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Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 22. Juni 2023, 19:47
von Jakob von Nagall
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von: Wald um Wyzima --> Tempel der Melitele
Datum: Nacht vom 28. auf den 29. August 1278
betrifft: Melanie, Iola
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Jacob. Die englische Version seines Namens. Es wunderte ihn nicht sonderlich, dass sie ihn so aussprach, denn offensichtlich kam sie aus dem englischen Sprachraum. Also dachte er sich auch nichts weiter dabei.
Jemand mit mehr Einfühlungsvermögen oder zumindest mehr Zugang zu seinen Mitmenschen hätte vielleicht Melanies Schulter, eventuell sogar ihre Hand berührt und ihr beruhigend zugesprochen. Doch Jakob war weder das eine noch das andere und so packte er direkt die Griffe der Trage, kaum dass der andere Mann signalisierte, es könne los gehen. Jarel konnte er gerade nicht helfen oder besser: Varelia gab auf ihre Art zu verstehen, dass sie nun übernehmen würde, also warf er seinem Rittervater noch einen Blick zu, den dieser allerdings nicht erwiderte. Er hatte nur eine grobe Ahnung, wie es diesem ging und reagierte ähnlich wie bei Melanie mit Distanz. Sein persönlicher Schutzmechanismus, durch den es nur ab und an jemand hindurch schaffte.
Keine Zeit also weiter zu grübeln - Schwester Philippa voran ging es ins Tempelgebäude. "Wir bringen dich in den Tempel. Keine Angst.", wiederholte er sich Melanie gegenüber, weil ihm nichts tröstlicheres einfiel. Genau genommen leitete Philippa sie zu einem der kleinen Zimmer im Trakt für Gäste und Pilger, wo Jakob selbst anfangs geschlafen hatte, bevor er in den Tempel des Ewigen Feuers umgezogen war. Gemeinsam mit Mendel lagerte er Melanie vorsichtig auf das Bett um. Ein Schlaflager, das im Vergleich zu modernen Betten den Namen eigentlich nicht verdiente, aber es war sauber und vergleichsweise frei von Ungeziefer.
Philippa verschwand und holte sich eine Schwester zu Unterstützung, Mendel verschwand ebenfalls wieder und Jakob fand sich einige Minuten allein mit der Verletzten, die allerdings aussah, als würde sie vor sich hin dämmern. Also tat er das, was er am besten konnte: schweigen.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 22. Juni 2023, 20:14
von Iola
Etwas…nein jemand betrat den Raum…nein…jemand wehte hinein wie ein frischer Wind.
Es war die Novizin, an der Jakobs Herz hing und deren Herz ihm gehörte. Sie trug ein schwer beladenes Tablett mit Verbandsmaterial, Phiolen, einer stark duftenden Kanne Tee und nur einer Tasse.
Verstohlen sah Iola sich um. „Eine Verwundete wurde gefunden?“, fragte sie aufgeregt, stellte das Tablett ab und streifte Jakob – ganz zufällig – sanft am Oberarm.
„Geht es dir gut?“, wollte sie wissen. Das Mädchen machte sich – sehr unprofessionell- in erster Linie Sorgen um den Mann, den sie liebte.
