Ein knappes Nicken und ein: "Folgt mir.", mehr brauchte es nicht zur Erwiderung. Auf zum geschäftlichen Teil. Wenzel ging voraus, unwissend, dass ihm ein Mann folgte, der genau einen Griff brauchte, um ihm eine Kugel in den Hinterkopf zu jagen. Wie lange brauchte dieser danach, um sich umzudrehen und zwei weitere Male zu feuern? In den wenigen Minuten, die sie für den Weg zum Vorzimmer des Kerkermeisters brauchten, spannten sich um die vier Personen ettliche Realitäten, dutzende Wirklichkeiten mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit. Wie die Früchte an einer Traube ergossen sie sich vom Beginn ihres Pfades abwärts, wurden viele, auf den ersten Blick unzählbare, bis sie sich schließlich zu der einen manifestierten. Jene Frucht zuunterst, in deren orangerotem Innern sie sich wiederfanden. Einer Blase geformt vom Licht einer Fackel in der Hand eines Mannes in Leder und Wappenrock, auf dessen kahlem Kopf eine speckige Mütze mit Ohrklappen saß.
Es war kühl im Verlies. Man roch die See.
Mit etwas Orientierungssinn erschlossen sich zwei Dinge: Erstens, sie waren im Fels, nicht mehr im Gebäude. Zweitens, sie waren Richtung Seemauer gegangen. Wenn man genau lauschte, hörte man die Brandung in den Klippen. Die Wände waren feucht und teilweise schimmerten Salzkristalle in Rissen und Kerben. Der Raum war belanglos. Ein Tisch, zwei Stühle. Gwentkarten in einer Kiste, ein Würfelspiel daneben. Viel Aufregung gab es wohl nicht, hier unten.
"Soll ich ihn her bringen oder gehen wir rüber, Exzellenz?", wollte der Kerkermeister wissen.
"Wir gehen. Ich will de Ardh sehen, so lange der Freiherr sich mit dem Delinquenten unterhält." Mehr Privatssphäre würde Wenzel den beiden Männern nicht geben. Nur das die ihre eigene Form der Chiffrierung hatten, war ihm noch nicht bewusst. Der Kerkermeister indes nickte ergeben, entzündete weitere Fackeln und reichte sie an die Wachen. Dann öffnete er eine schwer beschlagene Tür und vor ihnen öffnete sich ein Gang, in dem man die See nun deutlich hören konnte. Er ging voraus, Wenzel folgte mit einer Wache, die andere bildete das Schlusslicht. Dazwischen mussten sich Sokolov und sein Leibwächter einreihen.
Vor einem vergitterten Loch in der Wand blieb der Kerkermeister stehen und schepperte mit einem Dolchgriff lautstark an den Stäben, dass es nur so dröhnte. Innen rührte sich nichts, aber der Mann hatte wohl irgendwas gesehen. "Hast Besuch. Steh auf, bevor ich dir Beine mache!" Aus dem Inneren drang ein Murmeln, unverständlich, wenn man der Muttersprache des Mannes nicht mächtig war. Freundlich waren die Worte nicht und christilich auch nicht. Es raschelte. Bevor Der Kerkermeister allerdings erneut an die Gitter hämmern konnte, wurde er von Wenzels Hand gebremst. "Er wird schon kommen. Bring mich zu Robert."
Kurz wandte er sich zu Sokolov um, doch es war nur ein Blick, keine Frist, wie sie ihm erst auf der Zunge gelegen hatte. Der Mann in der Zelle war dem Tod geweiht. Was machten da ein paar Minuten mehr? Wenzel wandte sich ab und folgte dem Kerkermeister in die Dunkelheit, einen der beiden Ritter an den Fersen. Der anderen blieb in der Nähe des Freiherrn, bemüht unsichtbar.
Tempelinsel | Der Orden der Flammenrose | die Komturei in Nowigrad
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Und beide folgten und reihten sich ein.
Es wurde kühler und zugiger und hätten sie es länger hier unten aushalten müssen, auch Slava hätte dann wohl viel um eine Mütze gegeben und auch Raul sah so aus als würde er frösteln.
Und Viktor saß Tag und Nacht hier unten.
Vermutlich bereitete ihm die Kälte Rückenschmerzen... und das war noch nicht einmal das schlimmste hier.
Slavas Kiefer mahlten.
Es war nicht so, dass Slava gar nicht daran gedacht hätte, sein Problem mit ein paar gezielten Kopfschüssen final zu lösen. Die Möglichkeit gab es.
Von Herrenloh und der Kerkermeister und noch ein paar Wachen - sie waren zu überwältigen, er hatte ja auch noch Cengiz dabei und sie würden sich den Weg schon frei kämpfen können, ein paar Gefangene befreien und für Unruhe sorgen. Welche Folgen das haben würde... Aber abgesehen davon es war falsch.
Diese Blase zerplatzte.
Nicht unmöglich aber etwas sagte ihm, dass es so nicht laufen durfte. Der gleiche Instinkt, der ihn bisher geleitet hatte.
Ob es vielleicht falsch war, auf diesen zu hören - noch hielt er aber daran fest.
Den Fluch schließlich verstand Slava - in jeder Hinsicht. Viktor ließ sich nicht oft zu so einer Ausdrucksweise verleiten, die hieß schon etwas.
Der Großkomtur würde weitergehen, sich mit de Ardh unterhalten. Auch was hinter diesem Namen steckte wusste Slava, aber das war ein anderer Fall.
Hören konnte er Viktor, aber wie es ihm ging war deutlich schwerer zu erkennen durch das Loch.
Merkwürdige Konstruktion...
"Könnt ihr mich bitte zu ihm reinlassen."
Dem Kerkermeister gegenüber blieb er höflich, auch wenn er nicht ganz hinter der Theorie stand, dass er auch nur seinen Job machte, ihn anzufahren würde ihn aber nicht weiterbringen.
Es wurde kühler und zugiger und hätten sie es länger hier unten aushalten müssen, auch Slava hätte dann wohl viel um eine Mütze gegeben und auch Raul sah so aus als würde er frösteln.
Und Viktor saß Tag und Nacht hier unten.
Vermutlich bereitete ihm die Kälte Rückenschmerzen... und das war noch nicht einmal das schlimmste hier.
Slavas Kiefer mahlten.
Es war nicht so, dass Slava gar nicht daran gedacht hätte, sein Problem mit ein paar gezielten Kopfschüssen final zu lösen. Die Möglichkeit gab es.
Von Herrenloh und der Kerkermeister und noch ein paar Wachen - sie waren zu überwältigen, er hatte ja auch noch Cengiz dabei und sie würden sich den Weg schon frei kämpfen können, ein paar Gefangene befreien und für Unruhe sorgen. Welche Folgen das haben würde... Aber abgesehen davon es war falsch.
Diese Blase zerplatzte.
Nicht unmöglich aber etwas sagte ihm, dass es so nicht laufen durfte. Der gleiche Instinkt, der ihn bisher geleitet hatte.
Ob es vielleicht falsch war, auf diesen zu hören - noch hielt er aber daran fest.
Den Fluch schließlich verstand Slava - in jeder Hinsicht. Viktor ließ sich nicht oft zu so einer Ausdrucksweise verleiten, die hieß schon etwas.
Der Großkomtur würde weitergehen, sich mit de Ardh unterhalten. Auch was hinter diesem Namen steckte wusste Slava, aber das war ein anderer Fall.
Hören konnte er Viktor, aber wie es ihm ging war deutlich schwerer zu erkennen durch das Loch.
Merkwürdige Konstruktion...
"Könnt ihr mich bitte zu ihm reinlassen."
Dem Kerkermeister gegenüber blieb er höflich, auch wenn er nicht ganz hinter der Theorie stand, dass er auch nur seinen Job machte, ihn anzufahren würde ihn aber nicht weiterbringen.
Die Zeit in der Zelle verging nicht. Sie kroch. Dann blieb sie irgendwann ganz stehen. Man hatte ihn vergessen und er würde einfach aufhören zu existieren. Verrecken, ohne einen Zweck gehabt zu haben. Hier in der Fremde, weit weg von allem, was jemals einen Wert gehabt hatte. Da hätte er doch lieber das Parkinson und seine drei Finger behalten. So ne Scheiße. Und wo war Kolja hin? Hatte er sich so in diesem getäuscht? Hatte ihn einfach zurück gelassen, als Beute für die Ritter und war selbst abgehaun? Hoffentlich war er wenigstens schlau genug, sich irgendein Loch im Wald zu suchen und nie wieder aufzutauchen.
Schlafen.
Das Stroh stank und war feucht. Alles war irgendwann feucht. Die Kleider, die Haare. Einfach alles. Als ob das Meer in der Luft war. Das Meer, dass er ständig hören, aber nicht sehen konnte. Es hielt ihn wach. Das war fast so schlimm wie die erste Befragung. Nicht schlafen können. Es brachte ihn durcheinander. Er hörte schon Stimmen. Knurrte einen Fluch und eine Verwünschung auf Russisch.
Moment, war da Licht? Viktor blinzelte zu dem empor, was der Zelle als Tür diente. Nur das es nicht so hoch wie eine Tür war. Er sah Beine, mehr als zwei. Sogar mehr als vier. War es jetzt soweit? Instinktiv zog er sich weiter in den hinteren Teil der Zelle zurück. Die Kette an seinem Fuß klirrte und folgte ihm brav. Das Symbol dafür, dass er seinen Peinigern nicht ausweichen konnte. Sie würden ihn von überall her holen können, ihn treten, schlagen, würgen. Seinen Nacken zierten die Male, sein Wangenknochen war blau unterlaufen und unter der Kleidung würde man noch genügend weitere Zeichen finden.
Aber er lauschte. Der Kerkermeister brummelte etwas.
Vor der Zelle kratzte sich der Herr der Unterwelt unter der Kappe. Da von Herrenloh tiefer in das Verlies gegangen war, sah er sich hilfesuchend nach dem verbliebenen Ritter der Leibgarde um. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Was sollte passieren? Notfalls schlug man das Gitter zu und hatte zwei Gefangene. "Na wie Ihr meint, Hochgeboren.", murrte der Kerkermeister schließlich und sperrte nach einem prüfenden Blick ins Innere der Zelle das Gitter auf. Er würde da jedenfalls nicht rein kriechen. Sollte der Herr Freiherr sich doch den Hintern schmutzig machen, wenn er unbedingt wollte.
Viktor blieb wachsam. Wenn der wieder an der Kette reißen würde, wollte er sich dagegen werfen. Irgendwie wehren, maximalen Ärger machen. Noch war er nicht gebrochen. Aber er verlor wohl den Verstand, denn er hörte Ochotniks Stimme. Der Oberst war verrückt, aber nicht SO verrückt, hier rein zu kommen. Oder? "Ochtotnik, bist du das?" Scheiße, seine Stimme klang, als hätte er tagelang durchgesoffen und gebrüllt, dabei hatte er sie einfach schon eine ganze Weile nicht mehr gebraucht. Und seine Zunge war träger, nachdem sie buchstäblich versucht hatten, diese zu lockern. Viktor schüttelte sich urplötzlich, hob die Hände zu Kopf, als wollte er diesen halten, ließ sie dann wieder sinken. Nein, noch verlor er nicht den Verstand.
Schlafen.
Das Stroh stank und war feucht. Alles war irgendwann feucht. Die Kleider, die Haare. Einfach alles. Als ob das Meer in der Luft war. Das Meer, dass er ständig hören, aber nicht sehen konnte. Es hielt ihn wach. Das war fast so schlimm wie die erste Befragung. Nicht schlafen können. Es brachte ihn durcheinander. Er hörte schon Stimmen. Knurrte einen Fluch und eine Verwünschung auf Russisch.
