Die Sturmfelder außerhalb Nowigrads

Der Landstrich im Pontar Delta und südlich von Nowigrad wird 'Grashügel' genannt, diese grenzen an Graufeld, bereits ein Teil von Velen.
Südöstlich des Pontar liegen die Sturmfelder.
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Sindra
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Als Reuven erwachte, war sein Rücken wohlig durchgewärmt. Und auch sonst war es muckelig warm.
Etwas Weiches schmiegte ich an seinen Rücken. Etwas Großes, dumpf brummendes, weiches.
Der Duft in der Höhle allerdings war nicht so berauschend. Es roch – nein stank – scharf nach wildem Tier.
Nachdem der Hexer sich umwandte um zu sehen, was ihn das wärmte und stützte, leckte ihm ein halbwüchsiges Bärenjunges quer durchs Gesicht. Ein Weibchen, vielleicht ein Jahr alt, etwas hager, aber mit herrlich weichem Bauchfell.
Sindra hatte sich dem Höhlenbewohner angepasst. Er hatte mit der Bärin Honig gestohlen und Fische gefangen. Und so viel Zeit wie ihr möglich war beim bewusstlosen Hexer verbracht.
Es hatte einiges gedauert, doch nachdem sie sich Emyjas Einfluss endlich entledigt hatte begriff sie ansatzweise, dass die Empfindungen in der Elfenstadt nicht die ihren waren.
Und dass sie IHREN Hexer beinahe verraten hätte dafür. Sie schämte sich. Und sie hatte Angst. Angst, dass er Menschenmann den sie so mochte nicht mehr erwachen würde. Angst, dass er sie verlassen würde, sollte er erwachen. Jetzt war er erwacht.
Würde er gehen. Oder?
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Langsam kam das Leben in den Hexer zurück als sein gemarterter Körper sich ausreichend regeneriert hatte um es ihm zu erlauben, wieder das Bewusstsein zu erlangen. Wie viele Tage vergangen waren ahnte er nicht, Er war hungrig, durstig... Die Regeneration hatte ihn ausgezehrt, er war dünner geworden, aber er war am Leben. Er war nciht erfroren und er war nicht gefressen worden. Das war gut.
Dass es in der Höhle stank nahm er nicht wahr, er schlief schon die ganze Zeit dort, es störte ihn längst nicht mehr. Aber da war Honig... Jemand hatte ihn mit Nahrung versorgt... Sicher nicht der Bär.
Wohl aber das Bärenjunge, jenes dass ihn wärmte...
Er ahnte schon was sich unter dem dichten weichen Pelz verbarg.
Er stammte sich hoch, es würde dauern, bis die Kraft ganz zurückgekehrt war, er würde trainieren müssen um wieder in Form zu kommen, aber vorher mußte er essen, viel essen.
Der Honig stand brav und zivilisiert in einer Holzschale. Er schlürfte und leckte alles bis auf den letzten Tropfen leer. Hätte er bessere Kiefer besessen, er hätte auch die Holzschale verzehrt.
Dann war da noch ein Hase. Nur zur Hälfte gegessen... vielleicht auch ein Geschenk des Bären... der Bärin?
Er war nicht mehr frisch, aber er brauchte alles an Proteinen... Das Fleisch würde sogar ihn vergiften, aber nicht die Maaden darin. Es war egal wie es schmeckte, er klopfte diese heraus und aß sie.
Die Übelkeit würde sich bald wieder legen. Es dauerte noch eine Weile, bis er es wagte aufzustehen. Aber es war noch alles da... niemand hatte ihn um seine Schwerter erleichtert, niemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten. Er hatte seinen Auftrag erledigt. Wenigstens die Hexe erledigt. Aber das Pferd war weg. Er fing also wieder bei Null an. wieder einmal.
Er war immer noch etwas müde...
"Sindra? ...du verstehst, weshalb ich das tun musste? Du bist nicht weggelaufen... also verstehst du es..."
Er redete einfach, vielleicht auch um zu testen, ob seine Stimme noch da war. Er würde wieder aufstehen und weitermachen.
Den nächsten Auftrag finden. Und er ging nicht.
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Sindra
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Der Bär…brummte… natürlich.
Nein. Sie verstand es nicht. Aber sie gehörte zum Hexer. Und egal was er tat, sie vertraute ihm.
Doch jetzt, leckte sie ihm nochmal durchs Gesicht und trabte dann weg.
Sie verschwand. Und doch wusste der Hexer, sie würde zurückkommen.
Und das tat sie. Etwas mehr als eine halbe Stunde später trottete sie wieder heran. Mit einem riesigen Lachs im Maul, den sie ihm ungelenk vor die Füße warf.
Der Bär nahm plumpsend Platz, brummte.
Es musste ein Fluss in der Nähe sein, denn der Lachs war nicht salzig. Aber ungeheuer saftig.
Der Bär beobachtete den Hexer. Die Bärin im hinteren Teil der Höhle meldete sich mit einem Brummen, das Junge antwortete ebenso und legte sie vor Reuven lang hin.
Die schwarzen Knopfaugen ließen den Menschen nicht aus den Augen. Was brauchte er? Mehr zu futtern? Sollte sie ihn zum Wasser bringen? Wollte er schlafen?
Egal was, sie würde ihr Bestes geben. Er war wieder wach. Er würde gesund werden. Wenn sie sich nur genug Mühe gab.
Noch einmal brummte der Bär und streckte sich aus.
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Reuven von Sorokin
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"Ich muss raus um ihn zu braten... den Fisch kann ich nicht roh essen..." Aber er lächelte.
"Danke..."
Er ging tatsächlich raus, er konnte gehen, fühlte sich schwach, aber er kam auf die Beine.
Draußen kramte er halbherzig etwas trockenes Laub und Reisig zusammen und Reste eines morschen umgestürzten Baumes.
Die Sammlung steckte er mit Igni an... ja, auch die Zeichen funktionierten noch.
Eine Weile blieb er sitzen, den aufgespießten Fisch über der Glut.
"Ich muss wieder in die Zivilisation..."