Möge die Göttin ihr verzeihen.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Donnerstag 22. Juni 2023, 20:32
von Melanie Johnston
Keine Angst, das sagte sich so einfach. Aber so war es schließlich immer, fast alle Dinge waren einfacher gesagt als sie schließlich umzusetzen waren. Sie nickte aber leicht als Jakob ihr sagte was als nächstes passieren würde, eigentlich war das ja zu erwarten gewesen, vielleicht nicht direkt ein Tempel, zugegeben. Aber so konnte sie zumindest ausschließen das sie irgendwo waren wo sie sich auskannte. Beruhigend war das in keinem Fall, immerhin wusste sie noch immer nicht wo sie war und wie sie hier hin gekommen war. Ein leises schmerzhaftes Stöhnen entqich ihren Lippen als sie umgelagert wurde. Im Vergleich zu den Unterlagen die sie diese Nacht bisher hatte war das mehr als willkommen was sie nun unter sich hatte. Sie bemerkte kaum das jemand dazu kam, erst als sie eine neue Stimme vernahm, in dieser Sprache die sie nicht verstand, aber irgendwie osteuropäisch klang. Sie schaute auf und beobachtete die Blicke die die beiden wechselten. "Wann erklärst du mir wo ich bin..." sie klang zwar schwächlich, aber auch fordernd und machte eine Bewegung mit ihrem unverletzten Arm die definitiv mehr Einschluss als nur das Zimmer und den Tempel.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Samstag 24. Juni 2023, 21:29
von Jakob von Nagall
Iola wehte herein und natürlich hatte er für lange Momente nur Augen für sie. Philippa musste sie geweckt haben, aber sie wirkte dennoch frisch und ausgeruht. Er machte ihr Platz, damit sie das Tablett an das Bett Melanies stellen konnte, wich ihr dabei aber nur halbherzig aus und hob die Hand in einer scheinbar leitenden Geste. Seine Fingerspitzen streiften federleicht über ihren Rücken, so wie Iola wiederum ihn wie zufällig berührte. Ein Tanz zweier Wesen umeinander, die ihre Zuneigung nicht zeigen durften und deren Körpersprache sie gleichzeit hinaus brüllte.
Violettas Frage irritierte ihn etwas und er nickte nur fahrig. "Sicher." Die Verletzte lag eingewickelt wie eine halb fertige Mumie auf dem Bett und sah zu ihnen auf. Noch mehr Fragen, nun aus Melanies Richtung. Jakob setzte gerade an zu antworten, als Schwester Philippa herein kam und ihn mit einem knappen: "Raus.", des Zimmers verwies. Im Arm hatte sie ein Bündel, das sie nun auf einem Stuhl platzierte. Jakob hob entschuldigend die Hände. "Das ist komplizierter. Ich erklär es dir, nachher.", dann ließ er sich von dem strengen Blick hinaus werfen. Philippa hatte bereits angesetzt, Melanie den Mantel zu entfernen, den sie ohnehin nur noch an einem Arm trug. Jakob vermutete, die beiden Damen würden der Fremden wohl aus der Kleidung helfen und sie in das übliche Mehlwurmkostum stecken, das hier jeder trug, der sich keine Farbe leisten konnte.
Jakob ließ sich vor dem Zimmer einfach an der Wand hinab rutschen und versuchte, seine Gedanken zu sortieren. Langsam wuchs ihm das über den Kopf. Der Eiertanz mit Lothar, seine Zuneigung zu Iola, Jarels Ausraster und sein Anteil daran, die Geschehnisse in Nowigrad. Und nun eine Reisende, die sehr wahrscheinlich aus seiner Welt, wenn auch nicht unbedingt seiner Zeit kam. Er zog die Beine an, stützte die Ellenbogen auf die Knie und grub die Finger in das dichte, schwarze Haar. Sorgen. Er machte sich Sorgen und konnte mit niemandem darüber reden, weil der, um den sich der Hauptteil der Sorge drehte, auch der war, mit dem er üblicherweise darüber redete. Scheiß Gefühl, auf sich allein gestellt zu sein, musste er erkennen.
So saß Jakob im Zwielicht des frühen Tages auf dem Steinboden im Meliteletempel und wartete. Auf eine Eingebung. Auf den Morgen. Oder schlicht darauf, dass er wieder ins Zimmer durfte.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Samstag 24. Juni 2023, 21:59
von Iola
Iola war nicht geweckt worden um ihren Liebsten zu sehen. Sie war nicht geweckt worden ihn zu streicheln, zu küssen…zu umarmen…
Iola seufzte, fast hätte sie Philippas Kommandos überhört. Nein…sie war hier zu dienen und zu helfen.
Und das tat sie, ruhig, mit geschickten Händen …
…und den Gedanken vollkommen woanders.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Samstag 24. Juni 2023, 22:31
von Melanie Johnston
Sie schmunzelte leicht als sie Jakobs und Iolas 'Tanz' bemerkte. Auch wenn sie sich dazu nicht äußerte sie ahnte was zwischen den Beiden passierte. Sie hatte dieses Spiel selbst langgenug selbst gespielt. Und ja sie hatte gewonnen.