Moment, war da Licht? Viktor blinzelte zu dem empor, was der Zelle als Tür diente. Nur das es nicht so hoch wie eine Tür war. Er sah Beine, mehr als zwei. Sogar mehr als vier. War es jetzt soweit? Instinktiv zog er sich weiter in den hinteren Teil der Zelle zurück. Die Kette an seinem Fuß klirrte und folgte ihm brav. Das Symbol dafür, dass er seinen Peinigern nicht ausweichen konnte. Sie würden ihn von überall her holen können, ihn treten, schlagen, würgen. Seinen Nacken zierten die Male, sein Wangenknochen war blau unterlaufen und unter der Kleidung würde man noch genügend weitere Zeichen finden.
Aber er lauschte. Der Kerkermeister brummelte etwas.
Vor der Zelle kratzte sich der Herr der Unterwelt unter der Kappe. Da von Herrenloh tiefer in das Verlies gegangen war, sah er sich hilfesuchend nach dem verbliebenen Ritter der Leibgarde um. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Was sollte passieren? Notfalls schlug man das Gitter zu und hatte zwei Gefangene. "Na wie Ihr meint, Hochgeboren.", murrte der Kerkermeister schließlich und sperrte nach einem prüfenden Blick ins Innere der Zelle das Gitter auf. Er würde da jedenfalls nicht rein kriechen. Sollte der Herr Freiherr sich doch den Hintern schmutzig machen, wenn er unbedingt wollte.
Viktor blieb wachsam. Wenn der wieder an der Kette reißen würde, wollte er sich dagegen werfen. Irgendwie wehren, maximalen Ärger machen. Noch war er nicht gebrochen. Aber er verlor wohl den Verstand, denn er hörte Ochotniks Stimme. Der Oberst war verrückt, aber nicht SO verrückt, hier rein zu kommen. Oder? "Ochtotnik, bist du das?" Scheiße, seine Stimme klang, als hätte er tagelang durchgesoffen und gebrüllt, dabei hatte er sie einfach schon eine ganze Weile nicht mehr gebraucht. Und seine Zunge war träger, nachdem sie buchstäblich versucht hatten, diese zu lockern. Viktor schüttelte sich urplötzlich, hob die Hände zu Kopf, als wollte er diesen halten, ließ sie dann wieder sinken. Nein, noch verlor er nicht den Verstand.
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Slava nickte dem Kerkermeister zum Danke knapp zu.
Cengiz würde draußen blieben falls man wirklich zwei Gefangene behalten wollte dann kletterte der Freiherr hinab. Er war nicht wieder in ganz alter Form, aber doch wieder einigermaßen beweglich und musste sich nicht direkt den Hintern schmutzig machen, Dass Hände und Rocksäume Kontakt zum Boden fanden konnte er nicht verhindern.
Kalter feuchter Stein unter den Händen. Unangenehm ihn zu berühren aber sein Kontakt war nur sehr kurz.
Dass er sich gerade sehr unstandesgemäß benahm war ihm ein ums andere Mal egal.
Als er wieder stand wischte er Feuchtigkeit und kleine Steinchen von den Händen. Etwas blieb, das Salz war in den Stein eingedrungen... ging das? Oder kam das durch Ritzen. Er mußte der Versuchung nicht widerstehen kurz an der Hand zu lecken, hier sag ihn keiner. Außer Viktor... Ja, definitiv Salz.
Und er hatte gedacht, die Zone wäre ein ungemütliches Loch.
"Ja, sieht so aus... Das mit dem Namen lass ich dir jetzt ausnahmsweise mal durchgehen."
Er grinste. Natürlich kam die Antwort auf Russisch, es musst niemand mithören.
Wie Viktor aussah ließ ihn schlucken. Es war nicht hell, aber was er sah war nicht gut. Die eine oder andere Runde Verhör hatte er wohl bereits hinter sich, aber wohl nicht die letzte, denn nach den wirklich üblen würde man ihn nicht mehr mit ihm sprechen lassen.
Er hatte Verhöre gesehen, erlebt und auch selbst durchgeführt, aber die Techniken seiner Welt waren subtil und Folter verboten. Bljad. Er wollte pausenlos fluchen.
Was sollte er nun sagen? Jedes Wort war in diesem Moment falsch. Grundfalsch.
Für ein 'du siehst Scheisse aus.' War die Situation absolut zu ernst. Sie würden ihn hinrichten und es gab nichts, so absolut nichts was er hätte tun können. Der Jurist hatte sich die Zähne ausgebissen, ein Sturmangriff bei Nacht? Sich vom Fels abseilen... Den weg freisprengen? Es fehlte ihm an Zeit und Ausrüstung.
Nochmal Bljad.
Er wollte wissen, was wirklich geschehen war aber das sollte nicht die erste Frage sein, die er stellte.
Zu fragen wie es ihm ging war auch obsolet, er konnte es ja sehen. Deshalb war es wohl sein Blick, der versuchte all das auf einmal auszudrücken.
Ganz frei von Empathie war der Oberst einfach nicht, auch wenn er es manchmal gern gewesen wäre.
Cengiz würde draußen blieben falls man wirklich zwei Gefangene behalten wollte dann kletterte der Freiherr hinab. Er war nicht wieder in ganz alter Form, aber doch wieder einigermaßen beweglich und musste sich nicht direkt den Hintern schmutzig machen, Dass Hände und Rocksäume Kontakt zum Boden fanden konnte er nicht verhindern.
Kalter feuchter Stein unter den Händen. Unangenehm ihn zu berühren aber sein Kontakt war nur sehr kurz.
Dass er sich gerade sehr unstandesgemäß benahm war ihm ein ums andere Mal egal.
Als er wieder stand wischte er Feuchtigkeit und kleine Steinchen von den Händen. Etwas blieb, das Salz war in den Stein eingedrungen... ging das? Oder kam das durch Ritzen. Er mußte der Versuchung nicht widerstehen kurz an der Hand zu lecken, hier sag ihn keiner. Außer Viktor... Ja, definitiv Salz.
Und er hatte gedacht, die Zone wäre ein ungemütliches Loch.
"Ja, sieht so aus... Das mit dem Namen lass ich dir jetzt ausnahmsweise mal durchgehen."
Er grinste. Natürlich kam die Antwort auf Russisch, es musst niemand mithören.
Wie Viktor aussah ließ ihn schlucken. Es war nicht hell, aber was er sah war nicht gut. Die eine oder andere Runde Verhör hatte er wohl bereits hinter sich, aber wohl nicht die letzte, denn nach den wirklich üblen würde man ihn nicht mehr mit ihm sprechen lassen.
Er hatte Verhöre gesehen, erlebt und auch selbst durchgeführt, aber die Techniken seiner Welt waren subtil und Folter verboten. Bljad. Er wollte pausenlos fluchen.
Was sollte er nun sagen? Jedes Wort war in diesem Moment falsch. Grundfalsch.
Für ein 'du siehst Scheisse aus.' War die Situation absolut zu ernst. Sie würden ihn hinrichten und es gab nichts, so absolut nichts was er hätte tun können. Der Jurist hatte sich die Zähne ausgebissen, ein Sturmangriff bei Nacht? Sich vom Fels abseilen... Den weg freisprengen? Es fehlte ihm an Zeit und Ausrüstung.
Nochmal Bljad.
Er wollte wissen, was wirklich geschehen war aber das sollte nicht die erste Frage sein, die er stellte.
Zu fragen wie es ihm ging war auch obsolet, er konnte es ja sehen. Deshalb war es wohl sein Blick, der versuchte all das auf einmal auszudrücken.
Ganz frei von Empathie war der Oberst einfach nicht, auch wenn er es manchmal gern gewesen wäre.
Der Körper im Dunkel regte sich, zuckte kurz zusammen aufgrund der Antwort, die er nicht erwartet hatte. Viktor zog die Knie an, legte die Unterarme darauf und den Kopf nun doch in die Hände. Er fühlte. Was? Die Kehle war so eng, so rau. Er konnte mehr als einen Herzschlag lang nicht sprechen.
Der Oberst war verrückt.
Slava war wirklich hier, stand vor ihm im Halbdämmer der Fackellichter.
Der Mann, der eigentlich zwei Männer war, blickte durch seine Finger. Nein, er täuschte sich nicht - da stand Ochotnik und rügte ihn wegen des Namens. Als ob das noch eine Rolle spielte.
"Maximilian hat Recht. Gott findet uns auch hier. Er ist überall.", murmelte er schleppend, lachte dann auf eine beunruhigende Weise heiser und nahm schließlich die Hände runter. Das Gerede eines halb Wahnsinnigen? Nein, Worte eines zutiefst gläubigen Christen.
Viktor hob den Blick. "Ich bin froh. Du bist verrückt herzukommen, aber ich bin froh, dass du so verrückt bist. Ich wollte nicht zu meiner Frau und meiner Tochter gehen, so lange noch böse Worte zwischen uns stehen. Ich bin froh..." Und plötzlich unsäglich müde. Viktor lehnte den Kopf zurück an die feuchtkalte Wand.
"Sie fragen immer wieder das Gleiche. Immer und immer wieder. Ich werd' schweigen. Ich versuch's. Sag mir nur, dass es okay ist. Das wir klar sind. Kannst du das?" Es klang verwirrt und der Dialekt war stärker geworden, als fiele er wieder zurück in seine Jugend. Wie schön wäre es jetzt, in der Zone zu sein. In vertrautem Gebiet, so vergiftet es auch sein mochte.
Der Oberst war verrückt.
Slava war wirklich hier, stand vor ihm im Halbdämmer der Fackellichter.
Der Mann, der eigentlich zwei Männer war, blickte durch seine Finger. Nein, er täuschte sich nicht - da stand Ochotnik und rügte ihn wegen des Namens. Als ob das noch eine Rolle spielte.
"Maximilian hat Recht. Gott findet uns auch hier. Er ist überall.", murmelte er schleppend, lachte dann auf eine beunruhigende Weise heiser und nahm schließlich die Hände runter. Das Gerede eines halb Wahnsinnigen? Nein, Worte eines zutiefst gläubigen Christen.
Viktor hob den Blick. "Ich bin froh. Du bist verrückt herzukommen, aber ich bin froh, dass du so verrückt bist. Ich wollte nicht zu meiner Frau und meiner Tochter gehen, so lange noch böse Worte zwischen uns stehen. Ich bin froh..." Und plötzlich unsäglich müde. Viktor lehnte den Kopf zurück an die feuchtkalte Wand.
"Sie fragen immer wieder das Gleiche. Immer und immer wieder. Ich werd' schweigen. Ich versuch's. Sag mir nur, dass es okay ist. Das wir klar sind. Kannst du das?" Es klang verwirrt und der Dialekt war stärker geworden, als fiele er wieder zurück in seine Jugend. Wie schön wäre es jetzt, in der Zone zu sein. In vertrautem Gebiet, so vergiftet es auch sein mochte.
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Gott hatte nichts damit zu tun, ein alter Streit zwischen einem Gläubigen und einem Atheisten, aber auch der ruhte nun.
Slava ging nicht darauf ein.
Dass er komplett vergessen hatte was geschehen war, das konnte man zwar nicht sagen, aber sich einmal zu streiten war das eine, es konnten böse Worte fallen, aber Kameraden blieben Kameraden. Jeder seiner Leute hätte ihn bis aufs Blut beleidigen dürfen, er wäre dennoch für ihn durchs Feuer gegangen und sie hätten alles andere geklärt wenn wieder Zeit dazu war.