Auch wenn er selbst stank wie ein Bär, aber was erwartete man von Hexern, er wollte in einem Bad entspannen, wieder in einem Bett schlafen.
"Ich muss diesen Leuten sagen, dass ich erfolgreich gewesen bin... Du hast doch den Ritter gehört... Sie wurde der Blutmagie beschuldigt, das ist abscheulich... Sie hat einen Mann dazu gebracht für sie ins Feuer zu gehen und sie herauszuholen... und sie wollte sich in meine Gedanken schleichen ...sie hat sich in deine Gedanken geschlichen, sie hatte die Elfen in ihrer Gewalt... Was sie vorhatte... ich weiß es nicht, aber sicher nichts gutes. Sie musste gestoppt werden."
Versuchte er zu erklären.
"Wenn du mich dafür verurteilst... du musst nicht bei mir bleiben, ich würde es verstehen. Ich töte nicht gerne Menschen, aber manchmal ist das nötig." eine Weile blieb er noch sitzen, dann aß er den Fisch. Es fehlten Gewürze, ganz eindeutig. Etwas Dill wäre gut gewesen und Salz... und vielleicht sogar ein herber Käse. aber er musste zu Kräften kommen.
Er blickte den kleinen Bären an.
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Sindra
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Die Bärengestalt setzte sich, streckte sich, bog sich. Und verwandelte sich in das Mädchen, das ihm so vertraut war. In den hautengen Hosen und dem roten Hemd. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, zog die Knie unters Kinn, schlang ihre Arme darum.
„Ich hab ihr geglaubt. Die Lügen waren so schön, dass ich sie glauben wollte. Hätte sie es verlangt…ich hätte dich vergessen.“
Der Doppler schämte sich, ihre Kiefermuskulatur zeichnete sich erstaunlich scharf in dem zarten Gesicht ab. Sie war traurig. Regelrecht entsetzt. Aber sie würde nicht weinen. Nein. Würde sie nicht.
„Dabei…hab ich dich doch gern. Ich hab nicht mal versucht mich zu wehren. Hab jede ihrer Fragen beantwortet. Jede. Was sagt das über mich?“ Sie legte die Stirn auf den Unterarmen ab.
„Soll ich gehen?“
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Reuven von Sorokin
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Reuven schüttelte entschieden den Kopf.
"Nein, du bleibst bei mir. Ich hab geschworen dich zu beschützen... obwohl du mich beschützt hast. Du hast mir das Leben gerettet... Du hattest keine Chance gegen die Frau... Selbst mich hätte sie gehabt, hätte ich gezögert."
Dann stand er auf, stand auf wackligen Beinen, aber es würde schon gehen. Irgendwie.
"Ausserdem... der Sex ist zu gut." er zwinkerte, lächelte verschmitzt.
"Komm schon. Gehen wir in die Stadt... ich brauche ein Bad und ein neues Hemd. Und ich will in einem weichen Bett schlafen..."
Er zog das Mädchen an sich, wenn auch zum Teil um sich auf sie zu stützen.
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Sindra
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Sindra schmiegte sich an ihn, legte seinen Arm um ihre Schulter und stützte ihn.
„Ich könnte versuchen, ob ich ein Pferd hinbekomme…dann könntest du reiten. Soll ich?“, fragte sie sehr leise. Die vergangenen Ereignisse ließen sie nicht los. Vor allem, weil die vorgegaukelten Tatsachen in der Elfenstadt ihr so sehr gefallen hatten. Weil sie sich in der Illusion so sehr verloren hatte, dass sie sich sogar selbst vergessen hätte.
Sie schämte sich, sehnte sich gleichzeitig danach. Und war sich ihrer Selbst nicht mehr sicher.
Mit gesenktem Blick versuchte sie, was sie konnte, damit Reuven es nicht zu schwer hatte.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Der Hexer stützte sich auf sie. So ein Doppler war etwas erstaunliches, aber er hatte doch auch seinen Stolz.
"Nicht nötig, ich schaffe das. Erzähl mir lieber was sie dir erzählt hat... was hat dir so gefallen?"
Als Pferd würde sie nicht erzählen können, aber es interessierte ihn.
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Sindra
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Sindra sah erstaunt zu ihm auf. Warum fragte er das nur?
„Sie war lieb zu mir. Also in meinem Kopf. Hat mir vorgegaukelt, dass ich zur Familie gehöre. Dass alle eine große Familie sind. Sie, die Eichhörnchen, du, ich. Es war alles so romantisch. Sie würde sich kümmern. Um dich, um mich…um alle. Sie hat mir das Gefühl gegeben, wichtig zu sein. Etwas Besonderes. Eine Freundin.“ Sindra suchte nach Worten.
„Ich wollte ihr gefallen. Hab alles getan. Als sie mich über den Hauptmann ausgefragt hat, hab ich alles gesagt. Ich schäme mich...“
Sie zog die Nase hoch.
„Ist sie wirklich tot?“ Sie kamen gut voran. Doch in der kurzen Stille nach Sindras Worten wurde es einen Moment laut. Der Magen des Dopplers beschwerte sich und Sindra machte sich noch kleiner.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Reuven atmete schnell ein. machte "Ha!" dabei.
"Lieb war sie zu mir weniger, sie war auch in meinem Kopf, aber in erster Linie weil sie mir ihre Macht demonstrieren wollte. Vielleicht hoffte sie, du könntest ihr nützen... was sie auch vorhat... " und dann erst ging ihm auf... was sie da tat, sie baute eine Armee auf. Das war es. deswegen fragte sie ihn auch über den Hauptmann aus. Sie wollte vielleicht die Stadt angreifen.
"Ich bin sicher. Ich habe ihr das Schwert durch's Herz gestoßen und gewartet bis es aufhörte zu schlagen. Sie ist tot. Wenn sie nicht mehrere Leben hat ist sie tot. Ich habe meinen Auftrag erfüllt. Und das muss ich jetzt auch meinem Auftraggeber mitteilen. Leider... wir müssen nach Nowigrad."
Zumindest er war davon überzeugt, das genügte ihm.

