hatte seine Fassade fallen lassen und somit die Chance vertan, seine Emotionen zu verbergen. Für Slava war er genau jetzt lesbar wie ein offenes Buch.
"Ein richtiger kleiner reicher Schnösel." Er schluckte wieder. "Und dann kam der Krieg." Die Stimme des Ritters wurde rau. "Ich war - ich glaube - zwölf, als die Untoten einfielen. Oder besser....als Arthas Schergen die Einwohner in eben diese Verwandelten. Wandelnde Leichen, Slava. Die, die fielen, standen wieder auf und schlachteten ihre ehemaligen Mitmenschen ab. Wir flohen. Mein Vater und ich schafften es durch die Unterstadt hinaus." Seine Mutter erwähnte er nicht. Denn das war eine Sache, die er sogar vor sich selbst verschlossen hielt. Daran konnte und wollte er nicht reden. Selbst der Gedanke daran rann ihm durch die Finger wie Sand.
"Die Geflohenen bauten eine neue Stadt, die allem trotzen sollte. Sturmwind. Ich schloss mich einer Gilde von Maurern und Schreinern an und erlernte das Tischlerhandwerk. Es waren harte Zeiten, aber gute. Wir erbauten die Stadt neu nach den Wünschen der Reichen und Adligen." Er klang stolz und lächelte, während er seinen Gedanken einige Sekunden nachhing.
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Vyacheslav Sokolov
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Lordareon... östliche Königreiche...
Es klang als würde er ihm die Geschichte eines Fantasystreifens erzählen, nur war sich Slava sicher, dass der andere nicht log oder phantasierte. Wobei, ein wahnhafter glaubte auch was er sagte, aber wahnhaft schien der Mann ganz und gar nicht, sein Handeln war gezielt und ergebnisorientiert. Und er konnte es beurteilen.
Das war einer der Gründe gewesen, weswegen Slava als einen der obligatorischen Studiengänge Psychologie gewählt hatte. Er hätte es leichter haben können, eine Naturwissenschaft belegen wie die meisten auf seiner Stufe, etwas technisches, aber er wollte wissen wann jemand log, beurteilen welches die Motive eines Menschen waren und er wollte in ihnen lesen können, all die kleinen bewusste und unbewussten Gesten verstehen.
Dabei war er selbst immer eine wenig der Fremdkörper gewesen dass es gehörte zu den Studienfächern, die einen deutlich höheren Frauen Anteil aufwiesen. Wobei auch das in seinen Augen ein Vorteil gewesen war.
Und vielleicht hatte er auch ganz tief im Hinterkopf gehabt, dass er das Wissen eines Tages brauchen würde um sich selbst zu begreifen und auf der richtigen Seite der Tür zu bleiben.
Wieder nickte er, er verstand. Auch den Worte konnte er gut folgen, Jarel sprach klar artikuliert, ruhig, er hatte Zeit, abzugleichen und sich einzuprägen wie er die Begriff selbst wählen musste.
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Jarel Moore
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"Wir nahmen ein Waisenkind auf. Ein kleines Gnomenmädchen. Jemand hatte es vor den Toren der Stadt abgelegt. Einfach so. Sie wurde meine Schwester. Quirliges kleines Ding. Das wandelnde Chaos." Ob sie wohl noch lebte? Und ihre Tochter? Sie nie wiederzusehen schmerzte. Jarel räusperte sich und sprach weiter.
"Doch auch dieser Frieden hielt nicht ewig. Innerhalb der Gilde stieg ich durch meinen - nennen wir es Fleiß - schnell zum Liebling des Meisters auf. Die Stadt wurde - nun sagen wir ansatzweise - fertig und die Gilde verlangte ihre Bezahlung. Der König und die Adligen zahlten nicht. Die Gilde wurde verstoßen. Der Anführer führte die Gruppe in eine verlassene Miene. Aus der Handwerksgilde wurde eine raubende, mordende Bande. Wir verließen die Stadt. Ich blieb bei ihnen und erlernte das Handwerk des Schattenschleichens. Nur meine Schwester traf ich noch heimlich." Wieder eine Pause. Jarel senkte den Blick. Er hatte an den Überfällen nicht teilgenommen, aber auch nichts getan sie zu verhindern. Zumindest anfangs nicht.
"Es verging kein ganzes Jahr so. Dann geriet ich in Ungnade." Es war nicht einmal seine Auflehnung gewesen, die ihn ins Abseits geschossen hatte sondern die Rache einer verschmähten Frau. Verleumdung. Verrat. Er hob die rechte Hand und rieb sich den Nacken, der ihn bei Wetterumschwüngen oder entsprechenden Wetterlagen immer wieder daran erinnerte, das die Rache der von ihm verschmähten Liebe ihn beinahe mehr gekostet hätte als nur das Leben.
"Ich wurde verstoßen und sollte mein Leben dafür lassen. Sie brannten mir die Tätowierung aus, die mich als Ihresgleichen auszeichnete und ließen mich zum Sterben liegen. Meine Schwester fand und rettete mich. Sie brachte mich zurück. Sie und Vater pflegten mich gesund. er hatte in der Zwischenzeit eine Taverne gepachtet und zum Laufen gebracht. Die Genesung war ein langer, steiniger Weg, doch ich kam wieder auf die Beine." Es waren furchtbare Zeiten gewesen. Nicht laufen können. Nicht einmal die Arme richtig bewegen alles neu lernen. Auf Anderen angewiesen zu sein, Mehr als einmal hatte er sich den Tod gewünscht. Seine Schwester jedoch hatte sich als noch sturer erwiesen als er. Er kam auf die Beine.
