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Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Samstag 28. Oktober 2023, 09:17
von Melanie Johnston
"Wir sind in einer besetzten Stadt... Es herrscht Krieg?" Sie schaute sich um als suche sie nach beweisen für diese Aussage und schaute dann wieder zu Jakob. Großartig, das war es dann mal wieder mit den einfachen Entscheidungen. Manchmal fragte sie sich was in ihrem früheren Leben falsch gelaufen war das ihr Karma so kaputt war. Vor allem bei all den guten Dingen die sie jetzt tat. Seufzend legte sie den verbliebenen Apfel auf ihre Knie, in der Rinne die ihren Oberschenkel bildeten rollte dieser zu ihrem Schoß als sie sich vorbeugte und die Hände auf die Augen presste. Ein leise Schluchzen entwich ihr, trotz ihres Vorsatzes nicht vor anderen zu weinen. Das schluchzen war aber alles das sie sich erlaubte, dennoch blieb sie in dieser Haltung und wiegte sich langsam vor und zurück. Melanie drehte den Kopf langsam auf die Seite und schaute zu Jakob auf. "Weist du dass ich nun in dieser Welt bin hab ich als Chance gesehen. Neu anfangen ohne Bindungen ohne Dinge die mich zurück halten.. und jetzt hänge ich hier zwischen zwei Fronten. Und ich weiß nicht was ich tun soll. Ich bin nicht unauffällig, weder äußerlich noch charakterlich. Egal wo ich hingehen werde werde ich es schwer haben ein neues Leben aufzubauen. Ich werde anecken so oder so. Egal wie ich mich entscheide." Sie drehte ihren Kopf wieder so das sie auf den Boden schauen konnte. Ein gedämpfter Schrei entführ ihr, anscheinend hatte sie ihre Faust halb im Mund um den Krach zu dämpfen. "Alles was ich bin eckt an. Ich könnte besser wieder in den Wald gehen und mich irgendwo verkriechen." Sie versuchte sich durch Atemübungen zu beruhigen und schwieg eine Weile ehe sie wieder aufschaute um sich dem Apfel in aufrechter Haltungbzu widmen zu können. "Ich muss mehr wissen und das kann ich nur wenn ich auch verstehe was ich höre...

