von: von Schuras Wohnung
Datum: Morgens, etwas länger nach Sonnenaufgang am 26. August 1278
betrifft: Valjan, Schura, ww
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Während des Weges sprachen sie tatsächlich sehr wenig. Slava war selbst noch nie an seinem Anwesen gewesen und musste sich auf die Wegmarken konzertieren die er in der Beschreibung erhalten hatte und einmal musste er tatsächlich nach dem Weg fragen.
Straßen und Wege waren hier nicht gerade und rechtwinklig verlegt und es gab nicht immer eindeutige Wegweiser, in der Regel fehlten sie einfach ganz. Man konnte sich nur an den Himmelsrichtungen orientieren und wenn ein Weg zunächst nach Nordwesten ging, dann aber abknickte war ein Stadtmensch wie er, der auf einen Spurassistenten angewiesen war halbwegs verloren... dann war selbst er gezwungen zum äußersten zu greifen.
Er mußte nach dem Weg fragen
Er überlegte noch ob er Schura fragen lassen wollte, aber irgendwie konnte er sich nicht überwinden. Er wollte ja nicht nur den Weg wissen, ihn interessierte auch der Subtext, wenn man den Namen hörte. Dies war, wenn er die Landmarken richtig gelesen hatte, bereits sein Land und die Meinung seiner untergebenen interessierte ihn. Was hatte man von denen hört, aus deren Familie er angeblich stammte? Was hielt man von dem verlorenen Nachfahren der jetzt in Nowigrad sein Unwesen trieb?
Er stieg also ab, gab die Zügel und ging auf einen Bauern zu, der wohl zu einem nahen Hof gehörte, den sie zuvor passiert hatten. Er war auf dem Feld und schichtete Heu zu Männchen auf um es in der Sonne zu trocknen. Diese Arbeit hatte sich in vielen hundert Jahren kaum verändert. In vielen Gegenden Osteuropas machte man es im Spätsommer und Herbst noch immer genau so.
"Habet die Ehre, vielleicht könnt ihr mir helfen... Ich suche den Weg zum Orlyk Anwesen. Könnt ihr mir weiterhelfen?"
Der Mann riss sich nur widerstrebend von seiner Arbeit los und musterte den Störenfried kurz misstrauisch.
"Wer seid ihr und was wollt ihr dort?"
Slava zuckte mit den Schultern. Er überging die Frage nach seiner Identität.
"Ich habe gehört, der Herr des Anwesens wäre zurück, vielleicht hat er Arbeit für ein paar Söldner."
Das war auf die Schnelle die plausibelste Legende.
Der Bauer schien das zu schlucken.
"Ist nicht da, keiner weiß ob es stimmt und ob er echt wiederkommt."
"Wisst ihr was über ihn?"
"Nichts wissen wir. ihr kommt selber aus Nowigrad, Ser. hört euch dort um. In acht nehmen soll man sich vor dem, wenn's der ist von dem's heißt. Aber Söldner, guter Mann, die aussehen wir ihr..." sein Blick wanderte auch zu Schura, blieb etwas länger an Novka hängen. "...das kann e vielleicht. Was man so hört."
"Danke."
"Und es geht dort lang... Um den Wegpfeiler rum, vor bis zur Gabelung dann rechts..."
Slava nickte abermals zum Dank und sie setzen ihren Weg fort.
sS
Und dann erreichten sie das Anwesen. Hätten sie nicht eine falsche Abzweigung genommen, sie wäre vermutlich in weniger als einer Stunde da gewesen. So hatte es unwesentlich länger gedauert.
An den meisten stellen umgaben noch mauern den Innenhof und die einst schön angelegten Ziergärten nebst Springbrunnen. Jetzt war der Brunnen ausgetrocknet und Efeu und allerlei Gestrüpp überwucherte die Blumenbeete und niedrigen Ziermauern. Sie kamen allerdings durch den Hintereingang und von dort aus komme man den Hof vorne noch nicht sehen.
Es gab nur einen kleinen Platz an dem man die Pferde unterstellen konnte, Heu gab es keines mehr, das alte war verschimmelt, aber frisches gras bedeckte den Boden.