Sie seufzte leicht bei dem Gedanken daran und wirkte kurz mit den Gedanken woanders. Deshalb bekam sie auch nur mit etwas Verzögerung mit das Jakob zu ihr sprach und dann verschwand. Das sie das ein wenig beunruhigt konnte man ihr anmerken, aber als ihr der Grund dafür aufging beruhigte sie sich etwas. So bewegte sich, soweit es ging so das man ihr die Kleidung, soweit es die Frauen für nötig hielten, ausgezogen werden konnte. Auch wenn ihr manche Bewegungen sichtlich unangenehm waren tat sie ihr möglichstes um eine vorbildliche Patientin zu sein. Jetzt da das Licht viel besser ist, kann man auch genau sehen das es kein Dreck auf der Haut war. Es ist tatsächlich, ein sehr farbenfrohes und fast lebendig wirkendes Tattoo. Mit ein wenig Abstand erkennt man schnell einen Vogel, genauer gesagt ein Phönix, Flammen und Gefieder sind zusammen verflochten. An Armen Beinen, Händen und Füßen. Auf ihrem ganzen Körper ist ihre Haut damit bedeckt. Nur ihr Gesicht und der obere Teil ihres Halses sind in ihrem natürlichen Teint. Leicht gebräunt. Sie hat unzählige Narben an Armen und Beinen, am Bauch auch einige, die meisten wohl von Verletzungen. Eine allerdings, scheint von einem Kaiserschnitt zu sein. Die Narben sind so blass und fein das sie durch das Tattoo fast unkenntlich gemacht sind. Ihr äußeres wirkt eher wie das einer 16 - 17 jährigen. Die Spuren auf ihrem Körper wirken für das augenscheinliche Alter eher wie der Körper einer älteren Frau.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Sonntag 25. Juni 2023, 19:10
von Jakob von Nagall
Schwester Philippa machte nicht den Eindruck sonderlich kompromissbereit zu sein, wenn es darum ging, was sie für das Beste für eine Patientin hielt. Und auch wenn es um Kleidung ging.
"Sieh dir das an, Schwester Iola. Diese Hosen. So läuft eine ehrbare Frau nicht herum.", muckerte sie, während sie Melanie aus den Schuhen und eben diesen verpönten Hosen half... und verharrte. "Bei der großen Mutter.", entfuhr es ihr trotz aller Professionalität angesichts der Körperkunst auf der Haut der Frau. Ein kurzer Blick zu Iola, dann machte sie einfach weiter damit, Melanie aus der ungewöhnlichen Kleidung zu schälen. Das Höschen ließen sie ihr, dann steckten sie die Verletzte in eine Art Nachthemd aus Leinen, das man um die Hüfte gürten konnte, wenn man wollte. Den Gürtel legte Philippa auf einen Stuhl.
Da der verletzte Arm zur Fixierung mit in den Verband um den Torso integriert war, konnte Melanie allerdings vorerst nur einen Ärmel nutzen.
Dann wurde die Patientin auf einem Kissen zurecht gerückt und mit einer Walkdecke zugedeckt. Damit überließ Philippa der jüngeren Schwester die weitere Pflege und verschwand schon fast fluchtartig.

Jakob war draußen sitzend eingedöst, als Schwester Philippa heraus gerauscht kam. Schnell erhob er sich wieder und sah der Frau ins Gesicht. Sie wirkte... erschreckt?
"Wir sind Hilfe für alle, die Hilfe brauchen... aber beim Licht der Großen Melitele, was ist diese Frau?"
Jakob wirkte etwas bestürzt und wollte im Reflex 'Ein Mensch?' antworten, aber dann erinnerte er sich daran, was Jarel gesagt hatte. Ihre Augen hätten geleuchtet und er zögerte, bevor er sagte: "Sie brauchte Hilfe. Alles andere muss ich selbst noch heraus finden." Und plötzlich hatte er es eilig wieder ins Zimmer zu kommen, denn Iola war mit der Fremden allein.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Sonntag 25. Juni 2023, 20:18
von Iola
Die junge Schwester, die bei Melanie blieb wirkte nicht ansatzweise so irritiert wie ihre Glaubensschwester. Sie wirkte eher…fasziniert.