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Montag 30. Oktober 2023, 09:11
von Jakob von Nagall
Na super. Wenn er mit etwas noch weniger umgehen konnte, als mit Frauen, dann waren es weinende Frauen. Wieso konnte er auch nicht einfach die Klappe halten und das Reden den Leuten überlassen, die das gerne machten und oder Talent dafür hatten? Da hatte er nun die Quittung. Andererseits wäre eine schonendere Version auch nur wie ein Kissen auf dem Fakirbrett. Die Nägel blieben und irgendwann kamen sie doch durch das Polster und erinnerten einen an die Realität. War es dann nicht besser, die harten Fakten zu haben? Keine Ahnung - für ihn schon. Er schwieg eine Weile zu ihren Worten. Was genau er sagen wollte oder sollte, wusste er nicht und bevor er schwafelte, war er lieber still und sortierte seine Gedanken. So war er gestrickt. Eine Antwort bekam man in der Regel erst, wenn die Sortierung der Worte in einem Satz vollständig durch seinen Kopf gegangen war.
Sein gewöhnlicher Impuls wäre gewesen, zu gehen und ihre Probleme nicht zu seinen zu machen. Darin war er fast so gut wie im Schweigen. Aber Melanie erinnerte ihn in ihrer direkten, görenhaften Art schmerzhaft an Miriam - ein Grund weshalb er zuerst so ruppig zu ihr war und nun trotzdem sitzen blieb. Sein Zwilling hatte auch nie damit hinterm Berg gehalten, was sie von jemandem hielt oder über ihn dachte und war damit oft genug angeeckt, vor allem bei ihrem Vater. Und sie war pure Energie gewesen, wo er eher das ruhende Wasser darstellte. Gegenpole, hatte ihre Mutter immer gesagt. Jakobs ruhendes Wasser war mit Miriams Tod zu einem tobenden Ozean geworden, als müsse das Schicksal jene zweite Hälfte, die nun fehlte, irgendwo an ihm unterbringen. Entsprechend war er tückisch geworden wie die See - meistens ruhig, aber urplötzlich riss es einen in den Untergang.
Er spielte mit seinem zweiten Apfel und sah sie nach einer Weile wieder an, die stechend hellen Augen wie so oft direkt auf sein Gegenüber gerichtet, ohne Bewegung in den Lidern. Als müsste er niemals Blinzeln. "Diese Welt hier ist wie sie ist, daran ändern wir im Moment nichts. Ich kann dir nur anbieten, sie dir zu zeigen. Try and error ist einfach nicht zu empfehlen. Ich hatte das Glück, jemandem zu begegnen, der mir diese Welt gezeigt hat und ich denke, es ist nur recht, wenn ich das so gut es geht weiter gebe.", erwiderte er nüchtern. Dann zuckte es kurz an einem seiner Mundwinkel. "Im Wald gibt es Monster. Die stinken meistens, machen Ärger und schmecken nicht mal." Hatte er gerade einen Scherz versucht? Schwer zu sagen...
Jakob richtete sich etwas auf. "Wir können einen Deal machen. Du kommst erstmal mit uns und lernst die Sprache. Bilde dir eine Meinung, aber lass dich begleiten. Danach kannst du immernoch entscheiden. Und das mit dem Anecken..." Er zwinkerte tatsächlich! "Wir verkaufen dich notfalls einfach als besessen." Doch, er machte definitiv blöde Witze. Für Jakob ein bisschen ein Testballon, ob man sie ähnlich gut anzünden konnte, wie seine Schwester einst.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Montag 30. Oktober 2023, 13:47
von Melanie Johnston
Jakob hatte in dem Fall das Glück das Melanie es nicht lange aushielt zu weinen. Das sie es jetzt überhaupt gemacht hatte war schon eine gewaltige Ausnahme. Und es als weinen zu bezeichnen war dann doch etwas übertrieben. Weinen, wirklich geweint hatte sie das letzte Mal als Amber in ihren Armen gestorben war. Sie fragte sich oft wie das Schicksal so grausam sein konnte. Erst starb ihr Verlobter am Abend des Antrags dann gewährte das Glück ihr eine zweite Chance mit der Schwangerschaft und Amber. Nur um ihr Amber zwei Jahre später wieder zu entreißen. Das Schicksal war viel zu oft der Grund dafür das sie den Tränen nachgeben musste. Zur Abwechselung hatte sie gehofft das es diesmal vielleicht anders sein würde.
Melanie nahm die Brille ab, wischte sich die Augen wieder trocken, wobei sie ja nicht wirklich geweint hatte, und setze die Brille wieder auf um ihm dann zuzuhören. Sie nickte zu seinen Worten. "Das wäre toll wenn du mir da helfen könntest. Allein bin ich da ziemlich aufgeschmissen. " Sie lächelte sacht auch wenn das nicht so super charmant rüber kam, aber das war wohl ihrem derzeitigen Gemütszustand geschuldet. Sie musste bei dem versuchten Scherz doch etwas schmunzeln. "Monster schmecken selten, ich warte ja noch auf eine übernatürliche Sushibar, erst das grausige Fischmonstr erlegen und dansch schön zu Sushi verarbeiten." Sie kicherte etwas und fing sich dann schnell wieder um ihm weiter zuzuhören bei seinem Vorschlag. "Klingt fair. So machen wir das." Sie setzte sich wieder auf und biss in ihren Apfel. Spuckte diesen Bissen aber wieder in ihre Hand und lachte drauf los. Diesmal weinte sie wirklich, aber eher vor Lachen. Nicht das der Scherz so unglaublich lustig gewesen wäre, er war bloß unglaublich zutreffend. Besessen, das war sie im wörtlichen Sinne ja nun mal wirklich. Sie musste sich wieder die Augen wischen und schaute Jakob höchst belustigt an. "Der hat echt gesessen..." Sie musste Husten und hielt sich den Bauch. "Danke.. Geht mir gleich viel besser Jakob." Sagte sie freundlich und konnte sich nun ihrem Apfel zuwenden. "Weißt du vielleicht ob ich in das Zimmer wieder gehen darf? Ich meine es geht mir ja schon viel besser..." Sagte sie, stand auf und schaute sich um, zumindest finden würde sie es wohl.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Dienstag 31. Oktober 2023, 19:11
von Jakob von Nagall
Die junge Frau brach diesmal in so herzliches Gelächter aus, das nicht viel gefehlt hätte und Jakob wäre davon mitgerissen worden. Ja, sie hatte definitiv Züge seiner Schwester. Natürlich anders, aber tendenziell ähnlich impulsiv und extrovertiert. Leicht zu reizen, wenn auf den richtigen Zeh getreten und leicht zum lachen zu bringen. Vielleicht. Vielleicht aber auch nur das Glück des Moments. Vermutlich würde er es erfahren, denn sie hatte zugestimmt, mitzukommen. Jakob war sich nur noch nicht sicher, wie er sich damit fühlte, sie quasi überredet zu haben. Sicher war es leichter, sich ihnen anzuschließen, aber war es auch in jedem Fall richtig?
Während Jakob noch in sich hinein lauschte, ob er nun froh war, sie überzeugt zu haben oder ob er damit nur mal wieder Slava in die Karten spielte, fing Melanie sich wieder. Was genau so zu ihrer Erheiterung beigetragen hatte, würde er wohl nicht erfahren, aber es war eigentlich auch egal. Lachend war sie ihm lieber als heulend, zumindest wenn er es war, der Schuld an dem Zustand hatte. Er rührte sich nicht, als Melanie vom Brunnenrand sprang, sondern folgte ihr nur mit den Augen.
"Sushi. Hab nie verstanden, was an kaltem Fisch so toll ist. Aber auf der Reise jemanden für Schwertkampftraining haben, würde mir passen, wo Jarel außer Gefecht ist. Also vorausgesetzt, du trägst die Dinger nicht nur als Deko am Outfit mit dir rum."
Locker stieg er vom Brunnenrand, trat zu ihr und blickte zu ihr hinunter. Maß sie regelrecht. Bisschen klein, aber die kleinen Gegner waren beim Langschwert oft die gemeinen.
"Wie es dir geht, also die Genesung meine ich, entscheiden hier gerne mal andere für einen. Ich denke also, das Zimmer kannst du noch haben." Er biss in seinen Apfel und steuerte den Durchgang zum Hof an.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Mittwoch 1. November 2023, 09:07
von Melanie Johnston