Sie gingen noch eine Weile, kamen nicht so schnell voran wie gedacht, aber am zweiten Tag erreichten sie tatsächlich Nowigrad.
Die Wachen rümpften zwar die Nase, starrten Sindra an.
Der Hexer bot keinen besonders stattlichen Anblick, allerdings war das bei diesem speziellen Exemplar auch eher selten der Fall. Aber er war ein Hexer. Und wurde nicht gerade einer gesucht?
"Bleibt da, Meister Hexer. Man will euch sprechen!"
Der Wachhabende ließ keinen Zweifel daran, dass er das notfalls auch mit Gewalt durchsetzen würde.
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Sindra
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Sindra funkelte die Wache böse an. Sie brauchten Hilfe, dass war doch wohl zu sehen, und diese Wache behandelten sie schon wieder wie Aussätzige.
Sindra fletschte die Zähne zu einem erbosten Lächeln. Etwas, was sie vorher nie getan hatte.
Auch in ihr hatte sich etwas geändert. Sie spürte Misstrauen.
Nicht Reuven gegenüber. Aber allen anderen. Der Missbrauch der Hexe hatte es gesät, hatte etwas in ihr verschoben. Vielleicht nicht das schlechteste in dieser Welt.
Keinen Millimeter wich sie von Reuvens Seite.
Auch während dem letzten Teil der Reise war sie nur dann gegangen wenn er ruhte. Hatte alles Mögliche gesammelt von dem sie dachte, man könne es essen. Wobei Reuven ihr hatte beibringen müssen, dass man von manchen Pilzen und Beeren besser die Finger lies.
Die Ausbeute war mager ausgefallen und der Wechsler hatte darauf bestanden, dass er es allein aß. Entsprechend hungrig war das Wesen nun. Und schlecht gelaunt.
So stand sie neben ihm, dass Kinn erhoben, die wütend funkelnden Augen auf die Wache gerichtet.
Am liebsten hätte sie ihre erste Gestalt angenommen, den Berglöwen, und die Wache gerissen.
Doch stattdessen veranstaltete sie nur ein Wettstarren mit ihrem Gegenüber.
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Reuven von Sorokin
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Lebenslauf: Reuven