In Gegenwart der Älteren jedoch sagte sie kaum einen Ton, gehorchte und half, wo sie konnte.
Man könnte sie durchaus für schüchtern halten, wenn man mit den Hackordnungen und Spielregeln im Tempel und in dieser Welt nicht kannte.
Erst als die beiden Frauen allein waren, richte Iola das Wort an die Verletzte.
„Ich habe einen Tee hier, der die Schmerzen lindert und euch schlafen hilf.“, erklärte sie mit einer für diese zarte Gestalt erstaunlich rauen Stimme, während sie Tablett, Kanne und Tasse in Reichweite stellte. Dass die Fremde sie nicht verstand, hatte sie noch nicht begriffen.
Dann zog sie einen Schemel heran und lächelte ein freundliches, etwas verschwörerisches Lächeln.
„Die das Körperbild magisch?“, weiter kam sie nicht, denn schon trat Jake wieder ein und – ob Iola es wollte oder nicht – ihre Augen begannen augenblicklich glänzend zu leuchten.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Sonntag 25. Juni 2023, 20:35
von Melanie Johnston
Melanie machte so gut sie konnte mit um zu helfen, bzw. machte sie wozu sie überhaupt in der Lage war angesichts ihres Zustands. Sie bemerkte sehr wohldie Blicke die vor allem die ältere Priesterin ihr zu warf. Es war nicht so das sie solche Blicke nicht gewohnt war, auch in ihrer Welt, aber sie zuckte meist nur mit den Achseln wenn sie Kommentare dazu zu hören bekam. Nicht das sie sie im Moment verstanden hätte, aber die Blicke der älteren sagten mehr als die Worte hätten sagen können.
Sie schaute der alten hinterher und presste noch einleises "Danke" heraus. Auch wenn sie es nicht verstanden war das doch das Mindeste. Als die junge ihr erzählte das dort ein Tee für sie war, wirkte sie ziemlich verwirrt, die Kombination der Worte und des zeigen halfen ihr aber zu verstehen was das anging zumindest. "Ich verstehe dich leider nicht." Sagte sie dann mit wahrnehmbaren bedauern in der Stimme. Als sie Jakob hereinkommen sah wirkte sie beruhigter das sie nun wieder jemand verstehen konnte und sie vielleicht endlich auch verstehen würde was hier eigentlich los war. So verwirrt war sie nicht mehr gewesen seit in ihrem Kopf auf einmal jemand angefangen hatte mit ihr zu reden. Apropos... Wo war sie... Sie konnte spüren das sie da war, aber es war eher so als sei sie kilometerweit weg...

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Mittwoch 28. Juni 2023, 14:28
von Jakob von Nagall
Jakob glitt doch den Türspalt wieder ins Zimmer und blieb einen Moment neben der Tür stehen. Die letzten Worte, die gewechselt wurden, bekam er noch mit. Das Körperbild. War es das, was Schwester Philippa so beunruhigt hatte? Jakob hatte Teile der Tätowierung bereits gesehen, aber auch wenn es scheinbar ein recht großes Bild war, blieb es für ihn etwas halbwegs normales. Zwar etwas, dass er für sich nie in Betracht gezogen hatte, aber man begegnete vor allem in Hamburg und später in Phoenix ständig tätowierten Leuten. Hier war es eher weniger üblich und daher für die Priesterin eher verstörend.
Der Knappe lehnte sich neben der Tür an die Wand und blickte mit seinen ständig viel zu ernsten Augen zwischen den Frauen hin und her. "Sie spricht unsere Sprache nicht.", informierte er erst Iola und wandte sich dann Melanie zu. "Sie möchte wissen, ob das Tattoo magisch ist.", dolmetschte er in die andere Richtung und musterte Melanie auf die ihm eigene Art, bei der er minutenlang nicht zu blinzeln schien. "Mich interessiert allerdings eher, woher du kommst. Und aus welcher Zeit." Umsicht, Behutsamkeit und Diplomatie waren eindeutig nicht seine Stärken. Dann fiel ihm ein, dass die Waffen und ein Teil der Ausrüstung noch auf dem Karren lagen. Aber vielleicht war es ganz gut, sie erst einmal unbewaffnet vor sich zu haben. Langsam kehrte auch das ihm eigene Misstrauen zurück.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Freitag 30. Juni 2023, 17:23
von Iola
Die Verletzte verstand sie zwar nicht, wirkte aber freundlich und tat was sie konnte um es den Schwestern so einfach zu machen, wie es eben möglich war.