Sie musste noch Einige tiefe Atemzüge nehmen um sich wieder ganz zu fangen. "Puh... Das tat gut. Danke." Melanie lächelte leicht und verdrückte nun das Stück Apfel das auf ihrer Hand gelandet war. Hätte sie gewusst das ihn diese Entscheidungshilfe so sehr beschäftigte, so hätte sie ihn sicher beruhigen können. Nicht sehr selten waren ihre Entscheidungen wenig nachvollziehbar gewesen. Oft wirkten sie bedrohlich, gar gefährlich. Aber immer entpuppte sie sich am Ende als ein Glücksfall. Niemand hätte zum Beispiel ahnen können das die Vampire denen sie helfen wollten um noch fiesere Vampire aufzuhalten, letztlich die eigentlichen Bösen waren. All das hatten sie nur herausgefunden weil Melanie sich schützend vor ein Kind gestellt hatte und so das Vertrauen der Vampirfürstin Camilla errungen hatten. Sie schmunzelte bei dem Gedanken daran und wischte sich noch mal die Augenwinkel trocken. "Nein die sind keine Deko, ich kann dir damit aber ein super Sushi zubereiten." Sie kicherte etwas und klopfte sich die Hosenbeine ab als er sie musterte. Die größte war sie sicher nicht gewesen das musste sie zugeben, aber das war definitiv nie nötig gewesen. Sie musterte Jakob auch, ein wenig dezenter vielleicht. "Ach du wirst schon genügen, vielleicht lerne ich ja noch das ein oder andere." Grinsend zuckte sie die Achseln und schaute in die falsche Richtung zu den Quartiere ehe Jakob die Richtung wies und sie ihm einfach mal folgte. "Wie reißen wir denn?" Fragte sie neugierig und war im Grunde wieder guter Laune.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Donnerstag 2. November 2023, 13:54
von Jakob von Nagall
Schon seltsam. Sie konnte ihn nicht provozieren, obwohl ihre Worte genau den Hitzkopf auf eben selbigen trafen. Jakob musterte sie noch einen Moment länger. Wenn er nicht aufpasste, fing er noch an, sie zu mögen - nicht wie Iola, das ganz bestimmt nicht. Eher wie eine Schwester. Ja, sie löste in ihm lange tot geglaubte Bruderreflexe aus. Bis sie sich nach so einer Vorlage allerdings in einem Schwitzkasten inklusive Kopfnuss wiederfinden würde, ging noch einiges an Wasser den Pontar hinunter.
Seine Brauen hoben sich also nur und er strich sich mit dem Daumenrücken an der Unterlippe entlang durch den Bart. Er war kein Prahler, er nahm jeden Gegner zunächst ernst, denn wenn man das nicht tat, war man viel zu schnell tot. Aber er wusste auch, was er konnte, entsprechend ließ er sich von Melanie erst einmal nicht verunsichern. "Bestens.", sagte er also nur, offen lassend, was er davon hielt für 'genügend' abgetan zu werden. Wer am Ende wem genügte, würde sich weisen, bis dahin ließ er sich das Urteil offen und biss in seinen Apfel.
Im Schlendergang ging er Richtung Hauptgebäude und warf Melanie nur einen kurzen Seitenblick zu, als er antwortete: "Zu Pferde." Nur noch ein PS, vielleicht mal zwei vor einem Wagen. Daran hatte er sich auch erst gewöhnen müssen, aber je länger man auf die Langsamkeit der eigenen zwei Füße zurück geworfen war, desto mehr Spaß konnte ein schneller Ritt auf einem guten Pferd bringen. Es war alles eine Sache der Gewohnheit, auch wenn er wohl nie zu einem Pferdenarr werden würde, wofür auch der Name seines Hengstes sprach: Sauerbraten.
Im Schatten des Säulenganges blieb er stehen und blinzelte Richtung Sonne. "Ich muss bald zurück ins Kloster. Wir sehen uns also morgen, zur Jagd auf deine sieben Sachen?", wollte er noch wissen.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Freitag 3. November 2023, 09:38
von Melanie Johnston
Sie war im Moment fast nur noch ein einziges Grinsen. Warum konnte sie nicht so genau sagen, vielleicht lag es auch daran das sie einen Scherz nicht erst erklären musste wie bei Ion noch. Nicht das sie das gestört hatte, aber das hier, dieses Gespräch war einfach irgendwie... Unkompliziert. Jakob war ja wahrlich keine Quasselstrippe, eher die Sorte einsilbiger schweigsamer Riese, ein bisschen grummelig und irgendwie doch ziemlich nachdenklich. Aber das bekam sie schon noch in den Griff, zumindest war sie der Ansicht. Ob das von Erfolg gekrönt sein würde war eine andere Frage. Sie konnte zumindest mal testen wie viel Melanie er von Melanie ertragen konnte. "Eh.. Zu Pferde. Die haben noch nie sonderlich mit mir harmoniert. Außerdem kann ich überhaupt nicht gut reiten. Also auf Pferden." Sie schmunzelte etwas in sich hinein und vertilgte nun den Rest des Apfels. Die Kerne waren das einzige was übrig blieb. Auch wenn die Chance gering war das es andere Äpfel waren, hielt sie es dann doch bei der vorsichtigen Herangehensweise. In ihrer Welt waren ja mehrere Eimer Apfelkerne nötig damit sich genug Blausäure bilden würde, aber sicher ist sicher. Sie behielt die Kerne in der Hand und warf sie nicht achtlos irgendwo in den Garten. Wer weiß wer sie einsperren würde wenn hier an unpassender Stelle aufeinmal Apfelbäume wuchsen. Sie schaudert einen kurzen Moment bei der Vorstellung und schaute dann wieder zu Jakob auf. "Oh nadann viel... Äh... Spaß?!" So sicher was es da ansonsten zu wünschen gab war sie sich da nicht. Aber Spass bei dem was man auch immer tat war nie verkehrt. Sie schaute in Richtung der Quartiere und dann wieder zu Jakob. "Ja bis morgen dann, aber kannst du mir noch sagen ob es da irgendeine Markierung gibt um mein Zimmer zu finden. Das sieht ja alles gleich aus hier." Sie seufzte etwas und ließ tatsächlich ein wenig die Schultern hängen. Trotzdem ließ sie es wie eine Übung aussehen um die Schulter zu prüfen. Melanie nahm die Sache mit dem keine Schwäche zeigen sehr genau. Wenn man mal von dem kleinen Ausbruch im Garten ab sah.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Freitag 3. November 2023, 13:37
von Jakob von Nagall
Jakob verspeiste seinen Apfel bis auf den Stiel und auf selbigem kaute er noch etwas herum. Was Harmonie mit Pferden anging, hatte er in Melanie wohl ebenfalls eine Seelenschwester gefunden, zumindest wenn stimmte, was sie sagte. Er selbst hatte Sauerbraten anfangs wirklich gehasst und das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Er wusste nicht, wie oft er im Dreck gelandet war und auch nicht wie oft er sich gefragt hatte, ob Jarel das irgendwie als Strafe für ihn arrangiert hatte. Sicher, der Hengst war recht hübsch für ein Pferd, aber eben auch temperamentvoll wie ein Sack Silvesterknaller. Die Zeit hatte sie einander näher gebracht, aber es gab sie noch immer, diese Momente, in denen der Gaul einfach verrückt spielte und mehr forderte, als Jakobs Können her gab.
"Mit mir auch nicht. Aber besser als zu Fuß.", war entsprechend die knapp gehaltene Antwort. Zum Spaß schwieg er sich aus. Manchmal war es das tatsächlich, dann wieder bitterer Ernst oder Langeweile. Wie eine Schule eben. Besser Klosterschule mit kriegerischer Ausrichtung...
Ihre Frage zerrte seine Aufmerksamkeit von diesem Bild weg und er überlegte selbst einen Moment. "Wenn du in den Gang zu den Quartieren kommst, ist das erste Zimmer rechts das von Jarel und danach sollte deins kommen." Sie würde schon klar kommen, sie war ja schon groß. Trotzdem streifte sie ein abschätzender Blick, als Jakob sich fragte, ob er sie wirklich sich selbst überlassen konnte.
Schluss damit. Er hatte genug eigene Sorgen. Der Knappe spie den Apfelstiel ins Gras und formte das Zeichen der Ewigen Flamme vor dem Körper. "Bis morgen dann. Stell nichts an." Er hob Kinn und Brauen zu etwas, was autoritär aussehen sollte und verließ die junge Frau dann. Kurz überlegte er noch, ob er noch einmal nach Jarel schauen sollte, doch dann würde er sich wirklich verspäten. Also nahm er nach ein paar zögerlichen Schritten Fahrt auf und marschierte weit ausgreifend auf das Tor zu.