Sindra wirkte aggressiv, vielleicht war sie zu lange ein Bär gewesen, zu lange eine Raubkatze... sie schien ihn verteidigen zu wollen, aber er war es gewohnt, wie Abschaum gesehen zu werden. Und wie sah er schon aus? dreckig, stinkend, Blutverschmiert... zum Teil sein eigenes, manches davon von der Hexe und manches von den Eichhörnchen. Nur die Augen und die Schwerter wiesen ihn als Hexer aus. Aber als eher erbärmlichen, dass war ihm schon klar. Allerdings baute er sein Selbstbewusstsein nicht darauf.
Einen wie ihm bekam man so leicht nicht kleine, egal was man ihm wegnahm, egal wie sehr man ihn erniedrigte und egal was man ihm zufügte, er war ein Kater, er würde immer auf die Füsse fallen. So lange bis die 9 Leben aufgebraucht waren. Er würde immer wieder aufstehen und eine gerümpfte Nase brachte ihn nciht um, ein abschätziger Blick brachte ihn nicht um.
"Sindra... lass..." er legte ihr eine Hand auf den Arm.
Es gelang dem Hexer ein verschlagenes Grinsen aufzusetzen, seine Augen blitzten.
"Wer will mich sehen?"
Der Wachhabende zuckte mit dem Schultern.
"Ich hab nur den Befehl. Kommt einfach mit. Ich bitt euch, Meister Hexer, macht keinen Ärger."
Reuven nickte.
"Wir begleiten ihn, Sindra. Es ist schon in Ordnung."
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Sindra
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Die kleine senkte den Blick und murmelte etwas, Aber sie wich nicht von der Seite des Hexers, bestand immer noch darauf, ihn zu stützen.
Quer durch die Stadt, bis zu einem ihr unbekanntem Haus.
Und auch als eine Wache ihr den Hexer ‚abnehmen‘ wollte ging sie nicht, sondern starrte den Mann nur angriffslustig an und zischte in einem Ton an, der klang wie eine seltsame Mischung aus Klapperschlange und Raubkatze.

Hier kommen die beiden an.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Lebenslauf: Ljerka