Entsprechend warm war Iolas Lächeln, selbst als Jakob nicht im Raum war und als er im Raum war sogar noch…wärmer.
Die junge Schwester richtete, was sie konnte und überließ Jakob das Reden. Das fiel ihr nicht schwer. Sie hatte über ein Jahrzehnt geschwiegen, da fiel es ihr eher schwer zu Reden als zu Schweigen.
Außer wenn Jakob und sie allein waren. Ja…dann war alles anders…

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Freitag 30. Juni 2023, 17:51
von Melanie Johnston
Melanie blickte schließlich zwischen den beiden hin und her Iola entschuldigend und Jakob mit Neugier und auch Resignation. Normalerweise war sie so gar nicht auf solche Fragen gefasst, oder überhaupt gewillt auf sie einzugehen. In ihrer Welt war das ganze eher im verborgenen und die wenigsten wussten etwas über 'Magie'. Die Art wie sie hier? Angekommen war und das sie direkt so darauf angesprochen wurde ließ sie da etwas... weicher werden was den Status Quo anging. Sie nickt Jakob schließlich zu. "Vorweg lass mich ausreden, ich habe keine Lust dauernd auf zwischenfragen zu reagieren. Wenn ich fertig bin beantworte ich gerne Fragen... Aber ich will auch einige beantwortet haben." Sie redete ziemlich ernst und es war recht offensichtlich das sie Widerworte was das anging nicht akzeptieren würde. Sie versuchte den Kopf irgendwie etwas höher zu platzieren so daß sie ihn ansehen konnte ohne einen Krampf im Nacken zu bekommen. "Das ist eine lange Geschichte, ich halte es also kurz, Rückfragen später. Ja das ist magisch. Und nein es ist nicht gefährlich, solange ihr mir nicht gefährlich werdet, da ihr mir geholfen habt, schließe ich das aus, für's Erste." Sie redete recht schnell, aber dennoch deutlich, sie hatte zwar diesen ausgeprägten britischen Akzent, aber sie war es anscheinend gewohnt vor Menschen zu sprechen und sprach jedes Wort sehr präzise aus. "Zu deinen Fragen.. Ich komme aus England, London um genau zu sein. Das letzte mal das ich heute morgen auf den Kalender geschaut habe war es Freitag der 13te September 2024. Es hat geregnet wie aus Eimern und war auf einer Landstraße unterwegs. Ich hatte einen Taco zum Abendessen." Sie endete und schaute Jakob nun erwartungsvoll an, sie hatte ihn zwar die ganze Zeit gemustert als sie erzählt hatte um an seinem Mienenspiel etwas ablesen zu können, aber für ihre normalerweise gute Menschenkenntnis war sie einfach zu erledigt von den Ereignissen des Tages und vorallem des Abends und der Nacht. Falls jemand nachgesehen hatte gab es zumindest für das Datum und, das sie abends unterwegs war eine Bestätigung auf ihrer Armbanduhr.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Montag 3. Juli 2023, 14:20
von Jakob von Nagall
Der stille Mann lehnte an der Tür und hörte zu, äußerlich scheinbar unbewegt, auch wenn es in ihm auf Hochtouren arbeitete. Die erklärenden Worte waren im Vergleich zur voraus geschickten Ansage, keine Zwischenfragen zu stellen, relativ spärlich und warfen mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Wobei es bei Jakob nicht nötig war, ihn davon abzuhalten, zu unterbrechen. Im Gegenteil: man musste ihn eher dazu zwingen, sich am Gespräch zu beteiligen. Entsprechend dehnte sich das Schweigen noch eine Weile, nachdem Melanie geendet hatte.