Doch gerade die Zeit lief ihnen nun davon.
Viktor sollte das eigentlich wissen... andererseits... dem anderen drohte ganz konkret der Tod, nicht ihm selbst. Das nahe Ende änderte so manches.
"Sag du es mir, Viktor... Schenja." Der Tod hatte ihn gefunden, nun musste man sich auch nicht mehr verstecken. Die familiäre Form von Evgenij hatte er bisher nur sehr sehr selten verwendet.
"Ich bin dir nicht böse, wenn du das meinst. Absolut nicht... Ich bin es, der dich um Verzeihung bitten muss."
Wegen seiner privaten Fehde mit von Herrenloh würde Viktor hängen... nein, schlimmer, brennen vermutlich. Er wollte nicht daran denken.
"Was wollen sie wissen? Kannst du es mir sagen was vorgefallen ist?"
Slava ging nicht darauf ein.
Dass er komplett vergessen hatte was geschehen war, das konnte man zwar nicht sagen, aber sich einmal zu streiten war das eine, es konnten böse Worte fallen, aber Kameraden blieben Kameraden. Jeder seiner Leute hätte ihn bis aufs Blut beleidigen dürfen, er wäre dennoch für ihn durchs Feuer gegangen und sie hätten alles andere geklärt wenn wieder Zeit dazu war.
Doch gerade die Zeit lief ihnen nun davon.
Viktor sollte das eigentlich wissen... andererseits... dem anderen drohte ganz konkret der Tod, nicht ihm selbst. Das nahe Ende änderte so manches.
"Sag du es mir, Viktor... Schenja." Der Tod hatte ihn gefunden, nun musste man sich auch nicht mehr verstecken. Die familiäre Form von Evgenij hatte er bisher nur sehr sehr selten verwendet.
"Ich bin dir nicht böse, wenn du das meinst. Absolut nicht... Ich bin es, der dich um Verzeihung bitten muss."
Wegen seiner privaten Fehde mit von Herrenloh würde Viktor hängen... nein, schlimmer, brennen vermutlich. Er wollte nicht daran denken.
"Was wollen sie wissen? Kannst du es mir sagen was vorgefallen ist?"
Schenja. Ein müdes Lächeln verzog die spröden Lippen des alten Mannes. Oh ja, er war alt. Er fühlte sich wie ein toter Mann sich fühlen sollte. Er schüttelte die abweichenden Gedanken ab, hielt sich allerdings an dem Namen fest, den Slava ihm zurück gab. Genau so kam es ihm vor - als würde er seinen alten Namen zurück erhalten, würde quasi entlassen werden aus dem, wofür jeder von ihnen ein neues Pseudonym erhalten hatte. Viktor war damit Geschichte. Schon tot, bevor Evgenij sterben würde. Gut, das war tatsächlich gut.
Er sah Slava an. Es war so dunkel und mit dem Licht im Rücken konnte er dessen Züge kaum erkennen. War aber auch nicht wichtig, er wusste, wie der alte Kamerad aussah. Vielleicht wollte er auch den Ausdruck auf dessen Zügen gar nicht sehen. Er hätte ihm nur seine eigene Situation zu deutlich vor Augen geführt. Die Aussichtslosigkeit seiner Lage.
"Ich bin einfach zu alt, Slava. Der neumodische Kram..." Zum Beispiel gleichgeschlechtliche Liebe - Viktor winkte ab. Schüttelte dann den Kopf. "Gibt nix zu verzeihen. Gehen wir als Freund auseinander." Haken hinter. So wie immer.
Was genau war eigentlich vorgefallen? Viktor schnaubte - es klang fast amüsiert. "Kolja, dieser irre Kerl, er hat den Gaul wirklich in den Arsch gebissen. Buchstäblich. Die Typen in ihren Dosen scheppern vielleicht, wenn sie zu Boden gehen." Er lachte leise, heiser. "Er war mit Schura und mir auf Patrouille. Er ist dadurch doch auch einer von uns, oder? Ich werd ihn so wenig verraten wie jeden anderen Kameraden, auch wenn sie sagen, dass er ein Dämon ist. irgendwie verflucht, was weiß ich. Er ist ein netter Kerl. Quatscht nicht zu viel. Aber was rennt er auch auf die Kutsche zu? Der Hierarch war da drin, weißt du. Der Kerl, der hier wie der Papst verehrt wird." Nun war das Lachen weg und eine eher verzweifelte Grimasse verzog Viktors Gesicht. "Zur falschen zeit am falschen Ort, mehr nicht. Ich werd' ihn nicht verraten und dich auch nicht. Sie wollen dich mit dem Dämon in Verbindung bringen - wieso? Was hast du dem Pabst getan? Ach was frag ich - irgendwas bestimmt." Er schnaubte wieder.
Von draußen hörte man Ritter und Kerkermeister. "Was quatschen die da?" - "Keine Ahnung, ich versteh kein Wort. - "He! Keine - äähm - Geheimsprache, gefälligst!"
Viktor zuckte zusammen, spannte sich, weil er erwartete, dass jemand an der Kette riss, wie sonst auch immer. Aber nichts passierte.
Er sah Slava an. Es war so dunkel und mit dem Licht im Rücken konnte er dessen Züge kaum erkennen. War aber auch nicht wichtig, er wusste, wie der alte Kamerad aussah. Vielleicht wollte er auch den Ausdruck auf dessen Zügen gar nicht sehen. Er hätte ihm nur seine eigene Situation zu deutlich vor Augen geführt. Die Aussichtslosigkeit seiner Lage.
"Ich bin einfach zu alt, Slava. Der neumodische Kram..." Zum Beispiel gleichgeschlechtliche Liebe - Viktor winkte ab. Schüttelte dann den Kopf. "Gibt nix zu verzeihen. Gehen wir als Freund auseinander." Haken hinter. So wie immer.
Was genau war eigentlich vorgefallen? Viktor schnaubte - es klang fast amüsiert. "Kolja, dieser irre Kerl, er hat den Gaul wirklich in den Arsch gebissen. Buchstäblich. Die Typen in ihren Dosen scheppern vielleicht, wenn sie zu Boden gehen." Er lachte leise, heiser. "Er war mit Schura und mir auf Patrouille. Er ist dadurch doch auch einer von uns, oder? Ich werd ihn so wenig verraten wie jeden anderen Kameraden, auch wenn sie sagen, dass er ein Dämon ist. irgendwie verflucht, was weiß ich. Er ist ein netter Kerl. Quatscht nicht zu viel. Aber was rennt er auch auf die Kutsche zu? Der Hierarch war da drin, weißt du. Der Kerl, der hier wie der Papst verehrt wird." Nun war das Lachen weg und eine eher verzweifelte Grimasse verzog Viktors Gesicht. "Zur falschen zeit am falschen Ort, mehr nicht. Ich werd' ihn nicht verraten und dich auch nicht. Sie wollen dich mit dem Dämon in Verbindung bringen - wieso? Was hast du dem Pabst getan? Ach was frag ich - irgendwas bestimmt." Er schnaubte wieder.
Von draußen hörte man Ritter und Kerkermeister. "Was quatschen die da?" - "Keine Ahnung, ich versteh kein Wort. - "He! Keine - äähm - Geheimsprache, gefälligst!"
Viktor zuckte zusammen, spannte sich, weil er erwartete, dass jemand an der Kette riss, wie sonst auch immer. Aber nichts passierte.
- Vyacheslav Sokolov
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Damit war zumindest der Streit vom Tisch, oder was es auch immer gewesen war.
Aber wäre es nicht gewesen... Slava wollte den Gedanken nicht zu Ende führen, statt dessen hörte er weiter zu.
"Ich habe genug Material in der Hand um diesen falschen Papst zu stürzen. All der Mist bei der Katholischen Kirchen sind ein Dreck gegen das, was dieser Mistkerl am Stecken hat..." Andeutungen mussten reichen. Von den Missbrauchsskandalen hatte man gehört und die Orthodoxe Kirche distanzierte sich meilenweit. Bei ihnen kam sowas nicht vor. Niemals. Nein.
"Ich denke aber, er weiß noch nichts davon... aber ich werde ihn zur Strecke bringen, das verspreche ich dir. Und ich werde versuchen Kolja zu finden, und zu schützen."
Wenn Viktor das sagte, dann war er einer von ihnen.
Die Unterhaltung in der fremden Sprache erregte aber bereits Aufmerksamkeit.
"Willst du wirklich hören, wie der Alte Mann über seinen letzten Besuch im Passiflora erzählt?" fauchte Slava in der Gemeinsprache zurück.
Cengiz eilte ihm zu Hilfe.
"Warum ist eigentlich der Weg so hoch und die Zellen so tief?" wollte er wissen. Vielleicht half es noch um die Bewacher ein paar Moment lang abzulenken.
"Ist das nicht unpraktisch? Wenn der Gefangene nicht freiwillig in die Zelle geht oder heraus...?"
Er gab sich Mühe, das wusste Slava zu schätzen.
"Lange werden sie uns nicht mehr reden lassen... Ich habe einen Juristen auf deinen Fall angesetzt ehe ich hergekommen bin, den fähigsten der Stadt, ja vielleicht sogar der nördlichen Königreiche… aber auch er hat sich die Zähne ausgebissen. Wie leben leider in einer Welt in der jeder der genug Macht hat tun kann was er will..."
Irgendwie ironisch, dass es die Kirche war, die den gläubigen Evgenij letztlich töten würde und die weltliche Macht seine einzige Hoffnung war. Aber für Ironie hatte er keinen Blick und es spielte einfach keine Rolle wer was glaubte und wer nicht. Um einen Kameraden zu retten hätte er Himmel und Hölle und jeden König der Welt in Bewegung gesetzt, aber wenn sogar Dijkstra die Hände gebunden waren...
"Es tut mir so leid. Sie wollen an dir ein Exempel statuieren... Aber wenn ich irgendetwas tun kann...?"
Aber wäre es nicht gewesen... Slava wollte den Gedanken nicht zu Ende führen, statt dessen hörte er weiter zu.
"Ich habe genug Material in der Hand um diesen falschen Papst zu stürzen. All der Mist bei der Katholischen Kirchen sind ein Dreck gegen das, was dieser Mistkerl am Stecken hat..." Andeutungen mussten reichen. Von den Missbrauchsskandalen hatte man gehört und die Orthodoxe Kirche distanzierte sich meilenweit. Bei ihnen kam sowas nicht vor. Niemals. Nein.
"Ich denke aber, er weiß noch nichts davon... aber ich werde ihn zur Strecke bringen, das verspreche ich dir. Und ich werde versuchen Kolja zu finden, und zu schützen."
Wenn Viktor das sagte, dann war er einer von ihnen.
Die Unterhaltung in der fremden Sprache erregte aber bereits Aufmerksamkeit.
"Willst du wirklich hören, wie der Alte Mann über seinen letzten Besuch im Passiflora erzählt?" fauchte Slava in der Gemeinsprache zurück.
Cengiz eilte ihm zu Hilfe.
"Warum ist eigentlich der Weg so hoch und die Zellen so tief?" wollte er wissen. Vielleicht half es noch um die Bewacher ein paar Moment lang abzulenken.
"Ist das nicht unpraktisch? Wenn der Gefangene nicht freiwillig in die Zelle geht oder heraus...?"
Er gab sich Mühe, das wusste Slava zu schätzen.
"Lange werden sie uns nicht mehr reden lassen... Ich habe einen Juristen auf deinen Fall angesetzt ehe ich hergekommen bin, den fähigsten der Stadt, ja vielleicht sogar der nördlichen Königreiche… aber auch er hat sich die Zähne ausgebissen. Wie leben leider in einer Welt in der jeder der genug Macht hat tun kann was er will..."