weiter

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Donnerstag 9. November 2023, 10:21
von Melanie Johnston
Als sie Jakob davon gehen sah fiel es ihr schwer nun selbst wieder zu gehen. Erschöpft sank sie wieder auf die Bank und schaute in die Richtung in der die Quartiere waren. Irgendwie fühlte sie sich noch nicht bereit wieder in die ruhige Kammer zu gehen. Laut war es hier zwar auch nicht, aber sie nahm die Geräusche der Natur wahr und das war im Moment mehr als genug. Denn langsam setzte sich der Gedanke fest das sie hier, naja.... feststeckte. Anfangs schien ihr das wie eine Chance neu zu beginnen, wie die Möglichkeit all ihre Trauer hinter sich zu lassen, aber zumindest im Moment sorgten ihre Erinnerungen genau für das Gegenteil. Sie dachte an all die Menschen die sie verloren hatte. An ihren Vater, auch wenn sie ihn niemals kennengelernt hatte, er war schließlich vor ihrer Geburt gestorben. Ihre Mum hatte erzählt das er mit den Großeltern zusammen unterwegs war um die Sache mit der ungeplanten Schwangerschaft zu besprechen. Das ihre Mum mit 16 schwanger wurde war alles andere als geplant gewesen. Dann kam der Unfall, in einer Sekunde war aus der komplizierten Situation eine schier unmögliche geworden. Ihre Mum war alleine, ohne eigene Eltern ohne Mann und ohne eine Perspektive. Nur der Großvater von Melanies Vater war geblieben. Naja und die Aussicht auf eine Ausbildung in einem Waisenhaus. Letztlich war das die Rettung gewesen und so hatte Melanie eine zweite Mutter bekommen. Ein Mädchen das kaum älter als ihre Mutter war freundete sich mit dieser an und waren seit dem unzertrennlich. Moira, sie war wie eine Mutter für Melanie gewesen, eine zweite, wer konnte das schon von sich behaupten. Lächelnd seufzte sie und machte sich auf den Weg zu den Quartieren.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Samstag 13. April 2024, 21:17
von Svettele Fini Banik
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von: Dem Heiligtum
Datum: 7:30, 31. August 1278, Diensttag
betrifft: -
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In der Stube hatte Fini niemand mehr gebraucht. Die Erzpriesterin war zwar immer noch im Torhaus verschwunden, aber ihren Alltag bekamen die Schwestern auch ohne weitere Anweisungen hin. Schwester Pirtuska, eine der Älteren, hatte gewohnt die Führung in den kleinen Fragen übernommen und das übliche Treiben begann im Tempel.