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Von: Ferneck - das kleine Haus der Heilerin und der Alchemistin
Zeitpunkt: 31. Juli, Vormittag
Betrifft: Voli, Lysira, Sarray
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Ljerka war einfach spazieren gegangen. Zunächst.
Sie wollte einige Zutaten sammeln, das hatte sie auch getan, aber dann zog sie nichts nach Hause. sicher, sie hätte nach Sarray sehen wollen, aber sie war überzeugt, dass diese nach ein paar Stunden Schlaf wieder auf den Beinen wären, aber sie legte es nicht darauf an, noch einmal der Bruxa über den Weg zu laufen. Bei dem Gedanken daran, was die Zwergin alles anschleppte wollte sie lachen und weinen gleichzeitig. Da war die merkwürdige Halbelfe noch das harmloseste gewesen, eine Nekromantin und ein Toter, ein Hexer... und nun eine Bruxa. Was kam als nächstes? Ein zahmer Ghule? Ein verletzter Ertrunkener?
Gut, den Werwolf hatte sie gefunden, aber sie war auch hinreichend schockiert gewesen, als sie es entdeckt hatte. Sie nahm das nicht auf die leichte Schulter. Es gab einen Grund, weswegen Hexer diese Wesen jagten, zu glauben, sie wären ganz nett nur weil sie sich im Moment friedlich verhielten war ein Trugschluss.
Sie war bei weitem kein Feind der Anderlinge, aber Monster blieben nun einmal Monster.
Die Entbösung des Bösen...
Und irgendwie hatten ihre Beine sie immer weiter von Zuhause weggeführt, zu einem Felsen hin, an dem sie in etwas entfernter Höhe eine Höhle erkennen konnte.
Und dann hatte die Neugier überhand genommen. Sie war hochgeklettert und schon bald hatte sie eine Ahnung, was sie hier gefunden hatte.
In der Höhle fand sie eine ganze Kollektion an Rumflaschen... auch wenn sie den ernsten Hintergrund begriff brachte es ihr ein Lächeln auch die Lippen. Sie hatte Jarels Versteck gefunden. Er war schon lange weg und sie vermisste die Unterhaltungen und seine Besuche fast. Er war längst ein guter Freund geworden... Ja, er war ein Werwolf... aber auch ein Mensch. ein guter Mensch.
Konnte eine Bruxa ein guter Mensch sein? Und ein Toter?
...ein Hexer?
Gedanken, die sie nicht lösen konnte. Sie wollte nicht zugeben, dass der Hexer vielleicht echt gehabt hatte, dass man den einen Menschen hatte töten müssen um viele andere zu schützen... Aber so wollte sie nicht denken. Sie hatte den Krieg gesehen, man durfte nicht anfangen sich einen Mord zu rechtfertigen.
Sie hatte die Falschen betrachtet, es waren allesamt gute Erzeugnisse, fast schade drum, dass er sie wegkippte... Und dann war es schon irgendwie spät geworden, und sie hatte sich noch an etwas anderes erinnert... Der Sonnenaufgang. Er hatte ihn ihr beschrieben.
Sie hatte also so gut es eben ging in der Höhle übernachtet. Es war trocken und sogar wärmer als gedacht und kurz bevor es dämmerte war sie um den Berghang herum geklettert, ein schmaler Sims, den sie sich entlang tastete.
Sie sah nicht nach unten, ein Fehltritt und es wäre aus.
Sie war aber auch leichtsinnig. Genau das hätte sie Jarel vorgeworfen... Viel zu hoher sinnloser Wagemut.
Aber es gelang ihr und sie wurde belohnt.
Über dem Wald und in einiger Entfernung über einem Felsrücken konnte sie den Sonnenaufgang in allen Farben bewundern, erst Violett, dann orange und rot und schließlich gelb ging sie auf. Noch eine ganze Weile saß sie ergriffen und genoss den Moment, nahm ihn mit jeder Faser ihres Herzens auf um später in harten Zeiten davon zu zehren. Schöne Moments wie diese musste man sich bewahren.
Und dann war auch dieser Augenblick vorbei.
Sie machte sich langsam und fast widerstrebend auf den Rückweg, nicht ohne zuvor aus kleinen Steinchen einen kleinen Turm zu hinterlassen. Vielleicht stand er lange genug, dass Jarel ihn fand, sollte er wieder hierher zurück kehren. Sie lächelte bei dem Gedanken und kletterte zurück.
Doch den Berghang hinab kam sie nicht weit. Sie höret das Kläffen.
Und ehe sie unten ankam sah sie auch die Meute. Vier... nein Fünf verwilderte Haushunde. Am Berg konnten sie sie nicht erreichen, also kletterte sie wieder nach oben, fluchte.
Sie würde warten, irgendwann würden die Biester schon wieder abhauen, sie musste nur Geduld haben.
Und genau das tat sie. Sie saß oben auf einem Vorsprung und blickt hinab. auch die Hunde - einer davon war besonders klein und hässlich - machten noch eine Weile Terror, dann kamen sie zur Ruhe und befanden offenbar, dass auch sie nur Geduld haben mussten, bis die Beute herab kam.
Wer den längeren Atem hatte würde sich zeigen, notfalls würde sie mit Steinen werfen...
...und dann kam irgendwann wieder Bewegung in die Biester... Ljerka konnte es nicht ganz präzise erkennen, aber offenbar näherte sich jemand. Noch versperrten die Bäum die Sicht.
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Voli
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Der Vran hatte seine Einwände bezüglich des Umhangs, welchen die Bruxa ihm bot. Dieser mochte wohl von der Größe her für die Statur eines Hünen und damit auch geeignet sein, doch war er für einen Menschen geschnitten und sah an dem Vran mehr als seltsam aus. Der lange Reptilienhals wölbte sich im Nacken wie ein Buckel und der massige, verräterische Schweif, welchen sich Voli um den Bauch wickeln musste, sorgte ringsum für eine Wölbung, die die fettringe des wohlhabendsten Tavernenbesitzers des Kontinents locker in den Schatten gestellt hätte.
Voli sah schlicht aus wie ein fetter, buckliger Oger und bewegte sich auch wie einer, musste er doch ohne das gewohnte Gegengewicht seines Schweifs ordentlich mit seiner Balance kämpfen und watschelte daher wie ein Pinguin.

Das so ungleiche Trio wanderte zielstrebig die Straßen in Richtung Osten und schließlich Südosten ab und zog dabei viele Blicke auf sich, doch niemand wagte es, sie aufzuhalten oder anzusprechen, abgesehen von einem betrunkenen auf einer Brücke, der wohl Interesse an der Zwergin zeigte und aufdringlich wurde. Voli spielte mit dem Gedanken den Mann einfach in den Fluss zu schmeißen, aber die Bruxa entschärfte die Situation effektiv, wenn auch nicht sonderlich elegant. Sie kamen schließlich an der Stelle an, wo Voli die Fährte der gesuchten Frau gefunden hatte und folgten dieser weiter, bis die Spur von der staubigen, viel genutzten Straße in Richtung Wildnis und Berge abknickte und höchstens noch schmalen Trampelpfaden und Wildwechseln folgte. Als dies passierte und das Treffen mit anderen Menschen immer unwahrscheinlich wurde, streifte Voli die Kapuze zurück und wickelte seinen Schwanz von der Hüfte; ein wahrhaft befreiendes Gefühl.