Irgendwie ironisch, dass es die Kirche war, die den gläubigen Evgenij letztlich töten würde und die weltliche Macht seine einzige Hoffnung war. Aber für Ironie hatte er keinen Blick und es spielte einfach keine Rolle wer was glaubte und wer nicht. Um einen Kameraden zu retten hätte er Himmel und Hölle und jeden König der Welt in Bewegung gesetzt, aber wenn sogar Dijkstra die Hände gebunden waren...
"Es tut mir so leid. Sie wollen an dir ein Exempel statuieren... Aber wenn ich irgendetwas tun kann...?"
Der alte Ochotnik. Geriet wie immer ins referieren, wenn ihm ein Zustand stank und er plante, diesen zu ändern. Viktor verfiel sofort in ein stummes Lauschen, als würden sie bei einer Einsatzbesprechung sitzen und nicht in einem finsteren Kellerloch.
Die Spitze gegen die Kirche überhörte der Fährtenleser gekonnt, nickte nur zum falschen Papst und dessen Verfehlungen, die ausreichten, um den Jäger auf den Plan zu rufen. Fein. Was bedeutete das für ihn? Ein Anwalt? Er winkte ab.
"Lass gut sein. Ich weiß es zu schätzen, aber ich geh zu meiner Anuschka. Ist lang überfällig und ich bin ganz froh, dass ich nicht als tattriger Greis mit Schüttellähmung vor mich hin sieche. Bin dem Tod einmal zu oft weg gelaufen, ich sag's dir. Gott findet mich auch hier. Ich geh zu Anna und Daria." Viktor hatte sich während seiner Worte aufgerappelt, mühte sich sogar auf die Füße, um nicht so würdelos am Boden rum zu lungern. Mit Hilfe der Wand im Rücken ging das schon und aufrecht stehen zu können, tat seinem Stolz dann auch ganz gut.
"Kolja haben diese Elfen, die Eichhörnchen ihre Schwänze stehlen. Denk ich jedenfalls. Die haben die Ritter aufgemischt, kurz nachdem sie uns erwischt hatten.", wusste er noch zu berichten. Aber ja, ein Nicken, versuch' ihn zu finden.
Oben entspann sich derweil ein ratloses Blicke austauschen zwischen dem Ordensritter und dem Kerkermeister - auch Ordensritter, aber weniger reicht dekoriert - was das mit dem Aufbau des Verlieses wohl auf sich hatte.
"Der Weg? Mh, keine Ahnung. War schon immer so. Un' wenn einer nich' rein will, zieh ich ihm eins über und werf ihn rein. Dafür hat's ne gute Höhe." Der Kerkermeister demonstrierte einen Wurf aus Hüfthöhe mit beiden Händen. "Und für raus gibt's die hier." Er griff in das Loch und hielt im nächsten Moment die Kette in der Hand, an der er kurz ruckte, was zu Folge hatte, dass dem eben auf die Füße gekommenen Viktor die Beine weg gezogen wurden und er mit einem Ächzen wieder auf dem Hintern endete. Der Kerkermeister ließ wieder los.
Dann mischte sich unerwartet von Herrenloh in das Gespräch. "Die Kavernen wurden vom Meer ausgewaschen. Sie wurden zuerst als Verstecke genutzt und ausgebaut. Es gibt sehr alte Bearbeitungsspuren. Welchem Zweck sie den ersten Bewohnern der Tempelinsel dienten, ist nicht mehr nachvollziehbar, aber diese bauten schon das erste Wegesystem, weil die Kavernen bei starker See überflutet wurden. Es gibt Aufzeichnungen eines Gelehrten, der davon spricht, dass es eine Art Gottesurteil gab. Wer ertrank, war schuldig. Daher gehen die Guten Brüder davon aus, dass der Ort schon immer religiös genutzt wurde. Unter der Weißen Rose wurde der Zugang zum Meer hin verkleinert. Die Gefangenen sollen vom Feuer gerichtet werden, nicht vom Wasser - außerdem ist es nun für Menschen schwieriger zu fliehen. Aber das Wegesystem wird seit Langem erhalten. Bei besonders schweren Sturmfluten dringt das Meer noch immer ein.", erklärte er sehr ruhig und bewies eine nicht unerhebliche Bildung, zumindest was den Ort seines Wirkens anging.
Viktor kam etwas mühevoll wieder in eine sitzende Position und murmelte leise eine Verwünschung.
"Muss dir nicht Leid tun. Versprich mir nur, dass du nichts Dummes machst. Du bist hier wichtig geworden. Max und ich gehen in Frieden. Ist schon gut." Er meinte es ernst. Er hatte abgeschlossen. Seinen Frieden gemacht, sogar mit denen, die ihn töten würden. Er war Christ. Er konnte vergeben und hatte es bereits getan.
Was könnte Ochotnik tun? Viktor war einen Moment unschlüssg, ob er das, was ihm noch vor Tagen durch den Kopf gegangen war, von dem Mann verlangen konnte, den er einen Freund nannte. Verlangte man sowas von Freunden? Er sah auf.
"Ich will nicht verbrennen oder ersticken oder was eben als erstes kommt, auf so einem Haufen.", begann er schließlich vorsichtig. "Kannst du... einer von euch... Schura oder Valentine... Lew..." Er brachte die Dinge durcheinander, erweckte die Jäger wieder zum Leben... "...aus irgendeinem Fenster, Schalldämpfer oder was nehmen die hier? Armbrust. Bevor das Feuer kommt. Einfach schnell. Kurz und schmerzlos." Die Bitte stand ernst in seinen Augen. Ein letzter Dienst.
Die Spitze gegen die Kirche überhörte der Fährtenleser gekonnt, nickte nur zum falschen Papst und dessen Verfehlungen, die ausreichten, um den Jäger auf den Plan zu rufen. Fein. Was bedeutete das für ihn? Ein Anwalt? Er winkte ab.
"Lass gut sein. Ich weiß es zu schätzen, aber ich geh zu meiner Anuschka. Ist lang überfällig und ich bin ganz froh, dass ich nicht als tattriger Greis mit Schüttellähmung vor mich hin sieche. Bin dem Tod einmal zu oft weg gelaufen, ich sag's dir. Gott findet mich auch hier. Ich geh zu Anna und Daria." Viktor hatte sich während seiner Worte aufgerappelt, mühte sich sogar auf die Füße, um nicht so würdelos am Boden rum zu lungern. Mit Hilfe der Wand im Rücken ging das schon und aufrecht stehen zu können, tat seinem Stolz dann auch ganz gut.
"Kolja haben diese Elfen, die Eichhörnchen ihre Schwänze stehlen. Denk ich jedenfalls. Die haben die Ritter aufgemischt, kurz nachdem sie uns erwischt hatten.", wusste er noch zu berichten. Aber ja, ein Nicken, versuch' ihn zu finden.
Oben entspann sich derweil ein ratloses Blicke austauschen zwischen dem Ordensritter und dem Kerkermeister - auch Ordensritter, aber weniger reicht dekoriert - was das mit dem Aufbau des Verlieses wohl auf sich hatte.
"Der Weg? Mh, keine Ahnung. War schon immer so. Un' wenn einer nich' rein will, zieh ich ihm eins über und werf ihn rein. Dafür hat's ne gute Höhe." Der Kerkermeister demonstrierte einen Wurf aus Hüfthöhe mit beiden Händen. "Und für raus gibt's die hier." Er griff in das Loch und hielt im nächsten Moment die Kette in der Hand, an der er kurz ruckte, was zu Folge hatte, dass dem eben auf die Füße gekommenen Viktor die Beine weg gezogen wurden und er mit einem Ächzen wieder auf dem Hintern endete. Der Kerkermeister ließ wieder los.
Dann mischte sich unerwartet von Herrenloh in das Gespräch. "Die Kavernen wurden vom Meer ausgewaschen. Sie wurden zuerst als Verstecke genutzt und ausgebaut. Es gibt sehr alte Bearbeitungsspuren. Welchem Zweck sie den ersten Bewohnern der Tempelinsel dienten, ist nicht mehr nachvollziehbar, aber diese bauten schon das erste Wegesystem, weil die Kavernen bei starker See überflutet wurden. Es gibt Aufzeichnungen eines Gelehrten, der davon spricht, dass es eine Art Gottesurteil gab. Wer ertrank, war schuldig. Daher gehen die Guten Brüder davon aus, dass der Ort schon immer religiös genutzt wurde. Unter der Weißen Rose wurde der Zugang zum Meer hin verkleinert. Die Gefangenen sollen vom Feuer gerichtet werden, nicht vom Wasser - außerdem ist es nun für Menschen schwieriger zu fliehen. Aber das Wegesystem wird seit Langem erhalten. Bei besonders schweren Sturmfluten dringt das Meer noch immer ein.", erklärte er sehr ruhig und bewies eine nicht unerhebliche Bildung, zumindest was den Ort seines Wirkens anging.
Viktor kam etwas mühevoll wieder in eine sitzende Position und murmelte leise eine Verwünschung.
"Muss dir nicht Leid tun. Versprich mir nur, dass du nichts Dummes machst. Du bist hier wichtig geworden. Max und ich gehen in Frieden. Ist schon gut." Er meinte es ernst. Er hatte abgeschlossen. Seinen Frieden gemacht, sogar mit denen, die ihn töten würden. Er war Christ. Er konnte vergeben und hatte es bereits getan.
Was könnte Ochotnik tun? Viktor war einen Moment unschlüssg, ob er das, was ihm noch vor Tagen durch den Kopf gegangen war, von dem Mann verlangen konnte, den er einen Freund nannte. Verlangte man sowas von Freunden? Er sah auf.
"Ich will nicht verbrennen oder ersticken oder was eben als erstes kommt, auf so einem Haufen.", begann er schließlich vorsichtig. "Kannst du... einer von euch... Schura oder Valentine... Lew..." Er brachte die Dinge durcheinander, erweckte die Jäger wieder zum Leben... "...aus irgendeinem Fenster, Schalldämpfer oder was nehmen die hier? Armbrust. Bevor das Feuer kommt. Einfach schnell. Kurz und schmerzlos." Die Bitte stand ernst in seinen Augen. Ein letzter Dienst.
- Vyacheslav Sokolov
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Eigentlich hatte er an etwas anderes gedacht bei der Frage ob er etwas tun konnte. Ein letztes Mal sein Lieblingsgericht, eine bessere Zelle... Wenn es das gab.
Dass jemand mit seinem Leben abgeschlossen hatte war für ihn schwer vorstellbar, aber er war nicht gläubig. Vielleicht... Vielleicht konnte man es aber doch vergleichen. Er hatte auch gelernt gehabt, dass es für ihn einen zweiten Durchgang gab und einen dritten... Er hatte Beweise gehabt, aber von einem Leben zum nächsten...? Es war für ihn zur Gewissheit geworden. Aber was wenn Viktor die Gewissheit hatte, dass es für ihn bei seiner Familie weiterging? Nur weil er es sich nicht vorstellen konnte, wer war er, das nun in Frage zu stellen?
Er konnte es dennoch nicht, aber er würde es ihm jedenfalls nicht absprechen.
In der Zwischenzeit lenkte Cengiz die Ritter ab. Guter Mann, gutes Gespür für die Situation.
Dann war auch von Herrenloh bereits zurück. die Unterredung mit dem Giftmischer war wohl schon wieder zu Ende. Oder wie lange war er schon da drin?