Fini hatte das Bedürfnis sich zurückzuziehen, sodass sie sich schließlich im Kräutergarten fand. Sie tat ein paar Schritte durch das Grün und erfreute sich am frischen Morgentau auf Blättern und Blüten, bevor sie sich schließlich auf die Bank setzte. Sie dankte der Göttin für den Frieden des Moments, atmete die morgendliche Luft ein und zog schließlich aus ihren Gewändern eine hölzerne Statue hervor.
Sie war vielleicht eine Elle hoch und zeigte die Göttin mit einladenden Armen sowie herzlichen Gesicht. Sie war ein kleines Kunstwerk: die Gesichtszüge fein herausgearbeitet, ein langer Zopf der unter dem Kopftuch hervor kam und sich über ihre Schulter legte, war gut erkennbar und der Faltenwurf ihres Gewandes war ein Meisterstück für sich. Vor allem strahlte sie das Mitgefühl der Göttin aus. Nun allerdings klafften schräg über ihren Oberkörper tiefe Furchen im Holz. Die Klauen des Wolfes, der vorher ein Ritter war, hatten sie hinterlassen. Eine Weile betrachte Fini die Zerstörung neben dem Gesicht der Göttin bis sie mit einem Seufzen eine kleine Feile hervor holte. Langsam begann sie die Kanten der Risse zu glätten. Retten würde sie nichts können, aber sie würde das zerfetzte Holz abrunden und zu einem Teil der Statuette machen. Es würden sichtbar bleiben, was hier passiert war, aber es würde sie genauso an die unendliche Güte Meliteles erinnern, die keine Gewalt brechen soll. Fini würde das heute Nacht geschaffene Kleinod mit nach Nowigrad nehmen und dort einen besonderen Platz dafür finden. Außerdem beruhigte die Arbeit ihre Gedanken...

So bemerkte sie den bemühten Mendel erst gar nicht und sah erst nach einem Räuspern dessen auf. Ganz verstand sie nicht, was er von ihr wollte, aber sie oder ihre Heilkünste wurden offenbar gebraucht. Sie verstaute ihre Feile, nahm die Statue in die Hand und folgte dem fleißigen Helfer.

<zum Torhaus>

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Donnerstag 6. Juni 2024, 13:12
von Svettele Fini Banik
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von: Quartieren zum Friedhain
Datum: 11:51 Uhr, 31. August 1278, Dienstag
betrifft: wer will
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Eigentlich wäre Zeit für die Mittagsmesse. Aber Schwester Svettele musste zugeben, dass sie nach der Nacht, dem Morgen, all dem Richten und Machen gerade wenig Lust verspürte sich unter Menschen zu begeben. Selbst die Messe nicht. Sie war müde. Sie hatte das dreckige Geschirr in die Küche getragen, es den Novizinnen dort überlassen und war schnell wieder geflüchtet, bevor sie zu viele Fragen stellten. Den Kräutergarten, der durch seine Düfte zwar ein wenig Abwechselung versprach, hatte sie doch nicht aufgesucht, er war zu Nahe an der Küche und dem Tumult.

Eilig hatte Fini den Säulengang vor dem Haus hinter sich gelassen und war über den Hof gehuscht, ohne nach Links und Rechts zu sehen, um auf dem Friedhain zu verschwinden. Dort quatsche für gewöhnlich niemand und ihre Erinnerung sollte recht behalten. Hier stand eine Latschenkiefer. Fini liebte den Geruch des Nadelbaumes, sodass sie ihre Nase zwischen den Nadel versteckte und ein paar lange Atemzüge nahm. Erst dann setzte sich in der Nähe auf den Boden und schloss die Augen, um zu entspannen sowie all die Erlebnisse noch einmal mit etwas Abstand zu durchdenken.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Sonntag 9. Juni 2024, 21:31
von Liam von Alensbach
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von: Haus der Melitele - Hof
Datum: Dienstag, 31. August 1278
betrifft: Fini
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Er sollte sich doch gut fühlen. Erleichtert, dass seine quälende Suche ein Ende gefunden hatte. Aber nichts davon war eingetreten. Nichteinmal dann, als Mendel ihm gestattet hatte die Klinge zu begutachten, die Liam während der Nacht ausgehändigt bekommen hatte. Ob er sie ihm aushändigen durfte, dafür brauchte er die Erlaubnis der Erzpriesterin und solange müsse Liam nunmal warten. Warten... der so geduldige Ritter wäre in jenem Moment am liebsten explodiert und musste seine aufwallende Wut mit aller Kraft niederringen. Auch jetzt, wo er mit festen Schritten auf den Kräutergarten zulief, war sie nicht verraucht. Warum konnten sie ihm dieses Schwert nicht einfach aushändigen? Es lag sowieso nur herum, der Besitzer war nicht merh hier - geschweige denn, dass jemand wusste wem es gehört hatte und nun brauchte er gar die Erlaubnis Varelias? Vielleicht würde eine kurze Unterredung mit Fini ihn beruhigen, bevor er Jarel aufsuchte. In seiner derzeitigen Verfassung wollte er dem einstigen Ordensbruder nicht gegenübertreten. Dafür brauchte er einen kühlen Kopf und den hatte er gerade nicht.