2024. Zwanzig, nein einundzwanzig Jahre in seiner Zukunft. London, also immerhin seine Welt, aber doch wieder nicht, denn sie sprach tatsächlich von Magie. Iolas Instinkt oder der von Philippa hatten die Schwestern also nicht getrogen. Das machte alles nur komplizierter... Besser sein Orden bekam davon nichts mit. Was wiederum hieß, er musste darauf achten, dass Lothar und Melanie sich nicht über den Weg liefen. Und Jarel war nun auch wieder hier... Beim Licht, es wäre wohl das Beste, wenn er sich nur noch im Tempel aufhielt, aber... sein Blick streifte Iola und wurde augenblicklich weicher. Den kalten Augen entlockte normalerweise nichts auch nur einen Hauch von Emotion... normalerweise. Aber was war schon noch normal, seit... Jakob zwang sich, Melanie wieder anzusehen und hob leicht das Kinn.
Dafür, jemandem etwas schonend beizubringen, war er nicht talentiert, also sagte er: "Wir schreiben das Jahr 1278 nach dem Kalender der Menschen. Du befindest dich nicht mehr in London, nicht mal in Europa oder der Welt, wie du sie kennst. Das Portal, durch das du mit deiner Maschine gekommen bist, verbindet so etwas wie parallele Universen." Ein Mundwinkel zuckte freudlos. "Tacos gibt's hier nicht."
Er wartete nur einen Moment, dann fügte er hinzu: "Magie ist hier bekannt, aber die wenigsten stehen ihr unvoreingenommen gegenüber." Immerhin platzte er nicht gleich damit heraus, dass sie im blödesten Fall auf dem Scheiterhaufen endete, vor allem wenn sein Orden ihrer habhaft wurde.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Montag 3. Juli 2023, 19:38
von Iola
Der Ton hatte sich geändert.
War da…eine Drohung? Die Worte verstand Iola nicht, aber von einem Moment auf den anderen fühlte sich die Novizin nicht mehr wohl.
Natürlich durfte sie das nicht zeigen. Oder besser…sollte…
Doch Jakob würde es auffallen, den gesenkten Blick, den zwischen den Schultern gezogenen Kopf und das leichte zur Seite drehen, schließlich gab es da etwas zu schützen, das wichtiger war als ihr Leben. Wichtiger als alles andere auf dieser Welt.
Hilfesuchend sah Iola zu Jakob. Der Drang, sich zum Schutz in seine Arme zu werfen war kaum noch zu unterdrücken.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Montag 3. Juli 2023, 20:05
von Melanie Johnston
Melanie versuchte in seiner Miene irgendwas abzulesen, aber herrje, der war ja noch schlimmer als Mailin und das sollte schon was heißen, immerhin arbeitete sie für die Chinesen. Sie seufzte und wartete auf Fragen, vergeblich im Moment wie es schien, dabei hatte sie es absichtlich so knapp gehalten das Fragen fast unausweichlich waren. Natürlich hatte sie auch haarklein alles erklären können, aber dafür war sie heute Abend einfach zu erledigt. Sie sank wieder ein wenig mehr auf das Kissen und hörte ihm nun zu. Und was sie da zuhören bekam, naja es war abgedreht, aber bei weitem nicht das abgedrehteste was sie in den letzten 10 Jahren mitgemacht hatte. Sie verzog den Mund etwas, es musste den Anschein erwecken das sie völlig schockiert war, aber es war nur eine Erinnerung, zugegeben an ihren Tod, eventuell, so genau wusste sie das bis heute nicht. Es hatte zumindest so geklungen als die Anderen es ihr erzählten und machte auf eine verdrehte Weise auch Sinn. Feuer, verbrennen und dann der Phönix. Sie schüttelte den Kopf um wieder gedanklich in der Kammer zu sein. Mittelalter also.. Kein Wunder das Magie hier nicht so gern gesehen war. Sie schauderte etwas als ihre Gedanken zur Hexemverbrennung wanderten. Unweigerlich musste sie anfangen zu lachen, herzlich und ungehemmt, ihr stiegen Tränen in die Augen und ein wenig Schmerz in ihre Züge, was wahrscheinlich den schmerzenden Rippen geschuldet war. Jedenfalls kriegte sie sich gar nicht mehr ein und lachte einfach nur noch. Wenn man von der Situation mal absah dann war es ein unheimlich ansteckendes und ehrliches Lachen. Keine Spur von Angst oder Verwirrung. Es war einfach nur vollkommen unpassend für die Nachrichten die sie gerade gehört hatte.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Dienstag 4. Juli 2023, 06:42
von Jakob von Nagall
Iolas Reaktion auf die Worte Melanies hatte er bemerkt und es erinnerte ihn daran, dass er übersetzen musste. Das hatte er vergessen. Die junge Priesterin wirkte plötzlich angespannt und beunruhigt.