"Ich verspreche es dir. Ich werde es selbst tun, niemand anderes. Und ich versuche zu erreichen, dass es schnell geschieht und sie dich nicht weiteren Verhören unterziehen."
Die Eichhörnchen hatten den Dämonen. Daraus konnte er etwas machen.
"Und ich werde nichts dummes machen, auch das verspreche ich dir. Du wirst Anna und Daria wiedersehen, schon bald. Und Grüß Amir von mir und Jonathan."
Und all die anderen.
Nur kurz hatte er das Gefühl eine ganze Armee an Toten hinter sich zu spüren, all die Namen, die er schon aus seinen Teams hatte streichen müssen, all jene die ihm gefolgt waren und die er in den Tod geführt hatte. Und nun würde sich Viktor einreihen.
Ihm standen keine Tränen im Auge, das war tatsächlich nicht seine Art, aber ein wenig belegt war seine Stimme. So kaltblütig war er nicht, dass ihm das was er tat und was er tun musste leicht fiel.
Dass jemand mit seinem Leben abgeschlossen hatte war für ihn schwer vorstellbar, aber er war nicht gläubig. Vielleicht... Vielleicht konnte man es aber doch vergleichen. Er hatte auch gelernt gehabt, dass es für ihn einen zweiten Durchgang gab und einen dritten... Er hatte Beweise gehabt, aber von einem Leben zum nächsten...? Es war für ihn zur Gewissheit geworden. Aber was wenn Viktor die Gewissheit hatte, dass es für ihn bei seiner Familie weiterging? Nur weil er es sich nicht vorstellen konnte, wer war er, das nun in Frage zu stellen?
Er konnte es dennoch nicht, aber er würde es ihm jedenfalls nicht absprechen.
In der Zwischenzeit lenkte Cengiz die Ritter ab. Guter Mann, gutes Gespür für die Situation.
Dann war auch von Herrenloh bereits zurück. die Unterredung mit dem Giftmischer war wohl schon wieder zu Ende. Oder wie lange war er schon da drin?
"Ich verspreche es dir. Ich werde es selbst tun, niemand anderes. Und ich versuche zu erreichen, dass es schnell geschieht und sie dich nicht weiteren Verhören unterziehen."
Die Eichhörnchen hatten den Dämonen. Daraus konnte er etwas machen.
"Und ich werde nichts dummes machen, auch das verspreche ich dir. Du wirst Anna und Daria wiedersehen, schon bald. Und Grüß Amir von mir und Jonathan."
Und all die anderen.
Nur kurz hatte er das Gefühl eine ganze Armee an Toten hinter sich zu spüren, all die Namen, die er schon aus seinen Teams hatte streichen müssen, all jene die ihm gefolgt waren und die er in den Tod geführt hatte. Und nun würde sich Viktor einreihen.
Ihm standen keine Tränen im Auge, das war tatsächlich nicht seine Art, aber ein wenig belegt war seine Stimme. So kaltblütig war er nicht, dass ihm das was er tat und was er tun musste leicht fiel.
Während Ochotnik sichtlich an seiner Bitte zu knabbern hatte - so gut kannte er ihn dann doch - kam oben noch einmal Unruhe auf. Viktor hatte die Stimme des anderen Insassen noch nie gehört, aber es war zweifellos De Ardh, der plötzlich: "Wenzel!", brüllte. Der Rest seiner Worte ging in einem Tumult unter, als einer der Leibwächter ihn erinnerte: "Für dich immer noch 'Ehrwürden'!", und es den Geräuschen nach ausnutzt, dass es die Kette gab und der Schädel des Häftlings auf bequemer Tritthöhe war.
Viktor konnte an seinem Besucher vorbei sehen, dass von Herrenloh sich in aller Gemütsruhe umwandte, kurz verharrte und dann noch einmal den Gang hinab schlenderte, wo es schepperte und krachte, dass einem übel werden konnte. Ach ja, die weiteren Befragungen...
"Danke... Das ist gut, ja." Was sollte er sonst sagen. Es war nicht gut. Es war grausam.
Er sollte die anderen grüßen. Viktor legte die Hände an den Kopf und sah genau wie sein ehemaliger Chef all die toten Kameraden vor sich. Und er sah die Lücke. "Valentin wird nicht da sein. Er steckt in diesem teuflischen Ding." Er atmete durch, wollte diesen Streit nicht wieder anfangen und schüttelte nur den Kopf, ohne die Hände davon zu lösen. Er war so müde.
"Ich... Sie soll'n mich einfach in Ruhe lassen. Ich bin kein Attentäter und auch kein Monster. Nur ein alter Mann. Sag ihnen das." Viktor war immer schwerer zu verstehen. Je mehr er redete, desto mehr schmerzte die Zunge und er nuschelte zunehmend. Wieder ein Kopfschütteln. "Und jetzt hau ab, bevor sie dich noch behalten woll'n." Und bevor er die letzte Kraft verlor und mit ihr seine Würde. Fahrig winkte er Ochotnik weg, als störe ihn eine Fliege.
Viktor konnte an seinem Besucher vorbei sehen, dass von Herrenloh sich in aller Gemütsruhe umwandte, kurz verharrte und dann noch einmal den Gang hinab schlenderte, wo es schepperte und krachte, dass einem übel werden konnte. Ach ja, die weiteren Befragungen...
"Danke... Das ist gut, ja." Was sollte er sonst sagen. Es war nicht gut. Es war grausam.
Er sollte die anderen grüßen. Viktor legte die Hände an den Kopf und sah genau wie sein ehemaliger Chef all die toten Kameraden vor sich. Und er sah die Lücke. "Valentin wird nicht da sein. Er steckt in diesem teuflischen Ding." Er atmete durch, wollte diesen Streit nicht wieder anfangen und schüttelte nur den Kopf, ohne die Hände davon zu lösen. Er war so müde.
"Ich... Sie soll'n mich einfach in Ruhe lassen. Ich bin kein Attentäter und auch kein Monster. Nur ein alter Mann. Sag ihnen das." Viktor war immer schwerer zu verstehen. Je mehr er redete, desto mehr schmerzte die Zunge und er nuschelte zunehmend. Wieder ein Kopfschütteln. "Und jetzt hau ab, bevor sie dich noch behalten woll'n." Und bevor er die letzte Kraft verlor und mit ihr seine Würde. Fahrig winkte er Ochotnik weg, als störe ihn eine Fliege.
- Wenzel von Herrenloh
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- Registriert: Freitag 13. Januar 2023, 20:42
- Lebenslauf:
Wenzel war nicht zufrieden.
De Ardh führte sich auf, als sei er unantastbar und das obwohl seine Situation alles andere als angenehm war. Er hatte ihn in die schlimmste der Kavernen stecken lassen - ein Loch, in dem es kaum einen trockenen Flecken gab und Pfützen von brackigem Wasser standen - und ihn auf eine armselige Ration gesetzt. Er durfte ihn nicht foltern lassen, um ihn zum Reden zu bekommen, aber es gab immer andere Mittel, jemanden zu brechen. Doch De Ardh hielt sich wie man es von einem Ritter, einem Großmarschall, erwarten würde. Und er blieb sogar frech.
Also hatte Wenzel angefangen subtile Drohungen zu machen. Natürlich kannte er Familie und Bastarde, Konkubinen und Schützlinge. Allen voran sein Knappe. Er konnte mehr als nur den Mann in der Zelle zerstören und das war diesem nach einer Weile wohl auch klar geworden. Seinen Namen löschen oder schlimmer noch, seinen alten Namen wieder aus Jaques Grab ziehen und jeden noch so nichtigen Verwandten damit brandmarken. Wenzel hatte nichts ausgelassen und nun, da er wieder zu Robert zurück schlenderte, wusste er, dass er gewinnen würde.
Schweigend blieb er vor der Zelle De Ardhs stehen und betrachtete dessen gekrümmte Gestalt. Der ehemalige Großmarschall hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und sagte keinen Ton mehr. Wenzels helle Augen ruhten kühl auf dem Mann, der einst Teil seines Stabes gewesen und sein Vertrauen genossen hatte. Zu viel Verrat hatte von Herrenloh innerlich versteinern lassen. Er fand derzeit keine Gnade in seinem Herzen.
"Soll ich Euch einen Schreiber schicken?", fragte er gelassen, als befänden sie sich in den oberen Amtsräumen. Die Antwort war ein stummes Nicken. Nun war der Großkomtur zumindest teilweise zufrieden, was sich in einem leichten Strecken seiner ohnehin strammen Haltung äußerte.
Kein weiteres Wort nötig. Seine Ritter würden sich kümmern. Er wandte sich ein zweites Mal ab und kehrte zu der kleinen Gruppe bei Viktors Zelle zurück. Langsam wurde es hier unten kühl.
De Ardh führte sich auf, als sei er unantastbar und das obwohl seine Situation alles andere als angenehm war. Er hatte ihn in die schlimmste der Kavernen stecken lassen - ein Loch, in dem es kaum einen trockenen Flecken gab und Pfützen von brackigem Wasser standen - und ihn auf eine armselige Ration gesetzt. Er durfte ihn nicht foltern lassen, um ihn zum Reden zu bekommen, aber es gab immer andere Mittel, jemanden zu brechen. Doch De Ardh hielt sich wie man es von einem Ritter, einem Großmarschall, erwarten würde. Und er blieb sogar frech.
Also hatte Wenzel angefangen subtile Drohungen zu machen. Natürlich kannte er Familie und Bastarde, Konkubinen und Schützlinge. Allen voran sein Knappe. Er konnte mehr als nur den Mann in der Zelle zerstören und das war diesem nach einer Weile wohl auch klar geworden. Seinen Namen löschen oder schlimmer noch, seinen alten Namen wieder aus Jaques Grab ziehen und jeden noch so nichtigen Verwandten damit brandmarken. Wenzel hatte nichts ausgelassen und nun, da er wieder zu Robert zurück schlenderte, wusste er, dass er gewinnen würde.
Schweigend blieb er vor der Zelle De Ardhs stehen und betrachtete dessen gekrümmte Gestalt. Der ehemalige Großmarschall hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und sagte keinen Ton mehr. Wenzels helle Augen ruhten kühl auf dem Mann, der einst Teil seines Stabes gewesen und sein Vertrauen genossen hatte. Zu viel Verrat hatte von Herrenloh innerlich versteinern lassen. Er fand derzeit keine Gnade in seinem Herzen.
"Soll ich Euch einen Schreiber schicken?", fragte er gelassen, als befänden sie sich in den oberen Amtsräumen. Die Antwort war ein stummes Nicken. Nun war der Großkomtur zumindest teilweise zufrieden, was sich in einem leichten Strecken seiner ohnehin strammen Haltung äußerte.
Kein weiteres Wort nötig. Seine Ritter würden sich kümmern. Er wandte sich ein zweites Mal ab und kehrte zu der kleinen Gruppe bei Viktors Zelle zurück. Langsam wurde es hier unten kühl.
- Vyacheslav Sokolov
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- Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
- Lebenslauf: Slava
Richtig... Valentine war noch in diesem Kristall... er hatte es verdrängt, vergessen weil es unnatürlich war. Er hatte sich von seinem toten Körper verabschiedet. Von Viktor würde nicht viel bleiben um sich zu verabschieden, aber er würde auch was von ihm blieb in die Familiengruft bringen lassen. Wenigstens das.
Das und tausend weitere Gedanken jagten durch seinen Verstand.
Erinnerungen an die Zone, an die vielen Unterhaltungen mit dem alten Fährtensucher und wie er ihn ein um's andere Mal gerügt und wieder auf den Teppich geholt hatte, wenn er über die Stränge schlug.