Als er den Friedhain betrat, hielt Liam inne und atmete tief durch. Die Hoffnung, dass das Grün, der würzige Duft und der leise Gesang der Singvögel ihn milde stimmten, wich der nüchternen Erkenntnis, dass es nichts brachte. Friedhain... na klar. Wollte er so Fini gegenüber treten? Eigentlich nicht und das, obschon er ihre Gestalt bereits entdeckt hatte. Just in dem Moment als er sich umwenden wollte um zu gehen, bemerkte sie ihn. Jetzt konnte er nicht mehr zurück, nicht ohne sie vor den Kopf zu stossen und das wollte er schon gar nicht riskieren. Also fasste er sich ein Herz und trat an sie heran. "Schwester Svettele." grüsste er sie förmlich. "Ich habe Euch gesehen, als ihr den Platz überquert habt." Eine Erklärung warum er wusste, dass sie hier war. Weiter, Liam. "Und ich wollte Euch bloss darüber unterrichten, dass die Brandwunde nun gut verheilt ist." Brandwunde, richtig. Er legte soviel Gelassenheit in Worte und Ausdruck, wie er konnte. Aber der Ritter wusste, dass die Schwester ihn zu gut kannte. Abgesehen davon war er kein guter Schauspieler und ein äusserst schlechter Lügner. Gründe, die ihn nie in die Politik brachten und dafür war er sehr dankbar.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Montag 10. Juni 2024, 09:20
von Svettele Fini Banik
Aus dem Augenwinkel hatte Fini den Ritter bemerkt und sofort erkannt: seine Statur, seine Art sich zu bewegen, das Profil und auch seine leichte Unsicherheit. Aber die war ihr spontan egal. Sie sprang auf ihre Beine, nahm die Entfernung zwischen ihnen und drückte ihn erleichtert an sich. Es tat gut ihn unbeschadet zu sehen. Die Nacht und der Tag waren so ereignisreich gewesen, hatten so viel gezeigt. Die Priesterin war einfach froh, dass er da war. Nach außen gab es dummerweise ein bestimmtes Bild: die Mittagsmesse schwänzen, um sich wenn kaum ein anderer im Tempel weilt, im Friedhain zu treffen. Eigentlich nicht heimlich, aber das wusste ja keiner. Die Gedankengänge kamen Fini zwar, waren ihr im Augenblick allerdings scheißegal – gelinde gesagt.

Schließlich ließ sie ihn los, löste sich wieder, ließ ihre Hände aber auf seinen Schultern: „Liam“ Die alles andere als förmliche Anrede. „Du bist…“ Der musternde Blick der Frau Doktor, als ihre Hände langsam über seine Arme von Schulter zum Ellenbogen strichen. Ihr Gegenüber war aufgewühlt, müde und leicht gereizt. „...wieder auf den Beinen.“ Zumindest das. „Hast Du geschlafen?“ Ihre Hände nahm sie wieder zu sich. „Ich nicht.“ Pflichtbewusst sah sie auf die Brandwunde, die eigentlich gar keine war und nickte: „Jemand hat sie sehr liebevoll verbunden, Ser.“ Sie wusste auch, dass sie förmlich sein sollte… aber es war hier ihr Tempel und da zählte Menschlichkeit doch mehr, als langweilige Korrektheit.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Montag 10. Juni 2024, 21:05
von Liam von Alensbach
Das hatte er nicht erwartet. Das hatte er nicht komlen sehen. Das überforderte ihn gerade so sehr, dass die Wut erstmal keinen Platz mehr fand um sich zu entfalten. Überrumpelt von Finis Armen umschlungen, erinnerte sich sein Körper daran, dass man Umarmungen erwiderte. Also umarmte er die Schwester, weil man das eben so tat. Und weil es ihm egal war, was andere dachten und sein Denken wieder einsetzte, drückte er sie schliesslich sehr bewusst an seine Brust. Weil er sie gern hatte, weil er froh war, dass es auch ihr gut ging. Als sie sich voneinander lösten, ihre Hände an seinen Ellenbogen inne hielten, wallte der Frust und diese gärende Agression wieder auf. "Schlecht." gab er zu. "Lassen wir diese beschissene Förmlichkeit." Dafür hatte er gerade keinen Nerv. "Das war von Tretogors Leibwächter." Sein Blick fiel auf den Verband und erst jetzt fiel auch ihm auf, wie sorgfältig der Jüngere gearbeitet hatte. Und ihm fiel erst jetzt auf, wie seine Finger fast schon zärtlich über den Verband gestrichen haben. Ein Schauben seitens des Ritters. "Wäre es nicht klüger, du legst dich hin? Ich muss noch Moore aufsuchen, wenn ich schonmal hier bin. Und die Erzpriesterin aufsuchen."