Sie kamen den Bergen - sofern man sie überhaupt so nennen wollte, wirkten sie doch eher wie felsige, dicht bewachsene Auswüchse auf dem sonst so flachen Antlitz von Redanien - immer näher. Die Landschaft wurde zunehmend hügeliger, benutzte Pfade wurden seltener und verschwanden schließlich vollständig, sodass man förmlich Pionierarbeit leisten musste. Ihr Ziel war wohl eines dieser dicht bewachsenen Auswüchse auf einem Hügel, der dem Flachland zum Trotze gratig und kantig in den Himmel wuchs wie ein Pickel. Die Fährte, welche mittlerweile unverkennbar deutlich war, führte geradewegs darauf zu, ja, hatte diesen Berg wahrscheinlich zum Ziel. Voli machte seine Begleitung darauf aufmerksam und spielte kurz mit dem Gedanken, ob er sich an dieser Stelle nicht wieder von Ihnen trennen sollte, entschied sich aber dagegen. Wenn von der gesuchten Person nur noch ein regloser Körper übrig war, wäre es vielleicht schwer, diesen ohne seine Hilfe zu finden.

Beim Erklimmen des Berges wurde ihnen der Weg von einem Rudel räudiger, wilder Hunde versperrt. Nichts, was Voli groß besorgte. Das Rudel verteidigte sein Revier und machte keine Jagd auf sie, das war klar. Der Vran richtete sich zu voller Größe auf, drückte die Brust raus und sog den Atem scharf ein; wollte ihn gerade fauchend dem Rudel entgegen schleudern, als die Bruxa ihm zuvor kam und selber mit solcher inbrunst die Hunde an fauchte, dass es sogar das Blut in den Adern des Vrans gefrieren ließ und sein Körper sich alarmbereit anspannte. Es war schon ein seltsamer Kontrast, wenn ein so drohender Laut von einer so zierlichen Menschenfrau kam. Ein Umstand, der ihre schöne, äußere Hülle Lügen strafte. Nur eine Täuschung. Voli hatte die Bestie, die sich darunter verbarg, bereits kennen gelernt und wusste es besser.

Die Hunde lösten sich in Luft auf, der Weg führte weiter. “Wir sind nah” warf der Vran, der immer noch die Führung übernahm, seinen Begleitern über die Schulter zu und deutete mit der Klaue einer Pranke nach oben “Klettern”. Nur ein kurzes Stück zu einem Vorsprung und das tat er dann auch. Vran, besonders Winter-Vran, waren gut im Klettern. Die griffigen Hände und Füße fanden leicht Halt in den kantigen Felsen und dort, wo sie keinen Halt fanden, verhakten sich Klauen im Stein und verschafften sich welchen.

Er züngelte in immer kürzeren Abständen. Das Ziel, die Frau namens Ljerka, war nun so nahe, dass die Luft deutlich nach ihr schmeckte. Der Umstand sorgte dafür, dass sein Jagdtrieb zunehmend angestachelt wurde und sein Herz schneller schlug, so als müsse er sich jeden Moment darauf einstellen, seine Zähne in die gesuchte Beute zu schlagen, bevor diese entkommen konnte. Bei dem Gedanken lief dem Vran sprichwörtlich das Wasser im Maul zusammen; ein Relikt aus uralten Zeiten, dem sich die Evolution bisher noch nicht entledigt hatte. Der primitive, unbewusst agierende Teil seines Reptilienhirns scherte sich nicht sonderlich um den Unterschied, einen Vermissten oder potentielle Beute aufzuspüren. Für das Organ war es der gleiche Prozess. Am Ende war es nur wichtig, dass der bewusst gelenkte Teil sich dem Kontext entsprechend korrekt verhielt und entweder zubiss oder freundlich grüßte.

Ljerka, die über den Vorsprung spähte, hatte den Vran wahrscheinlich schon längst gesehen, denn so eine Kreatur wie er hob sich deutlich von der rauen Felswand ab. Dank des dunklen, übergroßen Mantels vielleicht sogar noch viel deutlicher. Voli war sich ihrer Anwesenheit jedoch noch nicht bewusst und kletterte einfach geradewegs nach oben. Konzentrierte sich dabei mehr darauf, den nächsten Halt für einen Fuß oder einen Arm zu finden, als den zackigen Rand des Vorsprungs über ihm nach Leben abzusuchen.
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Sarray Cestay
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Lebenslauf: Sarray