Aber irgendwann würde es vorbei sein, das war allen klar. Nur war eine unerwartete Kugel in den Kopf oder ein Blutsauger etwas anderes als hier in der Zelle zu sitzen und auf die Vollstreckung eines längst gefällten Urteils zu warten.
"Ich tu alles was ich kann." Und mehr.
Dann klopfte Slava ihm erst nur kurz unbeholfen auf die Schulter, dann zog er den alten Mann doch kurz zu sich und drückte ihn. Es würde vermutlich ein Abschied für immer sein, bis er ihn dann noch einmal durch ein Zielfernrohr sah. Und er wusste was er dann sehen würde, und dass er es nie wieder vergessen würde. Aber diesen letzten Gefallen würde er ihm tun.
Dann kroch er wieder auf dem Loch heraus, von Herrenloh war eben noch einmal zu de Ardh gegangen und so musste er nun warten.
Cengiz wirkte sichtlich beruhigt, dass der Vorgesetzte wieder draußen war und man ihn nicht behalten würde.
Falls er die Anrede vergessen gehabt haben sollte hatte man ihn daran erinnert, aber er hatte ihn nicht vergessen.
"Großkomtur, Euer Ehrwürden, wenn ihr erlaubt würde ich gerne noch ein paar Worte mit euch sprechen."
Das und tausend weitere Gedanken jagten durch seinen Verstand.
Erinnerungen an die Zone, an die vielen Unterhaltungen mit dem alten Fährtensucher und wie er ihn ein um's andere Mal gerügt und wieder auf den Teppich geholt hatte, wenn er über die Stränge schlug.
Aber irgendwann würde es vorbei sein, das war allen klar. Nur war eine unerwartete Kugel in den Kopf oder ein Blutsauger etwas anderes als hier in der Zelle zu sitzen und auf die Vollstreckung eines längst gefällten Urteils zu warten.
"Ich tu alles was ich kann." Und mehr.
Dann klopfte Slava ihm erst nur kurz unbeholfen auf die Schulter, dann zog er den alten Mann doch kurz zu sich und drückte ihn. Es würde vermutlich ein Abschied für immer sein, bis er ihn dann noch einmal durch ein Zielfernrohr sah. Und er wusste was er dann sehen würde, und dass er es nie wieder vergessen würde. Aber diesen letzten Gefallen würde er ihm tun.
Dann kroch er wieder auf dem Loch heraus, von Herrenloh war eben noch einmal zu de Ardh gegangen und so musste er nun warten.
Cengiz wirkte sichtlich beruhigt, dass der Vorgesetzte wieder draußen war und man ihn nicht behalten würde.
Falls er die Anrede vergessen gehabt haben sollte hatte man ihn daran erinnert, aber er hatte ihn nicht vergessen.
"Großkomtur, Euer Ehrwürden, wenn ihr erlaubt würde ich gerne noch ein paar Worte mit euch sprechen."
Die Umarmung erwischte Viktor eiskalt, zumal sich Slava dafür zu ihm hinunter bemühen musste. Er war gleichzeitig gerührt und befangen, erwiderte den Druck Schulter zu Schulter aber instinktiv herzlich. Sein Freund konnte spüren, das unter den zerschlissenen Kleidern nicht mehr viel Viktor übrig war. Knochig war der Körper des alten Fährtenlesers in der Zeit in Haft geworden. Viel war ja eh nie dran gewesen.
Aber auch Slava war mal mehr gewesen. Diese Welt hatte sie beide gezeichnet, mehr als die Zone - oder anders.
Viktor nestelte an seinem Hals herum und zog etwas unter dem Hemd hervor, dass er Slava in die Hand drückte. Harte Kanten, warmes Metall. Er las keine Gedanken zu Dingen, die man in eine Gruft legen konnte, er dachte eher praktisch.
"Pass drauf auf. Würd' nur schmelzen. Und wenn du mal wieder abhebst, nimm's in die Hand und frag dich, was ich dazu gesagt hätt'." Auch wenn Ochotnik es dann trotzdem durchzog - ein Versuch war es wert. Außerdem war ihm Anuschkas Kreuz zu wertvoll für das Feuer. Viktor hatte sich sowieso gefragt, wieso sie ihm das nicht abgenommen hatten. Nicht mal der Kerkermeister hatte es angerührt, obwohl es aus sauberem Gold war. Etwas rötlich, aber ganz gut eigentlich.
Er sah Slava nach und stellte fest, dass er Frieden empfand. Es war gut so. Tief in seinem Geist fühlte er Max' Zustimmung.
Aber auch Slava war mal mehr gewesen. Diese Welt hatte sie beide gezeichnet, mehr als die Zone - oder anders.
Viktor nestelte an seinem Hals herum und zog etwas unter dem Hemd hervor, dass er Slava in die Hand drückte. Harte Kanten, warmes Metall. Er las keine Gedanken zu Dingen, die man in eine Gruft legen konnte, er dachte eher praktisch.
"Pass drauf auf. Würd' nur schmelzen. Und wenn du mal wieder abhebst, nimm's in die Hand und frag dich, was ich dazu gesagt hätt'." Auch wenn Ochotnik es dann trotzdem durchzog - ein Versuch war es wert. Außerdem war ihm Anuschkas Kreuz zu wertvoll für das Feuer. Viktor hatte sich sowieso gefragt, wieso sie ihm das nicht abgenommen hatten. Nicht mal der Kerkermeister hatte es angerührt, obwohl es aus sauberem Gold war. Etwas rötlich, aber ganz gut eigentlich.
Er sah Slava nach und stellte fest, dass er Frieden empfand. Es war gut so. Tief in seinem Geist fühlte er Max' Zustimmung.
- Wenzel von Herrenloh
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- Registriert: Freitag 13. Januar 2023, 20:42
- Lebenslauf:
Zoran, der Jüngere der beiden Leibwächter, reichte dem Freiherrn eine Hand, achtsam, dass die gute Kleidung des Ratsherrn nicht mit dem Schmutz der Wände und Gitter in Kontakt kam. Tatenlos rum stehen, passte dem Ritter einfach nicht, der neben dem Personenschutz auch gewisse repräsentative Pflichten hatte und aus dieser Konditionierung kaum entkommen konnte. Erst als Sokolov wieder im Licht der Fackel aufrecht stand, überließ er ihn dem eigenen Begleiter.
Man wartete schweigend auf Wenzel und dieser quittierte die Bitte um ein Gespräch mit einem Nicken. Doch zunächst wieder aufsteigen aus diesen feuchten Katakomben. In ähnlicher Formation, nur dass diesmal die Gäste geführt von einem der Leibgardisten voran gingen und der Kerkermeister das Schlusslicht bildete. Geräuschvoll schloss der Zwischentüren und blieb dann in der Wachstube zurück. Die vier Männer fanden sich in dem kleinen Audienzzimmer ein, in welchem der Streifzug begonnen hatte.
"Darf ich Euch jetzt etwas anbieten? Tee? Weinbrand?" Von Herrenloh war kein Unmensch und das diese Sache sein Gegenüber vielleicht mitnehmen könnte, blieb eine Theorie aber eine nicht von der Hand zu weisende. Er wartete die Wahl ab und wies Radek, den anderen der Leibwächter, dann an, ihm das Gleiche zu bringen - oder eben nichts.
Man wartete schweigend auf Wenzel und dieser quittierte die Bitte um ein Gespräch mit einem Nicken. Doch zunächst wieder aufsteigen aus diesen feuchten Katakomben. In ähnlicher Formation, nur dass diesmal die Gäste geführt von einem der Leibgardisten voran gingen und der Kerkermeister das Schlusslicht bildete. Geräuschvoll schloss der Zwischentüren und blieb dann in der Wachstube zurück. Die vier Männer fanden sich in dem kleinen Audienzzimmer ein, in welchem der Streifzug begonnen hatte.
"Darf ich Euch jetzt etwas anbieten? Tee? Weinbrand?" Von Herrenloh war kein Unmensch und das diese Sache sein Gegenüber vielleicht mitnehmen könnte, blieb eine Theorie aber eine nicht von der Hand zu weisende. Er wartete die Wahl ab und wies Radek, den anderen der Leibwächter, dann an, ihm das Gleiche zu bringen - oder eben nichts.
- Vyacheslav Sokolov
- Spieler Level 5
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- Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
- Lebenslauf: Slava
Slava nahm das Kreuz von Viktor an sich, behielt es jedoch in der Hand. Es war warm... er war nicht religiös, und er hätte es auch abgestritten, dass er gläubig war. Und zumindest im herkömmlichen Sinne musste man ihm Recht geben, aber er wußte sehr gut wie wichtig Viktor dieser Anhänger immer gewesen war, ein kleines orthodoxes Kreuz aus Gold. Das einzige Andenken an seine Frau, das er behalten hatte... und nun würde es für ihm zum Andenken an Viktor werden und an seine Heimat irgendwie auch. Die Kanten bohrten sich ein wenih in seine Handfläche als er sie Faust darm schloss.
'Солнце моё, взгляни на меня
Моя ладонь превратилась в кулак
И если есть порох, дай огня'*
Hatte er die Zeilen von Viktor Zoi im Kopf. Kämpferischer als ihm gerade zumute war.
Dass er längst und seit vielen Jahren Viktors's Stimme im Ohr hatte, immer wenn ihm wieder abgedrehte Ideen kamen hörte er seine Stimme
"Meinst du das ernst? Dank nach! Denk an die Konsequenzen! Das wird nicht gut gehen!"
Er löste die kurze Umarmung... An Viktor war wirklich nicht mehr viel dran... und nach Maximilian wollte er jetzt erst gar nicht fragen. Aber sie hatten ihre Entscheidung getroffen - so nahm er an, gemeinsam.
Dann wandte er sich ab.
Er ließ sich tatsächlich helfen, sei es um der Geste willen, aber auch weil das Loch echt eng war und er groß und in solchen beengten Verhältnissen fühlte er sich dann immer besonders ungelenk. Cengiz war nicht zur Stelle, der hatte den Kerkermeister abgelenkt und war dann einfach nicht auf Position, aber er würde ihm zuletzt einen Vorwurf daraus machen.
Dann ging es zurück... Andere Reihenfolge, aber hätte man sie heir wirklich in einen Hinterhalt locken wollen wäre es aussichtslos gewesen, trotz der Tokrev. Und ein wenig war er erleichtert, als sie dann wieder Tageslicht sahen. Die Kette war in der Zwischenzeit in einer seiner Innentaschen verschwunden. Gerade war er nciht so weit, sie sich selbst um den Hals zu hängen. Später vielleicht.
"Gerne einen Tee, Danke."
Er war von Herrenloh einfach gefolgt, bis ins Audienzzimmer. Tee schien ihm nun angemessen, und sei es nur um die Hände aufzuwärmen. Er würde sich nicht die Blöße geben, einen Schnaps zu verlangen.
Er bekam seinen Tee.
"Ihr könnt euch denken, Hochwürden, dass wir uns unterhalten haben... Wenn ich euch sage was er mir berichtet hat, sehr ihr dann von weiteren Befragungen ab?"
_________________________________
*Viktor Zoi "Кукушка" - Kuckuck
"Meine Sonne, scheine auf mich
Meine Handfläche wurde zu einer Faust
Und wenn es noch Schwarzpulver gibt, gibt mir nur Feuer..."
'Солнце моё, взгляни на меня
Моя ладонь превратилась в кулак
И если есть порох, дай огня'*
Hatte er die Zeilen von Viktor Zoi im Kopf. Kämpferischer als ihm gerade zumute war.