Sie sagt, die Tätowierung sei tatsächlich magisch, aber wir...", begann er, wurde aber vom plötzlichen Heiterkeitsausbruch der anderen Frau unterbrochen. Was war das jetzt? Ein hysterischer Anfall? Aber dafür klang es zu herzlich und frei. Er tauschte einen Blick mit Iola und trat endlich näher an sie heran, weil irgendetwas an ihrer Haltung bei ihm wiederum einen Mechanismus in Gang setzte, der dafür sorgte, dass er sie beschützen wollte. Sanft legte er ihr eine Hand zwischen die Schulterblätter, ohne wirklich zu wissen, was er tat. Aber wem sollte Melanie auch etwas verraten? Sie sprach kein Wort Gemein und war vielleicht nicht ganz dicht, so wie sie gerade los gackerte, also ließ er die Vorsicht etwas fallen.
"Du musst nicht bei ihr bleiben, Violetta, wenn sie dich beunruhigt.", sagte er leise zu Iola, dann etwas lauter zu Melanie: "Alles in Ordnung? Ich habe das durchaus ernst gemeint."
Ein Lachen konnte so ansteckend sein, wie es wollte, bei Jakob brauchte es viel, um ihn mitzureißen. Der Knappe wirkte auf Außenstehende völlig humorlos und für sein Alter viel zu ernst. So beobachtete er Melanie auch jetzt wieder aus diesen hellen Augen, die scheinbar niemals blinzeln mussten. Immerhin hatte es ihn über die Zeit hier so weit verändert, dass das Lachen ihn nicht aggressiv machte, was zum großen Teilen Jarels Verdienst war.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Dienstag 4. Juli 2023, 12:48
von Iola
Iola wusste sehr wohl, dss sie ihre Zuneigung zum jungen Knappen nicht zeigen durfte, aber seine Berührung war genau das, was sie in diesem Moment brauchte. Gern hätte sie sich in seine Arme geflüchtet, aber mehr als ihm das Gesicht zuzuwenden und ein verkrampftes Lächeln zu schenken war in diesem Moment nicht drin.
„Hat sie uns gedroht?“, fragte die Novizin leise. Sie war verunsichert und hoffte inständig, dass die mangelnden Sprachkenntnisse der Patientin keine Finte war um sie auszuhorchen.
„Und warum lacht sie?“
Tatsächlich war Violetta nach weglaufen, aber das kam nicht in Frage. Sie diente in diesem Hause jedem, der Hilfe benötigte, ob nun Freund oder Feind.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Dienstag 4. Juli 2023, 13:49
von Melanie Johnston
Es dauerte tatsächlich eine gefühlte Ewigkeit bis sich Melanie halbwegs beruhigt hatte. Sie hustete nun einige Male bis sie wieder halbwegs ein Wort herausbringen konnte. "Entschuldigung... Ich musste nur an etwas denken.. Eine Freundin hat zu der Zeit auch schon gelebt in meiner Welt... Sie hat noch ein Original des Malleus Maleficarum.. Das hätte sie amüsiert das ich jetzt hier bin." Sie hustete nochmal und schaute an die Denke. "Ich glaube dir was du gesagt hast.. Ich dachte nur nicht das so etwas möglich wäre... Wundern tut es mich nicht bei all dem scheiß der Wirklichkeit ist..." Sie drehte den Kopf schließlich etwas zu Iola und Jakob und einige dicke Tränen Tannen ihre Wangen hinab. Sie brauchte in diesem Fall keine Worte ihre Gesten und Verhalten erzählten ihr mehr als die beiden bereit waren zu sagen. Auch wenn sie niemand außer Jakob verstehen konnte sprach sie nun leise und mit einer hörbar sehr traurigen Stimme zu Iola. "Du bist schwanger! " Es war eher eine Feststellung denn eine Frage, dieses Verhalten war universell und sie hatte es selbst auch bei sich selber schon gesehen und gespürt. Ihre Augen wanderten kurz zu Jakob. "Du bist der Vater!" sagte sie ganz leise und lächelte leicht, ein wenig wehmütig, sie legte sich dann den Zeigefinger auf die Lippen. Noch so ein universelles Zeichen, sie würde Schweigen.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Dienstag 4. Juli 2023, 20:01