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Dienstag 11. Juni 2024, 10:15
von Svettele Fini Banik
Die Priesterin nickte entschlossen – zu allem: Liam fühlte sich schlecht und hat sicher schlecht geschlafen, die Förmlichkeit könnte man sein lassen, der Leibwächter hat das ordentlich gemacht und sie sollte sich hinlegen. War aber genauso noch zu aufgeregt, um wirklich Schlaf zu finden.

„Jarel ist wieder in seinem Quartier und schläft sich aus. Er wirkt… sehr niedergeschlagen wegen… all dem. Mutter Varelia ist… wahrscheinlich bei der Mittagsmesse oder in ihren Gemächern. Sie macht sich viele Sorgen. Hast Du schon eine Antwort auf den Brief?“ Sie dachte kurz nach, ob das sein könnte, aber Kloster und Tempel lagen im selben Viertel. Weit war es wirklich nicht. Und Liam war so unruhig, so kannte sie ihn gar nicht. Sonst war er stets so gefasst.

„Aber komm, ruhen wir uns kurz etwas aus und ich summ unser Lied.“ Sie nahm ungefragt seine Hand und führte ihn zu ihrem Plätzchen unter der Latschenkiefer. „Am Feuer in eigenen Zucker kandierte Beeren sind leider aus, aber ich mag den Geruch der Nadeln sehr gerne. Schnupper mal, erinnert einen daran wie tief man die Luft einziehen kann.“

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Dienstag 11. Juni 2024, 22:13
von Liam von Alensbach
"Niedergeschlagen, hm?" In Liams Stimme lag mehr Verbitterung als er beabsichtigt hatte und er fühlte die Bitterkeit der Enttäuschung so stark auf der Zunge, dass ihm dabei übel wurde. "Ich hoffe sie nach der Mittagsmesse aufsuchen zu können." Und noch mehr erhoffte er sich dadurch endlich diese unerklärliche Wut zu besänftigen. Sie machte ihn rasend. "Den Brief? Welcher Brief?" Der Ritter starrte Fini verständnislos an. Sein erster Reflex, als sie seine Hand nahm, war sie wegzuschlagen. Aber Liam besann sich und war froh, dass sein Wille ihm soviel Kontrolle über sich gab. Auch wenn er langsam ins Wanken geriet.

Unter der Latschenkiefer schloss der Ritter die Augen und atmete ein. Ihm war sehr wohl bewusst, dass Fini versuchte ihn zu beruhigen. "Ich erinnere mich." sagte er leise, nachdem er die Augen wieder geöffnet hatte. Und dann schwieg er wieder, als fürchte er sich verletzend zu werden wenn er zuviel sagte.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Mittwoch 12. Juni 2024, 08:50
von Svettele Fini Banik
Niedergeschlagen. Genau das. Fini konnte Liams Enttäuschung beinahe spüren, weshalb sie verständnisvoll nickte. Es muss furchtbar sein, wenn so etwas auf diesen Weg ans Licht kommt zwischen… Freunden? Familie? Ordensbrüdern? Jarel hatte Liam sehr mitfühlend auf dem Krankenbett angesehen, was zumindest sagte, dass sie sich besser kannten als nur flüchtig. Aber das war das Letzte was sie nun erfragen würde. Sie war froh, dass er mitkam, ihre Hand und Hilfe annahm. Irgendwas nagte an ihm und es war mehr als Jarels Missgeschick.

„Ja, ein Brief.“ Vielleicht hätte sie den nicht erwähnen sollen, aber jetzt war es zu spät. „Die ehrwürdige Mutter möchte sich möglichst bald mit Deinem Großmeister austauschen.“ Warum muss sie nicht erwähnen und den Grad der gewünschten Vertraulichkeit verschwieg sie dann doch lieber. „Wenn Du möchtest stelle ich Dich nach der Messe bei ihr vor.“ Sie würde es eh wissen wollen, wenn er zu Jarel wollte oder vielleicht sogar selbst ein Auge darauf haben.

Sie setzte sich neben ihn. Seine Hand ließ sie nicht los, sondern legte sie haltend in ihren Schoß und lehnte ungefragt ihren Kopf an seine Schulter. Viel zu vertraut aber das war ihr egal und irgendwo war hier gerade auch ein Mensch, der etwas Seelsorge brauchte. „Wundervoll, oder?“ Sie nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Sie spürte seiner Wärme nach und lausche den Insekten und Vögeln. Als ein gedämpftes Liedchen aus dem Heiligtum zu ihnen hinüber wehte, nahm sie die Melodie leise auf und summte mit. Erst mit dessen Ende setzte das ruhige Schlaflied an, von dem sie nicht mehr wusste, wann sie es begonnen hatte es in solchen Momenten zu summen, aber es kam aus tiefsten Herzen.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Mittwoch 12. Juni 2024, 15:54
von Liam von Alensbach
"Ich weiss von keinem Brief." entgegnete er und zuckte die Achseln. Oder doch? Grübelnd kniff der Ritter die Augen zusammen, aber es wollte ihm einfach nicht mehr einfallen und nun war es sowieso egal. "Ja, bitte... Das wäre sehr freundlich von dir." Vielleicht ist die Chance grösser, dass sie ihn nicht abweisen würde wenn Fini dabei war.