Und dann brach etwas durchs Unterholz, so nah am Boden, dass man es im Eifer des Gefechtes für ein Untier halten konnte. Doch dann zog sich das Untier einige kleine Äste aus dem Haar und spie Tannennadeln aus.
Und das Untier war blond, blauäugig und riss die Augen weit auf, als sie endlich ihre Freundin gefunden hatte.
„Llllljeeerkaaaaa!“, quietsche sie und holperte, stolperte und hüpfte auf die Menschenfrau zu, um ihr beinahe an den Hals zu springen.
Nur das, was sich da hinter Sarray aus dem Unterholz schälte, dass hatte auch nach dem Entfernen von Ästen und Nadeln die Optik eines Untiers. Das einer riesigen Echse. Und damit nicht genug…
Die Bruxa schloss auch noch zu ihnen auf.
Lysira
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Auch Lysira wirkte ziemlich zerzaust, als sie da aus dem Unterholz gekrochen kam, in dem einen Augenblick länger verbracht hatte, um sich die Hose wieder anzuziehen, die sie natürlich beim Klettern verloren hatte. Sie war erleichtert, dass sie Ljerka lebend und wohlbehalten gefunden hatten und freute sich für Sarray, dennoch hielt sie sich lieber im Hintergrund.
Etwas schien sie zu beschäftigen.
„Es freut mich, dass Ihr wohlbehalten seid. Wir haben uns um Euer Wohlergehen gesorgt“, sagt sie dennoch förmlich, was wohl irgendwie in der freudigen Begrüßung Sarrays untergegangen sein müsste. Es kümmerte Lysira nicht groß. Sie hatte ihren Teil erfüllt. Nun ließ sie den Beiden lieber ihre Privatsphäre und trat noch weiter zurück in den Hintergrund. Sie würde sich noch von Sarray verabschieden, ehe sie fortging.
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Ljerka-Ilmatar Veskewi
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Schall breitete sich kreisförmig aus... Eine physikalische Regel die zwar Ljerka nciht direkt bekannt war, die sie aber dennoch nun zu spüren bekam. Eein Geräusch, dass sie nicht zuordnen konnte, dass ihr aber das Blut in den Adern gefrieren lassen wollte. Sie konnte es nicht zuordnen, hatte sie doch keine Ahnung, was eine Bruxa genau vermochte.
Die Auswirkungen allerdings konnte deutlich beobachten, die Hunde ergriffen die Flucht.
Ihre Gedanken rasten. Dass es Sarray, eine Bruxa und ein angeheuerter Vran sein konnten, die nach ihr suchten wäre ihr nicht einmal im Traum eingefallen.
Sie war nun froh, dass sie ihr Schwert mitgenommen hatte. Dieses zog sie nun, auch wenn es - weil nu aus Eisen - gegen ein Untier wenig hätte ausrichten können. Sie dachte an den Tschort, den der Hexer gejagt hatte oder etwas in der Art. vielleicht kam der zurück, vielleicht war der in der Lage Hunde zu vertreiben mit so einem schrei...
Und als dann ein Reptil um die Ecke kam war sie bereits drauf und dran, diesem den hässlichen Kopf abzuschlagen, vielleicht war es ja ein Wyvern oder so ein... wie hießen die? Gabeschwanz? Hatte nicht der Hexer mal erzählt, dass manche die mit Drachen verwechselten? Egal, erschlagen musste man es, ehe es einen fraß.
Nur die kleine blonde Person, die auf sie zukam und quickte und an dem Wyvern vorbeirannte rettete diesem... vielleicht auch Ljerka das Leben.
ob sie im Kampf gegen einen echten Wyvern bestanden hätte war fraglich, gegen einen Vran im übrigen auch.
Und dann folgte noch die Bruxa... und freute sich, dass es ihr gut ging...
"Götter... Sarray!" entfuhr es ihr, ehrlich erleichtert, keinen Tschort vor sich zu haben.
Ihr blick wanderte dann von der Zwergin zu Lysira und zu der Echse, die keine Anstalten machte anzugreifen. Jetzt sah sie auch, dass das riesige Wesen einen Gürtel trug... und... Ausrüstung... Waffen.
"Ne... oder... Sag jetzt nicht... Du hast sowas auch noch angeschleppt?"
Se legte den Kopf schief. Ansatzweise ahnte sie, was 'das' sein konnte. Er für intelligent genug zu halten um zu reden stand aber noch auf einem anderen Blatt.
Dennoch steckte sie nun ihr Schwert wieder weg.
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Voli
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Lebenslauf:

Es war wohl ein glücklicher Umstand, dass die Zwergin und Ljerka zuerst aufeinander trafen, denn das sorgte dafür, dass die Situation erst gar nicht entschärft werden musste. Man hielt es wohl nicht für nötig, dem Vran mitzuteilen, dass sein Ziel bewaffnet war und, gemessen an der narbigen, zähen Haut und der sichtbar ausgeprägten Muskulatur unter dieser, durchaus wehrhaft. Trotz des fortgeschrittenen Alters. Wäre Voli zuerst aus dem Unterholz gekommen, hätte sie ihn mit einem Hieb ihrer Klinge überraschen und töten können. Es war deutlich, dass die Frau ihre Ankunft erwartet hatte; wahrscheinlich wegen des Lärms.