Dass er längst und seit vielen Jahren Viktors's Stimme im Ohr hatte, immer wenn ihm wieder abgedrehte Ideen kamen hörte er seine Stimme
"Meinst du das ernst? Dank nach! Denk an die Konsequenzen! Das wird nicht gut gehen!"
Er löste die kurze Umarmung... An Viktor war wirklich nicht mehr viel dran... und nach Maximilian wollte er jetzt erst gar nicht fragen. Aber sie hatten ihre Entscheidung getroffen - so nahm er an, gemeinsam.
Dann wandte er sich ab.
Er ließ sich tatsächlich helfen, sei es um der Geste willen, aber auch weil das Loch echt eng war und er groß und in solchen beengten Verhältnissen fühlte er sich dann immer besonders ungelenk. Cengiz war nicht zur Stelle, der hatte den Kerkermeister abgelenkt und war dann einfach nicht auf Position, aber er würde ihm zuletzt einen Vorwurf daraus machen.
Dann ging es zurück... Andere Reihenfolge, aber hätte man sie heir wirklich in einen Hinterhalt locken wollen wäre es aussichtslos gewesen, trotz der Tokrev. Und ein wenig war er erleichtert, als sie dann wieder Tageslicht sahen. Die Kette war in der Zwischenzeit in einer seiner Innentaschen verschwunden. Gerade war er nciht so weit, sie sich selbst um den Hals zu hängen. Später vielleicht.
"Gerne einen Tee, Danke."
Er war von Herrenloh einfach gefolgt, bis ins Audienzzimmer. Tee schien ihm nun angemessen, und sei es nur um die Hände aufzuwärmen. Er würde sich nicht die Blöße geben, einen Schnaps zu verlangen.
Er bekam seinen Tee.
"Ihr könnt euch denken, Hochwürden, dass wir uns unterhalten haben... Wenn ich euch sage was er mir berichtet hat, sehr ihr dann von weiteren Befragungen ab?"
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*Viktor Zoi "Кукушка" - Kuckuck
"Meine Sonne, scheine auf mich
Meine Handfläche wurde zu einer Faust
Und wenn es noch Schwarzpulver gibt, gibt mir nur Feuer..."
- Wenzel von Herrenloh
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- Registriert: Freitag 13. Januar 2023, 20:42
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Tee stand bei Wenzel immer bereit. Meistens eine kräftige Mischung aus dem Südosten, der er in der Regel etwas Milch beigab. Radek richtete seinem Herrn eine Tasse, während dieser sich auf einem thronähnlichen Stuhl am Kopfende des Raumes nieder ließ. Er stand etwas erhöht und dahinter hing ein Banner mit dem Wappen des Ordens. Davor, um neunzig Grad gedreht, standen zwei Bänke mit geraden Lehnen einander gegenüber an den Wänden und dazwischen direkt vor dem Podest stand eine Kniebank. Definitiv ein Zimmer für offizielle Anlässe.
Wenzel überließ es mit einer Handbewegung von Sokolov, sich auf einer der Bänke einzurichten, auch wenn es hieß, den Kopf seitlich drehen zu müssen, wollte er den Großkomtur ansehen. Radek kam mit einem Tablett zurück, von dem er zunächst Wenzel eine Tasse reichte und dann zum Freiherrn weiter ging. Auf dem Tablett standen neben der dampfenden Tasse auch Milch und Honig. Man empfing immerhin einen Gast von Stand, nicht irgendeinen Bittsteller. Das Ensemble stellte der Ritter auf der Bank ab, dann postierte er sich zur anderen Seite der Tür, wo Zoran bereits stand wie zum Zinnsoldaten erstarrt. Der Leibwächter des Freiherrn würde sich selbst aufräumen müssen, einen Platz bot ihm keiner an.
Wenzel hatte seine Tasse vorerst auf ein Beistelltischchen abgestellt und strich sich gespielt nachdenklich über den Bart. Seine Rolle in dieser Farce war kaum der Rede wert, aber er würde sich nicht die Blöße geben, keinerlei Entscheidungsbefugnis in dieser Sache zu haben. Sowohl de Ardh als auch dieser alte Mann waren in Hemmelfahrts Hand.
Die grauen Augen des Großkomturs ruhten auf seinem Gast, kalt und berechnend. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sich Wenzel verändert - oder er zeigte nur eine andere Seite, die er sonst gut verborgen hielt.
"Für die Kirche ist die Befragung Teil des Läuterungsprozesses. Wer wahrlich bereut und gesteht im Angesicht des Ewigen Feuers, wird gerettet." Schwer zu sagen, ob er selbst glaubte, was er sagte. Slava hatte Wenzel eher als Strategen und Politiker kennengelernt, der religiöse Fanatiker passte vielleicht noch nicht ganz ins Bild, obwohl es Einstellungskriterium für den Posten gewesen sein musste.
Der Großkomtur hob die Brauen und zugleich die Teetasse an die Lippen. "Mein Hierarch schwört ein glutäugiges Monstrum habe seine Kutsche angegriffen. Meine Männer sagen, der Besessene und der Dämon hätten gemeinsam mit den Eichhörnchen Ritter der Flammenrose massakriert und in Bäumen aufgehängt. Zumindest der zweite Teil ist bestätigt." Er setzte die Tasse ab. "Die Befragung ergab bisher nur, dass Euer Mann zugegeben hat, am Ort und in Begleitung eines anderen Mannes gewesen zu sein. Für den Abend ist eine weitere peinliche Befragung angesetzt." Wenzel verschränkte die Fingerspitzen ineinander und musterte Sokolov darüber hinweg. Als sie sich kennen gelernt hatten, hatte Wenzel noch geglaubt, sie seien sich ähnlich. Inzwischen war er nicht mehr ganz dieser Ansicht. Er selbst konnte eigene, einst vertraute Männer fallen, ja ins Messer laufen lassen, wenn es die Notwendigkeit gebot. Bei Sokolov war er sich da nicht mehr so sicher. Dessen Opferbereitschaft ging über Wenzels definitiv hinaus.
Wenzel überließ es mit einer Handbewegung von Sokolov, sich auf einer der Bänke einzurichten, auch wenn es hieß, den Kopf seitlich drehen zu müssen, wollte er den Großkomtur ansehen. Radek kam mit einem Tablett zurück, von dem er zunächst Wenzel eine Tasse reichte und dann zum Freiherrn weiter ging. Auf dem Tablett standen neben der dampfenden Tasse auch Milch und Honig. Man empfing immerhin einen Gast von Stand, nicht irgendeinen Bittsteller. Das Ensemble stellte der Ritter auf der Bank ab, dann postierte er sich zur anderen Seite der Tür, wo Zoran bereits stand wie zum Zinnsoldaten erstarrt. Der Leibwächter des Freiherrn würde sich selbst aufräumen müssen, einen Platz bot ihm keiner an.
Wenzel hatte seine Tasse vorerst auf ein Beistelltischchen abgestellt und strich sich gespielt nachdenklich über den Bart. Seine Rolle in dieser Farce war kaum der Rede wert, aber er würde sich nicht die Blöße geben, keinerlei Entscheidungsbefugnis in dieser Sache zu haben. Sowohl de Ardh als auch dieser alte Mann waren in Hemmelfahrts Hand.
Die grauen Augen des Großkomturs ruhten auf seinem Gast, kalt und berechnend. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sich Wenzel verändert - oder er zeigte nur eine andere Seite, die er sonst gut verborgen hielt.
"Für die Kirche ist die Befragung Teil des Läuterungsprozesses. Wer wahrlich bereut und gesteht im Angesicht des Ewigen Feuers, wird gerettet." Schwer zu sagen, ob er selbst glaubte, was er sagte. Slava hatte Wenzel eher als Strategen und Politiker kennengelernt, der religiöse Fanatiker passte vielleicht noch nicht ganz ins Bild, obwohl es Einstellungskriterium für den Posten gewesen sein musste.
Der Großkomtur hob die Brauen und zugleich die Teetasse an die Lippen. "Mein Hierarch schwört ein glutäugiges Monstrum habe seine Kutsche angegriffen. Meine Männer sagen, der Besessene und der Dämon hätten gemeinsam mit den Eichhörnchen Ritter der Flammenrose massakriert und in Bäumen aufgehängt. Zumindest der zweite Teil ist bestätigt." Er setzte die Tasse ab. "Die Befragung ergab bisher nur, dass Euer Mann zugegeben hat, am Ort und in Begleitung eines anderen Mannes gewesen zu sein. Für den Abend ist eine weitere peinliche Befragung angesetzt." Wenzel verschränkte die Fingerspitzen ineinander und musterte Sokolov darüber hinweg. Als sie sich kennen gelernt hatten, hatte Wenzel noch geglaubt, sie seien sich ähnlich. Inzwischen war er nicht mehr ganz dieser Ansicht. Er selbst konnte eigene, einst vertraute Männer fallen, ja ins Messer laufen lassen, wenn es die Notwendigkeit gebot. Bei Sokolov war er sich da nicht mehr so sicher. Dessen Opferbereitschaft ging über Wenzels definitiv hinaus.
- Vyacheslav Sokolov
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- Registriert: Freitag 29. Oktober 2021, 16:58
- Lebenslauf: Slava
Der Raum war irgendwie heimelig, komplett mit Holz vertäfelt, zum Teil bemalt und Öllaternen spendeten Licht. Brandgefährlich, aber man betete die Flamme hier ja an, das half vielleicht.
Wenzel nahm auf dem Stuhl... dem Thron Platz, dahinter die Insignien der Flamme.
Sollte er sich auch so ein Auduientzzimmer einrichten? Ein Empfangszimmer war keine schlechte Idee, andererseits hatte er auch ein Büro in der Aussenstelle in Kiew besessen und es selten von Innen gesehen. Er kam daran vorbei wenn er zu Markin ging...
Und eben daran erinnerte ihn die Situation gerade wieder einmal.
Slava blieb stehen. Die Bänke an den Wänden schienen ihm unpassend, zu weit weg und sie zwangen ihn in eine unbequeme Haltung, verdreht... so konnte man kaum geradlinig denken... er wollte ihm frontal gegenüber stehen. Und auch wenn Stehen ihn auf den ersten Blick in die unbequemere Haltung zwang - Nur auf den ersten Blick. Er beherrschte wie kaum ein anderer das bequem Stehen. Wer jemals Wache an einer Garnison schieben musste lernte irgendwann sogar im stehen zu schlafen. Schlafen würde er jetzt nicht, aber bequem stehen...
Und... er war groß genug um immer noch auf Wenzel herabzusehen, auch wenn sein Thron etwas erhöht war. Mehr ließ leider die Deckenhöhe nicht zu. Es hätte komisch ausgesehen, wenn der Thorn so weit unter der Decke stand, dass man sich nur in Gebückter Haltung setzen konnte.
Er nahm dankend einen Tee an und gab auch einen kleinen Schuss Milch rein. Es erinnerte ihn tatsächlich an etwas wie einen starken Kräutertee aus seiner Heimat. Allerdings nur sehr entfernt, zu wenig um ihn irgendwie in Sicherheit zu wiegen angesichts von etwas vertrautem.
Cengiz blieb ebenfalls stehen, allerdings in der Nähe der Türe. Man hatte ihm das nicht einmal erklären müssen, er war selbst drauf gekommen.
Der Großkomtur selbst trank nicht, Slava schon. Eine alte Technik, den Gegner in Sicherheit zu wiegen. 'sieh her, ich bin so entspannt, dass ich Nahrung konsumiere und damit nicht gleich fliehen kann.'
Vielleicht hatte er aber auch wirklich nur Durst oder wollte etwas warmes in den Magen bekommen und zwischen die Hände.