von Jakob von Nagall
Eine Freundin hat zu der Zeit auch schon gelebt... Malleus Maleficarum. Die Worte schlugen in Jakobs Schädel gleich mehrere Alarmglocken an und statt ihre Heiterkeit gelassen zu nehmen, verdüsterte sich sein Blick. Über 700 Jahre wurde man in seiner Welt nur alt, wenn man zum Vampir gewandelt war und damit zum Feind gehörte. Sicher gab es wenige Ausnahmen unter den Freien und auch unter den Tempelrittern, aber das Gros gehörte eben nicht zu den Menschenfreunden. Und Melanies weitere Worte sorgten trotz der Geste. Nicht gerade dafür, dass er sich entspannte, obwohl er Iola eigentlich die Furcht nehmen wollte.
Etwas heiser sagte er mit Blick zu dieser: "Nein, sie droht uns nicht. Sie sagte, sie ist für uns nicht gefährlich, solange wir ihr nicht gefährlich werden." Trotzdem klang durch, dass er sie nicht noch einmal allein mit dieser Frau lassen würde. Dann hob er die unter düsteren Brauen dunkler wirkenden Augen wieder zu Melanie, sprach aber weiter Gemein. "Und sie hat erraten, dass du ein Kind erwartest. Von mir." Es von jemand anderem zu hören hatte zweierlei Wirkung - zum einen fühlte es sich plötzlich doppelt real und unumstößlich an, was ihn nervös werden ließ. Zum Anderen machte es ihm deutlich, dass sein Verhalten Iola gegenüber zu auffällig war, denn eine völlig Fremde vermochte es richtig zu deuten. "Ich muss vorsichtiger werden, Iola.", sagte er leise und sah ihr in die hübschen, blauen Augen. Im Gegensatz zu ihr hatte er keinen Zweifel daran, dass Melanie kein Wort verstand. Nur was machte er jetzt mit dieser? Irgendwann würde sie sich ausdrücken können und dann konnte sie zum Problem für ihn werden.
Sicher, gerade in Wyzima und Nowigrad rannten bestimmt hunderte von Bastarden irgendwelcher Rosenritter herum, aber er wollte nicht irgendein Ritterbruder sein und bleiben. Er hatte inzwischen Ambitionen und die erforderten eine makellose Legende. Eine ganze Weile musterte er Melanie daher schweigend.
"Du solltest dich ausruhen.", sagte er schließlich unterkühlt auf Englisch. "Der Tee hilft gegen die Schmerzen und beruhigt. Wir reden später weiter." Er musste nachdenken. Darüber, dass sie fort laufen könnte, machte er sich keine Sorgen. Wo sollte sie schon hin? Und wenn doch, musste er sich keinen Kopf mehr machen.
Lügner.

Re: Das Haus der Melitele - Quartiere

Verfasst: Dienstag 4. Juli 2023, 20:18
von Iola
Erschrocken legte Iola die Hand auf die Brust und rang nach Luft.
‚Er‘ musste vorsichtiger werden? Das mussten sie beide.
Hieß das, sie durften sich nicht mehr sehen?
Iola schlug augenblicklich den Blick nieder und reichte Mel die Tasse mit dem Tee.
„Sagst du ihr bitte, dass ist gegen die Schmerzen?“ Iolas Stimme zitterte, mindestens eine Oktave höher als üblich.
Sie hatte Angst. Das und der Gedanke, Jakob nicht mehr sehen zu dürfen reichten in ihrem hormongefluteten Kopf um ihr die Tränen in die Augen schießen zu lassen. Und das versuchte sie zu verschleiern, in dem sie den beiden nicht mehr in die Augen sah.