Voli blieb wie angewurzelt stehen, nachdem er das Unterholz verlassen hatte. Klaubte nur ein paar Blätter und Zweige von seiner Haut und Ausrüstung und setzte sich dann auf den felsigen Boden. Schweif um sich geschlungen und Pranken auf den Oberschenkeln. Er versuchte so ungefährlich wie möglich zu wirken. Dass man ihn als ‘sowas’ betitelte, machte es ohnehin schon deutlich, wie er hier wahrgenommen wurde.

Er hatte damit seinen Teil der Abmachung gegenüber der Zwergin eingehalten und war ihr somit nichts mehr schuldig. Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wo es als nächstes hingehen sollte. Wahrscheinlich wieder Richtung Süden; über den Pontar und nach Temerien. In Redanien, besonders so nah an Nowigrad, war er wie vom Pech verfolgt, wobei man nicht behaupten konnte, dass die letzten beiden Tage langweilig waren, aber sie hatten ihn auch keine Krone reicher gemacht. Im Gegenteil: Sein Arm würde ihm wahrscheinlich noch ein paar Tage Schwierigkeiten bereiten. Beim Klettern merkte er bereits, dass er ihn kaum belasten konnte, ohne dass er höllisch schmerzte. Eine Waffe konnte er wahrscheinlich auch nicht mit dem Arm schwingen.
Lysira
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Der Blick der Bruxa fiel auf Voli, wie er verzweifelt versuchte, harmlos zu wirken. Ein stolzes Geschöpf einer uralten Kultur, die diese Welt lange vor den Menschen bevölkert hatte. Ebenso wie die Elfen, die Zwerge, die Gnome… Die Menschen waren erst mit der Sphärenkonjunktion gekommen, ebenso wie die Monster und auch wie ihre eigene Art, die Rasna.

Lysira gab sich Mühe, nicht zu urteilen. Wann immer sie die Beherrschung aufbringen konnte, mischte sie sich nicht ein. Ihr Kompromiss war, dass sie jene Menschen als Nahrungsquelle wählte, für deren Verfehlungen es unmöglich Rechtfertigung geben konnte. Doch letztlich gab es kein Gut und Böse, kein Schwarz oder weiß. Menschen waren Monster und ihre Art, sie selbst, war es auch. Sie hatte ja selbst erlebt, wozu ihre eigene Art im Stande war.

Und sie selbst tötete bestialisch und im Grunde wusste sie ja besser, dass ihre Selektion nicht vollkommen war. Wie würde sie jemals nachvollziehen können, was wirklich in einem Geschöpf vorging, das weniger als hundert Jahre alt werden konnte?

Und dennoch, was Voli da gerade widerfuhr war schlichtweg entwürdigend. Er hatte sich ehrenhafter verhalten als die meisten Menschen, denen sie im Laufe der Jahrhunderte begegnet war. Gewiss, Lysira hatte ihm misstraut und ihn in Angst um Sarray selbst angegriffen, doch das tat ihr nun, da sie sein Wesen kannte ziemlich Leid.

Sie wusste, dass er ihr nicht vertraute und dass sie ihm keinerlei Anlass dazu gegeben hatte. Andernfalls hätte sie ihm angeboten, mit ihm schonmal voraus zu gehen, sie musste ohnehin noch einmal zurück, um ihre Sachen zu holen und um sich in Ruhe von Sarray zu verabschieden.

Stattdessen stellte sie sich neben Voli in etwa dem Abstand von dem sie festgestellt hatte, dass es das nächste war, ohne dass er sich sichtlich unwohl fühlte.
„Es tut mir Leid, Vol‘Atilis. Dass ich dir zu Anfangs misstraute. Und was ich dir deswegen angetan habe. Du bist ein ehrenhafter Vran. Ehrenhafter als die meisten Menschen.“

Sie unterdrückte den Impuls, Ljerka bei diesen Worten einen finsteren Blick zuzuwerfen, obgleich sie bereits eine Meinung hatte von dieser Person, die ihre beste Freundin im Fieberwahn zurückließ um sich an den Vorzügen der hübschen Landschaft zu erfreuen und die ein stolzes Relikt einer jahrtausendealten Kultur als ,sowas‘ betitelte.
„Wenn es eine Möglichkeit gibt, wie ich dich entschädigen kann, sag es mir bitte“, fügte sie noch an Voli gewandt hinzu.
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