Dem kalten Blick des Mannes vor ihm hielt er dabei mühelos stand. So gemustert zu werden und sich ein Ei drauf zu pellen hatte ihm Markin beigebracht. Der hatte ihn oft Minutenlang stehen lassen um ihn aus der Fassung zu bringen und von hoch konzentriertem Papiere sortieren und etwas auf dem Handy suchen, hatte er jede Art von Füllhandlung gesehen und meist nur spöttisch dazu gegrinst. Bei Markin hatte er sich das erlauben können, sie hatten einen permanenten gutmütigen Schwanzverglich laufen gehabt, eigentlich schon seit beginn, aber erst Recht seit Slava ihm die Beförderung überlassen hatte. Lange Geschichte, Slava wußte natürlich warum wer reagierte wie er reagierte... Aber jetzt war das anders. Mit von Herrenloh lief auch ein Schwanzverglich, aber auf einem gänzlich anderen Level. Von gutmütig konnte keine Rede sein.
"Folter hat noch nie jemanden geläutert und Aussagen unter Folter sind nichts wert wenn es um die Wahrheitssuche geht."
Es war Slava herzlich egal, was der Großkomtur tatsächlich an Einfluss hatte, er verlangte einfach, dass umgesetzt wurde, was er wollte. Er würde schon klipp und klar sagen müssen dass er dazu gar nicht in der Lage war.
"Die Wahrheit kann ich liefern, wenn es allerdings nur um ein Symbol geht... Er wird sich eurem Urteil fügen und akzeptiert die Läuterung auf dem Scheiterhaufen."
Wenzel nahm auf dem Stuhl... dem Thron Platz, dahinter die Insignien der Flamme.
Sollte er sich auch so ein Auduientzzimmer einrichten? Ein Empfangszimmer war keine schlechte Idee, andererseits hatte er auch ein Büro in der Aussenstelle in Kiew besessen und es selten von Innen gesehen. Er kam daran vorbei wenn er zu Markin ging...
Und eben daran erinnerte ihn die Situation gerade wieder einmal.
Slava blieb stehen. Die Bänke an den Wänden schienen ihm unpassend, zu weit weg und sie zwangen ihn in eine unbequeme Haltung, verdreht... so konnte man kaum geradlinig denken... er wollte ihm frontal gegenüber stehen. Und auch wenn Stehen ihn auf den ersten Blick in die unbequemere Haltung zwang - Nur auf den ersten Blick. Er beherrschte wie kaum ein anderer das bequem Stehen. Wer jemals Wache an einer Garnison schieben musste lernte irgendwann sogar im stehen zu schlafen. Schlafen würde er jetzt nicht, aber bequem stehen...
Und... er war groß genug um immer noch auf Wenzel herabzusehen, auch wenn sein Thron etwas erhöht war. Mehr ließ leider die Deckenhöhe nicht zu. Es hätte komisch ausgesehen, wenn der Thorn so weit unter der Decke stand, dass man sich nur in Gebückter Haltung setzen konnte.
Er nahm dankend einen Tee an und gab auch einen kleinen Schuss Milch rein. Es erinnerte ihn tatsächlich an etwas wie einen starken Kräutertee aus seiner Heimat. Allerdings nur sehr entfernt, zu wenig um ihn irgendwie in Sicherheit zu wiegen angesichts von etwas vertrautem.
Cengiz blieb ebenfalls stehen, allerdings in der Nähe der Türe. Man hatte ihm das nicht einmal erklären müssen, er war selbst drauf gekommen.
Der Großkomtur selbst trank nicht, Slava schon. Eine alte Technik, den Gegner in Sicherheit zu wiegen. 'sieh her, ich bin so entspannt, dass ich Nahrung konsumiere und damit nicht gleich fliehen kann.'
Vielleicht hatte er aber auch wirklich nur Durst oder wollte etwas warmes in den Magen bekommen und zwischen die Hände.
Dem kalten Blick des Mannes vor ihm hielt er dabei mühelos stand. So gemustert zu werden und sich ein Ei drauf zu pellen hatte ihm Markin beigebracht. Der hatte ihn oft Minutenlang stehen lassen um ihn aus der Fassung zu bringen und von hoch konzentriertem Papiere sortieren und etwas auf dem Handy suchen, hatte er jede Art von Füllhandlung gesehen und meist nur spöttisch dazu gegrinst. Bei Markin hatte er sich das erlauben können, sie hatten einen permanenten gutmütigen Schwanzverglich laufen gehabt, eigentlich schon seit beginn, aber erst Recht seit Slava ihm die Beförderung überlassen hatte. Lange Geschichte, Slava wußte natürlich warum wer reagierte wie er reagierte... Aber jetzt war das anders. Mit von Herrenloh lief auch ein Schwanzverglich, aber auf einem gänzlich anderen Level. Von gutmütig konnte keine Rede sein.
"Folter hat noch nie jemanden geläutert und Aussagen unter Folter sind nichts wert wenn es um die Wahrheitssuche geht."
Es war Slava herzlich egal, was der Großkomtur tatsächlich an Einfluss hatte, er verlangte einfach, dass umgesetzt wurde, was er wollte. Er würde schon klipp und klar sagen müssen dass er dazu gar nicht in der Lage war.
"Die Wahrheit kann ich liefern, wenn es allerdings nur um ein Symbol geht... Er wird sich eurem Urteil fügen und akzeptiert die Läuterung auf dem Scheiterhaufen."
- Wenzel von Herrenloh
- Spieler Level 1
- Beiträge: 48
- Registriert: Freitag 13. Januar 2023, 20:42
- Lebenslauf:
Von Sokolov wollte stehen. Fein. Nichts, was Wenzel irritierte. Er musste nichts vergleichen, er saß hier und jetzt am längeren Hebel, entsprechend entspannt begegnete er den Gesten und ruhiger Zurschaustellung des Freiherrn. Die Kniebank hätte ihn vielleicht aus dem Konzept gebracht, aber dafür war Von Sokolov dann doch wieder nicht der Typ. Wenzel lehnte sich zurück und stellte sie Tasse erneut ab.
Eine Schulter hob sich nachlässig. "Ein Geständnis ist ein Geständnis." Der Berater des Regenten machte ihm nichts vor - so wie er redete und was man munkelte, waren ihm gewisse Methoden zur Wahrheitsfindung ebenfalls nicht fremd. Er verwendete vielleicht andere, aber letztlich war er nicht besser. Oder? Unausgesprochen Anschuldigungen, die vielleicht eine Sekunde lang über Wenzels Augen glitten. Der Besucher sollte nicht vergessen, dass Jarel auch bis vor Kurzem der Informant des Ordens gewesen war. Vergangenheitsform. Impulsivität, die Wenzel hätte nicht zulassen dürfen. Manchmal waren Möglichkeiten wichtiger als persönliche Kränkung. Das würde ihm kein zweites Mal passieren, doch wer wusste schon, gab es je ein zweites Mal. Knappen nahm man sich in seiner Position eigentlich nicht. Moore war eine Ausnahme gewesen und er - Wenzel - hatte dafür büßen mussen.
Schluss damit - Vergangenheit, wie so vieles.
Ein kühles Lächeln verzog die Lippen des Großkomturs, ohne die Augen zu erreichen. "Symbole will der Hierarch. Ich will den Anderling. Was auch immer er ist - meine Leute sagen, er ist gefährlich, ein wilder Magier, blutrünstig - und darum werden wir ihn unschädlich machen." Wenn er wirklich zu dieser Hexe gelaufen war... Ein paar Elfen waren das Eine, mächtige Magier das andere. Er war in Sodden gewesen. Je mehr Informationen er zu dieser Sache bekam, desto unwohler wurde ihm beim Blick auf das Gesamtbild. Seine Meister drängten auf eine Offensive, aber das hieße aus Nowigrad ausrücken und die Stadt aus den Augen lassen, in der er Großmeister zu werden beabsichtigte. Wenzel zweifelte allerdings nicht daran, dass seine Abwesenheit sofort genutzt werden würde, um den Orden wieder hinter die Grenze zu drücken. Dijkstra wartete doch nur darauf, sie wieder kleiner zu machen. Kontrollierbarer.
Er legte einen Köder aus. "Was wisst Ihr über den Anderling und seine Verbündeten unter den scioa'tael?" Wenzel selbst wusste einiges und er würde die Aussage auf die Goldwaage legen - jedes einzelne Wort. Dennoch wirkte er äußerlich entspannt, griff nach seiner Tasse und nahm einen Schluck, die Ellenbogen auf den Armlehnen seines Stuhls. Die Augen ließ er nicht von seinem Gast weichen, lediglich der Dampf des Tees trübte kurz seine Sicht auf diesen. Wie stark sie gemeinsam sein könnten, gerade in der Verteidigung der Stadt, spielte jetzt keine Rolle mehr.
Eine Schulter hob sich nachlässig. "Ein Geständnis ist ein Geständnis." Der Berater des Regenten machte ihm nichts vor - so wie er redete und was man munkelte, waren ihm gewisse Methoden zur Wahrheitsfindung ebenfalls nicht fremd. Er verwendete vielleicht andere, aber letztlich war er nicht besser. Oder? Unausgesprochen Anschuldigungen, die vielleicht eine Sekunde lang über Wenzels Augen glitten. Der Besucher sollte nicht vergessen, dass Jarel auch bis vor Kurzem der Informant des Ordens gewesen war. Vergangenheitsform. Impulsivität, die Wenzel hätte nicht zulassen dürfen. Manchmal waren Möglichkeiten wichtiger als persönliche Kränkung. Das würde ihm kein zweites Mal passieren, doch wer wusste schon, gab es je ein zweites Mal. Knappen nahm man sich in seiner Position eigentlich nicht. Moore war eine Ausnahme gewesen und er - Wenzel - hatte dafür büßen mussen.
Schluss damit - Vergangenheit, wie so vieles.
Ein kühles Lächeln verzog die Lippen des Großkomturs, ohne die Augen zu erreichen. "Symbole will der Hierarch. Ich will den Anderling. Was auch immer er ist - meine Leute sagen, er ist gefährlich, ein wilder Magier, blutrünstig - und darum werden wir ihn unschädlich machen." Wenn er wirklich zu dieser Hexe gelaufen war... Ein paar Elfen waren das Eine, mächtige Magier das andere. Er war in Sodden gewesen. Je mehr Informationen er zu dieser Sache bekam, desto unwohler wurde ihm beim Blick auf das Gesamtbild. Seine Meister drängten auf eine Offensive, aber das hieße aus Nowigrad ausrücken und die Stadt aus den Augen lassen, in der er Großmeister zu werden beabsichtigte. Wenzel zweifelte allerdings nicht daran, dass seine Abwesenheit sofort genutzt werden würde, um den Orden wieder hinter die Grenze zu drücken. Dijkstra wartete doch nur darauf, sie wieder kleiner zu machen. Kontrollierbarer.
Er legte einen Köder aus. "Was wisst Ihr über den Anderling und seine Verbündeten unter den scioa'tael?" Wenzel selbst wusste einiges und er würde die Aussage auf die Goldwaage legen - jedes einzelne Wort. Dennoch wirkte er äußerlich entspannt, griff nach seiner Tasse und nahm einen Schluck, die Ellenbogen auf den Armlehnen seines Stuhls. Die Augen ließ er nicht von seinem Gast weichen, lediglich der Dampf des Tees trübte kurz seine Sicht auf diesen. Wie stark sie gemeinsam sein könnten, gerade in der Verteidigung der Stadt, spielte jetzt keine Rolle mehr.