Jarel zögerte einen weiteren Moment, dann schob er mit der Hand sein Haar zur Seite und drehte sich zu Slava. Sein Nacken war ein einziges, wulstiges Narbengewebe. "Solltest du meiner eines Tages überdrüssig sein, Slava, ein Faustschlag hierher und das wars." Eine weitere Offenbarung. Nicht die letzte. Und nicht die schockierenste. Die stand noch aus.
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Vyacheslav Sokolov
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Lebenslauf: Slava

Ein Leben als Bandit. Andere Vorzeichen, ähnliche Bedingungen. Kurz schüttelte Slava den Kopf, mehr als eine Handvoll wichtiger Stationen in ihrer Beider Leben zeigte ähnliche Erlebnisse und Erfahrungen.
Oder war einfach die Bandbreite des Lebens doch begrenzt und hatte man nichts ausgelassen ähnelten sich die Lebensläufe zwangsläufig irgendwann, egal auf welcher Welt?
Dass er ihm die Narbe zeigte... Tödlich verletzt... Jeden Bewegungsablauf neu zu lernen... Slava schluckte vielleicht einmal hart. Schloss für einen Moment länger die Augen als zum Blinzeln nötig war. im Moment seine einzige Reaktion. Mehr konnte er noch noch preisgeben, aber es gab Parallelen, die sah auch er überdeutlich.
Er hätte jetzt gerne und mitfühlend versprochen, dass er das Wissen nie nutzen würde, aber der Moment verflog und Jarel sprach weiter, und er war niemand, der solche Versprechen gab. Und doch war gerade das ein winziger Schritt dahin, dass auch Slava vertrauen wollte.
Jarel servierte ihm Tee und gehorsam trank er. Er kannte ihn ja schon, bitter und wenig schmackhaft, aber er half und Slava wusste es half und das Zittern in seinen Händen, der kalte Schweißfilm verrieten bereits, dass ein neuer Anfall nicht weit entfernt war, aber auch seinen Selbstdisziplin war vorbildlich. Ein Wettbewerb mit sich selbst, wie lange er es aufhalten konnte, wie lange er die Kontrolle behielt.
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Der Ritter machte eine Pause, nahm dem Soldaten die leere Schüssel ab und brachte sie zum Tisch. Zurück kehrte er mit den beiden Bechern und der Kanne. Er goss die Becher voll, reichte einen Slava, nahm den zweiten selber zur Hand und nahm wieder am Fußende des Bettes Platz. Er beobachtete sein Gegenüber genau. Sollte der Verletzte Anzeichen von Erschöpfung und Müdigkeit zeigen, würde er seinen Monolog unterbrechen. Doch noch schien der Menschenmann durchaus aufmerksam, sogar recht interessiert.
"Nach der Genesung half ich meinem Vater tagsüber in der Taverne." Was durchaus seine Kochkünste erklärte. "Es dauerte noch einige Zeit, bis ich wieder auf der Höhe war. Die Arbeit in der Taverne war angenehm, doch etwas sehr ruhig. Ich suchte mir eine zweite Arbeit und verdingte mich von da an gelegentlich mit der Beschaffung von Informationen."
Keine Überraschung für Slava. So etwas hatte er schließlich schon einmal erwähnt. "In meiner Welt gibt...gab es immer irgendwo Krieg und so waren meine Dienste sehr gefragt und wurden alsbald um andere Tätigkeiten erweitert. Infiltration, Anschläge, Mord."
Auch das nichts Neues. So richtig unangenehm war es Jarel nicht einmal. Das war sein damaliges ich gewesen. Und ohnehin nicht mehr rückgängig zu machen. "Ich machte mir einen Namen in der Branche. Bis zu dem Tag, als jemand an mich herantrat, um mich als Personenschützer für seinen Sohn anzuwerben." Das Lächeln des Ritters veränderte sich abermals. Die dunkelbraunen Augen mit den auffälligen bernsteinfarbenen Sprenkeln leuchteten regelrecht vor Gefühl.
"Ein Elf, erst sechzig Sonnen. Für einen Elfen gerade erst erwachsen. Wäre er ein Mensch gewesen, man hätte ihn auf etwas über zwanzig Sonnen geschätzt. Meine Aufgabe war es ihn zu schützen und obendrein zu verhindern, dass er seine eigene außergewöhnliche magische Begabung entdeckte."
Der Ritter klappte das Medaillon auf und sah hinein. Ja. Er würde alles auf eine Karte setzen. Die Chance, dass seine Bekanntschaft mit Slava nun zur Feindschaft wurde, stand hoch. Und trotzdem. "Wir verbrachten viel Zeit miteinander. Und verliebten uns."
Jetzt war es raus. Jarel hob den Blick, beobachtete Slavas Reaktion und hielt ihm das Medaillon hin, damit er es nehmen und ansehen konnte. "Wir zogen und lebten zusammen. Ich baute uns ein kleines Haus. Er schenkte mir ein Rückepferd, dass mir die Arbeiten im Wald erleichtern sollte. Mariposa. Das heißt Schmetterling. Seine Art von Humor." Es schmerzte so sehr, von Ilarion zu sprechen.
Fünfzehn Jahre.
Und das Messer war immer noch nicht stumpf.
Jarel atmete durch und wartete ab. Er rechnete mit allem. Sogar einem Angriff.
Beschreiung des Medaillons
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