Es widerstrebte ihm sich zu setzen, doch er musste sowieso bis nach der Mittagsmesse warten und was sollte er in der Zwischenzeit schon tun ausser Däumchen zu drehen? Sehnsüchtig zuckte sein Blick zur Waffenkammer, dabei musste er tief durchatmen. Als Mendel ihm die Klinge gezeigt hatte, wollte er sie ihm am liebsten aus den Händen reissen und das machte ihm Angst. Warum übte dieses Schwert eine solch starke Anziehungskraft auf ihn aus? Warum würde er für diese Klinge töten? Er verstand es nicht. Er verstand nicht woher die Wunde an seiner Hand stammte. Auch wenn er sie nicht in die Hand genommen hatte, am Griff - soweit er es beurteilen konnte - gab es keine Auffälligkeiten. Was war das? So sehr in Gedanken versunken war er, dass er Finis Stimme kaum wahrgenommen hatte und nun wo er sie singen hörte, brach ein schlechtes Gewissen über ihn herein. Niemand konnte etwas für seine derzeitige Stimmung und niemand hatte es verdient, dass sie an anderen ausliess. Ihr Kopf wog schwer an seiner Schulter, er hatte nicht bemerkt dass sie sich angelehnt hatte. Und ihre Finger hielten seine Hand fest, was einen verwunderten Blick seinerseits bedeutete. Richtig, sie hatte seine Hand ja gar nie losgelassen. An das Bild, welches sie damit abgeben würden, daran dachte er nicht. *Beruhige dich.* sagte er sich in Gedanken, schloss die Augen und zwang sich die Konzentration nur auf den Atem und die Geräusche um ihn herum zu lenken. Und auf die Wärme der Schwester an seiner Schulter. Aber die Ruhe oder der Schlaf, die er sich so sehr herbei sehnte, kamen nicht.

Und dann kam sie doch. Die Ruhe. Die Stille. Mit der Stimme der Schwester kam der Schlaf und ehe er es sich versah war der Ordensbruder eingeschlafen.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Donnerstag 13. Juni 2024, 16:24
von Svettele Fini Banik
Die Priesterin hatte mit einem „Hmmmm“ bestätigt, dass sie ihn nach der Mittagsmesse zur Erzpriesterin bringen würde. Diese hatte die Flammenrosenritter gestern hinausgeworfen, vielleicht wollte sie niemanden mehr von ihnen sehen, aber Fini sah in Liam gerade jemanden, der Hilfe brauchte. Sie wusste nicht was den Ritter so aufwühlte. Es gab zwar viele Gründe, aber irgendwas passte trotzdem nicht. Irgendwas hatte ihn selbst letzte Nacht verändert oder sie hatte ihn trotz der Reise nie richtig kennengelernt. Nüchtern betrachtet wie sollte sie auch? Sie hatten vielleicht drei Wochen gemeinsam und er war über Vierzig.

Sie spürte wie er müde wurde, seine Atmung ruhiger, sein Körper schwerer. Doch sie spürte es mehr als dass sie es genau definieren könnte. Irgendwas hielt ihn ab, wie ein störendes Insekt, das genau dann wieder kam, wenn man fast eingeschlafen war. Nur war hier niemand. Sie begann etwas lauter ihr Schlaflied zu singen und legte all ihren Glauben an Melitele hinein. Ihre Finger fuhren über seine. Ihre Wange strich sanft über seine Schulter. Diesmal kam das Insekt nicht, Liam nickte weg. Ein Lächeln umspielte ihr Gesicht und irgendwie wollte sie noch mehr denken, aber die Müdigkeit übermannte auch sie. Denn alles war gut: Liam schlief, die Messe lief, ihr Gast war versorgt und um Iola kümmerte sich das Mädchen. Niemand brauchte Fini, so schlief sie ein – endlich.

Re: Das Haus der Melitele - Kräutergarten

Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 09:21
von Liam von Alensbach
Sein Schlaf war ungewöhnlich tief und traumlos, so dass er nach einer guten Stunde ausgeruhter wieder erwachte als er sich bis dahin gefühlt hatte. Es dauerte, denn er wollte weiter schlafen. Weiter in jener traumlosen Geborgenheit verweilen. Wo er sich befand sickerte nur träge in sein Bewusstsein, so dass er noch mit geschlossenen Augen an Finis Seite und seinen Kopf an ihrer Schulter gebettet verweilte. Ein tiefer Atemzug, nur noch ein bisschen die Augen geschlossen halten. Noch ein bisschen die Nähe und Wärme einer vertrauten Gestalt geniessen dürfen. Und dass Fini zu einer Vertrauten geworden ist, das konnte er nicht leugnen. Liam legte sich die nächsten Schritte zurecht. Erst der Besuch bei Varelia, dann wohl einen Abstecher zu Jarel - da wusste er noch immer nicht, was er warum er das tun sollte. Oder ob er es wirklich wollte. Unvermittelt wallte der Zorn in seiner Brust auf und er musste sich beherrschen ihn zurück zu drängen. "Entschuldige." murmelte er schliesslich um sich aufzurichten und mit einer Hand über sein Gesicht und den Schlaf aus den Augen zu reiben. "Ich hatte nicht vor zu schlafen."